Geschichte der Musō Jikiden Eishin Ryū

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Geschichte der Musō Jikiden Eishin Ryū
Iaidō Dōjō Regensburg
Geschichte der Musō Jikiden Eishin Ryū1
Angesichts der vielen historischen Daten und Fakten stellt sich die Frage, was sich der
historisch nicht besonders bewanderte Iaidōka über die Geschichte seiner Kampfkunst
merken sollte?
Azuchi-Momoyama-Zeit (1573 – 1603): Der Samurai Hayashizaki Jinsuke Minamoto no
Shigenobu (1542-1621) entwickelte aus Techniken älterer Schwertschulen die Idee des
Ziehens des Schwertes und Schneiden in einer fließenden Bewegung (Iaijutsu, Battō Jutsu)
und nannte seinen Stil Shinmei Musō Ryū. Damit machte er als erster Iai zum zentralen
Element einer Schwertschule. Die nachfolgenden Generationen nannten den Stil nach dem
Gründer Hayashizaki Ryū.
Edo-Zeit (1603 – 1868): Der siebte Sōke Hasegawa Eishin Hidenobu führte im 17. Jh.
Änderungen im Stil ein und passte die Techniken an das kürzere Katana an. Der Stil wurde
nunmehr als Hasegawa Eishin Ryū bekannt. Sein Schüler Ōmori Rokurozaemon Masamitsu
schuf die Ōmori Ryū, die Kata aus Seiza und die Etikette der Ogasawara Ryū verband.
Diese Kata wurden in die Eishin Ryū integriert. Unter dem Einfluss der Hayashi-Familie
verbreitete sich die Ryū rasch unter den Kriegern der Provinz Tosa und wurde auch Tosa
Iaijutsu genannt. Durch den langen Frieden des Tokugawa-Shōgunats und die Einflüsse des
Zen-Buddhismus entwickelte sich das Iaijutsu zu einer Schwertkunst, die zunehmend die
Persönlichkeits- und Charakterschulung im Sinne des Budō in den Vordergrund rückte. Im
19. Jh. spaltete sich der Stil in die Zweige Tanimura Ha und Shimomura Ha.
Meiji-Zeit (1868 – 1912): Durch die Auflösung des Samurai-Standes im Haitōrei-Erlass von
1876 im Zuge der Meiji-Reform waren traditionelle Kampfkünste obsolet geworden und
passten nicht mehr in einen modernen Staat. Die Schwertkünste wurden vor allem als
Körper ertüchtigendes Kendō geübt. Die Entwicklung des Iaijutsu zum Iaidō als spirituelle
Kunst schritt rasch voran. Die Eishin Ryū wurde durch den 17. Sōke Ōe Masamichi
maßgeblich umgestaltet.
Taishō-Zeit (1912 – 1926): Ōe Sōke schloss die Modernisierung der Eishin Ryū ab und
ordnete die Kata nach didaktischen Gesichtspunkten neu in Shoden (Grundstufe) – Chūden
(Mittelstufe) – Okuden (geheime Stufe). Er reduzierte die Techniken auf das Curriculum, wie
wir es heute im Wesentlichen kennen und schuf neue Katagruppen sowie formelle
Partnerübungen. Er wählte den bereits bestehenden Namen Musō Jikiden Eishin Ryū als
formelle Bezeichnung des Stils.
Shōwa-Zeit (1926 – 1989): Nach dem Tod Ōe Sokes spaltete sich die Eishin Ryū 1927
erneut aufgrund von Nachfolgestreitigkeiten in die Zweige Hogiyama Ha, Yamauchi Ha und
Masaoka Ha, die nach den führenden Schülern Ōe Sokes benannt wurden. Durch die Kriege
Japans in Südostasien wurden die Techniken der Eishin Ryū teilweise militarisiert, zur
Anwendung durch die Schwertträger der kaiserlichen Armee auf dem Schlachtfeld. Dazu
schuf 1939 der spätere 20. Sōke der Hogiyama Ha, Kōno Hyakuren, die Übungen der Battō
Hō no Bu. Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte erneut eine Zäsur in der Schwertkunst,
ähnlich dem Haitōrei-Erlass, und alle Kampfkünste wurden zunächst durch die
amerikanische Besatzungsmacht verboten. Erst ab 1952 durfte die Eishin Ryū wieder geübt
werden, unter der Voraussetzung der äußeren Wandlung von einer Kriegskunst zur
vordergründig sportlichen Bewegungs- und Charakterschule, dem Iaidō. Damit war der lange
Weg der Eishin Ryū vom Iaijutsu zum Iaidō, welcher im 18. Jh. begonnen hatte, vollendet.
Heisei-Zeit (seit 1989): Die Musō Jikiden Eishin Ryū – Hogiyama Ha wird seit 13. Mai 2012
vom 23. Sōke Fukui Masato, Sohn des 21. Sōke Fukui Seizan Torao, geleitet. Der 22. Sōke
Ikeda Seiko Takashi ist noch der Präsident des Zen Nihon Iaidō Renmei. Die größten
internationalen Verbände, die MJER auch in Deutschland lehren, sind der Seitōkai im
Rahmen des ZNIR, der Kokusai Renmei, die IMAF und der Komei Jukyu (Yamaoka Ha). Die
Unterrichtung unterscheidet sich dabei in einigen Details der Kata und Techniken. Darüber
hinaus gibt es noch weitere Verbände, in denen MJER trainiert wird.
1
Vgl. Peter Güthing, Musō Jikiden Eishin Ryū Iaidō. Traditionelle japanische Schwertkunst, Band 2
© Iaidō Dōjō Regensburg 2013