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Nr. 49 – Juni 2009
Diakonie-Zentrum
Erst krank, dann arbeitslos?
Dagegen hilft BEM!
Steigt die Arbeitslosenquote, nimmt
die Zahl der Krankmeldungen in den
Betrieben ab; denn man muß es sich
leisten können, dem Arbeitsplatz fern
zu bleiben. Was tun, wenn zur Sorge
über eine Erkrankung auch noch die
Angst um den Arbeitsplatz tritt?
Dann hilft eine Medizin, die der Gesetzgeber erfunden hat und die ganz
ohne Risiken und Nebenwirkungen in
Anspruch genommen werden kann.
Sie heißt BEM: Betriebliches Eingliederungsmanagement. Die Rezeptur steht
im Sozialgesetzbuch IX. BEM ist die
richtige Medizin, wenn jemand innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt
arbeitsunfähig ist. Wer das Gespräch
nicht will, kann dazu nicht gezwungen
werden. Der Arbeitgeber ist aber verpflichtet, BEM anzubieten, um Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, erneuter
Krankheit vorzubeugen und den Arbeitsplatz zu erhalten.
In unserer Stiftung haben wir uns vor
knapp einem Jahr mit der Mitarbeitervertretung auf einen Verfahrensablauf für das BEM verständigt. Das
Ergebnis überrascht. „In neun Monaten haben wir 20 Mitarbeitende zum
BEM-Gespräch eingeladen,“ berichtet
Personalleiterin Claudia Heßner. Sie urteilt: „Diesen Bedarf hätten wir vorher
gar nicht vermutet, obwohl wir unsere
Krankheitsstatistiken natürlich kennen.
Wir gehen mit dem Thema Krankheit
jetzt systematischer um.“
Gesprächen auch stets beteiligt. Es
geht ja nicht darum, private Verhältnisse auszuforschen oder persönliche
Krankheitsdaten zu ermitteln, die den
Arbeitgeber nichts angehen.“
wurde, stand fest: Die Krankschreibung
muß verlängert werden. Wer wieder
richtig Fuß fassen will, muß fest auftreten können und darf keinen Frühstart
versuchen.
„Ich war ein bißchen überrascht, als
ich zum BEM-Gespräch eingeladen
wurde,“ erzählt Tanja K., Leiterin einer
Tagesgruppe. Sie hatte neu eine Leitungsaufgabe übernommen und war
dann wiederholt krank geworden. “Bei
mir hing vieles auch an der außerberuflichen Situation. Die Gesprächsatmosphäre hat mir geholfen, meine außerberufliche Situation verständlich zu
machen. Schließlich ist der Mensch keine Maschine.“ Während Tanja K. wieder Tritt gefaßt hat, wird sich Frank B.
auf eine neue Stelle in unserer Stiftung
bewerben. „Mir hat das BEM-Gespräch
klar gemacht, daß ich mich verändern
muß. Ich werde den Schichtdienst aufgeben und eine gleichwertige Tätigkeit
ohne Personalverantwortung übernehmen. Dieses Angebot ist für mich eine
gute Lösung.“
„Anfangs habe ich das BEM-Verfahren
für eine bürokratische Sache gehalten,“
räumt Vorstand Andreas Seifert ein. Inzwischen sieht er darin ein Instrument
der Personalführung. „Mit den BEMGesprächen nehmen wir nicht nur unsere Fürsorgepflichten als Arbeitgeber
besser wahr. Indem wir uns kümmern,
wächst auch das Vertrauensverhältnis
zwischen Mitarbeitenden und Leitung.
Vor allem aber haben wir in etlichen
Fällen gemeinsam Lösungen gefunden,
auf die wir sonst nicht gekommen wären.“ Die BEM-Gespräche kosten die
Beteiligten zwar eine Menge Zeit. Sie
sind aber ein Medikament ohne Risiko,
das bei Bedarf nur empfohlen werden
kann.
