Hinweise für den Schüler

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Hinweise für den Schüler
Abitur 2008 Geschichte/Geschichte und Poltische Bildung
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Hinweise für den Schüler
Aufgabenwahl:
Ihnen werden zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Block I und Block II).
Wählen Sie einen Block aus und bearbeiten Sie diesen.
Ein Block besteht aus den Teilen A und B.
Prüfungsteilnehmer unter Grundkursanforderungen bearbeiten nur den
Teil A.
Prüfungsteilnehmer unter Leistungskursanforderungen bearbeiten die
Teile A und B.
Bearbeitungszeit: Die Bearbeitungszeit beträgt 240 Minuten für den Teil A.
Prüfungsteilnehmer unter Leistungskursanforderungen erhalten weitere
60 Minuten für den Teil B.
Zusätzlich wird allen Einlesezeit von 20 Minuten für die Wahl der
Aufgaben gewährt.
Hinweis:
In den Quellen wird teilweise die alte Rechtschreibung angewendet.
Hilfsmittel:
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Sonstiges:
Alle Prüfungsunterlagen sind geschlossen zurückzugeben.
Entwürfe zur Reinschrift können ergänzend zur Bewertung nur
herangezogen werden, wenn sie zusammenhängend konzipiert sind
und die Reinschrift etwa ¾ des erkennbar angestrebten
Gesamtumfangs umfasst.
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Block I
Thema:
Deutschland unter Napoleon
Teil A
Textgrundlage:
Deutschland unter Napoleon in Augenzeugenberichten, hg. v. E. Kleßmann, München 1976, S. 277 f. u. 380 f.
Aufgaben:
1. Analysieren Sie die beiden Quellen und fassen Sie diese mit eigenen
Worten zusammen.
2. Ordnen Sie die beiden Quellen in die französische und deutsche Geschichte zwischen 1799 und 1815 ein.
3. Vergleichen Sie Napoleons politisches Programm für Deutschland in
den Quellen mit den Preußischen Reformen und beurteilen Sie jeweils
ihren historischen Erfolg. Diskutieren Sie mit Hilfe weiterer selbst gewählter historischer (z. B. Deutschland nach 1945) oder aktueller Beispiele die Probleme einer von außen auferlegten Liberalisierung oder
Demokratisierung eines Staates.
Gewichtung der Aufgaben in Teil A:
1:3:2
Textmaterialien zu Teil A
T 1 - Am 15. November 1807 schreibt Kaiser Napoleon I. an seinen Bruder Jérôme, den er
als König des neu geschaffenen deutschen Staates Westfalen (etwa heutiges Ostwestfalen,
Ostniedersachsen, Nordhessen) eingesetzt hat:
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Mein Bruder, beiliegend finden Sie die Verfassung Ihres Königreichs. Diese Verfassung
enthält die Bedingungen, unter welchen ich auf alle meine Eroberungsrechte sowie die Rechte, die ich auf Ihr Land habe, verzichte. Sie müssen sie getreulich befolgen. Das Glück Ihres
Volkes liegt mir nicht allein wegen des Einflusses am Herzen, den es auf Ihren und meinen
Ruhm haben kann, sondern auch in Hinsicht auf die allgemeine europäische Politik. Hören
Sie nicht auf die, die Ihnen sagen, Ihr an Knechtschaft gewöhntes Volk würde Ihre Wohltaten
mit Undankbarkeit vergelten. Man ist im Königreich Westfalen aufgeklärter, als man Ihnen
zugestehen möchte, und Ihr Thron wird in der Tat nur auf dem Vertrauen und der Liebe Ihrer
Untertanen befestigt sein. Was aber das deutsche Volk am sehnlichsten wünscht, ist, daß diejenigen, die nicht von Adel sind, durch ihre Fähigkeiten gleiche Rechte auf Ihre Auszeichnungen und Anstellungen haben, daß jede Art Leibeigenschaft und vermittelnde Obrigkeit
zwischen dem Souverän und der untersten Volksklasse aufgehoben werde. Ihr Königtum wird
sich durch die Wohltaten des Code Napoleon, durch das öffentliche Gerichtsverfahren und die
Einführung des Geschworenengerichts auszeichnen. Und wenn ich ganz offen sein soll, so
