Die „Vattenfall Lesetage“

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Die „Vattenfall Lesetage“
BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
Drucksache
20/3555
20. Wahlperiode
20.03.12
Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Norbert Hackbusch (DIE LINKE) vom 14.03.12
und
Betr.:
Antwort des Senats
Die „Vattenfall Lesetage“ 2012
Vom 19. bis 26. April 2012 veranstaltet der Energieversorger Vattenfall auch
in diesem Jahr wieder die „Vattenfall Lesetage“ in Hamburg.
Die Freie und Hansestadt Hamburg beziehungsweise die Kulturbehörde tritt
seit Jahren offiziell als Unterstützerin dieser Literaturreihe auf. Am 7. März
2012 stellten die Kultursenatorin und der Generalbevollmächtigte der Vattenfall Europe AG bei einer Presskonferenz im Hamburger Rathaus gemeinsam
das Programm der Vattenfall Lesetage 2012 vor.
In den vergangenen Jahren war immer wieder Kritik aus der Zivilgesellschaft
vernehmlich, die dem Atom- und Kohlekonzern die Aufbesserung des Firmenimages mittels Kultur und „Greenwashing“ vorwirft.
Ehemalige Partner, wie der NDR oder die Buchhandelskette Heymann haben
sich mittlerweile von den Vattenfall Lesetagen zurückgezogen.
Von Bürgerinnen und Bürgern organisierte, nicht kommerzielle Literaturveranstaltungen thematisierten diese Kontroverse im Jahre 2011, unter anderem
im Rahmen der Literaturreihen „Lesetage selber machen – Vattenfall Tschüss
sagen“ und „Lesen ohne Atomstrom“.
Ich frage daher den Senat:
1.
In welchem finanziellen Umfang und mit welchen konkreten Maßnahmen
unterstützt die Freie und Hansestadt Hamburg beziehungsweise die Kulturbehörde oder eine andere Behörde die „Vattenfall Lesetage“ 2012?
(Bitte den Haushaltstitel der entsprechenden Fördermittel angeben.)
Die Kulturbehörde fördert das Kinderprogramm der Vattenfall Lesetage 2012 mit 4.215
Euro aus dem Titel 3720 686 03. Die Kultursenatorin unterstützt das Projekt mit einem
Grußwort in der Broschüre sowie ihrer Teilnahme an der Pressekonferenz im Rathaus.
Des Weiteren wird es ein Grußwort der Senatorin für die Sonderbeilage des „Hamburger Abendblatts“ geben.
2.
Welche städtischen Räumlichkeiten beziehungsweise institutionell geförderten Einrichtungen werden im Rahmen der „Vattenfall Lesetage“ 2012
als Veranstaltungsorte für welche Veranstaltungen genutzt?
3.
Werden die städtischen Räumlichkeiten beziehungsweise institutionell
geförderten Einrichtungen für die Veranstaltungen im Rahmen der Vattenfall Lesetage mietfrei beziehungsweise kostenfrei zu Verfügung gestellt, oder zahlt Vattenfall jeweils eine Raummiete?
Drucksache 20/3555
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode
Wenn eine Raummiete gezahlt wird, in welcher Höhe? (Bitte die jeweilige Raummiete in den Jahren 2011 und 2012 für jeden Veranstaltungsort
einzeln angeben.)
4.
Inwiefern werden die städtischen Räumlichkeiten beziehungsweise institutionell geförderten Einrichtungen an den Eintrittseinnahmen der Veranstaltungen im Rahmen der Vattenfall Lesetage beteiligt?
Siehe Drs. 20/2038. Die dort genannten Institutionen vermieten ihre Räumlichkeiten in
eigener Verantwortung.
5.
Auch in Hamburger Museen, wie dem Helms-Museum oder dem Völkerkundemuseum, finden Veranstaltungen der Vattenfall Lesetage statt. Seit
2005 ist der Eintritt in die meisten Hamburger Museen für Kinder und
Jugendliche unter 18 Jahren frei. Mit welcher Begründung wird bei den
Veranstaltungen im Rahmen der Vattenfall Lesetage in öffentlich geförderten Hamburger Museen ein Eintritt von 2 Euro pro Kind verlangt? Wie
bewertet der Senat diesen Umstand?
Veranstalter sind nicht die staatlichen Museen, sondern die Vattenfall Europe AG, die
die Eintrittsgelder für ihre Veranstaltung festlegt.
6.
Bei den Vattenfall Lesetagen 2011 war auch Wolfgang Schömel als Autor und Mitwirkender beteiligt und wurde unter anderem als Hamburger
Literaturreferent angekündigt. Inwiefern war Wolfgang Schömel in seiner
offiziellen Funktion als Hamburger Literaturreferent an den Vattenfall Lesetagen 2011 beteiligt? Inwiefern und in welcher Höhe hat der städtische
Literaturbeauftragte Wolfgang Schömel für seinen Auftritt bei den „Vattenfall Lesetagen“ 2011 ein Honorar vom Veranstalter erhalten?
Dr. Wolfgang Schömel wurde im offiziellen Programmheft keineswegs, wie behauptet,
als „Hamburger Literaturreferent“, sondern lediglich als Autor angekündigt. Wolfgang
Schömel hat nicht in seiner Funktion als Literaturreferent der Kulturbehörde an den
Vattenfall Lesetagen 2011 teilgenommen, sondern als Autor und Privatperson.
7.
Welche Partner und Unterstützer haben seit den Lesetagen 2011, nach
Kenntnis des Senats, mit welcher Begründung von der Partnerschaft mit
den Vattenfall Lesetagen Abstand genommen?
Hierzu ist dem Senat nichts bekannt. Siehe im Übrigen Drs. 20/2038.
8.
Inwiefern erwägt die Kulturbehörde, analog zur „Unterstützung“ der „Vattenfall Lesetage“, künftig auch die „Unterstützung“ der bürgerschaftlich
organisierten Literaturreihen „Lesetage selber machen – Vattenfall
Tschüss Sagen“ und „Lesen ohne Atomstrom“?
Wenn nein, warum nicht?
Hierzu liegt der zuständigen Behörde kein Antrag vor.
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