top themen - Studentenwerk Berlin
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36 Zeitschrift des Studentenwerks Berlin TOP THEMEN: + 444 Minuten: Engels für kleine Engel + Nahaufnahme: Live aus dem „Schlauch“ + Baustellenreport: Vom Wilhelminenhof + Kultur-Tipps: Festival Guide + Bandinterview: Morbid Mind www.werkblatt.de Gratismagazin Mai 2008 6. Jahrgang Konzept und Gestaltung: Studentenwerk Berlin. Gibt alles. EDITORIAL Meldungen und Berichte Mitmachen? Aber Klar! Das Neueste aus dem Studentenwerk Berlin Seite 4-5 Bestellung en gros Sechs ostdeutsche Studentenwerke haben sich zusammengetan: Die Studierenden aus Berlin und Leipzig, Halle und Dresden, Ilmenau und Jena, Weimar und Erfurt sowie aus Magdeburg sind aufgerufen, im ersten Fotowettbewerb ostdeutscher Studentenwerke ihren persönlichen „Durchblick“ fotografisch darzustellen. Von 250 Tonnen Kartoffeln im Jahr allein wollen sich Studierende nicht ernähren. Seite 6-7 444 Minuten Vom „Haus der kleinen Forscher“ Mit Sylvia Engels, Leiterin der Kita an der FU Seite 8-9 Nahaufnahme Live aus dem „Schlauch“ Bei dem bewusst weit gefassten Thema bin ich schon jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse und deren Spektrum. Ich würde mich freuen, wenn unser Studentenwerk, seine Mensen und Cafeterien, die Studentenwohnheime, kurzum all die Orte, an denen sich Studierende begegnen, in Ihrem persönlichen „Durchblick“ zu finden sind. Eine Jury wird die besten Arbeiten auswählen. Am 17. Juli folgt die Auszeichnung der besten Leistungen in Halle/Saale. Danach ist eine Wanderausstellung durch die beteiligten Studentenwerke geplant. Ich hoffe, dass die Arbeiten an die hervorragenden Leistungen Münchener Studierender heranreichen werden, die in der Ausstellung „Schau mich an! – Regarde-moi!“ zu sehen sind. Im Juli/August können Sie diese bei uns in der Hardenbergstraße (Mensa TU) bewundern, wozu ich Sie schon jetzt sehr herzlich einlade. Für dieses werkblatt haben wir uns wieder im Studentenwerk und in der Berliner Hochschullandschaft umgeschaut: Die Arbeiten an der neuen Mensa der FTHW in Oberschöneweide gehen voran; im Sommer wird die neue Mensa Nord an der Humboldt-Universität eröffnet. Cafeterien im TU-Hauptgebäude und im Marstall am Schlossplatz wurden eröffnet. Mit der Reportage schauen wir in diesem Heft einmal hinter die Kulissen der Warenbeschaffung im Studentenwerk. Eine echte Herausforderung bei „250 Tonnen Kartoffeln jährlich“, wie es unser Titel bereits verrät. Die Qualitätsansprüche sind hoch und nachvollziehbar. Sie sind eingeladen, sich am Qualitätszirkel der Mensen zu beteiligen. Mitmachen lohnt sich auch hier! Viel Freude bei der Lektüre unseres werkblatts! Seite 10 Der gute Rat Promovieren – aber richtig Seite 11 Baustellenreport Wie der Wilhelminenhof zum Campus avanciert und das Studentenwerk Berlin für eine weitere Mensa sorgt. Seite 12-13 Kultur-Tipps Mit freundlicher, open-airlicher Empfehlung von Dirk M. Oberländer: Festivals in freier Natur Seite 14-15 Morbid Mind im Interview Ganz schön schwermetallisch: Das kracht und rockt! Seite 16-17 Internationales Menü... ... was wir schon immer wissen wollten Ihre Petra Mai-Hartung Seite 18 Geschäftsführerin des Studentenwerks Berlin k geschä[email protected] Impressum Herausgeber: Studentenwerk Berlin und CAMPUSdirekt genauso.und.anders° graphical wellness | Fotos: Ilka Hennig, Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt liegt an den Deutschland GmbH | Redaktion: Jürgen Morgenstern (ver- Studentenwerk Berlin, photocase.de | Titelbild: photocase.com Berliner Hochschulen aus. Namentlich gekennzeichnete antwortlicher Redakteur, V.i.S.d.P.), Ingo Dinger | Autoren | Druck: hk druck & design, Isergebirgsweg 373, 95485 Warmen- Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. dieser Ausgabe: Dirk Oberländer, Jürgen Morgenstern, steinach | Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin, Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www. Anja Schreiber, Ingo Dinger, Carsten Ueberschär | Lektorat: Tel.: (030) 31 12 415, Mail: [email protected] | Anzeigen: studentenwerk-berlin.de. Ingo Dinger | Gestaltung: genauso.und.anders° graphical CAMPUSdirekt Deutschland GmbH, Markgrafenallee 3c, 95448 wellness | Satz und Layout: Stephan König, Bayreuth, Stefanie König, Tel.: (0921) 78 778 59 27 Editorial 3 MELDUNGEN UND BERICHTE AUSSTELLUNG: SCHAU MICH AN – REGARDE-MOI Kooperationspartner: Die Mensen, Cafeterien, Studentenwohnheime und sonstigen Einrichtungen des Studentenwerks sind im Stadtplan aufgeführt. Der Stadtplan ist der ideale Begleiter für frisch in Berlin eingetroffene Studierende. Doch auch die älteren Semester können ihn nutzen, wenn sie beispielsweise einmal über den Tellerrand der eigenen Mensa hinaus sehen wollen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hat die Begrüßungsworte für den Stadtplan verfasst. MENSA-AKTION: KOCHUNIVERSIADE CAFETERIA: WETTERLEUCHTEN IM TU-HAUPTGEBÄUDE Das Studentenwerk München und das CROUS de Lyon haben anlässlich ihrer dreißigjährigen Partnerschaft einen binationalen Wettbewerb im Bereich „Junge Fotografie“ ausgelobt. Motto: „Schau mich an! – Regarde-moi!“ Insgesamt 30 Fotografie-Studierende aus München und Lyon wurden eingeladen, die Ansichten und Perspektiven ihrer Altersgruppe zu reflektieren und mit fotografischen Mitteln zu inszenieren. Das Ergebnis sind Arbeiten, die die Sichtweisen deutscher und französischer Studierender auf ihre Umwelt zeigen und unerwartete, oftmals irritierende Standpunkte präsentieren. Es entstanden Bilder von großer Offenheit, Blicke kühler Distanz, Momentaufnahmen voller Melancholie, Details mit Witz und Humor, Augenblicke der Intimität. Nachdem die einzelnen Werke des binationalen Fotowettbewerbs in München und in Lyon präsentiert wurden, sind sie im Rahmen einer Wanderausstellung in verschiedenen deutschen Hochschulstädten zu sehen. In Berlin wird die Ausstellung im Sommer 2008 in der TU-Cafeteria Hardenbergstraße gezeigt, das werkblatt wird darüber berichten. www.geo.de/GEO/fotografie/junge_ fotografie/53205.html www.studentenwerk.mhn.de/kultur/ regardemoi STADTPLAN: ÜBERBLICK FÜR STUDIERENDE Pünktlich zum Beginn des Sommersemesters 2008 ist ein kostenloser Stadtplan für Studierende mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren erschienen. Zum dritten Mal ist das Studentenwerk Berlin 4 Meldungen und Berichte Vom 5. bis 9. Mai 2008 gab es wieder „Schlemmer-Wochen“ in den Mensen des Studentenwerks Berlin: Die 54. Mensa-Aktion wandelte buchstäblich auf den kulinarischen Spuren der ersten Kochmeisterschaft der Kochauszubildenden deutscher Studentenwerke. Rinderkraftbrühe mit Pfannkuchenstreifen, Kartoffelsuppe in der Grillknolle oder Frühlingsrollen auf Wildkräutersalat standen ebenso auf dem Programm wie Putenroulade mit Mango-Currysauce oder Pangasiusfilet im Zucchinimantel. Für die Süßschnäbel wurde eine appetitliche Waldbeeren-Schoko-Quarkterrine angeboten. www.studentenwerk-berlin.de/mensen/produkte_preise/index.html MESSE: STUDIEREN IN BERLIN UND BRANDENBURG Eine neue Cafeteria des Studentenwerks Berlin wurde am 24. April 2008 im TU-Hauptgebäude eröffnet. Die neue Einrichtung ist ein Raum, „der seinen Charakter mit den äußeren Wetterverhältnissen ändert und damit das Wetter und die Jahreszeiten für den Besucher spürbar macht. Ihre einzelnen Teile wie die Lichttropfen, die Klimawanderelemente, Sitz- und Thekenlandschaft wandeln sich im Tages- und Jahresrhythmus und erzeugen in ihrem Zusammenspiel jeweils eine neue Atmosphäre für den Innen- und Außenraum und damit ein eigenes ‚optimiertes‘ Klima in der Cafeteria. Die Lichtsituationen in der Cafeteria ändern sich je nach Jahreszeit und Temperatur. Im Innenraum steuern zwei Parameter das Licht. Die Jahreszeit entscheidet über die Lichtfarbe: Je wärmer die Außentemperatur, desto kühlere Farbtöne innen, je kälter die Außentemperatur, desto wärmere Farbtöne innen. Die Tageszeit bestimmt die Lichthelligkeit. Im Außenraum steuern die gleichen Parameter das Licht, die Lichtfarben sind entgegengesetzt.