Web-Site-spezifisches Requirements Engineering
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Web-Site-spezifisches Requirements Engineering
Web-Site-spezifisches Requirements Engineering Einordnung, Profilaspekte, Formalisierungsansätze Dipl.-Hdl. Martin Wild Johannes Gutenberg Universität-Mainz Lehrstuhl für Allg. BWL und Wirtschaftsinformatik Saarstraße 21 D-55099 Mainz Tel.: 0049 – 06131 – 39-22734 E-Mail: [email protected] mainz.de Zusammenfassung Zunehmend bewerten Unternehmen den Betrieb einer eigenen WWW-Präsenz (Web Site) als Determinante ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Daraus folgt für den dauerhaften Erfolg einer Web Site, sie stringent an den Anforderungen ihrer Adressaten auszurichten. Be dingt durch die Dynamik des globalen Wettbewerbs und der Weiterentwicklung von Internet- und WWW-Technologie, weisen die an eine Web Site gerichteten Anforderungen eine hohe Variabilität und infolge der sich zunehmend differenzierenden Nutzungsformen eine steigende Komplexität auf. Eine abstrahierende und sys tematisch gestaltete Erarbeitung der Anforderungen an eine Web Site, ein Web-Site-spezifisches Requirements Engineering, scheint ge eignet, die Bewältigung dieser Herausforderungen nachhaltig zu fördern. Die Zielsetzung der nachfolgenden Abhandlung besteht in einer Charakterisierung eines Web-Site-spezifischen Requirements Engineerings. Über eine Einordnung der Notwendigkeit eines Web-Site-spezifischen Requirements Engineerings in das Erfordernis eines Web-Site-spezifischen Systems Engineerings wird der grundlegende Inhalt eines Web-Site-spezifischen Requirements Engineerings skizziert, die zentrale Stellung seiner auf fachliche (funktionale) Anforderungen ge richteten Ausprägung hervorgehoben, das Basismuster zu deren Erarbeitung dargelegt sowie der Vorschlag einer Methode zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site hergeleitet und skizziert. 1 Zur Wettbewerbsrelevanz der WWW-Technolgie Die in Unternehmen zu realisierenden Aufgaben und Prozesse (AuP) stehen vermehrt unter dem Einfluß der Informationstechnik. Primäres Ziel der Digitalisierung von AuP ist ihre effiziente Realisierung. Zu einem Akzelerator der Durchdringung von AuP mit Informationstechnik avanciert das 41 Internet bzw. sein multimedialer Dienst World Wide Web (WWW). Diese Entwicklung beruht erheblich auf der Plattformunabhängigkeit der Internet- und WWW-Technologie sowie den damit gegebenen Möglichkeiten zur lokalen, zeitnahen und kontextorientierten Bereitstellung von Informationen (digitale Präsentation des Aufgabenelements Information) und Funktionen (digitales Pendant des Aufgabenelements Verrichtung), die zugleich glo bal nutzbar sind. Im Bereich des öffentlichen Internet dient die WWW-Technologie Unternehmen z. B. dazu, ihr absatzpolitisches Instrumentarium über den Aufbau digitaler Markt-Präsenzen und die Realisierung elektronischer Absatzkanäle zu optimieren. Die Anwendung der WWW-Technologie im Rahmen eines Extranet gibt z. B. den Vertriebsmitarbeitern eines Zulieferers die Möglichkeit, unter einer unternehmens übergreifend einheitlichen Oberfläche den Lagerbestand der gelieferten Produkte bei weiterverarbeitenden Unternehmen einzusehen und bedarfskonforme Belieferungen zu gewährleisten. Mit der Nutzung der WWW- Technologie im Umfeld von Intranets haben Unternehmen bspw. die Chance, ihren Mitarbeitern zeitgleich homogene, multimediale, unternehmensintern relevante Informationen zur Verfügung zu stellen (z. B im Rahmen einer Telekonferenz allen Entwicklern eines zu modifizierenden Motors ein digitales Modell dieses Motors) [Schwi98a]. Das exemplarisch am Umfeld von Unternehmen gezeigte Einsatzspektrum der WWW-Technologie weist explizit auf das Potential der Technologie hin, die Erreichung von Effizienz im gesamten Aufgabengefüge eines Unternehmens nachhaltig zu fördern. Aus diesem Potential und der damit in Zusammenhang stehenden Zunahme der aktiven Nutzung der WWW-Technologie (Be trieb einer eigenen Web Site) durch Unternehmen [z. B. Kar99, Schwö00] ist ableitbar, daß der Erfolg eines Unternehmens, insbesondere am Markt, verstärkt in Beziehung zum Be trieb einer eigenen Web Site steht. Folglich avanciert der Be trieb einer eigenen Web Site zu einem Wettbewerbsfaktor; in Abhängigkeit von der jeweils offerierten Leis tung, entweder im lokalen, regionalen oder globalen Wirtschaftsgefüge. Parallel entwickelt sich die marktgerechte Ausgestaltung der Web Site eines Unternehmens zum Kritischen Erfolgsfaktor [z. B. Afi00], wo zu ferner die steigende Komplexität des Be triebs einer eigenen Web Site beiträgt. Die ser Komplexitätsanstieg resultiert aus den stetigen Differenzierungen der konstituierenden Elemente des Einsatzspektrums der WWW- Technologie, den Web-Site-Bereichen (konkret: öffentliches Internet, Extranet, Intranet). Die Differenzierungen können auf die grund sätzliche Möglichkeit zur aktiven Nutzung der Technologie im gesamten Aufgabengefüge eines Unternehmens sowie der zunehmenden Wahrnehmung dieser Möglichkeit zurückgeführt werden. Begleitet werden sie von Differenzierungen der jeweils den Be reichen zuzuordnenden Gruppen von Adressaten (die potentiellen und aktiven Be nutzer einer Web Site sowie die für die Entwicklung der Web Site verantwortlichen Personen), eines Faktors, der den Anstieg der Komplexität des Be triebs einer Web Site zusätzlich bedingt. 42 2 Aspekte der Notwendigkeit und des Inhalts eines Web Site Engineerings Die Entwicklung (Erst- und Weiterentwicklung) komplexer Systeme (z. B. Anwendungssysteme, die Systemkategorie, der Web Sites zuordenbar sind [Schwi98b]) erfolgt traditionell als Systems Engineering systematisch, zielgerichtet und an ingenieurwissenschaft lichen Erkenntnissen orientiert. Obgleich die wachsende Komplexität von Web Sites und ihre Re levanz für den Erfolg von Unternehmen evidente Indizien für die Existenz und Anwendung von (Web-Site-spezifischen) Entwicklunssystematiken sind, sind für den Bereic h der Web-Site-Entwicklung bis dato nur wenige Ansätze identifizierbar, die sich dem Sys tems Engineering anlehnen (primär die Ansätze von Coda et al. [Co+98], Hennicker/Koch [HenKo00], Gaedke [Gaed98], Gellersen [Gell97], Schwickert [Schwi97; 98c] und Rassmann [Rass98]. Von diesen Ansätzen für ein Web-bezogenes Sys tems Engineering, ein Web Site Engineering (WSE), kann als Ansatz, dessen Intention explizit in einer Systematisierung des ge samten Entwicklungsprozesses einer Web Site liegt, das von Schwickert entwickelte Web-Site-Engineering-Komponentenmodell [Schwi98a; b; c] herausgestellt werden. Neben einer Struk turierung von Web-Site-Entwicklungsprozessen bildet eine Sys tematisierung des Bezugsfelds von Unternehmens-Web-Sites, Web-basiert zu realisierende Geschäftsaktivitäten (eBusiness), das Kernziel dieses Modells. Entsprechend integriert es Aspekte der Informatik und Betriebswirtschaft(-slehre) und spiegelt so die Elemente wider, die als konstituierend für eBusiness betrachtet werden können. Der betriebswirtschaftliche Bezug