Tamale 2013 1 (FAM)

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Tamale 2013 1 (FAM)
GHANA - TAMALE
Art des Praktikums:
Famulatur
Person:
Name:
E-Mail-Adresse:
Gisela Gußmack
[email protected]
Einsatzland / Einsatzort:
Land
Stadt
Amtssprache
Ghana
Tamale
Englisch
Empfohlene Impfungen
Gelbfieber ( benötigt man zum Beantragen des
Visums. Impfpass unbedingt mitnehmen, wird beim Einreisen am Flughafen
nochmal kontrolliert!), Meningokokken, Typhus, Diphterie-Tetanus-PolioPertussis, evtl. Tollwut, Hepatitis A und B
Kultur, Sprachen, Religionen, Ausbildungssystem etc.:
Mit Englischkenntnissen kommt man in Ghana sehr gut zurecht, auch wenn die
Sprache anfangs etwas gewöhnungsbedürftig klingt. Bei Einheimischen aus den
niedrigeren sozialen Schichten wird es allerdings schwieriger.
Abgesehen von Englisch: Twi (v.a in der Ashanti-Region), Ewe, Fanti, Dangme,
Ga und viele andere.
Religion:
70 % der Ghanaer gehören dem Christentum an, 15% dem Islam, weiters gibt
es noch Naturreligionen. Im Süden überwiegt die christliche Bevölkerung, im
Norden hingegen die muslimische.
Medizinstudium:
In Tamale dauert das Medizinstudium 7 Jahre, in Accra und Kumasi hingegen 6
Jahre. Die Aufnahmebedingungen sind sehr streng. In Tamale wird nach dem
ersten Jahr noch einmal entschieden, wer eigentlich weiterstudieren darf.
Die Lehre ist sehr praxisbezogen, die Studenten sind jeden Tag auf Station,
haben ihre eigenen Patienten, dazwischen Bed Side Teachings und Vorlesungen,
auch mal am Wochenende Uni und wenig Ferien.
Nach dem Studium beginnt man als House Officer und rotiert 2 Jahre lang durch
verschiedene Fachgebiete. Anschließend beginnt man mit der Ausbildung zum
Facharzt, die viele Ghanaer im Ausland machen wollen.
Gesundheitsprofil des Landes / der Region:
Übertragbare Erkrankungen :
Malaria!
Ich habe als Prophylaxe Lariam eingenommen und hatte keinerlei
Nebenwirkungen! Andere Studenten, die ich getroffen habe, haben Malarone
genommen. Wichtig ist vor allem das Verwenden eines Moskitonetzes und
Repellent (NoBite)!
Diarrhö (hatte so gut wie jeder internationale Student früher oder später)
Allgemein beim Essen zu bedenken: peel it, boil it, cook it, or forget it!
Meningokokken
HIV (Rate 1,8%)
Hepatitis A und B
Ausbildungsstätte:
Ich habe 4 Wochen Famulatur auf der Gynäkologie und Geburtshilfe im
Tamale Teaching Hospital absolviert, einem Universitätskrankenhaus. Es gibt
mehrere Teams von Ärzten, die die verschiedenen „wards“ täglich durchrotieren.
Gynae ward, labour ward, theater (OP), ante natal care/family planning.
Tamale liegt im ärmeren Norden Ghanas, das Spital wird aber gerade nach und
nach renoviert. Einige Gebäude sind neu und sehen wirklich modern aus, die
Frauenheilkunde und die Gebärstation sind allerdings noch im alten Teil.
Es fehlt an Betten, bei den Visiten kann man kaum von Bett zu Bett gehen, weil am
Boden auf dünnen Matratzen Patientinnen mit ihren Kindern liegen.
CTG und Ultraschall sieht man eher selten. …
Es ist auch zuerst mal unfassbar, wenn man im OP ist. Während man bei uns
bemüht ist, ja nirgends anzustoßen, da ja alles steril, ist das in Ghana gar nicht der
Fall. So nah bin ich noch nie bei einem Operateur gestanden...
OP Gewand, Schuhe und Hauben sind selbst mitzubringen. Handschuhe, hieß es vor
meiner Ankunft, gäbe es genug. Ein paar Tage nach meiner Ankunft wurden
allerdings zig Schachteln an Handschuhen gestohlen. Man verdächtigte Studenten,
daher durften wir offiziell keine mehr verwenden, außer wir brachten sie selbst mit.
