November 2007

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November 2007
an.schläge 11/2007
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN november
politik
BlackFeminism
Schwarze Frauen organisieren sich: der erste
Black Women-Kongress Europas in Wien
kultur
BalkanFeminism
´´´
Slavenka Drakulic´ verändert sich:
vom Balkan nach Mexiko zu Frida Kahlo
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
NACHRICHTEN KOMPAKT
PUNKT 20. ZIB 20.
TÄGLICH, 20.00
20.00 UHR,
UHR, 03'
03' MODERATION: LISA GADENSTÄTTER
MWPFGPFKGPUV14(CV
an.schläge
an.spruch
Österreich liebt
Für Arigona sind Herzen und Grenzen weit offen
schwarze.frauen.kongress
auf.takt
Nicht Opfer, sondern Überlebende
Der erste europäische Kongress schwarzer Frauen fand jetzt in Wien statt
08
asylgrund.homosexualität
Yasmin K.
Todesstrafe schützt vor Abschiebung nicht. Eine Iranerin in Berlin
10
politik.polen
„Parade der Normalität“
forum
thema
politik
Schreckliches Land: Homophobie, Abtreibungs- und Teletubbiesverbot
14
an.sage
Politisch korrigierte Sehschwäche
Nutzen und Nebenwirkungen geschlechtergerechten Sprachgebrauchs
24
thema.big.brother
They love your data
Chaos Computer Club & Co gegen den Überwachungswahnsinn
16
forum.wissenschaft
Digitale Geschlechterinszenierungen
Keine schöne neue Welt: Digitale Pornografie & Geschlechterdifferenz
22
arbeit.winzerin
arbeit
Dass am Monatsende tatsächlich regelmäßig 48
vollständig bedruckte und bebilderte Seiten aus
der Druckerei kommen, ist ein Wunder, das wohl
nur die Zeitungsmacherinnen selbst angemessen
zu würdigen wissen. Zeitungsmachen heißt, die
Welt der Drucksorten mit völlig anderen Augen
zu sehen. Kein Wirtschafts- oder Sportteil kann
weiterhin einfach achtlos entsorgt werden, zumindest ein anerkennender Blick auf die elegante
grafische Lösung, mit der eine verpasste Torchance oder die Rohölpreisentwicklung veranschaulicht wurde, ist fortan verpflichtend. Denn wir sehen jeden Tropfen Schweiß und Herzblut, jede
unbezahlte und übermüdete Überstunde, jeden
Kaffee und jede einzelne Zigarette in diesem kleinen Stück Papier. Und wünschen uns dabei insgeheim, das alles wäre nur ein einziges Mal auch
für unsere LeserInnen sichtbar.
Das defekte Aufnahmegerät wäre zu sehen,
mit dem das Gespräch mit Slavenka Drakulic´ aufgezeichnet wurde. Und die vielen Stunden, die eine erneute Terminfindung und das zweite Gespräch verschlungen haben. Wir wünschen uns,
die Festplatte stünde zwischen den Zeilen, die
schließlich die Arbeit des Transkribierens und
Übersetzens zunichte gemacht hat, indem sie
mitten in der Produktion über Nacht kaputt ging
(siehe „Meine Computerin“, S. 44). Michèles Verzweiflung am Telefon und frühen Morgen wäre
für alle hörbar sowie das darauf folgende panische Krisengespräch in der Redaktion. Wir
wünschten schließlich, auch die horrende Honorarforderung für ein nicht gedrucktes Bild von
Drakulic´ spräche entschuldigend aus der zweiten
Wahl.
Da dem leider nicht so ist, müssen wir notgedrungen die deutlich unelegantere, direkte Variante wählen und hin und wieder im Editorial
über all diese unsichtbaren Widrigkeiten klagen.
In der Hoffnung, dass sich das ehrfurchtsvolle
Staunen dadurch auch auf Euch, geschätzte Leserinnen und Leser, überträgt. Das freudige Erstaunen darüber, dass sie nichtsdestotrotz wieder einmal erschienen sind, die neuen an.schläge.
05
Es muss ein Wein sein
11 Frauen und ihre Weine: Weinbäuerinnen vernetzen sich mit Erfolg
28
rosi.braidotti
Keine kopflose Wiederholung
Lieber IPod als Linguistic Turn, lieber Biomacht als Butler
32
s l a v e n k a . d r a k u l i c´
Weibliche Horrorstories
Die Autorin über ihr neues Frida Kahlo-Buch und kannibalische Liebe
34
anna.oppermann
Kleinteiliges mit Boxfaust
Oppermann bastelte gerne und machte trotzdem große Kunst
36
an.klang
Bewegte Assoziationen
Musikalisches Mittelalter und historische Hörbücher für den Herbst
38
lese.zeichen
„ich nage mein selbst von mir“
VALIE EXPORT als Medienanalytikerin in Moskau
39
kultur
ge.sehen
Eure Redakteurinnen
Butter bei die queeren Fische
Queere Theorie und jede Menge queere Lebenspraxis in Berlin
42
an.uns
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
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an.schläge i n
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Layout: Lea Susemichel
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ISSN 1993-3002
04 an.schläge november 2007
an.schläge werden gefördert von:
Lea Susemichel
Österreich liebt
„Asyl-Kind“ heißt das jetzt im österreichischen Boulevard. Das, was bislang die adoleszente und längst
auf die schiefe Bahn geratene Brut der „Asylanten“
war. Den Hassbegriff „Asylant“ hat zumindest das offizielle Deutschland mittlerweile weitgehend durch
„Asylbewerber“ ersetzt, in Österreich hingegen kommt er von
Politikern bis zu Stermann & Grissemann allen immer noch
ganz ungeniert über die Lippen. Arigona Zogaj, die 15-jährige
Tochter kosovarischer Flüchtlinge, ist besagtes „Asyl-Kind“,
für das die Tageszeitung „Österreich“ nicht allein mithilfe
dieser Infantilisierung Mitleid heischt. Schlagzeilen wie „Mir
geht es richtig schlecht“ neben Bildern der in einer Ecke kauernden, hübschen Langhaarigen tun ein Übriges, um die von
zahlreichen medialen und FPÖ/BZÖ-Hetzkampagnen herzlos
gewordene Leserschaft zu rühren.
„Ich mag wieder nach Österreich“, sagt auch „die kleine
Albona“, die mit Vater und Geschwistern schon in den Kosovo
abgeschoben wurde. Ihre Mutter liegt mit einem Nervenzusammenbruch in einem österreichischen Krankenhaus,
Schwester Arigona konnte vor der Abschiebung abtauchen
und hat mit Selbstmord gedroht. „Österreich“ ist Vater und
Kindern in das 150-Seelen-Dorf gefolgt und berichtet von
elenden Zuständen und abendlichen Tränen der Mutterlosen. Und ist dabei ganz besonders vom österreichischen Akzent der beiden Kleinen entzückt. Allerdings nicht exklusiv,
der ORF war für die Primetime-ZIB vorher schon dort. Ein in
allerhöchstem Maße unübliches Engagement, folgt man den
„Illegalen“ hierzulande sonst doch gewöhnlich kaum zum
Flughafen, so ihre Ausweisung überhaupt je mediales Interesse findet.
Wie es um diese einmalige Solidarität bestellt ist, wenn
das „Asyl-Kind“ weniger ansehnlich und auch nur drei Jahre
älter ist, zeigen auch prompt die Reaktionen auf die Bekanntgabe eines Gesetzesübertritts des ältesten Sohns der Familie.
Günther Platter erzählt mit einer für einen Innenminister
sehr bedenklichen datenschutzrechtlichen Nonchalance von
einer „gefährlichen Drohung“, mit der dieses Familienmitglied straffällig geworden sein soll. Und gleich am nächsten
Tag stellt sich der Fall der aus ihrer Gemeinde gerissenen Familie für viele Frankenburger BürgerInnen auch schon wieder
ganz anders dar. Wer sich in Österreich nicht an die Hausord-
nung hält, soll abgeschoben werden, spricht ÖVP-Landesrat
Josef Stockinger eine weit verbreitete Überzeugung aus. Weit
verbreitet in einem Land, das „Jugendsünden“ im Bereich nationalsozialistischer Wiederbetätigung für durchaus lässlich
hält. Und in dem eine „Rauferei unter Burschen“, als die sich
die Straftat von Arigonas Bruder letztlich entpuppte, beinahe
einem Initiationsritus gelungener Integration gleichkommt.
Grauslich, wie Kanzler Gusenbauer diese Abschiebepraxis genannt hat, ist also vor allem die himmelschreiende
Bigotterie, die sich hier zeigt. Die Verlogenheit, mit der diejenigen, die das neue Fremdenrechtspaket 2005 geschnürt
und beschlossen haben, nun seine logischen Konsequenzen
verurteilen. NGOs weisen seit langem unermüdlich auf die
Fülle verfassungswidriger Bestimmungen, auf unmenschliche Härten und die immensen Rückschritte des neuen
Fremdenrechts hin und fordern seine Evaluierung. Gibt es
die nicht, sprich gibt es weiterhin bestenfalls humanitäre
Einzelfalllösungen und kein generelles Bleiberecht, ist auch
mit einem Gnadenakt für Arigona rein gar nichts besser
geworden.
Wenige Wochen bevor Österreich Herz und Grenzen für
das „Flüchtlings-Mädchen“ öffnete, wollte die ÖVP den
„friedlichen Protest“ einer antiislamischen Anti-Moschee-Demonstration in Wien nicht alleine von der FPÖ vereinnahmt
wissen und mobilisierte deshalb ebenfalls für die Kundgebung. Bei der Veranstaltung wurde „Hier marschiert der nationale Widerstand“ gerufen und ein muslimischer Ladenbesitzer bedroht. Auch sonst ließ die Stimmung unmittelbar
nach der Verhaftung der drei Terrorverdächtigen in Wien weit
Schlimmeres befürchten, als die janusköpfige Rührseligkeit,
die nun beim Fall Arigona aufstößt. Wahrscheinlich empfiehlt es sich deshalb, einmal nicht übertrieben zimperlich in
der Wahl der Mittel im Kampf für eine bessere Welt zu sein
und ausnahmsweise sogar die altbewährten Kinder und Tiere für die eigene Sache arbeiten zu lassen. Und dabei gar
nicht erst mit „Österreich“ zu fragen, „warum sie Österreich
so liebt“, die Arigona. Sondern die Gunst der Stunde zu nutzen und alles dafür zu tun, dass nicht nur die knapp 35.000
verbleibenden AsylbewerberInnen, deren Verfahren noch anhängig ist, soviel wie möglich von dieser neu entflammten
Liebe spüren werden.
❚
november 2007 an.schläge 05
österreichan.riss
widerstands.kämpferin
Irma Trksak ist 90 Jahre alt
Die Ravensbrück-Überlebende Irma Trksak, Mitglied des internationalen
Ravensbrück-Komitees, feiert ihren 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass
lud die österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen am 7. Oktober zu einer Festtagsmatinee im Metro-Kino. Gezeigt
wurde unter anderem der Film „Irmas Zeit“ von Alenka Maly und Roland
Freinschlag. Der Film begleitet Trksak auf einer Zeitzeuginnenreise
durch Oberösterreich und dokumentiert das ständige und schmerzhafte Wieder-Erinnern. Irma Trksak wurde 1917 in Wien geboren und bekam
als Kind slawischer Eltern schon bald die Brutalität des Nazi-Regimes zu
spüren. „Wir hatten kein deutsches Blut in den Adern, wir waren minderwertig, wir waren verurteilt“, so Trksak in dem Buch „Vom Leben und
Überleben – Wege nach Ravensbrück.“ pix
gewalt.gegen.frauen
10 Jahre Gewaltschutzgesetz
Frauenministerin Doris Bures präsentierte Anfang Oktober mit Justizministerin Maria Berger geschmiedete Pläne, das Gewaltschutzgesetz weiter zu verbessern. Es solle ein neuer Strafbestand bei langjährigen Gewalttaten geschaffen werden, um gegen Wiederholungstäter vorgehen
zu können. Außerdem soll das Wegweise-Recht von drei auf sechs Monate ausgedehnt werden. Nach der massiven Budgeterhöhung für die
Interventionsstellen wird es nun personelle Aufstockungen in Wien geben sowie zusätzliche Regionalstellen in Tirol, Salzburg und Niederöster-
reich. Das Gewaltschutzgesetz in Österreich feiert 10-jähriges Jubiläum!
Im Auftrag von Frauen- und Innenministerium organisieren die Interventionsstellen in Wien und Niederösterreich Anfang November eine internationale Tagung. Dabei werden Erfahrungen der letzten zehn Jahre
in Österreich und im europäischen Raum reflektiert sowie innovative
Maßnahmen und good-practise-Modelle präsentiert. Am 25. November
ist dann der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, an dem wieder
die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ mit zahlreichen Veranstaltungen
starten. GaH
Die Tagung findet am 5./6.11. in Wien sowie am 7.11. in St.Pölten statt. Nähere Infos dazu sowie zu „16 Tage gegen Gewalt an
Frauen“: www.aoef.at/start.htm
einigung
Kindergeld Neu beschlossen
Schneller als gedacht haben sich Familienministerin Kdolsky und Frauenministerin Bures auf das Kindergeld Neu geeinigt. Herausgekommen
ist ein Kompromiss, mit dem wohl vor allem die ÖVP sehr gut leben
kann: Es wird zusätzlich zu den zwei bereits feststehenden Bezugsmodellen ein weiteres dazwischen geben, nämlich 20 plus 4 Monate mit
624,- Euro monatlich. Die Zuverdienstgrenze von 16.200,- Euro bleibt, die
Arbeitszeitgrenze konnte Doris Bures nicht durchbringen. Allerdings sei
hier das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn das Kindergeld Neu
wird ab Inkrafttreten am 1. Jänner 2008 evaluiert und nach einem Jahr
soll Bilanz gezogen werden. Bei Überschreiten der Zuverdienstgrenze
muss nicht mehr das gesamte Kindergeld zurückgezahlt werden, sondern nur der die Zuverdienstgrenze übersteigende Betrag. Außerdem
gibt es ab Jänner einen Onlinerechner zur Berechnung. Die Gesetzesnovelle hat den MinisterInnenrat bereits passiert. Dabei wurde übrigens
auch eine Erhöhung der Familienbeihilfe für Mehrkindfamilien beschlossen. GaH
Mehr Infos unter: www.bmgf.gv.at
„asylzweckbezogen“
Einen Einblick, was im Vollzug des Asylgesetzes so läuft, gab kürzlich der „Falter“
durch die Veröffentlichung von Protokollen
des Bundesasylamtes. So wurde etwa der
Antrag einer geflohenen Tschetschenin, die
angab, vergewaltigt worden zu sein, abgelehnt, da die Sachbearbeiterin es für erwiesen hielt, dass die Vergewaltigung „asylzweckbezogen“ erfunden worden sei.
Schließlich sei die Frau nach dem angeblichen Übergriff von einem anderen Mann
schwanger geworden, was nach einer Vergewaltigung sicher nie geschehen wäre.
Solche Entscheidungen sind kein Einzelfall,
sondern Alltag.
06 an.schläge november 2007
bleiberecht
bleiberecht
Koalitionstreu
Gewissenstreu
Die SPÖ hat das Fremdenrechtspaket mit beschlossen, es immer wieder verteidigt und tut
das weiterhin. Logisch. Die voraussehbaren
Auswirkungen haben MenschenrechtsexpertInnen genauso konsequent kritisiert. Jetzt
hat die Unmenschlichkeit mit voller Wucht zugeschlagen. Ganze Familien sind auf den Good
Will des Innenministers angewiesen. Und der
bleibt hart. Und weil die SPÖ sich koalitionstreu zeigen will, macht sie mit. ParlamentarierInnen bis zum Bundeskanzler geben sogar öffentlich zu, dass ihnen graust, aber es ist
halt der Koalitionspartner. Uns graust auch:
vor so wenig Rückgrat! –
Die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz machte den Anfang, als sie auf der Demo gegen das
Asylrecht erklärte, ihr Gästezimmer sei frei –
für von Abschiebung bedrohte Asylsuchende.
Grünen-Politikerin Madeleine Petrovic, die erzählte, schon mal Flüchtlingen geholfen zu haben, wurde tags drauf von BZÖ-Chef Peter Westenthaler angezeigt. Verzweifelte Menschen
zu verstecken ist nämlich illegal und wird mit
Gefängnis geahndet. Umso erfreulicher, dass
sich nun etliche Prominente dazu bekennen,
es bei Bedarf trotzdem tun zu wollen. Aber vor
allem Respekt vor all denen, die die Zivilcourage besitzen, es tatsächlich zu tun. +
an.rissösterreich
f r i s te n . l ö s u n g
„Motivforschung“
Die ÖVP-Perspektivengruppe hat am 1. Oktober ihre Ergebnisse präsentiert. Dabei war unter anderem davon die Rede, dass sich die Regierungspartei eine verpflichtende Bedenkzeit zwischen Beratung und
Durchführung eines Schwangerschaftsabbruches wünsche. Für SPÖBundesfrauengeschäftsführerin Bettina Stadlbauer „eine Zumutung“.
Eine verpflichtende Bedenkzeit könne dazu führen, dass Fristen nicht
eingehalten werden können. Die ÖVP wolle mit allen Mitteln den
Schwangerschaftsabbruch erschweren und Frauen zusätzlich
„quälen“. Die Chefin der ÖVP-Frauen, Maria Rauch-Kallat, sieht das
natürlich anders: „Wir wollen eine kinderfreundliche Gesellschaft gewährleisten und einer Verunsicherung von betroffenen Frauen entgegenwirken.“ Sicherheit vermitteln ist nicht eure Stärke, lasst es einfach
sein und die Finger von der Fristenlösung! GaH
eingetragene.partnerInnenschaft
Nicole Rennhofer sprach mit Friederike Steiner von ARANEA,
dem neuen feministischen Projekt für Mädchen in Innsbruck
Mädchenräume schaffen!
Wie können Mädchen ARANEA nutzen und sich einbringen? Wie wird das
Angebot angenommen?
ARANEA setzt sich aus dem wöchentlichen Mädchentreffpunkt „Girlspoint“ und themenbezogenen Workshopangeboten zusammen. Beides soll für alle Mädchen kostenlos zur Verfügung stehen.
Eine fixe Gruppe von Mädchen besucht den „Girlspoint“ kontinuierlich, viele kommen vorbei, um sich den „Girlspoint“ mal anzuschauen.
Besonders die Workshops sind heiß begehrt, es gab bisher nur positives Feedback. Die Mädchen haben Freude daran, aktiv zu sein und im
Mittelpunkt zu stehen, was uns in unserem Tun nur bestätigt.
Fast gleiche Rechte für gleiche Liebe
Eine weitere Forderung der ÖVP-Perspektivengruppe kam relativ überraschend: Man könne sich eine standesamtlich eingetragene PartnerInnenschaft (EP) für gleichgeschlechtliche Paare (ohne Adoptionsrecht) vorstellen. Der Regierungspartner SPÖ unterstützt den Vorschlag, Justizministerin Maria Berger äußert aber auch Skepsis: „Es
wäre nicht das erste Mal, dass gute Vorschläge einer Projektgruppe
von der Partei sofort abgewürgt werden.“ Dieses Mal scheint es der
ÖVP aber ernst zu sein, Vizekanzler Molterer möchte die EP schon
2008 umsetzen, Klubchef Schüssel, der davon bisher nichts wissen
wollte, stimmte im ORF-Gespräch kleinlaut zu. LIF-Bundessprecher
Alexander Zach, der auf einem SPÖ-Sessel im Nationalrat sitzt, fordert
völlige Gleichstellung, inklusive Adoptionsrecht. Grünen-Abgeordnete
Ulrike Lunacek möchte eine sofortige Einführung der EP, nicht erst
2008. Die Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, Ute Stutzig, ist mit dem Vorstoß der ÖVP „durchaus zufrieden“. Sie appelliert
an die Regierung, die EP bei der konkreten Formulierung des Gesetzestextes jedoch gegenüber der Ehe nicht noch weiter auszuhöhlen. GaH
s z e n e . l o ka l
Frauencafé in Gefahr
Der kürzlich 30. Geburtstag des Wiener Frauencafés könnte der letzte
gewesen sein! Ehrenamtliches und kreatives Engagement waren
schon immer die Grundlage der Existenz des einzigartigen Frauenortes. Nun ist wieder einmal Engagement „neuer“ Frauen gefragt. Zuletzt haben einige Mitarbeiterinnen das aktuelle Team aufgrund beruflicher Veränderungen verlassen und die verbleibende kleine Gruppe
schafft das Arbeitspensum nicht mehr. Deshalb musste der Mietvertrag per Ende September „unter Vorbehalt“ gekündigt werden. Sollten
sich bis Mitte November Frauen finden, die an einer Neuübernahme
oder Vereinsumbildung mitarbeiten wollen, kann der Mietvertrag
auch 2008 verlängert werden. GaH
Wie entstand das Projekt? Gibt es vergleichbare Projekte in Innsbruck?
Nach der intensiven Suche einer späteren Projektmitarbeiterin nach
Räumlichkeiten, in denen sich Mädchen in ihrer Freizeit konsumfrei
aufhalten können, war bald klar, dass es in Innsbruck keine öffentlichen Räume speziell für Mädchen gibt. Schließlich stellte die feministische Einrichtung „Frauen aus allen Ländern“ ihre Räume für einen
Mädchennachmittag zur Verfügung. Hier konnten die Mädchen die
Gemeinschaft mit anderen Mädchen genießen, im Internet surfen,
Musik hören, ungestört Hausaufgaben machen.
Der Austausch mit den Mädchen motivierte die Organisatorinnen, ein
Konzept für ein Projekt mit mädchenspezifischem Angebot zu erarbeiten. ARANEA kann nun mit Unterstützung der EU, des Juff-Jugendreferates und der Stadt Innsbruck für ein Jahr realisiert werden.
Warum ist die Schaffung von Mädchenräumen wichtig?
Die Schaffung von mädcheneigenen Räumen bietet Mädchen die
Möglichkeit, fernab von traditionellen Rollenbildern ihren individuellen Interessen nachzugehen und selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten. Mädchen bekommen hier auch die Gelegenheit, sich auf verschiedenste Weise mit ihrer persönlichen Zukunftsplanung auseinander zu setzen, ohne von fremdbestimmten Wertmaßstäben behindert
zu werden. Dies soll ein Ort für Mädchen sein, an dem sie unbeobachtet so sein können, wie sie wollen. Speziell Mädchen mit Migrationshintergrund brauchen einen geschützten Raum, der ihnen außerhalb
der Familie Freiraum ermöglicht.
Am 21. September fand euer Eröffnungsfest statt. Wie war’s?
Das Eröffnungsfest war ein voller Erfolg und hat mit achtzig Besucherinnen all unsere Erwartungen übertroffen!
Wie soll sich der Mädchentreffpunkt weiterentwickeln?
Mit ARANEA wollen wir in Innsbruck den Grundstein für feministische, interkulturelle und antirassistische Mädchenarbeit legen und
somit dauerhaft als Anlaufstelle mit Beratungsangebot für Mädchen
aus allen Ländern fungieren.
Welche Interesse an Erhaltung bzw. Weiterführung hat, bitte mail an: [email protected] oder
[email protected]. Spenden werden dringend erbeten: BA-CA, BLZ: 12000, Kto-Nr. 21910 258 701
Friederike Steiner ist Projektmitarbeiterin von ARANEA. www.aranea.or.at
november 2007 an.schläge 07
kongressschwarze.frauen
Fo t o : D i e t e r S ä c k l /A F R A
Nicht Opfer, sondern Überlebende
Ende September fand der erste europäische Kongress schwarzer Frauen statt. Beate Hammond war dort und
berichtet über Geschichte und Gegenwart schwarzer Menschen in Europa.
Beate Hammond lebt als Autorin in
Wien. Zuletzt erschienen von ihr
„Habsburgs größte Liebesgeschichte”
und „Jugendjahre großer Kaiserinnen”, beide im Ueberreuter Verlag.
08 an.schläge november 2007
„In der Europäischen Union haben alle Menschen ungeachtet
ihres Geschlechts, ihrer Rasse
oder ihrer ethnischen Herkunft,
ihrer Religion oder ihrer Weltanschauung, ihrer Behinderung, ihres
Alters oder ihrer sexuellen Ausrichtung
ein Recht auf Gleichbehandlung“. Ein
wunderschöner Satz, diese Kernbotschaft des Europäischen Jahres für
Chancengleichheit für alle, das 2007
ausgerufen wurde.
Die Wirklichkeit sieht anders aus,
das weiß jede/r und viele nehmen es
schulterzuckend zur Kenntnis. Nicht so
Beatrice Achaleke, Obfrau des Vereins
„AFRA – International Center for Black
Women Perspectives“. Gemeinsam mit
der in den Niederlanden angesiedelten
Organisation „Tiye International“ organisierte die seit Jahren in Österreich le-
bende Kamerunerin den ersten europäischen schwarzen Frauenkongress, der
vom 27.-29. September in Wien stattfand.
Mehr als achtzig Frauen aus 16 Ländern in Europa folgten dem Aufruf. Viele
weitere, die gerne gekommen wären,
konnten aus finanziellen und Platzgründen nicht teilnehmen oder verzichteten, weil sie fürchteten, sich in Englisch, der offiziellen Konferenzsprache,
nicht ausreichend verständlich machen
zu können. Die Teilnehmerinnen kamen
aus allen Ecken Europas, von Irland bis
Griechenland, von Estland bis Italien,
mit beeindruckenden Lebensläufen, wie
beispielsweise Yvette Jarvis aus Brooklyn, die vor Jahrzehnten einen griechischen Mann heiratete und heute für die
sozialdemokratische PASOK Abgeordnete im Athener Stadtrat ist.
Das politische Österreich erschien
ebenfalls. ÖVP, SPÖ und die Grünen waren hochrangig vertreten, wenn sie
auch nur mit sehr allgemein gehaltenen Statements aufwarten konnten. Bei
unkundigen Zuhörerinnen konnte da
sogar der falsche Eindruck entstehen,
dass Österreich ein wahres Paradies für
schwarze Frauen sei, was bei anderen
Teilnehmerinnen ungläubiges Kopfschütteln auslöste.
Exotisierung. Allerdings ist es sicherlich
nicht ausschließlich Schuld der Politik,
dass so wenig über die Situation von
Menschen afrikanischer Herkunft bekannt ist, obwohl sie seit Jahrhunderten
in europäischen Ländern, auch in Österreich, leben. Die Geschichte des afrikanischen Hofbediensteten Angelo Soliman, der zu Zeiten Mozarts im Haus-
schwarze.frauenkongress
Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Das
schwarze Kind muss sich gestern wie
heute üblicherweise in regelmäßigen
Abständen vor wildfremden Leuten für
seine Präsenz in der Gesellschaft rechtfertigen. Wie ein Partygast, von dem
vermutet wird, dass er keine Einladung
hat. „Wo kommen Sie her?” – mit dieser
Frage muss jeder Mensch afrikanischer
Herkunft jederzeit rechnen. Doch es ist
eine rhetorische Frage, denn die Fragenden kennen die Antwort bereits, die die
Gefragten an einen möglichst weit entfernten Ort platziert. Die Vorstellung,
dass dieser Mensch Jugend und Kindheit möglicherweise im gleichen Stadtviertel verbracht hat, erscheint vielen
abwegig. Nur so ist es zu erklären, dass
man als Mensch afrikanischer Herkunft
permanent auf Englisch angesprochen
wird, obwohl man die Landessprache
perfekt spricht. Und dass man in seiner
europäischen Heimatstadt auch fast
nie nach dem Weg gefragt wird.
