PA Frauentag Kinderfreunde Salzburg
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PA Frauentag Kinderfreunde Salzburg
Kinderfreunde Salzburg Landesvorsitzende Mag.a Cornelia Schmidjell Landesgeschäftsführerin Vera Schlager Medieninformation am 7. März 2016 Viele Kinderspielsachen erneuern und verstärken die bestehenden Rollenklischees Der Internationale Frauentag war schon immer der Tag des Kampfes für Gleichstellung der Frauen in allen Lebensbereichen. Weichen für diese Gleichstellung werden schon in Kinderjahren gelegt. Und gerade hier gibt es noch viele Defizite, wenn man bedenkt, wie eindeutig die Rollen schon beim Spielen festgelegt werden. Das Problem: Es wird durch immer mehr so genanntes GenderMarketing bei Spielzeug sogar schlimmer! Am achten März ist Internationaler Frauentag. Ein Tag, an dem es vor allem um gleiche Rechte, um Gleichberechtigung für Frauen geht. Aber so sehr unsere Gesellschaft diese Gleichheit – mittlerweile – im Beruf fordert, so sehr schläft sie in anderen Bereichen, allen voran bei wichtigen Aspekten der Kindererziehung. Dabei hängt die geschlechtertypische Berufswahl – Stichwort Friseurin oder Bürokauffrau versus KFZ-Mechaniker oder Elektrotechniker - auch wesentlich mit der Erziehung sowie dem Spielangebot zusammen – und begünstigt so letztendlich die Einkommensschere, die sogar teilzeitbereinigt österreichweit immer noch bei rund 18 Prozent liegt. Kinderfreunde Landesgeschäftsführerin Vera Schlager: „Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der meistens maximales Marketing über den Erfolg eines Produktes entscheidet. Seit etwa zehn Jahren wird die Spielewelt von Kindern durch Erwachsene (!) in Rosa und Hellblau unterteilt. Es wird unterstellt, Mädchen und Burschen lebten von Anfang an in unterschiedlichen Welten. Natürlich gibt es zwischen Menschen immer Unterschiede. Diese durch so genanntes Gender-Marketing ins Groteske aufzublasen kann Kindern schaden und wird uns langfristig auf den Kopf fallen!“ Die Kinderfreunde haben ein paar Beispiele zusammengetragen, wie schon beim Kauf von und spielen mit Spielzeug Männern und Frauen zugeschriebene Rollen und Verhaltensweisen gefestigt werden: Lego: In der „Burschenlinie“ LegoCity des Bauklotz-Produzenten bauen, rackern und reparieren männliche Figuren ohne Namen in Männern zugeschriebenen Berufen. Die Verpackungen sind blau und relativ dunkel gehalten. Bei der „Mädchenlinie“ Lego Friends dagegen glitzert alles in Rosatönen. Die Figuren haben Namen – und Lebensläufe. Andrea weiß zum Beispiel, dass sie Sängerin werden will. Um sich die Ausbildung zu leisten arbeitet sie. Als Kellnerin und Putzfrau. Hier wird anders als in der Burschenlinie auch gekocht. Im Supermarkt: Sogar Süßigkeiten, Knabbereien und Hygieneprodukte werden immer öfter auf den Verkauf an ein bestimmtes Geschlecht getrimmt. Überraschungseier gibt es mittlerweile für Mädels und Burschen in unterschiedlicher Ausführung (ersteres natürlich mit Rosa). Himbeer-Duschgel in rosa Glitzer für Mädchen. Blaues Piratenduschgel mit KiwiGeruch für Burschen. Selbst manch verkauftes Kinder- und Jugendbuch schreibt Frauen die soziale Society-Rolle und Männern das Aktive/Handelnde zu. Man vergleiche zum Beispiel die Detektivserie Drei??? (drei Detektive, gibt es schon seit den 60ern) mit den erst vor kurzem dazugekommenen Drei!!! (drei Detektivinnen). Einmal ist das Cover schwarz-blau. Für die Frauen in orange bis rosarot gehalten. Ganz zu schweigen von den Titeln. Kinder wollen Rollen erfüllen – geben wir die richtigen