Homepagefassung Geschichte der Drei-Lilienquelle

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Homepagefassung Geschichte der Drei-Lilienquelle
Radisson BLU
Schwarzer Bock Hotel
Kranzplatz 12
65183 Wiesbaden
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Die Drei-Lilien-Quelle
Geschichte einer Wiesbadener Thermalquelle
Der Reichtum der Stadt Wiesbaden an Thermalquellen ist bekannt. Außer der größten und bedeutendsten dieser
Quellen, den Kochbrunnen, sind noch 25 weitere, größere und kleine, vorhanden. Von jeher war es das Bestreben der
Badhäuser, eine eigene Thermalquelle zu besitzen. Lag keine auf dem eigenen Badhausgrundstücke, so erwarb man eine
auf dem Gebiet des Nachbarn oder auf einem entlegeneren und leitete in diesem Falle das Wasser unterirdisch zu den
Bädern. Mitunter teilten sich mehrere Badhäuser eine Quelle (z.B. den Kochbrunnen) oder eine Quellengruppe. Ein
solcher Fall lag vor bei der Drei-Lilien-Quelle. Die Nutznießung an dieser Quelle stand den Badhaüsern zu den Vier
Jahrzeiten, zum Schwarzen Bock als Nachfolger der ehemaligen Goldenen Kette in der Langgasse, den Weißen Lilien
und der Stadtgemeinde zu.
Das Badhaus zum Schwarzen Bock, 1486 zuerst genannt, hatte im 17. Jahrhundert zwei Massenbäder, die sich nach
Herrschaftlicher Vorschrift zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Zellenbäder verwandelten. Es wurde 1712 durch einen
Tausch zum Gebiet des Rindsfuß (Englischen Hofes) und später nochmals zur Kleinen Webergasse hin vergrößert. Die
heutige Gestalt nahm es in den Jahren 1871/1872.
Im Jahr1900 erwarben die Besitzer des „Schwarzen Bock“ das Badhaus zur Goldenen Kette und das Grundstück in der
Langgasse 53, rissen 1904 alles ab und errichteten noch vor dem 1. Weltkrieg einen modernen Neubau.
Auf Grund komplizierter Quellenverhältnisse auf dem neugestalteten Grundstück, bei denen sowohl die Rechte des
Badhauses zu den weißen Lilien, des Badhauses zu den Vier Jahreszeiten, des Badhauses zum Schwarzen Bock und der
Stadtgemeinde Wiesbaden, berücksichtigt werden musste, erfolgte zunächst eine vertragliche Vereinbarung mit der
Stadtgemeinde Wiesbaden über die Besitz-, bzw. Nutznießungsrechte an der Brühbrunnenquelle, worin jedem Teile
das Nutznießungsrecht der Hälfte des jeweilgen Ergebnisses der Brühbrunnenquelle zugestanden wurde.
Nach der Vereinigung der Goldenen Kette mit dem Badhaus zum Schwarzen Bock befanden sich sämtliche Quellen auf
dem Gelände des Schwarzen Bocks, und dessen Besitzer griffen den Gedanken auf, sie zu einer Quelle zu vereinigen
und diese neu zu fassen. Man wollte dadurch eine Vereinfachung der bisherigen Besitz- und Anteilsverhältnisse und eine
Verbesserung der hygienischen Zustände herbeiführen. Die Besitzer der beiden anderen Badhäuser erklärten sich mit
dem Plan einverstanden, und man wandte sich an die Stadtgemeinde Wiesbaden als Anteilsberechtigte an dem Ergebnis
der Brühbrunnenquelle, damit auch sie an der Verwirklichung des Vorhabens teilnehme. Der Magistrat erklärte seine
Bereitwilligkeit, und die Interessenten einigten sich bald dahin, den Neubau der Quelle vorzunehmen. Ausführliche
Messungen sollten angestellt werden und jeder Quellenbesitzer seinen verhältnisgemäß ihm zustehenden Anteil
gesichert erhalten. Die Neufassung sollte mit möglichster Rücksicht auf die Neubauten auf den Schäferschen
Grundstücken erfolgen. Die Sammelstelle sollte an die Straßenseite des ehemaligen Grundstücks Kleine Webergasse 10
verlegt und die den Nutznießern an der neuen Quelle zustehenden Wasseranteile sollten mittels dichter Rohrleitungen
den jeweiligen Verwendungsstellen zugeführt werden. Die Stadtgemeinde sollte die ganze Anlage herstellen und
unterhalten, und die Badhaus-Anteilberechtigten sollten zu den Kosten im Verhältnis ihrer Anteilberechtigung
beitragen. Als Name der neuen gemeinsamen Quelle wurde: Drei-Lilien-Quelle vorgeschlagen, wegen der in dem
Wappen der Stadt Wiesbaden befindlichen drei Lilien.
