The Economics of Banking - Chair of Financial Economics
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The Economics of Banking - Chair of Financial Economics
The Economics of Banking Vorlesung zur Volkswirtschaftspolitik Prof. Dr. Isabel Schnabel FB 03 - Abteilung Wirtschaftswissenschaften Johannes Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2009/2010 Vorlesung V6 1 / 45 IV. Die Industrieökonomik des Bankwesens IV.1. Cournot-Wettbewerb IV.2. Produktdifferenzierung IV.3. Der Trade-off zwischen Wettbewerb und Bankenstabilität IV.3.1. IV.3.2. IV.3.3. IV.3.4. Motivation Empirie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität Theorie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität Kreditmarktwettbewerb V. Bank Runs und systemisches Risiko 2 / 45 IV.3. Der Trade-off zwischen Wettbewerb und Bankenstabilität I Literatur: I I I Keeley (American Economic Review, 1990) [Empirie] Allen/Gale (Journal of Money, Credit, and Banking, 2004, Abschnitt 2.1.) [Theorie] Boyd/de Nicoló (Journal of Finance, 2005) [Kreditmarktwettbewerb] I Wichtiges Forschungsgebiet der letzten Jahre I Fragen: Führt hoher Wettbewerb im Bankensystem zu einer Destabilisierung des Bankensystems? Sollte der Wettbewerb im Bankensystem begrenzt werden, um die Stabilität des Bankensystems zu gewährleisten? 3 / 45 IV.3.1. Motivation I Bankensysteme sind durch Instabilität gekennzeichnet I Bankenkrisen sind weltweit ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen I Schwerste Krisen: Weltwirtschaftskrise, aktuelle Subprimekrise → in beiden Fällen weltumspannende Krisen, Zusammenbruch der Bankensysteme vieler Länder Aber auch viele kleinere Krisen in jüngerer Zeit, sowohl in entwickelten, als auch in weniger entwickelten Ländern: I I I I I I I USA (1980er, Savings and Loans) Skandinavien (1990/91) Japan (1990er Jahre) Mexiko (1994/1995) Asienkrise (1997/1998) Argentinien (2002) 4 / 45 Bankenkrisen und Regulierung I Häufige Reaktion auf Bankenkrisen = Verschärfung der Regulierung und Einschränkung des Wettbewerbs I Beispiel Deutschland: Bankenkrise von 1931 war gefolgt von der Einführung der Bankenaufsicht und der (offiziellen!) Einführung eines Zinskartells I Tiefsitzende Überzeugung der Regulatoren, dass Instabilität im Bankensystems eine Folge eines zu scharfen Bankenwettbewerbs ist I Vergleiche Diskussion in Deutschland: Ist Deutschland “overbanked”? Lösen Fusionen die Probleme im deutschen Bankensystem? 5 / 45 Argumentation I Bei scharfem Wettbewerb sind die Margen im Bankgeschäft klein I Dies treibt die Banken dazu, höhere Risiken zu übernehmen I Folge: Destabilisierung des Bankensystems I Lösungsvorschlag: Durch Begrenzung des Wettbewerbs werden die Margen im Bankgeschäft erhöht → Geringere Risikoneigung der Banken und Stabilisierung des Bankensystems 6 / 45 Argumentation I Beispiele für Wettbewerbsbeschränkungen: I I I I Marktzutrittsbarrieren (Lizenzerfordernisse) Trennbankensystem = Trennung des traditionellen Bankgeschäfts vom Investment Banking (USA) Beschränkung der Zweigstellengründung (USA) Zinsregulierung (Höchstzinsen auf Einlagen, Mindestzinsen auf Kredite) I Aber: Einschränkung des Wettbewerbs verursacht volkswirtschaftliche Kosten! → Begrenzung des Wettbewerbs führt zu Effizienzverlusten