konkretisiert sich im WSE-Komponentenmodell besonders im Strukturmodell, das auf die Gliederung Web-basiert zu realisierender Geschäftsaktivitäten zielt. Die Struk turierung eines Web-Site-Entwicklungsprozesses ist Ziel des Vorgehensmodells des WSE-Komponentenmodells und spiegelt seine Zuordnung zur Informatik wider. Das WSE-Komponentenmodell konkret resultiert aus einer abgestimmten Zusammenführung von Struktur- und Vorgehensmodell [Schwi98c] und stellt sich, wie Ab bildung 1 zeigt, als Würfel dar. Web Site Design (WSD) takt isch Funktional-Bereiche Strukturmodell Organisation Logistik - WFM - IT-Standards - Produktion - Beschaffung - Lagerhaltung - Kooperation Absatz - Marketing - Vertrieb - Support Netzwerk-Anwendungen Intranet Extranet - WFMS - WGC - IT-Systeme - Web to Host - Internet EDI - XML EDI Unternehmensintern Internet - Shop, Store - EPS - Services Kunden CI Promotion, Evaluat ion, Maintenance Web Site for eCommerce Gestaltung Web Site for eIntegration Modelle Electronic-Business-Segmente Web Site for eWorkflow Sit uat ion, Ziele Web Site Requirements (WSR) Coding, Test n se Web Site Online (WSO) SE sW Syst eme, Server, Security, St andar. a Ph strategisch Vorgehensmodell de SO W SD W SR W Zielfelder des Web Site Engineering Abbildung 1: Das WSE-Komponentenmodell [Schwi98c] 43 3 Web-Site-spezifisches Requirements Engineering – Begründung und Inhalte 3.1 Aspekte der Begründung eines Web-Site-spezifischen Requirements Engineerings Der Betrieb einer Web Site zielt auf eine effiziente Re alisierung jeweiliger AuP ab. Folglich besitzt eine Web Site den primären Zweck, die entsprechenden Aufgabenträger (Adressaten der Web Site; im Kern Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner) zielorientiert bei der Realisierung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Daraus resultiert, daß der Erfolg einer Web Site, interpretiert als ihr Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit und darüber zum Erfolg des jeweiligen Unternehmens, davon abhängt, in welchem Grad sie ihre Adressaten bei deren Aufgabenrealisierungen unterstützt. Als zentrale Bezugsobjekte eines Web-Site-Entwicklungsprozesses können demgemäß die Adressaten einer Web Site in Verbindung mit den von ihnen zu realisierenden Aufgaben identifiziert werden. Daraus folgt, daß die Anforderungen der jeweiligen Adressaten an die entsprechende Web Site zur Leitlinie eines Web-Site-Entwicklungsprozesses und zum Bewertungs maßstab der aus ihm hervorgehenden Ergebnisse zu erheben (dies impliziert, bei der Festlegung eines „Web-Site-Budgets“ die Anforderungen der Adressaten explizit zu berücksichtigen). Mit Blick auf die jeweils weitreichende ökonomische Re levanz der Anforderungen von Adressaten erscheint es evident, die gebotene, zuvor aufgezeigte Aus richtung von Web-Site-Entwicklungsprozessen durch eine systematische und zielgerichtete Erarbeitung der jeweiligen Anforderungen, ein Requirements Engineering (RE), zu untermauern. Wenngleich sich die Realisierung eines REs als unabdingbarer Bestandteil eines Web-SiteEntwicklungsprozesses zeigt, deuten Untersuchungen zur Adressatenorientierung von Web Sites auf eine untergeordnete Berücksichtigung dieser Aufgabe in der Praxis der Web-Site-Entwicklung hin [z. B. Ter99; He00]. Das Potential eines REs liegt insbesondere darin, (über die Anwendung definierter sowie geeigneter Vorgehensweisen und Instrumente) komplexe, in Anwendungssys temen abzubildende Strukturen respektive die sie repräsentierenden Anforderungen an die Systeme transparent und somit plausibel darzustellen. Summa summarum bietet ein RE die Basis zur nachhaltigen Beherrschung eines Konglomerats von Anforderungen. Konglomerate von Anforderungen können als charakteristisch für Web Sites bezeichnet werden. Diese Eigenschaft resultiert originär aus den mit Internet- und WWW-Technologie, gegenüber proprietären Technologien, mit geringerem Aufwand durchführbaren Verknüpfungen und Integrationen verschiedener konventioneller Anwendungssys teme. Eine anwendungssystemintegrierende Web Site ermöglicht es damit, unter einer einzigen Oberfläche Aufgaben quasi aller einem Unternehmen zuzuordnenden Personengrup pen (Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner) abzubilden, und ihnen die aufgabenrelevanten Informationen und Funktionen zusammengefaßt zur Verfügung zu stellen. In der weitesten Ausprägung bedeutet dies eine Abbildung 44 von Aufgaben der jeweiligen Kunden (Aufgaben zur Durchführung einer Markttransaktion, WebSite-Bereich Internet), Mitarbeiter (Aufgaben zur Durchführung von Transaktionen in einer Hierarchie, Web-Site-Bereich Intranet) und Geschäftspartner (Aufgaben zur Durchführung von Transaktionen in einer Kooperation, Web-Site-Bereich Extranet) [Schwi98a] in der Web Site. Aufgrund einer Unterstützung von Aufgaben vielfältiger Adressaten(-gruppen) durch eine Web Site, kann auf eine vielschichtige Gestalt der insgesamt von diesen Adressaten artikulierten Anforderungen an die Web Site ge schlossen werden. Damit wird die Gestalt dieser Anforderungen indes nur zum Teil umschrieben. Die Ursache dafür bilden die zwischen den vielschichtigen Anforderungen an eine Web Site bestehenden Interdependenzen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, daß sie implizit Anforderungen an die Gestaltung der Aufgaben und ihre Web-basierte Unterstützung von Adressaten ausdrücken, die zur Realisierung der Aufgabe des diese Anforderungen artikulierenden Adressaten heranzuziehen sind (Bspw. Anforderung eines Bankkunden, beim Web-basierten Kauf von Wertpapieren nicht nur über den ihm zugänglichen Bereich der Web Site der Bank, sondern auch telefonisch durch einen Wertpapierspezialisten der Bank Beratung in Anspruch nehmen zu können. Dies erfordert für die Web-Site-Umgebung des Spezialisten neben einem Zugriff auf die vom Kunden genutzten Web-Pages Intranet-Web-Pages, über die er Detailinformationen zu den vom Kunden präferierten Wertpapieren erhalten kann, z. B. durch Einbindung von Funk tionen, die ihm Zugriff auf wissensbasierte Systeme zu Aktienanalysen liefern.). Die dargelegte Vielschichtigkeit der Anforderungen der Adressaten an eine Web Site und die hohe Interdependenz zwischen diesen Anforderungen verweisen auf einen, gegenüber konventionellen Anwendungs systemen, wesentlich höheren Komplexitätsgrad der Anforderungen. Ein Hauptgrund dafür kann in der Konstituierung der Anforderungen an eine Web Site aus den (für sich i. d. R. bereits komplexen) Einzelanforderungen an die konventionellen Anwendungssysteme gesehen werden, die in diese Web Site zu integriert sind. Der Web-Site-Bereich Internet bildet für Unternehmen jeweils den Bereich ihrer Web Sites, der einen unmittelbarem Marktbezug besitzt (marktliche Präsenz im WWW). Ein Unternehmen verbindet mit der Realisierung eines Web-Site-Bereichs Internet das Ziel, seinen Kunden die Durchführung von Markttransaktionen (Aufgaben: Information und Selektion, Vereinbarung, Abwicklung, nachvertraglicher Service) mit ihm zu erleichtern (z. B. kürzere Lieferzeiten, direkter Kontakt zum Unternehmen). Die Spanne der durch Web Sites unterstützten Markttrans aktionsaufgaben variiert bis dato von Unternehmen zu Unternehmen. Mit der vielfach prognostizierten Zunahme der Be deutung des eBusiness in den Wirtschaftsgefügen weltweit kann geschlossen werden, daß die Adressaten an Web Sites von Unternehmen verstärkt die Anforderung einer Unterstützung aller Markttransaktionen richten werden. Eine Erfüllung die ser Anforderung in wenigen Jahren ist aufgrund des Charakters des WWW zu vermuten, sämtlichen zu ihm Zugang besitzenden Personen, die Web-Site45 Bereiche Internet verfügbar zu machen und ihnen so eine relativ trans parente Sicht auf diese Bereiche zu gewähren. Aus diesem Charakter geht hervor, quasi unmit telbar (gegenüber konventionell unterstützten Markttransaktionen), vielfältige (weltweite) und eingehende Vergleiche zwischen den jeweils relevanten marktlichen Präsenzen im WWW vornehmen zu können (Motto: „Das Angebot eines Konkurrenten liegt nur einen Maus klick entfernt.