top themen - Studentenwerk Berlin

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top themen - Studentenwerk Berlin
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Zeitschrift des Studentenwerks Berlin
TOP THEMEN:
+ 444 Minuten: Engels für kleine Engel
+ Nahaufnahme: Live aus dem „Schlauch“
+ Baustellenreport: Vom Wilhelminenhof
+ Kultur-Tipps: Festival Guide
+ Bandinterview: Morbid Mind
www.werkblatt.de
Gratismagazin
Mai 2008
6. Jahrgang
Konzept und Gestaltung:
Studentenwerk Berlin.
Gibt
alles.
EDITORIAL
Meldungen und Berichte
Mitmachen?
Aber Klar!
Das Neueste aus dem Studentenwerk Berlin
Seite 4-5
Bestellung en gros
Sechs ostdeutsche Studentenwerke haben sich zusammengetan: Die
Studierenden aus Berlin und Leipzig, Halle und Dresden, Ilmenau
und Jena, Weimar und Erfurt sowie aus Magdeburg sind aufgerufen,
im ersten Fotowettbewerb ostdeutscher Studentenwerke ihren
persönlichen „Durchblick“ fotografisch darzustellen.
Von 250 Tonnen Kartoffeln im Jahr allein wollen sich Studierende nicht ernähren.
Seite 6-7
444 Minuten
Vom „Haus der kleinen Forscher“
Mit Sylvia Engels, Leiterin der Kita an der FU
Seite 8-9
Nahaufnahme
Live aus dem „Schlauch“
Bei dem bewusst weit gefassten Thema bin ich schon jetzt sehr
gespannt auf die Ergebnisse und deren Spektrum. Ich würde mich
freuen, wenn unser Studentenwerk, seine Mensen und Cafeterien, die
Studentenwohnheime, kurzum all die Orte, an denen sich Studierende
begegnen, in Ihrem persönlichen „Durchblick“ zu finden sind.
Eine Jury wird die besten Arbeiten auswählen. Am 17. Juli folgt die
Auszeichnung der besten Leistungen in Halle/Saale. Danach ist eine
Wanderausstellung durch die beteiligten Studentenwerke geplant.
Ich hoffe, dass die Arbeiten an die hervorragenden Leistungen
Münchener Studierender heranreichen werden, die in der Ausstellung
„Schau mich an! – Regarde-moi!“ zu sehen sind. Im Juli/August können
Sie diese bei uns in der Hardenbergstraße (Mensa TU) bewundern, wozu
ich Sie schon jetzt sehr herzlich einlade.
Für dieses werkblatt haben wir uns wieder im Studentenwerk und in der
Berliner Hochschullandschaft umgeschaut: Die Arbeiten an der neuen
Mensa der FTHW in Oberschöneweide gehen voran; im Sommer wird
die neue Mensa Nord an der Humboldt-Universität eröffnet. Cafeterien
im TU-Hauptgebäude und im Marstall am Schlossplatz wurden
eröffnet. Mit der Reportage schauen wir in diesem Heft einmal hinter
die Kulissen der Warenbeschaffung im Studentenwerk. Eine echte
Herausforderung bei „250 Tonnen Kartoffeln jährlich“, wie es unser Titel
bereits verrät. Die Qualitätsansprüche sind hoch und nachvollziehbar.
Sie sind eingeladen, sich am Qualitätszirkel der Mensen zu beteiligen.
Mitmachen lohnt sich auch hier!
Viel Freude bei der Lektüre unseres werkblatts!
Seite 10
Der gute Rat
Promovieren – aber richtig
Seite 11
Baustellenreport
Wie der Wilhelminenhof zum Campus avanciert und das Studentenwerk Berlin für eine
weitere Mensa sorgt.
Seite 12-13
Kultur-Tipps
Mit freundlicher, open-airlicher Empfehlung
von Dirk M. Oberländer: Festivals in freier
Natur
Seite 14-15
Morbid Mind im Interview
Ganz schön schwermetallisch: Das kracht und
rockt!
Seite 16-17
Internationales Menü...
... was wir schon immer wissen wollten
Ihre
Petra Mai-Hartung
Seite 18
Geschäftsführerin des Studentenwerks Berlin
k geschä[email protected]
Impressum
Herausgeber: Studentenwerk Berlin und CAMPUSdirekt
genauso.und.anders° graphical wellness | Fotos: Ilka Hennig,
Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt liegt an den
Deutschland GmbH | Redaktion: Jürgen Morgenstern (ver-
Studentenwerk Berlin, photocase.de | Titelbild: photocase.com
Berliner Hochschulen aus. Namentlich gekennzeichnete
antwortlicher Redakteur, V.i.S.d.P.), Ingo Dinger | Autoren
| Druck: hk druck & design, Isergebirgsweg 373, 95485 Warmen-
Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
dieser Ausgabe: Dirk Oberländer, Jürgen Morgenstern,
steinach | Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin,
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.
Anja Schreiber, Ingo Dinger, Carsten Ueberschär | Lektorat:
Tel.: (030) 31 12 415, Mail: [email protected] | Anzeigen:
studentenwerk-berlin.de.
Ingo Dinger | Gestaltung: genauso.und.anders° graphical
CAMPUSdirekt Deutschland GmbH, Markgrafenallee 3c, 95448
wellness | Satz und Layout: Stephan König,
Bayreuth, Stefanie König, Tel.: (0921) 78 778 59 27
Editorial 3
MELDUNGEN UND BERICHTE
AUSSTELLUNG:
SCHAU MICH AN – REGARDE-MOI
Kooperationspartner: Die Mensen, Cafeterien,
Studentenwohnheime und sonstigen Einrichtungen des Studentenwerks sind im Stadtplan
aufgeführt.
Der Stadtplan ist der ideale Begleiter für frisch
in Berlin eingetroffene Studierende. Doch auch
die älteren Semester können ihn nutzen, wenn
sie beispielsweise einmal über den Tellerrand
der eigenen Mensa hinaus sehen wollen. Der
Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus
Wowereit, hat die Begrüßungsworte für den
Stadtplan verfasst.
MENSA-AKTION:
KOCHUNIVERSIADE
CAFETERIA:
WETTERLEUCHTEN IM
TU-HAUPTGEBÄUDE
Das Studentenwerk München und das CROUS
de Lyon haben anlässlich ihrer dreißigjährigen
Partnerschaft einen binationalen Wettbewerb
im Bereich „Junge Fotografie“ ausgelobt. Motto: „Schau mich an! – Regarde-moi!“
Insgesamt 30 Fotografie-Studierende aus
München und Lyon wurden eingeladen, die
Ansichten und Perspektiven ihrer Altersgruppe zu reflektieren und mit fotografischen Mitteln zu inszenieren.
Das Ergebnis sind Arbeiten, die die Sichtweisen deutscher und französischer Studierender
auf ihre Umwelt zeigen und unerwartete, oftmals irritierende Standpunkte präsentieren.
Es entstanden Bilder von großer Offenheit,
Blicke kühler Distanz, Momentaufnahmen voller Melancholie, Details mit Witz und Humor,
Augenblicke der Intimität.
Nachdem die einzelnen Werke des binationalen Fotowettbewerbs in München und in Lyon
präsentiert wurden, sind sie im Rahmen einer
Wanderausstellung in verschiedenen deutschen Hochschulstädten zu sehen. In Berlin
wird die Ausstellung im Sommer 2008 in der
TU-Cafeteria Hardenbergstraße gezeigt, das
werkblatt wird darüber berichten.
 www.geo.de/GEO/fotografie/junge_
fotografie/53205.html
 www.studentenwerk.mhn.de/kultur/
regardemoi
STADTPLAN:
ÜBERBLICK FÜR STUDIERENDE
Pünktlich zum Beginn des Sommersemesters
2008 ist ein kostenloser Stadtplan für Studierende mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren erschienen.
Zum dritten Mal ist das Studentenwerk Berlin
4 Meldungen und Berichte
Vom 5. bis 9. Mai 2008 gab es wieder „Schlemmer-Wochen“ in den Mensen des Studentenwerks Berlin: Die 54. Mensa-Aktion wandelte
buchstäblich auf den kulinarischen Spuren der
ersten Kochmeisterschaft der Kochauszubildenden deutscher Studentenwerke.
Rinderkraftbrühe mit Pfannkuchenstreifen,
Kartoffelsuppe in der Grillknolle oder Frühlingsrollen auf Wildkräutersalat standen
ebenso auf dem Programm wie Putenroulade
mit Mango-Currysauce oder Pangasiusfilet im
Zucchinimantel.
Für die Süßschnäbel wurde eine appetitliche
Waldbeeren-Schoko-Quarkterrine angeboten.
 www.studentenwerk-berlin.de/mensen/produkte_preise/index.html
MESSE:
STUDIEREN IN BERLIN UND
BRANDENBURG
Eine neue Cafeteria des Studentenwerks Berlin
wurde am 24. April 2008 im TU-Hauptgebäude
eröffnet. Die neue Einrichtung ist ein Raum,
„der seinen Charakter mit den äußeren Wetterverhältnissen ändert und damit das Wetter
und die Jahreszeiten für den Besucher spürbar
macht. Ihre einzelnen Teile wie die Lichttropfen,
die Klimawanderelemente, Sitz- und Thekenlandschaft wandeln sich im Tages- und Jahresrhythmus und erzeugen in ihrem Zusammenspiel jeweils eine neue Atmosphäre für den
Innen- und Außenraum und damit ein eigenes
‚optimiertes‘ Klima in der Cafeteria.
Die Lichtsituationen in der Cafeteria ändern
sich je nach Jahreszeit und Temperatur. Im
Innenraum steuern zwei Parameter das Licht.
Die Jahreszeit entscheidet über die Lichtfarbe:
Je wärmer die Außentemperatur, desto kühlere
Farbtöne innen, je kälter die Außentemperatur,
desto wärmere Farbtöne innen. Die Tageszeit
bestimmt die Lichthelligkeit. Im Außenraum
steuern die gleichen Parameter das Licht, die
Lichtfarben sind entgegengesetzt.“
So nachzulesen auf der Homepage der „Baupiloten“, eine wechselnde Gruppe von Architekur-Studierenden, die mit professioneller
Unterstützung eine forschungsorientierte Baumaßnahme als konkretes Projekt umsetzen. Sie
konzipierten und realisierten die Cafeteria im
Rahmen des neuen Masterplans für das Hauptgebäude der TU Berlin. Die neue Einrichtung
verbindet und belebt die zwei offenen Lichthöfe des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem
19. Jahrhundert.
 www.baupiloten.com
Die Hochschulmesse „Studieren in Berlin und
Brandenburg“ fand am 4. und 5. April 2008 im
Berliner Rathaus statt. Die Angebote des ersten
Messetages konzentrierten sich auf die Bachelorstudiengänge und waren deshalb besonders
für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe interessant. Der zweite Tag der Messe behandelte
die weiterführenden Masterstudiengänge
der Hochschulen der Region und sprach somit
insbesondere Studierende der Bachelorstudiengänge an, die ein Masterstudium anschließen möchten.
