Expressionismus - martinklinkner.de
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ASG PASSAU LK KUNST 2007-09 - 12/1 Reduktion, Abstraktion, Expressionismus Aristide Maillol Wilhelm Lehmbruck Ernst Barlach Brücke-Künstler Kathrin Kühnhammer ASG PASSAU LK KUNST 2007-09 - 12/1 Expressionistische Plastik • Gegenbewegung zum „sachlichen“, leidenschaftslosen Impressionismus und zum Naturalismus • Suche nach dem Menschenbild der Zeit; Mensch steht weiterhin im Vordergrund • Darstellung von Gefühl und Dynamik • bei vielen Künstlern: Einfluss durch den 1. Weltkrieg Darstellung menschlichen Leids, Trauer, Opfer, Schuld • Vorbild oftmals: plastische Kunst der Naturvölker Aristide Maillol • * 25. Dezember 1861 in Banyuls – sur - Mer • 1882 - 1886: Studium an der Ecole des Beaux Arts und an der Akademie bei Alexandre Cabanel und Jean Léon Gérome in Paris • 1893: Beitritt zur Künstlergruppe Nabis Beeinflussung seiner Malerei durch Paul Gauguin • erst 1895: Beginn mit der Bildhauerei • 1905: Maillols Debüt als Bildhauer mit der überlebensgroßen Plastik „La méditerranée“ • 1908: Griechenlandreise Entwicklung seiner „Idee der reinen Plastik“ • starb 1944 an den Folgen eines Autounfalls Allgemeines zu Aristide Maillol • Hauptthema seiner Skulpturen: weiblicher Akt • verzichtet weitgehend auf Details und individuelle Züge Reduktion auf das Wesentliche, Allgemeine, Zeitlose • kompromisslose Vereinfachung des Naturvorbildes zugunsten einer Steigerung des Ausdrucks • gilt als Cézanne der Bildhauerei, weil er der Plastik den Weg zur Abstraktion ebnete • Geschlossenheit, Harmonie und Ruhe • Damit Antithese zu Rodins Betonung des Augenblicks, der Bewegtheit, der Öffnung zum Raum • zugrunde liegende Konstruktion, Geometrie • nicht die Nachahmung der Natur, sondern die Vision des Künstlers ist entscheidend (...Harmonie parallel zur Natur) WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / la Méditerranée / 1902 - 1905 WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / la Méditerranée / 1902 - 1905 • Maillols erste Großplastik prägt bis zuletzt den Stil des Bildhauers •erst mit la Pensée betitelt soll zum Nachdenken, Mitdenken anregen • trotz sich öffnender Sitzhaltung: in sich gekehrt, wendet Blick vom Betrachter ab, geneigter Kopf „rivalisiert“ nicht mit dem Raum, strebt reine Innerlichkeit an • monumentale Wirkung Ballung der plastischen Masse • sehr komplexe Komplementärbewegungen • zugrunde liegend: geometrischer Plan Aristide Maillol La Méditerranée 1905 Kalkstein 103 x 117 x 77 cm Folie x von x • vermittelt Eindruck großer Geschlossenheit • Zitat Rodin: „absolut rein“ WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / la Méditerranée / 1902 - 1905 WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / la nuit / 1902 - 1909 WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / la nuit / 1902 - 1909 • Körperlichkeit verschränkt sich in Dreiecken je nach Sichtweise: öffnen oder verschließen von Räumen abermals komplexer, konstruierter Aufbau • Gesicht vom Betrachter abgewandt wirkt verschlossen, in sich gekehrt, ruhend max. Querformatformat • architektonische Plastik • Zitat Rodin: „Man vergisst allzu sehr , dass der menschliche Körper eine Architektur ist, aber eine lebendige“ WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / the river / 1939 / Museum of Modern Art, New York WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / the river / 1939 / Museum of Modern Art, New York WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / the river / 1939 WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / the river / 1939 WERK 1 Gesamtansicht groß Aristide Maillol / the river / 1939 • mehrere Fassungen • starke Instabilität (selten für Maillols Werk) • Zitat: „Für meinen Geschmack sollte so wenig max. Querformatformat Bewegung wie möglich in einer Figur sein“ • Personifikation von bewegtem Wasser • ursprünglich: Kriegsthematik in den Rücken getroffene, fallende Frau Wilhelm Lehmbruck • * 4. Januar 1881 in Duisburg-Meiderich • Besuch der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf und Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf • 1910: Übersiedlung nach Paris • 1914: erste große Einzelausstellung, Verpflichtung als Sanitäter in einem Berliner Kriegslazarett im 1. WK • Höhepunkt seines Schaffens während der Kriegsjahre • nimmt sich am 25. März 1919 wegen anhaltenden durch den Krieg beeinflussten Depressionen das Leben • 1937: Beschlagnahmung 116 seiner Werke und Bezeichnung als entartete Kunst durch die Nationalsozialisten Künstlerische Entwicklung • erste Arbeiten zeigen schweres plastisches Volumen ( Maillol), klassische, idealisierte Formen • allmähliche Loslösung, Entwicklung hin zu entmaterialisierter, expressiver Form überlängter, raumgreifender Stil, zunehmende Abstraktion • starke Beeinflussung durch den 1. Weltkrieg in seinen Werken auch Ausdruck der eigenen psychischen Belastung Allgemeines zu Wilhelm Lehmbruck • vielfältige Einflüsse: Meunier (Realismus), Minne (Jugendstil), Rodin (Impressionismus), Maillol (Klassische Moderne) • gilt als einer der Gründerväter der Plastik des 20. Jahrhunderts • experimentierte mit neuen Materialien, wie z. B. Gips und farbig getöntem Zement („Gussstein“) und deren Wirkung auf den Ausdruck der Werke • häufig nur Darstellung von Torsi als Fragmente einer ganzen Figur Reduzierung der Figuren auf ihren „Kern“; Variation des Ausdrucks • häufig Ausdruck von Nachdenklichkeit, Melancholie, Traurigkeit „Alle Kunst ist Maß. Maß gegen Maß, das ist alles. Die Maße oder bei Figuren die Proportionen, bestimmen den Eindruck, bestimmen die Wirkung, bestimmen den körperlichen Ausdruck, bestimmen die Linie, bestimmen die Silhouette und alles“ Wilhelm Lehmbruck / stehende weibliche Figur / 1910 / Höhe: 197cm • Vorbild: antike Venusdarstellungen zeitlose weibliche Form • abgewandtes Gesicht Betonung des Seelisch-Geistigen • voluminöse weibliche Formen ( Maillol z. B. Pomona) und Überlebensgröße • künstlerisch übersteigert attributlos, schlicht: Formideale beruhen auf klasssicher Ruhe und Harmonie • Arme hängen passiv herab • Lehmbruck beginnt mit der „Torsierung“ (Ausbildung einzelner Teilstücke) verschiedene Variationen des Ausdrucks Reduzierung der Figuren auf ihren „Kern“ Wilhelm Lehmbruck / weiblicher Torso / 1910 / Höhe: 118 cm Aristide Maillol / Pomona / 1908-1910 / Höhe: 161 cm Wilhelm Lehmbruck / Gestürzter / 1915 / Länge: 240 cm Wilhelm Lehmbruck / Gestürzter / 1915 / Länge: 240 cm Wilhelm Lehmbruck / Gestürzter / 1915 / Länge: 240 cm Wilhelm Lehmbruck / Gestürzter / 1915 / Länge: 240 cm • gesteigerte Tektonik, „Gerüst“ eines männlichen Körpers • überlebensgroß • Arme und Beine sind paarweise parallel stützen wie Pfeiler den Körper • Streckung des Körpers wie ein großer