Ein kleiner Kirschbaum im Garten - CDB

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Ein kleiner Kirschbaum im Garten - CDB
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Ein kleiner Süßkirschbaum im Garten
- Tipps für Interessierte „Kleine Obstbäume – große Vorteile“: Das gilt ganz besonders für Süßkirschen. Die Früchte
können gefahrlos vom Boden und von einer Haushaltsleiter aus geerntet werden und in
kleinen Gärten finden überhaupt nur kleinkronige Bäume genügend Platz.
Entscheidend für die Größe eines Obstbaums ist die Veredlungs-Unterlage (Wurzelsorte).
Süßkirschen auf den herkömmlichen Unterlagen benötigen als Halb- oder Hochstämme bis zu
50 m² Standfläche und werden mehrere Meter hoch und breit. Wenn sie schließlich nach 6-10
Standjahren nennenswerte Erträge hervorbringen, befinden sich die meisten Früchte außer
Reichweite. Bäume, die auf den neuen ‚GiSelA’-Unterlagen veredelt sind, bleiben wesentlich
kleiner und - ein weiterer ganz entscheidender Vorteil - sie blühen und tragen oft bereits im 2.
Jahr nach der Pflanzung. Die Sorteneigenschaften wie Fruchtfarbe, Reifezeit und Geschmack
bleiben unverändert erhalten.
Süßkirschen auf ‚GiSelA’ haben sich im Erwerbsobstbau seit vielen Jahren bewährt und
werden von Baumschulen und Gartencentern auch für Haus- und Kleingärtner angeboten. Für
einen Baum mit einer gewünschten Endhöhe von 3-4 m bietet sich bei guten Böden die
Unterlage ‚GiSelA 5’, bei leichteren, sandigeren Böden die Unterlage ‚GiSelA 6’ an.
Einige Gesichtspunkte sind für eine erfolgreiche Kultur von Süßkirschen auf ‚GiSelA’Unterlage zu beachten. Wichtig zu wissen ist insbesondere, dass kleinkronige Kirschbäume
regelmäßigen Schnitt benötigen. Damit dies nicht zu einem Problem wird, sind im Folgenden
die grundsätzliche Vorgehensweise und die wichtigsten Begriffe erklärt.
ÜBERLEGUNGEN VOR DEM KAUF
EINES BAUMS IN DER BAUMSCHULE
BODEN
Kirschen wachsen auf vielen Böden. Nur bei staunassen, verdichteten Böden ist von einem
Anbau von Kirschen abzuraten.
STANDORT
Der Baum braucht einen sonnigen, luftigen Platz. Da Kirschen früh blühen und die Blüte
frostempfindlich ist, sollte man Lagen mit häufigen stärkeren Spätfrösten im April vermeiden.
STANDFLÄCHE
Ein Minimum von 10 m² (das entspricht Kronendurchmesser von etwa 3m) muss für einen
Kirschbaum auf ‚GiSelA’-Unterlage mindestens vorhanden sein.
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SORTENWAHL
Sie haben die Wahl aus einem großen Angebot: frühreifende Herzkirschen und spätreifende,
feste Knorpelkirschen, Sorten mit heller oder dunkler Farbe. Die Baumschulen und
Gartencenter bieten viele Sorten sowohl als großen Baum auf konventioneller, stark
wachsender Unterlage als auch als kleinen Baum auf ‚GiSelA’-Unterlage an.
Die meisten Süßkirschensorten sind selbstunfruchtbar und benötigen zum Fruchtansatz eine
andere, etwa gleichzeitig blühende Sorte in der Nachbarschaft. Wenn solche nicht vorhanden
ist, bieten selbstfruchtbare Sorten (z.B. ‚Sunburst’‚ ‚Lapins’, Celeste’, Stella’,) eine
Alternative.
Maden der Kirschfruchtfliege kommen in den meisten Jahren in den frühen Sorten (Reife bis
Ende Juni) nur selten vor. Diese sind allerdings bei den Vögeln besonders beliebt und nach
Meinung vieler Kenner geschmacklich den späteren Sorten unterlegen.
AUSWAHL DES BAUMS
Wählen Sie einen gesunden 2-jährigen Baum mit einer dominanten Mittelachse, von der in der
Höhe ab 80 cm und um die Mittelachse herum gut verteilt mindestens 3 – 4 nicht zu starke,
flache Seitenäste abgehen.
BEWÄSSERUNG UND DÜNGUNG
Um dem jungen Baum eine ausreichende Wasserzufuhr zu sichern, muss in den ersten
Standjahren die Baumscheibe frei von Unkraut gehalten und in Trockenperioden zusätzlich
Wasser gegeben werden.
