Sharon, Marko, Dragan und Benjamin sind „3punkt5

Transcrição

Sharon, Marko, Dragan und Benjamin sind „3punkt5
KULTUR  
INTERVIEW
Sharon, Marko, Dragan und Benjamin sind „3punkt5“, die Gruppe, die aus der Sendung „Blockstars – Sido macht Band“ hervorgegangen ist. Musikalische Talente aus
sozial schwierigen Verhältnissen, die mit ihrem sehr interessanten Debütalbum
„AusnahmeZustand“ gleich beweisen, dass sie es wirklich drauf haben.
Das momag traf die jungen, hochmotivierten Künstler in Wien zum Gespräch über
die Sendung „Blockstars“ und die Arbeit am ersten Album.
www.3punkt5.at
Wie geht es euch? Ihr habt nun euer
erstes Album veröffentlicht.
Marko: Sehr gut – wir sind Nummer eins in den
iTunes-Charts! Das haben wir eben erst heute
Morgen erfahren. Unser Ziel war es, unter die
besten... sagen wir mal: zehn zu kommen.
Dragan: Es gibt für einen Künstler wohl keine
schönere Art, aufzuwachen.
Was waren die Höhe- und Tiefpunkte
für euch bei der TV-Show?
Dragan: Zu den Höhepunkten gehört auf jeden
Fall unser Plattenvertrag. Der Videodreh. „Die
Nacht der Werbung“ bei Ö3. Das Zusammenarbeiten mit Sido, Doreen, Paul Blaze und so
weiter. Das waren die Höhepunkte. Tiefpunkte
waren der Fast-Rauswurf von Marko, die Krise
von Daniel. Das nimmt jeden mit, auch wenn
wir nie die besten Freunde waren. Zu den Tiefpunkten gehören auch Leute, die dich enttäuschen, weil sie aus den falschen Gründen bei so
einer Show teilnehmen.
Benjamin: Gut gesagt.
Marko: Ich glaub‘ er hat studiert.
Dragan: Hab ich auch. (lachen) Scherz.
Sharon: Das war es dann auch schon so ziemlich mit den Tiefpunkten. So viele gab es da
nicht mehr.
Dragan: Das mit Michael war auch ein Tiefpunkt.
Als wir gesehen haben, wie es Menschen ergehen kann im Leben. Sowas sind Tiefpunkte. Bis
zur Ausstrahlung der ersten Folge habe ich gar
nicht so richtig wahrnehmen können, auch emotional, wie dieser Mensch lebt. Die Folge hat mir
dann alles beantwortet. Sein ganzes Verhalten
zu Beginn der Dreharbeiten.
Es heißt ja, dass ziemlich viel bei der Show
gefaked wurde. Was sagt ihr dazu?
Dragan: Es heißt ja auch, dass Ende 2012 die
Welt untergehen soll. Die Leute reden viel in
der heutigen Zeit.
Benjamin: An der Show ist absolut nichts gefaked
worden.
Marko: Was manche Leute reden, das ist einfach Frust.
Dragan: Das sind Leute, die haben einfach keine Ahnung vom Leben.
Sharon: Wir sind da reingesteckt worden und
es ist das passiert, was passiert ist.
Dragan: Wie willst du etwas faken, wenn du so
gut wie rund um die Uhr von Kameras begleitet wirst? Da bleibt dir keine Zeit, dir etwas zu
überlegen. Auch wenn du dich bemühst, dich
vor der Kamera auf eine bestimmte Art zu verhalten, dann geht das nicht. Wenn jetzt ein Streit
ausbricht, dann kannst du nicht mehr beeinflussen, was du sagst.
54 |
mostviertel magazin
Benjamin: Es war ja auch was neues
für die Fernsehproduktion. Die
hatten es auch schwer. Du musst
es ja auch so sehen: Die mussten
eine Show zusammenstellen. Die
mussten schauen, dass... wie soll
man das sagen?
Dragan: Heutzutage ist das Fernsehen einfach anspruchsvoll.
Benjamin: Die waren zum Teil fast
überfordert, weil es einfach so war
wie es war. Klar haben die uns hie
und da auch eine Aufgabe gegeben.
Zum Beispiel – mit wem haben wir uns da getroffen? Mit diesem älteren Herren...
