Insurance Newsletter
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INSURANCENEWSLETTER 12. AUSGABE IN DIESER AUSGABE 3 DIE ZUKUNFT DER BETRIEBLICHEN ALTERSVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND 46BESTANDSMANAGEMENT DAS VERGESSENE KERNGESCHÄFT DER VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN 69 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 54GETTING TO THE HEART OF RISK CULTURE WITHIN FINANCIAL SERVICES 128 INTERVIEW MIT TOBY STRAUSS GROUP DIRECTOR, INSURANCE, LLOYDS BANKING GROUP EINLEITUNG Wir freuen uns Ihnen die 12. Ausgabe unseres Insurance-Newsletter präsentieren zu dürfen. Im Mittelpunkt unseres aktuellen Newsletters stehen die Ergebnisse einer Untersuchung zur Zukunft der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland, die Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit der Zurich Versicherung durchgeführt hat. Weitere Artikel beschäftigen sich mit den Themen Bestandsmanagement, mit der Risikokultur in Finanzinstituten sowie einer aktuellen Studie zur Rolle von Frauen in der Finanzbranche. Last but not least werfen wir einen Blick über die Grenzen des deutschsprachigen Lebensversicherungsmarktes: Toby Strauss steht in einem Interview Rede und Antwort über die Veränderungen im britischen Lebensversicherungsmarkt. Für Rückfragen zu einzelnen Themen stehen wir Ihnen gerne jeder Zeit zur Verfügung. Weitere Ausgaben unserer Insurance-CEO-Gespräche können Sie finden Sie unter: http://www.oliverwyman.de/insights/publications/2014/apr/ceo-conversations.html Markus Zimmermann Partner, Financial Services, DACH Insurance Practice [email protected] Die Zukunft der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen zur Stärkung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) in Deutschland hat Oliver Wyman im Auftrag der Zurich Versicherung eine Untersuchung der heutigen Situation in Deutschland sowie eine Analyse ausländischer Systeme zur bAV vorgenommen. Hieraus wurden verschiedene Handlungsempfehlungen abgeleitet, wie das derzeitige System in Deutschland verbessert werden kann. Die vorliegende Ausarbeitung stellt dabei die Position der Zurich Versicherung zur Zukunft der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland dar. II Inhalt Executive Summary IV Abbildungsverzeichnis VI 1 Existenzsicherung in Deutschland 1 2 Notwendigkeit privater /betrieblicher kapitalgedeckter Vorsorge 2 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 3 Vorbemerkung Überblick über die Vorsorgesituation in Deutschland Ergänzung um kapitalgedeckte Vorsorgeformen Die betriebliche Altersversorgung als Königsweg Ausgestaltungsmöglichkeiten der Teilnahme an der betrieblichen Altersversorgung 3.1. Optionen zur Informations- und Beteiligungspflicht an der bAV 3.2. Auswirkungen auf den Durchdringungsgrad 4 Vorsorgesysteme anderer Länder 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 5 Länderüberblick und wesentliche Erkenntnisse Die Altersversorgung in den USA Die Altersversorgung in den Niederlanden Die Altersversorgung in Großbritannien Die Altersversorgung in Australien Die Altersversorgung in Schweden 2 3 6 7 9 10 12 13 13 15 17 19 21 23 Erfolgsfaktoren und Empfehlungen für die Gestaltung der bAV in Deutschland 25 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 25 29 32 34 Ein einfaches und schlankes System ist entscheidend bAV muss sich lohnen Ein mögliches Modell für die Zukunft Wegweiser für die bAV in Deutschland 6 Glossar 35 III Executive Summary Die Alters- und Risikovorsorge der Deutschen steht auf wackligen Beinen. Reformen der gesetzlichen Rentenversicherung haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Anteil der Alters- und Risikovorsorge an der Ersatzquote des Bruttoeinkommens im Alter durch Rentenzahlungen stetig gesunken ist. Ähnlich unzureichend ist die im gesetzlichen System verankerte Erwerbsminderungsund Hinterbliebenenvorsorge. Umso wichtiger ist es, den Anteil privat finanzierter Alters-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenvorsorge deutlich zu steigern, vor allem wenn man die demographischen Herausforderungen mit einbezieht. Den Bürgern ist diese Notwendigkeit zwar im Grundsatz bewusst, sie betreiben aber dennoch keine ausreichende Vorsorge außerhalb des gesetzlichen Systems. Eine der zweckmäßigsten Formen der individuellen Vorsorge ist die betriebliche Altersversorgung. Die vorhandenen Durchführungswege erlauben die Gestaltung passgenauer Lösungen. Die steuerliche Förderung gepaart mit der Sozialabgabenbefreiung in der Ansparphase ermöglichen daher vergleichsweise hohe Absicherungen gemessen am Beitragsniveau. Zudem hat der Arbeitnehmer bereits heute einen gesetzlichen Anspruch auf betriebliche Altersversorgung im Wege der Entgeltumwandlung. Die Möglichkeiten von betrieblichen Kollektiven erlauben hier kostengünstige Lösungen. Dabei verwundert noch immer die niedrige Durchdringungsrate besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie bei Geringverdienern – trotz eines erkenntlichen Anstiegs in den letzten Jahren. Ein Ausbau der betrieblichen Altersversorgung ist somit zweckmäßig und wünschenswert und auch im Vertrag der großen Koalition von 2013 als eines der Ziele aufgeführt. Ausländische Beispiele zeigen, wie der Durchdringungsgrad deutlich gesteigert werden kann. Kennzeichen der erfolgreichen ausländischen Systeme sind hohe staatliche Förderung, attraktive Beteiligung des Arbeitgebers und das „Auto-Enrollment“, d. h. der automatische Einbezug des Arbeitnehmers in die betriebliche Altersversorgung, in der Regel verbunden mit der Möglichkeit, diese abzuwählen. Ausländische Systeme sind dabei häufig in Form von Investmentfonds gestaltet, die keine Garantien bieten. Diese Fonds sind teils als tarifvertragliche Lösungen geregelt, die dann vom Gesetzgeber für allgemeinver bindlich erklärt werden. IV Für die Weiterentwicklung der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland müssen zwei Erfolgskriterien erfüllt werden: Ein einfaches und schlankes System ist entscheidend! Einfachheit bedeutet für den Arbeitnehmer an einem transparenten, renditeorientierten Sparvorgang teilzuneh men, der allenfalls durch biometrische Absicherungen gegen Invalidität und Tod ergänzt wird, die Vorteile des natürlichen Kollektivs nutzt und automatisch angeboten wird. Einfachheit bedeutet für den Arbeitgeber, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, eine geringe Komplexität in der Einführung, möglichst niedrige Haftungsrisiken und geringe Notwendigkeit, alternative Durchführungswege parallel betreiben zu müssen. Die Direktversicherung ist hier der überlegene Ansatz. Einfachheit bedeutet aber auch, durch entsprechende Gestaltung der steuerlichen Förderung die Notwendigkeit alternativer Durchführungswege im gleichen Unternehmen zu vermeiden. „Auto-Enrollment“ erhöht die Attraktivität für beide Seiten: Für den Arbeitnehmer wird das Trägheitsmoment überwunden, nur durch aktives Handeln an den Vorteilen teilzuhaben, für den Arbeitgeber reduziert sich die Komplexität durch einheitliche Anwendungsprozesse. Daneben sorgen die so geschaffenen Kollektivgrößen für effektive und kostengünstige Systeme. Betriebliche Altersversorgung muss sich lohnen! Die Attraktivität für den Arbeitnehmer darf nicht nur in der Ansparphase durch Steuer- und Sozialabgabenfreiheit bestehen, sie muss sich auch in der Rentenbezugsphase gegenüber alternativen Lösungen der Altersversorgung besser darstellen. Arbeitgeberbeteiligung zumindest in Höhe der eingesparten Sozialversicherungsbeiträge ist eine weitere Voraussetzung für Attraktivität. Die Nutzung der Vorteile des Kollektivs erlaubt eine attraktive Absicherung der Invaliditäts- und Todesfallrisiken zu vergleichsweise geringen Beiträgen. Gerade Geringverdiener müssen angehalten werden, durch betriebliche Altersversorgung Zusatzeinkommen im Alter aufzubauen. Die vollständige Anrechnung dieses Zusatzeinkommens auf die Grundsicherung steht dem in der jetzigen Form entgegen. Für den Arbeitgeber stellt die betriebliche Alters-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenversorgung einen wichtigen Bestandteil seiner Arbeitgeberattraktivität dar – im Kampf um die notwendigen Talente eine nicht zu unterschätzende Komponente. Ein mögliches Modell für die Zukunft Für das Ziel einer gesteigerten Durchdringung der betrieblichen Altersversorgung sind keine grundlegenden Reformen am derzeitigen System notwendig. Das Ziel lässt sich mit moderatem Aufwand und folgenden Änderungen erreichen: • Über ein System für neue und bestehende Arbeitsverhältnisse, bei welchem der Arbeitgeber das Recht auf „Auto-Enrollment“ hat und dem Arbeitnehmer eine Abwahlmöglichkeit bietet („Opt-out“), kann die betriebliche Altersversorgung effizient verbreitet werden, sowie die Aktivierungs- und Verbreitungsprobleme in den Belegschaften gelöst werden. • Eine einfache Gestaltung des Antrags- und Verwaltungsprozesses erfordert eine sinnvolle Anpassung der Informations- und Beratungsprozesse, vor allem, wenn es sich um tarifvertraglich vereinbarte Lösungen handelt. • Eventuelle gesetzliche oder tarifliche Lösungen sind so zu gestalten, dass insbesondere Geringverdiener nicht durch zu hohe Beiträge dazu verleitet werden, von ihrem Abwahlrecht Gebrauch zu machen und damit die Vorteile der betrieblichen Altersversorgung nicht zu nutzen. • Eine Ausweitung des Förderrahmens für Direktversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds fördert die Verbreitung einfacher Lösungen, erlaubt einheitliche Konzepte im einzelnen Unternehmen und reduziert unnötige Komplexität. • Die Verpflichtung für Arbeitgeber, zumindest die Ersparnis aus der Entgeltumwandlung seiner Arbeitnehmer dem System wieder zuzuführen, würde die Attraktivität deutlich erhöhen. • Eine zumindest anteilige Herausnahme der Leistungen der betrieblichen Altersversor- gung aus der Anrechnung auf die Grundsicherung unterstützt ihre Verbreitung auch bei Geringverdienern und Personen mit gebrochenen Erwerbsbiografien. V Abbildungsverzeichnis Seite Abbildung 1 Schichtenmodell der Altersversorgung 1 Abbildung 2 Anzahl Rentenversicherte und Rentenempfänger im Zeitverlauf 2 Abbildung 3 Einkommensquellen im Alter 2 Abbildung 4 Demographische Entwicklung im Zeitablauf 3 Abbildung 5 Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfänger in der Gesetzlichen Rentenversicherung 4 Abbildung 6 Entwicklung der Ersatzquote in Prozent 4 Abbildung 7 Überblick Versorgungslücken nach Rentenarten 5 Abbildung 8 Entwicklung DAX-30 und Inflationsrate Deutschland 6 Abbildung 9 Entwicklung der Durchdringungsquote nach Betriebsgröße 8 Abbildung 10 Überblick über die wesentlichen Optionen zur Information und Beteiligung, sowie Auswirkungen auf den Durchdringungsgrad 9 Abbildung 11 Bruttoersatzquoten der gesetzlichen Rente 13 Abbildung 12 Länderüberblick 14 Abbildung 13 Überblick Förderwege 26 Abbildung 14 Anzahl der Arbeitsjahre zur Erreichung einer Rente in Höhe der Grundsicherung 30 VI 1 Existenzsicherung in Deutschland Mit Einführung des Alterseinkünftegesetzes (AltEinkG) im Jahre 2005 wurde das Altersversorgungsystem in Deutschland reformiert und das bekannte „Drei-Säulenmodell“ durch das „Schichtenmodell“ abgelöst. Seitdem gliedert sich die Altersversorgung in folgende drei Schichten: Schicht 1 umfasst als Basisvorsorge die gesetzliche Rentenversicherung und die Rürup-Rente, Schicht 2 als Zusatzversorgung die betriebliche Altersversorgung (bAV) und die Riester-Rente und Schicht 3 alle sonstigen Vorsorgearten. Die staatliche Sicherung schneidet im internationalen Vergleich noch relativ gut ab; das Absicherungsniveau ist in den letzten Jahren jedoch stetig gesunken und wird alleine durch die bereits beschlossenen Reformen weiter sinken. Viele Demographen erwarten darüber hinaus in den kommenden Jahrzehnten zusätzlichen Korrekturbedarf. Der Staat hat eine Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet, um Anreize für eine alternative Vorsorge zu schaffen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass sich die Bürger in Deutschland noch immer zu stark auf die gesetzliche Rente verlassen. Dies gilt sowohl für die Altersrente, aber noch deutlicher für die Invaliditäts- und Hinterbliebenenvorsorge. Der Eigenvorsorge der Bürger kommt damit eine eminente Wichtigkeit bei, um einen adäquaten Lebensstandard im Versorgungsfall sicherzustellen. Viele Studien zeigen, dass sich die meisten Menschen ihrer ungenügenden Vorsorge bewusst sind. Die bestehenden Förderungsmaßnahmen sowie Appelle von Wissenschaftlern und Politikern haben jedoch bisher keine ausreichende Reaktion bewirkt, um die immer drastischer werdenden Versorgungslücken zu schließen. Abbildung 1 – Schichtenmodell der Altersversorgung Gesetzliche Rentenversicherung Schicht 1 – Basisversorgung Basisrente (Rürup-Rente) Betriebliche Altersversorgung Schicht 2 – Zusatzversorgung Riester-Rente Riester-Rentenversicherung Riester-Sparplan Private Vorsorge Private Lebens-/Rentenversicherung Immobilien, Wertpapiere, Fonds, etc. Schicht 3 – Sonstige Versorgung Private Risikoabsicherung Berufsunfähigkeitsversicherung Risikolebensversicherung Im Rahmen der aktuellen Diskussion um das bestehende System und der möglichen Änderungen ist klar geworden, dass der betrieblichen Altersversorgung in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zukommen kann und sollte. Das vorliegende Positionspapier möchte diesbezüglich einen genaueren Blick auf die existierenden Lösungen verschiedener Länder im Ausland werfen und hieraus Lernpunkte, Thesen und Schlussfolgerungen für eine mögliche Anpassung der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland ableiten. 1 2 Notwendigkeit privater / betrieblicher kapitalgedeckter Vorsorge 2.1. Vorbemerkung In der folgenden Ausarbeitung wird häufig auf Durchschnittsbetrachtungen abgestellt. Dabei ist es aber elementar, sich der verzerrenden Wirkung dieser Betrachtungsweise bewusst zu sein. Als Beispiel kann die Aussage dienen, dass ein Versorgungsniveau von 60 % der letzten Bruttobezüge für die Rentenphase anzustreben ist. Für den Durchschnittsverdiener mit einem durchschnittlichen Steuersatz von 25 % sowie dem im Alter häufig etwas geringeren Konsumbedarf (z. B. keine Fahrt zur Arbeitsstätte) passen die 60 % Annahme daher auch sehr gut. Für Einkommen jenseits der 120.000 EUR liegt alleine der Durchschnittssteuersatz bei 35 % und mehr, d. h. diesen Einkommensgruppen wird bei einer Durchschnittsbetrachtung nahezu ein 100 % Ersatz ihres Nettoeinkommens zu Ab 2 Erwerbszeiten empfohlen. Viel kritischer ist aber die Auswirkung bei Geringverdienern – nicht nur, dass hier der Durchschnittssteuersatz deutlich geringer ausfällt, es wird zudem ein viel höherer Anteil des Einkommens für Basisbedarf (Essen, Wohnen, Mobilität etc.) benötigt, d. h. die Möglichkeiten, im Rentenbezug Ausgaben zurückzufahren, existieren nur sehr begrenzt. Faktisch brauchen Geringverdiener daher eine viel höhere Ersatzquote als dies eben die Durchschnittsbetrachtung zeigt. An besonders relevanten Stellen wird auf die Problematik der Durchschnittsbetrachtung hingewiesen, im Regelfall beschränkt sich diese Ausarbeitung jedoch auf die einfacheren Durchschnittsaussagen. Abb 3 2 1 Abbildung 2 – Anzahl Rentenversicherte und Rentenempfänger im Zeitverlauf 1 Abbildung 3 – Einkommensquellen im Alter 2 Restliches Einkommen Werte in Mio. 55 50 45 Rentenversicherte 40 Betriebliche Altersvorsorge Private Altersvorsorge 35 6% 8% 9% 30 25 20 Rentenempfänger 15 10 5 0 Andere Alterssicherungsleistungen 13% 64% Gesetzliche Rente 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 1 Eigene Darstellung, Quelle: Deutsche Rentenversicherung. 2 2 Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2012. 2.2. Überblick über die Vorsorgesituation in Deutschland A Das deutsche System entspricht damit für die Mehrzahl der Bevölkerung einem von vielen Institutionen, wie beispielsweise auch der Weltbank, kritisierten Single-PillarSystem, bei welchem die gesamte Vorsorge nur auf einer Säule ruht.63 Das bisherige Altersversorgungsystem in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen. Insbesondere die demographische Entwicklung erfordert Maßnahmen und Ideen, um eine ausreichende und adäquate Versorgung der Rentner 3 in Deutschland sicherzustellen. Das System der gesetzlichen Rentenversicherung ist in der Form des Umlageverfahrens organisiert. Dies bedeutet, dass die laufenden Ausgaben rein aus den laufenden Einnahmen finanziert werden, ggf. ergänzt um einen notwendigen Bundeszuschuss. Die heute Erwerbstätigen kommen somit mit ihren Einzahlungen direkt für die Auszahlungen der Leistungsempfänger auf. Heute beziehen rund 31 % aller Bundesbürger Renten leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung.4 Unter den Beziehern von Alterssicherungsleistungen im Allgemeinen verfügen mehr als 90 % über einen Rentenanspruch aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Dabei fällt auf, dass Frauen tendenziell geringer versorgt sind als Männer.5 Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung wird klar, dass das System immer mehr auf wackeligen Beinen steht. Seit der Einführung der heutigen Form der Rentenversicherung im Jahr 1957 7 steigt der relative Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung immer weiter, während der Anteil der Jüngeren stetig sinkt. Dabei besonders betroffen ist die Gruppe der unter 20-Jährigen. Abb48 Die Wichtigkeit der gesetzlichen Vorsorge wird weiterhin dadurch unterstrichen, dass die gesetzliche Altersrente 75 % aller Altersbezüge der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre ausmacht. Für fast 70 % der zuletzt im Angestelltenverhältnis tätigen Bezieher stellt dies sogar die einzige im Alter verfügbare Einkommensquelle dar. Abbildung 4 – Demographische Entwicklung im Zeitablauf 8 Bevölkerung 2012 in Millionen Bevölkerung 2050 in Millionen Alter in Jahren 0.4 0.2 0 0 0.2 Männer 0.8 0.6 Anteil Erwerbstätige 100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 3 Der Begriff Rentner bezeichnet in diesem Zusammenhang sowohl die Bezieher von Altersrenten, als auch die Empfänger von Hinterbliebenenund Invaliditätsrenten. 0.4 Anteil Erwerbstätige Frauen 0.6 0.8 Männer 0.8 0.6 0.4 0.2 Alter in Jahren 0 0 0.2 Anteil Erwerbstätige 100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0.4 Frauen 0.6 0.8 Anteil Erwerbstätige 6 Quelle: World Bank, 1994, – die Zahlen deuten jedoch darauf hin, dass das System auch heute noch immer diesem entspricht. 4 Inkl. Knappschaftliche Rentenversicherung, Quelle: Statistisches Bundesamt, 2014. 7 Im Jahr 1957 erfolgte mit der damaligen Rentenreform ein Wechsel der Finanzierungsart der gesetzlichen Rentenversicherung von der Kapital deckung auf eine Umlagefinanzierung, welche bis heute gilt. 5 Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2013. 8 Eigene Darstellung, Quelle: Prognos 2014. 3 Dies führt zu einem starken Ungleichgewicht zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern, da eine sinkende Zahl von Beitragszahlern einer stetig steigenden Anzahl von Leistungsempfängern gegenüber steht. Während im Jahr 1962 noch sechs erwerbstätige Personen für die Leistungen eines Rentenempfängers aufkamen, sind es zurzeit noch rund zwei Personen. Schätzungen für das Jahr 2040 gehen von nur noch 1,3 Arbeitnehmern aus, die dann die Rente eines Rentners finanzieren werden.9 Zur Festigung des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung hat der Gesetzgeber in der Vergangenheit bereits diverse Maßnahmen unternommen und Reformen eingeleitet. Als Beispiele sind hier die Entkoppelung der Renten- von der Bruttolohnentwicklung 10, die langfristige Absenkung des Versorgungsniveaus 11, die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors 12, der Übergang in die nachgelagerte Besteuerung 13 oder die Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre zu nennen.14 Die Reformen zeigen die Erkenntnis des Gesetzgebers, dass das System der gesetzlichen Rentenversicherung stabil und „demographiefest“ – also zukunftssicher – ausgestaltet werden muss. Ziel der gesetzlichen Rentenversicherung sollte sein, den drohenden Anstieg der Beitragslast durch eine Absenkung des Versorgungsniveaus zu verhindern bzw. abzumildern. Ein Blick auf die Ersatzquoten 15 der letzten Jahrzehnte und damit auf das Versorgungsniveau der Rentner in Deutschland zeigt diesen stetig rückläufigen Trend. So lag die durchschnittliche Ersatzquote aus der gesetzlichen Rentenversicherung früher bei knapp 60 %; im Jahr 2012 schon nur noch bei 45 %.16 Allein durch die bereits beschlosse nen Reformen wird die Ersatzquote aus der gesetzlichen Rente weiter sinken und somit die Versorgungslücke zukünftiger Rentner weiter ansteigen, sofern keine Eigenvorsorge betrieben wird. Ab5-17 AbbildAb618 Abbildung 5 – Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern in der Gesetzlichen Rentenversicherung 17 1:2,0 1:3,5 1:6,0 1982** 1962** 1:1,3 2012 Bezieher einer Altersrente 2040 Beitragszahler* Abbildung 6 – Entwicklung der Ersatzquote in Prozent 18 60 Ersatzquote in % 55 50 Brutto-Ersatzquote 45 40 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Jahr 9 Quelle: Vgl. Schmitt, Kunert, & Stichler, 2009. 10 Quelle: Rentenreform 1992 und Anbindung an Nettolohnentwicklung. 11 Quelle: Rentenreform 2001 (Riester-Reform). 15Rentenleistung im Vergleich zum letzten Bruttoeinkommen vor Rentenbeginn. 16Quelle: Union Asset Management AG, 2013. 13 Quelle: Alterseinkünftegesetz 2005. 17*Früheres Bundesgebiet; **Einschließlich Personen, die zum jeweiligen Zeitpunkt Anrechnungszeiten zurücklegten; Quelle: Deutsche Rentenversicherung, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. 14 Quelle: Rentenreform 2007 (RV-Altersgrenzenanpassungsgesetz). 18 Eigene Darstellung, Quelle: Deutsche Rentenversicherung. 12 Quelle: Rentenreform 2004 (RV-Nachhaltigkeitsgesetz). 4 Fokussiert man die Betrachtung auf das voraussichtliche Versorgungsniveau im Falle der Erwerbsminderung, wird der zwingende Bedarf an zusätzlicher privater Vorsorge noch offensichtlicher. Nimmt man im Falle der Erwerbsminderung ein angestrebtes Versorgungsniveau von 60 % des Bruttoeinkommens an, beläuft sich dieses auf rund 1.743 EUR pro Monat für einen sozialversicherungs pflichtigen Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Bruttolohn.19 Bei einer angenommenen derzeitigen Rente wegen teilweiser (voller) Erwerbsminderung in Höhe von 510 EUR (1.021 EUR), ergibt sich eine Versorgungslücke von 1.232 EUR (722 EUR) pro Monat.20 Die Witwenrente erhöht sich gem. § 46 Abs. 2 SGB VI auf 55 % (Große Witwenrente), und wird zeitlich unbeschränkt bezahlt, sofern eines der folgenden Merkmale vorliegt: • Der Witwer / die Witwe erzieht ein eigenes Kind oder das des verstorbenen Ehepartners, welches noch keine 18 Jahre alt ist. • Der Witwer / die Witwe ist mindestens 47 Jahre alt. • Der Witwer / die Witwe ist teilweise oder voll erwerbsgemindert. Neben der Rente für den hinterbliebenen Ehepartner existiert ebenfalls eine Versorgung für ggf. hinterbliebene Kinder, die Waisenrente. Die Höhe dieser Rente bezieht sich ebenfalls auf die Versichertenrente und berücksichtigt zusätzlich einen Faktor aufgrund des Status des Waisen. So erhält nach § 48 Abs. 1 SGB VI ein hinterbliebenes Kind eine Halbwaisenrente in Höhe von 10 %, sofern es noch einen unterhaltspflichtigen Elternteil hat. Sofern kein unterhaltspflichtiger Elternteil mehr vorhanden ist, erhöht sich diese auf 20 %. Wirft man einen Blick auf die gesetzliche Hinterbliebenen absicherung, können die Auswirkungen bei fehlender privater Vorsorge noch gravierender sein. Vereinfacht dargestellt21 erhält eine Witwe oder ein Witwer für 24 Monate 25 % der zum Zeitpunkt des Todes bestehenden „Versichertenrente“ 22 (Kleine Witwenrente, § 46 Abs. 1 SGB VI). Basierend auf dem obigen Beispiel zur Erwerbsminderungsrente ergeben sich bei vereinfachter Betrachtung folgende Versorgungslücken: Ab 7 23 Abbildung 7 – Überblick Versorgungslücken nach Rentenarten 23 EUR 2.500 1.162 2.000 1.500 1.000 500 Versorgungslücke 2.905 598 722 1.232 1.181 1.743 1.144 1.539 1.641 Rentenhöhe 1.021 561 510 0 Mtl. Versorgungsziel Regelaltersrente Bruttoeinkommen (60%) 1.488 Voll EM 19Im Jahr 2012 34.860 EUR p. a. in den alten Bundesländern, Deutsche Rentenversicherung, 2013. Teilw. EM 255 Große Witwen Kleine Witwen 204 102 Vollwaisen Halbwaisen 23 Eigene Berechnungen. 20Vereinfachte und illustrative Berechnung auf Basis von Daten der Deutschen Rentenversicherung, Annahmen: Durchschnittsverdiener, geb. nach 01.01.1962, 45 Jahre Beitrags-/Zurechnungszeiten mit je 1 Entgeltpunkt, Zugangsfaktor 0,892. 21Um die Ausführungen nicht zu verkomplizieren, wird bewusst auf Altfälle, Zuschläge, Einkommensanrechnungen, Sterbevierteljahr etc. verzichtet. 22Die Versichertenrente beschreibt vor Bezug der Regelaltersrente den bereits gezahlten oder berechneten Anspruch auf volle Erwerbsminderungsrente, bei Bezug der Altersrente gilt entsprechend diese. 5 2.3. Ergänzung um kapitalgedeckte Vorsorgeformen Viele Reformen der gesetzlichen Rentenversicherung wurden daher von geförderten privaten und betrieblichen kapitalgedeckten Altersversorgungformen begleitet, bei welchen individuelle Vermögenswerte durch Investitionen in Kapitalmärkten erworben werden. So wurden 2002 die Riester-Rente und das Recht auf Entgeltumwandlung in der bAV sowie 2005 die Rürup-Rente (Basisrente) eingeführt. Es ist dabei das klar artikulierte Ziel der Bundes regierung, eine möglichst weite Verbreitung der steuerlich geförderten Altersversorgung zu erreichen.25 Diese staatliche Verantwortung ist zudem im Sozialgesetzbuch verankert.26 Dabei gilt es zu beachten, dass sich das Verhalten der Menschen häufig in den Randbereichen der möglichen Absicherungsgrade bewegt: Während einige Personen umfassende Vorsorge betreiben und die entstehenden Lücken somit vollständig über Eigenvorsorge schließen, stellen andere dieses Thema komplett zurück und betreiben keinerlei Zusatzvorsorge.28 Was in der Durchschnittsbetrachtung wie eine anteilige Schließung der entstandenen Versorgungslücke aussieht, birgt für viele Personen das Risiko, im Versorgungsfall auf die Grundsicherung angewiesen zu sein. Dass die ergänzenden Formen der kapitalgedeckten Vorsorge in letzter Zeit auch immer wieder kritisch hinter fragt werden, ist vor allem auf die deutlich gesunkenen Zinsen an den Kapitalmärkten zurückzuführen. Der Wert der in Aussicht gestellten Leistung wirkt bei geringen Zinssätzen wenig reizvoll – eine Aussage die nicht überraschen darf, denn Niedrigzinspolitik ist Konsumpolitik. Viele Menschen verkennen, dass es letztlich nicht auf die Höhe des Zinses, sondern auf die Zinsdifferenz zur Inflation ankommt. In Anbetracht der geringen Inflation der letzten Jahre ist die in kapitalgedeckten Systemen erreichbare Verzinsung immer noch gut. Um die Hebelwirkung der Verzinsung wirkungsvoll zu nutzen, zeigen Vergangenheitsbetrachtungen nach wie vor, dass insbesondere die Beteiligung am Produktivvermögen, sprich Aktieninvestments, eines der wirkungsvollsten langfristigen Investments ist, wovon auch in Zukunft auszugehen ist. Abbildung 8 – Entwicklung DAX-30 und Inflationsrate Deutschland 10.000 6% 9.000 5% 8.000 7.000 4% 6.000 5.000 3% 4.000 2% 3.000 2.000 Inflationsrate Deutschland Alle Fördervehikel können deutliche Zuwachsraten und somit eine Teilkompensation der entstehenden Versorgungslücke für sich beanspruchen, bleiben jedoch hinter den in sie gesetzten Erwartungen zurück.27 Ohne kapitalgedeckte Zusatzvorsorge über die rein gesetzliche Sicherung hinaus ist ein angemessenes Versorgungs niveau schon heute nur selten und in Zukunft wohl überhaupt nicht mehr darstellbar. Vielmehr ist es „sinnvoll und notwendig“29 ein System zu schaffen, welches ein effektives Nebeneinander von staatlicher umlagefinanzierter und privater/betrieblicher kapitalgedeckter Vorsorge sicherstellt. Entwicklung DAX-30 Je nach persönlicher Situation der Hinterbliebenen bestehen damit ohne zusätzliche private oder betriebliche Vorsorge außerhalb des staatlichen Systems teils drastische Versorgungslücken. Bei höheren Einkommen steigen diese Versorgungslücken zudem überproportional an, da aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze die mögliche Versorgungsleistung faktisch gedeckelt ist. Die erhebliche Unterversorgung im Bereich der vorzeitigen Risiken aus der gesetzlichen Rentenversicherung ist schon heute eins der brennendsten Probleme. So machen alleine die Bezieher einer Erwerbsminderungsrente 50 % der Rentenempfänger aus, die zusätzlich zu ihrer Rentenleistung auf einen Bezug der Grundsicherung angewiesen sind – und das obwohl diese Gruppe lediglich 8 % aller Rentner stellt.24 1% 1.000 0 1990 1995 Inflation 2000 2005 2010 0% 2015 DAX-30 27 Quelle: Karch in BetrAV 05/2014. Die Bereitstellung umfassender, zu jeder Zeit verfügbarer Garantien reduziert im Gegenzug die Freiheitsgrade in der Investition der finanziellen Mittel und erhöht die Kapitalanforderungen für die Betreiber von Fonds- oder Versicherungslösungen. Für attraktive Renditen ist aber das Eingehen kalkulierter Risiken an den Kapitalmärkten gerade in Niedrigzinsphasen unerlässlich. Eine Beteiligung am Produktivvermögen einer Volkswirtschaft durch Aktien oder Fonds ist hierbei unverzichtbar. Darüber hinaus ist die betriebliche Altersversorgung langfristig ausgelegt. 28 Quelle: Vermögensbarometer Finanzgruppe Deutscher Sparkassen und Giroverband, 2014. 30 % der Bevölkerung sorgen gar nicht fürs Alter vor. 29 Quelle: Andrea Nahles in BetrAV 05/2014. 24 Quelle: Statistisches Bundesamt 2012. 25 Quelle: Sozialbericht 2013. 26 Quelle: § 154 Abs. 3 S. 2 SGB VI: „Die Bundesregierung soll den gesetzgebenden Körperschaften geeignete Maßnahmen vorschlagen, wenn sich zeigt, dass durch die Förderung der freiwilligen zusätzlichen Altersversorgung eine ausreichende Verbreitung nicht erreicht werden kann.“ 6 Über die Beitragszusage mit Mindestleistung existiert schon genau ein Zusagemodell, welches erst zum Ende der Ansparphase eine Beitragsgarantie fordert. Diese Zusageform eröffnet daher schon heute durch das Eingehen kalkulierter Risiken in der Ansparphase realistische Chancen, Mehrerlöse zu generieren. Ebenfalls belastend für die Wahrnehmung der kapitalgedeckten Vorsorge ist die Entwicklung der Biometrie, insbesondere der Langlebigkeit. Die Menschen werden immer älter – dieser Fakt ist neben den geringen Geburtenraten einer der Treiber für die ungünstige Entwicklung der Beitragslast in den umlagefinanzierten Systemen und führt bei kapitalgedeckten Systemen zu sinkenden Rentenhöhen. Auch bei der Lebenserwartung haben Studien gezeigt, dass die Wahrnehmung der Menschen auf falschen Bezugsgrößen basiert. So nutzen die meisten Menschen für die Abschätzung ihrer eigenen Lebenserwartung die Lebensdauer der Großeltern und unterschätzen die eigene Lebenserwartung daher regelmäßig. Umso wichtiger ist es daher, dass die ergänzenden kapitalgedeckten Systeme nachhaltig die biometrischen Risiken abdecken. Reine Kapitalauszahlungen werden aufgrund falscher Einschätzungen im Alter zu schnell verkonsumiert und der Kapitalbedarf für vorzeitige Versorgungsfallrisiken wie Tod und Berufsunfähigkeit systematisch unterschätzt. Es bedarf daher der gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten, von Politikern, über Verbraucherschützer bis hin zu Finanzdienstleistern und Beratern, um der Bevölkerung die Notwendigkeit der Vorsorge aufzuzeigen. Es gilt zu vermitteln, dass die Schließung der Versorgungslücken frühzeitiges Handeln erforderlich macht und wie werthaltig und sinnvoll das Miteinander von umlagefinanzierter und kapitalgedeckter Vorsorge ist. Erfahrungen der Vergangenheit zeigen jedoch, dass eine reine Informationspolitik das vorhandene Problem für große Teile der Bevölkerung nicht lösen wird. 2.4. Die betriebliche Altersversorgung als Königsweg Als besonders geeignetes Instrument zur ergänzenden Vorsorge ist daher die betriebliche Altersversorgung (bAV) zu sehen, denn ihre Verbreitung lässt sich nicht nur über den Versorgungsberechtigten, sondern auch über die Arbeitgeber und Tarifparteien beeinflussen. Hierdurch sinken die Kosten der Information und es lassen sich zudem ergänzende positive Anreize schaffen. Zusätzliche Vorteile der bAV sind insbesondere: • Schon heute haben Arbeitnehmer einen Rechtsan- spruch auf Entgeltumwandlung, unabhängig von ihrem Einkommen. Große Teile der erwerbstätigen Bevölkerung können somit über die bAV erreicht werden. • bAV ist gemäß Betriebsrentengesetz (BetrAVG) explizit auf die biometrischen Vorsorgefelder der Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung ausgerichtet. Der aktuelle Rahmen stellt für die Vorsorge verschiedene etablierte Durchführungswege 30 zur Verfügung, welche alle notwendigen Versorgungselemente bieten und dazu u. a. durch das Betriebsrentengesetz (BetrAVG) umfassend geregelt sind. Die bAV spielt zudem schon heute eine wichtige Rolle in der Altersversorgung, was sich daran erkennen lässt, dass ein Großteil der in Deutschland sozial versicherungspflichtig Beschäftigten einen Anspruch auf Leistungen aus der betrieblichen Altersversorgung hat.31 Bei der Verbreitung und der Höhe der Versorgung sind jedoch große Unterschiede zu beobachten. So steht die Durchdringung und Existenz von bAV in einem engem Zusammenhang mit der Unternehmensgröße. Während die bAV-Quoten 32 bei Großunternehmen bei 100 % oder knapp darunter liegen, ist insbesondere bei Kleinunternehmen der Nachholbedarf deutlich zu erkennen. So haben lediglich 35 % der Unternehmen mit bis zu 4 Mitarbeitern und 65 % der Unternehmen mit 5 bis 9 Mitarbeitern eine bAV eingerichtet. Dabei darf die bAV-Quote der Großunternehmen nicht darüber hinweg täuschen, dass formal eine bAV-Lösung für die Geschäftsleitung ausreicht, um in der Statistik als Unternehmen mit bAV geführt zu werden. Faktisch relevanter ist daher die Durchdringungsquote 33. Bei dieser zeigt sich ein ähnlich gelagertes Bild. Besonders bei größeren Unternehmen ist der Anteil von Mitarbeitern mit Anwartschaften auf eine betriebliche Altersversorgung deutlich höher als in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). So liegt die Durchdringung bei Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern bei über 70 %. Bei Unternehmen hingegen, welche zwischen 50 und bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigen, liegen die Durchdringungsquoten lediglich bei rund 50 %, bei kleineren Unternehmen sogar deutlich darunter. Auch hier ist aber zu beachten, dass dies keine Aussage zur Höhe der Versorgung der teilnehmenden Mitarbeiter zulässt. • Sie ist bereits gut in der Gesellschaft integriert und anerkannt (erste Einrichtungen der bAV sind sogar älter als die gesetzliche Rentenversicherung selbst). • Arbeitnehmer in einem Betrieb bilden natürliche Kollektive, wodurch sich kostengünstige Gruppenoder Kollektivlösungen erreichen lassen. 30 Direktzusage, Unterstützungskasse, Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds. 31 Quelle: Andrea Nahles in BetrAV 05/2014. 32 Der Anteil an Unternehmen einer Kategorie, welche ein System der bAV eingerichtet haben. 33 Der Anteil der Mitarbeiter eines Unternehmens, welche Ansprüche aus einer bAV haben. 7 Abbildung 9 – Entwicklung der Durchdringungsquote nach Betriebsgröße 34 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 50% 50% Insgesamt Unternehmensgröße (Anzahl Beschäftigte) >1.000 500-999 99% 61% 100-199 98% 50% 50-99 97% 52% 20-49 91% 39% 10-19 1-4 96% 72% 200-499 5-9 100% 84% 84% 39% 34% 27% 65% 35% Unternehmen mit bAV, 2001 Unternehmen mit bAV, 2011 Arbeitnehmer mit bAV, 2001 Arbeitnehmer mit bAV, 2011 34 Größte Herausforderung bei der Etablierung der bAV als flächendeckendes Vorsorgeinstrument ist es daher, ihre Verbreitung bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zu steigern sowie die Durchdringungsquoten in den Belegschaften deutlich zu erhöhen. Dies gilt über alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten hinweg, in besonderem Maße allerdings für Arbeitnehmer mit geringem und mittlerem Einkommen sowie für junge Arbeitnehmer. Der Koalitionsvertrag der derzeitigen Bundesregierung weist ebenfalls auf die Bedeutung und Ausbaufelder der betrieblichen Altersversorgung hin. Er bestätigt: „Die Alterssicherung steht im demografischen Wandel stabiler, wenn sie sich auf mehrere starke Säulen stützt. Deswegen werden wir die betriebliche Altersversorgung stärken. Sie muss auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kleinund Mittelbetrieben selbstverständlich werden. Daher wollen wir die Voraussetzungen schaffen, damit Betriebsrenten auch in kleinen Unternehmen hohe Verbreitung finden.“ 35 Eine in diesem Zusammenhang vielfach diskutierte Möglichkeit ist die Schaffung von Rahmenbedingungen um die automatische betriebliche Altersversorgung 36 im deutschen Sozialsystem zu verankern. Im Kern geht es 34 Eigene Darstellung, Quelle: TNS Infratest im Auftrag des BMAS, 2012. 35 Quelle: Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2013. 36 In der Diskussion auch oft als „Auto-Enrollment“ bezeichnet, ggf. in Verbindung mit einem Abwahlrecht („Opt-out“). 8 hierbei darum, dass nicht der Arbeitnehmer aktiv werden muss, um sein Recht auf Entgeltumwandlung einzufordern. Stattdessen können der Arbeitgeber bzw. die Tarifparteien festlegen, dass alle Arbeitnehmer automatisch Entgeltum wandlung in einem definierten Umfang betreiben. Im Ausland sind entsprechende Systeme mit automatischem Einbezug sehr verbreitet und werden dort übergreifend als „Auto-Enrollment“ bezeichnet. Insbesondere bei Systemen, die über Entgeltumwandlung arbeiten, gibt es häufig Widerspruchsoptionen des Arbeitnehmers. Diese Optionen werden im Ausland als „Opt-out“ bezeichnet. In den aktuell laufenden Diskussionen werden diese Überbegriffe sehr häufig autark und losgelöst verwendet. Tatsächlich verbirgt sich aber ein erhebliches Spektrum an unterschiedlichen Ausgestaltungen hinter dem Sammelbegriff „Auto-Enrollment“.37 Der Blick ins Ausland zeigt, dass die durch den Arbeitgeber im Rahmen des Arbeitsvertrags eingerichtete Aufnahme in eine automatische betriebliche Altersversorgung dazu beitragen kann, die Durchdringung dieser Form der Vorsorge und damit gleichzeitig das Versorgungsniveau der Betroffenen deutlich zu steigern. 37 Details siehe Kapital 3. 3 Ausgestaltungsmöglichkeiten der Teilnahme an der betrieblichen Altersversorgung Das Ziel, die betriebliche Altersversorgung zu einem bedeutenden Vorsorgebaustein für breite Teile der Bevölkerung zu machen, lässt sich am einfachsten realisieren, wenn die Durchdringung der Entgeltumwandlung deutlich ausgebaut wird. Dies gilt sowohl in der Breite als auch in der Höhe der Eigenvorsorge. In diesem Zusammenhang wird immer wieder das „AutoEnrollment“ mit „Opt-out“ als Lösungsweg genannt. Wie die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, ist neben der Arbeitgeberbeteiligung die Ausgestaltung der Teilnahmemechanismen entscheidend für das Ausmaß der Durchdringung. Dabei ist aber zu beachten, dass der Begriff 38w „Auto-Enrollment“ kein eindimensionales Thema und erst recht kein final abgegrenztes Konstrukt ist. Zu unterscheiden sind insbesondere die Ausgestaltungsvorschriften für den Arbeitgeber und die Teilnahmevorschriften für den Arbeitnehmer, aber auch zahlreiche weitere Details, die in der folgenden Abbildung aufgezeigt sind. Abbildung 10 – Überblick über die wesentlichen Optionen zur Information und Beteiligung, sowie Auswirkungen auf den Durchdringungsgrad 38 Größtmögliche Freiwilligkeit Größtmögliche Verpflichtung 3.1.1. Recht auf Entgelt umwandlung 3.1.2. Informationspflicht durch den Arbeitgeber 3.1.3. Angebotspflicht durch den Arbeitgeber 3.1.4. Freiwilliges „AutoEnrollment“ mit „Opt-out“ 3.1.5. Verpflichtendes „AutoEnrollment“ mit „Opt-out“ 3.1.6. Verpflichtendes „AutoEnrollment“ ohne „Opt-out“ Arbeitgeber (AG) Passive Pflicht, bAV auf Nachfrage anzubieten Aktive Informationspflicht über bAV-Möglichkeit Aktive Informationspflicht & Bereitstellung eines konkreten Angebots Freiwilliger AG-gesteuerter automatischer bAV-Einbezug mit Abwahlrecht / Übernahme Tariflösung Gesetzliche Pflicht zur automatischen bAV mit Abwahlrecht / Übernahme Tariflösung Gesetzliche Pflicht zur automatischen bAV ohne Abwahlrecht / Übernahme Tariflösung Arbeitnehmer (AN) Keine Verpflichtung zur Beteiligung an bAV – Recht auf Entgeltumwandlung Abwahlrecht aus automatischer bAV vorhanden (genaue Ausgestaltung zu definieren) Abwahlrecht aus automatischer bAV nicht vorhanden Geringe Durchdringung Hohe Durchdringung 38 Klare Sortierung nur, wenn rechtsstehende Option die linksstehenden Optionen miteinschließt. 9 3.1. Optionen zur Informations- und Beteiligungspflicht an der bAV Die Wahlmöglichkeiten in der bAV lassen sich grob in die Informationspflicht des Arbeitgebers und die Beteiligungspflicht des Arbeitnehmers untergliedern. Der Arbeitgeber ist je nach Modell dazu verpflichtet, seine Arbeitnehmer über bAV-Systeme zu informieren und ihnen ggf. sogar ein direktes Angebot vorzulegen. Weiterhin haben „AutoEnrollment“ Systeme für den Arbeitgeber zur Folge, die Arbeitnehmer freiwillig oder verpflichtend automatisch in die betriebliche Altersversorgung einzubeziehen. Für den Arbeitnehmer bestehen je nach System unterschiedliche Teilnahmevorschriften. Diese reichen von absoluter Freiwilligkeit, über ein Abwahlrecht der vom Arbeitgeber angebotenen Verträge, bis hin zu vollkommen verpflichtender Teilnahme. 3.1.1. Recht auf Entgeltumwandlung Aktuell ist in Deutschland das Recht auf Entgeltumwand lung durch den Arbeitnehmer das rechtlich vorherrschende System. Dieses hat für den Arbeitgeber die verpflichtende Folge, auf Wunsch des Arbeitnehmers eine Lösung zur betrieblichen Altersversorgung anzubieten. Jedoch muss der Arbeitgeber nur auf Aufforderung durch den Arbeitnehmer aktiv werden. Dies bedeutet das geringste Ausmaß an Verbindlichkeit in der betrieblichen Altersversorgung. Dementsprechend hoch ist das Risiko, dass seitens der Arbeitnehmer keine aktive Nachfrage entsteht und der Arbeitgeber somit keinen Anstoß für ein Angebot erhält. Entsprechende Systeme lassen es natürlich zu, dass die Tarifparteien die bAV zum Gegenstand tarifvertraglicher Lösungen machen und somit eine strengere Pflicht zu Information bzw. Angebot verankern. Bekannte Beispiele sind u. a. der Chemie Tarifvertrag und die Metallrente. 