- Studentenwerk Berlin
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09 Monatszeitschrift des Studentenwerks Berlin Gratismagazin Juni/Juli 2004 2. Jahrgang Editorial Schöne Ferien! Ein Jahr werkblatt! Im Juni 2003 erschien die erste Ausgabe, behaftet mit den sicher nicht unüblichen „Kinderkrankheiten“. Wir haben gelernt und mit unserem neuen Kooperationspartner, der Firma CAMPUSdirekt, unser Magazin in sichere Fahrwasser gebracht. Die positive Resonanz wie die kritischen Hinweise zu den letzten Ausgaben zeigen uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Wir werden unser Produkt, dass wir für Sie herstellen, auch künftig kritisch betrachten und freuen uns über jede Zuschrift. Inhalt Bevor auch wir uns in die Semesterferien begeben – das nächste werkblatt erscheint im September - wollen wir Sie in dieser Ausgabe ausführlich über den Teil der Arbeit des Studentenwerks informieren, der eher unbekannt ist: unsere Beratungsdienste, die sich sozialen Fragen, der psychologisch-psychotherapeutischen Beratung und der Hilfe für behinderte oder chronisch kranke Studierende widmen. Wir berichten über unsere engagierten Wohnheimtutoren und haben auch zahlreiche „kurze“ Informationen aus dem Studentenwerk. Für viele Studierende bieten die Semesterferien Zeit nicht nur für den wohlverdienten Urlaub, sondern auch zum Jobben. In diesem Jahr heißt es aber für viele erst einmal weitersuchen oder abwarten statt arbeiten. Denn das Angebot an Ferienjobs ist im vergangenen Jahr leider deutlich zurückgegangen. In Großstädten wie Berlin ist die Situation besonders schwierig. Die Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ des Studentenwerks sucht händeringend nach Jobs, um sie den Studierenden, die täglich auf Angebote warten, vermitteln zu können. Petra Mai-Hartung, Geschäftsführerin Studentenwerk Berlin Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 14 Seite 15 - Editorial Reportage/Beratung Reportage/Beratung Studentenwerk/Austausch Studentenwerk/Im Osten Studentenwerk/Kurzmeldungen Studentenwerk/Kurzmeldungen Studentenwerk/Kurzmeldungen Studentenwerk/Intern Kultur/B. Begemann Kultur/Filmkritik Information/EM Steckbrief/Frau Schalla Deshalb geht an dieser Stelle mein Appell an alle Arbeitgeber, offene Stellen bei der studentischen Jobvermittlung „Heinzelmännchen“ (Telefon: 834 099-30, www.heinzelmaennchen-berlin.de) zu melden. Die Anstellung von Studierenden ist für Arbeitgeber lukrativ, es fallen – mit Ausnahme des Rentenversicherungsbeitrags – keine Lohnnebenkosten an. Für die Studierenden zählt jeder zusätzlich vermittelte Job! Ich wünsche Ihnen schöne Semesterferien. Ihre Petra Mai-Hartung Geschäftsführerin Studentenwerk Berlin Impressum Herausgeber, V.i.S.d.P.: Studentenwerk Berlin, Petra Mai-Hartung und CAMPUSdirekt Direktwerbung Redaktion: Metronauten, Jürgen Morgenstern, Dorit Beyersdorf, ArGe Öffentlichkeitsarbeit Gestaltung: genauso.und.anders° graphical wellness Satz und Layout: Stephan König, genauso.und.anders° graphical wellness Fotos: Frische Fotos, Jan Ganschow, Stephan König, Studentenwerk Berlin Druck: Willmy PrintMedia GmbH, Vershofenstraße 10, 90431 Nürnberg Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin, Tel.: 030 31 12 415, Mail: [email protected] Anzeigen: CAMPUSdirekt Direktwerbung GmbH, Markgrafenallee 3c, 95448 Bayreuth, Stefanie König, Tel.: 0921 78 778 59 86 Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt liegt an den Berliner Hochschulen aus. Namentlich kennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.studentenwerk-berlin.de. Editorial 3 „Is` ja der Wahnsinn!“ Beratung in allen Lebenslagen. Beratung in allen Lebenslagen. Eigentlich fallen einem beim Wort Studentenwerk vor allem die Mensen, Wohnheime oder vielleicht noch die BAföGBeratung ein. Dabei sind die Angebote des Studentenwerks Berlin deutlich vielfältiger, als die meisten von uns ahnen. Seit mehr als 30 Jahren gibt es Beratungsdienste für Studierende, ursprünglich nur in Charlottenburg und Dahlem. Nach der Wiedervereinigung wurde ein weiterer Standort erforderlich. Die Beratungsstelle am Franz-MehringPlatz arbeitet jetzt bereits seit zehn Jahren in Friedrichhain. Anlass für das werkblatt zu schauen, wie man Studierenden mit Rat und Tat zur Seite steht, sei es mit psychologischpsychotherapeutischen Angeboten, mit der Sozialberatung oder mit der Behindertenberatung. Unsere Reportage schaut hinter die Kulissen der Beratungsstelle und stellt aktuelle Angebote vor. Außerdem erfahren wir, wie Studierenden bei der Bewältigung ihrer persönlichen Probleme geholfen wird. Ein Ziel haben alle Angebote der Beratungsstelle: den Berliner Studierenden bei Problemen zu helfen und deren Studienerfolg zu unterstützen. „Tag der offenen Tür“ Am 14. Mai diesen Jahres feierte die Beratungsstelle am Franz-Mehring Platz ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Rosita Lohmann, die Leiterin der Beratungs- und Betreuungsdienste, stellte die vielfältigen Angebote der Einrichtung vor, beleuchtete die aktuelle Situation und skizzierte Ideen zu neuen Herausforderungen. Der Studienerfolg der Berliner Studierenden liegt dem Beratungsteam am Herzen, das mit viel Engagement bei kleineren oder auch großen persönlichen Problemen hilft. Einige Psychotherapeuten der Beratungsstelle gaben dazu in ihren Redebeiträgen unterschiedliche Beispiele. Job & Uni erfordern Managementqualitäten. Ein Problem, das 70 Prozent aller Studenten in Berlin betrifft, nämlich das Studium mit zusätzlicher Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bringen, sprach Roland Hahne an. 4 Information/psychologische Beratung Der Durchschnittsstudie arbeitet und studiert wöchentlich rund 53 Stunden, die langen Wege in einer Großstadt wie Berlin sind noch gar nicht mit berücksichtigt. Hier würde wohl bei „normalen“ Arbeitnehmern die Gewerkschaft protestieren. Dass diese Doppelbelastung Probleme mit sich bringt, liegt auf der Hand. Je höher die zeitliche Belastung durch den Job, umso stärker die Studienprobleme. 