Marko: Wenn es wo Streit gegeben hat, dann
haben sie uns gesagt: „Setzt euch hin und diskutiert darüber.“
Dragan: Kann man sagen, es ist ein Fake, wenn
die kommen und uns sagen: „Am Mittwoch
fahren wir zu einem Bauernhof.“ Das war die
ganze Info, die wir hatten. Das war’s.
Marko: Wir haben ja nicht einmal gewusst, dass
wir an dem Mittwoch zu einem Bauernhof fahren.
Das haben wir erst an diesem Tag in der Früh
erfahren. Es gab vorher schon Gerüchte und
bei uns gleich einmal Panik. (lachen) Wir müssen Scheiße schaufeln und so.
Dragan: Ja, haben wir uns wieder beruhigt und
dann kam Sido an und meinte: „Auf geht‘s, ab
zum Bauernhof.“
Marko: Für Sido hat es ja auch Kritik gehagelt.
Man hat gemeint, dass das nur eine Show für
sein Image ist.
Dragan: Da gab es Szenen wie zum Beispiel am
Bauernhof, Lagerfeuer, eine lange Nacht gemeinsam am Lagerfeuer, wo keine Kamera weit und
breit war. Da haben wir uns unterhalten, Spaß
gehabt, Musik gemacht.
Benjamin: Da war zum Beispiel diese Szene mit
Goran in der zweiten Folge. Ich bin ins Loft
gekommen und da war Goran und ich dachte nur „Die wollen mich jetzt bloßstellen oder
so.“ Da habe ich Sido dann darauf angesprochen und ihn gefragt ob sie wollen, dass ich
mit ihm streite. Ich bin so ein Mensch, ich lasse
mich nicht gerne unterdrücken oder mir irgendetwas von Leuten sagen, die einfach herkommen und „Du machst das. Du machst das.“ anfangen. Sidos Antwort war: „Willst du jetzt petzen oder was? Klär das mit ihm persönlich.“ Also
in der Show ist wirklich alles wie es ist, da ist
nichts gestellt.
Wer hat den Bandnamen „3punkt5“ ausgewählt?
Marko: Wir haben den Namen gemeinsam ausgesucht. Wir hatten viele verschiedene Namen
gehabt. Wir haben vorher mit „3einhalb“ expe-
rimentiert, dann kam „3,5“ und irgendwie kam
es dann zu „3punkt5“.
Dragan: Warum es dieser Name geworden ist?
Weil er für uns sympathisch klingt. Wir haben
uns das so vorgestellt: wir gehen auf die Bühne und du siehst drei große Männer. Plötzlich
kommt Sharon um die Ecke und zeigt allen, was
eine tolle Stimme ist. Das ist sozusagen unser
Name. Wir wurden schon ein paar Mal darauf
angesprochen, ob wir das nicht frauenfeindlich oder diskriminierend finden, aber das finden wir absolut nicht.
Sharon: Ich kann mit dem Namen leben und
mich mit allem voll identifizieren.
Wie war die Arbeit am Album?
Benjamin: Puh! Hart.
Marko: Aber fair. (lachen) Wir hatten ganz genau
nur zwei Wochen um das Album aufzunehmen.
Zehn bis vierzehn Tage, deswegen auch der Albumtitel „Ausnahmezustand“. Tagsüber haben
wir an unseren Texten geschrieben.
Dragan: Normalerweise hat man ja viel länger
Zeit für ein Album.
Marko: Ja, normalerweise sitzen die Künstler
drei Monate, manche sogar jahrelang und arbeiten an einem Album. Bei uns waren wirklich alle überfordert. Da hast du auch Sido gesehen, wie er sich voll ins Zeug gelegt hat, weil
der Zeitdruck von der Plattenfirma voll da war.
Dragan: Doreen, Sido, Paul Blaze, alle haben die
ganze Zeit unter Hochdruck gearbeitet.
Sharon: Es gab aber auch Schmäh. Immer wieder.
Marko: Viele haben an unseren Qualitäten gezweifelt, doch wir haben mit diesem Album bewiesen, dass wir auch in nur zwei Wochen ein
gutes Album schaffen können.
Benjamin: Man hat ja auch immer wieder gelesen: „Sido holt Leute ohne Talent.“ Mit dieser
CD haben wir allen das Gegenteil bewiesen.
Marko: Das hat auch unsere Professionalität bewiesen. Sido war mit uns im Studio, Doreen war
noch da. Wir haben zusammen an den Texten
geschrieben, Strophen geschrieben, Paul hat
die Beats gemacht.
Nr. 299 | März 2012