Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus

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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus
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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
Realisierung von Global Governance: Chancen
und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
Alexander Siedschlag
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Neorealismus als skeptische Gegenwartswissenschaft.................89
Voraussetzungen und Grenzen von Steuerungsleistungen
im anarchischen Weltsystem.........................................................90
Realistische Möglichkeiten interdependenzgetriebener
Global Governance .......................................................................94
Realistische Global-Governance-Mechanismen und Nachhaltigkeit einer Global-Governance-Architektur......................................96
Neorealismus und das 5-Säulen-Modell von Global
Governance ..................................................................................98
Fazit ............................................................................................102
Neorealismus als skeptische Gegenwartswissenschaft
Anfang der 1980er-Jahre fand im Fach Internationale Politik die „RealismusGlobalismus-Debatte“ statt. Realismuskritiker glaubten damals, die „kapitalistische Weltwirtschaft“ würde die Staaten ebenso wie die wachsende Zahl nichtstaatlicher Akteure in der internationalen Politik gleichermaßen einfangen und ein
geordnetes, integriertes globales Weltsystem schaffen (vgl. Maghroori und Ramberg 1982). Internationale Organisationen würden darin eine den Nationalstaaten
vergleichbare souveräne Rolle spielen und Routine in die internationale Politik
bringen, sie bürokratisieren, vorhersagbar machen und in diesem Sinn zu einer
aktenkundlichen Lösung der Weltprobleme führen. Die Essenz der Macht als
Motor internationaler Politik würde so der Essenz der rational verwalteten Interdependenz weichen.
1980er Jahre:
Realismus-GlobalismusDebatte
Heute, zwanzig Jahre später und in einem neuen Jahrhundert, befindet sich das
internationale System jedoch nach wie vor im Übergang. Es steht zwischen den
Polen Staatenwelt und Weltgesellschaft, und wir haben es anders als im kalten
Krieg gerade mit keiner Globalkonstellation zu tun. Die Globalkonstellation des
kalten Krieges hat alles internationale Handeln irgendwie in ihren Bann gezogen
und überlagert, doch dadurch hat sie auch oft genug kooperationsfördernd und
konfliktregelnd gewirkt. Derart umfassende, existenziell bedeutsame strukturelle
Bestimmungsfaktoren gibt es aus neorealistischer Sicht gegenwärtig nicht. Ähnlich wie die kulturtheoretische Sichtweise von Mike Featherstone (1995) geht der
Neorealismus davon aus, dass wir es strukturell gesehen nicht mit der „einen
Heute:
StaatenweltWeltgesellschaftDebatte
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Alexander Siedschlag
Neorealistische
Perspektive
Welt“ oder der neuen, „zweiten Moderne“ zu tun haben, sondern mit einem ungeordneten Zusammenspiel verschiedenster „globaler Modernitäten“. Diese Eingangsdiagnose teilt der Neorealismus übrigens mit den wissenschaftlichen Anwälten einer Weltgesellschaft (z.B. Czempiel 1993, 196f.; Rosenau und Czempiel
1992). Die neuen kollektivistischen Ordnungsvisionen unserer Zeit eröffnen nach
Meinung des Neorealismus indes nicht die Möglichkeit einer kosmopolitischen
Weltdemokratie, sondern sind ein dysfunktionaler Reflex auf archetypische abendländische Einheitssehnsüchte (Link 2001a, 12f.)
Global Governance:
was ist realistisch?
Die Realisierungschancen von Global Governance aus neorealistischer Sicht einzuschätzen, bedeutet skeptisch, tatsachenorientert und nicht zivilgesellschaftsemanzipatorisch zu untersuchen, was mit den gegenwärtig verfügbaren politischen Mitteln machbar erscheint bzw. was nun eigentlich diese politischen Mittel
genau sind und unter welchen Bedingungen sie sich überhaupt Erfolg versprechend einsetzen lassen. Nach der Erläuterung in diesem Zusammenhang wichtiger
neorealistischer Grundannahmen werden in diesem Beitrag prototypische GlobalGovernance-Mechanismen identifiziert, die aus neorealistischer Perspektive prinzipiell möglich sind. Danach wird untersucht, ob sich daraus dem Neorealismus
zufolge eine ebenenübergreifende Global-Governace-Architektur herausbilden
kann. Die Ergebnisse werden im gemäßigten 5-Säulen-Modell von GlobalGovernance verortet, wie es sich in der deutschen Diskussion herausgebildet hat.
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Voraussetzungen und Grenzen von Steuerungsleistungen im anarchischen Weltsystem
Mechanismen zur
Realisierung von
Ordnungskonzepten
Neorealismus fragt vor allem auch nach den konkreten Mechanismen, die erforderlich sind, um politische Ordnungskonzepte zu verwirklichen. Gerade dafür
muss er erst einmal mit einer technischen – und keiner von vornherein normativen
oder gar teleologischen – Definition von Globalisierung arbeiten. Nicht sinnvoll
ist in dieser Perspektive eine Begriffsfassung von Globalisierung, welche die
Möglichkeit und den Nutzen nationaler Politik verneint und kollektives Entscheidungshandeln sowie gesamtgesellschaftliche Daseinsvorsorge an Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder gleich an die „Weltgesellschaft“ überantwortet
(wie z.B. Fues und Hamm 2001).
Postinternationale
Politik:
Vielmehr erscheint es angebracht, an den Begriff „postinternationale Politik“
(Czempiel und Rosenau 1989) anzuschließen. Er stammt zwar aus dem realismuskritischen Lager, doch auch aus neorealistischer Perspektive ist er treffend,
weil er sowohl auf die prinzipielle Weite als auch auf die immanenten Grenzen
des Möglichkeitsraums hinweist, in dem sich Global Governance abspielen kann.
Der Begriff postinternationale Politik soll klar machen, dass globale politische
Herausforderungen und globale politische Strukturen weder etwas Neues sind
noch das Ende staatlichen Handelns oder der Staatenwelt als solcher bedeuten.
nicht das Ende der
Staatenwelt
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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
Viele Anhänger von Global Governance missverstehen jedwede „realistische“
Sichtweise internationaler Politik als eine verwerfliche, ja weltfeindliche Machtstaats-Theorie: Realismus bezeichne das unangemessen düstere und weltgeschichtlich überholte Bild der vom ewigen Machttrieb mit Energie versorgten und
hyperrationalen Kalkülen des Selbstinteresses rastlos von einem Konflikt in den
anderen getriebenen Staaten. Das ist das so genannte Billardball-Modell (mit den
Staaten als Kugeln), wie es am ehesten noch dem von Kenneth N. Waltz begründeten amerikanischen Neorealismus entspricht – auch struktureller Realismus
genannt, weil er von der Struktur des internationalen Systems direkt auf das Verhalten der Staaten schließt (zusammenfassend Waltz 1990; zuletzt Waltz 2000).