3.1.2. Informationspflicht durch den Arbeitgeber In dieser Ausgestaltung ist der Arbeitgeber verpflichtet, seine Mitarbeiter aktiv über die Möglichkeit zu informieren, betriebliche Altersversorgung betreiben zu können. Diese Information muss in definierter Weise gestaltet werden, nachvollziehbar und entsprechend dokumentiert sein. Sie stellt sicher, dass jeder Arbeitnehmer über die Möglichkeiten und Vorteile der betrieblichen Altersversorgung informiert ist und die Vorgehensweisen kennt, wie er selbst an einer solchen Versorgung teilnehmen kann. Wie man der bAV-Machbarkeitsstudie des BMAS entnehmen kann, geben 48 % der Arbeitnehmer ohne bAV an, keine bAV zu haben, da diese nicht vom Arbeitgeber angeboten würde.39 Mit einer gesetzlichen Informationspflicht könnte sichergestellt werden, dass jeder Arbeitnehmer sich seines Rechts auf bAV bewusst wird und damit ein spürbarer Beitrag zur breiteren Durchdringung erreicht werden könnte. 39 Quelle: BMAS Machbarkeitsstudie 2014. 10 Kosten einer solchen Maßnahme fallen insbesondere bei den Arbeitgebern an. Beispielsweise müssen sie die Informationspflicht umsetzen. Schwerer wiegt aber die Frage der haftungsrechtlichen Konsequenzen – wann ist die Informationspflicht ausreichend, welche Konsequenzen resultieren bei Nicht- bzw. nicht ausreichender Information. Gerade bei KMU besteht zudem das Problem, wie der Arbeitgeber Kenntnis der Informationspflicht erhält – die reine Veröffentlichung eines entsprechenden Gesetzes wird hier nicht ausreichend sein. 3.1.3. Angebotspflicht durch den Arbeitgeber In diesem System ist der Arbeitgeber nicht nur verpflichtet, seine Arbeitnehmer über die betriebliche Altersversorgung zu informieren, er muss darüber hinaus ein konkretes Angebot bereitstellen. Dies bedeutet, dass er mit einem Anbieter eine solche Lösung strukturieren und gestalten muss, die dann von den Arbeitnehmern durch einen einfachen Zustimmungs- oder Beantragungsprozess genutzt werden kann. Durch die entsprechend erweiterten Pflichten würden weitere Hürden für den Arbeitnehmer abgebaut, sein Recht auf Entgeltumwandlung umzusetzen. Wie der bAVMachbarkeitsstudie jedoch entnommen werden kann, scheuen über 20 % der Arbeitgeber ohne bAV deren Einführung, da ein zu hoher Organisationsaufwand bzw. zu hohe Kosten erwartet werden. Mit einem rechtlichen Zwang zum Angebot würde diese Verbreitungshürde genommen. Die Konsequenzen bzw. Kosten lassen sich dementsprechend ableiten. Wiederum ist es vor allem der Arbeitgeber, der die Kosten einer solchen Maßnahme zu tragen hätte – im Extremfall werden hier sogar Kosten ausgelöst, denen kein Nutzen gegenüber steht (z. B. wenn die Arbeitnehmer tatsächlich kein Interesse haben). Und wie schon bei den Informationspflichten, sind auch hier die haftungsrechtlichen Konsequenzen entscheidend – was passiert bei fehlender Festlegung? Welche Anforderung gibt es bzgl. der Auswahl des Anbieters? Auch die zeitliche Umsetzung ist zu beachten – während die reine Informationspflicht noch relativ schnell bewerkstelligt werden kann, bedeutet die konkrete Angebots fähigkeit, dass der Arbeitgeber sich für einen Anbieter von bAV-Leistungen oder ein bilanzgestütztes System entschieden haben muss. Dieser Entscheidung müssen entsprechende Informationsprozesse vorausgegangen sein. 3.1.4. Freiwilliges „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ Beim freiwilligen „Auto-Enrollment“ hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, jeden Mitarbeiter in sein Angebot der betrieblichen Altersversorgung auf Basis von Entgeltumwandlung automatisch einzubeziehen, muss dies aber nicht tun. Dieses Angebot kann auch eine mit den Tarifparteien verhandelte Standardlösung sein. Der Mitarbeiter hat das Recht, diesem Einbezug zu widersprechen und damit nicht teilzunehmen. Ein solches „Auto-Enrollment“ kann unterschiedlich differenziert werden, z. B. nur Einbezug neuer Mitarbeiter oder nur Einbezug bei einer Gehaltserhöhung. Grundsätzlich bestehen solche Möglichkeiten auch bereits im heutigen rechtlichen Rahmen – für neue Arbeitsverhältnisse sogar ohne Rechtsunsicherheiten. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen bedeutet ein solcher Automatismus jedoch einen Eingriff in die bestehende Vergütung (es sei denn, er wird anstelle einer Gehaltserhöhung zwischen den Tarifparteien verhandelt). Die Kosten eines entsprechenden Systems begrenzen sich auf entsprechende gesetzliche Vorschriften, um ein „Auto-Enrollment“ auch auf bestehende Arbeitsverträge anwenden zu können. Ohne eine Informations- bzw. Angebotspflicht würde diese Option alleine vermutlich aber gerade bei den KMU wenig Wirkung entfalten, da diese keinen Anreiz bekommen, ihre Haltung zur bAV zu überdenken. Lediglich die Durchdringung in mittelgroßen bis großen Betrieben würde durch einen entsprechenden Rahmen erleichtert und gefördert. Sofern eine Koppelung mit Informations- und Angebotspflichten einhergeht, fallen auch hier wieder die aufgezeigten Kosten für die Arbeitgeber an. Eine Möglichkeit stellt die gerade gesetzlich vereinfachte Allgemeinverbindlichkeitsklausel von Tarifverträgen dar. Dies bedeutet, dass wenn sich Tarifparteien auf ein „Auto-Enrollment“-System geeinigt haben, kann diese Regelung im Anschluss auch für nicht dem Tarifvertrag angehörende Arbeitgeber der gleichen Branche als verpflichtend festgelegt werden – die Angebotsauswahl bzw. eine Defaultlösung wäre in diesem Fall meist durch die Tarifparteien getroffen und würde somit die Kosten der Anbieterauswahl insbesondere für KMU reduzieren. Herausfordernd für „Auto-Enrollment“-Systeme ist besonders, wie mit bereits bestehenden bAV-Anwartschaften bzw. Entgeltumwandlungsverträgen umzugehen ist. Durch die Freiwilligkeit in dieser Stufe sind jedoch Freiräume geschaffen, die es dem Arbeitgeber bzw. den Tarifparteien erlauben, hier individuelle und passende Lösungen zu finden. Die rechtliche Grundlage wäre in Deutschland durch Gesetze zu verankern und müsste zahlreiche Frage stellungen beleuchten. Was beim freiwilligen „AutoEnrollment“ individuell vereinbart werden kann, muss bei einem gesetzlich fest verankerten „Auto-Enrollment“ geregelt werden, zumindest Mindest- und Höchstparameter sind zu definieren. Auch stellen sich zusätzliche Fragestellungen bzgl. Mindestanforderungen an die Produkte, die in einem solchen System staatlich vorgeschrieben sind und lediglich abgewählt werden können. Die Kosten einer solchen Lösungen fallen daher für alle Beteiligten höher aus – die Arbeitgeber sehen sich im Wesentlichen wieder den Kosten aus der Angebotspflicht gegenüber, die Anbieter vermutlich den Kosten der Einführung neuer Produktgenerationen bzw. der Anpassung bestehender Produkte, um die neuen gesetzlichen Rahmen zu erfüllen und der Gesetzgeber muss entsprechende Rahmenwerke erstellen oder erstellen lassen – im Extremfall ggf. sogar eine Auffanglösung selbst bereitstellen, für den Fall, dass ein Arbeitgeber keinen Anbieter findet, der ihm eine bAV anbietet.40 3.1.6. Verpflichtendes „Auto-Enrollment“ ohne „Opt-out“ Bei dieser Variante kann sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber die Teilnahme an der betrieblichen Altersversorgung nicht verweigern, sie ist obligatorisch und es besteht kein Abwahlrecht. Der Arbeitnehmer wird automatisch bei Beginn des Arbeitsverhältnisses einbezogen und notwendige Beiträge werden von seinem Einkommensanspruch abgezogen. Aufgrund der fehlenden Abwahloption ist es in diesen Systemen schwierig abzugrenzen, ob es sich um arbeitgeber- oder arbeitnehmerfinanzierte Modelle handelt. Im Grundsatz sind entsprechende Beiträge eher wie Sozialabgaben aufzufassen, nur dass das Investment in vom Arbeitgeber bzw. den Tarifparteien gestaltbaren kapitalgedeckten Systemen erfolgt. Für die Einführung eines entsprechenden Systems in Deutschland wären umfassende gesetzliche Anpassungen notwendig. Insbesondere wären sehr genaue Festlegungen erforderlich, welche Beträge einzubringen sind und welche Anforderungen die Investments sicherzustellen haben. 3.1.5. Verpflichtendes „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ Bei dieser Ausgestaltung besteht die gesetzliche Pflicht, dass jeder Arbeitnehmer automatisch in die betriebliche Altersversorgung, sei es durch eine Tarif- oder firmen individuelle Lösung, einbezogen wird, dieser aber widersprechen kann und dann nicht teilnimmt. Die Nicht-Teilnahme kann bedingungslos gestattet oder an zusätzliche Vorschriften geknüpft werden, wie beispielsweise durch Nachweis einer alternativen privaten Vorsorge oder durch reduzierte Sozialleistungen im Alter bei Nicht-Teilnahme. 40 Z. B. NEST Lösung in Großbritannien – Details siehe Kapitel Großbritannien. 11 3.2. Auswirkungen auf den Durchdringungsgrad Der Durchdringungsgrad von bAV-Systemen ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Von hoher Bedeutung sind insbesondere: • Höhe der gesetzlichen Absicherung bzw. das Bewusstsein über die Versorgungslücke (Bedarf), • Förderung der Vorsorge, sei es staatlich (z. B. durch Steuervorteile) oder via Arbeitgeberbeteiligung, • Komplexität, Aufwand zur Erlangung, Einschränkung in der Verfügbarkeit (Eintritts- bzw. Nebenkosten). Beim Blick ins Ausland ist daher immer eine gewisse Vorsicht angeraten, was schnelle Schlussfolgerungen aus Beobachtungen angeht, denn ggf. wirken hier noch ganz andere Parameter, die gar nicht betrachtet wurden. Als Beispiel sei erwähnt, dass der Bedarf im Alter u. a. erheblich vom Immobilienbesitz abhängig ist. Verschiedene Länder haben sehr unterschiedliche Eigenheimquoten im Alter und daher auch sehr unterschiedlichen Bedarf an Ersatzquoten im Alter. In den folgenden Ausführungen kann nur ein Vergleich auf einer sehr hohen Abstraktionsebene geleistet werden, wobei schon hierbei interessante Erkenntnisse möglich sind. „Auto-Enrollment“ Modelle wirken reduzierend auf die Eintrittskosten zur Erlangung von Eigenvorsorge. Das Trägheitsmoment der Arbeitnehmer wird zu seinem Nutzen 12 gedreht. Vergleichbar ist dies mit einem Anbieterwechsel des Stromversorgers oder Telefonanbieters. Viele Kunden wissen, dass günstigere Anbieter am Markt existieren und dass ein Wechsel mit keinen Nachteilen verbunden ist. Trotzdem ist der Anteil der Wechsler relativ gering. Internet-Vergleichsportale wirken hier reduzierend auf die Eintrittskosten und erhöhen dadurch die Anzahl der Wechsler. Der Grad der Durchdringung lässt sich daher durch das Ausmaß der Intensität des automatischen Einbezugs der Mitarbeiter in das System anheben. Eine gesetzliche Vorschrift stellt dabei naturgemäß einen vollständigen Durchdringungsgrad sicher. Wichtig ist aber, dass es auf den Mix der Stellschrauben ankommt. So ist z. B. in den USA betriebliche Altersversorgung gesetzlich nicht vorgeschrieben, wird aber in großem Umfang mit automatischer Mitarbeiterteilnahme von den Unternehmen angeboten – u. a. weil es einen deutlichen Bedarf gibt, aber auch weil es gesellschaftlich erwartet wird, dass eine bAV-Leistung vom Arbeitgeber vorgestellt wird. Ebenso ist in den Niederlanden außerhalb der großen branchenbezogenen Tariflösungen betriebliche Altersversorgung mit automatischem Einbezug des Mitarbeiters nicht vorgeschrieben, wird aber flächendeckend angeboten und mit hohen Durchdringungsraten durchgeführt. Weitere Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Länder werden im folgenden Kapitel umfassend erläutert. 4 Vorsorgesysteme anderer Länder Die internationalen Fallstudien sollen helfen, besser zu verstehen, wie bAV ausgestaltet werden kann und welche Erfahrungen damit gemacht wurden. Bei der Analyse wurden dabei folgende Länder betrachtet: • USA 4.1 Länderüberblick und wesentliche Erkenntnisse Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die Bruttoersatzquoten aus der gesetzlichen Rente in Abhängigkeit des eigenen Verdienstes im Arbeitsalter. freiwilliges „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ • Niederlande freiwilliges / verpflichtendes „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ • Großbritannien verpflichtendes „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ • Australien verpflichtendes „Auto-Enrollment“ ohne „Opt-out“ • Schweden verpflichtendes „Auto-Enrollment“ ohne „Opt-out“ AB 11-41 Abbildung 11 – Bruttoersatzquoten der gesetzlichen Rente 41 Bruttoersatzquote der gesetzlichen Rente 60% 55% 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 0% 25% 50% 75% 100% 125% 150% 175% 200% Eigenverdienst in Relation zum Durchschnittsverdiener 41 Quelle: OECD, 2013. 13 Die wichtigsten Kennzahlen dieser Länder mit Fokus auf die bAV sind in folgender Tabelle als Überblick zusammengefasst.42 43 44 Abbildung 12 – Länderüberblick Bruttoersatzquoten Durchschnittsrentner 42 Gesetzliche Rente ca. 42 % ca. 38 % ca. 30 % ca. 33 % ca. 14 % ca. 34 % Private Altersversorgung ca. 16 % ca. 38 % ca. 61 % ca. 35 % ca. 39 % ca. 22 % Verpflichten des „AutoEnrollment“ Verpflichten des „AutoEnrollment“ Verpflichten des „AutoEnrollment“ Betriebliche Altersversorgung 43 Beteiligungspflicht Arbeitgeber (AG) Beteiligungspflicht Arbeitnehmer (AN) Angebotspflicht auf Nachfrage Freiwilliges Tariflösung „Auto-Enroll- Pflicht für ment“ ca. 90 % Nein Mit „Opt-out“ Mit „Opt-out“ Mit „Opt-out“ Ohne „Opt-out“ Ohne „Opt-out“ 3 % – 5 % (Arbeitnehmer) 3 % – 12 % ca. 24 % 6 % – 19 % 9,5 % (bis 10,5 %) 4,5 % (30 % ab ca. 47.417 EUR) k. A. 50 % – 100 % ca. 66 % ca. 50 % > 90 % 100 % Durchdringungsgrad ca. 50 % ca. 70 % > 95 % > 90 % 44 > 95 % > 95 % Anlagestrategie frei ( ) Gesamtbeitrag (typisch, % vom Bruttolohn) Anteil des Arbeitgebers am Beitrag Staatliche Förderung ( ) Freiheit in der Kostengestaltung Auszahlung (Einmalzahlung / Verrentung / Entnahmeplan) X / /X /X/ /X / / / / X/ /X Rente in 5 J. zahlbar Invaliditätsschutz Teil des bAV-Plans ca. 20 % ca. 100 % ca. 80 % ca. 70 % ca. 80 % ca. 100 % Hinterbliebenenschutz Teil des bAV-Plans ca. 50 % ca. 100 % > 80 % > 90 % ca. 100 % ca. 100 % 42 Quelle: OECD 2013. 43 Quelle: Interviews mit Mercer Länderexperten, 2014. 44 Für Unternehmen, die bereits der automatischen bAV unterliegen (schrittweise Einführung bis 2018). 14 X/ X Bei der Betrachtung der internationalen Systeme fallen Elemente auf, welche für den Erfolg maßgeblich zu sein scheinen. Daneben sind Bereiche festzuhalten, die verbesserungswürdig erscheinen. Erfolgselemente • Ein automatischer Einbezug der Mitarbeiter in die bAV steigert die Durchdringungsquoten deutlich. • Sind die Arbeitnehmer einmal in die bAV eingebunden, machen nur die Wenigsten von ihrem Abwahlrecht Gebrauch. • Eine Beteiligung des Arbeitgebers an der Finanzierung erscheint als treibender Faktor für hohe Durchdringungsquoten – insbesondere in Systemen, die nicht verpflichtend sind. • Durch „Matchen“ der Arbeitnehmerbeiträge durch den Arbeitgeber können die Eigenbeiträge des Arbeitnehmers gesteigert werden. Verbesserungspotentiale • Der Volatilität in den Kapitalmärkten wird nicht ausreichend Rechnung getragen, wodurch auch substanzielle Vermögensverluste möglich sind. • Verstärktes Verhalten von Arbeitnehmern, bei auto- matischer bAV die vorgeschlagene Standardlösung zu wählen und keine individuell notwendige Anpassung vorzunehmen. • In Ländern mit hoher Verbreitung von Kapital- statt Rentenleistung besteht eine geringe Absicherung des Langlebigkeitsrisikos. Im Folgenden werden die ausgewählten Länder näher beschrieben. Dabei wird zunächst auf das gesamte gesetzliche Rentensystem eingegangen, ehe sich der eigentliche Fokus auf die bAV richtet. 4.2. Die Altersversorgung in den USA Die Altersversorgung in den USA ist im Hinblick auf die Ersatzquote mit dem deutschen Niveau vergleichbar. Das geringe Absicherungsniveau in der gesetzlichen Rentenversicherung hat daher zur Folge, dass die meisten Arbeitgeber eine Zusatzabsicherung in der betrieblichen Altersversorgung automatisch mitanbieten. Obwohl das amerikanische System aufgrund seiner hohen Durchdringung sowie einfachen Administration als Erfolg betrachtet werden kann, lassen sich immer wieder Versorgungslücken bedingt durch einfache Standardverträge beobachten. 4.2.1 Die gesetzliche Rentenversicherung in den USA Das gesetzliche Rentensystem in den USA ist verpflichtend für Arbeitnehmer und Selbstständige. Die Beiträge für den Arbeitgeber und Arbeitnehmer betragen jeweils 6,20 % vom Bruttogehalt bis maximal 117.000 USD (ca. 88.000 EUR). Das System ist umlagefinanziert und auf eine starke Umverteilung hin zu Geringverdienern ausgelegt. Ein Rentner, der die Hälfte des Durchschnittsverdienstes im Arbeitsleben hatte, erhält eine Ersatzquote von ca. 50 % gegenüber ca. 33 % für einen Rentner mit 150 % des Durchschnittsverdiensts. Der Durchschnittsrentner in den USA erhält eine Ersatzquote von ca. 38 % – was das amerikanische Absicherungsniveau gut mit dem deutschen vergleichbar macht, wobei das Level in den USA schon länger in einer solchen Größenordnung liegt. Diese Ersatzquote ist nicht ausreichend für eine adäquate Versorgung im Alter, daher wird diese oft durch eine betriebliche Altersversorgung ergänzt. Es gibt zudem eine staatliche Absicherung für Invalidität und Hinterbliebene, deren Leistungen allein aber nicht als ausreichend betrachtet werden können. 4.2.2. Die betriebliche Altersversorgung in den USA Überblick Die betriebliche Altersversorgung in den USA reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück – American Express führte 1875 als erstes amerikanisches Unternehmen eine Altersversorgung ein. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für Arbeitgeber in den USA eine bAV anzubieten. Die meisten Arbeitgeber bieten aber freiwillig bAV-Leistungen an, da diese große Vorteile zu geringen Kosten bieten. Mittlerweile sind bAV-Angebote so weit verbreitet, dass sie einfach „zum guten Ton“ gehören. Dabei werden häufig alle Mitarbeiter automatisch in die bAV eingeschrieben. Die Arbeitnehmer können jederzeit von ihrem Abwahlrecht Gebrauch machen und auch jederzeit wieder einsteigen. Der Arbeitnehmer wird in der Regel am ersten Arbeitstag beim neuen Arbeitgeber über die bAV informiert und erhält Zugriff auf eine Online-Seite des Pensionsanbieters oder entsprechende Informationsunterlagen. Bestehende Pläne beim vorherigen Arbeitgeber können dort belassen oder auf den neuen übertragen werden (letzteres kommt häufiger vor). 15 Am weitesten verbreitet bei Arbeitgebern mit mehr als 50 Mitarbeitern ist der sogenannte 401k-Plan, da er bei in den USA häufig stattfindenden Arbeitsstellenwechseln relativ einfach zwischen Arbeitgebern transferiert werden kann. Die bAV-Anlage hat zwingend in einem Treuhandvermögen zu erfolgen. Dies ist typischerweise ein Investmentfonds, der von Genossenschaften, institutionellen Anbietern oder Versicherern verwaltet wird. Der Arbeitgeber wählt unter diesen Möglichkeiten aus. Der Arbeitnehmer selber hat in der Regel die Möglichkeit aus einem Korb von 10 –15 Fonds mit unterschiedlichen Anlagestrategien zu wählen. Dabei sind sogenannte „Target Date Funds“ vermehrt die Standardoption, bei denen die Anlagestrategie auf das Rentenalter abgestimmt wird. Die meisten Arbeitgeber bieten Zusatzversicherungen für Invalidität und Tod an – typischerweise in Form einer voll arbeitgeberfinanzierten Gruppenversicherung. Beiträge, Anlage und Leistungen Früher gab es vor allem Defined Benefit (DB) Pläne, d. h. Leistungszusagen. Mittlerweile wurden viele DB Pläne geschlossen und teilweise wurden auch Leistungen eingefroren, vor allem während der Finanzkrise. Heutzutage sind Defined Contribution (DC) Pläne, d. h. reine Beitragszusagen, am weitesten verbreitet. In der automatischen bAV startet der Arbeitnehmer typischerweise bei 3 % des Bruttogehalts als Beitrag, wobei alle Einkommen bAV-berechtigt sind. Dieser Beitrag steigert sich dann in vielen „Auto-Enrollment“ Systemen von Jahr zu Jahr bis auf 6 %, wobei Niedrigverdiener oft weniger als 6 % zahlen. Viele Arbeitgeber beteiligen sich zusätzlich mit 50 % bis 100 % der Arbeitnehmerbeiträge – ebenfalls meist begrenzt bis zu einer Höhe von 6 % der Bezüge. Dies geschieht auf freiwilliger Basis, wobei es teilweise Betriebsvereinbarungen gibt, die Pauschalbeträge des Arbeitgebers vorschreiben. Der maximal zulässige Gesamtbeitrag beträgt 52.000 USD (ca. 39.000 EUR) pro Jahr. Die bAV wird zusätzlich vom Staat gefördert: der Arbeitnehmer kann bis zu 17.500 USD (ca. 13.000 EUR) pro Jahr steuerbefreit einzahlen, der Arbeitgeber kann die Beiträge als Betriebsausgabe absetzen. Die Wahl der Anlagen ist nicht geregelt, aber es gilt ein generelles Vorsichtsprinzip („prudent choice principle“) zu beachten. So wird man sehr riskante Anlageformen wie Private Equity oder Derivate typischerweise nicht in einem 401k-Plan finden. Es gibt keine Regulierung der Kosten – diese werden aber überwacht und befinden sich aufgrund des starken Wettbewerbs grundsätzlich auf einem eher niedrigen Niveau. Der Administrationsaufwand für das Aufsetzen eines Fonds ist überschaubar. Es gibt u. a. vorgefertigte Lösungen, bei der der Arbeitgeber lediglich wenige Formulare ausfüllen muss. Größere Firmen teilen die Verwaltung der Pläne und die Anlage der Mittel oft auf zwei verschiedene Anbieter auf. Garantien werden üblicherweise nicht angeboten. 16 Bei Renteneintritt kann der Arbeitgeber zwischen Einmalzahlungen und Auszahlungsplänen entscheiden, wobei alle Zahlungen der Einkommenssteuer unterliegen. Da der Arbeitgeber sowohl das Langlebigkeitsrisiko als auch ein latentes Haftungsrisiko im Falle einer Insolvenz des Versicherers trägt, bieten fast keine Arbeitgeber eine lebenslange Verrentung an. In den USA gibt es keine staatliche Grundsicherung, sondern lediglich die stärkere Umverteilungswirkung der gesetzlichen Absicherung (siehe oben). Von daher gibt es keine Anrechnung von bAV-Leistungen auf Grundsicherung, wie in Deutschland. Erfahrungen Das amerikanische System kann aufgrund seiner hohen Durchdringung und der vergleichsweise einfachen Administration als Erfolg betrachtet werden. Eine grundsätzliche Schwierigkeit ist jedoch, dass die Beiträge oft nicht hoch genug sind, um die Versorgungslücke im Alter vollständig auszugleichen. Hauptsächlich ist dies durch das vielfach zu beobachtende „Default“-Verhalten von Arbeitnehmern bedingt. „Default“ bedeutet in diesem Kontext, dass Arbeitnehmer im Rahmen der automatischen Entgelt umwandlung dazu neigen, den von ihrem Arbeitgeber vorgeschlagenen Standardwert ohne großes Hinterfragen einfach zu übernehmen. 4.2.3. Zusammenfassung USA Die gesetzliche Altersversorgung in den USA ist mit einer Ersatzquote von 38 % ähnlich zum deutschen Niveau von durchschnittlich 45 %, befindet sich jedoch schon länger auf diesem Versorgungsniveau. Die am meisten verbreiteten 401k-Pläne sind wie deutsche bAV in der Ansparphase steuerbefreit und in der Rentenphase steuerpflichtig, jedoch meist reine Beitragszusagen, d. h. es wird auf Risiko des Arbeitnehmers Geld angespart. Eine arbeitgeberfinanzierte Aufstockung der Beiträge um 50 – 100 % ist marktüblich und stellt somit einen wesentlichen zusätzlichen Anreiz zur Vorsorge dar. Die bAV in den USA hat auch ohne Zwang eine vergleichsweise hohe Durchdringung von ca. 70 %. Insbesondere Arbeitgeber, die eine automatische bAV eingeführt haben, konnten Beteiligungsquote von 70 % auf über 80 % bis hin zu 90 % steigern. 4.3. Die Altersversorgung in den Niederlanden 4.3.2. Die betriebliche Altersversorgung in den Niederlanden In den Niederlanden ist die hohe Abdeckung in der Sicherung der Alterseinkünfte von hoher Bedeutung. Infolgedessen ist die Altersversorgung durch ein abgestimmtes Nebeneinander von staatlicher Rentenversicherung und betrieblicher Altersversorgung gekennzeichnet. Der hohe Durchdringungsgrad der betrieblichen Altersversorgung wird hierbei hauptsächlich durch einen automatischen Einbezug sowie eine partielle Beitragsübernahme durch den Arbeitgeber erreicht. Selbst wenn die Arbeitgeber nicht tarifvertraglich verpflichtet sind, Lösungen in der betrieblichen Altersversorgung anzubieten, wird eine Bereitstellung in den meisten Fällen als selbstverständlich betrachtet. Überblick Der niederländische Markt der betrieblichen Altersversor gung ist einer der am höchst entwickelten in Europa. Obwohl keine grundsätzliche Verpflichtung für den Arbeitgeber besteht, Betriebsrenten anzubieten, haben mehr als 95 % aller Niederländer Ansprüche aus einer betrieblichen Altersversorgung. Die Konditionen werden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Regel in Tarifverträgen verhandelt. Der hohe Durchdringungsgrad erklärt sich durch: 4.3.1. Die gesetzliche Rentenversicherung in den Niederlanden Alle Menschen, die in den Niederlanden leben und dort Arbeitseinkommen beziehen, unterliegen der staatlichen Sozialversicherungspflicht, hier inbegriffen sind auch Angestellte wie Selbstständige. Das System bietet eine Altersrente, Invaliditätsabsicherung und Hinterbliebenenversorgung. Die staatliche Hinterbliebenenversorgung ist ein auslaufendes System und wird nur noch an Hinterbliebene ausbezahlt, die vor 1950 geboren sind. Das Renten alter wird schrittweise auf 67 angehoben. Die Renten- und Hinterbliebenenbeiträge trägt der Arbeitnehmer (17,9 %), den Invaliditätsbeitrag trägt der Arbeitgeber (4,65 %). Der Invaliditätsbeitrag ist höher, wenn Unternehmen einen hohen Anteil von Invaliditätsfällen haben. Es besteht somit ein Anreiz, durch entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen Invalidität zu vermeiden. Der Arbeitgeber kann in diesem Fall den höheren Invaliditätsbeitrag auch durch eine Versicherungslösung darstellen. Die Beitragsbemessungsgrenze beträgt für den Rentenund Hinterbliebenenbeitrag 34.000 EUR und für den Invaliditätsbeitrag 50.853 EUR. Die Beiträge werden vom Bruttoeinkommen abgezogen. Die Rentenhöhe ist als „flat-rate“ ausgestaltet und liegt für Alleinstehende bei ca. 1.000 EUR. Verheiratete/eingetragene Partner erhalten einen reduzierten Satz von 800 EUR pro Person, wenn beide im Rentenalter sind. Nicht Verheiratete, die zusammen leben, erhalten jeweils 1.000 EUR, da jede Person einen eigenständigen Rentenanspruch hat. Der Rentenanspruch baut sich ab dem 15. Lebensjahr mit jährlich 2 % für alle in den Niederlanden lebenden Personen auf, auch für solche, die nicht arbeiten. Für den vollen gesetzlichen Rentenanspruch sind somit 50 Jahre Aufenthalt notwendig. Die Beschäftigten finanzieren somit die Rentenansprüche der Nicht-Beschäftigten mit, da Beschäftigung keine Voraussetzung für den Renten anspruch darstellt. • den hohen Anteil der Arbeitgeberfinanzierung (üblicherweise beträgt dieser 2/3 des Gesamtbeitrages), • die normalerweise vorgenommene automatische Beteiligung des Arbeitnehmers am System und • die bestehende betriebliche Übung (betriebliche Alters- versorgung ist quasi selbstverständlich und einer der wesentlichen Attraktivitätsparameter des Arbeitgebers). Beiträge, Anlage und Leistungen Ca. 90 % der Betriebspensionen sind nach dem „Defined Benefit“-Prinzip einer festen Leistungszusage gestaltet, ca. weitere 5 % nach dem „Defined Contribution“-Prinzip der beitragsorientierten Leistung und der Rest in weiteren versicherungsorientierten Lösungen. In den „Defined Benefit“-Pensionsplänen wird eine Rente, die sich üblicherweise am Durchschnittsgehalt des Mitarbeiters orientiert, ausbezahlt. Jährlich können maximal 1,875 % des pensionsfähigen Einkommens (= Einkommen abzgl. Basisbetrag in Höhe von 13.000 EUR; max. 100.000 EUR) steuerfrei als Rentenanspruch erworben werden. Niedrigere Raten können von den Tarifparteien vereinbart werden. Die Beiträge sind in der Regel festgelegt und werden nicht verändert. In den letzten Jahren wurde es aufgrund des veränderten Zinsumfeldes und der auch in den Fonds festzustellenden demographischen Veränderungen notwendig, die Beiträge in Einzelfällen um bis zu 30 % zu erhöhen. Vielfach sind höhere notwendige Beiträge durch Reduktionen in den Anwartschaftsraten kompensiert worden. In Zukunft ist davon auszugehen, dass ca. alle zwei Jahre die Beitragshöhe überprüft und ggfs. angepasst werden muss. In den „Defined Contribution“-Plänen werden die Beiträge kollektiv nach Alterskohorten festgelegt. Die Höhe der Pension hängt dann vom Ausmaß der Einzahlung, dem Investmentresultat, der Lebenserwartung und der Zinshöhe bei Rentenbeginn ab. In den durch Versicherungen dargestellten Pensionslösungen werden die Beiträge jährlich angepasst. Alle Beiträge in der betrieblichen Altersversorgung sind steuerfrei, aber sozialversicherungspflichtig. Sie werden üblicherweise zu 2/3 vom Arbeitgeber und zu 1/3 vom Arbeitnehmer aufgebracht. Die Pensionen sind steuerpflichtig, aber sozialversicherungsfrei und werden in der Regel als lebenslange Rente ausbezahlt. Gemeinsam mit der gesetzlichen Rente führen die bei voller Anwartschaftszeit zu leistenden Pensionen zu einem Deckungsgrad von ca. 75 % des durchschnittlichen Einkommens. 17 Pensionen werden üblicherweise von selbstverwalteten, vom Unternehmen unabhängigen Pensionsfonds dargestellt, eine rein bilanzfinanzierte Form der Pension ist unzulässig. Bedeutsam sind vor allem die großen Branchenfonds (öffentlicher Dienst, Gesundheit, Metall industrie, Transportindustrie, Einzelhandel). 75 % der Beschäftigten sind in solchen von den Sozialpartnern verhandelten Branchenfonds versichert. Neben den Branchenfonds existieren firmenbezogene, selbstverwaltete Pensionsfonds, von Versicherungen gestaltete Pensionslösungen und seit Kurzem auch „Premium Pension Institutions“ (PPI). Letzteren ist nicht erlaubt, Risiken zu halten, weshalb sie nur beitrags orientierte Leistungen anbieten können. PPIs müssen ebenfalls als unabhängige Fonds gestaltet werden. Viele PPIs werden von Versicherern angeboten, u. a. weil der Versicherer dann auch die anschließende Rentenzahlung aus dem Fondsvermögen darstellen kann. Es ist eine deutliche Konsolidierung der Fondsangebote feststellbar, von ca. 1.000 Fonds in 1997 sind 2013 noch ca. 400 übrig geblieben. Der größte Fonds hat mehr als 1 Million Mitglieder und ein investiertes Vermögen von mehr als 150 Milliarden EUR. Es gibt aber ebenfalls Fonds mit weniger als 100 Mitgliedern. In den großen Branchenfonds ist die automatische betriebliche Altersversorgung mit Abwahlrecht des Mitarbeiters in der Regel durch die Regierung vorgeschrieben. Sie wird aber auch von den meisten anderen Arbeitgebern vorgenommen, auch wenn sie dort nicht staatlich vorgeschrieben ist. Der Mitarbeiter kann wählen, dass er nicht teilnehmen will („Opt-out“), dazu muss er einige Formulare ausfüllen und eine Erklärung unterzeichnen, dass er sich über die damit verbundenen Risiken bewusst ist. Ein solches „Opt-out“ kommt selten vor. Darüber hinaus kann er bei den großen Branchenfonds zwar von seinem Abwahlrecht Gebrauch machen, hat aber nicht die Möglichkeit, in einen anderen Fonds zu wechseln, der z. B. bessere Leistungsdaten aufweist. In „Defined Contribution“ Plänen wird die Einzahlung der Beiträge garantiert, die Höhe der Pensionen ist hingegen nicht garantiert und wird erst am Ende der Ansparphase festgelegt. Die Fonds umfassen in der Regel eine Invaliditätsleistung und eine Hinterbliebenenversorgung. Bis zu einem Gehalt von 50.000 EUR greifen die Leistungen der staatlichen Invaliditätsvorsorge. Alle darüber liegenden Einkommen sind im Pensionsplan invaliditätsgesichert. Im Falle der vollen Invalidität werden 70 % dieser Einkommens bestandteile ohne Bemessungsgrenze als monatliche Rente ausgerichtet, darüber hinaus wird der Aufbau der Anwartschaft der Altersrente beitragsfrei weiter geführt. Im Todesfall in der Anwartschaftsphase erhält der Ehepartner 70 % des zu erwartenden Rentenanspruches als Rente ausgerichtet, bei Tod während der Rentenbezugsphase 70 % der Altersrente. Hinterbliebene Kinder erhalten pro Kind eine Waisenrente in Höhe von 14 % des zu erwartenden Rentenanspruchs. 18 Die Fonds unterliegen der Aufsicht der niederländischen Nationalbank. Die Anlagestrategien der Fonds sind nicht reguliert mit Ausnahme der generellen Vorschrift der „prudent person“-Prinzipien wie Diversifizierung des Portfolios, Berücksichtigung von Laufzeit und Struktur der Verpflichtungen, etc. und die Verknüpfung mit Solva bilitäts-Kriterien, die bei höheren Risiken höhere Beiträge erfordern. Die Sovabilitätsquote soll mindestens 105 % erreichen, liegt bei vielen Fonds, vor allem den großen Branchenfonds, aber darunter. Die Nationalbank hat die Reduzierung der Leistungen aus Solvabilitätsgründen auf 7 % begrenzt. Bei Unterfinanzierung des Fonds können im Extremfall auch laufende Renten reduziert werden, aber nur dann, wenn vorher alle anderen Möglichkeiten zur Stabilisierung des Fonds ausgeschöpft wurden. Die Kostenquote der Fonds ist ebenfalls nicht reguliert und liegt im Durchschnitt bei 3,5 % des Fondsvermögens. Erfahrungen Der hohe Durchdringungsgrad der betrieblichen Altersversorgung erklärt sich in den Niederlanden durch den großen Anteil der von den Tarifparteien geregelten Branchenfonds, die damit verbundene staatliche Verbindlichkeitserklärung der Teilnahme mit Abwahlrecht und die hohe Beteiligung des Arbeitgebers an den Beiträgen. Da kleinere Unterneh men in der Regel den Branchenfonds unterliegen, ist auch hier die Durchdringung groß. Der Trend im System der niederländischen betrieblichen Altersversorgung läuft in Richtung der beitragsorientierten Leistungszusagen („Defined Contribution“). Es gibt eine zunehmende Anzahl der erwähnten PPIs mit geringerer Regulierung, vor allem bei mittleren und kleineren Unternehmen. Die zunehmende Regulierungsdichte erhöht den Aufwand für das Fondsmanagement und fördert die Übertragung von Fonds in Versicherungslösungen, die dann ein „fullservice“-Angebot darstellen. Darüber hinaus wird die Einrichtung einer „General Pension Institution“ (API) diskutiert, die als ein großer übergreifender Pensionsplan allen Angestellten den Wechsel in diesen ermöglichen würde. 4.3.3. Zusammenfassung Niederlande Die Altersversorgung in den Niederlanden ist durch ein abgestimmtes Nebeneinander von staatlicher Rentenver sicherung und betrieblicher Altersversorgung gekenn zeichnet. Beide Elemente stellen sicher, dass es eine hohe Abdeckung in der Sicherung der Alterseinkünfte in der Bevölkerung gibt. Bedeutsam ist die hohe Durchdringung von ca. 95 % der Beschäftigten mit Ansprüchen aus der betrieblichen Altersversorgung. Dies wird durch ein hohes Ausmaß an automatischer Beteiligung der Arbeitnehmer sowie einen hohen Anteil der Übernahme der Beiträge durch den Arbeitgeber erreicht (im Regelfall 2/3). Die Beiträge zur bAV sind in der Ansparphase steuerbefreit, die Leistungen in der Rentenphase steuerpflichtig. Darüber hinaus ist auch für fast alle diejenigen Arbeitgeber, die nicht tarifvertraglich verpflichtet sind, die Bereitstellung einer betrieblichen Altersversorgung nahezu selbstverständlich. 4.4. Die Altersversorgung in Großbritannien Die gesetzliche Altersversorgung in Großbritannien ist in zwei Schichten untergliedert und berücksichtigt unterschiedliche Teilnahmeberechtigte sowie Umverteilungs mechanismen. Da die gesetzliche Basisrente jedoch nur dem Geringverdiener ausreichende Versorgung bietet, wird der betrieblichen und privaten Altersversorgung ein hoher Stellenwert beigemessen. Um einer fallenden Tendenz in der Durchdringung entgegenzuwirken, wird in Großbritannien derzeit bis 2018 sukzessive ein verpflichtend automatisches bAV-System mit Abwahlrecht eingeführt. 4.4.1. Die gesetzliche Rentenversicherung in Großbritannien Eine Besonderheit ist die Aufteilung der gesetzlichen Rentenversicherung in zwei Schichten. Schicht 1 wird als „Basic State Pension“ (BSP) bezeichnet, die darauf abzielt, eine Minimalversorgung im Alter sicherzustellen. Die BSP ist verpflichtend für die meisten Erwerbstätigen (für den öffentlichen Dienst gibt es ein separates Versorgungs system). Die BSP ist umverteilend in dem Sinne, dass diejenigen mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen eine vergleichsweise höhere Rente erwerben und umgekehrt. Schicht 2 ist die „State Second Pension“ (S2P – seit 2002; vorher: State Earnings Related Pension Scheme). S2P ist verpflichtend für alle Arbeiter und Angestellte – Selbstständige sind ausgenommen. S2P basiert heute auf zwei verschiedenen Tarifen, ist einkommensabhängig und weniger umverteilend als BSP. Es ist geplant, S2P auf einen Pauschaltarif umzustellen, d. h. einkommensunabhängig zu machen. Ziel ist die Zusammenführung von BSP und S2P durch die „Universal State Pension“. Arbeitnehmer, die nach 2016 in Ruhestand gehen, sollen dann eine Einheitsrente aus diesem System bekommen. BSP und S2P sind beide umlagefinanziert aus den Beiträgen zur National Insurance (NI), die neben der Rente auch Krankheits-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenvorsorge abdeckt. Die Beiträge zur NI betragen insgesamt 13,8 % vom Grundgehalt für den Arbeitnehmer und 12 % für den Arbeitgeber, wobei es untere und obere Gehaltsgrenzen gibt. Darüber hinaus gibt es den „Pension Credit“, der sich an diejenigen richtet, die nicht ausreichend in BSP und S2P eingezahlt haben und sicherstellen soll, dass für jeden eine Grundversorgung im Alter vorhanden ist. Der „Pension Credit“ setzt sich aus einem „Guarantee Credit“ und einem „Savings Credit“ zusammen. „Savings Credit“ zielt darauf ab, dass diejenigen, die privat vorgesorgt haben, besser gestellt werden, als diejenigen, die nicht privat vorgesorgt haben. So bekommt ein Single – dessen sonstiges Einkommen unterhalb der Grundsicherung („Guarantee Credit“) liegt – für je 1 GBP (ca. 1,25 EUR) Einkommen aus betrieblicher Altersversorgung 0,60 GBP (ca. 0,75 EUR) zusätzlich vom Staat, bis maximal 16,80 GBP (ca. 21 EUR) je Woche, d. h. maximal 873,60 GBP (ca. 1.092 EUR) pro Jahr. Das Rentenalter wird sukzessive von heute 65 auf 68 im Jahr 2046 heraufgesetzt. Wie bereits angesprochen, ist das gesetzliche Rentensystem in Großbritannien auf eine starke Umverteilung ausgelegt. Ein Rentner, der im gesamten Arbeitsleben die Hälfte des Durchschnittsverdiensts verdient hat, erhält eine Ersatzquote von ca. 55 % ggü. ca. 23 % für einen Rentner mit 150 % des Durchschnittsverdiensts. Ein Durchschnittsrentner erhält in 2013 rund ein Drittel seines letzten Bruttoeinkommens aus der gesetzlichen Rente, was im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ist (OECD Schnitt 2013: 41 %). 4.4.2. Die betriebliche Altersversorgung in Großbritannien Überblick Es gibt nach wie vor deutlich mehr Leistungszusagen (DB Pläne) als Beitragszusagen (DC Pläne), jedoch sind ca. 80 % der Leistungszusagen für Neueintritte geschlossen (die noch offenen sind im Wesentlichen Zusatzpläne für Führungskräfte), so dass Beitragszusagen zukünftig wohl vorherrschend sein werden. Um einem stetig fallenden Durchdringungsgrad entgegen zu wirken (Reduzierung von ca. 55 % in 1997 auf ca. 46 % in 2012) wird in Großbritannien die automatische bAV schrittweise von 2012 bis 2018 eingeführt. Die Eintrittsdaten in die bAV richten sich nach der Unternehmens größe – von Großunternehmen über Mittelständler zu kleinen Betrieben. Bei den Arbeitnehmern wird in folgende Gruppen unterschieden: • „Entitled workers“ – Alter 16 – 75 Jahre und Jahresge- halt bis 5.772 GBP (ca. 7.200 EUR): Sie können die bAV beantragen, aber der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, Beiträge für sie zu zahlen (Geringverdiener sind im Allgemeinen über die gesetzliche Rente ausreichend abgesichert). • „Non eligible jobholder“ – Alter 16 – 22 Jahre oder 65 – 75 Jahre und Jahresgehalt über 5.772 GBP (ca. 7.200 EUR); oder Alter 22 – 65 Jahre und Jahresgehalt von 5.772 GBP bis 10.000 GBP (ca. 7.200 EUR bis ca. 12.500 EUR): Sie können die bAV beantragen und der Arbeitgeber ist verpflichtet, Beiträge für sie zu zahlen. • „Eligible jobholder“ – Alter 22 – 65 Jahre und Jahres- gehalt über 10.000 GBP (ca. 12.500 EUR): Sie müssen vom Arbeitgeber in die bAV automatisch einbezogen werden und der Arbeitgeber ist dann auch verpflichtet, Beiträge für sie zu zahlen. Der Arbeitnehmer hat jederzeit ein Abwahlrecht. Um davon Gebrauch zu machen, muss er selber aktiv den Vermögensverwalter anschreiben und gewisse administrative Hürden überwinden. Alle bis dahin bezahlten Beiträge bleiben in der bAV. Jeder „eligible jobholder“, der von seinem Abwahlrecht Gebrauch gemacht hat, muss vom Arbeitgeber alle drei Jahre wieder eingeschrieben werden (Abwahlrecht bleibt erhalten). 19 Der bAV-Fonds wird entweder von einer Stiftung oder einem Versicherer verwaltet. Der Arbeitgeber hat die freie Auswahl, der Arbeitnehmer nicht. Die meisten Pläne sind individuell auf den Arbeitgeber zugeschnitten, aber es gibt auch zum Teil industrieweite Lösungen, die sogenannten Master Trusts. Diese bieten standardisierte Branchenlösungen an. Besonders hervorzuheben ist hierbei der „National Employment Savings Trust“ (NEST), der von der britischen Regierung verwaltet wird. Unter der Annahme, dass kleineren Unternehmen keine (guten) Angebote durch kommerzielle Anbieter gemacht werden, ist NEST die Standardoption, falls kein anderer Fonds ausgewählt wird. NEST bietet eine niedrige Kostenstruktur an. Momentan hat NEST nur einen kleinen Marktanteil, aber die Erwartung ist, dass dieser auf 30 % bis 50 % steigt, sobald die kleineren Unternehmen in die automatische bAV eingebunden werden. NEST darf keine Aufnahmeanträge ablehnen. Invalidität wird von ca. 2/3 aller Unternehmen und eine Hinterbliebenenversorgung von fast allen Unternehmen optional über arbeitgeberfinanzierte Systeme angeboten. Beiträge, Anlage und Leistungen Es gibt einen gesetzlich geregelten Minimumbeitrag zur verpflichtenden betrieblichen Altersversorgung. Dieser beträgt derzeit 2 % des Bruttolohns und teilt sich wie folgt auf: Arbeitgeber 1 %, Arbeitnehmer 0,8 % und Steuer förderung 0,2 %. Die Minimumbeiträge steigen bis 2018 auf 8 % des Bruttolohns unterteilt in: Arbeitgeber 3 %, Arbeitnehmer 4 % und Steuerförderung 1 %. Höhere Beiträge sind sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber möglich und werden üblicherweise auch genutzt. Typischerweise zahlen Arbeitgeber 4 % bis 12 % (oft in Abhängigkeit vom Alter) und Arbeitnehmer 2 % bis 7 % des Bruttogehalts. Die Beiträge für Invalidität (0,75 % – 1,5 %) und Hinterbliebenenversorgung (<1 %) werden (sofern angeboten) in der Regel vom Arbeitgeber bezahlt. Die Beiträge werden dabei steuerlich gefördert. Der Arbeitgeber kann alle Beiträge als Betriebsausgaben absetzen. Der Arbeitnehmer kann jährlich bis zu 40.000 GBP (ca. 50.000 EUR) an Beiträgen steuerfrei einzahlen (wird dem Bruttogehalt entnommen). Die Leistungen und Kapitalerträge aus den meisten Altersversorgungplänen unterliegen zusätzlichen Steuererleichterungen (siehe unten). Die Kapitalanlage erfolgt als reiner Ansparprozess in Form der Beitragszusage und unterliegt keinen großen Restrikti onen hinsichtlich der Auswahl der Anlageklassen. Der Aktienanteil fällt aber seit Jahren kontinuierlich. Aufgrund der Verpflichtung zur automatischen bAV sind die Kosten gedeckelt worden. Die Kosten für das Fondsmanagement sind auf 0,75 % der Vermögenswerte begrenzt. Zudem sind keine Rabatte für aktive Mitglieder, keine Provisionen sowie keine Beratungskosten erlaubt. Dies erschwert es privaten Anbietern insbesondere für kleinere Unternehmen profitable Angebote zu unterbreiten. Aus diesem Grund war die Auflegung des NEST erforderlich. Typischerweise werden keine Garantien auf die Fondspläne angeboten. 