I Diese Kosten sind jedoch weniger sichtbar und schwer zu quantifizieren → Politökonomisches Argument für die hohe Priorität der Politiker, Krisen zu vermeiden 7 / 45 Warum sind Banken anders als andere Industrien? I Problem der übermäßigen Risikoübernahme (“excessive risk-taking”) I Grund: Banken finanzieren sich überwiegend über Schulden → Beschränkte Haftung führt zu einem Anreiz, übermäßige Risiken einzugehen (vergl. Stiglitz/Weiss, AER 1981) I Außerdem sind die Gläubiger (Einleger) von Banken typischerweise klein und schlecht informiert → Beschränkte Möglichkeiten und Anreize zur Überwachung der Bank (Free-rider-Probleme) I Probleme werden durch Einlagenversicherung noch verschärft 8 / 45 Warum sind Banken anders als andere Industrien? I Qualität der Aktiva von Banken (insb. Kredite) ist von außen schwer einzuschätzen → Erhöhte Risikoübernahme der Banken ist schwer zu beobachten I Probleme einzelner Banken können sich über Ansteckungseffekte auf den Rest des Bankensystems übertragen I Systemweite (“systemische”) Krisen des Bankensystems sind in der Regel mit sehr hohen Kosten verbunden 9 / 45 Volkswirtschaftliche Kosten von Bankenkrisen I I Banken müssen ihre Aktiva zu niedrigen Preisen liquidieren, obwohl eine Liquidation ineffizient ist (z. B. Abbruch profitabler Investitionsprojekte) Zusammenbruch von Banken vernichtet das “Informationskapital” der Bank I Unternehmen verlieren ihre langjährige Bankverbindung und haben Schwierigkeiten, an Kapital zu gelangen I Hohe Kosten für den Steuerzahler, wenn der Staat Banken “rettet” (Bail-out) ⇒ Deadweight losses der Besteuerung I Kreditklemme, Ausbleiben von Investitionen ⇒ Konjunktureinbruch, Auswirkungen auf das langfristige Wirtschaftswachstum I Daher: Zentrales Ziel der Bankenregulierung = Gewährung der Stabilität des Bankensystems 10 / 45 Wirtschaftspolitische Fragen I Sollte der Wettbewerb begrenzt werden, um das Bankensystem zu stabilisieren? I Welche Maßnahmen sind hierzu am besten geeignet? (Z. B. Markteintrittsbarrieren, Eigenkapitalrestriktionen, Zinsregulierung) I Ist der Zusammenschluss von Banken wünschenswert, weil dies die Stabilität des Bankensystems erhöht? I Sind Bankenzusammenschlüsse ein gutes Mittel zur Krisenbewältigung? 11 / 45 IV.3.2. Empirie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität I Keeley (American Economic Review, 1990) war der erste, der den Trade-off zwischen Bankenwettbewerb und Bankenstabilität empirisch belegt hat I Aufsatz ist noch immer sehr einflussreich und hat eine große Literatur zu diesem Thema angestoßen Ausgangspunkt: I I I I US-amerikanisches Bankensystem war nach dem 2. Weltkrieg relativ stabil (wenige Bankenzusammenbrüche) Mit der Deregulierung und Liberalisierung des Finanzsystems in den 1970er/1980er Jahren kam es zu einer Häufung von Bankenzusammenbrüchen Warum? 