Die Informationen des Studentenwerks Berlin
waren wieder gefragt, insbesondere das Thema
„BAföG“ war für viele potentielle Studierende
wieder von großem Interesse. Das Team der
Mensa Nord des Studentenwerks kümmerte
sich mit großem Erfolg um die kulinarischen
Bedürfnisse der Messebesucherinnen und
-besucher.
MENSA:
JUGENDMEISTERSCHAFTEN
Currysauce, Apfel-Lauchgemüse, Bandnudeln
in geröstetem Sesam und Beerenterrine in
Vanilleschaumsauce. Die Speisen waren in
Rekordzeit ausverkauft und wurden von den
Juroren, allesamt pensionierte Meisterköche,
als beste ausgezeichnet.
RÄTSELHAFT:
VON NAHRUNGSKETTE BIS
RUMMELPLATZ
*
Gabelstapler
In der Zeit vom 10. bis 13. März 2008 hatte das
Studentenwerk Berlin zur ersten bundesweiten
Jugendmeisterschaft der Kochauszubildenden
der deutschen Studentenwerke in Kooperation
mit dem Verein Berliner Köche 1841 mit Küchenmeisterinnung zu Berlin e. V. eingeladen.
Ziel der Veranstaltung war es, den teilnehmenden Auszubildenden neben der nötigen Portion
„Sportsgeist” auch Impulse für ihre tägliche
Arbeit zu vermitteln und ihre Kreativität für
immer wieder neue, abwechslungsreiche,
wohlschmeckende und zugleich ausgewogene
Mahlzeiten zu fördern. „Dabei sein ist alles”,
dachten sich vielleicht die beiden angehenden Köche Philipp Dittert und Moritz Kozik,
Auszubildende im dritten Jahr beim Studentenwerk Siegen. Sie machten nicht nur dem
olympischen Gedanken, sondern auch dem
Namen ihrer Stadt alle Ehre. Mit einem DreiGänge-Menü konnten sie die Fachjury überzeugen und belegten den ersten Platz, gefolgt
von den Auszubildenden der Studentenwerke
Dortmund (zweiter Platz) und Dresden (dritter
Platz). Neben dem Ehrenpokal, einem „StudyBuddy-Bär“, gab es wertvolle Sachpreise.
Betreut wurden die Gäste von einigen unserer
Koch-Auszubildenden. Herr Jarocki hat sich als
verantwortlicher Mensa-Leiter und Ausrichter
um die Organisation des Wettbewerbs gekümmert. Die deutschen Studentenwerke sind
„attraktive und aktive Ausbildungsunternehmen und das Studentenwerk Berlin der größte
Ausbildungsbetrieb mit allein 22 Lehrstellen“,
so das Deutsche Studentenwerk in einer Erklärung.
Das Siegener Sieger-Duo bereitete für 100
Gäste des Studentenwerks Berlin folgendes
Menü zu: Kartoffelcremsuppe in der Bioknolle
mit Kräuterdipp, Putenroulade mit Mango-
Kurz und Knapp
Zitty-Menü in der Mensa: Seit 11. April 2008
gibt es – jeweils alle 14 Tage – in ausgewählten
Mensen des Studentenwerks ein „Zitty-Menü“.
Alle 14 Tage dürfen die dortigen Gäste auf
die Kombination schmackhafter Speisen und
bekömmlicher Lektüre – die druckfrische
Ausgabe des Stadtmagazins – gespannt sein.
Zum Semesterstart lag außerdem in allen
Das Semester ist noch jung, und es tut sich
so Einiges im Studentenwerk Berlin. Wer beispielsweise in diesen Tagen in die Mensa, ins
BAföG-Amt,
in eine Kita, ein Wohnheim oder
* Gibt es ab dem 14. April 2008 in allen Mensen des Studentenwerks Berlin.
ein Büro der Beratungs- und Betreuungsdienste geht, sieht sie nahezu überall: Buchstaben
an Wänden, Türen, Fenstern, auf Böden, Einrichtungsgegenständen und so weiter. Diese
Buchstaben bilden Wörter; Wörter, deren Sinngehalt sich nicht unbedingt sofort erschließt.
Was haben Mensen mit einem „Gabelstapler“
oder „Öltanker“ zu tun, was das BAföG-Amt
mit einem „Fördergebiet“? Und wo ist der
„Handlungsspielraum“ bei den Beratungs- und
Betreuungsdiensten? – Viele Fragen, wenig
Antworten. Doch vielleicht gibt es ja bald eine
Lösung des Rätsels…
EVENT:
EIN DÉJÀ-VU MIT ZUKUNFT
Am 24. April 2008 beteiligte sich das Studentenwerk Berlin erneut mit einem eigenen Programm am Girls’ Day. 24 junge und interessierte Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren fanden
sich zum dritten Girls’ Day im Studentenwerk
Berlin ein. Die Teilnehmerinnen erlebten einen
ereignisreichen und zukunftsorientierten Tag.
Dank des umfassenden Workshop-Angebots
konnten die Mädchen eigene „Mini-Projekte“
bewältigen und sich zum Teil auch ein Bild von
so genannten „männerdominierten“ Berufen
machen. Zeichnen bzw. Spiegeln im Bereich
Technik, stilvolles Eindecken einer Speisetafel
für alle Beteiligten sowie Herstellen eines
schmackhaften Desserts in der Abteilung Speisebetriebe, Trainieren der Gesprächsführung
in der Sozialen Beratung, Ausfüllen von Mietverträgen in der Wohnheimverwaltung und
Austauschen von Türschloss-Zylindern mit dem
dortigen Hausmeister sowie Entwickeln, Umsetzen und Niederschreiben eines Interviews
im Bereich Öffentlichkeitsarbeit: es war für alle
Teilnehmerinnen etwas Interessantes dabei.
Nach den Workshops waren alle zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Im Anschluss
stellten die Teilnehmerinnen ihre Arbeitsergebnisse vor.
Auch 2009 erwartet die Mädchen ein neues
und spannendes Programm.
 www.girls-day.de
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FOTOWETTBEWERB:
MITMACHEN – DURCHBLICKEN
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„Durchblick“ ist das Motto des 1. Fotowettbe%INSENDESCHLUSS
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ostdeutscher Studentenwerke, zu dem
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Studierende
aus Berlin, Dresden,
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und Jena eingeladen sind. Gewinne im GeR für den ersten
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Einsendeschluss für die Arbeiten ist der 10. Juni
2008 bei den zuständigen Studentenwerken
Berlin, Dresden, Halle, Leipzig, Magdeburg und
Thüringen. Mitmachen!
 www.fotowettbewerb-studentenwerke.de
Mensen und Cafeterien des Studentenwerks
das Zitty-Booklet „Studieren in Berlin“ aus
– herausgegeben in Kooperation mit dem
Studentenwerk Berlin.
Wohnheime mit WLAN: Seit Anfang April 2008
gibt es auch in den Studentenwohnheimen
Siegmunds Hof und Nollendorfstraße WLAN
für die Mieterinnen und Mieter. Damit sind
rund 77 Prozent der Studentenwohnheime des
Studentenwerks mit einem kostengünstigen
Internetzugang der Firma Hotzone versorgt.
Cafeteria am Schlossplatz: Am 15. April wurde
eine neue Einrichtung des Studentenwerks in
der Hochschule für Musik am Schlossplatz 7
eröffnet. Zunächst steht den Gästen die
Coffeebar zur Verfügung, wo es Kaffeespezialitäten und Kuchen gibt. Die Cafeteria
wird in einigen Wochen eröffnen. Die Gäste
können sich auf frisch zubereitetes Essen vom
Aktionsstand freuen.
Meldungen und Berichte 5
BESTELLUNG EN GROS
Garantiert ohne Zusatzstoffe
Ein wenig gleicht der Weg zum Büro von Günther Jung dem Vorspann aus der Agentenserie
„Mini-Max“. Nur ein kleines Schild vor einer verschlossenen weißen Tür weist den Weg zur
„Abteilung Speisebetriebe“. Nach dem Druck auf den Klingelknopf ertönt ein elektrischer
Türöffner, der das Schloss freigibt und Einlass gewährt. Am Empfangstresen vorbei geht es
nun durch einen kleinen Flurtrakt zum Büro des Leiters Produktentwicklung und Marketing
beim Studentenwerk Berlin. Mit einem kräftigen Händedruck begrüßt mich Herr Jung,
der auch nach einigen Jahren an der Spree seine pfälzische Herkunft nicht leugnen kann.
Im Jahr 2000 verschlug es ihn zum Studentenwerk Berlin, damals
lockte eine Stelle als Leiter einer Cafeteria. Dort sorgte sich Herr Jung
zunächst um die Erweiterung des kulinarischen Angebots, denn er
wollte den Studierenden mehr bieten als „nur belegte Brötchen und
Pommes“. So experimentierte Jung mit neuen kleinen Leckereien wie
Wraps und Chicken Wings, die heute zum Standardrepertoire gehören. Auch für Kaffeeliebhaber hatte er ein Herz und half beim Einzug
von Latte Macchiato, Cappuccino und Espresso ins Studentenwerk.
Schon damals gehörte die Auswahl neuer Lebensmittel zu seinem Job.
Aufträge müssen ausgeschrieben werden
Später zog es Günther Jung aus der Cafeteria ins Büro. Seit 2005 kümmert er sich um die Bereiche Produktentwicklung und Marketing der
Speisebetriebe. Ein großer Teil seiner Arbeit besteht in der Auswahl
und dem Test neuer Produkte. Er ist oft der erste Ansprechpartner
für Produzenten und Händler, die dem Studentenwerk Berlin Lebensmittel verkaufen möchten. Umgekehrt recherchiert Jung auch
selbst Anbieter, wenn neue Produkte in das Programm der Mensen
und Cafeterien aufgenommen werden sollen. Mit dieser wichtigen
Tätigkeit fungiert die Produktentwicklung als Bindeglied zwischen
den Leiterinnen und Leitern der einzelnen Speisebetriebe und dem
Einkauf, der letztlich die Ausschreibungen durchführt. Denn ganz frei
ist das Studentenwerk als öffentliche Institution bei der Auswahl der
Anbieter nicht. Je nach Abnahmemenge müssen Aufträge stadtweit,
bundesweit oder EU-weit ausgeschrieben werden. Doch nicht nur ein
guter Preis ist letztendlich entscheidend für den Zuschlag. Schließlich
sollen neue oder alternative Produkte nicht nur einen günstigen Essenspreis ermöglichen, sondern vor allem gut schmecken.
Deshalb müssen alle neuen Lebensmittel vorher im Qualitätszirkel
eine harte Prüfung bestehen. In diesem Gremium sitzen neben Herrn
Jung sieben Leiterinnen und Leiter aus den Mensen und Cafeterien,
die Vertreterinnen des Einkaufs und der Qualitätssicherung sowie
gelegentlich Studierende. Hier werden die Produkte bei Verkostungen
auf ihre geschmacklichen Qualitäten getestet. Alle fünf bis sechs Wochen tagt das Gremium, und bei acht bis zehn Neuvorstellungen pro
Termin wird der Gaumen oft gefordert. Häufig arbeiten die Experten
mit Blindverkostungen. Dann wird beispielsweise Tomatenketchup
6 Bestellung en gros
unterschiedlicher Hersteller probiert und ein Sieger gekürt. Bei solchen Vergleichen kommen sehr schnell 50-60 unterschiedliche Proben
zusammen. Das Probe-Essen erweist sich also als durchaus anstrengende Tätigkeit.