So bleibt schwarzen Menschen oft
nichts anderes übrig, als dem vorgefassten Bild zu entsprechen. Der in Polen
Das Trauma des Alltagsrassismus. Die Narben, die die Diskriminierung auf der
Seele hinterlässt, sind nicht nur
schmerzhaft, sondern traumatisch. Der
Alltagsrassismus schafft oft Situationen, auf die man als schwarzer Mensch
nicht adäquat reagieren kann. Nicht nur
Tage, sondern oft Monate und Jahre
nach Beleidigungen und Diskriminierungen spielen schwarze Menschen
diese Situationen noch häufig im Kopf
durch und fragen sich, ob mit anderer
Reaktion dieselben Ereignisse zu einem
anderen Ergebnis hätten führen können. Die eigene Reaktion auf solche Erlebnisse wird immer als unbefriedigend
empfunden (Hätte ich doch, wäre ich
doch …). Die Umwelt wertet das Geschehene oft ab, weigert sich standhaft,
den Rassismus zur Kenntnis zu nehmen
Nicht nur Tage, sondern und kann außer Platitüden wie „Hör’
doch weg“ oder „Sei nicht so empfindoft Monate und Jahre lich“ nichts an Konfliktbewältigung bienach Beleidigungen und ten. So fühlen sich viele schwarze MenDiskriminierungen spielen schen mit ihrem Schicksal alleingelasschwarze Menschen diese sen, immer in Angst vor der nächsten
Situationen noch häufig Grenzüberschreitung. Diese Verhaltensim Kopf durch und fragen weise ähnelt Menschen, die ein psychosich, ob mit anderer Reak- logisches Schockerlebnis verarbeiten
tion dieselben Ereignisse müssen. Als die Psychologin Grada Kizu einem anderen Ergeb- lomba beim Kongress darüber spricht,
nis hätten führen können. wie sich das Trauma des Alltagsrassismus in seinen Formen manifestiert, brechen die Teilnehmerinnen geschlossen
geborene und in Österreich aufgewach- in Tränen aus, weil sie das aussprechen
und benennen kann, wofür andere keisene George Bridgetower, der Beethone Worte finden.
vens Kreutzer Sonate im Augarten urViele schwarze Frauen kennen aus
aufführte, gab sich oft als „abessiniihrem Freundes- oder Bekanntenkreis
scher Prinz“ aus, wahrscheinlich um
Fälle von schweren psychischen Störundem Klischee zu entsprechen.
gen oder Selbstmorden. May Ayim, MitUnverhohlenes Anstarren oder Distanzüberschreitungen sind ein anderer begründerin der ISD, stürzte sich, eigentlich nach einem Aufenthalt in der
Teil des Schwarzseins in Europa. Auch
geschlossenen Psychiatrie als geheilt
im 21. Jahrhundert ist es keine ungewöhnliche Erfahrung für schwarze Kin- entlassen, knapp 36-jährig von einem
der, von fremden Leuten an den Haaren Berliner Hochhaus.
Daher ist auch die Bereitstellung
gefasst zu werden.
ausreichender finanzieller und struktuDer übergroßen Sichtbarkeit steht
reller Mittel für Arbeit über die psychodie Unsichtbarkeit im öffentlichen Lesozialen Auswirkungen des von Rassisben gegenüber. Dort, wo sich europäimus betroffenen schwarzen Frauen und
sche Gesellschaften abbilden, sind
Kindern ein zentraler Punkt der Deklaraschwarze Menschen fast nicht vorhanden. So findet sich auch mehr als zwan- tion, die am 29. September 2007, verabzig Jahre nach der Gründung der Initia- schiedet wurde. Zudem forderte der
Kongress unter anderem verstärkte Antive schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) in der Broschüre „Fakten über strengungen, um alle Formen der Diskriminierung zu eliminieren und verDeutschland“ nicht der kleinste Hinpflichtende Antirassimus-Trainings für
weis darauf, dass es in Deutschland eiPersonal im öffentlichen Dienst.
❚
ne schwarze Minderheit gibt.
L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r
halt des Fürsten Liechtenstein arbeitete, ist vielleicht das bekannteste
schwarze Schicksal Österreichs. Doch
auch vor zweihundert Jahren war er keinesfalls der einzige Afrikaner in Wien,
sondern einer von mindestens drei Dutzend Personen, deren Existenz in Wien
dokumentarisch überliefert ist.
Solimans Tochter Josephine, verheiratete Baronin von Feuchtersleben, hätte sich beim schwarzen Kongress sicherlich wohl gefühlt. Denn auch sie
musste kämpfen, als nach dem Tode ihres Vaters verfügt wurde (von wem ist
bis heute nicht hinreichend bekannt),
dass dieser, seiner Haut beraubt, auszustopfen und im Museum zur Schau zu
stellen sei – gegen ihren Willen. Sie
wandte sich an die Polizeihofstelle, die
zuständige Landesregierung und auch
an den Fürsterzbischof. Dessen Konsistorium intervenierte sogar in ihrem Sinne. Doch am Ende siegte der Rassismus,
eine Erfahrung, die schwarzen Frauen
auch heute nicht erspart bleibt.
Wir sind keine Opfer, sondern Überlebende, hörte man mehrmals während
des Kongresses. Denn auch nach jahrhundertelanger Präsenz in Europa werden Menschen afrikanischen Ursprungs, auch wenn sie ihr gesamtes
Leben in Europa verbracht haben, von
der Gesellschaft immer noch zu Fremden gemacht (=exotisiert) und mit Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung
konfrontiert.
Selbst Jahrhunderte nach Alexandre Dumas, auch in Österreich nach wie
vor der meistgelesene französische
Schriftsteller, kollidiert schwarz sein
und europäisch sein noch immer mit einer von der Politik geschaffenen Vorstellungswelt der ausschließlich
weißen Gesellschaft. Viele schwarze
Kinder fallen aus allen Wolken, wenn sie
erfahren, dass der Schöpfer der drei
Musketiere und des Grafen von Monte
Christo der Enkel einer afrikanischen
versklavten Frau war, denn dies wird in
der Schule meist nicht gelehrt.
Links:
www.tiye-international.org
www.blackwomencenter.org
november 2007 an.schläge 09
asylgrundhomosexualität
Fi l m s t i l l s a u s „ Fr e m d e H a u t “ v o n A n g e l i n a M a c c a r o n e m i t J a s m i n Ta b a t a b a i u n d A n n e k e K i m S a r n a u , Fo t o s : © M M M Fi l m G m b H
Yasmin K.
Einer lesbischen Iranerin droht die Todesstrafe. Ihr Asylantrag in Deutschland wurde trotzdem abgelehnt.
Von Lea Susemichel
* Name geändert
10 an.schläge november 2007
„Bei uns im Iran gibt es keine
Homosexuellen. Dieses Phänomen existiert nicht. Ich weiß
nicht, wer Ihnen erzählt hat, es
gäbe so etwas bei uns.“ Das
sagt der iranische Präsident Mahmoud
Ahmadinejad bei seinem Vortrag an der
Columbia-Universität am Rande der
UN-Vollversammlung Ende September
in New York. „Wer bin ich? Wer bin ich,
wenn wir keine Homosexuellen im Iran
haben?“, entgegnet ihm der Leiter der
„Iranian Queer Organization“ Arsham
Parsi am nächsten Tag aufgebracht in
der New York Sun. Parsi musste 2005
wegen seiner Homosexualität in die
USA flüchten.
Auch Yasmin K.* hat den Iran vor
knapp zwei Jahren verlassen, weil sie
lesbisch ist.
Die heute 31-Jährige wurde im Oktober 2005 in Teheran auf einem Fest
ihrer Freundin gemeinsam mit den anderen Gästen von der islamischen „Sittenpolizei“, dem so genannten „Revolutionskomitee“, verhaftet. Dank des Einflusses ihres Vaters kam sie frei und
konnte über die Türkei nach Deutschland fliehen. Doch trotz dieser Hilfe erhält Yasmin K. von ihren Eltern sonst
keine Rückendeckung. Wie etwa achtzig
Prozent der iranischen Bevölkerung verurteilen auch sie Homosexualität bzw.
halten sie für eine Krankheit. Als die
Tochter sich zum ersten Mal in ein
Mädchen verliebt, verabreicht ihr die
Mutter Medikamente.
2006 wird Yasmin von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilt, in ihrer Abwesenheit, sie lebt zu diesem
Zeitpunkt bereits in Berlin. Doch dort
wird ihr Antrag auf Asyl abgewiesen,
das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge hält den Antrag für „offen-
sichtlich unbegründet“ und ordnet die
Abschiebung an.
Islamisches Recht. Die 1979 im Iran von
Ayatollah Khomeini wieder eingeführte
Scharia sieht für lesbische Beziehungen
eine so genannte „hadd-Strafe“ vor. Im
Unterschied zu „qisas“- und „ta’zir“-Delikten sind die Sanktionen für hadd-Vergehen direkt durch den Koran festgelegt, denn sie verletzen unmittelbar die
„Rechte Gottes“. Während Schwulen abhängig von der ihnen zur Last gelegten
Handlung bereits beim ersten Schuldspruch die Todesstrafe drohen kann,
können sexuelle Beziehungen zwischen
Frauen bei den ersten Vergehen auch
„mit hundert Peitschenhieben“ gesühnt
werden.
Alleine in diesem Jahr wurden im
Iran bis Anfang Oktober schon mehr als
210 Menschen hingerichtet, wird ge-
homosexualitätasylgrund
schätzt, darunter zwei Minderjährige.
Iran ist laut amnesty international eines der ganz wenigen Länder weltweit,
das sich nicht an das „Übereinkommen
über die Rechte des Kindes“ hält und
das Verbot der Todesstrafe gegen Minderjährige ignoriert – auch wegen Homosexualität wurden zuletzt 2005 zwei
14-jährige Jungen erhängt. Wie viele
Menschen heuer wegen ihres Schwuloder Lesbischseins ermordet wurden,
lässt sich nur schwer ermitteln, denn
die Regierung weigert sich häufig, die
genauen Gründe für die Verhaftungen
anzugeben, erklärt ein Sprecher der International Gay and Lesbian Human
Rights Commission.
teil gleichkommt, ist fahrlässig. Denn
die drohende Gefahr einer nichtstaatlichen Verfolgung durch ‚selbsternannte
religiöse Sittenwächter‘ besteht auch
für Familienangehörige.“ Babas Partei
ist in der Berliner Landesregierung vertreten und es wäre, wie sie selbst sagt,
nicht das erste Mal, dass sich Die Linke
gegenüber ihrem Koalitionspartner SPD
mit ihren flüchtlingspolitischen Forderungen nicht durchsetzen kann.
Deutsches Recht. Das deutsche Asylgesetz
wurde bereits 1993 durch eine Änderung des Grundgesetzes entscheidend
verschärft. Der durch die Erfahrung des
Nationalsozialismus bewusst weit definierte Artikel 16a „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ wurde durch die Ein„Lesben müssen in der Re- schränkung, dass Personen aus so gegel eine ‚irreversible Ver- nannten „verfolgungsfreien Herkunftsanlagung’ nachweisen“, ländern“ wie auch jene, die über
Stellt der Gutachter oder „sichere Drittstaaten“ in die Bundesredie Gutachterin fest, dass publik eingereist sind, kein Recht auf
ein ‚Ausweichen auf eine Asyl haben, vollkommen ausgehöhlt.
heterosexuelle Lebenswei- Seit 2006 existiert eine gesetzliche Bleiberechtsregelung für langjährig Gedulse‘ möglich ist, besteht dete, die im Juni dieses Jahres mit dem „
kaum noch eine Chance Gesetz zur Umsetzung aufenthaltsauf Asyl.“
und asylrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union“ noch erweitert wurde. Allerdings kritisiert bspw. der Verein
„Pro Asyl“, dass dieses Bleiberecht durch
„Unglaubwürdig“. Das Urteil gegen Yaszahlreiche Ausschlussgründe letztlich
min K. liegt ihrer Anwältin Eva Lindenmaier vor und lautet auf Tod durch Stei- wieder ausgehebelt würde, sowie auch
weitere Verschärfungen im Ausländernigung. Doch auch ihrer Klage auf Gewährung von Asyl beim Berliner Verwal- und Einbürgerungsrecht, die unter dem
tungsgericht wurde nicht stattgegeben. Deckmantel der Umsetzung von EURichtlinien dabei vorgenommen würIm Unterschied zum Bundesamt für
den. Evrim Baba sieht daher „das eiAsyl glaubte man ihr dort aber zumingentliche Problem“ in einer „rassistidest, dass sie lesbisch ist, die vorgelegten Dokumente hält man jedoch für ge- schen Asylgesetzgebung, die gezielt
vom Bundesamt für Flüchtlinge und
fälscht. Auch die Angaben über VerfolMigration zur Flüchtlingsabwehr und
gung und Flucht werden als unglaubwürdig eingeschätzt, sagt ein Gerichts- nicht als Möglichkeit zur Schutzgewährung genutzt wird.“
sprecher nach der Verhandlung am 19.
Auch Lesben und Schwule, die in
September.
Bereits das Bundesamt begründete ihrem Herkunftsland verfolgt werden,
seine Ablehnung mit einer Aussage von besitzen in der Bundesrepublik nicht
Yasmins Mutter, die bei einer Befragung selbstverständlich ein Bleiberecht. „Sie
müssen in der Regel eine ‚irreversible
durch Beamte des Auswärtigen Amtes
die Homosexualität ihrer Tochter abge- Veranlagung’ nachweisen“, kritisiert Baba. „Im Asylverfahren werden oft gerade
stritten hatte. Eine Entscheidung, die
Evrim Baba, Frauenpolitische Sprecherin Lesben diesbezüglich diskriminiert,
wenn sie sich auf ihre lesbischen Neider Linkspartei, auf einer Kundgebung
gungen hin untersuchen lassen müsfür Yasmin als absurd verurteilt: „Die
sen. Stellt der Gutachter oder die GutAussage der Mutter im Iran unabhänachterin fest, dass ein ‚Ausweichen auf
gig von dem Fakt zu betrachten, dass
eine heterosexuelle Lebensweise‘ mögdas Outing der Tochter einem Todesur-
lich ist, besteht kaum noch eine Chance
auf Asyl.“
Auch Renate Rampf vom Lesbenund Schwulenverband Deutschland (LSVD) empört diese Diskriminierung,
denn einer vergleichbaren Anforderung
wären Heterosexuelle niemals ausgesetzt. Ebenso wie auch der Umstand,
dass die Behörden argumentieren, im
Iran stehe schließlich nur die homosexuelle Handlung unter Strafe und nicht
die Neigung selbst.
„Vergesst eben einfach euren
Wunsch nach Liebe und Sexualität“
hieße das im Klartext.
Unterstützung. K.s Anwältin Lindenmaier
hat versichert, alle Rechtsmittel ausschöpfen zu wollen. Nach der Ablehnung des Asylantrags durch das Verwaltungsgericht kann nun ein Antrag auf
Zulassung der Berufung gestellt werden. Danach bliebe Yasmin K. nur noch
die Härtefallkommission. Die Demonstration, an der in Berlin etwa fünfzig
Personen teilnahmen, richtete sich deshalb auch direkt an den Berliner Innensenator Erhart Körting, der ein Urteil
der Härtefallkommission gegebenenfalls bestätigen müsste. Interne BeobachterInnen sind hinsichtlich Körtings
Entscheidung optimistisch, wozu vermutlich auch die prominente Unterstützung beigetragen haben wird. So
hat sich beispielsweise die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, die Hauptdarstellerin des Film „Fremde Haut“, der eine
ganz ähnliche Geschichte erzählt, für
die Iranerin eingesetzt.„Lesbische Beziehungen sind absolutes Tabu im Iran.
Menschen bringen sich lieber um, als
auch nur darüber zu sprechen. Ihre Abschiebung wäre ein Skandal“, sagt Tabatabai der Berliner „B.Z“. Immer wieder
darauf hinzuweisen, „dass es ein Skandal ist, dass Lesben und Schwule in Länder wie Saudi-Arabien und Iran abgeschoben werden“, betrachtet auch Renate Rampf als zentrale Aufgabe. Zumindest im Fall Yasmin K. hat der LSVD
damit auch Gehör gefunden. „Wir sind
ganz beglückt über die große Solidarität, die Yasmin erfahren hat. Und wir
haben gesehen: Niemand, kein Innensenator, weder hier in Berlin noch anderswo, kann mal eben eine lesbische Frau
oder einen schwulen Mann abschieben
– die Zivilgesellschaft passt da ordentlich auf.“
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november 2007 an.schläge 11
internationalan.riss
eu
Täterinnen häuslicher Gewalt
Eine internationale Tagung beschäftigt sich am 23. November in Berlin
mit der bisher in der Öffentlichkeit so gut wie nie diskutierten Frage von
Gewalt in lesbischen Beziehungen. Zentraler Ausgangspunkt ist das EUProjekt „Arbeit mit lesbischen Täterinnen häuslicher Gewalt“, in dem gewalttätige lesbische Beziehungen untersucht, Konzepte und Strategien
zur psychosozialen Versorgung der Täterinnen und Opfer entwickelt
werden. Studienleiterin ist die Soziologin Constance Ohms, als Träger
des Projekts fungiert der Verein Broken Rainbow e.V. Im Vordergrund
steht die Arbeit mit Lesben, die bereits handgreiflich gegen ihre Partnerinnen geworden sind.
Frauen, die zuschlagen, passen nicht ins allgemeine Bild, das unsere
Gesellschaft von Frauen und Müttern hat. Der lesbischen Community
fehlt es nicht selten an der nötigen Konsequenz, sich diesem Tabu zu
stellen. Gewalttaten bzw. Täterinnen werden bagatellisiert: „Die Formulierung, ‚sie haben sich an die Köpfe gekriegt‘, unterstellt gleichwohl,
dass beide Frauen schuldig sind“, nennt Annette Sandberg von Broken
Rainbow ein Beispiel aus der laufenden Studie. Ziel des Projekts ist es,
den Teufelskreis zu durchbrechen, sich den Täterinnen entgegen zu stellen und Hilfe anzubieten. besu
saudi-arabien
Alle Infos zur Tagung Täterinnen Häuslicher Gewalt unter www.broken-rainbow.de
Ende des Frauenfahrverbots?
pakistan
Die islamische Republik Pakistan feiert in diesem Jahr ihr sechzigjähriges Bestehen und die Befreiung aus britischer Fremdherrschaft. Zu den
ersten Frauenorganisationen in Pakistan zählen die 1941 gegründete
Muslim Women Students Federation und die Women National Guards
(1942). „Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass feministische Forderungen
öffentlich diskutiert wurden“, schreibt die Philosophin und Fotografin
Rashida Raza im Vorfeld ihrer Vernissage im ega, wo ihre Arbeiten erstmals in Österreich zu sehen sind.
Ebenso alt wie das unabhängige Pakistan ist der „War Council“. Die
lange im Untergrund aktive Frauenrechtsgruppe kämpfte mit Hilfe eines eigenen Radiosenders gegen Polygamie, für Freiheit und Bildung.
Wie sich die politische Elite zu radikalisieren begann (1979/1980),
erzählt der 2003 gedrehte Film von Sabiha Sumar „Khamosh Pani“ (Stille
Wasser). Darin stellt die Regisseurin politische Fakten in den Vordergrund, wie z. B. die Unterdrückung einer sich konstituierenden Zivilgesellschaft. „Das Geld für die IslamistInnen kam aus der Feudal-Elite, erst
später verstärkt aus dem Ausland, und zwar vor allem aus den USA!“,
sagt die Filmemacherin der Berliner Zeitung.
Die Frauen im heutigen Pakistan sehen sich mit einem Gewohnheitsrecht konfrontiert, das sie diskriminiert und das oftmals über geltende nationale oder internationale Rechtssysteme gestellt wird. Die
Stämme der Pashtunen führen ein traditionsbewusstes Leben, ihr Gesetz ist die Sharia. Sie bedienen sich z. B. der Zwangsverheiratung von
Mädchen, um Stammesfehden zu schlichten. Davon erzählt der Film der
Journalistin Samar Minallah „Swara – A Bridge Over Troubled Water“,
dessen Vorführung von der Österreichisch-Pakistanischen Gesellschaft
gemeinsam mit den SPÖ-Frauen organisiert wurde. besu
http://diestandard.at, www.jungle-world.com
www.austria-pakistan.org, www.ega.at, www.berlinonline.de/berlinerzeitung/archiv
Fo t o : C h r i s t i n e S c h r ö d e r / S ü d w i n d
Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem es Frauen untersagt
ist, selbst ein Auto zu lenken. Dabei handelt es sich zwar nicht um ein
offizielles Gesetz, geistliche Oberhäupter berufen sich jedoch auf eine
strenge Auslegung des Korans, wonach es Frauen nicht erlaubt ist, sich
ohne einen mit ihnen verwandten männlichen Begleiter in der Öffentlichkeit zu bewegen. Denn unter bestimmten Umständen – zum Beispiel im Falle einer Autopanne – würde die Fahrerin mit einem fremden
Mann zu tun haben.
Im November 1990 fand die erste von Frauen organisierte Protestaktion gegen dieses Fahrverbot statt. Etwa fünfzig Frauen fuhren mit mehreren Autos durch die Hauptstadt Riad, wurden aber bald von der Polizei
angehalten und die Aktion wurde sanktioniert. Nun zeigt sich endlich erneut Widerstand: Eine Gruppe saudi-arabischer Aktivistinnen forderte
zum diesjährigen Nationalfeiertag am 23. September in einer Petition an
König Abdullah das Recht, Auto zu fahren. Das Ansuchen hatten über
1.000 Menschen unterzeichnet. „Unsere Omas durften schließlich auch
Kamel reiten. Wenn wir etwas für unsere Rechte tun wollen, müssen wir
uns zuallererst frei bewegen können“, so die saudi-arabische Feministin
Wajeha Al-Huwaider, eine der Initiatorinnen der Petition. Die Journalistin
und Poetin sieht das Fahrverbot weniger religiös denn sozial begründet:
Die streng gläubigen früheren Beduinen, die inzwischen vermehrt in
Städten leben und Frauen dort durch derartige Maßnahmen kontrollieren wollen, bilden nun die Religionspolizei und religiöse Gerichte.
In Zukunft soll sich noch viel mehr verändern – die auf so vielfältige Weise existierende Diskriminierung von Frauen, etwa die strikte Geschlechtertrennung und die landesübliche Heiratspraxis, soll endlich
abgeschafft, Politik von Religion getrennt werden, so Al-Huwaider. Sie
erwartet sich jetzt Zugeständnisse von König Abdullah und ist optimistisch: „Die Leute haben begonnen, über Menschen- und Frauenrechte
zu diskutieren. Unser ultimatives Ziel ist es, unser Leben zurück zu
gewinnen.“ nr
12 an.schläge november 2007
Sechzig Jahre islamische Republik
an.rissinternational
tschetschenien
Islamismus auf dem Vormarsch
Ramsan Kadyrow, der tschetschenische Präsident von Russlands Gnaden, hat das Tragen des islamischen Kopftuchs für alle Beamtinnen angeordnet. Auch wenn er in seinem Amt nichts zu befürchten hat, sind
Spannungen mit Moskau nicht auszuschließen. Dass es sich bei dem
neuen Gesetz um mehr als nur ein Bekenntnis zum Islam handelt, wird
an seiner frauenfeindlichen Haltung deutlich, die er auch öffentlich
kundtut. So beschuldigte er kürzlich pauschal alle Tschetscheninnen
„die Ursache sämtlicher Verbrechen“ in der russischen Teilrepublik zu
sein, da sie Männer dazu einlüden, Sex mit ihnen zu haben (sic!).
Im August hat Kadyrow in Gudermes einen Kongress mit dem Motto „Islam – Religion des Friedens und Schaffens“ abgehalten. Durch sein
Treffen mit den Nahost-Monarchen und die Einladung mehrerer namhafter Theologen, z. B. des syrischen Scheichs Mohammed Kaftaru, festige Kadyrow seine Position als Führer aller Muslime in Tschetschenien,
berichtet das deutschsprachige Onlinemagazin russland.RU. besu
www.russlandonline.ru, www.russland.ru
deutschland
Deutschland wieder Weltmeisterin
Zum zweiten Mal in Folge holte sich das deutsche Frauenfußball Nationalteam am 30. September den WM-Titel. Vor 31.000 ZuschauerInnen
im Hongkou Stadion (Shanghai) gingen sie im Finale gegen das Team
aus Brasilien mit 2:0 (Prinz, Laudher) vom Platz.
Unter der Führung der Nationaltrainerin Silvia Neid steigerte sich
das Team von Spiel zu Spiel. Ariane Hingst, Renate Lingor und Birgit
lesmadeleines.net
Prinz kamen ihre Erfahrungen der letzten WM zugute, sie gaben den
jüngeren Spielerinnen die nötige Sicherheit. Torfrau Nadine Angerer
geht mit ihrer Leistung in die Annalen des Fußballs ein: Sie hat während
des Turniers nicht einen einzigen Gegentreffer kassiert.
Rekordverdächtig nicht nur die spielerischen Leistungen: TV-Einschaltquoten, BesucherInnenzahlen und mediale Aufmerksamkeit waren im Vergleich zu 2003 um ein Vielfaches gestiegen. ZDF und Eurosport übertrugen alle Spiele live, wenn auch zeitversetzt zu schlechten
Sendeterminen. Trotzdem erreichte das Finale über neun Millionen ZuseherInnen in mehr als 200 Ländern. Das ZDF ließ dafür sogar die Entscheidung der deutschen Radfahr-WM in Stuttgart sausen. „Dies sind
ermutigende Nachrichten für all jene, die dem Beispiel der FIFA (Weltfußballverband) folgen und fest an die Zukunft des Frauenfußballs glauben“, bekräftigte der sich bekanntlich vehement für die Fußballerinnen
einsetzende FIFA-Präsident Joseph Blatter.
Für Furore sorgten die kampflustigen Brasilianerinnen, allen voran
die beim schwedischen Klub Umea unter Vertrag stehende Stürmerin
und zur besten Spielerin der WM gekürte Marta Vieira da Silva. Die
Canarinhas lösten in Brasilien regelrechte Begeisterungsstürme aus
und ernteten mit ihrem trickreichen und schnellen Spiel in der Fachwelt
viel Lob. „Noch vor zehn Jahren, als ich mit 15 angefangen habe, konnte
man bei uns keinen Frauenfußball im Fernsehen verfolgen, unser Sport
existierte nicht“, berichtet die brasilianische Kapitänin Aline. Der Nachwuchstrainer Alexandre brachte die neue Stimmung in der Bevölkerung
auf den Punkt:„Die Eltern, die bis vor kurzem ihren Töchtern noch das
Fußballspielen untersagt haben, bringen sie jetzt persönlich zum Training“.
Im November entscheidet die FIFA über den Austragungsort für die
nächste Frauenfußball-WM, Deutschland rechnet sich realistische
Chancen aus. Das österreichische Nationalteam konnte sich wiederholt
nicht qualifizieren, wir drücken schon jetzt die Daumen fürs nächste
Mal! besu
http://de.fifa.com/womenworldcup/index.html
„Geh plakatieren gegen Geschlechterverhältnisse!“ Die Plakatserie,
die auf der Homepage der „les madeleines“ zum druckfähigen Download bereitsteht, ist im Layout einer klassischen Wandzeitung gestaltet. „Syphilis-Arbeit“ nennt sich das Projekt, das dazu aufruft, diese
Anschläge zu drucken und zu verbreiten. Mit dem klassischen Lovestory-Blockbuster und seiner drögen, immergleichen Suche nach
„Mrs. oder Mr. Right“ – die immer noch just dort aufhört, wo die Probleme anfangen – beschäftigt sich beispielsweise die Ausgabe „Vier
Hochzeiten und ein Todesfall“. „Schänder-Trouble“ hingegen mit dem
gesellschaftlichen Diskurs über Sexualstraftäter und den wenig zielführenden Rufen nach „chemischer Kastration“ und lebenslanger
Haft. Besonders geeignet, um an Schulen plakatiert zu werden: „Bravo. Die heile Pseudowelt der Austauschbaren.“ Denn Bravo schafft
mit Beautytipps und Bildpolitik erst die Probleme, die sie auf ihren
Psychoberatungsseiten dann wieder zu lösen vorgibt: „Ich bin zu dick,
irgendwas an mir ist zu klein oder zu groß, niemand mag mich, das
erste Mal und wie man’s überlebt.“ les
november 2007 an.schläge 13
politikpolen
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Teletubbies unter Verdacht: Die nationalkatholische Abgeordnete
und Kinderbeauftrage der polnischen Regierung, Ewa Sowinska, hatte
Ende Mai diesen Jahres eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Der
Grund: Teletubby „Tinky Winky“ sei schwul. Sein Outing: Tinky Winky
besitzt eine Handtasche.
