Neue analytische Möglichkeiten der Altersbestimmung bei
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Neue analytische Möglichkeiten der Altersbestimmung bei
www.ptspaper.de » FASERN UND COMPOSITE » VERPACKUNG UND KONFORMITÄT » DRUCK UND FUNKTIONALE OBERFLÄCHEN » PAPIERWIRTSCHAFT 4.0 » MATERIALPRÜFUNG UND ANALYTIK PTS-FORSCHUNGSBERICHT IK_MF 110047 NEUE ANALYTISCHE MÖGLICHKEITEN DER ALTERSBESTIMMUNG BEI PAPIER ZUR ERKENNUNG VON FÄLSCHUNGEN (PAPIERALTERBESTIMMUNG) S. Pensold, E. Pigorsch: Neue analytische Möglichkeiten der Altersbestimmung bei Papier zur Erkennung von Fälschungen (Papieralterbestimmung) PTS-Forschungsbericht 25/13 Mai 2015 Papiertechnische Stiftung (PTS) Heßstraße 134 D - 80797 München www.ptspaper.de Download-Information: Diese Veröffentlichung steht auf der Homepage der PTS zum Download bereit: www.ptspaper.de/forschungsdatenbank Ansprechpartner: Dr. Enrico Pigorsch Tel. 03529 / 551-678 [email protected] Papiertechnische Stiftung PTS Institut für Zellstoff und Papier IZP Pirnaer Straße 37 01809 Heidenau Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Forschungsvorhabens MF 110047 gewonnen, das im Programm zur "Förderung von Forschung und Entwicklung bei Wachstumsträgern in benachteiligten Regionen" mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) über den Projektträger EuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung und Technologie mbH aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wurde. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen für die Probenbereitstellung und für die freundliche Unterstützung bei der Projektdurchführung. Neue analytische Möglichkeiten der Altersbestimmung bei Papier zur Erkennung von Fälschungen S. Pensold, E. Pigorsch Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung .................................................................................................................... 1 2 Technisch-technologische Zielstellung des Vorhabens Zielsetzung des Vorhabens..... 3 3 Darstellung der erzielten Vorhabensergebnisse ................................................................... 7 4 Material und Methoden .............................................................................................................. 9 5 Durchgeführte Tätigkeiten im Vergleich zu den Arbeitspaketen des bewilligten Arbeitsplanes ............................................................................................................................ 10 5.1 Arbeitspaket 1 - Beschaffung projektrelevanter historischer und moderner Papiere .............. 10 5.2 Arbeitspaket 2 - Konventionelle Papieranalytik im Hinblick auf Altersbestimmung ................ 11 5.3 Arbeitspaket 3 - Konventionelle Scanner basierende Strukturanalyse .................................... 13 5.4 Arbeitspaket 4 - Entwicklung einer mobilen Bildaufnahme ...................................................... 17 5.5 Arbeitspaket 5 - Korrelation Scanner basierter zu mobiler Bildgewinnung.............................. 18 5.6 Arbeitspaket 6 - Spektroskopische Analysen - Voruntersuchungen ........................................ 20 5.7 Arbeitspaket 7 - Spektroskopische Messungen der Referenzpapiere..................................... 24 5.8 Arbeitspaket 8 - Methodenentwicklung zur Altersbestimmung ................................................ 24 5.8.1 Spektroskopische Untersuchungen zur künstlichen Alterung von Papier ..................... 25 5.8.2 Spektroskopische Untersuchungen der natürlich gealterten Papiere ........................... 27 5.9 Arbeitspaket 9 - Bestimmung des 14C-Alters ausgewählter Projektpapiere ............................ 30 5.10 Arbeitspaket 10 - Erarbeitung einer Methodik zur Übertragbarkeit des 14C-Alters in reale Herstellungszeiträume ............................................................................................................... 33 5.11 Arbeitspaket 11 - Erarbeitung einer komplexen Methodik zur Erkennung von Papierfälschungen...................................................................................................................... 34 6 Wirtschaftliche Verwertung der Vorhabensergebnisse, aktualisierter Verwertungsplan ...................................................................................................................... 36 6.1 Zielgruppen für die wirtschaftliche Verwertung des FuE-Ergebnisses, Anwendungsbereiche................................................................................................................. 36 6.2 Schilderung der Markt- und Wettbewerbssituation ................................................................... 36 7 Veröffentlichungen................................................................................................................... 37 Literatur .............................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 1 Papieralterbestimmung Seite 1 von 39 Zusammenfassung Zielstellung Ziel des Forschungsvorhabens war es, eine umfassende Methodik zur Altersbestimmung von Papier zu entwickeln, um Fälschungen von historischen Dokumenten und Kunstwerken nachweisen und Plagiate aktueller Papierprodukte durch schnelle Strukturvergleiche erkennen zu können. Mit den Methoden, die nach Projektende zur Verfügung stehen, erhalten die Nutzer die Möglichkeit der modularen Verwendung der Methodik entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung (Überprüfung datierter Papiere; Erkennung von Plagiaten). Mit der wissenschaftlichen Angabe zu Herstellungszeiträumen und/oder Herstellern von fraglichen Papieren können derartige Untersuchungen künftig objektiviert werden und deutlich höhere Sicherheit geben. Ergebnisse Dem Anwender steht mit Projektende eine Methode aus konventionellen und neuen, für Papierüberprüfungen anwendbaren Analyseverfahren zur Verfügung. Diese gliedert sich in folgende Module: 1. Konventionelle Verfahren zum Nachweis von verschiedenen Faserstoffen, mineralischen und chemischen Inhaltsstoffe, die eine Datierung ermöglichen (wie beispielsweise Holzschliff/ Zellstoffe, synthetische Leimungsmittel oder optische Aufheller). 2. Die Strukturanalyse kann für einen großen Zeitraum der Papierherstellung durch Auswertung von Wasserzeichen sowie das Erkennen von Sieb-, Filz-, Walzen- oder Entwässerungssystemstrukturen u.ä. zur Überprüfung von Datierungen eingesetzt werden. Dabei ist es möglich, neben hochauflösenden Scannern auch einfache mobile Scanner bzw. Kameras zur Bildgewinnung einzusetzen und damit eine noch bessere Integration solcher Analysen in die Vorortermittlungen zu gewährleisten. Damit eröffnet sich für Firmen eine schnelle Möglichkeit des Abgleichs von Papierstrukturen und dem Aufdecken von Plagiaten. 3. Über den Einsatz verschiedener spektroskopischer Verfahren, wie NIR-, IR- und Ramanspektroskopie kann eine sehr umfangreiche Analyse der zu untersuchenden Papiere bezüglich stofflicher Zusammensetzung vorgenommen werden, die eine eindeutige Zuordnung zu Einsatzzeiträumen ermöglicht. Über IR-spektroskopische Auswertung spezieller Bandenintensitäten, die den oxydativen Abbau der Zellulose beschreiben, ist es möglich, Aussagen zum Alterungszustand der jeweiligen Papiere abzuleiten. Diese Ergebnisse müssen allerdings entsprechend der auf das Papier einwirkenden Umwelteinflüsse wie Lagerungsdauer, Temperatur, Licht aber auch pH-Wert des Papiers gewichtet werden. 4. Für Datierungen an Papieren, die insbesondere nach 1954 hergestellt wurden, steht mit der Ermittlung des 14C-Alters mittels AMS (Accelerator mass spektrometry) die Möglichkeit einer relativ exakten Datierung zur Verfügung. Sie ist sowohl an den Papieren möglich, wird jedoch noch genauer, wenn sie an aus Papieren extrahierter Stärke durchführt wird. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Schlussfolgerung Papieralterbestimmung Seite 2 von 39 Die neue komplexe Methode zielt auf die Nutzung in folgenden Bereichen: • Unterstützung der Ermittlungsarbeit der LKAs im Bereich Kunstdelikte und historische Dokumente; • Überprüfung der Echtheit von Papierdokumenten, die nicht auf sogenannten Wertpapieren mit speziellen Sicherheitsmerkmalen gedruckt werden. Das betrifft offizielle Dokumente wie beispielsweise Rezepte, Krankenscheine, Berechtigungsscheine für diverse finanzielle Leistungen verschiedener Behörden, Zollformulare, Testamente und Lotteriescheine. • Unterstützung der 15. Arzneimittelgesetz-Novelle in Bezug auf Arzneimittelsicherheit durch die Möglichkeit des Identifizierens falscher Beipackzettel und Schutz des Endkunden vor unkontrollierten Generika. • Sicherung der Absatzmärkte für Papierfabriken, die insbesondere in die Verpackung von Markenartikeln liefern. Durch den sehr hohen Zustrom von Plagiaten in diesen Bereichen (insbesondere im Pharmabereich und bei hochwertigen Kosmetika) verlieren Hersteller von Papieren und Kartonen im Verpackungs- und Druckbereich Marktpositionen, die insbesondere unter dem Aspekt der geringen Wachstumspotenziale dieser Branche standortsichernd sein können. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BMWI informiert, dass Produktpiraterie Wachstum und Arbeitsplätze gefährdet. In der heutigen hoch spezialisierten und global vernetzten Wirtschaft haben sich Produktfälschung und Markenpiraterie zu einer ernsten kommerziellen Bedrohung entwickelt. Die OECD geht von einem weltweiten Schaden für die Wirtschaft in Höhe von rund 150 Mrd. € aus. Entsprechend des Anteils am Welthandel ist Deutschland dabei mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von mindestens 15 Mrd.€ betroffen. Es sind nicht mehr nur Luxusgüter betroffen, sondern immer mehr normale Gebrauchs- und Investitionsgüter. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 2 Papieralterbestimmung Seite 3 von 39 Summary Objective Aim of the research project was to develop a comprehensive age determination method for paper materials to detect fake historical documents or works of art and identify counterfeit products in present markets by fast comparative structural analyses. The system of methods available at the end of the project can be used in modular form for specific tasks (age verification of dated papers; detection of counterfeit products). Scientifically grounded information about the manufacturing periods and/or producers of questionable paper products will make investigations in these areas more objective and their results clearly more reliable. Results The project has led to a system of methods that combines conventional and new analytical procedures suitable for paper materials and includes the following modules: 1 Conventional detection methods for fibrous materials, mineral and chemical ingredients that make it possible to determine the age of papers (for example mechanical/ chemical pulps, synthetic sizing agents or optical brighteners). 2 Structural analyses aimed at assessing watermarks or detecting the marks of wire, felt, roll or other dewatering components typically used in specific periods of papermaking make it possible to verify a given age. Images can be acquired by means of both high-resolution scanners and simple mobile scanners or cameras to make it easier to use and integrate the analyses in on-site investigations. This will enable companies to make fast comparisons of paper structures and to quickly identify counterfeit products. 3 The use of spectroscopic methods like NIR-, IR- and Raman spectroscopy permits comprehensive analyses of the material composition of papers making it possible to ascribe them to the periods in which the ingredients identified were used. Information about the ageing condition of papers can be derived from the IR spectroscopic analysis of band intensities characterizing the oxidative degradation of cellulose. However, these results must be weighted to adequately consider the effects of environmental and other factors like storage time, temperature, light or the pH of papers. 4 PTS-Forschungsbericht Especially for papers produced after the year 1954, the method of carbon-14 dating by Accelerator Mass Spectrometry (AMS) permits relatively accurate age determinations. Analyses can be performed directly on the paper material, but will be even more accurate when using starch extracted from it. www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Conclusions Papieralterbestimmung Seite 4 von 39 The new, complex methodology is intended for the following purposes and application areas: • Supporting Germany’s LKA’s (land offices of criminal investigation) in detecting art forgery and fake historical documents; • Checking the authenticity of paper documents that are not printed on security papers offering specific safety features. This refers especially to official documents like prescriptions, health insurance certificates, vouchers for grants from state authorities, customs forms, wills and lottery tickets. • Helping to enforce the 15th Amendment of the German Medicines Act (AMG) by identifying fake package inserts to increase the safety of pharmaceutical drugs and protect end users from getting unchecked generic drugs. • Securing the market for paper mills specialized in branded goods packaging. The vast increase of counterfeit goods in this market (especially packages for pharmaceutical and high-quality cosmetic products) causes packaging and printing paper and board producers to lose considerable market shares. Especially in view of the small growth potential in this segment, the test methods could help safeguard the future of production sites. In the new German states, quite a number of printing and pharmaceutical firms are SME. The project results are intended to help them secure or increase their market shares. According to the Federal Ministry for Economic Affairs and Energy, product piracy poses a major threat to economic growth and job safety in Germany. Especially in the highly specialized, globally networked economy we are living in today, product forgery and brand piracy are serious commercial risks. The OECD estimates the global economic damage caused by counterfeiting at around 150 billion €. In Germany these losses amount to at least 15 billion €, based on the country’s present share in the worldwide trade. The problem is no longer limited to luxury goods – ordinary consumer and capital goods are increasingly affected as well. Acknowledgeme nt PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 3 Papieralterbestimmung Seite 5 von 39 Technisch-technologische Zielstellung des Vorhabens Zielsetzung des Vorhabens Allgemein Papier wird in den meisten Fällen als Massenerzeugnis hergestellt und verwendet; bei speziellen Erzeugnissen oder Anwendungen kann es dennoch einen hohen materiellen Wert verkörpern und/oder auch von besonderer Bedeutung sein und dadurch Anlass zu Fälschungen bieten. Bedruckte und beschriebene Papiere wie Banknoten, Ausweise, Urkunden, Testamente und andere sicherheitsrelevante Dokumente können bei Fälschung immensen rechtlichen, finanziellen und moralischen Schaden bedeuten. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle u.ä. bekannter Künstler werden von Staatlichen Kunstsammlungen, in Auktionen, von Galerien und Privatpersonen bei Echtheit zu Preisen von z.T. weit über 100.000 € bis weit über 1 Mio € gehandelt. Der Kunstmarkt klagt in letzter Zeit, bedingt auch durch den Wunsch nach sicheren Geldanlagen in wertvolle Kunstobjekte, über ein enormes Ansteigen von Fälschungen, die z.T. durch organisierte kriminelle Gruppen in Umlauf gebracht werden [1]. Wirtschaft und Gesellschaft zeigen sich zunehmend besorgt über die hohe Anzahl an gefälschten Markenartikeln (insbesondere bei Medikamenten) durch Plagiate und gefälschte Dokumente, wie Lotteriescheine, Zollbanderolen etc. Es gibt momentan zahlreiche Aktivitäten, die Verbraucher vor derartigen Fälschungen künftig zu schützen [2]. Anlass zur Formulierung der Forschungsidee Zur Zeit kann in der Regel nur der Nachweis bestimmter Inhaltsstoffe bzw. Papierstrukturen, die im strittigen Zeitraum noch nicht Standard in der Papierherstellung waren, einen Fälschungsverdacht fundieren. Werden diese nicht nachgewiesen, ist eine Datierung nicht möglich. In der Mehrheit der untersuchten Objekte waren diese Möglichkeiten unbefriedigend und halfen bei der Erkennung von Fälschungen nicht weiter. Auf Nachfrage der ermittelnden Beamten der Landeskriminalämter wurde deshalb nach weiteren Möglichkeiten recherchiert, die bislang sehr unbefriedigende und z.T. sehr unsichere Altersdatierung von Papieren zu ergänzen und zu verbessern. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Ziele Papieralterbestimmung Seite 6 von 39 Ziel des beantragten Forschungsprojektes war die Entwicklung einer umfassenden Methodik der Altersbestimmung bei Papier zur Erkennung von Fälschungen. Neben der Altersbestimmung an historischen Dokumenten und Kunstwerken sollten ebenfalls Plagiate aktueller Papierproduktionen über schnelle Strukturvergleiche erkannt werden. Das Ziel sollte durch folgende Teilziele erreicht werden: • Entwicklung einer mobilen Bildgewinnung zur Strukturanalyse für eine schnelle Vorortanalyse bei Verdacht auf Fälschung • Erarbeitung einer Methode zur Altersbestimmung von Papieren durch spektroskopische Verfahren • Erarbeitung einer Methode zur Umsetzung eines mittels AMS gemessenen 14C-Alters von Papier in tatsächliche Herstellungszeiträume Mit den Methoden, die in den 3 Teilzielen erarbeitet wurden, wird den Nutzern die Möglichkeit eines modularen Einsatzes der Methoden in Abhängigkeit der Fragestellung, der Überprüfung datierter Papiere bzw. der schnellen Erkennung von Plagiaten, wie im folgendem Schema dargestellt, an die Hand gegeben. Mit den wissenschaftlichen Methoden können derartige Untersuchungen künftig objektiviert werden und es kann eine deutlich höhere Sicherheit bei der Angabe zu Herstellern und Herstellungszeiträumen von fraglichen Papieren erzielt werden. Schematische Darstellung des Einsatzes der Methoden zur Erkennung von Fälschungen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 4 Papieralterbestimmung Seite 7 von 39 Darstellung der erzielten Vorhabensergebnisse Strukturanalyse mittels Bildanalysesystem DOMAS Standardmäßig wird das Bildanalysesystem DOMAS bereits seit Jahren zur Bewertung von Papierstrukturen eingesetzt. Die Kopplung dieser Analyse mit dem systematischen Auffinden spezifischer herstellungsbedingter Besonderheiten in Oberfläche- und Gefügestrukturen ermöglicht die Nutzung dieses Tools bei Datierungsuntersuchungen bzw. beim Aufdecken von Fälschungen und Plagiaten. Das Auffinden von Sieb- oder Filzstrukturen, blind gelochter Walzenfertigungen, versetzter Bohrlöcher im Pressnip oder spezieller Trockensiebstrukturen sind Beispiele für die Möglichkeit, diese Strukturen speziellen Herstellungszeiträumen des Papiers zuzuordnen [3]. Im Rahmen des Projektes wurden diese Untersuchungen insbesondere über die große Anzahl historischer, datierter Papiere verfeinert und validiert. Mobile Bildgewinnung Vor Projektbeginn war die Analyse an ortsgebundene, kalibrierte, hochauflösende Scanner gebunden. Im Ergebnis der Projektarbeiten konnte nachgewiesen werden, dass es möglich ist, mit einem Standardequipment der Ermittler auch vor Ort Bilder über unterschiedlichste Scannertypen bzw. Kameras aufzunehmen, die mittels DOMAS wie oben beschreiben auswertbar sind. Dadurch werden Voraussetzungen geschaffen, diese Methode in deutlich höherem Umfang zum Erkennen von Fälschungen bzw. Überprüfungen von Datierungen einzusetzen, als es durch die stationäre Methode der Fall sein kann. In den meisten Fällen ist noch eine Bildnachbearbeitung notwendig, die jedoch zentral durch entsprechendes Fachpersonal geleistet werden kann, welches auch die Strukturen mit