Infos Ghana

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Infos Ghana
Bildungserhebungsreise
GHANA
Luggi Frauenberger,
Alexandra Schmid
Welthaus Linz
9.11. – 25.11.2008
Bedeutung der Flagge:
„I decided on the three colors of red, gold & green because of the geography of Ghana.
Ghana lies in the tropics and blessed with rich vegetation. The color Gold was influenced by
the mineral rich nature of our lands and Red commemorates those who died or worked for the
country's independence. Then the five pointed lone star which is the symbol of African
emancipation and unity in the struggle agianst colonialism.“
Mrs. Theodosia Salome Okoh, designer of the Ghana Flag
Bedeutung des Nationalwappens:
Designer: Mr. Amon Kotei, ghanaischer Künstler.
Der schwarze Stern, mit Gold umrahmt, auf einem Kranz aus rot, gold und grüner Farbe
repräsentiert den Leitstern der afrikanischen Freiheit.
Die zwei Adler, um deren Hals der schwarze Stern hängt, symbolisieren Beschützer, die mit
Kraft und klaren, aufmerksamen Augen über das Land wachen.
In der Mitte ist das Schild, das durch das Kreuz von St. George viergeteilt wird:
Der goldene Löwe in der Mitte des Kreuzes steht für die Verbindung von Ghana mit dem
Commonwealth.
Das Schloss am Meer repräsentiert die Staatsregierung
Das zeremonielle Schwer und der Stab eines Linguisten repräsentieren die lokale
Administration.
Der Minenschacht repräsentiert den Reichtum an Bodenschätzen.
Der Kakaobaum steht für den landwirtschaftlichen Reichtum des Landes.
Unter dem Schild findet sich das Motto: „Freiheit und Gerechtigkeit“
Ghana – allgemeine Daten
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Ghana (früher Goldküste) ist ein Staat in Westafrika, der an die Elfenbeinküste, Burkina Faso,
Togo sowie im Süden an den Golf von Guinea (Atlantischer Ozean) grenzt. Ghana ist fast so
groß wie das Vereinigte Königreich, mit dessen Geschichte es durch die Kolonialzeit eng
verbunden ist. Der Volta-See ist der größte Binnensee des Landes und zugleich der größte
vollständig künstlich angelegte Stausee der Welt. Aufgrund seiner Gebiete mit tropischem
Regenwald ist eine reiche Flora und Fauna vorhanden, die auch im wirtschaftlichen Bereich
zum einen durch den Tourismus, zum anderen durch Edelholzexporte von großer Bedeutung
ist. Wirtschaftlich bedeutend ist Ghana aufgrund seines Rohstoffreichtums. Einer der
wichtigsten Rohstoffe ist Gold, das der ehemaligen Kolonie auch den Namen „Goldküste“
gab.
Eine facettenreiche Kultur baut auf den bis zu hundert im Land lebenden Ethnien mit der
daraus resultierenden Sprachenvielfalt und religiösen Heterogenität auf.
Hauptstadt: Accra (circa 1,9 Millionen EinwohnerInnen, geschätzt; Metropole Accra und
Tema circa 3 Millionen EinwohnerInnen)
Fläche: 238.537 km² (Österreich: 83.871 km²)
EinwohnerInnen: ca. 23. Millionen (Österreich: ca. 8,3 Millionen)
Bevölkerungsdichte: 94 EinwohnerInnen/km² (Ö: 99,5 EinwohnerInnen/km²)
Altersstruktur: 39,0% unter 15 Jahre, 3,6% 65 Jahre und älter (2005)
(Österreich: 14% unter 15 Jahren, 18% 65 Jahre und älter)
Lebenserwartung: 60 Jahre (Ö: 80 Jahre)
Staatsform: Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef: Präsident John Evans Atta Mills (seit 3.1.2009)
Unabhängig seit 6. März 1957 (Ghana war das erste afrikanische Land, das unabhängig
wurde)
Ghana ist in 10 Verwaltungseinheiten unterteilt. Insgesamt gibt es 140 Bezirke (districts). In
vielen Bereichen existieren daneben auch noch die traditionellen Autoritätsstrukturen.