Qualität, Ökologie und ethische Werte zählen
Nicht nur der Geschmack zählt, als Großabnehmer versucht das Studentenwerk Berlin auch Einfluss auf die Produktionsmethoden zu
nehmen. Dies beginnt bei der Verbannung von Geschmacksverstärkern und mit Gentechnik behandelter Produkte vom Speiseplan. Auch
beim Thema Allergien bemühen sich die Einkäufer um die Reduktion
von Inhaltsstoffen, auf die viele Menschen mit körperlichen Beschwerden reagieren. Dazu gehört unter anderem die exakte Auszeichnung
aller Zutaten auf dem Speiseplan. Dabei gehen die Speisebetriebe
deutlich über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. Insgesamt
zwölf als potentielle Allergene eingestufte Zutaten werden bei jedem
Gericht gegebenenfalls ausgezeichnet. Zusätzlich steht das Thema
ökologische Produktionsmethoden ganz oben auf der Prioritätenliste.
So stammen zum Beispiel Kartoffeln im Hausfrauenschnitt* ausschließlich aus ökologischem Anbau und sind frei von Zusatzstoffen.
Dies zu gewährleisten, erfordert oft Mühe, denn eine Großküche stellt
ganz eigene Anforderungen an die Verarbeitung von Lebensmitteln.
Herr Jung erklärt dies sehr anschaulich an eben jenen Biokartoffeln.
„Wir beziehen die Kartoffeln fertig geschält. Viele Anbieter verwenden
in diesem Fall Zitronensäure als Konservierungsmittel, damit kurze
Lagerzeiten keine negativen Einflüsse auf die Farbe und den Verderb
der Kartoffeln haben. Wir möchten jedoch keine Zusatzstoffe in BioLebensmitteln.“
Nach einiger Zeit fand sich ein Schälbetrieb, der eine extra starke
Vakuumverpackung nutzt, in der die Erdäpfel auch geschält frisch
und farbecht bleiben. Eine logistische Meisterleistung bei einem Jahresbedarf von gut 250 Tonnen Kartoffeln. Die Themen Umweltschutz
und Nachhaltigkeit bestimmen den Speiseplan auch beim Einkauf
von Fisch und Fleisch. So werden Erzeugnisse von bedrohten Arten
vom Speiseplan gestrichen. Gerade das Thema „Überfischung der
Bestände“ liegt Herrn Jung sehr am Herzen. Zum Einkauf gehört für
ihn unbedingt die Einhaltung ethischer Maßstäbe. Dies zeigt sich auch
bei der Auswahl bestimmter Hersteller. So bezieht das Studentenwerk
Berlin etwa biologisch erzeugte Lammbratwurst aus einem diakonischen Betrieb in Hessen. Damit werden Integrationsplätze für Menschen mit persönlichen Problemen gesichert. Langsam wird klar, dass
die Beschaffung gesunder und bezahlbarer Lebensmittel eine Menge
Wissen und Einsatz erfordert.
Die richtige Mischung ist wichtig
Diese Mühe besteht auch aus einem permanenten Abwägen von
Vor- und Nachteilen. So stellen die einzelnen Speisebetriebe durchaus
unterschiedliche Anforderungen an die Produktauswahl. Die Mensen
verfügen über relativ große Lagerflächen und möchten Lebensmittel
in großen Stückzahlen verarbeiten. Da stören Verpackungseinheiten,
die nur vier bis zehn Portionen enthalten. Genau dieses wünschen sich
hingegen die Köche in den Cafeterien. Hier sind die Lagerkapazitäten
begrenzt und das Angebot im Vergleich zur Anzahl der verkauften
Portionen sehr vielschichtig. Auch bei der Qualität spricht nicht immer
alles für frische Lebensmittel. In der Vergangenheit war Herr Jung mit
dem Zustand der Backwaren in den Cafeterien teils unzufrieden. Trotz
eines Lieferantenwechsels war der Produzent nicht in der Lage, an allen Standorten ab morgens um 7.30 Uhr frische Ware in gleich bleibender Qualität zu liefern. Die Umstellung auf tiefgekühlte Backwaren
brachte hier eine deutliche Qualitätsstabilisierung für die Studierenden. Die Köche können so flexibel auf das Tagesgeschäft reagieren.
Besonders beliebte Backwaren werden im Tagesverlauf einfach noch
einmal nachproduziert. Seit 2005 gibt es nun auch wieder einen zuverlässigen Frische-Bäcker mit geeigneter Auswahl und Qualität. Derzeit
spielt Herr Jung mit der Idee, zusätzlich bei Kuchen auf Backmischungen zu setzen, so dass jede Cafeteria und Mensa vermehrt eigene
Kuchenvariationen erfinden und anbieten kann. Ganz ohne Normen
geht es jedoch auch hier nicht. „Wir müssen die Schnittbreiten schon
abstimmen. Sonst wundern sich die Studierenden, wenn der Kuchen
beim gleichen Preis an den verschiedenen Standorten unterschiedlich
groß ist.“
Letztlich führen solche Entscheidungen zu mehr Abwechslung im
Angebot und einer größeren Freiheit der einzelnen Standorte, Neues
auszuprobieren.
Keine Panik vor großen Zahlen
Günther Jung behält den Überblick. Rund 2.500 Produkte sind zentral
gelistet. Doch die Tücken liegen im Detail. Oft erfinden Hersteller in
bestem Marketing-Slang neue Begriffe für ihre Waren. Um bei Ausschreibungen eine Vergleichbarkeit zu erreichen, muss aber eindeutig
sein, wie die Lebensmittel beschaffen sind. Im Katalog befindet sich
dann ein Eintrag, der sowohl die Eigenschaften beschreibt als auch
den Markennamen enthält. Der Hinweis „oder Vergleichbares“ lässt
erkennen, dass das Studentenwerk im Markt permanent nach Alternativen sucht. Dies ist auch im Sinne stabiler Kosten, denn gerade
die stark steigenden Preise für Getreide und Milchprodukte machen
Herrn Jung zu schaffen. Schon derzeit ist das Aufstellen eines Speiseplans für alle Beteiligten nicht einfach. Gerade bei teuren Bio-Frischfleischprodukten lässt sich ein festgelegter Kostenrahmen selten
halten. Trotzdem möchten die Leiter der Speisebetriebe auf diese Angebote nicht verzichten. So kommen extrem teure Lebensmittel eben
etwas seltener auf den Speiseplan.
Manchmal entscheiden allerdings auch regionale Gewohnheiten über
das Angebot. So wurde Herrn Jung vor kurzem ein Kartoffelsalat süddeutscher Art angeboten. Diese in Bayern sehr populäre Beilage wird
aus besonders feinen Kartoffelscheiben mit Essig, Öl und Zwiebeln
hergestellt und üblicherweise warm genossen. Für Nord- und Ostdeutsche wirkt der Salat jedoch eher „matschig“. In Berlin werden klassische Kartoffelscheiben in Mayonnaisesauce oder Joghurt bevorzugt.
So konnte Herr Jung das Produkt nicht als neuen Stammartikel in die
Datenbank aufnehmen. Man merkt dem Süddeutschen das leichte
Bedauern dennoch an. Vielleicht muss er hier noch kulinarische Überzeugungsarbeit leisten. Ich verabschiede mich von meinem sympathischen Gesprächspartner in Richtung Mensa. Es ist Mittag geworden,
und ich lese den Speiseplan jetzt mit ganz anderen Augen.
[Dirk M. Oberländer]
* Als Hausfrauenschnitt bezeichnet man in der Gastronomie das Vierteln von Kartoffeln.
Bestellung en gros 7
444 MINUTEN*
Heute vom “Haus der kleinen Forscher”
Mit Sylvia Engels, Leiterin der Kindertagesstätte an der Freien Universität
Kita-Leiterin und damit „Forschungsvorsitzende“ in Personalunion: Sylvia Engels
Die Fragen eines Kindes sind schwerer
zu beantworten als die Fragen eines
Wissenschaftlers.
Alice Miller (*1923), Kindheitsforscherin und
Schriftstellerin
Spielend erfahren –
ausgezeichnet!
Dienstag, 6. Mai 2008. Gegen etwa 14.00 Uhr
betrete ich das Büro von Sylvia Engels, Leiterin
der Kindertagesstätte an der FU des Studentenwerks Berlin. Kurzfristig konnte sie sich Zeit
für mich nehmen. Es gibt Erfreuliches aus der
Königin-Luise-Straße in Dahlem zu berichten.
Bereits seit Oktober 2006 nimmt die Kindertagesstätte als eine von 50 Berliner Kitas an der
Initiative „Haus der kleinen Forscher“ teil. Sie
dient der Förderung frühkindlicher Bildung
und Entwicklung, bei der den Kindern die
Naturwissenschaften näher gebracht werden.
Dabei geht es nicht allein um das Wecken
von naturwissenschaftlichem Interesse und
die Vermittlung elementarer naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, sondern auch
um die Förderung von allgemeiner Lern- und
Sprachkompetenz. So jedenfalls sieht es die Beschreibung der Initiative vor. Allerdings gilt es,
ein solches Projekt auch mit Leben zu füllen.
Dafür haben Frau Engels und ihr Team über
die Pilotphase hinaus gesorgt – beständig wie
erwiesen, was die obligatorische Dokumentation der Arbeit zeigt. Diese Leistung wurde
nun jüngst mit der offiziellen Auszeichnung
der Initiative als „Haus der kleinen Forscher“
honoriert.
8 444 Minuten
Ein Drache gerettet –
zum Glück!