20 Bei Erreichen des Rentenalters hat der Rentner die Wahl, die angesparte Summe beliebig auf folgende drei Optionen aufzuteilen: Auszahlung als Einmalbetrag, Verrentung oder Einrichtung eines Entnahmeplans.45 Eine Auszahlung als Einmalbetrag ist steuerfrei bis zu 25 % der angesparten Summe. In der Rentenphase werden Auszahlungen bis zu einer Summe von 1,25 Mio. GBP (ca. 1,56 Mio. EUR) nicht besteuert. Es gibt auch die Möglichkeit der Früh- bzw. Spätrente. Erfahrungen In Großbritannien gab es bis 1988 eine automatische bAV, die freiwillig durch die Arbeitgeber gesteuert wurde. Diese wurde im Zuge einer Reform des Pensionssystems verboten, um die damals neu eingeführte private Vorsorge („Personal Pension“) zu fördern. Der Durchdringungsgrad der bAV nahm daraufhin kontinuierlich ab. Auch die in 2001 eingeführte kostengünstige Stakeholder Pension konnte den Abwärtstrend nicht stoppen. Erst die Einführung der verpflichtenden bAV mit „Auto-Enrollment“ ermöglichte eine Trendumkehr. Seit Oktober 2012 wurden über 3 Mio. Arbeitnehmer in die bAV eingetragen. Der Durchdringungsgrad liegt damit bei den bis dato einbezogenen Unternehmen bei über 90 % und der Gebrauch des Abwahlrechts unter 10 %.46 Die relativ kleinen Minimumbeiträge von 1 % tragen auch zu einer hohen Beteiligung bei. Insgesamt wird die Einführung des „Auto-Enrollments“ trotz noch zu behebender Mängel, z. B. hoher Administrationsaufwand, bereits heute als großer Erfolg gefeiert. 4.3.3. Zusammenfassung Großbritannien Die gesetzliche Altersversorgung in Großbritannien bietet nur dem Geringverdiener eine ausreichende Versorgung im Alter. Daher wird diese maßgeblich durch betriebliche und private Altersversorgung ergänzt. Großbritannien hat den größten Markt für betriebliche Altersversorgung in Europa und steht weltweit an zweiter Stelle in Bezug auf die Höhe der Vermögenswerte für Altersversorgung. Um einem stetig fallenden Durchdringungsgrad entgegen zu wirken, wird in Großbritannien eine verpflichtende automatische bAV mit Abwahlrecht schrittweise von 2012 bis 2018 eingeführt. Die Attraktivität der bAV ist in der Ansparphase und in der Rentenzahlung von deutlichen Steuervorteilen geprägt. Zudem ist der Arbeitgeber zur Beteiligung verpflichtet. Das System arbeitet somit mit einer erheblichen Anreizwirkung und einem verpflichtenden „Auto-Enrollment“ mit Abwahlrecht. Der Durchdringungsgrad liegt bei den bis dato einbezogenen Unternehmen bei über 90 %. 45Momentan ist die Auszahlung als Einmalbetrag auf 25 % der angesparten Summe beschränkt (sofern größer als 30.000 GBP), falls das jährliche Einkommen aus anderen Quellen unter 20.000 GBP liegt. Es gibt einen Gesetzesvorschlag, diese Beschränkung komplett aufzuheben. 46Das Abwahlrecht wurde überdurchschnittlich häufig von Arbeitnehmern, die älter als 50 Jahre sind, genutzt. Dahingegen scheinen andere Faktoren wie Geschlecht, Gehalt, Vollzeit- ggü. Teilzeitstatus und Höhe der Arbeitgeberbeiträge keinen signifikanten Einfluss auf die Wahl des Abwahlrechts gehabt zu haben. 4.5. Die Altersversorgung in Australien Das australische System der Altersversorgung hat die Besonderheit, dass aufgrund der minimalen Grundsiche rung der betrieblichen Altersversorgung ein erheblicher Stellenwert beigemessen wird. Das System der automatischen bAV ohne Abwahlrecht spiegelt sich in Australien in einer nahezu vollständigen Durchdringung wider und ist gekennzeichnet von einer steuerlichen Förderung in der Anspar- und der Leistungsphase. 4.5.1. Die gesetzliche Rentenversicherung in Australien Das gesetzliche Rentensystem in Australien finanziert sich rein aus Steuern und hat das Primärziel, Altersarmut zu vermeiden. Daher bietet es im Wesentlichen nur eine Grundsicherung für Geringverdiener. Die Ermittlung der eigenen Rente erfolgt aus Basis einer rigiden Vermögensund Einkommensprüfung. So erhält ein Rentner, der 150 % des Durchschnittsverdienstes im Arbeitsleben verdiente, in 2013 eine Ersatzquote von nur ca. 1 % ggü. ca. 52 % für einen Rentner mit 50 % des Durchschnittsverdienstes. Der Durchschnittsrentner erhält ca. 15 % Ersatzquote, was im internationalen Vergleich sehr wenig ist (OECD Schnitt 2013: 41 %). Daher ist als weiterer Baustein die betriebliche Altersversorgung zwingend vorgesehen. Es gibt zudem eine staatliche Absicherung für Invalidität und Hinterbliebene, deren Leistungen allein aber nicht als ausreichend erachtet werden können. 4.5.2. Die betriebliche Altersversorgung in Australien Überblick Australien hat die gesetzliche Pflicht zur automatischen bAV, wobei der Arbeitnehmer kein Abwahlrecht hat. Grundsätzlich werden alle Arbeitnehmer durch den Arbeitgeber verpflichtet eingeschrieben – ausgenommen von der Pflicht sind nur Geringverdiener, die weniger als 450 AUD (ca. 304 EUR) pro Monat verdienen, und Selbstständige. Geringverdiener sind bereits durch die gesetzliche Rentenversicherung versorgt und Selbstständige können freiwillig einzahlen. Es gibt eine Vielzahl von Fondsarten. Die Bandbreite geht dabei von Unternehmensfonds, die vom Unternehmen selbst verwaltet werden über selbstverwaltete Fonds für bis zu vier Personen, bei denen die Investitionsentscheidungen direkt getroffen werden können, bis zu gängigen Master-, Einzel- und staatlichen Fonds. Der Produktanbieter übernimmt die Information des Arbeitnehmers. Dem Arbeitnehmer steht grundsätzlich die Wahl der Fonds frei und Fonds dürfen auch jederzeit übertragen werden. Aufgrund der Trägheit der Arbeitnehmer wird von den Anlagemöglichkeiten kaum Gebrauch gemacht und in der Regel der Standardfonds des jeweiligen Arbeitgebers „gewählt“. Der Arbeitnehmer erhält einen Onlinezugang und alle sechs Monate wird eine Kontoübersicht zugestellt. Eine Hinterbliebenenversorgung ist verpflichtend, wobei der Arbeitnehmer typischerweise die Beiträge zahlt. Invalidität kann optional abgesichert werden. Auch hier zahlt der Arbeitnehmer für gewöhnlich die Beiträge. Die Zusatzabsicherung wird über Versicherungen abgedeckt. Beiträge, Anlage und Leistungen Der Arbeitgeber zahlt im Jahr 2014 momentan 9,5 % des Bruttogehalts als Beitrag (wenige auch 10 % oder 10,5 %). Im Prinzip gibt es keine Maximalbeiträge. Der Arbeitnehmer könnte auch zusätzliche Mittel einzahlen – davon wird aber ebenfalls nahezu kein Gebrauch gemacht. Die Beiträge werden steuerlich in Form einer reduzierten Einkommensteuer (15 % bzw. 30 % für Besserverdienende) gefördert und die Erträge der Fonds werden mit einer Kapitalertragssteuer von bis zu 15 % versteuert. Die Förderhöchstgrenzen liegen bei 30.000 AUD (ca. 20.270 EUR) für Arbeitnehmer unter 49 Jahren bzw. bei 35.000 AUD (ca. 23.649 EUR) für Arbeitnehmer mit mindestens 49 Jahren. Die Einkommens- und die Kapitalertragssteuern werden vom Fonds gezahlt und reduzieren die Rendite entsprechend. Es gibt eine starke Regulierung, wobei die Anlagestrategie frei wählbar ist und die Kostenverrechnung dem Anbieter obliegt. Fonds ist es allerdings nicht erlaubt, Provisionen zu verrechnen. Garantien werden in der Regel nicht angeboten. Aus Transparenz- und Wettbewerbsgründen werden die Gebührenstrukturen der Standardfonds veröffentlicht. Die durchschnittlichen Kosten betragen in etwa 0,7 % – 0,8 % vom Fondsguthaben. Die Anlagestrategie der Standardfonds ist typischerweise etwas risikoreicher als in Europa. Die Verwaltung der Fonds ist für Arbeitgeber in aller Regel relativ einfach, da oft der Standardfond gewählt wird und der Beitrag für alle Arbeitnehmer normalerweise bei 9,5 % des Gehalts liegt. Die Bedeutung von zentralen Verrechnungsstellen nimmt durch den steigenden Digitalisierungsgrad zu. Bei Rentenantritt kann zwischen Entnahmeplan, Einmal zahlung und Verrentung gewählt werden. Über 80 % der Arbeitnehmer wählen einen flexiblen Entnahmeplan („account based pension“) – Verrentungen sind unüblich (unter 5 %). Alle drei Arten der Rentenleistungen sind steuerfrei, sofern der Rentner mindestens 60 Jahre alt ist. Erfahrungen Eine freiwillige Form der betrieblichen Altersversorgung wurde 1920/30 eingeführt und der Durchdringungsgrad lag in den 1970er-Jahren bei ungefähr 33 %. In den 1980er-Jahren gelang es durch Kampagnen vieler Unternehmen, den Durchdringungsgrad auf 50 % zu steigern. In diesem Zeitraum wurden auch Betriebsverein barungen zur bAV eingeführt, um die Arbeitnehmer an Produktivitätsfortschritten teilhaben zu lassen. Als 1992 die gesetzliche Pflicht zur automatischen bAV eingeführt wurde, hatten bereits ca. 75 % der Arbeitnehmer eine bAV, so dass die bAV zu diesem Zeitpunkt bereits sehr gut etabliert war. Die Durchdringung beträgt heute nahezu 100 %, wenn man Selbstständige und Geringverdiener bei 21 der Betrachtung außen vor lässt. Insgesamt ist die bAV mit Abstand die wichtigste Säule im australischen Altersversor gungsystem und wird gesellschaftlich breit akzeptiert – was sicherlich auch an der alleinigen Finanzierung durch den Arbeitgeber liegt. Hauptdiskussionspunkte sind eine Vereinfachung und Stabilität der Steuerregeln und die verpflichtende Einbeziehung von Selbstständigen. 4.5.3. Zusammenfassung Australien Das gesetzliche Rentensystem in Australien bietet im Wesentlichen nur eine Grundsicherung für Geringver diener. 1992 wurde daher die gesetzliche Pflicht zur automatischen bAV eingeführt – ohne Abwahloption durch den Arbeitnehmer. Die Durchdringung beträgt daher heute nahezu 100 %. Insgesamt ist die bAV mit Abstand die wichtigste Säule im australischen Altersversorgungssystem und wird gesellschaftlich breit akzeptiert. Die bAV ist sowohl in der Ansparphase als auch der Leistungsphase steuerlich gefördert. Beiträge in der Ansparphase werden mit einem reduzierten Steuersatz gefördert, Leistungen sind vollständig von der Steuer befreit. 22 4.6. Die Altersversorgung in Schweden Die gesetzliche Rentenversicherung in Schweden hat einen starken Umverteilungscharakter und ist gekennzeichnet durch eine international unterdurchschnittliche Ersatzquote. Aus diesem Grund wird der betrieblichen Altersversorgung eine hohe Bedeutung beigemessen, welche maßgeblich durch Gewerkschaften in Form von Betriebsvereinbarungen geprägt ist. Grundsätzlich gilt in Schweden, dass alle Festangestellten, die gewerkschaftlich organisiert sind, automatisch einem bAV-Plan angehören und kein Abwahlrecht besitzen. Aufgrund der Arbeitgeberfinanzierung lässt sich ein Durchdringungsgrad von knapp 100 % verzeichnen. 4.6.1. Die gesetzliche Rentenversicherung in Schweden Das gesetzliche Rentensystem in Schweden ist verpflichtend für alle Arbeitnehmer ab 16 Jahren. Die Beiträge vom Bruttogehalt betragen 11,5 % für den Arbeitgeber und 7 % für den Arbeitnehmer, gesamt also 18,5 %. Das System wurde 1999 wie folgt angepasst: Die „Inkomstpension“ ist ein umlagefinanziertes System, in welches 16 % vom Bruttogehalt als Beiträge fließen. Die Wertentwicklung ist an den Lohnindex gekoppelt und beim Rentenantritt wird die Rente auf Basis der Alters kohorte bestimmt. Daneben gibt es das „Premium Pension“ System, in welches die verbleibenden 2,5 % vom Bruttogehalt als Beiträge fließen. Hierbei handelt es sich um eine individuelle Beitragszusage, bei der jeder gesetzlich Rentenversicherte bis zu fünf Fonds aus mehr als 700 Genossenschaftsfonds auswählen kann. Die Fonds werden durch die staatliche Premium Pension Authority verwaltet. Im gesetzlichen Rentensystem gibt es die Möglichkeit einer Frührente (ab 61 Jahren) oder Spätrente mit entsprechenden Ab- oder Zuschlägen bei den Rentenleistungen. Zudem gibt es eine „guaranteed pension“, die eine Grundversorgung für Personen ab 65 Jahren mit geringem oder keinem Einkommen sicherstellt. Die Grundversorgung betrug in 2013 maximal 7.899 SEK (ca. 878 EUR) pro Monat für Alleinstehende und 7.046 SEK (ca. 783 EUR) pro Monat für Verheiratete pro Ehepartner. Eine vorhandene Rente aus der betrieblichen Altersversorgung wird bei der Vermögensprüfung berücksichtigt, d. h. die bAV Rente reduziert die Leistung aus der Grundversorgung. Die „guaranteed pension“ wird aus dem Staatshaushalt gezahlt, ist also steuerfinanziert. Das gesetzliche Rentensystem in Schweden ist auf eine starke Umverteilung ausgelegt. Ein Rentner, der im Arbeitsleben die Hälfte des Durchschnittsverdiensts verdient hat, erhält eine Ersatzquote von ca. 49 % ggü. ca. 26 % für einen Rentner, welcher 150 % des Durchschnittsverdiensts verdient hat. Der Durchschnittsrentner in Schweden erhält ca. 34 % Ersatzquote, was im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ist (OECD Schnitt 2013: 41 %). Daher spielt die betriebliche Altersversorgung als zweites Standbein eine große Rolle. Darüber hinaus gehende private Altersversorgung spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle, da die Renten aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersversorgung in der Regel eine adäquate Vorsorge gewährleisten und die private Vorsorge nur bis jährlich 1.800 SEK (ca. 200 EUR) ab 01.01.2015 steuerlich gefördert wird – eine komplette Abschaffung des Förderbetrags wird in der Politik derzeit diskutiert. 4.6.2. Die betriebliche Altersversorgung in Schweden Überblick Die bAV in Schweden wird maßgeblich durch die Gewerkschaften in Form von Betriebsvereinbarungen mit den Unternehmen geprägt. Alle Festangestellten, die gewerkschaftlich organisiert sind, gehören automatisch dem jeweiligen Plan an. Dabei besteht kein Abwahlrecht, wobei das System komplett arbeitgeberfinanziert ist und somit kein triftiger Grund zur Abwahl vorhanden wäre. Für tarifliche organisierte Unternehmen gibt es zwei Hauptpläne, ITP 47 für Angestellte und SAF-LO 48 für Arbeiter. Die Betriebsvereinbarungen gelten in der Regel für ganz Schweden, wobei es auch branchenspezifische Lösungen gibt (z. B. Banken und Versicherungen) deren Ausgestaltung sich aber sehr an ITP orientiert. Alle nicht tariflich organisierten Unternehmen bieten in der Regel freiwillig einen Plan an, der sich oft auch an ITP orientiert. Dies führt insgesamt zu einer hohen Standardisierung der Pläne. Für die Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes gibt es einen separaten bAV-Plan. Es gibt drei Gestaltungsoptionen für die bAV-Pläne, die der Arbeitgeber bestimmt. Versicherer haben den größten Marktanteil und sind die häufigste Wahl für kleinere Unternehmen und für Arbeiter. Größere Unternehmen nehmen typischerweise am ITP Plan teil und finanzieren den Plan selber durch Bildung einer Pensionsrückstellung, die durch eine Kreditversicherung gegen Insolvenz des Unternehmens abgesichert werden muss. Als Drittes bieten sich Pensionsfonds an, die sich gerade bei größeren Unternehmen zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die staatliche Regulierung ist überschaubar und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Überwachung der Versicherer. Die Gewerkschaften sind dafür maßgeblich an den Verhandlungen über Kostenquoten und der Auswahl der Fonds beteiligt. Es gibt zwei große Pensionsverwalter, FORA für SAF-LO und COLLECTUM für ITP, die zu je 50 % den Gewerkschaften und den Arbeitgebern gehören. Der Arbeitgeber muss den zuständigen Pensionsverwalter oder seinen Versicherer über jeden neuen Arbeitnehmer informieren. 47 ITP (Industrins och handelns tilläggspension för tjänstemän) steht für Angestellte aus Industrie und Dienstleistungen. 48SAF (Svenska Arbetsgivareföreningen) ist der schwedische Arbeitgeberverband und LO (Landesorganisationen i Sverige) ist der schwedische Verband der Tarifparteien. 23 Dann kontaktiert dieser den Arbeitnehmer. Der kann aus den angebotenen Fonds auswählen, wobei mindestens 50 % des Beitrags in traditionelle With-Profits-Fonds mit einem Garantiezins (= Standardfonds) investiert werden müssen. Falls keine Auswahl getroffen wird, wird alles in den Standardfonds investiert. Darüber hinaus kann der Arbeitnehmer Invaliditäts- oder Hinterbliebenenversorgung zusätzlich auswählen. Der Arbeitgeber trägt die Beiträge für beide Zusatzabsicherungen in Höhe von insgesamt 1,17 % des Bruttolohns. Beiträge, Anlage und Leistungen ITP und SAF-LO sind Beitragszusagen. Bei ITP erfolgte die Umstellung von Leistungszusage auf Beitragszusage in 2007 und betrifft alle Angestellten, die nach 1979 geboren wurden. Grundsätzlich zahlt nur der Arbeitgeber Beiträge in die bAV ein. Für alle Pläne, die auf einer Betriebsvereinbarung beruhen, sind die Arbeitgeber beiträge für die DC Pläne fest vorgeschrieben und liegen bei 4,5 % des Bruttogehalts bis 426.750 SEK (ca. 47.417 EUR) und ab dieser Grenze bei 30 % des Bruttogehalts (keine Obergrenze). Die bAV ist kaum steuerlich gefördert. Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Steuersatz von 24,26 % und der Arbeitnehmer muss alle Leistungen voll versteuern. Die Investmentstrategie ist nicht besonders geregelt, aber die Gewerkschaften überprüfen regelmäßig die Fonds (COLLECTUM alle drei Jahre). Es gab bisher keine Beschränkungen von Kosten, so dass diese typischerweise vielschichtig sind und stark divergieren. Es gibt Bestrebungen, Kostendeckelungen einzuführen. Versicherer bieten oft Garantien an – typischerweise 90 % der Beiträge abzüglich Kosten. Durch das IT-System „MinPension“ („Meine Pension“) hat der Arbeitnehmer jederzeit einen Überblick über die gesammelten und prognostizierten Anwartschaften und kann auch selber Daten zur Altersversorgung eingeben. Das System führt daher die Informationen der gesetzlichen Rente und der meisten privaten Anbieter zusammen. Bei Rentenantritt muss die gesammelte Anwartschaft verrentet werden, wobei der Rentner auch die Möglichkeit hat, sich die Rente über einen Zeitraum von fünf Jahren auszahlen zu lassen. Zudem gibt es die Möglichkeit der Früh- bzw. Spätverrentung mit entsprechenden Anpassungen. 24 Erfahrungen Durch die Dominanz der Gewerkschaften sind die bAVPläne in Schweden sehr standardisiert und damit auch relativ einfach und effizient zu verwalten. Die betriebliche Altersversorgung ist eine Selbstverständlichkeit in Schweden, da auch außerhalb der Gewerkschaften oft Lösungen angeboten und angenommen werden. Der Durchdringungsgrad liegt daher nahezu bei 100 % was insbesondere auch daran liegt, dass die bAV ausschließlich durch den Arbeitgeber finanziert wird. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bereitschaft aller Arbeitnehmer, sich mit der bAV auseinanderzusetzen, (noch nicht) vollkommen etabliert ist. So wird z. B. der „Orange Envelope“ mit der jährlichen Pensionsübersicht von einigen gar nicht gelesen und andere nutzen auch nicht ihre Möglichkeiten zur Fondsauswahl. Auch nehmen viele Schweden die gesetzliche Rente immer noch als ausreichende Grundversorgung wahr. 4.6.3. Zusammenfassung Schweden Die gesetzliche Altersversorgung in Schweden bietet nur dem Geringverdiener eine ausreichende Versorgung im Alter. Daher wird diese maßgeblich durch betriebliche und private Altersversorgung ergänzt. Die bAV in Schweden ist durch die Gewerkschaften in der Vereinbarung von Betriebsvereinbarungen mit den Unternehmen geprägt. Alle Festangestellten, die gewerkschaftlich organisiert sind, gehören automatisch dem jeweiligen Plan an. Dabei besteht kein Abwahlrecht. Es handelt sich im Regelfall um reine Beitragszusagen mit einer breiten Auswahl an Fonds. Die betriebliche Altersversorgung ist eine Selbstverständlichkeit in Schweden, da auch außerhalb der Gewerkschaften oft Lösungen angeboten und angenommen werden. Der Durchdringungsgrad liegt daher nahezu bei 100 %. Die bAV ist nahezu nicht steuerlich gefördert. 5 Erfolgsfaktoren und Empfehlungen für die Gestaltung der bAV in Deutschland Der hohe Bedarf an einer deutlichen Ausweitung der Eigenvorsorge ist unstrittig. Auch herrscht Einigkeit darüber, dass die bAV eines der besten Vehikel ist, dieses Ziel zu erreichen. Es stellt sich daher konkret die Frage, welche Maßnahmen in Deutschland zu einer stärkeren Verbreitung und Durchdringung der bAV verhelfen. Wie in Kapitel 3 aufgezeigt, sind der Durchdringungsund Verbreitungsgrad von Eigenvorsorge insbesondere abhängig von dem Bedarf, dem Anreiz sowie den Eintrittsund Nebenkosten. Neben der Möglichkeit, freiwilliges Wohlverhalten zu fördern, hat der Staat auch immer die Möglichkeit, verpflichtendes Handeln bzw. Verbote auszusprechen. Diese letzte Instanz der politischen Gestaltung hat aber im Regelfall hohe Opportunitätskosten und verhindert teilweise passende und optimale Lösungen. Die folgenden Thesen werden daher unter der Maßgabe aufgestellt, dass es politischer Wille ist, die Verbreitung der bAV auf freiwilliger Basis unter geringstmöglichen Kosten deutlich zu stärken. Die beiden Hauptthesen lauten: 1. Ein einfaches und schlankes System ist entscheidend. 2. bAV muss sich lohnen. Beide Thesen werden im Folgenden erläutert und konkrete Empfehlungen abgeleitet. 5.1. Ein einfaches und schlankes System ist entscheidend Für den Erfolg einer freiwilligen bAV in Deutschland ist es unerlässlich, die Komplexität – gemessen an den vielfältigen Sparoptionen, rechtlichen Vorschriften und undurchsichtigen Implementierungsverfahren – sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite zu reduzieren. So umfasst ein schlankes System zur Absicherung biometrischer Risiken für den Arbeitnehmer vor allem Transparenz in den Wahlmöglichkeiten und Verständlichkeit über die Absicherung. Für den Arbeitgeber – insbesonderein KMU – bedeutet Einfachheit in der bAV eine kostengünstige Implementierung verbunden mit geringen Haftungsrisiken und einem überschaubaren Angebot an Durchführungswegen – beispielsweise über Direktversicherung oder die Einführung von „Auto-Enrollment“-Lösungen. 5.1.1. Die Komplexität aus Sicht des Arbeitnehmers Wenn ein Arbeitnehmer den Bedarf der privaten Vorsorge für sich erkannt hat, steht er in Deutschland vor einer erheblichen Auswahl an Optionen. Die optimale Form der Vorsorge zu ermitteln ist selbst für Experten nur mit komplexen Vergleichsprogrammen möglich. Die folgende Abbildung zeigt die verschiedenen Vorsorgeschichten aus dem Blickwinkel der steuerlichen Behandlung und Zulagenförderung. 25 Abbildung 13 – Überblick Förderwege Schicht Schicht 1 Versorgungsweg Förderung während der Ansparphase Besteuerung in der Bezugsphase Gesetzliche Rentenversicherung Sonderausgabenabzug, in 2014 78 % von 20.000 EUR (ledig) / 40.000 EUR (Ehepaar) Nachgelagerte Besteuerung der Rentenzahlungen Basisrente / Rürup-Rente Bis 2025 jährlich 2 % steigend auf 100 % Riester-Rente Staatliche Zulage i. H. v.: 154 EUR Grundzulage 185 EUR Kinderzulage (300 EUR für ab 01.01.2008 geborene Kinder) Freibetrag in 2014: 32 %, bis 2040 auf 0 % sinkend Nachgelagerte Besteuerung der Rentenleistungen Zusätzlich ggf. Sonderausgabenabzug Schicht 2 Zusätzlich ggf. 200 EUR Berufseinsteigerbonus Betriebliche Altersversorgung Bis 4 % der BBG (2014: 71.400 EUR * 4 % = 2.856 EUR) steuer- und sozialabgabenfrei Ggf. zusätzlich 1.800 EUR steuer- aber nicht sozialabgabenfrei Private Lebens- / Rentenversicherung Keine Förderung Volle Verbeitragung zur Krankenversicherung der Rentner (entfällt bei privat Krankenversicherten) Hälftige Ertragsbesteuerung bei Einmalzahlungen Ertragsanteilbesteuerung bei Rentenzahlungen Schicht 3 Sonstige Jede dieser Vorsorgeformen hat ihre Berechtigung und bietet für die unterschiedlichen Zielgruppen ideale Formen der Absicherung. Aber schon dieser vereinfachte Überblick führt zu einer Vielzahl von Fragen und Entscheidungs erfordernissen, welche auf viele Menschen abschreckend wirken. Neben den zahlreichen steuerlichen Effekten sind zusätzlich noch eine Vielzahl an Nebenbedingungen wie Mindest- und Höchstbeiträge, Verfügungsbeschränkungen und Ausgestaltungsspielregeln in den einzelnen Förder wegen zu beachten. Diese extreme Vielfalt an Optionen und Vorschriften führt zusätzlich dazu, dass in den Medien Berichte veröffentlicht und Diskussionen über Pro und Contra der verschiedenen Vorsorgeformen geführt werden. Je nachdem welchen Blickwinkel man als Betrachter einnimmt, gehen die Aussagen von „Geschenke vom Staat“ bis zu „Betrug am Verbraucher“. Letztlich verstärkt diese kontroverse 26 Nachgelagerte Besteuerung der Rentenleistungen Unterschiedlich, i. d. R. keine Förderung Sonstige / Individuelle Besteuerung, z. B. Abgeltungssteuer Information die Unsicherheit der Verbraucher nur zusätzlich und führt zur beobachteten Passivität vieler Beteiligter. Verbraucher, die heute bereits Eigenvorsorge betreiben, machen dies meist nur, nachdem sie umfassend über den Bedarf aufgeklärt und kompetent beraten wurden. Die häufig in der Kritik stehenden Vermittler sind daher im bestehenden System entscheidend für den bisherigen Grad der Durchdringung verantwortlich. Gerade in Anbetracht der nötigen Ausbildung, um die bestmögliche Vorsorgeform ermitteln zu können und deren Rahmen bedingungen einzuhalten, muss allen Beteiligten bewusst sein, dass diese Leistung vergütet werden muss. Dieser für eine qualifizierte Beratung erforderliche Beitrag ist mitentscheidend für eine hohe und vor allem bedarfsgerechte Durchdringung. Die bAV nimmt dabei aus Arbeitnehmersicht eine interessante Zwitterrolle ein. Sie ist eben keine private Vorsorge, sondern eine betriebliche. Im Rahmen der Entgeltumwandlung verschwimmt diese Abgrenzung zwar faktisch, da der Arbeitnehmer wirtschaftlich selbst die Beiträge finanziert. Dennoch bleibt es für viele Arbeitnehmer aber eine Leistung des Arbeitgebers. Dass jeder Arbeitnehmer das Recht hat, eine Umwandlung seines Entgelts vom Arbeitgeber einzufordern, ist nicht ausreichend bekannt. Und selbst Arbeitnehmer, die von ihrem Recht Kenntnis haben, scheuen sich oft davor, den Arbeitgeber von sich aus anzusprechen. Wie schon in Kapitel 2 aufgezeigt, existiert daher ein sehr großer Kreis an Arbeitnehmern ohne Ansprüche aus einer bAV-Leistung, weil „der Arbeitgeber keine angeboten hat“.49 Viele Formen der bAV sind historisch gewachsen – und auch hier gilt, dass der hieraus resultierende große Baukasten an Möglichkeiten hilfreich ist, um den konkreten Belangen von einzelnen Unternehmen ideal zu entsprechen. So ist die Pensionszusage immer noch ein wichtiges Instrument, um innenfinanziert Altersversorgung aufzubauen. Gerade Unternehmen, die Investitionen zur Expansion benötigen, haben Jahrzehnte massiv von dieser Form der Altersversorgung profitiert. In den letzten Jahren sind die Risiken dieses Durchführungsweges vermehrt in den Fokus geraden. Speziell der Nachfinanzierungsbedarf aufgrund der demografischen und zinstechnischen Entwicklung führt zu einer kritischen Haltung und teilweisen Abkehr von der Pensionszusage, insbesondere in Form der reinen Leistungszusage. Die Situation in anderen Ländern ist hier häufig deutlich einfacher. Zum einen ist das Maß der gesetzlichen Absicherung teilweise drastisch geringer, als dies in Deutschland der Fall ist – und dies meist schon über einen sehr viel längeren Zeitraum. Was für größere Unternehmen mit ausgebildeten Personalabteilungen ein wichtiges Gestaltungsspektrum ist, stellt für KMU hingegen ein unübersichtliches bis unverständliches und scheinbar hochriskantes Themengebiet dar. Die Machbarkeitsstudie zur bAV des BMAS arbeitet in diesem Zusammenhang auch nochmal eines der Kernprobleme heraus. Zum Implementierungsverfahren über das Unternehmen heißt es dort: „Beim Unternehmer bzw. Personalverantwortlichen entsteht ein Bewusstsein dafür, dass eine bAV eingeführt werden könnte, bzw. das Bewusstsein für den Bedarf einer bAV, da z. B. ein gesetzlicher Anspruch hierauf besteht. Möglicherweise merkt der Unternehmer auch, dass er vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels als Arbeitgeber attraktiver werden muss, oder er wird durch Medienberichte an das Thema herangeführt. An dieser Stelle ist anzumerken, dass bei Kleinst- und Kleinunternehmen i. d. R. der Unternehmer auch der einzige Personalverantwortliche ist; in diesen Unternehmen gibt es oft keine Personalabteilung wie in Großunternehmen und damit obliegen die nachfolgenden Prozessschritte dem Unternehmer selbst.“ 50 Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass diese Unternehmer Experten in ihrem Aufgabengebiet sind, meist jedoch keine Arbeitsund Steuerrechtsexperten. In der Einrichtungsfrage stehen zwar unterstützend Steuerberater zur Verfügung, aber auch hier scheuen viele die resultierenden Haftungsfragen bzw. sind eben auch keine bAV-Experten. Aber auch wenn die Einrichtungsfrage umfassend beraten wurde, bleibt für den Unternehmer die regelmäßige Berührung mit dem Thema im Rahmen der Gehaltsabrechnung und bei Vertragsänderungen, z. B. beim Ausscheiden des Arbeitnehmers. Hier erleben die Menschen am Beispiel der für sie erlebbaren Realität ihrer (Groß-)Eltern, dass eine Eigenvorsorge unbedingt erforderlich ist. Folglich liegt in aller Regel ein hohes Vorsorgebewusstsein vor. Zum anderen spielt sich die Frage der Eigenvorsorge häufig nur in einem zweidimensionalen Raum ab: privat oder betrieblich. Die betriebliche Vorsorge punktet dabei meist eindeutig mit Steuervorteilen, häufigen Arbeitgeberzuschüssen sowie einem vergünstigten kollektiven Zugang zu den Vorsorgeprodukten. Weiterhin handelt es sich bei der arbeitnehmerfinanzierten bAV im Ausland häufig primär um reine Sparvorgänge, die sehr transparent vermittelt und in der Regel über Internetportale eingesehen und bearbeitet werden können. Oftmals werden biometrische Absicherungen gegen Invalidität und Tod arbeitgeberfinanziert ergänzt, weil hier die Vorteile des natürlichen Kollektivs genutzt werden können. Alle diese Faktoren reduzieren aus Sicht des Arbeitnehmers die Komplexität – bAV ist meist unzweifelhaft günstiger als private Vorsorge, wird benötigt und zudem häufig automatisch angeboten. 5.1.2. Komplexität aus Sicht des Arbeitgebers Die Darstellung der bAV aus Sicht der Förderung in Abbildung 13 ist stark vereinfacht. Grundsätzlich stehen in der bAV fünf Durchführungswege, drei Zusage- und drei Finanzierungsformen zur Verfügung. Die sich aus der Kombination dieser Komponenten ergebende Komplexität ist beeindruckend, zumal jede der genannten Wahlmöglichkeiten eigene Rechtsfolgen nach sich zieht. Zudem ist das Betriebsrentengesetz (BetrAVG) ein Arbeitnehmerschutzgesetz – für beherrschende Gesellschafter/ Geschäftsführer und Vorstände stellen sich daher zusätzliche komplexitätssteigernde Fragestellungen. Dabei bietet der Baukasten der bAV auch Bausteine, die eine deutlich geringere Komplexität und kaum Haftungsrisiken für den Arbeitgeber darstellen. In diesem Zusammenhang ist die Direktversicherung hervorzuheben. Hier erfolgt die bAV über den Abschluss eines Versicherungsvertrages. Nahezu alle Versicherer bieten diesen Durchführungsweg an und die zur Auswahl stehenden Produkte entsprechen in der Regel den Arbeitgeberpflichten gemäß BetrAVG. Per Gesetz steht zwar immer der Arbeitgeber in der Haftung, faktisch kann er dieses Risiko aber 49 Quelle: BMAS, Machbarkeitsstudie 2014. 50 Quelle: BMAS, Machbarkeitsstudie 2014. 27 zu 100 % auf den Versicherer übertragen. Auch resultiert aus der Direktversicherung keinerlei Bilanzberührung – die Beiträge sind Betriebsausgaben und zusätzlich reduzieren sich die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung. Die Schreckensgespenste aus den Medien, wie drohende Insolvenzen aufgrund von Pensionslasten aus der bAV oder anhängige Gerichtsverfahren wegen Streit bezüglich der Ermittlung von unverfallbaren Anwartschaften, existieren bei der Direktversicherung so nicht. Zu Recht ist daher die Direktversicherung der wichtigste Wachstumsmotor der bAV insgesamt, im Speziellen aber im Bereich der KMU. Es ist daher naheliegend, die Direktversicherung in den Mittelpunkt von Bemühungen zu stellen, die Verbreitung der bAV bei KMU zu fördern. Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist es, die Komplexität der bAV keineswegs weiter zu erhöhen – denn dies wirkt absolut kontra produktiv auf die Wahrnehmung bei den Unternehmern der KMU, die letztlich für die Vorsorge gewonnen werden müssen. In der steuerlichen Förderung sind die Pensionskasse und der Pensionsfonds der Direktversicherung gleichgestellt und in vielen Bereichen wirken ähnliche Grundsätze wie bei der Direktversicherung. Die Pensionskasse hat aber im Gegensatz zur Direktversicherung das Recht, Leistungs kürzungen vorzusehen, wenn die Finanzierung dies erfordert. Im Pensionsfonds sind sogar Konstruktionen möglich, mit denen das Finanzierungsrisiko in Gänze beim Arbeitgeber verbleibt. Hinzu kommt hier die Komplexitätssteigerung aus der PSV-Pflicht und der damit verbundenen Meldepflicht für den Arbeitgeber. Grundsätzlich sind auch in diesen Vehikeln ähnlich einfache und haftungsfreie Gestaltungen möglich – eine Einschränkung oder gar Beschränkung auf die Direktversicherung bei der Förderung der Verbreitung ist daher weder erforderlich noch sinnvoll. Da die Direktversicherung aber immer die geringste Komplexität mit sich bringt, ist sie der ideale Denkansatz. Zusätzlich gilt es auch, die Komplexitätssteigerung aus anderen Bereichen der Gesetzgebung im Auge zu haben. So hat z. B. die Neuregelung des Versorgungsausgleichs zu einer deutlichen Steigerung der Komplexität für Arbeitgeber geführt. Auch hier schneidet die Direktversicherung aus Sicht des Arbeitgebers wieder am besten ab – aber es verbleibt auch in dieser Form ein Administrationsaufwand bei ihm. Wenn es in entsprechenden Gesetzesvorlagen heißt, dass keine Kosten entstehen, werden solche negativen Anreize aufgrund von Komplexitätssteigerungen häufig ausgeblendet – auch wenn dem Staat hierdurch indirekt Kosten wie steigendes Risiko von Altersarmut entstehen. Es ist daher wichtig, bei dem Ziel der Steigerung der Verbreitung der bAV, ein langfristig stabiles und berechenbares Umfeld zu schaffen und solche Quereffekte auf die Komplexitätssteigerung wenn immer möglich zu vermeiden bzw. im Ausmaß gering zu halten. 5.1.3. Reduzierung der Komplexität durch Änderung von Parametern Wie ausgeführt ist die Direktversicherung aus Arbeitgebersicht eine relativ leicht handhabbare bAV-Lösung. Allerdings sind Beiträge in diesem Durchführungsweg nur bis zu einem Beitrag bis 4 % der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) gefördert. Eine Anpassung dieser Fördergrenzen würde die Komplexität der bAV reduzieren. Diese These wird ebenfalls schon seit Längerem diskutiert und Kritiker argumentieren, dass schon heute die 4 % der BBG nur in seltenen Fällen ausgeschöpft werden und es primär um die Gewinnung der bislang gar nicht vorsorgen den Bevölkerung gehe und nicht um die Besserversorgung der bereits Aktiven. Beide Aussagen sind zutreffend und trotzdem wirkt die bestehende Begrenzung komplexitätssteigernd und somit verbreitungshemmend. Wenn ein Arbeitgeber eine bAV einführt, ist er schon gesetzlich zu einer Gleichbehandlung verpflichtet. Es ist aber regelmäßig so, dass das Gehaltsgefüge in Firmen sehr heterogen ist. Gute Vorsorgemöglichkeiten für die Masse der Belegschaft gehen daher auch meist mit guten Vorsorgemöglichkeiten für das Management / Fachexperten einher. Hier reichen die heutigen Grenzen des § 3.63 EStG in vielen Fällen aber nicht aus, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Als Orientierung: ein 45-jähriger Arbeitnehmer, der durchgehend bis Alter 67 die volle 4 % der BBG einzahlt, erhält als Rente ca. 340 EUR.51 Der große Baukasten der bAV lässt zwar bereits heute eine unbegrenzte steuerliche Förderung zu – nur muss dann eben zusätzlich auf einen der komplizierteren Durchführungswege ausgewichen werden. Wie dargestellt, wirkt dies aber gerade für KMU abschreckend und führt häufig sogar zu einer Abneigung gegenüber der bAV. Eine Erweiterung der Ansparmöglichkeiten für Arbeitnehmer wäre zwar wünschenswert, ist aber keineswegs unbedingt notwendig. Viel wichtiger erscheint in diesem Zusammenhang, dass der Arbeitgeber ergänzend in die bAV-Lösung mit einzahlen kann, d. h. die Einführung eines separaten Förderrahmens für firmenfinanzierte bAV sollte überdacht werden. Zu möglichen Methoden der Erweiterungen, insbesondere zur Abgrenzung der arbeitgeberfinanzierten Beiträge, die heute systematische Entgeltumwandlungsmöglichkeiten verdrängen, existieren schon sehr gute Ausarbeitungen, weshalb hier rein auf die Sinnhaftigkeit einer solchen Komplexitätsreduktion hingewiesen sei.52 51 Zurich-interne Berechnung. 52 Quelle: Hurrelmann/ Karch, 2010, GDV 2013. 28 5.2. bAV muss sich lohnen Zur Steigerung der Attraktivität der bAV muss diese sowohl aus Arbeitnehmer- als auch aus Arbeitgebersicht als lohnenswert empfunden werden. So muss für den Arbeitnehmer sichergestellt sein, dass die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit nicht nur in der Ansparphase besteht, sondern diese auch unter Einbeziehung der Steuer- und Abgabenpflicht in der Rentenbezugsphase rentablere Kompensationen als alternative private Vorsorgeoptionen bietet. Darüber hinaus sollen arbeitgeberfinanzierte Modelle sowie attraktive Kollektivabsicherungen biometrischer Risiken besonders für Geringverdiener ein stärkeres Bewusstsein zur Altersversorgung schaffen. Aus Arbeitgebersicht muss eine firmenfinanzierte Alters-, Erwerbs- oder Hinterbliebenenabsicherung die Unternehmensattraktivität steigern, um knappe Ressourcen mit attraktiven Vergütungsplänen langfristig an sich zu binden. 5.2.1. Die Lenkungswirkung der Sozialabgabenfreiheit Die Sozialabgabenfreiheit in der Ansparphase ist eines der wichtigsten Förderinstrumente der bAV. In Verbindung mit der Steuerfreiheit und der Möglichkeit, vermögenswirksame Leistungen in die bAV zu investieren, ergibt sich ein nennenswerter Investitionsrahmen für den Arbeitnehmer, ohne dass er auf Nettoeinkommen verzichten muss. Das von einigen Arbeitnehmern genannte Argument, dass sie sich eine bAV nicht leisten können, hält somit in vielen Fällen einer Überprüfung nicht stand und zeigt, dass hier letztlich nur die Aufklärung nicht weit genug erfolgt ist. Gleichzeitig ist die Sozialabgabenfreiheit aber auch ein potentieller Nachteil der bAV. Während der Steuervorteil einer sehr einfachen Logik unterliegt – in der Ansparphase steuerfrei, in der Rentenphase steuerpflichtig – und sich daraus auch in der Regel ein klarer Vorteil gegenüber der privaten Vorsorge ergibt, ist der Sachverhalt bei den Sozialabgaben komplizierter. In der Ansparphase sind die Beiträge in die bAV von den Sozialabgaben befreit. Die Kosten der Sozialversicherung in Höhe von etwa 40 % der Bezüge für gesetzlich Krankenversicherte (Privatversicherte ca. 25 %) teilen sich in der Ansparphase Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dementsprechend profitieren auch beide in dieser Phase von der bAV. In der Rentenphase sind im Umkehrschluss Sozial abgaben zu zahlen, allerdings zu 100 % vom Arbeitnehmer. Wie beim Steuervorteil profitiert der Arbeitnehmer daher zunächst deutlich von der Befreiung und kann über Zinseszinswirkung auch eine deutlich höhere Leistung bis zum Rentenbeginn aufbauen, als dies bei gleichem wirtschaftlichen Aufwand privat möglich ist. Auch kann der Arbeitnehmer davon profitieren, dass die Bezüge im Alter grundsätzlich geringer sind, als im Erwerbsleben – dies mildert die spätere Abgabenlast zusätzlich. Viele Angebote von bAV-Produkten sind zu vergünstigten kollektiven Konditionen erhältlich, was ebenfalls Vorteile in Anspar- und Rentenphase bringt. Im Gegenzug muss der Arbeitnehmer in der Rentenphase die volle Abgabenlast tragen. Hier kommt es daher sehr auf den Einzelfall an, ob die Vorteile diesen Nachteil kompensieren – in Extremfällen kann daher sogar eine private Vorsorge rentabler sein als eine bAV – unter extremen Rechenannahmen kann dies sogar für einen größeren Personenkreis abgeleitet werden.53 Die sinkende Verzinsung wirkt verstärkend auf dieses Problem, da der Vorteilsaufbau aus dem Zinseszinseffekt abnimmt. Viele Arbeitgeber sind sich dieser Problematik bewusst und legen keinen Wert darauf, eigene Vorteile aus der Entgeltumwandlung ihrer Mitarbeiter zu generieren. Daher werden schon heute viele bAV-Modelle mischfinanziert ausgestaltet, in denen der Arbeitgeber seine Ersparnis in Höhe von etwa 20 % ganz oder zu Teilen zusätzlich zu der Entgeltumwandlung investiert. In diesen Fällen ist die Vorteilhaftigkeit wieder automatisch gegeben. Alleine die kalkulatorische Möglichkeit einer höheren Rentabilität eines Privatvertrages, zum Teil auch subjektiv von Medien propagiert (vgl. Kapitel 5.1.1), wirkt aber wiederum stark verunsichernd auf die Bevölkerung. Politisch stellt sich daher die Frage, ob die Förderung über die Sozialabgabenbefreiung nicht eindeutiger zum Vorteil der Beschäftigten umgestaltet werden müsste. Eine denkbare Form der Förderung wäre die vollständige Befreiung von Sozialabgaben, sowohl in der Ansparphase als auch im Rentenbezug. Wie in Australien und Großbritannien zu sehen, gibt es im Ausland Beispiele für solche Doppelanreize in Anspar- und Rentenzahlungszeit. Faktisch ist aber schon die heutige Form der Sozialabgabenbefreiung in Deutschland umstritten und eine entsprechende Ausweitung der Förderung daher mehr als unwahrscheinlich, zumal es die Probleme der umlagefinanzierten Systeme erhöht, da letztlich ein fixes Beitragsvolumen benötigt wird. Reduzierte Bezugsgrößen haben somit im Umkehrschluss höhere Beitragssätze zur Folge. Interessant ist aber auch: Sofern alle Arbeitnehmer Gebrauch von der bAV machen würden, hätte dies keinen Effekt auf die Kosten, die von jedem Einzelnen zu tragen sind, aber eine hohe Anreizwirkung auf die Eigenvorsorge. Alternativ wäre eine Verpflichtung des Arbeitgebers denkbar, seine Ersparnis aus der Entgeltumwandlung seinen Arbeitnehmern in die bAV zuzuführen. Dabei muss gar nicht im Detail geregelt werden, wie diese Zuführung zu erfolgen hat. Einerseits ist eine schlichte Erhöhung des Umwandlungsbetrages in der vom Arbeitnehmer gewählten Versorgung möglich, andererseits ist aber auch eine Investition in ergänzende Versorgungen denkbar. 53 Quelle: Birk, 2009, Universität Bamberg. 