Nachdem Sowinska sogar aus den Reihen der nationalkonservativen
Regierung unter Beschuss geraten war, machte sie eine Woche später
einen Rückzieher:„Ein bedeutender Sexualwissenschaftler hat schädliche Auswirkungen der Fernsehserie auf Kinderseelen ausgeschlossen.“
Und Tinky Winky darf seine Handtasche behalten.
„Parade der Normalität“
Polen hat das schärfste Abtreibungsgesetz weit und breit und Homophobie im Regierungsprogramm. Die Polnische
Frauenpartei reagiert, indem sie sich auszieht. Von Bettina Surtmann
Psychische und physische Gewalt gegen Lesbischwule und
Transgender-Personen (LBST)
stehen in Polen auf der Tagesordnung. Die Teilnahme an
Kundgebungen gilt allgemein als gefährlich. Im Juni 2005 bezeichnete der
damalige Oberbürgermeister von Warschau und jetzige Staatspräsident Lech
Kaczynski die Parade der Gleichberechtigung (vergleichbar mit der Regenbogenparade) als „sexuell obszön“ und
sah in ihr eine „Gefahr für die öffentliche Moral“. Der Vize-Vorsitzende der
rechtspopulistischen Partei Liga Polnischer Familien (LPR),Wojciech Wierzejski,
rief im vergangen Mai zur Gewalt ge14 an.schläge november 2007
gen TeilnehmerInnen der Gleichheitsparade auf: „Wenn die Degenerierten
anfangen zu demonstrieren, sollte man
sie mit Knüppeln verprügeln!“ Das Klima, das von Diskriminierung und Einschüchterung sexueller Minderheiten
geprägt sei, würde durch derartige
Äußerungen verschlechtert, schreibt
amnesty international im Jahresbericht
2007. Die Parade endete im Chaos, Eier
und Steine wurden gegen friedliche
TeilnehmerInnen geworfen, die Polizei
musste Warnschüsse abfeuern, um die
Kontrolle zu behalten. Eine Woche später organisierte die Allpolnische Jugend, die Jugendorganisation der LPR,
eine Parade der Normalität, unter der
Schirmherrschaft von Lech Kaczynski.
2007 erklärte die neue Warschauer
Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz
Walz in einem Radiointerview, dass jedes Verbot der Gleichheitsparade gegen die Menschenrechte verstoßen
würde. Die Kundgebung marschierte
unter Polizeischutz, zwischen 4.000
und 10.000 Leute waren es und sie
wurden unterstützt von 25 linken und
liberalen Abgeordneten aus EU- und
Länder-Parlamenten, so z. B. von der
deutschen Grünen-Chefin Claudia Roth
und der schwedischen Europaministerin Cecilia Malmström.
Transgenders, Lesben und Schwulen ließen sich nicht einschüchtern und
polenpolitik
festgestellt werden oder wenn die
Schwangerschaft Folge eines Verbrechens ist. Offiziell spricht man von 150
legalen Abtreibungen pro Jahr. Die Vereinigung für Frauen und Familienplanung, ein Netzwerk von polnischen
Frauenrechtsgruppen, schätzt die illegalen Schwangerschaftsabbrüche auf
80.000 bis 200.000. Es komme durchaus vor, dass ein Arzt im Krankenhaus
eine Abtreibung verweigere, jedoch bereit sei, diese für viel Geld in seiner Praxis durchzuführen, schreibt die Kulturwissenschafterin Bozena Choluj in einem Internet-Aufruf an die Polinnen,
sich öffentlich gegen frauenfeindlichen
Bestimmungen zu wehren. „Das Verbot
der Abtreibung bedeutet eine Verletzung des Rechts der Frau auf eine bewusste Mutterschaft, es bricht mit den
Menschenrechten und europäischen
Die Frauenbewegung. Kazimiera Szczuka,
Professorin für Gender Studies am Insti- Standards“, meint Choluj. Das Menschenrechtskomitee der Vereinten Natut für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in tionen und die EU haben in den verWarschau und eine der wenigen lauten gangenen drei Jahren wiederholt die
geltenden Bestimmungen in ihren offifeministischen Stimmen im Land, defiziellen Berichten festgehalten und
niert den Beginn der polnischen Fraukritisiert.
enbewegung mit dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs. Als
schließlich 1993 das Abtreibungsverbot
„Eine Emanzipation, wie sie
eingeführt wurde, begannen sich die
in Westeuropa stattfindet,
Feministinnen zu organisieren und
scheint mir undenkbar, sowurden auch öffentlich wahrgenomlange der Konsens zwimen. Die feministische Politologin
Wanda Nowickas, ist der Ansicht, dass
schen Kirche und Geselldie Auffassung der katholischen Kirche, schaft bestehen bleibt.“
wie eine Familie auszusehen habe, mit
der Realität längst nicht mehr vereinbar
sei. Trotzdem sei sie treibende Kraft in
Die Polnische Frauenpartei. Die Anfang des
der gesellschaftlichen Wahrnehmung
Jahres gegründete Polnische Frauenparvon Frauen und Familie. „Eine Emanzitei mit Manuela Gretkowska an der
pation, wie sie in Westeuropa stattfinSpitze ist überzeugt, die Fünfprodet, scheint mir undenkbar, solange der zenthürde überwinden zu können und
Konsens zwischen Kirche und Gesellins Sejm (Parlament) einzuziehen. Im
schaft bestehen bleibt“, ist Szczuka
Wahlkampf fehlte es ihr jedoch an Geüberzeugt.
spür für feministische Correctness: Auf
einem Wahlplakat hat sie mit ihren MitDas Recht auf Abtreibung. Seit 1993 ist Ab- streiterinnen halb nackt für den Slogan
„Alles für die Zukunft … und nichts zu
treibung in Polen verboten, vier Jahre
später wurden die Bestimmungen ver- verbergen“ geworben.
Die Polnische Frauenpartei fordert
schärft. Nun fordert die LPR sogar eine
leistbare Kinderbetreuungsplätze, das
weitere Änderung der Verfassung,
Recht auf kostenfreie Verhütungsmittel
„zum Schutz des Lebens vom Moment
und Entbindung sowie eine Pensionsreseiner Entstehung an“. Schon jetzt ist
form, durch die ein Teil des Pensionsvereine Abtreibung rechtlich in nur drei
sicherungsbeitrags des Ehemanns der
Fällen erlaubt: wenn die Frau durch
Ehefrau angerechnet werden soll. Bei
Schwangerschaft oder Geburt lebensden vorgezogenen Parlamentswahlen
gefährlich bedroht ist, wenn beim Föam 21. Oktober1 entscheiden vierzig Miltus schwere unheilbare Krankheiten
vernetzten sich über die Stiftung für
Gleichberechtigung.
Die Kulturwissenschafterin Bozena
Choluj ist der Ansicht, dass „die Homophobie im Regierungsprogramm festgeschrieben ist.“ Dieses Handeln hat
System, sind die InitiatorInnen der Ausstellung „Sollen Sie uns doch sehen“,
des Collegiums Polonicum überzeugt.
Dahinter stünden nicht selten politische Vereinigungen, wie z. B. die Allpolnische Jugend, die Homosexuelle als
Gefahr für die Gesellschaft darstellten.
Der EU-Parlamentarier und Historiker Wojciech Roszkowski mutmaßte sogar in einem Zeitungsinterview, dass
„eine homosexuelle Lobby in Brüssel die
Grundfeste des sozialen Zusammenlebens in Europa erschüttert“.
lionen Polinnen und Polen über den
zukünftigen politischen Kurs. Die
rechtskonservative Politik der KaczynskiBrüder hat nach innenpolitischen Skandalen und Krisen ein vorzeitiges Ende
gefunden. Die beiden Kleinparteien der
bisherigen Minderheitsregierung, die
mal links-, mal rechtspopulistisch eingestufte Bauernpartei „Samboobrona“
und die LPR, könnten den Wiedereinzug
ins Parlament verpassen. Die liberale
Bürgerplattform, angeführt von Ronald
Tusk, gibt sich EU-freundlich und liegt
in Umfragen mit der Kaczynski-Partei
„Recht und Gerechtigkeit“ gleichauf.
Das Parteienbündnis „Linke und Demokraten“ gilt als dritte Kraft und aussichtsreichste Oppositionspartei, sie
wird von Ex-Präsident Aleksandr Kwasniewski unterstützt.
Die Europäische Union. Polen tritt international selbstbewusst und nicht immer
mit diplomatischem Fingerspitzengefühl auf. Anlass für den jüngsten Eklat
gab es, als Europarat und EU den 10. Oktober zum „Tag gegen die Todesstrafe“
erklären wollten. Die EU konnte der Initiative jedoch nicht folgen, weil Polen
sein Veto einlegte. Mit der Begründung,
es solle doch stattdessen einen „Tag zur
Verteidigung des Lebens“ geben.
Am 18. und 19. Oktober werden in
Lissabon die Staats- und Regierungschefs den EU-Reformvertrag (den Kompromiss nach der gescheiterten EU-Verfassung) beschließen – wenn nichts dazwischen kommt. Denn „die polnische
Regierung befürchtet, dass einige allgemeine Bestimmungen in der Charta zu
Fragen der Moral und der Familie juristische Folgen nach sich ziehen könnten, die im Gegensatz zur polnischen
Gesetzgebung stehen“, erklärt Robert
Szaniawski, Sprecher des Außenministeriums und meint damit die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen.
Die Entwicklungen in Polen werden
Europa noch intensive politische Auseinandersetzungen bescheren. Aber Kritik alleine ist zuwenig. „Meine größte
Sorge ist: Wenn die vernünftigen politischen Kräfte keine guten Antworten
auf die wichtigen Fragen finden, werden wir es mit einem wachsenden
chauvinistischen Populismus zu tun bekommen“, fürchtet der Historiker und
ehemalige polnische Außenminister
Stefan Meller.
❚
1 Deren Ergebnis bei Redaktionsschluss noch nicht vorlag
Links:
ai Report: www2.amnesty.de
Polnische Vereinigung für Frauen und
Familienplanung: www.federa.org.pl
Bericht über die Auswirkungen des
Abtreibungsgesetzes von Wanda Nowicka: www.federa.org.pl
Aufruf von Bozena Choluj zum Schutz
der Frauen und der Verfassung im
März 2007: http://sic.feminismus.at
Interview mit Kazimiera Szczuka:
www.Freitag.de
november 2007 an.schläge 15
themabig.brother
Fi l m s t i l l a u s Fa c e l e s s v o n M a n u L u k s c h 2 0 0 7
Die Bilder des Themas sind Filmstills
aus dem Projekt Faceless von Manu
Luksch. Ein Sciene Fiction Film, für
dessen Bilder ausschließlich öffentliche Videoüberwachungskameras
(CCTV) in London verwendet wurden.
Neben der Sichtbarmachung von
Datenspuren und ihre Einflechtung in
ein fiktives Narrativ, interessieren
Manu Luksch auch die rechtlichen
Eigenschaften solcher Bilder. Die rechtlichen Grundlagen bestimmen, wie
die Filmproduktion und das Setting
aussehen. Heraus kommt dabei eine
gesichtslose Welt, weil auf dem ausgehändigten Material die Identität
von Dritten unkenntlich gemacht wird
bzw. nur Videos angefordert werden
dürfen, in denen die AntragstellerInnen auch selbst vorkommen. Luksch
wird so zur Hauptdarstellerin.
Das Manifest der CCTV-FilmemacherInnen und weitere Infos zum Film:
www.ambienttv.net
They love your data
Die EU nennt es Sicherheit – ExpertInnen und Organisationen warnen vor Überwachungswahnsinn durch
Totalprotokollierung. Von Saskya Rudigier
Links
www.vorratsdatenspeicherung.de
www.quintessenz.at
www.argedaten.at
16 an.schläge november 2007
Die größte Demonstration für
Demokratie und Bürgerrechte
seit der Volkszählung 1987
fand am 25.9. in Berlin statt.
15.000 Menschen protestierten unter dem Motto „Freiheit statt
Angst“ gegen die umstrittene Vorratsdatenspeicherung (Data-Retention),
Onlineüberwachung und Bundestrojaner. Über fünfzig Organisationen, Initiativen und Parteien, darunter der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung,
ver.di, JournalistInnenverbände, Attac,
die Freie Ärzteschaft, die Hedonistische Internationale und der Chaos
Computer Club riefen dazu auf. Vertreten war auch ein Rosa Block, um auf
die Gefahr hinzuweisen, dass künftig
der Staat durch Analyse des Kommuni-
kationsverhaltens noch vor dem eigenen Coming-out über die sexuelle Präferenz Bescheid weiß oder gar an eine
mögliche Neuauflage der Rosa Liste1
gedacht werden könnte.
„Die Demo war ein Riesenerfolg“,
kommentiert Bettina Winsemann vom
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung,
der größten zivilgesellschaftlichen Initiative gegen die EU-Richtlinie. „15.000
Menschen und mehr für diese Themen
zu begeistern, kann man gar nicht anders beurteilen. Bedenkt man, dass sich
bei den ersten Demos 200 Leute versammelten, so zeigt diese Demo, dass
das Bewusstsein für die Bedeutung des
Datenschutzes steigt.“
Nicht überall scheint die Problematik von Data Retention das Bewusstsein
einer großen Öffentlichkeit zu erreichen. Oder liegt es daran, dass niemand
was zu verbergen hat? Der holländische
Big Brother Award 2007 in der Kategorie Personen geht jedenfalls an alle
holländischen BürgerInnen. Denn laut
Jury sind sie die größte Bedrohung für
den Datenschutz, weil sich die HolländerInnen völlig gleichgültig und desinteressiert zeigen, wenn es um ihre persönlichen Daten geht.
Vorratszwang. Unter dem sperrigen Wort
Vorratsdatenspeicherung sollen künftig
die Verbindungsdaten aller EU-BürgerInnen gespeichert werden. Das heißt,
das persönliche Kommunikationsverhalten von 460 Million Menschen wird
archiviert: wer mit wem wann und wo
big.brotherthema
Fo t o : Pa u l a B o l y o s
telefoniert, SMS oder E-Mails ausgetauscht hat. Telekommunikationsunternehmen sind verpflichtet, die Daten inklusive der temporär vergebenen dynamischen IP-Adressen2 für eine Dauer
von sechs Monaten bis zu zwei Jahren
zu speichern. Durch die Speicherung erhofft sich man sich in der EU die leichtere „Bekämpfung der organisierten Kriminalität sowie Ausforschung von Terrorverdächtigen“. Nach dieser EU-Vorgabe sollte die Richtlinie von den
Mitgliedsstaaten zumindest für die
Speicherung von Festnetz- und MobilTelefonie-Verkehrsdaten bis zum 15.9.
2007 erfolgen. Für Internetdaten steht
die Anpassung des österreichischen Telekommunikationsgesetzes (TKG 2003)
bis spätestens März 2009 bevor.
Verschoben. Nicht nur hierzulande verzögert sich die Umsetzung der verpflichtenden EU-Richtlinie. „Auf den Herbst
verschoben“, „voraussichtlich Oktober“
lauten die Antworten auf die Frage,
wann die nächsten parlamentarischen
Sitzungen über die Causa stattfinden.
In Deutschland erfolgt die Umsetzung
aller Wahrscheinlichkeit nach Anfang
2008.
Schuld an dieser Verzögerung haben sicher auch die neunzig, teilweise
sehr kritischen Stellungnahmen, die im
Rahmen des Begutachtungsverfahrens
Ende Mai 2007 im Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie
(BMVIT) eingegangen sind. Kritik am
österreichischen Regierungsentwurf
und Beanstandungen an der EU-Richtlinie selbst kamen unter anderem von
Organisationen wie ARGE Daten, dem
Verein q/uintessenz3, der AK und der
Wirtschaftskammer Österreich.
Stellungnahmen von JournalistInnen-, ÄrztInnen- oder AnwältInnenorganisationen, die von der pauschalen
Speicherung besonders betroffen sind,
fehlen allerdings. „Der Österreichische
Journalisten Club [ÖJC], (...) wurde vom
zuständigen Bundesministerium für
Verkehr, Innovationen und Technologie
zu keiner Stellungnahme im Begutachtungsverfahren eingeladen“, erklärte
ÖJC-Präsident Fred Turnheim ORF.at.
„Das zeigt deutlich, wie abschätzig hier
mit der Pressefreiheit und mit der unabhängigen Berichterstattung durch
Journalisten in Österreich umgegangen
wird. Hier wird von Staats wegen die
kritische Recherche kriminalisiert und
dadurch unterbunden“, so Turnheim.
Verdächtig. Als tiefen Eingriff in die Grundrechte der BürgerInnen und Verstoß gegen Artikel 8 der Konvention zum Schutz
der Menschenrechte und Grundfreiheiten lehnen fast alle Organisationen diesen Entwurf ab. Durch die pauschale
und verdachtsunabhängige Speicherung
wird das Recht auf informelle Selbstbestimmung grob verletzt. Auch die Strafrechtsexpertin Susanne Reindl-Krauskopf warnt: „Bislang war der Grundrechtseingriff die Ausnahme. Mit der
massenhaften Speicherung der Kommunikationsdaten ohne Verdacht wird
er zur Regel.“
Bislang war der Grundrechtseingriff die Ausnahme. Mit der massenhaften
Speicherung der Kommunikationsdaten ohne Verdacht wird er zur Regel.
Wie der AK Vorratsdatenspeicherung sehen viele DatenschützerInnen
die Gefahr, dass mit „Hilfe der über die
gesamte Bevölkerung gespeicherten Daten Bewegungsprofile erstellt, geschäftliche Kontakte rekonstruiert und Freundschaftsbeziehungen identifiziert werden. Auch Rückschlüsse auf den Inhalt
der Kommunikation, auf persönliche Interessen und die Lebenssituation der
Kommunizierenden“ werden möglich.
Ebenso schwerwiegende Bedenken
lösen die fehlenden und unzureichenden Regelungen im Entwurf vom BMVIT
aus. Wer die anfallenden, enormen Anpassungskosten tragen soll (im Endeffekt die Telekom-KonsumentInnnen
bzw. SteuerzahlerInnen), wie der Datenmissbrauch verhindert wird und nicht
zuletzt Unklarheiten, wer wann und unter welchen Umständen und für wie
lange das Recht bekomme, auf die Daten zuzugreifen. Derzeit sieht diese Regelung z. B. so aus, dass „der Zugang besonders ermächtigten Personen vorbehalten ist“. Damit sind u. a. Drittstaaten
und Nachrichtendienste nicht ausdrücklich vom Datenzugriff ausgeschlossen. Auch die explizite Notwendigkeit einer richterlichen Anordnung
um ErmittlerInnen den Zugriff auf die
Daten zu erlauben, existiert in der Frühjahrsversion des BMVIT-Entwurfs nicht.
Vorwurf. Da die Mitgliedsländer selbst
bestimmen können, ab welchem Strafausmaß Datenabfragen zulässig sind,
will Österreich diese künftig bereits bei
Delikten mit mehr als einem Jahr Gefängnisstrafe nutzen. Mittels Data-Retention könnten dann u. a. Verstöße wie
Beihilfe zum Selbstmord oder Schwere
Sachbeschädigung entsprechend ausgeforscht werden. Delikte also, die weder unter Terrorbekämpfung fallen noch
der organisierten Kriminalität zuzuordnen sind. Der Verdacht eines Verbrechens, auf das ein Strafrahmen von
mindestens zehn Jahren steht, ist hingegen für die von ÖVP und SPÖ im
Schnellverfahren beschlossene Onlinedurchsuchung mittels „Trojanern“ Voraussetzung. Ab Herbst 2008 soll sie bereits zum Einsatz kommen können,
freut sich Innenminister Platter.
Clevere Großkriminelle hingegen
werden auch weiterhin vielfältige Möglichkeiten nutzen, um den Fahndern zu
entgehen. „Man kann dem organisierten Verbrechen viel vorwerfen, nur keinen Geldmangel“. Adrian Dabrowski
von q/uintessenz zeigte sich anlässlich
einer Diskussion im Republikanischen
Club skeptisch, was den Nutzen der
neuen Möglichkeiten betrifft. Der Wert
gespeicherter Informationen würde
sich z. B. durch das Routen von Anrufen
durch Nicht-EU-Länder ebenso reduzieren, wie durch den Gebrauch und regelmäßigen Wechsel anonymer SIM-Karten oder Telefonzellen. „Die Daten sind
nicht unfälschbar und nicht unmanipulierbar“ benennt Dabrowski weitere
Probleme im Hinblick auf die Vorratsdatenspeicherung.
Auf noch eine andere Gefahr weist
ARGE Daten hin. „Wer politische Mechanismen kennt, weiß, dass dann erst
recht Begehrlichkeiten nach immer
neuen Grundrechtseingriffen geweckt
werden. Das Argument wird dann lauten: Die Vorratsdatenspeicherung war
prinzipiell schon richtig, aber nicht ausreichend. Nächster Schritt wäre dann
natürlich eine Ausweitung auf eine
präventive Überwachung inhaltlicher
Nachrichten“. Werden wir erst dann „Es
geht niemanden was an, dass ich nix zu
verbergen habe“ rufen?
❚
1 Rosa Liste bezeichnet die Sammlung
von Daten über tatsächliche oder vermeintliche Homosexuelle. Von Strafverfolgungsbehörden in Deutschland
wurden ab dem 19. Jahrhundert Listen von männlichen Homosexuellen
geführt, um Straftaten gegen § 175
(wurde 1969 aufgehoben) leichter
ahnden zu können. Der Datenschutzbeauftragte für Nordrhein-Westfalen
bestätigte 1980, dass „eine generelle
Bereinigung dieser Altakten nicht
stattgefunden” hat – „wegen des Umfangs des zu überprüfenden Aktenbestands“.
Die europäische Polizeibehörde Europol darf Informationen über die sexuelle Orientierung von Personen speichern.
2 Eine IP-Adresse (Internet-ProtocolAdresse) dient zur eindeutigen Adressierung von Rechnern und anderen
Geräten in einem IP-Netzwerk.
3 Verein zur Wiederherstellung der
Bürgerrechte im Informationszeitalter
november 2007 an.schläge 17
themabig.brother
Fi l m s t i l l a u s Fa c e l e s s v o n M a n u L u k s c h 2 0 0 7
In den 80ern noch Science Fiction
Andrea ‚Princess’ Wardzichowski ist „Haeckse“ des Chaos Computer Club und hält DDR-Vergleiche in den
Diskussionen um Online-Durchsuchungen gar nicht für übertrieben. Ein Interview von Lea Susemichel
1 Auf www.haecksen.org ist eine kleine Übersicht über Gründung und
Selbstverständnis veröffentlicht.
2 Der niederländischen Bürgerinitiative "Wij vertrouwen stemcomputers
niet" (Wir vertrauen Wahlcomputern
nicht) ist vor den Parlamentswahlen
im November 2006 gelungen, einen
Wahlcomputer des Typs Nedap ES3B
zu hacken und damit zu zeigen, dass
dieser bei entsprechender Manipulation bei der Auszählung der Stimmen
das Wahlergebnis verfälschen kann.
18 an.schläge november 2007
an.schläge: Der „Chaos Computer
Club (CCC)“ wurde 1981 am Tisch
der Kommune 1 in den Redaktionsräumen der taz in Berlin gegründet. Wie lange gibt es die „Haecksen“, die Frauenorganisation des CCC,
schon?
Andrea ‚Princess’ Wardzichowski:
Die Haecksen gibt es seit 19881. Die Haecksen sind ein überregionaler und dadurch sehr virtueller Chaostreff, denn
wir sehen uns nur sehr selten und kommunizieren hauptsächlich per Mail. Ich
selbst bin seit ca. zwei Jahren auch bei
den Haecksen aktiv, dem Chaos Computer Club aber schon sehr lange inhaltlich verbunden.
Der CCC setzt sich für Informationsfreiheit und ein „Menschenrecht auf
Kommunikation“ ein und gleichzeitig gegen Überwachung und für Privatsphäre.
Ihr verfasst regelmäßig Pressemitteilungen, in denen ihr euch bspw. gegen die
Weitergabe von Flugpassagierdaten oder
gegen die Einführung biometrische Pässe
aussprecht. Greift ihr auch zu „hactivistischen“ Aktionsformen, um gegen solche
Entwicklungen zu protestieren?
Es ist in der Tat sehr schwierig, mit
unseren Bedenken zu den „NormalbürgerInnen“ durchzudringen. Hier erreicht
man auch weniger mit zerstörerischen
Aktionen als mit herkömmlichen Mitteln wie Demonstrationen oder eben
ganz solider Pressearbeit. Natürlich sind
spektakuläre Hacks auch öffentlichkeitswirksam, aber ich hatte persönlich
nicht das Gefühl, dass z. B.die Studie
über die Unsicherheit der Nedap-Wahlmaschinen2 jemanden erreicht hat, obwohl hier definitiv ein Hack stattfand.
Müssen wirklich erst massenweise
persönliche Daten verloren gehen oder
in falsche Hände gelangen, ehe sich die
Leute anfangen zu wehren?
„Ich habe manchmal den Eindruck,
wir werden ähnlich stark überwacht wie
seinerzeit die DDR-Bürger von der Stasi.“
Das hat der Präsident des Verfassungsgerichtshofs Karl Korinek gesagt und damit
in Österreich parteienübergreifend für
Empörung gesorgt. Der Chaos Computer
Club schreibt auf seiner Homepage zur
geplanten Online-Durchsuchung: „Wenn
das BKA-Gesetz in der vorliegenden Fassung verabschiedet wird, entsteht de facto eine Geheimpolizei, wie sie in Deutschland zuletzt in der DDR existierte.“ Ist der
Vergleich zwischen Stasi-Methoden und
gegenwärtigen Überwachungsplänen
wirklich so übertrieben?
In meinen Augen ist dies gar nicht
so weit hergeholt, denn es gibt noch
andere Beispiele, die den Stasi-Vergleich
geradezu aufdrängen: Es werden nämlich inzwischen wie in besten Stasi-Zeiten Geruchsproben von Verdächtigen
genommen! Die DDR hatte nicht die
technische Ausstattung, die wir heute
haben und konnte daher nicht so viel
Schaden anrichten und so viel ausspähen, wie sie eigentlich wollte. Heute
big.brotherthema
jedoch gibt es reichlich Technik und es
kann nicht sein, dass damalige StasiMaßnahmen jetzt „rechtlich o.k.“ sind,
weil wir nun die Bundesrepublik und
damit „die Guten“ sind.
Vor allem: Die Abschaffung der
Menschenrechte geschieht nicht über
Nacht, sondern schleichend und scheibchenweise. Heute ein paar Geruchsproben, ab November 2007 Fingerabdrücke
im deutschen Pass, demnächst Onlinedurchsuchung. Die Vorratsdatenspeicherung ist auch schon EU-Recht und
muss „nur“ noch
national umgesetzt
werden, die Videoüberwachung im
öffentlichen Raum
nimmt immer mehr
zu und das
Schlimmste: Kaum
jemand kann wirklich schlüssig erklären, wie die einzelnen Maßnahmen Terroranschläge konkret verhindern sollen. Die Anschläge vom 11.
September hätten
jedenfalls durch
biometrische Daten in deutschen
Pässen nicht verhindert werden
können.
Wir müssen
einfach aufpassen,
dass wir uns nicht selber das Grundgesetz aushöhlen unter der Terrorangst,
die meiner Meinung nach mit zu großer
Panikmache betrieben wird. Damit hätten die Terroristen doch schon gewonnen, wenn wir uns anders benehmen
und nur noch mit Angst durch die Gegend laufen. Wir sollten unseren Lebensstil verteidigen.
Beim diesjährigen internationalen
HackerInnen-Treffen des CCC ging es
auch um die Frage, warum die Proteste
gegen Innenminister Wolfgang
Schäubles Pläne nicht stärker sind und
weshalb die Vorschläge nicht auf ähnlichen Widerstand stoßen wie z. B. die geplante Volkszählung 1983. Welche Erklärung habt ihr dafür?
Mit dieser Frage beschäftige ich
mich tatsächlich schon länger! Ich habe
um die Zeit der Volkszählung mit der
Wir hatten unlängst einen Bericht
über den „Eclectic Tech Carnival“ in den
an.schlägen, in dem es hieß, dass bei internationalen HackerInnentreffen weiterhin
höchstens ein Prozent Frauen vertreten
sind. Ihr seid angetreten, um das zu ändern. Tut sich was?