27% aller Studies fühlten sich durch psychische Probleme während des Studiums beeinträchtigt. Schweißausbrüche vor Klausuren. Auch das Thema Prüfungsangst ist ein Klassiker im akademischen Alltag. Wohl jeder Studierende saß schon einmal mit einem mulmigen Gefühl vor der Tür des Seminarraums und orakelte, was für Fragen die Klausur wohl enthalten werde. Schweißausbrüche und Panik bei mündlichen Prüfungen sind nichts Ungewöhnliches. Auch hier kann die Psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstelle helfen, mit Gruppenangeboten die Prüfungsängste abzubauen, wie Dr. Thomas Busch betonte. Das Beispiel von Bernd zeigt, dass Prüfungsängste bei Studenten durchaus üblich ist: Bernd B. hat alles beisammen, was er für die Anmeldung zum Studienabschluss braucht. An den Prüfungsvorbereitungen sitzt er schon lange. Seine hohen Ansprüche verführen ihn, nie fertig zu werden und die Angst vor der neuen Lebenssituation nach dem Studium tut ihr Übriges dazu: Er kann das Studium nicht abschließen. Er hat Prüfungsangst. In den ersten Gesprächen bei uns musste er sich zusätzlich eingestehen, dass noch mehr auf der Strecke geblieben ist - Beziehungen zu Menschen überhaupt. Er versprach sich viel davon, bei uns an einer Gruppe von Studenten mit Prüfungsangst teilzunehmen. Der Kontakt mit anderen machte ihn mutig und unterstützte ihn, sich seinen Problemen zu stellen und sich „freizuschwimmen“. Seither ist wieder Land in Sicht. Zeit muss „verwaltet“ werden. Neben Prüfungen haben viele Studentinnen und Studenten auch akute Probleme mit ihrem Zeitmanagement. Sigi Oesterreich von der Beratungsstelle (Dank für die Unterstützung bei diesem Beitrag - die Red.) wies auf Arbeitsstörungen bei Studierenden hin. Die können sich zu schwerwiegenden Problemen entwickeln, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und bearbeitet werden. Projekte werden verschoben, Hausarbeiten arten zu nie enden wollenden Mammutprojekten aus und die Referatsvorbereitung entwickelt sich schon wieder zur Nachtschicht, obwohl doch diesmal sehr zeitig damit angefangen wurde. Mit Arbeitsstörungen und Problemen mit dem regelmäßigen Arbeiten fürs Studium setzt sich die Diplom-Psychologin Renate Wandt auseinander, die zu diesem Thema im laufenden Sommersemester eine Arbeitsgruppe anbietet. Ein ähnliches Gruppenangebot hat auch Andreas geholfen: Andreas A. hat nach einem Studienabbruch gerade sein zweites Studium begonnen. Diesmal soll alles ganz anders werden. Aber bereits nach kurzer Zeit erlebt er sich auch in der neuen Situation wieder wie vorher. Seine Motivation geht verloren, nichts macht mehr Spaß, zu nichts kann er sich aufraffen. Zu Hause, mit Freunden, mit der Freundin, überall ergreift ihn diese lähmende „Faulheit“. Er verschiebt – bis sich ein Riesenberg aufgetürmt hat, der unüberwindlich erscheint. Und der Druck, dass dieses Studium das „Richtige“ sein muss, macht den Berg noch höher. Andreas hatte sich an die Studienberatung seiner Hochschule gewandt, aber leider erst, als er für das erste Studium bereits die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. Von dort kam er zu uns. Dass seine Verweigerung „irgendwie“ mit seiner Lebensgeschichte zu tun hat, ist ihm schnell klar geworden, und dass diese Auseinandersetzung mit sich selbst Zeit braucht, auch. Umso wichtiger waren ihm kurze, erreichbare Ziele: Ausgewählte Angebote der Psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstellen des Studentenwerks Berlin. 1. Prüfungsangst - Die Gruppe setzt sich mit den Ängsten vor und während einer Prüfung auseinander. Was führt zu Prüfungsängsten und wie lernt man, sie zu kontrollieren? Leitung: Dr. Thomas Busch, Termine: Im Sommersemester montags 9.30-12.30 Uhr, Teilnahmevoraussetzung: Vorgespräch, Anmeldung: Telefonisch 030/31 12 490, Ort: Hardenbergstraße 34, 10623 Berlin (Charlottenburg) 2. Arbeitsstörungen - Probleme mit der regelmäßigen Arbeiten fürs Studium. Die Gruppe beschäftigt sich mit Blockaden, Rückzug Was kann er sich mit Hilfe eines Arbeitsplans wie einrichten? Was hilft ihm, seinen Druck zu verringern? Wo liegen seine Fähigkeiten und was fällt ihm schwer? Wie kann er sich kleine Ziele vornehmen, die auch zu schaffen sind? Als die erste Klausur geschafft war, war der Berg bereits etwas kleiner, dafür waren Motivation und Zuversicht wieder größer. Individuelle Beratung kostenlos und vertraulich. Auch für die sozialen Belange der Studierenden gibt es ein Beratungsangebot im Studentenwerk Berlin. Ob finanzielle Engpässe oder die Beratung für Studierende mit eigenem Nachwuchs, die Angebote der Sozialberatung sind vielfältig. Um die Probleme behinderter oder chronisch kranker Studierender kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso. Angst vor der Inanspruchnahme einer Beratung muss übrigens niemand haben. Die Angebote sind kostenlos und alle persönlichen Fragen werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Oft kann schon ein einzelnes Gespräch helfen, denn meist ist man ja nicht der erste Studierende, der ein bestimmtes Problem hat und die Erfahrung des Beratungsteams hilft, auch vermeintliche große Probleme schnell aus der Welt zu schaffen. [Dirk M. Oberländer] und Mutlosigkeit beim Arbeiten fürs Studium. Ziel ist es, einen Information/Mensa Aktionswoche 5 eigenen Arbeitsrhythmus zu entwickeln und Grundlagen des Zeitmanagements kennen zu lernen. Leitung: Renate Wandt, Termine: Im Sommersemester 2004 dienstags 9.30-12.30 Uhr, Teilnahmevoraussetzung: Vorgespräch, Anmeldung: Telefonisch 030/31 12 490 oder 030/293 022 71, Ort: Franz-MehringPlatz 2, 10243 Berlin (Friedrichshain) Alle weiteren Infos zu Angeboten der Beratungsstellen des Studentenwerks Berlin findet ihr im Netz: www.studentenwerkberlin.de Information/psychologische Beratung 5 Berlin statt Barcelona für ein Jahr! Nicht nur Barcelona ist, wie im spanischen