Der Hippokrates Report
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Der Hippokrates Report
Der Hippokrates Report Tagungsbericht 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Wissenschaft und Praxis im Dialog: Die Kunst in der Hebammenarbeit heute Zwischen wertvollem Miteinander und individueller Abgrenzung Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Schwangerschaft Zum 2. Mal lud Bübchen Hebammen nach Soest ins Tagungs- und Kongresszentrum Bad Sassendorf zu einem Seminarkongress (7.–9. März 2013) ein. Wer mochte, konnte mit einer Bübchen-Werksführung starten, um sich von der Bübchen-Qualität „Made in Germany“ zu überzeugen. Das Rahmenprogramm bot ausreichend Raum zur Selbstfindung und Entspannung, denn die Teilnehmerinnen hatten die Möglichkeit, an dem Verwöhnprogramm „FRAU VITAL – Zeit für Körper & Geist“ mit Sauna, Aquafitness und Co. teilzunehmen. PD Dr. med. Markus Zutt Dermatologische Erkrankungen in der Schwangerschft ........................ 3 Eine „Frau mit 3 Köpfen“ Inhalt Begrüßung .......................................... 2 PD Dr. med. Franz Bahlmann Frühgeburtlichkeit und Zervixinsuffizienz .................................................... 4 Ute Höfer Ernährungsberatung für Schwangere .6 Geburt PD Dr. med. Wolfgang Thomas Unterschätzte Risiken bei „Späten Frühgeborenen“ .............. 8 Wochenbett und Nachsorge PD Dr. med. Natalie Garcia Bartels Die Pflege der Babyhaut – Von Mythen zu Fakten ...................... 11 Dr. Thomas Stiehm Hautpflege in der Hebammensprechstunde .................................... 13 Dr. Mike Possner Ernährung und Präventionsstrategien im Säuglingsalter ............ 14 Dr. Tanja Besier Förderung der elterlichen Feinfühligkeit .................................... 16 Die alltägliche Mehrfachbelastung der Hebammen griff Evamaria Wilhelmi, Direktorin des Wissenschaftlichen Service von Bübchen, als Einstieg in das Tagungsprogramm am Freitag auf. Dabei zeigte sie das Foto einer Skulptur: Eine Frau mit 3 Köpfen! Es verdeutlicht, wie facettenreich eine Hebamme sein muss bzw. ist. Neben ihrem Job und der eigenen Familie fühlt sie sich in vielen Fällen mitverantwortlich für die Frau und deren Familie, die sie betreut. Durch das „Helfersyndrom“ und das häufige Unvermögen, auch einmal Nein zu sagen, geraten Hebammen oft in eine starke Dreifachbelastung, bei der sie selber mit ihren Bedürfnissen zu kurz kommen. Um dem entgegenzuwirken, gab es ausreichend Möglichkeiten, zu entspannen und Kraft zu sammeln: z. B. durch eine Handmassage, mit Qi Gong oder durch spontane Lacheinlagen, die der Kabarettist Marcus Jeroch mit Freude auszulösen wusste. Seminare: interaktiv und abwechslungsreich Das am Samstag stattfindende Fortbildungsprogramm konnten sich die Anwesenden aus 20 Seminaren individuell zusammenstellen. Durch den interaktiven Dialog an beiden Tagen konnten die Hebammen die Erkenntnisse nicht nur für ihre Schwangeren und Wöchnerinnen nutzen, sondern sich zahlreiche persönliche Anregungen durch gemeinsame Diskussionen und interdisziplinäre Gespräche holen. Dies – so Wilhelmi – sei besonders bereichernd, denn: „Wenn Du schnell gehen willst, dann geh‘ alleine. Wenn Du weit gehen willst, dann geh‘ gemeinsam!“ Zu den Referenten der Vorträge und Workshops zählten sowohl Hebammen, die auf eine langjährige praktische Erfahrung zurückblicken, als auch Ärzte, welche die neusten Erkenntnisse auf verschiedenen Sektoren anschaulich präsentierten. ■ Mit einem herzlichen Willkommen wurden alle Teilnehmerinnen zum 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress von Evamaria Wilhelmi begrüßt. © Bübchen Ute Laves „Berührung mit Respekt®“ oder: Wie Eltern ihr Baby besser lesen lernen ..... 17 Hebammenpraxis Prof. Dr. med. Wolfgang Kölfen Sprachlicher Handwerkskoffer für Hebammen ................................. 20 Gabriele Stenz Von der Idee zum Konzept: Mein Individueller Eltern-Kurs .......... 20 Christiane Münkwitz Wie bringe ich meinen Kurs an die Frau? ...................................... 21 Melita Grieshop Gesundheitsförderung nach der Geburt ............................... 22 Premiere: Bübchen Wissenschaftspreis für Hebammen Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Ausschreibung und Stiftung des „Bübchen Wissenschaftspreis für Hebammen. Weil neues Leben Schutz braucht“. Mit dem Preis sollen wissenschaftliche Arbeiten, Projekte und Ideen von Hebammen gewürdigt werden, die dem Schutz von Mutter und Kind dienen. 