ERLEUCHTUNG
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ERLEUCHTUNG
Test und Technik I Vor- und Endverstärker ERLEUCHTUNG Nach einer kreativen Pause will AVM jetzt als welterste Firma mit Verstärkern triumphieren, die der Highender durch subtile Justage des Klirrverhaltens auf seine Kette feinabstimmen kann. Klappt so etwas? Test: Johannes Maier, Fotos: Julian Bauer 124 stereoplay 8/2006 www.stereoplay.de er Chefentwickler von AVM würde eher echte Kaninchen züchten, als dass er wie der eine oder andere Wettbewerber welche aus dem Hut zaubern würde. So witterten die stereoplay-Tester eine Sensation, als ihnen der Diplomingenieur D www.stereoplay.de Günther Mania berichtete: „Ich habe bei unseren Monoblöcken M 3 und bei der Vorstufe V 3 (Test 12/93 und 11/94!) jetzt echte Verbesserungen hingekriegt.“ Damit meinte er aber weniger, dass die Newcomer mit der Zusatzbezeichnung „Next Ge- neration“ und mit den Preisen von 2800 Euro (für das Monoblock-Paar) und 1600 Euro bei entscheidenden Ein- und Ausgängen jetzt mit den neuesten WBT-Kontaktern glänzen.Vielmehr habe er sich für die Amps, die ansonsten ihren Vorfahren sehr ähneln, ein neues PlatinenLayout und neue Schaltungskniffe ausgedacht. So nahm er jetzt, um die Eingangssektion so klein wie möglich zu halten, bewusst keine Relais, sondern Halbleiterschalter für die Quellenwahl her. » stereoplay 8/2006 125 Test und Technik I Vor- und Endverstärker AVM M 3 NEXT GENERATION Verspricht stabile Verhältnisse: Die Eingangs- und Treiberstufen der M 3 NG werden von einem eigenständigen Netzteil (oben) versorgt. 4 3 1 2 3 4 3 5 Danach verleihen Pufferverstärker des Burr-Brown-Typs OPA 134 den Signalen subito Stromformat (bei den zusätzlich vorhandenen symmetrischen Eingängen sitzen weitere OPAs direkt vor Ort). Das schützt sie vor Einstreuungen und bewirkt, dass der unmittelbar folgende Lautstärkeregler – ein mit feinen Widerstandsbahnen arbeitendes IC namens CS 3310 – den avisierten Lautstärkewert nicht nur in präzisen Halb-Dezibel-Schrittchen, sondern auch sehr rausch- und klirrarm einstellen kann. 126 stereoplay 8/2006 Vortreiber- und Treiber-Transistoren mit Finger-Kühlkörpern. Haupt-Kühlkörper mit acht Hochstrom-Feldeffekttransistoren. 5 Steuerungs- und Schutzschaltungs-Elektronik. 2 1 Eingangsverstärker mit variabler Oberwellen-Zumischfunktion. Gegentakt-Spannungsverstärker mit Einzeltransistoren. Nach weiterer IC-Rückenstärkung wandern die Musikschwingungen dann zu insgeDIE V 3 NG BIETET ALLE ANSCHLUSSOPTIONEN samt vier LeistungstransistorStufen, die sowohl Cinch- als auch XLR-Ausgänge versorgen. So weit, so gut, darf der geradlinige High-Ender murmeln, wobei er noch gerne erfährt, dass er auch bei der Next-Generation-Vorstufe ein frisch entwickeltes 300-Euro-Phonoteil einschieben darf, das sich über neun Minischalter an jedes nur denkbare Moving-Magnetund Moving-Coil-System anpassen lässt. Nun gibt’s auch andere Leute. Etwa solche, die eine Tape-Monitor-Funktion oder einen Prozessor-Ein/Ausgang brauchen. Oder Klangregler oder einen Loudness-artigen Frequenzgang. Oder ein Lowcut-Trennfilter, das die Hauptkanäle mit Mitten und Höhen und einen aktiven Subwoofer über einen Extra-Cinchausgang mit Bassgegrummel bedient. Also baute AVM in die mit einem Grafikdisplay geschmückte Vorstufe auch diese Vorzüge ein, wobei Goldkontakt-Relais der Firma Finder die Weichen stellen. XLR- oder Cinch-Eingang, ein doppelter Satz von WBTLautsprecherklemmen, Kurzschluss- und Überhitze-Warn- LEDs, ein Schalter, der die Auswahl zwischen Dauer-Ein, Musik-Schaltautomatik oder Triggersteuerung gestattet: Die jeweils 10 Kilogramm schweren Monoblock-Quader offerieren zunächst bekannte Ausstattungspunkte. Doch dann findet sich noch ein unscheinbares Drehknöpfchen – und dessen Funktion stellt in der Verstärkerwelt ein absolutes Novum dar. Es leitet einen mehr oder minder