Währung: New Ghana Cedi
2007 wurde in Ghana eine neue Währung eingeführt – New Ghana Cedi.
10 000 Cedi (der alten Währung) = 1 New Ghana Cedi
1 New Ghana Cedi = 100 Pesewas
1 Euro = 2,16 New Ghana Cedi
Ethnien/Sprachen:
Ghana ist ein Vielvölkerstaat, der aus beinahe ebenso vielen Ethnien wie Sprachgruppen
heterogen zusammengesetzt ist. Die Bevölkerungszahl unterschiedlicher Ethnien reicht von
einigen hundert bis zu einigen Millionen Menschen.
Es gibt 79 verschiedene Sprachen und Idiome. Die häufigsten Sprachen sind Akan, Ewe,
Abron, Farefare, Dagbani, Dangme, Ga, Konkomba, Hausa.
Die meisten Menschen in Ghana wachsen mehrsprachig auf. Es ist keine Seltenheit, dass
GhanaerInnen 3, 4, 5, 6 und mehr Sprachen sprechen.
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Offizielle Amtssprache: Englisch
Religion: evangelische Kirche (Presbyterianer, Methodisten, Baptisten, charismatische
Bewegungen, zusammen circa 20%), katholische Kirche (10%), Islam (30%), zusätzlich
Naturreligionen (40%)
Wirtschaft:
BIP: 17 Mrd. US $ (Ö: 432 Mrd. US $)
BIP pro Kopf: 1500 US $ (Ö: 39.200 US $)
Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US$/Tag: 44,8%
BIP-Anteil der Wirtschaftssektoren:
Landwirtschaft: 37,3% (Ö: 1,9%)
Industrie: 25,3 % (Ö: 30,6%)
Dienstleistung: 37,3% (Ö: 67,4%)
Arbeitskräfte aufgeteilt auf die Wirtschaftssektoren:
Landwirtschaft: 56% (Ö: 5,5%)
Industrie: 15% (Ö: 27,5)
Dienstleistung: 29% (Ö: 67%)
Bildung:
Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben in % am BIP: 5,4% (Ö: 5,4%)
Anteil der schulpflichtigen Kinder, die eine Grundschule besuchen: 65%
Anteil der Menschen, die lesen und schreiben können: 57,9% (Ö: 98%)
Anteil der InternetnutzerInnen pro 1000 EinwohnerInnen: 28 (Ö: 550)
Geographie:
Ghana hat insgesamt ein flaches Relief, das nur an wenigen Stellen Höhen von 900 Metern
erreicht. Etwa die Hälfte des Landes liegt unterhalb einer Höhe von 150 Metern. Die Küste
hat eine Länge von 543 Kilometern. Das Land wird geographisch in Küstenebene, Regenwald
und Savanne unterteilt. Neben der geografischen Gliederung lässt sich Ghana auch nach der
Oberflächenstruktur in die fünf Naturräume Low Plains, Hochland von Ashanti, AkwapimTogo-Kette, Volta-Becken und High Plains einteilen.
Von der Küstenniederung, den sog. Low Plains, die in die Küstenebene mit weiten
Sandstränden und Mangrovengebieten und einem Flachland zwischen dem fünften und
sechsten Breitengrad unterteilt ist, steigt das westliche Land zum Hochland von Ashanti an,
das im Mittel die Höhe von 450 Meter über dem Meeresspiegel erreicht. Östlich des
Hochlandes schließt sich das Volta-Becken an, welches mit insgesamt 87.000 km² auch den
größten Naturraum darstellt. Im Norden schließen die High Plains das Land ab. Die Gebiete
zählen bereits zur Großlandschaft Sudan. Die Akwapim-Togo-Kette ist eine Bergkette und ein
Naturraum, der in der Nähe von Accra beginnt und bis nach Togo hinein führt. Hier liegen die
höchsten Berge des Landes.
Etwa zweidrittel (66 %) der Fläche Ghanas, rund 158.000 km², werden über den Volta
entwässert, der in seinem Unterlauf durch den Akosombo-Staudamm zum größten vollständig
künstlich angelegten Stausee der Erde aufgestaut wird. Aus dem Hochland von Ashanti
entspringt zudem eine Vielzahl von Flusssystemen, die in den Atlantik münden.