2 Hippokrates Report | Schwangerschaft Dermatologische Erkrankungen in der Schwangerschaft partales Effluvium), der nach der Stillperiode aufzuhören pflegt. PD Dr. med. Markus Zutt, Leiter der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums Bremen Mitte des Verbunds Gesundheit Nord nahm sich in seinem Vortrag „Schwangerschaft und Haut“ eines Themas an, das sowohl für die betroffenen Schwangeren, aber auch für Hebammen und Gynäkologen von großer Bedeutung ist. So wie die Schwangerschaft ein wunderbarer „Zustand“ und keine Krankheit ist, sind auch die meisten schwangerschaftsbedingten Hautveränderungen physiologisch und nicht krankhaft, trotzdem aber häufig belastend für die werdende Mutter. Dazu gehören die schon früh erkennbaren Hyperpigmentierungen, wie jene an den Mamillen und Genitalien, oder Naevi (Muttermale) genauso wie die Linea fusca/nigra (braune Linie) am Abdomen oder das Chloasma gravidarum (bräunliche Hautflecken). Daneben kommt es auch zu Gefäßveränderungen wie die sogenannten Palmarerytheme – mit dem Resultat ständig warmer Hände, auch im Winter. Die Gefäße des Zahnfleisches sind ebenso häufig betroffen (z. B. Gingivahyperämie und -hyperplasie), Hautgefäße (Teleangiektasien, Spider naevi) und auch Venen, wie Varikosis (Krampfadern), sind sichtbar erweitert und im weitesten Sinne können Hämorrhoiden auftreten. Sind in der Familienanamnese der Frau Fälle von Krampfadern bekannt, rät Zutt zum konsequenten Tragen medizinischer Kompressionsstrümpfe ab Bekanntwerden der Schwangerschaft. Bestehen schon Hauterkrankungen, können diese entweder eine Verbesserung erfahren wie bei einer Psoriasis (Schuppenflechte) oder eine Verschlechterung wie bei einem atopischen Ekzem (Neurodermitis). Der Haarzustand hingegen verbessert sich erfreulicherweise bei vielen Frauen während der Schwangerschaft, nicht selten kommt es jedoch nach der Geburt zu einem unerwünschten Haarausfall (post- Im Zentrum des Vortrags standen jedoch die eher seltenen und pathophysiologisch ungeklärten Schwangerschafts-Dermatosen. Diese sind nicht nur schwierig hinsichtlich der (Differenzial-)Diagnostik. Auch die therapeutischen Möglichkeiten sind stark eingeschränkt. Faktisch gefährden sie die Schwangerschaft selbst fast nie, doch sie schränken die Lebensqualität der Schwangeren teilweise massiv ein. Bei den spezifischen SS-Dermatosen wird zwischen 4 Arten unterschieden: ▶Die Pemphigoid gestationis ist eine seltene Ganzkörper-Autoimmundermatose in der 2. Schwangerschaftshälfte und post-partal. Dabei behindern Antikörper gegen Strukturproteine den Zusammenhalt der Haut. Das mündet nach einem initial juckenden Erythem (Hautrötung) in der Bildung praller Blasen in der Bauchregion – insbesondere der Nabelregion. Durch die Antikörper kann es bei etwa 10 % der Neugeborenen ebenfalls zu Blasen kommen, genauso wie zu „Small-for-date-Babys“ und konsekutiven Frühgeburten. Die postpartale Rückbildung der Dermatose kann Wochen bis sogar Monate dauern. Darüber hinaus sind Schübe während der Menstruation möglich, genauso wie Rezidive. Ziel der Therapie ist es, den unangenehmen Juckreiz und die Blasenbildung zu beherrschen, auch um Infektionen zu verhindern. Dies erfolgt durch systemische Gluko- SchwangerschaftsDermatosen: Diagnose und Therapie eingeschränkt kortikosteroide und Antihistaminika. Bei schweren Fällen kann sogar eine Immunapherese (technisch der Dialyse ähnlich) eingesetzt werden. ▶Die Polymorphe SS-Dermatose wurde früher als PUPPP (Pruritic urticarial papules and plaques of pregnancy) bezeichnet. Die juckenden, nesselartigen Hautveränderungen nehmen von den Striae distensae ihren Ausgang. Typischerweise bleibt hierbei die Nabelregion ausgespart. Bei zunehmender Krankheit können auch Ekzeme und Bläschen auftreten. Sie tritt in den letzten SSW oder seltener im Wochenbett auf – vornehmlich bei Erstgebärenden, Mehrlingsschwangerschaften und nach exzessiver mütterlicher Gewichtszunahme. Es besteht keine Gefahr für das Ungeborene. Die Abheilungsdauer der ursächlich unklaren, selbstlimitierenden Erkrankung beträgt bis zu 6 Wochen. Die Therapie erfolgt lokal-symptomatisch mit Kortison-Salben, antipruriginösen (juckreizstillend), z. B. harnstoffhaltigen Externa oder Antihistaminika. ▶ Bei der Intrahepatischen SS-Cholestase (ICP) handelt es sich um ein hormonell verursachtes reversibles Phänomen in der Spätschwangerschaft bei genetisch vorbelasteten Frauen. Dabei liegt eine gestörte Gallensäureexkretion vor, die die Gallensäure im Blut ansteigen lässt. Klinisch imponiert sie durch starken Juckreiz am ganzen Körper, der binnen einiger Tage postpartal abklingt. Die Streckseiten an Armen und Beinen sind am meisten betroffen. Durch das Kratzen kommt es zu den sichtbaren Hautveränderungen. Eine Gelbsucht tritt nur in wenigen Fällen auf. Gefährlich ist die Pemphigoid gestationis und Polymorphe SS-Dermatose im Vergleich. © Markus Zutt 3 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Cholestase für das Ungeborene, dessen kardiales Erregungsleitungssystem durch übergetretene Gallensäure in den kindlichen Kreislauf blockiert werden kann. Dies kann die fetale Prognose beeinträchtigen und z. B. zu gehäuften Frühgeburten und Sauerstoffmangel unter der Geburt führen. So erscheint neben einer Lokaltherapie gegen den unangenehmen Juckreiz der Mutter eine Therapie mit Ursodesoxycholsäure unabdingbar, um das Ungeborene zu schützen. Das Arzneimittel reduziert die Konzentration der Gallensäure im mütterlichen Serum und verbessert den Gallensäuretransport über den Mutterkuchen. Das verbessert wiederum die Gallensäurebalance zwischen Mutter und Kind. ▶Die Atopische SS-Dermatose im 1. und 2. Trimester stellt die häufigste Ursache für Juckreiz dar. Sie ist charakterisiert durch ihre vor allem an Armen und