rechne ich in bezug auf die Ausdehnung und Befestigung Ihres Reiches mehr auf deren Wirkung, als auf das Ergebnis der glänzendsten Siege. Ihr Volk muß sich einer Freiheit, einer
Gleichheit, eines Wohlstandes erfreuen, die den übrigen Völkern Deutschlands unbekannt
sind! Eine solche liberale Regierung muß auf diese oder jene Weise für die Politik des Rhein-
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bundes und für die Macht Ihres Reiches die heilsamsten Veränderungen hervorbringen. Sie
wird Ihnen eine mächtigere Schranke gegen Preußen sein als die Elbe, als alle Festungen und
der Schutz Frankreichs. Welches Volk wird zu der willkürlichen preußischen Regierung zurückkehren wollen, wenn es einmal von den Wohltaten einer weisen und liberalen Verwaltung
gekostet hat? Die Völker Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens wünschen Gleichheit und aufgeklärte Ideen! Ich, der ich seit vielen Jahren die Angelegenheiten Europas in
Händen habe, hatte oft Gelegenheit, mich zu überzeugen, daß das Murren der Privilegierten
mit der Volksmeinung im Widerspruch stand. Seien Sie ein konstitutioneller König! Und
wenn es Ihnen die Vernunft und Aufgeklärtheit Ihres Jahrhunderts nicht geböten, so müßten
Sie es doch aus weiser Politik sein. Sie werden dadurch große Macht in der öffentlichen Meinung und eine natürliche Überlegenheit über Ihre Nachbarn gewinnen, die alle absolute Fürsten sind.
T 2 - In einem Brief vom 5. Dezember 1811 an Napoleon I. zieht König Jérôme ein Fazit seiner Regierungszeit:
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Da ich eine Stellung einnehme, die mich zu einer vorgerückten Schildwache Frankreichs gemacht hat, und sowohl aus Neigung als auch aus Pflicht alles überwache, was die Interessen
Eurer Majestät betrifft, so halte ich es für schicklich und notwendig, daß ich Eure Majestät
freimütig über alles unterrichte, was ich um mich herum beobachte. Ich beurteile die Ereignisse mit Ruhe und betrachte die Gefahren, ohne sie zu fürchten, jedoch muß ich Eurer Majestät
die Wahrheit sagen und wünsche, daß sie genügend Vertrauen zu mir haben, um sich auf den
Standpunkt zu stellen, wie ich die Dinge ansehe.
Ich weiß nicht, Sire, unter welchem Gesichtspunkt Ihre Generale und Agenten die öffentliche
Meinung in Deutschland betrachten. Wenn sie von Unterwerfung, Ruhe und Schwäche sprechen, so täuschen sie sich und Eure Majestät. Die Gärung ist auf dem höchsten Grad angelangt. Man gibt sich den verrücktesten Hoffnungen hin und ist überaus begeistert. Man nimmt
Spanien zum Beispiel, und falls der Krieg [mit Russland] ausbrechen sollte, werden alle zwischen Rhein und Oder gelegenen Gegenden der Schauplatz einer ausgedehnten und lebhaften
Erhebung werden.
Der Hauptgrund dieser gefährlichen Bewegungen ist nicht nur der Haß gegen die Franzosen
und die Ungeduld, das fremde Joch abzuschütteln; es ist vielmehr im Unglück der Zeiten begründet, in dem völligen Ruin aller Klassen, in der Vermehrung der Steuern und Kriegsbeiträge, dem Unterhalt der Truppen, dem Durchmarsch der Soldaten und der ständigen Wiederkehr von einer Unzahl von Plackereien aller Art. Die Verzweiflung der Völker, die nichts
mehr zu verlieren haben, da ihnen alles genommen wurde, ist zu fürchten.
Aber nicht nur in Westfalen und in den Frankreich einverleibten Ländern wird diese Feuersbrunst ausbrechen, sondern bei allen Herrschern des Rheinbundes. Sie selbst werden die ersten Opfer ihrer Untertanen werden, wenn sie nicht ihre Gewalttätigkeiten teilen, denn Eure
Majestät weiß, daß der einheitliche Charakter der Revolutionen darin besteht, alle Grundsätze
umzustoßen und alle Bande und alle Beziehungen zur Gesellschaft zu zerstören.