Zu einem ungewöhnlichen Ergebnis kam es beim BEM-Gespräch
mit Karin R.. Nach einem Krankenhausaufenthalt war sie immer
noch geschwächt an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. Das Kollegium war bereit, ihr einige Alltagsbelastungen abzunehmen.
Als aber die Betriebsärztin
beteiligt
Nur zwei Mitarbeitende haben bisher
auf das Gespräch verzichtet. „Die Teilnahme bleibt freiwillig,“ betont Sabine
Meyer von der Mitarbeitervertretung,
„wir raten aber zu und sind an diesen
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Editorial
Editorial
2
Nr. 49 – Juni 2009
Schule machen!
Liebe Leserin,
lieber Leser!
Die Lektüre von Zahlen ist oft langweilig. Sie ist aber spannend, wenn uns
die Zahlen selbst betreffen. Das wissen
alle, die Ende Juni auf ihre Schulzeugnisse warten. Vor allem das eigene
Zeugnis ist von Interesse. Da kommt es
dann sogar auf jede einzelne Zahl an.
Ob unsere Zahlen für Sie von Interesse
sind? Wir wollen Sie nicht langweilen,
aber wir wollen Rechenschaft geben.
Deshalb bieten wir Ihnen die wichtigsten Kennziffern aus unserem Jahresabschluß an. Nur etwas für Spezialisten? Nein! Es dürfte für Sie nicht egal
sein, ob wir uns in guter Verfassung
befinden, zahlungs- und leistungsfähig
bleiben und verlässliche Arbeitsplätze
bieten. Wir wollen Sie über uns möglichst genau ins Bild setzen.
Auch in unserem Bericht über die
jüngste Mitarbeiterbefragung geht es
um Zahlen und Prozente. Nicht um
Geld, sondern um Stimmungen, um
Meinungen, um unsere innere Mannschaftsstärke.
Um eine Erkrankung zu vermuten, reichen meist drei Kennziffern: Temperatur, Blutdruck und Blutsenkung. Jeden
Tag erhalten wir Krankschreibungen
aus unserer Mitarbeiterschaft. Natürlich zählen wir diese Krankheitstage
und werten sie aus. Was geschieht,
wenn jemand sich immer wieder krank
meldet oder für mehrere Wochen hintereinander ausfällt? Auch das ist keine langweilige statistische Frage, wie
das neu eingeführte BEM-Verfahren
(Betriebliches Eingliederungsmanagement) zeigen soll.
Mit Begeisterung lernen
Projekttage der Pestalozzi-Schule Burgwedel
„Das ist ein besonderer Asteroid“, erklärt Timon Ladwig und zeigt auf ein
Blatt in seiner Projektmappe. „Sein
Name ist Lulin, er hat zwei Schweife.“
Zusammen mit acht weiteren Schülern
arbeitete der Neunjährige drei Tage in
einer klassen- und altersübergreifend
zusammengesetzten Lerngruppe über
das Sonnensystem und baute dazu Modelle nach – mit großer Begeisterung.
Vom 23. bis zum 25. Februar 2009 wurden an der Pestalozzi-Schule Burgwedel Projekttage durchgeführt unter dem
Motto „Andere Welten – Märchen, Mythen, Fantasy“. Insgesamt standen den
Schülern 13 verschiedene Projekte zur
Auswahl: vom Planeten-Bauen über das
Entwickeln eines Theaterstücks bis zum
Filmprojekt „Es war einmal in Legoland“,
von verschiedenen gestalterischen Angeboten wie Basteln, Backen oder Filzen
über das Schreiben von Märchen bis hin
zu Sport und Psychomotorik. Ziel war
es, die Schüler mit erhöhtem Förderbedarf für das Lernen und Arbeiten in der
Schule zu begeistern.
Die Idee, Projekttage einzuführen, entstand auf einer Lehrer-Klausurtagung.