Ja, aber noch viel zu wenig. Der
Chaos Computer Club sagt nicht ganz
ohne Stolz, dass zum jährlichen Kongress zwischen Weihnachten und Neujahr doch 10-15 Prozent Frauen kommen, und zwar nicht nur „Freundinnen
von Hackern“, sonFi l m s t i l l a u s Fa c e l e s s v o n M a n u L u k s c h 2 0 0 7
dern aus eigenem
Antrieb. Damit liegen wir im internationalen Vergleich
ausnahmsweise
mal vorn, während
es ansonsten in
Deutschland ein
echt trauriges Bild
von Gleichberechtigung und Emanzipation gibt. Was
schön ist: Es ist inzwischen ganz
normal, dass auch
Frauen/Mädchen
ihren Laptop so
selbstverständlich
mit sich tragen
wie die Männer/
Jungs. Schade ist
aber, dass es immer noch weniger
weibliche ReferenAußerdem ist es auch ein Stück
ten beim Kongress gibt.
weit Lebensziel moderner Menschen
Leider sehen sich die Haecksen
und der heutigen Jugendlichen, sich in
auch immer noch Anfeindungen ausgeder Öffentlichkeit zu präsentieren.
setzt, wenn wir Veranstaltungen nur für
Man will erreichbar sein, per Mobil- Frauen anbieten. Beim letzten Kongress
telefon und überhaupt und gibt damit
waren dies drei Veranstaltungen – unter
große Teile der Privatheit freiwillig auf,
hunderten anderen. Dies ist auch nicht
ohne zu bedenken, dass sich das vielrepräsentativ, denn die „Hackergemeinleicht mittelfristig rächt, wenn ein/e po- de“ ist eigentlich ein mental sehr offetentielle/r ArbeitgeberIn alle „Jugendnes Völkchen. Dennoch gibt es immer
sünden“ ergoogeln kann.
noch Menschen, die nicht verstehen,
Ein weiterer Aspekt ist, dass Rech- dass es völlig o.k. ist, wenn Frauen auch
ner heute so alltäglich sind, dass viele
einmal unter sich sein wollen, gerade
Menschen auch die Angst, die 1983 da- wenn sie in der Minderheit sind. Auch
vor sicher noch vorherrschte, verloren
auf diesem Feld gibt es also noch viel zu
haben. Eigentlich sollte aber das Getun. Ich denke, man sollte schon in den
genteil der Fall sein: Erst durch heutige Schulen anfangen, technische BerufsbilSpeicherkapazitäten werden einige
der auch für Mädchen positiv zu besetDatensammlungen möglich, die in den zen, dann hätten wir sicher mehr Frauen
1980ern wirklich noch Science Fiction
in den technischen Studiengängen und
waren.
mehr Haecksen-Nachwuchs.
❚
„Computerei“ in der Schule angefangen
und damals war das Datenschutzbewusstsein bei Eltern und LehrerInnen in
der Tat noch sehr hoch. Meine These ist:
Die DDR ist schon zu lange „weg“. Wenn
früher jemand sagte, er habe nix zu verbergen, dann konnte man erwidern:
„Geh doch nach drüben, wenn Du Dich
ausspionieren lassen willst“. Jetzt ist
das „Drüben“ eingemeindet und andere
Überwachungsstaaten wie Nordkorea
sind einfach viel zu weit weg für uns,
die haben wir nicht im Blick.
november 2007 an.schläge 19
reisebericht
Fo t o s : J u l i a G r ö b l a c h e r
Lesbos 2007
Busfahren in den Bergen, am Schildkrötenteich liegen und lesbische Seife kaufen:
Jenny Unger war im Urlaub.
Ich soll, will hier über die Insel Lesbos schreiben. Und jetzt geht es
nicht. Ich hab den Sommer auf ihr
verbracht und kann nichts über
sie sagen. Ich war dort, aber dann
eigentlich doch nicht. Ich war in Skala Eressou. Und ob die Insel etwas damit zu
tun hat, weiß ich nicht. Über die bin ich
nur gefahren. Zweimal. Erst hin. Und dann
zurück. Landschaft, das war sie für mich.
Erwähnen sollte ich, dass mir sowohl
bei der ersten als auch bei der zweiten
Fahrt über die Insel schlecht geworden ist.
Bei beiden war ich damit nicht allein. Bei
der Hinfahrt war meiner Freundin auch
ziemlich übel von den Kurven und dem
ewigen Rauf und Runter und sie wollte,
konnte mich nicht mehr anschauen.
(„Jenny, bitte!“) Etwas mehr als zwei Stunden lang. Und auf der Rückfahrt hat einer
im Bus gekotzt. Die Insel ist also sehr hügelig. Bergig mag ich fast schon sagen.
Und der Verkehr auf ihr nichts für meinen
Magen.
Die Insel kenne ich als die Hauptstadt
Mytilini, wo unsere Fähre an- und abgelegt hat, und den Ort, an dem Sappho sich
ins Meer gestürzt hat, Skala Eressou. Und
den vielen Bergen dazwischen. Und das,
obwohl es ja ganz anders geplant war.
Geplant war: sich in Skala Eressou einquartieren und von da aus die Insel entdecken. Aber ohne Auto, Motorrad, Moped,
Mofa oder Fahrrad geht das nicht. Busse
gibt es, ja. Aber so wenige, dass an ein
Herumkommen nicht zu denken war. Und
zu Fuß? So weit, wie es die Hitze zugelas-
sen hat, sind wir ja gekommen: Zehn, fünfzehn Kilometer in alle möglichen Richtungen. Weiter ging es nicht. Darum haben
wir dann also nur eine kleine Ecke der Insel kennen gelernt. Aber die war ganz besonders. Und das wusste auch unser
Reisehandbuch, denn das fragt seine LeserInnen im Klappentext, ob die schon wussten, dass die Heimat der Lyrikerin Sappho
heute ein ganz besonderer Ferienort ist.
Wir wussten es, Gaydar und Gayografie sei
Dank. Darum sind wir da ja auch hin. Und
vielleicht war das auch der wirkliche
Grund, warum wir nur diese Ecke der Insel
entdeckt haben, warum wir diesen kleinen
Flecken nicht verlassen haben.
Skala Erresou. Seit meinem Outing
kenne ich diesen Namen. Seit damals
schwirrt er in meinem Kopf herum und
steht dort für lesbisches Leben, für lesbische Kultur, für Sex, für Abenteuer. Skala
Eressou ist wie Butch. Wie KD Lang. Wie
Doppelaxt und Regenbogen. Es ist lesbisch. Und das wollte ich, wollten wir sehen.
Und dann sind wir da und sehen:
Skala Eressou ist ein Urlaubsort auf einer
griechischen Insel. Mit Tavernen. Mit
Strand. Meer. Ouzo. Gyros und Souvlaki.
Feigen und Oliven. Und Sonne.
Aber auch mit Lesben. Mit britischen
und deutschen. Ein paar sprechen französisch. Ein paar sogar griechisch und ein
paar italienisch. Aber ganz leise. Laut sind
die Britinnen. Vor allem am Abend. Und
polnisch, rumänisch oder ungarisch
spricht keine. Einige haben Hunde. Einige
Kinder. Andere nervige Motorräder. Viele
haben kurze Haare. Und alle rasierte Beine.
Tagsüber schaukelt lesbe auf ihrer
Luftmatratze im Meer und liegt nackt in
der Sonne am Schildkrötenteich. Zwischendurch geht sie zur Shiatsu-Massage
oder in den Yoga-Kurs für Anfängerinnen.
Zur Brustmassage traut sie sich noch
nicht und verschiebt die auf morgen. Ist
zufällig schon September und das Eressos
Women’s Festival, ist die Eso-Auswahl
noch größer. Tanzworkshop. Singgruppe.
Oder doch der Zeichenkurs? Abends jedenfalls, egal ob Festival oder nicht, ist sie
bei Kabarett oder Karaoke. Im Sappho Garden singt sie. Im Agua tanzt sie und in The
Tenth Muse trinkt sie ihr Bier. Sie ist auch
im teuren Samadhi, im Restaurant der
ehemaligen Besitzerinnen des ehemaligen Frauenhotels Sappho, und in den Tavernen rundum. Mit ihrer Gruppe. Oder zu
zweit. Und nachts schläft sie. Im Zelt auf
dem Zeltplatz, den es eigentlich nicht
mehr gibt. Im Frauenhotel. In der Frauenpension. Im von Sappho Travel vermittelten Privatzimmer. Oder bei der, die sie vor
ein paar Stunden kennengelernt hat.
(Übrigens: Nicht-Lesben machen in Skala
Eressou das Gleiche. Die haben sich gut
angepasst.)
Skala Eressou. Jetzt waren wir also da.
Und wieder in Wien gibt es bei uns lesbisches Öl, lesbische Seife und lesbischen
Honig. Es fehlen die lesbische Zahnpasta
und das lesbische Salz. Aber egal. Nächstes Mal.
❚
21 an.schläge november 2007
Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
wissenschaftforum
Digitale Geschlechterinszenierung
Der Phantasie sind enge Grenzen gesetzt: Auch digitale Pornografie hält sich an pornografische
Darstellungskonventionen mit rigiden Geschlechterentwürfen. Das Design von 3D-Modellierungen macht
deutlich, wie Pornografie zur Konstruktion von Sex und Geschlechterdifferenz beiträgt. Von Doris Allhutter
Doris Allhutter promovierte am
Institut für Politikwissenschaft der
Universität Wien zum Thema „Digitale
Pornografie als technologisches
Artefakt. Informationsethische Diskurse, soziotechnologische Praktiken
und die EU-Politik zu ‚schädigenden‘
Internetinhalten“.
22 an.schläge november 2007
Computergenerierte (CGI-)Pornografie simuliert fotografische und filmische Darstellungskonventionen, wobei DesignerInnen auf kulturelle Sexualitätsdiskurse und historisch
gewachsene Pornokonventionen
zurückgreifen. Digitale Pornografie als
technologisches Artefakt zu betrachten,
rückt u. a. Design-Entscheidungen und
die Konstruiertheit soziotechnologischer Repräsentationen von Sexualität
in den Fokus.
Sexuelle Praktiken gelten in ihrer
vermeintlichen Verknüpfung mit Triebhaftigkeit nach wie vor als biologisch legitimiert und werden trotz einer ansonsten weitgehend sozialkonstruktivistisch zurückgewiesenen Naturhaftigkeit der Geschlechterdifferenz kaum als
Form des doing gender thematisiert. Judith Butler betont allerdings den
„äußerst konstruierten Charakter sexueller Praktiken“, die „als prädestiniert für
die Bestätigung der Geschlechterdifferenz“ erscheinen.1
Fragmentierte Leibesinseln. Am technologischen State of the Art gemessen bietet
die kommerzielle adult graphics community „Renderotica“ , die derzeit „fotorealistischste“ CGI-Pornografie an. Sie
entwickelt digitale menschliche Modelle wie Victoria und Michael 3.0, auch als
V3 und M3 bezeichnet, weiter und designt Körperausstattungen, die explizite
sexuelle Darstellungen ermöglichen. Erwirbt man eine CGI-Figur, ist diese vorerst noch vollkommen „nackt“, d. h.
nicht mit Haaren oder Pupillen ausgestattet und kann dann durch anatomische Details ergänzt werden. Zu diesem
Zweck werden zusätzliche SoftwarePackages angeboten, die Genitalien, Posen und Gesichtsausdrücke enthalten.
Aus dieser modularen Körperaufbereitung können schließlich eigene Phantasieszenarien oder Computerspiele wie
Sex-Simulatoren gebastelt werden.
Dafür werden in einem ersten Schritt
generisch „weibliche“ und „männliche“
Figuren entwickelt. Die pornografische
Inszenierung der 3D-Körper konzentriert sich auf eine fragmentierte Körperdarstellung, die den Blick vorwiegend auf simulierte Brüste und Genitalien richtet.
In der Modellierung „weiblicher“
Körper fällt zuallererst auf, wie viel Aufmerksamkeit den Brüsten als Zentrum
voyeuristischer Lust im Vergleich zu den
weiblichen Genitalien zukommt. Der
Realitätsstandard, der im Zusammenhang mit der Simulation von Brüsten
entscheidend ist, liegt in der Nachahmung des Zusammenwirkens von
Größe und Schwerkraft. So genannte
„Natural Breast System“ oder „Natural
Gravity Morphs“ ermöglichen eine Veränderung der Form, der Größe und des
Gravitationsverhaltens von Brüsten. Immer wieder wird dabei die vermeintli-
forumwissenschaft
che „Natürlichkeit“ der digitalen Brüste
und ihrer „natürlichen“ Bewegungen
beschworen. Im Gegensatz zur „Natürlichkeit“ der Brüste wird der Realitätsstandard im Zusammenhang mit
männlichen Figuren an der „echten“
Materialbeschaffenheit des Penis, d.h.
an der „Realität“ der Hauttexturen festgemacht. Packages wie das „Real m3
Gens Combo Pack“ beinhalten Zubehör
wie unterschiedliche Hauttexturen für
Penisschaft, Vorhaut, Eichel und Hoden,
verschiedene Penislängen und -umfänge. Im Gegensatz zu den Brüsten und
vor allem auch zum Penis wird die Vagina als relativ passiv inszeniert. Während
die digitalen männlichen Genitalien
über unterschiedlichste Erektionsposen,
„Foreskin Roll Back Morphs“, Schwingposen für Penis und Hoden, Piercings u.
v. m. verfügen und damit als aktiv und
gleichzeitig als dekorative phallische
Elemente erscheinen, erschöpft sich die
Funktion der digitalen Vagina darin, gespreizt zu werden. Weibliche GenitalMorphs enthalten Posen wie „geschlossen“, „offen“, „nach links oder rechts offen“ und auch Darstellungen analer Penetration (eine äquivalente „Pose“ für
männliche Figuren gibt es nicht).
Durch dieses enge Repertoire an
Körperteilen, die als geschlechtlich und
sexuell relevant inszeniert werden, werden als für die Pornografie „signifikante
Köperformen“ diejenigen bestimmt,
„die nur als ein Geschlecht empfunden
werden und werden können“2. Gerade
in der Sexualität als intensiver Form des
leiblichen Erlebens, so Paula-Irene Villa,
ist gefordert, ein eindeutiges Geschlecht zu sein. In der Pornografie manifestiert sich diese Anforderung in der
Fokussierung auf so genannte „Leibesinseln“, d. h. auf bestimmte Stellen
des Körpers, die eine affektierte Verinnerlichung von als geschlechtlich relevant empfundenen Körperformen repräsentieren.3 „Angeblich sind die Lüste
im Penis, in der Vagina und in den Brüsten verortet oder gehen aus diesen
Körperzonen hervor“4. Sexuelle Lust
muss also genau an jenen Signifikanten
festgemacht werden, die zur Differenzierung der Geschlechter herangezogen
werden.
Normiertes Handlungsrepertoire. Seit 2006
finden sich bei Renderotica auch animierte Sequenzen, die Sex als repetitive
Bewegungen der Figuren in verschiedenen Stellungen simulieren. Die geschlechterdifferenten „Realitätskonventionen“ für weibliches und männliches
Leibesinsel-Körperzubehör setzen sich
in der Animation pornografisch konnotierter Körperteile und ganzer Bewegungsabläufe fort. So sind die Bewegungen der Figuren selbst fragmentiert, da sich jeweils nur für die entsprechende Stellung „wichtige“ Körperteile,
meist Brüste, Hüften und Penis bewegen. Zwar sind die Bewegungen der
Körper insgesamt in sich stimmig, doch
stellt die Animation der jeweiligen Leibesinseln eher eine Übersetzung pornografischer Kodes in dieses Medium
Im Vergleich zu den
hüpfenden Brüsten und
Gesässen,den schwingenden
Hoden, den gleitenden
Penissen und den stossenden
Hüften
bleiben
die
Gesichter der Figuren in den
meisten Fällen relativ starr.
Insgesamt werden in der Animation der Figuren spezifisch „weibliche“
und „männliche“ Bewegungskonventionen kodiert. In jedem Sexakt, egal ob
Masturbation, Penetration oder Oralsex,
ist als wichtigstes und speziell hervorgehobenes Feature immer eine Animation der weiblichen Brüste enthalten.
Package-Beschreibungen, die mit „real
breast bouncing action!” werben, zeigen die zentrale Wichtigkeit, die der
Entwicklung dieser Animationen zukommt. Die Inszenierung männlicher
Leibesinseln durch Animationen konzentriert sich auf die Genitalien, wobei
sich meist entsprechend der Stoßbewegungen der Penis und die Hoden der Figuren bewegen. Im Vergleich zu den
hüpfenden Brüsten und Gesäßen, den
schwingenden Hoden, den gleitenden
Penissen und den stoßenden Hüften
bleiben die Gesichter der Figuren in den
meisten Fällen relativ starr.
Geschlechterdifferente Realitätskonventionen. Der „Realitätsmaßstab“ der Inszenierung der Figuren orientiert sich an
pornografischen Darstellungskonventionen, die im Mainstream eine Artikulation von Weiblichkeit vorsehen, die
denn eine reale Körperbewegung dar.
mit Posieren oder Einladen, EmpfanAnimationen eines Sexualaktes sind in
gen (sowohl durch reaktive Bewegun„giving poses“ und „receiving poses“ or- gen als auch durch Penetrierbarkeit)
ganisiert, die regulieren, welche Figur
aber auch mit Aktivität in einem hesich aktiv bewegt und welche bewegt
terosexuell erwünschten Ausmaß verwird. Im heterosexuellen Akt wird die
bunden sind und damit zwischen kul„weibliche“ Figur meist in „empfangen- turellen Kodes von regulierter Aktivität
der“, seltener in „gebender“ Position
und Passivität schwankt. „Männlichmodelliert, während die männlichen Fi- keit“ artikuliert sich im Unterschied
guren immer in „gebender“ und nie in
dazu darin, dass sie keine empfangen„empfangender“ Bewegung gezeigt
den Gesten beinhaltet, weder in Form
werden. Beispielsweise zeigt die Anima- eines einladenden Blicks, noch als eine
tion „Missionary“ stoßende Hüftbeweausschließlich „empfangende Reaktigungen der männlichen Figur, während on“ auf eine weibliche „giving“-Animasich die Körperbewegungen der weibli- tion oder als „empfangend“ im Sinne
chen Figur davon ableiten.
von penetrierbar.
Dieser Konvention folgt auch die
Die Fetischisierung der beschriebeAnimation „Pounding V3“, in der Victoria nen Differenzen scheint insgesamt daauf dem Bauch und Michael auf ihr
zu zu dienen, CGI-Pornografie als
liegt. Michaels Bewegung kann vari„natürliche“ Simulationen wahrnehmieren und geht laut Set-Beschreibung
bar zu machen. Auch wenn das moduvon „slow and methodical“ zu „fast and lare Zusammenbasteln der Szenen relaovary knocking“. „V3 takes a pounding
tiv beliebig erscheint, sind dieser Beliefrom M3“, so die Beschreibung. V3 ist
bigkeit genau dort Grenzen gesetzt, wo
außerdem entsprechend ausgestattet,
es zur Auflösung von Differenzen
nämlich mit „an ass on V3 that comkommt, da sich der scheinbare „Realispresses with each thrust of M3’s cock,
mus“ von Simulationen menschlicher
and tits that shake everytime M3
Körper und Sexualität genau durch diethrusts into her”.
se Grenzen konstruiert.
❚
1 Wilke, B. (2004): Die Inszenierung
der Inszenierung. Beitrag zu einer
neuen Sicht auf Pornografie. In:
Penkwitt, M. (Hg.): Entfesselung des
Imaginären? Zur neuen Debatte um
Pornografie, Freiburg, 167.
2 Villa, P. (2001): Sexy Bodies. . Eine
Soziologische Reise durch den
Geschlechtskörper, Opladen, 195.
3 Ebd., 194-196.
4 Butler, J (1991): Das Unbehagen der
Geschlechter. Frankfurt/M, 111.
november 2007 an.schläge 23
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Politisch korrigierte Sehschwäche
Geschlechtergerechter Sprachgebrauch kann die chronische Fehl-Identifizierung von Personen verhüten.
Therapievorschläge von Judith Kabas und Carina Nekolny
Ein großes I, ein schräger Strich, ein Unter- oder Überstrich, gesprochen mit Zäsur oder ohne, das I betont, das I fett, alles ist
möglich in der AUF. Denn uns ist wichtig, dass die Frauen vorkommen, viel, oft und möglichst sichtbar. Wie sie sichtbar werden, überlassen wir gerne der jeweiligen Autorin. Wir sind eine
vielfältig zusammengewürfelte Gruppe von Feministinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das zeigt sich eben auch in den Artikeln der AUF. Ob alte oder neue Rechtschreibung, das ist uns egal. Solange sich die Autorin für eine entscheidet. Ob Binnen-I oder konsequent
die weibliche Form, wie es Senta Trömel-Plötz einmal vorgeschlagen hat,
ob Unterstrich, der auch gleich einen Hinweis auf die kleine Pause, das
winzige Innehalten vor dem I im Wort ist, dieses Fleisch gewordene Frauen sichtbar machen in der Sprache, jede wie sie will. Aber dafür konsequent. Nicht in ein und demselben Text alle Varianten, sondern eine
durchgehalten.
Wir glauben nicht an den einen, allein selig machenden Weg, Frauen
in der Sprache sichtbar zu machen. Wir wollen keinen Streit um den Königinnenweg betreiben, wir haben schon genug zu streiten für die Rechte der Frauen in unserer Gesellschaft.
Das Einzige, was wir wollen, ist: Frauen sollen sicht- und hörbar, sie
sollen präsent sein.
Und weil wir glauben, dass die Sprache bei der Bewusstwerdung von
An- und Abwesenheiten von Frauen, von Macht und Ohnmacht die Verhältnisse einerseits widerspiegelt, sie andererseits auch ein wenig verrücken kann, wollen wir weg von einem androzentrischen Sprachgebrauch. Dass die Wege dorthin unterschiedlich sind, freut uns. Also her
mit i, I, /i und –i, unseren Segen habt ihr. Solange die Frauen in Erscheinung treten, soll uns jede Form recht sein.
Judith Kabas ist Redakteurin bei fiber. werkstoff für feminismus und popkultur
Carina Nekolny für die AUF-Redaktion
24 an.schläge november 2007
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Die deutsche Sprache ist krank. Unreflektierter Gebrauch kann
zu schweren Störungen führen. Da Sprache ein sehr mächtiges
Instrument ist, das immer und jederzeit über Zugehörigkeit, Bedeutung und Legitimation entscheidet, hat sie starken Einfluss
auf menschliches Denken und Handeln.
Krankheitsursache: heteronormative, binäre Struktur in der Bezeichnung von handelnden Akteur_innen, obwohl die Wechselwirkung von
körperlichen, psychischen, sozialen u. ä. Faktoren für die Bildung von
Identitäten teilweise anerkannt wird.
Häufigstes Symptom: unbewusste Fehl-Identifizierung von Personen
Empfohlene Therapie: geschlechtergerechter Sprachgebrauch. Zur
Vermeidung von intellektuellem Sodbrennen, lesen Sie bis zum Ende des
Kommentars und hinter-/fragen Sie (sich selbst).
Bisherige Behandlung mit Binnen-I („I“): Politisch korrigierte Sehschwächen gewöhnen sich gerade an I in Kombination mit der Vermeidung von direkten Anreden und Pronomina. Dieser Behandlung ist abzuraten, da sie mangelhaft ist, Sprache langweilig und unpersönlich macht
und die Nebenwirkungen eine vollständige Genesung stark beeinträchtigen: Jeder Körper wird von I wie ein Korsett eingeengt, I nimmt ihm die
Luft zum Atmen, Sprechen und Denken und die Freiheit, sich zu bewegen, zu äußern ... zu sein ohne zu müssen. I bedeutet Einschränkung, Zuschreibung, Vor-Verurteilung: gegenüberstellend, ausschließend, trennend. Ist I der heteronormative Wolf im feministischen Schafspelz?
Behandlung mit Unterstrich („_“): _ bedarf etwas Gewöhnung und
verlangt dem_der Verfasser_in etwas Anstrengung ab. Allerdings erfüllt
er das Therapieziel „besser“. _ bedeutet Freiheit, Vielfalt und Anerkennung, verbindet, stellt Beziehung her, gibt Raum. _ nimmt sich auch den
Raum und macht Platz, stellvertretend für alle, die sprechen, die schreiben, zuhören, lesen, gemeint sind.
Für eine vollständige Genesung der deutschen Sprache und ihrer
Anwender_innen ist die Frage nach Gesprächsthemen und Zielgruppen
völlig irrelevant. Da Sprache sprachlos wird, wenn ein begrenzter Zeichensatz nicht mehr ausreicht, ist dem völligen Sprachverlust mit alternativen Lösungsansätzen entgegenzuwirken. Vielleicht ist der _ nicht die
endgültige Lösung für alle sprachlichen Unzulänglichkeiten, für den Ruf
nach einer geschlechtergerechteren Sprache ist er momentan die beste –
Langzeitfolgen erwünscht.
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medien.frauen
Journalistinnen haben es schwer
geburtstag
10 Jahre Frauensache
Die Psychotherapeutinnen Sabine Fabach und Andrea Scheutz gründeten 1997 ein für Österreich einzigartiges Institut: Das „Institut Frauensache“ in Wien bietet frauenspezifische Psychotherapie, Supervision, Fortbildung und Coaching an. Hunderte von Frauen nahmen in den letzten
zehn Jahren an Seminaren, Vorträgen und Workshops teil, kamen zu Beratung oder Einzelgesprächen.
Seit sieben Jahren ist das Team dank Bettina Reinisch zu dritt, das
Angebot wurde vor einigen Jahren durch eine Homepage für Frauen,
eine Frauensache-Zeitung und eine eigene Schriftenreihe erweitert.
Zum runden Jubiläum lädt das Institut Frauensache zum Feiern ein:
Am 9. November ab 14.00 Uhr gibt es einen Tag der offenen Tür im Institut, am 10. November ab 10.00 Uhr folgen zahlreiche Präsentationen
und ab 19.00 Uhr ein Geburtstagsfest mit Musik von den frauen.stimmen. GaH
Institut Frauensache, Reindorfgasse 29, 1150 Wien, www.frauensache.at
m ü t te r . s t u d i u m
Mit Kind an der Uni
Der „Bericht zur Sozialen Lage der Studierenden 2006“ vom Institut für
Höhere Studien (IHS) zeigt: Kind und Studium gehen schwer zusammen. Die Zahl der studierenden Eltern sank auf sieben Prozent (2002: elf
Prozent) und Frauen tragen noch immer die Hauptverantwortung für
die Erziehungsarbeit. Für 57 Prozent der Mütter von Kleinkindern ist
durch die angebotene Betreuung eine Vereinbarkeit mit dem Studium
nicht oder kaum möglich. Sogar bei Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter gilt dies noch für vierzig Prozent.
Die Kleinkinderbetreuungszeit liegt für Frauen bei siebzig und auch
bei zwischen Drei- und Zehnjährigen noch bei fünfzig Stunden pro Woche. Studierende Mütter müssen ihre Kinder somit in Betreuung geben,
um Zeit für ihr Studium zu haben. Doch ein Kindergarten- oder -krippenplatz ist nicht selbstverständlich, was unterstützende HelferInnen
Nach dem Studium beginnen Journalistinnen als Praktikantinnen in der
kleinen Medienlandschaft Österreichs für eine, wenn überhaupt, knappe Vergütung zu arbeiten. Wenn sie diesen Job behalten und angestellt
werden, haben sie es geschafft. Dann verdienen sie jedoch in der Regel
2.000,- Euro weniger als ihre männlichen Kollegen ohne Studienabschluss.
Aber nicht nur der geringere Lohn ist ein Merkmal der gläsernen
Decke, Frauen sind, wie überall, auch in den Medien weit seltener in
Spitzenpositionen zu finden. Worüber sie schreiben und was letztendlich wirklich erscheint, entscheidet der meistens männliche Vorgesetzte.
Und damit auch, was als relevante Information Verbreitung findet. Frauen verdienen also nicht nur weniger, sie haben auch einen deutlich geringeren Einfluss auf gesellschaftliche Diskurse.