Herkömmliches Bild
vom Realismus
Zum Neorealismus gehören aber auch europäische Beiträge (z.B. Buzan et al.
1993; Kindermann 1986, 1996; Link 2001a; Siedschlag 1997, 66–150, 2001a), die
davon ausgehen, dass wir es mit einer Akteursvielfalt und überhaupt mit einem
pluralistisch organisierten internationalen System zu tun haben, in dem von einzelnen Akteuren keine durchgreifenden Steuerungsleistungen, sondern höchstens
Europäische Variante
vom Neorealismus
Kasten I-6: Einige neorealistische Axiome
Bild des internationalen Systems
– Das internationale System ist anarchisch organisiert;
– Anarchie bedeutet nicht Chaos, sondern „Nicht-Herrschaft“: Auf internationaler Ebene gibt es
keine Zentralinstanz, die verbindlich Recht setzen und durchsetzen kann;
– Institutionelle Werte und Regeln haben keine systematisch Politik prägende Kraft.
Ordnungspolitische Grundannahmen
– Institutionelle Ordnungen sind im labilen Gleichgewicht;
– Die Verwirklichung einer internationalen Ordnung ist ursächlich von den (Eigen-)interessen der
Akteure abhängig;
– Internationale Institutionen sind keine Quellen für Problemlösungen oder „Macher“ von Entscheidungen: Sie erfüllen lediglich derivative, d.h. aus der Souveränität und den Eigeninteressen ihrer
Mitglieder abgeleitete Funktionen. Deshalb sind sie in ihrer Zielsetzung und Wirksamkeit klar
durch die Handlungsbereitschaft (oder -verweigerung) der Mitglieder determiniert;
– Letzten Endes kann ein durchgreifender Ordnungswandel internationaler Politik nur emergent
sein, d.h. spontan und selbstorganisiert entstehen, nicht aber durch Global Governance herbeigeführt werden.
Grundkategorien der Weltpolitik
– Systemische Struktureffekte: Staatliche Autonomie, Einwirkungsmöglichkeit und Regelungskompetenz wird durch die Existenz anderer Akteure sowie durch die Struktur des Systems, in das die
Akteure eingebettet sind, konditioniert;
– Macht- und Gegenmachtbildung als Ordnungsprinzip: Es geht darum, relativ zu anderen Staaten
zu gewinnen;
– Pfadabhängigkeiten: Beharrungstendenzen einmal eingeschlagener Entwicklungsrichtungen und
zugleich Abhängigkeit aktueller Entscheidungen von vergangenen; vor allem in dem Sinn, dass
früher getroffene Entscheidungen die gegenwärtigen Handlungsalternativen begrenzen.
bestimmte Managementtätigkeiten erbracht werden können. Darüber hinaus betrachten diese Theorierichtungen internationale Politik nicht als ungeregeltes
System und Nullsummenspiel in Form eines Ringens von Staaten um Machtpotenzial, sondern als ein pluralistisches und dynamisches Interaktionssystem – jedoch als ein anarchisches System ohne zentrale Entscheidungs- und Vollzugsorgane sowie ohne erzwingbare Rechtsordnung.
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Neorealistisches Verständnis von Anarchie
Einerseits übt
Globalisierung
systemischen Druck auf
Staaten aus...
andererseits aber ist
Systemstruktur durch
Staaten veränderbar
Alexander Siedschlag
Wenn der Neorealismus von der Anarchie des internationalen Systems spricht,
meint er das allerdings zumeist nicht Hobbesianisch (dann würde sich die Frage
nach der Möglichkeit von Global Governance von vornherein erledigen; denn es
wäre dann nur ein Welt-Leviathan denkbar, dem sich alle gleichzeitig und in gleicher Weise unterwerfen), sondern im Sinn von John Locke: Dem Weltsystem
fehlt eine herrschende und durchsetzungsfähige regulative Idee, die es ermöglichen würde, alle seine Mitglieder kollektiv in die Pflicht zu nehmen. Aus der
fehlenden zentralen Normierungs-, Entscheidungs- und Aufsichtsinstanz resultiert
eine existenzielle Unsicherheit, die bei den Staaten zu einer vorherrschenden
Handlungsorientierung gemäß dem nationalen Eigeninteresse und einem Streben
nach Macht und Sicherheit führt. Neorealismus sagt aber keineswegs, dass Global
Governance deswegen prinzipiell unmöglich ist. In gewissem Sinn geht ja auch
die Global-Governance-Schule von einem Anarchie-Axiom aus, wenn sie eben
von Governance spricht und nicht von Government.
Wohlgemerkt ist auch aus Sicht des Neorealismus staatliches Handeln den strukturbildenden Prozessen der Globalisierung unterworfen (Link 2001c). Waltz
(1979, 79–101) hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die staatliche Autonomie, Einwirkungsmöglichkeit und Regelungskompetenz durch die Existenz anderer Akteure sowie durch die Struktur des Systems, in das die Akteure eingebettet
sind, konditioniert wird. Globalisierung kann deshalb zu einem systemischen
Druck werden, der die Akteure in bestimmte Verhaltensrichtungen drängt (zu dieser Logik siehe Waltz 1979, 73–78). Dass das „Ordnungsprinzip“ der Anarchie
das Akteursverhalten von vornherein in bestimmte Bahnen lenkt, ist im Grunde
sogar ein neorealistischer Global-Governance-Mechanismus: „Strukturwandel
wirkt sich auf das Verhalten von Staaten und auf die Ergebnisse ihrer Interaktionen aus“ (Waltz 2000, 39).
Dadurch, dass die Systemstruktur bestimmte Verhaltensweisen der Akteure hervorruft, können die Akteure jedoch prinzipiell auch wieder die Systemstruktur
beeinflussen und verändern, sodass auch staatliche Global-GovernanceLeistungen strukturell möglich sind und ein Interesse der Staaten an der Verwirklichung dieser Steuerungsmöglichkeiten entstehen kann. Allerdings muss das Ergebnis dabei nicht unbedingt den zugrunde liegenden Absichten entsprechen.