12 / 45 13 / 45 Argument von Keeley I Nach dem 2. Weltkrieg war das amerikanische Bankensystem stark reguliert I Beispiele: Verbot der Gründung von Zweigstellen in anderen Staaten oder generelles Verbot von Zweigstellen, “Regulation Q” (= Höchstzins auf Einlagen), gesetzliche Beschränkung der Aktivitäten der “Thrift institutions” I Folge: Geringer Wettbewerb, hohe Margen und hohe “Charter values” (= abdiskontierte Gegenwartswerte der zukünftigen Gewinne) 14 / 45 Argument von Keeley I Analog zu Stiglitz/Weiss (1981) ist die Risikoneigung der Banken im Falle hoher Margen/“Charter values” relativ gering I Grund: Bei Insolvenz verliert die Bank ihre Lizenz und damit den “Charter value” → Daher senkt ein hoher “Charter value” den Anreiz, übermäßige Risiken zu übernehmen I Eine Risikoerhöhung findet nur dann statt, wenn der erwartete Gewinn aus der Risikoübernahme größer ist als der erwartete Verlust der Banklizenz 15 / 45 Argument von Keeley I Die Deregulierung und Liberalisierung der 1970er/1980er Jahre sowie der zunehmende Wettbewerb durch ausländische Banken und Nichtbanken (z. B. Geldmarktfonds) haben den Wettbewerb erhöht und die Margen und “Charter values” gesenkt I Folge: Erhöhte Risikoübernahme und damit eine erhöhte Instabilität im Bankensystem I Frage: Lässt sich diese Hypothese empirisch belegen? 16 / 45 Empirische Analyse I Keeley untersucht individuelle Bankdaten der 150 größten amerikanischen “Bank holding companies” für den Zeitraum 1970–1986 I Marktmacht einer Bank wird gemessen über Tobin’s q = Marktwert einer Bank / Buchwert einer Bank I Idee: Marktwert von Banken mit Marktmacht ist (relativ zum Buchwert) aufgrund der höheren Ertragsmöglichkeiten besonders groß I Risikomaße: Eigenkapitalquote, Zinssätze auf unversicherte CDs (certificates of deposits = große, verbriefte Einlagen) 17 / 45 Empirische Analyse I Risiko der Bank wird erklärt durch die Marktmacht (Tobin’s q) der Bank (plus Kontrollvariablen) I Problem: Marktwert einer Bank (und damit Tobin’s q) ist selbst eine Funktion der Risikoübernahme (Zur Erinnerung: Bank erhöht das Risiko, gerade weil dies ihren Marktwert erhöht) I Also: Simultanitätsproblem 18 / 45 Empirische Analyse I Ökonometrische Lösung dieses Problems: Instrumentvariablenschätzung I Verwendete Instrumentvariablen: Regulatorische Veränderungen (z. B. Aufhebung von Zweigstellenbeschränkungen) I Idee: Diese Variablen haben einen Einfluss auf die Marktmacht, sind selbst aber unabhängig von der Risikoübernahme der Bank 19 / 45 Determinanten der Marktmacht (q) 20 / 45 Risikoübernahme (Eigenkapitalquote) und Marktmacht (q) 21 / 45 Risikoübernahme (Zinssätze auf unversicherte CDs) und Marktmacht (q) 22 / 45 Empirische Analyse I Zentrale Ergebnisse der Regressionsanalyse: 1. Die Marktmacht einer Bank hängt negativ von der Liberalisierung im Finanzmarkt ab 2. Eine Erhöhung der Marktmacht hat einen großen und statistisch signifikant negativen Effekt auf die Risikoübernahme der Banken I Dieses Ergebnis ist konsistent mit der Hypothese eines Trade-offs zwischen Bankenwettbewerb und Stabilität 23 / 45 Kritische Würdigung I Sehr einflussreiches Papier, das erstmals den Trade-off zwischen Bankenwettbewerb und Bankenstabilität empirisch belegt I Inzwischen gibt es viele neuere empirische Studien zu diesem Thema: Ergebnisse sind durchwachsen → Trade-off zwischen Bankenwettbewerb und Stabilität kann nicht allgemein bestätigt werden 24 / 45 Alternative Erklärungen der Ergebnisse I Genereller Anstieg finanzieller Risiken nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems (insb. höhere Volatilität von Zinsen und Wechselkursen) I Dies würde sich auch in den Bilanzen der Banken in Form einer