Film „Barcelona for a year“ beschrieben, ein attraktives Ziel für Erasmusstipendiaten, immer mehr europäische Studentinnen und Studenten zieht es genauso nach Berlin. Darunter sind erfreulicherweise auch immer mehr Studierende mit Behinderungen. Laetitia Bernard aus Frankreich ist eine von ihnen. Auf die Frage des werkblatts, wie ihre Behinderung (Frau Bernard ist blind – die Red.) bei der Stipendienbeantragung berücksichtigt wurde, sagte sie: „Ich konnte bei dem französischen Ersamusbüro die Kosten für ein Mobilitätstraining zur Orientierung an der fremden Uni und Kosten für einen Studienhelfer beantragen. Ihr französischer Schwerbehindertenausweis wurde bei der BVG nicht anerkannt, sie konnte nicht wie andere Blinde in Berlin kostenlos Bus oder Bahn fahren. Hier ist sicher auch das Europaparlament gefordert, denn noch immer gibt es keinen internationalen oder zumindest europaweit geltenden Schwerbehindertenausweis! Leider kamen die Gelder für den Studienhelfer erst im Februar, obwohl ich die Hilfe schon ab Oktober gebraucht hätte! Daher hatte ich im ersten Semester ziemliche Schwierigkeiten, zum Beispiel habe ich oft die Teilnehmerliste im Seminar „übersehen“ und nicht immer hat sie mir jemand gegeben! Dennoch, so Frau Bernard, sind „Auslandserfahrungen sehr wichtig, weil man lernt, Schwierigkeiten zu überwinden!“ Jetzt, im zweiten Semester läuft alles schon etwas besser, ich habe einen guten Studienhelfer, singe im Unichor mit und kann sogar mein Hobby, das Reiten, hier ausüben. Und, ganz wichtig, ich habe mittlerweile einige Freunde und Freundinnen, mit denen ich viel unternehmen kann.“Besonders gut gefällt Laetitia Bernard die Sitte, sich nachmittags zu Kaffee und Kuchen zu treffen. Frau Steiner ist als Rollstuhlfahrerin besonders auf rollstuhlgerechte öffentliche Verkehrsmittel und funktionierende Aufzüge angewiesen. Leider muss sie oft Umwege in Kauf nehmen, um an die FU zu gelangen. Eher schwierig findet sie die deutsche Bürokratie. 6 Studentenwerk/Austausch Genauso denkt auch Judith Steiner aus der Schweiz. „Berlin ist ja riesig, so groß habe ich es mir wirklich nicht vorgestellt!“ „Mein größtes Problem war es, eine rollstuhlgerechte Wohnung in der Nähe der FU zu finden.“ Obwohl es in FU-Nähe nur wenige rollstuhlgerechte Appartments in den Studentenwohnheimen gibt, ist es Frau Steiner gelungen, mit Hilfe des Studentenwerks ein geeignetes Appartment zu finden. Positiv findet sie vor allem die Hilfsbereitschaft der Berliner und dass es diese Möglichkeit der Horizonterweiterung wirklich für alle Studierenden gibt. „Meine Behinderung war bei dem Antrag auf das Erasmus-Stipendium kein Handicap, das Schweizer Erasmusbüro war zwar noch nicht darüber informiert, dass die Mehrkosten aufgrund der Behinderung auch zu übernehmen sind, aber sie haben sich dann erkundigt und mir die Gelder bewilligt. Und das nächste Mal klappt es bestimmt besser!“ Übrigens: Die Beratungsstelle für behinderte und chronisch kranke Studierende des Studentenwerks Berlin unterstützt und berät auch Erasmusstipendiaten mit Behinderungen. Wir helfen, schnell und unbürokratisch Lösungen für individuelle Probleme beim Einleben an der Uni und in Berlin zu finden. E-mail: [email protected] [stw/bg] Überraschungen im nahen Osten Ein Studentenwohnheim, zwei sympatische Russen, Frau Binkowski und ich. An einem Donnerstagvormittag im grauen Mai des Jahres 2004 mache ich mich mit dem Auftrag meines Redakteurs, aus dem Studentenwohnheim Sewanstraße zu berichten, auf den Weg in die Plattenbausiedlung im Bezirk Lichtenberg. Beide studieren an der FHTW Wirtschaftsinformatik und sind von den kurzen Wegen zur Hochschule, zur KiTa oder auch zu den Einkaufsmöglichkeiten angetan. Am besten gefallen dem Indonesier die grüne Umgebung und die günstigen Verkehrsverbindungen auch zur Innenstadt. Ich bin etwas skeptisch. Völlig unerwartet treffe ich auf buntes Markttreiben am U-Bahnhof Tierpark, den ich nach knapp 20 Minuten Fahrzeit vom Alex erreiche. Da ich mit Gundel Binkowski, der Leiterin der Wohnheimverwaltung verabredet bin, eile ich an der Schwimmhalle, der Pizzeria und dem modernen Einkaufszentrum vorbei und bin nach wenigen Minuten am Wohnheim. Noch ehe ich mich Frau Binkowski, einer netten rothaarigen Mittvierzigerin, so richtig vorstellen kann, macht sie mich mit Asrul Huda bekannt, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern seit letztem Jahr in einer ZweiZimmer-Wohnung in der Sewanstraße wohnt. Für die 54 m²große Wohnung bezahlt er rund 300 Euro monatlich warm. Nach acht Jahren Studium in Berlin möchte er nicht mehr umziehen, auch wenn in der Sewanstraße die Wände manchmal etwas hellhörig sind. Durch die umfangreiche Sanierung und Modernisierung des Studentenwohnheims (das werkblatt berichtete ) haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren sehr verbessert. Auch auf mein Nachfragen betont Huda, dass es nichts zu bemängeln gäbe. Einen langen und schweren Partyabend haben wohl Igor Nikulin und Maxim Bauer hinter sich, deren Wohnung im Studentenwohnheim ich fotografieren darf. Die beiden Maschinenbaustudenten an der TFH teilen sich eine ZweiZimmer-Wohnung. Für die Fotos haben es die sympathischen Russen zumindest geschafft, ein Zimmer aufzuräumen. „Uns gefällt es hier gut.