Beinen flächigen beugeseitigen Ekzeme und juckenden Knötchen. Prädisponierend ist eine Atopie mit Heuschnupfen oder Asthma bronchiale. In 20 % der Fälle liegt schon eine Neurodermitis vor, bei 80 % tritt eine Neurodermitis erstmalig auf. Therapeutisch kommen lokales Kortison, rückfettende Maßnahmen, Harnstoff, Menthol, Polidocanol, aber auch eine UVB-Lichttherapie zum Einsatz. Empfehlungen für Pflege und Therapie Wenn Pflege und Therapie der Haut in der Schwangerschaft ein „Mehr“ benötigen als im Alltag, gelten folgende Empfehlungen: Kortison: Systemisch ist Prednisolon bei SS-Dermatosen unter 4 Wochen das orale Mittel der ersten Wahl. Lokal kommen eher Prednicarbat oder Momethason zum Einsatz. Antihistaminika: Mit Dimentiden und Clemastin werden ältere Substanzen als Antihistaminika bevorzugt; im 2. und 3. Trimenon auch Loratadin oder Cetirizin. Bakterielle und Pilzinfektionen: Wenn Antiseptika und antimikrobielle Substanzen bei bakteriellen oder Pilzinfektionen eingesetzt werden sollen, ist der Favorit 4 Fusidinsäure neben Nystatin und Clotrimazol bei Mykosen. Juckreiz (Pruritus): Bei juckender Haut haben sich kalte Umschläge oder Lotionen mit Menthol und Kampfer bewährt, während Hitze, heiße Getränke oder Alkohol zu meiden sind. Gerbstoffe sind ebenfalls gut einsetzbar, wie Tannin-Präparate als Lotion, Creme, Gel, Salbe oder Badezusatz, bzw. Schwarztee. Topische Lokalanästhetika erscheinen manchmal als letzte Rettung, wie das juckreizstillende Polidocanol in Lotionen, Cremes, Ölbädern, das gut mit wasserbindendem Harnstoff kombinierbar ist. Hautpflege: Zutt empfiehlt hier eine konsequente und pflegend-hydratisierende Rückfettung mittels Lipolotionen, Fettcremes und Salben sowie Fettsalben zur Therapie von Hauttrockenheit. Morgens ist eine leichte Creme empfehlenswert, zur Nacht hin darf die Basis eher rückfettender Natur sein. Eine Austrocknung durch Waschen, Baden und Duschen kann durch die Verwendung milder, nicht-alkalischer Seifen, rückfettender Syndets sowie Dusch- und Badeöle verhindert werden. Die Schwangere sollte zudem nur kurz für etwa 10–20 Minuten bei moderater Temperatur von 32–38° C baden, denn ausgedehnte Vollbäder in heißem Wasser mit Badezusätzen können die Hauttrockenheit verstärken. Kurzes Duschen ist zu bevorzugen. Anschließend heißt es sanft abtrocknen und eincremen. Das Eindringen des Pflegeproduktes in die Haut kann zudem gefördert werden, wenn die Körperpflege in einem Flaschenwärmer leicht erwärmt und dann in die noch feuchte Haut einmassiert wird. Hinsichtlich der Kleiderwahl sollte Baumwolle und Seide der Vorzug gegeben werden, insbesondere kratzende Wolle und Synthetik sollte die Schwangere eher meiden. Sonnenschutz: Da die Melanocyten in der Schwangerschaft aktiver sind, bildet die Haut auch mehr Pigmente. Um unschöne Pigmentstörungen und Sonnenbrände zu vermeiden, sollte die werdende Mutter einen Lichtschutzfaktor von 30 wählen und sich möglichst häufig im Schatten aufhalten. ■ Frühgeburtlichkeit und Zervixinsuffizienz Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (Stand 2009) unterschreitet Deutschland auch weiterhin den Geburtentiefstand im Vergleich zum berühmten „Pillenknick“ in den 70er-Jahren. Und: Deutschlands Mütter werden immer älter. Parallel dazu nehmen immer mehr Partner mit Kinderwunsch reproduktionsmedizinische Maßnahmen in Anspruch. Das höhere Alter an sich und die Zunahme an Mehrlingsgeburten (z. B. durch Hormonbehandlungen) bergen aber gleichzeitig gesundheitliche Gefahren wie fetale Fehlentwicklungen, Anomalien und vor allem Frühgeburtlichkeit. Das alles sowie die hohe Erwartungshaltung der werdenden Eltern und deren hoher Informationsgrad (z. B. durch Internetrecherchen) stellt Hebammen und Gynäkologen vor ganz neue Herausforderungen und mitunter großen psychischen Druck – so PD Dr. med. Franz Bahlmann, Chefarzt der Frauenklinik Bürgerhospital Frankfurt. Aus diesem Grund widmete Bahlmann seine Präsentation der Thematik Zervixinsuffinzienz und will damit zu neuen Therapiekonzepten zur Reduktion der Frühgeburtlichkeit anregen. Ersttrimesterscreening extrem wichtig Ein überaus positiver Trend ist in der Pränataldiagnostik (z. B. 3D-Ultraschall, Humangenetik) zu verzeichnen. Die großen medizinischen Fortschritte sollten Gynäkologen, so Bahlmann, jedoch unbedingt schon im Ersttrimesterscreening nutzen. Nicolaides spricht sich in einer Publikation (Nicolaides K: Prenatal Diagnosis, 2011) für die Umkehrung der Schwangerschaftsvorsorgepyramide aus, die Bahlmann befürwortet. Ziel ist es, das perinatologische Management zu optimieren, um eine Frühgeburt aufgrund einer Zervixinsuffizienz zu verhindern oder so weit wie möglich hinauszuzögern. Hippokrates Report | Schwangerschaft ▼ sp ezielle Betreuung 12–34w 30w 32w 34w 36w 37w 38w 39w 40w 41w Durch das Ersttrimesterscreening erfolgt eine Beurteilung der Nackentransparenz (NT) per Ultraschall zwischen der 12. und 14. SSW in Kombination mit einer mütterlichen Hormonbestimmung (β-HCG und PAPP-A). Hierbei lässt sich das statistische Risiko für eine Chromosomenstörung insbesondere der Trisomie 21 mit einer Testsicherheit von