Appendix stellt sich vor - Offene Fachschaft Medizin Freiburg eV
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Appendix stellt sich vor - Offene Fachschaft Medizin Freiburg eV
Editorial Liebe Kommilitonen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie – kein Kunststück! Zum Beispiel mit unserem Hol- und Bringdienst direkt zum Kindergarten. www.baar-klinik.de/assistenzaerzte Für unsere MediClin Baar Klinik in Königsfeld suchen wir Assistenzärzte (m/w) für Allgemeinmedizin sowie Psychosomatik Wer von uns hat nicht schon einmal bei Pflegepraktikum oder Famulatur etwas getan, das er gemäß seiner Position offiziell vielleicht gar nicht gedurft hätte? Ohne groß darüber nachzudenken etwas befolgt, das ihm ein Arzt oder eine Pflegekraft zwischen Tür und Angel aufgetragen hatte, und sich darüber gefreut, endlich auch „etwas machen“ zu dürfen? Was passieren kann, wenn der Erprobungsdrang eines Medizinstudenten zu groß wird, zeigt ein tragisches Beispiel der Uni Münster (Seite 10). Um die eigenen Fähigkeiten frühzeitig zu reflektieren und einschätzen zu lernen, hat man sich in Freiburg nun etwas Neues ausgedacht: Das Portfolio, eine bunte Sammelmappe für die Vorklinik (Seite 7). Wer hingegen genug hat von deutschen Lehrmethoden, den zieht es in der Regel ins Ausland. Nach Erasmanien, zum Beispiel, (Seite 32) oder etwas exotischer nach Kanada (Seite 36). Alles ganz einfach? Von wegen! Da ist es doch be- quemer, sich vom heimischen Sofa aus live in den OP zu streamen; die Sectio Chirurgica macht es vor (Seite 28). Wem selbst das noch zu anstrengend ist, der setze Kopfhörer auf und lasse sich vom meditorium berieseln (Seite 54) – das geht sogar auf dem Klo (S. 26). Aber genug von Lernmethoden und Famulaturen, die Studentenzeit lässt sich auch noch anders nutzen! Für spannende Forschungswettbewerbe zum Beispiel (Seite 44) oder als günstiger Zeitpunkt für die Familiengründung (Seite 20). Zum Abschluss stellen wir euch die schönsten Badeseen der Region vor, da zu einem richtigen Sommersemester auch immer kühles Nass gehört (Seite 64). Falls ihr dort aus euch unverständlichen Gründen nicht so Recht Anschluss an andere badende Studenten finden solltet (S. 68), versucht es doch einmal mit Bart – der bricht jedes Eis und sorgt immer für gute Laune (Seite 60)! Viel Spaß beim Lesen wünscht Eure ktion Appendix-Reda Unser Angebot: • Gezielte Unterstützung bei der Suche von Kinderbetreuungsmöglichkeiten • Ausbildungscurricula für eine verbindliche und transparente Facharztweiterbildung • Aktive Hilfe bei der Wohnungssuche • Flexible Teilzeitmodelle und eine leistungsgerechte Vergütung • 18 Monate Weiterbildungsermächtigung im Fach Allgemeinmedizin • volle Weiterbildungsermächtigung im Fach Psychosomatische Medizin • Zugabe der „SchwarzwaldCard“ für Erwachsene für den freien Eintritt in über 125 Erlebnisattraktionen • strukturierte Personalentwicklung durch die MediClin Akademie • ein kollegiales unterstützendes Arbeitsklima • systematisches Einarbeitungskonzept Weitere Informationen finden Sie unter oben stehendem Link oder direkt bei Anja Lamm, [email protected], Tel.: 0781/488-247 Tragen auch im April noch einen Bart: Anne Büttner, Ruth Meier, Gwendolyn Roscheck, Insa Schiffmann, Kerstin Meyer-Andreas, Kamilla Szabó, Lena Lippert. Gekniffen haben: Rebecca Eisele, Johanna Maxeiner, Sebastian Wohlfeil. Hinter der Kamera: Santa Mervien Alexandra. Inhalt Inhalt A PP END DIX33 Frühling 2013 Über den Tellerrand Kurz gemeldet 4Nachrichten 32 Zwischen Praxis und Justiz Welche Wälzer sind ihr Geld wert? Oh wie schön ist Kanada! Was auf dem Weg zu einer Auslandsfamulatur so alles schief gehen kann. Campusleben 7 20 26 40 42 Patentrecht versus Verteilungsgerechtigkeit Auch als Student der Medizin kann man für seine Fehler belangt werden. This is Movember! 48 Lernpause gefällig? Die besten Seen der Umgebung im Test. iGEM - kein neues Produkt von Apple ... sondern ein internationaler Wettbewerb in synthetischer Biologie. Wir bekennen Bart. Die Redaktion traut sich vor die Kamera. 64 44 Das stille Örtchen Mehr als reine Anatomie 62 UAEM kämpft für Generika in ärmeren Erdteilen. Studium mit Kind OPs an Leichen, live über‘s Internet. 60 Lustiges Mit Schnauzer gegen Prostatakrebs. Eine Sammlung feinster Klo-Kunst. 28 Operieren für den guten Zweck Freiburger Herzspezialisten retten Kinderherzen in der ganzen Welt. Projekt Portfolio Seit Januar 2012 wird im Freiburger Medizinstudium schriftlich reflektiert. Stex ins Ohr! Eine Lern-App, made in Freiburg. 56Buchrezensionen 36 Ein PJler begeht einen fatalen Fehler. Warum sich der Balanceakt zwischen Windeln und Hörsaal lohnt. Mit dem ersten eigenen Kind bekommt vieles eine ganz neue Bedeutung. 54 Eure Kommilitonen winken von der Pinnwand. Titelthema 10 Grüße aus Erasmanien Sinnvoll investiert? 68 Die letzte Seite Warum Medizinstudenten wahnsinnig beliebt sind. Statt Studienkredit Verschiedene Stipendien sollen Ärztenachwuchs locken. Forschen als Hobby. Eine Gruppe von Studenten wurde im Labor kreativ. 59 Impressum 66 überall so Wir über uns Wir zeigen Bart! Movember macht gute Laune. Du findest unsere Fotos lustig, hast dich über einen Artikel aufgeregt oder willst einfach nur einen der Appendixredakteure auf einen Kaffee einladen? Ob Lob, Kritik oder Anregungen - was auch immer du loswerden möchtest, wir freuen uns über deine Post! Schreib‘ uns an [email protected]. 2 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 3 Kurz gemeldet Kurz gemeldet Nachrichten von Fakultät und Campus Es ist so weit: Die Verfasste Studierendenschaft soll Form annehmen Im letzten Jahr wurden die Verfassten Studierendenschaften (VS) in Baden-Württemberg durch die neue Landesregierung wieder eingeführt. Diese waren im Jahr 1977 verboten worden; seitdem hatte der u-asta die studentische Selbstorganisation teilweise übernommen (siehe Apx 32). Bevor die VS aber wirklich aktiv werden können, müssen sie sich zunächst eine Form geben. Wie diese in Freiburg aussehen soll, können die Studenten am 29. und 30. April sowie am 02. Mai in einem ersten Wahlgang entscheiden. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, über das politische System unserer Universität mitzuentscheiden, die man nicht einfach ignorieren sollte. Nicht nur wird die VS die Studierendenschaft in Hochschulgremien vertreten, sie bestimmt unter anderem über für alle Studenten verpflichtende Beitragszahlungen - Themen, die jeden einzelnden direkt betreffen. Zur Wahl stehen fünf verschiedene Modelle, die im Laufe des letzten Semesters erarbeitet worden sind. Sollte keine absolute Mehrheit zustande kommen, ist für den 14. bis 16. Mai eine Stichwahl vorgesehen. Weitere Informationen gibt es beim Universitätswahlamt unter www.uni-freiburg.de/ go/wahlen, beim u-asta und bald auch auf Flyern in den Mensen und Hörsälen. Jede Stimme zählt – geht wählen! Lena Lippert Diesen Juni in Freiburg Versammlung der bvmd Vom 14. bis 16. Juni 2013 lädt die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) zur Medizinstudierendenversammlung (MV) nach Freiburg. Die MV, die sich als legitimierte Studieren- 4 Immer informiert. www.facebook.com/appendix denvertretung versteht, steht allen interessierten Medizinstudenten offen und tritt mindestens drei Mal im Jahr zusammen. Dieses Plenum der anwesenden Lokalgruppen stellt das höchste beschlussfassende Organ der bvmd dar, zu dessen Aufgaben unter anderem die Wahl des Vorstandes und die Abstimmung über eingebrachte Anträge oder Positionspapiere fällt. Zudem finden das ganze Wochenende über zahlreiche Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen aus den verschiedenen Arbeitsfeldern der bvmd statt, zum Beispiel Public Health, medizinische Ausbildung, Gesundheitspolitik oder Prävention. Es gibt Zeit für Diskussionen, für die Planung neuer Projekte und natürlich auch dafür, sich mit Studenten anderer Universitäten auszutauschen. Weitere Informationen unter www.bvmd.de. Lena Lippert Oh du meine Hochschulperle! MSV vom Stifterverband deutsche Wirtschaft ausgezeichnet Der Stifterverband für deutsche Wissenschaft zeichnet jeden Monat ein innovatives Hochschulprojekt aus, die „Hochschulperle des Monats“. Im September 2012 entschied der Verband sich für das von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) koordinierte Projekt „mit Sicherheit verliebt“ (MSV). Auch in Freiburg gibt es eine solche MSV-AG, die Jugendliche in Schulen und Vereinen über Sexualität und deren schöne wie auch unschöne Folgen aufklärt. Jeweils im Januar wird aus den „Monatsperlen” per Internetabstimmung die „Hochschulperle des Jahres” gewählt. Hier wurde MSV durch die Initiative myStipendium.de ausgestochen, die 2011 ins Leben gerufen wurde und sich zum Ziel gesetzt appendix .ofamed.de | Frühling 2013 hat, Bildungsförderung einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Auf der Online-Plattform kann der User ein Profil erstellen, wonach dann aus über 1.200 Fördereinträgen passende Stipendien für ihn ausgewählt werden. Zudem finden sich Tipps zu Bewerbungen und Auswahlverfahren. MyStipendium ist die größte und detaillierteste Stipendiatendatenbank in Deutschland und arbeitet mit Vertretern von 248 Hochschulen zusammen. Insa Schiffmann Aus zwei mach eins Herzzentren fusioniert Viele Jahre schon haben das Herz-Kreislaufzentrum der Uniklinik Freiburg und das HerzZentrum Bad Krozingen auf der Basis eines Kooperationsvertrages eng zusammengearbeitet, seit April 2013 sind sie mit der Gründung des „Universitäts-Herzzentrums Freiburg-Bad Krozingen“ (UHZ) endgültig fusioniert. Die frisch gebackene GmbH wird zu gleichen Teilen von beiden Partnern getragen und betreut jährlich etwa 22.000 stationäre Patienten. „Das UHZ gehört schon jetzt zur Spitzengruppe der Herzzentren in Deutschland und strebt eine Position unter den Top 10 in Europa an“, sagt Prof. Dr. Jörg Rüdiger Siewert, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des UHZ. Mit der Ausschreibung eines Lehrstuhls für experimentelle kardiovaskuläre Medizin und der Gründung eines biomedizinischen Forschungszentrums sichere das UHZ den medizinischen Fortschritt und positioniere sich unter den international führenden Herzzentren. Die gemeinsame Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie wird fortan in einem Neubau in Bad Krozingen untergebracht sein, in der Uniklinik hingegen wird der Schwerpunkt auf der Kinderkardiologie, der Therapie angeborener Herzfehler und terminaler Herzinsuffizienz sowie der Transplantationschirurgie liegen. Die kardiologischen Kliniken und die Notfallversorgung bleiben an beiden Standorten erhalten. Lena Lippert Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 5 Kurz gemeldet / Anzeige Auf Streik folgt Einigung Neuer Tarifvertrag für Ärzte JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter, Fotos: istockphoto.com Am 11. April 2013 wurde der neue Tarifabschluss für die rund 18.000 Ärzte von Universitätskliniken bundesweit zwischen Marburger Bund (MB) und die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) in der dritten Runde ausgehandelt. Das Ergebnis: Eine Gehaltserhöhung um 4,6 Prozent, aufgeteilt in 2,6 Prozent für 2013 (rückwirkend ausgezahlt ab dem 1. März dieses Jahres) und 2,0 Prozent ab dem Folgejahr. MB-Chef Rudolf Henke ist trotz der Abweichung von der ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent zufrieden, das Ergebnis sei ein „annehmbarer Kompromiss“. Zusätzlich wurden auch einige strukturelle Änderungen beschlossen, um vor allem junge Ärzte in der Facharztausbildung zu unterstützen. Sie erhalten ab dem sechsten Jahr zusätzliche 135 Euro, da man ihnen Weiterbildung und gleichzeitig familiäre Zeit zugestehen wolle, so der MB. Insgesamt haben alle Uniklinik-Ärzte Grund Campusleben zur Freude: Wochenend- und Feiertagsdienste werden höher vergütet, ebenso steigt der Urlaubsanspruch für Ärzte ab dem siebten Jahr Berufserfahrung. Der neue Vertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Januar 2015. Ruth Meier 10. Freiburg Marathon Spendenlauf für Kinderherzen Über 5.000 Euro in knapp sechs Stunden – das ist die Bilanz des Spendenlaufes für Kinderherzen Retten e. V. beim diesjährigen Freiburg Marathon am 07. April 2013. Das Team aus über 50 Läuferinnen und Läufern absolvierte die Strecke von 42,295 Kilometern teils alleine, teils gemeinsam als Staffel. Unterstützt wurden dabei sie von zahlreichen Firmen, Sponsoren und Privatspendern, die nicht nur für jeden gelaufenen Kilometer die Spendenkasse zum Klingeln brachten, sondern zudem Trikots und Laufsocken besteuerten. Mehr Informationen auf Seite 40 und unter www.kinderherzen-retten.de. Lena Lippert WER NICHTS WEISS,MUSS ALLES GLAUBEN! Wir machen den Kopf frei – und helfen beim Stöbern oder konkret Suchen. Online oder live. Mitten in Freiburg: Wissenswertes und Unterhaltsames zum Lesen, Hören, Sehen. Bis bald ;) BONUSKARTE FÜR STUDIERENDE HOLEN! Lesen, was gefällt: Rombach bei Facebook 6 Online stöbern, Verfügbarkeit prüfen und gleich bei uns abholen oder portofrei liefern lassen* www.Buchhandlung-Rombach.de *Gilt für Bücher und Hörbücher innerhalb Deutschlands Mein ganz persönliches Logbuch Was im Januar 2012 als Pilotprojekt gestartet wurde, geht jetzt in die zweite Runde: Das Portfolio, das den Studenten dabei helfen soll, ihren Lernerfolg zu verfolgen, ist an das Praktikum „Einführung in die Klinische Medizin“ gekoppelt und in den ersten zwei vorklinischen Semestern obligat zu führen. „Warum muss ich denn noch mehr schreiben?“, fragt da natürlich der ein oder andere gestresste, Physik, Chemie und Anatomie paukende Medizinstudent. E ine Infoveranstaltung zum Thema „Übersicht über die Fächer der Vorklinik“. Der Hörsaal ist brechend voll, einige Studenten sitzen auf den Stufen. Ein Räuspern in das Mikrofon, dann die Frage: „Was verbinden Sie als Studierende mit dem Begriff Reflexion?“ Der Dozent schaut in die Runde. Gesenkte Blicke. Reflexion?! Da war doch was! Es rattert in den Köpfen, die Fingerspitzen zucken, es liegt auf der Zunge: Natürlich! Optik, Reflexion und Beugung, Einfallswinkel gleich Reflexionswinkel... „Physik!“, heißt es aus den vorderen Reihen. Alle nicken einheitlich, das stimmt. Nur einige Vorkliniker tuscheln. „...und das Portfolio!“, ruft schließlich jemand vom Ende des Saals nach vorn. Doch was ist ein Portfolio überhaupt, dieses mysteriöse Ding, das neuerdings scheinbar überall benötigt wird und von dem Pädagogen mit glänzenden Augen sprechen? Ein Portfolio ist eine persönliche Materialsammlung, anhand derer der eigene Lernfortschritt dokumentiert wird. In unserem Fall geht es besonders um die praktischen medizinischen Fähigkeiten, wie zum Beispiel, einen vollständigen Pulsstatus zu erheben oder Perkussion, Auskultation und Palpation durchzuführen. Aber auch „soft skills“, wie etwa das Halten von Vorträgen oder wissenschaftliches Arbeiten, werden im Blick behalten. Das Portfolio soll als Logbuch dienen, um den Überblick über das „Was kann ich schon“ und das „Wo will ich hin“ zu bewahren. Blutdruck zu messen und das Thermometer zu bedienen sind nach dem Pflegepraktikum meist ein Kinderspiel. Und wer schon eine medizinischpflegerische Ausbildung absolviert hat, wird im PJ auch nicht an der Anlage eines Harnwegskatheters verzweifeln. Doch für einen Großteil der Medizinstudenten ist am Ende des Studiums die Praxis noch eine verhältnismäßig unbekannte Welt. Auskunft über den eigenen Kenntnisstand soll das Portfolio liefern. Neben der Übersicht über das eigene Können geht es bei der Anfertigung dieser Sammelmappe vor allem auch um die besagte Reflexion, genauer gesagt um Selbstreflexion. Feedback und die Auseinandersetzung mit sich selbst seien Kompetenzen, die in der heutigen Zeit zunehmend von Ärzten gefordert werden, so Projektkoordinator Benjamin Schmidt. Bereits in der Vorklinik werde durch das Projekt eine solche Kultur verankert. Ziel sei es, diese dadurch auch in den klinischen Studienabschnitt weiter zu tragen. Viele bunte Farben Nach den ersten beiden Semestern muss das Portfolio mit einem einseitigen Reflexionsbogen in Form eines Freitextes zu einem beliebigen medizinisch relevanten Thema abgegeben werden. Von „Mein Pflegepraktikum“ über „Pflege heute“ bis „Das deutsche Gesundheitssystem“ - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt - kann ein Thema frei gewählt werden. Am dem Ende des zweiten Semesters wird dieser Reflexionsbogen dann bei den Projektleitern eingereicht und man Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 7 Campusleben Campusleben erhält eine kurze Rückmeldung zu der Ausarbeitung, es wird erneut reflektiert. Rote und blaue Ordner - inhaltlich identisch, farblich verschieden - mit umfangreichen Informationen zu dem Portfolio wurden gleich zu Semesteranfang an alle Erstis verteilt. Koloriert ist auch zum Teil der Inhalt – neben der Reflexion sind die Hauptaufgabe das Ausfüllen und Ausfüllen-Lassen eines Kataloges zu Fähigkeiten und Kenntnisständen im medizinischen Bereich. Dabei muss man sich selbst einstufen - von zartgelb („Kenne ich theoretisch“) bis mintgrün („Lizenz zum Lehrer“) soll der fleißige Student in regelmäßigen Abständen Kreuze setzen und so erkennen, woran er noch arbeiten könnte. Und auch die Professoren und Dozenten sind involviert, sie sollen auf Nachfrage Feedback zu den Kompetenzen der Jungmediziner geben. Den eigenen Lernerfolg nachvollziehen können „Warum muss ich das denn aufschreiben? Natürlich mache ich mir Gedanken über meinen Lernfortschritt!“ So oder so ähnlich denken und dachten wohl viele Studenten, als sie mit dem Projekt konfrontiert wurden. „Hält man etwas schriftlich fest, ist die Analyse doch meist ausführlicher“, meinen Benjamin Schmidt und Benjamin Klatt. Parallel zu ihrer Promotion leiten die beiden ehemaligen Medizinstudenten der Uni Freiburg momentan das Projekt. Die Verschriftlichung des persönlichen Lernprozesses, worauf viele der betroffenen Mediziner anfangs mit Unverständnis reagierten, ist auf internationaler Ebene und auch national in anderen Studiengängen schon selbstverständlich. In England müssen praktizierende Ärzte alle fünf Jahre dem General Medical Council (GMC) ein Portfolio vorlegen, um ihre Approbation zu behalten. Pädagogik- und Lehramtsstudenten sind wohl die unangefochtenen Spitzenreiter unter allen Studierenden in Sachen Sammelmappen anfertigen – auch an der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist das Pflichtprogramm. Die Resonanz auf die Neuheit im Medizinstudium war durchwachsen. Sowohl begeisterter Zuspruch als auch Vorwürfe der zusätzlichen Arbeitsbelastung kamen auf. Unter den Studenten der ersten Portfolio-Generation herrscht im Allgemeinen geringe Akzeptanz. „Unnötig“ ist das 8 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 So sieht es also aus, das berühmte Portfolio Tipps und Tricks zur Bearbeitung • • • • Portfolio zum U-Kurs mitbringen, Kreuz abholen! Do it your way! Die persönliche Note macht den Unterschied. Mündliches Feedback von den Dozenten holen anstatt E-Mails zu schreiben. Arbeitszeugnisse, Empfehlungsschreiben, Dozentenschreiben – rein ins Portfolio! Wort, mit dem Johanna, viertes Semester, ihre Meinung zu dem Projekt zusammenfasst. Ihr Kommilitone Felix pflichtet ihr bei: „Ich halte das Portfolio für sinnlos.