„Wir haben hier Schüler, die mit den Mitteln der Regelschule nicht ausreichend
gefördert werden,“ erklärt Nils Haunert,
Lehrer an der Pestalozzi-Schule. „Viele
von ihnen haben Schwierigkeiten zu lernen, auch in der Gruppe. Die Projekttage
sind eine hervorragende Möglichkeit, die
Schüler wieder positiv an das Lernen
und gemeinschaftliche Arbeiten heranzuführen. Sie lernen, wieder gerne zu
lernen.“
Vor allem, weil die Schüler die Themen
frei und nach eigenen Interessenschwerpunkten wählen konnten. Wie Timon. Er
beschäftigt sich schon seit längerem mit
Planeten und hat sogar eine Fachzeitschrift zu diesem Thema abonniert. In
dem Projekt über das Sonnensystem
konnte er nicht nur Neues lernen, auch
sein vorhandenes Expertenwissen zu
dem Thema war in seiner Arbeitsgruppe
gefragt. „Das fördert die Motivation und
Begeisterung für das Lernen“, erklärt
Lehrer Utz Schmidtko, der zusammen
mit dem Kollegen Sascha
Perschel dieses Projekt
angeboten hat.
Lesen Sie, was Ihnen unsere Kennzahlen über uns verraten. Besser als
Zahlen und Prozente sind persönliche
Begegnungen und Gespräche. Besuchen Sie uns doch zum Sommerfest!
Wir freuen uns auf Sie!
Herzlichst
Ihr
Andreas Seifert
Schüler Holger Rosenkranz arbeitet an einem Modell
der Sonne.
Und die Projektarbeit hat
noch mehr Vorteile für die
Schüler: Das Arbeiten in
kleinen, altersübergreifenden Lerngruppen, die sich
nach Vorlieben und Interessen zusammenfinden,
wirkt sich positiv auf das
Sozialverhalten aus. „Die
Lernatmosphäre war insgesamt sehr entspannt,“
bestätigt Christa Dreger,
pädagogische
Mitarbeiterin der Schule. „Obwohl
sich die Gruppen neu zusammengesetzt
haben,
gab es keine Konflikte. Niemand ist aus einer Gruppe
herausgefallen.“ Daß die
Projekttage im nächsten
Schuljahr wiederholt werden sollen, ist deshalb
schon sicher. (CR)
Nr. 49 – Juni 2009
3
Unser Kunde:
Willy Behrend GmbH & Co. KG
Sorgfältig schiebt Sabine Rutkowsky
die weißen Handschuhe in die dünne
Verpackung. Ganz glatt muss das Paar
darin liegen, die Finger gerade aufeinander. Zusammen mit ihren Kollegen Elke Heeger-Kemmerich, Sandra
Kempert, Tobias Strutzke und Doris
Tahn bearbeitet sie in der Näherei der
Pestalozzi-Werkstatt einen Auftrag für
die Firma Willy Behrend GmbH & Co.
KG aus Isernhagen.
Das Unternehmen, 1930 in Hannover
gegründet, gehört heute zu den führenden Anbietern von Krankenpflegeartikeln
in Deutschland. Es beliefert vor allem
Sanitätshäuser mit Produkten rund um
Gesundheit, Rehabilitation und Fitness.
Die Produktpalette umfasst etwa 6000
verschiedene Artikel. Seit 2006 werden
einige davon in der Pestalozzi-Werkstatt
konfektioniert. Dazu gehören neben dem
Bodycreamer, einem Gerät zur Körperpflege, auch Bodybänder zur Gymnastik.
Und eben die weißen Zwirnhandschuhe,
die zum Hautschutz getragen werden,
zum Beispiel von Pflegepersonal in der
Alten-und Krankenpflege.