höheren Risikoübernahme widerspiegeln I Zinsschocks waren ein wesentlicher Grund für die Bankenprobleme der 80er und 90er Jahre I Reduzierung der Eigenkapitalquoten könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass es bei gestiegenem Wettbewerb schwieriger ist, das Eigenkapital zu erhöhen (in diesem Fall wäre die erhöhte Risikoübernahme keine bewusste Entscheidung der Bank) 25 / 45 IV.3.3. Theorie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität I Hier: Modell von Allen und Gale (Journal of Money, Credit, and Banking, 2004, Abschnitt 2.1.) [sehr gut lesbar!] I Sehr einfaches Modell, das zum “Workhorse” in dieser Literatur geworden ist I Modell beruht auf dem gleichen Mechanismus wie das Stiglitz-Weiss-Modell mit Moral hazard (allerdings mit einer stetigen Risikowahl) I Intensivierung des Wettbewerbs wird modelliert als eine Erhöhung der Anzahl der ausgegebenen Banklizenzen (“charters”) I Frage: Wie groß ist die optimale Anzahl von Lizenzen? I Wettbewerb à la Cournot, aber jetzt kann die Bank auch das Risiko der Projekte bestimmen 26 / 45 Annahmen des Modells I n Banken, i = 1, ...n I Bank i sammelt Einlagen di und investiert diese in ein riskantes Projekt I Projekt hat eine Zweipunktverteilung: Ertrag pro investierter Einheit beträgt yi mit Wahrscheinlichkeit p(yi ) und 0 sonst (konstante Skalenerträge) I Bank wählen yi und damit das Risiko des Projektes I Risikowahl der Bank ist nicht beobachtbar I Es gilt: p(0) = 1, p(ȳ ) = 0, p 0 (yi ) < 0, p 00 (yi ) ≤ 0, 0 < yi < ȳ I Es gibt also einen Trade-off zwischen der Erfolgswahrscheinlichkeit und der Auszahlung im Erfolgsfall 27 / 45 Annahmen des Modells I Das gesamte Einlagenvolumen in der Ökonomie beträgt n P D= di i=1 I Einleger verlangen eine erwartete Rendite von R(D), wobei gilt: R 0 (D) > 0 und R 00 (D) > 0 (Einlagenangebotsfunktion) I Außerdem soll gelten: R(D) → ∞, wenn D → ∞ I Einlagen sind vollständig versichert (Kosten der Einlagenversicherung werden vereinfachend auf Null gesetzt) I Banken und Einleger sind risikoneutral 28 / 45 Optimierung der Banken I Alle Banken legen gleichzeitig die Mengen fest, Preise ergeben sich aus der Einlagenangebotsfunktion R(D) I Banken maximieren ihre erwarteten Gewinne über di und yi : max E Πi = p(yi ) di (yi − R(D)) di ,yi I Bedingungen erster Ordnung: ∂E Πi = p(yi ) [yi − R(D) − di R 0 (D)] = 0 ∂di ∂E Πi = di [p 0 (yi )(yi − R(D)) + p(yi )] = 0 ∂yi 29 / 45 Optimierung der Banken I Beachte: In der effizienten Lösung gilt: p 0 (yi )yi + p(yi ) = 0 (Maximierung des Erwartungswertes des Projektes) I Hier gilt hingegen: p 0 (yi )yi + p(yi ) = p 0 (yi )R(D) < 0, wenn R(D) > 0 (Graphik) I Also: Für jeden positiven Zins werden übermäßige Risiken übernommen I p 0 (yi )yi + p(yi ) fällt in yi → Höherer Zins führt zu größerer Risikoübernahme 30 / 45 Nash-Gleichgewicht I Banken wählen (di , yi ) so, dass diese gegenseitig beste Antworten sind (keine Bank hat einen Anreiz abzuweichen) I Symmetrie der Wettbewerber: di = d, yi = y , D = n · d: y − R(nd) − d R 0 (nd) = 0 und 0 p (y )[y − R(nd)] + p(y ) = 0 p(y ) ⇒ y − R(nd) = d R 0 (nd) = − 0 p (y ) Theorem In einem symmetrischen Gleichgewicht ist die Risikoübernahme yi einer Bank eine streng monoton steigende Funktion der Anzahl der Banken n, d. h., yi → ȳ für n → ∞ ∀i. 31 / 45 Beweisidee I Für n → ∞ gilt: d → 0, d. h., die Banken werden klein relativ zum Gesamtmarkt I Folge: Konvergenz gegen vollständigen Wettbewerb → Aggregiertes Einlagenvolumen steigt → Einlagenzins steigt → Margen gehen gegen Null → p(y ) geht ebenfalls gegen Null, d. h. y geht gegen ȳ (Siehe Formel auf vorangegangener Folie) I Effekt ähnlich wie bei Stiglitz/Weiss (1981): Wenn die Zinsen steigen (und die Margen fallen), lohnt es sich eher, hohe Risiken zu übernehmen, da die hohen Zinszahlungen teilweise auf die Gläubiger abgewälzt werden können, der höhere Ertrag aber selbst vereinnahmt wird 32 / 45 Interpretation I In Abwesenheit asymmetrischer Information oder sonstiger Unvollkommenheiten führt eine Erhöhung des Wettbewerbs eindeutig zu Wohlfahrtsgewinnen I Das ist hier nicht der Fall! I Erhöhung des Wettbewerbs führt zwar zu einer Erhöhung der Gleichgewichtsmenge (D), aber auch zu einer Erhöhung der Risikoübernahme (y ) I Es besteht ein Trade-off zwischen Wettbewerb und Bankenstabilität: Wettbewerb + → Gewinnmargen der Banken – → “risk shifting”+ → Stabilität – I Folge: Es ist nicht optimal, freien Marktzutritt zu gestatten (optimales n < ∞) 33 / 45 IV.3.4. Kreditmarktwettbewerb I Literatur: Boyd/de Nicoló (Journal of Finance, 2005) I Bislang sehr restriktive Modellierung des Wettbewerbs: Aktivseite (Kreditgeschäft) ist nicht betroffen! I Jetzt: Explizite Berücksichtigung des Kreditmarktwettbewerbs I Zentraler Unterschied zu oben: Risikowahlproblem findet nun auf der Ebene der Unternehmer (Kreditnehmer) statt 34 / 45 Annahmen I Unternehmer j = 1, ...J haben Projekte der Größe 1, die die oben beschriebene Zweipunktverteilung haben (Unternehmer können das Risiko y wählen) I Unternehmer haben kein Kapital und müssen ihre Projekte durch Bankkredite finanzieren I Banken können die Risikowahl der Unternehmer nicht beobachten I lj = Kreditvolumen von Unternehmer j I RL (L) = Kreditnachfragefunktion, wobei L = I J P j=1 lj Es gilt: RL (0) ≥ 0, RL0 (L) < 0, R 00 (L) ≤ 0, RL (0) > RD (0) 35 / 45 Annahmen I 3 Zeitpunkte: I I I I t = 0: Banken wählen das Einlagenvolumen (und bestimmen dadurch die Einlagen- und Kreditzinsen) t = 1: Unternehmer wählen das Risiko und investieren t = 2: Rückzahlung der Kredite durch die Unternehmer und der Einlagen durch die Banken oder die Einlagenversicherung Modell muss rückwärts gelöst werden (erst Periode 1, dann Periode 0) 36 / 45 Periode 1: Optimierung der Unternehmer I Unternehmer maximieren ihre erwarteten Gewinne über yj : max E Πj = p(yj ) (yj − RL (L)) yj I Bedingung erster Ordnung: ∂E Πj = p 0 (yj )[yj − RL (L)] + p(yj ) = 0 ∂yj I I I I In der effizienten Lösung gilt: p 0 (yj )yj + p(yj ) = 0 (Maximierung des Erwartungswertes des Projektes) Hier: p 0 (yj )yj + p(yj ) = p 0 (yj )RL (L) < 0, wenn RL (L) > 0 Also: Für jeden positiven Zins werden übermäßige Risiken übernommen (vergl. vorne) p 0 (yj )yj + p(yj ) fällt in yj → Höherer Zins führt zu größerer Risikoübernahme 37 / 45 Periode 0: Optimierung der Banken I Es gilt: L = D (kein Kapital) I Symmetrie der Unternehmer: yj = y I Optimierung der Unternehmer ergibt das optimale y in Abhängigkeit von L (=D), d. h. y = y (D), wobei y 0 (D) < 0 (warum?) I Banken maximieren ihre erwarteten Gewinne