“. Diese Meinungen begründeten sich in anfänglichen Fehler und Unklarheiten über den Sinn des Portfolios, so die Projektleiter. Doch dies seien typische „Kinderkrankheiten“ eines neuen Lernmediums. Es wird klar: Feedback ist wichtig - ganz allgemein und auf jeder Ebene. Auf die anfängliche Kritik wurde mit einer veränderten Umsetzung reagiert. So werden die Studierenden jetzt zum Beispiel in kleinere Portfolio-Gruppen mit Ansprechpartner eingeteilt. Schnell ist diesem, meist einem Studenten aus einem höheren Semester, bei Unklarheiten eine E-Mail geschrieben. Auch werden gleich zu Anfang in einer Einführungsveranstaltung der Nutzen und die Vorteile des Portfolios aufgezeigt, um die „Sinnfrage“ schon im Vorhinein zu klären. „Das mit dem Portfolio passt schon“, heißt es jetzt von Studenten der zweiten Generation. Das Portfolio solle keine Folter sein, sondern eine Hilfestellung für die Zukunft, so Klatt. Damit man vielleicht eines Tages mit dem Portfolio in der Hand zum Vorstellungsgespräch gehen kann, um zu zeigen, welchen Weg man schon gegangen ist. Ruth Meier, Gwendolyn Roscheck Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 9 Titelthema: Recht im PJ Titelthema: Recht im PJ Eine Verkettung unglücklicher Ereignisse? Ein PJler steht wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. 10 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 11 Titelthema: Recht im PJ Titelthema: Recht im PJ Im August 2011 ereignet sich in einem Bielefelder Krankenhaus ein tragischer Zwischenfall. Ein PJler spritzt einem Säugling ein falsches Medikament, der kleine Patient verstirbt daraufhin an einem allergischen Schock. Nun muss sich der Student vor Gericht dafür verantworten. Ist er wirklich schuldig oder steht er am Ende einer Verkettung unglücklicher Zufälle? D er angeklagte PJler, der an der Universität Münster studiert hat, absolviert zum Zeiptunkt des Vorfalls den sechsten Monat seines Praktischen Jahrs und wird seit einer Woche auf der Kinderstation K8 eingesetzt. Am 22. August 2010 verpasst der 30-Jährige die Morgenübergabe und damit die Besprechung eines zehn Monate alten, an Leukämie erkrankten Säuglings, bei dessen Versorgung er später einen folgenschweren Fehler begehen sollte. Der Junge sollte im Verlauf des Tages zwei Antibiotika erhalten, wobei das eine intravenös, das andere oral verabreicht werden sollte. Nach der Morgenbesprechung bat eine der Schwestern den Studenten, zur Messung des Berg-und-TalSpiegels vor der Gabe des intravenösen Antibiotikums bei dem Säugling Blut abzunehmen (Spiegel eines Medikaments im Blut direkt vor und nach der Applikation). Später würde der Student angeben, nicht gewusst zu haben, dass der kleine Patient zwei verschiedene Antibiotika erhalten sollte. Während der PJler die Blutabnahme durchführte, betrat eine Schwester mit einer unbeschrifteten, nadellosen Spritze den Raum. Ob sie das Medikament tatsächlich mit den Worten „Hier ist das orale Antibiotikum.“ auf das Frühstückstablett legte oder ob sie es lediglich „Medikament“ oder „Antibiotikum“ nannte, ließ sich vor Gericht im Nachhinhein nicht mehr ermitteln. Sorgfaltspflicht verletzt In der fälschlichen Annahme, dass es sich um das intravenöse Antibiotikum handelte und dass es seine Aufgabe sei, dieses zu verabreichen, spritzte der PJler das Medikament in das laufende Infusionssystem. Der kleine Junge erlitt daraufhin einen anaphylaktischen Schock und verstarb. Einige Monate später musste sich der Student vor dem Bielefelder Amtsgericht für den Tod des Kindes verantworten. Am 22. Oktober 2012 be- 12 fand das Gericht ihn der fahrlässigen Tötung für schuldig. Das Gericht begründete sein Urteil damit, dass der Student ohne ärztlichen Auftrag gehandelt habe und seine Sorgfaltspflicht verletzt habe. In einer Pressemitteilung des Gerichts heißt es: „Obwohl [der Student] keinerlei Kenntnis über die aktuelle Medikation des Säuglings gehabt habe, habe er, ohne hierzu beauftragt oder befugt zu sein, das Medikament verabreicht. (...) Der von der Krankenschwester erteilte Auftrag habe sich lediglich auf die Blutabnahme bezogen. Darüber hinaus hätte er aufgrund der Umstände erkennen können und müssen, dass das von der Schwester im Krankenzimmer abgelegte Medikament nicht zur intravenösen Gabe bestimmt gewesen sei.“ Zum Zeitpunkt des Vorfalls wurden auf der Kinderstation identische Spritzen zur Verabreichung intravenöser und oraler Medikamente verwendet. Während erstere mit einem Etikett und einer Nadel versehen waren, waren die Spritzen zur oralen Gabe unbeschriftet und mit einem roten Combi-Stopper verschlossen. Während des Verfahrens wurden die beiden Spritzensorten präsentiert, demonstrativ mit und ohne Nadel. „Nicht einbezogen wurde dabei allerdings, dass die Medikamentengabe bei dem Säugling durch einen bereits vorhandenen Zugang erfolgte, für den grundsätzlich keine Nadel benötigt wird“, bemängelt die Münsteraner Fachschaft in einer Pressemitteilung. Der Studiendekan der Uni Münster Dr. Bernhard Marschall ärgert sich über die Darstellung des Falls. „Es beginnt damit, dass der Student nicht „zu spät“ erschien, wie häufig behauptet wird, sondern dass die Übergabe, die nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern dann stattfindet, wenn beide Ärzte anwesend sind, gewissermaßen „zu früh“ stattfand.“ Das Gericht kam zu dem Schluss, dass das Spritzensystem der Klinik nicht zu beanstanden und auch dem ärztlichen und nicht-ärztlichen Personal kein Vorwurf zu machen sei. Damit be- appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Vor Verantwortung weglaufen kann man auch als Medizinstudent nicht. stätigte es die Auffassung der Staatsanwaltschaft, die nur gegen den PJ-Studierenden Anklage erhoben hatte. Bei wem liegt der Fehler? Die Fachschaft der Universität Münster solidarisiert sich mit ihrem Kommilitonen. „Das (...) Urteil sowie die Darstellung der betreuenden Klinik sind unsachgemäß und werden dem medizinischen Alltag, zu dem auch die Ausbildung von neuen Ärztinnen und Ärzten gehört, nicht gerecht“, lässt sie in einer Pressemittelung verlauten. Die Münsteraner Studenten glauben an ein Organisationsverschulden der Uniklinik. Dabei führen sie ins Feld, dass das Krankenhaus am Tag nach dem Vorfall sein Spritzensystem umstellte. Ein Schuldeingeständnis? Nein, befindet Peter Ernst von der juristischen Fakultät Düsseldorf. Er promoviert zurzeit zu dem Thema „Haftung des Arztes im Praktischen Jahr“ und hat sich eingehend mit dem Fall beschäftigt. „Das Krankenhaus hat lediglich ein an sich schon eindeutiges System ‚idiotensicher‘ gemacht. Zumindest hat das Gericht das so gesehen“, so Ernst. Der Düsseldorfer Jurist findet das Urteil gerechtfertigt. „So wie das Gericht in Bielefeld es herausgearbeitet hat, stellt sich der Fall eigentlich ganz klar dar. Der Student hat sich angemaßt, ohne dass er dazu in irgendeiner Weise beauftragt wurde, dem Kind ein Medikament zu spritzen und hat es dabei auch noch falsch gemacht, indem er das Medikament intravenös statt oral verabreicht hat.“ Studiendekan Marschall widerspricht. Dass bei Erteilung des Auftrages ein Missverständnis entstanden ist, ist in der Rückschau offenbar, ändert aber nichts daran, dass der PJler sich zu dem Zeitpunkt durch die Hereingabe der Spritze zur Verabreichung des Medikament beauftragt verstand. „Das wäre vermutlich jedem Studierenden in der Situation so gegangen!“ Die Frage ist also: Liegt die Schuld wirklich allein beim Studenten? Stefanie Gehrlein, Justiziarin des Marburger Bund Bundesverbandes, erklärt, dass das Gericht ein Verschulden ande- Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 13 Titelthema: Recht im PJ Titelthema: Recht im PJ patientenschädigende Maßnahme zu verweigern“, erklärt die Fachschaft in einer öffentlichen Mitteilung. Dabei betont Prof. Dr. Raschke, Stellvertretender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster: „Es war ein absoluter Einzelfall, dass ein PJ-Student strafrechtlich verfolgt wurde. Eine praktische Ausbildung ist unsere Investition in die Zukunft!” Ernst weist darauf hin, dass es jährlich zu gut 11.000 Prozessen gegen Ärzte kommt, während es seit den 80er Jahren nur einige wenige Fälle gab, in denen PJler zivilrechtlich belangt wurden, ein strafrechtliches Verfahren gab es noch nie. Grundsätzlich sieht Ernst das größere Haftungsrisiko bei den betreuenden Ärzten und bei der Klinikleitung. „Wenn sich ein PJler einfach an das hält, was ihm aufgetragen wird, ist er juristisch ganz schnell raus und die Klinik steht in der Haftung im Sinne eines Organisationsverschuldens, weil diese nicht für reibungslose Abläufe oder hinreichende Einweisung und Beaufsichtigung des PJlers gesorgt hat“, erklärt der Jurist. Bei Zweifeln immer fragen Von der Klinik direkt in den Knast? rer Personen ausgeschlossen hat - danach könne es gewissermaßen nicht anders entscheiden, als dem Studenten die Alleinschuld zuzusprechen. „Rechtlich kann nur der Student belangt werden. Um eine Mitschuld zu tragen, müssten die anderen Beteiligten beispielsweise den Tatbestand von Beihilfe, Mittäterschaft oder Anstiftung zu einer Straftat erfüllen. Das ist nicht der Fall, da weder den Schwestern noch einem Arzt aus Sicht des Amtsgerichtes etwas vorzuwerfen war.“ 1800 Euro für ein Kinderleben? Sollte die Familie Schadenersatzansprüche stellen und es somit zu einem zivilrechtlichen Prozess kommen, könnte dies anders aussehen. „In einem Zivilverfahren kann die Schuldfrage anders beurteilt werden als im Strafprozess“, erklärt Gehrlein. Damit es zu einem solchen Prozess kommt, müsste die Familie allerdings aktiv Klage gegen den angehenden Mediziner erheben. Für die bisher erfolgte strafrechtliche Verfolgung hingegen bedurfte es keiner Anzeige. Mit dem Tode des Kindes wurde die Staatsanwaltschaft 14 automatisch eingeschaltet, die juristische Maschinerie unaufhaltsam in Gang gesetzt. Der Student wurde zu 120 Tagessätzen a 15 Euro verurteilt, die der Student an den Fiskus zu zahlen hat. „Das bewegt sich im unteren Bereich des Möglichen. Gravierender ist für den Studenten, dass seine berufliche Zukunft als Arzt gefährdet ist“, sagt Gehrlein. „Zwar hat er im Januar diesen Jahres seine Approbation erhalten, doch wird die Verurteilung, wenn sie rechtskräftig würde, für drei Jahre auf seinem Führungszeugnis stehen, welches bei Bewerbungen angefragt werden kann.“ Die Studenten aus Münster befürchten, dass das Urteil nicht nur Folgen für den Angeklagten haben könnte, sondern dass es, sollte es als Präzedenzfall gewertet werden, Auswirkungen auf die ärztliche Ausbildung haben könnte. „Uns als Studierenden bleibt bei Bestehenbleiben dieses Urteils (...), wenn jeder Student uneingeschränkt für jeden Fehler die volle Verantwortung tragen muss – selbst wenn dieser den organisatorischen Umständen oder einer anderen Person geschuldet ist, lediglich die Möglichkeit, jede potentiell appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Nur das machen, was man machen soll. Das klingt doch ganz einfach. Aber was darf man als PJler und was nicht? Wie soll man sich an die Regeln halten, wenn die Spielanleitung verschwunden ist? Prof. Dr. Drs. h. c. Stefan Pollak, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Freiburg, erklärt, jeder einzelne müsse seine Kompetenzen erkennen und einen Arzt hinzurufen, wenn die Situation dies erforderte. Umgekehrt habe der delegierende Arzt die Verantwortung: Er müsse bei der Überwachung der nichtärztlichen Mitarbeiter, denen er ärztliche Aufgaben überträgt, entsprechende Sorgfalt walten lassen. Auch Ernst sagt, ein Student könne sich auf das verlassen, was der Arzt ihm sage und wie er ihn anweise. „Aber er muss dabei natürlich auch ein gewisses Problembewusstsein entwickeln.” Am wichtigsten sei, dass Studenten keinen „Erprobungsdrang“ entwickeln und sich denken „Das krieg‘ ich schon irgendwie hin“. Marburger Bund Justiziarin Gehrlein hingehen sagt, es sei gefährlich, sich vollständig darauf zu verlassen, was der betreuende Arzt sagt. „Es gibt bisher keinen festen Katalog, der die Aufgaben und vor allem die Grenzen eines Studenten im Praktischen Jahr festlegt”, erklärt Gehrlein. „Selbst wenn der Beschuldigte im Bielefelder Fall eine Anweisung vom Arzt bekommen hätte, könnte es sein, dass er belangt worden wäre. Denn nur, weil ein Arzt etwas sagt, darf der Student nicht blind gehorchen. Erst, wenn ein Student in einer Situation, die im obskur erscheint einen Arzt fragt und dieser ihn anweist die Handlung auszuführen ist der Student auf der sicheren Seite”, eklärt Gehrlein. Noch schwieriger wird es, wenn eine Anordnung von einer Krankenschwester stammt. „Das wäre rechtlich gesehen höchstens als ‚Empfehlung‘ zu werten.” Es sei schwer einzuschätzen, wie ein Gericht entscheiden würde, wenn es doch zu einem durch den Studenten ausgeführten Fehler käme. Pollak betont, dass Famulanten, PJ-Studenten und Ärzte in Weiterbildung bei Unklarheiten immer einen sachkundigen Kollegen fragen und keine eigenverantwortlich durchzuführenden Maßnahmen übernehmen sollten, die sie nicht sicher beherrschen. Die Sorge um die Gesundheit und das Leben des anvertrauten Patienten wiege schwerer als ein etwaiger Konflikt mit dem delegierenden Dienstvorgesetzten. In einem sind sich Studenten wie Experten einig: Die praktische Ausbildung im Medizinstudium darf nicht unter dem Bielefelder Urteil leiden. Der Düsseldorfer Jurist Ernst glaubt allerdings nicht, dass das Urteil viel verändern wird. „Es wird aber vermutlich das Bewusstsein der Studenten beeinflussen, sie werden vielleicht größere Angst haben und sich der rechtlichen Konsequenzen bewusster sein.“ Der unglückliche PJler hat Berufung eingelegt. Das Urteil ist somit bisher nicht rechtskräftig und das letzte Wort noch nicht gesprochen - weder für ihn noch für alle zukünftigen Studenten. „Ein heikles Thema“ Weder die Rechtsabteilung der Universitätsklinik Freiburg, noch das Studiendekanat wollten zu dem Vorfall Stellung nehmen. Das Dekanat ließ verlauten, es seien Info-Veranstaltungen zum Thema Haftpflichtversicherungen sowie, der neuen Approbationsordnung entsprechend, Logbücher für das PJ geplant. Johanna Maxeiner, Insa Schiffmann Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 15 Titelthema: Recht im PJ Titelthema: Recht im PJ „Zwischen Praxis und Justiz“ Kommentar: Hätte das auch mir passieren können? Der Skandal um den Bielefelder PJler hat unter den Freiburger Medizinstudenten für heftige Diskussionen gesorgt. Die einen schlugen sich sofort auf die Seite des Studenten: „Das hätte doch jedem passieren können!” Die anderen sagten, er hätte Warnzeichen erkennen und nachfragen müssen. Definitonsgemäß handelt es sich um „fahrlässige Tötung”, ein Paragraph, der seine Hauptanwendung übrigens bei Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang findet. Daher erscheint mir das Urteil an sich als gerechtfertigt. Es stellt sich aber eine grundlegende Frage: Liegt der Fehler beim Studenten oder nicht eher beim System? Ist das Urteil an der Realität gemessen? Die Idealvorstellung ist, dass motivierte Ärzte sich darüber freuen, uns etwas beizubringen, und jede Frage geduldig beantworten. Die Wirklichkeit sieht manchmal ganz anders aus. Was würde ich tun, wenn die grantige Schwester Bettina mir eine unbeschriftete Spritze auf den Tisch klatscht und gerade Peter, der überarbeitete Assistenzarzt, Dienst hat, der mich bereits angepatzt hat, ich solle ihn nicht ständig nerven? Würden meine Zweifel an der Situation reichen, um meine Beklommenheit zu überwinden und nachzufragen? Die Ergebnisse der Umfrage unter den Münsteraner Studenten (siehe nächste Seite) zeigt, dass ich mit meinen Selbstzweifeln nicht alleine bin. Viele haben schon einmal Medikamente verabreicht, ohne zu wissen, wie diese wirken, oder waren beim Erheben eines Befundes unsicher. 16 Im Dezember 2012 fand an der Heimatuni des beschuldigten Studenten eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Was darf ein Medizinstudent – zwischen Praxis und Justiz“ statt. Unter den anwesenden Studenten wurde eine Umfrage zu ihren praktischen Erfahrungen gemacht. Hier ein Auszug der Ergebnisse. Selbst nach eingehender Recherche fanden wir als Redaktion keine Übersicht zumindest darüber, was für einen Studenten definitiv verboten ist. Auch die befragten Experten konnten nur pauschale Aussagen machen. Aber wäre es überhaupt sinnvoll, die Tätigkeiten im PJ in ein starres Korsett aus Richtlinien zu zwängen? Während meines Auslandsjahrs hab ich gemerkt, wie viele Freiheiten wir im Vergleich zu anderen Ländern in der praktischen Ausbildung haben. Es wäre schade, wenn wir diese einbüßen würden. Freuen wir uns nicht oft darüber, was wir alles machen dürfen, obwohl wir noch gar keine „richtigen Ärzte“ sind? Dass Fehler passieren und Komplikationen durch Studenten verursacht werden, zeigte sich auch, als wir bei Kommilitonen nach ähnlichen Erfahrungen fragten. Anscheinend werden wir Studenten in den meisten Fällen aber doch geschützt und dürfen Fehler machen. Denn keine der Geschichten, die wir hörten, hatte Folgen, weder für den Studenten noch für den Patienten. Es darf also „einfach” nicht zur Katastrophe kommen. Wir sollten diese Geschichte zum Anlass nehmen, unsere Handlungen in Zukunft noch kritischer zu betrachten und bei Zweifeln immer nachzufragen - und nicht dazu, dass PJ unter Richtlinien zu begraben. appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Figur 1: Haben Sie schon einmal ein Medikament verabreicht, ohne dessen Wirkung, mögliche Nebenwirkungen oder Kontraindikationen zu kennen? Figur 2: Haben Sie sich vor jeder Blutabnahme beim anordnenden Arzt oder ausarbeitenden Pflegepersonal rückversichert? Insa Schiffmann Figur 3: Haben Sie sich getraut, solche Unsicherheiten [bei von Ihnen erhobenen Befunden] zu äußern? Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 17 Titelthema: Recht im PJ Titelthema: Recht im PJ Figur 4: Wenn Sie ein Medikament verabreicht haben, war jemand dabei? Nur die Spitze des Eisbergs? Ist der Zwischenfall in Bielefeld wirklich, wie ständig betont wird, ein Einzellfall? Oder sind vergleichbare Fälle bisher bloß glimpflich ausgegangen? Hier ein weiteres Beispiel aus der Praxis. E ine Kommilitonin, die vor dem Studium eine Krankenpflegeausbildung am Klinikum der Universität München absolvierte, berichtet, wie sie während der Ausbildung von einem fünf Jahre alten Mädchen in der Kinderklinik um Milch gebeten wurde. Daraufhin füllte sie die Trinkflasche des Kindes mit normaler Kuhmilch. Was man ihr in der Übergabe am Morgen nicht gesagt hatte war, dass das Kind an einer schweren Nahrungsmittelunverträglichkeit litt und deshalb nur mit Spezialnahrung versorgt werden durfte. In Reaktion auf die normale Milch bekam die junge Patientin einen anaphylaktischen Schock und musste auf die Intensivstation verlegt werden. Obwohl die anderen Pflegekräfte zugaben, dass sie wahrscheinlich genauso gehandelt hätten, distanzierten sich Station und Klinikum von dem Fehler. Alles sei allein die Schuld der Pflegeschülerin gewesen, die die Milch ausgegeben hatte. Schließlich habe in der Patientenakte ein Vermerk gestanden, der auf die Unverträglichkeit hinwies, und es sei die Pflicht der Pflegeschülerin 18 gewesen, vor ihrer Tätigkeit am Krankenbett die Akte einzusehen. Dass während der Übergabe niemand auf die schwere Nahrungsmittelunverträglichkeit des Kindes hingewiesen hatte, diese auch bei der nächsten Übergabe mit keinem Wort erwähnt wurde und somit ein Organisationsproblem auf der Station den Vorfall herbeigeführt hatte, ließ man in der Münchner Kinderklinik stillschweigend unter den Tisch fallen. Dem Team auf der Intensivstation gelang es, das Mädchen zu stabilisieren. Es überlebte und seine Eltern sahen von einer Klage ab. Johanna Maxeiner appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Einmal nicht nachgedacht und plötzlich sind einem die Hände gebunden. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 19 Campusleben Campusleben Das Schönste am Studium? Das Kind! Deutschland beklagt seine Kinderlosigkeit, vor allem bei Akademikern, die zudem auch ein viel höheres Erstgebärendenalter aufweisen als die durchschnittlichen 30 Jahre. Und wie sieht es bei Studenten aus? Junge Eltern an der Uni sind keine Exoten, aber eben auch nicht die Regel, erst recht nicht bei uns Medizinern. Sind wir zu zielstrebig? Und ist Familiengründung das Gegenteil von Zielstrebigkeit? Ist eigentlich egal, finde ich. Lassen wir den Blick auf Demographie und Statistiken sein – dafür ist das Thema zu persönlich. A ls ich meiner Oma vor zwei Jahren am Telefon von meiner bevorstehenden Hochzeit erzählte, lautete nach einer kurzen Schreckenspause ihr erster Satz: „Und was ist mit deinem Studium?!“. Ähnlich begeistert fiel eine Weile später die Reaktion auf meine Schwangerschaft aus. Da hatte ich mir mehr erhofft, immerhin kann man seinen Großeltern nicht alle Tage erzählen, dass sie mit etwas Glück bald Urgroßeltern werden. Es dauerte ein wenig, bis ich die fehlende Euphorie nachvollziehen konnte. Ich zumindest war schließlich ganz aus dem Häuschen und hätte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass Hochzeit und Familiengründung, die wir bewusst in die Zeit des Studiums legten, in den Augen anderer automatisch einen Abbruch meiner Medizinerlaufbahn nach sich ziehen würden. Auch wenn man von ausgewachsenen Ärzten zu diesem Thema das bestätigt bekommt, was schon lange in verschiedenen Artikeln geschrieben steht - nämlich dass das Studium einen der günstigsten Zeitpunkte zur Familiengründung darstellt - muss man insbesondere Nicht-Medizinern gegenüber viel zu häufig Babybauch und Elternzeit verteidigen. Warum soll sich ein erwachsener Mensch, der nicht gerade knietief in ernsten Schwierigkeiten steckt, überhaupt für die Entscheidung pro Familie rechtfertigen müssen? Sind wir so sehr verkopft, dass wir einen rationalen Grund dafür brauchen, ein Kind zu bekommen? Ohne zu philosophisch werden zu wollen: Würden wir dann das eigene Kind nicht vom Zweck zum Mittel degradieren? Auch beim Lernen ist der Nachwuchs immer dabei. 20 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Wer sich an einem freien Tag einmal um die Vormittagszeit dem Genuss deutscher Privatsender hingegeben hat, hat sich vielleicht auch schon gefragt, warum es in Deutschland angeblich zu wenig Kinder gibt, wenn die 19-jährige DestinyCheyenne doch schon ihr drittes erwartet. Ich befürchte, Destiny-Cheyenne hat uns Medizinern etwas Wichtiges voraus: Sie macht sich keine Gedanken darüber, ob ein Baby sie später einmal die Aussicht auf die Oberarztstelle kosten könnte. Wie häufig habe ich mir schon das Szenario eines Bewerbungsgesprächs vorgestellt, in welchem ich dafür argumentiere, lieber mich als Mutter einzustellen als meine imaginäre kinderlose Konkurrenz. Sofort ärgere ich mich wieder über mich selbst, dass ich mir solche Szenarien überhaupt ausdenke. Et kütt wie et kütt. Studium? Hintenangestellt. Ich werde, ebenso wie mein Mann, gelegentlich gefragt, ob unsere Tochter denn geplant war. Anfangs fiel es mir trotz der großen Freude nicht ganz leicht, „ja“ zu sagen. Denn nun bin ich nicht mehr vorrangig Studentin, sondern vor allem verantwortlich für ein kleines Windelbündel - und muss gezwungenermaßen Extrawünsche äußern, um mein Studium um meine neue Priorität herum planen zu können. Das fing damit an, in der Schwangerschaft bei Klausuren zu fehlen und in der Famulatur so viel weniger einsatzbereit zu sein als geplant. Dann die Angst, andere hängen zu lassen, wenn ich bei meiner Doktorarbeit pausiere. Kurse umzulegen, nur Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 21 Campusleben um sie danach doch wieder absagen zu müssen. All das war mir unangenehm. Umso größer war die Überraschung, wie positiv die Reaktionen von Seiten der Uni ausfielen. Mit feuchten und zittrigen Händen wählte ich die Nummer einer Lehrbeauftragten, um eine Klausur kurz nach der Geburt zu verschieben. Ich war auf vieles gefasst gewesen, nur nicht darauf: „Dann erst einmal herzlichen Glückwunsch!“ Es gebe keine Klausur, die wichtiger sei als die eigenen Kinder. Ich solle nun den Mutterschutz richtig genießen, alles andere komme danach. Ähnlich hilfsbereit kam man mir im Studiendekanat, im Labor und bei den einzelnen Fächern entgegen. Auch als meine Tochter dann da war, wurde mir bei der Suche nach einem passenden Ort zum Stillen und bei der zeitlichen Organisation geholfen. Dass ich vier Monate nach der Geburt wieder Vollzeit in der Uni einstieg, ging jedoch in erster Linie nur dank der Selbstverständlichkeit, mit der der Papa ein Urlaubssemester einlegte, den kompletten Haushalt bediente, alle anstehenden Besorgungen erledigte und auch mal mit der Kleinen in die Klinik düste, wenn ich in den kurzen Pausen zum Stillen nicht heimfahren konnte. Da ich ohnehin nie ein Vorlesungsgänger gewesen bin, war es auch keine große Umstellung, lediglich bei Pflichtveranstaltungen durch Anwesenheit zu glänzen und den restlichen, erstaunlich vollen Tag zu Hause zu verbringen. Kleines Baby, großer Aufwand Man macht sich vorher keine Gedanken darüber, wie viel Zeit ein Baby tatsächlich in Anspruch nimmt. Und man merkt hinterher deutlicher denn je, wie wichtig die eigenen Freunde sind. Nicht nur, um den Bezug zum „echten“ Leben jenseits des Windelchaos nicht zu verlieren und die wenige Zeit, die man hat, mit lieben Menschen zu verbringen. Sondern auch, weil sie so allerhand ermöglichen, von dem man vergisst, dass es mit einem Baby nicht so leicht machbar ist. Einen Weihnachtsbaum zu transportieren, beispielsweise, oder einfach nur einen Kinoabend zu zweit. Ohne das Engagement unseres Freundeskreises würden wir sicher regelmäßig gegen eine Wand rennen. Auch sonst ändert sich so einiges: Eben noch nur für sich selbst verantwortlich, ist man plötz- 22 Campusleben lich der Lebensmittelpunkt eines anderen Wesens und umgekehrt. Kommt ein Anruf von der Kita mit der Bitte, das weinende Kind abzuholen, befinden sich ganz plötzlich Scheuklappen an meinem Fahrradhelm. Läge es in meinem Budget, würde ich mir ein Martinshorn auf den Gepäckträger schnallen und von einem Elektromotor unterstützt sämtliche innerorts geltenden Tempolimits wegfegen. Der Weg zur Kita, bis ich das Würmchen mit bebender Unterlippe und flehend ausgestreckten Miniatur-Popeye-Ärmchen retten kann, erscheint in solchen Momenten ewig. Man macht sich zudem auf einmal Gedanken über Dinge, die man zuvor kaum wahrgenommen hätte. Zum Beispiel über potenziell umfallende Bücherregale, die während der letzten vier Jahre nicht einmal gewackelt haben. Wenn ein Krabbler die Wohnung unsicher macht, ist alles eine mögliche Quelle für Katastrophen. Nun betreibt man Risikominimierung, wo nur möglich, und liest alle je veröffentlichten Testberichte zu Kinderstühlen, Babybetten, Kombi-Kinderwagen, Autositzen, Fahrradanhängern, Familienhotels und Gemüsebreis. Natürlich nur bio. Was war Henne, was war Ei? Hätten wir früher auch schon das Flughafenhotel für die Durchreise auf holidaycheck.de auf Herz und Nieren geprüft und für den 17 Euro-Duschkopf 164 Bewertungen auf Amazon studiert? Die Spontaneität ist in manchen Situationen vielleicht verloren gegangen, in anderen habe ich sie neu entdeckt noch nie habe ich so viele improvisierte Muffins gebacken wie in den letzten Monaten. Optimismus trifft auf Realität Die romantische Vorstellung, das Studium mit einem Baby im Arm einfach so fortzuführen, erwies sich natürlich als überaus naiv. Der Dozent eines Seminars bestand zwar darauf, dass ihm das angestrengte Gequake meiner Tochter gar nichts ausmache - doch ich weiß heute nicht, worum es in diesem Seminar eigentlich ging, denn ich war hochkonzentriert. Nicht auf die Medizin, sondern darauf, den Nachwuchs bei Laune zu halten, damit sich bloß niemand von Babygeschrei gestört fühlt. Auch merkte ich bei der Vorbereitung auf die gefürchtete Innere-Klausur, dass es sich mit einem mal mehr, mal weniger munter vor sich hinbrabbelnden Säugling auf dem Schoß einfach nicht gut lernen lässt. Also, absolut gar appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Ein Reflexhammer ist spannender als jede Rassel. nicht. Immer wieder zwischendurch bekam ich die Rassel an die Stirn geknallt. Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, dass diese Art der Denkanstöße nicht sonderlich hilft. Aber ich möchte die vielen kleinen schönen Dinge des Alltags nicht unerwähnt lassen, angefangen bei der erworbenen Gelassenheit bezüglich zärtlicher Kratzspuren im Gesicht und übelriechender Körperflüssigkeiten auf der Kleidung in den unmöglichsten Momenten. Des Weiteren kann ich nun endlich meinen medizinertypischen hypochondrischen Wahn von mir auf mein Kind übertragen. Es ist eine nette Abwechslung, auch einmal über pädiatrische Erkrankungen nachzudenken. Mein Kind öffnet mir zudem die Augen für die kreativen Möglichkeiten zur Ausgestaltung des täglichen Lebens, zum Beispiel, was man mit Brei alles anstellen kann, wenn man darauf verzichtet, ihn in den Mund zu führen. Inzwischen habe ich mich von meiner Tochter mit ihrer restlosen Begeisterung für Raufasertapeten anstecken lassen und erfreue mich an den ersten Zähnen, die sie gekonnt in meiner Groß- zehe versenkt. Aber auch intellektuell fühle ich mich ständig herausgefordert: Wir wundern uns gemeinsam täglich über die Regeln der Physik. Warum fällt der Löffel voller Brei nach unten, der Windelinhalt quillt jedoch nach oben heraus? Ich habe unsere Wohnung ganz neu für mich entdeckt, insbesondere all die Möbel, gegen die man in der Dunkelheit der Nacht laufen kann, während alles schläft - außer meinem Kind, dem Papa und mir. Ich gebe mich hemmungslos Lustkäufen hin und schenke meiner Tochter nebst Kleidung das Spielzeug, das ich insgeheim einfach selbst haben möchte. Sie hingegen findet das nicht allzu spannend, denn sie bräuchte gar kein Spielzeug: Dieses wird nur in sonst absolut reizarmer Umgebung überhaupt eines Blickes gewürdigt. Viel interessanter sind Löffel aller Art (Eierlöffel, Suppenkellen, Salatbesteck), alles mit Tasten oder Bildschirmen, Kabel zum Reinbeißen, Bierflaschen und -dosen, Plastiktüten, bunte Kaffeetassen (inklusive ihres heißen Inhalts) und Flaschen mit Essigreiniger. Abgesehen von den Löffeln eigentlich alles, wovon sich Kleinkinder Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 23 Campusleben Campusleben Gut zu wissen • Als Student darf man beim Kinderwunsch den finanziellen Aspekt nicht unterschätzen. Zwar bekommt man Kindergeld und Unterstützung bei der Betreuung, doch finanziert sich ein Baby nicht selbst. Beim Elterngeld wären es für arbeitslose Studenten in den 1990er-Jahren noch 600 Mark monatlich für zwei Jahre gewesen; heute gibt es nur den Mindestsatz von 300 Euro für ein Jahr. Rechenbeispiel: Der Mindestsatz, begrenzt auf 12 Monate, macht insgesamt 3.600 Euro an Elterngeld. Der Höchstsatz (bei Netto-Gehalt über 2.769 Euro) kann auch für 14 Monate ausgezahlt werden. Dann liegt man bei insgesamt 25.200 Euro. Als nicht arbeitende Studentin bekommt man übrigens kein Mutterschaftsgeld. • Auch wenn man sich lächerlich vorkommt, sollte man sich schon während der Schwangerschaft um einen Kita-Platz bemühen, denn viele Wartelisten sind sehr voll. Außerdem sollte man sich gut überlegen, wie früh man das Kind in die Obhut einer Kita geben möchte. Manche Kitas nehmen Babies ab zwölf Wochen auf, andere erst ab einem Jahr. Nicht vergessen: Je jünger das Kind, desto länger dauert normalerweise die Eingewöhnung. Dafür sollte man idealerweise ein paar Wochen frei haben. Mit einem Windelbündel im Schlepptau ist alles ein bisschen bunter. besser fernhalten sollten. Am schönsten finde ich allerdings die Tatsache, dass der etwas graue Alltag im Studium viel bunter geworden ist und ich Dingen wie Klausurenstress und Regelstudienzeit nun einen anderen, geringeren Stellenwert einräume. Durch die letzten Monate habe ich jetzt eine deutlichere Vorstellung davon, was ich persönlich zum Glücklichsein brauche. Auf Argumente für und wider den Kindersegen während des Studiums möchte ich an dieser Stelle verzichten. Diese sind allseits bekannt und ansonsten vielerorts nachzulesen. Ein Baby zu bekommen und vor allem, es dann nicht ins eigene Leben zu integrieren, sondern umgekehrt das eigene Leben an die neue Situation anzupassen, ist eine Sache des Bauchgefühls, da hilft keine Pro- und Contra-Liste. Das Medizinstudium in Freiburg ist dabei bestimmt kein Hindernis. Ohnehin ist das Kinderkriegen selten richtig planbar. Nicht jede werdende Mama schafft es, bis zur Geburt voll im Alltag zu stehen - und nicht jede will es. Was danach passiert, ist wohl 24 so unberechenbar wie kaum eine andere Zeit im Leben. Die ganze Arbeit und Doppelbelastung nimmt einem keiner ab, aber Hilfestellungen gibt es überall. Den idealen Zeitpunkt, um ein Kind zu bekommen, gibt es schlichtweg nicht. Es ist immer kräftezehrend und stellt einen vor immense emotionale und organisatorische Herausforderungen. Im Studium wie später im Arbeitsleben, bequem ist es nicht. Aber es ist das größte Glück und die schönste Bereicherung, die ich bisher erfahren durfte. Kerstin Meyer-Andreas appendix .ofamed.de | Frühling 2013 • Wenn man wegen Krankheit des Kindes als Berufstätiger fehlt, ist man krankgeschrieben. Als Student auch - aber Pflichtanwesenheiten und Klausuren sind nachzuholen, das heißt doppelte Arbeit später. Daher kann es sinnvoll sein, sich von Perfektion und Regelstudienzeit zu verabschieden und realistisch zu planen. • Informationen zu Familiengründung während des Medizinstudiums - unter welchen Umständen auch immer - bekommt man von verschiedenen Seiten: Studentenwerk (www.swfr.de/studieren-mit-kind), Dekanat (www.medizinstudium.uni-freiburg.de/ studierende/studium-mit-kind-ern), vielen weiteren Internetseiten zu dem Thema und allgemein natürlich auch bei Profamilia. Dort findet man vor allem auch Infos zum Thema Finanzierung und Recht. Das größte Glück: Kerstin mit ihrer Tochter. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 25 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Wann beginnt eigentlich Kunst? Und woher kommt der augenscheinliche Drang der Menschen danach, sich die Umgebung ihres stillen Örtchens wenn auch nicht unbedingt schöner, so doch zumindest witziger zu gestalten? Was im Privaten meist etwas liebeund humorvoller geschieht, gleicht auf öffentlichen Toiletten häufig eher Schmiereien und sinnfreiem Gekritzel. Dennoch, gar oft sind sie erheiternd, die kleinen Klo-Botschaften. Wir haben eine Auswahl für euch zusammengestellt. 26 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 27 Campusleben Campusleben OPs hautnah - von ganz weit weg Eine Herzoperation aus der ersten Reihe anschauen zu können, ohne die Angst, dabei umzukippen, ohne müde Arme vom Hakenhalten zu bekommen, ohne knurrenden Magen. Und ohne dabei auf Erläuterungen und Erklärungen verzichten zu müssen. Das geht ganz einfach mit der Sectio Chirurgica, einem Online-Angebot der Universität Tübingen. Der interessierte Student muss heute nicht mehr stundenlang im OP stehen, er streamt sich dorthin. D ie Sectio Chirurgica ist ein Angebot der Uni Tübingen, das vor sechs Jahren von Anatomen und Ärzten der Uniklinik ins Leben gerufen wurde. Die Idee dahinter: Zusätzlich zu dem rein anatomisch ausgerichteten Präppen im Studentenkurs können die angehenden Mediziner sich abends im Hörsaal ein ganz spezielles Programm ansehen. OPs an Leichen, Übertragung per Live-Stream. Jedes Wintersemester wird an zwölf Terminen ein abwechslungsreiches Programm angeboten, das von Tübinger Chirurgen präsentiert wird. Aufgezeichnet wird das Spektakel in einem von elf hochmodern ausgestatteten OP-Sälen. Dort führen Ärzte der Uniklinik an den mit AlkoholGlycerol fixierten Körperspendern authentische Operationen durch. Ob Nierentransplantation, Cochlea-Implantat oder Y-Anastomose, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Zwischen den Szenen aus dem OP-Saal werden immer wieder Einspieler gezeigt, in denen ein Anatom - vor riesigen Bildern der betreffenden Organe - das Vorgehen in die Theorie einbettet. Quasi ein Günther Netzer des OPs. Live-Stream aus dem OP Ursprünglich war die Live-Übertragung aus dem Leichen-OP als „Add-on“ zum Präp-Kurs der Tübinger Studenten erdacht; diese sind auch die einzigen, die ein extra zu den Fällen passendes Skript bekommen. Doch angesichts des organisatorischen und sicher auch finanziellen Aufwandes bot es sich an, das Angebot anderen 28 Medizinstudenten sowie medizintechnischem Personal ebenfalls zugänglich zu machen. Über das Internet ist es nun auch fakultätsfremden Studenten möglich, sich abends anstatt zum Fußball- zum OP-Schauen zu treffen. Wenn man gerade keine Freunde vor Ort zur Verfügung hat, wird es trotzdem nicht einsam vor dem Bildschirm: Während der Übertragung gibt es auf der Homepage der Sectio Chirurgica einen LiveChat, in dem man einen Chirurgen mit Fragen bombardieren und mit den Zuschauern aus allen möglichen Städten über Nahttechniken fachsimpeln oder Expertenwissen austauschen kann. Das mag im ersten Moment vielleicht nach Mediziner-Freaks klingen, die auch in ihrer Freizeit nicht genug von Blut und Gedärm bekommen können. Und doch ist so eine Schau-OP etwas vollkommen anderes als die traditionellen Lehrangebote im Studium. Anatomie für zu Hause Es fängt schon damit an, dass man die Anatomie plötzlich ins Wohnzimmer geliefert bekommt. Auf einmal können auch die Medizinfremden Mitbewohner einen kleinen Eindruck davon bekommen, warum man im dritten Semester seinen in Hass-Liebe verbundenen Prometheus überallhin mitnahm. Auch wenn sie auf begeisterte Ausrufe wie „Guck, guck, Fett!“ oder „Da, hast du die Knochensäge gesehen?“ anfangs eher befremdet reagieren mögen. Und vor allem ist die Übertragung eine Chance, die Anatomie von den besten Plätzen aus zu appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Die unbekannte Spezies: Sieht so vielleicht ein Moli aus? Auch so kann Lernen aussehen und im OP ist‘s auf einmal ganz bequem. erleben. Es ist ein bisschen wie im Präp-Saal, nur ohne Kälte und Gestank. Und es hat auch etwas vom OP. Nur gibt es kein Auf-den-Zehenspitzen-stehen-und Sich-recken-um-wenigstensein-Zipfel-Omentum-majus-zu-sehen, auch kein „Hände hoch, fass’ bloß nichts an, NICHT BEWEGEN!