Melkprobleme

Transcrição

Melkprobleme
2010
Melkprobleme
Andreas Maurer
Bruno Bartlome
Betreuer: Ernst Friedli
11.06.2010
Strickhof
Melkprobleme
Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Aufgabenstellung
Auftrag für die Seminararbeit der höheren Fachschule Agrotechniker
Name der Agrotechniker:
Andi Maurer
Bruno Bartlome
Titel:
Melkprobleme
Ausgangslage, Hintergrund
und bisheriges Wissen:
Auf dem Betrieb „Nauen“ herrschen seit einiger Zeit
Melkprobleme. Aufgrund verschiedener Abklärungen,
kennen wir bereits viele mögliche Ursachen die zu
Melkproblemen führen können.
Zielsetzung:
Lösungsansätze für Betrieb „Nauen“ erarbeiten
Ursachen für Lärm und Vibrationen aufzeigen
Aufzeigen wie sich Mängel am Melkstand bemerkbar
machen
Forschungsfragen:
Erwartete Resultate:
1. Welche Einflüsse kann der Melker auf den
Melkablauf haben?
2. Was für Auswirkungen können Fehler bei der
Melkanlage haben und woher können diese
abstammen?
3. Wie können die Melkprobleme auf dem Betrieb
Nauen gelöst werden?
4. Welche finanziellen Auswirkungen haben die
Melkprobleme auf dem Betrieb Nauen
Lösungsansätze für Betrieb „Nauen“
Betreuung und Referenten:
Ernst Friedli
Termine:
18 Mai 18:00 Besprechung mit Herr Friedli
31. Mai 18:00 Besprechung mit Herr Friedli
7. Juni 18:00 Besprechung mit Herr Friedli
Abgabe Seminararbeit: 11.Juni 2010
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Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Vorwort und Dank
Als wir erfuhren, dass eine Seminararbeit geschrieben werden muss, waren wir uns zuerst
nicht sicher ob wir über Melkprobleme eine interessante Arbeit schreiben können. Doch
schon nach kurzer Zeit bemerkten wir, dass wir uns in einem riesigen Gebiet tummeln.
Sofort wurde uns im Gespräch mit Herr Friedli bewusst, dass wir das Themenfeld sehr stark
eingrenzen müssen. Wir entschieden uns die Einflüsse des Melkers, sowie Fehler bei der
Melkanlage genauer zu betrachten. Anhand dieser Ergebnisse versuchen wir Bezug zu
unserem Beispielbetrieb Nauen zu nehmen und zu erkennen, was geändert werden muss,
damit der Melkablauf auf diesem Betrieb reibungslos funktioniert.
An dieser Stelle möchten wir uns noch bei allen Beteiligten die uns beim Erstellen dieser
Arbeit geholfen haben bedanken. Einen ganz besonderen Dank geht an unseren Betreuer
Ernst Friedli, der sich sehr viel Zeit genommen hat um uns die nötigen Informationen zur
Verfügung zu stellen und uns Tipps zum Verfassen der Arbeit gegeben hat.
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Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Einleitung
Ausgangslage
Man stellt sich vor: Man investiert über 100000 Franken in einen neuen Melkstand, um
einen effizienten Arbeitsablauf zu gestalten und damit man angenehmen Melkablauf hat.
Doch für eine erschreckend grosse Anzahl von Landwirten wird diese Investition zu einem
Alptraum. Es wird nichts mit der erhofften Effizienz. Die Kühe weigern sich um den
Melkstand zu betreten und die ganze Melkerei wird für den Betriebsleiter zu einer grossen
Belastung.
Die Gründe für einen gestörten Melkablauf sind sehr vielfältig. Man muss feststellen, dass
Kenntnisse bei Melkmaschinenmonteuren oftmals ungenügend sind und dass es für einen
Landwirten sehr schwierig ist, herauszufinden welches die zentralen Punkte sind, damit eine
Melkanlage funktioniert.
Zielsetzung
Mit dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, wie sich Fehler der Melkanlage oder im Melkablauf
auf die Melkerei auswirken und welches mögliche Ursachen dafür sind. Es werden
Lösungsansätze für den Betrieb Nauen aufgezeigt. Weiter soll an einem konkreten Beispiel
eruiert werden, wie gross die die finanziellen Schäden sind, wenn das Melken nicht rund
läuft.
Forschungsfragen
1. Welche Einflüsse kann der Melker auf den Melkablauf haben?
2. Was für Auswirkungen können Fehler bei der Melkanlage haben und woher
können diese abstammen?
3. Wie können die Melkprobleme auf dem Betrieb Nauen gelöst werden?
4. Welche finanziellen Auswirkungen haben die Melkprobleme auf dem Betrieb
Nauen
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Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Zusammenfassung
Melkprobleme sind meistens sehr komplex, dies bedeutet, dass oft die Ursache nicht
unbedingt dort liegt, wo sie am Anfang vermutet wird. Grundsätzlich gibt es zwei
Möglichkeiten von denen die Probleme verursacht werden. Einerseits können diese vom
technischen Bereich abstammen, zu welchem die Melkanlage wie auch das Gebäude dazu
gehören. Dann können aber auch Fehler vom Melker gemacht werden, welche genauso zu
schwerwiegenden Melkproblemen führen können.
Häufig kann am Anfang von Melkproblemen ein unruhiges Verhalten der Kühe im Melkstand
festgestellt werden. Die Euter werden schlecht leergemolken und die Kühe betreten ungern
den Melkstand. Man muss sich bewusst sein, dass beim Melken mit einer Maschine
gearbeitet wird die durch den täglichen Gebrauch plötzlich Abweichungen bei den
Einstellungen haben kann. Wenn der Melker nicht aufmerksam ist und die Funktion der
Anlage unter Kontrolle hat, kann es sein dass die Kühe schnell negative Reaktionen zeigen.
Das zu späte Feststellen von Fehlern kann so sehr schnell zu Melkprobelemen führen.
Auch werden oft bei Neuinstallationen Fehler gemacht, welche auf den ersten Blick nicht
ersichtlich sind. Diese Fehler entstehen, wenn das Servicepersonal zu wenig Kenntnis von
der stetig neuen Technik hat. Für die Montage von Melkanlagen wurden von der
ART(Agroscope Reckenholz-Tänikon), zusammen mit den Melkmaschinenherstellern
verbindliche Richtlinien ausgearbeitet. Diese sollten für eine reibungslose Funktion der
Anlage sorgen. Heute muss man allerdings feststellen, dass diese Richtlinien nicht immer
ausreichen.
Ein zentrales Thema, das immer wieder zu Problemen führt, sind Vibrationen. Diese
stammen oftmals von schlecht montierten Vakuumpumpen. Von denen können sich die
Vibrationen über die ganze Anlage ausbreiten und so ein Unwohlsein bei den Kühen
bewirken.
Weiter sind die Folgen von nicht angepassten Zitzenbechern an die Zitzen nicht zu
unterschätzen. Denn zu grosse Zitzenbecher haben oft beim Melkbeginn Lufteinlass. In der