Bogen zur Erde gerichtet • sogar kahler Kopf berührt den Boden • rechte Hand umklammert ein gebrochenes Schwert stumpf gewordene Waffe • Darstellung des Scheiterns eines Menschen Allegorie zu Lehmbrucks eigenem Leben • Gegenteil des Emporsteigenden 1913/14 Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 (Details) • Entstehung während des 1.Weltkriegs • auf starre Frontalität angelegt beinahe symmetrisch • wirkt abweisend, in sich geschlossen sehr stark nach unten geneigter Kopf • kein übliches Kriegerdenkmal; eher „trauender Freund“ Wilhelm Lehmbruck / sitzender Jüngling / 1916/17 (Skizze) Gerhard Marcks / gefesselter Prometheus II / 1948/ Höhe 79 cm Ernst Barlach • * 2. Januar 1870 in Wedel (Holstein) • 1891 – 95: Studium an der Kunstakademie in Dresden • 1895/96: Studium in Paris, noch stark an Jugendstil und Symbolismus orientiert • 1906: Russlandreise • 1907/08: erste Ausstellungen • 1915/16: Landsturmmann im 1. Weltkrieg danach häufig Bibel- und Kampfmotive • 1937: Beschlagnahmung 371 seiner Werke durch die Nationalsozialisten entartete Kunst • stirbt am 24. Oktober 1938 in Rostock Allgemeines zu Ernst Barlach • Bildhauer, Graphiker und Dichter • Reduktion des Äußeren auf das Wesentliche, Schlichtheit • Ausdruck wird vor allem über Hände und Gesicht vermittelt • Beeinflussung durch Russlandreise (russische Volkskunst) und den 1. Weltkrieg • Plastiken spiegeln Situationen in der Gesellschaft wider: Erfahrung des Ausgestoßenseins, des erlebten Hasses und der Verachtung • arbeitete hauptsächlich mit Holz und Bronze • sucht zunehmend nach der vereinfachten kubischen Form bekleideter Menschen „Zaghaft fing ich an wegzulassen, was zur Stärkung einer unklar gewussten oder gewollten Wirkung nicht beitragen konnte“ Ernst Barlach / der Mann im Stock / 1918 / Eichenholz/ Höhe: 73 cm • aufgebaut aus zwei Ebenen, die durch die beiden Bretter getrennt sind Symmetrie • obere „Ebene“: Hände und Kopf, eingeschlossen in den Stock • untere „Ebene“: Körper, weitgehend eingehüllt in mächtige Stoffbahnen • geringe Wendung des Kopfes zur Seite Unterbrechung der Symmetrie • aus Oval, Pyramide und Senkrechten aufgebaut Ernst Barlach / das Wiedersehen / 1926 / Holz / Höhe: 103 cm Hermann Scherer / Schlafende Frau mit Knabe / 1926 / Holz Hermann Scherer / Schlafende Frau mit Knabe / 1926 / Holz (Detail) Hermann Scherer / Schlafende Frau mit Knabe / 1926 / Holz (Detail) • Schüler von Ernst Ludwig Kirchner • kantige, grobe Oberfläche • Knabe: leblos, steif, kaltes Blau Tot • ohne Sockel, Plastik liegt direkt auf dem Boden Schutzlosigkeit • statt mütterlicher Wärme: Ausdruck von Leid und Qual • letzte plastische Arbeit Scherers vor einem frühen Tod (mit 29 Jahren) an einer Infektionskrankheit Totenklage, letztes Aufbäumen ASG PASSAU LK KUNST 2007-09 - 12/1 KÜNSTLER / THEMA / REFERENT/IN QUELLEN • www.whoswho.de • www.lemo.de • www.wikipedia.de • www.museemaillol.com • www.arisitde-maillol.de • www.artnet.de • www.beachsite.com/paris/maillol/index.html • www.kunstwissen.de • www.kettererkunst.de • www.wienerzeitung.at • www.wilhelm-lehmbruck.de • Film: Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) „Skulptur ist das Wesen aller Dinge“ • Bücher: Wilhelm Lehmbruck – das plastische und malerische Werk Lehmbruck, Rodin und Maillol Folie x von x ASG PASSAU LK KUNST 2007-09 - 12/1 KÜNSTLER / THEMA / REFERENT/IN Ende der Präsentation