vergleichbaren Strukturen von Papieren der künftig fortzuschreibenden Datenbank abgleichen kann. Letzteres ist insbesondere ein Tool zum Auffinden von Plagiaten. Spektroskopisch e Analyse der Papierzusammensetzung In den spektroskopischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass sich insbesondere mit der IR- und Raman-Spektroskopie die chemische Zusammensetzung der Papiere sehr genau bestimmen lässt. Die folgenden wesentlichen Ergebnisse bzw. neuen Erkenntnisse wurden dabei erzielt: • Es konnte gezeigt werden, dass durch die Auswertung der zweiten Ableitungen von IR-Spektren auch chemische Substanzen mit sehr geringen Gehalten sicher erkannt werden können, insbesondere Stärke und Harzleimungsmittel. • Die oberflächensensitiven ATR-IR-Messungen zeigten, dass sich die chemische Zusammensetzung der Papieroberseiten signifikant vom Gesamtpapier unterscheiden kann. Dadurch können Hinweise zur Herstellungsart und letztendlich zum Herstellungszeitraum gewonnen werden. • Durch hoch ortsaufgelöste Raman-mikroskopische Messungen konnte gezeigt werden, dass Papier nicht nur aus den bewusst zugesetzten Inhaltsstoffen besteht. Daneben findet man im Papier Substanzen, die mit den Hauptbestandteilen hineingetragen werden, die während der Papierherstellung aus anderen Verbindungen entstehen oder beim Gebrauch bzw. bei der Alterung ins Papier gelangen. Durch die Detektion dieser Spurensubstanzen können zusätzliche aussagekräftige und letztendlich beweiskräftige Informationen zur Herstellungsart und –zeit gewonnen werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Spektroskopisch e Analyse der Papieralterung Papieralterbestimmung Seite 8 von 39 Die für den oxydativen Abbau der Cellulose charakteristische Bande bei 1720 cm-1 wurde in den IR-Spektren aller historischen Referenzpapiere beobachtet. Die Größe der entsprechenden Bandenfläche ist ein Maß für den Grad des Abbaus, der durch verschiedene Parameter, wie Zeit, pH-Wert, andere chemische Substanzen und Umwelteinflüsse beeinflusst wird. Aus den Ergebnissen der IR-spektroskopischen Untersuchungen zur natürlichen Papieralterung ergeben sich folgende Schlußfolgerungen: • Der Grad des oxydativen Abbaus der Cellulosefasern ist anhand der Bandenintensität bei 1720 cm-1 abschätzbar. Die absoluten Intensitätsänderungen sind signifikant, aber absolut sehr gering. • Der oxydative Abbau wird ganz offensichtlich vor allem durch den pH-Wert bzw. die chemische Zusammensetzung der Papiere bestimmt. Eine zeitabhängige Änderung konnte bei den Untersuchungen zur künstlichen Alterung ebenfalls nachgewiesen werden, die aber sehr gering ist. • Die höchsten Intensitäten der Analysebande bei 1720 cm-1 wurden für Papiere mit sehr niedrigen pH-Werten gefunden, unabhängig vom Papieralter. Für die Einschätzung des Papieralters müssen neben der Intensität der Analysebande bei 1720 cm-1 die anderen genannten Parameter mit berücksichtigt werden. 14 C-Altersbestimmung von Papier Die prinzipielle Machbarkeit der Altersbestimmung von Papieren über das 14CAlter der darin enthaltenen Stärke oder des Faserstoffs konnte gezeigt werden. Die Methode kann unter den folgenden Voraussetzungen angewendet werden: PTS-Forschungsbericht • Sichere Analysen sind für den Zeitraum nach 1954 möglich (Beginn der Abklingkurve der 14C-Belastung nach Ende der überirdischen Atomtests) • Es kann ausreichend Probenmaterial entnommen werden (ca. 2 g) • Für die Altersbestimmung über die Stärke müssen die Papiere genügend Stärkeenthalten, die extrahiert werden kann. www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 5 Papieralterbestimmung Seite 9 von 39 Material und Methoden Projektpapiere Für die Untersuchungen standen ca. 200 verschiedene Papiere unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung und Herstellungszeiträume zur Verfügung. Sie stammten aus unterschiedlichen Quellen wie Bibliotheken und Archiven (Ankauf über Leistung Dritter durch den Sachverständigen Dr. Dietz), der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig und dem Zentrum für Bucherhaltung Leipzig. Die Papiere waren alle datiert. Konventionelle Papieranalytik • • • Faserstoffanalyse nach TAPPI T 401om-03 Füllstoffgehaltsbestimmung nach ISO 1762 und 2144 pH-Wert nach ISO 6588 Strukturanalyse • Epson PerfectionV750pro Scanner im Durchlichtmodus mit 600dpi, 24bit Farbe, Kamera Kodak 5X IS DOMAS3.0-Software • • Künstliche Papieralterung Die künstliche Alterung von Papieren wurde nach der DIN-Norm ISO 5630-3 bei einer Temperatur von 80 °C sowie einer relativen Luftfeuchte von 65 % in einem Klimaschrank VC 4033 (Vötsch Industrietechnik) vorgenommen. Die Alterungsdauer betrug 3, 6, 12, 24 und 36 Tage. Nach jeder Alterungsperiode wurde eine Probe von den Papieren genommen und spektroskopisch untersucht. IR-Spektroskopie Die IR-spektroskopischen Messungen erfolgten mit einem FT-IR-Spektrometer Tensor 27 (Bruker Optics GmbH) mit einer ATR-Einheit (Attenuated Total Reflectance). Für jede Papierprobe wurden an beiden Seiten je drei IR-Spektren gemessen und für jede Seite ein Mittelwertspektrum gebildet. NIRSpektroskopie Die NIR-spektroskopischen Messungen erfolgten mit einem FT-NIRSpektrometer Vector 22/N (Bruker Optics GmbH) unter Verwendung eines Integrationsmoduls in diffuser Reflexion. Für jede Papierprobe wurden an den beiden Seiten je drei NIR-Spektren gemessen und für jedes Papier ein Mittelwertspektrum gebildet. RamanSpektroskopie Die Raman-Messungen wurden mit einem Raman-Mikroskop HoloLab Series 5000 (Kaiser Optical Systems) durchgeführt. Es wurde ein 785 nm Laser verwendet und die Laserleistung an der Probe betrug zwischen 10 bis 30 mW. Es wurden nur an ausgewählten Proben Raman-Messungen durchgeführt. 14 Die 14C-Altersbestimmungen wurden vom Leibniz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung der Universität Kiel an der AMS (Accelerator mass spektrometry) durchgeführt. Die Proben wurden in einer mit CuO und Silberwolle gefüllten Quarzampulle bei 900 °C zu CO2 verbrannt. Das entstandene CO2 wurde anschließend mit H2 bei 600 °C über einen Eisen-Katalysator zu Graphit reduziert und das EisenGraphit-Gemisch in einen Probenhalter für die 14C-Messung gepresst. C Bestimmungsmethode PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 6 Papieralterbestimmung Seite 10 von 39 Durchgeführte Tätigkeiten im Vergleich zu den Arbeitspaketen des bewilligten Arbeitsplanes 6.1 Arbeitspaket 1 - Beschaffung projektrelevanter historischer und moderner Papiere Beschaffung der Papiere Für die Methodenentwicklung wurden Papiere unterschiedlichen Alters und Zusammensetzung mit zuverlässiger Datierung der Herstellung beschafft. Die Papiere stammten aus folgenden Quellen: • • • antiquarische Beschaffung Deutsche Nationalbibliothek Leipzig Zentrum für Bucherhaltung Leipzig (ZfB) Die Papiere wurden gesichtet und entsprechend den aufgedruckten oder aufgeschriebenen Jahresangaben und dem erkennbaren Verwendungszweck bezeichnet. Die Papiere wurden für jedes Jahr durchnummeriert und, nach Jahrzehnten zusammengefasst, in Sammlungskarton abgelegt. Bewertung und Einteilung der Papiere Folgende Bezeichnungen wurden für die Art der Papiere verwendet. DP BP SP ZP SO PWZ AQ VP Druckpapiere (z.B. Rechnungen) Buchpapiere Schreibpapiere Zeitungspapiere andere Papiere Postwertzeichenpapiere Aquarellpapiere Verpackungspapiere Die Bezeichnung eine Papierprobe lautete dann z.B. 1890_03_BP für „dritte Probe eines Buchpapiers von 1890“. Jahrgänge und Anzahl der Papierproben Das älteste Papier stammte von 1560. Jedoch lagen für die frühen Jahrgänge bis 1890 nur sehr vereinzelt Proben vor. Ab 1890 bis 2000 waren für jedes Jahrzehnt ca. 5 bis 10 Papiere vorhanden. Insgesamt wurden ca. 200 Papierproben untersucht. Datenbank Zur Speicherung und Ordnung aller Angaben zu den Papierproben und der gewonnenen Ergebnisse wurde auf der Basis der Excel-Software eine Datenbank erstellt. Die allgemeine Struktur der Datenbank ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Allgemeine Angaben Spektroskopische Analyse Konventionelle Charakterisierung Probe Faserst. Faserst. Status Herkunft Land Füllst. Leim Andere pH DP Füllst. Struktur 14 Andere Es wurde eine repräsentative Sammlung von Referenzpapieren mit definierten Altersangaben erstellt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de C S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 11 von 39 6.2 Arbeitspaket 2 - Konventionelle Papieranalytik im Hinblick auf Altersbestimmung Charakterisierun g Für ausgewählte Papiere wurden zur umfassenden Charakterisierung mit den bisher angewendeten konventionellen Methoden verschiedene Papierparameter bestimmt. Bestimmte Parameter Es wurden folgende Analysen durchgeführt bzw. Parameter bestimmt: Faserstoffanalyse Bei den Faserstoffen ist im Wesentlichen mit folgenden Faserstoffarten zu rechnen: Hadernfaserstoff aus Textilien, Zellstoff aus Holz und Holzstoff. Die Analyse auf diese drei Faserstoffarten wurde für alle Papierproben IR- und NIRspektroskopisch durchgeführt. • • • • mikroskopische Faserstoffanalyse (nach TAPPI T401om-03) Kaolin- und Talkum-Gehalt pH-Wert Polymerisationsgrad (DP) Für ausgewählte Proben wurden die spektroskopischen Ergebnisse durch eine mikroskopische Faserstoffanalyse nach TAPPI überprüft. Mit dieser Analysenmethode lässt sich auch eine noch detailliertere Differenzierung der Faserstoffe vornehmen, z.B. in Laub- und Nadelholzzellstoff oder Baumwoll- und Leinenfasern. Füllstoffgehalt Kaolin und Talkum Alte Papiere, insbesondere die ab ca. 1810 bis in die 1980er Jahre hergestellten „sauren“ Papiere enthalten als weißen Füllstoff Kaolin und in wenigen Fällen auch Talkum. Für die Bestimmung des quantitativen Gehalts an Kaolin und Talkum wurde eine bereits vorhandene NIR-Bestimmungsmethode verwendet [4]. In den meisten Fällen betrug der Kaolingehalt ca. 10 %. Die höchsten Gehalte lagen bei max. 25 %. In einigen Papieren wurde Talkum nur als Spuren gefunden. In den wenigen Fällen, wo Talkum direkt als Füllstoff zugesetzt wurde betrug der Gehalt ca. 5 %. Es konnte kein signifikanter Trend einer Zu- oder Abnahme des Füllstoffgehalts in Abhängigkeit zum Herstellungsjahr der Papiere festgestellt werden. Die wenigen untersuchten Papiere, die vor 1880 hergestellt wurden, enthielten praktisch keine Füllstoffe. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch pH-Wert Papieralterbestimmung Seite 12 von 39 Der pH-Wert von Papier beeinflusst wesentlich die chemischen Veränderungen des Faserstoffs und damit die Alterung von Papier. Vor allem saure pH-Werte beschleunigen chemische Oxidationsprozesse in den Cellulosefasern. Frühere Untersuchungen haben gezeigt das alte Papiere oft pH-Werte unter 6 besitzen [5]. Besonders ab ca. 1820 mit der flächendeckenden Einführung der sauren Harzleimung sind viele Papiere sehr „sauer“ mit pH-Werten von unter 5. Erst ab den 1980er Jahren wurde die Papierproduktion auf das basische Herstellungsverfahren umgestellt. Die pH-Werte der modernen Papiere liegen daher meist über 6. pH-Wert Der beschriebene Trend für den pH-Wert von Papier wurde in den durchgeführten Untersuchungen bestätigt. Das folgende Diagramm zeigt ausgewählte Bespiele für die bestimmtem pH-Werte in Abhängigkeit vom Herstellungsjahr. 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 1560 1808 1886 1907 1938 1975 1982 2012 Herstellungsjahr des Papiers Polymerisationsgrad (DP) Der Polymerisationsgrad (DP) gibt die durchschnittliche Anzahl von Monomeren in der Cellulosemolekülkette an und ist ein Maß für den chemischen Abbau der Cellulose. Die Ausgangswerte für unabgebaute Cellulose liegen zwischen 1000 und 2000. Aus den Ergebnissen der Polymerisationsgradbestimmung konnten keine eindeutigen definierten Korrelationen zwischen dem Polymerisationsgrad und dem Herstellungsalter der Papiere festgestellt werden. Das liegt vor allem daran, dass der Abbaugrad der Cellulosefasern mehr vom pH-Wert und den unterschiedlichen Umwelteinflüssen während eines „Papierlebens“ abhängt. Die niedrigsten DP-Werte von 300 bis 400 wurden für Papiere mit einem pH-Wert von unter 5 bestimmt. Papiere mit einem pH-Wert über 6 zeigten DP-Werte von 600 bis 700. Status Die vorgesehenen Arbeiten wurden vollständig durchgeführt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 13 von 39 6.3 Arbeitspaket 3 - Konventionelle Scanner basierende Strukturanalyse Aufgabenstellun g Anhand einer systematischen Auswahl von Projektpapieren sollte die Möglichkeit einer Datierung über das Auffinden herstellungsbedingter Papierstrukturen und ihre Zuordnung zu Herstellungszeiträumen der Papiere untersucht werden. Die exakte vorgegebene Datierung der Projektpapiere diente dabei als Validierungsinstrument. Systematische Papierauswahl Für die Auswertungen wurden – so vorhanden und geeignet – pro Jahrzehnt jeweils 10 Papiere für die Untersuchungen ausgewählt. Letztendlich papierstrukturanalytisch ausgewertet, wurden im Rahmen dieses Teils der Untersuchungen 88 Papierproben. Methodisches Vorgehen Herstellungsbedingte Papierstrukturen stellen minimale Papierdickenunterschiede bzw. Füllstoffgehaltsabweichungen dar, die bei der Faserablage auf dem Papiermaschinensieb bzw. bei der sich anschließenden Entwässerung der Papierbahn entstehen. Bei der Papierstrukturanalyse werden entsprechende Markierungen aus den Scans der Papierproben mittels einer Fast Fourier Transformation (FFT) in ausgewählten Wellenlängenbereichen herausgefiltert. Abhängig von ihrer Wellenlänge und Struktur lassen sich diese bestimmten Markierungsverursachern, wie z. B. Entwässerungswalzen oder Bespannungen der Papiermaschine, zuordnen. Sind diese eindeutig bestimmt, kann über Patentanmeldungen, Gesetze, Umweltauflagen etc. eine Eingrenzung des Herstellungszeitraumes erfolgen. Die ausgewählten historischen Papiere wurden an vier Stellen in der Größe 100 x 100 mm mit einem Epson PerfectionV750pro Scanner im Durchlichtmodus mit 600dpi, 24bit Farbe gescannt. Die Papierstrukturauswertungen erfolgten mit der aktuellen DOMAS3.0-Software. Für die eigentlichen DOMAS-Auswertungen wurde aus diesen Originalscans anschließend mittels PhotoshopCS3 ein zumeist mittig platzierter 30 x 30mmAusschnitt in 300dpi erzeugt. An diesen erfolgte dann die Papierstrukturanalyse. Um den Informationsgehalt der rücktransformierten Bilder zu erhöhen, wurden die Strukturbilder vereinzelt mit PhotoshopCS3 nachbearbeitet. Zeigte sich vorab, dass einzelne Scans zu hell oder dunkel waren, wurde bei diesen bereits vor den DOMAS-Untersuchungen eine digitale Helligkeits- und Kontrastveränderung vorgenommen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Ergebnisse Papieralterbestimmung Seite 14 von 39 Die angegebenen Papierdatierungen konnten (mit einer Ausnahme) bei allen 88 untersuchten Papieren durch die Ergebnisse der Strukturanalyse bestätigt werden. Nicht wenige der gescannten/für die Untersuchung bereitgestellten Scans waren zu dunkel oder zu hell. Teilweise ermöglichte eine Bildnachbearbeitung bei diesen dann doch noch eine Untersuchung. Durch Weiterentwicklung bzw. Optimierung der durch den Scanner erzeugten Bildaufnahme besteht hier künftig noch Verbesserungspotenzial. Farbintensive Bedruckungen beeinträchtigen immer die Bildaufnahmequalität. Sofern die Musterpapiere über eine aufgedruckt Linierung verfügten, bestand diese überwiegend aus Punktierungen im regelmäßigen Abstand. Diese wurden dann häufig im Wellenlängenbereich der Sieb- und Filzmarkierungen als besonders starke regelmäßige Struktur erkannt. Auch bei Verwendung von Schreibmaschinen und Computerbedruckung, überlagerten die Buchstaben wegen der regelmäßigen Buchstaben- und Zeilenabständen häufig Saugwalzenmarkierungen. Überraschend war, dass sich markierungsrelevante technische Neuerungen erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung in den Papieren feststellen ließen. Dies könnte daran liegen, dass es sich bei den gewählten Papierproben zumeist um „Feinpapiere“ handelte, bei denen papiermaschinenbautechnisch kein Risiko eingegangen wurde bzw. Neuerungen erst dann eingeführt wurden, wenn sie sich bei markierungsunempfindlicheren Sorten bewährt hatten. Möglicherweise ist dies aber auch damit zu erklären, dass die untersuchten Papiere eher auf kleineren, langsamer laufenden (auf kleinere individuelle Produktionsmengen abgestimmt), möglicherweise älteren Maschinen hergestellt wurden. Zur Überprüfung dieser These könnten vergleichbare Untersuchungen an z.B. Tageszeitungspapieren wiederholt werden. Vor dem PaSec-Projekt war hypothetisch angenommen worden, dass sich bezogen auf den Untersuchungszeitraum eine rückläufige/verringernde Markierungsintensität, infolge der immer feiner werdenden Siebe etc. feststellen lassen ließe. Dies bestätigte sich so nicht eindeutig. Zwar läuft die Markierungsintensität insgesamt zurück (ein Papier aus den 1990er-Jahren weist insgesamt weniger Markierungen/Struktur auf als ein Papier aus den 1910er-Jahren), doch lässt sich eine „Wellenbewegung“ feststellen, die ungefähr auch mit den markierungsrelevanten technischen Innovationen korrespondiert. Eine belastbare Schlussfolgerung wäre aber sicher erst nach einer nochmaligen umfangreichen Einzelobjektbegutachtung möglich. Hierbei sollten auch die Rahmenbedingungen (Papierart, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation z.B. im Zusammenhang mit 1. und 2. Weltkrieg etc.) mit berücksichtigt werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung FFTAmplitudenbereich der 15 stärksten Papierstrukturen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Seite 15 von 39 S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Wellenlängenber eiche der der 15 stärksten Papierstrukturen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Seite 16 von 39 S. Pensold, E. Pigorsch Status Papieralterbestimmung Seite 17 von 39 Die vorgesehenen Arbeiten wurden vollständig durchgeführt. 6.4 Arbeitspaket 4 - Entwicklung einer mobilen Bildaufnahme Ausgangssituati on Zu dem Strukturanalysemodul DOMAS sollte ein mobiles Bildgewinnungssystem entwickelt werden, dessen Bilder nach Anpassung analog zum Scanner gestützten System auswertbar sind. Ziel war es dabei ursprünglich, hochauflösende Kameras bzw. Handytypen vorrangig einzubeziehen, da sie Standardausrüstung bei Ermittlern sind. Bei der Diskussion während des Kick-offMeetings zum Projekt und einer Umfrage unter den LKAs wurde jedoch die Verwendung von stationären bzw. mobilen Scannern als wichtige Möglichkeit, die im Rahmen von Ermittlungen zu Fälschungen zur Verfügung stehen, bestätigt. Ringversuch Es wurde deshalb verabredet, dass 6 verschiedene Papiere an die entsprechenden Einrichtungen der LKAs Bayern, Berlin und Sachsen sowie an der Forschungseinrichtung mit je nach Verfügbarkeit unterschiedlichen Scannern entsprechend einer festgelegten Prozedur gescannt werden und eine vergleichende Strukturanalyse durchgeführt wird, um zu ermitteln, ob die unterschiedlichen, im Einsatz befindlichen mobilen Bildaufnahmesysteme geeignet sind, vergleichbare Strukturanalysen durchzuführen. Die 6 Papiere wurden aus unterschiedlichen Herstellungszeiträumen (aus 1956, 1969, 2010 und 2012) und Sorten (Schreibpapier, Vorsatzpapier, gestrichene Druckpapiere und sonstige Qualitäten) ausgewählt und entsprechende Muster den technischen Abteilungen der Kriminaltechniken bei den LKAs Bayern, Berlin und Sachsen zur Verfügung gestellt. Die Scanns erfolgten an unterschiedlichen Scannern (z.T. auch mehreren Typen innerhalb einer Einrichtung). Parallel wurden die gleichen Muster an der Forschungseinrichtung mittels Scanner und Kamera aufgenommen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Ergebnisse Papieralterbestimmung Seite 18 von 39 Diese Scans wurden zunächst mittels Photoshop auf 300 dpi heruntergerechnet und aus diesen