Waltz bezieht sich dabei auf die Markt-Analogie:
„Der Markt entsteht aus den Aktivitäten getrennter Einheiten heraus [...], deren Ziele und Bemühungen nicht darauf gerichtet sind, eine Ordnung zu
schaffen, sondern eher darauf, ihre eigenen intern definierten Interessen zu
verwirklichen [...]. Die einzelne Einheit handelt für sich selbst. Aus der Koaktion einzelner Einheiten taucht eine Struktur auf, die allen von ihnen Beschränkungen auferlegt. Einmal geschaffen, wird ein Markt zu einer eigenständigen Kraft und zu einer Kraft, die die konstitutiven Einheiten [...] nicht
kontrollieren können. Stattdessen werden die Gründer mehr oder weniger
[...] zu den Geschöpfen des Markts [...].International-politische Systeme sind,
Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
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wie ökonomische Märkte, individualistischen Ursprungs, spontan errichtet
und unintendiert.“ (Waltz 1979, 90f.)
Der europäische Neorealismus geht noch ein Stück weiter. Zu ihm gehört die Annahme, dass das Handeln der Staaten in einem steten dynamischen und wechselseitigen Verhältnis zur Struktur des Weltsystems steht (z.B. Buzan et al. 1993, 65;
Link 1991). Prinzipiell kann das Weltsystem sogar selbst zum Akteur werden oder
zumindest ein interaktionssteuerndes Netzwerk bilden (Buzan et al. 1993, 69–80).
Gleichwohl ist auch der europäische Neorealismus skeptisch gegenüber Richtungen von Global Governance (z.B. die englische Schule der Transformationalisten
mit Martin Albrow, David Held u.a., vgl. Menzel 2001, 232f.), die damit rechnen,
dass sich über die Entwicklung der Gesellschaftswelt sozusagen zu einen System
der internationalen Verhandlungsdemokratie eine dauerhafte Affektbändigung
staatlicher Eigeninteressen erreichen und eine konfliktbeseitigende und kooperationsträchtige Transformation des internationalen Systems zugunsten der Verwirklichung kollektiver „Weltinteressen“ bewerkstelligen lasse.
Zusammenfassend gesagt betont der europäische Neorealismus vor diesem Hintergrund bestimmte Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Steuerungsleistungen
im internationalen oder auch globalen Maßstab. Dass die neuere Global Governance Diskussion in wichtigen Stücken entweder daran anschließt oder von einem
anderen Ausgangspunkt aus zum gleichen Ergebnis kommt, ist dabei offensichtlich (vgl. Arbeitsgruppe „Global Governance“ 2001, 108f.; Messner, in diesem
Band, 15 u. 27–29).
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Transformationsprozesse im internationalen System sind typischerweise langfristig, unterschwellig und verschwommen: „Neue Strukturen entstehen nicht
auf einer tabula rasa. Sie entwickeln sich in Anknüpfung an (noch) bestehende
Strukturelemente, die sich wandeln und die dann zusammen mit neuen Elementen eine neue Konfiguration bilden.“ (Link 1991, 84)
Deshalb muss staatliches Handeln – gerade auch im Dienst von Global Governance – darauf ausgerichtet sein, auf der Grundlage seiner wertorientierten
außenpolitischen Handlungsmaximen ein Gleichgewicht zwischen den jeweils
aktuellen strukturbildenden Tendenzen im internationalen System zu erreichen, das auch Pfadabhängigkeiten berücksichtigt (Siedschlag 2001b, 43f.).
Effektive Interaktion unter den Bedingungen von Globalisierung hängt davon
ab, dass es auf der regionalen Ebene zu historisch gewachsener kollektiver Identitätsbildung kommt, die dann zu einer eigenen Struktur wird, die staatliches Handeln koordiniert und Reibungsverluste verringert (Buzan und Little
1994).
Staatliches Handeln in
Wechselbeziehung zur
Struktur des
Weltsystems
Grundvoraussetzungen
für erfolgreiche
Steuerungsleistungen
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Alexander Siedschlag
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Interdependenz als
Herausforderung an die
Staaten durch:
– neue Akteure
– plurilaterale Ebenenstruktur
Realistische Möglichkeiten interdependenzgetriebener Global Governance
Auch aus neorealistischer Sicht bringt Interdependenz und Globalisierung also
klare Herausforderungen an die Staaten mit sich und kann das internationalpolitische System verändern. Zugleich eröffnet sie neue Möglichkeiten, neue
Notwendigkeiten und neue Ebenen des Regierens (Roloff 1998, 65):
•
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Erstens wird die durch die Anarchie bedingte funktionale Vereinheitlichung
der Staaten (ein Axiom von Waltz 1979, 96f. und 104) dadurch überlagert,
dass durch ökonomische Verflechtungs- und Verdichtungsprozesse neue Akteure an Bedeutung gewinnen und im Rahmen des „pooling“ von Souveränität
z.B. in der EU zwischen den Staaten funktionale Differenzierung stattgefunden
hat und sich weiterentwickelt.
Zweitens ist infolge der Verschiebung der Funktion verbindlicher Wertzuweisung vom Staat zum Markt eine plurilaterale Struktur internationaler, regionaler und interregionaler Zusammenarbeit und Konkurrenz entstanden, in deren Rahmen Staaten und gesellschaftliche Akteure in flexiblen Koalitionen
teils miteinander, teils nebeneinander und teils gegeneinander arbeiten.
Problem ungleichzeitiger Globalisierung
Gleichwohl ist Globalisierung für den Neorealismus nicht universell, sondern eine
ausschnitthafte, netzwerkartige Verdichtung und Verflechtung der ökonomischen,
politischen und sozialen Beziehungen in der industrialisierten und sich industrialisierenden Welt (Roloff 1998, 68). Sie betrifft nicht alle Staaten in gleicher Weise,
sondern in unterschiedlichen Graden. Wie in anderen strukturlogischen und
staats-, nicht gesellschaftsorientierten Theorien internationaler Politik auch (z.B.
im so genannten neoliberalen Institutionalismus, vgl. Keohane und Nye 2000, 2),
versteht der Neorealismus Globalisierung darüber hinaus weniger als Prozess oder
als neue Ordnungsidee (oder neue Chaosgefahr), sondern als einen zeitbedingten
Zustand des internationalen Systems, der viel weniger auf Homogenisierung hinweist als auf neue Bruchstellen und Konfliktlinien. Daran muss die GlobalGovernance-Schule denken, wenn sie sich zum Beispiel auf das neoliberalinstitutionalistische Modell „komplexe Interdependenz“ bezieht (wie Messner in
diesem Band, 6f.).