“ Man sieht es. Bevor ich das Wohnheim verlasse, erzählt mir Frau Binkowski noch, dass im Wohnheim wegen seiner guten Lage und seiner günstigen Miete gern Studierende der FHTW, der ASFH und der Humboldt-Universität wohnen. Zimmer in den Drei-Zimmer-Wohnungen werden jetzt möbliert und auch an NichtWohngemeinschaften vermietet. In der „Spelunke“, dem hiesigen Studentenclub, finden regelmäßig Veranstaltungen für die Bewohner statt. Ich verlasse das Wohnheim, inzwischen kommt sogar die Sonne raus. In der Pizzeria genehmige ich mir nun einen Capuccino … [Ch. Gablenz] Studentenwerk/Im Osten 7 17. Sozialerhebung: die Ergebnisse Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Erhebung zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Deutschland, die aus der Befragung deutscher und ausländischer Studierender, die ihre Hochschulreife in Deutschland erworben haben, entstanden, sind, erfolgte am 23. Juni 2004. Wie sich die soziale Lage der Studierenden ändert und wie wichtig die Befragung der Studierenden ist, zeigen Beispiele: Im Jahr 1951 kam ein Studierender mit rund 100 Mark im Monat aus, heute sind es 639 Euro. Aber auch Wohnformen unterliegen einem ständigen Wandel. Die Wohngemeinschaft, eine heute gebräuchliche Lebensform, existierte bis Mitte der 60er Jahre noch gar nicht. Dagegen haben in den 50er Jahren fast alle Studierenden zur Untermiete gewohnt, einer Wohnform, die heute fast vergessen ist. Die Sozialerhebung, die alle drei Jahre im Sommersemester erfolgt, widerspiegelt gesellschaftlichen Veränderungen und zeigt, wie staatliche Förderung angepasst werden muss. Sozialerhebungen bilden immer wieder die Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen. Sie bieten darüber hinaus häufig Argumente, um die soziale Lage der Studierenden auf die politische Tages- ordnung zu setzen. So hatte die 16. Sozialerhebung im Jahr 2000 nochmals deutlich gemacht, dass immer weniger Kinder einkommensschwacher Familien ein Studium aufnehmen. Aufgrund dieser Entwicklung legte die rot-grüne Bundesregierung eine BAföG-Novelle auf und erhöhte die staatlichen Zuschüsse. Sozialerhebungen helfen ferner den Studentenwerken, ihre Dienstleistungen den Bedürfnissen der Studierenden anzupassen und qualitativ weiter zu entwickeln. Seit 1951 gibt es in der Bundesrepublik Sozialerhebungen, sie haben mit ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte eine einmalige Tradition - auch im internationalen Vergleich. Ende 2004 wird zur 17. Sozialerhebung ein Sonderbericht zu den Befragungsergebnissen zum studienbezogenen Auslandsaufenthalt deutscher Studierender veröffentlicht. Der Internationalisierung des Studiums wird damit Rechnung getragen. Das werkblatt wird über die Ergebnisse berichten, alle Details sind unter: www.sozialerhebung.de als Download abrufbar. [stw/jm] BAföG - Vermögen angeben! Auch in Berlin geht, wie in allen anderen Studentenwerken, der Datenabgleich weiter. Alle BAföG- Empfänger(innen) werden überprüft, ob sie ihr Vermögen bei der Antragstellung richtig angegeben haben. Gegenwärtig werden alle Fälle durchgesehen, bei denen die Zinserträge zwischen 100 bis 150 Euro im Jahr 2001 betrugen. Hierauf hat der Bundesrechnungshof bestanden , um wirklich alle möglichen Falschangaben zu erfassen. Für die Mitarbeiter des BAföG-Amts ist das mit erheblichem Mehraufwand verbunden; ein bereits erledigter Jahrgang muss erneut bearbeitet werden. Wie Dr. Andreas Brickwell, Leiter des BAföG-Amts, betonte, ist es oberstes Ziel, Zahlungsverzögerungen bei den ehrlichen Studenten zu vermeiden: „Die Anträge des Wintersemesters 2003 und des Sommersemesters 2004 wurden zunächst abgearbeitet. Anschließend werden die verbleibenden rund 900 Vermögensfälle bis Ende Juni 2004 verstärkt bearbeitet.“ Danach hat die Bearbeitung der Wiederholungsanträge der Studierenden Vorrang. Die Überprüfung der Vermögen aus 2002 wird deshalb erst im Frühjahr 2005 erfolgen. Wie er weiter betonte, könnte der mit dem Datenabgleich verbundene Aufwand deutlich gesenkt werden, wenn bereits mit der Antragsstellung das Vermögen richtig abgegeben würde. [stw/ab] Studentenhotel Hubertusallee Hilfe, der Besuch von Freunden oder Verwandten steht an. Aber wo kann ich sie unterbringen? Das Studentenwohnheim und –hotel Hubertusallee bietet sich hier als hilfreiche Alternative an. Abbildung: Xavier Duchese Von Anfang März bis Ende September eines Jahres stehen die 59 Zimmer, in denen in den übrigen Monaten hauptsächlich Austauschstudierende wohnen, Hotelgästen zur Verfügung. Ob im Einzel-, Doppel- oder Dreibettzimmer, 8 Studentenwerk/Kurzmeldungen die mit Bettwäsche und Handtüchern ausgestatteten Zimmer sind bestens für den Kurztrip (und länger) nach Berlin geeignet. Und ein reichhaltiges Frühstück wird auch noch geboten! Einen guten Überblick über das Angebot, die Preise und Bilder der Zimmer gibt es unter: www.studentenwerk-berlin.de/ wohnen/02/. Dort kann man auch gleich ein Zimmer reservieren. [Stw – WB/jm] Neuer europäischer Bildungsraum durch die EU-Erweiterung Als „Chance für grenzenlose Bildung“ bezeichnete der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), Achim Meyer auf der Heyde, die Erweiterung der Europäischen Union um zehn neue Länder. Damit die geöffneten Grenzen von allen Europäern überschritten werden könnten, müsse die Politik zügig noch bestehende Hürden abbauen. Ein wichtiger Schritt sei die Gleichstellung von Studierenden aus den acht osteuropäischen neuen Ländern mit ihren Kommilitonen aus den übrigen EU-Staaten. „Studierende aus Osteuropa haben in Deutschland nur ein eingeschränktes Arbeitsrecht. Diese Benachteiligung muss die Bundesregierung sofort korrigieren“, so Meyer auf der Heyde. Die europäische Einigung dürfe auch nicht an weiteren Mobilitätsbremsen wie den überholten und bürokratischen Regelungen im deutschen Ausländerrecht scheitern. Schlimm genug sei bereits die Unfähigkeit der Politik, sich auf ein tragfähiges Zuwanderungsgesetz zu einigen. Deutschland sei auf neue Impulse durch ausländische Studierende angewiesen, um sich wieder als qualifizierter Bildungs- und Forschungsstandort positionieren zu können. „Der litauische Student, der sich weder auf eine uneingeschränkte Arbeitserlaubnis noch auf eine geregelte Studienfinanzierung stützen kann, wird sein Interesse an Deutschland als Studienort schnell wieder verlieren“, so Meyer auf der Heyde. Daran sei ersichtlich, dass die Studienfinanzierung im gesamten europäischen Raum neu organisiert und abgestimmt werden müsse. „Eine Lösung ist längst überfällig. Die EUErweiterung ist der ideale Zeitpunkt, um zu handeln“, so Meyer auf der Heyde. Der studentische Austausch müsse „auf einen gesamteuropäischen Nenner gebracht werden“. Meyer auf der Heyde forderte: „Wer mobil studiert, der muss auch mobil gefördert werden. Das langfristige Ziel ist eine einheitliche europäische Ausbildungsförderung; der Anfang könnte auf einer Grundfinanzierung basieren.