zweiten Phase klettern sie zu schnell hoch und massieren die Zitze nicht mehr sanft. Es ist
auch wichtig dass mit dem Melkzeug und einer korrekten Schlauchführung alle Viertel der
Kuh gleichmässig belastet werden.
Von Bedeutung sind auch die Folgen die durch unkorrektes arbeiten des Melkers
abstammen. So wird beispielsweise oftmals viel zu lange gewartet, bis eine Kuh von der
ersten Stimulation weg angehängt wird. Dies führt zu einer Verschlechterung der
Melkbarkeit.
Anhand des Beispielbetriebes Nauen, auf welchem mit Melkproblemen gekämpft wird
konnte der finanzielle Verlust erfasst werden. Anhand diesem musste festgestellt werden,
dass auch schon bei mittelschweren Melkprobleme Kosten von mehr als 10000 Franken
entstehen können.
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Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Inhaltsverzeichnis
AUFGABENSTELLUNG ....................................................................................................................................... 2
VORWORT UND DANK ..................................................................................................................................... 3
EINLEITUNG ...................................................................................................................................................... 4
AUSGANGSLAGE ...................................................................................................................................................... 4
ZIELSETZUNG .......................................................................................................................................................... 4
FORSCHUNGSFRAGEN ............................................................................................................................................... 4
ZUSAMMENFASSUNG ...................................................................................................................................... 5
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................................................................... 6
TABELLENVERZEICHNIS ............................................................................................................................................. 6
ALLGEMEINE GRUNDLAGEN UND AUFBAU DER ARBEIT ................................................................................... 7
VORGEHEN FÜR DIE EIGENEN RECHERCHEN UND BERECHNUNGEN ................................................................. 7
RESULTATE MIT ANALYSEN .............................................................................................................................. 7
EINFLUSS DES MELKERS ............................................................................................................................................ 7
WIE MACHEN SICH FEHLER DER MELKANLAGE ODER FEHLER IM MELKABLAUF BEMERKBAR? .................................................. 9
FEHLERQUELLEN BEI DER MELKANLAGE ...................................................................................................................... 10
Regelventil ................................................................................................................................................... 11
Pulsator........................................................................................................................................................ 12
Vakuumpumpe und Vakuumleitung ............................................................................................................ 14
Melkleitungen .............................................................................................................................................. 15
Melkzeug ..................................................................................................................................................... 16
Melkzeugpositionierung .............................................................................................................................. 17
FESTSTELLUNGEN UND MASSNAHMEN BEIM BETRIEB NAUEN......................................................................................... 18
VERLUSTE DURCH MELKPROBLEME AN KONKRETEM BEISPIEL DES BETRIEBES „NAUEN“............................... 19
SCHLUSSFOLGERUNGEN ................................................................................................................................. 20
LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................................. 20
Abbildungsverzeichnis
ABB. 1 OHNE VORMELKBECHER KÖNNEN ERREGER IN DIE LIEGEBOXEN VERSCHLEPPT WERDEN .................................................... 8
ABB. 2 ZITZENDESINFEKTION UNMITTELBAR NACH DEM MELKEN SCHÜTZ VOR ERREGERN UND PFLEGT DIE ZITZENHAUT ................... 8
ABB. 3 SENSOR (LINKS) UND REGELVENTIL. DIE PLATZIERUNG UND EINSTELLUNG DES REGELVENTILS IST ZENTRAL FÜR EIN
PROBLEMLOSES MELKEN .................................................................................................................................... 11
ABB. 4 REGELVENTIL WELCHES ZU NAHE VON BÖGEN MONTIERT IST..................................................................................... 11
ABB. 5 PHASEN BEIM MELKZEUG .................................................................................................................................. 12
ABB. 6 PULSZYKLUS MIT SEINEN PHASEN ........................................................................................................................ 12
ABB. 7 VAKUUMPUMPE MIT SCHLAUCHVERBINDUNG ZUM AUSGLEICHSTANK ........................................................................ 14
ABB. 8 BÖGEN BRINGEN TURBULENZEN INS VAKUUMSYSTEM ............................................................................................. 14
ABB. 9 ABSCHNÜRUNG DURCH ZU ENGEN UND UNFLEXIBLEN ZITZENGUMMI.......................................................................... 16
ABB. 10 SEITLICHER ZUG DURCH MILCHSCHLAUCH ........................................................................................................... 17
Tabellenverzeichnis