“ So nachzulesen auf der Homepage der „Baupiloten“, eine wechselnde Gruppe von Architekur-Studierenden, die mit professioneller Unterstützung eine forschungsorientierte Baumaßnahme als konkretes Projekt umsetzen. Sie konzipierten und realisierten die Cafeteria im Rahmen des neuen Masterplans für das Hauptgebäude der TU Berlin. Die neue Einrichtung verbindet und belebt die zwei offenen Lichthöfe des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert. www.baupiloten.com Die Hochschulmesse „Studieren in Berlin und Brandenburg“ fand am 4. und 5. April 2008 im Berliner Rathaus statt. Die Angebote des ersten Messetages konzentrierten sich auf die Bachelorstudiengänge und waren deshalb besonders für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe interessant. Der zweite Tag der Messe behandelte die weiterführenden Masterstudiengänge der Hochschulen der Region und sprach somit insbesondere Studierende der Bachelorstudiengänge an, die ein Masterstudium anschließen möchten. Die Informationen des Studentenwerks Berlin waren wieder gefragt, insbesondere das Thema „BAföG“ war für viele potentielle Studierende wieder von großem Interesse. Das Team der Mensa Nord des Studentenwerks kümmerte sich mit großem Erfolg um die kulinarischen Bedürfnisse der Messebesucherinnen und -besucher. MENSA: JUGENDMEISTERSCHAFTEN Currysauce, Apfel-Lauchgemüse, Bandnudeln in geröstetem Sesam und Beerenterrine in Vanilleschaumsauce. Die Speisen waren in Rekordzeit ausverkauft und wurden von den Juroren, allesamt pensionierte Meisterköche, als beste ausgezeichnet. RÄTSELHAFT: VON NAHRUNGSKETTE BIS RUMMELPLATZ * Gabelstapler In der Zeit vom 10. bis 13. März 2008 hatte das Studentenwerk Berlin zur ersten bundesweiten Jugendmeisterschaft der Kochauszubildenden der deutschen Studentenwerke in Kooperation mit dem Verein Berliner Köche 1841 mit Küchenmeisterinnung zu Berlin e. V. eingeladen. Ziel der Veranstaltung war es, den teilnehmenden Auszubildenden neben der nötigen Portion „Sportsgeist” auch Impulse für ihre tägliche Arbeit zu vermitteln und ihre Kreativität für immer wieder neue, abwechslungsreiche, wohlschmeckende und zugleich ausgewogene Mahlzeiten zu fördern. „Dabei sein ist alles”, dachten sich vielleicht die beiden angehenden Köche Philipp Dittert und Moritz Kozik, Auszubildende im dritten Jahr beim Studentenwerk Siegen. Sie machten nicht nur dem olympischen Gedanken, sondern auch dem Namen ihrer Stadt alle Ehre. Mit einem DreiGänge-Menü konnten sie die Fachjury überzeugen und belegten den ersten Platz, gefolgt von den Auszubildenden der Studentenwerke Dortmund (zweiter Platz) und Dresden (dritter Platz). Neben dem Ehrenpokal, einem „StudyBuddy-Bär“, gab es wertvolle Sachpreise. Betreut wurden die Gäste von einigen unserer Koch-Auszubildenden. Herr Jarocki hat sich als verantwortlicher Mensa-Leiter und Ausrichter um die Organisation des Wettbewerbs gekümmert. Die deutschen Studentenwerke sind „attraktive und aktive Ausbildungsunternehmen und das Studentenwerk Berlin der größte Ausbildungsbetrieb mit allein 22 Lehrstellen“, so das Deutsche Studentenwerk in einer Erklärung. Das Siegener Sieger-Duo bereitete für 100 Gäste des Studentenwerks Berlin folgendes Menü zu: Kartoffelcremsuppe in der Bioknolle mit Kräuterdipp, Putenroulade mit Mango- Kurz und Knapp Zitty-Menü in der Mensa: Seit 11. April 2008 gibt es – jeweils alle 14 Tage – in ausgewählten Mensen des Studentenwerks ein „Zitty-Menü“. Alle 14 Tage dürfen die dortigen Gäste auf die Kombination schmackhafter Speisen und bekömmlicher Lektüre – die druckfrische Ausgabe des Stadtmagazins – gespannt sein. Zum Semesterstart lag außerdem in allen Das Semester ist noch jung, und es tut sich so Einiges im Studentenwerk Berlin. Wer beispielsweise in diesen Tagen in die Mensa, ins BAföG-Amt, in eine Kita, ein Wohnheim oder * Gibt es ab dem 14. April 2008 in allen Mensen des Studentenwerks Berlin. ein Büro der Beratungs- und Betreuungsdienste geht, sieht sie nahezu überall: Buchstaben an Wänden, Türen, Fenstern, auf Böden, Einrichtungsgegenständen und so weiter. Diese Buchstaben bilden Wörter; Wörter, deren Sinngehalt sich nicht unbedingt sofort erschließt. Was haben Mensen mit einem „Gabelstapler“ oder „Öltanker“ zu tun, was das BAföG-Amt mit einem „Fördergebiet“? Und wo ist der „Handlungsspielraum“ bei den Beratungs- und Betreuungsdiensten? – Viele Fragen, wenig Antworten. Doch vielleicht gibt es ja bald eine Lösung des Rätsels… EVENT: EIN DÉJÀ-VU MIT ZUKUNFT Am 24. April 2008 beteiligte sich das Studentenwerk Berlin erneut mit einem eigenen Programm am Girls’ Day. 24 junge und interessierte Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren fanden sich zum dritten Girls’ Day im Studentenwerk Berlin ein. Die Teilnehmerinnen erlebten einen ereignisreichen und zukunftsorientierten Tag. Dank des umfassenden Workshop-Angebots konnten die Mädchen eigene „Mini-Projekte“ bewältigen und sich zum Teil auch ein Bild von so genannten „männerdominierten“ Berufen machen. Zeichnen bzw. Spiegeln im Bereich Technik, stilvolles Eindecken einer Speisetafel für alle Beteiligten sowie Herstellen eines schmackhaften Desserts in der Abteilung Speisebetriebe, Trainieren der Gesprächsführung in der Sozialen Beratung, Ausfüllen von Mietverträgen in der Wohnheimverwaltung und Austauschen von Türschloss-Zylindern mit dem dortigen Hausmeister sowie Entwickeln, Umsetzen und Niederschreiben eines Interviews im Bereich Öffentlichkeitsarbeit: es war für alle Teilnehmerinnen etwas Interessantes dabei. Nach den Workshops waren alle zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Im Anschluss stellten die Teilnehmerinnen ihre Arbeitsergebnisse vor. Auch 2009 erwartet die Mädchen ein neues und spannendes Programm. www.girls-day.de &/4/7%44"%7%2" $%2345$%.4%.7%2+% FOTOWETTBEWERB: MITMACHEN – DURCHBLICKEN hd ur ch bl ic kv -ITMACHENLOHNT 0LATZ%URO 7EITERE'EWINNEIM'ESAMTWERT VON%UROUND3ONDERPREISE „Durchblick“ ist das Motto des 1. Fotowettbe%INSENDESCHLUSS werbs ostdeutscher Studentenwerke, zu dem *UNI Studierende aus Berlin, Dresden, "ERLINHalle/Saale, BEIDENZUSTËNDIGEN3TUDENTENWERKEN Leipzig, Magdeburg, Weimar, Ilmenau, HàRINGEN Erfurt UND4 DEBURG G-AG $RESDEN(ALLE,EIPZI und Jena eingeladen sind. Gewinne im GeR für den ersten ATIONENUNTE samtwert von 3000 Euro, davon )NFORM GUND !USSCHREIBUN NWERKED ENTE STUD Platz 1000 Euro, und Sonderpreise warten auf E ERB BEW WWWFOTOWETT (ARZIN(ALLE NGSERÚFFNUNGAM*ULIINDER-ENSA die Siegerinnen USSTELLUSieger. 0REISVERLEIHUNGUND!und Einsendeschluss für die Arbeiten ist der 10. Juni 2008 bei den zuständigen Studentenwerken Berlin, Dresden, Halle, Leipzig, Magdeburg und Thüringen. Mitmachen! www.fotowettbewerb-studentenwerke.de Mensen und Cafeterien des Studentenwerks das Zitty-Booklet „Studieren in Berlin“ aus – herausgegeben in Kooperation mit dem Studentenwerk Berlin. Wohnheime mit WLAN: Seit Anfang April 2008 gibt es auch in den Studentenwohnheimen Siegmunds Hof und Nollendorfstraße WLAN für die Mieterinnen und Mieter. Damit sind rund 77 Prozent der Studentenwohnheime des Studentenwerks mit einem kostengünstigen Internetzugang der Firma Hotzone versorgt. Cafeteria am Schlossplatz: Am 15. April wurde eine neue Einrichtung des Studentenwerks in der Hochschule für Musik am Schlossplatz 7 eröffnet. Zunächst steht den Gästen die Coffeebar zur Verfügung, wo es Kaffeespezialitäten und Kuchen gibt. Die Cafeteria wird in einigen Wochen eröffnen. Die Gäste können sich auf frisch zubereitetes Essen vom Aktionsstand freuen. Meldungen und Berichte 5 BESTELLUNG EN GROS Garantiert ohne Zusatzstoffe Ein wenig gleicht der Weg zum Büro von Günther Jung dem Vorspann aus der Agentenserie „Mini-Max“. Nur ein kleines Schild vor einer verschlossenen weißen Tür weist den Weg zur „Abteilung Speisebetriebe“. Nach dem Druck auf den Klingelknopf ertönt ein elektrischer Türöffner, der das Schloss freigibt und Einlass gewährt. Am Empfangstresen vorbei geht es nun durch einen kleinen Flurtrakt zum Büro des Leiters Produktentwicklung und Marketing beim Studentenwerk Berlin. Mit einem kräftigen Händedruck begrüßt mich Herr Jung, der auch nach einigen Jahren an der Spree seine pfälzische Herkunft nicht leugnen kann. Im Jahr 2000 verschlug es ihn zum Studentenwerk Berlin, damals lockte eine Stelle als Leiter einer Cafeteria. Dort sorgte sich Herr Jung zunächst um die Erweiterung des kulinarischen Angebots, denn er wollte den Studierenden mehr bieten als „nur belegte Brötchen und Pommes“. So experimentierte Jung mit neuen kleinen Leckereien wie Wraps und Chicken Wings, die heute zum Standardrepertoire gehören. Auch für Kaffeeliebhaber hatte er ein Herz und half beim Einzug von Latte Macchiato, Cappuccino und Espresso ins Studentenwerk. Schon damals gehörte die Auswahl neuer Lebensmittel zu seinem Job. Aufträge müssen ausgeschrieben werden Später zog es Günther Jung aus der Cafeteria ins Büro. Seit 2005 kümmert er sich um die Bereiche Produktentwicklung und Marketing der Speisebetriebe. Ein großer Teil seiner Arbeit besteht in der Auswahl und dem Test neuer Produkte. Er ist oft der erste Ansprechpartner für Produzenten und Händler, die dem Studentenwerk Berlin Lebensmittel verkaufen möchten. Umgekehrt recherchiert Jung auch selbst Anbieter, wenn neue Produkte in das Programm der Mensen und Cafeterien aufgenommen werden sollen. Mit dieser wichtigen Tätigkeit fungiert die Produktentwicklung als Bindeglied zwischen den Leiterinnen und Leitern der einzelnen Speisebetriebe und dem Einkauf, der letztlich die Ausschreibungen durchführt. Denn ganz frei ist das Studentenwerk als öffentliche Institution bei der Auswahl der Anbieter nicht. Je nach Abnahmemenge müssen Aufträge stadtweit, bundesweit oder EU-weit ausgeschrieben werden. Doch nicht nur ein guter Preis ist letztendlich entscheidend für den Zuschlag. Schließlich sollen neue oder alternative Produkte nicht nur einen günstigen Essenspreis ermöglichen, sondern vor allem gut schmecken. Deshalb müssen alle neuen Lebensmittel vorher im Qualitätszirkel eine harte Prüfung bestehen. In diesem Gremium sitzen neben Herrn Jung sieben Leiterinnen und Leiter aus den Mensen und Cafeterien, die Vertreterinnen des Einkaufs und der Qualitätssicherung sowie gelegentlich Studierende. Hier werden die Produkte bei Verkostungen auf ihre geschmacklichen Qualitäten getestet. Alle fünf bis sechs Wochen tagt das Gremium, und bei acht bis zehn Neuvorstellungen pro Termin wird der Gaumen oft gefordert. Häufig arbeiten die Experten mit Blindverkostungen. Dann wird beispielsweise Tomatenketchup 6 Bestellung en