Zu diesem Ergebnis kommt auch der „Journalisten-Report“, der Anfang Oktober vorgestellt wurde und in einem Sonderkapitel besonders
auf Frauen fokussiert. Frauenministerin Bures will nun auf Grund der
vorliegenden Daten „Gerechtigkeit und Meinungsvielfalt“ vorantreiben.
Viel Glück! liS
gender.genre.geschlecht
Travelling Concepts
Vom 19.-22. September fand im idyllischen Hauptstädtchen der Schweiz
eine interessante, neuartige Veranstaltung statt. Thematische Reiserouten: historisch-systematische Rekonstruktion zentraler Konzepte in der
deutsch- und französischsprachigen Geschlechterforschung; Rezeptionswege, Transferprozesse, Überkreuzungen zwischen beiden Theorietraditionen und deren wechselseitige Beziehung/Barrieren durch den so
genannten „French Feminism“ und der anglo-amerikanischen Rezeption; kulturspezifische Verbindungen mit co-reisenden Differenzkonzepten, wie „Klasse“, „Rasse“, Sexualität, Alter, Bildung … Reflexionswege: Intersektionalität; Diskurse, Zeichen, Text; Psychoanalyse; Queer;
Science/Körper. Hauptrednerinnen waren u. a. Geneviève Fraisse (Paris),
Gudrun-Axeli Knapp (Hannover), Myra Marx Ferree (Wisconsin).
Vorbildlich war die der Schweizer Erfahrung geschuldete durchgehende professionelle Übersetzungstätigkeit Französisch-Deutsch und
vice versa. Erstaunlich und erfreulich das ehrgeizige Konzept. Endlich
wird nach nordamerikanischen Dominanzverhältnissen in den Theoriereisen – Stichwort „Genderhype“ der letzten 15 Jahre – gefragt und in ein
faires Verhältnis zu anderen Traditionen gesetzt. Denn (bekanntlich?)
haben das französische „Genre“ und das deutschsprachige „Geschlecht“
historisch und epistemologisch andere Konnotationen. Auch die Diskussionen vor Ort zeichneten sich durch mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung – also Entdogmatisierung und Aufweichung der Fronten – aus.
Die Kehrseite dessen jedoch war leider ein an der Oberfläche bleibender
Diskurs: viele wissenschaftliche Inputs – aber kein sich austauschendes
Sprechen. Birge Krondorfer
Übersicht über das Programm etc.: www.izfg.unibe.ch
november 2007 an.schläge 27
arbeitwinzerin
Fo t o s : G a b i H o ra k
Es muss ein Wein sein
Winzerinnen sind keine Seltenheit mehr. Das war vor wenigen Jahren noch anders. Die Bio-Winzerin Ilse Maier ist eine
jener vernetzten Frauen, deren Engagement es zu verdanken ist, dass Familienbetriebe immer öfter in Frauenhand sind.
Von Gabi Horak
Regnerischer Frühling, viel Sonne im Sommer aber ein kühler
August – das ist das ideale Wetter. Dann reifen die Weintrauben besonders gut und es wird
ein guter Jahrgang. Winzerinnen denken bei Sonne und Regen in anderen
Kategorien, besonders wenn sie als BioBäuerinnen möglichst schonend und
natürlich Wein produzieren wollen.
Ilse Maier ist seit über zwanzig Jahren leidenschaftliche Winzerin in Niederösterreich. Die jüngste von drei Töchtern hat 1985 den Familienbetrieb übernommen und den „Geyerhof“ sogleich
auf Bio-Weinbau umgestellt. Denn eines war ihr nach dem Bodenkultur-Studium und Engagement für Umweltschutzbewegungen klar: „Ich kann nicht
für Umweltschutz reden und selber Gift
verspritzen.“
Linktipps:
www.geyerhof.at
www.11frauenundihreweine.at
www.weinschwestern.gmxhome.de
28 an.schläge november 2007
winzerInnen gehen aber in die vierjährige Weinbauschule, die mit der Gesellenprüfung endet. Danach gibt es die
Möglichkeit zur weiterführenden Ausbildung zur „Kellermeisterin“. Andere
machen die dreijährige Winzerlehre, an
deren Ende auch die Meisterinnenprüfung steht.
Die damals fünf Hektar Weingärten der Eltern hat Ilse Maier nach dem
Studium auf Bio-Weinbau umgerüstet
und auf heute 18 Hektar ausgebaut. Bio
heißt in diesem Fall: keine synthetischen Spritzmittel, aktives Bodenleben
und viel Handarbeit.
Bio von der Rebe in die Flasche. Die Bio-Winzerin ist Mitglied bei „Bio Austria“, einem Verband von Bio-BäuerInnen, der
viel strengere Richtlinien vorgibt als die
EU-Verordnung. Gegen Schädlinge und
Krankheiten wird kein Gift gespritzt
(„ArbeiterInnen im Weingarten hatten
Ausbildung. Das Studium mit Schweroft Ausschlag davon“), sondern Kräuter
punkt Weinbau war für Ilse Maier eine
fundierte Grundausbildung, gab ihr die und Fenchelöl, maximal Kupfer und
Möglichkeit, zahlreiche Praktika auch im Schwefel in geringen Mengen. „Wir haben schon viele Jahre kein Problem
Ausland zu machen. Die meisten Jung-
mehr“, erzählt Ilse Maier. Bio bedeutet
nämlich auch, nicht präventiv das stärkste Mittel überall zu spritzen, sondern
vorher zu überlegen: Wie wird das Wetter? Wie anfällig ist der Wein einer bestimmten Lage?
Beim Bio-Weinbau wird auch besonders darauf geachtet, dass das Bodenleben intakt und aktiv ist. Das heißt:
Monokultur unterbrechen, möglichst
viele Pflanzen im Weingarten anbauen,
den Boden schonend bearbeiten. Denn:
„Je lebendiger der Boden ist, umso besser geht es auch dem Rebstock, er ist
widerstandsfähiger und auch die Qualität der Trauben ist besser.“
Das bedeutet natürlich viel Arbeit
von Hand, die Blätter werden einzeln
gezupft. Die Winzerin beschäftigt drei
bis fünf MitarbeiterInnen, die das ganze
Jahr im und für den Weingarten arbeiten. Ilse Maier selbst ist eher bei der
Weiterverarbeitung im Keller, begleitet
die Gärung, kontrolliert und kostet jedes Fass einzeln. „Am Abend vor dem
Schlafengehen schau’ ich noch mal eine
Runde durch den Keller.“
winzerinarbeit
Im Herbst steht die Weinlese auf
dem Programm, bei der traditionell Verwandte und Bekannte aus der ganzen
Gegend helfen. Über den Winter gären
die Weine im Keller und die ArbeiterInnen im Weingarten machen den Rebschnitt, reparieren die Zäune. Ist der
Wein etwa Anfang Februar fertig vergoren, wird er zur letzten Untersuchung in
ein Labor geschickt. Danach muss eventuell noch nachgebessert werden, doch
auch hier arbeitet die Bio-Winzerin
möglichst schonend und verwendet
nur die nötigsten Zusatzstoffe. „Das ist
der bessere Weg, wenn auch sicher
nicht der leichtere“, ist sie überzeugt.
„Wir werden immer mehr“. Bereits seit
1986 gibt es beispielsweise die „ÖsterDie meisten Weinbau- reichische Weinschwesternschaft“. Sie
Hektische Frühlingszeit. Weinkultur ist ein
betriebe in Österreich wurde von Christa Kattirs gegründet,
Liebkind der österreichischen Tourisstehen traditionell unter ursprünglich aus Protest gegen die Weimus-Werbung. Tatsächlich gibt es einiFamilienführung. Ehe- gerung der „Weinbruderschaft“ Frauen
ge Gebiete, die sich stark dem Weinbau
frauen, Schwestern und aufzunehmen. Heute haben die 35 im
verschrieben haben. Die insgesamt
Töchter arbeiten immer Netzwerk engagierten Weinliebhabe50.000 Hektar Weingärten in Österreich machen aber gerade einmal Zwei
schon mit,auf dem Etikett rinnen aber durchaus gute Kontakte
Prozent der gesamten forst- und landstanden sie bis vor weni- auch zu Kollegen.
Ilse Maier ist eine der „11 Frauen
wirtschaftlichen Flächen aus. Im Vergen Jahren aber selten.
und ihre Weine“, ein 2000 gegründetes
gleich zu Ländern wie Spanien, Italien
Netzwerk von hauptberuflichen Winzeund Frankreich ist Österreich eine „kleine Nummer“ in puncto Weinproduktion kommt noch der Schulstress.“ Ilse Mai- rinnen. Ihr Ziel damals war es, „ernst geer hat vier Kinder im Schulalter, für die nommen zu werden und Kompetenz zu
in der EU. Auch wird immer noch mehr
sie zumindest nachmittags etwas Zeit zeigen“, erinnert sich Maier. GemeinWein nach Österreich importiert, als
braucht.
sam fuhren sie zu vielen Verkostungen
österreichischer Wein exportiert.
und Präsentationen. In der Zwischenzeit
Bei Ilse Maier ist das anders: an die
siebzig Prozent ihres Weines gehen ins
Familienbande. Ilse Maier ist die Chefin im müssen sie sich aber nicht mehr ständig beweisen, stoßen auf wesentlich
Ausland, von Deutschland bis Japan. Das „Geyerhof“. Auch wenn sie den Betrieb
liegt daran, dass sie schon sehr früh mit gemeinsam mit ihrem Ehemann ausge- mehr Akzeptanz als noch vor sieben
ihren Weinen zu Messen in ganz Europa baut hat und er besonders viel mitgear- Jahren. „Jetzt geht es eher um die Arbeit
nach innen: die Gruppe zu festigen, uns
gereist ist. Diese Veranstaltungen geben beitet hat, als die Kinder noch kleiner
selbst zu stärken und immer besser zu
WinzerInnen die Möglichkeit, ihre Prowaren. Heute widmet er sich aber wiewerden.“
dukte zu präsentieren, Importeure und
der in erster Linie seinem Job im Büro
„Durch unsere Bewegung wurden
Vertriebe in allen möglichen Ländern zu und Ilse Maier steht im Keller, geht in
viele Frauen, Mädchen und Töchter‚ mofinden, an Verkostungen teilzunehmen. die Weingärten, reist zur Bio-Messe
tiviert, den Familienbetrieb zu übernehWer hier Engagement zeigt, wird mit
nach Nürnberg …
Kundschaft belohnt.
Als sie den Betrieb von ihren Eltern men. Es gibt jetzt viel mehr Winzerinnen als vor zehn Jahren!“ Netzwerkerin
Deshalb ist das Frühjahr auch die
übernommen hat, war es nie Thema,
Ilse Maier freut sich, dass es „schön
stressigste Zeit im Leben einer Winzedass sie als Frau nicht dafür geeignet
langsam“ zur Normalität wird, dass
rin: die Messen und Verkostungen bewäre. „Es war auch kein Problem, dass
auch Töchter den Weinbau übernehginnen schon im Februar, was auch
ich meinen Mann noch gar nicht kenmen können – nämlich so selbstverproblematisch ist, „weil viele Weine
nen gelernt hatte.“
ständlich, wie sie es damals getan hat.
noch nicht fertig sind“, erzählt Ilse
Die meisten Weinbaubetriebe in
Frauen machen ihre Arbeit im
Maier. März bis Juni „wird es rundherÖsterreich stehen traditionell unter FaWeingarten und -keller nicht automaum hektisch“. Neben den Messen müs- milienführung. Ehefrauen, Schwestern
sen neue Weine abgefüllt, Preislisten
und Töchter arbeiten immer schon mit, tisch anders als ihre Kollegen. Aber die
Bio-Winzerin hat doch beobachtet, dass
geschrieben, erste KundInnenanfragen auf dem Etikett standen sie bis vor weFrauen nicht so technikverliebt sind wie
bearbeitet und der Verkauf organisiert nigen Jahren aber selten. Das hat sich
Männer: „Ich muss nicht alles kontrolliewerden. Außerdem geht die Arbeit im
mittlerweile geändert. Und das nicht
ren. Das Grundvertrauen, dass es auch
Weingarten weiter, denn die neuen
zuletzt aufgrund des großen EngageTrauben treiben aus und der Boden
ments und der Öffentlichkeitsarbeit der ohne die neuesten Maschinen gut wird,
fällt Frauen vielleicht leichter.“
❚
muss bearbeitet werden. „Dazu
Winzerinnen selbst.
Geschenktipp:
Das Netzwerk „11 Frauen und ihre
Weine“ bietet Degustationspakete ab
99,- Euro an, die einen Querschnitt
durch die Weine der 11 Winzerinnen
bieten. Die Pakete enthalten je fünf
Weißweine, vier Rotweine und einen
Süßwein. Nähere Informationen und
Bestellung online oder unter:
[email protected]
november 2007 an.schläge 29
kulturan.riss
greifbar werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Sprache, die als
vorgegebener Standard betrachtet und analysiert wird. Auch die vermeintliche Sicherheit der modernen Kommunikationssysteme wird diskutiert. Theoretisches Grundlagenwissen zur Thematik lässt sich in Workshops und Gesprächen mit den AkteurInnen entdecken und vertiefen. nr
Fo t o : c o r J a n O S C H
16.10 bis 13.11 2007, Di bis So 15-18.00, Kunsthaus, 8020 Graz, Lendkai 1, [email protected], www.medienkunstlabor.at,
http://was.mur.at
kino
Filmfestivals
künstlerInnen.plattform
Markier dein Revier
Die in Zusammenarbeit mit dem Tanzbüro Salzburg von Rotraud Kern
initiierte KünstlerInnenplattform „Marker dein Revier“ macht schon seit
Monaten durch die Organisation von Flashmobs, Hotspots und Open
Spaces in Salzburg auf sich aufmerksam. Anfang November zeigen die
KünstlerInnen eine Collage ihrer Arbeiten und treten dabei mit darstellender Kunst, zeitgenössische Musik und Mediaart in Dialog.
„Markier dein Revier“ ist als alternative KünstlerInnenplattform gedacht und soll vor allem auf die junge aktive Kunstszene aufmerksam
machen. Junge ChroeografInnen und PerformancekünstlerInnen soll damit die Möglichkeit geboten werden, sich künstlerisch zu entwickeln
und wahrgenommen zu werden. Die Erforschung des „Reviers“ jenseits
der ausgetrampelten Touristenpfade steht dabei im Vordergrund. AndA
9.-11.11, Theater republic, Anton-Neumayr-Platz 2 5020 Salzburg, www.markierdeinrevier.at
a u s s te l l u n g . p e r f o r m a n c e
Zeichen setzen
Einen Monat lang dient das Medienkunstlabor im Kunsthaus Graz
KünstlerInnen und TechnikerInnen als Raum zur Auseinandersetzung
mit Kommunikations- und Informationstechnologien. Dies geschieht im
Rahmen des Projekts „Talking the Fish“ des Grazer Kunstvereins W.A.S.,
bei dem ProgrammiererInnen eine Methode zur Übertragung von IP Daten auf Basis des „Fahnenalphabets“ entwickelten. Unter Beobachtung
von Überwachungskameras in der ganzen Stadt gibt es dazu „Übungen“. Die Performance einer E-mail-Übertragung mittels menschlichem
„Flaggeninterface“ zwischen den Murufern findet am 7. November statt.
Schnelle und sehr komplexe Vorgänge sollen dadurch sichtbar und be30 an.schläge november 2007
Der Herbst ist die klassische Zeit für einen Kinobesuch und das Programm ist dieses Jahr auch fernab der Viennale besonders einladend.
Im 8. Bezirk in Wien startet am 7. November das erste MittelamerikaFilmfestival Wiens. Die Spiel- und Dokumentarfilme wollen mit den klischeehaften Bildern von Traumstränden und Bars aufräumen, die in Europa von mittelamerikanischen Ländern existieren. Viele Filme widmen
sich dem alltäglichen Leben, andere setzen sich mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen der Region auseinander. So wird beispielsweise
auf die Situation Homosexueller ebenso eingegangen wie auf die Diskriminierung von Frauen. Zum zweiten Thema besonders interessant
sind die Dokumentarfilme „De niña a madre“ (Vom Mädchen zur Mutter) und „Las estrellas de la línea“ (Die Sterne der Gleise).
Ein weiteres spannendes Ereignis ist das lesbisch-schwule Filmfestival in Bern, das bereits zum 11. Mal stattfindet. Das vom Verein
Queersicht veranstaltete Festival will Höhepunkte des „queer cinema“
zeigen, die normalerweise nicht in die Kinos kommen. Das Programm
besteht aus Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen. Der beste Film wird
am 11.11. mit dem Publikumspreis „Die rosa Brille“ ausgezeichnet.
Besonderes Augenmerk wird dieses Jahr auf die nur selten gewürdigten Filme aus Kanada und Taiwan gelegt. Dabei werden auch die
Werke der taiwanesischen Regisseurin Zero Chou gezeigt, neben ihren
Frühwerken auch ihr Spielfilm „Ci Quing“ („Spider Lilies“), der den TeddyAward bei der diesjährigen Berlinale gewonnen hat. Eine Retrospektive
widmet sich den kanadischen Filmen, auf deren Programm auch Patricia
Rozemas „I’ve Heard the Mermaids Singing“ und Léa Pools Frühwerk
„Anne Trister“ stehen. AndA
www.centroamerica.at/htm/progde.htm, www. queersicht.ch
t h e a te r
Black Virgo
Schwarze Mamba. Schwarze Witwe. Schwarze Jungfrau.
Sie kommen! Sie sind da! Unter uns. In uns. Junge (Huch!), deutsche
(Huch!), orthodoxe (Huch!), moslemische (Huch!), feministische (Huch!
Huch!), Frauen. All in one.
In den unterschiedlichsten Verkörperungen. Porno- oder IslamPunks, Behinderte. Zarte Asiatin, herbe Blonde.
Zaimoglu machte die „Kanak Sprak“ literatursalonfähig und türkte
2005 die Kunsthalle. Orthodoxe feministische Muslimas traten an ihn
heran. „Wenn Du die wirkliche Härte willst, dann hör uns mal zu!“ Er tat
es „weil immer nur über diese Frauen geredet wird und nie mit ihnen.“
Er war ihr „Gegner … sie zählten mich zum feindlichen Lager … ein dekadenter, westlich inspirierter Bürger-Schreibling“. Diese Frauen bilden eine Minderheit in einer Minderheit. Sie sind in Deutschland aufgewach-
an.risskultur
sen. Sie haben den „Ehren-Blödsinn“ ihrer Familien hinter sich gelassen. Sie kennen „uns“, unser Leben genau. Sie sind ein Teil dieser Gesellschaft. Sie machen Party in der City. Sie sind radikal gläubig, aber
„die Religion kann sie am Arsch lecken“. Diese Frauen, sagt Zaimoglu,
würden mit einem Fußtritt aus jeder Moschee vertrieben. Er wählte
zehn Texte aus, montierte und collagierte nicht. Ein Text, eine
Frau. Dennoch sind die Texte nicht „authentisch,“ sie sind in Kunstsprache transkribiert. Textschleier. Kein Enthüllungsprozess.
Gruselschocker, Realityschocker. Mädchen, die hier aufwuchsen, verwandeln sich in Fremdkörper. In Feindkörper. Die Kampfzone wird ausgeweitet. Der Kampf tobt im eigenen Körper. Culture-Clash-Trash-Crash.
„Scheiß’ auf alle, außer Gott.“ Deutscher Herbst. Kalt ums Herz. MT
Schwarze Jungfrauen von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
14., 16, und 17.11., Kasino am Schwarzenbergplatz, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 1, www.bundestheater.at
Bibi Klein
Fo t o : M a g d a l e n a Fr e y, H a u s a l t a r
Partyyyyyyyyy!!!
l i te r a t u r . n o b e l p r e i s
Every bloody one
„Look, I’ve won all the prizes in Europe, every bloody one, so I’m delighted to win them all, the whole lot. It’s a royal flush.“ Die britische
Schriftstellerin Doris Lessing zeigt sich von der Nachricht, dass ihr soeben der Literaturnobelpreis 2007 verliehen wurde, nicht sonderlich
beeindruckt.
Die 1919 als Tochter eines britischen Offiziers geborene Lessing
lebte lange Zeit im heutigen Simbabwe und die Erfahrung des Apartheidsregimes spiegelt sich in ihren Werken wider. Ihren ersten Erfolg
feierte sie 1949 mit dem Roman „Afrikanische Tragödie“ über die verbotene Liebe zwischen Schwarzen und Weißen. Ihr Roman „Das goldene Notizbuch“ gilt als eines der Hauptwerke der feministischen Literatur, auch wenn sie selbst sich mehrfach gegen die Vereinnahmung ihres Werkes durch Feministinnen ausgesprochen hat. Dennoch wird
Lessing gerne mit Virginia Wolf verglichen oder auch als britische Simone de Beauvoir gehandelt. Ihre Bücher zeichnen sich stets durch ihre sozialkritische Haltung aus, im Vordergrund steht dabei häufig die
Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus.
Die bereits 88-jährige lebt heute in London, die offizielle Preisverleihung wird im Dezember stattfinden. AndA
www.dorislessing.org
Es ist wieder so weit: Anatol hat Geburtstag! Heuer schon zum neunten Mal. Und alle Jahre wieder steigt im Herbst die Aufregung ins Unermessliche, und das gilt nicht nur für den Jubilar. Auch bei uns Eltern
wächst die Unruhe: Was denken wir uns heuer aus, um ihn – umgeben von seinen FreundInnen – hochleben zu lassen? Zoo, Museum,
Stadtführung, Kino oder Indoor-Spielplatz? Angesichts der Fülle an
Angeboten kann es nicht besonders schwierig sein, etwas Passendes
zu finden – zumindest in der Theorie. In der Praxis fällt die Entscheidung eher zu Ungunsten einer organisierten Feier aus und dabei liefert schon allein der Preis eine recht passable Entscheidungshilfe.
Schließlich sind die diversen professionellen Geburtstagsarrangements nun wahrlich kein Geschenk und über das Preis-Leistungsverhältnis lässt sich im Grunde genommen nicht einmal mehr streiten,
zumal bisweilen durchaus Zweifel aufkommen, ob das einzelne Package nun tatsächlich von Profis geschnürt wurden.
Auch aus diesem Grund versuchen wir eisern jedes Jahr, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Zugegebenermaßen mal mit mehr und
mal mit weniger Erfolg. Das ist aber eine rein subjektive Einschätzung aus Elternsicht. Die Kinder sehen das naturgemäß viel entspannter. Geburtstagseinladungen ergeben sich mehrmals pro Jahr,
und so werden die Kinder heutzutage schon früh zu wahren PartyProfis. Deshalb kann im Grunde genommen eigentlich gar nichts
schief gehen. Die Kids schaffen es nämlich in jedem Fall, sich zu unterhalten: mit oder ohne uns. Wenn die vorgeschlagenen Spiele
nichts taugen, dann werden sie eben passend gemacht. Das klingt allerdings – um der Wahrheit Rechnung zu tragen – harmloser als es
ist. In diesem Zusammenhang darf schon mal über Schadensbegrenzung nachgedacht werden.
Und während es die Eltern von Kindern, die im Frühling oder Sommer
feiern, diesbezüglich vergleichsweise leicht haben, weil sie die Feste
unter freiem Himmel stattfinden lassen können, stehen wir im
Herbst jedes Jahr vor demselben leidigen Problem: Was tun bei
Schlechtwetter? Wohin bei Regen und Kälte? Wie mit einer Horde
Volksschulkinder mit ausgesprochenem Bewegungsdefizit in den eigenen vier Wänden fertig werden???
Vorschläge und Erfahrungsberichte bitte dringend an die Redaktion!
november 2007 an.schläge 31
rosibraidotti
Zwischen Preis- und Hingabe
Bunt, lebensbejahend, lustvoll und befriedigend in einem ästhetischen Sinn. Aber kann ein feministischer Porno auch
antörnend sein? Lea Susemichel sprach mit Nana Swiczinsky über „Lezzieflick“.
Rosi Braidotti ist Professorin für
Women’s Studies an der Universität
Utrecht. Sie publiziert hauptsächlich
zu den Themen Postmoderne Philosophie, Ethik und Theorie zum Nomadismus. Ihr Hauptwerk ist die von ihr
so bezeichnete „Trilogie des
Nomadismus“:
Nomadic subjects: embodiment and
sexual difference in contemporary
feminist theory, Columbia University
Press 1994
Metamorphoses: Towards a Materialist Theory of Becoming, Polity Press
2002
Transpositions. On Nomadic Ethics,
Polity Press 2006
32 an.schläge november 2007
usw. … Selbstbestimmte Lust am Sex
kommt so gut wie nicht vor. Das nervt
mich einfach.
Ich wollte einfach eine unkomplizierte Darstellung von Schleimhautkontakten. Keine Rollenspiele oder S/M, die
man ja schon als Hobby betreiben muss,
um sie so zu kultivieren. Ich weiß nicht,
wie viele Leute das wirklich tun. Oder
wie viele Lesben. Jedenfalls entspricht
der Prozentsatz wahrscheinlich nicht
dem der entsprechenden lesbischen
Erotika. Das ist einfach eine Strategie
zum Filtern: Der Wald-und-Wiesen-Hetero soll sich davon abgetörnt fühlen.
Lassen sich denn Pornos nur für Lesben machen? Oder produziert man
zwangsläufig für Heteromänner mit?
Das muss ich kaufen: Mit jeder Lesbe
logisiert, und ich wäre froh, wenn mir
da widersprochen würde – ist es eine
selbsttherapeutische Geschichte von
Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren
haben und sie in gewaltfreien Räumen
reproduzieren.
Außerdem ist Fetischismus einfach
die Sexualität des Kapitalismus: Sex ist
gratis, Stöckelschuhe kosten Geld. Niemand ist keinE FetischistIn heute. Und
wie schon gesagt, sicher ist es auch ein
Filter, der verhindern soll, dass mir das
Bauernvolk da draufspritzt.
Gibt es nicht die grundsätzliche
Schwierigkeit, dass ich mit Bildern eben
nur dann Lust bereiten kann, wenn sie
konventionelle Begehrensstrukturen befriedigen? Und erzeuge ich nicht zwangsläufig Unlust, wenn ich da subversiv bin?
kommt. Ich denke, deshalb existiert immer noch diese extrem sperrige Darstellung von Erotik: schwarz-weiß, keine
stringente Kameraführung, schwer lesbar. Es herrscht immer noch eine absichtliche Nichtkonsumierbarkeit vor.
Wenn man explizit lesbische Erotika
machen will, ist dieses Problembewusstsein einfach immer da. Und ganz
größenwahnsinnig habe ich mich berufen gefühlt, das jetzt endlich zu ändern.
Ich wollte einen Porno machen, der vielleicht nicht antörnend im engeren, aber
auf jeden Fall lustbetont im weiteren
Sinn ist. Bei dem Sex Spaß ist. Wenn
weibliche Sexualität im Allgemeinen
aber auch lesbischer Sex im Besonderen, zum Thema gemacht wird, dann
immer problematisiert: verkauft, fremdbestimmt, missbraucht, magersüchtig
holen sich da auch fünf Männer einen
runter. Will ich das? Die Frage stellt sich
mir weiter. Mein Film ist bunt, ist lebensbejahend, ist lustvoll, ist befriedigend in einem ästhetischen Sinn, aber
er ist weiterhin ein Spiel zwischen Preisgabe und Abstraktion. Für jemanden,
der nicht mediengebildet ist, ist er
schwer lesbar. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass die Umsetzung so schwierig
ist, wie schwierig diese Balance zwischen Hingabe und Preisgabe ist. Ich
bin sehr gespannt auf das Feedback. Es
ist für mich ein Versuch.
Warum gibt es in lesbischen Pornos
so eine Häufung von S/M?
Zunächst einmal ist das einfach ein
Kreativitätsstress, denke ich. Zum anderen – und das ist jetzt eine konservative
Meinung, die marginalisiert und patho-
Mitgehangen, mitgefangen. Männer haben einfach eine längere und
höher entwickelte Kultur des Auf-BilderWichsens als die Damen – und zwar unabhängig von der sexuellen Orientierung. Auf die man zwangsläufig irgendwie Bezug nehmen muss: sie benutzend, sie ablehnend, sie ironisch
brechend. High Heels zum Beipiel sind
ein optischer Kick. Sie zu tragen würde
ich mir selbst oder meiner Freundin
nicht zumuten, aber der Kick funktioniert natürlich auch bei mir.
