Pilze und Pilzgifte in der Wellensittichzucht Schimmel

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Pilze und Pilzgifte in der Wellensittichzucht Schimmel
Pilze und Pilzgifte in der Wellensittichzucht
Abgesehen von Epidemien in einem Wellensittichbestand von z.B. Psittacose - also
Papageienkrankheit, Salmonelleninfektion, Trichomoniasis oder E-Coli-Infektionen nimmt
man an, daß über 50% aller Todesfälle in der Wellensittichzucht durch Pilze bzw. Pilzgifte
hervorgerufen werden.
Bei Epidemien ist es so, daß die Wellensittiche, nachdem sie sichtbar krank sind, im Regelfall
schnell sterben.
Bei einem Pilzbefall oder bei Aufnahme von Pilzgiften ist dem nicht so. Im Anfangsstadium
zeigen die Vögel eigentlich keinerlei Anzeichen von Krankheit - besonders dann, wenn die
Haltebedingungen sehr gut sind, d.h. ausreichend und gutes Futter, sauberes Trinkwasser,
Vitamingaben, Mineral- und Spurenelementgaben.
Pilzinfektionen sind eher schleichend und es kann Wochen und zum Teil Monate dauern bis
ein Vogel ernste Anzeichen zeigt und dann eingeht. In einigen Fällen ist die Diagnose sehr
schwierig und unspezifisch.
Bei der Erläuterung von Pilze und Pilzgifte bedarf es zuerst einer sehr wichtigen
Unterscheidung:
1. Als Erreger von Pilzerkrankungen = Mykosen
2. Als Produzent von Giftstoffen den sogenannten Mykotoxinen
3. Als Ursache allergischer Reaktionen
Es ist wichtig diese 3-teilung in Erinnerung zu behalten, da die einzelnen Krankheitsbilder
sich unterscheiden und die Art der Gegenmaßnahmen unterschiedlich ist.
Der Grund hierfür liegt in der Pilzart, die die unterschiedlichen Krankheitsbilder hervorruft.
In unserer Umwelt kommen etwa 80 000 Pilzarten vor. Die meisten Arten sind nicht in der
Lage Krankheiten zu erzeugen. Relevant für den Wellensittichzüchter sind nur 2 Gruppen.
Schimmel- und Hefepilze mit ihren
beträchtlichen Unterarten
Schimmelpilze:
Die Krankheiten, die diese Pilze verursachen, werden allgemein als Aspergillose bezeichnet.
Schimmelpilze sind in der Natur stark verbreitet. Wird ein Wellensittich mit diesem Pilz
befallen, so zeigt sich in der Regel der Befall hauptsächlich im Atemtrakt, in der Lunge , aber
auch zum Teil im Darm.
Der Pilz scheidet nun im Vogelkörper konstant Pilzgifte aus.
Diese Mykotoxine sind äußerst giftig - es sind streng genommen die giftigsten Substanzen die
die Natur kennt - es gibt wenige synthetische, d.h. künstlich hergestellte Giftstoffe (Kampfgase, Dioxine), die so giftig sind wie Mykotoxine.
Die Mykotoxine gelangen in die Blutbahn der Vögel und können praktisch alle Organe
befallen, z.B. Darm, Herz, Leber oder auch Geschlechtsorgane und Drüsen. Und wie schon
gesagt, es handelt sich hier in vielen Fällen um eine schleichende Erkrankung, die meistens zu
spät erkannt wird und damit sind auch die Heilungschancen sehr gering.
Medikamente hierfür sind z.B.:
Amphotericin B
Flucytosin
Nystatin
Die Problematik bei den Schimmelpilzen liegt nun auch darin, daß diese Pilze im Vogelfutter,
d.h. hauptsächlich im Körnerfutter zum Teil sehr stark verbreitet sind. Es geht also weniger
darum, daß der Wellensittich den Pilz aufnimmt, das Problem sind die Mykotoxine, die schon
im Vogelfutter vorhanden sein können.