großen Anteil der Eingangssignale zu einem Abstecher durch eine von zwei Transistoren gebildete Class-A-Sonderstufe. Diese sorgt im Kontext mit dem gesamten Verstärker für ein nach wie vor sauberes, dabei aber subtil veränderbares Klirrverhalten, bis es – mit dem Drehpotentiometer am linken Anschlag – dem eines RöhrenAmps gleicht. Kleiner Knopf, Riesen-Bedeutung: Ein Justage-Poti, das links neben dem XLR-Eingang sitzt, erlaubt, die Oberwellenverteilung des Verstärkers subtil zu verändern. Die Betonung liegt auf „sauber“ und „subtil“! Versuche anderer Entwickler, der Musik im Verstärker-Vorfeld einen röhrenartigen Klirr anzuhängen, liefen stets auf ein DIE ERSTEN AMPS MIT VARIABLEM KLIRRTUNING ziemlich heilloses Durcheinander der erzwungenen und der im Zeitverlauf nicht dazu passenden Obertonschwingungen der Endstufen hinaus. „Meine alten M 3 waren gewiss nicht schlecht“, stöhnt Mania, „doch um die jetzt notwendige Grundsauberkeit und Impulsschnelligkeit ohne eine überzogene GegenkopplungsZwangskorrektur hinzukriegen, musste ich wirklich mächtig feilen.“ Nun macht auch die überschwängliche Stromversorgung der Ausgangsstufe Aus dem Messlabor Klirr royal Wie die Klirrverlaufsdiagramme zeigen, hat AVM seine Monoblöcke perfekt abgestimmt. Bei praktisch jeder Aussteuerung fallen die Oberwellen in harmonischer Ordnung schnell ab. Die Klirr-Tuning-Funktion bringt dann hauptsächlich zusätzliche Anteile der ersten und zweiten Oberwelle dazu. Die werden selbst nicht hörbar, sie verschieben den Klang aber in Richtung Röhrenklang. Klirrverlauf der AVM-Monoblöcke ohne Mitwirkung der ObertonTuningstufe. Oberton-Stufe mit Regler in Maximal-Position. Der Verlauf erinnert an Trioden-Amps. » www.stereoplay.de stereoplay 8/2006 127 Test und Technik I Vor- und Endverstärker 3 AVM V 3 NEXT GENERATION 2 1 Den wichtigsten Line-Ein- und -Ausgängen hat AVM sowohl symmetrische XLR-Kontakte als auch edelste WBT-Cinchbuchsen spendiert. 1 Neben dem Einschub-Phonoteil gibt es noch Platz für einen zukünftigen UKW/DAB-Tuner und einen Digital/Analog-Wandler. 2 Ein CS 3310 von Cirrus stellt die Lautstärke und bei Bedarf individuell programmierbare Vorpegel für die Eingänge ein. 3 Haupt- und Neben-Schaltnetzteil für die Steuerungsfunktionen. über einen vergossenen 500Watt-Trafo und die separate der Vorkreise via Extraübertrager AN LEISTUNG LIEFERN DIE M 3 MEHR ALS GENUG durchaus Sinn, die bei den alten M 3 fast übertrieben wirkte. In dem neuen Licht erscheinen auch die sechs sündhaft teuren Röderstein/Vishay-Elkos jedes Monoblocks als probate Mittel zur Haupt-Stromspeicherung. Bei aller Spannung ob des Vario-Tunings, bei den Hörtests stand zuerst die Vorstufe auf dem Programm. Der Vergleich mit AVM-Vorgängerinnen war schnell abgehakt: Die Novizin spielte in diversen Ketten – im Bass agiler und obenraus freier – klar besser als etwa AVMs V 2 (8/00, 52 Punkte, 1350 Euro). Die LP- stand der CD-Wiedergabe nicht nach. Im Gegen- 128 stereoplay 8/2006 teil, die neue V 3 ließ analoge Vorzüge wie unmittelbare Lebendigkeit und schöne Höhenaura nur so blühen. Zumindest bei MM-Tonabnehmern; bei MC tönte sie zwar immer noch sehr ordentlich, allerdings ein wenig bedeckter. Bis dahin hätte die neue AVM trotzdem 53 Punkte verdient. Noch feiner und sensibler agierend, meldete Linns teurere Majik Kontrol (Seite 42) nun aber erfolgreich Widerspruch an, sodass die AVM mit dem Titel „Die Schönste und Beste der 52er“ leben muss. Ob zusammen mit ihrer Schwester oder etwa einer Lyra Connoisseur: Die M-3-Monoblöcke liefen bereits in der „Null-Tuning“-Position zu absoluter Höchstform auf. Herrlich, sich von den AVMs in die Bassschluchten der CD „Moloko Catalogue“ (PIAS / Rough Trade) führen zu lassen. Nicht einfach in dunkle wie bei minderen Verstärkern, sondern in eine an Formen, Mustern und Farben reiche Unterwelt. Über alledem erschien die Stimme von Roisin