Aber wie geht man dann mit so einem Fetisch um?
Ironisierend. Da kann man, finde
ich, gut von Schwulen lernen. Es gibt
dort genug nervige Dinge, aber den
Camp können wir übernehmen. Ich bediene und breche etwas gleichzeitig.
Fo t o s : J e n s Ka s t n e r
an.schläge: Du hast gesagt, dass du
vor allem deshalb einen eigenen
Lesbenporno machen willst, weil
du die meisten lesbischen Pornos
einfach nicht geil findest …
Nana Swiczinsky: Viele lesbischen
Erotika sind ziemlich „konzeptig“. Das
sind keine Wichsvorlagen wie Schwulen- und Hetero-Pornos. Wo Lesben-Porno draufsteht, ist oft eine theoretische
Untersuchung über die Möglichkeit
und Darstellbarkeit lesbischer Erotik
drin. Das liegt natürlich am grundlegenden Stress, sich der eigenen Preisgabe verweigern zu wollen. Also keine Heteromänner zu bedienen, wie in den
zahlreichen Pseudo-Lesbenpornos, wo
zwei Fingernagel-Ladies aneinander
rumzupfen bis dann der richtige Kerl
braidottirosi
Tom of Finland bspw. hat den HaarigeJungs-Uniform-Fetischismus aus seiner
Tradition des Nachkriegs-Sex gegen
Zuckerln – die für die Zuckerlempfangenden ganz sicher nicht nur lustig war
– genommen und die Autoritätsperson
zu einer Wichsvorlage verschoben. Damit bedienst und brichst du es. Das ist
Camp. Ich glaube einfach nicht, dass
man auf Dauer fundimäßig die freie,
rein biologische Ökodorf-unrasierte-Beine-Erotik hinlegen kann.
Funktioniert Ironie bei Erotik?
Das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Denn eine Möglichkeit, Menschen die
Würde zu nehmen, ist auch, sich über sie
lustig zu machen. Als Lesbe bist du ja sowieso eine lächerliche Figur und die
Strategie, das zu übernehmen und sich
auch über sich selbst lustig zu machen,
ist sehr verlockend. Das war deshalb
mindestens ebenso so eine Gratwanderung und extrem schwierig: Mich nicht
über meine Protagonistinnen lustig zu
machen, sie nicht preiszugeben, indem
ich sie lächerlich mache. Also: Humor ja,
ironische Brechung ja, aber nur, wenn es
nicht auf eigene Kosten geht.
Du bist Filmemacherin und Zeichnerin, „Lezzieflick“ ist dein erster Porno. Wie
Das Material, aus dem ich den Film
gemacht habe, ist so ein Spielkartenset
für Herrenrunden in irrsinnig schlechter
Druckqualität: „Lesbian Girls“, das es in
einer Reihe mit „Thai Girls“, „Black Girls“
etc. gibt. Zwei Fingernagel-Schnitten
eben, die auf den Stecher warten. Ich
hab daraus die genommen, die noch
halbwegs gingen und sie eingescannt.
Männer haben einfach eine längere und höher
entwickelte Kultur des
Auf-Bilder-Wichsens als
die Damen – und zwar unabhängig von der sexuellen Orientierung. Auf die
man zwangsläufig irgendwie Bezug nehmen
muss: sie benutzend, sie
ablehnend, sie ironisch
brechend.
Das andere Rohmaterial stammt
aus Bildkatalogen von Anfang der 1990,
in denen dieser schleimige Kanon
glücklicher Managertypen zu finden ist
und die deshalb ein schönes Sinnbild
Für mich war der Rhythmus das auffälligste Merkmal. Wie hast du Bilder und
Ton kombiniert?
Kunst hat immer mit Rhythmus zu
tun und Sex sowieso. Ich habe Bildbearbeitungs- und Morphingsoftware benutzt und die Bilder stark entfremdet.
Es ist nur soviel erkennbar, dass man kapiert: „aha, da ist die Hand in der Muschi“. Es sollte erzählerisch und explizit
bleiben, abstrahiert, aber nicht abstrakt,
das war mir wichtig. Aber ich habe mit
der niedrigen Auflösung und den Pixeln
herumgespielt und die Körper wirken
dadurch teilweise wie Gummitextilien
und werden stark denaturalisiert. Das
Interessante war aber, dass die Emotion
durch den Tontrack sofort zurückkommt. Der Maintrack sind Atemgeräusche und sobald sie da sind, wird das
wieder zum Körper, wird das wieder
Fleisch, das ist richtig magisch.
Was sagst du zu PorNo? Thematisiert dein Film Gewalt?
Gewalt ist, wenn ein Teil nicht einverstanden ist. Rollenspiele in einem
Setting sind keine Gewalt. Die Gesellschaft leidet an einer unscharfen Trennung von Sex und sexualisierter Gewalt. Das ist so. Das ist scheiße. Ich habe
Maria Svanström ist Journalistin und
schreibt an ihrer Dissertation „Political
Subjectivity in the
context of deliberative Democracy“ an der
Universität Helsinki. Das Interview führte sie
gemeinsam mit
Irmi Wutscher im
Rahmen der NOISE Summerschool
kam es dazu?
Den Ausschlag hat die Geheimsache Leben-Ausstellung in Wien gegeben,
bei der es um das Leben von Lesben und
Schwulen im 20. Jhd. ging. Dort gab es
einen langen Gang mit Artefakten aus
der NS-Zeit und nach diesem Todeskorridor kam dann die Kunst und Kultur von
Schwulen und Lesben. Da hingen Plakate und Bilder, klarerweise hauptsächlich
aus dem Freundes- und Bekanntenkreis,
und ich hatte das ganz starke Gefühl,
dass das immer noch längst nicht genug ist. Dass die Suppe einfach immer
noch zu dünn ist. Ich bin mit viel mehr
Mulmigkeit als Erbauung aus dieser
Ausstellung gegangen – und das darf
einfach nicht sein. Daher die Motivation,
mich auch mit einem Statement in meiner Kunst zu outen.
unserer Wertegesellschaft sind, ein Mainstream-Indikator, der verrät, was darstellbar ist und was eben nicht. Und
was nicht vorkommt, sind Frauen, die
sich sozial aufeinander beziehen. Die
gibt es im ganzen telefonbuchdicken
Bildkatalog nicht. Es gibt tonnenweise
Geschäftsmänner, die sich die Hand
schütteln und die Schulter beklopfen. Es
gibt die Mami bei der Oma. Aber es gibt
keine etwa gleich alten Frauen, die miteinander am Tisch sitzen, miteinander
sprechen, miteinander Geschäfte machen. Was davon irgendwie verwertbar
war, habe ich ebenfalls eingescannt.
Make something out of nothing: Aus
diesen beschissenen Mainstreambildern etwas rauszuschleifen, was einem
authentischen Lebensgefühl trotzdem
noch entsprechen kann.
mir während des Schaffensprozess die
gesamte Andrea Dworkin reingezogen,
die einem das ganze böse Patriarchat
um die Ohren haut. Und natürlich lässt
sich dem auch nicht einfach so widersprechen. Für sie ist Sex Gewalt, weibliches Empfinden ist nicht darstellbar,
wir sind das kolonialisierte Geschlecht.
Davon grenze ich mich ab: Von einer Ästhetik der totalen Verweigerung,
von Verstummen als Protest.
Es gibt ja auch Pornos von Frauen
für Frauen aus den USA mit viel Weichzeichner, Tüll und Himmelbetten. Geht
das am Begehren vorbei? Oder wollen
Frauen es tatsächlich lieber nicht so direkt und in Großaufnahme?
|Keine Ahnung. Ich persönlich fahr’
nicht drauf ab. Lesbische Blümchenpornos kenne ich nicht, da kenne ich nur
2007 in Bologna.
november 2007 an.schläge 33
slavenkadrakulic´
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Weibliche Horrorstories
Slavenka Drakulic´ über ihr neues Buch, kannibalische Liebe und die Frage, warum sich niemand über
Heidelbeeren essende Nazis wundern sollte. Ein Interview von Michèle Thoma
Von Slavenka Drakulic´ erschien zuletzt: Frida, Zsolnay 2007,
18,40 Euro (A)
34 an.schläge november 2007
an.schläge: In den Ländern Ex-Jugoslawiens hatte ich oft den Eindruck, dass die Menschen aus einem Alptraum aufwachten.
Slavenka Drakulic:
´ Ja. Das war ein
Alptraum. Aber niemand tat uns das
an, wir taten es selber. Es ist wichtig,
das zu verstehen. Kein repressives, kein
autoritäres, gar kein Regime kann ohne
die Unterstützung der Menschen bestehen. Was die Leute sich also fragen
müssten ist: Wie konnte das geschehen, warum wählten wir diese Menschen, wie wurden wir durch ihren Populismus verführt, durch ihren Nationalismus? Niemand zwang uns zu irgendwas und wir sollten Verantwortung
übernehmen.
In Ihren Essays drückten Sie Ihre
Sehnsucht nach Cosy-Toilettenpapier aus
und nach den magischen Schönheitsprodukten des Westens. Sie wunderten sich
über westeuropäische Feministinnen:
„fettiges Haar, kein BH, kein Make up“. Eine amerikanische Feministin erwartete
von Ihnen eine „Kritisch-theoretische Abhandlung“ des Feminismus’ in kommunistischen Ländern. Das inspirierte Sie zu
einem realistischen und zynischen Kommentar.
Fragen über Feminismus generell
in den kommunistischen und postkommunistischen Ländern sind zugleich zu naiv und zu komplex. Wir haben es hier mit vielen Ländern und Millionen Frauen zu tun, aber ich glaube
dennoch, es gibt einen gemeinsamen
Nenner für uns alle. Wir alle teilten die
Erfahrung, im Kommunismus zu leben.
Einiges bleibt in unserem Gedächtnis.
Die Tatsache, dass es sehr schwer war,
an Kosmetik heran zu kommen, an
gute Schuhe, dass es sehr schwer war,
schön zu sein. Und doch versuchten wir
es so sehr. Was geschah nach dem Zusammenbruch des Kommunismus?
Auch da gibt es gemeinsame Nenner.
Frauen waren überall die ersten, die arbeitslos wurden. Interessant ist auch,
dass in den Widerstandsbewegungen,
z. B. in Polen und in der Tschechoslowakei, rund um Havel und in der Solidarnosc,
´´ viele Frauen waren. Als die Opposition an die Macht kam, verschwanden die Frauen. Wo sind sie? Ich weiß es
nicht.
Sie nehmen oft den Standpunkt des
Opfers ein. In „Als gäbe es mich nicht“
trägt eine junge Muslimin, Opfer einer
Massenvergewaltigung, das Kind eines
Vergewaltigers aus. Irgendwann wird die
junge Frau dann auch zur Verführerin.
Wie erklären Sie das?
Sie versucht nur, zu überleben. Fälle
wie dieser wurden in der Geschichte
häufig dokumentiert.
In dem mit dem Leipziger Buchpreis
zur Europäischen Verständigung ausgezeichneten Buch „Keiner war dabei:
Kriegsverbrecher vom Balkan vor Gericht“ richtet sich Ihr Blick auf die Täter.
Wie werden normale Menschen zu
Verbrechern? Handelt es sich überhaupt um normale Menschen? Es war
eine wichtige Erfahrung für mich, im
Gerichtssaal zu sitzen und diese Menschen zu sehen. Wie sie sich benehmen,
wie sie sprechen usw. Dann zweifeln Sie
nicht mehr daran, dass Sie es nicht mit
Monstern zu tun haben, dass es ganz
gewöhnliche Leute sind.
Diese Schlussfolgerung ist aber eine weitaus schrecklichere. Wären sie
Monster, könnten Sie ausschließen, dass
Sie jemals derart grauenhafte Verbrechen begehen könnten. Sind sie
aber gewöhnliche Menschen, müssen
Sie schlussfolgern, dass Sie selber in eine Lage geraten könnten, in der Sie bereit wären, Verbrechen zu begehen.
drakulic´slavenka
Im „Spiegel“ wurde jetzt das private
Fotoalbum eines SS-Mannes veröffentlicht, eines Lagerkommandanten. Die
Freizeitfotos von Heidelbeeren essenden, Akkordeon spielenden SS-Leuten
können nur jemanden schockieren, der
diese Menschen für Monster hält. Aber
es waren normale Menschen, deren Job
es war, Juden in Auschwitz umzubringen. Natürlich hatten sie Freizeit, natürlich hatten sie Spaß, spielten Akkordeon
und tranken …
Sie schreiben dort auch über Biiljana
Plavsic, die „Eiserne Lady der Serbischen
Republik“, die einzige Frau, die wegen
Kriegsverbrechen angeklagt war. Obwohl
sie sich grauenhafter Verbrechen schuldig gemacht hatte, schreiben Sie mit einem gewissen Respekt über sie.
Ich respektiere sie, weil sie ihre
Schuld gestand und sagte: Es tut mir
Leid. Es gab so wenige, die realisierten,
dass sie Verbrechen begangen hatten
und dass sie die Verantwortung dafür
trugen, wie es bei ihr der Fall war. Ich
denke, dass sie Respekt verdient. Weil
sie gestand und die Verantwortung
übernahm, wurde sie als Verräterin behandelt. Ich glaube, das sagt viel über
diese Gesellschaft aus.
Im Epilog beschreiben Sie die paradiesische Koexistenz von Serben, Kroaten,
Moslems in Scheveningen. „Zuhause“
propagierten oder praktizierten diese
Männer Völkermord an anderen ethnischen Gruppen. Hier kochen sie zusammen, sie spielen Karten. Das ist eine
schreckliche Tragikomödie.
Das Motto meines Buches ist die
Aussage von Hannah Arendt, dass diese
Männer ihr Leben spalten konnten: Privat- und Berufsleben. Privat konnten sie
Vegetarier sein, Tiere lieben, keiner Fliege etwas zuleide tun. Aber sie waren
Berufskiller. Privat hatten sie moslemische Freunde, serbische Freunde … und
sie spielten natürlich Karten zusammen. Am Ende dieses ganzen Mordens
die Frage: Warum? Warum? Die größten
Verbrecher sitzen zusammen und haben Spaß.
Die intensivste Liebesgeschichte, die
ich kenne, ist „Das Liebesopfer”. Als die
Umstände ein junges Paar zu trennen
drohen, isst eine junge Frau ihren Freund.
Es ist die dramatischste Konsequenz der
Liebe, die man sich vorstellen kann. Mystische, totale, totalitäre Liebe. Schrieben
Sie dieses Buch, um traumatische Erfah-
nen hat. Jetzt, zum 100. Geburtstag,
bricht eine neue Frida-Welle über uns
herein. Warum sind Sie auf diese Welle
aufgesprungen?
Der Geburtstag spielte dabei keinerlei Rolle. Ich plante dieses Buch seit Jahren. Mein Motiv war ein vollkommen anderes. Ich war daran interessiert, dass sie
den Schmerz malte. In meinem Schreiben versuche ich, den Schmerz in Wörter
zu fassen. Ich versuche und versuche …
Es ist nicht an mir, zu sagen, inwieweit es
mir gelingt, das müssen die LeserInnen
und die KritikerInnen beurteilen.
Kahlos freie Darstellung physischer
und psychischer Schmerzen waren extrem schockierend. Niemand hatte bis
dahin diese Themen, diese Motive gehabt: Conditio feminina, die weibliche
Horrorstory. Z. B. der abgetriebene Fötus.
Zugleich malte sie die Liebe beinahe naiv.
Die weibliche Horrorstory ist im„‚Frida‘ wurde begeistert mer noch schockierend. Wer hängt sich
aufgenommen. Es ist seit den abgetriebenen Fötus ins Wohnzim15 Wochen auf der Best- mer? Ihre Malerei hat immer noch eine
sellerliste. Die Rezensio- starke Wirkung. Ich finde nicht, dass sie
nen sind alle positiv, aber Liebe naiv darstellte. Ihre Liebesbilder
mit Diego sind Kunst.
sie haben eines gemeinWas sagt Ihr feministisches Übersam: Sie erwähnen meine Ich zu dieser Hingabe und zu dieser
anderen Bücher nicht.“
selbstzerstörerischen Leidenschaft?
Die Tragödie ist das Missverständnis. Die Tragödie ist, dass Sie und ich,
dass wir im vollen feministischen BeLebten sie zu dieser Zeit mit einem
wusstsein zu viel verlangen. Die Art von
Mann, und was wurde aus ihm?
Liebe, die wir Frauen wollen, ist einfach
Ich bin noch immer mit dem gleifalsch. Zu viel verlangt! Das ist nicht das
chen Mann verheiratet. Auf einer Lesereise in den USA kam die Publikumsfra- Leben. Ich verteidige Männer vor Frauen, die zu viel von ihnen verlangen. Wir
ge, was denn mein Mann von diesem
Buch halte. Er stand auf und sagte:„Ich sind in diesem Bewusstsein erzogen
worden, mit dieser Haltung, diesen Erschlafe mit einer Pistole unter’m Kopfwartungen. Wir erwarten die Erlösung
kissen.“
Wie sind die Reaktionen auf Ihr Werk von ihnen, als wären sie Jesus. Aber sie
sind es nicht. Ich verteidige Männer vor
in Kroatien?
dieser alles überschwemmenden Liebe.
Seit ein paar Jahren hat sich viel
geändert. Ein großer Verleger veröffent- Auch wenn ich Feministin bin! Vor dielichte mein Gesamtwerk. „Frida“ wurde ser possessiven Liebe. Jemanden vollkommen besitzen, das ist es, was wir
begeistert aufgenommen. Es ist seit 15
wollen. Je älter ich werde, desto weniWochen auf der Bestsellerliste. Die Reger glaube ich daran. Sie können uns
zensionen sind alle positiv, aber sie hadas nicht geben.
ben eines gemeinsam: Sie erwähnen
Das ist aber schrecklich für die Mänmeine anderen Bücher nicht. Man
könnte denken, es ist mein erstes Buch. ner. Dann kennen sie diese Ekstase ja gar
nicht.
Ich glaube, das ist der Ausweg aus der
Eine Ekstase, die in vollkommener
früheren, negativen Haltung mir geBesessenheit endet und im Tod … Ich
genüber: Ground Zero.
Frida Kahlo war in den Siebzigern ei- schrieb ein Buch über endgültige Liebe.
Das Kannibalinnenbuch?
ne feministische Ikone. Ihr Leben ist zum
Ja, natürlich.
❚
Mythos geworden, den sie selber gesponrungen zu verdauen? Wenn nicht, wie
konnten Sie so tief eintauchen in dieses
Liebesmassaker? War Ihnen nicht dauernd schlecht?
Der beste Teil von mir, wie von jedem/r SchriftstellerIn, drückt sich im
Schreiben aus.Wenn man aber später erklären soll, was warum geschehen ist …
Ein Psychiater könnte es besser erklären. Gewiss war es eine sehr harte
Geschichte, und es war nicht leicht, sie
zu schreiben und sie zu überleben.
Ich bin immer am Körper interessiert – und ich ende immer beim Körper,
es ist vielleicht mein einziges Thema.
Wie erfahre ich den Körper, wie überschreite ich ihn, wie weit kann ich gehen. Das Gleiche bei „Frida“, bei „Marmorhaut“. Liebender Körper, hassender
Körper.
november 2007 an.schläge 35
Anders Sein („Irgendwie ist sie so anders...“), 1970 -1986
© N a c h l a s s A n n a O p p e r m a n n , a r t a g e n t s g a l l e r y, H a m b u r g , Fo t o : H e r b e r t H o s s m a n n
A n n a O p p e r m a n n i m E n s e m b l e , P r o b l e m l ö s u n g s a u f t ra g a n Kü n s t l e r ( R a u m p r o b l e m 1 9 7 8 - 1 9 8 4 )
© N a c h l a s s A n n a O p p e r m a n n , a r t a g e n t s g a l l e r y, H a m b u r g , Fo t o : Ré n e B l o c k
annaoppermann
Kleinteiliges mit Boxfaust
Ähnlich einem Gespenst, das immer da ist, wo man selber gerade nicht ist, ist die Anwesenheit der Künstlerin
Anna Oppermann in ihrer Ausstellung „Ensembles 1968-1992“ deutlich zu spüren. Von Kerstin Kellermann
Anna Oppermann: Ensembles,
bis 16. 12.
Generali Foundation, 1040 Wien,
Wiedner Hauptstrasse 15,
T. 01/504 98 80 28,
http://foundation.generali.at
36 an.schläge november 2007
Kleine Bilder auf großen Bildern, Zettelchen überall, Texte
in allen möglichen Formen.
Aufgestellte Papierfiguren umrunden und umringen auf
Holzklötzchen aufgestellte Zeitungsausschnitte oder kleine Skulpturen.
Lichter im Untergrund, Fotos, auf denen
die Künstlerin vorsichtig Gemälde trägt,
ausgeschnittene Engelsflügel. In der
Generali Foundation werden einige „Ensembles“ (vom französischen Wort für
„zusammen“) von Anna Oppermann
ausgestellt. Obwohl die Künstlerin bereits 1993 mit 53 Jahren an Krebs verstarb, gelingt es Ute Vorkoeper, das
Werk der umtriebigen Künstlerin mit
viel Mühe am Leben zu halten. Die
Kunstdozentin baute über Wochen die
einzelnen Ensembles auf, die Oppermann selbst über Jahre hinweg sammelte, zusammenstellte und immer
wieder bearbeitete. „Das Werk durch-
oder aufarbeiten“ beschreibt Ute Vorkoeper diesen Vorgang. „Diese Verpflichtung habe ich als Teil meines Lebens angenommen“, sagt die Hamburgerin.
In ihren Ausstellungen pflegte Anna Oppermann selbst Leinwände aufzuziehen und live zu bearbeiten, z. B.
schwarz-weiß Fotos zu kolorieren. Sie
versteckte sich in ihrem Ensemble „Elfenbeinturm“ und spähte die BesucherInnen aus, sah den BetrachterInnen zu.
Die „Bezugspflanzen“ wie Efeu oder
Kresse überwucherten alles. Die Ausstellungen wuchsen „schubweise“.
Schlagkräftige Kunst. In „Anders Sein“
(1970 bis 1986) umkreist Anna Oppermann seit den frühen 1970er Jahren ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten
als Außenseiterin in Kunst und Gesellschaft. „Es gelingt ihr, sich selbst in der
Welt zu halten oder, mit ihren Worten,
die Sprache der anderen nicht zu verler-
nen“, steht bei einem Ensemble auf der
Wand. „Wiederholt sind Frauen abgebildet, die ihr Gesicht hinter Masken, Händen oder Haaren verbergen. Sie entziehen sich den Blicken, denen sie ausgesetzt sind, und offenbaren den Konflikt
zwischen Selbstdarstellung und Maskerade, Stigmatisierung und undarstellbarem Selbst als zentralem Motiv des
Ensembles.“ Rechts steht groß „Regression – Realitätssinn“ auf einer Tafel,
links „Autismus – Kommunikation“. Mit
ihren raumgreifenden Installationen
war Oppermann „eine Vorreiterin der
prozessualen konzeptuellen Kunst“, erklärt Ute Vorkoeper, „sie verlangt dem
Betrachter einiges ab, typisch für die
1970er Jahre.“ Sabine Breitwieser, die
Kuratorin der Generali Foundation, betont, dass die Künstlerin immer wieder
auf die Kritik an ihren Arbeiten reagierte und diese in ihre Werke einbaute. Gegen den Vorwurf, dass ihre Kunst zu
oppermannanna
kleinteilig, zu filigran sei, reagierte Oppermann mit der „Pathosgeste“ für die
documenta 8. Großen Pappbildern mit
Boxfaust, ohne Gesicht. Der Text dazu
ist: „Mach große schlagkräftige machtdemonstrierende Objekte“. Sie reklamierte das Pathos für sich und in ironischer Weise auch die Gewalt dahinter:
„Willst du nicht mein Bruder sein, so
schlag ich dir den Schädel ein.“
und Hereinspiegeln von Räumen:
Raumerweiterung. „Gleichzeitig ist diese Raumerweiterung aber auch eine
Spaltung des Ichs, eine Öffnung in mehrere Räume“, spricht Vorkoeper „die
Kehrseite der Medaille“ an. Ähnlich einem Gespenst, das immer da ist, wo
man selber gerade nicht ist, ist die Anwesenheit der Künstlerin noch heute zu
spüren.
Gegen den Vorwurf, dass
ihre Kunst zu kleinteilig,
zu filigran sei, reagierte
Oppermann mit der „Pathosgeste“ für die documenta 8. Grossen Pappbildern mit Boxfaust, ohne
Gesicht. Der Text dazu ist:
„Mach grosse schlagkräftige machtdemonstrierende Objekte“. Sie
reklamierte das Pathos
für sich und in ironischer
Weise auch die Gewalt dahinter: „Willst du nicht
mein Bruder sein, so
schlag ich dir den Schädel
ein.“
Sabine Breitwieser geht. Die tolle Ausstellung wird von einem traurigen Anlass
überschattet: Sabine Breitwieser, knapp
zwei jahrzehntelang künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Generali Foundation, hört auf. In Folge des
Verlusts der Ostgeschäfte der Generali
an den italienischen Mutterkonzern
und der Idee einer finanzenschonenden Fusion mit der BAWAG Foundation,
sieht die international anerkannte Kuratorin für sich keinen Platz mehr. Breitwieser kuratierte am Bauernmarkt die
erste Ausstellung Valie Exports und
baute die Kunstinstitution in der Wiedner Hauptstraße von Anfang an auf.
Die Sammlung ist inzwischen zumindest das Doppelte wert, zehn bis zwanzig Prozent des Budgets wurden selbst
erwirtschaftet, viele Werke restauriert,
die sonst nicht erhalten worden wären.
„Es ist nicht meine Sammlung“, sagt
Breitwieser mehrmals während der
Eröffnung der Oppermann Ausstellung. Sie brachte über einen Zeitraum
von zwanzig Jahren eine Mischung von
wissenschaftlich recherchierten Ausstellungen, experimentell angelegten
Themenausstellungen und nicht anerkannten KünstlerInnen „mit Haltung“
(Breitwieser).
Aber vor allem holte sie große internationale feministische Künstlerinnen wie Martha Rosler, Mary Kelly oder
Adrian Piper in Personalen nach Wien!
Eine Tradition, die ihr/e NachfolgerIn
hoffentlich fortsetzen wird. 1995 wurde
ihre Ausstellung von unbekannten Werken Andrea Frasers von der Kritik zerrissen. 1996 ging sie mit einer Filmretrospektive Valie Exports in Richtung Experimentalfilm. „Ich würde mich als
Künstlerkuratorin bezeichnen“, meint
Sabine Breitwieser, die Contenance bewahrt und ihre Trauer nur kurz zeigt. Sie
wird 2009 eine Ausstellung zu Modernismus in Barcelona kuratieren. Ein Anlass, nach Barcelona zu fahren.
❚
Raumerweiterung. „Machen Sie es sich
doch nicht so schwer“, schrieb ein Kritiker. Oppermann setzte sich den Angriffen der Kunstkritik aus und bearbeitet
die Konflikte. „Sie hat sich immer angreifbar gehalten“, sieht Ute Vorkoeper
eine Qualität in der Offenheit der
Künstlerin. Eduard Beaucamp von der
FAZ giftete z. B. gegen eine mittelmäßige Malerin, die „mit ihren häuslichen
Stillleben das Horror Vacui ihres Lebens
füllen will“. Damals bestimmten junge
Wilde mit bunter, großer Malerei den
Markt, Oppermanns Werk galt als „zu
kompliziert“. „Männer machen Werke“,
lacht Vorkoeper. „Frauen Kleinteiliges.
Sie war irgendwie dabei in der Kunstszene und doch draußen. Die Institutionen wollten das nicht haben.“ Sabine
Breitwieser betont den interaktiven
Aspekt in Oppermanns Kunst: „Sie interagierte mit ihren Ensembles, sah diese
als lebendige Gebilde.“ Es geht der
Künstlerin um das Öffnen von Wirklichkeiten in neue virtuelle Welten.