Daran haben wir uns aber meistens nicht gehalten und die Ärzte, die ich getroffen
habe, haben darüber auch nur den Kopf geschüttelt und meinten, wir sollten sie
einfach nehmen. Unsinnig war allerdings, dass oft nur sterile Handschuhe zu finden
waren. Und wir dann einfach für jede Tätigkeit sterile Handschuhe verwendet
haben…
Natürlich ist es in Ghana anders als bei uns. Aber irgendwie funktioniert es dann
eben doch… Die Ärzte sind bemüht, wirkten auf mich immer fachlich sehr gut und
geben ihr Bestes, auch wenn der Umgangston den Patienten gegenüber manchmal
forsch klingt…
Arbeit und Ausbildung:
Da der sechste Jahrgang der Uni gerade den Stoff der Gynäkologie und
Geburtshilfe durchmachte, bin ich einfach einer Seminargruppe zugeteilt
worden. Morgens habe ich die Vorlesungen (1 bis 2 stündig) besucht,
anschließend ging es auf die Station (manchmal ging ich direkt auf Station, je
nach Vortragendem). Als Studenten rotierten wir wöchentlich zwischen labour
ward, gynae ward usw.. Dazwischen gab es Bed Side Teachings und
Fallpräsentationen. Oft waren nachmittags wieder Vorlesungen. Ich bin je
nachdem wie viel los war, auch mal bis 5 geblieben, ansonsten sind wir eben um
2 oder so heimgegangen. Nachtdienste auf der Labor ward hab ich 4 mal
gemacht.
Die anderen Studenten waren unglaublich nett, und haben mir sehr viel erklärt
und an den Patienten gezeigt.
Ich habe sehr viele Geburten gesehen, bei Eingriffen wie Versorgung von
Dammrissen assistiert, mit dem Pinardschen Hörrohr fetale Herztöne auskultiert,
war oft im OP (habe allerdings leider nie assistiert), Palpation mit LeopoldHandgriffen zur Bestimmung der Lage des Kindes, einmal vaginal untersucht
und gemeinsam mit einheimischen Studenten Anamnesegespräche geführt.
Auch die Ärzte waren sehr freundlich und bemüht. Die Lehre wird im Spital groß
geschrieben - die meisten Ärzte erklären gerne.
Allerdings hatte ich manchmal ein paar Schwierigkeiten, da ich keinem
bestimmten Team zugeordnet war und es daher dauerte bis mich alle kannten.
Nach 3 Wochen habe ich nicht mehr mit den anderen Studenten weiterrotiert,
sondern war fast immer auf der Labor Ward oder im OP, weil es mir dort am
Besten gefallen hat.
Prinzipiell war ich eher bei den Studenten integriert, als in einem Ärzteteam,
was Vor- und Nachteile hatte. Einerseits habe ich dadurch weniger selbst
gemacht, andererseits habe ich auch von den Studenten gelernt und mein
Aufenthalt hatte quasi etwas von einem Minierasmus. War auch toll.
Wohnen und Essen:
Ich habe im Studentenheim der Meduni gewohnt, das erst ein paar Jahre alt
war. Eigentlich wurde es für junge Ärzte gebaut (diese bekommen eine
Wohnung gestellt), da es allerdings gar kein Heim für Medizinstudenten gab,
wurden die Wohnungen für Studenten verwendet.
Daher war das Gebäude gar nicht wie ein Heim aufgebaut. Ich habe mir mit
einer ghanaischen Medizinstudentin, Dorcas (wahnsinnig lieb), eines von zwei
Schlafzimmern einer Wohnung geteilt (in meiner vierten Woche kam noch eine
Studentin aus Polen dazu). Im zweiten Zimmer war eine weitere einheimische
Studentin, Pamela, die mit mir in einer Seminargruppe war und mit der ich mich
auch sehr gut verstanden habe. Eigentlich wohnte in Pamelas Zimmer noch eine
ghanaische Studentin, die aber nicht oft da war.
Wir teilten uns gemeinsam ein Bad, ein riesiges Wohnzimmer mit Couch,
Esstisch und Fernseher und eine Küche. Es war alles wirklich schön und neu, nur
fließendes Wasser gab es keines. Am Anfang dacht ich mir, wie mach ich das
jetzt, duschen nur mit einem Eimer.. Ist aber wirklich gar kein Problem. Ich
hatte 4 Wochen lang kein fließendes Wasser und es ist mir wirklich gar nicht
abgegangen.