„Diese Auszeichnung ist eine schöne Anerkennung für uns und unsere Arbeit“, so die KitaLeiterin. „Das motiviert zum Weitermachen.“
Die Plakette ist bis zum Frühjahr 2010 gültig
und kann auf Antrag um weitere zwei Jahre
verlängert werden. Frau Engels stellt mir eine
Erzieherin, passender Weise mit dem Nachnamen „Nanni“, vor. Sie habe bis dato an allen
Schulungen für das „Haus der kleinen Forscher“ teilgenommen. Durch Workshops, Trainingsmaterialien und mehr werden Erzieherinnen und Erzieher darin unterstützt, den Kindern ein abwechslungsreiches Programm mit
spannenden und zugleich einfachen Experimenten anzubieten, die zum Mit- beziehungsweise Selbermachen einladen. Darüber hinaus
wird den Fachkräften vermittelt, wie sie die
neugierigen Fragen der Kinder kompetent
beantworten können. „Wie werden die Kinder
an die Experimente herangeführt?“ erkundige
mich bei Frau Nanni. „Das Prinzip ähnelt sich
von Mal zu Mal. Ich erzähle eine Geschichte,
in der sich etwas ereignet, das in Form eines
Experiments nachgespielt und nachempfunden werden kann. Es gibt bestimmte Figuren
beziehungsweise Protagonisten, die in den
verschiedenen Handlungen immer wieder
eine Rolle spielen“, erklärt sie mir. „Die Kinder
erkennen sie mit der Zeit wieder und sind so
schon gespannt auf die nächste Geschichte.“
Ich bin auch gespannt und bitte die Erzieherin
um ein konkretes Beispiel. „Da ist etwa ein
Drache, der in einer Erzählung auf Hilfe ange-
wiesen ist. Er steckt in einem See fest. Um an
seine Füße zu gelangen, muss das Wasser abgepumpt werden. Diese Situation wird sozusagen
aus der Geschichte heraus genommen und auf
ein Experiment übertragen. Dieses Experiment
sowie dessen Aufbau sollten möglichst einfach
sein, damit die Kinder die Situation und den
damit verbundenen naturwissenschaftlichen
Hintergrund durch eigenes Erfahren verstehen können“, erörtert die Erzieherin. „Und wie
haben die Kinder den Drachen nun gerettet?“
möchte ich unbedingt wissen. „Sie haben das
Wasser abgepumpt. Den See haben wir mit
Wasserbehältern simuliert, in deren Mitte sich
ein Drache, der Drache aus der Geschichte, befand. Mit langen Trinkhalmen sollten die Kinder
nun probieren, das Wasser abzuleiten und
den Drachen zu retten. Das konnte nur mit der
richtigen Ansaug-Technik und Höhenpositionierung des Trinkhalms gelingen“, so die Erzieherin. „Es ging also um Luft und Schwerkraft“,
fasse ich zusammen. „Ganz genau“, bestätigt
die Erzieherin. „Das war zumindest das naturwissenschaftliche Thema hinter der Geschichte
und dem Experiment“, ergänzt Frau Engels.
„Mindestens genauso wichtig wie das jeweilige Thema selbst ist die Art, wie die Kinder an
die naturwissenschaftlichen Gegebenheiten
herangeführt werden. Spielerisch können sie
gemeinsam ausprobieren und erfahren, wie
zum Beispiel physikalische Gesetzmäßigkeiten
wirken. Auf diese Weise wird auch der Gedanke
des Team-Geists vermittelt und gefördert.“ Die
Initiative sei mittlerweile sehr präsent, erfahre
ich. So wurde das „Haus der kleinen Forscher“
Bild oben: Lernen mit Leichtigkeit: Im „Haus der jungen
Forscher“ keine Wissenschaft
Bild unten: Schreiben wir das zweite Wort auseinander, steht
fest: Es gehört auch Mut dazu, sich für Kinder zu entscheiden
(„Kinder wagen“).
Sichtbar gut betreut: Kinder der Kita an der FU
unter anderem bei einer Fachtagung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vorgestellt und
von Kindertagesstätten anderer Studentenwerke in Deutschland begrüßt. Inzwischen sei das
Projekt auch dort als pädagogisches Angebot
aufgenommen worden. „Sie sind also mit Ihrer
Arbeit ein Vorbild im Sinne des sogenannten
‚Best-practice‘?“ frage ich nach. „Gewissermaßen schon, ja. Wobei wir die Initiative nicht
erfunden haben. Wir probieren eben nur, mit
gutem Beispiel voranzugehen“, schildert die
aus dem Bergischen stammende Erzieherin
sympathisch zurückhaltend. Im Juni sei ein
weiterer Aktionstag geplant. Dann solle es um
die Themen „Sommer, Sonne, Eis und Schnee“
gehen. Außerdem werde es einen weiteren
Workshop für ihre Mitarbeiterinnen geben,
dieses Mal mit der Überschrift „Sprudelgase“.
Auch die Eltern sind begeistert von der Initiative. Als Studierende oder Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler der FU begrüßen sie es,
wenn ihre Kinder die Naturwissenschaften
schon in der Kindertagesstätte kennen lernen.
„Es ist ein Projekt, das wirklich allen Beteiligten
große Freude bereitet“, schließt Frau Engels
enthusiastisch ab.
Ein forsches Haus –
rundum!
Die Kita an der FU kann sich auch sonst sehen
lassen. Bis zu 165 Kinder (147 Kinder mit einem
gültigen Gutschein: 18 Kinder von Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastdozentinnen und
Gastdozenten sowie Gastwissenschaftlerinnen
und Gastwissenschaftlern der Freien Universität Berlin) im Alter von circa acht Wochen bis
zum Schuleintritt besuchen die Kindertagesstätte. Die senatsfinanzierten Plätze sind in 55
Krippenplätze und 92 Plätze in altersgemischten Bereichen aufgeteilt. Außerdem ist die
Kindertagesstätte (wie alle Kitas des Studentenwerks Berlin) gemäß DIN EN ISO 9001:2000
qualitätsgeprüft und zertifiziert. Kein Wunder
also, dass alle Plätze bis zum Herbst dieses
Jahres bereits vergeben sind. Frau Engels, die
selbst im Bezirk Prenzlauer Berg lebt, berichtet
mir, dass die Kinder aus nahezu allen Stadtteilen Berlins in die Kita kämen. „Unser Ruf muss
wohl schon recht gut sein“, stellt sie nicht ohne
berechtigten Stolz fest. Die „444 Minuten“ im
Hinterkopf, spreche ich Frau Engels auf ihren
Tagesablauf und ihre Arbeitszeit an. „Bei mir ist
eigentlich kein Tag wie der andere“, beschreibt
sie mir. „Es gibt einige Routinen, ja. Doch durch
meine verschiedenen Tätigkeiten in Gremien,
Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen wird es
nie langweilig. Mein Tag beginnt ungefähr
um 9.00 Uhr. Ich mache zunächst meinen
Rundgang durchs Haus, um die direkte Kommunikation mit meinen 31 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern zu pflegen. Das fördert den
Informationsfluss und nicht zuletzt auch den
Zusammenhalt im Team. Direkt im Anschluss
bin ich meistens in meinem Büro anzutreffen“,
so die Kita-Leiterin. „Und welche Tätigkeiten
erwarten Sie dort?“ bitte ich sie fortzufahren.
„Ich bereite Sitzungen vor und nach, kümmere
mich um Material- und Speisen-Bestellungen,
bearbeite die Hauspost, prüfe Verträge, Kündigungen und Neuaufnahmen, verständige mich
mit den Bezirksämtern, vereinbare Termine mit
Eltern, stelle diesen unsere Einrichtung vor und
so weiter.“ Ich bin ein wenig beeindruckt, was
meine Gesprächspartnerin alles leistet. „Sie
haben Ihre Tätigkeit in Gremien angesprochen.
Wofür sind Sie dort verantwortlich?“ greife ich
das Engagement von Frau Engels auf. „Ich habe
mich beispielsweise zur Qualitätsmanagement-Beauftragten fortgebildet und treffe
mich regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen
aller Kitas des Studentenwerks Berlin, die dem
Arbeitskreis Qualitätsmanagement angehören. Wir tagen einmal im Monat, um unsere
Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen
und auszuwerten. In der Kita an der FU etwa
haben wir eine Feedback-Box für Lob und Kritik. Wir sammeln die Anregungen von Kindern,
Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
und fassen diese nach der Evaluation in einem
Maßnahmenkatalog zusammen. So können wir
uns weiter entwickeln und unsere Arbeit noch
besser machen.“ Unabhängig davon sei es Frau
Engels besonders wichtig, durch immer wieder
neue Projekte für Abwechslung im Kita-Alltag
zu sorgen. „Wir wollen uns als Kindertagesstätte positionieren und profilieren, die den
Kindern auch ein Rundum-Paket für Körper,
Bewegung und Gesundheit anbietet. Daher arbeiten wir unter anderem mit der Waldschule
Zehlendorf zusammen. Unsere Kinder haben
dadurch die Möglichkeit, ihre Zeit bei uns in
der schönen Natur, die uns hier in unmittelbarer Nähe umgibt, zu verbringen. Außerdem
kooperieren wir mit der Initiative „Fit for Kids“
und nehmen regelmäßig am Bambini-Lauf,
eine Art ‚Mini-Marathon‘ für die Kleinen, teil.“
In puncto Ernährung kämen die Kinder zudem
in den Genuss von abwechslungsreichem und
kindgerechtem Bio-Essen, welches die Abteilung Speisebetriebe des Studentenwerks Berlin
im „Cook-and-Chill-Verfahren“ an die Kindertagesstätte liefere.
Mehr als Vertrauen –
und ob!
„Wie lang ungefähr sind Sie denn hier anzutreffen?“ frage ich Frau Engels zum Ende unseres Interviews. „Meistens bis 17.00 Uhr, mittwochs bis ungefähr 19.00 Uhr, manchmal aber
auch nur bis 15.00 Uhr. Die Kindertagesstätten
haben ja eine längere wöchentliche Arbeitszeit
als andere Beschäftigte des Studentenwerks.
Insofern sind die ‚444 Minuten‘ als tägliche
Sollarbeitszeit bei uns nicht ganz zutreffend.
Doch auch wir wollen und müssen mit der uns
zur Verfügung stehenden Arbeitszeit effizient
umgehen, das Beste herausholen und dabei
die Balance von Arbeit und Freizeit beziehungsweise Privatleben im Auge behalten.“
Die Zeit vergeht. Mein Eindruck bleibt; und
zwar ausgesprochen gut. Ich habe noch keine
Kinder. Doch es beruhigt mich, dass es Menschen wie Frau Engels und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt. Ihnen würde ich
vertrauen, meine Kinder anvertrauen. Und
ich würde ihnen hinsichtlich des anfangs genannten Zitats sogar zutrauen, die Fragen der
Kinder, die (mitunter) schwerer als die Fragen
eines Wissenschaftlers sind, beantworten zu
können. Größtenteils jedenfalls.
[Ingo Dinger]
*444 Minuten sind die tägliche Sollarbeitszeit
im Studentenwerk Berlin.
444 Minuten 9
NAHAUFNAHME
Heute zu Gast
im „Schlauch“
Der freundliche Eindruck der Lokalität kommt nicht von ungefähr, denn
hier wird einmal jährlich von den SV-Leuten und deren Freunden renoviert. Beim Blick in den Vorgarten lacht mich ein schnieker Grillplatz an.
Alexander Kaufmann, seines Zeichens auch der Gartenpflege verpflichtet, berichtet, wie die SV-Kräfte im letzten Jahr eigenhändig den Boden
dafür geebnet und die Holzbänke verschraubt haben, um das Schmuckstück zu realisieren. Am selbst errichteten Mast weht die Fahne des Studentenwerks in der Berliner Luft.
Reichhaltige Angebotspalette
Team der studentischen Selbstverwaltung, von links nach rechts:
Marco Selent, Franck-Eric Mbatchou, Michael Sonk, Lars Sadau, Alexander Kaufmann, Katja
Werner, Sebastian Meyer, Alexander Kabath
An einem unverkennbaren Aprilabend mache ich mich auf, das Studentenwohnheim „Ferdinand Thomas“ in der Storkower Straße zu
besuchen. Schalke wird in knapp zwei Stunden zum Champions-LeagueMatch im Camp Nou gegen den FC Barcelona antreten, und ich habe
eine Einladung zur zeitgleich angesetzten Versammlung der Studentischen Selbstverwaltung (SV) erhalten. Sollten die Mitwirkenden der
SV nur unterschwellig fußballbegeistert sein? Oder habe ich bei dem
Termin eine Winzigkeit durcheinander gebracht?