gros unterschiedlicher Hersteller probiert und ein Sieger gekürt. Bei solchen Vergleichen kommen sehr schnell 50-60 unterschiedliche Proben zusammen. Das Probe-Essen erweist sich also als durchaus anstrengende Tätigkeit. Qualität, Ökologie und ethische Werte zählen Nicht nur der Geschmack zählt, als Großabnehmer versucht das Studentenwerk Berlin auch Einfluss auf die Produktionsmethoden zu nehmen. Dies beginnt bei der Verbannung von Geschmacksverstärkern und mit Gentechnik behandelter Produkte vom Speiseplan. Auch beim Thema Allergien bemühen sich die Einkäufer um die Reduktion von Inhaltsstoffen, auf die viele Menschen mit körperlichen Beschwerden reagieren. Dazu gehört unter anderem die exakte Auszeichnung aller Zutaten auf dem Speiseplan. Dabei gehen die Speisebetriebe deutlich über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. Insgesamt zwölf als potentielle Allergene eingestufte Zutaten werden bei jedem Gericht gegebenenfalls ausgezeichnet. Zusätzlich steht das Thema ökologische Produktionsmethoden ganz oben auf der Prioritätenliste. So stammen zum Beispiel Kartoffeln im Hausfrauenschnitt* ausschließlich aus ökologischem Anbau und sind frei von Zusatzstoffen. Dies zu gewährleisten, erfordert oft Mühe, denn eine Großküche stellt ganz eigene Anforderungen an die Verarbeitung von Lebensmitteln. Herr Jung erklärt dies sehr anschaulich an eben jenen Biokartoffeln. „Wir beziehen die Kartoffeln fertig geschält. Viele Anbieter verwenden in diesem Fall Zitronensäure als Konservierungsmittel, damit kurze Lagerzeiten keine negativen Einflüsse auf die Farbe und den Verderb der Kartoffeln haben. Wir möchten jedoch keine Zusatzstoffe in BioLebensmitteln.“ Nach einiger Zeit fand sich ein Schälbetrieb, der eine extra starke Vakuumverpackung nutzt, in der die Erdäpfel auch geschält frisch und farbecht bleiben. Eine logistische Meisterleistung bei einem Jahresbedarf von gut 250 Tonnen Kartoffeln. Die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit bestimmen den Speiseplan auch beim Einkauf von Fisch und Fleisch. So werden Erzeugnisse von bedrohten Arten vom Speiseplan gestrichen. Gerade das Thema „Überfischung der Bestände“ liegt Herrn Jung sehr am Herzen. Zum Einkauf gehört für ihn unbedingt die Einhaltung ethischer Maßstäbe. Dies zeigt sich auch bei der Auswahl bestimmter Hersteller. So bezieht das Studentenwerk Berlin etwa biologisch erzeugte Lammbratwurst aus einem diakonischen Betrieb in Hessen. Damit werden Integrationsplätze für Menschen mit persönlichen Problemen gesichert. Langsam wird klar, dass die Beschaffung gesunder und bezahlbarer Lebensmittel eine Menge Wissen und Einsatz erfordert. Die richtige Mischung ist wichtig Diese Mühe besteht auch aus einem permanenten Abwägen von Vor- und Nachteilen. So stellen die einzelnen Speisebetriebe durchaus unterschiedliche Anforderungen an die Produktauswahl. Die Mensen verfügen über relativ große Lagerflächen und möchten Lebensmittel in großen Stückzahlen verarbeiten. Da stören Verpackungseinheiten, die nur vier bis zehn Portionen enthalten. Genau dieses wünschen sich hingegen die Köche in den Cafeterien. Hier sind die Lagerkapazitäten begrenzt und das Angebot im Vergleich zur Anzahl der verkauften Portionen sehr vielschichtig. Auch bei der Qualität spricht nicht immer alles für frische Lebensmittel. In der Vergangenheit war Herr Jung mit dem Zustand der Backwaren in den Cafeterien teils unzufrieden. Trotz eines Lieferantenwechsels war der Produzent nicht in der Lage, an allen Standorten ab morgens um 7.30 Uhr frische Ware in gleich bleibender Qualität zu liefern. Die Umstellung auf tiefgekühlte Backwaren brachte hier eine deutliche Qualitätsstabilisierung für die Studierenden. Die Köche können so flexibel auf das Tagesgeschäft reagieren. Besonders beliebte Backwaren werden im Tagesverlauf einfach noch einmal nachproduziert. Seit 2005 gibt es nun auch wieder einen zuverlässigen Frische-Bäcker mit geeigneter Auswahl und Qualität. Derzeit spielt Herr Jung mit der Idee, zusätzlich bei Kuchen auf Backmischungen zu setzen, so dass jede Cafeteria und Mensa vermehrt eigene Kuchenvariationen erfinden und anbieten kann. Ganz ohne Normen geht es jedoch auch hier nicht. „Wir müssen die Schnittbreiten schon abstimmen. Sonst wundern sich die Studierenden, wenn der Kuchen beim gleichen Preis an den verschiedenen Standorten unterschiedlich groß ist.“ Letztlich führen solche Entscheidungen zu mehr Abwechslung im Angebot und einer größeren Freiheit der einzelnen Standorte, Neues auszuprobieren. Keine Panik vor großen Zahlen Günther Jung behält den Überblick. Rund 2.500 Produkte sind zentral gelistet. Doch die Tücken liegen im Detail. Oft erfinden Hersteller in bestem Marketing-Slang neue Begriffe für ihre Waren. Um bei Ausschreibungen eine Vergleichbarkeit zu erreichen, muss aber eindeutig sein, wie die Lebensmittel beschaffen sind. Im Katalog befindet sich dann ein Eintrag, der sowohl die Eigenschaften beschreibt als auch den Markennamen enthält. Der Hinweis „oder Vergleichbares“ lässt erkennen, dass das Studentenwerk im Markt permanent nach Alternativen sucht. Dies ist auch im Sinne stabiler Kosten, denn gerade die stark steigenden Preise für Getreide und Milchprodukte machen Herrn Jung zu schaffen. Schon derzeit ist das Aufstellen eines Speiseplans für alle Beteiligten nicht einfach. Gerade bei teuren Bio-Frischfleischprodukten lässt sich ein festgelegter Kostenrahmen selten halten. Trotzdem möchten die Leiter der Speisebetriebe auf diese Angebote nicht verzichten. So kommen extrem teure Lebensmittel eben etwas seltener auf den Speiseplan. Manchmal entscheiden allerdings auch regionale Gewohnheiten über das Angebot. So wurde Herrn Jung vor kurzem ein Kartoffelsalat süddeutscher Art angeboten. Diese in Bayern sehr populäre Beilage wird aus besonders feinen Kartoffelscheiben mit Essig, Öl und Zwiebeln hergestellt und üblicherweise warm genossen. Für Nord- und Ostdeutsche wirkt der Salat jedoch eher „matschig“. In Berlin werden klassische Kartoffelscheiben in Mayonnaisesauce oder Joghurt bevorzugt. So konnte Herr Jung das Produkt nicht als neuen Stammartikel in die Datenbank aufnehmen. Man merkt dem Süddeutschen das leichte Bedauern dennoch an. Vielleicht muss er hier noch kulinarische Überzeugungsarbeit leisten. Ich verabschiede mich von meinem sympathischen Gesprächspartner in Richtung Mensa. Es ist Mittag geworden, und ich lese den Speiseplan jetzt mit ganz anderen Augen. [Dirk M. Oberländer] * Als Hausfrauenschnitt bezeichnet man in der Gastronomie das Vierteln von Kartoffeln. Bestellung en gros 7 444 MINUTEN* Heute vom “Haus der kleinen Forscher” Mit Sylvia Engels, Leiterin der Kindertagesstätte an der Freien Universität Kita-Leiterin und damit „Forschungsvorsitzende“ in Personalunion: Sylvia Engels Die Fragen eines Kindes sind schwerer zu beantworten als die Fragen eines Wissenschaftlers. Alice Miller (*1923), Kindheitsforscherin und Schriftstellerin Spielend erfahren – ausgezeichnet! Dienstag, 6. Mai 2008. Gegen etwa 14.00 Uhr betrete ich das Büro von Sylvia Engels, Leiterin der Kindertagesstätte an der FU des Studentenwerks Berlin. Kurzfristig konnte sie sich Zeit für mich nehmen. Es gibt Erfreuliches aus der Königin-Luise-Straße in Dahlem zu berichten. Bereits seit Oktober 2006 nimmt die Kindertagesstätte als eine von 50 Berliner Kitas an der Initiative „Haus der kleinen Forscher“ teil. Sie dient der Förderung frühkindlicher Bildung und Entwicklung, bei der den Kindern die Naturwissenschaften näher gebracht werden. Dabei geht es nicht allein um das Wecken von naturwissenschaftlichem Interesse und die Vermittlung elementarer naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, sondern auch um die Förderung von allgemeiner Lern- und Sprachkompetenz. So jedenfalls sieht es die Beschreibung der Initiative vor. Allerdings gilt es, ein solches Projekt auch mit Leben zu füllen. Dafür haben Frau Engels und ihr Team über die Pilotphase hinaus gesorgt – beständig wie erwiesen, was die obligatorische Dokumentation der Arbeit zeigt. Diese Leistung wurde nun jüngst mit der offiziellen Auszeichnung der Initiative als „Haus der kleinen Forscher“ honoriert. 8 444 Minuten Ein Drache gerettet – zum Glück! „Diese Auszeichnung ist eine schöne Anerkennung für uns und unsere Arbeit“, so die KitaLeiterin. „Das motiviert zum Weitermachen.“ Die Plakette ist bis zum Frühjahr 2010 gültig und kann auf Antrag um weitere zwei Jahre verlängert werden. Frau Engels stellt mir eine Erzieherin, passender Weise mit dem Nachnamen „Nanni“, vor. Sie habe bis dato an allen Schulungen für das „Haus der kleinen Forscher“ teilgenommen. Durch Workshops, Trainingsmaterialien und mehr werden Erzieherinnen und Erzieher darin unterstützt, den Kindern ein abwechslungsreiches Programm mit spannenden und zugleich einfachen Experimenten anzubieten, die zum Mit- beziehungsweise Selbermachen einladen. Darüber hinaus wird den Fachkräften vermittelt, wie sie die neugierigen Fragen der Kinder kompetent beantworten können. „Wie werden die Kinder an die Experimente herangeführt?“ erkundige mich bei Frau Nanni. „Das Prinzip ähnelt sich von Mal zu Mal. Ich erzähle eine Geschichte, in der sich etwas ereignet, das in Form eines Experiments nachgespielt und nachempfunden werden kann. Es gibt bestimmte Figuren beziehungsweise Protagonisten, die in den verschiedenen Handlungen immer wieder eine Rolle spielen“, erklärt sie mir. „Die Kinder erkennen sie mit der Zeit wieder und sind so schon gespannt auf die nächste Geschichte.