The Economics of Banking - Chair of Financial Economics

Transcrição

The Economics of Banking - Chair of Financial Economics
The Economics of Banking
Vorlesung zur Volkswirtschaftspolitik
Prof. Dr. Isabel Schnabel
FB 03 - Abteilung Wirtschaftswissenschaften
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Wintersemester 2009/2010
Vorlesung V6
1 / 45
IV. Die Industrieökonomik des Bankwesens
IV.1. Cournot-Wettbewerb
IV.2. Produktdifferenzierung
IV.3. Der Trade-off zwischen Wettbewerb und Bankenstabilität
IV.3.1.
IV.3.2.
IV.3.3.
IV.3.4.
Motivation
Empirie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität
Theorie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und Stabilität
Kreditmarktwettbewerb
V. Bank Runs und systemisches Risiko
2 / 45
IV.3. Der Trade-off zwischen Wettbewerb und
Bankenstabilität
I
Literatur:
I
I
I
Keeley (American Economic Review, 1990) [Empirie]
Allen/Gale (Journal of Money, Credit, and Banking, 2004,
Abschnitt 2.1.) [Theorie]
Boyd/de Nicoló (Journal of Finance, 2005)
[Kreditmarktwettbewerb]
I
Wichtiges Forschungsgebiet der letzten Jahre
I
Fragen: Führt hoher Wettbewerb im Bankensystem zu einer
Destabilisierung des Bankensystems? Sollte der Wettbewerb
im Bankensystem begrenzt werden, um die Stabilität des
Bankensystems zu gewährleisten?
3 / 45
IV.3.1. Motivation
I
Bankensysteme sind durch Instabilität gekennzeichnet
I
Bankenkrisen sind weltweit ein regelmäßig wiederkehrendes
Phänomen
I
Schwerste Krisen: Weltwirtschaftskrise, aktuelle
Subprimekrise → in beiden Fällen weltumspannende Krisen,
Zusammenbruch der Bankensysteme vieler Länder
Aber auch viele kleinere Krisen in jüngerer Zeit, sowohl in
entwickelten, als auch in weniger entwickelten Ländern:
I
I
I
I
I
I
I
USA (1980er, Savings and Loans)
Skandinavien (1990/91)
Japan (1990er Jahre)
Mexiko (1994/1995)
Asienkrise (1997/1998)
Argentinien (2002)
4 / 45
Bankenkrisen und Regulierung
I
Häufige Reaktion auf Bankenkrisen = Verschärfung der
Regulierung und Einschränkung des Wettbewerbs
I
Beispiel Deutschland: Bankenkrise von 1931 war gefolgt von
der Einführung der Bankenaufsicht und der (offiziellen!)
Einführung eines Zinskartells
I
Tiefsitzende Überzeugung der Regulatoren, dass Instabilität
im Bankensystems eine Folge eines zu scharfen
Bankenwettbewerbs ist
I
Vergleiche Diskussion in Deutschland: Ist Deutschland
“overbanked”? Lösen Fusionen die Probleme im deutschen
Bankensystem?
5 / 45
Argumentation
I
Bei scharfem Wettbewerb sind die Margen im Bankgeschäft
klein
I
Dies treibt die Banken dazu, höhere Risiken zu übernehmen
I
Folge: Destabilisierung des Bankensystems
I
Lösungsvorschlag: Durch Begrenzung des Wettbewerbs
werden die Margen im Bankgeschäft erhöht
→ Geringere Risikoneigung der Banken und Stabilisierung des
Bankensystems
6 / 45
Argumentation
I
Beispiele für Wettbewerbsbeschränkungen:
I
I
I
I
Marktzutrittsbarrieren (Lizenzerfordernisse)
Trennbankensystem = Trennung des traditionellen
Bankgeschäfts vom Investment Banking (USA)
Beschränkung der Zweigstellengründung (USA)
Zinsregulierung (Höchstzinsen auf Einlagen, Mindestzinsen auf
Kredite)
I
Aber: Einschränkung des Wettbewerbs verursacht
volkswirtschaftliche Kosten!
→ Begrenzung des Wettbewerbs führt zu Effizienzverlusten
I
Diese Kosten sind jedoch weniger sichtbar und schwer zu
quantifizieren → Politökonomisches Argument für die hohe
Priorität der Politiker, Krisen zu vermeiden
7 / 45
Warum sind Banken anders als andere Industrien?