“ Entsprechende Pläne der EU-Bildungsminister bei der Bologna-Folgekonferenz im September 2003 müssten daher erweitert werden. [DSW] Studentenwerk/Kurzmeldungen 9 Wohnheimtutoren, die ersten Schritte. Wohnheimtutoren sind Studierende aus verschiedenen Ländern, die ihre Aufgabe darin sehen, neu angekommenen internationalen Studierenden die Bedingungen für das Studium in Berlin zu erleichtern. Nach dem letzem Semester, dem ersten, in dem es Wohnheimtutoren in Berlin gab, werden die Erfahrungen positiv bewertet. Der Service für die Studierenden reicht von Informationen über das Alltagsleben in Deutschland und im Studentenwohnheim speziell bis hin zu kulturellen Angeboten, wie gemeinsamen Museumsbesuchen. Und Studierenden, die spät abends oder nachts in Berlin ankommen, wird auch gleich geholfen. Die Tutoren sind in den Wohnheimen FranzMehring-Platz, Goerzallee, Siegmunds Hof und „Victor Jara“ Biesdorf eingesetzt, Sprechstunden oder das Tutoren-Handy erleichtern die Kontaktaufnahme. Mancher Kontakt ergibt sich auch im „Flurgespräch“ im Wohnheim. Monatlich findet ein Teamtreffen der Tutoren mit der Sozialberaterin Iris Breul vom 10 Informationen/Tutoren Studentenwerk Berlin statt, Erfahrungen werden ausgetauscht und manches Problem gelöst. Berliner Wohnheimtutoren nahmen außerdem an einem Workshop des Deutschen Studentenwerks teil, der praktische Hilfestellung gab. Mehr als zwei Drittel der deutschen Studentenwerke setzen Tutoren ein. „Die Tutoren vermitteln den ausländischen Studierenden das Gefühl von ‚Heimat auf Zeit’. Als ständige Ansprechpartner in den Wohnheimen helfen sie auch bei der Kontaktaufnahme mit deutschen Kommilitonen und fördern so die interkulturelle Kommunikation“, sagte der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens. künftigen Hochschulraum Europa von unschätzbarem Wert. Seit 1997 hätte die Zahl der ausländischen Studierenden bundesweit insgesamt um 35,7 Prozent zugenommen. In den Studentenwohnheimen des Studentenwerks Berlin ist die Zahl der ausländischen Studierenden gleichfalls kräftig gestiegen. Ihr Anteil beträgt inzwischen 56,48 Prozent, dass sind knapp 18 Prozentpunkte mehr als 1997. Mehr Informationen sowie die Namen, E-Mail Adressen und Telefonnummern der Wohnheimtutoren und –tutorinnen finden sich unter: www.studentenwerk-berlin.de/berlin/06/03 [stw/ib] Positive Erfahrungen während des Studiums würden in die Heimatländer mitgenommen und multipliziert und seien für einen Brasilien, China, Deutschland, Kamerun, Libanon und Polen … ... ein interkultureller Fortbildungstag im Studentenwerk Berlin Brasilien, China, Deutschland, Kamerun, Libanon und Polen – multikulturelle Vielfalt und - viele offene Fragen! Der interkulturelle Fortbildungstag war dazu angelegt, die Kenntnisse über diese Länder zu erweitern. Einleitend sprach Iris Breul von der Sozialberatung des Studentenwerks Berlin zum Thema `Kultur´ und `Kulturschock´. Danach berichteten die Teilnehmer des Workshops über ihre Heimatländer. Von Jingyu, einem jungen Chinesen erfuhren die Anwesenden viel über die Kultur seiner Heimat. Aus seinem Vortrag erfuhren sie, dass Chinesen gerne und viel, genaugenommen den ganzen Tag, kochen. Nun wissen sie auch, warum chinesische Mitbewohner in den Wohnheimküchen so präsent sind. Clairton berichtete von seiner letzten Reise nach Brasilien und der dort herrschenden Armut. Er sagte, dass er sogar Opfer eines Überfalls wurde. Dennoch will er nach seinem Studium in sein Heimatland zurückkehren. Bertel und Nadine beeindruckten mit tollen Bildern und brachten die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen von Kamerun, wie die Bantu, Semibantu- und Sudanvölker, näher. Bei Gifara konnten alle Fragen zum Libanon gestellt werden. Von ihm erfuhren die Teilnehmer einiges über die negativen Vorurteile, mit denen sich viele Studierende aus dem arabischen Raum in den letzten Jahren, besonders seit den Anschlägen im September 2001, auseinandersetzen müssen. Über das neue EU-Land Polen berichteten Alina und Kasia.. Leider konnte Martin zum Schluss nur noch kurz von seinen Erlebnissen in den USA berichten, da die Zeit wie im Fluge verging. Bei der nächsten Gelegenheit werden einige deutsche Kulturstandards zur Sprache kommen. [stw/IB] Studentenwerk Umbau abgeschlossen Nach zweimonatiger Umbauzeit strahlt die Cafeteria Van’t-Hoff-Straße in neuem Glanz und lädt nicht nur die Studierenden der FURechtswissenschaften zum Besuch ein. Die Öffnungszeiten an allen Werktagen wurden ausgeweitet, im Semester kann jetzt von Montag bis Donnerstag sogar bis 18.30 Uhr in den ansprechend hergerichteten Räumen geschlemmt werden. Wohnheimtagung in Kiel Zur jährlichen Wohnheimtagung in Kiel trafen sich Mitte Mai 2004 über 100 Vertreter von 53 Studentenwerken aus ganz Deutschland, um aktuelle Entwicklungen und Probleme des studentischen Wohnens in Deutschland zu beraten. Besonderes Interesse fanden Beiträge zu alternativen Technologien zur Energieeinsparung. Künftig werden Solartechnik (wie bereits die Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung im Berliner Studentenwohnheim Halbauer Weg ), Photovoltaik, Windenergie und Geothermie eine bedeutendere Rolle spielen. Allerdings ist die Finanzierung völlig ungeklärt. Angebot erweitert Drei- bzw. Zweizimmerwohnungen in den Studentenwohnheimen Sewanstraße, Coppistraße, Ferdinand Thomas (Storkower Straße) und Werneuchener Straße konnten bisher nur insgesamt von Wohngemeinschaften oder Familien gemietet werden. Ab sofort können in solchen Wohnungen auch einzelne möblierte Zimmer gemietet werden – sozusagen an