Fehlannahmen des neoliberalen Institutionalismus aus neorealistischer Sicht
In wichtigen Aspekten stützen sich Global-Governance-Modelle allerdings auf
diejenigen Ansichten des neoliberalen Institutionalismus, die der Neorealismus
für erwiesenermaßen falsch hält (vgl. Baldwin 1993, 4–11; Mearsheimer
1994/95). Das bezieht sich vor allem auf die Auffassung, internationaler Einfluss
resultierte nicht in erster Linie aus strukurbedingten Positionen oder aus Machressourcen, sondern aus Überzeugungsarbeit und aus dem gekonnten Umgang mit
den Restriktionen und den Möglichkeiten, die der Zustand komplexer internationaler Interdependenz mit sich bringt. Deshalb gehe der Gewinn des einen Akteurs
nicht zu Lasten der anderen Akteure, sondern trage zur kontinuierlichen Ent-
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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
wicklung der Gesamtmenge politischer und gesellschaftlicher Ressourcen bei und
schaffe Kooperationsanreize. Dagegen vertritt der Neorealismus die Auffassung:
Neue internationale Strukturen und Ordnungsmuster entstehen nie aus dem Nichts
und deshalb auch nie auf der Grundlage reiner Kosten-Nutzen-Kalküle, sondern
knüpfen – im Sinn von Pfadabhängigkeit – immer an schon bestehende an. Außerdem führen zu starke Problemverknüpfungen gemeinsame Problemwahrnehmungen in relativ dichten Verhandlungs- und Governance-Netzwerken nicht in
erster Linie zur Schaffung gemeinsamer Regelungsmechanismen, sondern erhöhen die Konfliktgefahr und mindern die Realisierungschancen von Global Governance.
Institutionen können aus neorealistischer Sicht auch nur vorhandene Kapazitäten
bündeln, aber keine neuen Problemlösungsansätze und Handlungsressourcen liefern. Multilateralismus (oder allgemein gesagt Institutionalisierung) schafft keine
Pfadabhängigkeit von
Ordnungsmustern
Institutionen liefern
keine Problemlösungen,
sondern...
Kasten I-7: Das PRiME-Faktorenbündel: Chancen und Grenzen komplexer Interdependenz aus neorealistischer Sicht
Wie wirken Problemverknüpfungen auf die Effektivität und Stabilität von Kooperation?
! Problemverknüpfungen stören, sie führen zu einem zu starken Schatten der Zukunft.
Ist die Organisation der Beziehungen auf der Grundlage direkter oder diffuser Reziprozität zu
empfehlen?
! Diffuse Reziprozität ist, vor allem am Anfang, vorzuziehen; denn damit wird Abweichlern ermöglicht, später in den Kooperationsrahmen zurückzukehren.
Wie dicht soll das institutionellen Rahmenwerk für die Kooperation sein?
! Vorzuziehen ist ein möglichst flexibler Multilateralismus, der Prinzipienwechsel und variable
Akteurskonfigurationen ermöglicht.
Wie soll die Mitgliederstruktur von Kooperationsordnungen beschaffen sein?
! Vorzuziehen ist eine eher größere Mitgliederzahl und eine heterogene Mitgliederstruktur, die
viele Interaktions- und Kompensationsmöglichkeiten schafft.
Wie sind zu erwartende Ausstrahlungseffekte der Kooperation zu bewerten? Was ist die allgemeine
politische Effektivität der Kooperation und der erzielten Konfliktregelungen jenseits des ursprünglichen Problembereichs?
! Ausstrahlungseffekte sind positiv: Es entstehen Bausteine internationaler Kooperation, die je
nach Eigeninteresse aufgegriffen werden können oder nicht.
Quelle: Siedschlag 2001b, 27–31
neuen Eigenschaften/Fähigkeiten sondern redistribuiert nur (Siedschlag 1997,
136). Internationale Organisationen und Regime ebenso wie Weltkonferenzen
sind somit zwar relevante Handlungskontexte, aber nicht Quellen für Problemlösungen oder „Macher“ von Entscheidungen: Sie erfüllen lediglich derivative, d.h.
aus der Souveränität und den Eigeninteressen ihrer Mitglieder abgeleitete Funktionen. Deshalb sind sie in ihrer Zielsetzung und Wirksamkeit klar durch die
Handlungsbereitschaft (oder -verweigerung) der Mitglieder determiniert.
erfüllen auf Interessen
basierende Funktionen
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Alexander Siedschlag
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Neorealistische
Global-GovernanceMechanismen
Management der WeltPolitik durch Großmächte
Staaten orientieren sich
am absoluten, nicht am
relativen Nutzen von
Kooperationen
Regionalisierung als
Gegenmachtbildung
Realistische Global-Governance-Mechanismen
und Nachhaltigkeit einer Global-GovernanceArchitektur
Vor dem Hintergrund der bisherigen Erläuterung prinzipieller neorealistischer
Annahmen über nachhaltige Kooperation im großen Maßstab – vor allem, aber
nicht nur zwischen Staaten – lassen sich die folgenden prototypischen neorealistischen Global-Governance-Mechanismen festhalten:
Global Governance als Hegemonieklub: Dieser Mechanismus ergibt sich aus der
spezifischen Auffassung, welche die Strukturalisten (v.a. Link, Waltz) unter den
Neorealisten von einem idealen internationalen System haben: Stabilität und Kooperation kann prinzipiell nicht durch Institutionen und Machtverteilung relativ
dauerhaft hergestellt werden, sondern nur auf dem Weg eines Managements der
Weltpolitik durch Großmächte (z.B. Waltz 1979, 138f.).
Organisierter Multilateralismus: Internationale Organisationen und Institutionen
(gemeinsam vereinbarte Normen, Regeln und Verfahrensweisen) entfalten dem
Neorealismus zufolge nie Eigenleben, sondern sind Instrumente der Staaten. Besonders deutlich hat das Joseph M. Grieco (1996) mit seiner „voice opportunity“Hypothese herausgearbeitet: Staaten suchen organisierte multilaterale Kooperation nicht nur aus institutionenökonomischen Gründen, um Kooperation billiger zu
machen, sondern vor allem, um sich gerade auf dem Weg institutioneller Einbindung individuelles Handlungskapital zu schaffen. Dabei sind sie nicht an dem
absoluten Nutzen, sondern an dem relativen Nutzen von Kooperation interessiert
(Grieco 1990, 37–50): Jeder Staat will sich immer besser stellen bzw. mehr gewinnen als die anderen. Deshalb darf der Institutionalisierungsgrad aber nicht zu
hoch sein und multilaterale Kooperation nie generalisiert werden, sondern immer
fokussiert bleiben und auf spezifischen „Investitionen“ der Akteure aufbauen.