Nach einer herzlichen Begrüßung durch die anwesenden Mitglieder
bekomme ich auch schon die Antwort auf meine Frage; und zwar in
Gestalt eines Beamers. „Wir haben das Gerät zur WM 2006 angeschafft
und auf einer Leinwand alle Spiele übertragen. In diesem Jahr wollen
wir auch jedes Match der EM zeigen“, erzählt mir Alexander Kaufmann.
Der Student der Sozialwissenschaften ist stellvertretender Vorsitzender
der Selbstverwaltung (SV). Wie ich erfahre, hat fast jedes Mitglied der
SV ein spezielles Arbeitsfeld. Während eines Rundgangs durch die, mit
etwa 500 Mietern nahezu vollständig ausgelastete Wohneinrichtung,
ergattere ich einen Einblick in die einzelnen Aufgabenbereiche der Interessensvertretung und zugleich einen kurzen Abriss über das Angebot,
aus dem die Bewohner/innen schöpfen können.
Der „Schlauch “
Der Mathematik- und Volkswirtschaftstudent Marco Selent leitet den
Studentenclub „Schlauch“. Im Wohnheimclub findet der Besucher u. a.
einen separaten Raum mit Billardtisch, einen Fernsehraum, eine Bar
und eine Tanzfläche vor. Hier werden Events wie Pokerturniere, SingStar-Party, Tanz in den Mai oder auch die Semestereröffnungsparty
veranstaltet. Im vergangenen Jahr wurde die Licht- und Musikanlage
modernisiert. Das von der SV und dem Studentenwerk mitfinanzierte
neue System verbraucht obendrein noch weniger Energie als das alte.
In Kostenfragen gilt meist, dass anfallende Aufwendungen von der SV
mit Beteiligung des Studentenwerks getragen werden. Ebenfalls im
„Schlauch“ ist eine „Vernissage im Wohnheim“ geplant, bei der alle, die
daran Gefallen finden, ihre eigene Kunst ausstellen dürfen.
Nähere Infos zum „Schlauch“ und zu dessen Mitgliedern gibt es unter:
www.schlauchberlin.de.
10 Nahaufnahme
Im Keller befinden sich zwei Fitnessräume. Vom Ressortleiter und angehenden Landschaftsplaner Sebastian Meyer erfahre ich, dass hier für
acht Euro rund um die Uhr Kalorien entsorgt werden können. Die Wartung der Fitnessgeräte und die regelmäßige Anschaffung neuer Geräte
nehmen einen großen Teil des Budgets in Anspruch. Jedes Semester
werden neben den kleineren Arbeiten rund um den Fitnessraum ein bis
zwei „Hauptprojekte“ innerhalb der SV für den Fitnessraum beschlossen.
Aktuell nutzen ca. 45 Bewohner dieses Angebot. Weiterhin gibt es noch
einen Tischtennisraum, der für jeden zugänglich ist. Dieser wird zusätzlich als Räumlichkeit für einen Kindermalkurs genutzt, an dem der
Mieternachwuchs für einen Unkostenbeitrag von einem Euro je Termin
teilnehmen kann. Für die dabei entstandenen Werke wurde eigens eine
Kindergemäldeausstellung ins Leben gerufen.
In finanzieller Hinsicht stellt der Waschraum das Prunkstück des
Wohnheims dar. Den Raum zieren topmoderne Waschmaschinen, wie
Aufgabenbereichs-Chef Alexander Kabath verrät. „Kleinere Reparaturen
erledigen wir selbst“, beschreibt der Student der Werkstoffwissenschaften die Philosophie der SV. Dies gelte für andere Aufgabenfelder ebenso.
Gegenüber der Wohnanlage hat das Studentenwerk im letzten Jahr
einen Hartplatz für Fuß- und Basketball gesponsert, welcher von der Bewohnerschaft sehr gut angenommen wird. Nach der kleinen Reise durch
„Ferdinand Thomas“ zeigt mir Lars Sadau noch den PC-Pool, der in den
SV-Gemächern untergebracht ist. Der Mathematikstudent betreut dieses Gebiet und gibt zudem mittwochs die Waschkarten aus. Gegenüber
befindet sich noch ein von der SV-Crew komplett neu hergerichtetes
Zimmer, das auch als Schlafplatz für Gäste genutzt werden kann.
In der SV engagiert sich auch der Wohnheimtutor. Die Hauptaufgabe
des aus Kamerun stammendem Studenten für Maschinenbau- und
Verkehrstechnik Franck-Eric Mbatchou besteht in der Integrationshilfe
für ausländische Studierende, die gut 50 Prozent der Mieterinnen und
Mieter ausmachen. Zu diesem Zweck besucht er vom Studentenwerk angebotene Fortbildungsseminare und hat montags eine eigene Sprechstunde. Allerdings sind er und die anderen SV-Mitglieder fast rund um
die Uhr für Probleme ansprechbar. Und sei es aufgrund eines Wasserschadens im Haus, wie er vor ein paar Wochen auftrat.
Die Versammlung
Als Teilnehmer an der SV-Versammlung bekomme ich nun auch noch
einen Überblick über das Alltagsleben und die anstehenden Vorhaben.
Der Wirtschaftsinformatik-Student und SV-Vorsitzende Michael Sonk
erläutert, dass für dieses Semester der Bau von Fahrradständern vor
dem Gebäudekomplex avisiert ist. Gleichermaßen sollen weitere Informationen zu einem möglichen Solaranlagenprojekt für das Dach des
Wohnheims gesammelt und dem Studentenwerk vorgestellt werden.
Neue Polster für die Fitnessgeräte stehen genauso auf dem Wunschzettel wie eine Erneuerung des Bodens der Fitnessräume. Hier ist auch die
Meinung der Betriebswirtschaft-Studierenden und Leiterin der Finanzabteilung, Katja Werner, gefragt. An diesem Abend gesellt sich, von mir
abgesehen, Bettina Plato vom Verwaltungsrat (siehe „Nahaufnahme“
im werkblatt 34) als weiterer Gast hinzu. Sie möchte sich das Wohnheim
ansehen und sich über die Arbeit der Studierendenvertretung informieren. Dazu gehört auch die Lösung anstehender Probleme. So wird nach
einer Möglichkeit gesucht, in den „Schlauch“ einen Raucherbereich zu
integrieren. Auch werden die Internet-Dienstleistungen des im Wohnheim tätigen Anbieters kritisch bewertet. Es warten also weitere Aufgaben auf die studentische Selbstverwaltung.
Mit vielen Eindrücken verlasse ich einen Abend in netter Atmosphäre.
[Carsten Ueberschär]
 www.schlauchberlin.de
DER GUTE RAT
Promotion
Schon mal Lust gehabt, nach dem Studium wissenschaftlich weiterzuarbeiten oder gar eine
Uni-Karriere zu starten? Doch wie sieht der Weg dahin aus? Welche Aspekte müssen bei der
Entscheidung berücksichtigt werden?
„Eines ist bei allen Fachdisziplinen gleich: Wer
eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, muss
promovieren!“, betont die Diplom-Soziologin
Gunta Saul-Soprun. Die Geschäftsführerin
von Academic Consult berät Promovierende
und Promovierte. „Eine wissenschaftliche Karriere beginnt aber schon viel früher, etwa als
studentische Hilfskraft“, betont die Beraterin.
Auf so einer Hiwi-Stelle lernen Studierende
den Forschungsalltag von Wissenschaftlern
kennen. Sie können auch schon in Forschungsprojekte eingebunden werden. Gunta SaulSoprun: „Sie müssen übrigens nicht warten,
bis ein Professor an Sie herantritt und Sie auffordert, sich als Hiwi zu bewerben. Sie können
auch selbst aktiv werden und nachfragen, ob
eine Stelle frei ist.“
Auch Marcus Müller, Vorsitzender von THESIS,
dem Interdisziplinären Netzwerk für Promovierende und Promovierte, sieht die vielen Vorteile einer Tätigkeit als studentische Hilfskraft:
„Durch so eine Mitarbeit kommen Studierende
in näheren Kontakt zum wissenschaftlichen
Personal. Sie sind auf verschiedene Weise in
den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens
eingebunden, ob sie nun für das Layout einer
Publikation oder für Korrekturlesen zuständig sind.“ Von so einer Position aus sei auch
Networking leichter möglich. Diese Kontakte
erleichtern auch, eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu ergattern, die die Finanzierung eines Promotionsvorhabens ermöglicht.
Gunta Saul-Soprun betont: „BA-Studierende
sollten sich schon frühzeitig darüber klar werden, dass eine Promotion und eine weitere
Karriere in der Regel nur über ein Masterstudium möglich ist. Eventuell müssen Sie dafür
nach Ihrem BA-Abschluss die Hochschule wechseln, weil ihre gewünschte Spezialisierung
nicht an Ihrer Hochschule angeboten wird.“
Wer die Hochschule wechselt, müsse sich dann
wieder ein neues Netzwerk aufbauen.
„Der eigentliche Grund für die Promotion und
den Wunsch nach einer wissenschaftlichen
Karriere sollte der Forschergeist sein“, betont
Müller. Denn ohne die Begeisterung für die
Wissenschaft schaffe es der Promovierende
nicht, über den relativ langen Zeitraum von
drei bis vier Jahren motiviert zu bleiben. Deshalb sei es wichtig zu reflektieren, wie groß
diese innere Motivation sei.
„Neben dem inhaltlichen Interesse sollten
Promotionswillige auch Spaß an den wissen-
schaftlichen Arbeitsmethoden haben. Fragen
Sie sich zum Beispiel, ob Sie gerne schreiben
und recherchieren“, erklärt Gunta SaulSoprun. Sinnvoll sei der Vergleich mit anderen
Kommilitonen: „Fragen Sie sich, wie gut Sie
das wissenschaftliche Handwerkszeug beherrschen und wie lange sie zum Beispiel für
das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes
brauchen.“
Dr. Monika Klinkhammer aus Berlin, die Wissenschaftler in Sachen Karriere coacht, erklärt:
„Zum wissenschaftlichen Arbeiten im Allgemeinen und zum Promovieren im Besonderen
brauchen Sie Selbstmanagementkompetenzen
wie etwa Kompetenzen in der Zeit- und Projektplanung. Fragen Sie sich, ob Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Selbstdisziplin reicht, um
auch in schwierigen Zeiten Ihr Promotionsprojekt voranzutreiben.“
Grundsätzlich rät Gunta Saul-Soprun, sich
nicht nur die Promotionsordnung zu besorgen, sondern mit anderen Promovierenden
ins Gespräch zu kommen und so aus erster
Hand zu erfahren, wie der Promotionsalltag
und die Finanzierung aussehen könnten. „Promotionswillige sollten bedenken, dass auf sie
finanzielle Unsicherheiten zukommen, wenn
zum Beispiel ein Stipendium oder eine Stelle
als wissenschaftlicher Mitarbeiter ausläuft
und sie noch nicht die Arbeit an ihrer Dissertation beenden konnten.“ In so einem Fall kann
es durchaus sein, dass Doktoranden für eine
Übergangszeit keine Finanzierung haben.