“ Ich bin auch gespannt und bitte die Erzieherin um ein konkretes Beispiel. „Da ist etwa ein Drache, der in einer Erzählung auf Hilfe ange- wiesen ist. Er steckt in einem See fest. Um an seine Füße zu gelangen, muss das Wasser abgepumpt werden. Diese Situation wird sozusagen aus der Geschichte heraus genommen und auf ein Experiment übertragen. Dieses Experiment sowie dessen Aufbau sollten möglichst einfach sein, damit die Kinder die Situation und den damit verbundenen naturwissenschaftlichen Hintergrund durch eigenes Erfahren verstehen können“, erörtert die Erzieherin. „Und wie haben die Kinder den Drachen nun gerettet?“ möchte ich unbedingt wissen. „Sie haben das Wasser abgepumpt. Den See haben wir mit Wasserbehältern simuliert, in deren Mitte sich ein Drache, der Drache aus der Geschichte, befand. Mit langen Trinkhalmen sollten die Kinder nun probieren, das Wasser abzuleiten und den Drachen zu retten. Das konnte nur mit der richtigen Ansaug-Technik und Höhenpositionierung des Trinkhalms gelingen“, so die Erzieherin. „Es ging also um Luft und Schwerkraft“, fasse ich zusammen. „Ganz genau“, bestätigt die Erzieherin. „Das war zumindest das naturwissenschaftliche Thema hinter der Geschichte und dem Experiment“, ergänzt Frau Engels. „Mindestens genauso wichtig wie das jeweilige Thema selbst ist die Art, wie die Kinder an die naturwissenschaftlichen Gegebenheiten herangeführt werden. Spielerisch können sie gemeinsam ausprobieren und erfahren, wie zum Beispiel physikalische Gesetzmäßigkeiten wirken. Auf diese Weise wird auch der Gedanke des Team-Geists vermittelt und gefördert.“ Die Initiative sei mittlerweile sehr präsent, erfahre ich. So wurde das „Haus der kleinen Forscher“ Bild oben: Lernen mit Leichtigkeit: Im „Haus der jungen Forscher“ keine Wissenschaft Bild unten: Schreiben wir das zweite Wort auseinander, steht fest: Es gehört auch Mut dazu, sich für Kinder zu entscheiden („Kinder wagen“). Sichtbar gut betreut: Kinder der Kita an der FU unter anderem bei einer Fachtagung des Deutschen Studentenwerks (DSW) vorgestellt und von Kindertagesstätten anderer Studentenwerke in Deutschland begrüßt. Inzwischen sei das Projekt auch dort als pädagogisches Angebot aufgenommen worden. „Sie sind also mit Ihrer Arbeit ein Vorbild im Sinne des sogenannten ‚Best-practice‘?“ frage ich nach. „Gewissermaßen schon, ja. Wobei wir die Initiative nicht erfunden haben. Wir probieren eben nur, mit gutem Beispiel voranzugehen“, schildert die aus dem Bergischen stammende Erzieherin sympathisch zurückhaltend. Im Juni sei ein weiterer Aktionstag geplant. Dann solle es um die Themen „Sommer, Sonne, Eis und Schnee“ gehen. Außerdem werde es einen weiteren Workshop für ihre Mitarbeiterinnen geben, dieses Mal mit der Überschrift „Sprudelgase“. Auch die Eltern sind begeistert von der Initiative. Als Studierende oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FU begrüßen sie es, wenn ihre Kinder die Naturwissenschaften schon in der Kindertagesstätte kennen lernen. „Es ist ein Projekt, das wirklich allen Beteiligten große Freude bereitet“, schließt Frau Engels enthusiastisch ab. Ein forsches Haus – rundum! Die Kita an der FU kann sich auch sonst sehen lassen. Bis zu 165 Kinder (147 Kinder mit einem gültigen Gutschein: 18 Kinder von Stipendiatinnen und Stipendiaten, Gastdozentinnen und Gastdozenten sowie Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern der Freien Universität Berlin) im Alter von circa acht Wochen bis zum Schuleintritt besuchen die Kindertagesstätte. Die senatsfinanzierten Plätze sind in 55 Krippenplätze und 92 Plätze in altersgemischten Bereichen aufgeteilt. Außerdem ist die Kindertagesstätte (wie alle Kitas des Studentenwerks Berlin) gemäß DIN EN ISO 9001:2000 qualitätsgeprüft und zertifiziert. Kein Wunder also, dass alle Plätze bis zum Herbst dieses Jahres bereits vergeben sind. Frau Engels, die selbst im Bezirk Prenzlauer Berg lebt, berichtet mir, dass die Kinder aus nahezu allen Stadtteilen Berlins in die Kita kämen. „Unser Ruf muss wohl schon recht gut sein“, stellt sie nicht ohne berechtigten Stolz fest. Die „444 Minuten“ im Hinterkopf, spreche ich Frau Engels auf ihren Tagesablauf und ihre Arbeitszeit an. „Bei mir ist eigentlich kein Tag wie der andere“, beschreibt sie mir. „Es gibt einige Routinen, ja. Doch durch meine verschiedenen Tätigkeiten in Gremien, Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen wird es nie langweilig. Mein Tag beginnt ungefähr um 9.00 Uhr. Ich mache zunächst meinen Rundgang durchs Haus, um die direkte Kommunikation mit meinen 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu pflegen. Das fördert den Informationsfluss und nicht zuletzt auch den Zusammenhalt im Team. Direkt im Anschluss bin ich meistens in meinem Büro anzutreffen“, so die Kita-Leiterin. „Und welche Tätigkeiten erwarten Sie dort?“ bitte ich sie fortzufahren. „Ich bereite Sitzungen vor und nach, kümmere mich um Material- und Speisen-Bestellungen, bearbeite die Hauspost, prüfe Verträge, Kündigungen und Neuaufnahmen, verständige mich mit den Bezirksämtern, vereinbare Termine mit Eltern, stelle diesen unsere Einrichtung vor und so weiter.“ Ich bin ein wenig beeindruckt, was meine Gesprächspartnerin alles leistet. „Sie haben Ihre Tätigkeit in Gremien angesprochen. Wofür sind Sie dort verantwortlich?“ greife ich das Engagement von Frau Engels auf. „Ich habe mich beispielsweise zur Qualitätsmanagement-Beauftragten fortgebildet und treffe mich regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen aller Kitas des Studentenwerks Berlin, die dem Arbeitskreis Qualitätsmanagement angehören. Wir tagen einmal im Monat, um unsere Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen und auszuwerten. In der Kita an der FU etwa haben wir eine Feedback-Box für Lob und Kritik. Wir sammeln die Anregungen von Kindern, Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und fassen diese nach der Evaluation in einem Maßnahmenkatalog zusammen. So können wir uns weiter entwickeln und unsere Arbeit noch besser machen.“ Unabhängig davon sei es Frau Engels besonders wichtig, durch immer wieder neue Projekte für Abwechslung im Kita-Alltag zu sorgen. „Wir wollen uns als Kindertagesstätte positionieren und profilieren, die den Kindern auch ein Rundum-Paket für Körper, Bewegung und Gesundheit anbietet. Daher arbeiten wir unter anderem mit der Waldschule Zehlendorf zusammen. Unsere Kinder haben dadurch die Möglichkeit, ihre Zeit bei uns in der schönen Natur, die uns hier in unmittelbarer Nähe umgibt, zu verbringen. Außerdem kooperieren wir mit der Initiative „Fit for Kids“ und nehmen regelmäßig am Bambini-Lauf, eine Art ‚Mini-Marathon‘ für die Kleinen, teil.“ In puncto Ernährung kämen die Kinder zudem in den Genuss von abwechslungsreichem und kindgerechtem Bio-Essen, welches die Abteilung Speisebetriebe des Studentenwerks Berlin im „Cook-and-Chill-Verfahren“ an die Kindertagesstätte liefere. Mehr als Vertrauen – und ob! „Wie lang ungefähr sind Sie denn hier anzutreffen?“ frage ich Frau Engels zum Ende unseres Interviews. „Meistens bis 17.00 Uhr, mittwochs bis ungefähr 19.00 Uhr, manchmal aber auch nur bis 15.00 Uhr. Die Kindertagesstätten haben ja eine längere wöchentliche Arbeitszeit als andere Beschäftigte des Studentenwerks. Insofern sind die ‚444 Minuten‘ als tägliche Sollarbeitszeit bei uns nicht ganz zutreffend. Doch auch wir wollen und müssen mit der uns zur Verfügung stehenden Arbeitszeit effizient umgehen, das Beste herausholen und dabei die Balance von Arbeit und Freizeit beziehungsweise Privatleben im Auge behalten.“ Die Zeit vergeht. Mein Eindruck bleibt; und zwar ausgesprochen gut. Ich habe noch keine Kinder. Doch es beruhigt mich, dass es Menschen wie Frau Engels und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt. Ihnen würde ich vertrauen, meine Kinder anvertrauen. Und ich würde ihnen hinsichtlich des anfangs genannten Zitats sogar zutrauen, die Fragen der Kinder, die (mitunter) schwerer als die Fragen eines Wissenschaftlers sind, beantworten zu können. Größtenteils jedenfalls. [Ingo Dinger] *444 Minuten sind die tägliche Sollarbeitszeit im Studentenwerk Berlin. 