Das Heim war übrigens 15 min zu Fuß vom Krankenhaus entfernt, bei der Hitze
kam einem der Weg allerdings ewig vor. Die meisten Studenten haben Mopeds
und oft hat mich jemand morgens mitgenommen.
Um in die Stadt zu gelangen (das Krankenhaus liegt eher außerhalb vom
Zentrum von Tamale entfernt) musste man bis zum Krankenhaus gehen und
von dort ein Shared Taxi (Sehr sehr billig) nehmen.
In Bezug auf Essen: ich habe immer sehr ausgiebig gefrühstückt (ich habe die
Kosten meiner Einkäufe aufgeschrieben und dann das Geld fürs Frühstück
bekommen) und dann mittags in der Kantine gratis gegessen. Abends noch
irgendeine Kleinigkeit.
Finanzielles:
Ich habe 840 Euro für meinen Flug gezahlt (Turkish Airlines über Istanbul),
80 CHF fürs Visum, rund 300 Euro für Impfungen
74 Euro für 2 Monate Versicherung (Allianz)
600 –700 Euro (war insgesamt gute 7 Wochen in Ghana)
Welche Internetadressen empfiehlst Du:
www.ghanaweb.com
Welche Bücher kannst Du empfehlen:
Bradt travel guide
Fotos:
Marta aus Polen, Dr. Danny Acorlor (house officer) und ich.
Cape Coast
Elmina (Kinder lieben Kameras und wollen dauern, dass du gemeinsam mit
Ihnen Fotos machst)
Freier Teil:
Meine Zeit in Ghana war unglaublich aufregend und spannend, aber auch sehr
anstrengend. Ich war die ersten 3 Wochen in Tamale die einzige Studentin aus
dem Ausland. Meine Mitbewohnerinnen waren zwar unglaublich nett, trotzdem
war der Anfang wirklich hart. Du bist mit deinen Gedanken und neuen
Eindrücken doch etwas alleine. Umso mehr glaub ich nun davon profitiert zu
haben. So richtig schwierig wurde es allerdings erst mit dem Herumreisen nach
Ende meiner Famulatur. Ghana ist ein sehr sicheres Land, trotzdem: man ist in
der Fremde, allein, noch dazu ein Mädchen und fällt einfach auf, weil eben weiß.
Also aufpassen sollte man allemal.
Ein Studienkollege absolvierte seine Auslandsfamulatur 1 Monat nach mir in
Accra. Ich war also gerade am Reisen und habe mich daher bei den
Wochenendausflügen bei den Incomings, die zu diesem Zeitpunkt in Accra
waren, angeschlossen (war immer total toll!)
Die restliche Zeit bin ich von Jugendherberge zu Jugendherberge gereist und
habe mich immer wieder bei Leuten für Tagesausflüge angeschlossen. Das war
spannend und herausfordernd, aber eben auch gar nicht so einfach.
Die letzten Tage habe ich im Studentenheim in Accra verbracht, habe
Tagesausflüge unternommen und die Stadt erkundet.
Ghana ist ein wunderschönes vielschichtiges Land. Nationalparks, Strände,
Wasserfälle, auch hügelige Regionen.. Die Leute sind in der Regel wirklich sehr
hilfsbereit und freundlich. Mir war die Aufmerksamkeit allerdings manchmal
etwas zu viel (es kam aber ganz auf den Ort an). Leute gehen bei dir vorbei
und berühren dich (ist mir andauernd passiert!!), setzen sich einfach neben dich
hin und lassen sich fotografieren ohne ein Wort zu sagen, usw… Gerade einige
junge Männer habe ich öfters als aufdringlich empfunden (vor allem, wenn ich
alleine unterwegs war). Gilt aber wirklich nicht für meine Studienkollegen in
Tamale, die waren einfach nur unglaublich. Wahnsinnig nett, lustig und
hilfsbereit.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich eine wunderschöne, aufregende Zeit in
Ghana hatte. Ich habe so viele liebe Menschen kennengelernt und Erfahrungen
gemacht, die ich auf keinen Fall missen möchte.
Absolut ein Höhepunkt in meiner Studienzeit!