TABELLE 1 VERLUST DURCH MELKPROBLEME ................................................................................................................... 19
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Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Allgemeine Grundlagen und Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit wurde aus Grundlagen von der Praxis erarbeitet. Im Weiteren wurde mit dem
Beispielbetrieb Nauen Berechnung durchgeführt. Diese zeigt wie gross die Einbussen sein
können bei einem Betrieb mit Melkproblemen. Zusätzlich werden mögliche Problempunkte
aufgezeigt, welche auf dem Betrieb Nauen verbessert wurden. Weiter baut die Arbeit auf
Aussagen von Herr Ernst Friedli auf. Er ist Melkberater und brachte viele wertvolle,
praxisnahe Inputs. Unterlagen vom Milchwirtschaftlichen Beratungsdienst PlantahofStrickhof dienten ebenfalls als Grundlage für diese Arbeit wie auch Informationen aus dem
Internet.
Vorgehen für die eigenen Recherchen und Berechnungen
Um Informationen zu beschaffen, wurde in erster Linie Fachliteratur vom
Milchwirtschaftlichen Beratungsdienst Platahof-Strickhof bezogen. Erkenntnisse aus
Gesprächen mit einem Berater E. Friedli flossen ebenfalls in die Arbeit ein. Weiter wurde ein
Gespräch mit E. Bilgery von der Firma Bitec geführt. Ergänzend dazu wurden Berichte aus
dem Internet sowie der Fachliteratur beigezogen.
Studien und Erkenntnisse die bereits vorliegen gibt es von verschiedensten Seiten.
Besonders wichtig sind sicherlich die Erkenntnisse aus der Forschungsanstalt ART.
Resultate mit Analysen
Einfluss des Melkers
Forschungsfrage 1: Welche Einflüsse kann der Melker auf den Melkablauf haben?
Die häufigsten Fehler die beim Melken gemacht werden:
 Die Melkreihenfolge ist falsch
 Die Abläufe sind nicht klar strukturiert
 Fehlendes oder ungenügendes Vormelken in den Vormelkbecher
 Ungenügendes Anrüsten oder das Benutzen von zu feinem Papier
 Zu lange Wartezeiten vom ersten Kontakt bis zum Ansetzen der Zitzenbecher
 Zu langes Stimulieren der Maschine bei Anrüstautomatik
 Zu spätes Abnehmen der Maschine
Die generelle Atmosphäre für eine gute Melkqualität muss ruhig sein. Kühe reagieren sehr
empfindlich auf Unruhen beim Melken. Durch Stress wird Adrenalin produziert und damit
wird die Oxitocinausschüttung, welche das Zusammenziehen der Alveolen bewirkt,
gehemmt. Bei zu grossen Einwirkungen kann dies so weit gehen, dass eine Kuh nur einen Teil
ihrer Milch abgibt. Wenn regelmässig solche Störungen auftreten, kann dies zu massiven
Euterproblemen führen. Deswegen sollte Jedermann beim melken dafür sorgen das keine
Unruhe auftreten kann.
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Bei Problemen sollte man sich zuerst über den eigenen Ablauf Gedanken machen. Mann
sollte sich die Frage stellen ob man etwas am Ablauf oder an der Technik verändern kann,
was eine positive Auswirkung auf die Kuh haben könnte.
Reihenfolge des richtigen Melken
Wichtig:
Saubere Kleider
Hände waschen
Problemkühe am Schluss melken
Abb. 1 ohne Vormelkbecher können
Erreger in die Liegeboxen
verschleppt werden
In neun Schritten zum erfolgreichen melken
1. Vormelken in den Vormelkbecher (Abb.1)
2. Zitzen mit Einwegmaterial reinigen
3. Gut anrüsten bis Milch einfliesst
4. Melkzeug ohne Lufteinbruch sofort ansetzen
5. Maschine in richtiger Position melken lassen, auf
Milchfluss achten
6. Euter und Ausmelkgrad kontrollieren ( auch bei
Abnahmeautomatik)
7. Vakuum unterbrechen
8. Melkzeug ohne Lufteinbruch in die Hand gleiten lassen
9. Zitzenkontrolle und desinfizierende Zitzenpflege
(Abb. 2)
(Lincke, 2010)
(Rindergesundheitsdienst, 2007)
Warum dieser Ablauf
Eine Oxytocinfreisetzung und damit Milchinjektion ist kontinuierlich während des ganzen
Melkens notwendig. Bei einer durchschnittlichen Kuh beginnt die
Oxytocinausschüttung nach der ersten Stimulation und schwächt
nach sechs Minuten stark ab. Deswegen müssen die
Zitzenbecher nach spätestens einer Minute hängen. Dadurch
kann
gewährleistet
werden,
dass
während
der
Hauptausschüttung des Oxytocins der grösste Teil der Milch
gemolken wird. Jedoch gibt es immer wieder Kühe, die schon
Oxytocin Einschuss haben, sobald sie die Melkmaschine hören.
Wenn diese Kühe noch eine tiefe Rangordnung haben, kann es
sein, dass diese gleichwohl erst am Schluss in den Melkstand
könne. Bei diesen Kühen können Probleme auftreten, die der
Betriebsleiter fast nicht beheben kann. Wenn der Melker dafür
Abb. 2 Zitzendesinfektion
sorgt, dass diese Kühe zuerst in den Melkstand gehen können, unmittelbar nach dem Melken
schütz vor Erregern und pflegt die
entsteht eine ungewollte Unruhe.
Will man das Optimum einer Stimulation, ist es von Vorteil Zitzenhaut
(Lincke, 2010)
wenn man zuerst mit Holzwolle eine Grobreinigung macht und
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anschliessend mit einem Papier die Schlussreinigung durchführt. Danach ist die
Oxytocineinschütung optimal, um sofort mit dem Melken zu beginnen.
Das Melkzeug sollte sorgfältig ohne Lufteinlass angesetzt werden, um
Vakuumschwankungen und einen Rückspray von Milch zu verhindern. Ein
Vakuumunterschied kann auch schlechte Auswirkungen auf die anderen Kühe haben, die
gerade am Melken sind.
Dasselbe gilt auch beim entfernen der Aggregate. Das Aggregat sollte entfernt werden, wenn
weniger als 300 – 350 ml Milch pro Minute fliessen. Wichtig ist, dass zuerst das Vakuum in
den Zitzenbechern abgebaut wird, bevor diese abgenommen werden. Zum Schluss ist eine
Euterkontrolle bei allen Tieren unerlässlich, damit festgestellt werden kann, ob die
Eutergesundheit sowie das Ausmelken in Ordnung ist.
(aus Rücksprache mit Friedli)
Wie machen sich Fehler der Melkanlage oder Fehler im Melkablauf
bemerkbar?
Forschungsfrage 2: Was für Auswirkungen können Fehler bei der Melkanlage haben und
woher können diese abstammen?
Damit in einem Melkstand effizient gemolken werden kann, müssen sich Tiere und Melker
wohl fühlen. Fehler im Melkablauf oder bei der Anlage führen zu Stress. Zuerst liegt dieser
vor allem beim Tier, doch unweigerlich führt es auch zu Stress bei Melker, da die Kühe nicht
das gewünschte Verhalten zeigen.
Konkret kann das heissen:
 Kühe kommen nicht freiwillig in den Melkstand
 Tiere sind während des Melkens unruhig, wiederkauen nicht