I
Problem der übermäßigen Risikoübernahme (“excessive
risk-taking”)
I
Grund: Banken finanzieren sich überwiegend über Schulden
→ Beschränkte Haftung führt zu einem Anreiz, übermäßige
Risiken einzugehen (vergl. Stiglitz/Weiss, AER 1981)
I
Außerdem sind die Gläubiger (Einleger) von Banken
typischerweise klein und schlecht informiert
→ Beschränkte Möglichkeiten und Anreize zur Überwachung
der Bank (Free-rider-Probleme)
I
Probleme werden durch Einlagenversicherung noch
verschärft
8 / 45
Warum sind Banken anders als andere Industrien?
I
Qualität der Aktiva von Banken (insb. Kredite) ist von außen
schwer einzuschätzen → Erhöhte Risikoübernahme der
Banken ist schwer zu beobachten
I
Probleme einzelner Banken können sich über
Ansteckungseffekte auf den Rest des Bankensystems
übertragen
I
Systemweite (“systemische”) Krisen des Bankensystems sind
in der Regel mit sehr hohen Kosten verbunden
9 / 45
Volkswirtschaftliche Kosten von Bankenkrisen
I
I
Banken müssen ihre Aktiva zu niedrigen Preisen liquidieren,
obwohl eine Liquidation ineffizient ist (z. B. Abbruch
profitabler Investitionsprojekte)
Zusammenbruch von Banken vernichtet das
“Informationskapital” der Bank
I
Unternehmen verlieren ihre langjährige Bankverbindung und
haben Schwierigkeiten, an Kapital zu gelangen
I
Hohe Kosten für den Steuerzahler, wenn der Staat Banken
“rettet” (Bail-out)
⇒ Deadweight losses der Besteuerung
I
Kreditklemme, Ausbleiben von Investitionen
⇒ Konjunktureinbruch, Auswirkungen auf das langfristige
Wirtschaftswachstum
I
Daher: Zentrales Ziel der Bankenregulierung = Gewährung
der Stabilität des Bankensystems
10 / 45
Wirtschaftspolitische Fragen
I
Sollte der Wettbewerb begrenzt werden, um das
Bankensystem zu stabilisieren?
I
Welche Maßnahmen sind hierzu am besten geeignet?
(Z. B. Markteintrittsbarrieren, Eigenkapitalrestriktionen,
Zinsregulierung)
I
Ist der Zusammenschluss von Banken wünschenswert, weil
dies die Stabilität des Bankensystems erhöht?
I
Sind Bankenzusammenschlüsse ein gutes Mittel zur
Krisenbewältigung?
11 / 45
IV.3.2. Empirie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und
Stabilität
I
Keeley (American Economic Review, 1990) war der erste, der
den Trade-off zwischen Bankenwettbewerb und
Bankenstabilität empirisch belegt hat
I
Aufsatz ist noch immer sehr einflussreich und hat eine große
Literatur zu diesem Thema angestoßen
Ausgangspunkt:
I
I
I
I
US-amerikanisches Bankensystem war nach dem 2. Weltkrieg
relativ stabil (wenige Bankenzusammenbrüche)
Mit der Deregulierung und Liberalisierung des
Finanzsystems in den 1970er/1980er Jahren kam es zu einer
Häufung von Bankenzusammenbrüchen
Warum?
12 / 45
13 / 45
Argument von Keeley
I
Nach dem 2. Weltkrieg war das amerikanische Bankensystem
stark reguliert
I
Beispiele: Verbot der Gründung von Zweigstellen in anderen
Staaten oder generelles Verbot von Zweigstellen, “Regulation
Q” (= Höchstzins auf Einlagen), gesetzliche Beschränkung
der Aktivitäten der “Thrift institutions”
I
Folge: Geringer Wettbewerb, hohe Margen und hohe “Charter
values” (= abdiskontierte Gegenwartswerte der zukünftigen
Gewinne)
14 / 45
Argument von Keeley
I
Analog zu Stiglitz/Weiss (1981) ist die Risikoneigung der
Banken im Falle hoher Margen/“Charter values” relativ gering
I
Grund: Bei Insolvenz verliert die Bank ihre Lizenz und damit
den “Charter value” → Daher senkt ein hoher “Charter value”
den Anreiz, übermäßige Risiken zu übernehmen
I
Eine Risikoerhöhung findet nur dann statt, wenn der erwartete
Gewinn aus der Risikoübernahme größer ist als der erwartete
Verlust der Banklizenz
15 / 45
Argument von Keeley
I
Die Deregulierung und Liberalisierung der 1970er/1980er
Jahre sowie der zunehmende Wettbewerb durch ausländische
Banken und Nichtbanken (z. B. Geldmarktfonds) haben den
Wettbewerb erhöht und die Margen und “Charter values”
gesenkt
I
Folge: Erhöhte Risikoübernahme und damit eine erhöhte
Instabilität im Bankensystem
I
Frage: Lässt sich diese Hypothese empirisch belegen?