Eure Majestät möge nicht glauben, daß ich übertreibe, wenn ich von den Widerwärtigkeiten
der Völker spreche. Ich muß ihr sagen, daß in Hannover, Magdeburg und den hauptsächlichsten Städten meines Königreichs die Besitzer ihre Häuser verlassen und vergeblich versuchen,
sie zu einem ganz niedrigen Preis zu verkaufen. Überall ist Elend in die Familien eingedrungen, die Kapitalien sind erschöpft. Der Adelige, der Bürger und der Landmann, mit Schulden
und Verpflichtungen überhäuft, scheinen keine andere Hilfe zu erwarten als die Wiedervergeltung, die sie mit allen Fasern ihres Herzens ersehnen und auf die alle ihre Gedanken gerichtet sind.
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Block I - Teil B
Textgrundlage:
Hans-Ulrich Wehler: Nationalismus. Geschichte, Formen, Folgen,
München 2001, S. 71 f.
Aufgabe:
4. Erläutern Sie die These des folgenden Textes und beurteilen Sie, ob
historische und territoriale Probleme den deutschen von anderen Nationalismen im frühen 19. Jahrhundert in Europa unterschieden.
Diskutieren Sie kurz die Rolle des Nationalismus in der Gegenwart angesichts des europäischen Zusammenwachsens.
Gewichtung der Aufgaben in Teil A und B:
1:3:2:3
Textmaterial zu Teil B
T 3 - Hans-Ulrich Wehler gibt eine These des Historikers Dieter Langewiesche wieder:
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[So]... verkörperte der deutsche Nationalismus für die Architekten des Deutschen Bundes, der
1815 im Herzen Europas eine staatenbündische Föderation schuf, trotz seiner momentanen
Schwäche eine prinzipielle Herausforderung, ja eine dreifache „Untergangsdrohung“ (Dieter
Langewiesche). Zum einen stellte er mit seiner Vision eines Nationalstaates die internationale
Ordnung und Staatenwelt mitten in Europa direkt infrage. Zweitens verkörperte er auch für
die deutschen Einzelstaaten die tödliche Gefahr einer drohenden Einschmelzung. Und schließlich stellten seine frühliberal-nationaldemokratischen Ideen die gesellschaftliche Privilegienhierarchie, die namentlich jede fürstliche Dynastie und die Aristokratie in der Gesellschaftsverfassung begünstigte, von Grund auf infrage.
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Block II
Thema:
Deutsche Geschichte ab 1918 – im Spannungsfeld von Demokratie und Diktatur
Teil A
Textgrundlage:
Kurt Schumacher: Programmatische Erklärungen vom 5. Oktober 1945.
Nach einem unveröffentlichten Schreibmaschinenmanuskript im Archiv
von Frau Annemarie Renger, S. 2 ff., 10 f., 15 ff.; in: Ossip K. Flechtheim, Dokumente zur parteipolitischen Entwicklung in Deutschland seit
1945, Bd. 3, Berlin 1963, S. 4 ff.
Aufgaben:
1. Analysieren Sie die Quelle und geben Sie die Aussagen mit eigenen
Worten wieder.
2. Ordnen Sie die Quelle historisch ein. Erklären Sie das Verhältnis
der SPD zu Demokratie und Diktatur, indem Sie im Zeitraum von
1918 bis 1949 das politische Wirken der Partei untersuchen.
3. Kurt Schumacher bekannte sich 1945 in seiner Programmatik zu
einer friedlichen Zusammenarbeit der Siegermächte, zu einer Politik des Ausgleichs und Gleichgewichtes (Zeilen 1-3).
Diskutieren Sie die Chancen und Grenzen, eine solche Politik nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges durchzusetzen. Beurteilen Sie,
inwieweit dieser Gedanke Kurt Schumachers heute Realität ist.