Die Handschuhe, angeliefert in den
Größen 6 bis 15, werden zunächst aus
Großverpackungen entnommen, als
Paare einzeln verpackt, mit Etiketten beklebt und schließlich im Zehnerpack mit
einer Banderole versehen und wieder in
Kartons verstaut. Anschließend holt das
Unternehmen sie wieder ab. Die Nähe
zur Pestalozzi-Werkstatt ist einer der
Vorteile, die Carsten Wöhler, Einkäufer
bei der Firma Willy Behrend, an der Zusammenarbeit besonders schätzt. „Die
Pestalozzi-Werkstatt ist gleich um die
Ecke. Man hat auch mit dem Transport
ein viel geringeres Risiko. Und wenn es
mal ein Problem gibt, kann man in fünf
Minuten da sein.“
Das war bisher aber niemals nötig. Denn
die Beschäftigen in der Näherei arbeiten
sorgfältig und konzentriert. „Wir achten
sehr auf Qualität,“ sagt Gruppenleiterin
Katrin Liedtke, „und darauf, daß jeder Beschäftigte alle Arbeitsschritte kennt und
ausführen kann.“ So bleibt die Arbeit für
alle interessant. Und die Beschäftigten
freuen sich schon auf den nächsten Auftrag der Willy Behrend GmbH. (CR)
Mit Sorgfalt verpackt Sabine Rutkowsky die weißen Handschuhe.
Tarifklarheit bis Ende 2010
Im letzten Augenblick haben es die
Verhandlungspartner in der arbeitsrechtlichen Kommission der Diakonie
in Niedersachsen doch noch geschafft.
Ende April haben sie sich auf neue
Entgelte für die Kalenderjahre 2009
und 2010 geeinigt.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse: Für
die ersten beiden Monate des Jahres
erhalten alle Mitarbeitenden eine Einmalzahlung von 70 € (Teilzeitbeschäftigte
anteilig), ab März gibt es für alle einen
Sockelbetrag von 23 €. Darauf folgt dann
eine lineare Erhöhung der Tabellenentgelte um 2,7 %. Ab März 2010 gibt es eine
weitere lineare Erhöhung um 1,5 %.
„Wir haben unsere Schmerzgrenze bei
weitem überschritten,“ kommentierte
Hans-Peter Hoppe das Ergebnis, Vorsitzender des Diakonischen Dienstgeberverbandes in Niedersachsen. Doch auch
die Verhandlungspartner auf der anderen Seite sahen wenig
Grund zur Freude. Sie
hatten mit mehr gerechnet und müssen außerdem befürchten, daß in
Einrichtungen mit negativem Betriebsergebnis
die Jahressonderzuwendung gekürzt wird.
Stiftungsvorstand Andreas Seifert sieht
das Tarifergebnis gelassen. „Wir können
mit der Erhöhung leben; denn wir sind
gut aufgestellt und außerdem in Branchen tätig, in denen die Bezahlung nach
Tarif selbstverständlich sein sollte. Wir
waren und bleiben deshalb tariftreu.“ Er
sieht allerdings ein anderes Dilemma, das
nicht zur Verhandlung stand. „Es gibt in
unserem Land einen wachsenden Bedarf
an sozialen Dienstleistungen, aber ein
sinkendes Interesse, soziale Berufe zu erlernen und auszuüben. Diese Schere muß
unbedingt geschlossen werden. Deshalb
ist es wichtig, daß der Sozialbereich angemessen finanziert wird und seine Beschäftigten einen Lohn wie in vergleichbaren Berufen erhalten. Zur Zeit läuft der
Trend in die falsche Richtung. Unser Tarifergebnis kann unter den gegebenen Umständen daran leider nichts ändern.“
4
Nr. 49 – Juni 2009
Kennen Sie ... ?
Herr Binnewies, für einen Schulleiter sind
Sie mit 34 Jahren noch recht jung...
In der Tat – bei den Schulleitertagungen
bin ich mit Abstand der Jüngste. Ich
habe direkt nach meiner Anwärterzeit als
Lehrer im Jahr 2004 in der Celler Evangelischen Schule angefangen. Nach Ablauf
der Amtszeit meines Vorgängers wurde
mir von der Stiftung die Schulleitung angeboten. So bin ich zum 1. Januar 2009
Schulleiter geworden.
Als Kind hatten Sie andere Pläne...