Kühe harnen und koten oft im Melkstand

Häufiges Abschlagen des Melkzeuges

Die Zitzen und Zitzenspitzen sind hart nach dem Melken

Euter werden nicht leergemolken

Einsatz von Oxitocin ist notwendig

Kühe haben eine schlechte Persistenz

Kühe geben unregelmässig Milch
 Ungenügende Eutergesundheit
(Bilgery)
Die Ursachen von Melkproblemen können in Gruppen eingeteilt werden:
1. Probleme verursacht durch den Melker infolge schlechter Melktechnik
2. Probleme verursacht durch Fehler in der Melkanlage
3. Probleme verursacht durch Kriechstrom
In dieser Arbeit werden die Punkte eins und zwei genauer betrachtet.
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Fehlerquellen bei der Melkanlage
Damit eine Melkanlage korrekt funktioniert sind einige Grundvoraussetzungen zu
Einerseits müssen die Richtlinien über die Installation der Melkanlagen, welche
Forschungsanstalt ART zusammen mit den Melkmaschinenherstellern aufgestellt
eingehalten werden.
Wichtige Punkte daraus sind:
 Gefälle des Leitungssystems von mindestens 0.5%
 Der Vakuumabfall in der Nähe der Endeinheit darf während des normalen
maximal 2 kPa betragen
erfüllen.
von der
wurden,
Melkens
Durch die Benutzung, Verschmutzung oder Alterung von Komponenten an der Melkanlage
können Störfaktoren entstehen die ein problemloses Melken verunmöglichen. Deshalb ist es
wichtig, dass der Melker auf folgende Merkmale achtet:
 Vakuumhöhe (ca. 42kPa)
 Lufteinlass am Sammelstück
 Undichtheiten im Vakuumsystem
 Ablagerungen in Vakuumleitung, entstanden infolge fehlender oder defekten
Entwässerungsventile. Als Folge herrscht eine schlechtere Vakuumstabilität im
System und die Pulsierung in den hinteren Plätzen des Melkstandes ist schlechter
 Zitzengummis sind in einwandfreiem Zustand und in der korrekten Grösse (Wechsel
nach 2500 Melkungen)
 Vakuumhähne müssen frei von Verschmutzungen sein damit die Pulsierung richtig
funktioniert.
 Keine Risse bei den Pulsschläuchen. Leckluft verursacht, dass Pulsvakuum nicht
erreicht wird.
Für einen angenehmen Melkablauf sollte die Lärmbelastung nicht höher als 70 dB (A)
sein und Vibrationen sollten nicht über 0,2 m/s² liegen
Es ist aber auch möglich, dass bei einer Melkanlage die Komponenten schlecht
angeordnet sind oder dass aufgrund von Konstruktionsfehlern störende Einflüsse
auftreten. Zum Teil sind die Kenntnisse von Melkanlage Servicepersonal ungenügend und
es entstehen so Montagefehler. (Rindergesundheitsdienst, 2000)
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Regelventil
Um das Soll-Vakuum zu erreichen, pumpt die
Vakuumpumpe Luft aus dem System heraus.
Damit
die
Pumpenleistung
auch
bei
Lufteinbrüchen und für den Waschvorgang
genügt, saugt die Pumpe mehr Luft aus dem
Vakuumsystem, als für das Erreichen des
Vakuum-Sollwertes erforderlich ist. Für die
Stabilisierung des Vakuum-Sollwertes lässt ein
Regelventil (Abb. 3) atmosphärische Luft in die
Anlage eintreten, damit ein gleichmässiger
Unterdruck gesichert ist.
(Neff, 2008 S. 11)
(Suter S. 6)
Abb. 3 Sensor (links) und Regelventil. Die Platzierung
und Einstellung des Regelventils ist zentral für ein
problemloses Melken
Ursache für Störungen
Vielfach ist das Regelventil am falschen Ort montiert. Dies führt zu
Luftverwirbelungen und kann somit der Auslöser für Vibrationen sein.
Allgemein soll das Regelventil möglichst nahe bei der Endeinheit und
Pumpe montiert werden aber auch etwas abseits vom Melkstand. Das
Ventil muss in senkrechter Stellung sein. (Neff, 2008 S. 17f)
Im Weiteren soll der Montageort nicht in der Nähe von Bögen liegen
(Abb. 4), es braucht eine gerade Beruhigungsstrecke von mindestens
dem dreifachen Durchmesser der Leitung, vor und nach dem
Regelventil. Damit das Regelventil einwandfrei arbeitet muss es frei
von Verschmutzungen sein. Verschmutzungen können zu einer
mangelnden Regelgeschwindigkeit führen, die als Folge einer
Düsenverstopfung
auftritt.
Somit
können
starke
Vakuumschwankungen auftreten. Es ist auch möglich, dass generell
ein zu hohes oder zu tiefes Vakuum durch Verschmutzung am
Regelventil entsteht.
(Rindergesundheitsdienst, Präsentation)
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Abb. 4 Regelventil
welches zu nahe von