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Die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt ist in der Vergangenheit vermehrt unter Schutz gestellt
worden. Immer mehr dieser Refugien werden für den Tourismus erschlossen. Die Einnahmen
aus diesem Wirtschaftszweig sollen als Ökotourismus auch einen wichtigen Beitrag zum
Erhalt der Artenvielfalt liefern. Der in Resten noch vorhandene Regenwald ist sehr artenreich
und die ganzjährig konstante Temperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit fördern das
Pflanzenwachstum.
Klima
Ghana ist ein tropisches Land, kennt also keine Jahreszeiten, sondern einen Wechsel zwischen
Regen- und Trockenzeit. Nahezu gleichlange Tage und Nächte („Tag-und-Nacht-Gleiche“)
bestimmen das Leben. Grob lässt sich das Klima in den feuchten Süden mit seinen
immergrünen und regengrünen Regenwaldgebieten vom trockeneren Norden mit seiner
Baumsavanne, Strauchsavanne und der Grassavanne im nördlichsten Teil unterscheiden. Der
Harmattan, ein aus dem Nordosten wehender Passatwind, bestimmt zwischen November und
Februar die trockene Jahreszeit. Die Regenfälle in der Regenzeit liegen in der Zone mit dem
meisten Niederschlag im äußersten Südwesten des Landes an der Küste (über 2.000 mm pro
Jahr).
Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Norden um 1.000 mm, im westlichen
Küstenabschnitt bei der Stadt Axim bis zu 2.200 mm. Bei Accra erreicht sie kaum 800 mm.
Nur im feuchtheißen Südwesten wächst immergrüner Regenwald, der in regengrünen
Tropenwald übergeht. Die Waldbestände sind durch die fortschreitende Rodung bedroht.
Landeinwärts folgen Feuchtsavanne und Trockensavanne.
Geschichte
Die Geschichte Ghanas reicht sehr weit zurück. Wenn heute afrikanische Länder als „junge
Republiken“ bezeichnet werden, meint man ihre jüngste Entstehung als unabhängige
politische Gebilde. – ihre Geschichte, ihre Kulturen, Traditionen sind alles andere als jung.
Spricht man von der Geschichte Ghanas, muss man etwas ausholen. Früher gab es keine
nationalstaatlichen Grenzen, so wie wir sie kennen. Wenn also von einem bestimmten Land
gesprochen wird, ist stets das ganze Siedlungsgebiet, in dem das Volk damals lebte, gemeint.
Im Falle Ghanas umfasst die Geschichte Teile der heutigen Elfenbeinküste, Burkina Faso,
Nigeria und Togo. Die Anfänge der ghanaischen Geschichte liegen zum Teil in den frühen
Kaiserreichen der Westsahara,
woher nachweislich die meisten
BewohnerInnen des heutigen
Ghanas stammen.
Kaiserreiche des Sahel
Die Kaiserreiche entstanden
entlang der prähistorischen
Handelsrouten. (man nimmt an,
dass die Sahara vor 10-12.000
Jahren noch bewaldet und dicht
besiedelt war). Gehandelt wurde
mit Gold, Elfenbein, Leder,
Baumwolle, Messing, Kupfer,
Seide, Pferden und Salz. Dieser
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Handel führte sogar bis zur Mittelmeerküste.
Gana war das erste dieser Kaiserreiche und entstand dort, wo die heutigen Republiken
Mauretanien, Senegal und Mali liegen. Der genaue Zeitraum seiner Entstehung ist unbekannt,
aber die Anfänge gehen etwa bis auf 600 n.Ch. zurück. Reisende berichteten immer wieder
vom sagenhaften Reichtum des Kaiserreiches.
