Henry Hobson Richardson - Baugeschichte und Bauforschung
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Henry Hobson Richardson - Baugeschichte und Bauforschung
d ip l .- ing . mar ie la d it t ri ch : architektur in nordam erika, lva 251.113 , ss 200 9, handout z ur vo HENRY HOBSON RICHARDSON 1838 auf der Priestley Plantation in St. James Parish, Louisiana, geboren, Kindheit tw. in New Orleans Ausbildung: angestrebte Militärkarriere in West Point wegen eines Sprachfehlers nicht möglich, daher nach Harvard (lebenslange Affinität zu Boston) nach der graduation Reise nach England, Schottland und Wales Ingenieursberuf gefällt nicht, deshalb ab 1860 weitere 5-jährige Ausbildung an der École des Beaux Arts in Paris (Atelier von Jules-Louis André) als zweiter Amerikaner nach Richard Morris Hunt, Richardson kann wegen Ausbruch des Civil Wars nicht abschließen während seines Aufenthalts in Europa Reise nach Südfrankreich, Romanik beeindruckt ihn 1865 Rückkehr nach Amerika, bleibt aber weltgewandt: trägt engl. Kleidung und spricht Französisch, besitzt Architekturbücher aus England und Frankreich obwohl ihm die Beaux Arts Ausbildung zusagte, entspricht sein Werk auf amerikanischem Boden nicht diesem Stil – nicht einmal sein eigenes Haus auf Staten Island, das den zeitgenössischen Häusern im French Second Empire glich 1867-78: Partnerschaft Gambrill & Richardson, aus praktischen Gründen 1870-72: Brattle Square Church in Boston, erster großer Auftrag, erste Anwendung seiner Interpretation der Romanik 1872 Durchbruch mit dem Entwurf für die Trinity Church in Boston (1872-77), die als sein bedeutendstes Werk gilt und den Stil des Richardsonian Romanesque (RR) lanciert 1874 Übersiedlung von Staten Island nach Brookline, MA (Vorort von Boston), mietet Haus und bringt in eingeschossigen Anbauten die wachsende Zahl seiner Assistenten unter, ungewöhnlich für seine Zeit: Familie und Mitarbeiter mischen sich (ähnlich wie später FLW in Taliesin) parallel zur Entwicklung seines eigenen Stils entstehen EFH in damals üblichen Stilen: - William Watts Sherman House, Newport, RI, 1874-75, Queen Anne Style/Shingle Style - Stoughton House, Cambridge, MA, 1882-83, Shingle Style - Robert Treat Paine House, „Stonehurst“, Waltham, MA, 1884-86, Zusammenarbeit mit Frederick Law Olmsted, Shingle Style/RR obwohl Richardson damit prahlte, alles zu entwerfen, „from a cathedral to a chicken coop“, kann man in seinem Spätwerk v.a. 4 Bautypen finden, die die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft in den Jahren nach dem Bürgerkrieg charakterisieren: 1) Bauten für Bildung a) vorstädtische Bibliotheken: - Winn Memorial Library, Woburn, MA, 1876-79 - Ames Free Library, North Easton, MA, 1877-79 - Thomas Crane Public Library, Quincy, MA, 1880-82 - Converse Memorial Library, Malden, MA, 1885-86 b) Bauten für Universitäten: - Sever Hall, Harvard, Cambridge, MA, 1880 - Austin Hall, Harvard, Cambridge, MA, 1882-84 2) Eisenbahnstationen - 6 Stationen für die Boston & Albany Railroad Company, in Zusammenarbeit mit Frederick Law Olmsted 3) commercial blocks - Marshall Field Wholesale Store, Chicago, 1885-87(wird erst nach seinem Tod fertig gestellt), sehr einflussreicher Bau, bringt den RR nach Chicago und ist Vorbild für die Architekten der Chicago School 4) freistehende EFH - McVeagh House, Chicago, 1885-87 - Glessner House, Chicago, 1886-87 1886 stirbt Richardson im Alter von nur 47 Jahren Nachfolgerbüro: Shepley, Rutan & Coolidge, die alle bei ihm als Zeichenkräfte gearbeitet hatten Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege e251-1 baugeschichte bauforschung A-1040 Wien . Karlsplatz 13/251 . Tel. 43-1-58801 25101 . Fax 43-1-58801 25199 Email: [email protected] . Web: www.baukunst.tuwien.ac.at 1 d ip l .- ing . mar ie la d it t ri ch : architektur in nordam erika, lva 251.113 , ss 200 9, handout z ur vo Bedeutung: Richardson ist einer der wenigen Architekten, nach denen ein Stil benannt wurde, nämlich der Richardsonian Romanesque: Einflüsse: - „Boston granite style“ (ab ca. 1850, verwandt mit dem deutschen Rundbogenstil) - Romanik aus dem Süden Frankreichs und Spaniens - frühchristliche Architektur Syriens/Byzanz allen gemeinsam die halbkreisförmigen Öffnungen seine Herangehensweise an einen Entwurf entspricht der École, die erste Skizze (esquisse) bringt Kontrolle über das Raumprogramm, ihre Geometrie beeinflusst den restlichen Entwurfsprozess im Plan und auch in der dritten Dimension Merkmale: - massive und dicke Wände (meist Stein, Ziegel eher selten) - Baukörper werden zusammengefasst, unter ein Dach gebracht - Zusammenspiel von symmetrischen und asymmetrischen Bauteilen (vom Picturesque übernommen), bewusste Zerstörung von Symmetrien - Giebel- oder Walmdach - Öffnungen breit und großzügig - Horizontale wird betont theoretische Statements Richardsons sind selten, beschäftigen sich mit Elementen wie wall, mass und void und deren Relation zueinander, kein Interesse an neuen Materialien und technologischen Innovationen, will „ruhige und massive“ Architektur Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege e251-1 baugeschichte bauforschung A-1040 Wien . Karlsplatz 13/251 . Tel. 43-1-58801 25101 . Fax 43-1-58801 25199 Email: [email protected] . Web: www.baukunst.tuwien.ac.at 2