Was für die Promotionsphase gilt, trifft auch
auf junge promovierte Wissenschaftler zu.
„Als wissenschaftlicher Nachwuchs werden
Sie immer wieder nur befristete Verträge bekommen, bis Sie als Professor berufen werden.
Dann werden Sie aber in der Regel schon über
40 Jahre alt sein“, betont Gunta Saul-Soprun.
Deshalb empfiehlt sie: „Fragen Sie sich, ob Sie
ein Typ sind, der mit solchen Unsicherheiten
leben kann oder ob Sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben.“
Monika Klinkhammer weist daraufhin, dass
es für Promovierende umso schwieriger wird,
eine wissenschaftliche Karriere zu starten, je
weniger sie an der Uni angebunden sind: „In
Studien wurde herausgefunden, dass Promovierende mit einer Stelle an der Universität
auch die besten Chancen auf eine Professur
haben.“ Externe Doktoranden täten sich dagegen wesentlich schwerer. Das liege vor allem
am Netzwerk, das sich durch die Tätigkeit an
der Universität ergebe. „So erfahren Uni-Mitarbeiter leichter interessante Neuigkeiten wie
zum Beispiel von relevanten Tagungen.“ Eine
bessere Anbindung an universitäre Netzwerke
sieht Monika Klinkhammer auch bei Jung-Akademikern, die innerhalb von Graduiertenkollegs oder Graduiertenschulen promovieren.
Marcus Müller empfiehlt, neben fachlichen
Kontakten auch interdisziplinäre Netzwerke
zu nutzen: „Denn dort können Promovierende
Wissen austauschen und offen über Schwierigkeiten reden wie über Motivationsprobleme
oder Probleme mit ihrem Doktorvater.“
Monika Klinkhammer rät auch vor und während des Promotionsprojektes zur Karriereplanung: „Fragen Sie sich immer wieder:
Welches Ziel habe ich? Welche Chancen tun
sich auf?“ Sie empfiehlt Promovierenden, die
in der Wissenschaft bleiben wollen, sich auch
weitere Meriten zu verdienen. „Bedenken Sie,
dass Publikationen für Ihre Karriere wichtig
sind. Deshalb sollten Sie sich frühzeitig darum bemühen.“ Ein anderes Kriterium ist die
Lehrtätigkeit. „Auch Doktoranden, die nicht als
wissenschaftliche Mitarbeiter an einer Uni angestellt sind, sollten versuchen, Lehraufträge
zu bekommen.“ Und noch ein Tipp von Monika
Klinkhammer: „Auch bei guter Planung ist die
Wahrscheinlichkeit, Professor zu werden, gering. Deshalb sollten Sie schon frühzeitig über
eine Berufsalternative nachdenken.“
[Anja Schreiber]
 www.thesis.de
www.hochschulkarriere.de
Buchtipps:
Barbara Messing, Klaus-Peter Huber: Die
Doktorarbeit. Vom Start zum Ziel, Berlin, 16,95
Euro, ISBN: 978-3-540-71204-6.
Steffen Stock, Patricia Schneider, Elisabeth
Peper, Eva Molitor (Hrsg.): Erfolgreich promovieren. Ein Ratgeber von Promovierten für
Promovierende, Berlin, Heidelberg, 22,95 Euro,
ISBN: 978-3-540-29671-3.
Claudia Koepernik, Johannes Moes, Sandra
Tiefel: GEW-Handbuch Promovieren mit Perspektive. Ein Ratgeber von und für DoktorandInnen, Bielefeld, 24,90 Euro, ISBN 978-3-76393289-4.
Der gute Rat 11
BAUSTELLENREPORT
In Sicht: Strandbar
Neben der Schönen Weide
Damals…
Berlin-Oberschöneweide galt lange Zeit als Standort ausgedehnter Fabrikanlagen und Industrieflächen. Kathedralen des industriellen Zeitalters prägten über Jahrzehnte das Bild des Berliner Ortsteils, der 1598
als „Wiese an der Spree neben der schönen Weide gelegen“ erstmalig
erwähnt wurde.
Das Kabelwerk Oberspree (KWO) der AEG gehörte zu den größten Industriekomplexen in Oberschöneweide. Seit 1897 entstand hier eine vielteilige Fabrikanlage, konzipiert von den Architekten Paul Tropp, Klemm
und Johannes Kraatz. Seit 1899 wurden dort Telefonkabel und seit 1903
Starkstromkabel hergestellt.
Heutige Wasseransicht des künftigen Campus Wilhelminenhof
Architekten-Entwurf der geplanten Mensa
Frühere Wasseransicht des Kabelwerks Oberspree (KWO)
Jahrzehntelang leuchteten die Buchstaben „KWO“ vom Turm der Spreehalle über die Stadt. Doch dem Ende der DDR folgte bald das der meisten Industrieanlagen in Oberschöneweide. Auch das größte Kabelwerk
Europas, das KWO, war davon betroffen. Dem Niedergang des Werkes
folgte eine Phase der Sanierung. Doch erst die Entscheidung, hier einen
Campus der FHTW anzusiedeln, schaffte eine Perspektive für die Zukunft des Geländes.
…Und heute
Der denkmalgeschützte Wilhelminenhof als Teil des ehemaligen KWO
entwickelt sich als Standort für Gewerbebetriebe und neues Zentrum
der FHTW. Der Umbau zum Campus befindet sich im vollen Gang.
Noch ist die Hochschule auf fünf Standorte zersplittert. Bis zum Wintersemester 2009/2010 jedoch wird die FHTW zwei Standorte in räumlicher Nähe haben: den neuen Campus Wilhelminenhof mit rund 6000
Studierenden und den Campus Treskowallee in Karlshorst mit etwa
4000 Studierenden. Die übrigen vier Standorte in den Bezirken Kreuzberg-Friedrichshain, Pankow und Lichtenberg werden aufgegeben.
Seit Januar 2007 gilt es nun, bestehende Gebäude schrittweise zu sanieren und auszubauen sowie zwei Neubauten zu errichten. Die Gebäude
A4, A8 samt Erweiterung, die Spreehalle und einige kleinere Hallen werden das neue Domizil für die Fachbereiche Ingenieurwissenschaften I
(derzeit Campus Marktstraße und Campus Allee der Kosmonauten), Ingenieurwissenschaften II (derzeit Campus Blankenburger Pflasterweg)
sowie einige Studiengänge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften II (derzeit Campus Treskowallee).
In die Spreehalle, die um das Jahr 1924 zum Teil aus Backsteinen gebaut
wurde, ziehen Labore, Hörsäle, Projekträume, Bibliothek und – nicht zuletzt – eine Mensa des Studentenwerks ein.
12 Baustellenreport
Noch eingerüstet, bald in neuem Glanz: Die Rückseite des Gebäudes.
BAUSTELLENREPORT
Am Ort des Geschehens
Zusammen mit Sonja Engelhardt, Leiterin der Cafeteria „Wilhelminenhof“ und Hans Joachim Gabriel, Bereichsleiter Mensen des Studentenwerks Berlin, besuchten wir die Baustelle in der Spreehalle.
Noch ist viel zu tun am Ufer der Spree. Viel Phantasie ist erforderlich,
um sich im Rohbau der neuen Mensa zu orientieren.
Hans Joachim Gabriel hat die Pläne ausgiebig studiert und zeigt die
Orte, an denen künftig die Studierenden der FHTW in Oberschöneweide schlemmen werden. Ein großer heller Speisesaal mit Spreeblick ist
vorgesehen.
Die Essenausgabe ist großzügig konzipiert, die Studierenden und die
anderen Gäste der Mensa werden sich hier künftig selbst unter zahlreichen Menü-Angeboten entscheiden müssen. An ausgewählten Aktionsständen werden die Speisen vor den Augen der Gäste produziert, ein
optisches und ein kulinarisches Erlebnis.
„Wer zu uns kommt, kann mehr erwarten als gesundes, reichhaltiges
und preiswertes Essen. Hier entspannt man sich zwischen den Vorlesungen, verabredet sich mit Freunden, sitzt mit neuen Kommilitonen
zusammen oder geht gemeinsam noch einen Kaffee trinken“, so Hans
Joachim Gabriel. „Standards, die unsere Gäste bereits aus anderen
Mensen des Studentenwerks kennen, werden sie auch im ‚Wilhelminenhof’ wieder finden. Dazu gehören unsere Salatbars, die frischen
Säfte und das abwechslungsreiche Bio-zertifizierte Angebot. Um den
Überblick zu behalten, wird ein modernes Speisenleitsystem die Auswahl etwas erleichtern.“
Neben der Mensa, deren Öffnungszeiten sich nach den Bedürfnissen
der Studierenden und der Hochschule richten werden, wird es eine
Coffeebar geben. Schließlich sollen die Studierenden auch hier nicht auf
den geliebten Latte Macchiato oder den Espresso „zwischendurch“ verzichten müssen; und das in angenehmer Atmosphäre.
„Auf der Fläche zum Ufer der Spree werden wir auf jeden Fall im Sommer eine Strandbar einrichten“, verrät Sonja Engelhardt. Bei diesen
Aussichten bedauere ich, dass es noch kalter Vorfrühling ist und noch
ein Jahr verstreichen wird, ehe die ersten Gäste in der neuen Mensa
begrüßt werden können.
Die Leuchtbuchstaben „KWO“ gibt es immer noch. Sorgsam abgebaut
harren sie in einer stillen Ecke des künftigen FHTW-Campus der weiteren Verwendung. Die Aussichten aber sind sonnig.
Das werkblatt wird am Ball bleiben.
[Hagen Box]
Hans Joachim Gabriel, Bereichsleiter Mensen, ist zufrieden mit dem Baufortschritt.
Beide Fotos: Zusammen mit Sonja Engelhardt, Leiterin der Cafeteria „Wilhelminenhof“, bei der
Besichtigung der künftigen Mensa.
Baustellenreport 21
Endlich ist es wieder soweit: Der
Sommer steht (fast) vor der Tür,
und alle Bands, die wir lieben,
sind auf Tour. Dank sinkender
Plattenverkäufe darf man sich
vermehrt über Live-Auftritte
freuen. Der Pop kehrt zurück
auf die großen Festivalbühnen.
Spätestens im Mai sollte man
sich die begehrten Tickets sichern.
Denn obwohl viele Veranstaltungen (leider) die
100-Euro-Marke locker überschritten haben, ist ein gutes Line-Up immer noch die Garantie für
schnell ausverkaufte Veranstaltungen. Wir haben für euch im Terminkalender gestöbert und
Festivals aller Stilrichtungen gefunden. Viel Freude beim Abgehen!