Sonst drohen Governance-Konflikte (vgl. Gourevitch 1999): Die Institutionen
prägen dann keine kooperativen Strategien und Politikergebnisse, sondern die
Akteure benutzen sie, um ihre unilateralen Optionen zu erweitern und ihr Eigennutzstreben optimal an die Umweltbedingungen anzupassen.
Regionale Konsolidierung und Integration: Dies ist eine klassisch neorealistische
Strategie der Gegenmachtbildung gegen globale Systemstrukturen: Staaten suchen
gemeinsame Problemlösungen und berücksichtigen die Position von NGOs nicht,
um gemeinsame tragfähige Lösungen für Weltprobleme zu erreichen, sondern um
eine bessere relative kollektive und auf diesem Weg vor allem auch individuelle
Position zu verbessern. Ein Beispiel ist die kooperative Balancepolitik im Rahmen
der EU, die weniger darauf gerichtet ist, gemeinsam die Herausforderungen der
Globalisierung zu bewältigen, als vielmehr darauf, durch die Vertiefung und Erweiterung der Integration in eine Position zu kommen, die es erlaubt, die Chancen
der Globalisierung ebenso zum eigenen Vorteil zu nutzen wie die USA oder möglichst noch besser (Link 2001b, 307).
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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
Regression: Die Antwort der Staaten auf den Anpassungsdruck der Globalisierung muss keineswegs in der Schaffung gemeinsamer Institutionen oder in der
Unterstützung von multilateralen Regimen, geschweige denn von globalem Multilateralismus bestehen. Auch hier ist der Neorealismus ähnlich skeptisch wie der
neoliberale Institutionalismus (vgl. Keohane und Nye 2000, 21): Staaten können
natürlich auch isolationalistisch oder unilateral antworten, und gerade die Aggregation solcher Unilateralismen kann dann zu einem Global-Governance-Effekt
führen. Ein Beispiel dafür ist Emulation, die Übernahme anderer nationaler Standards, verändert um einige Zugeständnisse an die Situation oder den „Geschmack“ im eigenen Land, um Funktionsprobleme mit geringem Aufwand lösen
und vom Legitimitätspotenzial fremder Lösungen profitieren zu können. Zu den
Beispielen zählen die internationale Übernahme der in den USA entwickelten
Y2K (Jahr-2000)-Standards und die Übernahme von Verfassungssystemen durch
andere Staaten.
Staatliches Handeln
nicht unbedingt
kooperativ
Das politisch Relevante und zugleich Ambivalente an Emulationsprozessen ist,
dass zwar Muster und Funktionen nachgeahmt werden, nicht aber notwendigerweise die ihnen zugrunde liegenden Ideen und Ziele (Rosenau 1996, 259f.): Nationenbildung und Souveränitätspolitik verfechten heutzutage nicht typischerweise
diejenigen Ideen und Ziele, die damit in den westlichen Modellstaaten verbunden
waren und sind (Bürgerrechte, Grundfreiheiten, Parlamentarismus, Volkssouveränität usw.). Dieses Beispiel weist zudem auf die Fragwürdigkeit der auch von
Global-Governance-Anhängern vertretenen friedenspolitischen These und Strategie hin, wonach die weltweite Verbreitung demokratischer Ordnung direkt zum
Weltfrieden führe.
Emulationsprozesse
Die Herausstellung der Mechanismen für Global Governance aus neorealistischer
Perspektive beantwortet die Frage nach den Realisierungschancen jedoch allenfalls zur Hälfte. Zusätzlich muss man auf alle Fälle fragen, inwieweit sich darauf
eine ganze Global-Governance-Architektur gründen lässt, die Bestand haben
kann. Die Frage also, wie nachhaltig eine einmal in Funktion gesetzte GlobalGovernance-Architektur sein kann, findet aus neorealistischer Sicht keine ermutigende Antwort. Auf der Grundlage des ökonomischen Realismus von Gilpin
(1981) wird das am deutlichsten. Dieser Ansatz geht davon aus, dass internationaler Strukturwandel und das Entstehen neuer Kooperationsordnungen nie die
Handlungsrationalität der Akteure – die alle in irgendeiner Weise auch am Eigennutz und Selbsterhalt interessierte Interessengruppen sind – verändern wird. Deshalb ist die Handlungsrationalität immer in allererster Linie auf Eigengewinn, oder genauer: den Gewinn von Machtressourcen ausgerichtet.
Neben Mechanismen
auch die Frage der
Nachhaltigkeit von
Gobal Governance
relevant
Sobald ein Gleichgewicht zwischen dem Nutzen und den Kosten weiteren Wandels erreicht ist, besteht deshalb die Tendenz, dass die Kosten für den Erhalt des
Status quo schneller ansteigen als die Kapazität, die nötig ist, um den Status quo
zu untermauern. Infolge dieses Ungleichgewichts ändert sich das System auf
selbstorganisierte Weise, und ein neuer Gleichgewichtszustand pendelt sich ein.
Handlungsrationalität
auf Gewinn von Machtressourcen ausgerichtet
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Global Governance:
kein Steuerungsmodell
sondern emergentes
Phänomen
Mechanismus:
Gegenmachtbildung zur
Sicherung komparativer
Wettbewerbsvorteile
Alexander Siedschlag
Global Governance kann sich in diesem Sinn nur selbst organisieren, ist ein emergentes Phänomen und kein Steuerungsmodell. Allenfalls möglich erscheint
auf der Grundlage dieser Logik die Verwirklichung von Global Governance im
Sinn einer „pluralistischen Führerschaft“ der Weltwirtschaft (vgl. Gilpin 1987,
366–378) oder allgemeiner gesagt eine konsortiale Führung der Weltpolitik auf
der Grundlage der wachsenden problemfeldübergreifenden Bedeutung informeller
Gremien (Roloff 2001, 1062f.) – zum Beispiel der G 8, die seit dem Kölner Gipfel
von 1999 auch als sicherheitspolitischer Akteur auftritt.