ca. 80 % errechnen. Der Gynäkologe erkennt somit frühzeitig Risiken. Eine erhöhte NT deutet auf ein größeres Risiko für Aneuploidien, d. h. Chromosomenfehler hin. Liegt die NT bei > 6,5 mm, bewegt sich dessen Risiko um die 65,5 % (Souka A, von Kaisenberg C et al.: American Journal of Obstetrics & Gyneclogy, 2005). Eine solche NT deutet zudem auf ein 19 %iges Risiko für einen intrauterinen Fruchttod (IUFT) und mit 46,2 % auf weitere Anomalien hin. Die Prävalenz schwerer Herzfehler, z. B. durch Anomalien der großen Gefäße, liegt bei einer NT von > 6,5 mm bei 30 % (Souka A, von Kaisenberg C et al.: American Journal of Obstetrics & Gyneclogy, 2005). Auch eine frühe Echokardiografie und Neurosonografie kann Fehlentwicklungen aufdecken und damit den Weg für mögliche perinatale Therapien freimachen. Mehrlinge sind besonders risikogefährdet Mehrlingsschwangerschaften bergen an sich schon das Risiko einer Frühgeburtlichkeit – vor allem in Kombination mit dem mittlerweile höheren Alter der Mutter und eventuell vorangegangenen reproduktionsmedizinischen Maßnahmen. 12,2 % aller Frühgeburten sind Mehrlinge. Verschiedene Studien beschreiben im Zusammenhang mit den Risiken bei Mehrlingen eine höhere Rate an konge- ▼ 24w 28w ▼ 16w 37w ▼ 41w ▼ 12w 20w So sieht die Umkehrung der Schwangerschaftsvorsorgepyramide im Detail aus. © Nicolaides K: Prenatal Diagnosis, 2011 nitalen Fehlbildungen und Chromosomenstörungen (Rodis J, Egan J et al.: Obstetrics & Gynecology, 1990; Källé B: Genet Med Gemellol, 1986), intrauterine Wachstumsstörungen (IUGR) (Grobman W, Placeman A: Clinical Obstetrics & Gynecology, 1998), Zervixinsuffizienz (Souka A, Heath V et al.: Obstetrics & Gynecology, 1999) sowie des fetofetalen Transfusionssyndroms (Blickstein I: Obstetrics & Gynecology, 1990). Die neonatale Mortalität bei Mehrlingen liegt bei 15,4 %. Zwillingstransfusionssyndrom: schwer zu managen Wenn eineiige Zwillinge monochorial versorgt werden, spricht man auch vom Zwillingstransfusionssyndrom (Englisch: Twin to twin transfusion syndrome [TTTS]). Das bedeutet, dass sie sich die Gefäßverbindung über eine Plazenta teilen. Das führt zu einem Ungleichgewicht des Blutaustausches zwischen den ungeborenen Kindern. Typischerweise gelangt dadurch das Blut ausschließlich aus dem Kreislauf eines Kindes, welches als Donor (Spenderzwilling) bezeichnet wird, in den des Akzeptors (Empfängerzwilling). Durch eine gesteigerte Diurese und das größere Blutvolumen kann es zu organischen Störungen und Anomalien kommen, wie: Polyhydramnion (zu viel Fruchtwasser), Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle; im Herzbeutel oder der Haut, Leber- und Milzvergrößerungen, Herzinsuffizienz. Im schlimmsten Falle kann es durch Herzversagen zum vorgeburtlichen Tod kommen. Der Donor ist aufgrund seiner Wachstumsretardierung wesentlich kleiner und weist bei der Geburt immer eine Blutarmut mit wesentlich erniedrigten Hämoglobinwerten auf, was auch an dem äu- ßeren Erscheinungsbild deutlich zu erkennen ist. Durch die verminderte, mitunter sogar aussetzende Urinausscheidung reduziert sich das Fruchtwasser deutlich (Oligohydramnion). In besonders schweren Fällen fehlt es komplett (Anhydramnion). Dies ist auch als „stuck twin“ bekannt. Durch die Anämie und die allgemeine Mangelversorgung kann der Donor im Mutterleib sterben. Hier kann ein früh angesetztes und modernes perinatales Screening mit Ultraschall und Dopplersonografie der verschiedenen fetalen Untersuchungsparameter (z. B. die A. umbilicalis, A. cerebri media, Ductus venosus) die Diagnose erleichtern und die Indikation für eine wesentlich engmaschigere Überwachung geben. Auch wenn es bislang noch keine Behandlungsmethode gibt, die das Überleben beider Zwillinge bzw. Mehrlinge zu 100 % sichert und eine bleibende Beeinträchtigung vermeidet, so ist auch hier die medizinische Entwicklung deutlich zu spüren. Neben der bekannten Fruchtwasserentlastungspunktion wird mittlerweile an einigen Zentren auch die fetoskopische Laserkoagulation beim Zwillingstransfusionssyndrom als Therapie der ersten Wahl durchgeführt. Dabei werden mittels Laser die Gefäßanastomosen verschlossen. Dies kann z. B. die Rate an bleibenden neuromotorischen Folgeschäden deutlich reduzieren. Risikofaktor Präeklampsie: zahlreiche Organe sind beteiligt Auch die Präeklampsie bzw. Schwangerschaftshypertonie (früher: Gestose) – charakterisiert durch die 3 Leitsymptome Ödeme, Bluthochdruck und Proteinurie – steigert das Risiko einer Frühgeburt und intrauterinen Wachstumsrestriktionen. Die Ursachen der Präeklampsie sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Aber wahrscheinlich führt die gestörte Implantation der Trophoblasten zu einer Fehlentwicklung der Plazentaarterien. Zahlreiche Organe können von der Präeklampsie betroffen sein. Liegt bei der Mutter ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und/oder ein metabolische Syndrom schon vor der Schwanger- 5 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress schaft vor, steigert dies das Risiko für eine Präeklampsie. Langfristig betrachtet erhöht sich auch die Gefahr für das Ungeborene, später