16 / 45
Empirische Analyse
I
Keeley untersucht individuelle Bankdaten der 150 größten
amerikanischen “Bank holding companies” für den Zeitraum
1970–1986
I
Marktmacht einer Bank wird gemessen über Tobin’s q
= Marktwert einer Bank / Buchwert einer Bank
I
Idee: Marktwert von Banken mit Marktmacht ist (relativ zum
Buchwert) aufgrund der höheren Ertragsmöglichkeiten
besonders groß
I
Risikomaße: Eigenkapitalquote, Zinssätze auf unversicherte
CDs (certificates of deposits = große, verbriefte Einlagen)
17 / 45
Empirische Analyse
I
Risiko der Bank wird erklärt durch die Marktmacht
(Tobin’s q) der Bank (plus Kontrollvariablen)
I
Problem: Marktwert einer Bank (und damit Tobin’s q) ist
selbst eine Funktion der Risikoübernahme
(Zur Erinnerung: Bank erhöht das Risiko, gerade weil dies
ihren Marktwert erhöht)
I
Also: Simultanitätsproblem
18 / 45
Empirische Analyse
I
Ökonometrische Lösung dieses Problems:
Instrumentvariablenschätzung
I
Verwendete Instrumentvariablen: Regulatorische
Veränderungen (z. B. Aufhebung von
Zweigstellenbeschränkungen)
I
Idee: Diese Variablen haben einen Einfluss auf die
Marktmacht, sind selbst aber unabhängig von der
Risikoübernahme der Bank
19 / 45
Determinanten der Marktmacht (q)
20 / 45
Risikoübernahme (Eigenkapitalquote) und Marktmacht (q)
21 / 45
Risikoübernahme (Zinssätze auf unversicherte CDs) und
Marktmacht (q)
22 / 45
Empirische Analyse
I
Zentrale Ergebnisse der Regressionsanalyse:
1. Die Marktmacht einer Bank hängt negativ von der
Liberalisierung im Finanzmarkt ab
2. Eine Erhöhung der Marktmacht hat einen großen und
statistisch signifikant negativen Effekt auf die
Risikoübernahme der Banken
I
Dieses Ergebnis ist konsistent mit der Hypothese eines
Trade-offs zwischen Bankenwettbewerb und Stabilität
23 / 45
Kritische Würdigung
I
Sehr einflussreiches Papier, das erstmals den Trade-off
zwischen Bankenwettbewerb und Bankenstabilität empirisch
belegt
I
Inzwischen gibt es viele neuere empirische Studien zu diesem
Thema: Ergebnisse sind durchwachsen
→ Trade-off zwischen Bankenwettbewerb und Stabilität kann
nicht allgemein bestätigt werden
24 / 45
Alternative Erklärungen der Ergebnisse
I
Genereller Anstieg finanzieller Risiken nach dem
Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems
(insb. höhere Volatilität von Zinsen und Wechselkursen)
I
Dies würde sich auch in den Bilanzen der Banken in Form
einer höheren Risikoübernahme widerspiegeln
I
Zinsschocks waren ein wesentlicher Grund für die
Bankenprobleme der 80er und 90er Jahre
I
Reduzierung der Eigenkapitalquoten könnte auch darauf
zurückzuführen sein, dass es bei gestiegenem Wettbewerb
schwieriger ist, das Eigenkapital zu erhöhen (in diesem Fall
wäre die erhöhte Risikoübernahme keine bewusste
Entscheidung der Bank)
25 / 45
IV.3.3. Theorie des Trade-offs zwischen Wettbewerb und
Stabilität
I
Hier: Modell von Allen und Gale (Journal of Money, Credit,
and Banking, 2004, Abschnitt 2.1.) [sehr gut lesbar!]