Im 13. Jahrhundert übernahm das Volk der Malinke die Herrschaft und gründete das
Kaiserreich Mali, das noch reicher, berühmter und mächtiger wurde als Gana. Ein enormer
Aufschwung setzte im Goldhandel ein. Mali florierte. Timbuktu und Djenne bildeten sich als
die intellektuellen Zentren heraus. Bis ins 14. Jahrhundert erlebte Mali ein Goldenes Zeitalter,
in dem Frieden und Wohlstand herrschte.
Mit Beginn des 15. Jahrhunderts begann der Verfall Malis und der Aufstieg des Reiches
Songhay, das noch bis ins 16. Jahrhundert bestehen blieb.
Auf dem Gebiet des heutigen Ghanas
Das Gebiet des heutigen Ghana wurde erstmalig etwa vor 150.000 bis 20.000 Jahren von
Menschen besiedelt. Eine extreme Trockenperiode zwang die Menschen jedoch wieder die
immer unwirtlicher werdenden Ebenen zu verlassen. Der Beginn der Wiederbesiedlung ist
nicht bekannt. Doch es gibt Keramikfunde, die auf ein Alter von etwa 5.800 Jahren datiert
sind.
Die großen Reiche im Norden
Die frühesten Reichsgründungen auf ghanaischem Gebiet fanden im Norden des Landes statt.
Anfang des 15. Jahrhunderts gründeten die Dagomba ein mächtiges Königreich, später die
Mamprusi und im 16. Jahrhundert die Gonja. Alle diese Reiche waren von den Mossi des
heutigen Burkina Faso kulturell beeinflusst. Die Reiche des Nordens wurden früh islamisiert,
behielten aber weite Teile ihres traditionellen Glaubens bei.
Die Akanstaaten des Waldlandes von Zentralghana
Das Waldland Zentralghanas war bis etwa 1200 kaum besiedelt. Vermutlich ab dem 13.
Jahrhundert setzte eine gewisse Wanderungsbewegung von Norden kommend in dieses
Gebiet ein. Die Akanvölker wanderten in ihr heutiges Siedlungsgebiet in Zentralghana. Die
Akanvölker begannen sich in kleineren politischen Einheiten zu organisieren. Eines der ersten
historisch belegten Königreiche der noch zersplitterten Akanvölker war das Königreich Bono.
Später, im 17. Jahrhundert, beherrschten die Denkyra weite Teile Zentralghanas. Ihre Macht
wurde durch das 1695 gegründete Königreich der Ashanti gebrochen, dessen zügiger Aufstieg
die Zersplitterung der Akanstaaten beendete und zur Entstehung einer regionalen Großmacht
führte, die bald in Konflikt mit den an Einfluss gewinnenden Europäern geriet.
Die Völker des Südens
Im Süden Ghanas lebten im 15. /16. Jahrhundert bereits die Völkerschaften, die auch heute
dort siedeln: die Fanti, Nzema, Ga, Ewe und andere. Keines dieser Völker hatte sich zu
diesem Zeitpunkt jedoch in größeren, zentralisierten Staaten organisiert. Die Ewe etwa
lieferten in ihren Herkunftsmythen sogar eine Art ideologische Begründung für ihre
Abneigung gegen größere politische Einheiten. Nach ihren mündlichen Traditionen waren
ihre Vorfahren aus dem Osten vor einem tyrannischen Herrscher geflohen.
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Als die ersten EuropäerInnen die ghanaische Küste erreichten, trafen sie daher auf eine
Vielzahl kleiner Häuptlingstümer.
Erste Kontakte mit den EuropäerInnen
Im 15. Jahrhundert erreichten die ersten europäischen Seefahrer die westafrikanische Küste.
Die Portugiesen erreichten 1471 Ghana und bezeichneten das Land aufgrund des großen
Goldreichtums als Goldküste. Um ihre Macht zu sichern und auszubauen, errichteten die
Portugiesen 1482 bei Elmina einen mächtigen Stützpunkt: das Fort São Jorge da Mina.
Zunächst stand der Handel mit Gold, Pfeffer und Elfenbein im Vordergrund. Ab 1505
begannen die Sklaventransporte von Afrika nach Süd- und Mittelamerika, die über mehr als
drei Jahrhunderte lang das Schicksal Afrikas grundlegend bestimmen sollten.