einmal eine kardiovaskuläre Erkrankung und/oder Diabetes mellitus zu entwickeln. Dies nennt man fetal programming. In einer Metaanalyse von 2010 (Bujold E, Roberge S et al.: Obstetrics & Gynecology, 2010) wurden 27 Studien unter die Lupe genommen, welche die Auswirkungen einer frühzeitigen Aspirintherapie (ab der 16. SSW und früher) auf das Risiko einer Präeklampsie untersuchten. Insgesamt nahmen 11 3 48 Frauen mit Risikofaktoren teil. Die Ergebnisse waren positiv: Die Parameter Präeklampsie, schwere Präeklampsie, Gestationshypertonie, Frühgeburt sowie IUGR reduzierten sich deutlich hinsichtlich ihres Risikos versus der Gruppe ohne Aspirin. Lediglich auf die Plazentaablösung hatte Aspirin keinen Einfluss. Frühgeburtlichkeit: größtes Problem in der Geburtshilfe Frühgeburtlichkeit ist das häufigste und somit größte Problem in der Geburtshilfe mit einer weltweiten perinatalen Mortalität von 70 %. Neben lebensbedrohlichen Hirnblutungen, Sepsis u. a. stellen aber auch Zerebralparesen, kognitive und neuromotorische Defizite, Retinopathien u. a. die Medizin, aber vor allem die Familien vor große Herausforderungen. Wenngleich die Gesundheit von Mutter und Kind an oberster Stelle stehen, sollte trotzdem auf die hohen wirtschaftlichen Kosten hingewiesen werden. Jede Woche, die sich das Ungeborene länger im Mutterleib entwickeln darf, wirkt sich positiv auf die Gesundheit des Kindes, die psychische Entlastung der Eltern als auch auf die finanzielle Entlastung des Gesundheitssystems aus. Verschiedene Mechanismen wie eine Entzündung oder Überdehnung des Uterus, z. B. durch Mehrlinge oder zu viel Fruchtwasser, können eine Frühgeburt auslösen. So steht eine genaue Risikoanamnese (Blutungen, BMI < 19,8, vorausgegangene Frühgeburt(en), Konisation) der Schwangeren an oberster Stelle des Screenings um die 20. SSW. Ist das Risiko für eine Frühgeburt erhöht, sollte engmaschig eine breitgefächerte Dia- 6 gnostik durchgeführt werden: vaginale pH-Messung, Mikrobiologie, Fibronektin und Zervixsonografie mit besonderem Augenmerk auf deren Länge. Verkürzt sich der Gebärmutterhals deutlich vor dem ausgerechneten Geburtstermin, drohen nicht nur lebensbedrohliche Infektionen, sondern auch eine Spontangeburt mit zahlreichen Risiken. Findet sich neben einer Zervixverkürzung zusätzlich ein sogenannter Sludge in der Zervix, steigt das Risiko einer Frühgeburt sogar um den Faktor 4–5. Zervixinsuffizienz: Individuelle Lösung finden Folgende 3 relativ vergleichbare Methoden können das Risiko einer Frühgeburt ergänzend zur Bettruhe deutlich reduzieren: Progesteron als Ölkapsel (2 × 100 mg/ täglich) oder bioadhäsives Gel (90 mg/ täglich) haben eine präventive Wirkung auf die Zervixreifung und reduzieren entzündungsfördernde Botenstoffe. In Studien senkte Progesteron die Frühgeburtlichkeit unter der 34. SSW um 40–45 %. Auch ein Zervix-Pessar reduziert das Risiko deutlich (etwa um 40 %) sowie eine Cerclage (als OP). Da keine Patentlösung für alle Schwangeren existiert, rät Bahlmann Gynäkologen, individuell in Abhängigkeit vom Gestationsalter zu entscheiden.■ Ernährungsberatung für Schwangere Ute Höfer, freiberufliche Hebamme und Ernährungsberaterin aus Siegen wies in ihrem Seminar auf die Wichtigkeit einer individuellen Ernährungsberatung für jede Schwangere hin. Hebammen sollten die werdenden Mütter zu diesem Thema nach Möglichkeit schon in der Frühschwangerschaft erreichen, nicht erst im Geburtsvorbereitungskurs, denn: Neueste Erkenntnisse weisen auf eine direkte Auswirkung der Nährstoffversorgung von der frühen Schwangerschaft an bis zur Stillzeit auf die spätere gesundheitliche Kindesentwicklung hin. Einseitiges Essen und Nahrungsmangel können sogar das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburten oder Fehlentwicklungen erhöhen. Höfer rät allen Hebammen, eine Ernährungsberatung mit in ihr Portfolio aufzunehmen – als ganzheitliches Angebot für die werdende Mutter. Zur Unterstützung gab sie interessierten Hebammen einen Gesprächsleitfaden und Tipps an die Hand. Die Ernährungstypen Bei der Ernährungsberatung macht Höfer seit vielen Jahren hervorragende Erfahrungen, die Schwangere bzw. Stillende einem Konstitutionstypen zuzuordnen: Empfindungstyp ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Feingliedrig, schlank, untergewichtig Muskulatur zart, aber leistungsfähig Liebt Wärme und Licht Kälte und Hitze verträgt er nicht Jahreszeit Herbst, Element Luft Bewegungstyp ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Muskulär, kräftig, athletisch Meist helle sonnenempfindliche Haut Starker Knochenbau, lange Gliedmaßen Liebt es heiß und trocken Jahreszeit Sommer, Element Feuer Entspannungstyp ▶ ▶ ▶ ▶ Ruhig, beständig, eher konservativ Liebt Ruhe, Behaglichkeit Wärme und Hitze sind ihm unangenehm, verträgt Kälte gut Jahreszeit Winter, Element Erde So kann die Hebamme den Frauen individuelle Empfehlungen und Rezepte an die Hand geben, deren Umsetzung zu mehr Wohlbefinden und Linderung bestimmter Beschwerden führt. Für zwei Essen? Ja, aber nicht mehr! Der Energiebedarf in der Schwangerschaft erhöht sich nur geringfügig: ab dem 4. Monat um etwa 255 Kilokalorien (kcal). Nicht die Kalorien sind ausschlaggebend, sondern die Nährstoffdichte. So sollte die Schwangere besonders auf eine hohe Zufuhr von Vitamin- und Mineralstoffen, Omega-3-Fettsäuren etc. achten. Hippokrates Report | Schwangerschaft In der Schwangerschaft und beim Stillen ist die Mutter – zumindest in den ersten Monaten – die einzige Nährstoffquelle für das Neugeborene und somit die Basis für dessen Gesundheit und Entwicklung. In der Stillzeit steigt der Kalorienbedarf noch einmal um weitere 400 kcal an. Auch der Vitalstoffbedarf ist abermals leicht erhöht. Mangelt es der Ernährung an Energie, Vitaminen und Co., geht es an die mütterlichen Reserven, damit zumindest das Kind ausreichend versorgt wird. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass sich viele junge Mütter erschöpft und müde fühlen. Nächtlicher Schlafmangel ist nicht immer der einzige Grund! Gestaltet die Mutter ihren Speiseplan aber abwechslungsreich, mit reichlich frischem saisonalem Obst und Gemüse, Kartoffeln, Nüssen, Vollkornprodukten und 2–3-mal die Woche Fisch, ernährt sie nicht nur sich ausreichend, sondern sorgt auch für beste gesundheitliche Voraussetzungen des Un- bzw. Neugeborenen. Bei Emesis und Hyperemesis (Extreme) Schwangerschaftsübelkeit mit Erbrechen tritt bei mehr als einem Drit- tel der Schwangeren auf. Die Frauen weisen meist eine hyperthyreote Stoffwechsellage und Blutzuckerschwankungen auf. Die Beschwerden sind bislang nicht ausreichend untersucht, aber einige Maßnahmen können positiven Einfluss nehmen. Höfer empfiehlt morgens (noch im Bett) Kohlenhydrate aus Vollkorn, Müsliriegel, Studentenfutter oder Nüsse aufzunehmen, viele kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen und abends vor dem Zubettgehen noch eine Kleinigkeit zu essen. Auch Blutdruck- und Blutzuckerkontrollen sollten regelmäßig durchgeführt werden. Zudem schaffen Bewegung an der frischen Luft, Entspannung sowie Naturheilkunde (z. B. Ingwertee, Akupunktur oder Homöopathie) Linderung. Viele Schwangere mit Emesis reagieren auch positiv auf Vitamin-B-Gaben (vor allem Vitamin B6). Häufig steckt auch eine Fruktose-Intoleranz dahinter. Bei Gestationsdiabetes 10 % aller Schwangeren sind von einem Schwangerschaftsdiabetes betroffen. Hier sollte unbedingt ein Diabetologe hinzugezogen werden. Ziel ist es, Insulinspritzen Gesprächsleitfaden in der Ernährungsberatung (EB) ▶ EB fällt unter die Gebührenordnung der Hebammen (Position 0500 und 0100) ▶ Mindestens 2 Gespräche sind notwendig ▶ 1. Termin: –Zeitplanung: 60 Minuten –Orientierung schaffen –Sammeln von Aspekten –Gibt es Beschwerden, die diesen Termin ausgelöst haben –Welche Vorlieben, Abneigungen hat die Ratsuchende –Welcher Konstitutionstyp ist die Schwangere –Schwangerschaftsspezielle Hinweise erfragen –Essensgewohnheiten und Lieblingsspeisen, Appetit veränderungen, Abneigungen, Gelüste, Medikamente, Vitaminpräparate erfragen und notieren –Familiäre Anamnese erheben –Soziales Umfeld und berufliche Aktivitäten erfragen –Signalisieren, dass beim nächsten Termin Möglich keiten der Veränderung besprochen werden können –Verlaufsprotokoll erstellen ▶ 2. Termin: Umsetzung absichern ▶ Zwischen 1. und 2. Termin sollten 4 Wochen liegen ▶ Hebammen sollten sich Rezeptsammlungen anlegen, die sie an die Schwangeren weitergeben kann und Medikamente zu vermeiden. Dies klappt am besten, wenn die Krankheit schon in der Frühschwangerschaft diagnostiziert wird und die Frauen engmaschig begleitet werden. Neben der konsequenten Blutzuckermessung sind eine kohlehydratarme Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Meidung von Stress wichtig, da all dies blutzuckersenkend wirkt. Die Schwangere muss sich streng an die kohlehydratarmen Ernährungsempfehlungen halten und diese auf 5–6 kleine Mahlzeiten aufteilen. Bei Schwangerschaftshypertonie Bei einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie liegt häufig eine Mangelernährung vor: es fehlt beispielsweise an Vitaminen, vorrangig Vitamin B6, Mineralstoffen, Eiweiß, Kalorien oder Natrium. Daher sollte immer eine der Ursache angepasste Ernährungsempfehlung erfolgen. Schwangere mit einer Hypertonie sollten auf keinen Fall ihren Salzkonsum reduzieren, bei erhöhten Hämatokritwerten sogar ihre Salzzufuhr und Flüs- Allgemeine Empfehlungen für Schwangerschaft und Stillzeit ▶ 50 % der Gesamtenergiezufuhr sollten Kohlehydrate nicht übersteigen. ▶ Ballaststoffreiche Kohlehydrate bevorzugen. ▶ Der Anteil an Süßigkeiten sollte unter 10 % liegen. ▶ Tierisches und pflanzliches Eiweiß (Gemüse, Getreide etc.) kombinieren. ▶ Eier jeglicher Art sollten nicht roh verzehrt werden. ▶ Der Fettbedarf ist nicht erhöht, es sollte aber auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren geachtet werden: z. B. fette Seefische (Lachs, Makrele und Thunfisch) sowie pflanzliche Öle (Beispielsweise Rapsöl, Leinöl, Kokosöl, Walnussöl und Sojaöl. Diese Öle sind sehr geschmacksintensiv und können mit Olivenöl, Distelöl, Rapsöl, Sesamöl und Sonnenblumenöl gemischt werden. Diese Kombination macht es ernährungsphysiologisch besonders wertvoll). ▶ Bitte zugreifen: Obst