“. Dafür die Gelegenheit, mit einer gegebenenfalls großen Gruppe Gleichgesinnter das Gelernte aus der Anatomie angewendet zu sehen und darüber diskutieren zu können. Massengaffen auf tote Menschen? Was es jedoch nicht gibt, ist eine Einlasskontrolle. Im Präp-Kurs werden die Medizinstudenten allerorts intensiv darauf hingewiesen, was die höchste Priorität hat: Nämlich die Würde des Körperspenders zu wahren, der in Namen der Wissenschaft zerschnitten wird. Das bedeutet, keine Fotos zu machen, keine nicht-Medizinstudenten mit in den Präp-Saal zu bringen. Gerade das ist durch einen Mitschnitt und die Übertragung im Internet aber plötzlich Realität. Die Sectio chirurgica ist mittlerweile europaweit bekannt, die Zuschauer kommen längst nicht mehr nur aus dem Süden Deutschlands. Theoretisch kann jeder mit dem Internet Verbundene auf die LiveÜbertragungen aus dem OP-Saal zugreifen. Die Tübinger Anatomie hat kein anderes Verständnis von dem Umgang mit den Leichen als die Institute anderer Fakultäten. Auch hier wird darauf hingewiesen, dass sich streng an die Abmachungen mit den Körperspendern gehalten und deren Würde unter allen Umständen bewahrt werde. Um sich die Übertragungen ansehen zu können, muss man sich auf der Homepage der Sectio Chirurgia registrieren. Dies ist nur für „Studierende der Human- und Zahnmedizin sowie der medizinnahen Fächer wie ‚Medizintechnik‘ und ‚Molekulare Medizin‘, Ärztinnen und Ärzte und medizinisches und medizintechnisches Fachpersonal“ möglich - doch auf eine Überprüfung der Identität bei der Anmeldung wird verzichtet. Sehr konsequent geht man in Tübingen jedoch mit den Filmaufnahmen um: Die übertragenen Operationen sind im Nachhinein nicht mehr im Internet abrufbar und auch ein Mitschneiden der Filmsequenzen ist verboten. Hier wird ganz Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 29 Campusleben klar eine Grenze gezogen - zwischen Lehre und schaustellerischen, sensationsgeilen Schausektionen, wie sie zum Beispiel der KörperweltenErfinder Gunther von Hagen für seine Filmreihe „Anatomy for beginners“ durchführte. Vielleicht ist es diese respektvolle, professionelle Ernsthaftigkeit, die dazu beigetragen hat, dass die Sectio Chirurgica auch international in den höchsten Tönen gelobt wird. 2010 ist sogar ein wissenschaftliches Paper über das Projekt in dem Anatomie-Journal „Annals of Anatomy“ veröffentlicht worden. Darin wird die Evaluation der Lehre in Bezug auf das Projekt diskutiert und noch einmal die Intention der Sectio Chirurgica dargestellt: Das Ziel sei es, den klinischen und vorklinischen Inhalt in das medizinische Curriculum zu integrieren, ohne die systematische Präsentation des anatomischen Inhalts zu beschneiden. Ganz klar ersetzt eine Operation zum Zuschauen keinen Präp-Kurs und kein nerviges Arterien-Auswendiglernen, aber es hilft dabei, Zusammenhänge herzustellen. Die Bilder prä- Anzeige Chemie, Bio, Physik? gen sich besser ein als graue Theorie und durch Diskussion mit Freunden oder Fremden erinnert man sich später an wichtige Details. Denn gerade der Austausch unter Studenten und die offene Fragerunde an den Operateur finden in einem Rahmen statt, den man sonst nie herstellen könnte: Im OP stehen im Extremfall höchsten drei oder vier Studenten beisammen, meist ehrfurchtsvoll verstummt vor dem Oberarzt. Bei der Sectio Chirurgica aber kann man jede noch so banale Frage stellen und ohne tadelnden Blick eine Antwort darauf erhalten. Vielleicht ist das ein Revival des Bildungsfernsehens. In einem ganz speziellen Rahmen, mit interaktivem Austausch. Aber vielleicht ist die Sectio chirurgica manchmal auch nur ziemlich gute Unterhaltung. Rebecca Eisele Wer sitzt wohl noch so alles vor dem PC? Per Chat können sich die Teilnehmer der Sectios austauschen. Natürlich bei Biochemie und Physiologie? Kein Problem, denn mit AlchemiCS kapierst du fix! - Diplom-Chemiker mit kompetentem Team Unterrichtsstudio für Naturwissenschaften und Medizin 5 Gehminuten vom Institutsviertel Einzel-/Gruppenunterricht Flexible Zeiten, faire Preise Langjährige Erfahrung! Lernstudio AlchemiCS Christopher Seiter Marchstr. 1 79106 Freiburg 0160 - 96850479 www.alchemiCS.de 30 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 e? i em rch Ch n du eils h fac ar te jew ! t lem tig s urse egin b k Pro rich ngs terb z t chu es t e m J ris Se ff or u A v 31 31 n Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Grüße aus manca unge, Sala Kimon R ielandere v paniens, du? Herzen S im n e g a Wo bist würden s gendwo. Manche Nir endwo im rerbe leicht irg Weltkultu iem u t? z r t o r d chön a gehö . Die r Was ist s dt von Salamanc hellem Sandstein abends ta s s u lt und tt a Die A t komple h beeindr uckend s fa Mayor t h te hrlic n Plaza a te w und bes te t h is c u dt, mit edrale m bele ersitätssta iv sige Kath viel Zeit auf de n U te ag in der e ech n kann ma Salamanca ist ein pas. Fast jeden T daher, n. ch uro verbringe us allen Teilen E t. Das kommt au . Siesta a d ta n in S s ch d Studente twas los in der schwingli r e r e h t e s is Woche den Bars Preise in ie d s s a d ll ;-) en? ch auch to rg komm , Mensa und der ist natürli u ib e r F ach hren zur ück n ation, Fahrrad fa War um is n a g ienor Die Stud ld. a Schwarzw hir urgie vor der C n … n te a n e E ß die Gr ü ester und Mein Sem Erasmanien Raffaell a Fantin , Innsb Wo bis r uck t du? In der Haupts rols tadt de r Alpen und de m Herz Was is t schön en Tidor t? Das un die zah glaublich bee lre in natknö ichen Sport- u dr uckende Be del und rgepan nd Freiz or K roler S pracheig aiserschmarr eitangebote h ama, ie n r, Spienheite der Ha auf der ns ust A ten spä ür in den Skib owie der Lux lm, die Titer die Piste r u us einzusteige us, direkt vor n nter zu War um fetzen. und 20 Minu zur Weil es ück nach Fr e e i b n d u lic rg Semest er mit v h wieder Zeit kommen? ertraute f n Gesic ür zwei weite Gr üße re tolle htern w an… ird! die lieb e n Daheim zeit bra geb v auch in hüten und me liebenen, die in Fr d freu mic ie große weit e Freunde, die eiburg dere Welt e h auf e verschla s dieses Jahr uch! gen ha t ;-) Ich Julia Gückler, Ly on Wo bist du? In der schönste n und vielseitigs ten Stadt Fran reichs! kWas ist schön dort? Die Sprache, das Wetter (m eistens), tolle Erasmusler, glei Mitch zwei Flüsse an mütliche Abend denen man ge e verbringen ka nn, Ausflüge in Alpen oder ans die Mittelmeer. Eig entlich alles! War um zurück nach Freiburg kommen? Weil man nicht alle, die man ve rmisst, überrede kann, nach Lyon n zu ziehen. Und weil man als Fa radfahrer in Fr hreiburg bessere Überlebenschan hat. cen Grüße an… Patrik, Annemar ie, Rebecca, Joha nnes, Saskia, D niela, Miri, Laur aa und die Warth ogs. 32 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 33 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Laura Siegwart, Paris hlig, arie U France La vie au coeur de la Annem nicht sein könnte! jedoch französischer die t, tad lts We e ein ris Pa genteil des so idyleinmal das absolute Ge , ich e wi so , ihr nn We dem „Chaos“ der Mewollt und bereit seid, en eb erl g ur eib Fr en lisch dt eurer Wahl sein. dann sollte Paris die Sta n, ete utr nz ge tge en le tropo ere Leben waren die s doch etwas aufwändig da für ng nu loh Be e Di . onate meines Studiums mitunter schönsten M die Möglichkeit, jeten bie dt tten dieser Sta ce Fa en ch dli en un e Di genießen. zu entdecken und zu lt den Tag etwas Neues Nachtleben und gefüh s he flic unerschöp asi qu ein t nmm nte de ko u Stu nz Hi r entspannte erien, die das doch seh tausende von Boulang ser Stelle auch wirklich die an versüßen. Es ist ch zli sät zu ch no en leb iten die französischen unendliche Köstlichke lch we t rt, we ns ne äh erw sbar delikate Croissan allseits bekannte, unfas s da er üb ren ito nd Ko stuben zaubern….!!! au beurre in ihren Back Chance, kunterbunte in Paris vor allem die us asm Er r wa ch mi r Fü bar vergessene Sprache ließen und eine schein sch zu en aft sch nd eu Fr wiederzufinden. zurück nach Freiburg em, nach 8 Monaten Ich freue mich trotzd nde!!! n die wohl besten Freu zu kommen. Hier warte fa if Tener tchen m Städ una La Lag r am Winte en el i s ? m n i i u s d b n sch st au tte Wo bi er einer Url ch mi , nette Men tenu a n Auf d hön dor t? : Man kan rker Kaffee das Studen t: sta renz mir lmen st sc Was i , Meer, Pa fürchterlich l versüßen hezu unbeg und e , e a n s t Sonn sind n ern, Kletter envier . Tapa liegen oses Kneip lichkeiten d n d a n a W r St ög ak, ndi in gra ortlichen M Surfen, Kaj und e p , s n l Die rche ehen, leben. men, Schno en? derzus fahr e m i i m w w m h e o c k S ge nd iburg meine Freu hne Lebens nde Fu. e r g n F u h K o Ru ac ück n n Liebe! Um ommen und ts über eine Münr u z m oße entk t nich auf dem War u der gr m geh inn zu s Wegen kratiewahns en. Außerde Schoko-Ei l o n e r g n ü u ö dem B fahren zu k ahlbaren K d ez Fahrra bei einer b atpart ca, Ch niela, h c c s e t B a r , T Moritz lia, Da tz! marie, ohnerin Ju Nina, Kristerpla e n n a ew a, Joh an… gsmitb aktion e von e, Tub Gr üße ndere Hälft eine Lieblin askia, Janin pendix-Red atzDie a Matthias, m ra, Miri, S rke, die Ap an Goldsch wie r.1: s, Bi , Lau ner N Till, Marco ariam, Chri fühlen… so l M n e e Musk xy, Simon, tzt vergess Le sich je stina, lle die a n a und Doro! Lena Lipper Wo bist du ? Auf meinem t, Paris Balkon mit Blick auf d en Eiffelturm Was ist sch ön dort? (oh ja!) Wohnen in einer Postk Kunst und artenkulisse, Kultur und Großstadtleb Museen, jed avec les fill en, Pain au en Nachmit es, Pain au figues, tag frei zu h gruyère, D genüber, das aben, Brun eutschlernen Marais und ch mit dem In der Canal S Super markt, der von get. Martin, ri die einst ver es h ige Käseau auf fünfspu asste Sprach swahl im rigen Kreu e lieben zu zungen, les lernen, Fah Wörter aufz dimanches rradfahren uschnappen au cinquan , französisc Ecke, SMS-K te, italienisch he Hipster onversation e und Street en über den Art an jeder Flur. Warum zu rück nach Freiburg k ommen? Meine Lieb sten, Natur Fahrrad, Stu und Schwar zwald, kurz dentenleben e Wege, m ,B ofen, norm ein eigenes ale Lebensm rezeln und echtes Bro t, eine Küch ittelpreise, Veranstaltu e O mit Backngen und d eutsche Büro rchester, Appendix, st at k tf ra indende Grüße an.. tie. . Eva und ih re WG, Nic o, Guni, Jo Redaktion, nas, Lisa in all die ander en in der w Kassel, Men eiten Welt, e und die Mama und Papa und F lo 34 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 35 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Countdown zum Visum „Na, was hast du in den letzten Semesterferien so gemacht?“ – „Oh, ich war im Ausland für eine Famulatur...“. Mittlerweile ist dieser Satz unter Medizinern fast schon Standard. Wovon man sich aber selten eine Vorstellung macht, ist der enorme Organisationsaufwand, den eine Auslandsfamulatur oder ein Auslandstertial im PJ mit sich bringen. E ine Auslandsfamulatur ist eine ausgezeichnete Möglichkeit dazu, sich nicht nur medizinisch weiter zu bilden, sondern auch etwas über den Tellerrand der eigenen Kultur hinaus zu schauen. In Onlineforen und Medizinerzeitschriften gibt es Unmengen an Erfahrungsberichten, nur sind die Abschnitte über die Themen „Zeit im Krankenhaus“ oder „Freizeit“ meistens deutlich umfangreicher als die wenigen Zeilen über das eigentliche „Bewerbungsverfahren“ oder die „Organisation“. Marco Spehl erzählte uns, wie er sich Famulaturen in Ghana und Kanada organisiert hat - und was dabei so alles schief gehen kann. Erschwerte Kontaktaufnahme Marco Spehl ist ein gewissenhafter Student, der nichts dem Zufall überlässt. So hat er sich eine Famulatur in Ghana selber organisiert, anstatt sich für ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Unterkunft, Verpflegung und Freizeitaktivitäten über die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) zu bewerben. Er wollte sicher gehen, dass es auch klappt und bei allen Vorteilen, die das Programm der bvmd bietet, erfährt man oft erst spät, ob und wo man seine Famulatur im Ausland antreten kann. Außerdem wollte der Medizinstudent das Leben in einem „echten Dschungelkrankenhaus“ kennenlernen und nicht, wie bei über die bvmd organisierten Famulaturen üblich, in einer großen Uniklinik landen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es gar nicht so einfach ist, Kontakt zu einem kleinen afrikanischen Krankenhaus aufzunehmen: Im Internet sucht man vergeblich nach Adressen. In Orten, wo die Stromversorgung oft ausfällt, gibt es Wichtigeres, als sich um seine Internetpräsentation zu kümmern. Und selbst wenn man eine Telefonnummer aufspüren kann, hilft sie einem 36 oft auch nicht weiter, denn Telefonverbindungen sind ebenfalls vom Strom abhängig. Zwar gibt es Hilfsorganisationen, die gerade in solchen Gebieten aktiv sind, diese wiederum nehmen aber nur approbierte Ärzte mit zu ihren Einsätzen. Schließlich fand Marco unter www.electiveghana.org eine Organisation, die gegen eine Gebühr von 150 Euro Famulanten in ländliche Kliniken vermittelt. Alles andere ließ sich unbürokratisch organisieren. An Bewerbungsunterlagen waren nur ein Motivationsschreiben und ein Dekansbrief erforderlich, die nötigen Impfungen gab es beim Gesundheitsamt. Um den Transfer vom Flughafen zum Krankenhaus kümmerte sich die Organisation und eine Unterkunft suchte sich Marco dann vor Ort. Für die vierwöchige Famulatur inklusive Flug, Vermittlungskosten, Visagebühren und einer kleinen Reise im Anschluss hat der Student rund 1500 Euro gezahlt. Nächstes Ziel: Kanada Bereits für die nächste Famulatur zog es Marco abermals ins Ausland. Nun sollte es nach Kanada gehen und wieder wollte er alles selber organisieren. Ein halbes Jahr Vorlauf sollte gut reichen, um eine Klinik zu finden, ein Visum zu beantragen und einen Flug zu buchen. Dachte er. Nachdem er in Ghana gezielt nach einem kleinen Haus gesucht hatte, wollte er in Kanada eine Universitätsklinik kennenlernen. Zwar war es, wie nicht anders zu erwarten, kein Problem, über‘s Internet Adressen und Ansprechpartner der Unikliniken ausfindig zu machen, allerdings zeigte sich bald, das die kanadischen Unikliniken deutlich restriktiver als Ghanaische Häuser sind, was die Aufnahme von deutschen Famulanten angeht. Die großen Unis nehmen entweder überhaupt keine ausländischen Studenten auf oder alle Plätze waren bereits vergeben, so dass eine Bewerbung von appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Einmal über den Bettpfannenrand blicken? Auf zur Auslandsfamulatur, zum Beispiel nach Ghana. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 37 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d vorneherein sinnlos war. Schließlich konnte sich Marco noch erfolgreich um einen Platz in Greater Sudbury bewerben. Noch vier Monate Direkt nachdem er die Zusage aus Kanada erhalten hat, beantragt Marco ein Visum. Die vier Monate, die bis zur Abreise bleiben, sollten eigentlich ausreichen, dennoch will er einen Eilantrag stellen. Schnell findet er heraus, dass die Visa-Abteilung der kanadischen Botschaft in Berlin seit dem 30. April 2012 geschlossen hat und dass Deutsche sich seither in Visumsangelegenheiten an die Botschaft in Wien wenden müssen. Leider scheint die dortige Botschaft mit dieser neuen Aufgabe überfordert zu sein. Drei ganze Monate nach der schriftlichen Beantragung hat Marco immer noch nichts aus Wien gehört. Noch ein Monat Langsam wird Marco nervös. In einem Monat will er die Famulatur antreten und von dem Visum fehlt jede Spur. Er versucht, in der Botschaft in Wien anzurufen, wird aber nur mit einem Automaten verbunden, der ihm keine Antwort auf die Frage nach seinem Visum geben kann. Als nächstes versucht er, sich in einer E-Mail an die Botschaft zu wenden, bekommt aber auch jetzt nur die automatische Antwort, dass seine Mail erst in vier Wochen bearbeitet werden könne. Da möchte er aber eigentlich schon auf dem Weg nach Kanada sein. Noch zwei Wochen Zwei Wochen vor Abreise ist immer noch nichts vom Visum zu sehen, dafür tut sich ein weiteres Problem auf: Ohne ein ärztliches Attest von einem durch ein kanadisches Amt anerkannten Arzt darf niemand in einem kanadischen Krankenhaus arbeiten. Die Untersuchung muss vor Einreise stattfinden. Aber ohne ein gültiges Visum kann die Untersuchung nicht durchgeführt werden. Marco lässt vorsorglich vom Gesundheitsamt in Freiburg einen Tuberkulosetest durchführen, lässt per Bluttest eine Hepatitis B-Infektion ausschließen und trägt alle Vorbefunde zusammen, damit der autorisierte Arzt möglichst schnell das Attest ausstellen kann, sobald das Visum vorliegt. 38 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Der Flug muss ohne das Dokument gebucht werden. Marco schreibt verzweifelt eine in drei Sprachen verfasste E-Mail mit dem Betreff „Urgent“ an das Konsulat, um nach dem Visum zu fragen. Noch eine Woche Eine Woche vor der geplanten Abreise trifft endlich das Visum ein. Sofort möchte Marco einen Termin bei dem autorisierten Arzt in Freiburg ausmachen, dieser befindet sich aber in den Sommerferien und öffnet seine Praxis erst wieder nach der geplanten Abreise. Im Internet sucht Marco nach einem anderen anerkannten Arzt und findet heraus, dass der nächste in Frankfurt ansässig ist. Noch sechs Tage Am nächsten Tag, seinem Geburtstag, steht er um vier Uhr morgens auf, um nach Frankfurt zu fahren. Um acht Uhr steht er, ohne Termin, vor der Praxis. Dort warten bereits zehn andere Personen darauf, dass die Praxis öffnet, um sich ein Gesundheitsattest für ihr Visum ausstellen zu lassen. Marco wartet ungeduldig, bis er an der Reihe ist, und stellt sich darauf ein, am nächsten Tag persönlich nach Wien zu fahren, um sich seine Arbeitserlaubnis für das Krankenhaus abzuholen. Endlich wird er ins Behandlungszimmer gerufen. Obwohl er alle nötigen Vorbefunde mitgebracht hat, besteht der Arzt darauf, noch einmal Blut abzunehmen. Sobald die Befunde da sind, will er diese nach Wien schicken. Marco rutscht das Herz in die Hose, hat er doch gehofft, Frankfurt mit dem Attest in der Tasche zu verlassen. Noch ein Tag Von der Arbeitserlaubnis aus Wien fehlt jede Spur und morgen geht der Flug. Marco gibt seinem Bruder seinen Briefkastenschlüssel und bittet ihn, am nächsten Tag seine Post durchzuschauen und ihm die Bescheinigung, falls sie noch eintriffen sollte, als pdf-Datei auf sein Smartphone zu schicken. Noch zehn Stunden Am Tag der Abreise ist immer noch keine Bescheinigung aus Wien eingetroffen. Marco fährt vor der Abreise noch zu seinen Eltern, die an der appendix .ofamed.de | Frühling 2013 In der Pampa gestrandet? Da hilft vor allem innere Ruhe. Schweizer Grenze wohnen. Seine Mutter fragt, ob er zum Mittagessen bleiben möchte. Wenn er nach dem Essen den ICE von Basel nach Frankfurt nimmt, hat er dort drei Stunden Zeit zum Einchecken. Das sollte reichen. Er bleibt zum Essen. Noch sechs Stunden Marco sitzt, ohne Arbeitserlaubnis, im ICE nach Frankfurt. In Müllheim hält der Zug plötzlich. Auf dem vor ihnen liegenden Gleisabschnitt gab es einen Personenschaden. Der Medizinstudent denkt an die Rechtsmedizinvorlesung. Was wurde da über Personenschäden gesagt? Es wird gut zwei Stunden dauern, bis der Unglücksort abgesichert und fotografiert ist, bis alle Teile des Suizidenten geborgen sind. Marco steigt mit seinem Koffer aus dem Zug aus. Hält Ausschau nach anderen Reisenden, die mit viel Gepäck unterwegs sind. Fragt, ob sie auch auf dem Weg zum Flughafen sind. Endlich findet er einen Mann, der auch nach Frankfurt möchte. Zusammen rufen sie ein Taxi, einigen sich mit dem Fahrer auf einen Fahrpreis von 400 Euro. Noch eine Stunde Eine Stunde vor Abflug erreichen sie den Flughafen. Marco hastet zum Check-In. Gottseidank ist die Schlange kurz. Während er auf seine Abfertigung wartet, meldet ihm sein Handy, dass er eine E-Mail bekommen hat: Die Arbeitserlaubnis ist da. Beim Boarden schaut Marco auf bahn.de nach, wo sein Zug gerade ist. Er soll in einer halben Stunde am Frankfurter Flughafen ankommen. Johanna Maxeiner Basierend auf seinen Erfahrungen hat Marco eine Checkliste für die Planung von Auslandsfamulaturen erstellt. Interessierte finden sie zum freien Download auf appendix.ofamed.de Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 39 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ein Herz für Kinder Wenn der Körper über Jahre hinweg in einer Hypoxie lebt, schwellen die Endglieder der Finger an wie kleine Weintrauben. In Deutschland werden Herzfehler, die unter anderem zu diesem Phänomen führen, in der Regel im frühen Kleinkindalter operiert. In anderen Ländern der Welt hingegen findet man die sogenannten Trommelschlegelfinger nicht nur im Innere-Buch, sondern auch auf dem Spielplatz. M iguel sitzt auf seinem Bett und schaut durch die geöffnete Tür neugierig auf den Gang der kinderkardiologischen Station Noeggerath. Er lächelt, als er sieht, dass eine mit Stethoskop bewaffnete Studentin unterwegs zu seinem Zimmer ist. Nun schaut auch seine Zimmernachbarin Roxana auf und die beiden Mütter, die mit im Zimmer wohnen, grüßen die Eintretende mit einem Nicken. Als die Studentin ihr Stethoskop in die Hand nimmt und den Siebenjährigen anschaut, zieht dieser sofort sein TShirt nach oben. Sie bedeutet ihm, durch den geöffneten Mund tief ein und aus zu atmen. Auch wenn die beiden sich nur über Zeichensprache verständigen können, arbeitet Miguel bereitwillig Große Narbe, breites Lächeln: Miguel ... 