“). Die transparenzbedingten Vergleichsmöglichkeiten weisen gemeinsam mit der steigenden Anzahl marktlicher Präsenzen im WWW darauf hin, daß einer einzelnen von ihnen im Grunde permanent, erkennbare Präsenzen mit gleicher Ausrichtung gegenüberstehen. Entsprechend befindet sich ein Unternehmen mit seiner marktlichen Präsenz im WWW in einem von hoher Wettbewerbsintensität geprägten marktlichen Umfeld. Daraus folgt, daß der dauerhafte Bestand einer marktlichen Präsenz im WWW, qua si die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens im elektronischen Markt (mit Wirkungen auf seine in konventionellen Märkten), von einer Identifikation sowie stetigen und adäquaten Umsetzung der von der jeweiligen Adressatengruppe Kunden an die Präsenz ge richteten Anforderungen abhängt. Beim Betrieb der Web-Site- Bereiche Intranet und Extranet neben dem einer marktlichen Präsenz im WWW, ist der dauerhafte Bestand dieser Präsenz, wie auch die Wettbewerbsfähigkeit auf konventionellen Märkten, zudem in Abhängigkeit von einer permanenten und expliziten Berücksichtigung der Anforderungen der Mitarbeiter und Geschäftspartner an den jeweiligen Web-Site-Bereich zu sehen. Mit Blick auf die Zunahme marktlicher Präsenzen im WWW, die häufig von entsprechenden Realisierungen der Web-Site-Bereiche Intranet und Extranet begleitet werden, erweisen sich Web Sites verstärkt als die informationstechnologische Schnittstelle eines Unternehmens zum Marktgeschehen. Entsprechend steht die Ausgestaltung einer Web Site, und damit auch die in sie integrierten Anwendungssysteme und von ihr unterstützten Organisationsstrukturen, in direkter Ab hängigkeit von den Anforderungen der Märkte an das jeweilige Unternehmen. Dabei kommt dem marktlichen Geschehen im WWW, das zugleich als Reflex der Globalisierung wirtschaftlicher Aktivitäten zu sehen ist, eine übergeordnete Bedeutung zu. Sein Einfluß auf die Ausgestaltung einer Web Site wird, wie im vorhergehenden Abschnitt gezeigt, von der ihm eigenen hohen Wettbewerbsintensität determiniert. Mit Blick auf dieses Charakteristikum, die Abhängigkeit des dauerhaften Be stands der marktlichen Präsenz eines Unternehmens im WWW von der Identifikation und Umsetzung der Anforderungen der Adressaten sowohl an die Präsenz als auch die entspreche nde Web Site insgesamt, sowie die stetigen Weiterentwicklungen der WWW-Technologie (z. B. aktuell WAP-Technologie), kann den Anforderungen an eine Web Site im Vergleich zu den an konventionelle Anwendungssysteme eine signifikant höhere Dynamik (Variabilität) zugewiesen werden. Es wurde dargelegt, daß die Anforderungen an Web Sites gegenüber den Anforderungen an konventionelle Anwendungssysteme über einen signifikant höheren Grad an Komplexität und Dynamik 46 verfügen. Diese beiden Eigenschaften können als charakteristisch für die Anforderungen an Web Sites angesehen werden. Daraus ist ableitbar, daß sie das Ausmaß der jeweiligen Identifikation, Spezifikation und nachfolgenden Umsetzung dieser Anforderungen in einer Web Site erheblich beeinflussen. Es erscheint somit konsequent, ihnen im Rahmen der Erarbeitung von Anforderungen an eine Web Site explizit Rechnung zu tragen. Zu Beginn dieses Kapitels wurde das Erfordernis eines REs im Rahmen eines Web-Site-Entwicklungsprozesses erläutert. Folglich ist es geboten, ein solches RE explizit an den beiden charakteristischen Eigenschaften der Anforderungen an Web Sites, Komplexität und Dynamik, auszurichten, es somit Web-Site-spezifisch zu gestalten. Im Rahmen eines Web-Site-spezifischen REs ist insbesondere den fachlichen (funktionalen) Anforderungen an eine Web Site ein besonderes Gewicht einzuräumen, da sie den Kernzweck einer Web Site definieren und danach einen originären, d. h. die jeweiligen organisatorischen und technischen Anforderungen wesentlich bedingenden Charakter besitzen [Par98]. 3.2 Grundlegende Inhalte eines fachlich orientierten Web-Site-spezifischen Requirements Engineerings Im Rahmen der systematischen Entwicklung von Anwendungssystemen erfüllt das fachlich orientierte Requirements Engine ering (RE) die Aufgaben der systematischen Ermittlung, Beschreibung und Analyse der jeweiligen fachlichen Anforderungen (Aufgabenkomplex der Anforderungserarbeitung) [Kü+87, Par98]. Für die Web-Site-Entwicklung sind sowohl für ein allgemeines als auch ein fachlich orientiertes RE aktuell keine Ansätze erkennbar. Ein Blick auf dieses Faktum, das Erfordernis der Existenz und Anwendung von Ent wicklungssystematiken für die Web-Site-Entwicklung allgemein sowie die enge Verknüpfung zwischen fachlichen Anforderungen an eine Web Site und dem originären Zweck von Web Sites verweist auf die Relevanz, Systematiken zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site herzuleiten respektive zu ent wickeln. Dieser Relevanz folgend, werden im weiteren Systematiken hergeleitet, die für die fachlich orientierte Anforderungserarbeitung in der Web-Site-Entwicklung geeignet erscheinen. Die Basis für ein effizientes (Widerspiegelung der jeweils erarbeiteten Anforderungen in der folgend realisierten Web Site) fachlich orientiertes RE (wie auch ein effizientes allgemeines RE) im Rahmen der Entwicklung einer Web Site bildet eine grundlegende Sys tematisierung ihres Ent wicklungsprozesses. Im konventionellen Systems Engineering für Anwendungssysteme, dem Software Engineering, bilden Vorgehensmodelle die Mus ter zur grundlegenden Systematisierung von Ent wicklungsprozessen. Hinsichtlich einer solchen Systematisierung von Web-Site-Entwicklungsprozessen kann als Muster das skizzierte WSE-Komponentenmodell herangezogen werden, das als wesentlichen Bestandteil ein Web-Site-orientiertes Vorgehensmodell enthält. Das WSE-Komponentenmodell bietet 47 zugleich den Vorteil, einer expliziten Berücksichtigung des Web-Site-spezifischen REs als übergeordneter sowie des Web-Site-spezifischen fachlich orientierten REs als spezieller Entwicklungsaufgabe. Gemäß der grundlegenden Sys tematisierung eines Web-Site-Entwicklungsprozesses