Gewichtung der Aufgaben in Teil A:
1:3:2
Textmaterial zu Teil A
T 1 - Kurt Schumacher (1895-1952) trat im Januar 1918 der SPD bei. In der Weimarer Republik war er Landtags- und Reichstagsabgeordneter der SPD. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er 10 Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert.
Von 1946 bis 1952 prägte er als Parteivorsitzender die SPD in den westlichen Besatzungszonen bzw. der Bundesrepublik. Kurt Schumacher am 5. Oktober 1945:
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Die Sozialdemokratische Partei hat das größte Interesse an der friedlichen Zusammenarbeit
der Siegermächte. Sie kann sich darum nur bekennen zu einer Politik des Ausgleichs und des
Gleichgewichtes.
Sie weiß, daß für die lebensnotwendige europäische Wirtschaftseinheit die Bildung entsprechender politischer Formen ebenso notwendig für Deutschland wie für die Welt ist. Wie Montesquieu einmal sagte: “Europa ist nur eine Nation, die sich aus mehreren zusammensetzt.“
Sie hat immer auf diesem Boden gestanden, und sie würde sich nie dazu hergeben, im innerdeutschen Rahmen, ein, wenn auch indirektes, Instrument einer Politik der Gleichgewichtsstörung zu sein. Aber eine Gleichgewichtsordnung wird nie funktionieren, wenn nicht
Deutschland als Ganzes in diese Ordnung eingebaut ist. Wir Sozialdemokraten sind von tiefer
Besorgnis erfüllt, wenn wir sehen, daß die Politik der Einflußzonen ihre Rückwirkung auf das
innerdeutsche Leben zeigt. […]
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Im Grundsatz bekennen wir uns zur Einheitspartei aller Schaffenden. Aber wir sehen auch,
daß nirgends sonst in der Welt sich dieser Gedanke durchgesetzt hat, sich unter den gegebenen Voraussetzungen dieser historischen Epoche auch nicht durchsetzen kann. Das hat bei
uns wie in anderen Ländern seinen Grund darin, daß die kommunistische Partei sich nicht
nach den Bedürfnissen und Erkenntnissen der Arbeitenden ihres Landes richtet.
Wir deutschen Sozialdemokraten sind nicht britisch und nicht russisch, nicht amerikanisch
und nicht französisch. Wir sind die Vertreter des deutschen arbeitenden Volkes und damit der
deutschen Nation. Wir sind als bewußte Internationalisten bestrebt, mit allen internationalen
Faktoren im Sinne des Friedens, des Ausgleichs und der Ordnung zusammenzuarbeiten. Aber
wir wollen uns nicht von einem Faktor ausnützen lassen.
Im Sinne der deutschen Politik ist die kommunistische Partei überflüssig. Ihr Lehrgebäude ist
zertrümmert, ihre Linie durch die Geschichte widerlegt. Nachdem ihre Hoffnung sich als führende Arbeiterpartei zu etablieren und zur einzigen Arbeiterpartei entwickeln zu können, von
den Tatsachen so völlig unmöglich gemacht wird, muß sie nach dem großen Blutspender suchen. Das Rezept ist die Einheitspartei, die einen Versuch darstellt, der Sozialdemokratischen
Partei eine kommunistische Führung aufzuzwingen. Eine sozialdemokratische Partei unter
kommunistischer Führung wäre aber eine kommunistische Partei. International wäre jeder
Schritt auf diesem Wege eine außenpolitische Parteinahme und würde eine Gleichgewichtsstörung von deutscher Seite bedeuten. [...]
So wird die Sozialdemokratische Partei zur schicksalsentscheidenden Kraft der deutschen
Politik!
Bewährt sie sich in diesen schweren Zeiten, dann ist die erste Voraussetzung zum Aufstieg
gegeben. Durch die Neuheit der Bedingungen wird auch in dieser Partei vieles anders werden.
Auch für uns gilt der Satz, dass wir nicht anknüpfen können, wo wir 1933 aufgehört haben.
Auch wir werden unser theoretisches Rüstzeug und unsere politischen Methoden überprüfen
müssen und im Zeitalter moderner geistiger Waffen manche alte Streitaxt und manchen angestaubten Morgenstern in die Ecke stellen müssen. Dafür gilt es, vieles neu zu erkennen und
vieles neu zu leisten.