40 mit. Dies ist nicht die erste Untersuchung, die hier mit ihm gemacht wird. Station Noeggerath ist die kinderkardiologische Station der Universitätsklinik Freiburg und Miguel und Roxana sind mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen. Doch es ist nicht selbstverständlich, dass die beiden hier behandelt werden: Sie wurden in El Salvador geboren. Angeborene Herzfehler zählen zu den häufigsten Fehlbildungen im Kindesalter. Fast jedes hundertste Kind ist davon betroffen. Zwar sind heutzutage die meisten Herzfehler prinzipiell therapierbar, dennoch ist die Diagnose für viele Kinder ein Todesurteil: Operationen am Herzen setzen neben gut ausgebildeten Ärzten spezialisierte Zentren mit moderner Infrastruktur voraus, die in vielen Ländern der Erde schlicht fehlen. Bei Miguel und Roxana liegt ein Ventrikelseptumdefekt vor, welcher im frühen Kindesalter entdeckt wurde. Außer einer regelmäßigen kardiologischen Kontrolle konnten die Ärzte in ihrer Heimat jedoch nichts für die Kinder tun, da es in ganz El Salvador kein Krankenhaus gibt, in dem Herzoperationen durchgeführt werden können. Der Verein Kinderherzen retten e.V. der Uniklinik Freiburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern wie Miguel und Roxana zu helfen. Der Verein wurde 2002 von Prof. Dr. Dr. h.c. Friedhelm Beyersdorf, Direktor der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg, gegründet. Seither können jedes Jahr acht bis zwölf Kinder aus bisher sechzehn verschiedenen Ländern in Freiburg operiert werden. Zusätzlich unternimmt das Freiburger Team aus Herzchirurgen, Kinderkardiologen, Intensivpflege und Kardiotechnikern regelmäßig Missionsfahrten nach El Salvador und Laos, wo während einer Woche zehn bis fünfzehn Kinder operiert und versorgt werden. Für appendix .ofamed.de | Frühling 2013 ihre Auslandseinsätze können die Freiburger die Räumlichkeiten von Krankenhäusern in den Zielländern nutzen, ihr Equipment müssen sie jedoch selber mitbringen, da die teuren Geräte und Materialien vor Ort nicht vorhanden sind. Dabei ist das Team aus Freiburg gleichwohl auf kompetente Ärzte vor Ort angewiesen. Sie müssen sich auf die Diagnosen der Kollegen, die die Kinder in ihrer Heimat betreuen und für eine Operation vorschlagen, verlassen können. Außerdem muss die Nachsorge der Kinder gewährleistet sein, berichtet Frau Prof. Dr. Stiller, Direktorin der Klinik für Angeborene Herzfehler in Freiburg. Trotz der sorgfältigen Auswahl durch die Ärzte in den Partnerländern muss rund die Hälfte der vorgeschlagenen jungen Patienten abgelehnt werden. Ein Geben und Nehmen Der Verein Kinderherzen retten e.V. will Kindern mit einem relevanten Herzfehler helfen, die ohne eine Operation das Erwachsenenalter nicht erreichen würden. Auf der anderen Seite dürfen die Kinder aber nur so krank sein, dass der Herzfehler mit einer einzigen Operation geheilt werden kann, ohne Folgeoperationen oder lebenslange Therapien mit teuren Medikamenten nach sich zu ziehen. Junge Patienten, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden laut den Statuten des Vereins nicht behandelt. Viele Kinder müssen aber letztlich nicht aus medizinischen, sondern vielmehr aus finanziellen Gründen abgelehnt werden. Die Patenschaft für ein Kind kostet ca. 20.000 Euro, wobei nicht nur die eigentliche Operation, sondern auch der stationäre Aufenthalt, Diagnostik und nicht zuletzt der Flug bezahlt werden müssen. Stünde mehr Geld zur Verfügung, könnten deutlich mehr Herzen gerettet werden, so Frau Prof. Stiller. Miguel und Roxana können im Februar 2013 in Freiburg operiert werden. Beide Kinder erholen sich rasch von der Operation an der Herz-Lungen-Maschine und bereits eine Woche nach dem Eingriff können sie aus der Klinik entlassen werden. Um eine gute Nachsorge zu gewährleisten, werden Miguel, Roxana und ihre Mütter noch für eine Woche von Gastfamilien aufgenommen, ehe die beiden strahlenden, nun gesunden Kinder ihre Heimreise antreten. Angesichts der beiden fröhlichen „Herzchen“ ... und Roxana am Ende ihres Klinikaufenthalts. betont Frau Prof. Stiller, dass das Projekt kein einseitiges Geben, sondern vielmehr ein wechselseitiges Geben und Nehmen sei. Zu Anfang sei auf Station Noeggerath eine gewisse Skepsis angesichts der unterschiedlichen Mentalitäten und der Verständigungsprobleme mit den Patienten und ihren Angehörigen aus El Salvador, Irak, Syrien oder der Ukraine spürbar gewesen. Zwar sei immer für entsprechende ehrenamtliche Dolmetscher gesorgt, diese seien jedoch nicht für jede Untersuchung, jede pflegerische Tätigkeit und jede Rückfrage verfügbar, was dem Team auf Station eine gewisse Flexibilität und pantomimische Leistungen abverlange. Mit der Zeit habe sich aber herausgestellt, dass gerade diese Situationen zusammen mit der schieren Lebensfreude, die die ausländischen Patienten und ihre Familien oft mit nach Deutschland brächten, den Stationsalltag unheimlich bereichern können. Und hört man Frau Prof. Stiller über ihre Patienten erzählen gewinnt man schnell den Eindruck, dass es keinen schöneren Lohn gibt, als bei einem Besuch in El Salvador einem gesunden, glücklichen Kind zu begegnen, welches ihr Team vor ein paar Jahren erfolgreich behandeln konnte. Johanna Maxeiner Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 41 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Der Zugang zu Medikamenten, ein Privileg des reichen Westens? Gerecht verteilt? Irgendwann im Laufe des Studiums steht für die meisten Medizinstudenten das Thema Doktorarbeit an. Viele von uns werden eine experimentelle Arbeit in einem der zahlreichen Labore der Freiburger Uniklinik beginnen, in der Hoffnung, die Wissenschaft ein kleines Schrittchen voran zu bringen. Doch profitieren letztlich alle Menschen auf der Welt in gleichem Maße von den dabei gewonnenen Erkenntnissen? E twa zehn Millionen Menschen sterben jährlich an sogenannten Armutskrankheiten Erkrankungen, die theoretisch verhindert werden könnten, in der aktuellen Forschung jedoch wenig Beachtung finden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt aktuell 14 Krankheiten zu diesen „vernachlässigten Erkrankungen“. Darunter zum Beispiel die Lepra, diverse Wurmerkranungen und Zoonosen, die afrikanische Schlafkrankheit und die ChagasKrankheit. Nichtregierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) führen diese Zahlen darauf zurück, dass ein Drittel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung hat, obwohl dies Teil des Menschenrechts auf Gesundheit ist. 42 Warum kommt aktuelle Forschung den Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern kaum zu Gute? Hierzu werden von MSF vor allem zwei Punkte angeführt: Zum einen bestehe eine Versogungslücke in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Schlechte infrastrukturelle Voraussetzungen würden schlichtweg den Zugang zu Medikamenten verhindern. Des Weiteren spielten die Patentansprüche der westlichen Pharmaunternehmen eine Rolle. Sie führten dazu, dass sich die Bevölkerung Arzneimittel einfach nicht leisten könne. Aber auch Erkenntnisse aus öffentlicher Forschung würden oft über Patente vertrieben und seien so fast unzugänglich. Zum anderen bestehe eine Forschungslücke. Forschung an den „vernachlässigten Krankheiten“ sei für die Pharmaindustrie meist wirt- appendix .ofamed.de | Frühling 2013 schaftlich uninteressant. Doch es gibt Mittel und Ansätze, um diese Missstände zu verbessern. Ein eindrückliches historisches Fallbeispiel hat sich vor einigen Jahren an der namhaften amerikansichen University of Yale ereignet. 1986 entdeckten Forscher dort, dass sich das Thymidinanalogon d4T (Stavudin) als HIV-Therapeutikum eignet und meldete ein Patent darauf an. Die Lizenz zur Herstellung wurde an das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb (BMS) vergeben, welches d4T einige Jahre später zur Marktreife führte. Als MSF 2001 bei der University of Yale anfragte, ob diese eine freiwillige Lizenz auf d4T zur Herstellung von Generika für Südafrika vergeben würde, verwehrte die Universität die Freigabe. Sie sah sich nach Vergabe der ausschließlichen Lizenz an BMS weder rechtlich noch moralisch in der Verantwortung. Durch wachsenden öffentlichen Druck seitens Studierender und Wissenschaftler gab BMS schließlich klein bei und unterschrieb eine Verzichtserklärung für die südafrikanische Exklusivlizenz. Infolgedessen konnten Millionen Afrikaner mit modernen HIV-Medikamenten behandelt werden und auch der durchschnittliche Preis aller HIV-Therapeutika sank in den ärmeren Ländern im Verlauf der letzten Jahre. Das Umdenken beginnt Ausgelöst durch dieses historische Ereignis entstand die Organisation Universities Allied for Essential Medicines (UAEM, siehe Kasten), die sich mittlerweile weltweit für verbesserten Medikamentenzugang in den ärmeren Ländern einsetzt. Unter dem Stichwort „Equitable Licensing“ (EL) plädieren UAEM und andere Organisationen für eine Änderung des Patentgesetzes. Die Basis dieses Modells soll ein neues Vorgehen der Universitäten bei der Lizenzvergabe darstellen. In einem Vertrag sollen globale Zugangskriterien festgelegt werden und Exklusivlizensen möglichst vermieden werden. Letztlich hätten die Universitäten auch nach Abschluss von Lizenzverträgen noch Einfluss auf die Verwertung und könnten auch in Entwicklungs- und Schwellenländern einen Zugang zu neu entdeckten Medikamenten garantieren. In den Vereinigten Staaten schon an vielen Universitäten Gang und Gäbe, gibt es in Deutschland nur wenige Fakultäten, die ein solches Vorgehen bereits etabliert haben. Als erste deutsche Hochschule hat die Charité in Berlin 2010 beschlossen, „Forschungsergebnisse aus Drittmitteln“ bedürftigen Menschen zuteilwerden zu lassen. Ende letzten Jahres sprach sich die Eberhard Karls Universität Tübingen in neu verabschiedeten Patentleitlinien für das Modell des „Equitable Licensing“ als möglichen Umgang mit geistigem Eigentum aus. Die Universität setze damit den „Nutzen für die Gesellschaft vor reines finanzielles Gewinnstreben“, heißt es in den „Leitlinien zum Umgang mit geistigem Eigentum“. Damit zeigt sie mit gutem Beispiel, wie die öffentliche Hand Verantwortung für Fortschritt in der ganzen Welt übernehmen kann. In Freiburg ist eine solche Richtlinie derzeit in der Entstehung. Die hiesige UAEM-Hochschulgruppe setzt sich dafür ein, auch an unserer Universität eine verantwortungsvolle Lizenzvergabe bei der Patentverwertung vorzugeben. UAEM Nach der Erfolgsgeschichte an der Universität Yale entwickelte sich ein weltweites Netzwerk von mittlerweile über einhundert Lokalgruppen, zusammengeschlossen unter dem Dach von Universities Allied for Essential Medicines (UAEM). In Deutschland wurde die Organisation 2009 ins Leben gerufen und umfasst aktuell sechs Lokalgruppen in Freiburg, München, Heidelberg, Berlin, Leipzig und Münster. Dort kommen Studenten unterschiedlicher Fakultäten zusammen, die sich für das Thema „gerechter Medikamentenzugang“ interessieren. Die Freiburger Gruppe trifft sich jeden Mittwoch um 19 Uhr in der Alten Pharmazie und freut sich über Zuwachs. Veranstaltungshinweis Im Rahmen des diesjährig in Freiburg stattfindendem UAEM-Deutschlandtreffens wird es voraussichtlich am 01. Juni 2013 eine Podiumsdiskussion über EL geben, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Weitere Informationen www.uaem-germany.de. www.essentialmedicine.org www.med4all.org Sebastian Wohlfeil Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 43 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Bakterien mit Bananengeruch, Hefen als Medikamentenfabrik, biologische Arsendetektoren oder Petrischalen, auf denen Kolonien in allen Regenbogenfarben wachsen – in der synthetischen Biologie finden sich neben komplizierten Molekülen viele erstaunliche Ergebnisse und lustige Ideen. Auch neue Methoden zur DNA-Modifikation oder dem Genomtransfer gehören dazu. Dass kreative Forschung nicht nur etwas für weißhaarige Herren kurz vor dem Nobelpreis ist, zeigt der Wettbewerb iGEM, an welchem auch ein Team der Uni Freiburg 2012 erfolgreich teilgenommen hat. A fabulous TALE... Echte Laborarbeit ist etwas völlig anderes als das Biochemiepraktikum. 44 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 F reiwillig Zeit im Labor zu verbringen, ohne dabei Geld zu verdienen oder auf eine Doktorarbeit hinzuarbeiten? Nächtelang Papers zu lesen und sich den Wecker nach dem Rhythmus der Versuchsansätze zu stellen, während sich andere abends in Kneipen treffen oder am See auf der Wiese liegen? Eine Gruppe von 15 Freiburger Studenten der Biologie, Medizin und Molekularen Medizin hat ab November 2011 fast ein Jahr lang Studium und Freizeit hintangestellt und sich stattdessen mit der Synthese von sogenannten TAL-Proteinen beschäftigt. Sie nahmen damit Teil an iGEM (international genetically engineered machine competition), einem internationalen Wettbewerb für synthethische Biologie, ausgerichtet vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Seit knapp zehn Jahren nun schon gibt es den Wettbewerb des MIT, an dem „undergraduate students“, also Studenten im Grundstudium, aus aller Welt teilnehmen können. Als Preise winken Gold-, Silber- und Bronzemedaillen in über 20 Kategorien sowie verschiedene Auszeichnungen, zum Beispiel für das beste medizinische Projekt oder die Verbesserung der Biosicherheit. Geldoder Sachpreise gibt es nicht, das Interesse an der Wissenschaft sowie der Spaß am selbstständigen Forschen sollen im Vordergrund stehen. Und iGEM boomt: Angefangen mit vier Gruppen im Jahr 2004 wuchs die Zahl der konkurrierenden Teams auf knapp 200 im letzten Jahr. Darüber hinaus werden auch die Projekte anspruchsvoller. Während es zu Anfang darum ging, Bakterien zum Blinken zu bringen, stehen heute zunehmend konkrete Anwendungen, etwa in Medizin oder Umweltschutz, im Vordergrund. Aber wie denkt man sich ein Forschungsprojekt aus, wenn man noch nie selbstständig im Labor gearbeitet hat? Dafür haben die Studenten zunächst ein Semester lang wissenschaftliche Artikel gelesen, in gemeinsamen Sitzungen Ideen entwickelt und viele wieder verworfen. Herausforderung des Projektes war der schmale Grad zwischen Machbarkeit und Originalität; die Entscheidung viel schließlich auf die Entwicklung einer neuen Methode zur Herstellung von Transactivator-like effectors, kurz TALEs. Dabei handelt es sich um 2009 entdeckte molekulare Werkzeuge, durch die mit hoher Effizienz Genommodifikationen (zum Beispiel Knock-outs oder Knock-ins) vorgenommen werden können. Da sie sehr gezielt an eine bestimmte DNA-Sequenz binden, besteht in der synthetischen Biologie eine starke Nachfrage nach den TALEs. Das Problem ist bisher die Herstellung, welche sehr zeitaufwendig und mit etwa 6000 US Doller pro Effektor relativ teuer ist. Die Freiburger Studenten hatten es sich zum Ziel gesetzt, ein Synthese-Kit für TALEs herzustellen, womit theoretisch jedes Kind diese in wenigen Schritten innerhalb eines Nachmittages selbst nach Wunsch zusammenbauen kann. Forschung selbst gemacht Anders als zum Beispiel im Rahmen einer Doktorarbeit entwickeln die Studenten bei iGEM ihr Projekt komplett selbst. Zwar sind zwei postgraduierte Betreuer pro Team vorgeschrieben, doch kommt diesen eher eine anleitende und beratende Funktion zu. Es geht eben gerade nicht darum, in einer bereits bestehenden Arbeitsgruppe ein Teilprojekt zu übernehmen, sondern sich selbst Gedanken über eine gute Idee und ihre Umsetzbarkeit zu machen. Das ganze wirkt wie eine Art Jugend forscht auf universitärem Niveau, ist aber deutlich mehr Arbeit. iGEM stellt den Teams sogenannte Bio- Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 45 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Bricks („DNA-Stückchen“) als Grundlage zur Verfügung, um weitere Materialien und vor allem um ein Labor müssen sich die Gruppen theoretisch selbst kümmern. Im Regelfall erledigen dies die entsenden Universitäten, haben sie doch ein Interesse daran, dass ihr Team gut ausgestattet ist und unter bestmöglichen Bedingungen gute Ergebnisse erzielen kann. Mehr als reine Laborarbeit In der Vergangenheit hatten Gruppen der Uni Freiburg bereits an iGEM teilgenommen, der damalige Betreuer und Verantwortliche hatte inzwischen jedoch in eine andere Stadt gewechselt. Dass die Uni Freiburg auch 2012 mit einem Team ins Rennen ging, liegt vor allem an dem großen Engagement von Nicolas Wyvekens, Medizinstudent aus dem inzwischen achten Semester. „Das großartige an iGEM ist die enorme Freiheit, ein Forschungsprojekt in Eigenverantwortung zu planen und selbstständig im Labor umzusetzen - wann bekommt man als Student sonst so eine Möglichkeit?