Himmel und Erde

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Himmel und Erde
Kroatien
FOTOS: duller (4), www.falkensteiner.com (1)
Revier
fahrbericht
abwechslung ist das halbe Leben. Nach dem Frühstück im Hotel geht es mit der Cranchi 36 aufs Wasser. Skipper Dado kennt die schönsten Plätze
Himmel und Erde
Kroatien. Urlaub im Hotel oder auf der Yacht? Sich an Land verwöhnen lassen
oder die Unabhängigkeit auf dem Wasser genießen? Im Iadera muss man sich
nicht entscheiden, weiß Judith Duller-Mayrhofer
D
as zur FalkensteinerGruppe gehörige Hotel
Iadera in Petrčane nahe
Zadar bietet alles, was man von
einem 5-Stern-Haus erwartet.
Traumhafte Lage auf einer
Halbinsel direkt am Meer, die
größte SPA-Anlage Kroatiens,
ansprechendes Design, intelligente Architektur und gehobenes Niveau bei Ausstattung,
Küche und Service. Darüber
hinaus versteht man sich als
Botschafter der Region. So
werden bewusst kulinarische
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Spezialitäten aus dem unmittelbaren Umfeld serviert, etwa ein
mit WM-Gold prämierter Käse
von der Insel Pag, in salzhaltiger
Bora-Luft getrockneter, würziger Pršut oder interessante Weine von jungen, lokalen Winzern.
Und beim dalmatinischen
Abend singt ein traditioneller
Klapa-Männerchor a cappella
seine melancholischen Weisen.
Die junge, dynamische Chefin Yvonne Tesch, die aus Graz
stammt und das im Sommer
2011 eröffnete Hotel führt, ging
aber noch einen Schritt weiter:
Um ihren Gästen die Seele Dalmatiens, sprich die einzigartige
Inselwelt näherzubringen, offeriert sie diesen eine 36-FußMotoryacht, die tage- bzw. halbtageweise zum individuellen
Inselhüpfen gemietet werden
kann. Im Preis inkludiert ist ein
revierkundiger Skipper, der die
schönsten Flecken, die ruhigs­
ten Buchten und authentischs­
ten Lokale kennt – auch in der
Hochsaison. Die Idee, Hoteltouristen für das Buchtenbummeln
zu begeistern, kam nicht nur
sehr gut an (2012 und 2013 war
das Schiff in den Sommermonaten so gut wie täglich unterwegs), sondern funktionierte
interessanterweise auch in der
umgekehrten Richtung: Urlauber mit Faible fürs Maritime
kommen ins Iadera um hier den
Komfort eines Hotels mit den
Freiheiten des Yachtings zu
kombinieren. Da wurde ein
Volltreffer gelandet.
*
Zverinac (ganz oben) ist eine hübsche Ortschaft auf der gleichnamigen
Insel und bietet sich für einen Zwischenstopp an. Vor der Insel Lagnici liegt
das Wrack eines Frachters (oben), der 1984 hier strandete
Mit dem Golfwägelchen
zuckeln wir vom Hotel durch
das weitläufige Gelände zum
Strand, wo an einer kleinen
Mole die Cranchi Zaffiro 36 auf
uns wartet, eine gepflegte Yacht
mit großer Badeplattform, sandfarbenen Polsterliegen und einer
kleinen Cockpit-Bar. Dado, der
Skipper, kommt aus Zadar, arbeitet seit 20 Jahren als Skipper
und kennt das Revier wie seine
Westentasche. Ehe er ablegt,
fragt er nach unseren Wünschen.
Wir wollen die nahen Inseln abfahren, zu Mittag einen kleinen
Imbiss zu uns nehmen und zwischendurch ein bisschen baden;
schön gemütlich, nur kein Stress.
Alles klar. Mit 25 Knoten rauschen wir über spiegelglattes
Wasser Richtung Westen, umrunden die Spitze der Insel Ugljan und bummeln anschließend
zwischen Sestrunj und Zverinac
zur Nordspitze von Dugi Otok.
Dado führt uns zu verschwiegenen, von Pinien umrahmten
kleinen Buchten, eine schöner
als die andere. Das kristallklare
Wasser hat eine beinahe unwirklich smaragdgrüne Farbe und
lädt zum Hineinspringen ein.
Vor der Insel Lagnici zeigt er
uns das Wrack des italienischen
Frachters, der 1984 hier strandete und dessen verrosteter
Schornstein mahnend aus dem
Wasser ragt, und an der Nordspitze von Dugi Otok den hübschen Leuchtturm Veli Rat, den
man mieten kann.
Veli rat heißt der Leuchtturm (ganz oben) auf Dugi Otok, den man sogar
mieten kann. Deutlich komfortabler als in einem Leuchtturm logiert man im
Falkensteiner-5*Hotel Iadera (oben) in Petrčane nahe Zadar
Die kleine Ortschaft Zverinac
an der Westseite der gleichnamigen Insel gefällt uns besonders
gut. In sanften Orange- und
Rosatönen getünchte Häuser
drängen sich aneinander, eine
Mole lädt zum Bleiben ein. Wir
schnappen uns eine Muring,
gehen längsseits und spazieren
zu dem unmittelbar dahinter
gelegenen Lokal. Es wird von
Božidar Škifić und seinem Vater
geführt, ein echter Familienbetrieb vom guten, alten Schlag.
Božidar tischt schwarzes Risotto,
Anchovis und Pecorino auf, der
preiswerte lokale Rotwein, den
er in dickwandigen Gläsern
dazu serviert, schmeckt erstaunlich gut. Von Mai bis Ende September hält er sein Lokal offen.
Im Winter lebt er in Zadar; da
hält es nur 35 Menschen in
Zverinac.
Gegen 16 Uhr kehren wir zurück. Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir im 6.000 m2
großen Wellnessbereich des
Hotels. Nach der Sauna können
wir uns im Meer abkühlen – ein
spezielles, weil selten mögliches
Vergnügen. Wir genießen das
klare, frische Wasser auf unserer
erhitzten Haut, schauen hinüber
nach Zaton. Die Küste, auf der
die untergehende Sonne in warmen Farben ein prächtiges Bild
malt, haben wir vor wenigen
Stunden per Boot erkundet.
Zwei Welten, zwei Freuden. Was
für ein Glück, wenn man beides
haben kann. n
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