Gerade vor diesem Hintergrund können es Staaten jedoch als in ihrem Interesse
liegend betrachten, gemeinsam sozusagen über den Staat als Institution hinaus zu
regieren. Dies kann durchaus im Sinn des Global-Governance-Modells geschehen, spielt sich für den Neorealismus aber – wie eben gesagt – nicht auf der globalen Ebene ab, sondern im regionalen Maßstab. Solch regionale, internationalisierende Governance, die globale Effekte erzielen kann, ist in der neorealistischen
Modell-Logik als generalisierte Allianz zu verstehen (Link 2001a, 135–150; Roloff 1998, 77f.): um entweder wahrgenommene Machtungleichgewichte auszubalancieren oder durch Gegenmachtbildung („pooled souvereignty“, d.h. Bündelung
nationaler Fähigkeiten) in ihrem Entstehen zu hemmen. Von regionaler Kooperation versprechen sich Staaten eine Stärkung ihrer individuellen Position und ihres
politischen (Ver-)handlungskapitals im engen und weiten internationalen Umfeld.
Regionalismus als möglicher Baustein einer Global-Governance-Architektur dient
also aus neorealistischer Perspektive nicht zur Lösung von gemeinsamen oder gar
von Weltproblemen, sondern zur Gegenmachtbildung gegenüber anderen Regionen, zur Stärkung des Multilateralismus und damit zur Sicherung komparativer
ökonomischer und politischer Wettbewerbsvorteile.
5
Das 5-Säulen-Modell
aus neorealistischer
Sicht
Neorealismus und das 5-Säulen-Modell von Global Governance
Wie die Realisierungschancen von Global Governance aus neorealistischer
Perspektive bausteinspezifisch zu beurteilen sind, lässt sich auf der Grundlage der
bisherigen Darstellung gut anhand des gemäßigten 5-Säulen-Modells des Instituts
für Entwicklung und Frieden (INEF) und der Stiftung Entwicklung und Frieden
(SEF) (z.B. Messner und Nuscheler 2000; Nuscheler 2000, 2001; vgl. auch Arbeitsgruppe „Global Governance“ 2001, 108–111) systematisieren. Demnach beruht Global Governance auf fünf Prinzipien (oder zumindest Thesen), die im Folgenden neorealistisch kommentiert werden.
1.
Zur These: Global Governance heißt nicht Global Government
Im Zentrum dieses Bausteins stehen in Anlehnung an den weltpolitischen Kantianismus und Idealismus auf der Solidarität kollektiver Erfahrungsgemeinschaften
beruhende Regelungen und kollektive Weltinteressen, denen politikfeldübergrei-
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Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
fende Ordnungsstrukturen folgen. David Held (1995) zufolge könnte dies über
eine kosmopolitische Demokratie bewerkstelligt werden, einem System ineinander greifender demokratischer und friedensschaffender Institutionen und entsprechender Werte und Einstellungsmuster – von der Stadt bis zum globalen Weltsystem.
Aus neorealistischer Perspektive dagegen hat eine auf weltumspannende Werte
und Moralvorstellungen gebaute Governance-Ordnung nicht nur feste strukturelle
Grenzen ihrer Verwirklichung, sondern ihre Verwirklichung ist auch mit Risiken
verbunden und deshalb nicht in jedem Fall wünschenswert. Bereits Edward H.
Carr merkte in seinem idealismuskritischen Buch The Twenty Years' Crisis von
1939 dazu an:
Kosmopolitische
Demokratie...
ist mit Risiken
verbunden
„Ebenso wie Rufe nach `nationaler Solidarität´ in der Innenpolitik immer
seitens der überlegenen Gruppe erhoben werden, die diese Solidarität dafür
benutzen kann, ihre eigene Kontrolle über die Nation als ganzes zu verstärken, so kommen Rufe nach internationaler Solidarität und Weltgemeinschaft
von solchen überlegenen Staaten [ergänze: oder Gruppen], die die Hoffnung
hegen können, dann die Kontrolle über die geeinte Welt auszuüben“ (Carr
1939, 86).
Der Neorealismus betrachtet deshalb ein System von Checks and Balances als ein
universelles Prinzip aller pluralistischen Gesellschaften und Beziehungen zwischen Staaten. Politikfeldübergreifenden Ordnungsstrukturen kann man sich seiner Ansicht nach höchstens dadurch annähern, dass man Interessen gegeneinander
ausgleicht – was immer nur zeitweilig gelingen kann – und Konflikte beizulegen,
nicht von Grund auf zu lösen versucht. Denn verstärkte, noch dazu ebenenübergreifende Interaktion führt auch zu verschärften Konkurrenzsituationen. Lockere
Ausstrahlungseffekte von einem Kooperationsfeld auf ein anderes oder von einer
Ebene auf die andere bewertet der Neorealismus jedoch insgesamt positiv: Es
entstehen variable Bausteine weltpolitischer Kooperation, die je nach Eigeninteresse aufgegriffen werden können oder nicht.
2.
System von Checks and
Balances notwendig
Zur These: Global Governance beruht auf verschiedenen Formen und Ebenen
internationaler Koordination, Kooperation und kollektiver Entscheidungsbildung
Dieser Baustein besteht aus neuen Regelungsformen: einem komplexen Zusammenspiel von Akteuren mit unterschiedlichem Status und unter Einbezug unterschiedlicher politischer Ebenen und dezentralisierter Abstimmungsmechanismen.
Selbst Hegemone lassen sich demzufolge auf diese Kooperation ein, weil die Regelung im gemeinsamen Interesse ist.
Global Governance als
komplexes Zusammenspiel von Akteuren...
100
Alexander Siedschlag
Die dafür notwendige globale Aufgabenteilung lässt sich aus neorealistischer
Sicht nicht bewerkstelligen und vor allem nicht überwachen und sanktionieren.
ist aus neorealistischer
Sicht instabil
Ein Glaube an die rationale Gestaltbarkeit globaler Beziehungen und ein Vertrauen auf die gestalterische Eigenkraft von Institutionen grenzt aus dieser Perspektive
deshalb an politisch verantwortungslose Utopie. Der Neorealismus, vor allem der
strukturelle Realismus, hält multipolare Systeme sowieso aus drei prinzipiellen
Gründen für instabil (klassisch Waltz 1964, danach Mearsheimer 1990/91): Erstens sind bei mehr Akteuren auch mehr Konfliktbeziehungen strukturell möglich.