über di : max E Πi = p(y ) di [RL (L) − RD (D)] di = p(y ) di [RL (D) − RD (D)] s. t. y = y (D) I Gewinn der Bank kann geschrieben werden als: E Πi = p(y (D)) di [RL (D) − RD (D)] 38 / 45 Optimierung der Banken I Bedingung erster Ordnung: ∂E Πi ∂di = p 0 (y ) y 0 (D) di [RL (D) − RD (D)] + p(y (D)) [RL (D) − RD (D)] + p(y (D)) di [RL0 (D) − RD0 (D)] = 0 I Volumenserhöhung hat 3 Effekte: 1. “Risikoeffekt”: Höheres di ⇒ höheres D ⇒ kleineres RL (D) ⇒ geringere Risikoübernahme der Unternehmer y ⇒ höhere Erfolgswahrscheinlichkeit p(y ) = Erhöhung des Bankgewinns 2. “Mengeneffekt”: Erhöhung der Menge erhöht den Gewinn der Bank direkt 3. “Margeneffekt”: Höheres di ⇒ höheres D ⇒ kleineres RL (D) und größeres RD (D) ⇒ geringere Marge = Senkung des Bankgewinns 39 / 45 Theorem In einem symmetrischen Gleichgewicht ist die Risikoübernahme yj eines Unternehmers eine streng monoton fallende Funktion der Anzahl der Banken n. I Risk-shifting-Problem wird abgemildert, wenn der Wettbewerb zunimmt I Das ist das Gegenteil von dem, was wir zuvor gesehen haben! 40 / 45 Interpretation I Auch hier Konvergenz gegen vollständigen Wettbewerb, Margen gehen gegen Null I Aber: Höherer Wettbewerb (geringere Marktmacht) führt dazu, dass im Kreditmarkt die Zinsen fallen → Abmilderung des Risk-shifting-Problems der Unternehmer! I Beachte: Fallende Margen haben hier keinen Effekt auf die Risikoübernahme der Bank, weil die Bank das Risiko gar nicht wählen kann 41 / 45 Kritische Würdigung I Aufsatz zeigt, dass der Trade-off zwischen Wettbewerb und Stabilität im Bankensystem nicht robust ist I Beachte jedoch: Aufsatz behauptet nicht, dass der Trade-off nicht existiert, sondern dass es gegenläufige Effekte gibt I Wenn beide Effekte kombiniert werden, kann der Gesamteffekt in die eine oder in die andere Richtung gehen I Also: Man kann nicht sagen, dass Bankenwettbewerb generell zu einer Risikoerhöhung im Bankensystem führt 42 / 45 Kritische Würdigung I Annahmen des Aufsatzes von Boyd/de Nicoló (2005) sind mindestens ebenso extrem wie die des Aufsatzes von Allen/Gale (2004): Dort haben die Banken eine vollständige Kontrolle über das Risiko ihres Portfolios, während sie hier gar keine Kontrolle haben (außer indirekt durch die Zinssetzung) I Ob es einen Trade-off gibt oder nicht, ist also letztendlich eine empirische Frage I Es gibt inzwischen eine Vielzahl von empirischen Papers zu dieser Frage → Bislang kein Konsens, tendenziell mehr Evidenz für Existenz eines Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität 43 / 45 Wirtschaftspolitische Implikationen I Da es weder in der theoretischen noch in der empirischen Literatur ein klares Ergebnis gibt, sollte man im Zweifel den Wettbewerb nicht beschränken, da unklar ist, ob dies die Stabilität erhöht und da es auf jeden Fall Effizienzverluste aus Wettbewerbsbeschränkungen gibt I Allerdings sollte die Bankenaufsicht die Banken in einem kompetitiven Umfeld besonders genau betrachten, da eine erhöhte Risikoübernahme dann besonders wahrscheinlich ist I Auch die aktuelle Krise ist in einem Umfeld steigenden Wettbewerbs entstanden 44 / 45 Programm der nächsten Woche I V. Bank Runs und systemisches Risiko I 2. Teil des Modells von Diamond/Dybvig (Journal of Political Economy, 1983) 45 / 45