Nachdem die städtische Körperschaften ihre Zustimmung zu dem ihnen vorgelegten Projekt erteilt hatten, wurde mit
den nötigen Arbeiten begonnen. Zunächst fanden genaue Messungen der Ergebnisse der einzelnen Quellen und
daraufhin die Verteilung der Quellwassermengen statt.
Es wurden zugeteilt im einzelnen:
dem Badhaus zu den Vier Jahreszeiten 36,5 %
der Stadtgemeinde Wiesbaden 26,0 %
dem Badhaus zum Schwarzen Bock 21,0 %
dem Badhaus zu den Weißen Lilien 16,5 %
Gesamt: 100 %
Dann wurde das Projekt der neuen Anlage im einzelnen ausgearbeitet und von allen Beteiligten, zuletzt im Juni 1905
von den Stadtverordneten genehmigt.
Da nach der in Wiesbaden gültigen Baupolizeiverordnung und auf Grund einer Verordnung der früheren nassauischen
Landesregierung zu allen Veränderungen an bestehenden Mineralquellen und zu allen Grabungen unter die Oberfläche
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des Bodens in der Nähe der letzteren eine polizeiliche Genehmigung erforderlich war, so mußte diese erst nachgesucht
werden. Die Genehmigung wurde jedoch nicht sofort erteilt, sondern erst nach längeren Verhandlungen mit der
Polizeidirektion, und nachdem mehrere technische Gutachten eingeholt worden waren, die dartaten, daß durch die
beabsichtigte Zusammenlegung der verschiedenen Quellen, unter Einhaltung mehrerer besonderer Bedingungen, keine
Beeinträchtigung anderer benachbarter Thermalquellen zu befürchten stände. Nachdem anfangs des Jahres 1906 die
polizeiliche Genehmigung der Vornahme von Grabungen auf dem Grundstück der früheren Goldenen Kette zur
Herstellung der projektierten Thermalwasseranlage und die Erlaubnis zur Anlegung der Drei-Lilien-Quelle auf dem
Grundstück Kleine Webergasse 10 eingetroffen war, wurden die Arbeiten sofort begonnen. Da die Frühjahrskurzeit
schon angefangen hatte, wurden sie, an sich schon sehr schwierig und umfangreich, noch dadurch erschwert, dass die
Thermalleitungen nach den drei Badhäusern fortwährend im Betrieb erhalten werden mußten. Doch gelang es mit
Anspannung und Ausnutzung aller Kräfte, die Anlage bis zur Mitte des April 1906 fertig zu stellen.
Somit war der Plan vorläufig ausgeführt; der Betrieb der Badhäuser konnte nach wie vor erfolgen. Noch aber entbehrte
die Drei-Lilien-Quelle einer würdigen Ausstattung, die auch den Außenstehenden auf das schöne Einigungswerk
aufmerksam macht.
Die Ausführungen dieser Arbeiten verzögerte sich wiederum erheblich, da abermals tiefere Grabungen vorzunehmen
waren und hierzu die polizeiliche Genehmigung eingeholt werden musste. Aber auch diese Schwierigkeiten wurden
überwunden und die Arbeiten im Herbst 1908 beendet.