Zweitens besteht mehr Tendenz zu Machtungleichgewicht. Deshalb wird die natürliche Tendenz des internationalen Systems geschwächt, sich nach Ausregelungen aus dem aktuellen Gleichgewichtszustand selbstorganisiert in ein neues, kooperatives Machtgleichgewicht einzupendeln. Drittens bestehen vielfältige
Gelegenheiten für Fehlwahrnehmungen und Fehlkalkulationen, und relative
Machtunterschiede können sehr große Wirkungen haben. Auch ungewollt kann so
Destabilisierung und Konflikt ausgelöst werden.
3.
Geteilte Souveränität...
ist für den Neorealismus
nicht erforderlich und
nicht herstellbar
Zur These: Der objektive Zwang zur Kooperation verlangt Souveränitätsverzicht
Diesem Baustein zufolge wird im Zuge der Entwicklung globaler Rechsstaatlichkeit traditionelle staatliche Souveränität zu einem anachronistischen Relikt des
Westfälischen Systems. Wenn Staaten sich dieser Entwicklung anschließen und
ihre Souveränität sozusagen aktiv zur Verfügung stellen oder jedenfalls mit nichtstaatlichen Akteuren teilen, ergibt sich ein Zugewinn an gemeinsamer Handlungsund Problemlösungsfähigkeit.
Demgegenüber sind aus neorealistischer Sicht die internationalen Ordnungsgaranten einzig und allein die Staaten (sofern die Ordnungsgarantie in ihrem
Eigeninteresse liegt). Um globale Handlungsgleichgewichte herzustellen, ist ein
Souveränitätsabtritt der Staaten nicht erforderlich und würde auch nichts bringen,
weil sich Gleichgewichte im Weltsystem von alleine einstellen: Sie sind emergent
und können nicht willentlich herbeigeführt werden (Waltz 1979, 121). Dabei
stimmt gerade der Waltz'sche strukturelle Neorealismus durchaus mit der Ausgangsdiagnose der Transformationalisten unter den Global-GovernanceAnhängern (z.B. die „englische Schule“ – v.a. Martin Albrow, Anthony Giddens,
David Held, Martin Shaw – und in Deutschland u.a. Dirk Messner, Ulrich Menzel, Franz Nuscheler) überein: Globalisierung übt auf die Staaten (und ihre Gesellschaften) unausweichlichen strukturellen Druck aus; sie müssen sich anpassen,
ob sie wollen oder nicht.
4.
Zur These: Global Governance ist ein gesellschaftsgetragenes PublicPrivate-Partnership-Projekt
101
Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
Dieser Baustein besteht im Zusammenwirken von staatlichen und nichtstaatlichen
Akteuren von der globalen bis zu lokalen Ebene unter Einschluss einer horizontal
und vertikal vernetzen Zivilgesellschaft. Er setzt auf partizipatorische Bottom-upEntscheidungsverfahren, die sich als leistungsfähiger erwiesen hätten als zentralistischen Top-down-Verfahren.
Dagegen betont der Neorealismus, was die Rolle der Zivilgesellschaft anbelangt,
dass sich hinter der wachsenden Relevanz und dem zunehmenden Kompetenzanspruch von NGOs auch konkrete politische Gefahren verbergen: dass nämlich in
Konfliktfällen, zum Beispiel bei Minderheitenkonflikten, die traditionelle zwischenstaatliche Ebene und die dortigen Möglichkeiten einer Konfliktregelung von
vornherein ausgeblendet werden und der Konflikt durch die direkte Einmischung
von NGOs auf eine weltpolitische Ebene gehoben und verschärft wird.
Einbeziehung der Zivilgesellschaft in Entscheidungsverfahren...
kann wegen Selektivität
politisch gefährlich sein
Auf der anderen Seite ist auch dem Neorealismus klar, dass die Devolution weltpolitischer Verantwortung von der Staaten- auf die Gesellschaftswelt Konflikte
prinzipiell auch mäßigen und ein internationales Sozialmilieu (also eine systemische Struktureigenschaft) schaffen kann, das sachdienliche Lösungen fördert, etwa in den Bereichen Klima- und Umweltschutz. Aber solche Funktionsbeiträge
und die sie regelnden Normen erwachsen nicht selbständig aus irgendwelchen
objektiven Trends internationaler Vergemeinschaftung. Die Verrechtlichung der
internationalen Zivilgesellschaft ist kein Imperativ der Geschichte oder ein automatischer Prozess, sondern auch sie basiert auf bewussten politischen Entscheidungen von Staaten. Hier vertritt der Neorealismus den selben Standpunkt wie die
völkerrechtliche Debatte über neue internationale Akteure (z.B. Hofmann 1999).
5.
Zur These: Staaten als Hauptakteure internationaler Politik sind die Schnittstellen und Klammern zwischen den verschiedenen Handlungsebenen und die
tragenden Pfeiler der Global-Governance-Architektur
Die beispielsweise von Zürn (1998) vertretene ebenso anti-realistische wie sträflich unrealistische Auffassung, in Globalisierungsprozessen und im politischen
Prozess von Global Governance löse sich der Zusammenhang zwischen Nationalstaaten und ihren Gesellschaften auf, die Gesellschaft werde ein eigener Akteur
(Zivilgesellschaft), was zu einer „Denationalisierung“ und „Entgrenzung“ der
Welt führe, ist in den gegenwärtigen Global-Governance-Modellen kein maßgeblicher Faktor mehr. Vielmehr gilt es als wichtige Komponente von Global Governance, dass Staaten als Moderatoren und Klammern zwischen den verschiedenen
Bausteinen bzw. Säulen fungieren: Global Governance benötigt und stützt Nationalstaaten (Arbeitsgruppe „Global Governance“ 2001, 108; Messner in diesem
Band, 19).
Ebenso wie inzwischen also die Global-Governacne-Diskussion selbst, weist der
Neorealismus darauf hin, dass funktionsfähige übernationale Regulierungssysteme sich auf handlungsfähige Staaten stützen. Ohne leistungsfähige Staaten ist
Staaten als Moderatoren
von Global
Governance...
setzt leistungsfähige
Staaten voraus...