WG-Einsteiger. Anders in einer „echten“ WG können Sie sich Ihre Mitbewohnerinnen und -bewohner (in den anderen Zimmern der Wohnung) allerdings nicht selbst aussuchen. Die Wohnheimverwaltungen, die Bewerbungen für dieses Angebot ab sofort annehmen, unterstützen aber gern und helfen bei der Auswahl des „richtigen“ Zimmers. Umbau in den Startlöchern Voraussichtlich im August 2004 beginnt der Umbau der TU-Mensa in der Hardenbergstraße 34. Zunächst wird die Fassade erneuert; die vorgesehene Wärmedämmung wird die laufenden Betriebskosten der in den 70er Jahren errichteten Mensa deutlich senken. Im Gebäude selbst beginnen Abbrucharbeiten. Das werkblatt wird in der nächsten Ausgabe über das Projekt und den Ablauf der Arbeiten informieren. Tagesaktuelle Informationen finden Sie auch unter: www.studentenwerk-berlin.de. Geburtstagsparty: 50 Jahre Studentenwohnheim Biesdorf Mit einer großen Open-Air-Party wurde am 17. Mai 2004 der 50. Geburtstag des Studentenwohnheims Biesdorf gefeiert. Der erste Wohnheim-Neubau in Ost-Berlin wurde am 1. Mai 1954 eröffnet. Zeitweise wohnten mehr als 2.000 Studierende in 4- bis 6-Bett-Zimmern. Interessante Informationen über die Anfangsjahre gab auch Georg Leimer, der 1954 im Studentenwohnheim wohnte. Heute bietet das vom Studentenwerk aufwändig sanierte Gebäude Wohnraum für rund 600 Studierende überwiegend in Einzelund Doppelapartments. Mehr als ein Drittel aller Bewohner sind Studierende aus anderen Ländern. Achtung: Sonderöffnungszeiten in den Mensen und Cafeterien Während der Sommermonate (Zeitraum vom 19. Juli bis 2. Oktober 2004) sind die Öffnungszeiten der Mensen und Cafeterien den veränderten Besucherströmen in dieser Zeit angepasst. Einige Mensen und Cafeterien haben ihre Öffnungszeiten verkürzt, andere sind zeitweise ganz geschlossen. Da wir nicht möchten, dass Sie vor verschlossener Tür stehen (und mit einem leeren Magen wieder abziehen müssen), haben wir für Sie ab 1. Juli 2004 eine Übersicht unter www.studentenwerk-berlin.de/mensen bereit gestellt. Studentenwerk/Intern 11 Der Mann hat Routine. Lässig sitzt Bernd Begemann auf einem Stuhl im heruntergekommenen Backstagebereich des Knaak, regt sich über einen unvollständigen Saitensatz auf, beantwortet gleichzeitig die Interviewfragen und malt mit dickem Edding rund 50 Titel auf seine Playlist. Eben hat er gemeinsam mit seiner Begleitcombo „Die Befreiung“ sein 13. Album mit dem Titel „Unsere Liebe ist ein Aufstand“ aufgenommen, mit dem er endlich einmal in die Charts will. Jahrelang tingelte Bernd als One-Men-Show durch die Clubs, nahm seine Platten im Heimstudio auf und war seine eigene BookingAgentur. Sogar zu einer eigenen Fernsehshow brachte es der gebürtige Bad Salzufler. „Bernd im Bademantel“, eine „Low Budget tagsüber Late Night Show“ überlebte im NDR allerdings nur wenige Folgen. Inzwischen ist er beim Hamburger Label Grand Hotel van Cleef gelandet, das u.a. Tomte-Sänger Thees Uhlmann gehört. Bernds Entertainer-Qualitäten nötigen einem Respekt ab, Konzerte über vier Stunden Länge sind keine Seltenheit, massive Publikumsansprachen inklusive. Was ist das Peinlichste, das dir auf der Bühne jemals passiert ist? Alles, was auf der Bühne passiert, ist interessant. Einige Leute erzählen: „Da ist mir dann die Hose geplatzt und so“, aber was ist daran peinlich? 12 Besprechung/Lese Lust Ich meine, es ist halt eine Bühne. Was wirklich peinlich ist auf Bühnen, erlebe ich als Zuschauer im Deutschen Regietheater. Wenn Leute herumschreien und sinnlosen Müll reden in lächerlichen Theaterstücken, die davon handeln, dass diese moderne Konsumgesellschaft einfach nicht kommunizieren kann, das ist peinlich! Aber mir persönlich passiert nichts Peinliches auf der Bühne. Bist du eigentlich lieber als Solokünstler oder mit Band auf Tournee? Es ist sehr angenehm mit dieser Band auf der Bühne zu stehen. Mit einer schlechten Band auf der Bühne zu stehen ist extrem unangenehm. Alle Musiker dieser Band und ich teilen einen Hang zur Verspieltheit (fragt seinen Bassisten: Ist das richtig Ben? Ja, lachen) und wir spielen auch mit uns selbst, aber auch mit einander und das können wir teilen (lachen). Was macht einen guten Entertainer aus? Für mich persönlich muss ein Entertainer sein wie mein Vater, wenn er Gäste empfängt. Du legst ne Bert Kemper Platte auf, du reichst ein bisschen was rum und erzählst ein wenig. Gibst allen den Eindruck, dass es ok ist, sich jetzt ein bisschen gehen zu lassen und lässt dich auch selbst ein bisschen gehen. Du erzählst ein paar nette Geschichten, bist freundlich und gibst allen ein gutes Gefühl. Wie kamst du eigentlich vom Punk zum Liedermacher? Ich würde nicht sagen, dass ich ein Liedermacher bin, das ist ein sehr hässliches Wort. Bei Liedermacher sieht man halt immer noch so einen Typen, der mit der Gitarre auf dem Stuhl sitzt und irgendwie gegen Kernkraft ist. Das ist natürlich auch schön, wenn er gegen Kernkraft ist, aber darum geht es mir nicht. Ich schreibe Lieder seit ich acht bin, aber auf der Bühne rocke ich! Du hast mich auf dem Immergut gesehen, das war ein rockiges Event. Du kannst nicht sagen, dass ich nicht rocke. Aber du kannst auch nicht sagen, dass es keine Popmusik war. Du kannst auch nicht sagen, dass es keinen Soul hatte. Ich bin ein Rock-Pop-Soul-Künstler! Bands wie die Ramones haben gezeigt, wie effektiv man mit wenig auskommt, wenn man es etwas geschickt einsetzt. Hast du eigentlich nach 13 Alben noch neue Ideen? Ich habe knapp 200 Lieder veröffentlicht und auf jedes Lied kommen zehn, die ich nicht veröffentlicht habe. Ich bin manisch, ich bin wie Balzac. Aber die Kids wissen nicht mal, wer Balzac ist, also scheiß auf sie! Gibst es Musik, die man verbieten sollte? Nein, natürlich nicht. Warum nicht? Wo soll das enden, das ist ein freies Land. „Ich bin manisch, ich bin wie Balzac.