“, sagt der Gründer und Leiter von „freiGEM 2012“. Während die Gruppen vieler anderer Universitäten häufig einen ganzen Stab an Professoren im Rücken haben, war das diesjährige Team aus Freiburg auf sich allein gestellt. Das bedeutete nicht nur, dass die Studenten ihr Projekt selbstständig planen, sondern sich zudem auch um Labor, Sponsoren und die Organisation der Reisen zu den iGEM-Kongressen kümmern mussten. Ohne Sponsoren ist eine Teilnahme an iGEM fast nicht möglich, alleine die Teilnahmegebühr bewegt sich im vierstelligen Bereich, ganz zu schweigen von den laufenden Kosten der Labor- 46 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d arbeit. Glücklicherweise wurde das Team finanziell sehr großzügig von dem Freiburger Exzellenzkluster BIOSS, der Medizinischen Fakultät sowie Sponsoren aus der Privatwirtschaft unterstützt. Die Veranstalter von iGEM setzen allerdings noch mehr voraus als die bloße Lust an experimenteller Forschung. Mit spürbar amerikanischem Geist liest man in den Teilnahmebedingungen, „all participants are required to work hard to build positive contributions to society and have lots of fun!“. Ein „positiver Beitrag zum Gemeinwesen“ - die Jungforscher sollen also nicht nur im Labor über wilden Ideen brüten, sondern ihr Wissen zum Beispiel an Schüler weitergeben und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Des Weiteren sollen die Teilnehmer sich mit Biosicherheit und den ethischen Aspekten der Molekularbiologie auseinander setzen. Dem MIT geht es in ihrem Wettbewerb darum, die Ideen und Perspektiven synthetischer Biologie publik zu machen sowie positive Resonanz und Enthusiasmus zu wecken; dies erwarten sie ganz selbstverständlich auch von den Teilnehmern. Alles in allem eine Menge Organisations- und Arbeitsaufwand, die sich aber gelohnt hat. Auch wenn man im Biochemiepraktikum schon einmal einen Westernblot gefahren oder DNA extrahiert hat - auf eigene Faust und in der „echten Welt“ ist Laborarbeit ein ganz anderes paar Schuhe. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Ergebnis“, sagt Nicolas, „Allerdings war der Weg dahin nicht einfach und hat uns viele lange Nächte gekostet.“ Tatsächlich ist der „DNA-Baukasten“ für TALEs erst drei Tage vor Abgabeschluss fertig geworden - in der experimentellen Forschung lässt sich vieles eben nicht minutiös vorausplanen, oft hängt es vom Zufall ab. Goldmedaille in Europa Anfang Oktober 2012 ging es dann zum „Europe Jamboree“ nach Amsterdam. Dort konnten die Freiburger Studenten, wie es im Wissenschaftsbetrieb so üblich ist, ihre Ergebnisse in Vorträgen und Poster-Präsentationen der internationalen Jury aus Forschern und Universitätsprofessoren vorstellen - mit Erfolg: Sie haben sich nicht nur für den World Championship in Boston qualifiziert, sondern zusätzlich den Sonderpreis für das beste genetische Konstrukt aus appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Für iGEM standen die Studenten auch nachts an der Laborbank. Europa (Best new biobrick, engineered) gewonnen. Der World Championship im November 2013 war die Krönung der iGEM-Erfahrung. Noch etwas müde vom Jetlag hatten die Freiburger Studenten die Gelegenheit, ihr Projekt den Koryphäen der synthetischen Biologie im berühmten Stata Center des MIT zu präsentieren. Konkurrenten waren diesmal nicht mehr etwa Tübingen und Bordeaux, sondern Gruppen aus namhaften Universitäten wie Tokyo, Stanford und Berkeley. Doch auch unter der Weltspitze konnten sich die Freiburger behaupten: Ausgezeichnet als eines der besten 15 Teams können sie zu Recht stolz auf ihre Arbeit sein. Und hinterher? Nach der Rückkehr aus den USA in den Schwarzwald war der enorme Druck erst einmal weg und die Freude groß. Dennoch musste ein Teil des Teams noch einmal für einige Monate zurück an die Laborbank. Manche Versuche mussten wiederholt, Arbeitsschritte vervollständigt und gerade in der Schlussphase vor allem die Motivation aufrecht erhalten werden. Auch wenn alle mit großem Enthusiasmus dabei waren, vor Frustration, wenn die x-te Klonierung nicht klappt, ist niemand gefeit. Inzwischen sind die TALE-Synthese-Kits bereits in einigen Laboren im Einsatz, sowohl in Freiburg als auf internationaler Ebene. In Zukunft sollen sie über eine sogenante Open Source-Plattform zum Selbstkostenpreis vertreiben werden. Auch im nächsten Jahr wird Freiburg bei iGEM vertreten sein, das Team 2013 hat sich bereits in die Arbeit gestürzt. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie erfolgreich in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten. Lena Lippert Weitere Informationen finden sich auf der offiziellen Homepage unter http://igem.org. Alle Details zum Freiburger iGEM-Projekt 2012 unter http://2012.igem.org/Team:Freiburg. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 47 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Stipendium verpflichtet Auf den Medizinermangel reagieren einige Bundesländer, Berufsstände und Kliniken mit attraktiven Angeboten für Medizinstudenten: Wer sich zum Beispiel dazu verpflichtet, Hausarzt in Sachsen, Psychiater an einer ZfP-Klinik oder Assistenzarzt in Emden zu werden, qualifiziert sich für ein schickes monatliches Stipendium, das ganze Studium hindurch. I m Mai letzten Jahres war die Aufregung an deutschen Mediziner-Unis groß: Im Bundesrat wurde über die Änderung der Approbationsordnung entschieden. Anlass zur Empörung, vor allem unter Studenten, war der Plan, einen Teil des PJs pflichtmäßig zu einem Hausarzttertial zu machen. Eigentlich hielt das niemand (nicht einmal alle Hausärzte) für eine tolle Idee, der Protest war groß, und letzlich wurde das Vorhaben auch wieder verworfen. Das dritte Tertial im PJ ist nach wie vor ein Wahltertial. Doch egal wie laut geschrien und demonstriert wurde - wirklich darüber gewundert, dass der Beruf des Hausarztes Nachwuchs braucht, hat sich niemand. Suche nach dem Nachwuchs Die Kassenärztliche Vereinigung des Landes Sachsen hat sich nun etwas Neues ausgedacht, um ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen und junge Nachwuchs-Allgemeinmediziner früh an sich zu binden: das Programm Studienbeihilfe. Dieses Programm ist ein Angebot an Medizinstudenten ab dem ersten klinischen Semester. Bis zu vier Jahre lang bekommt ein Student monatlich 300 bis 600 Euro, sofern er sich im Gegenzug dazu verpflichtet, sich nach bestandenem Examen zum Allgemeinmediziner ausbilden zu lassen und im Anschluss daran mindestens vier Jahre lange als Hausarzt in einem festgelegten Gebiet in Sachsen zu arbeiten. Wo genau der verpflichtete Stipendiant landen wird, schreibt die KV vor. Im Vertrag heißt es trocken „unterdurchschnittlich versorgte Planungsbereiche". Lockt man so potenzielle Hausärzte an? Vielleicht. In diesem Programm treffen sich Nachfrage und Angebot: Die Kassenärztliche Vereinigung 48 braucht Nachwuchs, der Nachwuchs braucht Geld. Wer nicht von Mutter und Vater unterstützt wird, muss sich während seines Studiums mit Nebenjob, BAföG oder Studentenkredit über Wasser halten. Landarzt aus Geldnot? Das ist doch etwas Neues: Sich zur Studienfinanzierung nicht an einen Studentenkredit zu ketten, sondern an eine Verpflichtung. Wobei diese Verpflichtung sogar ein bisschen an einen Kredit erinnert. Die Bedingungen für die Studienbeihilfe, die im Internetauftritt der KV Sachsen erläutert werden, klingen streng, nach Beamtendeutsch. Die hausärztliche Tätigkeit wird als „wirtschaftlicher Gegenwert" zur finanziellen Unterstützung bezeichnet, welche, sollte der Vertrag nicht erfüllt werden, verzinst zurückgezahlt werden muss. Auch das Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) sucht Nachwuchs und bietet eine monatliche Unterstützung von 600 Euro für Medizinstudenten im klinischen Studienabschnitt an. Bedingung: Nach dem Examen lässt man sich mindestens fünf Jahre lang an einer der Kliniken des ZfP zum Facharzt der Psychiatrie, Psychotherapie oder Psychosomatik ausbilden, wobei der Klinikstandort im ersten Jahr vorgegeben wird. Anders als die KV nennt das ZfP sein Programm Stipendium - und als solches versteht man es dort auch. Seit vier Jahren gibt es das Projekt. „Ursprüngliches Motiv war, Medizinstudenten früh an das Fach Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik heranzuführen", erzählt Professor Dr. Paul-Otto Schmidt-Michel, der ärztliche Direktor des ZfP Südwürttemberg, „in dem Sinne, dass sie sich bereits während des appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Eiskalte Begrüßung oder angenehme Bad wannentemperaturen? Medizinerstipendien - echte Chance oder Notlösung bei leerer Kasse?. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 49 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Studiums, welches ja eher somatisch ausgerichtet ist, mit dem Fach beschäftigen, eventuell bei uns famulieren oder eine Dissertation in diesem Bereich anfertigen". Mittlerweile würde jedoch der Ärztemangel deutlich und so sei das Stipendium inzwischen auch ein Mittel geworden, um Nachwuchs zu gewinnen. Um die Förderung zu erhalten, wird zunächst ein Vorstellungsgespräch geführt, in dem es den Schirmherren vor allem auf die Motivation ankommt, sich in das Fach hineinzuarbeiten. Prüfe, wer sich ewig bindet Und ja, auch hier muss eine Abmachung erfüllt werden. „Zirka zehn Prozent der Stipendiaten treten die Facharztausbildung nicht an, in der Regel deshalb, weil sich der Berufswunsch geändert hat", räumt Schmidt-Michel ein. In diesem Fall muss das Stipendium zurückgezahlt werden, allerdings zinslos, auch wenn das ZfP in einer Werbebroschüre sehr charmant betont, dass sie das „nicht so gerne möchten". Doch was folgt auf die Verheißung? Läuft es darauf hinaus, dass abgebrannte Studenten quasi erpresst werden, sich in diesem oder jenem Fach ausbilden zu lassen? Ehrlicherweise muss man sagen: Jemand, der kein Allgemeinmediziner oder Psychiater werden wollte, wird sich nicht wegen einer Studienbeihil- Würde sie gegen Geld nach Sachsen gehen? 50 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d fe oder eines Stipendiums für die entsprechende Facharztausbildung entscheiden. Jedoch durchaus vorstellbar ist, dass tatsächlich ein paar Willige in unterversorgten Planungsbereich oder in die entsprechende Klinik gelockt werden. Und natürlich ist nicht für jeden Studenten ein solches Stipendium eine Option. Es kann durchaus abschrecken, sich schon so früh während des Studiums auf sein Berufsziel festlegen zu müssen, anstatt bis zuletzt flexibel und unabhängig zu bleiben. Andere finden vielleicht gerade das toll: Genau zu wissen, dass sie nach dem Examen sofort einen Job haben werden. Und wieder andere betrifft all das überhaupt nicht, weil es ihr Herzenswunsch ist, plastischer Chirurg in München zu werden, wofür ihnen leider niemand ein Stipendium anbieten möchte. Doch es gibt eben auch diejenigen, für die so ein Angebot wie die Faust aufs Auge passt, für die sich dadurch die Chance bietet, ohne lästigen Nebenjob durchs Studium zu kommen und schließlich in ihrem Traumberuf zu landen. Weißkittel an der Nordsee Probleme mit dem unattraktiven Standort kennt man nicht nur in Sachsen. Emden liegt auf der Landkarte oben links, so weit im Nordwesten Deutschlands, dass es fast schon Holland ist. Die ostfriesische Kleinstadt befindet sich zwar direkt an der Emsmündung in die Nordsee, doch trotz Wattenmeer, Dünen und „Arbeiten, wo andere Urlaub machen" scheint sie nicht der beliebteste Ort für junge Uni-Absolventen zu sein. So bietet auch das Klinikum Emden ein Stipendium zur Gewinnung von fähigem ärztlichen Nachwuchs an, die Konditionen ähneln den oben genannten. Flexibler ist der Stipendiat allerdings in der Wahl des Faches: Ein Emder Assistenzarzt hat die Wahl zwischen neun verschiedenen Facharztrichtungen, in denen er sich in den ersten drei Jahren nach seinem Examen versuchen soll. Im Gegensatz zu den anderen Stipendien springt sofort ins Auge, dass Aus- und Weiterbildung groß auf die Fahnen geschrieben stehen. Schon während einer Famulatur in Emden kommt man in den Genuss eines koordinierten und abwechslungsreichen Angebots an Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen. Auch die Zulassung zum Stipendienprogramm erfordert, dass man wenigstens eine Famulatur vor appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Ort abgeleistet hat und vom Chefarzt positiv beurteilt wurde. Das hört sich zumindest nach einer sorgfältigeren Auslese der zukünftigen Kollegen an als im Studienbeihilfeprogramm in Sachsen, wo die Studenten nach dem Wer-zuerst-kommtmahlt-zuerst-Prinzip ausgewählt werden. Das Gefühl, dass hier nicht nur dem Student, sondern auch dem späteren Arzt einiges geboten wird, verhärtet sich beim Blick auf die Zusatzleistungen: Kinderbetreuung, die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, elektronische Dienstzeiterfassung mit Überstunden-Freizeitausgleich beziehungsweise -abgeltung, finanzielle Unterstützung beim Umzug: Der potentielle Arbeitnehmer wird richtiggehend umworben. Jungärzte mit Ansprüchen Immer häufiger stolpert man in letzter Zeit über solche Angebote: Die Kliniken sehen sich mehr und mehr in der Pflicht, ihren Jung-Ärzten etwas zu bieten, sich ihnen gut zu verkaufen. In der Wirtschaft ist dieser Trend längst angekommen; schon seit Jahren berichten uns Soziologen über die Emanzipation der jungen Leute von der Generation Praktikum. Die neue Generation, unsere Generation, ist die sogenannte Generation Y. Wie das Magazin Der Spiegel sie charakterisiert, ist sie „qualifiziert, selbstbewusst und extrem anspruchsvoll", sie erwartet „spannende Projekte, gute Gehälter, schnelle Aufstiegswege". Sicherlich lassen sich manche Aspekte dieser Beschreibung nicht auf die Arbeit im Gesundheitssystem übertragen, doch zumindest dieser: Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer etwas bieten. Denn Medizinabsolventen können zurzeit oft deutlich größeren Einfluss auf ihren Arbeitsverträge nehmen, als dies früher der Fall war. Sie, oder besser gesagt, wir sind mindestens so heißbegehrt wie hübsche Ingenieure oder fünfsprachige Betriebswirtschaftler. Von so einer Position aus darf man sich trauen, an seinen Arbeitgeber Forderungen zu stellen - vielleicht schon während des Studiums oder eben dann als fertiger Arzt. Das Klinikum Emden gibt einen Einblick, wie solche Arbeitsplätze aussehen könnten: Überstundenausgleich, Teilzeitstellen, Kinderbetreuung. Doch das Abfangen der Studenten noch während des Studiums sollte nicht als „Verzweiflungstat” unbeliebter Standorte angesehen wer- Beliebte Metropolen Am attraktivsten als zukünftiger Arbeitsplatz sind Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen; Großstädte stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste. Unbeliebt sind ländliche Gegenden (Orte unter 5000 Einwohner). Nur für 16 Prozent der Studenten wäre es eine Option, sich auf dem Land niederzulassen. Immer weniger Hausärzte Bundesweit sind mehr als 15 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre, in den Neuen Bundesländern teilweise sogar fast 28 Prozent. Eine Prognose besagt, dass es im Jahr 2020 etwa 7000 Hausärzte weniger geben wird als 2010, dafür aber etwa 11.000 andere Fachärzte mehr. Auch in der Psychiatrie fehlt Nachwuchs Zwei Drittel der psychiatrischen Fachkliniken haben Probleme damit, Stellen im ärztlichen Dienst zu besetzen. Von den psychiatrischen Fachabteilungen von Allgemeinkrankenhäusern leiden sogar 61 Prozent unter Ärztemangel. Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung den. Die frühe Entscheidung zu Standort und / oder Fachrichtung kann ein echte Qualitätssteigerung des Studiums bedeutet. Schon jetzt ist deutlich, dass Arbeitgeber beginnen, mit attraktiven Angeboten um Ärzte zu buhlen. Einige Stipendienanbieter fördern bereits die Einarbeitung in den späteren Berufsstand und die Eingliederung in den zukünftigen Arbeitsplatz. Ein weiterer Schritt könnte sein, dass die Anbieter der Stipendien ihre Angebotsvielfalt vergrößern, mehr Praxisbezug durch Schnuppertage oder Famulaturen schaffen, Fortbildungen oder praktischen Kurse anbieten. Es könnte ein Modell wie die Duale Hochschule entstehen, von dem Arbeitgeber und Studenten gleichermaßen profitieren. Vielleicht sind Stipendien und individuelle Studienbeihilfen nur eine Modeerscheinung, vielleicht sind sie aber auch Ausdruck eines neuen Trends. Einer neuen Generation von Ärzten, die wissen, was sie dem Krankenhaus wert sein sollten und das auch einfordern. Mediziner Y. Rebecca Eisele Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 51 Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Anzeige „Geld sollte nicht die einzige Motivation sein“ Wieso entscheidet man sich für ein Stipendium, für das man einen Arbeitsvertrag unterschreiben und dabei großen einen Teil an Flexibilität aufgeben muss? Und klappt am Ende auch alles, wie vor Eingang der ersten Zahlung verheißen? Wir trafen eine Stipendiatin des ZfP Weissenau zum Gespräch. Zu Beginn des PJs wusste ich noch nicht genau, welche Fachrichtung ich später einmal machen wollte. Ich liebäugelte mit Allgemeinmedizin, Anästhesie oder Innere. Dann hörte ich von der Psychiatrie in Weissenau: Anders als in den meisten anderen Krankenhäuser damals, bekam man dort während des PJs ein Gehalt von 1000 Euro im Monat angeboten. So leistete ich mein erstes Tertial in Weissenau ab - schließlich sind Psychiatrie beziehungsweise die Psyche enorm wichtig und psychiatrischen Krankheitsbildern begegnet man auch in jeder anderen Disziplin. In Weissenau erfuhr ich dann von dem Stipendium. Zwei Kommilitonen von mir hatten auch Interesse daran und nach einem informellen Bewerbungsgespräch mit Herrn Schmidt-Michel stand die Vereinbarung: Für die nächsten elf Monate bis zum Examen bekam ich die 400 Euro im Monat, im Gegenzug habe ich mich dazu verpflichtet, nach dem Examen als Assitenzärztin in der Psychiatrie anzufangen. Manchmal hat es sich langweilig angefühlt, dass mein Weg so vorgebahnt war. Aber spätestens während der Examensvorbereitung und nach dem Examen war ich vor allem froh darüber, dass ich keinen Stress mit Bewerbungsfotos und Vorstellungsgesprächen hatte. Ich hatte von vornherein zur Bedingung gemacht, dass ich gerne in die Klinik in Weissenau wollte, sodass es auch keine Probleme mit der Standortauswahl gab. Doch natürlich gab es auch Phasen, während derer ich mir überlegte, die Vereinbarung aufzulösen und das Stipendium abzubrechen. Ich war in das Ganze ein bisschen hineingerutscht, manchmal fühlte ich mich so, als würde ich meine 52 Seele verkaufen. Allerdings lief mein Stipendium ja auch nur elf Monate und war deshalb etwas überschaubarer als etwa bei Studenten, bei denen die Vereinbarung seit dem Physikum besteht. Als ich dann fest in der Klinik zu arbeiten anfing, wurde ich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht: Es gibt hier sehr angenehme Arbeitsbedingungen, flache Hierarchien und immer ein offenes Ohr. Allerdings bemerkt man auch den Ärztemangel und dass die Klinikleitung sich bemüht, den Ärzten entgegenzukommen und arbeitnehmerfreundlich zu sein. Ich überlege mir, ob ich nach Ablauf der fünf Jahre das Fach wechseln und vielleicht doch noch Innere machen sollte, das ist irgendwie ein „medizinischeres“ Fach. Andererseits bin ich hier mittlerweile „angekommen“, mal sehen, ob ich wirklich noch einmal wechsle. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen in der Psychiatrie sehr flexibel, man kann Wochenenddiesten entgehen, wenn man mehr Dienste unter der Woche und nachts macht - aus der Inneren hört man da ganz anderes. Mittlerweile ist das Stipendium unter Studenten bekannter als zu meiner Zeit; die meisten aktuellen Stipendiaten sind solche, die schon immer in die Psychiatrie wollten, einige machen auch ihre Dissertation bereits hier. Ich empfehle das Stipendium des ZfP auf jeden Fall weiter. Allerdings sollte das Geld nicht die einzige Motivation sein, denn damit ist man zum Scheitern verurteilt. Protokoll: Rebecca Eisele appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Wir führen die aktuelle medizinische Fachliteratur. Natürlich auch: Endspurt, die Skripten fürs Physikum Thieme, 2. Aufl. 2013 149,99 Alternativ die Medi-Learn Skriptenreihe 5., überarb. Aufl. 2012 je 17.99 – 39.99 G. Herold: Innere Medizin 2013 47.M.Müller: Chirurgie 2012/2013 34.T.Karow/R.Lang: Pharmakologie, Toxikologie 2013 44.60 Gleixner/Müller: Neurologie und Psychiatrie 2013/2014 34.und.. Sonderangebote Ältere Auflagen günstiger: v.Olshausen: EKG-Information m. CD-ROM 8.Aufl. 17.Sitzmann: DUALE REIHE Pädiatrie 3.Aufl. 33.Rassow: DUALE REIHE Biochemie 2.Aufl. 29.95 Behrends: DUALE REIHE Physiologie 1.Aufl. 25.Silbernagl: Taschenatlas Physiologie 7.Aufl. 18.Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie 3.Aufl. 19,99 Kühnel: TaschenAtlas Zytologie, Histologie, Mikroanatomie 11.Aufl. 17.50 Prometheus´ Lernkarten der Anatomie 2.Aufl. 19,99 Prometheus´ Lernatlas Anatomie II: Hals, Innere Organe 1.Aufl. 25.- Prometheus´ Lernatlas Anatomie III: Kopf, Neuroanatomie 1.Aufl. 25.- Emminger, Physikum exakt, das gesamte Prüfungswissen in 1 Band 3.Aufl. 29.Whitaker: Taschenatlas der anatomischen Leitungsbahnen, Thieme 1. Aufl. 12.(Angebote nur, solange Vorrat) Romane, Reiseführer, DVD´s , Kochbücher, andere Hobby-Literatur bekommen Sie auch von uns: Wenn Sie uns bis 17.30 Uhr Bescheid geben, ist quasi ALLES am nächsten Tag hier in der Buchhandlung. Über Nacht liegt – aus Hunderttausenden lieferbarer DVD´s, Spielen und natürlich Bücher jeden Geschmacks – Ihr Wunsch hier zum Abholen bereit. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 53 Sinnvoll investiert? Sinnvoll investiert? Lernstoff auf die Ohren noch ein bisschen Lernstoff anhören kann“ fügt sie hinzu. In diesen „mobilen“ Situationen sei das Smartphone sowieso immer dabei. Das Vorhaben der beiden ehemaligen Freiburger ist geglückt: Das meditorium gibt es seit einigen Monaten zum studentenfreundlichen Preis im App Store zum Download - allerdings nur für Besitzer von Geräten mit dem kleinen Apfel. Im iTunes-Store und bei facebook kann sich aber jeder zur Probe kostenlos ein Kapitel anhören kann. Von der Idee zur App Der eine brütet über Büchern, andere chillen mit dem meditorium. Das Wort Staatsexamen löst quasi schon bei Erstsemestern Panik aus. Wie soll man den Riesenhaufen Lernstoff bloß ins Köpfchen hämmern? Neben dicken Wälzern, Karteikarten-Wust und Kreuz-Orgien können Prüflinge sich nun auch mit der App „meditorium“ auf die M2 vorbereiten. In kurzen Podcasts erklären darin zwei junge Ärzte die wichtigsten Themen der Inneren Medizin. W ährend der Examensvorbereitung nahm der Freiburg Medizinstudent Lukas Graaf zum schnellen Wiederholen alle Themen für das Fach Innere Medizin als Podcast auf. Seine Kommilitonin Siobhán Ewert nutzte diese während der eigenen Examensvorbereitung und war begeistert. Schnell waren sich die beiden einig, dass man diese Idee weiter ausbauen könnte. Die beiden stellten fest, dass in der Mediziner-Lernlandschaft eine Lernhilfe fehlte, die das prüfungsrelevante Wissen kurz, knackig und trotzdem verständlich präsentierte. Gleich nach dem bestandenen Examen begannen die beiden frischgebackenen Ärzte, für das 54 Fach Innere Medizin gezielt strukturierte Podcasts aufzunehmen. Der Plan: Das meditorium sollte bald als App für alle iStudenten verfügbar sein. „Eine App bietet viele Vorteile. Man muss sich nicht mit einem dicken Wälzer irgendwo hinsetzen und diesen durcharbeiten, sondern kann sich den Lernstoff quasi überall und jederzeit aneignen. Wir wollten gerne ein Lerntool mit den Funktionen entwickeln, die wir in unserer Examenszeit selbst gerne gehabt hätten und die uns das Lernen erleichtert hätten“, erklärt Siobhán. „Außerdem soll unsere App die Effizienz beim Lernen steigern, indem man sich beim Fahrradfahren oder in der Badewanne entspannt appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Um die App zu vermarkten, gründeteten Felix und Siobhán im August letzten Jahres eine echte kleine Unternehmergesellschaft. Mittlerweile gehören zum meditorium-Team auch ein iOSEntwickler, ein Android-Entwickler und ein Programmierer, der sich um die gesamte Pflege der Datenbanken kümmert. Zusätzlich werden die Jungmediziner inzwischen von vielen fleißigen Helfern unterstützt, die freiwillig ihr jeweiliges Lieblingsfach einsprechen möchten - denn das meditorium soll noch um andere Fachgebiete erweitert werden. Das Team hofft, diese bald in Form von komprimierten, examensrelevanten und trotzdem verständlichen Podcasts anbieten zu können. Und in Zukunft? Ziel der meditorium-Macher ist erst einmal, alle examensrelevanten Themen der Inneren Medizin fertig zu stellen. Allerdings sei das neben dem Job gar nicht so leicht , erzählt Siobhán. Zudem arbeite man gerade daran, eine Android-Version des meditoriums zu entwickeln. Schließlich soll dieses Angebot nicht nur einem kleinen Prozentsatz an Studenten zukommen, sondern möglichst vielen Examenskandidaten dabei helfen, sich effizient auf die letzte Hürde des Studiums vorzubereiten. Das meditorium-Team freut sich hierbei auch über Rückmeldungen von Nutzern ihrer App, um ihr Produkt weiterhin zu verbessern. Motivierte Mitstreiter für das Team sind ebenfalls herzlich willkommen! Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis wir uns im Weismannsaal neben Büchern und Skripten auch Kopfhörer werden ausleihen können. Anne Büttner „Ideal für zwischendurch“ Vor dem Hammerexamen stehen noch viele andere Dinge an. Wie lernt es sich mit dem meditorium zum Beispiel auf die Freiburger Innere-Klausur? Appendix-Redakteurin Insa hat den Test gemacht: Ich habe mich mit Hilfe der App auf die Innere-Klausur vorbereitet. Diese bildete den krönenden Abschluss eines Klausur-Marathons von insgesamt sieben Prüfungen in zwei Wochen. Zwar hatte ich recht pünktlich mit dem Innere-Lernen begonnen, doch während der letzten drei Wochen vor der Klausur war ich voll mit Ortho, Chirurgie und Konsorten beschäftigt. Hier half mir die App besonders: Beim Zähne putzen, auf dem Weg zur Lerngruppe oder beim Einkaufen frischte ich noch einmal schnell meine Kenntnisse über Leberzirrhose oder Tuberkulose auf, um mich danach wieder Knochentumoren und Schulterarthrose zu widmen. Ich hatte das Gefühl, mein Wissen über die Innere-Zwangslernpause hinweg besser konserviert zu haben. Die App eignet sich meiner Meinung nach weniger dazu, etwas neu zu lernen, sondern viel eher, um das Gelernte entspannt noch einmal erzählt zu bekommen. Ich bin begeistert davon, höre jetzt auch manchmal aus Spaß einen Podcast an und kann das meditorium jedem nur empfehlen! Insa Schiffmann Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 55 Sinnvoll investiert? Schöner Lernen M. Schünke, E. Schulte, U. Schumacher: PROMETHEUS LernPaket Anatomie: LernAtlas Anatomie. 3. Auflage, Thieme, 2012. Preis: 169 Euro (einzeln: 54,99 - 74,99 Euro) Ein Anatomieatlas soll dem Medizinstudenten eine präzise und umfassende Kenntnis der menschlichen Anatomie vermitteln. Die Schwierigkeit besteht darin, Schwerpunkte zu setzen und eine sinnvolle Stoffauswahl wiederzugeben, die einerseits auf die vorklinischen Prüfungen, andererseits aber auch auf das spätere Arbeitsleben vorbereitet. Das Motto „Schöner Lernen“ erschließt sich sofort: Ein übersichtliches Layout lässt viel Platz für große Bilder und einen kurzen Begleittext. Dafür ist der Prometheus aber auch deutlich umfangreicher und größer als der Sobotta und dementsprechend teurer: Den Sobotta gibt es schon für 110 Euro. Logischerweise passt der Prometheus leider nicht so einfach in jede Tasche und kann einer Studentin beim Heimweg vom Präppen an einem 56 Sinnvoll investiert? dunklen Wintertag durchaus als Selbstverteidigungswaffe dienen. Die Gliederung folgt dem gängigen Lehrplan: Erst die Knochen, Bänder und Gelenke, dann die Muskulatur und die Leitungsbahnen, letztere jeweils unterteilt in Systematik und Topographie. Zuerst immer ein Überblick über das Thema, dann die Details. Die meisten Abbildungen sind selbsterklärend, ansonsten helfen die Texte aus. Vor allem für Studenten mit sehr gutem räumlichen Vorstellungsvermögen, die lieber durch Bilder verstehen wollen, als Texte in einem Lehrbuch zu lesen, ist der Prometheus ein Schatz. Die Zeichnungen aus vielen verschiedenen Blickwinkeln und Präparationstiefen erleichtern das Verstehen sehr. Seinem Anspruch getreu, ein „Lern-Atlas“ mit nachhaltigem Lerneffekt zu sein, enthält der Prometheus viele Beispiele und Befundbilder aus dem klinischen Alltag. Tabellen und Schemata helfen, bei der Detailfülle dennoch den Überblick zu bewahren und oft reichen die Informationen des Atlas’ aus, um die Testate im Präpkurs sicher zu bestehen. Ein weiterer praktischer Vorteil: Fast alle haben ihn und man muss Seitenangaben auf Handouts nicht mühsam auf das eigene Exemplar übertragen. Allgemein kann man sagen, dass die Unterschiede zwischen erster und zweiter Auflage weniger im Layout oder den anatomischen Aussagen liegen. Vielmehr wurde der Stoff neu gegliedert und einige Themen ergänzt oder neu appendix .ofamed.de |Frühling 2013 hinzugefügt. Der Hals wurde von den Inneren Organen zu Kopf und ZNS gelegt, sodass man für die einzelnen Testate nicht immer alle drei Atlanten zum Lernen mitschleppen muss. Hinzu kamen mehrere Kapitel Embryologie (entspricht in etwa einem gut bebilderten Kurzlehrbuch), sodass nun fast alle Themen abgedeckt sind, die auch in der Dualen Reihe Anatomie behandelt werden. Die dritte Auflage, die es bis jetzt nur vom Teil „Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem“ gibt, zeigt keine großen Unterschiede zur vorherigen. Die Prometheus-Atlanten kommen ihrem Ziel, wie ihr griechischer Namensvetter die Erleuchtung zu bringen, auf jeden Fall ziemlich nahe. Kamilla Szabó Diagnose stellen leicht gemacht W. Siegenthaler: Siegenthalers Differenzialdiagnose. 19. Auflage, Thieme Verlag, 2005. Preis: 119,95 Euro Für den Umgang mit Patienten ist Dr. House aus der gleichnamigen US-Serie sicherlich kein Vorbild. Was der schonungslos direkte Arzt jedoch kann wie kein anderer, ist Differentialdiagnosen zu erstellen. Wer allerdings im Klinikalltag kein Team aus Top-Ärzten zur Verfügung hat, um sämtliche möglichen Ursachen eines Symptomes zu brain-stormen, kann sich anderweitig weiterhelfen. Zum Beispiel, indem er sich das unverschämt dicke Buch „Siegenthalers Differentialdiagnose: Innere Krankheiten - vom Symptom zur Diagnose“ aus dem Thieme Verlag anschafft. Das Buch hat stolze 1167 Seiten (und auch einen stolzen Preis), kann dafür aber von sich behaupten, sehr detailliert und ausführlich zu sein. Anders als die meisten Innere-Lehrbücher geht dieses hier von Symptomen aus und ist ganz klar auf die Diagnosefindung ausgerichtet. Das ist auch der Grund dafür, weshalb dies kein Buch zum Lernen ist. Die Gliederung ist vollkommen anders als im universitären Lehrplan: Anstatt nach Organ- ist es nach Funktionssystemen gegliedert. Viele Krankheitsbilder werden nicht nur einmal, sondern an vielen Stellen erwähnt und unter verschiedenen Gesichtspunkten erläutert. Deshalb gibt es nirgendwo eine komplette Beschreibung eines Krankheitsbildes; viel eher ergibt sich ein sehr komplexes Bild, das man sich aus verschiedenen Ecken zusam- mensuchen muss. Ideal ist hier, dass das alphabetische Register im Anhang sehr umfangreich und vollständig ist. Zum Aufbau: Der Inhalt ist nach Leitsymptomen eingeteilt, zum Beispiel Thoraxschmerz, Abdomenschmerz, Dyspnoe, Ödeme, Fieber, Ikterus und so weiter. Zu Beginn jeden Kapitels wird die zugehörige Physiologie erklärt, dann die Pathogenese beziehungsweise -physiologie. Es folgt eine Einteilung der möglichen Ursachen des Symptoms und ein kurzer Abriss über die verschiedenen Krankheitsbilder, die damit einhergehen. Zusammenfassend findet man zudem recht komplexe, bei näherer Beschäftigung mit dem Buch aber sehr übersichtliche und hilfreiche Schaubilder, die sogenannten „Navigatoren“, in denen das Leitsymptom in der Mitte noch einmal visuell in Beziehung zu allen Differentialdiagnosen gesetzt wird. Anschließend wird jede Differentialdiagnose ausführlich erläutert Im Anhang findet man, was in keinem Innere-Buch fehlen darf: Laborparameter, fantastischerweise ebenfalls unter dem differentialdiagnostischen Aspekt erläutert. Was dem Buch allerdings vollständig fehlt, ist ein Teil über die angemessene Behandlung der Krankheitsbilder. Therapieoptionen aufzuzeigen ist offensichtlich aber auch gar nicht die Absicht der Herausgeber, das würde zugegebenermaßen wahrscheinlich auch noch die 2000-Seiten-Grenze sprengen. Das Buch beinhaltet sehr viele Bilder, sowohl Fotos als auch Röntgenbilder, EKGs und Schaubilder, und ist somit sehr anschaulich und leicht zu lesen. Wozu braucht man dieses Buch also? Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich es beim Lernen auf die Innere Klausur ganz schnell zur Seite gelegt habe. Trotzdem ist es meiner Meinung nach eine Anschaffung wert. Für Famulaturen und das PJ und später auch im Klinikalltag ist der Siegenthaler sicherlich sehr nützlich, da er sehr praktisch auf die Diagnosefindung ausgerichtet ist. Zum anderen ist dies ein Buch, das es einem ermöglicht, einmal von einer anderen Seite an die Innere Medizin heranzugehen: Nämlich von einem funktionellen Ausgangspunkt, der es ermöglicht, Krankheiten in einem komplexen Zusammenhang zueinander zu sehen und zu erkennen. Rebecca Eisele Standardwerke abgecheckt K. Arastéh, H. Baenkler, C. Bieber und R. Brandt: Duale Reihe Innere Medizin. 3. Auflage, Thieme, Stuttgart, 2012. Preis: 69,99 Euro D. Henne-Bruns, H. Barth: Duale Reihe Chirurgie. 4. Auflage, Thieme, 2012. Preis: 69,99 Euro Vier dicke Wälzer liegen auf meinem Schreibtisch, jeweils die alte und neue Auflage des MLP für Innere und Chirurgie. Ich bin misstrauisch. Die neuen Auflagen sind dünner Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 57 Sinnvoll investiert? als die alten. Das stinkt doch. Oder hat hier nur einfach jemand sinnvoll gekürzt? Die Werke generell: Am MLP Innere und MLP Chirurgie kommt man kaum vorbei. Das Wissen scheint inkomprimierbar - Kurzlehrbücher sind leider wenig dünner als die über 1300 Seiten starken Dualen Reihen. Dafür steht aber auch alles drin. Das bewährte MLP-System aus vielen Bildern, hervorgehobenen Merkkästen und dem Kurzlehrbuch am Rand macht sie zum optimalen Lern- und Nachschlagwerk. Sinnvoll investiert? / Impressum Fazit: Die Duale Reihe Chirurgie ist wie gewohnt übersichtlich und interessant gestaltet. Natürlich ist sie sehr ausführlich, da sie aber von der Fuß-, über die Thorax- bis hin zur Mund-KieferGesichtschirurgie fast alle chirurgischen Fragestellungen abdeckt, lohnt sich die Investition. Hier könnte der kluge Student aber Geld sparen und die dritte Ausgabe kaufen. Die neue Auflage MLP Innere Medizin: Das Gleiche in grün. Der MLP Innere ist fast Die neue Auflage MLP Chirurgie: Abgespeckt, aber nicht unbedingt besser. Die korrigierte 4. Auflage der Dualen Reihe, die 2012 erschien (3. Auflage 2007), spart pro Kapitel sukzessive Seiten ein, insgesamt knapp 100, das Layout wurde etwas überarbeitet und 300 neue Darstellungen hinzugefügt. Zusätzlich finden sich nun Anweisungen zum Verhalten im OP in den Kapiteln sowie ein Online-Zugang zu acht Videos zu dem Thema. 58 noch ein Baby, erst 2009 erschien die 2. Auflage, nur drei Jahre später die aktuelle dritte Auflage. Die neue Auflage ist dünner als sein Vorgänger, die Seitenzahl bleibt aber gleich. Hexenwerk? Ich beschließe, dass sie einfach dünneres Papier verwendet haben müssen. Laut Autoren wurden die Inhalte überarbeitet und aktualisiert, da sich das Wissen der Inneren Medizin so schnell verändere. Stichprobenartig überprüfe ich diese Aussage. Zwar sind einige Tabellen verändert, hier und appendix .ofamed.de |Frühling 2013 da eine andere Formulierung gewählt oder ein neues Medikament dabei, in der Essenz unterscheiden sich die Kapitel aber nicht von denen der 2. Auflage. Fazit: Wenn einem der Stakkato-Stil des Herold nicht gefällt, ist die Duale Reihe eine sinnvolle Investition - doch die „alte“ Auflage tut es auch. Die grundsätzlichen Dinge, wie Symptome, Ätiologie und Diagnostik, verändern sich nicht in drei Jahren. Nur bei bestimmten Themen, zum Beispiel der Epidemiologie, molekulargenetischen Details und der Therapie, würde ich die Informationen mit der Vorlesung abgleichen, da sich in diesen Forschungsbereichen auch in wenigen Jahren neue Informationen ergeben können, aber nicht müssen. Dieser Dynamik kann aber auch die dritte Auflage des MLP Innere nicht gerecht werden. Du simulierst doch nur! A. Maziar Zafari, M. Schupp, T. Klotz: Innere in Frage und Antwort - Fragen und Fallgeschichten. 8. Auflage, Urban & Fischer Verlag/ Elsevier GmbH, 2012. 25,99 Euro Das Werk: Auf zehn Kapitel verteilt finden sich in der schlanken 8. Auflage von „Innere Medizin in Frage und Antwort“ hunderte mögliche mündliche Prüfungsfragen zu den wichtigsten Themen der Inneren Medizin. Am Rand ist ein Ampelsystem eingezeichnet, bei dem man markieren Impressum Appendix - Unabhängiges Magazin der Medizinstudenten an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Appendix Offene Fachschaft Medizin Hermann-Herder-Straße 9 79104 Freiburg i. Br. [email protected] www.appendix.ofamed.de www.facebook.com/appendix Leitung Lena Lippert, Insa Schiffmann kann, ob man die Frage richtig oder falsch beantwortet hat. In Merk-Kästen wird auf mögliche Stolperfallen hingewiesen, zum Teil sind die Fragen auf kurze Fallbeispiele bezogen. Ein kleines Bonbon ist der Online-Zugang, den man mit dem Buch erhält. Dort können Examensfragen gekreuzt, die Zusatzinformationen direkt im Online-Buch nachgelesen werden. Fazit: Zum Bestehen des Staatsexamens ist das Buch sicher nicht notwendig, aber eine gute Ergänzung und vor allem: Abwechslung. Man könnte sich auch selbst Fragen ausdenken und gegenseitig abfragen, mit dem Buch spart man sich den Aufwand. Zudem sind die Fragen im Buch an solchen aus der mündlichen Prüfung orientiert und die Antworten bereits zusammengestellt. Insgesamt lässt sich eine mündliche Prüfung ganz gut simulieren - nette Idee für die Lerngruppe! Insa Schiffmann Redaktion Anne Büttner, Rebecca Eisele, Lena Lippert, Johanna Maxeiner, Ruth Meier, Kerstin MeyerAndreas, Gwendolyn Roscheck, Insa Schiffmann, Kamilla Szabó, Sebastian Wohlfeil Anzeigen Insa Schiffmann Rezensionen Rebecca Eisele Layout Lena Lippert Fotos Santa Mervien Alexandra Lukas Hallauer Lena Lippert Druck Schwarz auf Weiß Habsburger Straße 9 79104 Freiburg i. Br. Auflage: 1600 Verwantwortlich für die Inhalte ihrer Artikel sind die jeweiligen Autoren selbst. In einzelnen Artikeln geäußerte Meinungen sind nicht notwendig Meinung der Redaktion und spiegeln diese nicht unbedingt wieder. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 59 Lustiges Lustiges Eine haarige Angelegenheit Prostata-Karzinom Der erste Schnee ist schon gefallen, die Tage werden kürzer, der Himmel grauer, Mützen und Handschuhe kommen zum Vorschein. Und Schnurrbärte. Schnurrbärte? Die haarigen Oberlippen sind Markenzeichen des Movember. Ihr Sinn ist es, darauf hinzuweisen, dass Gesundheitsvorsorge und Männlichkeit keine unüberwindbaren Gegensätze sind. D ie Aktion, deren Name sich von „moustache“ (englisch für Schnurrbart) und „november“ ableitet, erfand eine Gruppe junger Männer um die Jahrtausendwende in Adelaide, Australien. Die Idee: Mann betont einen Monat lang seine männliche Seite mit einer mann-spezifischen Geste. Die Umwelt nimmt Teil an dieser Entwicklung: Von nackten Männerwangen über flaumbesetzte Hipstergesichter zu Neandertaler-Antlitzen mit Urwaldbart, der Anblick wird keinen Tag in Folge der gleiche sein. Die spriessende Gesichtsbehaarung wird automatisch Gesprächsthema. Der „MoBro“ erklärt die Aktion und kann so ungezwungen gesundheitspräventive Themen ansprechen sowie Spenden sammeln für Vorsorge, Behandlung und Forschung. Neben dem finanziellen ist vor allem der ideelle Gewinn enorm: Männer, von denen die meisten das Thema sonst meiden wie Katzen den Regen, beschäftigen sich mit Gesundheitsprävention. Ein essentielles Thema rückt eindrücklich, aber nicht aufdringlich in das Bewusstsein – und das alles, ohne in der Fußgängerzone mit einer Sparbüchse darum betteln zu müssen. Prostata-CA, DRU und PSA Der Movember möchte vor allem auf zwei Gesund- und Krankheitsthemen bei Männern hinweisen: Psychische Gesundheit, also Depression und Ängste, und das Prostatakarzinom, was vor allem bei der deutschen Version des Movember im Vordergrung steht. Das Prostata-CA ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern, weswegen ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Vorsor- 60 geuntersuchung, bestehend aus Digital-RektalerUntersuchung (DRU) und der Bestimmung des Prostata-spezifische Antigens (PSA) im Blut, generell vorgesehen ist. Sie werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernommen, doch tatsächlich nehmen nur 17 Prozent der Männer diese Möglichkeit auch wahr. Vor allem Scham und Unwohlsein spielen hierbei eine große Rolle - es gibt bessere Stammtischthemen als rektale Untersuchungen. Und bei dem Wort „Urologe“ schauen gar viele gestandene Männer peinlich berührt auf ihre Füße. Doch zurück zu unseren bärtigen Artgenossen: Anfang November macht Mann Tabula rasa und lässt sich dann dreißig Tage lang einen Oberlippenbart wachsen. Im Internet gibt es auf der Movember-Homepage sogar eine Abbildung mit sämtlichen möglichen Varianten der bärtigen Schnauze. Freddy Mercury, verstorbener Sänger von Queen und einer der bekanntesten Vertreter der Schnurrbart-Zunft, trug vermutlich die „Box-Car“-Variante. In ihrem Geburtsland Australien kann die Initiative deutliche Erfolge verzeichnen: Im Jahr 2007 lag die Spendensumme bei 16 Millionen Australischer Dollar. Nicht mit Geld aufwiegen lassen sich all die Männer, die zu Vorsorgeuntersuchungen motiviert und so gegebenenfalls durch eine frühzeitige Therapie geheilt werden konnten. Movember - und alle machen mit! kanischer Sportarten wie Eishockey und Rugby entscheiden sich oft dazu, als Team gemeinsam an der Aktion teilzunehmen. So kamen auch zwei Drittsemester der Medizin in diesem Jahr dazu. David sagt: „Es war gar keine Option, nicht mitzumachen. Außerdem ist man ja doch neugierig wie ein Schnurrbart an einem so aussieht. Und auch wenn man das gute Stück anschließend aus stilistischen Gründen wieder abrasieren muss, irgendwas fehlt einem danach einfach.“ In den Sportteams steigt am Monatsende eine große Party, bei der der schönste Schnurrbart gekürt und die erzielte Spendensumme gefeiert wird. Und die Bärte endlich wieder abrasiert. Vielleicht findet die Frau von heute ein passendes Analogon. Wie wäre es mit: Breptember – der Breast-Chest-September? Hoffentlich betont unser Geschlecht dabei seine weibliche Seite mit weniger kratzigen Ideen. Roter Lippenstift oder doch vier Wochen lang Rock? Es sollte in jedem Fall unübersehbar sein. Kamilla Szabó Das Prostata-Karzinom ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern und tritt gehäuft in der siebten Lebensdekade auf. Da der Tumor meist in der Urethra fernen Zone der Prostata wächst, treten oft erst im Spätstadium Symptome wie Blasenentleerungsstörungen und häufiger Harndrang auf. In vielen Fällen bleibt das Prostata-CA völlig symptomlos; bei etwa 60 Prozent der über 80-jährigen Männer findet sich nach dem Tod ein solches latentes Karzinom. Nur etwa jedes zehnte Prostata-CA führt vor dem 85. Lebensjahr zum Tod. Die Neuerkrankungsrate ist in den letzten Jahren stark angestiegen, möglicherweise durch bessere Diagnostik und die zufällige Entdeckung bei der Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen. Zur Vorsorge werden zurzeit die rektale Untersuchung und die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) angeboten. Beide Untersuchungen sind wenig sensitiv, zudem ist es schwierig, mit ihrer Hilfe zwischen bös- und gutartigem Tumoren zu unterscheiden. Selbst wenn beide Untersuchungsergebnisse als „suspekt“ eingestuft werden, beträgt die tatsächliche Erkrankunswahrscheinlichkeit zirka 50 Prozent. Besonders der PSA-Wert wird immer wieder kritisiert, da Studien sich darin widersprechen, ob seine systematische Erfassung die Sterblichkeitsrate tatsächlich senken kann. Kritiker führen an, dass viele Männer fälschlicherweise operiert werden und Komplikationen der OP, wie Erektionsstörungen und Inkontinenz, erleiden. Neuestens wird deswegen verstärkt zu „active surveillance” geraten, einer engmaschigen Beobachtung der entdeckten Tumore. Quelle: urologielehrbuch.de Movember geht um die Welt Die Idee schwappte mit einiger Verzögerung über den weiten Ozean auch zu uns nach Europa. Vor allem Mitglieder von Sportclubs angloameri- appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 61 Lustiges Schau‘ mir auf den Schnurri, Kleines! ? Darf ich bitten Mama ist ein Mann! ? Heute kein Foto für m ich Wer träumt nicht heimlich davon, sich einmal einen Schnurrbart stehen zu lassen? Nicht nur sind sie unheimlich vielfältig, sondern auch noch so wahnsinnig ausdrucksstark und man kann viele tolle Dinge damit machen. Pornös aussehen zum Beispiel oder richtig heiße Schnecken aufreißen. Auch eine Rose im Mund sieht erst dann gut aus, wenn sie von gepflegter männlicher Behaarung umrahmt wird. Da in der Appendix-Redaktion wie generell im Damit, Sie ein Medizinstudium der Frauenanteil Zahlen erreicht, die sich Quotenbefürworter nicht vorzustellen wagen, haben wir uns einiger Hilfsmittel bedient. Und freuen uns schon auf Decembeard und Januhairy im nächsten Jahr. Lustiges Frollein, k Dirndl a önnten usfüllen! Frühzünder . Höhö, Full House :) schließlich Schlafe aus oner. mit Bartsch 62 Ey. Altaaaaa. appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Over- Achiev er. Je m‘appelle Claude. Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 63 Unterhaltung Unterhaltung Wenn der Lernplan baden geht... Noch ist das Studentenleben süß, die Strapazen der Klausurenwoche sind bereits vergessen. Doch bald schon verbringen wir wieder den Großteil unserer Zeit am Schreibtisch oder in einer Biblitothek und starren hypnotisch auf ellenlange Texte, in der Hoffnung, uns werde irgendwann ein Licht aufgehen. Bis die „Alles-ist-doof“-Phase kommt. Da hilft nur eines: Bücher zu und raus an die frische Luft! Am besten ins kühle Nass, an einen der zahlreichen Seen in und um Freiburg. Gut zu wissen: Besser nicht am Wochenende gehen. Nach dem Lärm der badenden Massen wünscht man sich ganz schnell wieder die Stille seiner Bücher zurück. Nachteil der Seen: Zu bestimmten Jahreszeiten befinden sich Mückenlarven im Wasser. Später dann die adulten Exemplare in der Luft und zudem Zecken im Gras. Laut der Badegewässerkarte des RP Baden-Württemberg 2011 haben die Seen eine ausgezeichnete Wasserqualität (der Niederrimsinger See wurde nicht untersucht). Allerdings verschmutzt das Wasser im Laufe des Sommers. Oft liegen die Seen an Autobahnen. Gut erreichbar, dafür aber leider etwas laut. Die Radfahrwege sind allgemein gut beschildert. Um die Seen zu finden, helfen auch die netten Bewohner des Umlands. Geheimtipp (1): Niederrimsinger Baggersee Mit dem Fahrrad folgt man der Opfinger Straße zur gleichnamigen Tuniberg-Gemeinde - nicht sehr schön anzuschauen, geht aber schnell. Direkt am Ortseingang kann man Erdbeeren pflücken (zirka Mitte Mai bis Ende Juli) und gegebenenfalls die Verkäuferin nach dem Weg zum See fragen. Immer gerade durch den Ort durch, um dann den Tuniberg zwischen den Reben hochzustrampeln. Es gibt unzählige Wege in alle möglichen Richtungen, meistens findet man aber einen passenden. Ungefähre Richtung: Geradeaus, hoch, ein bisschen links (südlich). Oben auf dem Tuniberg angekommen sieht man schon den Baggersee türkisgrün glitzern. Nun muss man noch Niederrimsingen geradeaus durchqueren, die Gündlinger Straße oder einen der Feldwege entlang fahren und sich einen Weg durch den Wald bahnen. Fahrrad am besten davor abstellen - am Ostufer gibt es merkwürdige Hügel, die das Betreten dieses Gebietes verhindern sollen. Endlich angekommen findet man einen größeren Baggersee mit Kiesstrand vor (offiziell übrigens nicht zur Nutzung freigegeben). Die Kiesbank des Nordufers ist bei Jugendlichen am beliebtesten, am Ostufer hingegen kann man unter Bäumen liegen. Oft hat jemand Musik dabei, mitgebrachtes Bier wird im zugegebenermaßen recht kalten See gekühlt. Wer Angst hat vor nackten Menschen: Besser nicht zum Südostufer. Da Otto Normalbürger aber doch eher ein Sofatiger ist, kann man meistens in aller Ruhe schwimmen. Auf dem Rückweg kann man nach Süden dem Radweg durch Oberrimsingen, Munzingen und Tiengen folgen, der sich der B31 nach Sankt Georgen anschließt. Weniger Höhenmeter, aber kurviger. Und auch mit dem Auto befahrbar. Kamilla Szabó 64 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Opfinger See (2) Tunisee (4) • kleiner See mit Kies- und Grasufern, Grillstellen, einem Kiosk und FKK-Bereich • Bühne für‘s Electrofestival Sea of Love (dieses Jahr leider nicht) • hier wurde ein zwei Meter langer Wels gefangen, die Wasserqualität muss gut sein • nicht sehr ansprechender Campingplatz. • die Zugänge zum Wasser vermatschen mit der Zeit • kostet Eintritt • kleiner See mit manchmal fraglicher Wasserqualität - es wird eher gebadet denn geschwommen. • einzige Wasserskianlage weit und breit (Unisport-Kurse!), ebenso Tauchmöglichkeit • größter Vorteil: sehr zentral gelegen Mooswald (3) • sehr naturbelassenes Gewässer, was man leider der Wasserflora anmerkt • die Liegewiese ist angeblich hart Denzlinger Sportbad (5) 5 4 • kein See, aber trotzdem einen Ausflug wert • 50m-Becken, Sprungturm im Freien, Tischtennisplatten und Volleyballplätze (oft unbelegt) • hügelige, großzügig angelegte Liegewiesen, teilweise unter Bäumen unvergleichbar charmanter als das Strandbad und selten überfüllt • mit dem Fahrrad kommt man an einigen Erdbeerfeldern vorbei. 3 2 1 6 Seepark (6) • zu seiner Einweihung wurde ein Piratenschiff versenkt: super Tauchziel • schwimmende Brücke als Sprungbrettersatz • manchmal ist es merkwürdig, sich zu sonnen, während angezogene Spaziergänger vorbeigehen • am Schräghang neben der Stusie wird im Sommer gegrillt und gefeiert 7 8 Schluchsee (8) Titisee (7) • groß und kalt • Möglichkeit zum Segeln, Tauchen, Surfen und Bootfahren • größter See in der näheren Umgebung • Möglichkeit zum Segeln (Unisport bietet Jollenkurse an) • kalt, dafür aber idyllisch und abgelegen Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 65 Wir über uns Ü b e r d e n Te l l e r r a n d Appendix stellt sich vor Euer Fachschaftsmagazin: Was es ist, wer es macht und was das mit euch zu tun hat. D er Appendix ist das Magazin der Medizinstudenten in Freiburg. Die Redaktion ist eine Arbeitsgruppe der Fachschaft Medizin und arbeitet eng mit dieser zusammen. Dabei ist der Appendix aber stolz auf seine inhaltliche und redaktionelle Unabhängigkeit. Im Gegensatz zur Appendix vermiformis ist der gedruckte Wurmfortsatz aber ganz und gar nicht überflüssig. Er ist eher ein begleitendes Accessoire für Studenten der Medizin und darf auch den männlichen Artikel „der“ führen. Nicht so sein Pendant, das Anhängsel am Blinddarm, das „die“ genannt werden muss. Der Appendix wird kostenlos in gut besuchten Vorlesungen und Kursen an alle Medizinstudenten zur geistigen Erbauung und moralischen Zeit für junges Gemüse! Festigung ausgehändigt. Und das schon seit Mai 1992. Damals gab es den original Papier-Appendix zum ersten Mal. Seitdem erscheint das Heft einmal im Semester. Die Redaktion besteht zur Zeit aus etwa zehn emsigen Redakteuren ganz unterschiedlicher Semester. Die Gruppe trifft sich einmal in der Woche zum freien Assoziieren ohne thematischen Schwerpunkt; dabei entstehen meistens die Ideen für unsere Artikel. Einmal im Semester gibt’s zur Entspannung ein Redaktionsessen und zu Weihnachten wird die Sitzung auch einmal zugunsten eines Glühweins vorzeitig beendet. Wenn ihr Lust habt, am Appendix mitzuarbeiten, zögert nicht - kommt einfach vorbei! Das Appendixteam braucht Unterstützung: Dich! Du bist kreativ, schreiblustig, voller Ideen und unentdeckter Talente? Du wolltest schon immer einmal an einer Zeitung mitarbeiten und den Journalisten in dir zum Vorschein bringen? Dann komm‘ vorbei und bringe frischen Wind in die Redaktion! Melde dich bei [email protected] oder unter facebook.com/appendix Wir freuen uns auf dich! 66 appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Frühling 2013 | appendix .ofamed.de 67 Die letzte Seite Achtung, Halbgott Fünfzehn Gründe, warum Nicht-Mediziner bei unserem Anblick (völlig zu Unrecht) gelegentlich mit den Augen rollen. 1. Der gemeine Medizinstudent weiß alles besser. Man muss nur mit dieser total ernsten Chefarzt-Stimme sprechen, dann wirkt man gleich viel glaubhafter. 2. Während andere im Mutterleib ihre wachsenden Finger bestaunen, haben wir schon unseren ersten hypochondrischen Anfall. Zwei Mal pro Semester sind wir tödlich erkrankt, in der radioloischen Privatpraxis begrüßt man uns bereits mit den Worten „Das Übliche?“. 3. Dass gerade erforscht wird, ob sich Anorexie mit tiefer Hirnstimulation therapieren lässt, haben wir gestern bei Taff gesehen. Wenn uns jemand fragt, dann wissen wir das natürlich aus einem super interessanten neuen Paper aus einem amerikanischen High-Impact-Journal. 4. Wir weisen ungefragt darauf hin, wie viele krebserregende Stoffe sich in dem Bubble Tea befinden, den unser Gegenüber gerade genüsslich schlürft. 5. Zu unserer Belustigung zeigen wir Nicht-Medizinern gerne die ekligsten Bilder aus der Mikrobio-Vorlesung. Während die sich übergeben, erklären wir ihnen, wie der Brechreflex verschaltet wird. 6. Wir haben immer Recht. Und wenn bei Wikipedia angeblich etwas anderes steht, dann hat unser Gegenüber das halt falsch verstanden. Kann er ja nichts dafür, denken wir gönnerhaft. 7. Wenn eine Gruppe von Medizinstudenten ausnahmsweise mal etwas nicht weiß, diskutieren wir darüber. Wirklich, wirklich lange. Und dabei machen wir alle die ChefarztStimme. 8. Unter Kommilitonen prahlen wir damit, dass wir für die Klausuren fast gar nicht gelernt und trotzdem bestanden haben. Die 212 Knochen des menschlichen Körpers hat uns ein sprechendes Einhorn im Traum beige- bracht. Nicht-Medizinern gegenüber klagen wir natürlich darüber, wie hart das EliteStudium doch ist. Manchmal gehen wir sogar nachts in die Bib. Echt. 9. Niemand will auf unsere Parties kommen. Sobald Fachfremde auftauchen, zwingt uns eine innere Stimme dazu, nur noch über Patienten und deren Körperflüssigkeiten zu sprechen. 10. Wir desinfizieren uns vor dem Frühstück schon zwei Mal die Hände. Wenn wir das Krankenhaus betreten, beginnen unsere Augen zu glänzen: Wir lieben den Geruch von Sterilium. NEU 11. Wir lesen Homer, natürlich im Original, und zwar während der Probenpause unseres Studentenorchesters. Danach diskutieren wir über die politische Lage in Darfur beim Studienstiftungsstammtisch. 12. Bei Grey‘s Anatomy stöhnen wir ständig, wie uuunglaublich unrealistisch das alles doch sei. Wir weigern uns trotzdem, umzuschalten. Schließlich wollen wir weiterhin klugscheißern. 13. Jede Verabredung beenden wir mit den Worten „Sorry, Leute, ich muss los.“ Wir haben nämlich 17 Hobbies, ein Ehrenamt und eine Katze. Und trotzdem noch ein Leben. (Okay, das mit dem Leben war gelogen). 14. Während wir in unseren weißen, ausnahmsweise nicht gebügelten Kitteln elegant, wenn auch planlos, über die Gänge des Uniklinikum schreiten und wichtige Akten (Cafeteria-Bestellung der gesamten Station) transportieren, dann spüren wir es ganz deutlich: Wir. Sind. So. Heiß. 15. Wir würden uns gerne ein Schild malen, auf dem das steht, aber das könnte dann ja, wegen der hart antrainierten Arztschrift, keiner lesen. Lena Lippert, Insa Schiffmann 68 Medizin und Ethik appendix .ofamed.de | Frühling 2013 Maio Hontschik, Bertram, Geigges (Hrsg.) Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin Auf der Suche nach der verlorenen Kunst des Heilens Ein Lehrbuch Mit einem Geleitwort von Wilhelm Vossenkuhl Bausteine der Integrierten Medizin • Eine fundierte Verbindung von Theorie und Praxis aus der Feder eines renommierten Autors Schriftenreihe der Akademie für Integrierte Medizin Mit einem Geleitwort von Bernard Lown (Friedensnobelpreis 1985) • Differenzierte Übersicht ethischer Theorien und Prinzipien und praktische Entscheidungshilfen in einem • Schlägt die Brücke zwischen Schulmedizin und Psychosomatik • Eine systematische Aufbereitung aller relevanten Themen der Medizinethik sowohl für Studierende als auch für allgemein Interessierte • Anschaulich mit Fallbeschreibungen 1. Nachdruck 2012. 444 Seiten, 3 Abb., 14 Tab., geb. € 24,95 (D) / € 25,70 (A) | ISBN 978-3-7945-2448-8 www.schattauer.de • Neuer Blickwinkel auf Patient-Arzt-Beziehung 2013. 389 Seiten, 5 Abb., 4 Tab., kart. € 29,95 (D) / € 30,80 (A) | ISBN 978-3-7945-2893-6 © juni | fotolia.de, by-studio Auch nachts unter Strom? Wir suchen Studierende der Medizin oder anderer Fächer mit Erfahrungen in Pege oder Rettungsdienst als Nachtwachen zur Verstärkung der Pege auf unserer Intensiv- und Beatmungsstation und anderen Stationen. Ebenfalls suchen wir Studierende für den Tagdienst. Wir bieten pure Energie. • wir streben eine längerfristige Zusammenarbeit an • wir bieten eine attraktive Vergütung • wir übernehmen die Fahrtkosten des Öffentlichen Nahverkehrs • wir bieten einen interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz im Team mit erfahrenen Pegekräften • wir arbeiten Sie intensiv ein • Sie sammeln Erfahrungen in neurologischer Intensiv- und Beatmungsmedizin Die BDH-Klinik Elzach des BDH Bundesverband Rehabilitation e.V. ist seit 50 Jahren eine der führenden deutschen Kliniken für neurologische Rehabilitation. Wir bieten neurologische Rehabilitation, neurologische Frührehabilitation und geriatrische Rehabilitation für 225 Patienten an und sind Kooperationspartner des Universitätsklinikums Freiburg. Elektrisiert? Dann senden Sie Ihre vollständigen Unterlagen an: BDH-Klinik Elzach, Personalabteilung, Am Tannwald 1, 79215 Elzach Näheres erfahren Sie von Herrn J. Muser, PDL, Tel. 07682-801877 www.bdh-klinik-elzach.de