Dabei haben wir eine große Hilfe. Alle geistigen Menschen haben in der Periode des Naziregimes ein enges und kümmerliches Dasein geführt, und jetzt können sie in dem überalterten
bürgerlichen Parteiensystem der Interessenvertretungen keinen Platz finden. Die geistigen und
die Menschen von kulturellem Verantwortungsbewußtsein sind politisch heimatlos geworden.
Manches Vorurteil gegen die Sozialdemokratie ist gefallen, wie denn überhaupt die Sozialdemokratie eigentlich selber darunter gelitten hat, was sie da aus ihr gemacht hatte. Jetzt
dämmert das Verständnis dafür auf, daß die Sozialdemokratie die Rolle der Persönlichkeit
positiv zu werten verstanden hat. Wir haben die Persönlichkeit nie verneint. Sie ist der wesentliche Bestandteil der Menschenrechte, die wir vom Liberalismus übernommen haben und
die Jahrzehnte hindurch nur noch in unseren Reihen als unvergängliche Werte empfunden
worden sind. Im Kapitalismus ist die Persönlichkeit zur bloßen Fiktion geworden. Wir wollen
sie real werden lassen durch die ökonomische Befreiung als die Voraussetzung ihrer Entfaltung. [...]
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Block II - Teil B
Textgrundlage:
„Wähler fragen – wir antworten“. Wahlbeilage des Neuen Deutschland;
in: Neues Deutschland, Zentralorgan der SED, 17. Mai 1957, S. 3
Aufgabe:
4. Diskutieren Sie, ausgehend von der Analyse der Quelle, das Verhältnis
von Regierung und Opposition in Demokratien und Diktaturen. Beziehen Sie in Ihre Argumentation Beispiele aus der Geschichte der Bundesrepublik und der DDR bzw. aus der Gegenwart ein.
Gewichtung der Aufgaben in Teil A und B:
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Textmaterial zu Teil B
T 2 - Anfang April 1957 wurde das Gesetz über die Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen in der DDR verabschiedet. Am 23. Juni 1957 fanden Kommunalwahlen statt. Gewählt
wurden die Gemeinde- und Kreistage sowie die Stadtbezirksversammlung in Ost-Berlin.
99,52 Prozent der Wähler stimmten für die Liste der Nationalen Front (Neues Deutschland
am 25. Juni 1957).
17. Mai 1957 im Neuen Deutschland: „Wähler fragen – wir antworten“
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Manche Bürger fragen, warum es bei uns keine Opposition gibt, und meinen, zu einer richtigen Demokratie gehöre doch auch eine Opposition. Demokratie herrscht aber nicht dort, wo
verschiedene Parteien gegeneinander auftreten, wo die Kraft der Arbeiterklasse gespalten ist
und eine Opposition besteht. Im Gegenteil, das Vorhandensein oppositioneller Kräfte in bürgerlich-parlamentarischen Staaten offenbart den immer schärfer hervortretenden Interessengegensatz zwischen den sich an der Macht befindlichen Monopolisten und Militaristen und
der von der Macht ausgeschlossenen unterdrückten Bevölkerung. Opposition ist nur ein Beweis dafür, daß die Volksmassen gegen die herrschende Klasse für ihr Recht kämpfen müssen.
Die Bourgeoisie kann die aus den unversöhnlichen Klassengegensätzen hervorwachsende
Opposition nicht leugnen. Deshalb versucht sie, diese zu einem „Charakteristikum wahrer
Demokratie“ für jeden Staat umzufälschen.
Auch von der rechten Sozialdemokratie wurde und wird diese Ansicht verbreitet. Der ehemalige Vorsitzende der SPD, Schumacher, formulierte z.B. wie folgt: „Das Wesen des Staates ist
nicht die Regierung, und das Wesen des Staates ist nicht die Opposition. Das Wesen des Staates ist die Regierung und die Opposition.“
Aus solchen Auffassungen wird dann die absurde Behauptung abgeleitet, daß unser sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern nicht demokratisch sei, weil es bei uns „keine Opposition
gäbe“.
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