Feuerwehrmann oder Förster (lacht). Wie
das so ist, als Kind hat man noch keine
konkrete Entscheidungsgrundlage. Auch
nach der Schule wusste ich noch nicht
genau, wohin es gehen sollte. Ich habe
dann meinen Zivildienst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen
absolviert. Dabei hat sich herausgestellt,
daß mir die sonderpädagogische Arbeit
liegt. Das war für meine berufliche und
persönliche Orientierung eine wichtige
Zeit. Ich habe dann Sonderpädagogik
auf Lehramt studiert.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es eigentlich nicht. Dringende Anliegen werden von den Kollegen oft schon vor dem
Unterricht mit mir besprochen. Dann
habe ich meine Unterrichtsverpflichtungen und zum Teil auch administrative Aufgaben, die sich häufig bis in den
Nachmittag ziehen. Hinzu kommen die
Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe,
der Landesschulbehörde, dem Jugendamt, Elterngespräche und Anfragen von
Kollegen. Oft müssen relativ schnell Entscheidungen getroffen werden, die für
den einzelnen Schüler und für die Schule
wichtig sind.
Was wünschen Sie sich für Ihre weitere
Arbeit?
Kai Binnewies, 34 Jahre, Schulleiter
der Celler Evangelischen Schule
Ein stabiles Kollegium, das sich mit Enthusiasmus seiner Arbeit widmet und die
Schule weiterentwickelt. Ein angenehmes
menschliches Miteinander, in dem Kritik
auf einer sachlichen Ebene vorgebracht
wird. Eine Schule, in die sowohl Lehrer
als auch Schüler gerne kommen. Das ist
in der Celler Evangelischen Schule so ja
gegeben. Insofern wünsche ich mir, daß
es so bleibt.
Sind Sie hier zufrieden?
Ergebnisse aus unser dritten Mitarbeiterbefragung
Regelmäßig fragen wir Eltern und
Jugendämter, Schüler und Betreute,
Werkstatt-Beschäftigte und Kunden,
ob sie mit uns zufrieden sind. Im Abstand von drei Jahren werden auch
unsere Mitarbeitenden befragt: ‚Sind
Sie hier zufrieden?’ ‚Was können wir
besser machen?’ ‚Welche Stärken und
Schwächen sehen Sie?’ Insgesamt 30
Einzelfragen nehmen auf die Situation
am Arbeitsplatz, auf den Umgang miteinander und auf den internen und externen Ruf der Stiftung Bezug. Die Antworten folgen einer Schulnoten-Skala
von 1-5.
Beteiligt haben sich diesmal 209 Mitarbeitende. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 61,8%. „Im Vergleich zur letzten
Befragung hat sich die Wahlbeteiligung
um 3,2% verbessert,“ stellt die für Qualitätsmanagement zuständige Efthimia
Staboulidou fest, „und natürlich könnte
die Beteiligung noch besser sein. Aber
bei den Wahlen zur Mitarbeitervertretung
erreichen wir diese Beteiligung nicht. Ich
meine deshalb, daß diese Zahl das hohe
Interesse unserer Mitarbeiterschaft zeigt,
sich aktiv an der Verbesserung unserer
Arbeit zu beteiligen. Das kann man be-
sonders gut an der letzten Frage erkennen. Da gilt es die Aussage zu bewerten:
‚Insgesamt bin ich hier zufrieden.’ Dieser
Wert wird mit 2,0 buchstäblich gut bewertet, schwankt allerdings in den Abteilungen und Bereichen erheblich zwischen
1,5 und 2,6. Es versteht sich, daß das vor
Ort kräftige Diskussionen ausgelöst hat.“
Wie vor drei Jahren hat mit 1,5 folgende
Aussage die beste Durchschnittsbewertung bekommen: ‚In meinem Arbeitsfeld
ist mir bekannt, wer für was verantwortlich
ist.‘ Auch daß man seine Fähigkeiten hier
sachgemäß einsetzen könne (1,7), daß
man am Arbeitsplatz eigenverantwortlich
arbeiten könne (1,8) und daß man in seinem Arbeitsfeld anerkannt werde (1,8),
wurde als besonders positiv vermerkt.