Immergut-Festival
Rock im Park
Man nehme eine Wiese in der Provinz, eine handvoll musikverrückter
Menschen und den Wunsch, einmal im Jahr den Ort am A... der Welt
wirklich zu rocken. Trotz steigender Zuschauerzahlen in den letzten
Jahren ist das Festival erfreulich familiär geblieben. Dafür, dass das so
bleibt, sorgt ein gemeinnütziger Verein, der die Veranstaltung überwiegend ehrenamtlich organisiert. Mit liebevollen Details wie Bauwagen
für die Künstler/innen im Backstage-Bereich, einen Shuttleservice an benachbarte Badeseen und ein legendäres Fußballturnier für die Zuschauer... Auch das Line-Up kann sich sehen lassen, bislang bestätigt haben:
Ólafur Arnalds, The Audience, Trip Fontaine, Johnossi, Menomena, The
Weakerthans, iLiKETRAiNS, The Notwist, Louie Austen, Microstern, Get
Well Soon und Peter Licht.
Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg treffen sich alljährlich die Liebhaber/
innen der härteren Töne. Das Line-Up ist massenhaft mit bekannten
Namen aus dem In- und Ausland gespickt, so erklärt sich dann auch der
doch recht derbe Ticketpreis. Dafür glänzt Rock im Park mit einer perfekten Organisation und einem Publikum, das bis zum letzten Konzert und
dem wirklich abschließenden Song alles gibt! So, jetzt noch ein Blick aufs
Wesentliche, die Liste der musikalischen Artisten (auszugsweise!):
36 Crazyfists, Against Me!, Airbourne, Alpha Galates, Alter Bridge, Babyshambles, Bad Religion, Bedouin Soundclash, Black Stone Cherry, Black
Tide, Bloodlights, Booka Shade, Bullet For My Valentine, Cavalera Conspiracy, Chris Cornell, Coheed & Cambria, CSS - Cansei De Ser Sexy , Culcha
Candela, Danko Jones, Die Toten Hosen, Dimmu Borgir ... und ca. 50 weitere Bands!
Wann:
Wieviel:
Infos:
Größe:
Wann:
Wieviel:
Infos:
Größe:
(Neustrelitz)
30. - 31. Mai 2008
42 € (zzgl. VVK-Gebühr) inkl. Camping
immergutrocken.de
Übersichtlich (ca. 5.000 Besucher/innen)
14 Kultur-Tipps
(Nürnberg)
6. - 8. Juni 2008
135 € inkl. Camping
www.rockimpark.de
Fett, rund 50.000 Musikverrückte
KULTUR-TIPPS
Hurricane/Southside
Umsonst & Draußen
Der Doppelpack-Klassiker im Norden bzw. Süden Deutschlands. Die meisten Bands werden zwischen den Festivalgrounds hin- und hergeflogen,
so dass man sich den Ort nach Fahrtweg aussuchen kann. Die Veranstaltungen können mittlerweile als Dinosaurier gelten: gut organisiert,
mit Bands von populär bis alternativ und riesengroßen Zeltplätzen. Wer
sich nicht verdammt gut seine Position merkt, kann nachts schon einmal
verflixt lange suchen. Aber man lernt dabei ja immer nette Menschen
kennen, die ein Bier übrig haben...
Line-Up: Apoptygma Berzerk, Beatsteaks, Biffy Clyro, Billy Talent, Black
Rebel, Motorcycle Club, British Sea Power, Calexico, Deichkind, Digitalism,
Does It Offend You, Yeah?, Donots, Elbow, Enter Shikari, Flogging Molly,
Foals, Foo Fighters, Jaguar Love, Jan Delay & Disko No 1, Jennifer Rostock,
Kaiser Chiefs, Kettcar, Krieger, Madsen, Maximo Park, Millencolin,
Monster Magnet, Nada Surf , NoFX, Oceansize, Operator Please, Panic At
The Disco, Panteón Rococó, Patrice, Radiohead, Razorlight, Rise Against,
Rodrigo y Gabriela, Shantel & Bucovina Club Orkestar, Sigur Rós, Slut,
Tegan and Sara, The (International) Noise Conspiracy, The Beautiful Girls,
The Chemical Brothers, The Cribs, The Enemy, The Kooks, The Notwist, The
Subways, The Weakerthans, The Wombats, Tocotronic, Turbostaat, Xavier
Rudd
Bereits zum 21. Mal stellen die Macher/innen des Umsonst & Draußen
völlig für lau ein mehr als passables Programm zusammen. Neben den
„Eyecatchern“ hat sich das Festivalteam der aktiven Nachwuchsförderung verschrieben. So gibt es eine offene Bühne auf der unbekanntere
Musiker drei Songs zum Besten geben können. Ein buntes Rahmenprogramm sorgt dafür, dass es auch neben der Bühne spannend bleibt. Zugesagt haben bislang u. a.: Aeon of Decay, Alaska in Bloom, Andy Sauerwein, Apokrypha, Attwenger, Audrey, Ben Hamilton, Black Rabbit, Carolin
no, Chicago Glory, Crises, Cornucopia, Dennis Schütze, Dopzen, Egotronic,
Ellen Klinghammer, Elusive Grey, Falcon Five, Fitzcarraldo, Get well soon,
Gregor Meyle, Gus Black, Hannes Conrads, Illectronic Rock, It‘s a trap you
fucking Primate, Juliana Canta, Karo, Kings are better Queens, Lu and
those six idiots, Mademoiselle Mirabelle, Malm, Mark Olson, Mauf, Mistaa, Monsters of Liedermaching, ...
(Scheeßel/Neuhausen ob Eck)
Wann:
Wieviel:
Infos:
Größe:
20.-22.6.
110 € inkl. Camping
www.hurricane.de, www.southside.de
Richtig groß (ca. 40.000 bzw. 50.0000 Fans)
(Würzburg)
Wann:
13.-15.6. 2008
Wieviel: Festival gratis, Camping möglich (5€ fürs Wochenende)!
Infos:
www.umsonst-und-draussen.de
PBS - Prüfungsangst
13 9
444 Minuten
Kultur-Tipps 15
DAS BAND-INTERVIEW
Der Interview-Ort ist für eine Metal-Band schlichtweg perfekt gewählt: Ein ehemaliger Luftschutzbunker in Tempelhof. Durch die meterdicken Stahlbetonwände dringt kein Ton, obwohl
hier unzählige Bands proben und aufnehmen. Ein lauschiger Übungskeller sieht anders aus als
das zweistöckige Gebäude mit Stahltüren. Zu den kalten Betonwänden gesellt sich die defekte
Heizung. Dafür heizen die ersten Aufnahmen zum neuen Album der Morbid Mind Musiker Jonas (Gesang), Manu (Gitarre), Markus (Gitarre), Ben (Bass) und Eppi (Schlagzeug) umso mehr
ein. Schneller Speedmetal mischt sich mit fast schon poptauglichen und dennoch druckvollen
Songs. Im September soll der Tonträger mit dem Titel „Deadly Incorporated“ erscheinen. Gegen
drohende Frostbeulen helfen zusätzlich wirksame Hausmittel: Die Wände sind mit Postern leicht
unbekleideter, junger, kurvenreicher Damen geschmückt. Auch ein Kasten Bier steht bereit, wie
es sich für einen Pressetermin nach 16 Uhr gehört. So macht das Interview mit Bassist Ben und
Sänger Jonas doppelt Spaß.
Morbid Mind
16 Morbid Mind im Interview
im Interview
Morbid Mind gibt es schon seit elf Jahren. Wie
hat alles angefangen?
Jonas: „Wir haben zuerst in diversen Jugendclubs gespielt, wie jede junge Band in Berlin.
Dann gab es Konzerte in verschiedenen kleineren Kneipen und den Versuch, an Wettbewerben teilzunehmen. Während dieser Zeit haben
wir bereits die ersten vier Songs in Eigenregie
aufgenommen und auf CD gebrannt. Die ging
dann größtenteils an Kumpel und kam gut an.
Also haben wir gleich ein ganzes Album aufgenommen, auch das in Eigenregie. Wir haben
das Studio selbst bezahlt, das Presswerk ausgesucht und das Cover gestaltet. Mit dieser CD
und unseren Freundinnen als Merchandising
Girls sind wir dann getourt. Irgendwann durften wir bei einem Gig in der Garage Pankow,
einer großartigen Location, klein und stickig,
als Support der kanadischen Band Zimmers
Hole spielen. Dort hörte uns Jens von Rabazko
Records und war ziemlich begeistert. Nach
dem Konzert sprach er uns an, und daher rührte unser Plattenvertrag. Das Album ist 2005
erschienen, und nun machen wir gerade das
zweite Album bei Rabazko.“
Wenn du Glück hast, bekommst du in der Zeit
genug Connections, damit man danach halbwegs weiter über die Runden kommt. Wenn
man diesen Weg nicht gehen will, brauchst du
viel Glück. Wichtiger, als von der Musik leben
zu können, ist, dass sich die Produktionskosten
halbwegs einspielen und wir viel live spielen
können. Ich lebe dafür, dass ich auf die Bühne
kann. Ich finde das geil, aber ich möchte mich
dafür nicht prostituieren.“
Jonas: „Mein einziger Anspruch ist es, mich
mit der Band weiter zu entwickeln. Ich muss
merken, wir gehen voran. Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie schnell. Mir ist wichtig,
dass unser Album, das wir jetzt aufnehmen,
viel besser ist als das davor. Damit erreicht
man dann vielleicht auch mehr Menschen. Wir
sind fünf Leute, und einige haben Familie. Im
Prinzip müssten dann 15 Leute davon leben,
und dafür musst du schon richtig Geld einnehmen. Dafür musst du gut im Geschäft sein. Wir
können durchaus Geld verdienen aber nicht
davon leben. Es gibt eine Menge erfolgreicher
Bands, die sehr bekannt sind und trotzdem
nicht zu einhundert Prozent von ihrer Musik
leben können.“
Was bringt ein Label im Nacken?
Jonas: „Es ist natürlich schön, wenn sich ein Label um alles kümmert. Wir brauchen uns nicht
um die Vervielfältigung oder den Druck zu
kümmern. Es ist dann auch ein tolles Gefühl,
wenn Freunde anrufen und sagen: ‚Ich stehe
hier im Media Markt, und da steht eure CD im
Regal.’“
Was war das beste Konzert, das ihr je gespielt
habt?
Ben: „Wenn man mal über geile Konzerte
redet, sage ich Paules Metall Eck. Da waren
vielleicht 120-150 Leute, damit ist der Laden
aber auch total voll. Wir haben Paule hinterher
gefragt: ‚Wie hat’s dir gefallen?’ und er meinte
‚Mir hat’s gefallen, die Leute hatten Spaß und
haben getrunken. Was will ich mehr?’“
Jonas: „Toll war auch das Konzert in Löbau, bei
Bautzen. Wir sind hingefahren, ohne große Erwartungen zu haben.“
Ben: „Man muss dazu sagen, das Konzert lief
im Hochsommer genau zum Eröffnungsspiel
der EM.“
Jonas: „Es war stimmungstechnisch eines der
besten Konzerte, die ich je erlebt habe. Und
genau das möchte ich, wenn ich auf der Bühne
stehe.“
Habt ihr beim Schreiben der Songs eine feste
Hierarchie innerhalb der Band?