als Fundament zur Realisierung einer Anforderungs-konformen Web Site erscheint es evident, als Ba sis für die Realisierung eines Adressaten-konformen Ergebnisses der fachlichen Anforderungserarbeitung, auch sie grundlegend zu systematisieren. Konkret beruht diese Forderung auf der Annahme, mit der Definition eines Orientierungsrahmens zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site die Realisierung einer effizienten, d. h. konsistenten und vollständigen [Schie95], Fachlichen Detaillösung (Eine solche ist Teil eines übergeordneten, auch organisatorische und technische Anforderungen enthaltenden, Anforderungsdokumentes (z. B. Pflichtenheft) [Karg00] und bildet die primäre Basis für den Entwurf einer Web Site.) von Grund auf zu fördern. Zur grund legenden Sys tematisierung eines Prozesses zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site, kann der originär im traditionellen Soft ware Engine ering angesiedelte Re quirements-Engineering-Life-Cycle [Kü+87] herangezogen werden. Mit ihm werden die Hauptaufgaben der Anforderungserarbeitung, die Anforderungsermittlung, -beschreibung, -analyse und -abnahme, aufgegriffen, als Pha sen definiert und zu einem iterativ durchschreitbaren logischen Prozeß verknüpft [Kü+87]. Eine Anwendung des RE-LifeCycles im Rahmen einer systematisch zu gestaltenden Web-Site-Entwicklung erfordert, ihn in den jeweiligen Gesamtentwicklungsprozeß einzubinden. Hinsichtlich der grundlegenden Sys tematisierung eines Web-Site-Entwicklungsprozesses nach dem WSE-Komponentenmodell stellt sich die für eine systematische Gestaltung der fachlichen Anforderungs erarbeitung notwendige Integration des RELife-Cycles in das Modell als Spezifizierung der Ent wicklungsaufgabe „fachlich orientierte Anforderungsanalyse“ (Zur Abgrenzung von der Phase „Anforderungsanalyse“ des RE-Life-Cycles trägt sie im vorliegenden Beitrag die Bezeichnung fachliche Anforderungserarbeitung.) dar. In der folgenden Abbildung 2 wird der dargelegte Kontext anhand des die Hauptaufgaben systematischer Web-SiteEntwicklungsprozesse definierenden Vorgehensmodells des WSE-Komponentenmodells illustriert. WSE-Vorgehensmodell Aufgaben WSR: Web Site Requirements (Planung) 1. Situationsanalyse 2. Strategische Ziele 3. Anforderungsanalyse WSD: Web Site Design (Realisierung) 4. Layout-Design 5. Navigations-Design 6. Entwurf, Coding 7. Test WSO: Web Site Online (Betrieb) 8. Promotion 9. Controlling 10. Pflege 11. Weiterentwicklung Anforderungsermittlung Anforderungsbeschreibung Anforderungsanalyse (i.e.S.) RE-Life-Cycle Phase WSRE (i. e. S.) - fachlich - organisatorisch - technisch Anforderungsabnahme Abbildung 2: Integration des RE-Life-Cycles in das WSE-Komponentenmodell 48 Eine systematische Umsetzung der genannten Phasen erfordert jeweils die Definition eines Orientierungsmusters, d. h. einer Basis, die ein planvolles Vorgehen und Handeln bei der Erfüllung der (Haupt-)Aufgabe einer Phase impliziert [StaHa97]. Solche Mus ter werden in der konventionellen Anwendungssystementwicklung als Methoden bezeichnet. Sie sind nach ihrer Anwendbarkeit in allgemeine und spezielle Methoden unterteilbar. Allgemeine Methoden sind dadurch ge kennzeichnet, die Ent wicklung einer Vielzahl von Anwendungssystemkategorien (z. B. Anwendungssys teme für das Controlling, Workflowmanagementsysteme) unterstützen zu können (z. B. die Struk turierte Analyse mit ihren Aus prägungen und die objektorientierten Methoden von Booch, Coad/Your don oder Jacobson). Demgegenüber zeichnen sich spezielle Methoden durch ihre Anwendbarkeit auf die Entwicklung einer einzelnen Anwendungssystemkategorie allgemein (z. B. Real Time Ana lysis zur Entwicklung sog. Ec htzeitsysteme) oder in einem bestimmten Unternehmen (z. B. eine unternehmensspezifische Methode zur Ent wicklung der in die sem Unternehmen einzusetzenden Workflowmanagementsysteme) aus. Der Grundaufbau spezieller Methoden folgt dem allgemeiner, da sie Ableitungen (Tailoring) allgemeiner Methoden darstellen. Web Sites können als eigene Anwendungssystemkategorie angesehen werden [vgl. Kap. 2]. Analog bedarf ihre sys tematische Ent wicklung Methoden, die Web-Site-Spezifika folgen. Methoden mit einer Ausrichtung auf die Erarbeitung der Anforderungen an Web Sites können gegenwärtig nicht konstatiert werden, wo rin sich vorrangig das identifizierbare Fehlen von Ansätzen für ein Web-Site-spezifisches RE konkretisiert. Die Effizienz der Erarbeitung der jeweiligen fachlichen Anforderungen an eine Web Site (Vollständigkeit und Konsistenz der fachlichen Modelle der Web Site) ist im wesentlichen von der Identifikation der primären fachlichen Anforderungen an die Web Site abhängig. Sie erfolgt vor allem durch hinreichende Präzisierungen der jeweils ermittelten fachlichen Anforderungen sowie eingehende Ana lysen der so entstehenden fachlichen Modelle der Web Site, d. h. über Realisierungen der Pha sen Anforderungsbeschreibung und -analyse. Folglich ist diesen beiden Pha sen für die Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site eine zentrale Bedeutung zuweisbar. Es liegt somit nahe, vorrangig ihre methodische Unterstützung anzustreben. Davon ausgehend, können den jeweiligen methodischen Unterstützungen der Phasen Anforderungsbeschreibung und -analyse die Funktionen eines Fixpunktes für die Ausgestaltungen der entsprechenden methodischen Unterstützungen der Phasen Anforderungsermittlung und -abnahme zugewiesen werden. Dies impliziert die Notwendigkeit von explizit aufeinander abgestimmten Teilmethoden einer Methode zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site. Neben der Eigenschaft der Pha sen Anforderungsbeschreibung und -analyse, den Kern der fachlichen Anforderungserarbeitung im Rahmen der Web-Site-Entwicklung zu bilden, kann eine enge Verknüpfung und Interdependenz zwischen ihnen identifiziert werden. Sie beruhen auf den quasi 49 direkt an Präzisierungen ermittelter fachlicher Anforderungen anschließenden Ana lysen der jeweils präzisierten Anforderungen. Auf die hohe Interdependenz zwischen den beiden Phasen kann aufgrund der zu erwartenden mehrmaligen, wechselseitig bedingten Realisierungen von ihnen geschlossen werden. Diese Erwartung fußt auf einer gering eingeschätzten Wahrscheinlichkeit, daß das Ergebnis eine erfolgten Präzisierung direkt als vollständig und konsistent bewertet wird. Aus den aufgezeigten engen Verflechtungen zwischen den Pha sen der Anforderungsbeschreibung und -analyse ist ableitbar, ihnen eine ge meinsame, ihre Aufgaben integrierende Methode zugrunde zu legen. Es ist Gegenstand des folgenden Kapitels, die Erfordernisse an eine Methode zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site, und damit eine Methode zur Beschreibung und Analyse solcher Anforderungen, darzulegen sowie davon ausgehend, den Vorschlag einer Methode zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site herzuleiten. 