Murphy umso klarer, natürlicher und eindringlicher. Und zur Krönung des Ganzen durften die Höhen so leuchten, wie sie es von Haus aus wollten: warm, völlig gelöst, nach Belieben weit und ohne den geringsten Anflug von schärflichem Billigtransistor-Glanz. Ergo klangen die AVMs bei aller Tiefen-Gestaltungskraft so schon ähnlich wie eine gute Röhre. Bald stellte sich heraus, dass der Dreh an dem kleinen Rückseiten-Regler diese Eigenschaft noch vertieft. Der linke Anschlag lieferte dabei fast schon des Guten zuviel: Schlagzeugbecken sprühten dann be- sonders feurig, dafür wirkte die Bassstruktur minimal weicher. Eine perfekte Feineinstellung gelang mit der ebenso glasklar gespielten wie aufgenommenen Bachschen PianoPartita II c-Moll (Christiane Klonz, Bauer-CD). stereoplays IDEALES FEINTUNING FÜR DIVERSE ABHÖRKETTEN Analog-Goldohr Dalibor Beric legte sich fest: „Bei der Kette mit dem Linn CD 12 (11/02) und der Lyra-Referenzvorstufe (8/05) sowie den Lautsprechern Sonics Allegra (8/05) muss der Regler genau auf 11 Uhr 30 stehen.“ Wobei das mehr die Freude als die Wertung steigerte: Weil die neuen M 3 schon ohne Tuning in der Preisklasse einmalige 54 Punkte und ein strahlendes Highlight bekamen. ■ www.stereoplay.de stereoplay Highlight AVM Evolution M 3 AVM Evolution V 3 1.600 Euro(Herstellerangabe) 2.800 Euro(Herstellerangabe) Vertrieb: Wolfgang Roza Telefon: 040/6788166 Internet: www.avm-audio.com Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: B: 43,0 x H: 8,5 x T 34,0 cm Gewicht: 6,2 kg Vertrieb: Wolfgang Roza Telefon: 040/6788166 Internet: www.avm-audio.com Auslandsvertretungen siehe Internet Maße: je B: 25,0 x H: 13,0 x T: 38,0 cm Gewicht: je 10,5 kg Messwerte Messwerte Frequenzgang Frequenzgang 18dB 6dB 15dB 3dB 12dB 0dB 9dB -3dB 6dB -6dB 3dB -9dB 0dB 10Hz 100Hz 1kHz 10kHz 100kHz Sehr ausgewogen, fest geschaltetes Subsonic-Filter bei Phono Verzerrungsspektrum -12dB 10Hz 0dBV -50dB -20dBV -70dB -40dBV -90dB -60dBV -110dB -80dBV -130dB -100dBV 200 Hz 2kHz 20 kHz Sehr geringer, gutmütiger Klirr; sehr geringe Störeinflüsse Klirranalyse (k2 bis k5 vs. Amplitude) -120dBV 10mW 100mW 1W 10W 8Ω 6Ω 4Ω 3Ω 2Ω -70dBV -90dBV 100W 1kW 196W 139/251W 83/354W 65/427W 35/544W 0 -110dBV 20W 100W 500W 1000W Leistung bis 544 W an 2 Ω, an komplexer Last limitiert Schutzschaltung -130dBV 50mV 100mV 200mV 500mV 1V 2V Praktisch nur 1. und 2. Oberwelle vorhanden mit tadellosem Verlauf Störabstand (A-bew.) Line 96 dB Phono MM-System/MC 78/72 dB Eingangskapazität PhonoMM >115pF Ausgangswid. RCA/XLR 75/328 Ω VerbrauchStandby/Betrieb 1,2/9 W 52 20 30 Sinusleistung 8 Ω/4Ω 187/312 W Dämpfungsfaktor 100 Hz / 10 kHz 1160/552 Störabstand (A-bew.) 104 dB VerbrauchStandby/Betrieb 1,5/45 W Bewertung Bewertung Klang 10 100kHz stereoplay Leistungsprofil -30dBV 0 10kHz Günstig abgestufte und sehr gleichmäßig steigende Klirrkomponenten -50dBV -150dBV 20mV 1kHz Klirranalyse (k2 bis k9 vs. Leistung) -30dB -150dB 20 Hz 100Hz Ausgewogen und sehr breitbandig 40 50 60 Klang 0 70 10 54 20 30 40 50 60 70 9 Messwerte (max.10 Punkte) 9 Messwerte (max.10 Punkte) Praxis (max.10 Punkte) 9 Praxis Endverstärker (max.10 Punkte) 9 Wertigkeit (max.10 Punkte) 9 Wertigkeit (max.10 Punkte) 9 Praktische Vorstufe, die lupenreine Messdaten mit mannigfaltigen Bedienungs- und Anschlussoptionen verbindet. Klingt sauber und ausgeglichen mit einem sympathischen Hang zur wuchtigen Dynamik. Fabelhafte Monoblöcke, die nicht nur messtechnisch inklusive Klirrverlauf ohne Fehl und Tadel dastehen, sondern andererseits auch wirklich fantastisch klingen. Abartige Dynamik und völlige Klarheit werden von warm-lebendigen, ultrafeinen Höhen gekrönt. stereoplay Testurteil stereoplay Testurteil Klang Klang Spitzenklasse 52 Punkte gut - sehr gut Preis/Leistung Spitzenklasse 54 Punkte Gesamturteil: Gesamturteil: 79 Punkte sehr gut sehr gut Preis/Leistung 81 Punkte überragend