29 Interessante Lernpunkte sind auch hier aus dem Ausland zu gewinnen: Gerade in Verbindung mit Systemen mit automatischem Einbezug erfolgt die Entgeltumwandlung im Ausland häufig in reinen Ansparprozessen. Die Abbildung biometrischer Risiken wie Tod und Berufsunfähigkeit wird dann ausgeklammert bzw. ist auf das vorhandene Kapital beschränkt. Hintergrund ist, dass die Risikokosten sehr stark von der Einzelperson abhängen und dementsprechend heftige Selektionseffekte auftreten. Da die staatliche Absicherung dieser biometrischen Risiken im Ausland häufig ebenfalls nur eine Grundsicherung darstellt, spielt die ergänzende Absicherung in der bAV eine große Rolle. Oftmals nutzen die Arbeitgeber hier die Vorteile des natürlichen Kollektivs ihrer Belegschaft – d. h. die entsprechende Absicherung erfolgt nicht im Rahmen der Entgeltumwandlung, sondern wird über arbeitgeber finanzierte Versorgungen für die gesamte Belegschaft sichergestellt. Eine solche Trennung wäre auch in Deutschland sinnvoll, da gerade der Bedarf in den vorzeitigen Versorgungsfällen erheblich ist (siehe Kapitel 2.2). 5.2.2. Wechselwirkung zur Grundsicherung Einen besonders geringen Verbreitungsgrad hat die bAV gerade bei Arbeitnehmern mit niedrigen Einkommen. Hier kommen mehrere Faktoren zusammen: • Erstens benötigen Haushalte mit geringen Einkommen einen hohen Anteil für die Versorgung des täglichen Lebens wie Miete, Nahrung und Kleidung. Es fehlt das Wissen, dass bAV in vielen Fällen Ansparvorgänge ermöglicht, die keine Veränderungen der Nettoein künfte nach sich ziehen. • Zweitens ist die grundsätzlich geringe Sparfähigkeit der besagten Haushalte leider auch aus Beratungsgesichtspunkten meist uninteressant. Für den Vermittler bestehen bei der Vorsorge in dieser Personengruppe kaum finanzielle Anreize. • Drittens besteht auch ein Dilemma in der Nutzenfrage. Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist einkommensproportional bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Wer unterdurchschnittlich verdient, bekommt auch nur eine unterdurchschnittliche Rente. Die Existenzsicherung erfolgt in Deutschland über den Anspruch auf Grundsicherung. Auf die Grundsicherung werden aber nahezu alle Einkommen angerechnet. Eine vollständige Anrechnung der Renten aus betrieblicher Altersversorgung führt insbesondere bei Beziehern von geringen Einkommen oder auch Arbeitnehmern mit gebrochenen Erwerbsverläufen zu einer verringerten Motivation für die Eigenvorsorge. Schließlich verzichtet der Vorsorgende effektiv auf einen heutigen Konsum, wobei A14 ,54 Abbildung 14 – Anzahl der Arbeitsjahre zur Erreichung einer Rente in Höhe der Grundsicherung 54 45 Benötigte Arbeitsjahre zur Erreichungg des Grundsicherungsniveaus 45 40 35 30 27 25 20 18 13 15 10 7 8 9 11 5 200% 175% 150% 125% 100% 75% 50% 30% Einkommen in % des Durchschnittseinkommens 54Eigene Berechnungen, vereinfachte Darstellung ohne Berücksichtigung anderer Leistungen wie Wohngeld etc. 30 er davon ausgehen muss, dass die aus diesem Konsumverzicht resultierende Rente im Versorgungsfall nicht zur Verfügung steht, da der Zahlbetrag der Rente von der zu zahlenden Grundsicherung in Abzug gebracht wird. Mit anderen Worten: Wer im Alter auf Grundsicherung angewiesen ist, hätte seine Beiträge in die Altersversorgung zu Erwerbszeiten auch konsumieren können – im Alter hätte dies keinen Unterschied in der Absicherung zu Folge. Speziell der letzte Punkt ist natürlich ein Randaspekt in der Gesamtdiskussion. In Anbetracht der extrem geringen Verbreitung der Eigenvorsorge in Verbindung mit dem besonders hohen Bedarf ist dieser Umstand für diese Bevölkerungsschicht dennoch von wesentlicher Bedeutung. Ein Arbeitnehmer, der während seiner gesamten Tätigkeit im Schnitt 30 % des durchschnittlichen Bruttoeinkommens verdient hat, benötigt 45 Jahre zur Erreichung einer Rente, welche dem Niveau der gesetzlichen Grundsicherung entspricht. Im Grunde also sein gesamtes Erwerbsleben – und das auch nur dann, wenn keine längeren Unterbrechungen der Erwerbsbiografie vorliegen. Ein Arbeitnehmer mit 50 % des durchschnittlichen Brutto einkommens (2.905 EUR mtl. für 2012) benötigt immer noch 27 Jahre.55 Ein Durchschnittsverdiener würde immerhin noch 13 Jahre arbeiten, bevor er ein Rentenniveau oberhalb der Grundsicherung erreicht hätte.56 5.2.3. Arbeitgeber-Perspektive auf lohnende bAV Arbeitgeber bieten bAV aus unterschiedlichen Gründen an. Zu Beginn der Industrialisierung veranlassten große Arbeitgeber die Arbeitnehmer zur Wanderung vom Land in die Stadt und damit auch aus ihrem bisherigen Sicherungssystem der Großfamilie heraus. Im Gegenzug übernahmen die Arbeitgeber Teile dieser familiären Absicherung in Form einer bAV – teilweise um die Attraktivität des Arbeitgebers zu erhöhen, größtenteils aber aus einem Fürsorgegedanken heraus. Bei vielen Arbeitgebern herrscht dieser Fürsorgegedanke nach wie vor und ist die treibende Kraft hinter dem Engagement der betrieblichen Altersversorgung. Darüber hinaus ist die bAV aber auch weiterhin ein Faktor von Arbeitgeberattraktivität und Bestandteil von Vergütungssystemen. Gerade in Anbetracht sinkender Geburtenjahrgänge gewinnt der Begriff „war for talents“ eine wachsende Bedeutung. Bereits heute verspüren einige Arbeitgeber zunehmend Probleme bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter, insbesondere wenn der Betriebsstandort eher in ländlichen Regionen liegt. Sofern die bAV auch für Menschen mit niedrigem Einkommen attraktiv gestaltet und ein Anreiz zur eigenverantwortlichen Vorsorge geschaffen werden soll, muss die Anrechnung von Sicherungsleistungen aus diesem Versorgungszweig reformiert werden. Natürlich kann man auch über spezielle Förderkonzepte für dieses Problem nachdenken. Letztlich bedeutet dies aber wiederum direkte Kosten und eine Erhöhung der Komplexität. Günstiger und wirkungsvoller dürfte daher z. B. eine Anpassung des § 82 Abs. 1 SGB XII insofern sein, als dass Renten aus einer bAV nach den Vorschriften des BetrAVG gar nicht bzw. zumindest größtenteils nicht als Einkommen im Sinne der Vorschrift gelten. Daher haben Arbeitgeber ein Interesse daran, dass die Arbeitnehmer der bAV eine hohe Wertschätzung beimessen und dadurch den anbietenden Arbeitgeber als attraktiv einstufen. Die heutigen Formen der bAV haben dabei das Problem, dass der Arbeitnehmer eine analoge Leistung auch privat beziehen kann. Arbeitgeberfinanzierte Beiträge werden natürlich als Wert wahrgenommen – grundsätzlich könnte der Arbeitgeber aber auch ein höheres Gehalt zahlen. Eine solche bAV lohnt sich also nur, wenn der Wert der Altersversorgung höher wahrgenommen wird, als die entsprechende zusätzliche Gehaltszahlung. Dies ist zwar grundsätzlich der Fall, da die Steuervorteile eine höhere Hebelwirkung haben als eine Barauszahlung – im Gegenzug erfordert die Vermittlung der gewährten Versorgung aber erhebliche Anstrengungen. Viele Arbeitnehmer wissen nämlich heute nicht, welche Leistungen sie aus der bAV erhalten.57 Die Kosten gerade bei einer anteiligen Nichtanrechnung sollten verhältnismäßig gering sein. Auf eine einzelne Person begrenzt, steigt zwar der zu zahlende Betrag aus der Grundsicherung, wenn Vorsorgeleistungen anteilig nicht angerechnet würden, gesamthaft würde eine steigende Eigenvorsorge aber im Umfang der Anrechnung auch genau wieder entlastend wirken. Im besten Fall sind sogar sinkende Sozialausgaben möglich, wenn eine entsprechende Anreizschaffung zur Vorsorge geschickt ausgestaltet wird. Auch hier stellt die firmenfinanzierte Absicherung der vorzeitigen biometrischen Risiken eine interessante Alternative dar – denn vorerkrankte Arbeitnehmer können privat einen solchen Schutz häufig gar nicht mehr erhalten. Über Arbeitgeberkollektive stehen solche Absicherungsmodelle jedoch zur Verfügung, die häufig sogar zu deutlich geringeren Kosten den Schutz darstellen können, als dies über Individuallösungen möglich ist. Beides erleichtert es Arbeitgebern, den Nutzen ihres bAV-Investments zu vermitteln. 55 Quelle: Deutsche Rentenversicherung, 2013. 57 Quelle: Towers Watson, 2012. 56Basierend auf eigenen Berechnungen; Vereinfachte Berechnung ohne Berücksichtigung von möglichen Steuern und Sozialabgaben im Alter und der Annahme, dass sich Rentenwerte und Grundsicherungsbeträge gleichlaufend entwickeln. 31 5.3. Ein mögliches Modell für die Zukunft Die Komplexität in der heutigen Vorsorgelandschaft ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Kerngründe für die geringe Verbreitung der Eigenvorsorge. Verbraucher wissen zwar zu großen Teilen um den Bedarf, fühlen sich aber mit der Auswahl der richtigen Vorsorgeform überfordert oder bringen nicht die notwendige Eigeninitiative auf, an der Situation etwas zu ändern. Insbesondere in KMU machen sich zudem viele Unter nehmen Sorgen um Haftungsrisiken und administrative Aufwände. Auch diese Bedenken haben häufig ihren Ursprung in der Komplexität des Themengebietes, gerade in Verbindung mit der Berichterstattung zu den Problemen einiger Spezialbereiche. Die Lösung des Problems kann daher nicht in der Schaffung einer weiteren oder anderen Form der bAV liegen – im Gegenteil, ein solcher Lösungsweg würde geradezu kontraproduktiv wirken, da er als Komplexitäts erhöhung wahrgenommen würde. Hinzu kommt, dass eine neue Form von betrieblicher Altersversorgung eine Vielzahl von Fragen aus der Wechselwirkung von Altund Neusystem nach sich ziehen würde. Erfreulicherweise bietet aber der heutige Baukasten aufgrund seiner Größe und Vielfalt alle Bausteine, die für eine Verbreiterung der Vorsorge benötigt werden. Wie aufgezeigt ist die Direktversicherung schon heute ein Instrument mit geringen Haftungsrisiken und niedrigem administrativen Aufwand für den Arbeitgeber, sodass keine grundlegenden Reformen am bisherigen System erforderlich sind. Über ein „Auto-Enrollment“-System mit „Opt-out“ könnte die bAV effizient verbreitet werden, denn die aufgezeigten Informations- und Aktivierungsprobleme der Verbraucher würden darüber sauber gelöst. Die Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass das „Trägheitsmoment“ des Menschen dazu beiträgt, dass sie im Versorgungssystem bleiben und nur wenige von ihrem Abwahlrecht Gebrauch machen. Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass das Beitragsniveau tendenziell eher sinkt, wenn Arbeitgeber eine automatische bAV eingerichtet haben. Dies ist durch das vielfach zu beobachtende „Default“-Verhalten von Arbeitnehmern bedingt, welches die Konsequenz mit sich zieht, dass Arbeitnehmer von festgesetzten Standards der Arbeitgeber nur selten abweichen. Dem positiven Aspekt der höheren Verbreitung der bAV steht somit ein gewisses Risiko der geringeren Versorgung bei Besserverdienenden gegenüber. Selbst wenn das Beitragsniveau bei der automatischen Teilnahme im Schnitt geringer ausfallen mag, ist bei dieser Ausgestaltung zu beachten, dass Arbeitnehmer tendenziell länger in die Versorgung einzahlen, da diese mit Beginn des Arbeitsverhältnisses sofort beginnt. Daneben werden auch solche Arbeitnehmer aufgenommen, die andernfalls keinerlei oder nur geringe Vorsorge über ihren Arbeitgeber 32 oder andere Wege vorgenommen hätten. Dadurch erhöht sich in jedem Fall das Vorsorgeniveau in der Gesamtheit. Wichtig in diesem Zusammenhang sind transparente und klar verständliche Informationen sowie Angebote zur Beratung des Arbeitnehmers. Dadurch kann dieser selbst eine Entscheidung treffen, unabhängig von dem durch den Arbeitgeber bzw. die Tarifparteien vorgewählten Standard. Mindestens ebenso wichtig ist hier die Begleitung des Arbeitgebers, so dass dieser schon im Vorhinein eine Standardauswahl trifft, welche zweckmäßig ist und dem Arbeitnehmer auch beim „Default“-Verhalten kein unzureichendes Versorgungsniveau beschert. Hierzu müsste der Gesetzgeber Regelungen schaffen, die es insbesondere bei der automatischen bAV erlauben, den Antrags- und Verwaltungsprozess so einfach wie möglich und umfassend wie nötig zu gestalten. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang eine Anpassung der §§ 6 ff. VVG insofern, als dass der Versicherer oder Produktanbieter von einem Großteil der Informations- und Beratungspflichten entbunden wird, sofern es sich beispielsweise um die Einrichtung einer von den Tarifparteien ausgehandelten Lösung zur automatischen bAV mit Abwahlrecht handelt. Dabei sollte überlegt werden, die bestehenden Regelungen bezüglich der Beratungspflichten an die Besonderheiten der bAV anzupassen. Besonders denkbar – da es sich um Verträge unter Kaufleuten und zum Teil zur Absicherung von größeren Belegschaften handelt – wäre eine Anlehnung an die definierten Ausnahmen für die Beratung von Großrisiken (§ 6 Abs. 6 VVG in Verbindung mit § 210 VVG). Dabei darf keinesfalls so weit gegangen werden, keine Beratung des Arbeitgebers vorzusehen, denn im Bereich der bAV ist hier eine individuelle Beratung wegen der betrieblichen Realitäten oftmals unabdingbar. Da der Arbeitnehmer bei einer externen Versorgung, beispielsweise der Direktversicherung, lediglich versicherte Person und der Arbeitgeber stets als Versicherungsnehmer auftritt, entstehen dem Arbeitnehmer durch eventuelle Vereinfachungen in der Beratung des Arbeitgebers keine Nachteile. Denkbar sind in diesem Zusammenhang auch Lösungen, die eine dynamische Steigerung vorsehen. So kann beispielsweise standardmäßig vereinbart sein, dass der Beitrag zur bAV pro Jahr oder alle drei Jahre um 1 % des monatlichen Bruttogehalts bis zu einem definierten Maximum, beispielsweise 6 %, steigt. Tarifparteien können, und sollten, entsprechende Standardvereinbarungen definieren. Zum Beispiel könnte mit der Umwandlung von 1 % des Einkommens gestartet und im sechsten Jahr die volle Einzahlungshöhe erreicht werden. Eine automatische bAV bietet damit die Chance, auch die unteren Einkommensgruppen sowie Personen mit gebrochenen Erwerbsbiografien in die betriebliche Vorsorge einzubeziehen. Deswegen sind gesetzliche oder tarifliche Regelungen so zu gestalten, dass insbesondere Geringverdiener nicht durch zu hohe Beiträge dazu verleitet werden, von ihrem Abwahlrecht Gebrauch zu machen. Internationale Fallbeispiele wie die USA und die Niederlande zeigen ebenfalls, dass es vermutlich nicht mal der Pflicht zum „Auto-Enrollment“ bedarf. Schon über freiwillige Systeme würde sich viel bewegen lassen, insbesondere unter Einbezug der Tarifparteien. Ähnlich dem niederländischen System könnte der Gesetzgeber im Anschluss die vereinbarten Regelungen für allgemeinverbindlich erklären, d. h. eine Erweiterung des Geltungsbereichs des jeweiligen Tarifvertrags auch auf nicht tarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach § 5 Tarifvertragsgesetz (TVG) vorschreiben. Durch dieses Vorgehen würde der Staat es den Tarifparteien erlauben, die ihnen zustehenden Aufgaben zu erfüllen und gleichzeitig seiner staatlichen Lenkungsfunktion nachkommen. Sofern eine freiwillige Verbreitung von automatischer bAV forciert werden soll, sind gesetzliche Änderungen vorzunehmen und Rechtssicherheit zu gewährleisten. Hier ist zum Beispiel eine Erweiterung von § 1a BetrAVG zu bedenken, welche dem Arbeitgeber analog des Rechts des Arbeitnehmers erlauben würde, eine Entgeltumwandlung verpflichtend einzuführen. Dies wäre Sache der Bundesregierung, da ihr die Gesetzgebungskompetenz im Gebiet des Arbeitsrechts zusteht.58 Die Metallrente ist bereits heute ein gutes Beispiel dafür, dass Tarifparteien Defaultlösungen aufsetzen können. Diese Lösung zeichnet sich zusätzlich dadurch aus, dass ein Angebot der Metallrente verpflichtend ist, alternativ aber auch andere Angebote vom Markt genutzt werden können, sofern sie gewisse Mindeststandards einhalten. Bisher ist der Arbeitgeber bei der Metallrente aber nur zum Angebot verpflichtet, die Arbeitnehmer müssen sich weiterhin selbst für die Versorgung entscheiden. Eine flächendeckende Einbeziehung aller Arbeitnehmer des Tarifvertrages würde die Durchdringung deutlich erhöhen, auch wenn die Arbeitnehmer im Gegenzug das Recht erhalten, aktiv aus der Versorgung heraus zu optieren. So könnten weitere große Teile der Arbeitnehmerschaft über solche Vehikel erreicht werden, ohne dass die entsprechend verpflichteten Arbeitgeber zwangsweise mit den Kosten der Systemauswahl konfrontiert sind. Koppelt man eine solche Form des „semi“-freiwilligen „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ mit einer Ausweitung des Förderrahmens für die sogenannten § 3.63-Produkte Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds sowie einer Verpflichtung des Arbeitgebers, die Ersparnis aus der Entgeltumwandlung seiner Arbeitnehmer in Form von firmenfinanzierter Vorsorge wieder zuzuführen, hätte man ein Gesamtpaket, was deutliche mediale, tarifvertragliche und anreizschaffende Wahrnehmung bewirken würde. Dementsprechend würde die Verbreitung der bAV sowohl aus Verbraucher- und Anbietersicht als auch aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftssicht belebt. Für die Anwendung eines „Auto-Enrollments“ auf bestehende Arbeitsverhältnisse sind Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu empfehlen. Heute ist es strittig, inwieweit der Arbeitgeber über kollektivrechtliche Vereinbarungen (z. B. über eine Betriebsvereinbarung) auf einzelvertraglicher Ebene in bereits geschlossene Arbeitsverhältnisse eingreifen kann. Nicht abschließend geklärt ist dabei, ob diese kollektive Umsetzung ohne individuelle Zustimmung des Arbeitnehmers erfolgen kann oder ob dies einen unzulässigen Eingriff in die Eigentumsgarantie, die Handlungsfreiheit oder das Lohnverwendungsrecht darstellt. 58 Quelle: Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG i.V.m. Art. 72 Abs 1 GG, vgl. auch Flocke & Neisse-Hommelsheim, 2009. 33 5.4. Wegweiser für die bAV in Deutschland Generell lässt sich ein freiwilliges und automatisches bAV-Modell in der Direktversicherung mit „Opt-out“ in Verbindung mit einer Informations- und Beratungspflicht durch den Arbeitgeber als Zukunftsmodell grob für Deutschland definieren. Die hierfür gesetzlich notwendigen Anpassungen für das oben ausführlich beschriebene Modell beschränken sich auf • eine rechtliche Verankerung des Rechts des Arbeit gebers auf „Auto-Enrollment“ von Entgeltumwandlung für bestehende Arbeitsverhältnisse. • die Festlegung der damit einhergehenden Informa tionspflichten des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer und den Rahmenbedingungen für das Abwahlrecht des Arbeitnehmers. • eine Anpassung der Fördergrenzen nach § 3.63 EStG. • eine Verpflichtung der Arbeitgeber, die Ersparnisse aus Entgeltumwandlung in Form von firmenfinanzierter Altersversorgung zur Verfügung zu stellen. • die anteilige Herausnahme der bAV aus der Anrech- nung auf die Grundsicherung (z. B. Fixbetrag oder x % der Leistung wird nicht angerechnet). • die Abschaffung der vollen Beitragspflicht von Leistungen aus der bAV zur Krankenversicherung der Rentner (KVdR). 34 Die staatlichen Kosten für ein solches Maßnahmenpaket liegen vor allem in der stärkeren Nutzung der bAV – d. h. es werden mehr Arbeitnehmer von der bAV Gebrauch machen und dementsprechend in den Genuss der schon heute rechtlich zustehenden steuerlichen Förderung und reduzierten Sozialabgaben kommen. Diese Kosten sind jedoch gewollte Kosten, da es Ziel ist, die Bürger zur Nutzung der existenten Vorteile zu bewegen. Der Kosten-Effekt aus einer Ausweitung der steuerlichen Fördergrenzen ist vermutlich sehr begrenzt, da es schon heute im Rahmen der Unterstützungskasse und der Pensionszusage eine unbegrenzte Steuerbefreiung gibt. Hier geht es vielmehr darum, Arbeitgebern die Möglichkeit zu gewähren, bAV vollständig in dem haftungsrechtlich und administrativ einfachsten Vehikel der Direktversicherung zu betreiben. 6 Glossar Allgemeinverbindlichkeitsklausel Die Allgemeinverbindlichkeitsklausel eines Tarifvertrags nach § 5 Tarifvertragsgesetz bewirkt, dass die Rechtsnormen dieses Tarifvertrags auch für alle bisher nicht tarifgebundenen Arbeitgeber und Arbeitnehmer innerhalb desselben sachlichen und räumlichen Geltungsbereichs verbindlich werden. „Auto-Enrollment“/ automatische betriebliche Altersversorgung Im System der automatischen betrieblichen Altersversorgung legen Arbeitgeber bzw. die Tarifparteien fest, dass alle Arbeitnehmer automatisch in einen betrieblichen Pensionsplan eingebunden werden. Im Kern geht es hierbei darum, dass nicht der Arbeitnehmer selbst aktiv werden muss, um Entgeltumwandlung in einem definierten Umfang zu betreiben, sondern dass dies durch den Arbeitgeber sichergestellt wird. Während in Deutschland bislang die betriebliche Altersversorgung nicht automatisch erfolgt, sind entsprechende Systeme mit automatischem Einbezug im Ausland weit verbreitet. Generell ist jedoch zu beachten, dass der Begriff „AutoEnrollment“ kein eindimensionales Konstrukt ist – neben diversen Ausgestaltungsvorschriften für den Arbeitgeber von komplett freiwilligem – bis hin zu komplett verpflichtendem automatischem Einbezug bestehen für den Arbeitnehmer je nach System der betrieblichen Altersversorgung verschiedene Abwahlmöglichkeiten. „Auto-Enrollment“ mit „Opt-out“ Häufig sind Systeme der automatischen betrieblichen Altersversorgung mit einem Abwahlrecht verbunden. Dieses bietet den Arbeitnehmern eine Widerspruchsoption und ermöglicht ihnen, die vom Arbeitgeber angebotenen Verträge abzuwählen. Diese Optionen werden unter dem Begriff „Opt-out“ zusammengefasst. Bruttoersatzquote Die Bruttoersatzquote gibt die Höhe der Rentenbezüge im Verhältnis zur Höhe des letzten Bruttoeinkommens vor Rentenbeginn an. Für den Durchschnittsrentner beträgt diese in Deutschland in der gesetzlichen Rente derzeit ca. 45 %, der Durchschnitt der OECD-Länder liegt bei ca. 54 %, wobei zwischen den einzelnen Ländern große Unterschiede bestehen. Der stetig rückläufige Trend der durchschnittlichen Ersatzquote deutet auf die Notwendigkeit der Eigenversorgung hin um die Versorgungslücke zukünftiger Rentner zu schließen. Durchdringungsquote Die Durchdringungsquote beschreibt die Penetrationsrate und umfasst somit die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung. Sie unterscheidet sich in den einzelnen Branchen und hängt vor allen Dingen von der Unternehmensgröße ab. In den letzten Jahren konnte die durchschnittliche Durchdringungsquote in Deutschland auf ca. 50 % gesteigert werden. Trotz eines erkennbaren Anstiegs liegt die Durchdringung in Deutschland jedoch weiterhin unter dem Durchschnittsniveau ausländischer Vergleichssysteme. Eigenvorsorge Die Eigenvorsorge bzw. zusätzliche Altersversorgung soll die Leistungen der gesetzlichen Rente ergänzen und Versorgungslücken im Alter oder von Invalidität / Tod schließen. Sie umfasst die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge. Diese werden zum Teil vom Staat gefördert: während Beiträge in die betriebliche Altersversorgung steuer- und sozialversicherungsfrei sind, wird beispielsweise die Riester-Förderung mit Zulagen und Steuervorteilen begünstigt. 35 Eintritts- und Nebenkosten Eintritts- und Nebenkosten sind mitbestimmend für den Grad der Erlangung von Eigenvorsorge. Eintrittskosten umfassen beispielsweise Aufwendungen für Honorare und Kosten der Einrichtung, lassen sich aber in gewissem Maße durch „Auto-Enrollment“-Modelle reduzieren. Nebenkosten fallen zumeist in der Mitarbeiter-Verwaltung und im administrativen Bereich an. Versichertenrente Versichertenrenten sind Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung, die auf Basis eigener Versicherungsleistungen gezahlt werden. Zu den Versichertenrenten gehören die Renten wegen Alters, die Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit und die Erziehungsrente, nicht jedoch die Hinterbliebenenrente. Die Versichertenrente beschreibt vor Bezug der Regelaltersrente den bereits gezahlten oder berechneten Anspruch auf volle Erwerbsminderungsrente, bei Bezug der Altersrente gilt diese entsprechend. Vorsichtsprinzip („Prudent Choice Principle“) Generell wird unter dem Vorsichtsprinzip der Grundsatz verstanden, wonach bei der Bilanzierung alle Risiken und Verluste angemessen zu berücksichtigen sind. Diese Bewertungsregel ist anzuwenden, wenn aufgrund unvollständiger Information oder der Ungewissheit künftiger Ereignisse automatisch Beurteilungsspielräume entstehen. Damit dient das Vorsichtsprinzip der Kapitalerhaltung und dem Gläubigerschutz. Im System der betrieblichen Altersversorgung in den USA gilt beispielsweise ebenso ein generelles Vorsichtsprinzip. Dies bedeutet, dass die Wahl der Beitragsanlagen zwar grundsätzlich nicht limitiert ist, allerdings sehr riskante Anlageformen wie Private Equity oder Derivate typischerweise keine Anwendung in den Versorgungsplänen finden. Über OLIVER WYMAN Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung mit weltweit 3.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 25 Ländern. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methoden kompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de. 36 Die Zurich Gruppe in Deutschland Unsere Unternehmensphilosophie ist es, für den Kunden da zu sein, wenn es darauf ankommt. Speziell für Sie entwickeln wir innovative und flexible Lösungen für Ihr Risikomanagement, zum Schutz Ihrer Liquidität und für geschäftlichen Erfolg. Dabei stehen Sie als unser Kunde an erster Stelle. Wir und unsere weltweiten Partner erfüllen diesen Anspruch täglich: durch hochwertige, individuelle und partnerschaftliche Beratung, durch maßgeschneiderte Produktlösungen aus einer Hand und durch ausgezeichneten Service. Auf unsere hohe Finanzkraft, unsere hervorragende Marktstellung und unsere leistungsstarken Produkte können Sie sich jederzeit verlassen. Dies wird uns regelmäßig von zufriedenen Kunden und von unabhängigen Instituten bestätigt. Die Zurich Gruppe gehört in Deutschland zu den führenden Versicherungsunternehmen und ist Teil der weltweit tätigen Zurich Insurance Group mit ihrer über 130-jährigen Geschichte. Zurich Gruppe Deutschland Poppelsdorfer Allee 25 – 33 53115 Bonn www.zurich.de BESTANDSMANAGEMENT DAS VERGESSENE KERNGESCHÄFT DER VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN AUTOREN Ulrich Mündlein Dr. Ferdinand Graf Wolff Metternich Die deutsche Versicherungsbranche ist eine reife Industrie, die durch geringe Wachstumsraten, hohen Konkurrenzdruck und niedrige Margen charakterisiert ist. Ein Abrieb der Bestände, hohe Fixkosten und für absehbare Zeit geringe Erträge in der Kapitalanlage können die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells gefährden. Diese Herausforderungen lassen sich allein durch eine andere Ausrichtung und Forcierung des Neugeschäftes kaum lösen – sie erfordern ein aktives Bestandsmanagement. Versicherungsunternehmen, denen es gelingt, ihre Bestände systematisch und aktiv zu bewirtschaften, werden sich durch höhere Bestandsfestigkeit, geringere Kosten und höhere Kapitaleffizienz von ihren Mitbewerbern absetzen. So sichern sie langfristig die Zukunftsfähigkeit ihres Geschäftsmodells und stärken ihre Marktposition. 2 1. ERFOLGSFAKTOR BESTANDSMANAGEMENT Deutsche Versicherungsunternehmen haben sich jahrzehntelang darauf konzentriert, junge Erwachsene als Neukunden zu gewinnen. Die Anzahl der jungen Erwachsenen, die sich eine umfassende Risikoabdeckung leisten und regelmäßig sparen können, wird aber auf Grund der Alterung der Gesellschaft und der Fragmentierung der Lebensläufe abnehmen. Es wird daher immer schwerer, auf diese Weise ausreichend Neugeschäft zu generieren, um Abgänge aus dem Bestand zu kompensieren. Ein schrumpfender Bestand bedingt aber häufig auch eine Reduktion der Kostentragfähigkeit und damit eine Verschlechterung der Kostensituation in einem Umfeld, in dem Kosten schon jetzt im Fokus stehen. Es muss daher in Zukunft die Bestandsfestigkeit erhöht und ein größerer Anteil des Neugeschäftes aus dem Bestand heraus generiert werden. Bestandsmanagement darf sich aber nicht allein mit der Sicherung und Steigerung des Umsatzes beschäftigen. In der Lebensversicherung sind typischerweise mehr als 90% der Prämieneinkünfte laufende Prämienzahlungen, die aus dem Bestand resultieren. Der Bestand bindet sogar einen noch höheren Anteil des Kapitals. Bestandsmanagement muss daher auch sicherstellen, dass die Bestände kosteneffizient und mit möglichst geringem Kapitalverbrauch bewirtschaftet werden. Um dies zu erreichen, haben viele Versicherungen in Deutschland und Europa in den letzten Jahren große Projekte zur systematischen Optimierung des Bestandsmanagements durchgeführt. Durch diese Projekte konnten sie eine nachhaltige Steigerung des Rohüberschusses in Höhe von bis zu 10 bps der Deckungsrückstellungen erzielen. Bestandsmanagement wird auch von Investoren immer stärker als Erfolgsfaktor verstanden. Führende europäische Versicherungsunternehmen wie Swiss Life, Aviva und Zurich1 haben daher die Durchführung derartiger Projekte öffentlich kommuniziert und zahlreiche Analysten haben das Thema in den letzten Jahren in ihren Branchenberichten diskutiert. Der größte Erfolg wird beim Bestandsmanagement dann erzielt, wenn es nachhaltig und kontinuierlich durchgeführt wird. Dies erfordert eine systematische Bearbeitung des Bestandsmanagements in Projekten und eine Verankerung in der Organisation. Erfolgreiches Bestandsmanagement kann dann zum differenzierenden Erfolgsfaktor werden, der über die Zukunftsfähigkeit und zukünftige Marktstellung eines Unternehmens entscheidet. 1 Swiss Life: Quelle BofAML – 2012- Jährliche Banking & Insurance CEO Konferenz; Aviva: HJ 2013 Präsentation; Zürich: Investoren-Tag Dezember 2013. 3 2. MASSNAHMEN ZUR BESTANDSOPTIMIERUNG Eine Optimierung des Bestandes erfordert Maßnahmen aus den Bereichen Vertrieb und Versicherungstechnik, Betrieb und Finanzen. Maßnahmen können immer einer dieser Kategorien zugeordnet werden. Zusätzlich sind noch strukturelle Lösungen wie ein Verkauf oder eine Abwicklung denkbar. Einen systematischen Überblick über die Maßnahmen zum Bestandsmanagement liefert Abbildung 1. Abbildung 1: Systematische Übersicht über mögliche Bestandsmaßnahmen VERTRIEB UND VERSICHERUNGSTECHNIK BETRIEB FINANZEN Neugeschäft aus dem Bestand Cross- und Up-Selling, Wiederanlage und Umdeckungen Kostenreduktion Prozessoptimierung, Differenzierung des Serviceniveaus Kapitalanlage Aktiv-Passiv-Steuerung, strategische Anlagepolitik, neue Anlageklassen Bestandsfestigkeit Stornomanagement und Wiederinkraftsetzung, unbetreute Kunden Variabilisierung der Kosten Outsourcing, Multi-skilling Risikotransfer Rückversicherung, Verbriefung Schaden und Leistung Leistungsmanagement, Betrugsbekämpfung Kapitalbedarf und verfügbares Kapital Modelloptimierung, Nutzung von Nachrangkapital Versicherungstechnik Überschusspolitik, Gebühren, Reservierung STRUKTURELLE LÖSUNGEN Separierung von Beständen Carve-out, Abwicklung Transaktionen Verkauf, Fusion Rechnungslegung Vereinfachung der Struktur der Rechtsträger, Kostenallokation VERTRIEB UND VERSICHERUNGSTECHNIK Die Möglichkeiten, aus dem Bestand heraus Neugeschäft zu generieren, werden bisher noch zu wenig erfolgreich genutzt. So liegt bei nur wenigen Versicherungsunternehmen die Vertragsdichte bei deutlich über zwei Verträgen pro Kunde und die Wiederanlagequote bei über 20%. Zusätzlich gibt es bei vielen Versicherungen keine oder nur ungesteuerte Aktivitäten zur Steigerung der Bestandsfestigkeit. So sollten z.B. bei beitragsfreien Verträgen systematische Maßnahmen zur Wiederinkraftsetzung durchgeführt werden. Dabei ist es wichtig, dass die vertrieblichen Informations- und Vergütungssysteme so ausgestaltet werden, dass die Maßnahmen nur die Wiederinkraftsetzung von profitablen Verträgen fördern. Erhebliche Potenziale im Bestandsmanagement gibt es in der Versicherungstechnik. Hier muss ein besonderer Fokus auf der Überschusspolitik liegen. Überschüsse sollten nur dann gewährt werden, wenn dies vertrieblich notwendig ist oder der Gleichbehandlungsgrundsatz es erfordert. Dabei müssen alle Komponenten des Überschusssystems analysiert und systematisch gesteuert werden (laufende Verzinsung, Schlussüberschüsse, Rentenzuschläge, etc.). Bilanzschwache Versicherungen müssen ihre Produktstrategie so ausrichten, dass ihr Vertriebserfolg nur wenig von der Überschussdeklaration abhängt. Dies macht die Einführung von Alternativprodukten für die traditionelle Lebensversicherung notwendig. 4 BETRIEB Viele Versicherungsunternehmen haben in den letzten Jahren Projekte zur Reduktion von Kosten und zur Vereinfachung und Rationalisierung der IT-Architektur durchgeführt. Das Potenzial für eine schnelle und undifferenzierte Kostenreduktion ist daher häufig schon ausgenutzt. Voraussetzung für eine weitere, langfristige Reduktion der Kosten ist eine Reduktion der Komplexität. Die meisten Versicherungsunternehmen decken nach wie vor alle Sparten und Vertriebskanäle ab und haben bei einigen Prozessen Qualitätsstandards, die für den Markterfolg nicht notwendig sind. Eine weitere deutliche Reduktion der Kosten kann daher nur erzielt werden, wenn systematisch die Komplexität des Unternehmens reduziert wird. Dies kann eine Fokussierung der strategischen Ausrichtung und eine Ausrichtung aller Prozesse an einem strategischen Minimum erforderlich machen. Weiterhin erfordert erfolgreiches Kostenmanagement auch nachhaltiges Wachstum. Eine Verbesserung der Kostenquoten ist sehr schwierig, wenn der Bestand langsamer wächst als die erwartete Kosteninflation. Zusätzlich ist häufig das Potenzial für eine Reduktion der Kosten durch Digitalisierung und strukturelle Lösungen wie das Outsourcing eines Teils der Wertschöpfungskette noch nicht umfassend geprüft worden. FINANZEN Durch Maßnahmen im Bereich Finanzen kann eine kapitaleffiziente Abwicklung der Bestände sichergestellt werden. Eine Professionalisierung der Aktiv-Passiv-Steuerung kann die Kapitalbindung durch Markt-, Kredit- und Zinsänderungsrisiken deutlich reduzieren. Gleichzeitig gibt es häufig noch Möglichkeiten in der Kapitalanlage, bei vertretbaren Risiken die Rendite zu steigern, beispielsweise durch die Vereinnahmung der Risikoprämien für Illiquidität oder die Optimierung der strategischen Anlagepolitik. STRUKTURELLE LÖSUNGEN Strukturelle Lösungen spielen außerhalb Deutschlands beim Bestandsmanagement eine große Rolle. So haben in Großbritannien eine Reihe von Unternehmen wie Cinven, Phoenix und Resolution Teilbestände erworben und konsolidiert. Es ist noch offen, ob sich auch in Deutschland dieses Geschäftsmodell etablieren kann.Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen in Deutschland besondere Herausforderungen bewältigt werden. So ist die Aggregation verschiedener Bestände auf einem IT-System hier wegen der hohen Tarifvielfalt und Produktkomplexität besonders schwierig. Das Modell ist nur dann ökonomisch sinnvoll, falls die niedrigeren Betriebskosten der Abwicklungsgesellschaft zumindest langfristig die Kosten für den Transfer eines Bestandes auf die Systeme dieser Gesellschaft rechtfertigen. Außerdem ist es nicht absehbar, inwiefern es in Deutschland ausreichend Versicherer gibt, die bereit wären, zu marktgerechten Preisen ihre Bestände abzugeben. Eine große Hürde könnten hier die unterschiedlichen Preiserwartungen von Verkäufern und potenziellen Abwicklungsgesellschaften sein. Zusätzlich erscheint es unwahrscheinlich, dass externe Kapitalgeber bereit sind, eine solche Abwicklungsgesellschaft zu finanzieren, da diese Gesellschaft voraussichtlich auch von der Ausschüttungssperre des Lebensversicherungsreformgesetzes betroffen wäre. Die meisten Versicherungsunternehmen haben einen großen Teil der oben beschriebenen Maßnahmen auch in der Vergangenheit schon betrachtet. Dabei war das Vorgehen in der Regel wenig systematisch: Es wurden häufig nicht alle Kategorien von Maßnahmen betrachtet und die Maßnahmen wurden nicht in einer vergleichbaren und umfassenden Art und Weise bewertet. Dies führte oft dazu, dass Maßnahmen mit einem Verweis auf mögliche Risiken schon frühzeitig verworfen wurden. Weiterhin wurde die Bearbeitung vieler Maßnahmen auf mehrere Unternehmensbereiche verteilt. Die Umsetzung scheiterte häufig, da die Verantwortung für den Erfolg der Umsetzung nicht geklärt war und eine konkrete Zielvorgabe fehlte. Aus diesen Gründen sind die Potenziale des Bestandsmanagements häufig noch nicht ausgeschöpft. Im Folgenden werden wir darstellen, welche Grundsätze zur Hebung dieser Potenziale beachtet werden müssen. 5 3. FÜNF GRUNDSÄTZE FÜR EIN ERFOLGREICHES BESTANDSMANAGEMENT •• Marathon mit Sprints – Kontinuierliche, regelmäßige Bearbeitung in Kombination mit intensiver Projektarbeit. Um die Akzeptanz für das Bestandsmanagement in der Organisation zu erhöhen, ist es sinnvoll, zu Beginn die attraktivsten Maßnahmen im Rahmen eines konzentrierten Projektes zu identifizieren und zur Umsetzung vorzubereiten. Für den langfristigen Erfolg ist aber eine Verankerung in Linienfunktionen mit einem ausreichend starken Mandat notwendig. •• Konzentration des Managements und der Organisation auf das Bestandsmanagement. Management und Organisation der meisten Versicherer sind auf die Steigerung des Volumens oder Wertes des Neugeschäftes ausgerichtet. Bestandsmanagement kann nur erfolgreich sein, wenn es durch das tägliche Handeln der Führungskräfte und der Ausgestaltung der Organisation als gleichwertig etabliert wird. •• Systematische und umfassende Betrachtung aller Steuerungshebel. Bei der Identifikation von Maßnahmen sollten systematisch die in Abbildung 1 vorgestellten Themengebiete untersucht werden. Mögliche Maßnahmen müssen dann in einer standardisierten und vergleichbaren Art und Weise bewertet werden. Dabei sollten die erwartete Wirkung, die möglichen Risiken und die Kosten für die Umsetzung betrachtet werden. •• Eine Arbeitskultur, die bereichsübergreifendes Arbeiten bei klarer Ergebnisverantwortung und das Hinterfragen etablierter Standards fördert. Die Identifikation, Bewertung und Umsetzung zahlreicher Maßnahmen erfordert die enge Kooperation zwischen mehreren Bereichen. Die Nutzung des vorhandenen Potenzials ist nur möglich, wenn bei allen Beteiligten die Bereitschaft besteht, eine ergebnisoffene Abwägung von erwarteter Wirkung, möglichen Risiken und Kosten durchzuführen. Für eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen ist es notwendig, dass trotz einer bereichsübergreifenden Arbeitsweise die Verantwortung für den Erfolg der Umsetzung klar zugewiesen wird. •• Ausrichtung der Steuerung und des Controllings auf das Bestandsmanagement. Bestandsmanagement erfordert in vielen Bereichen eine kontinuierliche, inkrementelle Optimierung von Prozessen. Um dies zu erreichen, müssen klar definierte Kenngrößen für die Erfolgskontrolle implementiert und in das Controlling und die Vergütungssysteme eingebettet werden. Zusätzlich muss die Zielsetzung für das Bestandsmanagement und dessen Steuerung als Aufgabe der Geschäftsleitung verstanden werden. 6 4. DIE ERSTEN SCHRITTE Projekte zum Bestandsmanagement zeichnen sich durch hohe Komplexität und die Notwendigkeit einer engen Abstimmung zwischen vielen Bereichen aus. Erfolgreiche Projekte sind in der Regel in zwei Phasen gegliedert: PHASE 1: Bestimmung der ersten Welle von Bestandsmaßnahmen In der ersten Phase eines Projektes zur Optimierung des Bestandsmanagements werden zunächst durch eine pragmatische Analyse des Bestandes Potenziale und Besonderheiten identifiziert. Dies erlaubt die Bestimmung eines Ambitionsniveaus und die Setzung von Schwerpunkten. Darauf aufbauend wird dann systematisch eine Liste von möglichen Bestandsmaßnahmen entwickelt. Diese Maßnahmen werden im Anschluss bewertet und konsequent priorisiert. Für die priorisierten Maßnahmen, die die erste Phase bilden, muss dann eine detaillierte Umsetzungsplanung und Feinquantifizierung durchgeführt werden. Oliver Wyman hat eine Reihe von Versicherern bei der Optimierung des Bestandsmanagements unterstützt, unter anderem drei der zehn größten Versicherungsgruppen in Europa. Mit diesen Versicherern ist es gelungen, durch Maßnahmen des Bestandsmanagements eine Steigerung des Überschusses um bis zu 10 bps der Rückstellungen zu erreichen. Dabei wurden eine systematische Vorgehensweise entwickelt, mehr als 100 unterschiedliche Maßnahmen untersucht und ein Katalog von mehr als 70 anonymisierten Fallbeispielen erarbeitet. Oliver Wyman steht somit ein Instrumentarium zur Verfügung, um mit Kunden schnell und effizient eine erste Welle von Maßnahmen mit attraktivem Potenzial und hoher Umsetzungswahrscheinlichkeit zu entwickeln. PHASE 2: Vorbereitung der Umsetzung der ersten Welle von Bestandsmaßnahmen und Verankerung des Bestandsmanagements in der Organisation In dieser Phase werden die Verantwortlichen für die Umsetzung der Maßnahmen bestimmt und Ziele sowie ein Ergebniscontrolling vereinbart. Diese Phase verlangt nach einem Projektbüro mit fachlicher Breite und hoher Umsetzungskompetenz. Gleichzeitig sollten in dieser Phase auch Strukturen geschaffen werden, die es dem Unternehmen ermöglichen, kontinuierlich und nachhaltig Bestandsmanagement zu betreiben. Dies erfordert eine Weiterentwicklung der Werkzeuge für die Steuerung und das Controlling und die Klärung und Rationalisierung der Verantwortung für das Bestandsmanagement. Die meisten Unternehmen versuchen dies zu erreichen, indem sie spätestens zu diesem Zeitpunkt das Projektteam in eine neue Organisationseinheit überführen. Erfolgreiches Bestandsmanagement ist in einem reifen Markt ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit und die Stärkung der Marktstellung. Trotzdem konzentrieren sich viele Versicherungsunternehmen weiterhin zu intensiv auf das Neugeschäft und haben das bestehende Potenzial noch nicht genutzt. Die Etablierung eines erfolgreichen Bestandsmanagements ist eine komplexe und herausfordernde Aufgabe. Viele Unternehmen, die sich erfolgreich an ein Umfeld anpassen, das durch niedrige Wachstumsraten, hohen Konkurrenzdruck und niedrige Margen geprägt ist, haben aber begonnen, sich dieser Aufgabe zu stellen. 7 Oliver Wyman ist eine führende internationale Managementberatung. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement, Organisationsberatung und Führungskräfteentwicklung. Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website www.oliverwyman.de oder kontaktieren Sie uns unter: [email protected]. Neustädtische Kirchstraße 8 10117 Berlin +49 30 399 945 0 Brandstwiete 1 20457 Hamburg +49 40 376 92 581 Kasernenstraße 69 40213 Düsseldorf +49 211 8987 680 Müllerstraße 3 80469 München +49 89 939 49 0 MesseTurm Friedrich-Ebert-Anlage 49 60308 Frankfurt +49 69 97 17 30 Tessinerplatz 5 8027 Zürich +41 44 553 33 33 Copyright © 2014 Oliver Wyman Alle Rechte vorbehalten. Weder die vorliegende Studie noch Kopien oder Teile davon dürfen in Rechtsordnungen verbreitet werden, in denen die Verbreitung von Gesetzes wegen beschränkt ist. Personen, die in den Besitz dieser Studie gelangen, sollten sich über besagte Einschränkungen informieren und selbige einhalten. 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Financial Services POINT OF VIEW GETTING TO THE HEART OF RISK CULTURE WITHIN FINANCIAL SERVICES AUTHORS Matt Gosden Kevan Jones Michelle Daisley John-Paul Pape “Getting back on the right path … requires investors and financial leaders taking values as seriously as valuation, culture as seriously as capital” (CHRISTINE LAGARDE, MANAGING DIRECTOR - INTERNATIONAL MONETARY FUND. SOURCE: IMF WEBSITE, SPEECH ON ECONOMIC INCLUSION AND FINANCIAL INTEGRITY PREPARED FOR THE INCLUSIVE CAPITALISM INITIATIVE CONFERENCE, 27 MAY 2014) 1. INTRODUCTION 1.1. THE DOCTOR’S PARABLE A patient is unwell and visits the doctor. The patient is suffering from unpleasant symptoms, hence is impatient to get relief. The inexperienced doctor, driven by the patient’s impatience, provides a treatment that lessens the symptoms. This treatment does not address the underlying cause because this is not clear to either the patient or the doctor. The patient is happy with the outcome, as they have their prescription and a ‘quick fix’ resolution to their symptoms. But the patient’s happiness is short-lived. The long-term, underlying problem remains, and will re-emerge in time. By contrast, the more experienced doctor recognises the need to understand the underlying cause. They recognise that symptoms are only a part of the picture and can often be ambiguous, even misleading. This doctor uses their skill and experience to select from a wide range of possible tests and techniques to test hypotheses. They pursue the right diagnosis which uncovers the underlying cause. This may take a little more time than the inexperienced doctor, and can require additional loops as certain causes are ruled out and new tests are conducted. Once the underlying cause is determined beyond reasonable doubt, the experienced doctor prescribes an effective course of treatment – a treatment that eases both the symptoms and tackles the underlying issue. With good communication, the patient does not become frustrated at the longer diagnosis phase as they grow to understand the underlying causes of their illness and the importance of the right treatment. 1.2. THE PARALLELS WITH CHANGING RISK CULTURE In the context of organisations, corporations and institutions, poorly diagnosed or designed risk culture initiatives are akin to the inexperience doctor’s approach. These programmes use superficial analysis of the symptoms and give in to demands for a quick fix approach. The result tends to be a generic action plan, which does not address or even understand the underlying cause of the risk culture issues. In concrete terms, these programmes often use only benchmarking tools for diagnosis. In taking action they focus on structural adjustments and ’sheep dip’ programmes (typically communication and training sessions) through which employees are presented with new structural approaches and values. We do not believe that these programmes are effective. They do not materially shift risk culture as they do not tackle the underlying drivers – most notably behaviour. These programmes deliver shortterm actions, but really little happens when it comes to shifting the organisation’s underlying behavioural norms. By contrast, more effective risk culture programmes use the approach adopted by the more experienced doctor who takes the time to understand the issues before creating the right risk culture for an organisation. In this point of view, we explore the current state of the Financial Services risk culture and lay out more clearly the behavioural aspects of change required, including how Financial Services organisations can go about achieving these changes. 2. DEFINING RISK CULTURE 2.1. THE STATE OF RISK CULTURE IN FINANCIAL SERVICES What is risk culture? A practical definition is that it is how individuals and teams in an organisation behave in relation to risk issues – both the day-to-day and business critical risks. Risk culture is inherently a human issue. A mature risk culture is not a more risk averse culture. Informed risk taking is an important element for Financial Services organisations and the financial system as a whole. By contrast, a mature risk culture shapes consistent behaviours in an organisation’s people around awareness, understanding, risk appetite, position-taking, and management of the risks themselves. Risk culture is a vital part of the whole risk system, because even small, isolated pockets of poor risk culture can thwart efforts to improve management and control of risk within organisations. Without a constructive risk culture, risk management becomes heavy with processes and controls, and often in conflict with the business strategy. Even if structural risk management is good, an unsupportive risk culture is distracting, expensive and exhausting for all those involved. On the other hand, with a constructive risk culture, risk management efforts are supported more naturally. Responsibility for risk management becomes easier to distribute across the organisation and eventually a part of the way we work everyday. Overall, the investment in risk management becomes more effective. Across Financial Services the state of risk culture is under scrutiny, elevating it on the agenda of the Boards of Financial Institutions who are putting significant pressure on senior management to change the way their organisations behave on risk issues. We believe this focus is justified. Shortly after the global financial crisis we interviewed 27 companies from the Financial Services sector and compared their performance and procedures with companies in asset intensive industries such as Oil & Gas and Mining1. A lack of an adequate risk culture has been a significant factor in many of the recent failures in Financial Services. Across the whole sector we saw that over 60% of operational risk incidents were related to people and cultural issues, but less than 10% of mitigation initiatives relate to behaviours – a balance that needs to be rectified. Our analysis indicates that Financial Services organisation’s risk cultures are between 5 to 10 years behind similar sized organisations within asset intensive industries. Exhibit 1: The risk culture maturity stairway – Financial Services 5 to 10 years risk culture journey 5-10 RS YEA Y RNE JOU OIL & GAS NAVAL/ AVIATION NUCLEAR INVOLVING CULTURE DEVOLVING CULTURE DIRECTING CULTURE REACTING CULTURE DISMISSIVE CULTURE • Externally driven action • “We do something because others tell us to“ • Internally set rules with discipline • “We need employees to follow rules“ • Head in sand • “Rules don‘t matter/ apply to me“ FINANCIAL SERVICES TODAY 1 Source: Corven: Banking on culture to manage risk (October 2012) • Ownership cascaded and self-managed • “Individuals take responsibility for risks“ • Continuous improvement and reinforcement of risk awareness and managment • “Everyone is involved in making our business more risk aware“ 2.2. BUT TOO MANY INSTITUTIONS ARE ON THE WRONG PATH We see confusion within many Boards and management teams around risk culture: What is it? What does our risk culture really look like? Can I measure it? Does it differ across the organisation? What should our risk culture be? How does it align to our business objectives? How do we change it? Our experience shows us that too many organisations view risk culture as either something structural to fix (for example, adjusting organisation processes and compensation systems), or something that can be addressed through communication and training (for example, a programme of posters, videos, new values and training). Whilst these support the development of aspects of a risk culture, they fail to recognise that risk culture is a human issue and changing it requires both human solutions and structural changes, which in unison adjust behaviours effectively over time. Many organisations underestimate the complex nature and relationships that exist around their risk culture, and do not appreciate that the current risk culture is resistant to change. Our behaviours are complex, varied and habitual, and therefore risk culture is both difficult to diagnose, and self-reinforcing. The science of unconscious biases helps make the case as to why this is so. Our behaviour is influenced by those that are like us (belonging); others in the group (herding); authority (trusting); and data that supports our current views or the established views of our organisation (confirming). These are all natural tendencies, and are all very human. They affect all of us, often unconsciously, and reinforce the current behavioural norms. For Financial Services organisations that are attempting to move to a more mature risk culture, our experience shows that the right path is one that focuses on understanding and then changing behaviours from within, rather than structural changes and ‘sheep dip’ programmes. We would stress the importance of the behaviours of an organisation’s leaders from CEO to individual team leaders. Getting the right behaviours sustained by these leaders is critical to ensuring sustained change across the organisation. 3. DIAGNOSIS – HOW TO ANALYSE RISK CULTURE Before deciding what needs to be done, organisations must first understand how the current risk culture is manifested in the behaviours of their people, what is reinforcing the current risk culture, and how they will know when the right risk culture has been created. Much as a doctor would, there are an array of assessments and tools across a number of themes, to comprehensively diagnose the situation. Standard tools and techniques include: DIAGNOSTIC AREA Behavioural Analytics TOOLS AND TESTS (TYPICAL EXAMPLES) ;; Leaders behavioural assessment ;; Review of existing staff engagement surveys and 360 feedback ;; Risk culture survey for a cross-section of the organisation ;; Analysis of behaviours that led to past failures and understanding the drivers ;; Structured observation of critical meetings and operations ;; Mapping of the leaders’ formal and informal impact – mapping both degree of impact and span of influence OUTPUT •• Shows the status quo of how current risk culture manifests in the organisation •• Demonstrates how it differs across the organisation and the different groupings •• Provides input to enable prioritisation and a benchmark of the current risk culture to track against •• Provides detail on how group dynamics operate and where biases may be helping and hindering change Structural Assessment ;; Review of: • Governance/decision forums and authorities • Reward and compensation structures/enforcement/ penalties • Reporting and monitoring content and impact • Appraisal and feedback structures • Staff training and development • Promotions, hiring and on-boarding • Internal and external communication ;; Past failure ’structures’ analysis – tracing back symptoms through the lens of the current operating model (structure, process, procedures, policies, roles, information, etc.) ;; Focus group sessions with small groups of mid-level staff to help refine the insights gained in both the Behavioural Analytics and Structural Assessment •• Shows the ecosystem that supports the existing organisation and risk culture •• Highlights imbalances between behaviours and structures •• Provides input on important structural elements to adjust and nurture new behavioural norms improving the risk culture and performance •• Highlights real life case studies and stories, enabling senior management to see where reality may not align with their perceptions Future State Assessment ;; Articulation of desired future risk culture alongside the business strategy and vision ;; Test of risk culture measurability •• Shows the end goal for risk culture and definition of a healthy risk culture (or not) for the organisation to measure and monitor progress •• Helps leaders debate the challenging issues around how risk culture sits alongside business strategy (for example short-term results vs long-term business risks) •• Starts the process of mind-set change within leaders in terms of engaging them with the end vision •• Identifies measures and metrics to monitor progress We are not suggesting that all the tools in each part of the toolbox should be used in all circumstances. However, our experience shows that elements from all three diagnostic areas are important to include. Without this, it is highly likely that the interventions will not be optimal – in fact, poorly coordinated actions may contradict or undermine each other. One clear observation we have made is that too few organisations use behavioural analytics tools in diagnosing their current risk culture. These are vital as the underlying behaviours are the demonstration of culture in action. We recommend focusing on behaviours rather than focusing a lot of effort on perceptions of values, which are harder to change and less tangible. The added benefit of this diagnostic approach is that leaders will gain a much clearer view of the status quo, the drivers and the vision for the future – these in themselves make driving change more effective. CASE STUDY 1* BEHAVIOURAL ANALYTICS IN DIAGNOSTIC PHASE THAT DRIVE CHANGE AT AN INDIVIDUAL AND TEAM LEVEL In this programme we supported an organisation with 60,000 employees to identify and change elements of their culture via behavioural interventions. Through the diagnostic phase we identified the desired behaviours, as well as, the leaders and individuals that would drive the change in behaviour. Here we take a detailed look at one of the many individuals in the programme and their behavioural impact. A very successful individual that leads the Operations Division and was known as ‘The Silver Back’ – he trusted his gut and in the majority of cases was right. He struggled to fully articulate his ideas and believed he was surrounded by idiots as no-one contributed to discussions. He found himself often yelling at people to get things done, some saw him as a bit of a bully, but he did deliver results. In this case we used the Human Synergystics Life Styles InventoryTM (LSI) to diagnose and map his behaviours (see exhibit 2). Exhibit 2: Before© CTION NEEDS SATISFA CONSTRUC 12 11 EM HUM A 1 S NIS TIC -EN OU RA GI NG COMPETITIVE AL SIT 7 IO N AL AVOIDANCE 6 EN DEP DE NT 5 S PA ST Y NS PO LES IO N NT VE CO N OP FE AG R S ES R G 4 IV E SIVE STYLES E F EN WE 8 PO /D I VE TASK ORIENTATION 3 ORIENTATION PEOPLE APPROVAL 9 2 E P ER FE C T IV I L IA TI O NI F AF 10 IEV SELF-ACTUALISING ST Y LE ST H AC EN T TIVE S / IVE DE S E C U RIT Y NEEDS Research & Development by: J. Clayton Lafferty, Ph. D. Copyright ©1987-2014 by Human Synergistics International. All Right Reserved. This analysis showed the high levels of aggressive behaviours and lack of development both of himself and others in his team. This led to knock on behaviours and set some of the cultural tone in the division. It also became clear that many of his behaviours were not consistent with the agreed future state behaviours. This diagnosis tool provided a starting point for a series of behavioural changes over a period of 18 months. Working together with him and his team he dramatically changed his behavioural styles with a resulting impact on the culture in the division. He listens, seeks peoples’ views, considers the impact he might have in meetings before speaking, and is able to use data to support his gut feelings. One of the team members involved at the start of the programme went on extended leave. On their return they were amazed at the change. Exhibit 3 shows the final profile for this leader and the behavioural shift achieved. Exhibit 3: After© CTION NEEDS SATISFA CONSTRUC 12 11 1 S NIS TIC -EN OU RA GI NG COMPETITIVE AL SIT 7 IO N AL AVOIDANCE 6 D N EPE DE NT 5 S PA ST Y IV E NS PO LES IO N NT VE OP FE AG 4 CO N E STYLES F EN S I V I R S ES GR WE 8 PO DE VE / TASK ORIENTATION 3 ORIENTATION PEOPLE APPROVAL 9 2 E P ER FE C T IV I L IA TI O NI F AF 10 IE HUM A ST Y LE ST H AC NT ME VE SELF-ACTUALISING TIVE SI V D E/ E S E C U RIT Y NEEDS Research & Development by: J. Clayton Lafferty, Ph. D. Copyright ©1987-2014 by Human Synergistics International. All Right Reserved. * Life Style Inventory TM (LSI) and the LSI Circumplex are trademarks of and copyrighted by Human Synergistics International. All Rights Reserved. 4. TREATMENT – HOW TO CHANGE RISK CULTURE Too many risk culture change programmes focus primarily on making structural adjustments in the organisation. They change reporting lines, compensation, year-end review forms, policies and other elements of the ecosystem. They then typically roll out a ‘sheep dip’ programme. The rationale is that these actions are sufficient to kick-start change in an organisation’s risk culture. We disagree. In our experience these programmes have a temporary benefit. In many cases, they do little more than provide a short-term illusion of action and in the worst case deliver cultural change fatigue. Changes are embedded on paper only, not in behaviours. We recommend leading with behavioural interventions to embed a more mature risk culture, supported by a coordinated programme of structural changes. We also believe that a sustained effort is required to transition these into behavioural change. 4.1. A SHORT ANATOMY OF BEHAVIOURAL INTERVENTIONS An effective behavioural change approach uses a programme of planned waves. Each wave is typically 90 days, creates changes in behaviours and achieves the associated business impact. This approach ensures that the impact of the first wave of change informs what needs to be amplified or adjusted in the next wave. For those leading the change in risk culture, we believe that it is important to recognise that behavioural change interventions are not linear like many structural changes. Instead it is a process of interlinked behavioural adjustments across many groups and individuals. Although each wave of interventions will, and should, have a measurable impact upon the culture if done correctly, this change will sometimes move in an unpredicted manner. These learning loops and a commitment to running multiple waves are therefore important. The behavioural interventions should be focused on specific target groups and address defined behaviours. They will be based upon the data and insights gained in the diagnostic phase, and be tailored to each individual or group. The interventions are typically delivered via a number of forms, including: •• Working sessions and workshops •• Visits and experiences •• Support and coaching •• Pilots •• Peer feedback and action based reviews •• Consistent communications These actions need to be carefully designed as the detail is important if they are to be effective. In designing these, we recommend drawing from techniques that rely upon insights around how professionals learn new behaviours and establish new neural networks. We have found that the most effective tools apply some of the latest thinking from research in neural science, neuro-linguistic programming techniques and behavioural change. Many of these activities nudge behaviours by influencing them at both a conscious level (where many programmes focus) and a subconscious level (where most behavioural change occurs). Many people believe that such change should always start at the top, based upon the assumption that the behaviour of the hierarchy mirrors perfectly the impact of a leader’s behaviour. Our experience shows that the impact of leaders’ behaviours is rarely an exact mirror. A critical part of our assessment identifies which leaders have a bigger impact on the current organisation and we recommend that they are included in the first wave. Over time, as leaders demonstrate new behaviours which are sustained, this does have a positive ripple affect across the business with others then emulating behaviours and modifying them to suit their working environment. To ensure there is a sufficient level of consistency across the organisation, a subsequent wave of change would typically be used to shape how teams and individuals emulate their leaders. In addition to role modelling behaviours, both formal and informal communication supports the change, and helps use authority bias and group dynamics to precipitate changes in behavioural habits. As well as the normal corporate change communications, targeted and at times provocative communications can be used to help nudge people and get them thinking about the change in their day-to-day working environment. CASE STUDY 2 A TYPICAL BEHAVIOURAL INTERVENTION PROGRAMME The Board of a global Financial Services organisation asked us to support the change of their culture to one with greater transparency, support and challenge. This programme was developed for the top three layers of leadership to help develop and support them in shifting the organisation. We implemented three 90-day waves of change; each focused on a distinct aspect of the desired cultural change: •• Wave I: Focused on the behaviours required at an individual level to become a more resilient leader who is better able to deal with change and risk, including areas such as building self-belief, managing contentious situations, trusted advisor conversations, and performing under pressure •• Wave II: Focused on inter and intra team dynamics and how they could improve the level of transparency, trust and collaboration across the holding company and its divisions •• Wave III: Focused on the organisational and structural changes needed to support the new culture and way of working, creating a highly resilient organisation with changes in learning and development, governance and staffing The impact of the change was demonstrated in the re-running of the behavioural analytics used in the initial diagnostics – 80% of the leaders were much closer to the ideal behavioural pattern. Feedback within the organisation was very positive with evidence of an accelerated change. 4.2. STRUCTURAL CHANGES TO REBUILD THE ECOSYSTEM In parallel with the behavioural changes, work must be undertaken to ensure that the structural elements of the organisation (such as performance management and incentive frameworks, promotion processes, policies, controls, and rules and guidelines) are aligned with the new risk culture. The good work being done to gradually change behaviours will be quickly undermined if compensation frameworks still incentivise the wrong behaviours, or if risk policies are insufficiently clear or comprehensive. The structural drivers that are often adjusted and improved include: •• Articulation and communication of mission, strategy, values and risk appetite. Communications should be clear and consistent, so that staff understand how the organisation’s goals and values apply to them and help translate these into changes in their daily actions •• Organisational structure and governance. The formal structures people work within (for example, reporting lines, committees, role descriptions, decision rights, delegated authority, key decision processes, etc.) need to support the desired culture •• Policies, training, processes, tools and data. Policies and procedures should be clear, comprehensive and consistent, communicated and accessible to relevant staff, so that no one can claim that they are not aware of the rules. Processes with clear roles, responsibilities and deadlines reduce conflicts and frustrations. Robust tools and data are required to enable the rapid identification and escalation of issues •• Performance management, targets, incentives and enforcement. Aligning personal, team and group targets and incentives with cultural values, rewards the desired behaviour. Setting, communicating and enforcing meaningful and proportionate penalties for risk or compliance breaches discourages bad behaviours. However, ambiguous and an overly long list of targets can be counterproductive •• Employee hiring, direction and development. A high performance and risk mindful culture helps attract, grow and retain talented staff, reinforcing business success and risk awareness. Cultural messages and priorities therefore need to be embedded in key HR processes such as recruitment, on-boarding, training, succession planning, and promotions •• Structural controls. Even institutions with a very robust risk culture cannot dispense with structural risk controls entirely. Accidents will happen, human error will occur, honest mistakes will be made and the occasional ’bad egg’ employee will pop up now and then. Therefore, a robust structural control framework (limits, policies, restrictions, rules, monitoring, and controls) goes hand-in-hand with a strong risk culture to ensure risk-taking remains within appetite This in itself can amount to a material effort, requiring careful review of the organisation’s policies, processes and frameworks to identify and address inconsistencies. This can be especially challenging when sensitive topics such as compensation are involved. These changes play a critical supporting role. They ensure that structures are created that are consistent with and will reinforce, and not undermine, the new risk culture over a sustained period of time. 4.3. CHECK-UPS – HOW TO KNOW WE ARE MAKING PROGRESS Although organisations may agree on the desired end state with respect to the risk culture, the starting points and duration of the journey varies from under a year to five years. Changing risk culture takes time, effort and skill over a sustained period, to rewire behaviours that have been built and reinforced over many years. Hence, when undertaking a critical programme which touches the entire organisation, it is vital that monitoring is robust. Progress needs to be measurable with achievements recorded each quarter. Fortunately, the behavioural analytics diagnostic tools provide suitable options for measuring progress against the risk culture goal. Changes in core behaviours, comparisons between different teams, and leadership impact also provide measures of progress and insights to help refocus future waves of change. Leading organisations regularly track key risk culture indicators and incorporate them into senior management risk reporting. In addition to the behavioural analytics metrics, proxy indicators such as staff turnover, risk limit and compliance breaches, and percentage of staff completing risk and compliance training, can be leading indicators of risk culture problems – especially if granular reporting permits the identification of pockets of inconsistent risk culture. Monitoring efforts can be particularly, though not exclusively, concentrated on areas previously raising concerns, or where there are other high-risk characteristics such as new business units, fast growing or remote businesses, and uptick in key risk indicators. 5. THE DOCTOR’S ADVICE Understanding and changing risk culture is not natural for many financial services organisations. It requires greater insight into culture and behaviour, the development of new skills, and sustained effort and monitoring at all levels. If done effectively, it will build a new self-reinforcing set of behaviours that cements a more mature risk culture of risk taking and it will drive business performance. “Culture is what people do when no-one is looking” (HERB KELLEHER, CO-FOUNDER AND FORMER CEO SOUTHWEST AIRLINES) CONTENTS WOMEN IN FINANCIAL SERVICES From evolution to revolution: the time is now WOMEN ON THE BOARD: Token or Totem? RISK CULTURE: No silver bullet MIND THE GENDER GAP: Understanding women as consumers of investment services SPOTLIGHT ON RUSSIA 2 23 29 37 44 26 SPOTLIGHT ON CANADA: A web of support for gender diversity 33 SPOTLIGHT ON SWEDEN: Going from good to great 41 47 PICKING THE RIGHT BATTLE: Lessons from the gender debate in motor insurance CATCHING UP FROM THE BACK OF THE PACK: Oliver Wyman’s experience FOREWORD There have long been concerns about the lack of women at senior levels in financial services. Many have suggested that the excessive risk taking and mistreatment of customers in the pre-2007 boom were caused by the overwhelming masculinity of the industry; some have asked whether the crisis might have been avoided if Lehman Brothers had been Lehman Sisters. To assemble a fact base for this report we have analyzed the gender mix of senior staff at over 150 firms internationally and surveyed over 1,000 current and potential financial services employees from five countries. And, by far the most interesting part of our research, we interviewed over 60 senior women (and a few men!) from across the sector. That is not the whole story, of course. The crisis had many causes. And a lack of diversity has many consequences. But regardless, it remains clear that the sector is losing out in the “war for talent”. We were consistently inspired by the calibre, character and charisma of the women that we met. They are a diverse group, defying generalizations or stereotypes, and every one of them is passionate about encouraging and supporting more women to progress within their industry. We would like to thank all our interviewees for their time, thoughts and candor. We have been unconvinced by the depth of some of the discourse on this topic. Individual anecdote and stereotyping predominates, and facts are too seldom brought to bear. At Oliver Wyman, we pride ourselves on applying our in-depth industry expertise to help our clients tackle and address their most challenging and difficult problems. But on this topic, we felt we had no credibility as the majority of Oliver Wyman’s partners are men too. We were also losing the “war for talent”. So we have spent five years scrutinizing Oliver Wyman’s own lack of gender diversity, and have launched ongoing initiatives to address it – some have been successful, some less so. Along the way we have been helped by our clients and friends across the industry. This report represents our attempt to return the favor. We have tried to move beyond individual experience and anecdote to explore the questions: What stops women getting to the top in financial firms? And how can the industry improve? We have been surprised by some of the results, and our conviction that financial firms, and we, must do more to support women has only increased. We hope you will be equally interested and inspired by what we now plan to make an ongoing study. Nick Studer Managing Partner, Financial Services Michelle Daisley Partner, Financial Services Lead author, Women in Financial Services London, December 2014 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES WOMEN IN FINANCIAL SERVICES FROM EVOLUTION TO REVOLUTION: THE TIME IS NOW Visit your local bank branch or call centre and you are likely to encounter more women than men working there. But not if you visit the executive suites at head office. At 150 of the world’s major Financial Institutions only 13% of Executive Committee (ExCo) members and 4% of CEOs are women. Over a third of ExCos are still entirely male. Looking at the current trend, this situation is not likely to change any time soon. This is a problem for the financial services industry. Never mind social justice or corporate social responsibility. A lack of senior staff diversity is bad for business – bad for employee morale, bad for customer service and bad for shareholder returns. “We’re not taking advantage of all available talent. This is a huge drawback for the sector” Veronica Augustsson, CEO, Cinnober A growing body of research suggests that firms with diverse management teams make better decisions, being less prone to group think and more able to see issues from many angles1. This is especially important in a sector that has recently suffered scandals attributed to unchallenged leadership and group think. The financial services industry needs more diverse leadership. “Decisions are better when people who have multiple experiences and points of view come together, because no one person, however intelligent they are, will have the answer” Charlotte Hogg, Chief Operating Officer, Bank of England 1 For example, “Why Diversity Matters”, July 2013, Catalyst Information Center 2 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Diversity improves average staff calibre, and not only by making better use of half of the talent pool. A diverse and inclusive workplace is an important part of attracting and retaining the best talent, both male and female, and allows firms to understand their customers better. EXHIBIT 1: % OF BOARD AND EXCO MEMBERS THAT ARE WOMEN IN MAJOR FINANCIAL SERVICES FIRMS 30 25 20% 20 This report contains eight short articles that discuss a range of gender-related issues in financial services. These articles are based on interviews conducted with senior women and men in the financial sector in several countries and a survey of 1,000 current and potential financial services employees (men and women) from around the world. It also draws on statistics we have collected concerning female representation within the financial industry. One article comes from outside Oliver Wyman: Emily Haisley of Barclays Investment Services contributes a fascinating perspective on women as consumers of investment services. This introductory chapter looks at the position of women in financial firms and at changes over the past 10 years; it explores the reasons behind women’s under-representation at senior levels; and it shares some innovative approaches that can increase gender diversity while serving the interests of all stakeholders: customers, employees, shareholders and society at large. WOMEN IN THE FINANCIAL SERVICES SECTOR TODAY Board members that are women 15% 15 13% 12% 12% 10% 10 ExCo members that are women 5 Interquartile range 0 2003 % WOMEN 0% >30% BOARD % 29 % 8 2008 EXCO % BOARD EXCO % 40 % 14 49 20 % 10 5 2013 BOARD % 14 % 23 EXCO % 35 % % 11% Source: Oliver Wyman analysis of company disclosures Beneath this overall modest improvement lies some significant variations by country and firm. Unsurprisingly, some countries are well ahead of others. Canada, Russia and the Scandinavian countries lead the pack in ExCo representation (see Exhibit 2 and our “Spotlight” articles). However, even in these countries we see variations between firms. How does gender diversity within the financial services industry look today and how has it evolved? We have analyzed the number of women on Boards and ExCos at more than 150 major financial companies globally. Female representation on boards has increased by two thirds over the last 10 years. However, female representation at ExCo level remains much lower and is increasing more slowly (see Exhibit 1). 3 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES EXHIBIT 2: % OF EXCO MEMBERS THAT ARE WOMEN, BY COUNTRY 40% 2003 2008 2013 20% 0 Japan Switzerland Italy Brazil Germany Spain Denmark China HK UK France Singapore USA Finland Australia Russia Canada Sweden Norway Source: Oliver Wyman analysis of company disclosures Research suggests that when a minority’s membership of a group reaches 30%, they come to be heard in their own right, rather than being perceived as “the voice of the minority” or feeling pressure to individually conform to the dominant group2,3. Only in Norway does the average ExCo have more than 30% women, the critical mass. Women have been most successful in reaching ExCo-level positions in the support and compliance functions. On average, 13% of ExCo members are women but over a quarter of ExColevel Heads of Audit, Legal, Compliance or Marketing are women. The Head of HR is more likely to be a woman than a man. Support and compliance roles typically have more predictable hours of work than “P&L” roles, making them easier to combine with family commitments, which still usually weigh more heavily on women. Some interviewees have also suggested that in the past (when today’s ExCo members were starting their careers) these functions were easier to break into on the basis of professional qualifications rather than “the Old Boys network”. “Women men ffeel more comfortable in [support and com pliance] roles due to the confidence the required compliance] i qualifications give them. General management positions [have] vaguer criteria … If you’re in a minority these qualifications give you the resilience you need to cope with all the very minor downers that you’re going to encounter. It also buys you a bit of respect from the guys” nd former Rachel Lomax, Board Member, HSBC and ngla Deputy Governor of the Bank of England 2 Dahlerup, Drude. 1988. “From a Small to a Large Minority: Women in Scandinavian, Politics.” Scandinavian Political Studies 11 (4): 275–98 3 Joecks Pull, Vetter “Gender Diversity in the Boardroom and Firm Performance: What Exactly Constitutes a ‘‘Critical Mass?’”, Springer Science+Business Media Dordrecht 2012 4 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES EXHIBIT 3: GENDER MIX FOR VARIOUS EXCO ROLES AT FINANCIAL INSTITUTIONS (%) Head of HR 59% Head of Marketing 41% 43% Head of Audit 57% 36% Head of Legal 64% 33% Head of Compliance Head of Strategy 23% Head of IT 23% 67% 27% 73% 77% 77% Total ExCo members 13% 87% Head of BU/Region 11% 89% COO 11% 89% CFO 92% 8% CRO 4% 96% CEO 4% 96% % Female % Male Source: Oliver Wyman analysis of company disclosures Only 4% of the CEOs of financial firms are women. There are also comparatively few female ExCo members leading profitgenerating lines of business (i.e. Head or CEO of a Business Unit (BU), Division or Region), fewer female CFOs, COOs and CROs. At ExCo-level, these positions tend to be better paid than compliance and support function roles4. They are also the more traditional path to the very top of the leadership pyramid, i.e. CEO. Not surprisingly, CEOs tend to be recruited from the heads of the major business units because proven success in a P&L role is often a key hiring criterion. Only 6% of all S&P 500 CEOs previously held a non-P&L position before being appointed CEO5 . “A lott of w women choose a more functional career path. If yyouu don’t get g the P&L responsibilities early on it’s very unlikelyy that un tha you’ll be able to make the jump to a CEO role” rol Seraina Maag, President and CEO of EMEA region, AIG on, AI 4 Source: OW analysis of company disclosures, ExCo member compensation in 2013 of 99 financial services firms from 14 countries (UK, US, Sweden, Norway, Denmark, Australia, Canada, France, Germany, Hong Kong, Italy, Japan, Spain, Switzerland) 5 Bloomberg Markets, Nov. 2014, “How women get side-tracked” 5 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES WHAT IS DIFFERENT ABOUT FINANCIAL SERVICES? Financial services compares reasonably well with many other industries if you consider only the percentage of senior roles occupied by women. As noted above, 13% of ExCo members in financial services firms are women; this compares to an average of 13%6 across all sectors. But this statistic can mislead. Many financial services firms have more women than men at junior levels7. EXHIBIT 4: RELATIVE PROBABILITY OF PROGRESSION* FROM JUNIOR TO MID-LEVEL AND FROM MID TO SENIOR LEVEL FOR WOMEN COMPARED TO MEN (US, 2013) 120% Equal opportunity for men and women 100% 80% likely for a woman in financial services to progress from a middle to a senior level position as it is for a man. This is despite the relative probability of junior female employees reaching the midlevel being nearly equal to men (at 87%). For a smaller sample of 10 UK banks and insurers, the relative probability for female staff to progress to senior level is similarly low9. And the same story emerges across all roles, including those with a high proportion of senior women, in asset management and wholesale banking10. The glass ceiling appears to be largely intact. In our survey of 800 professionals within the financial services industry worldwide, 55% of women agreed that “it is harder for women to reach senior leadership roles in financial services than it is for men”. Awareness of the challenges faced by women in reaching the top appears to be lower among men, of whom only 42% agreed with this statement. Exhibit 5 shows that there are material differences in the perception and awareness of gender diversity issues in the industry between men and women. 60% EXHIBIT 5: OLIVER WYMAN SURVEY OF FINANCIAL SERVICES PROFESSIONALS 40% 20% 0 Financial Services Real Estate Health Wholesale IT Retail Entertainment Education Manufacturing Waste Tech Public Mining + O&G Utilities Relative probability of progression from junior to mid Relative probability of progression from mid to senior Source: U.S. Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) * The relative probability is the ratio of the probability that a woman will be promoted to the probability than a man will be promoted. I.e. if this ratio is 1 (or 100%), the probability of progression is equal across genders Our analysis of US data reveals that women’s probability of progression from middle to senior levels of management relative to their male counterparts is worse in financial services than in any other sector. In fact, the relative probability8 of women making this step is only 45%. In other words, it is less than half as 6 Credit Suisse Research Institute, Sep 2014, “The CS Gender 3000: Women in Senior Management” 6 7 Source: U.S. Equal Employment Opportunity Commission (EEOC), company disclosures and Statistics Sweden “It is harder for women to reach Female 19% senior leadership roles in Financial Male 11% Services than it is for men” “Men and women Female 12% have the same opportunities to be promoted in the Male 14% same timeframe” “Better gender balance in senior Female 14% management positions should Male 5% be a top priority” Strongly Agree 36% 31% 26% 32% 29% 21% 29% 38% Agree 24% 29% 18% 39% 37% 25% 16% 2% 46% Neutral 7% 2% 8% 2% 19% Disgree 5% 4% Strongly Disagree Source: Oliver Wyman survey 8 “Relative probability” is the ratio of the probability that a woman will be promoted to the probability than a man will be promoted. I.e. if this ratio is 1 (or 100%), the probability of progression is equal across genders 9 Source: Company disclosures 10 Source: Robert Walters WOMEN IN FINANCIAL SERVICES So why are there so few women in senior roles at financial institutions? The answer does not appear to be that overall the sector is a particularly “hostile environment” for women. Only 8% of female financial services professionals think that the industry is not a good place to work (the same proportion of men felt this way too). Many of our interviewees spoke passionately about the benefits of being in the industry – a professional and challenging environment, high investment in personal development, high calibre colleagues and diverse career opportunities. At the extremes of behaviors, indicators such as sexual discrimination law suits are lower than for other industries too11. The senior women we interviewed confirm that the overt sexual harassment and discrimination that was present in the past is largely over, and not tolerated on the rare occasions that it does occur. However, financial services may have an image problem amongst potential employees, especially women. The idea that financial services is a macho, male-dominated industry has been perpetuated by the sector’s portrayal by Hollywood (e.g. “Wall Street”, “The Wolf of Wall Street”) and reinforced by the “laddish” tone of some recent high-profile scandals. anci services tends to be a very meritocratic “Financial ind stry because bec industry performance is transparent. This allows pe rmers, irrespective of gender, to advance and that performers, should be seen as a positive” Christiana Riley, Head of Corporate Strategy, Group Strategy (AfK), Deutsche Bank “ ‘Old school sexism’ used to be quite prevalent two decades ago, particularly in the sales and trading environment. It is much less about that direct ‘old school sexism’ now” Anna Marrs, Group Head of Commercial and Private Banking Clients, Standard Chartered “There’s an image problem with our industry and we lack role models. So, if you’re a young woman and … you see all these guys walking around in suits, it doesn’t really seem that appealing” Seraina Maag, President and CEO of EMEA region, AIG “There is a lot of testosterone in Wall Street firmss and this tor firms” firms has had a spill over effect to other financial sector “Before one day’s forex fix, one trader commented in a chatroom: ‘nice job gents’. After the fix traders commented: ‘I don my hat’, ‘well done lads’, ‘bravo’ and ‘we fooking killed it right’ [sic].” B Barbara Yastine, CEO, Ally Bank Financial Times “Traders’ forex chatroom banter exposed” (12th November 2014) 11 In the US in 2010, only 0.05 sexual discrimination law suits per 10,000 employees were filed within the industry, fewer than the 0.09 per 10,000 employees across all industries in the same year. Source OW analysis, U.S. Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) and IWPR/Wage Consent Decree Database 2010 7 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES When female students were asked about their perceptions of the culture within the industry the answers were more negative than those of their male counterparts (see Exhibit 6). “Political”, “aggressive” and “arrogant” made it into the top 4. This poses a challenge for the industry in attracting high calibre female graduates. EXHIBIT 6: MOST POPULAR RESPONSES TO THE QUESTION “WHICH WORDS BEST DESCRIBE THE CULTURE WITHIN THE FINANCIAL SERVICES SECTOR?” TOP RANKED WORDS 1 2 3 4 5 FEMALE STUDENTS MALE STUDENTS FEMALE FS MALE FS PROFESSIONALS PROFESSIONALS Political Political Customeroriented Risk-taking Intellectual Risk-taking Value-adding Aggressive Risk-taking Value-adding Risk-taking Arrogant Customeroriented Teamwork Intellectual Customeroriented Arrogant Political Teamwork Customeroriented Until recently, the stereotypical image of a successful senior financial services executive has been someone willing to work long hours, who is dominating and hierarchical towards employees, ruthlessly “follows the money”, thrives in an aggressive and “macho” working culture and takes excessive risks. In our survey, the traits most frequently identified with successful leaders in financial services in the past were “Aggressive”, “Dominant” and “Career-oriented”. Such a person is not necessarily a man, but is likely to be. John Gerzema and Michael D’Antonio asked 32,000 respondents worldwide to categorize a set of 125 human behavioral traits as masculine, feminine or neither. “Aggressive”, “Dominant” and “Career-oriented” were all identified as masculine traits12. In fact, of the seven leadership traits that were rated in our survey as most important in financial services in the past, six are perceived as masculine and one as neutral. No traits were viewed as feminine. This model for leadership excluded not only many women from making it to the upper echelons of financial firms but also many men who did not fit the “alpha-male” stereotype. Senior management thus lacked diversity in more respects than gender. Source: Oliver Wyman survey Barriers are no longer based on direct and overt hostility towards women. Instead, they are caused by deep-seated, possibly unconscious, biases about what it takes to perform at the top of financial firms: biases that disproportionally disadvantage women. These barriers are more subtle and therefore harder to identify and tackle than the overt misogyny of the past. “ “There’s ’s still st the ‘hard man’ image of a leader in bank ng, and that’s t banking, the bias in the appointment process along the way. ‘Can this woman manage proc these big animals in trading, banking?’” Anna Marrs, Group Head of Commercial and Private Banking Clients, Standard Chartered “Sometimes it’s hard to define what competence actually is and which words to use – especially since some words are associated with more male traits rather than feminine” Sofia Falk, CEO and founder, Wiminvest minv 12 The Athena Doctrine, April 2013, John Gerzema & Michael D’Antonio 8 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES The few women who got to the top during the 1980s and 1990s often did so by succeeding within the terms of a fundamentally male proposition. Given the disadvantages they faced, many adopted masculine characteristics to fit the dominant culture and demonstrate leadership traits believed to be essential for success. A woman cannot give birth without taking some time off work. Long working days, late nights in the office and overnight business trips are also difficult to combine with parenthood, especially for the primary care-giver, a role which is still most often held by women. Many promising women have looked at the lifestyle of senior management and thought “that’s not going to work for me”. In our survey, only 35% of women and 33% of men agree that family obligations and activities outside of work are recognized and supported in the financial services industry in general. Things have begun to change. Firms understand that they are missing out on the contributions of the entire talent pool of potential employees. Parental leave has been extended not only for women but for men. Paid paternity leave helps women with working husbands return to work earlier. State-funded preschool childcare has been extended in many (but not nearly all) developed Western countries. And, in some countries, such as Norway, the law now imposes a minimum requirement for the percentage of corporate Board members who are women. But the more important changes are those taking place inside financial firms. The traditional image of a senior industry executive is no longer appealing to employees or to shareholders. Excessive risk-taking, arrogance or group-think lie behind many of the problems that financial institutions have encountered in the recent past: not only the losses incurred during the financial crisis but the various scandals around poor conduct, mis-selling and other mistreatment of customers. In our survey both men and women ranked “trustworthy” as the most important trait that will be required for the future leaders of financial services, signalling the shift in mind set and practice required. “Getting tting a critical mass of women into the financial ser ices industry indu services will be crucial in changing the culture. In the current rrent minority, m women are forced to conform to the behavior of men” Rachel Lomax, Board Member, HSBC and former Deputy Governor of the Bank of England “Post the financial crisis, shareholders are looking for a different culture in financial services. Part of that cultural transformation will require a different model of leadership” Anna Marrs, Group Head of Commercial and Private tered Banking Clients, Standard Chartered 9 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES HOW TO INCREASE DIVERSITY AT SENIOR LEVELS? There is a growing consensus that financial firms’ recent problems are partly due to the homogeneity of past leadership teams. This has reinforced the desire to make them more hospitable environments for a diverse group of ambitious men and women. Male domination of senior positions is a symptom of broader problems around overly narrow models for leadership, inflexible working practices and an inappropriate culture. Tackling these issues is therefore not simply “diversity for diversity’s sake” but will generate important benefits for all employees, customers and investors, male and female. Financial firms recognize this and most major firms have already invested significant time, money and senior management energy in gender diversity and inclusion efforts. Many have well-established women’s networks, provide targeted training, coaching and mentoring to female employees and offer maternity and flexible working options that exceed local statutory requirements. “Our growth grow is predicated on understanding diverse ma kets. Diversity Div markets. is not just the right thing to do from a val persp values perspective, it’s also good business. It helps us to understand those segments of the population … anticipate their needs and better deliver to them” Shauneen Bruder, Executive Vice President, Operations, Personal & Commercial Banking, Royal Bank of Canada “In some ways, financial services firms are a good place to be for a woman. They can invest in diversity programs, enhanced ht” maternity schemes, etc. and are keen to get it right” tment Bank Senior female executive, Major European Investment 10 Nevertheless, only 41% of the women and 49% of the men we surveyed feel that their firms are doing enough to attract and retain female employees. However well-intentioned, many of these programs are badged as being “for women” and can carry something of a stigma. For example, part-time roles, flexi-time and job sharing are perceived to be of lower value than full-time positions, and are often informally referred to as the “Mommy Track”. In a culture where face-time is valued, those who regularly work from home are disadvantaged. While training and coaching on how to survive and succeed in a man’s world can be useful, training women to be “Men in Skirts” is not going to be a sustainable or authentic long-term solution; it will not deliver the sought-after benefits of diversity. Some of these programs risk isolating women further, for example, by teaching women that their own style and approach will be ineffective in the world of financial services and that they must adopt more masculine behaviors to succeed. This sometimes leads women to opt out of such “Women’s Initiatives”, resulting in a lack of uptake, especially in male dominated areas where participation can actually harm a woman’s professional image. WOMEN IN FINANCIAL SERVICES “Policies cies sshould apply equally to men. Real and perceived me ocracy should s meritocracy prevail” Euleen Goh, Chairman of Singapore International Foundation and Board member at DBS Group Holdings Ltd, CapitaLand Ltd, SATS Ltd, Royal Dutch Shell plc and former CEO of Standard Chartered Bank Singapore “Women’s networking is pretty much a waste of time if none of the women are very senior. I mentor a lot of women informally. This is much more effective” Carol Sergeant, Board Member, Danske Bank “Some of the women I’ve spoken to state their abhorrence of “groups for women” – it’s like being sent to remedial class. Separating the genders for training is segregation, and segregation and diversity do not go hand-in-hand” Karen Wilson, CEO, Hoggett Bowers “At a previous employer I had the experience of men making jokes about women’s networks. Even if the networks say men are welcome, men generally don’t attend and some seem quite suspicious of the whole thing!” Sarah Pierce, Investment Director, Praesidian Capital and 2013 “Woman of the Future: Professional13” “There is too much focus on trying to make females want to become leaders and too little focus on making structural changes and assessing the culture” ident, PWN Marijo Bos, Global President, Gender diversity programs have often been owned by the HR department and have in the past been viewed as initiatives to help women better assimilate to the traditional financial services culture rather than providing competitive advantages for the institution. To get the benefits of greater gender diversity, firms should focus less on “fixing the women” and instead look to fix the institutional culture and business norms. To make more rapid progress on gender diversity, change needs to be driven from the very top of the organization. This means leadership, ownership and accountability from the Board, CEO and ExCo, with HR playing a supporting role. All senior executives need to play an active role. Our analysis reveals that while many sectors share the challenges faced by financial services in retaining and promoting high calibre women, there are some challenges, relating to the pervading culture, working practices and models for leadership, that are specific to financial services. Initiatives to improve gender diversity must therefore be tailored to address these particular issues. What does this mean in practice? The following pages outline six creative initiatives that can help financial institutions to improve diversity, many of which are already being pursued by some financial firms. We believe they should form the basis of a playbook for improving diversity. While our focus is gender diversity, these initiatives can support diversity more generally – not only in gender or ethnicity but also in background, character, experience and lifestyle. 13 http://womenofthefuture.co.uk/awards/2013-winners/ 11 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 1 FIX THE INDUSTRY, NOT THE WOMEN The biggest challenge lies in changing the stereotypes, assumptions and biases about what is required for leadership and success that permeate the culture of financial institutions. The senior management of financial firms have always been almost exclusively men and they remain the strongly dominant group. This means that what is in fact a gender-based bias may be perceived by most senior managers to be no more than commonsense meritocracy. These assumptions relate to both day-to-day working practices and also the qualities required for leadership. For example, a manager might assume that a young mother would not be interested in a role that requires long hours or travel, and offer the opportunity to someone else, rather than asking her about her interest in the opportunity and how she could be supported in taking on the additional responsibility. Certain behaviors are perceived differently when exhibited by men and women. For example, an assertive man might be perceived as being a strong leader whereas a similarly assertive woman might be perceived to be “strident” or “bossy” (adjectives rarely applied to men). And as noted earlier, the character traits traditionally associated with leadership in financial firms have been typically masculine. These stereotypes often permeate role profiles, search criteria and performance evaluations. They may also deter women from seeking senior positions in the first place. Our survey of financial services professionals revealed that ideas about what an effective leader looks like are beginning to change, and leaders of the future will need a more diverse combination of masculine, feminine and neutral traits. 12 “Menn still sti hold the positions of power by and large and so the importa important thing is what their attitudes are to gender diversity. If m men don’t change their attitudes, it’s going to be hard for anything to change” Carol Sergeant, Board member, Danske Bank “At some point you get to a management level where you can’t avoid conflict anymore. While women can certainly handle conflict at this level, it tends to cost us both more emotional anxiety to gear up for the conflict, as well as generate more negative reactions from male counterparts as we engage” Christiana Riley, Head of Corporate Strategy, Group Strategy (AfK), Deutsche Bank “In every institution there’s a model of what success looks like … they’re often inherently male-biased” ngla Charlotte Hogg, Chief Operating Officer, Bank of England WOMEN IN FINANCIAL SERVICES The second, and perhaps the most important step in eliminating biases is ensuring that these assumptions about what it takes to be an effective leader do not influence hiring decisions, promotions, the allocation of career opportunities and performance evaluations. To bring this about, senior management should change their recruitment and promotion criteria and set targets for attracting and developing a diverse set of leaders. “Thee suitability suit criteria might not be right. It’s about broadenin broadening our horizons when looking at candidates” S Andrew Large, Former Deputy Governor of Sir the Bank of England and Founding Partner of Systemic Policy Partnership Important in past PAST IMPORTANCE The first step in addressing these unconscious biases and assumptions is to get people to recognize and understand these in their own thoughts and behavior. Management may require some training to help them do this. Some firms, are taking measures to improve awareness of gender issues, using workshops and reverse mentoring, whereby more junior female employees share experiences of the challenges they face as women in the workplace with senior management. Because such engagement can be uncomfortable, however, it is not nearly as widespread as it should be. EXHIBIT 7: SURVEY RESPONDENT VIEWS REGARDING PAST AND FUTURE IMPORTANCE OF LEADERSHIP QUALITIES WITHIN FINANCIAL SERVICES Not important in past This longer list of traits is unlikely to exist within a single person. Senior teams will therefore need to comprise a more diverse mixture of people who can collectively demonstrate all these traits. Dominant, Arrogant Career-oriented Cunning Natural Leader Ambitious Carefree Charming, Popular Generous Patient, Intuitive, Understanding, Trustworthy, Candid, Competitive, Analytical Logical, Dynamic n/a Not important in future Adaptable, Flexible Perceptive, Team player Agile Traits that were important in the past were mainly masculine More traits will be important in the future; these are masculine, neutral and feminine Masculine trait Neutral trait Feminine trait Important in future FUTURE IMPORTANCE Source: Oliver Wyman survey data; masculine / feminine / neutral trait classifications as per The Athena Doctrine, April 2013, John Gerzema & Michael D’Antonio “At Zurich we are aware that these biases exist. Acknowledging that ourselves and making our colleagues aware of these biases ensures they don’t hinder and have no influence on people related decisions” sura Cecilia Reyes, CIO, Zurich Insurance 13 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Many institutions have started to do this. In 2013 Deutsche Bank introduced “JustiFive”, whereby every manager is asked to apply five tips on leadership behavior that have been identified as being most effective in getting top diverse employees to the next level14. RBC’s diversity policy requires that hiring lists at all levels include diverse candidates or else explain why diverse candidates were not suitable or available and propose plans to rectify the situation.15 Regulatory bodies appear to be ahead of the curve on this topic. To challenge unconscious biases, the UK FCA have standardized their recruitment process and interview approach and the ACPR in France have formalized promotion criteria to reduce subjectivity in promotion decisions. The Bank of England has set itself some challenging new targets for the next three years as it seeks to broaden the range of thought, skills and experience within the institution. This includes to have an equal split of men and women in the organisation at management level by 2017. “We’ve We’ve created a robust recruitment framework that mitigates aagainst unconscious bias creeping into recruitmen recruitment and promotion decisions. Unconscious Bias training is mandatory at the FCA and we must map out the competencies required for job roles and use standardized questions at interview stage” Jennifer Barrow, Head of Corporate Responsibility, UK Financial Conduct Authority “We have formalized the different options/stages of career paths, clearly stating the fact-based criteria for promotion. Hence, there is reduced subjectivity when assessing the performance of an individual” ral, ACP Frédéric Visnovsky, Deputy Secretary General, ACPR ator (French Banking Regulator) 14 Deutsche Bank, “Building for the Future: Human Resources Report 2013” 15 RBC Employment Equity Report 2012 14 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 2 EXCO LEADERSHIP MEANS P&L EXPERIENCE As noted earlier, only 11% of ExCo members leading Business Units or Divisions are women. These roles are not only among the better paid ExCo positions but are also the traditional stepping stones to the position of CEO. Unjustified assumptions about women and about what is required for P&L responsibility (with regards to both leadership traits and work life balance) can prevent female professionals putting their names forward or being promoted into these roles early in their careers. The men who do get such opportunities are, from that point, on faster and better-paid career trajectories. Financial firms must overcome these biases (see initiative 1) and position women in P&L roles early in their careers. This will prepare them for promotion to senior P&L and CEO roles later in their careers. Placing high potential women into business line roles can be seen as part of a more general policy of designing career paths that rotate people between business lines and support functions. Such rotation has long been recognized as a good way of giving staff a broader understanding of their institution and the various dimensions of its business. However, care needs to be taken to avoid the perception of “tokenism”. Some banks, such as the Royal Bank of Canada16, are now doing this as a way of enabling talented women to move into more male-dominated areas. As with other initiatives aimed at increasing gender diversity, we believe that role rotation will be more generally beneficial for firms, giving all their staff, both men and women, a more rounded view of their enterprise. 16 RBC Employment Equity Report 2012 15 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 3 ADOPT FAMILY-FRIENDLY PRACTICES, FOR ALL Expectations about working hours and time spent at the office put working parents (and those with other caring responsibilities) at a serious disadvantage. Although men increasingly share parental and other domestic duties, surveys reveal that women still take on the majority of the burden and act as the “line of last defence” (for example, when childcare arrangements fail), even when they have full-time jobs outside the home.17 “I think nk technology te will play a key part in the future workplace. Fi Firms will need to figure out how to leverage technology to foster strong engagement and provide flexibility – in particular for women” Employers who want to help women advance to the top must do more to make allowances for life outside of work. They must make sure that even ambitious and talented employees do not feel that they will have to work hours incompatible with a family life. “It’s important to stop the concept that you’ve got to be available 24 hours a day in all parts of the globe to succeed” Moving away from a culture of long hours, office-based work and “face time” will not be easy. However, firms can take simple steps to start this change process. Many are investing in technological solutions to make working from home easier and less disruptive. Managers are focusing more on outputs (i.e. deliverables) rather than inputs (e.g. hours spent in the office or billable hours) to assess performance, and realizing that “flexible working” does not have to mean “less work done”. For example, Zurich has launched initiatives to improve workplace flexibility. The principal driving its “Agile Working” approach cover both hours, place of work and the opportunity to mix part-time and full-time work with the flexibility to move to other offices around the globe. This makes them more attractive to a diverse workforce including mothers and fathers with family demands. Seraina Maag, President and CEO of EMEA region, AIG Rachel Lomax, Board Member, HSBC and former Deputy Governor of the Bank of England “If I take three years out of work and return three years behind an equally able peer who stayed for those three years, I can accept that as fair. But if I was to take three years off and return five years behind an equally able peer or with limited career progression, I doubt I would accept that” Sarah Pierce, Investment Director, Praesidian Capital and 2013 “Woman of the Future: Professional”18 “By having this flexibility we’re able to retain and attract a diverse workforce. Some people are sceptical; this is a cultural and mind set change. We need to improve the skills of managers to work with employees who are not necessarily physically in the office all the time” uran Cecilia Reyes, CIO, Zurich Insurance 17 Pew Research Center March 2013, Modern Parenthood, indicated that in the US on average women spend 32 hours a week on child care and housework while men only spend 17 hours a week. 18 http://womenofthefuture.co.uk/awards/2013-winners/ 16 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES AXA have introduced an Employee Charter called “Working Better Together”, to which the entire senior management team has signed up. This sets out expectations around working practices, for example, “I avoid sending emails late at night or during the weekend and if I do, I do not expect any answer until the next working day” and “I schedule meetings between 9:00am and 7.00pm”. It is not only female employees who benefit from such measures. Many men who could be effective senior leaders do not conform to the old stereotype either. They too appreciate and are motivated by flexible hours and the ability to work from home. What supports female employees also supports a workforce that is diverse in respects other than gender, such as religion, ethnicity, family responsibilities and idiosyncratic preferences. Parental leave must become a standard expectation for men as well as women. Female employees who give birth can hardly avoid taking at least some maternity leave. To make it clear that doing so in no way signals a lack of commitment to the firm or career ambition, male employees should be strongly encouraged to take paternity leave and work flexibly. This would also help to mitigate the stigma currently associated with flexible working arrangements. “Formalizing mali these ‘unwritten rules’ has helped to set ex ectation and facilitate transparent discussions about expectations wh her working wor whether late hours is really necessary” Marine de Boucaud, Director, HR, AXA “‘Own the way you work’ is a flexibility initiative not focused on gender but on the individual’s need for flexibility, e.g. employees can pick up kids from school, work from home … The result of the new flexible working conditions can have a significant increase in productivity and quality” Alison Martin, Head of Life & Health Business Management, Swiss Re “Women in senior roles who take leave for maternity or other family care can cause resentment amongst peers. It’s not easy to fill leadership roles in the interim and people have to work hard to cover for them. If both women and men were doing this then it would become a ‘parent / carer thing’ rather than a ‘gender thing’“ “It takes true bravery for a male CEO to be seen picking up the kids from school and working flexibly - but it has a very positive impact throughout the business when hee does” Bow Karen Wilson, CEO, Hoggett Bowers 17 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 4 SUPPORT RETURNEES One way to find experienced and skilled women for management roles is to help those who have previously left to return. A talented woman may have left her job at a financial firm to raise her children. When her children begin school a few years later, she may be keen to resume her career. Yet the prospect of returning to the workforce after five years away can be daunting. Very few job descriptions do not specify that recent experience in a particular field is required. Financial firms are beginning to encourage women to return and help them through the “re on-boarding” process. For example, “Return to Bay Street” is a Canadian industry collaboration which provides internships for senior female bankers returning to the workplace. In 2008, Goldman Sachs launched a “Returnships” program, a 10 week internship for experienced professionals. Like a traditional internship for graduates, former professionals are given the opportunity to explore a new area of expertise or to go back to areas they previously worked within, even though these might have changed significantly while they were away.19 This year Credit Suisse launched “Real Returns”20, a similar 12 week internship program, and Morgan Stanley launched a 12 week program called “Return to Work”21. In 2012 Bank of America chose a slightly different way of bringing women back by launching their “Returning Talent Program” together with the Mumsnet Family Friendly Program and The Executive Coaching Consultancy.22 This comprises a full-day conference and a two day workshop with a focus on supporting the transition back to the workforce, covering CV writing, interview skills and insights on how to balance work and home life. The co-sponsors of the event also provide executive staff mentoring and coaching. 18 19 www.goldmansachs.com/careers/experienced-professionals/returnship 21 www.morganstanley.com/about/careers/return-to-work 20 www.credit-suisse.com/us/en/careers/experienced-professionals/working-with-us/ career-development/real-returns 22 newsroom.bankofamerica.com/press-releases/community-development/bank-americamerrill-lynch-returning-talent-program-opens-app WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 5 SPONSOR FROM THE TOP Up-and-coming male employees often benefit from informal mentoring, typically from a more senior male colleague with whom they strike up a close relationship. This informal mentoring support often creates a beneficial role model, as well as a ‘sponsor’ relationship, whereby the senior employee advocates on behalf of the junior employee in the allocation of promotions, projects and resources, and in performance management discussions. The majority of up-and-coming female employees are less likely to strike up such relationships because most of the staff above them are men. Such a relationship can even be perceived as inappropriate. The paucity of accessible role models, mentors or sponsors makes it more difficult for women to navigate a challenging career path. In addition, much internal and external networking is done informally in traditionally male-dominated places such as pubs, sports events or even, as in Russia, saunas24. This puts women at a further disadvantage. To compensate for these structural disadvantages, financial firms should construct formal mentoring and sponsoring relationships for their talented women, ensuring they get the same kind of advice and guidance more readily available to their male colleagues. These male sponsors may also benefit from some of the training highlighted in initiative 1, to ensure they are aware of their own biases and how to manage them. “I think ink it i is not a gender issue per se but due to the un onscious bias, we tend to be more comfortable unconscious me oring and a providing feedback to those who are like mentoring us, as opposed to actively going out looking for people with different skillsets” Sue Kean, Group Risk Officer, Old Mutual “It’s the classic example of men doing business down at the pub. Men meet with their suppliers, colleagues and business groups in certain places and times that are not always convenient for women. It’s perfect for them since they’ve designed it for themselves but women get excluded” Chris Sullivan, Deputy Group Chief Executive, RBS “I was fortunate enough to have a couple of very good sponsors early in my career that put me into stretch assignments” n, AI Seraina Maag, President and CEO of EMEA region, AIG 24 See “Spotlight on Russia” 19 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Given the lack of female leadership at most institutions, particularly in P&L and CEO-pipeline roles, junior women have few senior role models. This can place a lot of pressure on the few women who have made it to senior positions to take on extra mentoring, promotion and other responsibilities. Such women are also highly visible, and often feel disproportionate pressure not to fail. “Senior nior women in industry often gain a lot of media att ntion [m attention [more than equivalent men], not all of which is we me or productive, and this can be distracting” welcome Many senior women are happy to play this role, but it can be time-consuming and is sometimes referred to as the “female tax”. Firms must be careful not to disproportionately give responsibility for female mentorship to senior women. “When you’re the only woman in the room, you feel like you’re representing womankind” Senior men must also foster future female leaders. Those that do often find the experience to be highly beneficial – not only do they build their own “followership”, but they also gain startling first-hand insights into the challenges faced by ambitious women in their industry. Dame Clara Furse, Board member, Nomura Holdings, Member the Bank of England’s Financial Policy Committee and former CEO of the LSE Helen Rose, COO, TSB “Female mentors do appear to have a larger number of people to mentor than the average senior man. It becomes a numbers game as female mentors are so few but it is also a great opportunity to make a real difference to our talent pipeline” Angela Darlington, CRO, Aviva Life UK “We have a ‘Tandem’ program, in which a senior executive will sponsor a high potential woman. For a lot of these senior men, hearing the women’s personal stories really makes a difference, it’s very powerful” Marine de Boucaud, Director, HR, AXA “Sponsoring our emerging female leaders has significantly raised my awareness of the challenges women face at work and at home; but has also made me much more sensitive to issues affecting all of us” al Services, Nick Studer, Managing Partner Financial Wym Oliver Wyman 20 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 6 MEASURE PROGRESS... BUT WITH CARE Finally, if financial firms are to make progress on increasing diversity, they cannot treat it as a side-line activity. Increasing diversity must be a priority for the most senior management in the firm and not merely for HR. Performance against these targets should be reported at a senior level (for example, the Board Sustainability Committee) and included in the overall review of senior executives. It should influence compensation. This is especially important for an industry run on metrics. Crude targets and quotas can be counter-productive, posing the risk of “tokenism” and in extremis provoking resentment from some quarters. However carefully considered measures and metrics, added to scorecards and Key Performance Indicators (KPIs), do serve to track progress and focus management attention. Examples might include: % ExCo and Board members that are women % promotions to one and two levels below ExCo that are women, or % increase in representation of women at these levels Ensure all short-lists for key positions include at least x credible female candidates % of staff on “high flyer” or “fast track” programs that are women Ensure all ExCo members mentor and sponsor at least one high potential woman (with criteria in place to ensure that the mentoring and sponsorship is of sufficient quality and frequency) Increase retention rates for female staff at mid and senior management levels by x% % managers who have completed unconscious bias training “Som tend to hide behind the processes – ‘we have the “Some right promotion omotio practices, the appropriate maternity policies’ – but it is more about senior leaders making this a priority day in and day out” Marine de Boucaud, Director, HR, AXA “Companies need to gather more data on this topic to understand where the problems are, otherwise we won’t get anywhere” Carol Sergeant, Board Member, Danske Bank “In financial services, to make a change we have to play the numbers game” gemen and nd Helena Morrissey, CEO, Newton Asset Management Founder of the 30% Club 21 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES CONCLUSION This may all sound like a lot of hard work, especially when financial firms have much else to worry about, facing challenging market conditions and complying with new regulations in the wake of the largest financial crisis in 80 years. But firms that are apathetic about gender diversity and drag their feet will be making a serious mistake. At its core, increasing diversity in the senior ranks of financial firms is an important business matter. Legislators and regulators seek it and, increasingly, so do shareholders, employees and customers, for the sensible reason that it improves decision making, performance, sustainability, service and long-run profits. We firmly believe that for this to become a true and sustained normal, diversity must move from a nice-to-have HR project to a basic requirement for the leadership of all financial institutions. The success of financial firms depends on the calibre of their staff and their corporate culture. The “alpha-male” dominated cultures of the recent past won’t cut it any longer. Firms in “knowledge” and customer service industries need to draw on the full breadth of talent and perspectives relevant to their line of business. “In today’s oday war for talent, any organization that misses out on 50% 0% of th the talent of the world needs a wake-up call” Euleen Goh, Chairman of Singapore International Foundation and Board member at DBS Group Holdings Ltd, CapitaLand Ltd, SATS Ltd, Royal Dutch Shell plc and former CEO of Standard Chartered Bank Singapore Increasing diversity will create a virtuous cycle as more senior women not only provide role models but allow institutions to reach the critical mass at which senior women become a normal and influential part of the ExCo. We are optimistic for the future. More than a third of our interviewees felt that the industry was approaching a tipping point, a revolution in gender balance rather than a gradual evolution. Investment is available, senior managers want to see change and the business case is clear. However innovative thinking and sustained pressure is required. The financial services sector should be leaders, not laggards, when it comes to gender diversity. The current pace of change is not fast enough. The articles that follow look in more depth at particular facets of this challenge. They seek to add financial services-specific insights to various dimensions of the ongoing gender debate, to provide senior financial services industry managers with a deeper understanding of the issues and to suggest actions firms can take to successfully benefit from this opportunity. We hope they will provide interest and guidance for male and female readers alike. “It is a classic question of competition driving quality: healthy gender diversity is healthy competition. More people competing for senior roles ultimately improves quality of professionals selected” Sarah Al Suhaimi, CEO, NCB Capital Saudi Arabia “Until women achieve critical mass at leadership level, things will not truly change” MT France, Laurence G Hainault, MD, Head of TMT Investment Banking, Creditt Suis Suisse 22 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES WOMEN ON THE BOARD: TOKEN OR TOTEM? MICHELLE DAISLEY 23 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES The gender balance of Boards1 has received much attention over recent years. Whether or not you agree with having quotas or targets for female Board members (and the jury is still out), they have clearly had an impact at major companies, including financial institutions. Our analysis of the Boards of over 150 of the world’s leading financial services firms reveals that, on average, FS Boards were 20% female in 2013. This compares to 15% in 2008 and 12% in 2003. Only 14% of these Boards were entirely male in 2013, compared to 20% in 2008 and 29% in 2003. 