I
Sehr einfaches Modell, das zum “Workhorse” in dieser
Literatur geworden ist
I
Modell beruht auf dem gleichen Mechanismus wie das
Stiglitz-Weiss-Modell mit Moral hazard (allerdings mit einer
stetigen Risikowahl)
I
Intensivierung des Wettbewerbs wird modelliert als eine
Erhöhung der Anzahl der ausgegebenen Banklizenzen
(“charters”)
I
Frage: Wie groß ist die optimale Anzahl von Lizenzen?
I
Wettbewerb à la Cournot, aber jetzt kann die Bank auch das
Risiko der Projekte bestimmen
26 / 45
Annahmen des Modells
I
n Banken, i = 1, ...n
I
Bank i sammelt Einlagen di und investiert diese in ein
riskantes Projekt
I
Projekt hat eine Zweipunktverteilung: Ertrag pro investierter
Einheit beträgt yi mit Wahrscheinlichkeit p(yi ) und 0 sonst
(konstante Skalenerträge)
I
Bank wählen yi und damit das Risiko des Projektes
I
Risikowahl der Bank ist nicht beobachtbar
I
Es gilt: p(0) = 1, p(ȳ ) = 0, p 0 (yi ) < 0, p 00 (yi ) ≤ 0, 0 < yi < ȳ
I
Es gibt also einen Trade-off zwischen der
Erfolgswahrscheinlichkeit und der Auszahlung im Erfolgsfall
27 / 45
Annahmen des Modells
I
Das gesamte Einlagenvolumen in der Ökonomie beträgt
n
P
D=
di
i=1
I
Einleger verlangen eine erwartete Rendite von R(D), wobei
gilt: R 0 (D) > 0 und R 00 (D) > 0 (Einlagenangebotsfunktion)
I
Außerdem soll gelten: R(D) → ∞, wenn D → ∞
I
Einlagen sind vollständig versichert (Kosten der
Einlagenversicherung werden vereinfachend auf Null gesetzt)
I
Banken und Einleger sind risikoneutral
28 / 45
Optimierung der Banken
I
Alle Banken legen gleichzeitig die Mengen fest, Preise ergeben
sich aus der Einlagenangebotsfunktion R(D)
I
Banken maximieren ihre erwarteten Gewinne über di und yi :
max E Πi = p(yi ) di (yi − R(D))
di ,yi
I
Bedingungen erster Ordnung:
∂E Πi
= p(yi ) [yi − R(D) − di R 0 (D)] = 0
∂di
∂E Πi
= di [p 0 (yi )(yi − R(D)) + p(yi )] = 0
∂yi
29 / 45
Optimierung der Banken
I
Beachte: In der effizienten Lösung gilt: p 0 (yi )yi + p(yi ) = 0
(Maximierung des Erwartungswertes des Projektes)
I
Hier gilt hingegen: p 0 (yi )yi + p(yi ) = p 0 (yi )R(D) < 0, wenn
R(D) > 0 (Graphik)
I
Also: Für jeden positiven Zins werden übermäßige Risiken
übernommen
I
p 0 (yi )yi + p(yi ) fällt in yi → Höherer Zins führt zu größerer
Risikoübernahme
30 / 45
Nash-Gleichgewicht
I
Banken wählen (di , yi ) so, dass diese gegenseitig beste
Antworten sind (keine Bank hat einen Anreiz abzuweichen)
I
Symmetrie der Wettbewerber: di = d, yi = y , D = n · d:
y − R(nd) − d R 0 (nd) = 0
und
0
p (y )[y − R(nd)] + p(y ) = 0
p(y )
⇒ y − R(nd) = d R 0 (nd) = − 0
p (y )
Theorem
In einem symmetrischen Gleichgewicht ist die Risikoübernahme yi
einer Bank eine streng monoton steigende Funktion der Anzahl
der Banken n, d. h., yi → ȳ für n → ∞ ∀i.