Auch andere europäische Mächte zeigten Interesse an dem lukrativen Handel mit Menschen
und Gold. Den portugiesischen Eroberern folgten bald jene aus Schweden, Dänemark,
Holland, Großbritannien, Brandenburg und Frankreich, errichteten Festungen und bekriegten
sich häufig untereinander. An keinem Küstenabschnitt Afrikas findet sich eine derartige
Dichte europäischer Forts wie an der Küste Ghanas. Oftmals wurden diese Festungen
europäischer Mächte in Sichtweite voneinander errichtet. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
wütete eine wilde Handelskonkurrenzjagd entlang der gesamten Guineaküste, aus dem die
Briten als Sieger hervorgingen.
Kolonialismus
1821 stellte die britische Regierung die Goldküste erstmals unter ihre direkte Kontrolle. Doch
aufgrund der verheerenden Niederlage im Kampf gegen die Ashanti gaben sie die Kontrolle
1828 an die private Handelskompanie (dem Rat der britischen Kaufleute) zurück.
1842 übernahm England endgültig die direkte Kontrolle über das Gebiet. 1850 kauften die
Briten den Dänen ihre noch verbliebenen Forts an der Goldküste ab und führten kurz darauf
eine Kopfsteuer in ihrem Machtbereich ein.
1874 kam es zu einem erneuten Krieg mit den Ashanti. Die Briten schlugen die Ashanti,
zwangen sie, im Vertrag von Fomena ihre Hoheit über nahezu ganz Südghana anzuerkennen
und hatten damit die letzte Macht in der Region besiegt, die ihnen noch Widerstand geleistet
hatte.
1874 wurde Südghana zur Kronkolonie Goldküste erklärt.
1896 schließlich zwangen die Briten den Ashanti militärisch die Anerkennung ihrer
Herrschaft über das Ashantiland als „Protektorat“ auf und verschleppten den regierenden
Asantehene auf die Seychellen. Unter Führung der Königinmutter von Edweso, eines
Ashantiteilstaates, unternahmen die Ashanti 1900 einen letzten militärisch geführten
Aufstand, den die Briten nur mit Mühe und unter Einsatz von Truppen aus Übersee unter
Kontrolle brachten. Im selben Jahr übernahmen die Briten die Kontrolle über Nordghana.
Als Ergebnis des 1. Weltkrieges wurde die den Briten 1919 als Völkerbund-Mandatsgebiet
überlassene westliche Hälfte des ehemaligen Deutsch-Togo als Britisch-Togoland ebenfalls
Teil der Britischen Goldküste.
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Der Weg in die Unabhängigkeit
Seit dem 2. Weltkrieg verstärkten sich die Bestrebungen zur langfristigen Unabhängigkeit der
Goldküste. 65.000 GhanaerInnen hatten auf britischer Seite im 2. Weltkrieg im Namen von
„Freiheit und Demokratie“ gekämpft und forderten das nun auch für ihre Heimat.
1946 trat eine neue Verfassung, die Burns-Constitution, für die Goldküste in Kraft, die
erstmals in einer britischen Kolonie in Afrika eine einheimische Majorität in einem
gesetzgebenden Rat festlegte. Allerdings wurden die Vertreter in diesem Rat überwiegend
von den traditionellen Häuptlingen bestimmt, und die nördlichen Territorien blieben ohne
Vertretung.
1948 – die Unruhen von Accra: Eine friedliche Demonstration ehemaliger
Verwaltungsangestellter endete mit dem Tod mehrerer Demonstranten durch Polizeikugeln
und führte zu Ausschreitungen in Accra und verschiedenen anderen Städten. Forderungen
nach baldiger Unabhängigkeit des Landes waren so populär wie nie zuvor. Im Gefolge dieser
Unruhen wurde der spätere erste Präsident Ghanas, Kwame Nkrumah, landesweit bekannt;
seine damalige Partei, die United Gold Coast Convention (UGCC) vervielfachte ihre
Mitgliederzahl. Ein Gremium, dem überwiegend traditionelle Chiefs und die Anführer der
UGCC angehörten, sollte nun eine neue Verfassung ausarbeiten, um den Unwillen der
Bevölkerung aufzufangen. Kwame Nkrumah gehörte diesem Gremium trotz seiner großen
Popularität nicht an.