wurde dann jeweils aus der Bildmitte ein neues 3x3 cm großes Digitalbild erstellt. Hierdurch sollten nahezu identische Papierscans für die Auswertungen zur Verfügung stehen, bei denen die Einflüsse der Papierproben vernachlässigbar sind. Aus anderen Gründen problematisch waren hierbei die Bilder von der PTSKamera, da diese nicht maßstäblich waren. Hierbei wurde auf Basis des mitfotografierten 10×10 Rahmens die maßstäbliche Größe eingestellt. Anschließend wurde mit diesen Kamerabildern mit der gleichen Prozedur wie schon bei den Scans verfahren. Status • Nach Auswertung der mit dieser Methode untersuchten Ergebnisse scheinen alle für diese Versuche verwendeten Bilderfassungsgeräte geeignet. Mit allen werden Markierungen erfasst und Auswertungen selbiger sind möglich. • Unterschiede zeigten sich vor allem in Bezug auf die FFTAmplitudenhöhen. Der Arcus-Scanner Berlin generierte hier überdurchschnittlich hohe Amplituden. Hohe FFT-Amplituden bzw. eine große Schwankungsbreite selbiger sorgen aber nicht automatisch für mehr erkannte Markierungsgruppen, wie dieser Test zeigte. Generell scheinen die Epson-Scanner mehr geglättete Bilder zu produzieren. Hierdurch sollte man annehmen, dass der Unterschied zwischen Markierung und Rauschen dann nicht mehr so groß ist, was zu weniger Markierungen führen würde. Dies bestätigte sich so aber nicht. • Bei den Aufnahmen der PTS-Kamera wurden relativ gesehen weniger Markierungen detektiert, doch auch hier war der Unterschied nicht signifikant. • Die PTS-Scans erscheinen, rein optisch verglichen, dunkler als die übrigen. Möglicherweise liegt hierin die Ursache für die Abweichungen. Die geplanten Arbeiten und Projektergebnisse wurden erreicht. 6.5 Arbeitspaket 5 - Korrelation Scanner basierter zu mobiler Bildgewinnung Ziele In diesem Arbeitspaket sollten die Ergebnisse der Strukturanalysen, die mit Aufnahmen an den unterschiedlichen mobilen Systemen ermittelbar sind, mit denen eines eingerichteten und kalibrierten Scannersystems abgeglichen werden. Letzterer war der Scanner an der Forschungseinrichtung Epson PerfectionV750pro (siehe 5.3) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Ergebnisse Papieralterbestimmung Seite 19 von 39 Nach Auswertung der Scans gleicher Papierproben von unterschiedlichen Bildaufnahmemethoden konnten mit den gewählten Prüfverfahren keine signifikanten Einschränkungen festgestellt werden, die das PaSec-Verfahren (Bildaufnahme an verschiedenen Orten mit verschiedenen Geräten) prinzipiell infrage stellen. Die unterschiedlichen Bildaufnahmeverfahren erzeugen Bilder mit unterschiedlichen FFT-Amplitudenhöhen. Diese waren teilweise auch innerhalb gleicher Papierproben und bei gleichem Bildaufnahmegerät relativ hoch. Die Ursache hierfür ist momentan nicht ersichtlich, so dass ggf. auch von Bedienfehlern etc. ausgegangen werden muss. Es sollten daher die zu prüfenden Papiere immer von beiden Papierseiten und an mehreren Stellen erfasst werden (Statistik!). Bezogen auf die rücktransformierten Strukturen waren diese bei den mit den Basiseinstellungen erzeugten Bildern teilweise nur schwer zu sehen. Mit einer Bildnachbearbeitung dieser rücktransformierten Bilder waren diese besser sichtbar. Ursache hierfür ist vermutlich, dass die Bilder „zu hell“ gescannt werden. Sofern eine Kontrastverstärkung notwendig sein sollte, sollte diese daher schon vor der DOMAS-Analyse stattfinden. Die Verwendung weiterer bzw. alternativer Papiervergleichskriterien (Papierfarbe und Texturparameter) sind als Kriterien bei unterschiedlichen bzw. nicht „geeichten“ Bildaufnahmegeräten nicht zulässig. Es sollte geschaut werden, ob es weitere (automatisierte) Verfahren gibt, die durch den Ringversuch gelieferten Papierstrukturinformationen zu bewerten, da die gewählten Auswerteverfahren während der Tests auch ihre Einschränkungen zeigten. Status Die vorgesehenen Arbeiten wurden vollständig durchgeführt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 20 von 39 6.6 Arbeitspaket 6 - Spektroskopische Analysen - Voruntersuchungen Ziele Für eine genaue spektroskopische Charakterisierung der Papiere ist es notwendig, Voruntersuchungen zur spektroskopischen Detektierbarkeit von Inhaltsstoffen und chemischen Strukturänderungen durchzuführen. Dazu wurden IR-, NIR- und Raman-Spektren von Papieren mit bekannter Zusammensetzung sowie von reinen Papierinhaltsstoffen aufgenommen und analysiert. Die folgenden Ergebnisse sollten die Grundlage für die Analyse der alten Referenzpapiere bilden: • • • IR-Spektren der Faserstoffe Datenbank von Referenzspektren Kenntnisse zur spektroskopischen Nachweisbarkeit der Stoffe in Papieren Vorgehensweisen zum Sichtbarmachen und zur Analyse von nur geringen chemischen Strukturänderungen Die folgende Abbildung zeigt die IR-Spektren von den Faserstoffarten Baumwolle (Hadern), Zellstoff aus Holz und von Holzstoff. Die Spektren sind sich sehr ähnlich und zeigen im Wesentlichen die charakteristischen Banden der Cellulose. Die größten Unterschiede beobachtet man im Spektrum von Holzstoff, durch die Banden des Lignins, insbesondere bei 1733 und 1508 cm-1. Eine weitere Unterscheidung zwischen Baumwollzellstoff und Holzzellstoff ist nur durch die Bildung der 2. Ableitung möglich, wie es in der folgenden Abbildung dargestellt ist. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Raman-Spektren der Faserstoffe Papieralterbestimmung Seite 21 von 39 Die folgenden Abbildungen zeigen die Raman-Spektren Baumwolle (Hadern), Laubholzzellstoff und Nadelholzzellstoff. Die Raman-Spektren der Faserstoffe zeigen nicht die in den IR-Spektren intensiven OH-Schwingungsbanden der Cellulosemoleküle und des adsorbierten Wassers. Dadurch sind andere Banden besser beobachtbar und eindeutige Differenzierungen der sehr ähnlichen Faserstoffe aus Baumwolle, Laubholz und Nadelholz möglich. Das Raman-Spektrum von Holzstoff ist hier nicht dargestellt. Es unterscheidet sich deutlich von den Spektren der anderen Faserstoffe, durch die intensiven C=C und aromatischen Banden bei 1662 bzw. 1602 cm-1. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 22 von 39 NIR-Spektren der Die Faserstoffe lassen sich auch anhand der NIR-Spektren differenzieren und Faserstoffe identifizieren. Jedoch sind die spektralen Unterschiede sehr gering und in den unbehandelten Spektren nicht bzw. nur schwer erkennbar. Eine eindeutige Identifizierung ist nur über die 2. Ableitung der NIR-Spektren möglich, wie es in der folgenden Abbildung dargestellt ist. Spektrenbearbeitung zur Analyse Die genaue Analyse der Spektren erfolgte mit verschiedenen Methoden der Spektrenbearbeitung. Neben der hier bereits dargestellten Bildung der zweiten Ableitung können weitere Spektrenbearbeitungen, wie die Normierung und die Differenzbildung angewendet werden. Differenzbildung von Spektren Durch die Bildung der Differenz zwischen einem Papierspektrum mit verschiedenen Inhaltsstoffen und dem Spektrum des reinen Faserstoffs können in vielen Fällen das sonst verdeckte Spektrum der Inhaltstoffe direkt sichtbar gemacht werden. Dies ist im folgenden Beispiel dargestellt. Die Abbildung zeigt die IRSpektren einer Papierprobe und von reinem Zellstoff. Im Papierspektrum erkennt man außerdem die charakteristischen Banden des Füllstoffs Calciumcarbonat bei 1796, 1426 und 871 cm-1. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 23 von 39 Differenzspektrum Die Differenz aus dem Papierspektrum und dem Zellstoffspektrum zeigt deutlicher die Banden des Calciumcarbonats und jetzt auch die vorher verdeckten charakteristischen IR-Banden von Stärke bei 2929, 1148, 1082, 998 und 762 cm-1. Bildung der 2. Ableitung Durch die Bildung der 2. Ableitung von Spektren können überlappte und teilweise verdeckte Banden aufgelöst werden und so erst bzw. besser bestimmten Papierinhaltsstoffen zugeordnet werden. Die folgende Abbildung zeigt die 2. Ableitung der beiden Beispielspektren. Jetzt sind die beiden Banden der Stärke bei 1080 und 998 cm-1 eindeutig erkennbar. Status Die Datenbank der Referenzspektren wurde erstellt. Die erarbeiteten Vorgehensweisen zum Sichtbarmachen und zur Analyse von nur geringen chemischen Strukturänderungen bilden die Grundlage für die Analyse und Bewertung der historischen Referenzpapiere. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 24 von 39 6.7 Arbeitspaket 7 - Spektroskopische Messungen der Referenzpapiere Messung der IR- und NIRSpektren Es wurden von allen ca. 200 Referenzpapieren die IR- und NIR-Spektren gemessen. Zur repräsentativen Bewertung der Papiere wurden auf jeder Papierseite an drei verschiedenen Stellen Spektren aufgenommen. Messung der Raman-Spektren An ausgewählten Papieren wurden Raman-Messungen durchgeführt. Das waren zum einen Einzelspektren von den Papieroberflächen. Zum anderen wurden an einigen Papieren auch Raman-Imaging-Messungen am Querschnitt durchgeführt. Dadurch ist eine detailliertere Analyse der chemischen Zusammensetzung der Papiere möglich. Bewertung und Bearbeitung der Spektren Alle gemessenen Spektren wurden dahingehend bewertet, ob sie eine ausreichende Qualität besitzen und ob die Einzelspektren repräsentativ für das ganze Papier sind oder nur eine bestimmte Stelle bzw. Verunreinigung auf dem Papier darstellen. Erst wenn diese beiden Kriterien erfüllt waren, wurden aus den Einzelspektren Mittelwertspektren gebildet. Alle Spektren wurden in die Datenbank abgelegt. Status Die gemessenen Referenzspektren bildeten die Grundlage für die weitere Auswertung und die Methodenentwicklung zur Bewertung des Papieralters. 