31 / 45
Beweisidee
I
Für n → ∞ gilt: d → 0, d. h., die Banken werden klein relativ
zum Gesamtmarkt
I
Folge: Konvergenz gegen vollständigen Wettbewerb
→ Aggregiertes Einlagenvolumen steigt → Einlagenzins steigt
→ Margen gehen gegen Null → p(y ) geht ebenfalls gegen
Null, d. h. y geht gegen ȳ
(Siehe Formel auf vorangegangener Folie)
I
Effekt ähnlich wie bei Stiglitz/Weiss (1981): Wenn die
Zinsen steigen (und die Margen fallen), lohnt es sich eher,
hohe Risiken zu übernehmen, da die hohen Zinszahlungen
teilweise auf die Gläubiger abgewälzt werden können, der
höhere Ertrag aber selbst vereinnahmt wird
32 / 45
Interpretation
I
In Abwesenheit asymmetrischer Information oder sonstiger
Unvollkommenheiten führt eine Erhöhung des Wettbewerbs
eindeutig zu Wohlfahrtsgewinnen
I
Das ist hier nicht der Fall!
I
Erhöhung des Wettbewerbs führt zwar zu einer Erhöhung der
Gleichgewichtsmenge (D), aber auch zu einer Erhöhung der
Risikoübernahme (y )
I
Es besteht ein Trade-off zwischen Wettbewerb und
Bankenstabilität: Wettbewerb + → Gewinnmargen der
Banken – → “risk shifting”+ → Stabilität –
I
Folge: Es ist nicht optimal, freien Marktzutritt zu gestatten
(optimales n < ∞)
33 / 45
IV.3.4. Kreditmarktwettbewerb
I
Literatur: Boyd/de Nicoló (Journal of Finance, 2005)
I
Bislang sehr restriktive Modellierung des Wettbewerbs:
Aktivseite (Kreditgeschäft) ist nicht betroffen!
I
Jetzt: Explizite Berücksichtigung des
Kreditmarktwettbewerbs
I
Zentraler Unterschied zu oben: Risikowahlproblem findet nun
auf der Ebene der Unternehmer (Kreditnehmer) statt
34 / 45
Annahmen
I
Unternehmer j = 1, ...J haben Projekte der Größe 1, die die
oben beschriebene Zweipunktverteilung haben
(Unternehmer können das Risiko y wählen)
I
Unternehmer haben kein Kapital und müssen ihre Projekte
durch Bankkredite finanzieren
I
Banken können die Risikowahl der Unternehmer nicht
beobachten
I
lj = Kreditvolumen von Unternehmer j
I
RL (L) = Kreditnachfragefunktion, wobei L =
I
J
P
j=1
lj
Es gilt: RL (0) ≥ 0, RL0 (L) < 0, R 00 (L) ≤ 0, RL (0) > RD (0)
35 / 45
Annahmen
I
3 Zeitpunkte:
I
I
I
I
t = 0: Banken wählen das Einlagenvolumen (und bestimmen
dadurch die Einlagen- und Kreditzinsen)
t = 1: Unternehmer wählen das Risiko und investieren
t = 2: Rückzahlung der Kredite durch die Unternehmer und
der Einlagen durch die Banken oder die Einlagenversicherung
Modell muss rückwärts gelöst werden (erst Periode 1, dann
Periode 0)
36 / 45
Periode 1: Optimierung der Unternehmer
I
Unternehmer maximieren ihre erwarteten Gewinne über yj :
max E Πj = p(yj ) (yj − RL (L))
yj
I
Bedingung erster Ordnung:
∂E Πj
= p 0 (yj )[yj − RL (L)] + p(yj ) = 0
∂yj
I
I
I
I
In der effizienten Lösung gilt: p 0 (yj )yj + p(yj ) = 0
(Maximierung des Erwartungswertes des Projektes)
Hier: p 0 (yj )yj + p(yj ) = p 0 (yj )RL (L) < 0, wenn RL (L) > 0
Also: Für jeden positiven Zins werden übermäßige Risiken
übernommen (vergl. vorne)
p 0 (yj )yj + p(yj ) fällt in yj → Höherer Zins führt zu größerer
Risikoübernahme
37 / 45
Periode 0: Optimierung der Banken
I
Es gilt: L = D (kein Kapital)
I
Symmetrie der Unternehmer: yj = y
I
Optimierung der Unternehmer ergibt das optimale y in
Abhängigkeit von L (=D), d. h. y = y (D), wobei
y 0 (D) < 0 (warum?)