und Gemüse, tierisches und pflanzliches Eiweiß, Kartoffeln (als Pellkartoffeln), Nudeln (aus Vollkorn, bissfest gegart), Naturreis ▶ Bitte stark einschränken: Haushaltszucker, Honig, Nutella, Süßwaren jeglicher Art, Kuchen, Gebäck, Weißmehlprodukte 7 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress sigkeitszufuhr erhöhen. Eine basische Ernährung mit reichlich Gemüse und Kartoffeln, Salate (auch von gekochtem Gemüse) sowie gewürzte Suppen und helles Fleisch sind empfehlenswerte Nahrungsmittel. Moderate Bewegung (z. B. im Wasser), Lymphentlastende Massagen, leberstärkende Kräuter/Tees und Leberwickel sind weitere ganzheitliche Maßnahmen, um der Schwangeren zu helfen. Der Säure-Basen-Haushalt Der Mensch gilt mit einem Blut-pH-Wert von 7,35 als „basisches Wesen“. Die körpereigene Grundregulation wird entscheidend vom Säure-Basen-Zusammenspiel bestimmt. Die westliche, industriell geprägte Ernährungsweise liefert jedoch durch die hohe Zufuhr an tierischem Eiweiß (z. B. Fleisch, Milch und Milchprodukte), Süßwaren, Fett und dem Mangel an Flüssigkeit und basenbildender Frischkost wie Obst und Gemüse häufig einen Säuren-Überschuss. Auch körperliche, schwere Anstrengungen, Medikamente, Diabetes mellitus, chronische Nierenschwäche oder eine gestörte Darmflora können den Körper übersäuern. Der Körper versucht dann, die Säuren schnellstmöglich mit den körpereigenen Mineralstoffen Calcium, Magnesium, Kalium, Na- trium und dem Spurenelement Eisen abzupuffern, um sich nicht selbst zu vergiften. Das Problem: Die Puffersysteme ziehen sich die notwendigen Mineralstoffe je nach Bedarf aus Depots wie Knochen, Knorpel, Haut, Haare, Nägel, Gefäße etc. So ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Erkrankungen und Beschwerden auch mit einem Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt zusammenhängen wie Osteoporose, Sodbrennen, Nierensteine, Gicht, Schwangerschaftshypertonie. Um die Säuren im Körper abzupuffern, ist es wichtig, auch den Speiseplan basenreich auszurichten. Solche Empfehlungen gelten grundsätzlich, sollten somit ebenfalls an die werdenden oder frisch gebackenen Mütter im Rahmen der Ernährungsberatung weitergegeben werden. Eine Basen-überschießende Ernährung kann sogar positiven Einfluss auf schwangerschaftsbedingte Probleme wie Ödeme oder Sodbrennen nehmen. Im Folgenden einige Empfehlungen für ein gesundes SäureBasen-Gleichgewicht: ▶ Kräutertees, verdünnte Gemüsesäfte (Darauf achten, dass der Urin fast farblos ist, erst dann ist die Trinkmenge ausreichend.) ▶Basenbrühe ▶ Heilwasser, Leitungswasser ▶ Kartoffeln und Gemüse ▶ Beerenobst, Äpfel, Birnen ▶Basenbad Das Thema Ernährung sollte zudem niemals zu dogmatisch und starr an Richtlinien orientiert sein, sondern den Menschen als Individuum betrachten. Höfer beschrieb dies sehr passend mit: „Wir leben nicht von dem, was wir essen, sondern von dem, was wir verdauen!“ Dabei muss nicht ständig, aber immer öfter, an eine Entsäuerung gedacht werden. ■ Unterschätzte Risiken bei „Späten Frühgeborenen“ PD Dr. med. Wolfgang Thomas, Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Trier, beschreibt die späten Frühgeborenen in seinem Vortragstitel als „überschätzte Kinder mit unterschätzten Risiken“. Im Bewusstsein der Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern und Eltern ist eines einleuchtend: Ex- EXKURS – Ernährung nach den Fünf Wandlungsphasen Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin Iris Tao-Pauli brachte dem Auditorium die Ernährung nach den Fünf Wandlungsphasen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) näher. Diese ganzheitliche Ernährung erfüllt wichtige Funktionen in der Prophylaxe und Therapie von Krankheiten, indem sie ausgleichend auf Yin und Yang wirkt, die Lebenskraft – das Qi – stärkt und so Körper und Geist harmonisiert. Das Qi muss durch die Elemente fließen Bei der Ernährung nach den Fünf Wandlungsphasen handelt es sich um ein System von Entsprechungen, das zeitliche Abläufe und rhythmische Strukturen eines Beziehungsgeflechts zusammenfasst. Alle natürlichen Phänomene und auch abstrakten Vorstellungen wurden in ein System von 5 immer wiederkehrenden Phasen eingebettet, die nach den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser benannt wurden. Dazu gehören z. B. eine Jahreszeit, eine Emotion, eine Farbe, ein Geschmack und einige Organe des menschlichen Körpers. Die Phasen sind nicht statisch, sondern das Qi fließt immerwährend von einer zur anderen. 