Die Düngung erfolgt immer auf der gesamten überschirmten Fläche. In Abhängigkeit von
Bodenqualität und Versorgung gelten folgende Richtwerte: 30g Volldünger pro m²
Kronendurchmesser bei Austriebsbeginn und die gleiche Menge nochmals nach der Blüte. Am
besten ist es, vor der ersten Düngung und später in Abständen von 2-3 Jahren mithilfe einer
Bodenanalyse feststellen zu lassen, ob und wie viel Nährstoffe der Baum benötigt.
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SCHNITT
GEEIGNETE ZEITEN FÜR SCHNITTMAßNAHMEN
Kirschen können von März bis September geschnitten werden. Starkwachsende Bäume sind
am besten im Sommer (nach der Ernte, August oder September) zu schneiden; das bremst den
Wuchs. Ein Frühjahrsschnitt (vom Knospenschwellen bis unmittelbar vor der Blüte) dagegen
fördert das Wachstum. In Gebieten, in den Kirschen unter Holzkrankheiten leiden (erkennbar
an häufigem Auftreten von Gummifluss) darf nur zu Zeiten mit geringer Infektionsgefahr
geschnitten werden, also zu Beginn einer möglichst langen und warmen Trockenperiode.
ERZIEHUNG
Die Behandlung eines Baums in den ersten Jahren nach der Pflanzung, die sogenannte
Erziehung, legt die spätere Kronenform fest. Bei Kirschen auf ‚GiSelA’ Unterlagen dauert die
Erziehungsphase, in der der Baum noch nicht voll trägt, nur 2-4 Jahre. Es gibt viele
verschiedene Erziehungs-Methoden. Eine davon, die für den Laien einfach nachzuvollziehen
ist, wird hier schematisch beschrieben. Es ist die Erziehung der Krone in Form eines mehr
oder weniger breiten Kegels mit einer zentralen Mittelachse und davon abgehenden,
schwächeren fruchttragenden Seitenästen.
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IN DER ERSTEN VEGETATIONSPERIODE
Beginnen Sie mit der Baumbehandlung bei Herbst-Pflanzung im folgenden Frühjahr und bei
Pflanzung im Frühjahr direkt nach der Pflanzung.
An der Mittelachse werden die unmittelbar unter der Spitzenknospe befindlichen 5-6 Knospen
beim Knospenschwellen ausgebrochen. Die nächstniedrigere Knospe wird im nächsten Jahr zu
einem Seitentrieb, die Spitzenknospe zur Stammverlängerung austreiben.
Austrieb in der nächsten
Vegetationsperiode
Vor dem
Nach dem
Knospenausbrechen
Unterhalb wählen Sie 3 bis 5 vom Stamm ausgehende, in der Höhe und in der Seitenrichtung
gut verteilte Triebe aus, die später die Fruchtäste bilden sollen. Sie dürfen nicht zu dicht
stehen, um gute Belichtung und Luftzirkulation in allen Kronenteilen zu gewährleisten. Diese
zukünftigen Fruchtäste werden vor dem Austrieb im Frühjahr um etwa 50% ihrer Länge
eingekürzt. Dabei sollte die jeweils letzte verbleibende Knospe nach außen weisen. Knospen
sitzen um den Trieb herum und weisen in unterschiedliche Richtungen. Der Austrieb aus einer
nach oben gerichteten Knospe ist stark und steil, der aus einer nach unten oder außen
weisenden Knospe schwach und flach. - Etwaige weitere vorhandene Seitentriebe bleiben
unbeschnitten.
Vor dem
Nach dem
Einkürzen der Fruchtäste
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IN DER ZWEITEN UND DRITTEN VEGETATIONSPERIODE
Im Sommer werden die neu gewachsenen Seitentriebe im oberen Teil der Krone nach dem
4. - 6. Laubblatt entspitzt.
Unverzweigte lange Seitentriebe im mittleren und unteren Kronenteil werden gekürzt, um
Verzweigung hervorzurufen (besonders bei solchen Sorten, die schlecht verzweigen).
Dabei ist zu beachten, dass die Kegelform der Krone erhalten bleibt.
Kranke, zu dicht, nach innen oder quer stehende Äste sind auf Astabgang (d.h. an der
Stelle, an der sie vom Ausgangsholz abgehen) abzuschneiden.
AB 4. ODER 5. VEGETATIONSPERIODE: REGELMÄßIGER SCHNITT
Im 4. oder 5. Standjahr ist das Baumgerüst etabliert und der Baum kommt in die Phase des
Vollertrags. Jetzt muss das Wachstum durch jährlichen Schnitt gefördert werden, um über
viele Jahre hohe Erträge und gute Fruchtqualität zu sichern. Wenn Bäume auf ‚GiSelA’ nicht
regelmäßig geschnitten werden, kann es zu kahlen Astpartien und überreichlichem
Fruchtansatz mit relativ kleinen Früchten kommen.