Joachim Kipper, Dr. Efthimia Staboulidou
und Sabine Meyer bei der Auswertung.
Den Satz ‚Hier werden Leitbild und
Grundsätze gelebt‘ haben unsere Mitarbeitenden diesmal mit der Note 2,6 bewertet. Da klingt Skepsis an, auch wenn
wir uns im Vergleich zur letzten Befragung
knapp verbessert haben. Unsere Außendarstellung wird im Vergleich dazu weit
besser gesehen. Der Aussage „Unsere
Stiftung hat insgesamt extern einen guten
Ruf“ wird mit der Note 1,8 zugestimmt.
Ein Widerspruch?
„Ich sehe da einen logischen Zusammenhang,“ kommentiert Stiftungsvorstand
Andreas Seifert diese Ambivalenz, „unsere Mitarbeitenden sind von der Qualität
unserer gemeinsamen Arbeit einerseits
sehr überzeugt. Sie sehen aber neben
dem Licht auch unsere Schatten. Natürlich bleiben wir hinter unseren Idealen
immer wieder zurück. Die meisten wollen
sich mit diesem Widerspruch aber nicht
abfinden, beteiligen sich deshalb an der
Befragung und nennen konkrete Beispiele für Verbesserungen. Ich sehe also
viele Chancen und Angebote.“ Nun geht
es darum, auf allen Handlungsebenen
unserer Stiftung die Aufgaben zu bestimmen, die künftig besser gelöst werden
sollen.
Nr. 49 – Juni 2009
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Jahresabschluß 2008
Mit einem mustergültigen Ergebnis
hat unsere Stiftung das vergangene
Kalenderjahr abgeschlossen. Das Eigenkapital stieg um über 1 Mio. Euro.
Darin eingeschlossen ist eine Zustiftung in Höhe von 300 T€. Das darin außerdem enthaltene Betriebsergebnis
sank allerdings um fast 53 % auf nur
noch 287 T€. Ein bescheidenes Ergebnis, auch wenn man es ins Verhältnis
zu den um 4,3% gestiegenen Gesamterträgen von über 24 Mio. Euro setzt.
Käme es bei uns auf die Eigenkapitalrendite an, stünden wir schlecht
da. Die Verbindlichkeiten gegenüber
Kreditinstituten betragen 473 T€ und
werden planmäßig weiter zurückgeführt. Die für 2009 geplanten Investitionen können wir aus dem Cashflow
bezahlen.
Unser Trend zeigt leicht nach oben: Noch
nie haben bei uns so viele Mitarbeitende
so viele diakonische Dienstleistungen erbracht. Die Personalkosten sind im Verhältnis etwas geringer gestiegen und damit im Lot, liegen aber mehr als doppelt
so hoch wie vor zehn Jahren. Das ist ein
Beleg für die Stetigkeit unseres Wachstums. Auch unsere Investitionen liegen
mit 908 T€ auf hohem Niveau.
Woher unsere Einnahmen stammen, soll
die Belegungsübersicht veranschaulichen. Sie weist stichtagsbezogen zum
Jahresende ein leichtes Minus von 1,2%
aus. Auf das ganze Jahr bezogen haben wir jedoch eine Zunahme unserer
Belegung unserer Bereiche
Jugendhilfe Pestalozzi-Stiftung
Leistungen erzielt, wie die Ertragszahlen
belegen. Erstmals leicht rückläufig war
der Umsatz in unserer Pestalozzi-Werkstatt. Hier hat sich der negative Trend
im ersten Quartal 2009 fortgesetzt. Mit
einem Umsatz-Minus von nun 7% ist
unsere Werkstatt für behinderte Menschen an der krisenhaften Entwicklung
in der deutschen Wirtschaft beteiligt. Damit können wir uns in unserer Branche
Kennzahlen
1998
2007
2008
Bilanzsumme (T€)
20.200
33.301
34.789
4,5%
Eigenkapital (T€)
17.928
26.589
27.637
3,9%
1.297
2.521
1.679
-33,4%
Investitionen (T€)
773
494
908
83,8%
Abschreibungen auf Sachanlagen (T€)
704
1.047
996
-4,9%
11.574
23.173
24.160
4,3%
9.900
20.264
21.141
4,3%
– davon Umsatzerlöse WfbM (T€)
859
1.396
1.385
-0,8%
Mitarbeiter (Kopfzahl)
255
383
387
1,0%
296,4
305,9
3,2%
6.940
13.487
13.953
3,5%
104
609
287
-52,9%
Cashflow (T€)
Gesamterträge (Summe GuV in T€)
– davon aus diak. Dienstleistungen (T€)
Vollzeitkräfte
Summe Personalkosten (T€)
Betriebsergebnis (T€)
gleichwohl noch gut sehen lassen. Wir
müssen in verschiedenen Richtungen
aber nach neuen Aufträgen suchen,
damit unsere Beschäftigten Arbeit und
Lohn behalten.