Mit dem Spiegel-Ensemble fing alS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a
les an, einem gleichzeitigen Ausgrenzen
jenny unger
paktieren
wenn eine partei einen homopakt macht interessiert das zwar
keine aber trotzdem fragt eine dann die andere ob sie nicht
mit ihr homopakten will einfach so weil es irgendwie doch super wäre ohne vorbereitung ohne firlefanz ohne groß was zu
sagen außer vielleicht ja wir pakten weil es ohne das nicht gehen wird ohne das ja-sagen aber ohne wirklich wichtignehmen nur damit dann beim formularausfüllen homogepaktet
da stehen kann damit beim kirchenaustritt beim ummelden
beim anmelden beim kranksein der homopakt da ist und damit die frau formularentgegennehmerin und der herr formularentgegennehmer es wissen damit es immer da ist das lesbisch sein darum fragt eine die andere und die andere sagt ja
jetzt schon einfach so sagt sie ja und cool sagt sie auch noch
und dann schaut sie wieder in ihr buch schnalzt mit der zunge
und sagt leise und irgendwohin gott obwohl der gar nichts mit
uns zu tun hat
wenn eine partei einen homopakt macht interessiert das wirklich keine eine exfreundin die sich nicht vorstellen mag dass
eine überhaupt homopakten wollen würde muss deshalb lustig fragen ob da geschworen wird dass eineR ewig homo bleibt
und für eine andere freundin ist der homopakt eine verschwörung in einem dunklen raum wo sich alle homos verpakten wofür oder wogegen überlegt sie noch
nicht einmal google interessiert sich wirklich für den homopakt und findet die homoehe fünfzig mal lieber (aber kein
wunder die ist auch ein alter hut) und trotzdem trotzdem fragt
eine dann die andere ob sie nicht mit ihr homopakten will einfach so weil es irgendwie doch super wäre ohne vorbereitung
ohne firlefanz ohne groß was zu sagen außer vielleicht ja wir
pakten weil es ohne das nicht gehen wird ohne das ja-sagen
november 2007 an.schläge 37
Bewegte Assoziationen
Geschichten über Frauen, die Großes wollen, als Hörbuchtipp und musikalische
Empfehlungen für (moderne) Klassikfans von Regina Himmelbauer.
Dorothee Oberlinger & Dorothée
Hahne: Musik aus Mittelalter &
Gegenwart
Pia Palme: Subitized
Julia Franck: Die Mittagsfrau
Rebecca Gablé: Das zweite Königreich.
der hörverlag
Christine Fischer: Instrumentierte Visionen weiblicher Macht. Maria Antonia Walpurgis, Bärenreiter
38 an.schläge november 2007
Die Blockflötistin Dorothee
Oberlinger (die übrigens an der
Musikuniversität in Salzburg
unterrichtet) und die Komponistin Dorothée Hahne zeigen in
ihrer Kooperation immer wieder, wie
scheinbar selbstverständlich Jahrhunderte alte Musik und moderne elektronische Klänge zueinander passen. Auf
ihrer neuesten CD Musik aus Mittelalter & Gegenwart kombinieren sie, wie
bereits auf einer früheren CD, Hildegard
von Bingens „O ecclesia“ mit einem
„commentari“ von Dorothée Hahne.
Aber es gibt auch neue Stücke zu entdecken, wie „Luscinia“ – der lateinische
Ausdruck für Nachtigall. Es basiert auf
dem berühmten Stück „Englische Nachtigall“ des holländischen Glockenspielers und Blockflötisten Jacob van Eyck
(17. Jhd.). Die originale Melodie wird mit
Nachtigallstimmen und Live-Elektronik
konfrontiert – wie im Märchen über die
chinesische Nachtigall stehen sich
künstliche Stimme und natürlicher Gesang gegenüber, die Sopranblockflöte
vermittelt melodiös.
Wie vielfältig die Kombination von
Blockflöten mit Elektronik sein kann,
zeigt die neueste CD der Wienerin Pia
Palme. Subitized umfasst nur zwei
Tracks, die jeweils um die dreißig Minuten lang dauern. In Zusammenarbeit
mit JSX und Kazuhisa Uchihashi entstand dieser Live-Mitschnitt aus sich
ständig ändernden Klangfeldern, die
mal durch irisierende Klänge faszinie-
ren, dann wieder mit geräuschartigen
Einwürfen irritieren, mal zu pulsieren
anfangen, dann wieder stehen zu bleiben scheinen. Anders als bei den Kompositionen von Dorothée Hahne geht es
nicht um verfremdete Melodien, um bewegte Akkordfolgen, sondern Pia Palme
wagt sich an die Grenze zwischen Ton
und Geräusch, sprengt auch durch die
Dauer den üblichen Rahmen des durchschnittlich Fassbaren, so dass man völlig unbefangen dem anscheinend assoziativen Voranschreiten folgen muss.
Mit dem Roman Die Mittagsfrau
hat Julia Franck soeben den Deutschen
Buchpreis gewonnen. Auf CD erhältlich
ist eine (gekürzte) Lesung durch die Autorin selbst. Es ist die Geschichte einer
Frau, die Großes will, aber immer wieder
auf sich zurückgeworfen wird.
Doch zu Beginn steht ihr Sohn im
Mittelpunkt. Der zweite Weltkrieg ist
vorbei. Er bewundert seine Mutter, er
liebt ihr Singen, ihre Kraft. Aber er erlebt
auch mit, wie sie vergewaltigt wird. Sie
schaffen es dennoch zum rettenden
Zug, der sie in den Westen bringen soll.
Aber plötzlich ist die Mutter verschwunden. Nicht verloren gegangen,
sondern sie hat ihn zurückgelassen. Woher diese Herzlosigkeit? Helenes Geschichte wird erzählt: Von der Kindheit,
in der die Mutter nach dem Tod der Brüder das Überleben der Töchter als Ungerechtigkeit empfindet. Von dem wilden
Leben im Berlin der zwanziger Jahre,
über das Scheitern der Liebe zu einem
jungen Studenten, mit dem die junge,
intelligente Frau über Philosophie diskutiert. Über die Heirat mit einem
Mann, der sich nach und nach als überzeugter Nationalsozialist herausstellt.
Über Abtreibung, über Vergewaltigung,
über Erniedrigungen und Enttäuschungen. Eine bewegende Geschichte, von
der Autorin wohltuend schlicht vorgetragen.
Ganz anders die Hörfassung von
Rebecca Gablés Das zweite Königreich.
Ihr Roman, der zur Zeit der normannischen Eroberung Englands im Jahre
1066 spielt, wird hier mit einem opulenten Hörspiel in Szene gesetzt. Ein
historischer Roman, in dem die studierte Mediävistin spannend über das
Leben im Mittelalter erzählt – und
natürlich kommt auch das Herz nicht
zu kurz …
Wer nun doch lieber zu einem
Buch greift, dem/der sei die Studie Instrumentierte Visionen weiblicher
Macht. Maria Antonia Walpurgis’ Werke als Bühne politischer Selbstinszenierung von Christine Fischer empfohlen. Die sächsische Kurfürstin verstand
es, ihre dichterische und musikalische
Begabung auch zur Selbstdarstellung
zu nützen. So analysiert zumindest die
Autorin unter anderem die Oper „Talestri, regina delle amazzoni“, die die verbotene Liebe der Amazonenkönigin zu
einem Skythen beschreibt. Ein Buch,
das nicht nur aus musikhistorischer
Sicht interessant ist.
❚
„ich nage mein selbst von mir“
VALIE EXPORT als Medienanalytikerin, die sich der Medien als Mittel des sozialen Kampfes
bedient. Der Katalog zur Moskau Biennale. Eine Rezension von Kerstin Kellermann
Durch die russischen Schriftzeichen enthält der dicke weiße
Katalog selbst – ähnlich vielen
Filmen EXPORTS – eine zweite
Realität. VALIE EXPORT stellte in
einer Personale im Frühjahr dieses Jahres auf der zweiten Moskauer Biennale
für Zeitgenössische Kunst aus. Für den
Folio Verlag ein Anlass, EXPORTs Medienanalysen und ihre „präzise Sprachanalyse von Bildpolitiken“, wie Herausgeberin Hedwig Saxenhuber schreibt,
Revue passieren zu lassen. Die Faszination Österreichs für das riesige Russland,
die ehemalige Sowjetunion mit ihren
Nachfolgestaaten, wird in vielen Filmen
wie gerade in „Import Export“ von Ulrich Seidl, sichtbar und ist mit einer Unmenge an Bildern überfrachtet: Schneeweiße Kälte, graue Straßen, Menschen
mit Pelzmützen, dicke Literaturzeitschriften, ArbeitsmigrantInnen, ermordete Journalistinnen, Putin mit freiem
Oberkörper ... Zeit für neue, andere Bilder und Bildpolitiken: z. B. die Installation „Kalaschnikow“ (2007), in der die Gewehre nach unten wie auf sich selbst in
eine Wanne voller Öl gerichtet sind.
„In EXPORTs neuen Arbeiten ist eine
Strategie der subversiven Affirmation
und Überidentifizierung im Sinne de
Certeaus auszumachen, wenn sie drastische Medienbilder aus dem Internet
übernimmt oder die ambivalente Situation der Abrüstung aus einem flüchtigen Zeitungsartikel real im Kalaschnikowturm nachstellt“, schreibt Saxenhu-
ber. Ihre Taktik setze dem „Kalkül der
Medien einen radikalen Moment der Reflexion entgegen“. Die Künstlerin äußert
sich in für jeden zugänglichen Bildern
aus dem Internet, die sonst immer „von
einer herrschenden Ordnung aufgezwungen werden“. In Moskau wurde der
Schwerpunkt auf die „Pionierleistungen“
des feministischen Aktionismus EXPORTs gesetzt, zwei Installationen der
1990er Jahre und besagter Turm als speziell für Moskau konzipierte Arbeit gezeigt. Die Gliederung des Katalogs folgt
dem zeitlichen Ablauf der feministischen, exportistischen Kunstproduktion
von über vierzig Jahren.
Warum wir uns gerade nach den
wilden 1970er Jahren sehnen, fragt sich
die Belgrader Kuratorin und Berliner
Kunstkritikerin Bojana Pejic in ihrem
spannenden Text „Über Hosen, Panik
und Ursprünge“, wo „doch schon damals der öffentliche Raum so mit Bildern kontaminiert“ war. Pejic interessiert der öffentliche Raum, denn anstatt
ein Ort der Einbeziehung „für uns, die
BürgerInnen“ zu sein, entstehe die demokratische politische Gemeinschaft
über Ausgrenzungen. „Nicht Kompromiss und Harmonie, Homogenisierung
und Harmonisierung bilden den Kern
des öffentlichen Raumes, sondern der
Konflikt.“ Nach EXPORTs Meinung würde der öffentliche Raum durch Ausgrenzungen strukturiert, „außerdem durch
Versuche, die Spuren dieser Ausgrenzung auszulöschen.“ Ähnlich wie Martha
Rosler oder später Sanja Ivekovic propagiere EXPORT einen strategischen Einsatz von Medien. „… die frau muss sich
also aller medien als mittel des sozialen
kampfes bedienen“, schrieb EXPORT 1972
im Manifest für die Ausstellung
„MAGNA, Feminismus: Kunst und Kreativität“. Im Gegensatz zur „Selbstaufopferung als Wurzel aller Weiblichkeit“ spiele
EXPORT auf die Angst vor einem neu definierten Konzept von Weiblichkeit an,
wie es damals vom Feminismus vorgelegt wurde. Kunst, die öffentlich ist, wie
das Poster der „Aktionshose: Genitalpanik“ (1973) erzeuge politischen Raum
und stelle selbst einen Raum dar, in dem
wir politische Identitäten annehmen.
„Während Lacan behauptet, dass
das Unterbewusste als Sprache organisiert ist, behauptet VALIE EXPORT, dass
das Unterbewusste als das Optische organisiert ist.“ Die Moskauer Autorin und
Journalistin Keti Chukrov benutzt den
Film „… Remote … Remote“ (1973), den
EXPORT für die Kunstbiennale in Venedig überarbeitete (noch zu sehen bis
21.11. im Arsenale), um ihre Annäherung
an den „Körper als politischen Exzess“ zu
erläutern:„EXPORT erkennt in den Medien nicht die reproduktive Komponente,
sondern die Möglichkeit, die Reproduktion (...) zu blockieren.“ Die Realität würde
nicht „im Moment der visuellen Darstellung entworfen“, sondern in „den paradoxen Exzessen, in nicht gegenständlichen Dramatisierungen zwischen
Mensch, Raum und Zeit.“
❚
Hedwig Saxenhuber (Hg.):
VALIE EXPORT
Sonderausstellung der 2. Moskaubiennale im National Centre for
Contemporary Art Moscow (NCCA)
und in der Ekaterina Foundation,
folio 2007, 29,80 Euro
november 2007 an.schläge 39
lesezeichen
Motivsuche
Widersprüche
Der „Deutsche Herbst“ jährt
sich zum dreißigsten Mal
und die Zeit der Abrechnung ist längst gekommen.
Nicht nur die Mittel der
RAF, sondern auch ihre Ziele
gelten mittlerweile als vollkommen indiskutabel. Bettina Röhl stimmt einer Autopsie des Gehirns ihrer Mutter Ulrike Meinhof zu, um deren Geisteskrankheit zu beweisen und die Demaskierung
Baaders als hirnloser Dandy dient als Beleg, dass
es mit der linksradikalen Ideologie wohl insgesamt nicht weit her war. „Die Terrorjahre. Mein
Leben an der Seite von Carlos“ erscheint also genau zum richtigen Zeitpunkt und scheint sich
bruchlos einzureihen in die Serie persönlicher
Pamphlete, die mit der Gewaltbereitschaft linker
TerroristInnen auch deren Motive verurteilen.
Idealismus lässt sich Ilich Ramírez Sánchez, dem
als „Carlos“ bekannten, meistgesuchten Terroristen der 1970/80er, allerdings auch tatsächlich
nicht zugute halten. Seine Frau, die Fotografin
Magdalena Kopp, beschreibt ihn in dieser Autobiografie als gnadenlosen Machtbesessenen, der
auch ehemalige Mitstreiter kaltblütig ermordete. Sprachlich schlicht und schnörkellos schildert
sie ihre ersten Kontakte zu den „Revolutionären
Zellen“, für die sie als Passfälscherin zu arbeiten
beginnt, ihre Beziehungen zu den anderen Mitgliedern und schließlich ihre Begegnung mit
Carlos. Die Erzählung vermittelt Angst und Abhängigkeit eindringlich, in der Kopp danach leben musste. Unvermittelt bleibt allerdings häufig, welche Überlegungen und Umstände zu
ihren eigenen, folgenschweren Entscheidungen
führten. Damit gibt das Buch zwar einen informierten Einblick in die Szene und verfolgt deren
Radikalisierung, die wichtige Frage nach den
Gründen für diesen Terrorismus und den Dynamiken, denen Kopp selbst erlag, bleibt dabei aber
weitgehend unbeantwortet.
Auch diese Ausgabe von „Widerspruch“ bietet spannende
Analysen aus gesellschaftsund ökonomiekritischen Perspektiven, die sich zumeist
dadurch auszeichnen, dass
sie auf einem hohen theoretischen Niveau doch verständlich geschrieben sind und über ausführliche Anmerkungs- und Literaturapparate weitergehend informieren. Die Beiträge befassen sich
u. a. mit dem Skandal der Dethematisierung von
weltweiter Armut auf dem G8-Gipfel, mit der
Klassisierung der hegemonialen Medien, mit gegenwärtigen Defiziten in der Ungleichheitsforschung, mit dem auch in der kritischen Öffentlichkeit kaum bedachten Zusammenhang von
Agrotreibstoffproduktion und zunehmendem
Hunger in der „3. Welt“ (westliche UmweltschützerInnen bitte lesen!), mit kritischen Positionen
zum Grundeinkommen (interessant für alle UtopistInnen eines Zuteilungskapitalismus), mit
dem verheimlichten Konnex der „Lebenslanges
Lernen“-Programmatik und Prekarisierung, mit
Bildungsungerechtigkeiten durch schulische Selektionen (insbesonders, was die Zuweisungsdiskurse an migrantische SchülerInnen betrifft), mit
der Geschlechtsblindheit der „Die Linke“, sowie
mit dem Dilemma von egalisierenden Gendertheorien und nach wie vor ungleichen Geschlechterverhältnissen im Alltag. Dies betrifft
die realfunktionierende „Ikonisierung der Frau als
vielarmige Göttin ... mit deren angeblicher Überlegenheit eines sorgenden ‚weiblichen’Wesens“,
das zunehmend in der unanerkannten und unterbezahlten Pflegearbeit Verwendung findet
und neue „Unterschichtungen unter Frauen“
(migrantische Dienstbotinnen) evoziert (Notz).
„Die ... Genderneutralisierung ist illusorisch für
die große und arme Mehrheit der Frauen auf der
Welt, die in geschlechterdifferenzierten Kooperationszusammenhängen überleben“ (Lenz).
Lea Susemichel
Birge Krondorfer
Magdalena Kopp: Die Terrorjahre. Mein Leben an der Seite von Carlos
Widerspruch 52 Beiträge zu sozialistischer Politik. 27. Jg./1. Halbjahr
DVA 2007, 19,95 Euro (D)
2007, 16 Euro
40 an.schläge november 2007
Achseltränen
Ja, es gibt sie durchaus, diese
Momente des Eintauchens
in eine Sprachwelt, die unsere oft so blasse Welt des täglichen Erlebens vergessen
macht. Zum Beispiel im Prolog Peters gleich zu Beginn
des neuen Romans von Julia
Franck „Die Mittagsfrau“. Oder in der Schilderung einer Pilzsuche und auch am Ende des Buches, als Peter sich versteckt, um der Mutter, die
ihn vor Jahren auf einem Bahnsteig zurückließ,
nicht begegnen zu müssen.
Dazwischen aber „barmt es die Schwester“,
fließen aus Achselhöhlen ungeweinte Tränen,
haben Chirurgen die berühmten sensiblen,
feingliedrigen Hände. Tante Fanny führt im dekadenten Berlin der 1920er-Jahre ein Leben der
Boheme, selbstverständlich koksend und mit
wechselnden, wesentlich jüngeren Liebhabern.
Die geliebte Schwester Martha frönt der lesbischen Liebe mit einer emanzipierten Medizinerin und ein „kesser Vater“ kommt natürlich
auch vor!
Helenes, der Hauptfigur, große Liebe Carl
schwadroniert über Büchner und hat stets ein
Lasker-Schüler-Gedicht auf den Lippen, wohingegen der spätere Ehemann und Vater von Peter
eher zur Spezies nazionalsozialistischer, dummdreister Vollidioten zu zählen ist.
Und alles ist immer ein wenig morbid und
brüchig wie die Beziehungen zwischen den Figuren. Julia Franck begleitet Helene durch Zwei
Weltkriege.
Einer Frau, deren Mutter Jüdin ist, von allen
„die Fremde“ genannt. Nicht mehr an Menschen
gebunden, „blind am Herzen“, sammelt sie unter vielem anderen Federn für einen Vogelschwarm zum Geleit von Seelen. Der Vater,
Druckereibesitzer, kommt mit nur einem Bein
und einem Auge aus dem 1. Weltkrieg zurück,
die Mutter will ihn nicht sehen, hat sich längst
in eine eigene Welt ungelebter Vergangenheit
zurückgezogen, nur noch umsorgt von der altbekannten treuen Seele, dem Hausmädchen.
lesezeichen
Helene würde gerne Medizin studieren,
aber die Zeiten sind nicht danach. So arbeitet sie
bis zur Erschöpfung als Krankenschwester und
in Francks Beschreibung ihrer Arbeit mit Kriegsverletzten und Sterbenden offenbart sich mehr
über die Schrecken zweier Kriege als in manch
historischer Dokumentation.
Schade, dass Francks hoch gelobte sinnliche
Erzählweise sich so häufig in Klischees verliert.
Ein schöner Roman – aber eine literarische
Offenbarung?
tion und Selbstbestimmung von jungen
Mädchen ausgelöst.
Die junge Rebellin sieht die Kritik der Konservativen und selbst die Todesdrohungen gelassen und ist stattdessen „hochzufrieden, dass
sich endlich etwas bewegt“.
Nadja Elgendy
Jüdinnen, die Israel nicht als neue Heimat betrachten wollten, zum Thema gemacht hat,
zeigt mit der Figur „Gadi“ nun noch eine dritte
Position. Die „Heimatliebe“ der Exilanten. Gadi
hat Frau und Kinder in den USA und zudem
mehr als sein halbes Leben dort gelebt und
trotzdem unentwegt Sehnsucht nach Israel.
Lea Susemichel
Rajaa Alsanea: Die Girls von Riad
Pendo Verlag GmbH 2007, 19,90 Euro
Lizzie Doron: Der Anfang von etwas Schönem
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2007, 18,80 Euro
Gabriele Susemichel
Julia Franck: Die Mittagsfrau
S. Fischer 2007, 19,90 Euro
Drei Mal Leben
Der Ärger darüber, nach
hundert Seiten plötzlich einen neuen Ich-Erzähler vorgesetzt zu bekommen, wird
Saudische Girls
gewöhnlich höchstens
durch die Aussicht etwas ge„An: seerehwenfa ha7et@
mildert, wohl irgendwann
yahoogroups. com“ – alles
im Verlauf der Erzählung
beginnt damit, dass ein junwieder zur vertrauten Perspektive zurückgeges saudisches Mädchen
unter einem Pseudonym an führt zu werden. Wenn die erste Ich-Erzählerin
dabei allerdings just in einer lebensbedrohliihre Internetgemeinde
chen Situation zurückgelassen werden muss
wöchentlich eine E-Mail schickt, in der sie über
und ängstliches Vorblättern außerdem enthüllt,
die Mädchen von Riad erzählt. Zu dieser Zeit
kann sie sich kaum vorstellen, dass aus ihren Er- dass auch keine Wiederbegegnung zu erwarten
ist, riskiert eine Autorin zwangsläufig Unmut
zählungen später ein Roman und in der arabibei ihrer Leserschaft. Lizzie Doron geht dieses Rischen Welt ein Skandal wird.
siko in ihrem neuen Roman ein und reißt den ErRajaa Alsanea erzählt vom Leben der vier
zählstrang sogar noch ein weiteres Mal abrupt
jungen Mädchen Lamis, Sadim, Kamra und Miab. Die drei eigenständigen, wenn auch miteinchelle. Es sind junge Frauen der saudischen
Oberschicht, die studieren, in Cafés gehen, über ander verflochtenen, Geschichten präsentieren
das richtige Make-up diskutieren, sich verlieben dabei drei mögliche jüdische Lebens- und Zukunftsentwürfe von Menschen der zweiten Geund von der Liebe enttäuscht werden. Michelle
glaubt die wahre Liebe gefunden zu haben, wird neration.
„Im Lande Israel entstand das jüdische Volk.
jedoch von ihrem Freund enttäuscht, weil er eiHier prägte sich sein geistiges, religiöses und
ne ihm „Versprochene“ heiratet, um es seinen
politisches Leben …“ Malinka Zuckmayers KarrieEltern recht zu machen, Kamra geht mit ihrem
„arrangierten“ Ehemann ins Ausland und muss re als Radiomoderatorin beginnt mit diesem
Satz. Sie entflieht dem Leben und Einfluss ihrer
dort feststellen, dass er sie verachtet und ihm
seine wahre Liebe im Ausland von seinen Eltern Mutter, bleibt aber in Israel und gibt sich mit
verwehrt wurde. Sadim gibt sich vor der offiziel- Amalia Ben Ami nicht nur einen neuen Namen,
sondern auch eine selbstgewählte Existenz in
len Hochzeit ihrem zukünftigen Mann hin und
diesem Land.
wird dann von ihm verlassen mit dem ArguWeil er „polnisch“ klang, hatte Amalia den
ment, sie sei zu freizügig für ihn. Allein Lamis
Namen Malinka einst abgelegt, von ihrem Verbeendet ihr Studium, verliebt sich und heiratet
ehrer Chesi muss sie sich wieder so nennen laseinen Mann, der ganz gut damit leben kann,
dass seine Frau arbeiten geht und Geld verdient. sen. Mit der Verheißung „wir sind der Anfang
von etwas Schönem“ lockt er sie nach Polen.
Auch wenn die Sprüche und selbst geschriebenen Gedichte, die den Erzählverlauf un- Dort will er im Dorf Ustrzyki die Synagoge aufbauen und jüdisches Leben wiederansiedeln.
terbrechen, nicht unbedingt dem Lesefluss
Doron, die bereits mit dem Buch „Warum
dienlich sind: Rajaa Alsanea hat mit ihrem Roman in der arabischen Welt, allen voran in Saudi bist Du nicht vor dem Krieg gekommen?“ den
Arabien, eine wichtige Debatte über Emanzipa- Konflikt zwischen ZionistInnen und Juden und
Gesprächsfetzen
Die Sprachphilosophin und
Gendertheoretikerin Judith
Butler diskutiert mit Gayatri
Chakravorty Spivak, die mit
ihrem berühmten Aufsatz
„Can the Subaltern Speak?“
die feministische, postkoloniale Theorie begründet hat,
über Staat und Nation.
Diaphanes hat das über weite Strecken
recht monologische Gespräch der beiden in einem kleinen Bändchen veröffentlicht, wo und zu
welchem Anlass es stattgefunden hat, dabei jedoch nicht vermerkt. „Wollten wir nicht Hannah
Arendt lesen?“ unterbricht Spivak deshalb recht
unvermittelt die in ihrer Umständlichkeit deutlich an Derrida erinnernden Ausführungen Butlers zur Vieldeutigkeit des Wortes „state“ (Staat,
Zustand). Was sie dann auch tun: Butler kritisiert Arendt für ihr Versäumnis, die „Staatenlosigkeit“ derer zu theoretisieren, die sich innerhalb eines Territoriums befinden (Flüchtlinge,
Guantánamohäftlinge …). Spivak wirft Arendt
hingegen vor allem vor, das Kapital vergessen zu
haben.
Alle beide plädieren schließlich für einen
„Kritischen Regionalismus.“ Wie dieser im Detail
beschaffen sein sollte, bleibt allerdings offen.
Und mit ihm leider auch die meisten anderen,
stets nur angerissenen Themen.
Lea Susemichel
Judith Butler und Gayatri Chakravorty Spivak: Sprache, Politik, Zugehörigkeit
Diaphanes Verlag 2007, 10,- Euro.
november 2007 an.schläge 41
ge.sehen
„ H e y, H e t e r o ! “ v o n D e b o ra h Ke l l y u n d Ti n a Fi v e a s h
Fo t o : P i t c h Wi s e
Butter bei die queeren Fische
Die Konferenz „queer leben“ in Berlin hatte den Anspruch, queere Theorien mit Praxis zu verknüpfen und fragte
nach queeren Lebensentwürfen. Von Judith Schoßböck
Links:
www.queerleben.de
www.queerfemta.de
www.raw-tempel.de
www.abc.net.au/arts/
Unter „Visual Arts“ findet sich die
„Hey, Hetero!“-Kampagne von
Deborah Kelly.
42 an.schläge november 2007
Ort und Zeitpunkt der Konferenz (21. und 22.09.2007) waren
äußerst günstig gewählt: Mit
dem Wochenende nach den
Queer-Feministischen Tagen,
die vom 19.-21.09.2007 auf demselben
Gelände stattfanden, gab es bereits drei
Tage vorher eine facettenreiches Angebot an Workshops und Vorträgen für ein
queeres Publikum. Beide Veranstaltungen hatten sich zum Ziel gesetzt, über
den Tellerrand der theoretischen Auseinandersetzung hinauszublicken und
einen praktischen Raum zu schaffen, an
dem nicht nur eine akademische Elite,
sondern gerade die Menschen, die oft
zum Untersuchungsgegenstand selbst
gemacht werden, teilnehmen konnten.
Was auch theoretisch gut möglich
war. Der barrierefreie Zugang war durch
die kostenlose Teilnahme gewährleistet,
und der RAW-Tempel, der für WienerInnen wie eine Mischung aus WUK und
Arena wirkt, war als öffentliches Kulturgelände perfekt geeignet. In der Praxis
waren jedoch dann trotzdem die AkademikerInnen in der Mehrzahl, obwohl
sich besonders in den abendlichen
Workshops auch einige Menschen von
außerhalb des Universitätsbetriebes
einfanden.