vor? Das Problem sind nicht nur die Farben. Es sind die Eigenschaften und Vorlieben, die Mädchen oder Burschen zugeteilt werden. Mädchen kochen, mögen Schmetterlinge und Prinzessinnen, sind zart und brav. Jungs sind wie sie sind: laut, stark und wild. „Kinder wollen grundsätzlich gern die Rollen erfüllen, die ihnen zugeteilt werden. Mit einem derart aggressiven Gender-Marketing lenkt man sie auf eine gesellschaftliche Einbahnstraße. Dann muss man sich fragen, ob wir in 20 Jahren (wieder) dort sein wollen, wo diese Straße hinführt!“, kritisiert Kinderfreundegeschäftsführerin Vera Schlager. Letztendlich geht es darum, die Kreativität, Freiheit und Eigenständigkeit von Kindern zu fördern. Gender-Vorgaben tun das überhaupt nicht oder nur im eng vorgegebenen Korsett. Kinderspielzeug reproduziert Klischees teils massiv „Wir Kinderfreundinnen und Kinderfreunde möchten den Internationalen Frauentag nutzen, um auf das Fortschreiben der unterschiedlichen Geschlechterrollen beim Spielen aufmerksam zu machen“, sagt Cornelia Schmidjell. Auf der ökonomischen, sozialen und der politischen Ebene muss die nach wie vor bestehende Ungleichheit zwischen Frauen und Männern bekämpft werden. Auch durch die Flüchtlingskrise und die Ereignisse in Köln und anderen Städten hat das Thema Gleichberechtigung zu Recht eine Top-Priorität. Es geht in unserer modernen Gesellschaft immer stärker darum, Karriere und Kindererziehung beiden Elternteilen zu ermöglichen und typische Rollenklischees aufzulösen. „Dann müssen wir uns auch die Frage stellen, warum wir zulassen, dass diese Klischees bei Spielzeug massiv reproduziert werden“, kritisiert Cornelia Schmidjell. „Kinder kennen grundsätzlich keine Grenzen oder Unterschiede. Eltern, das soziale Umfeld und letztendlich auch Werbung und Marketing leben und geben diese vor. Wenn man von Anfang an auf ein bestimmtes Bild hin getrimmt wird, dann kann man sich nicht wirklich frei für ein Lebensmodell entscheiden! Ist vor der Kinderzimmertür Schluss mit Gleichberechtigung? Dürfen unsere Buben nicht mit Puppen spielen? Die Mädchen nicht Automechanikerin werden? Wie sehr achten wir in der Erziehung auf die freie Wahl und gleiche Rechte, die uns als Erwachsene so wichtig sind?“, fragen Cornelia Schmidjell und Vera Schlager. Tage der Gleichheit in Itzling und Elisabeth-Vorstadt Das soziokulturelle Stadtteilprojekt KECK der Kinderfreundinnen und Kinderfreunde Salzburg hat es sich deswegen zur Aufgabe gemacht, gängige Rollen- und Genderklischees bewusst zu machen, zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern. Einmal im Monat gibt es jetzt in den Stadtteilen Itzling und Elisabeth-Vorstadt einen ‚Tag der Gleichheit‘. Dabei versuchen die Betreuerinnen und Betreuer der Kinderfreunde, schon festgefahrene Strukturen oder sich anbahnende Fixierungen von ‚Typisch Junge, typisch Mädchen‘ gezielt aufzuzeigen und Alternativen darzustellen. Die Kinder sollen selbst entscheiden können, womit sie spielen möchten, wer sie sein möchten oder wie sie sich verhalten. „Ja, auch ein Junge darf weinen. Ja, auch ein Mädchen darf auf einen Baum klettern, uns sei es im Rock. Die Veränderung im Sinne von mehr Gleichstellung, die wir uns im Großen so sehr wünschen, muss schon bei den Kleinen anfangen. Nur so können altbesetzte Strukturen dauerhaft verändert werden“, so Cornelia Schmidjell und Vera Schlager anlässlich des Internationalen Frauentags. Rückfragen und mehr Informationen: Vera Schlager, Landesgeschäftsführerin der KinderfreundInnen Salzburg: 0650 455 488 - 2