4 Grundaspekte einer Methode zur Beschreibung und Analyse fachlicher Anforderungen an Web Sites Einer Methode zum fachlichen RE des konventionellen Systems Engineerings für Anwendungssysteme sind drei grund legende, sie konstituierende Elemente (Spezifikationsrahmen [Schie95], Vorgehensweise [Stei94], Technik [Schie95]) zuordenbar. Mit der Cha rakterisierung der Web-Site-Entwicklung als spezieller Form der Anwendungssystementwicklung, sind diese Elemente ebenso für Methoden zum fachlichen RE eines WSEs als konstituierend anzusehen. Ein Spezifikationsrahmen bildet in bezug auf eine Methode zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site das Instrument zur Definition aller grund legenden, das Wesen von Web Sites bestimmenden, fachlichen Aspekte (Quasi die fachlichen Charakteristiken von Web Sites. Sie werden nachfolgend verkürzt als „grundlegende fachliche Aspekte von Web Sites“ bezeichnet) [Schie95]. Aus ihnen können Hauptkategorien fachlicher Anforderungen an eine Web Site abgeleitet werden, die eine Einordnung der ermittelten und zu präzisierenden fachlichen Anforderungen entsprechend ihres jeweiligen fachlichen Charakters erlauben. Ferner sollten in einem Spezifikationsrahmen die Adressaten einer Web Site, i. S. eines grund legenden, das Wesen von Web Sites übergeordnet bestimmenden, fachlichen Aspekts, Be rücksichtigung finden. Diese Berücksichtigung bildet die Basis, um analog zu den Hauptkategorien von fachlichen Anforderungen eine Kategorie zur Cha rakterisierung der jeweiligen Adressatengruppen zu bilden. Die Darlegungen zur inhaltlichen Struktur eines Web-Site-spezifischen Spezifikationsrahmens zusammenfassend, leistet er einerseits einen elementaren Beitrag zur Reduk tion der Komplexität der Menge der jeweils ermittelten fachlichen Anforderungen an eine Web Site, sowie andererseits zu ihrer Zuordnung zu den Adressatengruppen, die sie artikulierten. Zur Verdeutlichung des Inhalts des Spezifikationsrahmens 50 einer Methode zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site werden nachfolgend die grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites skizziert. Adressaten Ihre Berücksichtigung im jeweiligen Spezifikationsrahmen dient als eine wesentliche Grundlage zur adressatenorientierten Ausrichtung der entsprechenden Methode und bildet die Basis für eine explizite und detaillierte Charakterisierung der Adressatengrup pen einer Web Site. Damit spie gelt sich im Spezifikationsrahmen die anwendungsorientierte Eigenschaft einer Web Site „Web Site als Kommunikationsplattform“[Schwi98b] wider, die auf die vielschichtige rechnerbasierte Kommunikation auf der Basis der Internet- und WWW-Technologie verweist, die besonders im Rahmen der jeweiligen fachlichen Anforderungserarbeitung intensiv zu beleuchten ist (Erläuterung: Über eine Web Site besteht die Möglichkleit, mit einer Vielzahl von Personen und Anwendungs systemen zu kommunizieren, die für die Realisierung der eigenen Aufgabe maßgeblich sind. Die Nutzung die ser Möglichkeit setzt jeweils die Identifikation der Web-basiert zu realisierenden Kommunikationsbeziehungen sowie deren Abbildung in der entsprechenden Web Site voraus.). Fachlich relevante Umgebung eines Systems Web Site Dieser Aspekt verweist auf den Einfluß des Umfelds einer Web Site auf ihre fachliche Aus gestaltung. Er begründet die Hauptkategorie fachlicher Anforderungen „Fachlich relevante Umgebung eines Systems Web Site“, die als Basis zur Beschreibung aller Web-Site-externen Faktoren dient, die hinsichtlich der fachlichen Ausgestaltung einer Web Site zu berücksichtigen sind (z. B. Web Sites von Wettbewerbern, das soziokulturelle Umfeld der jeweiligen Adressaten). Abbildung von Aufgaben Mit diesem Aspekte wird die Hauptkategorie fachlicher Anforderungen „Abbildung von Aufgaben“ begründet. Sie bildet die Grundlage zur Be schreibung der Aufgaben (respektive der sie repräsentierenden fachlichen Anforderungen), die in einer zu entwickelnden Web Site abzubilden sind und spiegelt die anwendungsorientierten Eigenschaften einer Web Site „Web Site als Plattform der Informationslogistik“[Schwi98b] und „Web Site als Funktionsprovider“[Schwi98b] wider. Die Eigenschaft der „Web Site als Plattform der Informationslogistik“ repräsentiert die Möglichkeit, in einer Web Site (originär analog verfügbare) Informationen (als Bestandteile von Aufgaben) digital abzubilden. Analog kommt in der anwendungsorientierten Eigenschaft der „Web Site als Funktionsprovider“ die Möglichkeit zum Aus druck, innerhalb einer Web Site (originär analoge) Verrichtungen (als Bestand teile von Aufgaben) zu digitalisieren. Kontextuelle Unterstützung von Aufgaben und Aktivitäten Aus diesem Aspekt ist die Hauptkategorie fachlicher Anforderungen „Kontextuelle Unterstützung von Aktivitäten und Aufgaben“ ableitbar. Sie bildet die Basis zur Be schreibung und Verdeutlichung 51 der zentralen Interdependenzen zwischen den in einer Web Site abzubildenden Aufgaben respektive Aktivitäten (Aktivitäten i. S. von Teilaufgaben). In dieser fachlichen Hauptkategorie schlagen sich die anwendungsorientierten Eigenschaften einer Web Site „Web Site zur kontextorientierten Be reitstellung von Inhalten“ und „Web Site fördert Integration und Transparenz“ nieder [Schwi98b]. Anmerkung: „Web Site fördert Integration und Transparenz“: Der Betrieb einer eigenen Web Site gibt einem Un ternehmen Ge legenheit, in ihr wesentliche Teile seines Organisationsgefüges (digital) abzubilden. Konkret können die das Organisationsgefüge konstituierenden Aufgaben gemeinsam mit weitreichenden Angaben zu ihren Ausführungsmerkmalen (Aufgabenträger, Sachmittel u. a.) sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen (Zuordnungen zu Organisationseinheiten und Prozessen) in der Web Site abgebildet werden (über entsprechende Funktionen und „digitale“ Informationen). Damit sind die konventionell oft nur partikular und wenig in ihren Zusammenhängen faßbaren Elemente eines Organisationsgefüges in einem Medium integrierbar und so für die Aufgabenträger im Organisationsgefüge mit höheren Grad an Transparenz darstellbar.[Schwi98b] Integration und transparentere Gestaltung/Darstellung von Aufgabenbereichen und Prozessen Dieser Aspekt beruht, wie der zuvor beschriebene, auf der anwendungsorientierten Eigenschaft einer Web Site „Web Site fördert Integration und Transparenz“ und begründet die Hauptkategorie fachlicher Anforderungen „Integration und Transparenz von Aufgabenbereichen und Prozessen“. Ausgehend von dieser Hauptkategorie kann der übergeordnete Kontext (Aufgabenbereiche/Prozesse) der in Web Sites abzubildenden Aufgaben beschrieben und einer eingehenden Analyse zugänglich gemacht werden. Die folgende Abbildung 3 dient zur Illustration der zwischen den grundlegenden fachlichen Aspekten von Web Sites bestehenden Beziehungen. Fachlich relevante Um gebung eines Systems Web Site beeinflußt Adressaten beeinflußt Integration und transparentere Gestaltung/Darstellung von Aufgabenbereichen und Prozessen beeinflussen beeinflußt Abbildung von Aufgaben beeinflussen beeinflußt Kontextuelle Unterstützung von Aufgaben und Aktivitäten Abbildung 3: Kontext der grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites 52 Das eine Methode zum fachlichen RE des konventionellen Systems Engineering für Anwendungssysteme konstituierende Element der Vorgehensweise dient im Rahmen einer Methode zum fachlichen RE eines WSEs dazu, aufeinander aufbauende Schritte (Teilaufgaben) vorzugeben die ge eignet erscheinen, stringent eine Ent wicklungsvorhaben-spezifische Erarbeitung der grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites zu gewährleisten und zu einer vollständigen und konsistenten fachlichen Detaillösung zu ge langen. Das konstituierende Element der Technik ist im vorliegenden Kontext als Sammlung von Anleitungen (Konzepte, z. B. Datenflußdiagramm, Entity-RelationshipDiagramm als Teile der Technik der Modernen Strukturierten Analyse; Akteur, Paket als Teile der Technik Unified Modeling Language) zu verstehen die aufzeigen, wie die grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites mit Hilfe adäquater Notationen zu beschreiben sind. Dem Ziel einer systematischen Umsetzung der Phasen Anforderungsbeschreibung und -analyse im Rahmen der Web-Site-Entwicklung kann durch die Anwendung einer dahin ausgerichteten Methode entsprochen werden. Dies impliziert, daß eine derartige Methode bestimmten Bedingungen zu genügen hat. Als primäre Prämissen sind die vollständige und konsistente Beschreibung und Analyse der jeweiligen fachlichen Anforderungen, die explizite Integration der Adressaten einer Web Site in den jeweiligen Entwicklungsprozeß, die transparente Darstellung der in einer zu entwickelnden Web Site abzubildenden AuP sowie die Flexibilität sowohl zur zeit nahen Konkretisierung geänderter und erweiterter fachlicher Anforderungen als auch zur Anpassung an fachliche Implikationen der Weiterentwicklung der WWW-Technologie zu nennen. Die Herleitung einer Methode allgemein sowie konkret zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site erfordert anfangs die Festlegung des soft waretechnischen Paradigmas, an dem die Methode prinzipiell aus zurichten ist. Die starke Zunahme der fachlichen Anforderungen an Web Sites, der daraus folgende Komplexitätsanstieg bei Web Sites sowie die hohe Dynamik dieser Anforderungen legen nahe, einer Methode zur Beschreibung und -analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site das objektorientierte Paradigma zugrunde zu legen. Dessen Cha rakteristikum, reale Zusammenhänge primär ganzheitlich und nicht in Daten und Funktionen getrennt zu beschreiben, eröffnet ge genüber dem strukturierten Paradigma die Möglichkeit, einen realen Kontext trans parenter und darin erfolgende Änderungen zeitnäher beschreiben zu können [z. B. BaHei99]. Mit der Aus richtung einer herzuleitenden Methode zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site am objektorientierten Paradigma geht eine analoge Ausrichtung der für die Methode zu fixierenden Technik einher. Nach den Gesichtspunkten 53 ?? einer vollständigen und konsistenten Beschreibung und Analyse der jeweiligen fachlichen Anforderungen, der sich in der Fähigkeit einer Technik zur Repräsentation der grundlegenden fachlichen Aspekte von Web Sites konkretisieren soll, sowie ?? der Integration der Adressaten(-interessen) einer zu entwickelnden Web Site in den entsprechenden Entwicklungsprozeß, der sich in der Fähigkeit des eingängigen Verständnisses einer Technik für die Adressaten der Web Site zeigen soll erscheint es zweckmäßig, einer für den vorliegenden Kontext herzuleitenden Methode die Unified Modeling Language (UML) als Technik zugrunde zu legen. Sie stellt über ihre nachfolgend aufgezählten Konzepte (bzw. Erweiterungen von diesen) Möglichkeiten für eine geeignete Repräsentation der grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites sowie der Cha rakteristiken der jeweiligen Adressaten bereit, und fördert so eine angemessene Be schreibung und Analyse der jeweils artikulierten fachlichen Anforderungen an eine Web Site. Die als geeignet zu bewertenden Konzepte sind: der Akteur/das Akteurdiagramm, Es erscheint aufgrund seiner originären Zielsetzung, einer modellhaften Darstellung der zukünftigen Benutzer eines zu entwickelnden Anwendungssystems [BaHei96], zur Darstellung und Charakterisierung der Adressaten einer Web Site geeignet. das Pa ket, Dieses Konzept scheint zweckmäßig, den Aspekt „Fachlich relevante Umgebung eines Systems Web Site“ zu repräsentieren, da mit ihm auf hoher Abstraktionsebene Abhängigkeiten zwischen Systemelementen [FowSco98], im vorliegenden Kontext zwischen einem Sys tem Web Site (oder zentralen Teilen von ihm) und wesentlichen Elementen seines Umsystems, abbildbar sind. der Anwendungsfall, Sein Zweck besteht in der Repräsentation einer Aufgabe respektive eines Prozesses, der in einem zu entwickelnden Anwendungssystem abzubilden ist [Oest98]. Entsprechend erscheint es zur Darstellung des Aspekts „Abbildung von Aufgaben“ explizit qualifiziert. das Anwendungsfalldiagramm, Ein Anwendungsfalldiagramm dient zur Darstellung von Zusammenhängen zwischen fachlich zusammengehörigen (z. B. als konstituierende Elemente eines Geschäftsprozesses) Aufgaben [Oest 98]. Somit weist dieses Konzept auf seine Eignung zur Repräsentation des Aspekts „Integration und transparentere Gestaltung/Darstellung von Aufgabenbereichen und Prozessen" hin. der Use-Case-Schrittgraph, Diese von Winter hergeleitete Erweiterung des UML-Konzeptes Aktivitätsdiagramm ist darauf ausgerichtet, den Abfolgekomplex der zur Umsetzung einer Aufgabe zu realisierenden Aktivitäten un54 ter Berücksichtigung ihrer Realisierungsformen (durch das jeweils zu entwickelnde Anwendungssystem zu unterstützen oder nicht zu unterstützen) und Zuordnungen zu Akteuren und zu beschreiben [Win99; 00]. Damit erscheint es qualifiziert, den Aspekt „Kontextuelle Unterstützung von Aufgaben und Aktivitäten“ unter dynamischen Gesichtspunkten adäquat zu repräsentieren. die Geschäftsklasse, und Es kann als Spezialisierung des objektorientierten Grund konzepts der Klasse angesehen werden. Das mit dieser Spezialisierung verbundene Ziel besteht darin, die elementaren konstituierenden Elemente (i. S. von Elementkategorien) einer Aufgabe und die zwischen ihnen bestehe nden Beziehungen zu identifizieren und (unter Vernachlässigung von Details) zu veranschaulichen.[Oest98] Damit weist dieses Konzept auf seine Eignung zur Repräsentation des Aspekts „Kontextuelle Unterstützung von Aufgaben und Ak tivitäten“ unter grobgranularen statischen Gesichtspunkten hin. die Fachklasse Es entspricht dem objektorientierten Grundkonzept der Klasse. Die mit ihm verbundenen Ziele bestehen in einer Identifikation und Veranschaulichung der eine Aufgabe im Detail konstituierenden Elemente (i. S. von Elementkategorien) und der zwischen ihnen bestehenden Be ziehungen (Identifikation und Darstellung der jeweiligen Attribute und Operationen u. a.). Fachklassen werden aus Geschäftsklassen abgeleitet, d. h. Geschäftsklassen sind als Aggregationen von Fachklassen anzusehen.