Dennoch wurden wissenschaftliche Ansätze genauso verhandelt wie individuelle Erfahrungen aus einer queeren Lebensweise. Besonders sympathisch: Die VeranstalterInnen stellten
sich in einem eigenen Programmpunkt
der Kritik der BesucherInnen, bei dem
u. a. über das Gelingen der eigenen Vorsätze reflektiert wurde.
Die Highlights der Konferenz wurden gemäß der Zielsetzung dort spürbar, wo Raum für Themen aus der Praxis
gegeben wurde.
So kamen z. B. im Workshop „acting
queer“ von Elisa Heinrich und Katharina
Wiedlack politische Handlungspraxen
anhand von Werbeplakaten zur Sprache. Anlässlich der Kampagne „Hey, Hetero!“ der Künstlerin Deborah Kelly und
der Fotografin Tina Fiveash wurde nach
deren Wirkungsweise gefragt und diese
mit theoretischen Konzepten verknüpft.
Auch der Workshop von Andrea
Rick befasste sich mit einem körperund praxisnahen Thema: Dem queeren
Aussehen. Inwieweit ist z. B. Unsichtbarkeit, wie sie im butch/femme-Konzept
erlebt wird, als Notwendigkeit zu verstehen? Gibt es ein politisches Potential
dieses Nichtgesehenwerdens? Und wer
erkennt wen in welchem Rahmen als
queer?
Elisa Heinrich und Oliver Haag
fragten nach der politischen Inszenierung eines Begriffs am Beispiel des Wiener Mahnmals „für homosexuelle und
transgender Opfer des Nationalsozialismus“. Das Objekt „Rosa Platz“ von Hans
Kupelwieser, das am Moritzplatz im 1.
Bezirk geplant ist und offiziell als „Plattform und Fundament für die Zukunft
aller (sexuell) Andersdenkenden“ stehen soll, besteht aus einem mit rosa
Wasser gefüllten Becken (20 x 20 Meter), in dem die Buchstaben „QUE(E)R“
zu lesen sind. Jedoch wurde die Begründung von Seiten der Jury kritisch hinterfragt, deutet die Wortwahl bei der Erläuterung des Konzepts doch sehr auf
die Absicht hin, queere Kunst hier in besonders „angemessenem“ und unproblematischem Rahmen zu wissen.
Positiv hervorzuheben ist auch der
Vortragsblock auf Englisch. Das Referat
von Heinrich Voß zu Geschlechterkonstruktionen in Biologie und Medizin
stellte Konzepte der modernen Wissenschaften vor, die ausgehend von Forschungen zu Intersexualität entwickelt
wurden. Dabei wurde deutlich, dass die
bisherigen biologisch-medizinischen
Entwürfe leider kaum einen Ausstieg
aus der Zweigeschlechtlichkeit bieten
und auch in Teilen der Intersexuellenbewegungen binäre Geschlechterpositionen bezogen werden. Die Möglichkeit,
dass jeder Mensch mit einem uneindeutigen Geschlecht gesegnet ist, ist
offenbar in der biologisch-medizinischen Forschung noch von geringer Relevanz. Grund genug, ein wenig lauter
zu schreien und sich den Button der
QueerFemTage anzustecken, der eine
schreiende Schnecke zeigt. Und zu hoffen, dass die Gesellschaft queerfeministischen Konzepten nicht allzu lange
hinterher kriecht.
❚
an.künden
Fo t o : Fa b i o Pe i s s l
musik.tanz
bis 1.12., Wien
Wien Modern. Festival für Musik der
Gegenwart mit Musik, Film,
Performance und Tanz
versch. Veranstaltungsorte. Programm und
Karten: www.wienmodern.at, T. 01/242 002
(Konzerthaus), T. 01/505 81 90
(Musikverein)
16.11., 20.00, Salzburg
Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble
„Flamenco Judaico“ – Gesänge und
Lieder der jüdischen und arabischen
Tradition Iberiens
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,
Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/848784,
www.argekultur.at
22.11., 20.30, Dornbirn
Carla Kihlstedt & 2 Foot Yard, b
Spielboden, 6850 Dornbirn, Färbergasse 15,
T. 05572/21 933, [email protected],
www.spielboden.at, Kosten 12,-/ 7,- Euro
film
bis 16.11., Wien
Jüdische Filmwoche im Votivkino und
im De France
Info: Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at
9. und 10.11., 20.00, Graz
Nein zu Gewalt an Frauen. Film zum
Thema: Te doy mis ojos (Öffne meine
Augen)
10. und 14.11., 19.30, St. Pölten
Die Präsidentinnen von Werner
Schwab
Landestheater Niederösterreich, 3100
St. Pölten, Rathausplatz 11, T. 02742/
90 80 60 0, [email protected]
20.11, 20.30, Wien
Ladies Night. Künstlerinnen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen
präsentieren sich
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
www.kosmostheater.at, Kosten: 15,-/13,- Euro
27.-29.11., 20.00, Wien
Schüttelsprach mit Seitenhieb. Collage
aus Klang, Wort und Stimme
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
www.kosmostheater.at,
Kosten: 15,-/13,- Euro
s e m i n a r . w o rk s h o p
14.11., 19.00, Salzburg
Wechseljahre – Management des
Übergangs mit Dr.in Eva-Maria Stix
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48,T. 0662/44 22 55,
[email protected], www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 5,- Euro
15.-17.11., Salzburg
UnConference: CivilMedia 07. Die Rolle partizipativer Medien in Europa
Jugendgästehaus Nonntal, 5020 Salzburg,
Josef-Preis-Allee, www.civilmedia.eu, Infos
bei [email protected]
Filmzentrum im Rechbauer, 8010 Graz,
Rechbauerstr 6, T. 0316/83 05 08,
www.filmzentrum.com
21.11., 19.00, Salzburg
Geld mit anderen Augen sehen –
Frauenerzählcafé
17.-25.11., Wien
Internationales Kinderfilmfestival
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48,T. 0662/44 22 55,
[email protected], www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Eintritt frei
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at,
www.kinderfilfestival.at
25.11., Wien
Filmfrühstück: „Water“ von Deepa
Mehta
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at,
Kosten: 12,50 Euro Film und Frühstück
t h e a te r . ka b a r e t t
3., 4. und 5.11., 19.30, Wien
Kultur mich doch am Arsch – daskunst
räumt auf mit überzogenen KulturAttitüden und verschrobenen psychosozialen Gesellschaftsdiktaten
Theater des Augenblicks, 1180 Wien,
Edelhofgasse 10, T. 01/476 68 87,
www.daskunst.at
7. und 9.11., Schwarzau, 19.00
Medea bloß zum Trotz –
Uraufführung des Häfntheaters, unter
Leitung von Tina Leisch, Musik von Eva
Jantschitsch
Schloss Schwarzau, Barocksaal, 2625
Schwarzau am Steinfeld,
Wechselbundes-str. 23-24, T. 0681/103 67
851, [email protected],
Kosten: 15,-/10,- Euro (inkl
Begrüßungsgetränk und Buffet)
8.11., 20.00. Salzburg
Eve Ensler:Vagina Monologe. Eine Aufführung des Salzburger Tourneetheaters
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,
Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/84 87 84,
www.argekultur.at
8.-24.11., 20.30, Wien
Business Class – Geschichten aus der
Welt des Managements. Brilliante
Miniaturen über die Macherzunft
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
www.kosmostheater.at,
Kosten: 15,-/13,- Euro
30.11., 17-20.00, Wien
Selbst- und Zeitmanagement mit
Mag.a Christiane Miksch
ega – Frauen im Zentrum, 1060 Wien,
Windmühlgasse 26, www.wien.spoefrauen.at, Kosten: 85,- Euro
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
5.11., 18.30, Wien
Elisabeth Grabenwegner (erste Privatdozentin an der Wiener Germanistik):
Zwischen politischem Engagement
und wissenschaftlicher Karriere
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
[email protected], www.univie.ac.at/iwk
8.11., 18.30, Wien
Ulrike Mühlberger: Arbeit an der Grenze zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbstständigkeit
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
[email protected], www.univie.ac.at/iwk
9.11., 10-17.00, Wien
Tagung Auguste Lazar (1887-1970),
Schreiben als Widerstand
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
[email protected], www.univie.ac.at/iwk
14.11., 19.00, Wien
Den eigenen Tod überleben – Lebensgeschichte von Herta Sowinksi. Von
Sylvia Sowinski
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
[email protected], www.univie.ac.at/iwk
14.11., 19.00, Wien
Sprache, Wissen, Geschlecht in den
drei „Religionen des Buches“, Vortrag
von Christina von Braun
Altes Rathaus, Festsaal, 1010 Wien,
Wipplingerstr.8
19.11., 19.00, Wien
Triest als Ort slowenischer Frauenbewegung um 1900. Von Natscha Vitorelli
Medea bloß zum Trotz
Medea verliebt sich in den Gangster Jason. Für den Reiz eines abenteuerlichen Outlaw-Lebens verrät sie ihre Zukunftschancen, ihre Herkunft und Familie. Doch Bonnie
und Clyde taugen als Role-Model nur bis zur Geburt von Kindern.
Anhand einer zeitgenössischen Version des Medea-Mythos wird gefragt, warum
VerbrecherInnen auf den Bühnen und Leinwänden und Titelseiten der Zeitungen
faszinieren und begeistern, während die realen Medeas eher Abscheu und Befremden auslösen. Realisiert wurde das Stück unter der Leitung von Tina Leisch mit
Insassinnen des Frauengefängnisses Schwarzau, die Musik kommt von Eva Jantschitsch alias Gustav.
7. und 9.11., 19.00, Schloss Schwarzau, Barocksaal, 2625 Schwarzau am Steinfeld, Wechselbundesstr. 23-24, T. 0681/103 67 851, [email protected], Kosten: 15,-/10,- Euro
(inkl. Begrüßungsgetränk und Buffet)
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43
42, [email protected],
www.univie.ac.at/iwk
23.11., 18.30, Graz
too hot to handle? – Lesben und Pornografie. Vortrag mit Filmbeispielen
von Eva Kuntschner
Stadtteilcafé palaver, 8020 Graz,
Griesgasse 8, Näheres unter www.left.at
bis 24.11., Graz
Active Agents befragt die Veränderung
von Repräsentationen und der (kulturellen) Handlungsoptionen des Subjekts im Verhältnis zu seinem
Körper
Kunstverein medienturm, 8020 Graz,
Josefigasse 1, www.medienturm.at, Di-Fr
14-18.00, Sa 10-14.00
bis 5.11., Großwarasdorf
ART & Cooperation: 6 Küstlerinnen aus
Südosteuropa
bis 25.11., Salzburg
Book & Hedén, Austellung der Architektinnen Ingrid Book und Carina
Hedén, die an der Schnittstelle zwischen Architektur, Landschaft und
dem Sozialen arbeiten
KUGA – Kulturvereinigung/ Kulturna
Zadruga, 7304 Großwarasdorf, Parkgasse 2,
www.kuga.at, Öffnungszeiten:
Di-Fr 9-12.00, Fr 16-18.00
Salzburger Kunstverein, 5020 Salzburg,
Hellbrunner Straße 3, T. 0662/ 84 22 94-15,
www.salzburger-kunstverein.at,
Öffnungszeiten: Di-So 12-19.00
bis 9.11., Graz
Gute Haare, schlechte Haare
Ausstellung zum Thema Körperbehaarung
bis 16. 12., Wien
Anna Oppermann: Ensembles.
Die Generali Foundation zeigt die erste Einzelausstellung von Anna Oppermann (1940-1993) in Österreich. Ihre
stilllebenartigen Arrangements aus
Bildern, Fotografien, Texten und Alltagsobjekten sind exemplarisch für
die Kunst der 1970er Jahre
a u s s te l l u n g
DOKU GRAZ, 8010 Graz, Radetzkystraße 18/
Nelkengasse 5, T. 0316/82 06 28,
www.doku.at
bis 17.11., Wien
The enforced Dress – Kunst,
die Mode als Form der Erzählung
begreift und Rollenbilder bricht
und neu definiert
Kunstraum Niederösterreich, 1010 Wien,
Herrengasse13, www.kunstraum.net, Di, Mi,
Fr 11-19.00, Do 11-20.00, Sa 11-15.00,
Eintritt frei
Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner
Hauptstrasse 15, T. 01/504 98 80 28,
http://foundation.generali.at
bis 3.2.08, Wien
True Romance – Allegorien der Liebe
von der Renaissance bis heute
Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,
www.kunsthallewien.at
bis 10.2.08, Wien
Chinaproduction
AzW, 1070 Wien, Museumsplatz 1, t. 01/522
31 15, [email protected], www.azw.at, Mo-So
10-19.00, Eintritt frei
bis 17.2.08, Wien
Viva la Muerte! Kunst und Tod in Lateinamerika
Kunsthalle Wien, 1070 Wien,
Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,
www.kunsthallewien.at
bis Januar 2008, Linz
Ursula Mayer „Zeitkristalle“. Filme und
Videoinstallationen über Repräsentation weiblicher Subjekte
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz,
Ernst-Koref-Promenade 1,
T. 0732/70 70 36 00, [email protected],
www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro,
Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00
24.11.-15.1.2008, Innsbruck
Heidrun Holzfeind: C.U. (Mexico City,
2006) Diainstallation
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,
Maria Theresienstr. 45, T. 0512/508 31 71,
[email protected],
www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,/1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So
11-18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen
24.11.-15.1.2008, Innsbruck
Katerina Seda „It doesn`t matter“
Galerie im Taxispalais (s. o.)
Kunsthalle Wien, 1070 Wien,
november 2007 an.schläge 43
an.künden
28.11-18.5.2008, Wien
Die Korngolds. Klischee, Kritik und
Komposition
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,
Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31,
[email protected], www.jmw.at, Kosten: 6,50/
4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00
1
lesung
9.-11.11., Wien
Literatur im Herbst: Türkei
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,
www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
10.11., 19.00, Wien
Buchpräsentation: dating21 –
Liebesorganisation und Verabredungskulturen
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/
Raimundpassage 2, [email protected],
www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ –
Mamazonen. Erfahrungsaustausch
für lesbische [Co]Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
[email protected],
www.univie.ac.at/iwk
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
30.11., 20.00, Graz
Krimi-Nacht, Lesung aus drei Büchern
von Edith Kneifl und Lisa Lercher
Welser Runde – Lesben-, Bi- und
Schwulen-Treff
Stadtteilcafé palaver, 8020 Graz,
Griesgasse 8
f i x te r m i n
Montag
Diskuthek im Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,
www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch.
Der Motorradclub für Lesben
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,
[email protected],
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at,
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
[email protected], jeden Di 14-18.00
Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels,
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,
[email protected], Anmeldung
erforderlich, kostenlos,
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer
_Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen
Angebot, bei dem Kleinstkinder in
den Kinosaal mitgenommen werden
können
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,
jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen
Alternativen Jugend
Grüne, 7., Lindeng. 40, [email protected],
jeden letzten Di um 18:30
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender
MigrantInnen in Wien
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,
jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, [email protected],
jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden
Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé
Jugendzentrum Agathon,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,
jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab
20.00
Deutsch Konversation
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,
jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche:
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi
und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reinisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7
Michèle Thoma
Meine Computerin
ist besessen. Nicht von mir. Ich
besitze sie nicht mehr. Sie ist fremd.
Eine andere. Sie serviert mir ein
deprimierend harmloses Desktop:
grüne Wiese, blauer Himmel …
44 an.schläge november 2007
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Salon de Femme
Lesben-Fußballgruppe
Aufschlag-BALLerinas
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe
Offener Abend
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
FZ-Plenum
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
und Frauen in Trennungssituationen
Mahnwache und Speakerscorner
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Tanzabend
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen
20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,
Lesben, Mädchen!
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für
lesbische und bisexuelle Frauen.
Leiterin: Christine Swarowsky
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, [email protected], www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Treffen der „Jungen Herzen“
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet
anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,
Schwule u. TG-Personen Treffen
Feministische Gespräche. Gemütliche
Diskussionsrunde für Feministinnen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im
Monat, 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
Restaurant „Zur Brücke“, 4840
Vöcklabruck, Vorstadt 8,
www.hosilinz.at/gruppen/hosi_
regenbogenstammtisch.html, jeden Do,
20.00
Lesbenabend
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Freitag
1. Linzer Lesbenstammtisch
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für
Lesben und Freundinnen
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,
Da haben wir’ s schon anders getrieben, auf unserem Desktop. Tausend
Lippen, Baghdad in love. War ein bisschen mühsam, das mit den Dateien
zwischen all den Lippen.
Ist sie tot? Für immer, richtig? Tut sie nur so? Vielleicht war ich …
Ich schlief neben ihr. Nach dem Aufwachen fummelte ich gleich an ihr
rum. Vielleicht war ich … ungeschickt. Vielleicht … schätzte ich sie nicht
richtig, hielt sie für zu selbstverständlich. Ich redete von uns als von Messie-Computerin und Neanderthalerin. Vielleicht fand sie das nicht komisch. Sie hatte viel mehr auf dem Kasten.
Ich trage sie zur Exorzistin. Die heißt Günter. Günter hat ein Computerinnengeschäft. Der Exorzist starrt auf meine Wiese. Er schickt mich raus.
Ich weiß nicht, ob noch Hoffnung ist, er auch nicht und er weiß auch
nicht, ob es nichts kosten wird oder Summen oder Unsummen. Es summt
in der Intensivstation. Er bietet mir Zigaretten an. Ich muss was für eine
Zeitung. Welche? So eine feministische. Günter schaut mich undefinierbar wienerisch an. Er redet von Frauen-Technik-Quoten. Ich rauche Günters Zigaretten und trinke Günters Kaffee. Ich schreibe in Günters Intensivstation Artikel für die feministische Zeitung. Ich bin Günters Pflegefall. In tiefer Nacht stapfe ich mit meiner Computerin, die meinen exkünftigen Weltbestsellerie für immer geschluckt hat, heim. Warum?
Frage ich Günter. Was hab ich ihr getan? Irgendwann reicht’s, sagt Günter.
an.künden
Fo t o : M a r i a H a h n e n ka m p
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche.
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at,
jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mt Musik, Billiard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in &
freak out
Subzero, 7., Siebensterng. 27,
jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,
Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue
Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben,
Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante
Identitäten
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,
Kontakt: [email protected]
Samstag
Frauenstammtisch – Treffen für
Lesben, bisexuelle und transgender
Frauen und Freundinnen
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,
www.stammtischkrems.info
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum.
Lesbisch/schwules Treffen
Infos: [email protected],
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag
HOSI Sonntagsbrunch
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,
Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,
The enforced dress
Die Ausstellung trägt der gegenseitigen Beeinflussung von Kunst und Mode Rechnung und zeigt KünstlerInnen,
die Kleidung als eine Form von Erzählung verstehen. So können Ausgangsmaterialien und Produktionsprozesse
von Kleidung Geschichten erzählen, Textilien als Texte verstanden und gelesen werden. Kleidung kann aber auch
– vom eigenen Körper oder von einem tradierten Modetrend ausgehend – mit gängigen Rollenbildern brechen
und diese neu definieren.
bis 17.11., Kunstraum Niederösterreich, 1010 Wien, Herrengasse13, www.kunstraum.net, Di, Mi, Fr 11-19.00, Do 11-20.00, Sa
11-15.00, Eintritt frei
T. 05574/455 38, [email protected],
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für Lesben und Schwule
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/661 24
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen
aus.weg, D-80469 München,
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.
Auch muttersprachliche Beratung
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48,
T. 0662/442 255, kostenlos
[email protected] oder T. 01/988 98-214,
Frauenberatung
jeden 3. So 16-20.00
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,
Di 17-19.00
Hotline Essstörungen des
Frauengesundheitszentrums Graz
jeden 1. So ab 10.30
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.:
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,
[email protected], www.servus.at/maiz,
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service.
Mit Margit Picher
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99,
november 2007 an.schläge 45
Das Versteckte und das Unbekannte
H y m e n p l a s t i k . Ko s m e t i s c h e C h i r u r g i e , Fo r t L a u d e r d a l e , F l o r i d a , © Ta r y n S i m o n
an.künden
Die Fotokollektion „An American Index of the Hidden
and Unfamiliar“ der New Yorker Fotografin Taryn
Simon ist noch bis Januar im Frankfurter Museum
für moderne Kunst zu sehen. Die Fotografien zeigen
die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft und
Phänomene, die ansonsten verborgen bleiben. Zu
ihren Motiven gehören radioaktive Behälter in
einem Atommülllager, die Freizeitanlage eines
Hochsicherheitsgefängnisses und die Zentrale des
Ku-Klux-Klan samt seinen Hexenmeistern, Nighthawks und Kleagles.
bis 20.1., Museum Moderner Kunst, 60311 Frankfurt am
Main, Domstraße 10, T. 0049/69/212 304 47, F.
0049/69/212 378 82, [email protected],
www.mmk-frankfurt.de, Öffnungszeiten: Di 10–17.00,
Mi 10–20.00, Do–So 10–17.00, Mo geschlossen, Kosten:
6,-/3,- Euro.
Anmeldung erforderlich,
Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für
junge schwangere Frauen und junge
Frauen mit Kind
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,
T. 0699/166 70 318, [email protected], www.abzaustria.at,
Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen.
1. Beratungsstelle für FGM
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,
www.villa.at/lilatip/modules/news,
Anmeldungen: Mi 17-20.00
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele
Knappitsch
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung.
Mit Petra Öllinger
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,
[email protected],
www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n
Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),
jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00
Globale Dialoge. Woman on air.
Weibliche Realitäten in den Ländern
des „Südens“
Orange 94.00 MHz
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Mi 18.00-18.30
Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Mi 18.00-19.00
46 an.schläge november 2007
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00
HOSI Lesbenradio
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00
Space FEM FM Frauenradio
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
an.schläge
im Dezember/Jänner
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
politik
Sa 13.00-14.00
Rainbow City-Radio für Lesben und
Schwule
Weltklimakonferenz
Livestream: www.radiorainbowcity.de
UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)
tanz.fest
10.11., 19.00, Wien
10 Jahre Institut Frauensache - Das
große Fest
Institut Frauensache, 1150 Wien, Reindorfg.
29, T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at
28.11., 19.00, Wien
20 Jahre Okto (In 18 Jahren ist es so
weit.) Wir feiern schon jetzt! Live Acts
ab 21:00 Uhr
Haben Klimaschutz und -sünde
ein Geschlecht?
kultur
Pornfilmfestival
Können Pornos queer, feministisch,
kritisch und künstlerisch sein?
ost klub, 1040 Wien, Schwarzenbergplatz 10,
www.okto.tv/ostklub, Eintritt frei
30.11., 20.00, Salzburg
Radiofabrik Fest - Abenteuer Radio
machen. Das Fest der freien RadiomacherInnen mit Bands, Tanz, Performances und ihren Radio-Shows
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg,
Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/848784,
www.argekultur.at
diverses
5.11., 19.30, Wien
Wider die Gewalt, Benefiz-Galaabend
u.a. mit Marika Lichter, Luttenberger*Klug, Zweitfrau.
Raimund Theater, 1060 Wien,
Wallgasse 18-20, www.widerdiegewalt.net
8.11., 20.00, Graz
Nein zu Gewalt an Frauen - Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion
Stadtteilcafé palaver, 8020 Graz,
Griesgasse 8, Näheres unter
www.frauenservice.at
15.11., 17-18.30, Graz
Frauenspaziergang: Chancengleichheit an der Universität
Treffpunkt: ÖH-Innenhof, 8010 Graz,
Schubertstr.6, Info bei Ilse Wieser
T. 0676/751 26 64
16.-18.11., Eichsfeld (D)
Lesbischer Herbst - Tagung von und
für lesbische Frauen 49plus, Motto
„Ein Mehr an Erfahrungen, ein Mehr
an Unabhängigkeit“
Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld/
Thüringen, www.lesbischerherbst.at
21.11., 20.00, Wien
Workshop Datenschutz, Politdiskubeisl AMSand
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen
ÖGB Buchverlag
Kuppitsch
Morawa
Winter
Frick International
Lhotzkys Literaturbuffet
Buchh. Polycollege
Südwind
Kunsthalle Shop
Prachner
Riedl
Facultas am Campus
Kuppitsch am Campus
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
Bücher Wiederin
Wagnersche Buchh.
Amazone-Zentrum
Mex-Unibuchhandlung
Bertha – Bücher & Produkte
Hacek-Bücherei
1010
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4600
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6900
8010
8020
9020
Rathausstr. 21
Schottengasse 4
Wollzeile 11
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Taborstr. 28
Reinprechtsdorferstr. 38
Mariahilferstr. 8
Museumsquartier
Museumsquartier
Alser Str. 39
Altes AKH, Alser Str. 4
Altes AKH, Alser Str. 4
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Dragonerstr. 22
Sparkassenplatz 4
Museumstr. 4
Kirchstr. 39
Brockmanng. 15
Siebenundvierzigerg. 27
Paulitschgasse 5/7
EKH, 1100 Wien, Wielandgasse 2-4,
[email protected],
Redaktionsschluss
und auch in vielen deutschen Städten:
Termine 12/07-01/08:
13.11.2007
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anschlaege.at
www.
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%%% [\e ?Xdd\i jZ_d`\[\e
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o Jahresabo (10 Hefte/35 e )
o für Erwerbslose (10 Hefte/29 e )
o Unterstützungsabo (10 Hefte/43 e )
o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)
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Ein
An die Redaktion
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN
Untere Weißgerberstr. 41
1030 Wien
Geld & Geschlecht Teil II:
Liebes Geld und schnöder Mammon
8.11.
No money makes the world
go round – Bargeldlose
Tauschprinzipen in der Praxis
19.00 Uhr, Podiumsdiskussion
11.11.
Zusammenhänge zwischen
Wirtschaftspolitik und
Geschlechterpolitik
17.30 Uhr, Vortrag und Diskussion
Gündelikci
(2005) R: Emel Celebi (50 min)
Grundeinkommen:
Paradies oder Falle?
10.30 Uhr, Podiumsdiskussion
und Frühschoppem
9.11.
21.11.
14.11.
Avcilar, Mediators and Women
(2005). FilmMor Kadin Kollektifi (22 min)
Mor Gündem (Mor Agenda)
Evden uzakta
Far away from home
(2003). R: Güliz Saglam (25 min)
19.00 Film und Diskussion
28.11.
In Transit. A documentary on
transient migrants
(2005). R: Berke Bas (50 min)
Chance Migration. fremd stark
innovativ gleich
(2006). FilmMor Kadin Kooperatifi (30 min)
(2006). R: Peter-Paul Kainrath (30 min)
19.00 Film und Diskussion
19.00 Film und Diskussion
Helga Hieden-Sommer
Sozialwissenschafterin
Moderation: Birge Krondorfer
Die Frauenhetz
wird unterstützt von:
10.11.
Tausch–Schenk-Picknick
15.00–18.00
15.11.
Geld und Geschlecht
19.00 Uhr, Vortrag und Diskussion
Die Frau, die Kunst, die
Arbeit, das Geld
19.00 Uhr, Dokumentarfilm
Christina von Braun
Kulturwissenschafterin
MA 57 – Frauenbüro der Stadt Wien
MA 7 – Kultur
MA 7 – Wissenschaft
Bundesministerium für Unterricht,
K u n st und Kultur
Bundesministerium für Wiss e n s c h a f t
und Forschung
Bundeskanzle ramt Öste r reich
Moderation: Gerlinde Mauerer
von SI.SI. Klocker
Wir bieten für alle
Veranstaltungen kostenlose
Kinderbetreuung an!
für Frauen
Unkostenbeiträge:
Einzel Vortrag/Lesung/Film: =C 3,-; Wo r k s h o p: =C 5,Öffnungszeiten:
di, mi + fr 9.30 bis 13.30 Uhr
M o n te ssori-Kinderhaus,
Hetzgasse 45
(vis-à-vis Eingang Hetzgasse 42)
Die Kids mögen sich bitte 15 min. vo r
Beginn dort einfinden.
Die Räumlichkeiten der Frauenhetz sind rollstuhltauglich.
an.schläge
Nr. 11/07, November 2007, 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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