6.8 Arbeitspaket 8 - Methodenentwicklung zur Altersbestimmung Einleitung Die Bewertung des Alters von Papieren mittels spektroskopischer Methoden soll auf zwei Wegen erfolgen. Zum einen lassen sich die Papiere durch eine genaue Detektion und Identifizierung von Inhaltsstoffen bestimmten Herstellungszeiträumen zuordnen bzw. vorliegende Zuordnungen überprüfen. Zum anderen können Abbauprodukte des Faserstoffs spektroskopisch nachgewiesen werden und prinzipiell auch quantifiziert werden. Der natürliche Alterungsprozess von Papier wird durch mehrere chemische Vorgänge, wie Oxidation, Hydrolyse und Depolymerisationsvorgänge bestimmt, die strukturelle Veränderungen und den Abbau der Cellulose bzw. anderer Faserstoffe bewirken [6]. Als Auslöser für die chemischen Reaktionen kommen folgende Einflüsse in Frage: die Papierinhaltsstoffe, die wiederum andere chemische Parameter, wie den pH-Wert, beeinflussen, Umwelteinflüsse (Feuchtigkeit, UV-Strahlung, Temperatur u.a.) sowie natürliche Abbauvorgänge. Alle diese Einflüsse müssen bei der Bewertung des Alterungszustandes und bei den Schlussfolgerungen zum Alter des Papiers berücksichtigt und gewichtet werden. Zur Ermittlung bzw. zur Bewertung der chemischen bzw. spektroskopischen Veränderungen wurden u.a. Untersuchungen zur künstlichen Alterung von Faserstoffen und Papieren durchgeführt. Die entsprechenden Ergebnisse wurden mit den spektroskopischen Ergebnissen für natürlich gealterte Papiere verglichen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 25 von 39 6.8.1 Spektroskopische Untersuchungen zur künstlichen Alterung von Papier Verwendete Proben Für die Untersuchungen zur künstlichen Alterung wurden reine Faserstoffe und ausgewählte, bereits natürlich gealterte Referenzpapiere verwendet. Die untersuchten Proben bzw. Papiere sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Probe / Papier IR-spektroskopische Messungen Faserstoff andere Inhaltsstoffe pH Baumwollpapier Baumwolle Zellstoff Eukalyptus Zellstoff Zellstoff Nadelholz Zellstoff 1560_01_SP Hadern Gelatineleimung 4,5 1808_01_SP Hadern Gelatineleimung 5,9 1886_01_BP Zellstoff Kaolin, Harzleimung 4,5 1892_01_DP Zellstoff viel Kaolin, starke Harzleimung 4,7 1893_03_BP Zellstoff Talkum 4,9 1905_03_DP Hadern Kaolin,Talkum, starke Harzleimung 5,5 1907_02_BP Zellstoff Kaolin, Harzleimung 4,6 1929_03_DP Zellstoff Harzleimung 1938_02_DP Zellstoff Harzleimung 1951_01_DP Zellstoff Kaolin, BaSO4, Harzleimung 1975_02_DP Zellstoff BaSO4, Harzleimung, opt. Aufheller 6,1 1982_05_SP Zellstoff Kaolin, Harzleimung, opt. Aufheller 6,0 2012_01_SP Zellstoff CaCO3, Oberflächenstärke, opt. Aufheller 9,2 5,4 Die Bewertung des chemischen Abbaus des Faserstoffs erfolgte durch die Messung und Auswertung der IR-Spektren. Für die Messungen wurden jeweils nach 3, 6, 12, 24 und 36 Tagen künstlicher Alterung bei 80 °C und 65 % Luftfeuchte, von den Papieren Proben entnommen. Durch die bei der Alterung stattfindenden Oxidationsprozesse werden vor allem an den OH-Gruppen der Cellulosemoleküle Carbonylgruppen gebildet, die durch eine charakteristische IR-Bande bei ca. 1720 cm-1 nachweisbar sind [7]. Diese Bande besitzt in der Regel nur eine schwache Intensität und ist daher nur in der 2. Ableitung der Spektren sichtbar und auswertbar. Im Folgenden werden ausgewählte Messergebnisse präsentiert, welche die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse aus den IR-spektroskopischen Messungen an den künstlich gealterten Papieren zusammenfassen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Auswertung der IR-Bande (2. Ableitung) bei -1 1720 cm Papieralterbestimmung Seite 26 von 39 Für alle Papierproben konnte mit den zunehmenden Alterungstagen ein Anstieg der Intensität der IR-Bande bei 1720 cm-1 beobachtet werden. Dies galt auch für das handgeschöpfte Baumwollpapier. Die beiden reinen Zellstoffproben von Eukalyptus und Nadelholz zeigten diese Änderungen nicht. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass für die Oxidationsprozesse am Faserstoff neben der Feuchte und Wärme besonders andere chemische Stoffe in den Papieren mitverantwortlich sind. Für die Auswertung wurde für jedes Spektrum die Fläche unter der IR-Bande bei 1720 cm-1 berechnet. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft die berechneten Flächen in den IR-Spektren der Papierprobe 1907_02_BP. Die verwendeten Wellenzahlgrenzen sind ebenfalls dargestellt. Abhängigkeit der Bandenintensität -1 bei 1720 cm von Alterungsdauer In dem folgenden Diagramm ist für einige Papiere die Änderung der Bandenintensität in Abhängigkeit der künstlichen Alterungsdauer dargestellt. Das Papier 2012 zeigte praktisch keine Änderung vom Ausgangswert, was sicherlich mit dem hohen pH-Wert von 9,2 zusammenhängt. Das Baumwollpapier zeigte nur einen geringen Anstieg. Dies ist in Übereinstimmung mit den Aussagen aus der Literatur, dass Hadernfasern langsamer oxydieren als Holzzellstoffasern [5] Alle anderen Papiere, auch die nicht im Diagramm aufgeführten, zeigten mit zunehmender Alterungsdauer einen nachweisbaren Anstieg der Bandenintensität bei 1720 cm-1. Die stärksten Änderungen zeigten die Papiere 1886 und 1907, die sehr niedrige pH-Werte von 4,5 bzw. 4,6 besitzen. Anmerkung: Die Änderungen sind auch bei den ältesten untersuchten Papieren von 1560 und 1808 nachweisbar. Jedoch, sowohl der Ausgangswert als auch dessen Änderungen werden stark durch die Banden der Gelatineleimung beeinflusst, so dass die absoluten Werte der berechneten Bandenflächen nicht mit den Werten der anderen Papiere direkt vergleichbar sind. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 27 von 39 Abhängigkeit der Bandenintensität -1 bei 1720 cm von Alterungsdauer Ergebnis Die Ergebnisse der IR-spektroskopischen Untersuchungen zur künstlichen Alterung zeigen: • Der oxydative Abbau der Cellulosefasern ist durch die IR-Bande von gebildeten Carbonylgruppen bei 1720 cm-1 qualitativ und quantitativ nachweisbar. Es wurden keine weiteren signifikanten spektroskopischen Änderungen in Abhängigkeit von der künstlichen Alterungsdauer beobachtet. • Die stärksten Änderungen wurden für Papiere mit niedrigem pH-Wert registriert. • Das moderne Papier von 2012 mit einem hohen pH-Wert von 9,2 zeigte über die gesamte Alterungsdauer praktisch keine Veränderungen der Analysenbande bei 1720 cm-1. 6.8.2 Spektroskopische Untersuchungen der natürlich gealterten Papiere Durchgeführte Auswertungen Die für den oxydativen Abbau der Cellulose charakteristische Bande wurde in den IR-Spektren aller historischen Referenzpapiere beobachtet. Die Fläche dieser Bande wurde in der 2. Ableitung für jedes Spektrum im Bereich von 1732 bis 1713 cm-1 berechnet. Die berechnete Bandenfläche wurde mit dem Alter der Papiere in Beziehung gesetzt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Abhängigkeit der Bandenintensität -1 bei 1720 cm vom Papieralter Papieralterbestimmung Seite 28 von 39 Das folgende Diagramm zeigt die Abhängigkeit der Größe der berechneten Bandenfläche bei 1720 cm-1 vom Papieralter. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden für den Zeitraum ab 1900 nicht alle Werte dargestellt. Die Werte für die beiden älteren Schreibpapiere von 1560 und 1808 konnten nicht berücksichtigt werden, da sie zu stark durch die IR-Banden der vorhandenen Gelatineleimung beeinflusst werden und nicht mit den anderen Werten direkt vergleichbar sind. Das Diagramm zeigt zunächst, dass alle holzstoffhaltigen Papiere eine relativ hohe Intensität der Analysenbande bei 1720 cm-1 aufweisen. Für die anderen Werte ergibt sich ein scheinbarer Trend von zunächst niedrigen Werten vor 1900, dann einen Anstieg und wieder einen Abfall. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Papiere vor 1890 mit sehr niedrigen Werten praktisch alle Hadernpapiere sind und diese Werte ganz offensichtlich durch die bereits festgestellte geringere Abbauneigung der Hadernfasern zurückzuführen sind. Nach 1890 zeigen die Werte für die Holzzellstoffpapiere zwar eine starke Streuung. Es ist aber ein deutlicher Trend zu einem geringeren Abbau besonders für die untersuchten Papiere nach 1950 erkennbar. Es ist davon auszugehen, dass sowohl die starke Streuung als auch die Abnahme der Werte im Wesentlichen mit den pH-Werten der Papiere im Zusammenhang stehen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. besitzen die Papiere, bedingt durch die saure Harzleimung, geringe pH-Werte. In Abhängigkeit von anderen Einflüssen, wie bestimmten Papierinhaltsstoffen, Licht, Feuchte und Temperatur führt dies zu verschiedenen Graden des oxydativen Abbaus der Cellulose. Nach 1950 ist eine Zunahme der pH-Werte auch bei harzgeleimten Papieren zu verzeichnen, was den oxydativen Abbau verringert. Mit der Einführung der basischen Papierherstellung besitzen alle Papiere ab Ende der 1970er bzw. Anfang der 1980er Jahre einen pH-Wert von deutlich über 7 und zeigen eine sehr geringe Neigung zum oxydativen Abbau [5]. Abhängigkeit der Bandenfläche bei 1720 cm-1 vom Papieralter PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Schlußfolgerungen zu Papieralterung Papieralterbestimmung Seite 29 von 39 Die für den oxydativen Abbau der Cellulose charakteristische Bande bei 1720 cm-1 wurde in den IR-Spektren aller historischen Referenzpapiere beobachtet. Die berechnete Bandenfläche ist ein Maß für den Grad des Abbaus, der durch verschiedene Parameter, wie Zeit, pH-Wert, andere chemische Substanzen und Umwelteinflüsse beeinflusst wird. Aus den Ergebnissen der IR-spektroskopischen Untersuchungen zur natürlichen Papieralterung ergeben sich folgende Schlußfolgerungen: Ergebnisse der spektroskopischen Untersuchungen zur Papierzusammensetzung • Der Grad des oxydativen Abbaus der Cellulosefasern ist anhand der Bandenintensität bei 1720 cm-1 abschätzbar. Die absoluten Intensitätsänderungen sind signifikant, aber absolut sehr gering. • Der oxydative Abbau wird ganz offensichtlich vor allem durch den pH-Wert bzw. die chemische Zusammensetzung der Papiere bestimmt. Eine zeitabhängige Änderung konnte bei den Untersuchungen zur künstlichen Alterung nachgewiesen werden, die aber sehr gering ist. • Die höchsten Intensitäten der Analysebande bei 1720 cm-1 wurden für Papiere mit sehr niedrigen pH-Werten gefunden, unabhängig