1949 gründete er seine eigene Partei, die Convention People’s Party mit dem
Hauptprogrammpunkt „self-government now!“. Die Kolonialverwaltung ging mit
Repressalien gegen Anhänger der neuen Partei vor.
1950 erklärte der Gewerkschaftsverband Trades Union Congress of Ghana, damals ein
integraler Bestandteil der CPP, den Generalstreik. Die Kolonialregierung erklärte den
Ausnahmezustand, ließ Kwame Nkrumah verhaften und zu drei Jahren Gefängnis verurteilen.
1951 fanden die ersten Wahlen nach den Regeln der unmittelbar zuvor in Kraft gesetzten
Verfassung statt. Kwame Nkrumahs CPP errang überall dort, wo direkt gewählt werden
durfte, einen überwältigenden Wahlsieg, und Nkrumah erhielt selbst ein Mandat. Gouverneur
Charles Arden-Clarke akzeptierte den so eindeutig ausgesprochenen Volkswillen, befahl,
Nkrumah aus dem Gefängnis zu entlassen, und bot ihm das Amt eines „Führers der
Regierungsgeschäfte“ an.
1951 bis 1956 hatte die Goldküste nun eine Regierung der CPP unter Führung Nkrumahs bei
noch bestehender britischer Herrschaft. Begünstigt von gefüllten Kassen aufgrund der enorm
gestiegenen Kakaopreise auf dem Weltmarkt, aber auch einer konsequenten
Infrastrukturpolitik, erlebte Ghana in dieser Phase nie gekannten Fortschritte:
1954 trat eine neue Verfassung in Kraft, mit einer Volksvertretung, deren Mitglieder
durchweg direkt gewählt wurden. Nkrumah erhielt den Titel eines Premierministers.
Am 6. März 1957 wird die ehemalige Goldküste als erste Kolonie in Afrika unabhängig. Der
Staat wird Ghana getauft – in Erinnerung an das hochentwickelte, glorreiche Kaiserreich.
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Unabhängiges Ghana
Die Ära Nkrumah
1957–1960: Konsolidierung der Macht und internationale Erfolge – Ghana konnte auf eine
vergleichsweise breite gebildete Bevölkerungsschicht zurückgreifen, verfügte über ergiebige
Goldbergwerke und einen devisenträchtigen, exportorientierten Zweig der Landwirtschaft,
dem Kakaoanbau.
Auf internationaler Ebene versuchte Nkrumah sein Konzept des Panafrikanismus voran zu
bringen. Er war überzeugt, dass die Unabhängigkeit Ghanas bedeutungslos ist, solange sie
nicht mit der totalen Befreiung des afrikanischen Kontinents verbunden ist. Nur ein
vereinigtes Afrika würde dem Schicksal entgehen, zum Spielball fremder Kräfte zu werden.
Ende der fünfziger Jahre führte er verschiedene internationale Kongresse in Accra durch, die
tatsächlich große Bedeutung für die Befreiungsbewegungen des afrikanischen Kontinents und
den Prozess seiner Entkolonialisierung hatten.
1958 Berief Nkrumah in Accra die „Konferenz der afrikanischen Völker“ ein. Zum erstenmal
kommen AfrikanerInnen zusammen, um über ihre Zukunft zu reden.
Am 1. Juli 1960 wurde Ghana zur Republik erklärt und Kwame Nkrumah Präsident.
Nkrumah war überzeugter Sozialist. Er stellte die ghanaische Wirtschaft auf eine
staatsmonopolistische Basis, gründete Staatsbetriebe und hemmte die Aktivitäten des
Privatkapitals, die er als ausbeuterisch ansah. Nkrumah wollte die Ohnmacht Afrikas nicht
hinnehmen und versuchte, die große Lücke in der Entwicklung innerhalb einiger Jahre zu
schließen. Reserven und Energien waren allerdings schnell verbraucht. Die Staatsfinanzen
wurden gebraucht, Ghana ging pleite. Gleichzeitig stieg auch die allgemeine Unzufriedenheit.