Bögen montiert ist
(Nosal, 2004 S. 5)
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Pulsator
Der Pulsator versorgt abwechslungsweise die Zwischenräume der Zitzenbecher mit Vakuum
und atmosphärischer Luft. Während der Saugphase
ist ein Vakuum vorhanden(Abb. 5 und 6), daher
öffnet sich der Zitzengummi. Während der
Entlastungsphase entsteht ein atmosphärischer
Druck, daher drückt es die Zitze zusammen. So
entstehen keine Blutstauungen in der Zitze.
(Rindergesundheitsdienst, 2000 S. 13f)
Es
wird
zwischen
Gleichtacktund
Wechseltacktpulsierung
unterschieden.
Die
Wechseltackpulsierung hauptsächlich anzutreffen.
Entlastungsphase
Saugphase
Bei dieser Methode befinden sich immer zwei
Abb. 5 Phasen beim Melkzeug
Becher im der gleichen Phase. Im Gegensatz dazu
(Suter S. 5)
werden bei der Gleichtacktmethode immer alle
Becher gleichzeitig entlastet.
Um Störfaktoren bei der Wechseltacktmethode zu verhindern ist es wichtig, dass ein
Pulsator nicht hinkt. Das heisst, die Phasen in den linken und den rechten Melkbecher
müssen gleich lang sein. Ebenfalls wichtig ist, dass die Pulszahl mit den Angaben des
Herstellers übereinstimmt. Sie liegt normalerweise bei 40 -60 Pulszyklen pro Minute.
(Krömker, 2006 S. 32)
Abb. 6 Pulszyklus mit seinen Phasen
a)
b)
c)
d)
Evakuierungsphase
Saugphase
Vakuumphase
Belüftungsphase
Entlastungsphase
Druckphase
(Aksen, 2008)
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Die
alternierende
(Wechseltakt-)
Pulsierung
reduziert
zyklische
Vakuumschwankungen auf etwas mehr
als die Hälfte der bei simultaner
(Gleichtakt-) Pulsierung entstehenden
Schwankungen.
Alternierende,
gleichmässige Pulsierung (Pulsrate 50%)
schafft jedoch ideale Bedingungen für
den
Luftaustausch
zwischen
den
Zitzengummi - Innenräumen und der
Übertragung von Keimen, weil zwei
Zitzengummis in dem Augenblick
kollabieren, wenn sich die anderen
ausfalten. Mit der Luft können
Milchtröpfchen und auch Milch in die
sich
öffnenden
Zitzengummis
transportiert
werden
(Kreuzfluss).
Deshalb sollte das Pulsverhältnis zu
Gunsten der Saugphase ungleich sein,
also z.B. 65:35 oder 60:40 betragen.
(Aksen, 2008 S. 10)
Vakuumschwankungen
Während des Melkens treten unterhalb der
Zitzenkuppe Schwankungen des Melkvakuums auf.
Diese Vakuumschwankungen lassen sich wie folgt
differenzieren:
 azyklische oder ungleichmässige
Schwankungen
 zyklische Schwankungen
Azyklische Schwankungen entstehen meistens durch
Lufteinbrüche in
das System durch die Milchförderung und durch
unterdimensionierte
Melkleitungen.
Zyklische Schwankungen des Melkvakuums werden
verursacht durch Volumenänderungen unterhalb der
Zitzenkuppe als Folge des Öffnens und Schliessens des
Zitzengummis. Für das Entstehen von zyklischen
Vakuumschwankungen muss also Milch im Melkzeug
den sich ändernden Vakuumraum begrenzen. Wenn im
Melkzeug keine Milch vorhanden ist, kann sich die Luft
im kurzen Milchschlauch ungehindert hin und her
bewegen und somit die Volumenänderungen unterhalb
der Zitze ausgleichen. Wenn zyklische und azyklische
Vakuumschwankungen sich addieren, kann die
Eutergesundheit beeinträchtigt werden.
(Aksen, 2008)
Es
wird
grundsätzlich
zwischen
elektrischen
und
pneumatischen
Pulsatoren unterschieden. Elektrische Pulsatoren haben den Vorteil, dass sie genauer laufen.
Deshalb werden in Melkständen meist diese verbaut. Allerdings bringen elektrische
Pulsatoren den Nachteil mit sich, dass sie teilweise durch ihre starke Beschleunigung einen
Knall verursachen, der für die Tiere unangenehm sein kann. Pneumatische Pulsatoren sind in
diesem Bereich sanfter. Die Pulsatoren sind neben der Vakuumpumpe die Hauptverursacher
für Lärmemissionen im Melkstand. Damit dieser Lärm auf ein Minimum reduziert werden
kann, ist es wichtig, dass ihr Schall gedämpft wird.
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Vakuumpumpe und Vakuumleitung
Mit der Erzeugung des Vakuums ist die Vakuumpumpe
ein ganz zentrales Element in der Melkanlage. Meist
werden Schieberpumpen eingesetzt (Abb. 7). Die
Vakuumpumpe bringt erhebliche Lärmemissionen mit
sich. Damit dieser möglichst reduziert werden kann, ist
die Pumpe abseits des Melkstandes, aber nicht mehr als
10 Meter von der Endeinheit entfernt auf einem