vom Papieralter. • Für die Einschätzung des Papieralters müssen neben der Intensität der Analysebande bei 1720 cm-1 die anderen genannten Parameter mit berücksichtigt werden. In den spektroskopischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass sich insbesondere mit der IR- und Raman-Spektroskopie die chemische Zusammensetzung der Papiere sehr genau bestimmen lässt. Ein wesentlicher Aspekt zur Erlangung der im Folgenden aufgeführten Ergebnisse war die sehr große Anzahl der untersuchten Papiere verschiedenen Alters. Erst durch die zahlreichen Vergleichsmöglichkeiten konnten die wirklich signifikanten Informationen in den Spektren erkannt und genutzt werden. Die folgenden wesentlichen Ergebnisse bzw. neuen Erkenntnisse wurden dabei erzielt: PTS-Forschungsbericht • Es konnte gezeigt werden, dass durch die Auswertung der zweiten Ableitungen von IR-Spektren auch chemische Substanzen mit sehr geringen Gehalten sicher erkannt werden können, insbesondere Stärke und Harzleimungsmittel. • Die oberflächensensitiven ATR-IR-Messungen zeigten, dass sich die chemische Zusammensetzung der Papieroberseiten signifikant vom Gesamtpapier unterscheiden kann. Dadurch können Hinweise zur Herstellungsart und letztendlich zum Herstellungszeitraum gewonnen werden. • Durch hoch ortsaufgelöste Raman-mikroskopische Messungen konnte gezeigt werden, dass Papier nicht nur aus den bewusst zugesetzten Inhaltsstoffen besteht. Daneben findet man im Papier Substanzen, die mit den Hauptbestandteilen hineingetragen werden, die während der Papierherstellung aus anderen Verbindungen entstehen oder beim Gebrauch bzw. bei der Alterung ins Papier gelangen. Durch die Detektion dieser Spurensubstanzen können zusätzliche aussagekräftige und letztendlich beweiskräftige Informationen zur Herstellungsart und –zeit gewonnen werden. www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 30 von 39 Die Abbildung zeigt das Raman-Bild vom Querschnitt der Papierprobe 1938_02_DP. Aus den chemischen Informationen in den Raman-Spektren lässt Gips-Partikel und sich die Faserstruktur (grau) darstellen. Zusätzlich werden Partikel von zwei CaSO4 verschiedenen Formen von Calciumsulfat CaSO4 gefunden, der wasserhaltigen Gipsform (rot, Raman-Bande bei 1008 cm-1) und der wasserfreien Form (grün, 1018 cm-1). Es wird angenommen, dass CaSO4 nicht als eigentlicher Füllstoff in das Papier gebracht wurde, sondern sich aus dem Sulfat des Leimungshilfsmittels Aluminiumsulfat und den Calciumionen im Prozesswasser zunächst als Gips CaSO4 . 2H2O bildet. Bei der Trocknung in der Papiermaschine bildet sich dann bei Temperaturen über 120 °C wasserfreies CaSO4. Beispiel Raman-Bild des Querschnitts von Papier 1938_02_DP Status Auf der Grundlage der Ergebnisse der spektroskopischen Untersuchungen wurden Methoden und Kriterien zur Bewertung des Papieralters erarbeitet. 6.9 Arbeitspaket 9 - Bestimmung des 14C-Alters ausgewählter Projektpapiere 14 Bestimmungsme Die C-Analyse sollte auf zwei verschiedene Arten zur Anwendung kommen. thoden Zum einen sollte das 14C-Alter des Faserstoffs im Papier bestimmt werden. Da- bei ist davon auszugehen, dass der Faserstoff eine Mischung aus Holzzellstoff von 10 bis 20 Jahre alten Bäumen darstellt. Eine engere Eingrenzung des tatsächlichen Alters könnte man für Substanzen aus Einjahrespflanzen erreichen. Daher sollte überprüft werden, ob es möglich ist, die zugesetzte Stärke aus einem Papier zu extrahieren und deren 14C-Alter zu bestimmen. Dabei geht man davon aus, dass die Stärke in der Regel maximal zwei Jahre nach der Ernte der stärkehaltigen Pflanzen im Papier verarbeitet wurde. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 31 von 39 Stärkeextraktion Nach mehreren Versuchen wurde folgende Methode zur Extraktion der Stärke aus Papier gewählt. 3 g der Papierprobe wurden in einer Schlagmühle zerfasert und ca. 12 h in 50 ml destilliertem Wasser quellen gelassen. Danach wurde der Faserstoff 15 min in einen Blitzmischer aufgeschlagen und im Weiteren in einem Autoklaven 30 min bei 137 °C behandelt. Die Suspension wurde dann mehrmals zentrifugiert, solange, bis der Extraktlösung vollständig von Fasern befreit war. Die Vorversuche hatten gezeigt, dass relativ hohe Konzentrationen an Calciumionen die Ausfällung der Stärke stören. Deshalb wurde zunächst für die Extraktlösung ein neutraler bis leicht basischer pH-Wert eingestellt und durch Zugabe einer 1M Na2CO3-Lösung die Calciumionen als CaCO3 ausgefällt. Die Lösung wurde erneut zentrifugiert und das CaCO3 abgetrennt. Zum Schluss erfolgte die Fällung der Stärke durch die tropfenweise Zugabe von Ethanol. Mittels Raman-Spektroskopie wurde überprüft, ob die ausgefällte Substanz auch wirklich zum überwiegenden Teil Stärke enthielt. Nur Proben, die Stärke enthielten, wurden zur 14C-Analyse verwendet. Ergebnisse der 14 C-Altersbestimmung von Stärke Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Ergebnisse zur Altersbestimmung von Papieren über das 14C-Alter der extrahierten Stärke zusammen. Die Referenzpapiere wurden so ausgewählt, dass es sich möglichst um industriell gefertigte Papiere handelte, die genügend Stärke enthielten. Papierprobe Bewertung der Ergebnisse zur 14 C-Altersbestimmung von Stärke Anmerkungen Herstellungsjahr 14 C-Alter Stärke 1982_04_AQ Aquarellpapier 1982 1982 - 1983 1989_01_SO Schreibpapier 1989 1986 - 1988 1989_02_DP Druckpapier 1989 1988 - 1990 1990_02_SP Schreibpapier 1990 1984 - 1986 1990_14_AQ Aquarellpapier 1990 1984 - 1986 KL 1998 Kraftliner 1998 1995 - 1999 SC 2000 SC-Papier 2000 1996 - 2000 FK 2010 Kartonpapier 2010 1954 - 1957 PTS 2013 Papier aus PTS-Technikum 2013 2008 - 2009 Praktisch für alle untersuchten Proben zeigt das bestimmte 14C-Alter der extrahierten Stärken eine sehr gute Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Herstellungsjahr des entsprechenden Papiers. Die maximale Abweichung beträgt – 4 Jahre. Eine Ausnahme bildet das Kartonpapier FK 2010. Das Papier enthielt relativ viel Stärke, die auch gut extrahiert werden konnte. Die Ursache für die starke Abweichung der Altersbestimmung konnte nicht ermittelt werden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse die prinzipielle Machbarkeit und relativ hohe Genauigkeit der Methode. Die Ergebnisse müssen jedoch durch weitere Untersuchungen, insbesondere mit noch älteren Papieren, bestätigt werden. Des Weiteren ist diese Methode zur Papieraltersbestimmung nur in den Fällen anwendbar, in denen die Papiere Stärke enthalten und auch genügend Probenmaterial entnommen werden kann. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Ergebnisse der 14 C-Altersbestimmung von Faserstoff Papieralterbestimmung Seite 32 von 39 Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Ergebnisse zur Altersbestimmung von Papieren über das 14C-Alter des Faserstoffs zusammen. Papierprobe Anmerkungen 14 Herstellungsjahr C-Alter Faserstoff 1982_04_AQ Aquarellpapier 1982 1984 - 1985 1989_01_SO Schreibpapier 1989 1985 - 1987 1989_02_DP Druckpapier 1989 1985 - 1987 1990_06_SP Schreibpapier 1990 1983 - 1984 1990_11_DP Druckpapier 1990 1982 - 1983 1990_13_SP Schreibpapier 1990 1983 - 1984 1990_14_AQ Aquarellpapier 1990 1984 - 1986 SC 2000 SC-Papier 2000 1985 - 1987 FK 2010 Kartonpapier 2010 2003 - 2005 Bewertung der Ergebnisse zur 14 C-Altersbestimmung von Faserstoff Es wurde davon ausgegangen, dass der Faserstoff eine Mischung aus Holzzellstoff von 10 bis 20 Jahre alten Bäumen darstellt und zunächst das 14C-Alter des Faserstoffs um ca. 10 bis 15 Jahre über dem eigentlichen Papieralter liegen müsste. Dies ist bei dem Papier SC 2000 auch der Fall. Alle anderen untersuchten Papierproben zeigen überraschenderwiese deutlich geringere Abweichungen, in einigen Fällen sogar eine praktische Übereinstimmung. Dieses Ergebnis ist zunächst nicht erklärlich und muss hinterfragt werden. Eine Möglichkeit wäre, dass die 14C-Altersbestimmung eines Fasergemisches stark fehlerbehaftet ist und die beschränkte Anzahl der Ergebnisse nur zufällig diese gute Übereinstimmung zeigen. In jedem Fall bedarf es auch für die Entwicklung einer endgültigen Bestimmungsmethode des Papieralters über das 14C-Alter des Faserstoffs weiterer Untersuchungen. Die prinzipielle Machbarkeit der Methode konnte gezeigt werden [8]. Status Die vorgesehenen Arbeiten wurden vollständig durchgeführt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 33 von 39 6.10 Arbeitspaket 10 - Erarbeitung einer Methodik zur Übertragbarkeit des 14C-Alters in reale Herstellungszeiträume Bewertung der Ergebnisse zur 14 C-Altersbestimmung Es konnte gezeigt werden, dass die Altersbestimmung von Papieren über das 14 C-Alter der darin enthaltenen Stärke möglich ist. Dabei geht man davon aus, dass die Stärke in der Regel maximal zwei Jahre nach der Ernte der stärkehaltigen Pflanzen im Papier verarbeitet wurde. Mit den Ergebnissen der durchgeführten Untersuchungen konnte diese Annahme bestätigt werden. In den meisten Fällen ergab sich für das bestimmte 14C-Alter der extrahierten Stärken eine sehr gute Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Herstellungsjahr des entsprechenden Papiers, mit Abweichungen von unter drei Jahren. Auch für die Altersbestimmung von Papieren über das 14C-Alter des darin enthaltenen Faserstoffs ergaben sich sehr gute Übereinstimmungen, mit Abweichungen von deutlich weniger als fünf Jahren. Diese Ergebnisse bedürfen jedoch weiterer Überprüfungen, da man eigentlich annehmen muss, dass zunächst das 14C-Alter des Faserstoffs um ca. 10 bis 15 Jahre über dem eigentlichen Papieralter liegen müsste. Methodik zur 14 C-Altersbestimmung von Papier Status Die prinzipielle Machbarkeit der Altersbestimmung von Papieren über das 14CAlter der darin enthaltenen Stärke oder des Faserstoffs konnte gezeigt werden. Die Methode kann unter den folgenden Voraussetzungen angewendet werden: • Sichere Analysen sind für den Zeitraum nach 1954 