Zu den Aufgaben des Vorstandes zählt
auch, das Stiftungsvermögen ertragStichtagsbelegung
Veränd.
31.12.1998 31.12.2007 31.12.2008 2008 zu 2007
105
186
189
1,6%
0
104
103
-1,0%
85
135
129
-4,4%
Celler Evangelische Schule
0
61
62
1,6%
Pestalozzi-Schule Walsrode
0
54
51
-5,6%
Wohnangebote der Behindertenhilfe
67
109
107
-1,8%
Werkstatt für behinderte Menschen
138
192
192
0,0%
Jugendhilfe Celler Ev. Kinderheim
Pestalozzi-Schule Burgwedel
Servicehaus Gisela Richter Hannover
Pestalozzi-Seminar
Kindergarten
Summe Plätze / Dienstleistungsempfänger
reich anzulegen, damit Investitionen und
Weiterentwicklungen finanziert werden
können. Trotz weltweiter Finanzkrise
sind bei uns keine Wertpapiere verloren
gegangen. Das Finanzergebnis sank im
Vergleich zum Vorjahr aber um 11 % auf
210 T€. Das ist eigentlich ein mäßiges
Ergebnis, das nur im Vergleich positiv
herausragt; denn viele Stiftungen haben
im vergangenen Jahr durch Kursverluste
35
35
35
0,0%
201
151
150
-0,7%
61
100
95
-5,0%
692
1.127
1.113
-1,2%
Abw.
08 zu 07
erhebliche Teile ihres Vermögens eingebüßt. Unsere Finanzkraft ist gewachsen.
Die Eigenkapitalquote beträgt 79,4%.
Bezieht man die Sonderposten für Investitionszuwendungen ein, ergibt sich
sogar eine Quote von 88,9%.
Was insgesamt den Eindruck von
Stabilität vermittelt, bleibt doch ein
fragiles Gebilde. Es ist das Ergebnis
sorgfältiger Planung und zielgenauer
Steuerung zahlreicher Einzelangebote.
Unsere Mitarbeiterschaft sorgt dafür,
daß wir unsere Leistungsversprechen
einhalten und auf veränderte Auftragslagen sofort reagieren. So wollen wir
auch im laufenden Kalenderjahr Angebot und Nachfrage zum Nutzen aller
Beteiligten gut auszugleichen versuchen und trotz allgemeiner Krise unsere Arbeitsplätze sichern. Das wird nur
gelingen, wenn die vielen Menschen
mit uns zufrieden sind, die unsere Hilfen in Anspruch nehmen. Allein das ist
unser Stiftungszweck, dem unser ganzer Einsatz gilt.
Andreas Seifert
6
Nr. 49 – Juni 2009
Pesta und Lozzi
berichten...
Die SPD-Bundestagsabgeordneten Caren Marks, familienpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, und Gabriele
Lösekrug-Möller, SPD-Sprecherin im
Petitionsausschuß des Bundestages,
haben am 29.04.2009 unsere Stiftung
besucht und mit Vorstand Andreas Seifert und Bereichsleiter Günter Meyer
über die Verhältnisse in der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre diskutiert. Auch in unserer Stiftung gab es
damals Gewalttätigkeiten und Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche.