Nkrumah reagierte mit Repression und willkürlichen Verhaftungen.
1966 putschte eine Gruppe von Offizieren. Eine Militärjunta trat an die Spitze des Staates, die
auch von einem großen Teil der Bevölkerung willkommen geheißen wurde.
Zwischen 1966 und 1981 kamen und gingen eine ganze Reihe von Regierungen.
1966 – General Ankrah übernahm die Macht
1969 – Gerneral Afrifah übernahm die Macht und bereitete Wahlen vor.
1969 – 1972: Kofi Busia gewann die Wahlen und wurde Ministerpräsident der 2. Republik
Ghana
Wirtschaftlich setzte Busia den nationalistischen und wirtschaftsliberalen Kurs des
Militärregimes fort. Sinkende Einnahmen aus dem Kakaoexport und steigender
Schuldendienst führten zu rigiden Sparmaßnahmen. Ethnische Spannungen und
Regionalismus nahmen unter der zivilen Regierung zu und die Korruption wurde erneut zu
einem großen Problem.Im Rahmen der Sparmaßnahmen wurde auch das Budget der Armee
drastisch gekürzt, was dort erhebliche Unzufriedenheit auslöste. Die sozialen Folgen einer 42
prozentigen Abwertung des Cedi 1971 gaben schließlich den Ausschlag für einen
Militärputsch Anfang 1972, durch den die zweite Republik ihr Ende fand.
Militärherrschaft 1972–1979: Oberst Ignatius Kutu Acheampong kam an die Macht
Unter Acheampongs hilfloser Regierung kam Ghanas Wirtschaft völlig zum Erliegen. 1978
wurde er in einer Palastrevolution von seinen Militärkollegen gestürzt. Doch der neue
Machthaber General Akuffo konnte die Misere ebenfalls nicht beheben und 1979 wurde
wieder geputscht.
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1979–1981: Zwischenspiel Rawlings, Zwischenspiel Limann
Unmittelbar vor den Wahlen, am 4. Juni 1979, putschten sich junge Offiziere unter Führung
des Fliegerleutnants Jerry Rawlings an die Macht. Sie verkündigten die Absicht, Ghanas
politische wie wirtschaftliche Elite von korrupten Mitgliedern zu „reinigen“, um so der neuen
Zivilregierung eine bessere Ausgangslage zu verschaffen. Acheampong, Afrifa und andere
führende Köpfe des alten Regimes wurden öffentlich hingerichtet. Zur allgemeinen
Überraschung führten sie nicht nur die Wahlen im Juli 1979 planmäßig durch, sondern
kehrten im September desselben Jahres wieder in die Kasernen zurück und übergaben die
Macht an den neu gewählten Präsidenten.
Dieser Präsident war Hilla Limann von der People’s National Party, die 62 % der Stimmen
erhalten hatte und sich in der Tradition von Nkrumahs alter Partei sah. Da sich die neue
Regierung durch die außerordentliche Popularität des Ex-Putschisten Jerry Rawlings bedroht
sah, schickte sie ihn in Pension. Rawlings engagierte sich nun zunehmend als Politiker und
Interviewpartner ausländischer Zeitungen. Obwohl Limann selbst frei von
Korruptionsverdacht war, gelang es ihm nicht, wirksame Maßnahmen gegen Korruption und
Schattenwirtschaft durchzusetzen. Auch seine Wirtschaftspolitik zeigte keine positiven
Effekte, die Lage blieb katastrophal. Nach knapp zwei Jahren Zivilregierung übernahm 1981
Jerry Rawlings erneut die Macht.
Die Ära Rawlings 1981–2001
Rawlings erließ ein Parteienverbot, hob die Verfassung auf und stellte sich an die Spitze eines
„Provisorischen Nationalen Verteidigungsrates“. In seinen ersten Regierungsjahren setzte er
bei seinem Kampf gegen Korruption und Schmuggel auf die Mobilisierung breiter Schichten
des Volkes und schien eine eindeutig sozialistisch ausgerichtete Politik zu verfolgen.