“ Bernd Begemann im Interview. Ich bin überzeugter Demokrat und Pluralist. Auch wenn Sachen furchtbar sind, dann sollte man sagen, warum sie furchtbar sind. Am allerbesten ist es, etwas Gutes dagegen zu setzen. Ich kann mich endlos über Scooter aufregen, aber warum? Ich meine, offensichtlich geben die so vielen Leuten Freude und Kraft und dann sollen die das weiter tun. Ich weiß nicht, ob ich Scooters Schuhe ausfüllen könnte? Was war das schönste Kompliment, das du für deine Musik bekommen hast? Von ausländischen Musikern, wenn sie mich fragen, wie ich meinen Sound mache? Das höre ich nie von deutschen Musikern. Ich bin echt kein guter Techniker, aber ich habe einen Sound. Paul Weller hat mich gefragt, wie ich das mache, auch Adam Green hat das getan. Die haben mich ausgefragt, nach meinem Gitarren-Sound. Das war kein Kompliment, sondern eine Anerkennung von Handwerker zu Handwerker, die mich bestätigt. Wenn ich einen Sound hören würde, wie den, den ich mache, würde mich auch interessieren wie der zustande kommt. Aber es scheint hier keinen zu interessieren. Kriege ich Anrufe vom GuitarPlayer, nein! [Interview: Dirk M. Oberländer ] Human Nature – Die Krone der Schöpfung Start: 10.06.2004 Feel Like Going Home Reverse Angle / Vulcan Productions Von den herrschenden Schönheitsidealen frustriert, zieht sich Lila (Patricia Arquette), deren Körper durch eine Laune der Natur mit dichtem Haarwuchs überzogen ist, in die Wildnis zurück. Als sie sich auf der Suche nach einem Partner wieder in die Zivilisation wagt, trifft sie auf den Behavioristen Nathan (Tim Robbins), dessen Ziel es ist, der Spezies Mensch durch die Unterdrückung jeglicher animalischer Instinkte zu ewigem Frieden zu verhelfen. Die beiden grundverschiedenen Charaktere verlieben sich. Auf einer Wanderung stoßen sie auf Puff (Rhys Ifans), der wie ein Affe aufgezogen wurde. Nathan sieht die Chance seines Lebens und macht aus dem Wilden einen zivilisierten, kulturell interessierten Menschen, der schon bald bestes Oxford-Englisch spricht. Doch in einer Abfolge von bizarren Ereignissen zeigt sich, dass sich die Natur nicht so leicht unterdrücken lässt. „Human Nature“ entführt die Zuschauer erneut in die skurrile Gedankenwelt des Charlie Kaufman („Being John Malkovich“). Zusammen mit den preisgekrönten Videoclipregisseuren Spike Jonze (Produktion) und Michel Gondry (Regie) erzählt der Drehbuchautor eine bizarre Geschichte über die menschliche Natur, die durch die Zwänge der Gesellschaft einer ständigen Unterdrückung und Anpassung unterworfen ist. Mit hervorragenden Darstellern besetzt und einer surrealen Filmästhetik versehen, stellt „Human Nature“ märchenhaft die Frage nach der eigenen Identität und der Macht der Natur. Und sorgt für eines dieser seltenen, wunderbaren Filmerlebnisse, die so angenehm aus dem Einerlei Hollywoods herausragen. Ein alter Mann sitzt auf der Veranda einer Farm irgendwo im Mississippi-Delta. Er erzählt von der alten Zeit, davon, wie er als Kind seiner allein stehenden Mutter bei der Arbeit auf den Baumwollfeldern geholfen hat. Dann greift er zu einer Art Flöte, fängt an, eine Blues-Melodie zu spielen. Der Mann ist Otha Turner, er spielt die Fife, ein Instrument, das aus Bambusrohren gemacht wird. Turner ist der letzte, der weiß, wie man die Fife spielt, hat versucht, seine Enkelin – ein junges Mädchen – darin zu unterrichten. Noch bevor der Film in die Kinos kommt, verstirbt er im Alter von 95 Jahren. Martin Scorseses „Feel Like Going Home“ ist eine Reise durch die Geschichte des Blues, zugleich aber auch ein musikkonservatorisches Projekt. Ein Versuch, der verschwindenden Generation derer Blues-Musiker, die ihre Musik von den Feldern und Farmen des Mississippi-Deltas in die Städte Amerikas und hinaus in die Welt getragen haben, ein Denkmal zu setzen. Nach Wim Wenders’ „The Soul Of A Man“ ist dies der zweite von insgesamt sieben Filmen des so genannten Blues-Projektes. Scorsese selbst bleibt weitestgehend im Hintergrund, zeigt Ton- und Fotodokumente verstorbener Größen wie John Lee Hooker, Son House oder Muddy Waters und schickt den Blues- und Reggae-Musiker Corey Harris auf eine Reise zu den Wurzeln des Blues, die ihn vom Mississippi-Delta bis nach Westafrika führt. „Feel Like Going Home“ ist eine Hommage an vergessene und unvergessene Helden, ohne die Elvis, die Rolling Stones und die gesamte westliche Rockmusik undenkbar wären. „Human Nature – Die Krone der Schöpfung“ USA / Frankreich 2001 Regie: Michel Gondry Darsteller: Patricia Arquette, Tim Robbins, Rhys Ifans, Miranda Otto Drehbuch: Charlie Kaufman Länge: 96 Minuten [Daniel Kreuscher] „Feel Like Going Home“ USA 2003 Regie: Martin Scorsese Darsteller: Corey Harris, Sam Carr, Willie King, Dick Waterman, Taj Mahal, Otha Turner, Ali Farka Toure, Habib Koité, Toumani Diabaté, Keb’Mo’ Drehbuch: Peter Guralnick 83 Minuten [Jan-Hendrik Bakels] Kultur/Filmkritik 13 Was wir schon immer über die EM wissen wollten. Am 12. Juni ist es wieder so weit: Die 16 besten europäischen Fußballnationen treffen sich in Portugal, um zum zwölften Mal den Kontinentalmeister auszuspielen. Grund genug, einen Blick in die Geschichte der Fußball-Europameisterschaft zu werfen. Der erste Auftritt der Bundesrepublik Die erste EM-Teilnahme einer Elf aus der BRD endete mit einer der größten Blamagen der deutschen Fußballgeschichte. Das viel zitierte 0:0 gegen die Fußballübermacht Albanien bedeutete 1968 für den amtierenden Vizeweltmeister das Aus in der Vorrunde. Über den Patzer durften sich die Jugoslawen freuen, die anschließend bis ins Finale durchmarschierten – und dort Italien mit 0:2 unterlagen. Doch schon vier Jahre später sollte die Schmach wett gemacht sein: Deutschland wurde ohne Niederlage Europameister, im Finale schlug das wohl beste deutsche Team aller Zeiten um Beckenbauer, Netzer und Müller die UdSSR mit 3:0. 