I
Banken maximieren ihre erwarteten Gewinne über di :
max E Πi = p(y ) di [RL (L) − RD (D)]
di
= p(y ) di [RL (D) − RD (D)]
s. t. y = y (D)
I
Gewinn der Bank kann geschrieben werden als:
E Πi = p(y (D)) di [RL (D) − RD (D)]
38 / 45
Optimierung der Banken
I
Bedingung erster Ordnung:
∂E Πi
∂di
= p 0 (y ) y 0 (D) di [RL (D) − RD (D)]
+ p(y (D)) [RL (D) − RD (D)]
+ p(y (D)) di [RL0 (D) − RD0 (D)] = 0
I
Volumenserhöhung hat 3 Effekte:
1. “Risikoeffekt”: Höheres di ⇒ höheres D ⇒ kleineres RL (D)
⇒ geringere Risikoübernahme der Unternehmer y ⇒ höhere
Erfolgswahrscheinlichkeit p(y ) = Erhöhung des Bankgewinns
2. “Mengeneffekt”: Erhöhung der Menge erhöht den Gewinn
der Bank direkt
3. “Margeneffekt”: Höheres di ⇒ höheres D ⇒ kleineres RL (D)
und größeres RD (D) ⇒ geringere Marge = Senkung des
Bankgewinns
39 / 45
Theorem
In einem symmetrischen Gleichgewicht ist die Risikoübernahme yj
eines Unternehmers eine streng monoton fallende Funktion der
Anzahl der Banken n.
I
Risk-shifting-Problem wird abgemildert, wenn der Wettbewerb
zunimmt
I
Das ist das Gegenteil von dem, was wir zuvor gesehen haben!
40 / 45
Interpretation
I
Auch hier Konvergenz gegen vollständigen Wettbewerb,
Margen gehen gegen Null
I
Aber: Höherer Wettbewerb (geringere Marktmacht) führt
dazu, dass im Kreditmarkt die Zinsen fallen → Abmilderung
des Risk-shifting-Problems der Unternehmer!
I
Beachte: Fallende Margen haben hier keinen Effekt auf die
Risikoübernahme der Bank, weil die Bank das Risiko gar nicht
wählen kann
41 / 45
Kritische Würdigung
I
Aufsatz zeigt, dass der Trade-off zwischen Wettbewerb und
Stabilität im Bankensystem nicht robust ist
I
Beachte jedoch: Aufsatz behauptet nicht, dass der Trade-off
nicht existiert, sondern dass es gegenläufige Effekte gibt
I
Wenn beide Effekte kombiniert werden, kann der Gesamteffekt
in die eine oder in die andere Richtung gehen
I
Also: Man kann nicht sagen, dass Bankenwettbewerb generell
zu einer Risikoerhöhung im Bankensystem führt
42 / 45
Kritische Würdigung
I
Annahmen des Aufsatzes von Boyd/de Nicoló (2005) sind
mindestens ebenso extrem wie die des Aufsatzes von
Allen/Gale (2004): Dort haben die Banken eine vollständige
Kontrolle über das Risiko ihres Portfolios, während sie hier gar
keine Kontrolle haben (außer indirekt durch die Zinssetzung)
I
Ob es einen Trade-off gibt oder nicht, ist also letztendlich eine
empirische Frage
I
Es gibt inzwischen eine Vielzahl von empirischen Papers zu
dieser Frage → Bislang kein Konsens, tendenziell mehr
Evidenz für Existenz eines Trade-offs zwischen Wettbewerb
und Stabilität
43 / 45
Wirtschaftspolitische Implikationen
I
Da es weder in der theoretischen noch in der empirischen
Literatur ein klares Ergebnis gibt, sollte man im Zweifel den
Wettbewerb nicht beschränken, da unklar ist, ob dies die
Stabilität erhöht und da es auf jeden Fall Effizienzverluste aus
Wettbewerbsbeschränkungen gibt
I
Allerdings sollte die Bankenaufsicht die Banken in einem
kompetitiven Umfeld besonders genau betrachten, da eine
erhöhte Risikoübernahme dann besonders wahrscheinlich ist
I
Auch die aktuelle Krise ist in einem Umfeld steigenden
Wettbewerbs entstanden
44 / 45
Programm der nächsten Woche
I
V. Bank Runs und systemisches Risiko
I
2. Teil des Modells von Diamond/Dybvig (Journal of Political
Economy, 1983)
45 / 45

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