1 BROADEN THE IDEA OF DIVERSITY Boards must continue to search for strong and diverse candidates. But diversity should not be understood simply as a matter of gender or race. Boards should be looking for candidates who have been successful in different fields and in different ways, going beyond those with the kind of corporate experience who now dominate boards. For example, they should look at entrepreneurs and at people who have held senior positions in the charity sector, trades unions or consumer associations. “We’ve opened the lid on the cosy club” Helena Morrissey, CEO Newton Asset Management and Founder of the 30% Club To achieve this (and to avoid “tokenism”), corporations have needed to conduct more thorough and creative searches for credible female candidates. This has also had the benefit of increasing diversity in other respects – such as experience, skills and temperament – among male board members too. “It’s a question of looking at some of the non-typical paths to the Board, especially women and people with different backgrounds than the current norm for a board member. Boards should look at other professions such as the public and legal sectors, etc. where they could find more women” This increased diversity has been particularly valuable for financial services, an industry where recent mistakes have been attributed to “groupthink”, insufficient challenging of senior managers’ ideas, and losing touch with customers. “Companies are having to look further afield for competent female Board member candidates. These women, originally from non-FS industries, offer observations from different angles in the decision-making process, which can be really valuable” Dame Clara Furse, Board member, Nomura Holdings, Member the Bank of England’s Financial Policy Committee and former CEO of the LSE However, as those efforts continue, the drive for diversity needs to be extended. We make four suggestions. 1 The Board of Directors under unitary-board structures; Supervisory Boards under dual-board structures 24 Jane Fraser, CEO of Citi’s U.S. Consumer and Commercial Banking and CitiMortgage WOMEN IN FINANCIAL SERVICES 2 EQUIP CHAIRS AND BOARDS TO MANAGE DIVERSE GROUPS Board Chairs need to be aware of the changed dynamics. Studies have shown that diverse groups can be more effective but can also be more difficult to participate in and to manage. What is more, diverse groups are not automatically immune from the uniform responses and unconstructive interactions that can dog homogeneous Boards. A skilled Chair can allow even a traditional, all male group to interact constructively with minimal posturing or groupthink, while a diverse group will not rescue a poor Chair. “Diversity is less comfortable for everybody. It’s more difficult, and that is one reason why it doesn’t “just happen”. You have to do things differently, and show a bit of empathy and imagination in dealing with other people. You cannot take things for granted in a mixed group, you have to work harder.” Rachel Lomax, Board Member, HSBC and former Deputy Governor of the Bank of England 3 PUSH DIVERSITY INTO MANAGEMENT ROLES The recent uptick in female non-executives at financial firms has not been mirrored at the executive level. In fact, our analysis of major global FS firms revealed no correlation between gender diversity in the Board and in the Executive Committee (or Managing Board), even when taking into account a 10 year timelag. Female Non-Executive Directors can, and do, invest time and energy in improving gender diversity among the management of their institutions, mentoring and sponsoring high-potential women and acting as role models (or “totems2”). However it is difficult for them to significantly increase the “pipeline” of senior women executives on their own. Board members are unavoidably remote from day-to-day operations and from most employees. To drive diversity into their organization they must press senior executives to meet their targets. “At our Board, [the female Board Members] meet women in each office. They go around the world and these sessions are always packed. There is a real hunger for role models” Jane Fraser, CEO of Citi’s U.S. Consumer and Commercial Banking and CitiMortgage “Gender diversity needs to be incorporated across all levels and whilst the current emphasis at Board level is great news I’m slightly concerned that the momentum won’t extend further down the pipeline. Boosting awareness and participation at the top end would ideally have a knock on effect through the executive and management levels, but unfortunately we don’t see much evidence of this at the moment “ Helen Crofts, The-Women’s-Insurance-Net-Work (TWIN) 4 MEASURE AND PRESSURE The success of the “Women on Boards” campaigns has been impressive, providing two valuable lessons for those tackling gender diversity lower down in the pyramid. It has demonstrated the merits of having clear and measurable goals, independent of any debate about quotas. And it has shown that scrutiny and pressure from investors and the media can galvanize effort. Given the increasing supply of talented and qualified women, a failure to increase the numbers of women in executive positions should be treated like any other kind of underperformance. Women have been part of the work force in Western countries since World War II. But until the 1990s, women were typically expected to work only until they had children and hence to occupy only junior roles. These expectations are well and truly gone, yet women are still badly under-represented on the uppermost rungs of the corporate ladder. Campaigners and committed senior management need to keep pressing to achieve the diversity that (almost) everyone claims to seek. 2 “Totems” are objects that are believed to have spiritual significance and that are adopted by groups as emblems. Here we use the term to refer to the way that female Board members are often emblematic role models for female employees 25 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES SPOTLIGHT ON CANADA: A WEB OF SUPPORT FOR GENDER DIVERSITY ALAN MCINTYRE LISA QUEST 26 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES The statistics suggest Canada is one of the better countries to be a professional woman in the financial services industry. Female representation on the Boards and ExCos of its financial institutions is 25% and 23% respectively, making Canada the 3rd highest ranking country for Executive Committee gender diversity in our sample, behind Norway and Sweden. This high ranking of gender diversity of the Canadian financial services industry shows that it is pulling above its weight when compared to the overall Canadian society, which got a ranking of number 19 in the latest WEF Global Gender Gap Report1. With Monique Leroux at Desjardin there is already one female CEO of a major Canadian financial institution, and with the strong pipeline of female candidates in senior ‘CEO pipeline’ position, it is likely this will increase with time. Unlike other countries with many women in senior positions, more Canadian woman have also broken out of traditional female executive roles, such as HR and Marketing. Across, the top five Canadian banks, women now occupy almost the full range of C-suite positions including CFO, CRO, and heads of major business lines. “If we really want to build leaders of the future, they better be in those roles that we think are going to be differentiators for the future success in the institutions” Linda Mantia, Executive Vice President, Digital, Payments & Cards, Royal Bank of Canada The gender diversity at the top of Canada’s financial firms is explained by several factors: • • Long-established social policies that promote equal opportunity, including the Employment Equity Act of 1986, subsidized education, tax-funded healthcare and year-long maternity and paternity leave Open immigration policies that result in high levels of ethnic diversity, particularly in major cities. This diversity has forced Canada to confront and deal with a range of inclusion issues • Industry associations, such as Women in Capital Markets, provide forums for sharing stories, create programs like ‘Return to Bay Street’ to attract women who have left the industry back into the workforce, and build networks for formal and informal mentoring • Awards ceremonies, such as Canada’s Most Powerful Women: Top 100, which recognize top female contributors in the industry • Firm specific initiatives such as BMO Women’s Day and “WISE” - Women in a Supported Environment, RBC’s Women in Leadership program, Diversity@Scotiabank, and CIBC Women’s Network which support and inspire female leadership and diversity • New rules such as ‘comply-or-explain’ which is set to be implemented by the Ontario Securities Commission at the end of 2014. This rule, which will be applicable to over 1,000 corporations that trade on the TSX, requires companies to reveal the number of women on their BoDs, in their executive ranks and across their workforce. Companies will also be asked whether they have a formal policy in place for advancing women in their senior ranks. Compliance is voluntary, but those companies that choose not to divulge this information will be asked to explain why not 2 While these factors are not uniquely Canadian, this web of reinforcing cultural, governmental, industry and institutionspecific factors has provided opportunities to an inspirational group of female business leaders in Canadian financial services who are raising the level and tone of conversations on gender issues, demonstrating that diversity benefits the whole industry, and acting as role models for aspiring young women. The signal that the industry values inclusion and diversity also fosters broader discussions about working patterns, management priorities and leadership styles that challenge conventional ideas about how the industry should be run. The diversity of opinions around the management tables of Canadian institutions may be one reason why they fared relatively well during the global financial crisis. 1 World Economic Forum, “The Global Gender Gap Report 2014” 2 http://www.lexpert.ca/magazine/article/gender-rules-proposed-2575/ 27 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES “Senior Executives in Canada are tackling both conscious and unconscious bias as barriers to inclusion and progress, but Toronto is ahead of the pack because we are an extremely culturally diverse city which naturally brings different points of view to the table’’ Jennifer Tory, Group Head, Personal and Commercial Banking, Royal Bank of Canada However, there is little self-awareness within the industry of Canada’s leading position in gender diversity. Particularly in Capital Markets, many non-executive female employees were unaware that Canada had higher than average female representation, being more aware of how far it still is from 50%. “If Canada is leading I’d hate to see what the rest of the world is like!” and “The boys’ club on the trading floor is as alive as ever, some of the statements about women would be too shocking to publish” Mid-level investment bankers Our conversations revealed that more still needs to be done to increase the number of women in senior positions and to change the perception that financial services favors traits that are inherently male. Failure to continue the good progress of recent decades will mean that financial firms fail to properly benefit from half of the talent pool, and fail to profit from their female staffs’ full potential. “As leaders of diversity and inclusion, we cannot become complacent. It’s like holding a large rock on a hill, just standing still requires significant effort. Lose your focus and the rock starts to roll back on you – wiping out any progress with it” Zabeen Hirji, Chief Human Resources Officer, Royal Bank of Canada Senior Executives we have spoken with agreed that they must continue to push the diversity agenda at all levels of their firms. To this end, major Canadian financial institutions are pursuing plans to: 28 Increase women’s ability to re-onboard through industry internship programs, flexible working conditions and formal and informal mentoring for women. “One of the most important things we can do is to help women see that there is an on-ramp back into the industry and support them when they take it. Bringing experienced women back to the industry is critical to building a pipeline for leadership roles” - Jennifer Reynolds, President & CEO, Women in Capital Markets Bring men more into the conversation and encourage them to take paternity leave and sabbaticals. “Gender diversity issues will not be solved by only women. Men need to be (and want to be) brought into the conversation and given the same opportunities. For example, I told one of our group head’s that he should be encouraging all of his guys to take paternity leave” - Colleen Campbell, Vice Chair, Bank of Montreal Increase flexibility and diversify traditional career progression paths. “We focus on proactive coaching and mentoring of individuals with potential. We encourage early broadening moves and developmental activities including exposure to areas core to the organization (including client management, lending, risk management, and product management), cross-functional projects and external not for profit directorships.”- Shauneen Bruder, Executive Vice President, Operations, Personal & Commercial Banking, Royal Bank of Canada Not all the problems faced by women working in senior roles come from inside their firms. Demands on the time of a senior banker are significant and can impinge on life outside of work. Just as firms must accommodate the family and social lives of their employees, so must families and society accommodate the work life of senior women executives. Hence, the changes required here are not matters only for financial firms but also for policy makers and opinion formers more generally. Given all of the attention that has been paid to the issue of diversity over recent years, and given the successes we have highlighted, we wondered: “When will the battle be over?” We got a characteristically understated and simple Canadian answer: “When we don’t have to talk about it [gender diversity], the battle has been won” - Jennifer Tory, Group Head, Personal & Commercial Banking, Royal Bank of Canada WOMEN IN FINANCIAL SERVICES RISK CULTURE: NO SILVER BULLET MORE WOMEN ON THE TRADING FLOOR IS NOT THE ANSWER FOR IMPROVING RISK CULTURE LINDSEY NAYLOR 29 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES WHAT CAUSED THE FINANCIAL CRISIS? Many answers have been offered. One that has proved popular with the media is that too many senior bankers and trading room staff are men. Lehman Brothers would have fared better if it had been Lehman Sisters. From these observations, many find it a small step to the conclusion that increasing the proportion of senior managers and dealing room staff who are women would create a more responsible risk culture at banks. In fact, it is big step. Much more is required to arrive at the conclusion that more women would mean less risk. Nor is the idea popular only with journalists. For example, the UK Parliamentary Commission on Banking Standards has said that “More women on the trading floor would be beneficial for banks. The main UK-based banks should publish the gender breakdown of their trading operations and, where there is a significant imbalance, what they are going to do to address the issue …”1 European Union regulators have also claimed that banking would have a better “risk culture” if more of those working in it were women2. First, the idea that women are generally more risk-averse than men is subject to doubt. As mentioned, some academic papers support the thesis but others undermine it4. Despite the popularity of the idea in the media, the academic jury is still out. The views of the Senior Executives and FS professionals we have interviewed for this report are also inconclusive: some feel that their female colleagues often have another approach towards risk compared to men but others think that in terms of risk appetite there is no clear difference at all. As an advisor to financial services firms, a specialist on culture in Wholesale Banking and a woman, I can tell you that the issue is not so simple. Creating a culture of responsible risk-taking is a complex challenge. No single answer, such as “More women!” will suffice. Diversity in a firm’s workforce helps to avoid “groupthink” and thereby improves its risk culture. But diversity is not a panacea. As this article explains, true diversity is just part of a more comprehensive approach that banks should take to creating a responsible risk culture. WOULD MORE WOMEN MEAN LESS RISK? The idea that increasing the number of women in banking would reduce risk has two main justifications. The first is that some academic research finds women to be generally more risk averse than men3. The second is that diverse groups are less inclined towards “groupthink”, more likely to identify a wide range of risks and, thus, likely to make better decisions. 1 UK parliamentary Commission on Banking Standards “Changing banking for Good”, Volume 2, article 769. 30 “Women men g generally tend to be more thoughtful in risk taki g, not necessarily ne taking, more risk averse” Euleen Goh, Chairman of Singapore International Foundation and Board member at DBS Group Holdings Ltd, CapitaLand Ltd, SATS Ltd, Royal Dutch Shell plc and former CEO of Standard Chartered Bank Singapore “Women are far more trusting of their own decisions and intuition, therefore are not afraid of calculated risk taking” Jenny Knott, Strategic Advisor to Group CEOs, Standard Bank Plc “I wouldn’t say that there is any difference in risk aversion between men and women. I think it’s quite equal in that perspective” Boa off Gunnar Palme, Chairman of the Supervisory Board ranc Co. Skandia Mutual Life Insurance 4 Beckmann and Menkhoff (2008), “Will women be women? Analyzing the gender difference among financial experts”. 2 DIRECTIVE 2014/65/EU OF THE EUROPEAN PARLIAMENT AND OF THE COUNCIL of 15 May 2014, Article53 Global Development and Environment Institute, working paper no. 12-05, J. A. Nelson (2012), “Are Women Really More Risk-Averse than Men?” 3 National Bureau of Economic Research, 2009, Working paper 14713, L. Borghans, B. H.H. Golsteyn, J J. Heckman, H. Meijers, “Gender differences in risk aversion and ambiguity aversion”. A. Hibbert, E. Lawerence, A. Prakash (2008), “Are women more risk-averse than men?” Journal of Financial Research 26 (1), 1–18. (2003), Atkinson, S. M., S. B. Baird, and M. B. Frye, “Do female mutual fund managers manage differently?” WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Second, there is no reason to assume that women who get to the top in banking or who succeed on the trading floor will resemble the average or stereotypical woman. As our interviewees pointed out, women who work on trading floors tend to be anything but average. Indeed, one senior executive pointed out that they had known “plenty of crazy, irresponsible risk-taking female traders” in their time! The same point applies to avoiding groupthink through diversity. The diversity required is diversity in outlook, temperament, experience and education: in short, diversity of thought. “All women” is a large group and hence a diverse bunch, and so are men. There are billions of women and billions of men but only tens of thousands of people who work in risk-taking roles at banks. So there is no reason to assume that the atypical women who are drawn to work in these roles, and who are hired or promoted to occupy them, will have habits of thought that differ much from their (slightly less) atypical male colleagues. Finally, a minority will be unable to change an organization’s culture. And women are likely to remain a minority in risk-taking roles at banks. Women traders may simply be regarded as “the cautious ones in the corner” while the men continue to set the overall tone. In short, simply increasing the number of women in senior positions and dealing rooms is unlikely to create the desired risk culture. Risk culture is too complex to be amenable to any such simple solution and thinking that it would, might delay the other key actions which are needed to improve the situation. “If it were true that women on Boards never take risks or are more ore risk averse, I can’t see how businesses driven by l succeed. And yet they do.” women would Jane Barker, Chairman of the Board, Mercer UK “If you had more diversity then you might have taken control of some of the more extreme views in a better way. But it is the diversity which is key, not just adding women” sumer and Jane Fraser, CEO of Citi’s U.S. Consumer rtga Commercial Banking and CitiMortgage 31 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES RISK CULTURE IS MULTIFACETED A bank’s risk culture arises from many influences. These include recruitment, training, incentive schemes, internal risk management practices, the external legal and regulatory environment, the behavior of competitors and the sophistication and expectations of customers, counterparties and investors. These influences may pull staff in different directions and only some are under the direct control of the bank’s senior management. Increasing the number of women in risk-taking roles can play a part in improving a bank’s risk culture but it will only amount to a small change and is one of many relevant factors. To drive cultural change at banks, senior managers should take five interconnected steps. Hiring or promoting more women is consistent with each of them but it cannot suffice or substitute for them. 1 Set the tone from the top: Senior managers, right up to CEO level, have a critically important role in influencing a bank’s risk culture. This requires them to engage with the issue, which few did before the crisis but most do now. Senior managers must communicate the desired approach towards risk-taking across the bank, including the value of diversity in managing risk, not simply through the policies adopted and messages sent to staff but through the example they themselves set. Be clear about expectations: Translate cultural values into clear expectations for behavior. Staff must know what is and is not acceptable within the bounds of the desired culture. No “boys will be boys” or similar excuses should get people off the hook. Nor should good revenue performance. Nothing better communicates management’s seriousness about risk culture than dismissing or disciplining a high earning transgressor. 2 Make sure staff are “living the values”: Clarity about expectations is not enough. Actual behavior among risk-takers must be monitored so that senior management can be confident they are “living the values”. To encourage transparency, staff must feel listened to and supported when raising cultural concerns. 3 32 Align incentives: The way employees are paid – and, most obviously, the way their bonuses are determined – must reinforce the desired risk culture. This goes well beyond the standard risk-adjustment of revenues generated by risk-takers. Variable compensation should be adjusted for conformity to the desired risk culture, perhaps measured by a behavioral scorecard. 4 Recognise the limits of culture: An organization with a sound culture can nevertheless contain individuals who fail to conform to it. Indeed, a sound culture creates opportunities for some of its members to “free ride”. For example, it is easier to enter into fraudulent transactions when you represent a bank with a reputation for honesty. This means that success in creating the desired risk culture will not obviate the need for continued vigilance towards the inescapable risk of rogue behavior or simple sloppiness. 5 Cultures cannot be changed overnight. The idea that a responsible risk culture can be achieved simply by employing more women is a dangerous delusion. A healthy risk culture depends on much more than the ratio of men to women. Add women to a bank where senior managers send the wrong messages, where misconduct goes unpunished and where variable compensation rewards irresponsible risk-taking, and you will still have a bad risk culture. To reform their risk-cultures banks require long-term programs led by respected senior executives. Change may be slow but, done this way, it should be systemic and sustainable. It’s not sexy but it works. WOMEN IN FINANCIAL SERVICES SPOTLIGHT ON SWEDEN: GOING FROM GOOD TO GREAT EVA-LOTTA NORDLING KRISTIN SAMUELSSON 33 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Financial firms in Sweden have succeeded in attracting women to their most senior positions. Women make up 35% of financial firms’ supervisory boards (up by 32% in 10 years) and 29% of their executive management teams (up by 53%). By comparison, in Sweden’s large cap listed firms – many of which are engineering based – 25% of supervisory board members are women and 18% of management teams. This makes Sweden a world leader in women’s representation in senior FS positions (see Exhibit 1). Only in Norway, where the law requires 40% of supervisory board members to be women, are more senior positions at financial firms occupied by women. Sweden’s success in getting women to the top in financial services is mirrored in the results of a recent World Economic Forum Gender pay gap report, which ranked Sweden fourth in the world for gender equality1. These results are unsurprising. Sweden is a small country with an egalitarian culture. Women gained the right to vote almost 100 years ago and, since WWII, Sweden has developed an extensive social welfare system. Several policies adopted since 1970 have been aimed at promoting gender equality: • The tax advantage for married sole-income earners (typically men) was eliminated in 1971 “On our Supervisory Board we have a really diverse set of talents and it’s fantastic; you almost fall off your chair! Not only are they all very talented, they have a range of different experiences.” • In 1973 maternity leave was replaced by parental leave. This now guarantees 13 months leave at 80% of the prior salary, capped at SEK 37,000 (USD 5,100) per month, paid by the state. An additional lump sum of SEK 13,500 (USD 1,900) is available to parents who divide parental leave equally amongst themselves. Firms commonly pay a parental salary on top of this2 • Subsidized child care is available from the day a child turns 1 year old if both parents are working, which is used by 98% of all children between 3 and 5 years old. Children aged from 6 to 13 years old also have the right to attend day care after the school day ends Gunnar Palme, Chairman of the Supervisory Board of Skandia Mutual Life Insurance Co. EXHIBIT1: WOMEN ON BOARDS AND EXCOS AT SWEDISH BANKS AND INSURERS VS GLOBAL AVERAGE (%) 50% % Supervisory boards members who are female 40% % Executive Committee members who are female 30% “Men and women should take the same responsibility for housework and also have the same opportunity to care [for the family]” Swedish Government3 20% 10% 0 Swedish Insurers Swedish Banks Global avg. of Insurers Global avg. of Banks Oliver Wyman analysis of company disclosures, global average of 150 firms 1 World Economic Forum, “The Global Gender Gap Report 2014” 2 Sjögren Lindquist, G. och E. Wadensjö (2005) 3 Statistics Sweden, “Welfare” magazine, 2006 34 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES The men and women working within financial services in Sweden that we interviewed point out that unlike Sweden’s industrial firms, which are export focused, FS firms are mainly domestic and therefore tend to require less travel, which perhaps helps managers combine work with family commitments. “I doo understand und why it is a problem in the industrial exp orting focused fo exporting firms as senior executives need to travel mu much more” Nevertheless, the situation for women in FS is still less than ideal. 53% of junior staff at Swedish financial firms are women. Yet CEOs and executives with P&L responsibility are still predominantly men. This suggests there is still room for improvement in moving women up through the ranks into senior positions. “You need to work with women earlier in their careers and give them P&L responsibilities early on. This type of knowledge is essential on an executive management team, so if we want women there, we need to prepare them for that” Cultural changes are lagging government policy reforms. Swedes still expect women to take primary responsibility for domestic duties. Although men are taking more parental leave, they still take on average only 25% of the available parental leave4. Talented female employees often fail to advance into P&L leadership roles available to them because the opportunity arises at the same time as they are raising a family. The problem is exacerbated by the egalitarian Swedish culture, which strongly discourages hired household help. Politicians can help to overcome this “paradox of egalitarianism” by no longer disparaging those who employ household helpers or the helpers themselves. These workers are not, as those oppose to a tax deduction on domestic services call them, “pigor” – the Swedish word for 19th Century farm servants who earned subsistence incomes. Gunnar Palme, Chairman of the Supervisory Board of Skandia Mutual Life Insurance Co. Marie Ågren, Head of HR, Skandia Mutual Life Insurance Co “This is hard for men. They want to be good fathers and to take 50% of the parental leave. However they still have trouble asking their employer, so they take extra vacation instead” Young female professional, Swedish Financial Institution “Swedish mothers feel guilty all the time. They should be ambitious and advance in their careers but they should also be good mothers, clean the house, pick the children up at school, cook and help with homework. They need to stop feeling guilty, break through the cultural pressure and buy help when needed. When I talk to my friends who are also mothers with careers, this is where we don’t see how we can succeed in both roles” ofessional, Young female professional, titut Swedish Financial Institution 4 Försäkringskassan, The Swedish Welfare Insurance Government Entity 35 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Despite some political support for the Norwegian approach, Sweden has not adopted legal requirements for women’s representation. However, in May this year, the Corporate Governance Board5 modified its Code6. According to the revised Code, good corporate governance is a matter of ensuring that companies are run sustainably and responsibly on behalf of their shareholders in order to gain the confidence of legislators, customers, employees and the general public. It stresses the importance of a broader recruitment base. The Corporate Governance Board has also stated that the board nomination committees of listed firms should seek to ensure that on average 35% of board positions in large cap companies are held by women by 2017, and 40% on average for all listed companies by 2020. This statement is not part of the Code but is it clearly stated by the Corporate Governance Board as the timeline that firms should follow. In contrast to a law which, would immediately apply to all listed companies, the code enables a phased approach that considers specific industry differences. The Corporate Governance Board will also run a number of activities together with major shareholders and nomination committees, including meeting most of them to discuss the Board’s gender initiative. We expect the revised Code to influence nominations for supervisory board positions as soon as next year. We also expect it to increase the number of women appointed to senior executive positions. Not only does it send a message of intent from the Corporate Governance Board, but the members appointed to supervisory board positions are likely to exert influence. In Sweden, the CEO is appointed by the board and evaluated by the board. A CEO who fails to appoint women to senior executive positions is unlikely to satisfy the board. Ambitious Swedish women are still restricted by social attitudes towards the role of mothers and hostility to paying for help in 5 The Swedish Corporate Governance Board is a body of the Swedish Association for Generally Accepted Principles in the Securities Market which gets its mandate from Nasdaq Stockholm (the Swedish stock exchange) and industry associations (http://www. corporategovernanceboard.se/) 36 6 http://www.corporategovernanceboard.se/ the home. Nevertheless, by international standards, Sweden is a “poster child” for gender equality in the workplace. Its egalitarian culture and social policies mean that Swedish women face fewer obstacles in getting to the top than women in other countries do, especially in the financial services sector. And the revised Code of the Board of Swedish Corporate Governance will further improve the prospects for women in listed corporates. Sweden can serve as a model for policy makers in other countries seeking to advance gender diversity in the workplace. “O board has gender balance in the scorecard for the CEO. “Our bout getting the numbers right: gender balance on all It is about management man gement levels and no salary difference between males and females ales hholding same stretch in role and responsibility.” Member of the Supervisory Board Swedish Financial Institution “Improving the standing of women in companies goes beyond the election of directors to Boards. Many listed companies run ambitious gender equality programmes to broaden their recruitment bases for leading positions and directorships, and I hope more will follow suit.” Arne Karlsson, Chairman of the Swedish Corporate Governance Board “What we don’t talk about is the power of habit. Men are recruiting men but I do the same, I hire people similar imilar to me” CEO, Swedish Financial Institution nstit WOMEN IN FINANCIAL SERVICES MIND THE GENDER GAP: UNDERSTANDING WOMEN AS CONSUMERS OF INVESTMENT SERVICES EMILY HAISLEY, PHD BEHAVIORAL FINANCE BARCLAYS WEALTH & INVESTMENT MANAGEMENT 37 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES Women make up a small portion of CEOs, executive board members, political leaders, and other positions of power. Even in Western countries women still earn about 20% less than men on average. These disappointing facts can blind us to the extraordinary economic progress made by women over the last century. According to The Economist magazine, women’s economic development is the biggest social change of our time. There are now as many female millionaires in the UK as male and, by 2020, 53% of UK millionaires will be women1. Financial services providers cannot afford to ignore the increasing financial independence and significance of women. They need to understand what differentiates women as investors in a financial services industry that was built around the preferences of men. GENDER DIFFERENCES IN INVESTMENT Gender differences exist. That is not in question. For example, there is evidence that women display lower risk tolerance in the financial domain, both in their observed behavior and in their attitudes. Barclays find the same pattern with our Financial Personality Assessment, a diagnostic questionnaire used by Barclays’ advisors to assess the risk tolerance and other relevant characteristics of our wealth management clients. However, debates rage on in academic circles about whether these gender differences are innate or socialized. For example, new evidence shows that, unlike men, women do not display an enhanced physiological response when taking risk2. 1 MDRC 2 Uberti, Pierpaolo and Lucarelli, Caterina and Brighetti, Gianni, Somatic Portfolio Theory: When Emotions Lead to Economic Efficiency (May 8, 2013). Available at SSRN: http://ssrn. com/abstract=2263137 38 3 Gneezy, Uri, Leonard, Kenneth and List, John (2009). Gender differences in competition: Evidence from a matrilineal and a patriarchal society. Econometrica vol 77(5). Women favor more risky, competitive incentive schemes in the Khasi matrilineal society in India (in which men are fighting for equal rights).3 Anecdotally, female wealth managers agree that women do not enjoy risk for its own sake but argue that women are just as aggressive as men if there is clear evidence in favor of taking risk. More dramatic than the difference in risk tolerance is the difference in perceived financial expertise as measured by our Financial Personality Assessment. Most women do not consider themselves as knowledgeable or confident in making financial decisions as most men do. We observe this trend even when looking at women who work in financial services. It is unclear whether men genuinely overestimate their expertise or simply over-stating their expertise, as when in the stereotypical case where the lost man refuses to ask for directions and insists he knows the way. What are the implications of these behavioral tendencies or “biases”? Men tend to invest first and ask questions later. Women place a greater value on financial education, feel the need to “go back to their research” and, anecdotally, push advisors with tough questions that challenge assumptions about risk. As Exhibit 1 shows, even women who have a great deal of confidence in their financial expertise still have a lower appetite for risk than equally confident men. WOMEN IN FINANCIAL SERVICES EXHIBIT 1: RISK TOLERANCE BY LEVEL OF PERCEIVED FINANCIAL EXPERTISE: MEN VS. WOMEN (%) Male clients RISK TOLERANCE (PERCENTILE) 70% 60% 30% 60 56 50 50% 40% Female clients 67 38 39 34 38 47 29 20% 10% 0 Low Most online execution-only trading platforms are aimed at active traders with high perceived financial expertise and a strong taste for risk. In other words, they are aimed at a more characteristically male investor. Barclays is developing a service aimed at the intermediate-level investors which we hope will appeal to self-directed female investors. This service leads with financial education on basic investment principles, especially on understanding and managing risk through diversification. Med – Low Moderate Med – High High PERCEIVED FINANCIAL EXPERTISE Source: 9,400 Barclays Wealth high net worth client and prospect Financial Personality Assessments Another difference is in the objective of the investments.4 Rather than seeking returns for the sake of returns, women are interested in how their investment returns will help them meet their life goals. Moving the emphasis from beating the market to funding a lifestyle requires investment to be seen as part of holistic approach to financial planning. The right level of risk and liquidity of an investment portfolio cannot be viewed in isolation from the client’s overall financial situation to ensure that she will have sufficient cash flow to meet her future expenses and ambitions. IT’S A GOOD THING WE ARE DIFFERENT A good financial advisor will be on the lookout for behavioral biases that may adversely affect a client’s investment decisions. Our Financial Personality Assessment considers perceived financial expertise to identify overconfidence, a bias associated with excess trading that compromises returns. Women suffer from this bias less than men. However, women are more likely to suffer from under-confidence, a bias which may prevent them from entering the market to begin with and can be just as costly as over-trading. Despite their low perceived expertise, women do not have a greater desire to delegate their decisions to a financial professional. Nor, as is often assumed, will women necessarily defer to their husbands when investing as couples. Advisors should be careful not to assume that the husband will be the default decision-maker. While women’s low level of financial confidence may look like a handicap, it can be an advantage. The confidence of male investors helps explain why they trade 50% more than women. But this trading incurs transaction costs and runs the risk of market mis-timing. As a result, one study found men earned an annual return 1.5% lower than women.5 Married men have a lower trading frequency, suggesting that their wives are a moderating force. More and more research is confirming the idea of a diversity premium. When people with different assumptions and behavioral patterns work together, results improve. Investment clubs during the dot com boom that had gender or age diversity outperformed.6 Over 2006 to 2011, hedge funds run by women or minorities outperformed by a margin of more 4 Hewlett, Sylvia, Moffitt, Andrea and Marshall, Melinda (2014), Harnessing the power of the purse: Female investors and global opportunities for growth, A Center for Talent Innovation report. 5 Barber, Brad M. and Terrence Odean (2001), Boys will be boys. Gender, overconfidence & common stock investment,Quarterly Journal of Economics, 116:261-289 6 Brooke Harrington (2008). Pop Finance – Investment Clubs and New Investor Populism. Princeton University Press. 39 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES than 4% per annum and have continued to beat hedge fund benchmarks in subsequent years.7 Small businesses run by mixed-gender teams survive longer.8 Several global studies find that companies employing women to their boards outperform their competitors on measures of financial performance such as Return on Equity and Price/Book Value9,10. Barclays has recently introduced an exchange-traded note that seeks to capitalize on this diversity premium by tracking an index of U.S. companies with gender-diverse leadership. The aim is to deliver a marketbeating return with a social impact bonus.11 To understand why we observe this diversity premium, consider risk tolerance. In any setting, be it investing, entrepreneurship or management, the propensity for risk-taking will be helpful at some times and harmful at others. The key to long-run success is not to have male opinions or female opinions but to have diverse opinions that can help you see opportunities and threats in balance. Investors should be aware of their own individual propensity for risk-taking and surround themselves with people with different inclinations. That is how you earn a diversity premium. CONCLUSION The rise of the female investor is forcing financial firms to look at their offerings through a gender lens. This can do more than help them design propositions and service models better suited to women and to men who do not fit the typical male profile. Providing investors with statistically male and female perspectives can create a diversity premium on investment returns. As in other walks of life, men can benefit from the rise of women. 