444 Minuten 9 NAHAUFNAHME Heute zu Gast im „Schlauch“ Der freundliche Eindruck der Lokalität kommt nicht von ungefähr, denn hier wird einmal jährlich von den SV-Leuten und deren Freunden renoviert. Beim Blick in den Vorgarten lacht mich ein schnieker Grillplatz an. Alexander Kaufmann, seines Zeichens auch der Gartenpflege verpflichtet, berichtet, wie die SV-Kräfte im letzten Jahr eigenhändig den Boden dafür geebnet und die Holzbänke verschraubt haben, um das Schmuckstück zu realisieren. Am selbst errichteten Mast weht die Fahne des Studentenwerks in der Berliner Luft. Reichhaltige Angebotspalette Team der studentischen Selbstverwaltung, von links nach rechts: Marco Selent, Franck-Eric Mbatchou, Michael Sonk, Lars Sadau, Alexander Kaufmann, Katja Werner, Sebastian Meyer, Alexander Kabath An einem unverkennbaren Aprilabend mache ich mich auf, das Studentenwohnheim „Ferdinand Thomas“ in der Storkower Straße zu besuchen. Schalke wird in knapp zwei Stunden zum Champions-LeagueMatch im Camp Nou gegen den FC Barcelona antreten, und ich habe eine Einladung zur zeitgleich angesetzten Versammlung der Studentischen Selbstverwaltung (SV) erhalten. Sollten die Mitwirkenden der SV nur unterschwellig fußballbegeistert sein? Oder habe ich bei dem Termin eine Winzigkeit durcheinander gebracht? Nach einer herzlichen Begrüßung durch die anwesenden Mitglieder bekomme ich auch schon die Antwort auf meine Frage; und zwar in Gestalt eines Beamers. „Wir haben das Gerät zur WM 2006 angeschafft und auf einer Leinwand alle Spiele übertragen. In diesem Jahr wollen wir auch jedes Match der EM zeigen“, erzählt mir Alexander Kaufmann. Der Student der Sozialwissenschaften ist stellvertretender Vorsitzender der Selbstverwaltung (SV). Wie ich erfahre, hat fast jedes Mitglied der SV ein spezielles Arbeitsfeld. Während eines Rundgangs durch die, mit etwa 500 Mietern nahezu vollständig ausgelastete Wohneinrichtung, ergattere ich einen Einblick in die einzelnen Aufgabenbereiche der Interessensvertretung und zugleich einen kurzen Abriss über das Angebot, aus dem die Bewohner/innen schöpfen können. Der „Schlauch “ Der Mathematik- und Volkswirtschaftstudent Marco Selent leitet den Studentenclub „Schlauch“. Im Wohnheimclub findet der Besucher u. a. einen separaten Raum mit Billardtisch, einen Fernsehraum, eine Bar und eine Tanzfläche vor. Hier werden Events wie Pokerturniere, SingStar-Party, Tanz in den Mai oder auch die Semestereröffnungsparty veranstaltet. Im vergangenen Jahr wurde die Licht- und Musikanlage modernisiert. Das von der SV und dem Studentenwerk mitfinanzierte neue System verbraucht obendrein noch weniger Energie als das alte. In Kostenfragen gilt meist, dass anfallende Aufwendungen von der SV mit Beteiligung des Studentenwerks getragen werden. Ebenfalls im „Schlauch“ ist eine „Vernissage im Wohnheim“ geplant, bei der alle, die daran Gefallen finden, ihre eigene Kunst ausstellen dürfen. Nähere Infos zum „Schlauch“ und zu dessen Mitgliedern gibt es unter: www.schlauchberlin.de. 10 Nahaufnahme Im Keller befinden sich zwei Fitnessräume. Vom Ressortleiter und angehenden Landschaftsplaner Sebastian Meyer erfahre ich, dass hier für acht Euro rund um die Uhr Kalorien entsorgt werden können. Die Wartung der Fitnessgeräte und die regelmäßige Anschaffung neuer Geräte nehmen einen großen Teil des Budgets in Anspruch. Jedes Semester werden neben den kleineren Arbeiten rund um den Fitnessraum ein bis zwei „Hauptprojekte“ innerhalb der SV für den Fitnessraum beschlossen. Aktuell nutzen ca. 45 Bewohner dieses Angebot. Weiterhin gibt es noch einen Tischtennisraum, der für jeden zugänglich ist. Dieser wird zusätzlich als Räumlichkeit für einen Kindermalkurs genutzt, an dem der Mieternachwuchs für einen Unkostenbeitrag von einem Euro je Termin teilnehmen kann. Für die dabei entstandenen Werke wurde eigens eine Kindergemäldeausstellung ins Leben gerufen. In finanzieller Hinsicht stellt der Waschraum das Prunkstück des Wohnheims dar. Den Raum zieren topmoderne Waschmaschinen, wie Aufgabenbereichs-Chef Alexander Kabath verrät. „Kleinere Reparaturen erledigen wir selbst“, beschreibt der Student der Werkstoffwissenschaften die Philosophie der SV. Dies gelte für andere Aufgabenfelder ebenso. Gegenüber der Wohnanlage hat das Studentenwerk im letzten Jahr einen Hartplatz für Fuß- und Basketball gesponsert, welcher von der Bewohnerschaft sehr gut angenommen wird. Nach der kleinen Reise durch „Ferdinand Thomas“ zeigt mir Lars Sadau noch den PC-Pool, der in den SV-Gemächern untergebracht ist. Der Mathematikstudent betreut dieses Gebiet und gibt zudem mittwochs die Waschkarten aus. Gegenüber befindet sich noch ein von der SV-Crew komplett neu hergerichtetes Zimmer, das auch als Schlafplatz für Gäste genutzt werden kann. In der SV engagiert sich auch der Wohnheimtutor. Die Hauptaufgabe des aus Kamerun stammendem Studenten für Maschinenbau- und Verkehrstechnik Franck-Eric Mbatchou besteht in der Integrationshilfe für ausländische Studierende, die gut 50 Prozent der Mieterinnen und Mieter ausmachen. Zu diesem Zweck besucht er vom Studentenwerk angebotene Fortbildungsseminare und hat montags eine eigene Sprechstunde. Allerdings sind er und die anderen SV-Mitglieder fast rund um die Uhr für Probleme ansprechbar. Und sei es aufgrund eines Wasserschadens im Haus, wie er vor ein paar Wochen auftrat. Die Versammlung Als Teilnehmer an der SV-Versammlung bekomme ich nun auch noch einen Überblick über das Alltagsleben und die anstehenden Vorhaben. Der Wirtschaftsinformatik-Student und SV-Vorsitzende Michael Sonk erläutert, dass für dieses Semester der Bau von Fahrradständern vor dem Gebäudekomplex avisiert ist. Gleichermaßen sollen weitere Informationen zu einem möglichen Solaranlagenprojekt für das Dach des Wohnheims gesammelt und dem Studentenwerk vorgestellt werden. Neue Polster für die Fitnessgeräte stehen genauso auf dem Wunschzettel wie eine Erneuerung des Bodens der Fitnessräume. Hier ist auch die Meinung der Betriebswirtschaft-Studierenden und Leiterin der Finanzabteilung, Katja Werner, gefragt. An diesem Abend gesellt sich, von mir abgesehen, Bettina Plato vom Verwaltungsrat (siehe „Nahaufnahme“ im werkblatt 34) als weiterer Gast hinzu. Sie möchte sich das Wohnheim ansehen und sich über die Arbeit der Studierendenvertretung informieren. Dazu gehört auch die Lösung anstehender Probleme. So wird nach einer Möglichkeit gesucht, in den „Schlauch“ einen Raucherbereich zu integrieren. Auch werden die Internet-Dienstleistungen des im Wohnheim tätigen Anbieters kritisch bewertet. Es warten also weitere Aufgaben auf die studentische Selbstverwaltung. Mit vielen Eindrücken verlasse ich einen Abend in netter Atmosphäre. [Carsten Ueberschär] www.schlauchberlin.de DER GUTE RAT Promotion Schon mal Lust gehabt, nach dem Studium wissenschaftlich weiterzuarbeiten oder gar eine Uni-Karriere zu starten? Doch wie sieht der Weg dahin aus? Welche Aspekte müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden? „Eines ist bei allen Fachdisziplinen gleich: Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, muss promovieren!“, betont die Diplom-Soziologin Gunta Saul-Soprun. Die Geschäftsführerin von Academic Consult berät Promovierende und Promovierte. „Eine wissenschaftliche Karriere beginnt aber schon viel früher, etwa als studentische Hilfskraft“, betont die Beraterin. Auf so einer Hiwi-Stelle lernen Studierende den Forschungsalltag von Wissenschaftlern kennen. Sie können auch schon in Forschungsprojekte eingebunden werden. Gunta SaulSoprun: „Sie müssen übrigens nicht warten, bis ein Professor an Sie herantritt und Sie auffordert, sich als Hiwi zu bewerben. Sie können auch selbst aktiv werden und nachfragen, ob eine Stelle frei ist.“ Auch Marcus Müller, Vorsitzender von THESIS, dem Interdisziplinären Netzwerk für Promovierende und Promovierte, sieht die vielen Vorteile einer Tätigkeit als studentische Hilfskraft: „Durch so eine Mitarbeit kommen Studierende in näheren Kontakt zum wissenschaftlichen Personal. Sie sind auf verschiedene Weise in den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens eingebunden, ob sie nun für das Layout einer Publikation oder für Korrekturlesen zuständig sind.“ Von so einer Position aus sei auch Networking leichter möglich. Diese Kontakte erleichtern auch, eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu ergattern, die die Finanzierung eines Promotionsvorhabens ermöglicht. Gunta Saul-Soprun betont: „BA-Studierende sollten sich schon frühzeitig darüber klar werden, dass eine Promotion und eine weitere Karriere in der Regel nur über ein Masterstudium möglich ist. Eventuell müssen Sie dafür nach Ihrem BA-Abschluss die Hochschule wechseln, weil ihre gewünschte Spezialisierung nicht an Ihrer Hochschule angeboten wird.“ Wer die Hochschule wechselt, müsse sich dann wieder ein neues Netzwerk aufbauen. „Der eigentliche Grund für die Promotion und den Wunsch nach einer wissenschaftlichen Karriere sollte der Forschergeist sein“, betont Müller. Denn ohne die Begeisterung für die Wissenschaft schaffe es der Promovierende nicht, über den relativ langen Zeitraum von drei bis vier Jahren motiviert zu bleiben. Deshalb sei es wichtig zu reflektieren, wie groß diese innere Motivation sei. „Neben dem inhaltlichen Interesse sollten Promotionswillige auch Spaß an den wissen- schaftlichen Arbeitsmethoden haben. Fragen Sie sich zum Beispiel, ob Sie gerne schreiben und recherchieren“, erklärt Gunta SaulSoprun. Sinnvoll sei der Vergleich mit anderen Kommilitonen: „Fragen Sie sich, wie gut Sie das wissenschaftliche Handwerkszeug beherrschen und wie lange sie zum Beispiel für das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes brauchen.“ Dr. Monika Klinkhammer aus Berlin, die Wissenschaftler in Sachen Karriere coacht, erklärt: „Zum wissenschaftlichen Arbeiten im Allgemeinen und zum Promovieren im Besonderen brauchen Sie Selbstmanagementkompetenzen wie etwa Kompetenzen in der Zeit- und Projektplanung. Fragen Sie sich, ob Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Selbstdisziplin reicht, um auch in schwierigen Zeiten Ihr Promotionsprojekt voranzutreiben.