Ben: „Im Prinzip entstehen unsere Songs
im Proberaum. Obwohl nicht jeder Riff hier
entwickelt wird. Man bringt eine Idee von Zuhause mit und stellt sie den anderen vor. Dann
sagt der nächste, ich habe dazu eine Idee, so
muss das weitergehen. So bastelt man sich seine Songs fertig. Ich würde sagen, von der Musik, den Riffs, kommen 70 Prozent von Manuel,
20 Prozent von Markus und 10 Prozent von mir.
Jonas: „Ich möchte anmerken, dass ich auch
schon einmal einen Gitarren-Riff geschrieben
habe. Darauf bin ich stolz. Weil man ja als so
genannter ‚Kein-Instrument-Benutzer’ ein
leichtes Schattendasein fristet. Das gilt auch
für den Schlagzeuger, der auf der Bühne ja nie
gesehen wird.“
Ben: „Bei den Texten kommen rund 70 Prozent
von mir, 20 Prozent von Manuel und 10 Prozent
vom Jonas, würde ich sagen.“
Jonas: „Letztendlich sind das gewachsene Rollen, wir haben das nicht fest vergeben. Es gibt
niemand, der das große Sagen hat.“
Trotz Plattenvertrag ist die Musik noch Hobby,
wollt ihr davon eigentlich mal leben können?
Ben: „Das ist der Traum. Aber wenn man da zu
verbissen rangeht und sagt, ich muss jetzt einen Hit schreiben, wird das nichts. Meine persönliche Überzeugung ist, dass du dich natürlich prostituieren kannst. Ich kann zu Universal
gehen und sagen: ‚Ich bin eure Hure, sagt mir,
was ich spielen soll.’ Dann kann man da zwei
Alben rausbringen und ist weg vom Fenster.
Organisiert ihr die Touren noch im Alleingang?
Jonas: „Bisher läuft das Booking über uns.
Teils auch über befreundete Bands. Aber wir
versuchen das gerade zu professionalisieren.
Das schaffst du als Berufstätiger einfach nicht
mehr. In der Zeit, die wir haben, möchten wir
auch lieber Musik machen als uns um Organisatorisches zu kümmern.“
Gibt es den typischen Morbid Mind Fan?
Ben: „Das ist total unterschiedlich. Wir hatten
im letzten Jahr in Potsdam mit den Apokalyptischen Reitern gespielt. Nach dem Konzert sagte
ein Typ zu uns: ‚Ich musste mit meinem Sohn
mit, weil der die sehen wollte. Aber ihr habt
mir den Abend gerettet.’
Jonas: „Es gibt aber auch sehr junge Leute, die
uns hören. Wir haben ein Mädel, die ist, glaube
ich, erst 16, die habe ich bei den letzten sechs
oder sieben Konzerten gesehen. Da war ich
überrascht, dass die solche Musik hört und uns
hinterher reist. Einer der häufigsten Sätze, den
ich höre, ist: ‚Eigentlich ist das gar nicht meine
Musik aber es hat total Spaß gemacht’.“
Wie beschreibt ihr selbst euren Stil?
Jonas: „Wir wollen uns musikalisch auch nicht
zu sehr festlegen. Oft höre ich: ‚Was für eine
Art Metal macht ihr eigentlich?’ Wir wollen in
keiner Schublade stecken. Wir machen Metal,
der Druck haben muss. Punkt.“
Ben: „Das ist ein großer Vorteil. Denn Manuel,
der ein großer Slipknot-Fan ist, bedient sich
bei modernem Material. Ich bevorzuge als
Old-School-Fan eher älteres Material, und Markus als Trash-Metal-Fan bedient sich dort. So
sucht sich jeder seine Ingredienzien. So passt
du in keine Schublade. Aber das kann auch ein
Nachteil sein. Wenn es heißt: ‚Die klingen wie
Slipknot’, weiß der Fan, was ihn erwartet. Das
ist bei uns nicht der Fall. Du kannst dich bei uns
aber zu 100 Prozent darauf verlassen, dass du
headbangen kannst bis zum Ende.“
Wie kam es zu dem Bandnamen?
Jonas: „Im Prinzip gab es zu dem Namen keine
Alternative. Zuerst war das ‚morbid’ da. Und
dann hat man sich überlegt, was dazu passen
könnte. ‚Morbid Mind’ entstand dann beim
Hin- und Herwerfen der Worte. Dann ist es
natürlich eingängig mit gleichem Anfang und
Ende. Um ehrlich zu sein, die Hauptentscheidungsträger hatten damals keine Ahnung,
was für eine krasse Bedeutung der Ausdruck
im Englischen hat. Bei ‚Morbid Mind’ erwarten
viele Mutterprachler etwas, das in die negrophile Richtung geht.“
Ben: „Dafür schreiben in Deutschland viele den
Namen einfach mit T. Teils sogar die Veranstalter, obwohl die unsere Presseinfo, Poster und
die Email-Adresse kennen. Wie kann man da
noch den Namen falsch schreiben?! Auswärts
passiert das trotzdem jedes dritte Mal.“
Jonas: „Deshalb haben wir uns selbst schon
den Spitznamen ‚Der Todeskaugummi’ gegeben. Letztendlich ist der Umgangston in der
Band freundlich beleidigend. Prinzipiell gilt
das auch für den Bandnamen, der ist freundlich evil. Wir haben großen Spaß bei dem, was
wir machen. Auch daran, mal etwas böse oder
beleidigend zu sein. Aber wir wissen immer,
wie es gemeint ist. Das trägt dazu bei, dass wir
gut miteinander klarkommen und uns nichts
übel nehmen. Dabei entsteht eine Lockerheit,
die ich selten so erlebt habe.“
Ben: „Das große Geheimnis von Bands ist, du
musst entweder sehr unpersönlich und professionell miteinander arbeiten oder Humor
haben. Dann musst du natürlich auch entsprechend austeilen und einstecken können. Du
musst auch mal fähig sein, dein Ego ein Stück
zurückzuschrauben und über dich selbst zu
lachen.“
Übrigens haben Morbid Mind ein Herz für werkblatt-Leserinnen und -Leser.
Wir verlosen 3x2 Karten zur offiziellen Record
Release Party im September. Einfach eine Mail
an: [email protected] schicken und uns
verraten, warum gerade Du Heavy Metal bist.
Viel Glück!
Website: www.morbid-mind.de
Neues Album (ab September im Handel):
Deadly Incorporated, Label: Rabazko Records
[Interview: Dirk M. Oberländer]
Morbid Mind im Interview 17
Was wir schon immer über ein...
... wissen wollten
In diesem werkblatt geht es um Genuss in jeglicher Form. Oder, wie meine Freundin neulich
meinte, um eine sehr spezielle Gratifikation. Leider hat die Mensa ja nicht 365 Tage im Jahr
geöffnet; oder die bzw. der Liebste möchte mal persönlich bekocht werden.
Hauptgericht: Thailändische Krevetten
Zeitaufwand: 20 Minuten
Notwendiges Kochtalent: mittel
Wir präsentieren Euch ein Multi-Kulti-Menü,
das sich mit etwas Geschick und Planung in
gut einer Stunde auf den Tisch zaubern lässt.
Viel Spaß mit den Gaumenfreuden aus drei
Nationen.
Vorspeise: Spinatsalat mit gegrilltem Ziegenkäse
Herkunft: Griechenland
Zeitaufwand: 20 Minuten
Notwendiges Kochtalent: mittel
Zutaten für 4 Personen:
150 g junger Spinat
200 g Ziegen-Camembert
6 Radieschen
6 Champignons
2 Tomaten
1 kleine Zwiebel
4 Baguette-Scheiben
2 EL Weißweinessig
2 EL Walnussöl
2 EL Sonnenblumenöl
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
So funktioniert’s:
Zuerst den Spinat liebevoll waschen, die Stile
entfernen und dann trocken tupfen. Danach
wird das restliche Gemüse bearbeitet: Die Tomaten entkernen und in Streifen schneiden,
die Champignons in kleine Stücke zerteilen
und die Radieschen filigran stiften. Für das
Aroma jetzt noch eine Vinaigrette aus Essig,
Öl, Salz und Pfeffer anrühren.
Nun bitte den Camembert von der Rinde
befreien und auf dem Baguette verteilen, ab
damit in den auf 200° C vorheizten Ofen und
3-4 Minuten backen lassen.
Alles fein auf dem Teller anrichten. Fertig!
18 Internationales Menü
Zutaten für 4 Personen:
20 große Krevetten
1 Apfelsine
4 cl Weißwein
100g Butter
1 Zweig Zitronenmelisse
20g frischer Ingwer
Für die Currypaste:
1 TL Pfefferkörner
2 TL gemahlener Kümmel
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
2 kleine, frische Pfefferschoten
1 TL Safran
1 TL Salz
1 grüne Zitrone
1 Bund frischer Koriander
2 TL Speiseöl
So klappt‘s:
Erst die Zitrone schälen und in kleine Scheiben schneiden. Dann den Koriander waschen
und die Blätter vom Stil trennen. Jetzt die
Knoblauchzehe und die Zwiebeln schälen,
schneiden und zusammen mit dem Küchenmixer verrühren. Nun kommen die Zitronenscheiben, der Koriander und alle Gewürze
dazu. Anschließend wird der Ingwer geschält
und klein gerieben.
Endlich geht’s ans Kochen: Ein bisschen Butter in einem Topf erwärmen und die Currypaste, den Wein, den Saft der Apfelsine, den
Ingwer und die Zitronenmelisse hinzugeben.
Das ganze kurz (max. zwei Minuten) aufkochen lassen und danach die restliche Butter
hinzufügen.
Die Krevetten aus ihrer Schale befreien und
zwei Minuten lang kochen, anschließend mit
der Soße zusammen anrichten. Lecker!
Nachtisch: Carrot Cake
Herkunft: USA
Zeitaufwand: 15 Min. Zubereitung, 45 Min.
im Ofen
Notwendiges Kochtalent: niedrig
Zutaten für 4 Personen:
125 g Karotten
100 g Mehl
100 g Zucker
2 kleine Eier
12 ml Erdnussöl
1/4 Päckchen Backpulver
1/2 TL Zimt
1/2 TL Muskatnuss (gerieben)
1/2 Messerspitze Salz
50 g geschälte Nüsse
50 g Rosinen
Für die Verzierung:
60 g Quark
100 g Puderzucker
15 g Butter
1/2 Zitrone
1/2 TL Vanillepuder
So wird’s was:
Erst mal den Ofen auf 150° C bringen. Dann
die Karotten extra fein raspeln. Anschließend
aus den Eiern, dem Zucker und dem Öl eine
schaumige Masse schlagen. Jetzt in einer
anderen Schüssel das Mehl mit Backpulver,
Zimt, Salz und Muskatnuss vermischen und
das ganze mit der Eiermischung verrühren.
Nun kommen noch Karotten, Nüsse und Rosinen dazu.
Den Teig in eine Kastenform geben und 45
Minuten backen lassen.
Währenddessen die halbe Zitrone auspressen
und den Saft mit Quark, Butter, Vanille und
Puderzucker verrühren.
Die Mischung wird nach dem Backen als Dekoration auf den Kuchen gestrichen. Mampf!
[Dirk M. Oberländer]
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