Basiskomitees und Volksgerichte wurden eingerichtet. PolitikerInnen und UnternehmerInnen,
die durch Korruption reich geworden waren, ließ er anklagen und enteignen. „Volksläden“
sollten die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Anfangs war ihm damit der Beifall der
Massen sicher. Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich jedoch nicht ein und gegen Auswüchse
des von ihm selbst geschaffenen Systems griff er auch zu wenig populären
Disziplinierungsmaßnahmen. Mehrere erfolglose Anschläge wurden auf ihn verübt.
1983 vollzog er angesichts einer katastrophalen Wirtschaftslage, die durch eine Dürreperiode
und die Vertreibung hunderttausender ghanaischer Gastarbeiter aus Nigeria verschärft wurde,
eine drastische Kehrtwendung. Wie andere vor ihm sah er keine Alternative zur
Zusammenarbeit mit der Weltbank und dem IWF und deren Konzept der
Strukturanpassungsmaßnahmen. Unter dem Namen Economic Recovery Programm
(Ökonomisches Erholungsprogramm) erfolgten Preiserhöhungen, Lohnstopp, die Abwertung
des Cedi, Schließung oder Privatisierung unproduktiver Staatsbetriebe und eine strikte
Sparpolitik. Diese Maßnahmen brachten erhebliche Härten für die Bevölkerung mit sich, die
Rawlings nur kraft seiner diktatorischen Gewalt durchsetzen konnte. Die Kinderarbeit nahm
zu, der Schulbesuch ab. Widerstand gegen seine Politik ließ er nicht zu, Oppositionelle
wurden eingeschüchtert. Erstaunlicherweise war seine Popularität dennoch deutlich größer als
die des „Provisorischen Nationalen Verteidigungsrates“.
Anfang der 90er Jahre zeigten sich die Erfolge dieser Maßnahmen. Die Inflation war deutlich
zurückgegangen, und zumindest die Lage der ländlichen Bevölkerung hatte sich gebessert.
Um den zunehmenden Druck zur Demokratisierung aufzufangen, ließ er 1992
Präsidentenwahlen abhalten, die er mit deutlichem Vorsprung gewann. Zuvor wurde ein
Mehrparteien-System geschaffen. Unabhängige Beobachter beschrieben diese Wahlen als
relativ fair, aber natürlich hatte er den gesamten Regierungsapparat zu seiner Unterstützung
bereit.
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Bei den Wahlen 1996 traten sechs Parteien an. Rawlings National Democratic Party siegte mit
57 % der Stimmen deutlich vor seinem Herausforderer John Agyekum Kufuor.
.
Der Kandidat der Rawlingspartei NDC für die Wahlen Ende 2000, dessen Vizepräsident John
Atta-Mills, verlor die Wahlen. Damit endete nach 20 Jahren die Ära von Jerry Rawlings, den
die einen als wohlwollenden (und erfolgreichen) Diktator, andere als Tyrannen ansahen.
Neuer Präsident wurde 2001 John Agyekum Kufuor
Sieger der Wahlen war die New Patriotic Party von John Kufuor, die mit 100 von 200 Sitzen
eine relative Mehrheit erhielt. Im Jahr darauf ließ er eine so genannte Nationale
Versöhnungskommission einrichten, die Menschenrechtsverletzungen durch die
verschiedenen widerrechtlichen Regime seit der Unabhängigkeit des Landes untersuchen
sollte.
Am 7. Dezember 2004 setzte sich John Kufuor erneut gegen John Atta-Mills durch und
wurde im ersten Durchgang mit 52,45 % für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.
In den letzten Jahren hat Ghana tausende von Flüchtlingen aus dem vom Bürgerkrieg
erschütterten Nachbarland Elfenbeinküste aufgenommen.
Im Jahr 2008 fanden erneut freie demokratische Wahlen statt. Der NPP-Kandidat AkufoAddo musste in die Stichwahl mit dem Herausforderer der NDC John Atta-Mills. John AttaMills gewann die Stichwahl und ist seit Jänner 2009 neuer Präsident von Ghana.
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