[Oest98] Dieses Konzept scheint folglich qualifiziert, den Aspekt „Kontextuelle Unterstützung von Aufgaben und Ak tivitäten“ unter feingranularen statischen Gesichtspunkten zu repräsentieren. Zugleich erscheinen die erwähnten Konzepte der UML derart angelegt, daß sie auch von Nicht-Informatikern, häufig die Mehrzahl der Adressaten einer Web Site, verstanden werden können. Der UML kann folglich die grundsätzliche Eignung zuerkannt werden, die Integration der Adressaten in den jeweiligen Ent wicklungsprozeß zu fördern. Im nachfolgenden Kapitel 5 wird ein an den im vorliegenden Kapitel hergeleiteten Erfordernissen und Gestaltungsempfehlungen orientierter Vorschlag einer Methode zur Be schreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site skizziert. 5 Eine Methode zur Beschreibung und Analyse fachlicher Anforderungen an Web Sites Der darzulegende Methodenvorschlag zielt auf die Erarbeitung einer vollständigen und konsistenten Fachlichen Detaillösung im Rahmen eines Web-Site-Entwicklungsprozesses. In dieser Orientierung stellt er Anhaltspunkte (die grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites) und Instrumente (die Konzepte seiner Technik) bereit, die es erlauben, die fachlichen Anforderungen an eine Web Site 55 systematisch zu beschreiben und zu analysieren sowie die jeweiligen Adressaten aktiv am Ent wicklungsprozeß zu beteiligen. Im Rahme n der Erläuterung des Zwecks des Spezifikationsrahmens einer Methode zur Erarbeitung der fachlichen Anforderungen an eine Web Site wurde seine inhaltliche Struktur (die Adressaten einer Web Site sowie die grund legenden fachlichen Aspekte von Web Sites) beschrieben und in Abbildung 3 die zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge illustriert. Aus diesen kann eine Topdown-Abhängigkeitssystematik zwischen den Aspekten (Adressaten eingeschlossen) abgeleitet werden (z. B. „Fachlich relevante Umgebung eines Systems Web Site“ beeinflußt „Adressaten“), die mit der Repräsentation der grundlegenden fachlichen Aspekte von Web Sites durch die fachlichen Anforderungen an eine Web Site auf diese Anforderungen übertragbar ist. Die Sys tematik weist in diesem Kontext auf eine sukzessive Konkretisierung von fachlichen Anforderungen hin (z. B. sind fachliche, dem Aspekt „Abbildung von Aufgaben“ zuordenbare Anforderungen konkreter als die dem Aspekt „Integration und transparentere Gestaltung/Darstellung von Aufgabenbereichen und Prozessen“ zuordenbaren). Damit scheint sie als Vorlage zur Definition der Vorgehensweise der vorzuschlagenden Methode geeignet. Diese Ausrichtung der Vorgehensweise eröffnet die Möglichkeit, die fachlichen Anforderungen an eine zu entwickelnde Web Site sukzessive konkreter zu beschreiben und zu analysieren. Zugleich fördert jeder Schritt der Vorgehensweise eine Fokussierung auf eine relativ klar abgrenzbare Hauptkategorie fachlicher Anforderungen. Entsprechend kann auf eine Förderung der Beschreibung von vollständigen und konsistente fachlichen Anforderungen ge schlo ssen werden. Anmerkung: Die durch die Vorgehensweise der vorzuschlagenden Methode empfohlene Anwendungsreihenfolge der zur Erarbeitung fachlicher Anforderungen an eine Web Site geeignet erscheinenden UML-Konzepte weist Ähnlichkeiten zu einer Anwendungsreihenfolge von UML-Konzepten auf, deren Umsetzung mit einem von Oestereich unterbreiteten Vorgehensmodell zur systematischen Entwicklung konventioneller Anwendungssysteme intendiert wird [Oest98]. Es sei darauf verwiesen, daß für die vorzuschlagende Methode zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site weder ein Bezug zu der von Oestereich dargelegten Anwendungsreihenfolge beabsichtigt ist, noch bei ihrer Herleitung verfolgt wurde. Im Folgenden wird die vorzuschlagende Methode zur Beschreibung und Analyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site zunächst überblickartig in Tabelle 1 veranschaulicht und anschließend anhand eines Beispiels skizziert. Es ist anzumerken, daß die Methode je Schritt explizit Rücksprünge zu bereits durchlaufenen Schritten zuläßt, bzw. wenn erforderlich zwingend einfordert. 56 Schritt B e s c h r e ib u n g UML-Konzept ---------- 1 Vorbereitung auf die Anwendung der Methode 2 Darstellung der fachlich relevanten Umgebung der zu entwickelnden Web Site 3 Darstellung der Adressaten der zu entwickelnden Web Site 4 Darstellung der Aufgabenbereiche und Prozesse, die in der zu entwickelnden Web Site abzubilden sind 5 D a r s t e l l u n g d e r A u fg a b e n , d i e i n d e r z u entwickelnden Web Site abzubilden sind 6 Darstellung der dynamischen Struktur der Aufgaben, die in der zu entwickelnden Web Site abzubilden sind 7 Darstellung der statischen Struktur der Aufgaben, die in der zu entwickelnden Web Site abzubilden sind Geschäftsklasse 8 Darstellung der Detailelemente der statischen Struktur, der Aufgaben, die in der zu entwickelnden Web Site abzubilden sind Fachklasse Paket Akteur/Akteurdiagramm Anwendungsfalldiagramm Anwendungsfall Use-Case-Schrittgraph Tabelle 1: Die Schritte der Methode Eine Skizzierung des Methodenvorschlags 1. Schritt: Vorbereitung auf die Anwendung der Methode Ziel: Schaffung einheitlicher und stabiler Rahmenbedingungen zur effizienten Anwendung der Methode Aufgaben: Festlegung des in die Entwicklung einzubindenden Personenkreises / Kategorisierung der ermittelten fachlichen Anforderungen entsprechend ihrer Affinität zu den grundlegenden fachlichen Aspekten von Web Sites und Einrichtung einer Kategorie zur Darlegung der charakteristischen Merkmale der Adressaten / Fixierung einer Entwicklungsprozeß-konformen Terminologie; 2. Schritt: Darstellung der fachlich relevanten Umgebung der zu entwickelnden Web Site Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die aus dem fachlichen Umsystem der Web Site resultieren Zielsetzung konkretisiert sich im Fachlichen Umgebungsmodell Aufgaben: Identifikation der zentralen Elemente der fachlich relevanten Umgebung der zu entwickelnden Web Site / Beschreibung dieser Umgebung über das UML-Konzept Paket / Stetige Analyse der beschriebenen fachlichen Anforderungen auf Vollständigkeit und Konsistenz 3. Schritt: Darstellung der Adressaten der zu entwickelnden Web Site Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der Adressaten der zu entwickelnden Web Site Zielsetzung konkretisiert sich im Beteiligungsmodell 57 Aufgaben: Einteilung der Adressaten in Gruppen / Beschreibung der Adressaten und der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen auf der Basis des UML-Konzeptes Akteur / Stetige Analyse der Gruppierungen und Beschreibungen auf Vollständigkeit und Konsistenz 4. Schritt: Darstellung der in der zu entwickelnden Web Site abzubildenden Aufgabenbereiche und Prozesse Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die den grundlegenden fachlichen Aspekt von Web Sites „Integration und transparentere Gestaltung/Darstellung von Aufgabenbereichen und Prozessen“ repräsentieren Zielsetzung konkretisiert sich in Integrations-/Transparenzmodellen Aufgaben: Veranschaulichung der Struktur respektive konstituierenden Elemente (Aufgabenbereiche/Prozesse) der