Außerdem werden durch den Schnitt gute Belichtung und Luftzirkulation in der Krone
erhalten und der Baum in Höhe und seitlicher Ausdehnung begrenzt.
BEGINN DES REGELMÄßIGEN SCHNITTS
Beginnen Sie mit dem jährlichen Erneuerungsschnitt, wenn bei den meisten Trieben der
Zuwachs der letzten Wachstumsperiode weniger als etwa 30 cm beträgt. Im Winter lässt sich
die Länge des jährlichen Zuwachses am besten erkennen:
In der letzten Vegetationsperiode
gewachsenes Holz
In der vorletzten
Vegetationsperiode
gewachsenes Holz
Jahresringe
REIHENFOLGE BEI DER DURCHFÜHRUNG
Am einfachsten ist es, wenn man:
1. zunächst tote und kranke Astpartien sowie quer gewachsener Zweige (ins
Kroneninnere ragende oder solche, die andere Zweige kreuzen) entfernt.
2. Danach sind zu steile Triebe ganz abzuschneiden oder auf flachere Triebe abzuleiten,
d.h. der Trieb wird kurz hinter einem (vom Stamm aus gesehen) flach wachsenden
Seitentrieb abgeschnitten, der Seitentrieb bleibt erhalten. Das kann insbesondere bei
Trieben im oberen Kronenteil notwendig werden, um eine gute Belichtung der unteren
Baumpartien zu erhalten. Um die Kegelform des Baums zu erhalten, müssen die
unteren Fruchtäste länger bleiben als die weiter oben stehenden.
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Ableiten auf flacheren Trieb
3. Zu sehr nach unten hängende Triebe werden ab Stamm entfernt oder auf steiler
wachsende abgeleitet.
Ableiten auf steileren Trieb
4. Wenn der Baum die gewünschte Höhe von 3-4 m erreicht hat, wird der Spitzentrieb
auf einen günstigen, flach verlaufenden Seitenast abgeleitet. Auch danach muss die
Krone oben deutlich schmaler sein als unten.
Dieses Spitzen-Ableiten kann bei Bedarf in späteren Jahren wiederholt werden. Dank
der ‚GiSelA’-Unterlage reagiert der Baum nicht mit steilen, starken Austrieben in der
Spitze und lässt sich auf Dauer problemlos auf einer gewünschten Höhe (z.B. 3,5 m)
halten. Diese Maßnahme sollte nach der Ernte durchgeführt werden.
5. Gelegentlich (nicht jährlich) werden ein oder wenige ältere Äste direkt am Stamm
abgesägt. Bei ausreichender Belichtung entwickeln sich ab Stamm neue Triebe, die
dann in späteren Jahren als Fruchtäste dienen.
6. Zum Schluss erfolgt der Anschnitt von einjährigen Trieben und der Rückschnitt ins
ältere Holz. Dabei gilt die Grundregel: je schwächer das Triebwachstum, desto
schärfer der Schnitt.
Anschnitt von einjährigen Trieben : Bei einem Teil der Äste wird das jüngste Holz
(gewachsen in der letzten Vegetationsperiode) eingekürzt, d.h. 1/3, die Hälfte oder 2/3
des Triebs wird entfernt. Achten Sie immer auf die Stellung der Knospen am Trieb:
nach oben zeigende Knospen treiben in der Regel sehr stark und steil aus. Dagegen
erfolgt aus einer nach außen oder nach unten weisenden Knospe ein flacherer,
schwächerer Austrieb. Wenn also stärkeres Wachstum gewünscht ist, muss man auf
eine obere Knospe zurückschneiden, wenn dagegen schwache Triebbildung erwünscht
ist, sollte als letztes eine nach außen weisende Knospe stehen bleiben.
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Im Sommer
Im Frühjahr
Rückschnitt ins ältere Holz : Bei einigen anderen Ästen schneidet man tiefer ins ältere
Holz zurück. Bei diesen Ästen entfernt man etwa die Hälfte der Gesamtlänge des
Astes. Es wird etwa 1cm hinter (vom Stamm aus gesehen) einem Bukettspross
geschnitten, wobei – wie beim Anschnitt auf Knospe im einjährigen Holz - die
Richtung des Bukettsprosses zu beachten ist. Bukettsprosse sitzen am 2- und
mehrjährigen Holz und bestehen aus 2-8 dicht um eine terminale Triebknospe
angeordneten Blütenknospen. Durch Schnitt direkt hinter einem Bukett wird der
Austrieb der Triebknospe dieses Bukettsprosses gefördert, so dass in der nächsten
Vegetationsperiode ein Seitentrieb entsteht.
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Im Sommer
Im Frühjahr

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