102
Alexander Siedschlag
Global Governance nicht zu verwirklichen. Im gegenwärtigen, von verschiedengradigen, vielfach durchbrochenen Integrationsniveaus und von flexibler Multipolarität gekennzeichneten internationalen System gibt es jedoch viele unklare
Konstellationen. Es gibt viele Gelegenheiten, politische Fehler zu machen, und es
gibt zu wenig kompetente und anerkannte Akteure, um diese Fehler wieder gutzumachen. Auch die Definition vitaler Interessen wird immer schwieriger.
da Unsicherheit
politische Desintegration befördert
Mangelnde nationale Interessendefinition und schwammige Selbstbeschreibungen
internationaler Organisationen machen die internationale Politik nicht gerade berechenbarer. Unter diesen Umständen wird sich aus neorealistischer Sicht die Bereitschaft der Staaten verringern, dauerhafte Selbstbindung einzugehen und sich
aktiv für stabile Kooperation und den Ausbau internationaler Integration einzusetzen. Die Bedingungen der Unsicherheit begünstigen Trends zu politischer Desintegration und erhöhen die Bereitschaft zum Einsatz von Gewalt. Auch die Verrechtlichung internationaler Politik wird viel langsamer voranschreiten; denn
internationale Normbildung ist neorealistisch gesehen am besten innerhalb von
stabilen Konstellationen möglich.
Kasten I-8: Fortgesetzte Funktionen von Staatlichkeit aus neorealistischer Sicht, die
Global Governance berücksichtigen muss, auf die sie sich aber auch stützen
kann
(1) Souveräne Staaten sind nach wie vor die Garanten dafür, dass Vereinbarungen, Kooperationsformen und Integrationsprozesse überhaupt stabil sein können und Erwartungsverlässlichkeit entsteht.
(2) Allein der legitime Nationalstaat besitzt eine allgemeine Handlungsfähigkeit: Das Völkerrecht
kennt vornehmlich Staaten, und über den Staaten existiert mit wenigen Ausnahmen (z.B. bestimmten Feldern der Europäischen Union) keine allgemein anerkannte, tatsächlich von sich
aus sanktionsfähige Ordnungsmacht. Staaten sind – im Gegensatz etwa zu internationalen
Organisationen und zu NGOs – formal gleichberechtigte Aktionseinheiten mit formal gleichen
Rechten und Pflichten.
(3) Staaten sind normalerweise dauerhafte Einrichtungen mit nachvollziehbarem Entscheidungsablauf: Sie verleihen dem komplexen Prozess der globalen Politik ein notwendiges Maß an Berechenbarkeit.
(4) Staaten verlieren ihre Funktionen mit der Erosion des „Westfälischen Systems“ nicht zusehends, sondern nehmen nach wie vor vielfältige Aufgaben nach innen und außen wahr. Beispielsweise transformieren sie Informationen aus ihrer internationalen Umwelt nach innen, ebenso wie sie innere Meinungsbilder nach außen vermitteln.
(5) Staaten verkörpern aufgrund ihrer nach wie vor maßgeblichen Souveränität die entscheidenden Kristallisationspunkte in den internationalen, transnationalen und auch weltgesellschaftlichen Beziehungen.
Quelle: Siedschlag 1997, 224f.; Spruyt 1994
6
Krisenmanagement und
neue Ordnungsstrukturen notwendig
Fazit
Die Frage der politischen Beherrschbarkeit von Weltproblemen und Globalisierungstendenzen fordert die traditionellen Fähigkeiten der Staatenwelt mit ihren
herkömmlichen Verfahren und Instrumenten der nationalstaatlichen Macht- und
Interessenpolitik heraus. Das bestreitet der Neorealismus auf dem heutigen Stand
seiner Entwicklung nicht, und er plädiert auch nicht krampfhaft für eine universelle Aufrechterhaltung der Staatenwelt oder übersieht nichtstaatliche Akteure.
Die Herausforderung besteht aus seiner Sicht darin, punktuelles und reaktives
Realisierung von Global Governance: Chancen und Grenzen aus neorealistischer Perspektive
103
Krisenmanagement durch neue Ordnungsstrukturen und Koordinationsinstrumente zu ersetzen, ohne den Möglichkeitsspielraum, den die Struktur des internationalen Systems dafür bietet, zu überschätzen.
Die über verschiedene Handlungsebenen laufenden dialogischen und kooperativen Prozesse, die für Global Governance zentral sind, sind aus neorealistischer
Sicht sehr wohl möglich. Allerdings ist der Staat gerade dem Neorealismus zufolge überfordert, wenn er als Interdependenzmanager auftreten soll, wie das vor
allem die deutschen Global-Governance-Modelle vorsehen. Nationale Eigeninteressen und existierende Machtasymmetrien sind und bleiben zentrale Hindernisse
nicht unbedingt für bestimmte einzelne Global-Governance-Prozesse, aber doch
für eine übergreifende Global-Governance-Architektur.
Hindernisse:
nationale Eigeninteressen und Machtasymmetrien
Global Governance als romantisches Konzept für eine einige, gesunde Welt mit
globalem Weltbürgerethos, wie es bei den Diskussionsbeiträgen der Commission
on Global Governance (CGG) teilweise hindurchscheint, ist aus neorealistischer
Perspektive schon gar nicht umsetzbar. Eine Verwirklichung wäre für den Neorealismus auch nicht wünschenswert; denn moralischen Universalismus lehnt die
realistische Schule Internationaler Politik insgesamt ab. Machtverteilung, nicht
Weltinteressen gelten ihr als regulative Idee und verantwortungsbewusste Grundlage kooperativer Weltpolitik.
Moralischer Universalismus der Commission
on Global Governance
lehnt neorealistische
Schule ab
Dahingegen hat das gemäßigte 5-Säulen-Modell von Global Governance aus neorealistischer Sicht zumindest in wichtigen Teilen gute Realisierungschancen: Wie
gesagt, gerade auch aus neorealistischer Perspektive übt Globalisierung auf alle
Akteure unausweichlichen strukturellen Druck aus und zwingt sie zur Anpassung.
Allerdings sollte diese Anpassung am besten auf regionaler Ebene und in einem
wohl geordneten Handlungssystem erfolgen, nicht in Form eines globalen Multilateralismus. Letzten Endes sagt der Neorealismus: Je dichter die Globalisierung
wird, desto diffuser muss effektive Global Governance sein, damit es den Akteuren möglich ist, unterschiedliche Probleme in unterschiedlichen Akteurskonfigurationen zu bearbeiten und somit sowohl ihr politisches Eigenkapital zu vergrößern als auch tragfähige Entscheidungen über ausbalancierte Maßnahmen zur
globalen Problembewältigung zu treffen. Einige mag es überraschen, dass neorealistisch gesehen aus den von Messner (in diesem Band, 18) zusammengestellten
Szenarien also nicht das Hegemonie-Szenarium, sondern das RegionalismusSzenarium die besten Realisierungschancen aufweist.
5-Säulen-Modell von
Global Governance aber
in Teilen realistisch
Regionalismus-Szenario
beste Realisierungschance
104
Alexander Siedschlag
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