Pakete der untersten Ebene (als Aufgabenfelder oder Geschäftsprozesse interpretierbar) des Fachlichen Umgebungsmodells / Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die Ausgestaltung der Aufgabenbereiche/Prozesse auf der Basis des UML-Konzeptes Anwendungsfalldiagramm / Stetige Analyse der aus den jeweiligen fachlichen Anforderungen abgeleiteten Integrations-/Transparenzmodellen auf Vollständigkeit und Konsistenz 5. Schritt: Darstellung der in der zu entwickelnden Web Site abzubildenden Aufgaben Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die den grundlegenden fachlichen Aspekt von Web Sites „Abbildung von Aufgaben“ repräsentieren Zielsetzung konkretisiert sich in Aufgabenmodellen Aufgaben: Separate Betrachtung der konstituierenden Aufgaben der in Integrations-/Transparenzmodellen dargestellten Aufgabenbereiche/Prozesse / Detaillierte Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die Aus gestaltung der Aufgaben auf der Basis des UML-Konzeptes Anwendungsfall / Stetige Ana lyse der aus den jeweiligen fachlichen Anforderungen abgeleiteten Aufgabenmodellen auf Vollständigkeit und Konsistenz 6. Schritt: Darstellung der dy namischen Struktur der in der zu entwickelnden Web Site abzubildenden Aufgaben Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die den grundlegenden fachlichen Aspekt von Web Sites „Kontextuelle Unterstützung von Aktivitäten und Aufgaben“ aus dynamischer Sicht repräsentieren Zielsetzung konkretisiert sich in Dynamischen Kontextmodellen Aufgaben: Untergliederung der in der jeweiligen Web Site abzubildenden Aufgaben in Aktivitäten, deren Realisierung zur Realisierung dieser Aufgaben führt / Beschreibung der auf die ermittelten 58 Aktivitäten, ihre Be ziehungen zueinander und die mit den Aktivitäten verbundenen Be dingungen bezogenen fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site auf der Basis des erweiterten UML-Konzeptes Use-Case-Schrittgraph / Stetige Analyse der aus den jeweiligen fachlichen Anforderungen abgeleiteten Dynamischen Kontextmodellen auf Vollständigkeit und Konsistenz 7. Schritt: Darstellung der wesentlichen Elemente der statischen Struktur der in der zu entwickelnden Web Site abzubildenden Aufgaben Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die den grundlegenden fachlichen Aspekt von Web Sites „Kontextuelle Unterstützung von Aktivitäten und Aufgaben“ übergeordnet aus statischer Sicht repräsentieren Zielsetzung konkretisiert sich in Groben statischen Kontextmodellen Aufgaben: Untergliederung der in der Web Site abzubildenden Aufgaben in sie im groben konstituierende Struk turelementemengen auf der Basis des (abgeleiteten) UML-Konzeptes Geschäftsklasse / Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die sich auf die ermittelten Strukturelementemengen beziehen, welche die in der Web Site abzubildenden Aufgaben im groben konstituieren / Stetige Analyse der aus den jeweiligen fachlichen Anforderungen abgeleiteten Groben statischen Kontextmodellen auf Vollständigkeit und Konsistenz 8. Schritt: Detaillierte Darstellung der statischen Struktur der in der zu ent wickelnden Web Site abzubildenden Aufgaben Ziel: Vollständige und konsistente Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die den grundlegenden fachlichen Aspekt von Web Sites „Kontextuelle Unterstützung von Aktivitäten und Aufgaben“ im Detail aus statischer Sicht repräsentieren Zielsetzung konkretisiert sich in Detaillierten statischen Kontextmodellen Aufgaben: Untergliederung der in der zu entwickelnden Web Site abzubildenden Aufgaben in sie im Detail konstituierende Strukturelementemengen (über Untergliederung der jeweils definierten Geschäftsklassen) / auf der Basis des (abgeleiteten) UML-Konzeptes Fachklasse Beschreibung der fachlichen Anforderungen an die zu entwickelnde Web Site, die sich auf die ermittelten „DetailStruk turelementemengen“ beziehen / Stetige Analyse der aus den jeweiligen fachlichen Anforderungen abgeleiteten Detaillierten statischen Kontextmodellen auf Vollständigkeit und Konsistenz Anmerkung: Die Realisierung dieses Schrittes sollte überwiegend den jeweiligen Entwicklern vorbehalten werden, da der Detaillierungsgrad der hier zu erstellenden Modelle wenig geeignet erscheint, ertragreiche Dialoge zwischen den Entwicklern und entsprechenden Adressaten zu initialisieren. Der vorliegende Schritt der Methode bildet quasi die Schnittstelle zur Phase des Entwurfs. 59 6 Reflexionen über ein Web-Site-spezifisches Requirements Engineering Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Erfordernis eines Web-Site-spezifischen REs erläutert und auf die besondere Bedeutung seiner auf fachliche Anforderungen ausgerichteten Ausprägung verwiesen. Daran anknüpfend erfolgte unter Betonung der Erarbeitung fachlicher Anforderungen eine Darlegung grund legender Inhalte eines Web-Site-spezifischen REs. Den fachlichen Aspekt weiter fokussierend, wurde im Anschluß als Konkretisierung der skizzierten grundlegenden Inhalte der Vorschlag einer Methode zur Beschreibung und Ana lyse der fachlichen Anforderungen an eine Web Site hergeleitet und skizziert. Dieser Vorschlag erscheint von seinem Grundaufbau her geeignet, im Rahmen eines (systematisch gestalteten) Web-Site- Entwicklungsprozesses die entsprechende Fachliche Detaillösung systematisch zu erarbeiten sowie deren Vollständigkeit und Konsistenz zu gewährleisten. Eine empirische Belegung dieser the oretischen Folgerung steht hingegen bisweilen noch aus. Entsprechend ist eine Eva luation des Methodenvorschlags hinsichtlich seiner Praxisfähigkeit als eine vordringliche Aufgabe zur Verbreiterung seiner Begründung und Identifikation von seine Anwendung einschränkenden Elementen zu sehen. Neben einem Testen der Praktikabilität des Vorschlags bilden eine vertiefende Darlegung und Bewertung der ihm zugrundeliegenden Erfordernisse, eine intensive Überprüfung der UML auf Eignung zur Erfüllung die ser Erfordernisse und eine stärkere Operationalisierung der Methodenschritte Schwerpunkte von dessen weiterer Ausarbeitung. Ab gesehen von dem Erfordernis einer Vertiefung des mit dem Methodenvorschlag konkretisierten Aspekts eines Web-Site-spezifischen REs, erscheint vor dem Hintergrund des nachhaltigen Einflusses der Adressatenorientierung einer Web Site auf ihren Erfolg, eine eingehende Erörterung des Profils eines Web-Site-spezifischen REs als eine vordringliche Aufgabe zukünftiger wissenschaftlicher Arbeit auf dem Gebiet der Web-Site-Entwicklung. Literaturverzeichnis [Afi00] Afif, Noelani Maria: e – Die zwei Seiten der Medaille, in: Information Week, 11/ 20. April 2000, S. 16-24. [BaHei96] Balzert, Heide: Objektorientierte Systemanalyse: Konzepte, Methoden, Beispiele, Heidelberg; Berlin; Oxford: Spektrum 1996. [BaHei99] Balzert, Heide: Lehrbuch der Objektmodellierung: Analyse und Entwurf, Heidelberg; Berlin: Spektrum 1999. [Co+98] Coda, F.; Ghezzi, C.; Vigna, G.; Garzotto, F.: Towards a Software Engineering Approach to Web Site Development. 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