Nachdem auf Antrag der Besitzer des Badhauses Schwarzer Bock und im Einverständnis der übrigen Teilhaber an der
Drei-Lilien-Quelle, die auf einem benachbarten Grundstück entspringende Quelle des ehemaligen Badhauses Goldene
Kette der drei-Lilien-Quelle zugeführt worden war, wurde in Berücksichtigung dieses Umstandes eine Änderung in der
angegebenen Beteilung der Quellwassermengen vorgenommen und nunmehr zugeteilt im einzelnen:
dem Badhaus zu den Vier Jahreszeiten 34,6 %
der Stadtgemeinde Wiesbaden 24,7 %
dem Badhaus zum Schwarzen Bock 25,0 %
dem Badhaus zu den Weißen Lilien 15,7 %
Gesamt: 100 %
Über dem Eingang zur neuen Thermalquelle am Hause Kleine Webergasse 10 (heute: An der Drei-Lilien-Quelle),
einem modernen stilisierten Gittertor aus Eisen mit Bronzenachahmungen, prangte in goldenen Lettern die Überschrift:
„Drei-Lilien-Quelle“.
Man schritt eine gewundene, mit Geländer versehene Treppe von 12 granitnen Stufen hinab und befand sich in einem
Gewölberaum, dessen Wände und Decke mit Majolikaplättchen, weiß, grau und braun, bekleidet waren, wie überhaupt
der Brunnenraum sehr künstlerisch ausgestattet war. Eine Bronzetafel links besagte:
Eigentümer der Quelle waren bei der Fassung „Stadtgemeinde Wiesbaden , Oberbürgermeister Dr. v. Jbell, Badhaus
Vier Jahreszeiten: Bes. Dr. W. Zais, Badhaus Schwarzer Bock: Bes. W.u.K. Schäfer, Badhaus Weisse Lilien: Bes. J.
Schembs.“
Eine andere Bronzetafel gegenüber verzeichnete:
Diese Quelle wurde gefasst in den Jahren 1904 bis 1908 auf Anregung des Kgl. Baurats Winter nach den Plänen und
unter der Oberleitung des Städt. Oberingeniörs Frenschl. Architekt: Reg. Baumeister a.D. Wolff. Bauleitung: Städt.
Bauassistent Schaus.
Unter dem Rundbogen in der Tiefe des Gewölbes, über dem nochmals der Name Drei-Lilien-Quelle stand, und in
dessen Rückwand die drei Lilien erschienen, trat in einer Granitfassung die Quelle zwischen Felsgestein zutage. Die
aufsteigenden heißen Dämpfe erwärmten den ganzen Raum. Rechts und links befanden sich die vier Abläufe nach den
einzelnen berechtigten Badhäusern, durch Bronzeplatten verdeckt. Vorn an der Fassung war ein Abflussrohr zur
Entnahme von Thermal-Trinkwasser angebracht. Messungs-und Regelungsvorrichtungen waren außerdem vorhanden.
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Die Wiesbadener Thermalanlagen wurden durch die Drei-Lilien-Quelle um eine Sehenswürdigkeit reicher. Den
Werken, die der Allgemeinheit dienten, war ein neues hinzugefügt. In aller Stille hatte es sich vollzogen, und niemand,
außer den Eingeweihten, ahnte wohl, unter welchen ungewöhnlichen technischen und sonstigen Schwierigkeiten das
geschah. Darum sind die Namen der Anreger und Ausführer der Nachwelt mit Recht in Erz überliefert. Möge die alte
und doch auch wieder neue Drei-Lilien-Quelle fortsprudeln und künftighin wie seit Jahrhunderten ihr heilbringendes
Wasser spenden, der leidenden Menschheit zum Segen.
Das Radisson Blu Schwarzer Bock Hotel speist sich zur Zeit aus der Kochbrunnenquelle. An der Drei-Lilien-Quelle
haben Renovierungsarbeiten begonnen und demnächst soll die historische Quellen-Anlage an der Hinterseite des
Hotels Schwarzer Bock in neuer Pracht für die Bürger offen stehen.