7 Strategic Consulting Analysis, May 2011 from the report Affirmative Investing: Women and Minority Owned Hedge Funds by Barclays Capital 8 Barclays SME Market Analysis and Advocacy Team Memorandum, June 2007 9 Credit Suisse, The CS Gender 3000 – Women in Senior Management, 2014. 10 Catalyst, The Bottom Line: Corporate Performance and Women’s Representation on Boards, October 2007 11 http://fortune.com/2014/07/08/barclays-women-invest/ 40 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES PICKING THE RIGHT BATTLE: LESSONS FROM THE GENDER DEBATE IN MOTOR INSURANCE ARTHUR WHITE RUPAL KANTARIA 41 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES In 2011 the EU surprised many in the insurance industry by severely restricting the use of gender in insurance rating models. Insurers were forced to revise their pricing and sales practices in motor, life and pensions. The effect was most pronounced in motor, where gender had been such an important risk factor in pricing and underwriting that some firms had built brands around it, such as Sheila’s Wheels and Diamond in the UK and 1st for Women in Australia. The ruling triggered shock and considerable resistance – some of the more intemperate reactions describing it as statistically illiterate. This accusation contained a grain of truth but it also missed the real point. Motor insurers are in the business of predicting behavior – specifically, the driving behavior that causes damage. Like some other socio-demographic categorizations, gender is a predictor of driving behavior. Women are generally safer drivers than men. If you knew nothing else about an individual, gender would help you predict for the expected frequency of claims, particularly for young drivers. But it is an imperfect predictor. The spread within the gender groups still exceeds the difference between the averages of the groups. EXHIBIT 1: DIFFERENT AVERAGE OUTCOMES CAN CONCEAL A BIG SPREAD ESTIMATED AVERAGE PREMIUM BY GENDER (ABI 2011) FREQUENCY OF TOTAL CLAIMS OUTCOME BY SIZE OF CLAIM (STYLISED) 6,000 5,000 4,000 3,000 2,000 1,000 0 17 18 19 20 25 35 AGE (YEARS) 45 55 65 75 Men Men Women Women 85 It is a sign of how little insurers have historically known about their customers that they have relied so heavily on relatively crude proxies such as age, job and gender for predicting behavior. As better data and analysis become available, the importance of 42 % OF TOTAL CLAIMS SPEND these old risk factors is waning. Insurers have already discovered better predictors for behavior. For example, it turns out that credit scores can help to predict behavior unrelated to borrowing. How people manage a credit line is a very good predictor of how they will WOMEN IN FINANCIAL SERVICES drive or manage their household security. Indeed, when rescoring models in the light of the new data and modelling environment, one of our clients found that (adjusting for other factors) gender dropped a long way down the list of most significant factors. “Risk technology” is also developing rapidly. For example, telematics allows insurers to observe customers’ actual driving behavior – most importantly, the speed they drive and the rates at which they accelerate and brake (which can also be linked to driving conditions and location). If this technology comes into widespread use, insurers will no longer have to rely on predictors of driving behavior, and hence proxies such as gender will become increasingly irrelevant. Organizations thinking about issues of gender diversity can learn from this episode in Insurance. Initiatives aimed at increasing gender diversity in the workplace have triggered significant controversy and resistance in some quarters. Changes to recruitment procedures to encourage female applicants, gender targets and quotas for Board composition, changes to career progression expectations aimed at not disadvantaging women who choose to have children, or changes to working practices aimed at accommodating staff with family commitments (of which women still bear a greater share than men): all have attracted complaints about undermining meritocracy or being costly distractions from getting on with business. We believe these complaints also miss the point. In the business of recruitment and retention, companies are interested in finding and keeping the widest possible pool of suitably talented staff. But it is not easy to “see through” to the underlying level of talent of prospective recruits, nor to know whether today’s pool of talent in the firm is as good as it could be. In the absence of a perfect metric of talent (or a technology-based fix as in motor insurance), firms must instead rely on predictors. We believe that a firm’s ability to maintain gender diversity at all levels is exactly this: a key indicator for whether the firm is doing enough to recruit and keep a broad spectrum of talent of all types (not only women). A firm that can do better at finding and keeping talented women will become a more attractive workplace for its entire staff. Organizations that work out how to avoid recruiting only “people like us”, and avoid inadvertently selecting against women, will be better places to work and will have access to better talent. They will be more open to new ideas; they will expand the range of ways to be productive beyond the old template of “9 to 5 at a desk”; and they will not promote people only on the basis of their willingness to work 100 hour weeks. These firms will have a broader mix of talented and motivated staff, both male and female. Study after study has demonstrated this supports business performance, and will be increasingly important in the future. In summary, in motor insurance gender has historically had some value as a scoring factor but only as a predictor of actual driving behavior. Despite some adjustment costs, the industry is now moving towards measuring this behavior directly, supported by new technology. Unfortunately, in the business of recruiting and retaining high quality talent, there is no such technology based “quick fix”. So predictors are still useful when building a firm’s workforce. Gender diversity is a predictor of an effective workforce. Companies with little gender diversity should not be worried about gender per se. They should be worried because a lack of diversity is a strong indicator that they are failing to select, nurture and promote the best available talent – of any gender. 43 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES SPOTLIGHT ON RUSSIA PHILIP GUDGEON MAXIM BOGDASHKIN NATALIA FOMICHENKO NATALIA CHEBOTAR 44 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES By international standards, women are well represented in Russia’s financial services industry. 16% of board members of Russian banks and 20% of executive committee members are women. By contrast, in Italy, Germany and Spain, women occupy less than 10% of Executive Committee positions in major financial firms. In Japan they occupy none.1 This feminist legacy of the USSR is reinforced by Russia’s demographics. Russian men have a markedly shorter lifeexpectancy that Russian woman: 65 years for men compared with 76 for women.5 This creates a dramatic gender imbalance. In Europe there are 93 men for every 100 women; in Russia there are only 856. The success of women in Russian banking is an initially curious fact. Russia is unlike the other countries where women are well represented at senior levels in banking: namely Norway, Sweden, Canada and Australia.2 These countries are wealthy and mature democracies, while Russia is a middle-income country and relatively new to democracy. Financial services outperforms other industries in Russia. Russia was only placed 75th in the 2014 World Economic Forum Gender Gap report but is in the top quartile of countries in our sample with regards to women on the ExCos of financial firms.3 Banking and the role of women in society have distinctive histories in Russia. Yet the position of Russian women in banking may now differ little from the experience of women in other countries. They may face similar opportunities and similar barriers to getting ahead. To find out, we interviewed several senior female Russian bankers and conducted a survey of 200 professionals in Russia’s financial industry. What explains the surprising success of women in Russian financial services? The answers can in part be found in the country’s 20th century history. The USSR regime was keen to promote women’s involvement in the workforce. In the early 20th century Russian women began working in industries that were still male preserves in the West. Today, more women than men attend Russian institutions of higher education; in 2012, 56% of Russian undergraduates were women4. The USSR destroyed commercial banking in Russia at a time when it was an exclusively male business in the West. Soviet Banking during the USSR regime was a “utility” business with no private ownership, profit or competition. Commercial banking is thus a new industry in Russia. Russian women confront no tradition of male commercial banking, if only because there is no tradition at all. 1 Company disclosures 2 Company disclosures 3 World Economic Forum, “The Global Gender Gap Report 2014” 4 Ratio of females enrolled in tertiary education, 2012, data.worldbank.org/indicator/ SE.ENR.TERT.FM.ZS Our survey shows that traditional leadership models for financial services in Russia are like those in the rest of the world: both consist of a narrow set of character traits that can be described as stereotypically masculine. This will have prevented talented employees from succeeding when they didn’t fit the model and display these specific traits. However, ideas about leadership are changing, both in Russia and globally, with a longer list of more varied characteristics – including masculine, feminine and neutral traits – perceived to be necessary for success in the future.7 Our interviewees felt that Russian banking is a hospitable environment for women. Bella Zlatkis, the Deputy Chairman of Sberbank, told us that “if a woman is willing to build her career, she can do it; there is no glass ceiling in Russia”. Ekaterina Petelina, Deputy President and Chairman of the Management Board of VTB24, said she has not encountered the sexual prejudice in the finance industry that she had experienced in the metals and mining industry, where she worked as a young consultant. 5 Worldstat, 2012, Women - data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.FE.IN, Men - data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00 MA.IN 6 Worldstat, 2011, Europe - http://en.worldstat.info/Europe, Russia - http://en.worldstat. info/Europe/Russian_Federation 7 Oliver Wyman survey data; masculine / feminine / neutral trait classifications as per The Athena Doctrine, April 2013, John Gerzema & Michael D’Antonio 45 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES This positive view of the financial services industry in Russia was also the consensus amongst the women Oliver Wyman surveyed. 85% of female Russian financial services professionals feel that it is a good industry to work in, whereas only 65% of female professionals share this opinion in the US and UK. 52% of Russian financial services professionals believe that there are already an adequate number of women in senior leadership roles within financial services, a view held by only 25% of female professionals in the US and UK. Why then do Russian firms still fail to attract and retain enough women to have a gender balance closer to 50% at Board and ExCo level? And why do only 52% of all financial services professionals in Russia feel that men and women have the same opportunities to be promoted? One female member of the Management Board of a major Russian bank believes that the lack of women in senior positions may be a result of Russian women’s own preferences: “It is common within a traditional Russian family to want to give the best to your children, and many Russian families feel that giving the best includes having their mother’s undivided attention. Not surprisingly, this can sometimes result in women preferring to focus on their family, at the expense of building a career.” One example may be that mothers pursuing financial services careers need flexible working hours and easily accessible childcare because the majority either have a husband who also works or are single parents. Without these measures, the pressure on Russian women to balance childcare duties and career aspirations may cause them to make compromises that hinder their career progression. The female Board member also believes that building targeted state programs, that focus on creating flexibility for working women, could better enable women to continue working and build their careers. She also notes that employers could do more 46 to provide the flexible hours and childcare required for women to advance. The Russian financial services professionals we surveyed agreed; only a third of male and female respondents felt that family obligations and activities outside of work are adequately recognized and supported by financial firms. Only 41% of Russian women surveyed feel that their firms are doing enough to attract talented women and only 35% feel that their senior managers promote a balanced lifestyle. Other interviewees recognized that disadvantages for women are not purely caused by their family commitments. As in other countries, some informal business practices in Russia exclude women. For example, networking in pubs and saunas can be uncomfortable for women. Russian banking and the women who work in it got to where they are today by a route quite unlike the route taken by Western banks and Western women. But the points they have arrived at are not all that different. Western women have been catching up on the relative position of Russian women, who got a head start on account of demographics and communist feminism. And the absolute performance of Russian banking has been catching up with Western banking since the collapse of the USSR. Just 25 years after the fall of the Berlin Wall, the prospects for a woman in a Russian bank are not all that different from the prospects of a woman in an American bank. Still not as good as they are for a man, but much better than they were 25 years ago. WOMEN IN FINANCIAL SERVICES CATCHING UP FROM THE BACK OF THE PACK: OLIVER WYMAN’S EXPERIENCE AIMEE HOROWITZ 47 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES TAKING OUR MARK • Teamwork: When deciding which consultants to assign to which projects, we now consider their ambitions and interests as self-identified through our Staffing Preferences Portal. Within teams, we have a standard practice of team check-ins and manager report-outs called the Way We Work during milestone moments of each project. When projects are completed, we now collect upward feedback on the team management • Leadership: We created an Inclusion Council of line partners who direct and oversee our efforts. We also conducted Values-in-Action workshops in which participants share reactions to typical management dilemmas. This ensures that we are true to our values in the decisions and actions we take. Additionally, the director of our I&D Centre of Expertise routinely works with our Executive Committee to ensure follow through and visible stewardship of our various efforts • Talent management: In the last year, we have rolled out a far more objective and clear set of competencies to progress and we now train our senior partners as Challengers to ferret out any bias, ensure that feedback is actionable and help us become more diverse. Our staff evaluation criteria now include “I&D acumen”. For example, we expect that a manager in our firm “Actively works to increase the diversity of the firm at all levels, understanding that greater breadth of experience and perspective will drive higher firm performance”. We are taking steps across each stage of the recruiting process to hire diverse entry-level talent, such as holding targeted diversity events, establishing standards of inclusive interview protocols, and ensuring candidates who are visibly different have a buddy that stays connected to them throughout the selection process In 2010 we thought Oliver Wyman was a meritocracy. Progression within the firm was based on objective criteria and all employees had equal opportunities to succeed. This model served us well as a small, entrepreneurial firm where many people knew one another well and were fairly similar. But as we grew bigger, we realized that treating everyone the same does not create a level playing field. On the contrary, minimizing our differences with formulaic expectations was unintentionally giving an unfair advantage to those in the majority—in our case, men. To call ourselves a meritocracy, we needed to invest in our women and use the differences between all of us to perform better together. “Affirmative investment” said one leader, “not affirmative action.” We responded to this realization by commissioning two pieces of research: a retention study and a cultural audit. Combined, they helped us understand our situation and the steps required to become an inclusive and diverse firm. CATCHING UP In the last four years, we have embedded inclusion and diversity (I&D) in our business strategies and communications. It is now threaded into our values and our purpose. Our senior leaders discuss I&D principles and ambitions at management meetings and in internal blogs and firm missives. With the help of our Employee Resource Groups, staff in every office learned about our goals and how they can help achieve them. Besides these high-level efforts, we have taken measures to build I&D into the day-to-day operations of the firm: 48 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES TRAINING THE TEAM FORGING AHEAD To create an environment in which everyone can excel, we first need to acknowledge that that world of business was built on outdated masculine traits and norms. We have responded by taking measures to embolden our women and better educate our men. Our cultural audit revealed that work-life balance had an important effect on engagement for all employees. Yet, due to societal norms, the effect on our women was disproportionally greater than the effect on our men. • • Targeted development for women: This year we kicked off Inspiring Leaders, a new leadership development and sponsorship program designed to provide women with greater clarity and support on the path to becoming a partner at Oliver Wyman. We also have Women of Oliver Wyman (WOW), a global employee group that provides professional development and networking for our female staff. And our women participate in Influence to Impact, an enterprise-wide course that explores the dynamics of power and influence as important leadership competencies for women Targeted education for men: For four years, WOW has run a successful reverse mentoring program in which female staff share their experiences at work with their male colleagues. This increases awareness and understanding of the diversity dynamics at play in our business. We also conduct 1:1 I&D coaching intensives for our top 50 leaders to ensure they have a more concrete understanding and stronger commitment to our I&D goals On Reverse Mentoring: “I found it astoundingly enlightening…what I particularly took away from the session was the many subtle barriers to effectiveness and progression that I just had not considered before.” We already had FlexOW, an innovative suite of offerings for those who wanted to work differently or temporarily perform different work. However, we needed to think about flexibility not merely as an individual accommodation but as an organizational tool that sustains an energized and engaged employee base: • Work re-design: We have reframed the dreaded worklife balance issue as a project management issue and empowered teams to develop sustainable solutions that work as well for clients as they do for our staff. We provide the tools, resources, and training to conduct design labs – bold team management experiments to improve how we work – which we then showcase when teams get it right • Individual supports: We provide counsel and support to colleagues in the throes of life changes through 1:1 coaching. The in-house advice, connections and creative solutions we provide helps our colleagues through often exciting and tumultuous times to stay with us for the long-haul • Transparent commitment: Our leadership has drafted Work-Life Sustainability Norms that outline our ambitions and expectations about how we work. And staff share personal tactics with one another through a viral campaign called Flex Success Profiles. Open communications such as these have helped us showcase our values, demonstrate our commitment to work-life sustainability, and reinforce our value proposition to our people On 1:1 Coaching: “What I really like about these discussions is that they feel very organic. It’s not the seven steps you need to complete when you come back from maternity leave. It feels like talking to a knowledgeable friend.” 49 WOMEN IN FINANCIAL SERVICES CULTIVATING A WINNING MIND SET We firmly believe that what is good for our women is good for our business. The number and seniority of women in our ranks provides one measure of our success in attracting and retaining talented staff and in creating a diverse and intellectually stimulating workplace. Likewise, we believe when we get this right, we will be a firm where the smartest people want to work together to solve our clients’ toughest problems. Oliver Wyman seeks to deliver sustainable solutions to our clients, industries and society. Making Oliver Wyman a more inclusive and diverse firm is an important part of achieving this goal. It simultaneously strengthens the communities in which we work. Though this will take time, we have confidence in our approach, our people and our potential to race ahead. OW 2020 TARGET MODEL In my 20 years yea at Oliver Wyman, I have almost never run into ssomeone meone sexist s or closed-minded. But it is hard to deny that we have a strongly male-oriented culture, if only because the overwhelming majority of us are men … However, we are making progress. While we don’t always get it right, we are testing and refining the language we use, our success profiles, and the ways we work together. When we get it wrong there is challenge from both men and women, showing that most of us are now paying attention. This mind set will help us win Strong, united and inclusive cluture based on our purpose and values OW I&D STRATEGY Scott McDonald, CEO Oliver er Wyman Wy & LEAD Inclusive Culture Change Superior people proposition to attract, develop and retain the best people SUPPORT Diverse Talent Proposition Phase 3 - FURTHERING • • • All employees contribute to I&D Track I&D as standard business strategy Be known in marketplace as vanguard employer in I&D ONGOING COLLABORATIONS • BUSINESS LEADS • HUMAN CAPITAL PEERS • MARKETING & COMMUNICATIONS • MARSH McLENNAN COLLEAGUES I&D STRATEGY Phase 2 - FRAMING 50 WE ARE HERE • • • Make it easy to follow I&D principles Cultivate change agents within the business Position I&D as a competitive weapon • • • • Develop inclusive leaders Increase engagement and awareness of I&D Establish baseline of I&D health Evolve work design Phase 1 - FOUNDATION CONTRIBUTORS Alan McIntyre Managing Partner, New York Alan focuses on enterprise strategy in Financial Services and is also Chair of Oliver Wyman Group’s Inclusion Council Nick Studer Managing Partner, Financial Services, London Nick leads Oliver Wyman’s Financial Services practice globally and specializes in public policy, strategy and financial planning, risk management and cost management Michelle Daisley John Romeo Partner, Financial Services, London John leads our global Corporate Finance and Advisory practice and is a member of Oliver Wyman’s Inclusion Council Matt Austen Partner, Financial Services London Matt leads our Corporate & Institutional Banking Practice in EMEA Partner, Financial Services, London Michelle specializes in the fields of corporate and risk governance, in particular Board effectiveness, and is the lead author of the “Women in Financial Services” report Lindsey Naylor Partner, Financial Services, London Lindsey specializes in compensation and culture within wholesale banking Arthur White Partner, Financial Services, London Arthur specializes in insurance strategy and operational effectiveness, and leads our property and casualty work in Europe Emily Haisley, PhD Behavioral Finance, Barclays Wealth & Investment Management Philip Andrew Gudgeon Partner, Financial Services, Moscow Philip Gudgeon is the Market Leader for Oliver Wyman in Russia and a specialist in bank strategy and operations Aude Schonbachler Partner, Financial Services, Paris Aude specializes in risk management within wholesale banking Aimee Horowitz Global Director, Inclusion and Diversity, Boston Aimee leads our Inclusion and Diversity Center of Excellence, building a best-in-class capability and cuttingedge solutions Rupal Kantaria Financial Services, London Rupal leads the implementation of Oliver Wyman’s EMEA Insurance practice’s strategy and co-leads the global Women of Oliver Wyman team Natalia Fomichenko Consultant, Moscow Natalia specializes in financial accounting and risk management consulting Robert Lewis Consultant, London Robert was part of the “Women in Financial Services” project team Lisa Quest Financial Services, London Lisa specializes in the field of Public Policy and Capital Markets and co-led the “Women in Financial Services” project team Deepika Sharma-Ong Maxim Bogdashkin Financial Services, Moscow Maxim specializes in the fields of risk management and governance for financial institutions and regulators Sara Jonsson Financial Services, Stockholm Sara was part of the “Women in Financial Services” project team Eva-Lotta Nordling Financial Services, Stockholm Eva-Lotta focuses on the financial industry in the Nordic region Kristin Samuelsson Financial Services, Stockholm Kristin co-led the “Women in Financial Services” project team Consultant, Singapore Deepika was part of the “Women in Financial Services” project team Natalia Chebotar Marketing, Financial Services, Moscow Natalia is responsible for marketing in Russia Alexia Yeh Marketing, Financial Services, London Alexia is responsible for financial services marketing in London APPENDIX We would like to express our gratitude to all the interviewees for their time in sharing their experiences and opinions. The views expressed in this report are their own and are made in a personal capacity only. Sarah Al-Suhaimi, CEO, NCB Capital Saudi Arabia Janice Fukakusa, Chief Administrative Officer and CFO, Royal Bank of Canada Veronica Augustsson, CEO, Cinnober Dame Clara Furse, Board member, Nomura Holdings, Member the Bank of Jane Barker, Chairman of the Board, Mercer UK England’s Financial Policy Committee and former CEO of the LSE Jennifer Barrow, Head of Corporate Responsibility, UK Financial Conduct Euleen Goh, Chairman of Singapore International Foundation and Board Authority member at DBS Group Holdings Ltd, CapitaLand Ltd, SATS Ltd, Royal Dutch Shell plc and former CEO of Standard Chartered Bank Singapore Malin Björkmo, Founder and Partner, Björkmo Advisors AB, former Executive Director, Swedish FSA and Board member of various Swedish Laurence G Hainault, MD, Head of TMT France, Investment Banking, Credit Financial Institutions and Associations Suisse Marijo Bos, MD, Bos Advisors and Global President PWN Zabeen Hirji, Chief Human Resources Officer, Royal Bank of Canada Shauneen Bruder, Executive Vice President, Operations, Personal and Charlotte Hogg , Chief Operating Officer, Bank of England Commercial Banking, Royal Bank of Canada Sue Kean, Group Risk Officer, Old Mutual Colleen Campbell, Vice Chair, Bank of Montreal Jenny Knott, Strategic Advisor to Group CEOs, Standard Bank Plc Yvonne Chia, Executive Chairman, Asian Healthcare Group Berhad and Former Group Managing Director/CEO Rhb Bank Berhad & Hong Leong Björn Kristiansson, Executive Director, Swedish Corporate Governance Banking Group Berhad Malaysia Board Helen Crofts, Chair, The-Women’s-Insurance-Net-Work Mats Lagerqvist, CEO, Indecap Angela Darlington, CRO, Aviva Life UK Sir Andrew Large, Former Deputy Governor of the Bank of England and Founding Partner of Systemic Policy Partnership Marine de Boucaud, Director, HR, AXA Sara Lemke, Head of Strategy, RSA Scandinavia (Codan/Trygg-Hansa) Sofia Falk, CEO and founder, Wiminvest Rachel Lomax, Board Member, HSBC and former Deputy Governor of the Jane Fraser, CEO, Citi’s U.S. Consumer and Commercial Banking and CitiMortgage Bank of England Annica Lundblad, CEO, SPP (subsidiary of Storebrand) Jennifer Reynolds, President and CEO, Women in Capital Markets Seraina Maag, President and CEO of EMEA region, AIG Christiana Riley, Head of Corporate Strategy, Group Strategy (AfK), Deutsche Bank Linda Mantia, Executive Vice President, Digital, Payments and Cards, Royal Bank of Canada Helen Rose, COO, TSB Anna Marrs, Group Head of Commercial and Private Banking Clients, Christer Runestam, Head of Internal Audit Captial Markets, Handelsbanken Standard Chartered Per Scott, Vice President Human Resources, Royal Bank of Canada Alison Martin, Head of Life and Health Business Management, Swiss Re Carol Sergeant, Board Member, Danske Bank Helena Morrissey, CEO, Newton Asset Management and Founder of the 30% Club Chris Sullivan, Deputy Group Chief Executive, RBS Tomas Nicolin, Board Member, various Swedish Financial Institutions and Jennifer Tory, Group Head, Personal and Commercial Banking, Royal Bank Associations of Canada Linda Nugent, Managing Director Thorek/Scott and Partners Frédéric Visnovsky, Deputy Secretary General, ACPR (French Banking Regulator) Lubna S. Olayan, CEO and Deputy Chairperson, Olayan Financing Company Karen Wilson, CEO, Hoggett Bowers Gunnar Palme, Chairman of the Supervisory Board, Skandia Mutual Life Insurance Co. Barbara Yastine, CEO, Ally Bank Ekaterina Petelina, Deputy President and Chairman of the Management Bella Zlatkis, Deputy Chairman, Sberbank Board, VTB24 Cecilia Åberg, Executive Assistant to Scandinavian Personal Lines Director, Sarah Pierce, Investment Director, Praesidian Capital and 2013 “Woman of RSA Scandinavia (Codan/Trygg-Hansa) the Future: Professional” Marie Ågren, Head of HR, Skandia Mutual Life Insurance Co. Cecilia Reyes, CIO, Zurich Insurance Oliver Wyman is a global leader in management consulting that combines deep industry knowledge with specialized expertise in strategy, operations, risk management, and organization transformation. For more information please contact the marketing department by email at [email protected] or by phone at one of the following locations: EMEA +44 20 7333 8333 Americas +1 212 541 8100 Asia Pacific +65 6510 9700 www.oliverwyman.com Copyright © 2014 Oliver Wyman All rights reserved. This report may not be reproduced or redistributed, in whole or in part, without the written permission of Oliver Wyman and Oliver Wyman accepts no liability whatsoever for the actions of third parties in this respect. The information and opinions in this report were prepared by Oliver Wyman. This report is not investment advice and should not be relied on for such advice or as a substitute for consultation with professional accountants, tax, legal or financial advisors. Oliver Wyman has made every effort to use reliable, up-to-date and comprehensive information and analysis, but all information is provided without warranty of any kind, express or implied. 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It would be good to understand how these changes have impacted Lloyds Banking Group’s (LBG) insurance business and how LBG is responding. TOBY STRAUSS: There is an increasing focus on margin and seeing better value for customers - whether they are legacy or new. The impending legacy review will inevitably lead to pressure on these margins - at least for some insurance players. Also, changes in annuitisation, which open the door to new entrants as you won’t need to be an insurance company in order to be able to be a big player in retirement. However, you’re probably still going to need an insurance company in the mix to provide the annuities. The balance of power is shifting. There is a greater need for insurers to reach out to the customers, but in a very different form, especially with the growth of digitalisation. Oliver Wyman: How have customer behaviours changed over time? TOBY STRAUSS: Customers are looking for increased value for money. They’re more informed and the yields are down. Inevitably there’s a pressure on cost, a lot of what has happened in the UK has been driven by the regulators. However, I would argue that it would have happened anyway, driven by those same fundamentals, but over a longer period of time. Those fundamentals may also be true in Europe where the shifting is happening at a slower pace. Many customers may have a trust in their insurers and banks today, but it’s inevitable that customers will use the internet to do more research, increasing their financial knowledge. The balance of power is shifting. There is a greater need for insurers to reach out to the customers, but in a very different form, especially with the growth of digitalisation. Oliver Wyman: Digital is a pretty hot topic at the moment. Where is the LBG insurance business positioned in terms of digital? TOBY STRAUSS: Digital for insurers is an interesting challenge. Quite a lot of general insurance businesses have spent a lot of money on servicing technology and actually it’s not being used very much by the customers. There are lots of software technology companies with solutions looking for a problem. I think the underlying problem is getting the customer to engage. The big advantage for us relative to standalone insurers is that we have internet banking customers and we have a rapidly increasing usage of that. The challenge for us is to present our products in a seamless way through the online environment for the customer, so that it becomes a value add for them. The big advantage for us relative to standalone insurers is that we have internet banking customers and we have a rapidly increasing usage of that. Oliver Wyman: There’s an increasing focus on conduct risk, particularly in the UK, with the formation of the Financial Conduct Authority (FCA). How has the LBG insurance business shifted to address this new conduct environment? TOBY STRAUSS: It is evolving. The FCA has only been formalised for a relatively short period of time and they’re still finding their feet. There’s also a very strong political dimension to it which is still being played out. We’re trying to be at the forefront and so conducted an independent review of our insurance businesses approach to managing risk more broadly. One piece of feedback from this is that we are much more customer-centric than many of our peers. All in all we’re making good progress, but we still have a long way to go in our journey. We have developed and launched various products over many years, all being very different and challenging to introduce and operate in a seamless way we have. We have a relatively disengaged customer base that tends to engage at the point when they retire. This is very different to the fashion industry, for example, where the topic is a high priority in the minds of customers. We need to focus upon how we make insurance a higher priority in the minds of our customers. The right action is to make it very easy for the customers to engage when they are ready to and how they want to, ensuring that they know where to go for advice and guidance. Oliver Wyman: What are your key priorities for LBG’s insurance business over the next 2 – 3 years? Toby Strauss: It’s responding to the changes we’ve been talking about. The change for the UK’s insurance industry following the 2014 Budget announcement has created a lot of opportunity and the need to provide customers with a compelling and engaging experience, not only at retirement but post-retirement. As an industry, we’re entering into a very different world where people will have assets with us, but will withdraw these over time. They’ll need investment strategies for those assets, catering for changes in their own circumstances. We will shift from customers buying annuities at retirement to one of a longer-term engagement and that’s a big opportunity. I think responding to the change and maximising the opportunities is one of the biggest focus areas for us. It’s about staying confident in a market that’s becoming increasingly competitive. Our key advantages are our direct internet banking, building on our existing customer relationships, and doing a good job for our customers in this evolving environment. To have more flexible modular products, but still keep it simple. It’s how you stand out in a world where there are a number of players trying to commoditise. Oliver Wyman: The insurance industry is becoming more important in terms of the role it plays in society, especially as the banks retrench from investment in infrastructure and so forth. What role do you see LBG’s insurance business playing in the broader society over the coming years? Toby Strauss: We’re in a world where people are living longer and will have to put their own provision in place to care for themselves as the state can no longer afford to provide this funding. A lot of organisations see this as an opportunity. Not just the insurers, but also the asset managers, banks and investors. There are some unique things an insurance business can do in terms of managing long-term risk, and that has to be at the heart of what we do. We have already made good progress in this area: for example, substantial investments in social housing, infrastructure and loans to educational institutions. Responding to the change and maximising the opportunities is one of the biggest focus areas for us. It’s about staying confident in a market that’s becoming increasingly competitive. Oliver Wyman: What is your outlook for the UK’s insurance industry over the next 5 – 10 years? Customers will be more demanding, so the need for straightthrough-processing is important.” Toby Strauss: There will continue to be pressure on margins, creating a greater need to become more efficient. Customers will be more demanding, so the need for straight-through-processing is important. We collectively have to become much more customer orientated by worrying less about products with clever bells and whistles, and more about delivering the outcomes that customers want. It’s about how we communicate and create products and solutions that they can engage with and meet their needs. The different parts of the broad spectrum of what insurers do will go in very different directions. For example, I think a significant number of customers will still want support in purchasing, but there will also be many customers who go and buy their own protection online without any assistance. Oliver Wyman: You mentioned change; another big change is Solvency II. How big an impact do you think Solvency II will have on the day-to-day running of your business and decision making? Toby Strauss: In the UK, certainly for the larger players, it is already happening. The Prudential Regulation Authority (PRA) is very focused on transition. To a great extent, we’re through a lot of it already, in that sense it’s been a transition over the last two or three years and we’re 80% of the way through. I don’t think looking forward it will make that much difference to us, because we are already calculating all those numbers on a Solvency II basis. Obviously there is still more detail to work through, for example, on which assets will be eligible for the Matching Adjustment. How this finally lands will affect the industry’s ability and appetite to invest in different asset classes. Oliver Wyman: How would you describe your leadership style do you think it has evolved much over the last few years? Toby Strauss: I’m very content focused. I like to understand what the right answer is, rather than managing the process. I do try and give my team space for them to do their job and I think that having a bit of fun and humour around is important too. With large organisations, the key is what to focus on. Thinking hard about how you make change happen and how you land it well, both in my area, and our broader relationship with our parent (LBG Group) is something I personally have spent quite a bit of time thinking about, and adapting from the self-contained business environment that I had come from. Oliver Wyman: Where do you get your energy from? Toby Strauss: I talk to people out in the market and to colleagues who work at the front-end. You always learn something when you take the time to go out and talk to new people. It gives you a real and tangible understanding of the market. Also getting out and about talking to other key market players, such as, aggregators, employee benefit consultants, the individual IFA firms: you have to talk to quite a few of them because they’re quite a heterogeneous group. Only talking to one or two won’t get you anywhere. Oliver Wyman: How do you keep motivated, what do you do in your downtime? Toby Strauss: Within work I’m very motivated by the scale of what we can do for our customers. One of the huge benefits and privileges of doing this job versus running a mid-sized business is the scale of impact you can have on getting customers to save in their retirement. But it can be very intense too, so I do a lot of sports outside of work, such as cycling and sailing. I’m also a trustee for Macmillan Cancer Support; I’ve been a trustee for a year and a half. It’s been really interesting, I spent some time at Frimley Park Hospital and met with the patients there and the Macmillan nurses, and that’s where you really see the difference. It’s something that’s very personal to me given both my parents suffered from cancer, and I’ve wanted to be involved for some time, so I’m delighted to have had the opportunity to invest my time in this worthy cause. Oliver Wyman: Thank you Toby for taking the time to speak with us. www.oliverwyman.com Copyright © Copyright © 2014 Oliver Wyman