Die beiden Abgeordneten lobten die
Stiftung für ihren offenen Umgang mit
dem unangenehmen Thema. Man war
sich einig, daß es in jeder Jugendhilfeeinrichtung Ansprechpartner für die
Betroffenen geben müsse, die heute
Akteneinsicht wünschen und Einfluß
auf die Gespräche am Runden Tisch
Sabine Meyer heißt die alte und neue Vorsitzende unserer Mitarbeitervertretung. Bei
einer Wahlbeteiligung von 55 % erhielt die
Förderschullehrerin aus Burgwedel im März 2009
die mit Abstand
meisten Stimmen.
Zu Stellvertreterinnen wurden Natalie
Hirschfeld aus der
Zentralverwaltung
und Gabriele Owczarczak aus der Celler Evangelischen
Schule gewählt.
Günter Meyer, Bereichsleiter unserer
Jugendhilfe, wurde am 23. April 2009
in der Mitgliederversammlung des
Fachverbandes
Evangelischer
Träger von Einrichtungen und Diensten
der Jugendhilfe in Niedersachsen
zum ersten Vorsitzenden des neuen Vorstandes gewählt. Er löst damit
Wolfgang Schneider ab, Bereichsleiter
der Jugendhilfe im Stephansstift Hannover, der diese Aufgabe seit 1995 erfüllt hatte. In den nächsten vier Jahren
wird Günter Meyer die
Interessen der etwa 50
Mitgliedseinrichtungen
bündeln und im Diakonischen Werk wie in
den Fachgremien des
Landes Niedersachsen
vertreten.
Grund zum Feiern
Herzlichen Glückwunsch
unseren Jubilaren
5 Jahre
Rajinder Pal Bhatia
Kirsa Morwinski
Jessica Deeke
Beate Breitmann
Fabian Raffel
01.04.2004
01.05.2004
03.05.2004
21.06.2004
21.06.2004
10 Jahre
Hildegard Ziesemer
01.05.1999
15 Jahre
Dieter Rohloff
Maik Dembowski
Barbara Pusch
Andreas Schmuhl
01.04.1994
11.04.1994
04.05.1994
01.06.1994
20 Jahre
Magdalena Bekuhrs
Jörg Wenzel
01.05.1989
01.06.1989
35 Jahre
Wilhelm Dühlmeyer
01.04.1974
Herzlich willkommen
Wir begrüßen unsere neuen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Behindertenhilfe: Anika Rösler
Jugendhilfe Celle - CEK:
Rebecca Passig
Referendariat:
Jana Cuijpers, Stephanie Winkler
Impressum
Herausgeber: Pestalozzi-Stiftung mit
Stiftung Celler Evangelisches Kinderheim
Vorstand: Andreas Seifert
Redaktion: Christine Raudies
Jürgen Doldasinski, Bereichsleiter unserer Behindertenhilfe, wurde in
den Vorstand des FachVon links: Andreas Seifert, Gabriele Lösekrug-Möller, Caren verbandes Diakonische
Marks und Günter Meyer
Behindertenhilfe in Nienehmen wollen, den der Bundestag im
dersachsen gewählt. Als VorsitzenFebruar 2009 unter Vorsitz von Antje
der des Verbandes wurde Christoph
Vollmer (Grüne) eingerichtet hat. Die
Lorbacher, Geschäftsführer der Harzehemalige Vizepräsidentin des BunWeser-Werkstätten in Osterode, wiedestages hat sich das Ziel gesetzt, bis
dergewählt. Der Verband vertritt die
Ende 2010 einen Konsens zwischen
Interessen von über 60 Mitgliedseinallen Beteiligten zu suchen.
richtungen.
Pestalozzi-Stiftung
Pestalozzistr. 5 · 30938 Burgwedel
Tel. (0 51 39) 9 90-0 · Fax (0 51 39) 9 90-105
www.pestalozzi-stiftung.de
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