14 Information/EM Wunder gibt es immer wieder Eines der denkwürdigsten Kunststücke der EM-Geschichte gelang der spanischen Elf im Jahre 1984. Vor dem letzten Qualifikationsspiel hatte der spätere Finalist zwei Punkte und elf Tore Rückstand auf die Niederlande. Ein Wunder musste her. Und das Wunder geschah: Mit 12:1 besiegten die Iberer Malta und durften zur Endrunde nach Frankreich fahren. Wie die Jungfrau zum Kinde kamen 1992 auch die Dänen zur EM. Bereits in der Qualifikation gescheitert, rückten sie für die mit UN-Sanktionen belegten Jugoslawen in die Endrunde – und wurden praktisch ohne Vorbereitungsphase prompt Europameister. Mit 2:0 entriss das Danish Dynamite dem haushohen Favoriten Deutschland den schon sicher geglaubten dritten Titel. Rekorde, Rekorde, Rekorde Der folgte schon vier Jahre später. Mit fünf Finalteilnahmen und drei Titelgewinnen ist Deutschland damit die erfolgreichste Mannschaft der EM. Welch Glück, dass Brasilien in Südamerika liegt. Doch Frankreich kann in diesem Jahr ausgleichen und ebenfalls das dritte Mal gewinnen. Über einen möglichen Triumph Deutschlands brauchen wir wohl eher nicht nachzudenken. Der Rekord der meisten Einsätze eines Spielers bei einer EM dürfte in diesem Jahr ziemlich sicher geknackt werden. Noch stehen sieben Spieler mit je 13 Einsätzen vorne. Das französische Triumvirat Desailly (11), Zidane und Thuram (je 10) sollte aber souverän an die Spitze stürmen – von den besser Platzierten spielt niemand mehr. Und auch der Torrekord wackelt. Mit neun Treffern liegt noch der großartige Michel Platini an der ewigen Torjägerspitze. Doch Hollands Patrick Kluivert ist ihm mit sechs Treffern am nächsten. Die sollten doch allein im ersten Spiel gegen Deutschland drin sein. Die Schlechtesten Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Von den bislang 24 Nationen, die an einer EMEndrunde teilnehmen durften, gebührt Griechenland und der Schweiz die zweifelhafte Ehre, die erfolglosesten Nationen zu sein. Beide Länder holten bislang lediglich ein Unentschieden bei einem Turnier und schossen jeweils nur ein einziges Tor. Was Deutschland im Jahre 2000 übrigens auch gelang. Die rote Laterne können beide Länder allerdings schon bei dieser EM an Slowenien abgeben, das sich nicht qualifizieren konnte. [Daniel Kreuscher] Foto: www.nato.int Der Ursprung Die Geburt des „Europa-Nationenpokals“, wie die EM damals im Jahre 1960 noch hieß, war auch fast schon dessen Ende. Bis kurz vor dem Startschuss hatten sich nicht genug Mannschaften gemeldet – die Veranstaltung drohte zu platzen. Letztlich nahmen dann doch 17 Teams teil, von denen Irland im einzigen Qualifikationsspiel gegen die Tschechoslowakei schon vor der Endrunde ausschied. Den in Frankreich statt findenden Wettbewerb gewann schließlich die UdSSR mit 2:1 gegen Jugoslawien. Die Bundesrepublik nahm übrigens nicht teil, wohl aber die DDR – die in der ersten Runde gegen Portugal die Segel streichen musste. Studentenwerk Heute: Von Mäusen und Menschen Mit: Annette Eva-Maria Schalla Alter: 37 Jahre Im Studentenwerk tätig seit: 1995 als Studentische Aushilfskraft, fest angestellt seit 2000 Abteilung/Bereich: Interne Dienste, Datenverarbeitung Projektmanagement Aufgabengebiet: DV-Koordinatorin Arbeitsort: Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin Ausbildung: Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Publizistik Wenn sie nicht arbeitet, dann: ...surft sie im Internet, kocht, liest, geht Joggen, hört Musik und besucht Konzerte Was erwarten Sie von der Zukunft? Das, was sie bringen wird. Wie sehen Sie das Studentenwerk Berlin heute? Es ist auf dem Weg. ... und in Zukunft? ...ist es einen Schritt weiter. Welche Tätigkeiten umfasst Ihr Aufgabengebiet? In der Abteilung „Interne Dienste, Datenverarbeitung - Projektmanagement“ arbeite ich mit zwei Kollegen. Meine Aufgabe ist die Betreuung von Softwareprojekten der Abteilungen Personalwesen und Soziales, im sozialen Bereich betrifft dies hauptsächlich die Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“. Das Projektmanagement beinhaltet die Erfassung der Softwareanforderungen der Fachabteilungen, die Verhandlung mit Softwareanbietern, die Schulung der Beschäftigten bei Änderungen oder Neuerungen und die Problembehebung im laufenden Betrieb. Aktuell habe ich die Umstellung der Datenverarbeitung der Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ von einem dreimonatigen auf einen monatlichen Abrechnungszeitraum unterstützt, plane den Ausbau der studentischen Fachjobvermittlung und bereite ein Projekt für eine elektronische Arbeitszeiterfassung im Studentenwerk vor. Bei allgemeinen DV-Problemen (defekte Mäuse, fehlende Berechtigungen, langsame Verarbeitungszeiten usw.) können sich die Beschäftigten des Studentenwerks darüber hinaus an unser Team im Rechenzentrum wenden. Wie sollte/könnte Ihrer Meinung nach die Zukunft des Studentenwerks Berlin aussehen? Das Studentenwerk Berlin sollte künftig neben Serviceleistungen für Studierende auch verstärkt Aufgaben als Dienstleister für Hochschulen wahrnehmen. Zu einem ersten Projekt dieser Art könnte sich die Zusammenarbeit bei der „Campus-Card“ zwischen TU Berlin und dem Berliner Studentenwerk entwickeln. Weitere Kooperationen könnte ich mir u.a. im Bereich Gastronomie vorstellen, da das Studentenwerk mit Servicemitarbeitern und dem entsprechenden Know-how bereits vor Ort ist. Welchen Aufgaben und Fragen muss sich Ihrer Meinung nach das Studentenwerk Berlin stellen? Wichtig für die Zukunft des Studentenwerks ist die Optimierung des (Service-) Angebots, wobei die Konzentration auf die eigentlichen Kernaufgaben, nämlich Studierenden kompetenten Service rund um das Studium anzubieten, im Mittelpunkt stehen sollte. Wir müssen uns für Kooperationen öffnen, unsere Kunden gezielt mit unserem Angebot vertraut machen und vor allem unseren Kunden und Partnern die Bereitschaft signalisieren, uns mit veränderten Wünschen und Ausgangssituationen immer wieder neu auseinander zu setzen. Ich denke, dazu hat jeder in seinem persönlichen Arbeitsbereich eine Menge Gelegenheit. Dorit Beyersdorff Steckbrief/Frau Schalla 15