möglich (Beginn der Abklingkurve der 14C-Belastung nach Ende der überirdischen Atomtests) • Es kann ausreichend Probenmaterial entnommen werden (ca. 2 g) • Für die Altersbestimmung über die Stärke müssen die Papiere genügend Stärke enthalten, die extrahiert werden kann. Die Machbarkeit der 14C-Altersbestimmung von Papieren wurde gezeigt und die Voraussetzungen für die Entwicklung einer endgültigen Bestimmungsmethode geschaffen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Papieralterbestimmung Seite 34 von 39 6.11 Arbeitspaket 11 - Erarbeitung einer komplexen Methodik zur Erkennung von Papierfälschungen Ziel Ziel des Projektes war es, unterschiedliche analytische Methoden auf ihre Eignung zum Erkennen von Papierfälschungen und Papierplagiaten zu untersuchen. Dabei wurden sowohl konventionelle Analytik, wie sie aus anderen Gebieten der Papieranalytik bereits bekannt sind, als auch bisher in diesem Bereich noch nicht eingesetzte Methoden auf ihre Eignung geprüft. Mit den Projektergebnissen sollte eine modular aufgebaute Methode zur Verfügung stehen, mit der es möglich ist, in Abhängigkeit von der Fragestellung bez. Überprüfung der Datierung einzelne oder auch Kombinationen mehrerer Messmethoden zu nutzen. Konventionelle Methoden In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten konventionellen Prüfmethoden zusammengestellt: Methode Mögliche Zeitliche Zuordnungen Faserstoffanalyse Holzschliff nach 1843 [11] Zellstoffe nach 1860 [11] Strukturanalyse Optische Aufhellung Einsatz opt. Aufheller nach 1945 [9] pH-Wert Saure bzw. alkalische (ab. ca. 1970) Papierherstellung Synthetische Leimungsmittel Einsatz nach 1970 [10] Inhaltsstoffe (mineralisch/chemisch) Je nach gefundener Substanz [11] Die Strukturanalyse kann für sehr viele Fragestellungen und interessierende Zeiträume eingesetzt werden. Im Bereich nicht maschinell hergestellter Papiere sind hier die WasserzeichenAnalysen und der Abgleich mit historischen Verzeichnissen für spezielle Herstellungszeiträume und Hersteller von Bedeutung. Im Bereich der maschinell hergestellten Papiere sind neben Wasserzeichen das Auffinden von im Papier vorhandenen Strukturen aus dem Bereich der Papiermaschine (Sieb-, Filz- oder Trockenfilzstrukturen, Walzen- und Entwässerungssystemstrukturen u.ä.) und ihre Zuordnung zu historisch verbürgten Einsatzzeiträumen eine sicher Möglichkeit zum Eingrenzen der Herstellungszeit des Papiers. Die Auswertung der aufgenommen Bilder erfolgt mittels digitaler Bildanalyse und Fourier-Transformation. Dabei ist es möglich neben hochauflösenden Scannern auch einfache mobile Scanner bzw. Kameras zur Bildgewinnung einzusetzen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch Spektroskopisch e Analysen Papieralterbestimmung Seite 35 von 39 Über den Einsatz verschiedener spektroskopischer Verfahren, wie NIR-, IR- und Ramanspektroskopie kann eine sehr umfangreiche chemische Analyse der zu untersuchenden Papiere bezüglich stofflicher Zusammensetzung vorgenommen werden. Zahlreiche Inhaltsstoffe sind einem bestimmten Einsatzzeitraum zuzuordnen [11]. Über IR-spektroskopische Auswertung spezieller Bandenintensitäten, die den oxydativen Abbau der Zellulose beschreiben, ist es möglich, Aussagen zum Alterungszustand der jeweiligen Papiere abzuleiten. 14 AMS mit Auswer- Für den Zeitraum ab 1954 steht mit der Ermittlung des C-Alters von Papieren 14 tung der Cmittels AMS (Accelerator mass spektrometry) die Möglichkeit einer relativ exakAlters ten Datierung von Papieren bereit. Die 14C- Altersbestimmung ist dabei sowohl an den Papierfasern möglich, wird jedoch noch genauer, wenn sie an vorhandener extrahierter Stärke durchführt, da Stärke als Einjahrespflanze mit höherer Genauigkeit zu detektieren ist. Im Gegensatz zur Strukturanalyse und zu den oben beschriebenen spektroskopischen Methoden ist diese Analyse nicht zerstörungsfrei und kann deshalb bei historisch sehr wertvollen Papieren nicht immer eingesetzt werden. Im Bereich der Echtheitsuntersuchungen an weniger alten Dokumenten, wie Testamenten, Krankenakten, Zollbanderolen u.ä. birgt diese Methode deutliches Potenzial zur Verbesserung der Aufklärungsquote. Durch die AMS ist die Analysenmenge bereits auf 2 g und weniger gesunken, so dass in jedem Einsatzfall individuell geprüft werden muss, ob ein Einsatz dieser Methode möglich ist. Status Entsprechend Forschungsziel steht mit Abschluss der Arbeiten eine komplexe Methode zur Überprüfung von Datierungen und Überprüfung von Fälschungen und Papierplagiaten zur Verfügung. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 7 Papieralterbestimmung Seite 36 von 39 Wirtschaftliche Verwertung der Vorhabensergebnisse, aktualisierter Verwertungsplan 7.1 Zielgruppen für die wirtschaftliche Verwertung des FuE-Ergebnisses, Anwendungsbereiche Zielgruppen und Anwendungsbereiche Die neue komplexe Methode zielt auf die Nutzung in folgenden Bereichen: • Unterstützung der Ermittlungsarbeit der LKAs im Bereich Kunstdelikte und historische Dokumente [12]; • Überprüfung der Echtheit von Papierdokumenten, die nicht auf sogenannten Wertpapieren mit speziellen Sicherheitsmerkmalen gedruckt werden. Das betrifft offizielle Dokumente wie beispielsweise Rezepte, Krankenscheine, Berechtigungsscheine für diverse finanzielle Leistungen verschiedener Behörden, Zollformulare, Testamente und Lotteriescheine. • Unterstützung der 15. Arzneimittelgesetz-Novelle [13] hinsichtlich der Arzneimittelsicherheit, durch die Möglichkeit des Identifizierens falscher Beipackzettel und des Schutzes der Endkunden vor unkontrollierten Generika. • Sicherung der Absatzmärkte für Papierfabriken, die insbesondere in die Verpackung von Markenartikeln liefern. Durch den sehr hohen Zustrom von Plagiaten in diesen Bereichen (insbesondere im Pharmabereich und bei hochwertigen Kosmetika) verlieren Hersteller von Papieren und Kartonen im Verpackungs- und Druckbereich Marktpositionen, was wegen der geringen Wachstumspotenziale dieser Branche Standorte gefährden kann (siehe Statistik des Verbandes der deutschen Papierfabriken VDP unter http://www.vdp-online.de/ ). In den neuen Bundesländern arbeiten sowohl im Bereich der Druckereien aber auch im Pharmabereich eine Reihe von kmUs. Die Projektergebnisse sollen einen Beitrag zur Festigung und zum Ausbau ihrer Marktanteile leisten. 7.2 Schilderung der Markt- und Wettbewerbssituation Situation Die Wettbewerbssituation besteht in der Sicherung der Marktanteile von Papierfabriken, Druckereien und Hersteller von Arzneimittel bzw. hochwertigen Verpackungen insbesondere im Kosmetikbereich gegenüber der immer größer werdenden Anzahl an Fälschungen/Plagiaten in diesem Bereich. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BMWI informiert, dass Produktpiraterie Wachstum und Arbeitsplätze gefährdet. In der heutigen hoch spezialisierten und global vernetzten Wirtschaft haben sich Produktfälschung und Markenpiraterie zu einer ernsten kommerziellen Bedrohung entwickelt. Die OECD geht von einem weltweiten Schaden für die Wirtschaft in Höhe von rund 150 Mrd. € aus. Entsprechend des Anteils am Welthandel ist Deutschland dabei mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von mindestens 15 Mrd. € betroffen. Es sind nicht mehr nur Luxusgüter betroffen, sondern immer mehr normale Gebrauchsgüter und Investitionsgüter [14]. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de S. Pensold, E. Pigorsch 8 Papieralterbestimmung Seite 37 von 39 Veröffentlichungen J. Hempel, Paper Analysis at PTS 13th EDEWG - European Document ExpertsWorking Group Business Meeting 2013. 11 to 12 June 2013, Oslo, Norway 1 Kunstmarkt „Der Hippie und die Expressionisten“, Der Spiegel, 44, 2010, S. 147-151 2 Kock, H. „Fingerabdruck für Verpackungen: Papierstruktur verrät Produktpiraten“, Informationsdienst Wissenschaften 08.12.2009, idw-online.de/pages/de/news348046 3 D. Dietz, Kapitel zur Papierindustriegeschichte im Hinblick auf deren Markierungen im Papier, Dissertation, Philosophische Fakultät Bern, 15.10.2010 4 E. Pigorsch, Möglichkeiten der Prozessoptimierung und Sicherung der Stoff konstanz durch zeitnahe Messung von Papierrohstoff en und – hilfsmitteln, PTS-Forschungsbericht Paperanalyzer-Wetend 2009 5 Clapp V.W., The story of permanent /durable book-paper 1115-1970 Restaurator 1 (1972) 1- 51 6 Havermans J. and Dafour J., Photo Oxidation of Paper Documents. A Literature Review Restaurator 18 (1997) 103-114 7 Lojewska J. et al., Carbonyl groups development on degraded cellulose. Correlation between spectroscopic and chemical results, Appl. Phys. A 89 (2007) 883-887 8 Grootes, P.M., Nadeau, M-J., Rieck, A. “ 14C-AMS at Leibniz-Labor; Radiometric dating and isotope research” Nuclear Instruments and Methods in Physics Research Sectioon B 223-224, 55-61, 2004 9 10 Werthmann, B. „Altersbestimmung von Papier und der Nachweis von Fälschungen“ Vortrag auf der Jahrestagung der IADA (Inetrn. Arbeitsgemeinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Graphikrestauratoren Götsching, L. Katz, C. „Papier-Lexikon“ Deutsche Betriebswirte Verlag 1999 11 Weiß, W. „Zeittafel der Papiergeschichte“, VEB Fachbuchverlag Leipzig 1983 12 OVB online „Maya Picasso – Bild ist falsch“ – Bericht über Gerichtsverhandlung am Rosenheimer Amtsgericht; http://www.ovb-online.de/lokales/rosenheim/landkreis/mayapicasso-bild-falsch-782730.html 13 Deutscher Bundestag: Drucksache 16/13428 vom 17.06.2009 „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ 14 Neue Zahlen zur Produktpiraterie, http://www.jurablogs.com/de/neue-zahlen-zurproduktpiraterie vom 18.04.2011 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de www.ptspaper.de Papiertechnische Stiftung Heßstraße 134 · 80797 München · Telefon +49 (0)89-12146-0 · Telefax +49 (0)89-12146-36 · Mail [email protected] Pirnaer Straße 37 · 01809 Heidenau · Telefon +49 (0)3529-551-60 · Telefax +49 (0)3529-551-899 · Mail [email protected]