“ Grundsätzlich rät Gunta Saul-Soprun, sich nicht nur die Promotionsordnung zu besorgen, sondern mit anderen Promovierenden ins Gespräch zu kommen und so aus erster Hand zu erfahren, wie der Promotionsalltag und die Finanzierung aussehen könnten. „Promotionswillige sollten bedenken, dass auf sie finanzielle Unsicherheiten zukommen, wenn zum Beispiel ein Stipendium oder eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter ausläuft und sie noch nicht die Arbeit an ihrer Dissertation beenden konnten.“ In so einem Fall kann es durchaus sein, dass Doktoranden für eine Übergangszeit keine Finanzierung haben. Was für die Promotionsphase gilt, trifft auch auf junge promovierte Wissenschaftler zu. „Als wissenschaftlicher Nachwuchs werden Sie immer wieder nur befristete Verträge bekommen, bis Sie als Professor berufen werden. Dann werden Sie aber in der Regel schon über 40 Jahre alt sein“, betont Gunta Saul-Soprun. Deshalb empfiehlt sie: „Fragen Sie sich, ob Sie ein Typ sind, der mit solchen Unsicherheiten leben kann oder ob Sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben.“ Monika Klinkhammer weist daraufhin, dass es für Promovierende umso schwieriger wird, eine wissenschaftliche Karriere zu starten, je weniger sie an der Uni angebunden sind: „In Studien wurde herausgefunden, dass Promovierende mit einer Stelle an der Universität auch die besten Chancen auf eine Professur haben.“ Externe Doktoranden täten sich dagegen wesentlich schwerer. Das liege vor allem am Netzwerk, das sich durch die Tätigkeit an der Universität ergebe. „So erfahren Uni-Mitarbeiter leichter interessante Neuigkeiten wie zum Beispiel von relevanten Tagungen.“ Eine bessere Anbindung an universitäre Netzwerke sieht Monika Klinkhammer auch bei Jung-Akademikern, die innerhalb von Graduiertenkollegs oder Graduiertenschulen promovieren. Marcus Müller empfiehlt, neben fachlichen Kontakten auch interdisziplinäre Netzwerke zu nutzen: „Denn dort können Promovierende Wissen austauschen und offen über Schwierigkeiten reden wie über Motivationsprobleme oder Probleme mit ihrem Doktorvater.“ Monika Klinkhammer rät auch vor und während des Promotionsprojektes zur Karriereplanung: „Fragen Sie sich immer wieder: Welches Ziel habe ich? Welche Chancen tun sich auf?“ Sie empfiehlt Promovierenden, die in der Wissenschaft bleiben wollen, sich auch weitere Meriten zu verdienen. „Bedenken Sie, dass Publikationen für Ihre Karriere wichtig sind. Deshalb sollten Sie sich frühzeitig darum bemühen.“ Ein anderes Kriterium ist die Lehrtätigkeit. „Auch Doktoranden, die nicht als wissenschaftliche Mitarbeiter an einer Uni angestellt sind, sollten versuchen, Lehraufträge zu bekommen.“ Und noch ein Tipp von Monika Klinkhammer: „Auch bei guter Planung ist die Wahrscheinlichkeit, Professor zu werden, gering. Deshalb sollten Sie schon frühzeitig über eine Berufsalternative nachdenken.“ [Anja Schreiber] www.thesis.de www.hochschulkarriere.de Buchtipps: Barbara Messing, Klaus-Peter Huber: Die Doktorarbeit. Vom Start zum Ziel, Berlin, 16,95 Euro, ISBN: 978-3-540-71204-6. Steffen Stock, Patricia Schneider, Elisabeth Peper, Eva Molitor (Hrsg.): Erfolgreich promovieren. Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende, Berlin, Heidelberg, 22,95 Euro, ISBN: 978-3-540-29671-3. Claudia Koepernik, Johannes Moes, Sandra Tiefel: GEW-Handbuch Promovieren mit Perspektive. Ein Ratgeber von und für DoktorandInnen, Bielefeld, 24,90 Euro, ISBN 978-3-76393289-4. Der gute Rat 11 BAUSTELLENREPORT In Sicht: Strandbar Neben der Schönen Weide Damals… Berlin-Oberschöneweide galt lange Zeit als Standort ausgedehnter Fabrikanlagen und Industrieflächen. Kathedralen des industriellen Zeitalters prägten über Jahrzehnte das Bild des Berliner Ortsteils, der 1598 als „Wiese an der Spree neben der schönen Weide gelegen“ erstmalig erwähnt wurde. Das Kabelwerk Oberspree (KWO) der AEG gehörte zu den größten Industriekomplexen in Oberschöneweide. Seit 1897 entstand hier eine vielteilige Fabrikanlage, konzipiert von den Architekten Paul Tropp, Klemm und Johannes Kraatz. Seit 1899 wurden dort Telefonkabel und seit 1903 Starkstromkabel hergestellt. Heutige Wasseransicht des künftigen Campus Wilhelminenhof Architekten-Entwurf der geplanten Mensa Frühere Wasseransicht des Kabelwerks Oberspree (KWO) Jahrzehntelang leuchteten die Buchstaben „KWO“ vom Turm der Spreehalle über die Stadt. Doch dem Ende der DDR folgte bald das der meisten Industrieanlagen in Oberschöneweide. Auch das größte Kabelwerk Europas, das KWO, war davon betroffen. Dem Niedergang des Werkes folgte eine Phase der Sanierung. Doch erst die Entscheidung, hier einen Campus der FHTW anzusiedeln, schaffte eine Perspektive für die Zukunft des Geländes. …Und heute Der denkmalgeschützte Wilhelminenhof als Teil des ehemaligen KWO entwickelt sich als Standort für Gewerbebetriebe und neues Zentrum der FHTW. Der Umbau zum Campus befindet sich im vollen Gang. Noch ist die Hochschule auf fünf Standorte zersplittert. Bis zum Wintersemester 2009/2010 jedoch wird die FHTW zwei Standorte in räumlicher Nähe haben: den neuen Campus Wilhelminenhof mit rund 6000 Studierenden und den Campus Treskowallee in Karlshorst mit etwa 4000 Studierenden. Die übrigen vier Standorte in den Bezirken Kreuzberg-Friedrichshain, Pankow und Lichtenberg werden aufgegeben. Seit Januar 2007 gilt es nun, bestehende Gebäude schrittweise zu sanieren und auszubauen sowie zwei Neubauten zu errichten. Die Gebäude A4, A8 samt Erweiterung, die Spreehalle und einige kleinere Hallen werden das neue Domizil für die Fachbereiche Ingenieurwissenschaften I (derzeit Campus Marktstraße und Campus Allee der Kosmonauten), Ingenieurwissenschaften II (derzeit Campus Blankenburger Pflasterweg) sowie einige Studiengänge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften II (derzeit Campus Treskowallee). In die Spreehalle, die um das Jahr 1924 zum Teil aus Backsteinen gebaut wurde, ziehen Labore, Hörsäle, Projekträume, Bibliothek und – nicht zuletzt – eine Mensa des Studentenwerks ein. 12 Baustellenreport Noch eingerüstet, bald in neuem Glanz: Die Rückseite des Gebäudes. BAUSTELLENREPORT Am Ort des Geschehens Zusammen mit Sonja Engelhardt, Leiterin der Cafeteria „Wilhelminenhof“ und Hans Joachim Gabriel, Bereichsleiter Mensen des Studentenwerks Berlin, besuchten wir die Baustelle in der Spreehalle. Noch ist viel zu tun am Ufer der Spree. Viel Phantasie ist erforderlich, um sich im Rohbau der neuen Mensa zu orientieren. Hans Joachim Gabriel hat die Pläne ausgiebig studiert und zeigt die Orte, an denen künftig die Studierenden der FHTW in Oberschöneweide schlemmen werden. Ein großer heller Speisesaal mit Spreeblick ist vorgesehen. Die Essenausgabe ist großzügig konzipiert, die Studierenden und die anderen Gäste der Mensa werden sich hier künftig selbst unter zahlreichen Menü-Angeboten entscheiden müssen. An ausgewählten Aktionsständen werden die Speisen vor den Augen der Gäste produziert, ein optisches und ein kulinarisches Erlebnis. „Wer zu uns kommt, kann mehr erwarten als gesundes, reichhaltiges und preiswertes Essen. Hier entspannt man sich zwischen den Vorlesungen, verabredet sich mit Freunden, sitzt mit neuen Kommilitonen zusammen oder geht gemeinsam noch einen Kaffee trinken“, so Hans Joachim Gabriel. „Standards, die unsere Gäste bereits aus anderen Mensen des Studentenwerks kennen, werden sie auch im ‚Wilhelminenhof’ wieder finden. Dazu gehören unsere Salatbars, die frischen Säfte und das abwechslungsreiche Bio-zertifizierte Angebot. Um den Überblick zu behalten, wird ein modernes Speisenleitsystem die Auswahl etwas erleichtern.“ Neben der Mensa, deren Öffnungszeiten sich nach den Bedürfnissen der Studierenden und der Hochschule richten werden, wird es eine Coffeebar geben. Schließlich sollen die Studierenden auch hier nicht auf den geliebten Latte Macchiato oder den Espresso „zwischendurch“ verzichten müssen; und das in angenehmer Atmosphäre. „Auf der Fläche zum Ufer der Spree werden wir auf jeden Fall im Sommer eine Strandbar einrichten“, verrät Sonja Engelhardt. Bei diesen Aussichten bedauere ich, dass es noch kalter Vorfrühling ist und noch ein Jahr verstreichen wird, ehe die ersten Gäste in der neuen Mensa begrüßt werden können. Die Leuchtbuchstaben „KWO“ gibt es immer noch. Sorgsam abgebaut harren sie in einer stillen Ecke des künftigen FHTW-Campus der weiteren Verwendung. Die Aussichten aber sind sonnig. Das werkblatt wird am Ball bleiben. [Hagen Box] Hans Joachim Gabriel, Bereichsleiter Mensen, ist zufrieden mit dem Baufortschritt. Beide Fotos: Zusammen mit Sonja Engelhardt, Leiterin der Cafeteria „Wilhelminenhof“, bei der Besichtigung der künftigen Mensa. Baustellenreport 21 Endlich ist es wieder soweit: Der Sommer steht (fast) vor der Tür, und alle Bands, die wir lieben, sind auf Tour. Dank sinkender Plattenverkäufe darf man sich vermehrt über Live-Auftritte freuen. Der Pop kehrt zurück auf die großen Festivalbühnen. Spätestens im Mai sollte man sich die begehrten Tickets sichern. Denn obwohl viele Veranstaltungen (leider) die 100-Euro-Marke locker überschritten haben, ist ein gutes Line-Up immer noch die Garantie für schnell ausverkaufte Veranstaltungen. Wir haben für euch im Terminkalender gestöbert und Festivals aller Stilrichtungen gefunden. Viel Freude beim Abgehen! Immergut-Festival Rock im Park Man nehme eine Wiese in der Provinz, eine handvoll musikverrückter Menschen und den Wunsch, einmal im Jahr den Ort am A... der Welt wirklich zu rocken. Trotz steigender Zuschauerzahlen in den letzten Jahren ist das Festival erfreulich familiär geblieben. Dafür, dass das so bleibt, sorgt ein gemeinnütziger Verein, der die Veranstaltung überwiegend ehrenamtlich organisiert. Mit liebevollen Details wie Bauwagen für die Künstler/innen im Backstage-Bereich, einen Shuttleservice an benachbarte Badeseen und ein legendäres Fußballturnier für die Zuschauer... Auch das Line-Up kann sich sehen lassen, bislang bestätigt haben: Ólafur Arnalds, The Audience, Trip Fontaine, Johnossi, Menomena, The Weakerthans, iLiKETRAiNS, The Notwist, Louie Austen, Microstern, Get Well Soon und Peter Licht. Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg treffen sich alljährlich die Liebhaber/ innen der härteren Töne. Das Line-Up ist massenhaft mit bekannten Namen aus dem In- und Ausland gespickt, so erklärt sich dann auch der doch recht derbe Ticketpreis. Dafür glänzt Rock im Park mit einer perfekten Organisation und einem Publikum, das bis zum letzten Konzert und dem wirklich abschließenden Song alles gibt! So, jetzt noch ein Blick aufs Wesentliche, die Liste der musikalischen Artisten (auszugsweise!): 36 Crazyfists, Against Me!, Airbourne, Alpha Galates, Alter Bridge, Babyshambles, Bad Religion, Bedouin Soundclash, Black Stone Cherry, Black Tide, Bloodlights, Booka Shade, Bullet For My Valentine, Cavalera Conspiracy, Chris Cornell, Coheed & Cambria, CSS - Cansei De Ser Sexy , Culcha Candela, Danko Jones, Die Toten Hosen, Dimmu Borgir ... und ca. 50 weitere Bands! Wann: Wieviel: Infos: Größe: Wann: Wieviel: Infos: Größe: (Neustrelitz) 30. - 31. Mai 2008 42 € (zzgl. VVK-Gebühr) inkl. Camping immergutrocken.de Übersichtlich (ca. 5.000 Besucher/innen) 14 Kultur-Tipps (Nürnberg) 6. - 8. Juni 2008 135 € inkl. Camping www.rockimpark.de Fett, rund 50.000 Musikverrückte KULTUR-TIPPS Hurricane/Southside Umsonst & Draußen Der Doppelpack-Klassiker im Norden bzw. Süden Deutschlands. Die meisten Bands werden zwischen den Festivalgrounds hin- und hergeflogen, so dass man sich den Ort nach Fahrtweg aussuchen kann. Die Veranstaltungen können mittlerweile als Dinosaurier gelten: gut organisiert, mit Bands von populär bis alternativ und riesengroßen Zeltplätzen. Wer sich nicht verdammt gut seine Position merkt, kann nachts schon einmal verflixt lange suchen. Aber man lernt dabei ja immer nette Menschen kennen, die ein Bier übrig haben... Line-Up: Apoptygma Berzerk, Beatsteaks, Biffy Clyro, Billy Talent, Black Rebel, Motorcycle Club, British Sea Power, Calexico, Deichkind, Digitalism, Does It Offend You, Yeah?, Donots, Elbow, Enter Shikari, Flogging Molly, Foals, Foo Fighters, Jaguar Love, Jan Delay & Disko No 1, Jennifer Rostock, Kaiser Chiefs, Kettcar, Krieger, Madsen, Maximo Park, Millencolin, Monster Magnet, Nada Surf , NoFX, Oceansize, Operator Please, Panic At The Disco, Panteón Rococó, Patrice, Radiohead, Razorlight, Rise Against, Rodrigo y Gabriela, Shantel & Bucovina Club Orkestar, Sigur Rós, Slut, Tegan and Sara, The (International) Noise Conspiracy, The Beautiful Girls, The Chemical Brothers, The Cribs, The Enemy, The Kooks, The Notwist, The Subways, The Weakerthans, The Wombats, Tocotronic, Turbostaat, Xavier Rudd Bereits zum 21. Mal stellen die Macher/innen des Umsonst & Draußen völlig für lau ein mehr als passables Programm zusammen. Neben den „Eyecatchern“ hat sich das Festivalteam der aktiven Nachwuchsförderung verschrieben. So gibt es eine offene Bühne auf der unbekanntere Musiker drei Songs zum Besten geben können. Ein buntes Rahmenprogramm sorgt dafür, dass es auch neben der Bühne spannend bleibt. Zugesagt haben bislang u. a.: Aeon of Decay, Alaska in Bloom, Andy Sauerwein, Apokrypha, Attwenger, Audrey, Ben Hamilton, Black Rabbit, Carolin no, Chicago Glory, Crises, Cornucopia, Dennis Schütze, Dopzen, Egotronic, Ellen Klinghammer, Elusive Grey, Falcon Five, Fitzcarraldo, Get well soon, Gregor Meyle, Gus Black, Hannes Conrads, Illectronic Rock, It‘s a trap you fucking Primate, Juliana Canta, Karo, Kings are better Queens, Lu and those six idiots, Mademoiselle Mirabelle, Malm, Mark Olson, Mauf, Mistaa, Monsters of Liedermaching, ... (Scheeßel/Neuhausen ob Eck) Wann: Wieviel: Infos: Größe: 20.-22.6. 110 € inkl. Camping www.hurricane.de, www.southside.de Richtig groß (ca. 40.000 bzw. 50.0000 Fans) (Würzburg) Wann: 13.-15.6. 2008 Wieviel: Festival gratis, Camping möglich (5€ fürs Wochenende)! Infos: www.umsonst-und-draussen.de PBS - Prüfungsangst 13 9 444 Minuten Kultur-Tipps 15 DAS BAND-INTERVIEW Der Interview-Ort ist für eine Metal-Band schlichtweg perfekt gewählt: Ein ehemaliger Luftschutzbunker in Tempelhof. Durch die meterdicken Stahlbetonwände dringt kein Ton, obwohl hier unzählige Bands proben und aufnehmen. Ein lauschiger Übungskeller sieht anders aus als das zweistöckige Gebäude mit Stahltüren. Zu den kalten Betonwänden gesellt sich die defekte Heizung. Dafür heizen die ersten Aufnahmen zum neuen Album der Morbid Mind Musiker Jonas (Gesang), Manu (Gitarre), Markus (Gitarre), Ben (Bass) und Eppi (Schlagzeug) umso mehr ein. Schneller Speedmetal mischt sich mit fast schon poptauglichen und dennoch druckvollen Songs. Im September soll der Tonträger mit dem Titel „Deadly Incorporated“ erscheinen. Gegen drohende Frostbeulen helfen zusätzlich wirksame Hausmittel: Die Wände sind mit Postern leicht unbekleideter, junger, kurvenreicher Damen geschmückt. Auch ein Kasten Bier steht bereit, wie es sich für einen Pressetermin nach 16 Uhr gehört. So macht das Interview mit Bassist Ben und Sänger Jonas doppelt Spaß. Morbid Mind 16 Morbid Mind im Interview im Interview Morbid Mind gibt es schon seit elf Jahren. Wie hat alles angefangen? Jonas: „Wir haben zuerst in diversen Jugendclubs gespielt, wie jede junge Band in Berlin. Dann gab es Konzerte in verschiedenen kleineren Kneipen und den Versuch, an Wettbewerben teilzunehmen. Während dieser Zeit haben wir bereits die ersten vier Songs in Eigenregie aufgenommen und auf CD gebrannt. Die ging dann größtenteils an Kumpel und kam gut an. Also haben wir gleich ein ganzes Album aufgenommen, auch das in Eigenregie. Wir haben das Studio selbst bezahlt, das Presswerk ausgesucht und das Cover gestaltet. Mit dieser CD und unseren Freundinnen als Merchandising Girls sind wir dann getourt. Irgendwann durften wir bei einem Gig in der Garage Pankow, einer großartigen Location, klein und stickig, als Support der kanadischen Band Zimmers Hole spielen. Dort hörte uns Jens von Rabazko Records und war ziemlich begeistert. Nach dem Konzert sprach er uns an, und daher rührte unser Plattenvertrag. Das Album ist 2005 erschienen, und nun machen wir gerade das zweite Album bei Rabazko.“ Wenn du Glück hast, bekommst du in der Zeit genug Connections, damit man danach halbwegs weiter über die Runden kommt. Wenn man diesen Weg nicht gehen will, brauchst du viel Glück. Wichtiger, als von der Musik leben zu können, ist, dass sich die Produktionskosten halbwegs einspielen und wir viel live spielen können. Ich lebe dafür, dass ich auf die Bühne kann. Ich finde das geil, aber ich möchte mich dafür nicht prostituieren.“ Jonas: „Mein einziger Anspruch ist es, mich mit der Band weiter zu entwickeln. Ich muss merken, wir gehen voran. Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie schnell. Mir ist wichtig, dass unser Album, das wir jetzt aufnehmen, viel besser ist als das davor. Damit erreicht man dann vielleicht auch mehr Menschen. Wir sind fünf Leute, und einige haben Familie. Im Prinzip müssten dann 15 Leute davon leben, und dafür musst du schon richtig Geld einnehmen. Dafür musst du gut im Geschäft sein. Wir können durchaus Geld verdienen aber nicht davon leben. Es gibt eine Menge erfolgreicher Bands, die sehr bekannt sind und trotzdem nicht zu einhundert Prozent von ihrer Musik leben können.“ Was bringt ein Label im Nacken? Jonas: „Es ist natürlich schön, wenn sich ein Label um alles kümmert. Wir brauchen uns nicht um die Vervielfältigung oder den Druck zu kümmern. Es ist dann auch ein tolles Gefühl, wenn Freunde anrufen und sagen: ‚Ich stehe hier im Media Markt, und da steht eure CD im Regal.’“ Was war das beste Konzert, das ihr je gespielt habt? Ben: „Wenn man mal über geile Konzerte redet, sage ich Paules Metall Eck. Da waren vielleicht 120-150 Leute, damit ist der Laden aber auch total voll. Wir haben Paule hinterher gefragt: ‚Wie hat’s dir gefallen?’ und er meinte ‚Mir hat’s gefallen, die Leute hatten Spaß und haben getrunken. Was will ich mehr?’“ Jonas: „Toll war auch das Konzert in Löbau, bei Bautzen. Wir sind hingefahren, ohne große Erwartungen zu haben.“ Ben: „Man muss dazu sagen, das Konzert lief im Hochsommer genau zum Eröffnungsspiel der EM.“ Jonas: „Es war stimmungstechnisch eines der besten Konzerte, die ich je erlebt habe. Und genau das möchte ich, wenn ich auf der Bühne stehe.“ Habt ihr beim Schreiben der Songs eine feste Hierarchie innerhalb der Band? Ben: „Im Prinzip entstehen unsere Songs im Proberaum. Obwohl nicht jeder Riff hier entwickelt wird. Man bringt eine Idee von Zuhause mit und stellt sie den anderen vor. Dann sagt der nächste, ich habe dazu eine Idee, so muss das weitergehen. So bastelt man sich seine Songs fertig. Ich würde sagen, von der Musik, den Riffs, kommen 70 Prozent von Manuel, 20 Prozent von Markus und 10 Prozent von mir. Jonas: „Ich möchte anmerken, dass ich auch schon einmal einen Gitarren-Riff geschrieben habe. Darauf bin ich stolz. Weil man ja als so genannter ‚Kein-Instrument-Benutzer’ ein leichtes Schattendasein fristet. Das gilt auch für den Schlagzeuger, der auf der Bühne ja nie gesehen wird.