Betonboden zu montieren. Eine weitere Möglichkeit zur
Schallreduktion bietet sich mit einer frequenzgesteuerten
Pumpe welche ihre Leistung der tatsächlich
erforderlichen Luftmenge anpasst. So dreht die Pumpe
während dem Melkvorgang mit niedriger Drehzahl.
Neben den geringeren Schallemissionen wird so auch
noch gleichzeitig Strom eingespart.
Neben dem Schall kann die Vakuumpumpe aber auch
Abb. 7 Vakuumpumpe mit
Vibrationen verursachen. Ein zentrales Element um dies
Schlauchverbindung zum Ausgleichstank
zu verhindern, ist der korrekte Montageort. Die
(Nosal, 2004 S. 3)
Vakuumpumpe soll mit Gummifüssen auf einem
Betonboden stehen. Damit nun Vibrationen nicht
weitergeleitet werden, ist es sinnvoll, wenn die Verbindung von der Pumpe zum
Vakuumausgleichsbehälter über ein Schlauch geschieht. Der Vakuumtank soll weniger als
1.5m von der Pumpe entfernt, aber trotzdem von der Pumpe getrennt sein. Um
Luftturbulenzen zu vermindern bringt eine radiale oder tangentiale Verbindung zum Tank
Vorteile.
Als häufigsten Fehler bei der Installation des Leitungssystems
sind die zahlreichen (meistens unnötigen) Bögen und
Querschnittveränderungen zu bezeichnen (Abb. 8). Diese sind
hauptsächlich für die Verstärkung und Verbreitung der
Schwingungen und des Rauschens im Melk- und
Vakuumsystem verantwortlich.
Aus der Literatur der Strömungstechnik ist bekannt, dass eine
Verengung
im
Leitungssystem
Druckveränderungen
verursacht, die sich mit einer Schallgeschwindigkeit von 330
m/s retour bewegen (bei Melkanlagen von der
Abb. 8 Bögen bringen Turbulenzen
Vakuumpumpe bis zum Melkzeug). Querschnittsprünge und ins Vakuumsystem
90° Anschlüsse im Leitungssystem (Abb. 7) verursachen (Nosal, 2004 S. 4)
Wirbel im strömenden Medium (Luft, Flüssigkeit). Es kommt auch vor, dass die
Vakuumpumpe zu weit entfernt von der Endeinheit der Melkanlage montiert ist. Eine zu
lange Hauptleitung und zahlreiche Bögen verursachen Reibungsverluste im System. Zudem
werden die Luft- und Melkleitungen ohne Gummiunterlagen an Wände, Decken und Böden
montiert und die Schwingungen und Vibrationen ungedämpft weitergeleitet. (Nosal, 2004 S.
5)
Um ein stabiles Vakuum zu erzeugen, weist eine echte Ringleitung, welche ab dem
Ausgleichstank in den Melkstand und wieder zurück in Ausgleichstank geführt wird, die
besten Voraussetzungen aus. Weiter soll die Leitung möglichst kurz sein und keine
Verengungen aufweisen. Um die Entwässerung sicherzustellen, ist ein Gefälle von 0.5% bis
4% notwendig. Der Leitungsdurchmesser ist dem Verbrauch anzupassen. Hier fällt auf, dass
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Melkmaschinenhersteller zum Teil dem verschiedenen Luftbedarf der einzelnen
Melksystemen wenig Beachtung schenken. So wird oftmals die Vakuumversorgung in einem
Tandem Melkstand, in welchem die Melkplätze rund 2.5 m voneinander entfernt sind, mit
den gleichen Leitungen versorgt wie auch ein Side by Side Melkstand mit 0.8 Meter
Kuhabstand. Die Gefahr von einem Vakuumabfall ist somit bei einem solchen Melkstand
erheblich grösser.
(Rindergesundheitsdienst, 2008 S. 20)
Melkleitungen
Melkleitungen sollten ein gleichmässiges, leichtes Gefälle zur Endeinheit haben. Der
Durchmesser der Melkleitung muss folgenden Faktoren entsprechen:
 Anzahl der sich gleichzeitig in Betrieb befindlichen Melkeinheiten
 der Länge der Melkleitung
 dem durchschnittlichen Milchfluss der Kühe
Anderenfalls bilden sich Milchpfropfen, die zu azyklischen Vakuumschwankungen führen.
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Melkzeug
Beim Melkzeug ist es wichtig, dass es optimal an das Euter der Kuh passt.
Neue Melkzeuge haben relativ grosse Sammelstücke. Wichtig ist aber vor
allem auch genügend grosse Einlauf- und Auslaufstotzen damit ein hoher
Durchfluss möglich ist und es so keinen Rückstau der Milch gibt. Der
Durchmesser des kurzen Milchschlauches beeinflusst die Geschwindigkeit
der zwischen Sammelstück und Zitzengummi hin und her strömenden
Luft. Je grösser der Durchmesser, desto geringer das Risiko von
Rücksprays auf der Zitzenkuppe.
Ein wichtiger Punkt am Sammelstück ist der Lufteinlass, der zwischen 5-10
l/min Luft fortwährend in das Melkzeug einlässt und zur Reduzierung von Abb. 9 Abschnürung