Diese werden nun konstant aufgenommen und vergiften den Vogel langsam. Steriles,
pilzfreies Futter ist im Handel nicht erhältlich, nur trockene einwandfreie Lagerung reduziert
den Pilzbefall. Es ist sicher wichtig, das Vogelfutter in geschlossenen Plastiktonnen
aufzubewahren und evtl. dieses Futter mit den entsprechenden Konservierungsmitteln so zu
behandeln, daß die Schimmelpilze in ihrem Wachstum gestoppt werden
(z.B. durch Multiprop).
Das gleiche gilt auch bei der Zubereitung von Keimfutter jeglicher Art. Es ist nicht möglich
sämtliche Pilze durch waschen von der Oberfläche der Körner zu entfernen.
Im übrigen würde dies den Wasserverbrauch zu stark erhöhen. Besser und einfacher ist es
dem Einweichwasser ein Mittel zuzugeben, welches Pilze und Bakterien abtötet
( z.B. Vetresan).
Hefepilze
Diese Pilze verursachen eine Erkrankung, die als Candidiasis bezeichnet wird.
Auch hier wird der Erreger größtenteils mit dem Futter aufgenommen. Der Hefepilz vermehrt
sich nun hauptsächlich im Kropf und zum Teil wird der Kropf aufgebläht, da die Hefepilze
Kohlendioxid, d.h. Gas entwickeln.
Desweiteren produziert dieser Pilz Alkohol mit all seinen Folgen. Wird der Darm des
Wellensittichs mit Hefepilzen befallen, so verdrängt er im Laufe der Zeit die gesunde
Darmflora - der Vogel nimmt ab und geht schließlich ein.
Die Diagnose ist hier etwas einfacher, da man mit Abstrichen aus dem Kropf oder mit dem
Kot eine Kultur anlegen kann, die dann deutlich zeigt, wie stark der Befall ist.
Ein geringer Befall von Hefepilzen ist allerdings immer präsent! Bei ca. 5 - 10 000
Einheiten/Sporen pro gr Kot liegt evtl. die obere Grenze.
Bei einer Candida-Infektion leidet hauptsächlich die Abwehrkraft der Vögel gegen sämtliche
Krankheiten sehr stark, d.h. das Immunsystem der Wellensittiche wird immens geschwächt.
Streng genommen geht bei dieser Infektion der Vogel auch an bakteriellen Infektionen ein,
d.h. eine Candidiasis begünstigt auch andere Infektionen.
Behandlung:
Wie bei den Schimmelpilzen: Amphotericin B, Nystatin
und probiotischen Substanzen, d.h. Bakterienkulturen zur
Regenerierung der Darmflora: z.B. Protexin
Schlußbetrachtung:
Im folgenden eine Zusammenfassung der Maßnahmen die jeder Wellensittichzüchter
beherzigen sollte:
1. Futter immer trocken lagern und keine Billigsorten verwenden. Geschlossene Plastiktonen benutzen 2. Sterilisation des Körnerfutters 3. Behandlung des Keimfutters 4. Vitamingaben mit ausreichendem Vitamin A‐Anteil 5. Kothaufen ‐ speziell während der Brut ‐ täglich entfernen 6. Generell gute Hygiene 7. Luftaustausch im Zuchtraum ‐ Luftfiltration, um die Pilzsporen zu minimieren 8. Ab und zu eine gründliche Naßdesinfektion 9. Vorsicht bei Benutzung von Antibiotikabehandlungen, da sämtliche Antibiotikagaben zwar Bakterien gut abtöten, aber leider das Wachstum von Pilzen sehr stark begünstigen. Während der Antibiotikabehandlung sollten dem Trinkwasser "Probiotische Substanzen" beigefügt sein und weitgehend ca. 8‐10 Tage nach der Behandlung. Literaturhinweise:
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Schriften der V.P. Produkte (Vetrepharm) Großbritannien Info‐Schriften des "Mykoökologischen Instituts" Herborn Medizinische Mykologie H.Schütt‐Gerowitt Bezugsquellen:
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Flucytosin Amphotericin B(Tierarzt) Nystatin(Apotheken ‐ rezeptfrei) Monoprop ‐ Vanodine ‐ (Futtermittel und Zoohandlung) Multiprop, Vetresan, Protexin