“ Ben: „Bei den Texten kommen rund 70 Prozent von mir, 20 Prozent von Manuel und 10 Prozent vom Jonas, würde ich sagen.“ Jonas: „Letztendlich sind das gewachsene Rollen, wir haben das nicht fest vergeben. Es gibt niemand, der das große Sagen hat.“ Trotz Plattenvertrag ist die Musik noch Hobby, wollt ihr davon eigentlich mal leben können? Ben: „Das ist der Traum. Aber wenn man da zu verbissen rangeht und sagt, ich muss jetzt einen Hit schreiben, wird das nichts. Meine persönliche Überzeugung ist, dass du dich natürlich prostituieren kannst. Ich kann zu Universal gehen und sagen: ‚Ich bin eure Hure, sagt mir, was ich spielen soll.’ Dann kann man da zwei Alben rausbringen und ist weg vom Fenster. Organisiert ihr die Touren noch im Alleingang? Jonas: „Bisher läuft das Booking über uns. Teils auch über befreundete Bands. Aber wir versuchen das gerade zu professionalisieren. Das schaffst du als Berufstätiger einfach nicht mehr. In der Zeit, die wir haben, möchten wir auch lieber Musik machen als uns um Organisatorisches zu kümmern.“ Gibt es den typischen Morbid Mind Fan? Ben: „Das ist total unterschiedlich. Wir hatten im letzten Jahr in Potsdam mit den Apokalyptischen Reitern gespielt. Nach dem Konzert sagte ein Typ zu uns: ‚Ich musste mit meinem Sohn mit, weil der die sehen wollte. Aber ihr habt mir den Abend gerettet.’ Jonas: „Es gibt aber auch sehr junge Leute, die uns hören. Wir haben ein Mädel, die ist, glaube ich, erst 16, die habe ich bei den letzten sechs oder sieben Konzerten gesehen. Da war ich überrascht, dass die solche Musik hört und uns hinterher reist. Einer der häufigsten Sätze, den ich höre, ist: ‚Eigentlich ist das gar nicht meine Musik aber es hat total Spaß gemacht’.“ Wie beschreibt ihr selbst euren Stil? Jonas: „Wir wollen uns musikalisch auch nicht zu sehr festlegen. Oft höre ich: ‚Was für eine Art Metal macht ihr eigentlich?’ Wir wollen in keiner Schublade stecken. Wir machen Metal, der Druck haben muss. Punkt.“ Ben: „Das ist ein großer Vorteil. Denn Manuel, der ein großer Slipknot-Fan ist, bedient sich bei modernem Material. Ich bevorzuge als Old-School-Fan eher älteres Material, und Markus als Trash-Metal-Fan bedient sich dort. So sucht sich jeder seine Ingredienzien. So passt du in keine Schublade. Aber das kann auch ein Nachteil sein. Wenn es heißt: ‚Die klingen wie Slipknot’, weiß der Fan, was ihn erwartet. Das ist bei uns nicht der Fall. Du kannst dich bei uns aber zu 100 Prozent darauf verlassen, dass du headbangen kannst bis zum Ende.“ Wie kam es zu dem Bandnamen? Jonas: „Im Prinzip gab es zu dem Namen keine Alternative. Zuerst war das ‚morbid’ da. Und dann hat man sich überlegt, was dazu passen könnte. ‚Morbid Mind’ entstand dann beim Hin- und Herwerfen der Worte. Dann ist es natürlich eingängig mit gleichem Anfang und Ende. Um ehrlich zu sein, die Hauptentscheidungsträger hatten damals keine Ahnung, was für eine krasse Bedeutung der Ausdruck im Englischen hat. Bei ‚Morbid Mind’ erwarten viele Mutterprachler etwas, das in die negrophile Richtung geht.“ Ben: „Dafür schreiben in Deutschland viele den Namen einfach mit T. Teils sogar die Veranstalter, obwohl die unsere Presseinfo, Poster und die Email-Adresse kennen. Wie kann man da noch den Namen falsch schreiben?! Auswärts passiert das trotzdem jedes dritte Mal.“ Jonas: „Deshalb haben wir uns selbst schon den Spitznamen ‚Der Todeskaugummi’ gegeben. Letztendlich ist der Umgangston in der Band freundlich beleidigend. Prinzipiell gilt das auch für den Bandnamen, der ist freundlich evil. Wir haben großen Spaß bei dem, was wir machen. Auch daran, mal etwas böse oder beleidigend zu sein. Aber wir wissen immer, wie es gemeint ist. Das trägt dazu bei, dass wir gut miteinander klarkommen und uns nichts übel nehmen. Dabei entsteht eine Lockerheit, die ich selten so erlebt habe.“ Ben: „Das große Geheimnis von Bands ist, du musst entweder sehr unpersönlich und professionell miteinander arbeiten oder Humor haben. Dann musst du natürlich auch entsprechend austeilen und einstecken können. Du musst auch mal fähig sein, dein Ego ein Stück zurückzuschrauben und über dich selbst zu lachen.“ Übrigens haben Morbid Mind ein Herz für werkblatt-Leserinnen und -Leser. Wir verlosen 3x2 Karten zur offiziellen Record Release Party im September. Einfach eine Mail an: [email protected] schicken und uns verraten, warum gerade Du Heavy Metal bist. Viel Glück! Website: www.morbid-mind.de Neues Album (ab September im Handel): Deadly Incorporated, Label: Rabazko Records [Interview: Dirk M. Oberländer] Morbid Mind im Interview 17 Was wir schon immer über ein... ... wissen wollten In diesem werkblatt geht es um Genuss in jeglicher Form. Oder, wie meine Freundin neulich meinte, um eine sehr spezielle Gratifikation. Leider hat die Mensa ja nicht 365 Tage im Jahr geöffnet; oder die bzw. der Liebste möchte mal persönlich bekocht werden. Hauptgericht: Thailändische Krevetten Zeitaufwand: 20 Minuten Notwendiges Kochtalent: mittel Wir präsentieren Euch ein Multi-Kulti-Menü, das sich mit etwas Geschick und Planung in gut einer Stunde auf den Tisch zaubern lässt. Viel Spaß mit den Gaumenfreuden aus drei Nationen. Vorspeise: Spinatsalat mit gegrilltem Ziegenkäse Herkunft: Griechenland Zeitaufwand: 20 Minuten Notwendiges Kochtalent: mittel Zutaten für 4 Personen: 150 g junger Spinat 200 g Ziegen-Camembert 6 Radieschen 6 Champignons 2 Tomaten 1 kleine Zwiebel 4 Baguette-Scheiben 2 EL Weißweinessig 2 EL Walnussöl 2 EL Sonnenblumenöl Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle So funktioniert’s: Zuerst den Spinat liebevoll waschen, die Stile entfernen und dann trocken tupfen. Danach wird das restliche Gemüse bearbeitet: Die Tomaten entkernen und in Streifen schneiden, die Champignons in kleine Stücke zerteilen und die Radieschen filigran stiften. Für das Aroma jetzt noch eine Vinaigrette aus Essig, Öl, Salz und Pfeffer anrühren. Nun bitte den Camembert von der Rinde befreien und auf dem Baguette verteilen, ab damit in den auf 200° C vorheizten Ofen und 3-4 Minuten backen lassen. Alles fein auf dem Teller anrichten. Fertig! 18 Internationales Menü Zutaten für 4 Personen: 20 große Krevetten 1 Apfelsine 4 cl Weißwein 100g Butter 1 Zweig Zitronenmelisse 20g frischer Ingwer Für die Currypaste: 1 TL Pfefferkörner 2 TL gemahlener Kümmel 1 kleine Zwiebel 1 Knoblauchzehe 2 kleine, frische Pfefferschoten 1 TL Safran 1 TL Salz 1 grüne Zitrone 1 Bund frischer Koriander 2 TL Speiseöl So klappt‘s: Erst die Zitrone schälen und in kleine Scheiben schneiden. Dann den Koriander waschen und die Blätter vom Stil trennen. Jetzt die Knoblauchzehe und die Zwiebeln schälen, schneiden und zusammen mit dem Küchenmixer verrühren. Nun kommen die Zitronenscheiben, der Koriander und alle Gewürze dazu. Anschließend wird der Ingwer geschält und klein gerieben. Endlich geht’s ans Kochen: Ein bisschen Butter in einem Topf erwärmen und die Currypaste, den Wein, den Saft der Apfelsine, den Ingwer und die Zitronenmelisse hinzugeben. Das ganze kurz (max. zwei Minuten) aufkochen lassen und danach die restliche Butter hinzufügen. Die Krevetten aus ihrer Schale befreien und zwei Minuten lang kochen, anschließend mit der Soße zusammen anrichten. Lecker! Nachtisch: Carrot Cake Herkunft: USA Zeitaufwand: 15 Min. Zubereitung, 45 Min. im Ofen Notwendiges Kochtalent: niedrig Zutaten für 4 Personen: 125 g Karotten 100 g Mehl 100 g Zucker 2 kleine Eier 12 ml Erdnussöl 1/4 Päckchen Backpulver 1/2 TL Zimt 1/2 TL Muskatnuss (gerieben) 1/2 Messerspitze Salz 50 g geschälte Nüsse 50 g Rosinen Für die Verzierung: 60 g Quark 100 g Puderzucker 15 g Butter 1/2 Zitrone 1/2 TL Vanillepuder So wird’s was: Erst mal den Ofen auf 150° C bringen. Dann die Karotten extra fein raspeln. Anschließend aus den Eiern, dem Zucker und dem Öl eine schaumige Masse schlagen. Jetzt in einer anderen Schüssel das Mehl mit Backpulver, Zimt, Salz und Muskatnuss vermischen und das ganze mit der Eiermischung verrühren. Nun kommen noch Karotten, Nüsse und Rosinen dazu. Den Teig in eine Kastenform geben und 45 Minuten backen lassen. Währenddessen die halbe Zitrone auspressen und den Saft mit Quark, Butter, Vanille und Puderzucker verrühren. Die Mischung wird nach dem Backen als Dekoration auf den Kuchen gestrichen. Mampf! [Dirk M. Oberländer] &/4/7%44"%7%2" $%2345$%.4%.7%2+% hdurchblickv -ITMACHENLOHNT 0LATZ%URO 7EITERE'EWINNEIM'ESAMTWERT VON%UROUND3ONDERPREISE %INSENDESCHLUSS *UNI BEIDENZUSTËNDIGEN3TUDENTENWERKEN"ERLIN $RESDEN(ALLE,EIPZIG-AGDEBURGUND4HàRINGEN !USSCHREIBUNGUND)NFORMATIONENUNTER WWWFOTOWETTBEWERBSTUDENTENWERKEDE 0REISVERLEIHUNGUND!USSTELLUNGSERÚFFNUNGAM*ULIINDER-ENSA(ARZIN(ALLE www.bachler-werbeagentur.de www.bachler-werbeagentur.de Hier liegt Dir Mitte zu Füßen. M Miieettee sscchhoonn aa2b2b m �//m 33 � STUDIEREN STUDIEREN IN BERLIN. WOHNEN IM WEDDING. WEDDING. Für FürStudenten, Studenten, Azubis Azubis und und Wehrdienstleistende: bis zu 33 Jahre Jahre feste feste Grundmiete! Grundmiete! WWW. WWW.LIEBER-WEDDING. LIEBER-WEDDING.DE DE