azyklischen Vakuumschwankungen verantwortlich ist. Deshalb sollte der durch zu engen und
Einlass regelmässig auf Verschmutzungen geprüft werden. Wichtig sind unflexiblen
Zitzengummi
aber auch Zitzengummis, die dem Herdebestand angepasst sind. Zu grosse (Lincke, 2010 S. 19)
Zitzengummis melken schlechter aus und belasten die Zitzen stärker.
Auch zu enge Zitzengummis sind schlecht, mit diesen wird zu langsam gemolken und es kann
zu Abschnürungen kommen (Abb.9).
Es ist wichtig, dass mit einem optimalen Melkzeug kletternde Melkbecher verhindert werden
können. Früh kletternde Melkbecher verlängern die Melkzeit bei geringem Milchfluss und
erhöhen damit die Zitzenbelastung. Die Ursachen kletternde Melkbecher sind:
 nasse oder schmierige Zitzen
 schlaffe Zitzen, infolge schlechter Stimulation
 hohes Melkvakuum
 zu leichte Melkbecher
 zu grosse oder verschlissene Zitzengummis
 ungleichmässige Melkbecherbelastung
(Lincke, 2010 S. 15)
Andreas Maurer, Bruno Bartlome
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Melkprobleme
Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Melkzeugpositionierung
Luftziehende Melkbecher und unterschiedlich ausgemolkene Euterviertel sind häufige
Melkprobleme. Die Ursachen sucht man dann in der Regel beim Zitzengummi oder beim
Melkvakuum. Sehr oft liegen die Gründe in schlecht positionierten und unflexiblen
Melkzeugen.
Vielfach wird auch die unterschiedliche Gewichtsverteilung auf die einzelnen Melkbecher
(Abb. 10) vernachlässigt. Der lange Milchschlauch belastet nur die vordere Melkzeughälfte.
Die hinteren werden entlastet oder sogar nach oben
geschoben. Daraus ergeben sich mehrere Probleme:
 An den vorderen Melkbechern kommt es häufig zu
Lufteinbrüchen und Haftproblemen.
 Die Melkbecher an den hinteren Vierteln klettern
zu früh und ein grosses Nachgemelk entsteht.
 An den schneller leer werdenden Vordervierteln
wird sehr lange "blind" gemolken. Strichkanal und
Schliessmuskel sind dabei hohen mechanischen
Belastungen ausgesetzt, die Infektionsabwehr der
Zitzen wird beeinträchtigt.
 Die Gesamtmelkzeit verlängert sich.
Abb. 10 Seitlicher Zug durch
Milchschlauch
(Lincke, 2010 S. 23)
Auch die Ausführung des Milchschlauches spielt eine nicht
unerhebliche Rolle. Für die heute üblichen hohen Milchflüsse sind auf Grund der geringeren
Vakuumverluste Schlauchquerschnitte von 16 mm zu empfehlen. Solche Gummischläuche
sind allerdings sehr schwer und unflexibel (von anderen Nachteilen ganz zu schweigen).
Deshalb sind auch hierfür die viel leichteren und biegsameren Siliconschläuche besser
geeignet.
Leichte Melkbecher haben Nachteile
Noch schlimmer sind die Auswirkungen harter kurzer Milchschläuche, wenn sehr leichte
Melkbecher (< 300 g) im Einsatz sind. Beim Kauf neuer Melkzeuge wird geraten, auf jeden
Fall zu einheitlichen möglichst schweren Melkbechern (> 400 g). Nur bei sehr kleinen
Zitzengummikopföffnungen (< 22 mm) und möglichst niedrigem Melkvakuum können auch
mit leichten Hülsen zufriedenstellende Ausmelkergebnisse erreicht werden. Die Bedeutung
nimmt noch zu, wenn im Bestand viele Stufeneuter oder unausgeglichene Euter vorkommen
und wenn die Euter sehr hoch angesetzt sind.
Wichtige Punkte bei der Melkzeugpositionierung:
 Melkbecher möglichst gleichmässig belasten
 Schlauch darf nicht am Boden liegen
 Melkzeuge sollen frei hängen - unflexible Verbindung zu Melkarmen vermeiden
 Puls- und Milchschlauch nicht fest verbinden, weil so das Melkzeug ausgesteift wird
 Melkeinheit muss flexibel sein - wichtig sind dabei weiche kurze Milchschläuche
 Zu leichte Melkbecher klettern zu früh und melken deshalb schlechter aus
(Lincke, 2000)
Andreas Maurer, Bruno Bartlome
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Melkprobleme
Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Feststellungen und Massnahmen beim Betrieb Nauen
Forschungsfrage 3: Wie können die Melkprobleme auf dem Betrieb Nauen gelöst werden?
Wie wurden die Melkprobleme auf dem Betrieb Nauen angegangen? Zuerst wurden die
Probleme analysiert, welche in dem 2 x 6 Side by Side Melkstand auftreten. Sie äussern sich
hauptsächlich durch folgende Punkte, sind aber von Tier zu Tier unterschiedlich:

Kühe kommen nicht freiwillig in den Melkstand

Kühe harnen und koten oft im Melkstand

Häufiges Abschlagen des Melkzeuges

Euter werden nicht leergemolken

Einsatz von Oxitocin ist notwendig

Kühe haben eine schlechte Persistenz

Kühe geben unregelmässig Milch
In einer ersten Phase wurde der Melkablauf genauer untersucht, sowie nach groben Fehlern
bei der Melkanlage gesucht. In der Folge verkürzten die Melker die Zeit von der ersten
Berührung der Kuh bis zum Anhängen von rund 2 Minuten auf ca. 1 Minute. Das heisst es
werden neu immer 3 Kühe aufs Mal vorgemolken und anschliessend angehängt. Diese
Massnahme brachte aber keinen Erfolg. Es musste nach weiteren Fehlern gesucht werden. In
der Folge wurde die Anlage mit exakten Messgeräten durch die Firma Bitec auf Fehler
überprüft. Auch hier wurde ein bedeutender Fehler festgestellt. Die frequenzgesteuerte
Vakuumpumpe arbeitete bei Lufteinbrüchen durch ein Melkzeug das abgeschlagen wird
oder bei unsauberem Ansetzen der Zitzenbecher nicht korrekt. In der Folge sank das Vakuum
um 8 kPa und pendelte sich erst nach 10 Sekunden wieder auf dem Zielwert ein. Die zur
Behebung dieses Mangels wurde vor rund 4 Wochen unternommen. Leider musste der
Betriebsleiter feststellen, dass auch diese Massnahme keinerlei Erfolg gebracht hat.
In der Folge wird der Melkstand nach Kriechströmen ausgemessen. Eine Prognose, ob damit
ein entscheidender Fehler gefunden werden kann, ist allerdings nicht möglich.
Andreas Maurer, Bruno Bartlome
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Melkprobleme
Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Verluste durch Melkprobleme an konkretem Beispiel des Betriebes
„Nauen“
Forschungsfrage 4: Welche finanziellen Auswirkungen haben die Melkprobleme auf dem
Betrieb Nauen
An Hand des Beispielbetriebes Nauen wurde eine Berechnung durchgeführt, um die Verluste
zu erfassen die durch die Melkprobleme entstanden sind. Die Berechnung zeigt den Verlust
von einem Jahr auf.
Tabelle 1 Verlust durch Melkprobleme
Anfallende
zusätzliche
Kosten:
6 Tiere benötigen Oxitocin damit 5.5 Liter Interoxcin S
Milch einschiesst
Zusätzliche Arbeitszeit: Normale 2 x 0.33h x 365=240
Arbeitsleistung mit Melkstand 240 Stunden à 30 Fr
2x6 Side by Side beträgt 50 Kühe
pro Stunde. Die aktuelle Melkzeit
auf dem Betrieb Nauen beträgt
mit 50 Kühen 1h 20min.
Bisherige
Aufwand
für Beizug Berater
Fehlersuche
Verluste
Milchminderleistungen:
Gemäss Anhang
Frühzeitiger Abgang von Tieren 2 Tiere
aufgrund totalem Milchabfall
Total
Weitere
nicht
quantifizierbare
Punkte


700 Fr
7200 Fr
650 Fr
9300 Fr
2000 Fr
19850 Fr
Grösserer Verschleiss an Melkagregaten aufgrund von
häufigem Abschlagen
Laut Aussage des Betriebsleiters bereitet die Melkarbeit nur
noch teilweise Freude
Andreas Maurer, Bruno Bartlome
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Melkprobleme
Mit den richtigen Massnahmen zurück zum Erfolg
Schlussfolgerungen
Es gibt unzählige Ursachen die zu Melkproblemen führen können. Sicherlich ist es sinnvoll,
wenn zuerst die einfach überprüfbaren Punkte angeschaut werden. Sobald der
Servicemonteur und der Bauer nicht mehr weiter wissen, ist es sinnvoll ein Melkberater bei
zu ziehen. Diese haben oftmals genauere Messgeräte und befassen sich täglich mit solchen
Problemen. Der Berater betrachtet Melker und Maschine und gibt anschliessend
Empfehlungen ab.
Der Melker kann eine sehr grosse Rolle spielen bei Melkproblemen. Doch diese Probleme
sind oft unkompliziert und können gut behoben werden. Probleme an der Melkanlage sind
hingegen oft viel komplexer. Denn gerade bei neuen Anlagen kann es sein, dass irgendwo, in
Folge von Montagefehlern, ein Problem vorhanden ist. Weiter gibt es auch noch die
Problematik mit Kriechströmen (in dieser Arbeit nicht genauer beschrieben). Gerade in
diesem Bereich, gibt es noch grosse Unklarheiten und es muss weiter geforscht werden. Man
nimmt an, dass unlösbare Melkprobleme oftmals aus diesem Bereich stammen.
Wenn man ein Melkproblem hat, sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen
werden. Melkprobleme verursachen grössere Kosten als dass man auf den ersten Blick
glaubt.
Literaturverzeichnis
Aksen, Baumgartner, Borchert, Fischer. 2008. Milch und Melken. s.l. : AVA-Agrar Verlag,
2008.
Bilgery. Bitec Melktechnik. [Online]
Krömker. 2006. Kurzes Lehrbuch Milchkunde und Milchhygiene. s.l. : Parey, 2006.
Lincke. 2010. [Online] 2010. www.landwirt.com/Rinderfachtage/Lincke.
—. 2000. Melkberatung. [Online] 2000. www.melkberatung.net.
Neff. 2008. Instalation Melkmaschine. s.l. : Rindergesundheitsdienst, 2008.
Nosal, Rutishauser. 2004. FAT Berichte Nr. 625. 2004.
Rindergesundheitsdienst. 2007. Die Grüne. 2007, S. 16.
—. 2000. Mai 2000.
Suter. Melkerkurs ETH Bau und Funktion der Melkanlage.
Andreas Maurer, Bruno Bartlome
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Anhang
Milchverluste Betrieb Nauen
Betrieb "Nauen"
Aufgeführt sind Tiere, bei denen ersichtlich ist, dass sie im Melkstand gestresst sind.
Kuh
Enka
Selina
Sabrina
Ibiza
Blüemli
Elektra
Zolivia
Zarin
Estonia
Sarina
Laktation
11
2
2
2
2
2
2
1
1
1
Milchleistung
Vorjahre
7200
6100
6900
7300
6500
4000
5600
laufende Laktion
erwartete Milchleistung
7000
7500
7800
8000
7500
6000
7500
7200
6000
7400
gegebene Milchleistung
5300
6600
6900
6400
6500
4900
6200
5900
4900
6800
Begründung
Oxitocin
starker Leistungsabfall
starker Leistungsabfall
Oxitocin
Oxitocin
Oxitocin
Oxitocin
Geschätzte Leistungseinbusse bei übrigen Kühen: 100 kg x 40 Kühe
Betrag
1020
540
540
960
600
660
780
780
660
360
6900
2400
9300