8 Dadurch ernähren, stärken und kontrollieren sich die Phasen und halten sich in Balance. Voraussetzung: Sie werden gleichberechtigt ernährt. Wird ein Element nicht ausreichend genährt, gerät der Qi-Fluss, also die „Wandlung“, ins Stocken und Krankheiten können entstehen. Auch der Temperaturcharakter eines Lebensmittels spielt eine Rolle: Kalte und kühle Nahrungsmittel (Yin) verlangsamen physiologische Prozesse, warme und heiße (Yang) beschleunigen sie. Für die Besserung des Gesundheitszustandes ist es wichtig, die krankmachenden Ernährungsgewohnheiten zu durchbrechen, um das Qi wieder in den Fluss zu bringen. In diesem Zusammenhang erfuhren die Hebammen, dass viele schon ihre Ernährung unbewusst nach ihren individuellen Bedürfnissen ausrichten, aber noch viele Aspekte aus der TCM integrieren könnten, die ihr Wohlbefinden stärken und Beschwerden beheben. Eine Ernährung nach der TCM-Philosophie ist nie dogmatisch, sondern immer individuell angepasst, zudem vollwertig und schafft ein ausgeglichenes Säure-Basen-Verhältnis im Körper. Hippokrates Report | Geburt Mortalität nach milder und moderater Frühgeburt. © Kramer M et al.: Journal of the America Medical Association, 2000 Mortalitätsrisiko Unadjustiertes Risiko (pro 1000 Geburten) Relatives Risiko (im Vergleich zu Reifgeborenen) Ätiologische Fraktion (% der Verstorbenen 32+0–33+6 SSW (7,6 % von Grundgesamtheit) 10,8 5,3 (4,9–5,8) 2,2 34+0–36+6 SSW (1,4 % von Grundgesamtheit) 4,9 2,5 (2,3–2,6) 4,3 Neurologisch-motorische Entwicklung bis Ende des 2. Lebensjahres. © Woythaler M et al.: Pediatrics, 2011 Bailey Scales (pädiatrischer Entwicklungstest) Späte Frühgeborene (%) Reifgeborene (%) P-Wert MDI < 70 70–84 ≥ 85 21,2 28,6 50,2 16,4 25,3 58,3 0,007 PDI < 70 70–84 ≥ 85 6,1 33,3 60,7 6,5 23,4 70,0 0,02 MDI = Mental Developmental Index, PDI = Psychomotor Developmental Index treme Frühgeburten bringen meist große gesundheitliche Probleme mit sich. Sowohl die Morbidität als auch die Mortalität liegen bei Frühchen vor allem unterhalb der 27. SSW sehr hoch. Besonders häufig treten Lungenreifungsstörungen, Atemnotsyndrome sowie Hirnblutungen auf. Durch die unvollständige Hirnreife kommt es auch in manchen Fällen zu bleibenden Schäden wie der spastischen Zerebralparese. Diese neurologische Störung ist gekennzeichnet durch eine schlechte Muskelkontrolle, Spastik, Lähmung, Anfälle, Intelligenzminderung etc. Woche, sogar jeder Tag im Mutterleib hat seinen gesundheitlichen Nutzen für das Ungeborene. Eine retrospektive populationsbasierte Analyse (Kramer M et al.: Journal of the American Medical Association, 2000) zeigte beispielsweise an 3,9 Millionen in den USA 1995 einbezogenen Geburten, dass das absolute Mortalitätsrisiko bei moderaten (32+0–3+6 SSW) und milden Frühgeborenen (34+0–36+6 SSW) zwar insgesamt gering, im Vergleich zu Reifgeborenen jedoch deutlich erhöht ist. Das relative Risiko der milden Frühgeborenen lag dabei immer noch 2,5-mal so hoch wie bei Reifgeborenen. „Normale Frühgeborene“ gibt es nicht Grundsätzlich Ikterusgefährdet Den „späten Frühgeborenen“, die etwa zwischen der 34+0–36+6 SSW geboren wurden und die man bis vor kurzem noch als „fast Reifgeborene“ bezeichnete, wird hingegen in der Medizin wenig Beachtung geschenkt. Dabei gibt es keine „normalen Frühgeborenen“, denn: Die Reifung – so Thomas – ist ein kontinuierlicher Prozess bis zum errechneten Geburtstermin. Jede Welche Krankheiten treten besonders häufig bei späten Frühgeborenen auf? Frühgeborene sind grundsätzlich Ikterus-gefährdet. Bei der Neugeborenengelbsucht (Hyperbilirubinämie) lagert sich vermehrt Bilirubin, ein Abbauprodukt des Hämoglobins, in Haut und Augen ab. Dieser Vorgang erreicht meist am 4.–5. Lebenstag sein Maximum. Ein Wert von 15 mg/dl kann bei einem Reifgeborenen noch als physiologisch und harmlos betrachtet werden. Neugeborene mit stark erhöhten Bilirubinwerten werden mit einer Phototherapie behandelt, um einen Kernikterus zu verhindern. Wird ein kritischer Schwellenwert, der abhängig vom Gestationsalter und vom Lebenstag ist, überschritten, erhöht sich eben diese Gefahr. Denn das Bilirubin kann dann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich im Gehirn ablagern. Dies kann irreversible Spätschäden wie Hörverlust, Störungen in der Motorik-Steuerung sowie geistige Behinderungen zur Folge haben. Die Inzidenz des Kernikterus wurde aufgrund einer strukturierten Umfrage an allen deutschen Kinderkliniken in den Jahren 2003–2005 mit 6,3 auf 1 Millionen Geburten benannt. Ziel ist es, ihn komplett zu verhindern. Je unreifer das Neugeborene aber ist, desto größer ist sein Risiko für Ikterus-Spätschäden. Somit sollten auch die späten Frühgeborenen mehr in den Fokus als Risikogruppe treten, um eine spontane und angemessene Behandlung zu ermöglichen. Risiko für Hypoglykämie und Atemnotsyndrom erhöht Frühgeborene sind ebenfalls anfälliger für Hypoglykämien und Apnoen. Eine japanische Studie (Ishiguro A et al.: Pediatrics International, 2009) verglich dieses Risiko an 210 Frühgeborenen (35+0–36+6 SSW, Geburtsgewicht > 2000 g) versus 2648 Reifgeborenen. Das Risiko der späten Frühgeborenen lag 4,27-mal höher, direkt aus dem Kreißsaal in die Neonatologie aufgenommen werden zu müssen. Auch später noch lag es 3,57-mal höher. Bei mehr als 80 % geschah dies aufgrund einer Hypoglykämie und/oder Apnoe. Das Atemnotsyndrom als pulmonale Erkrankung lässt sich besonders gut an dem charakteristischen exspiratorischen Stöhnen festmachen. Thomas veranschaulichte dies mit einem Video eines späten Frühgeborenen, das durch dieses Stöhnen bzw. den aufgebauten Druck versucht, seiner Ateminsuffizienz entgegenzuwirken. Lassen diese Atemgeräusche nach und zeigt das Kind damit einherge- 9 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress hend Zeichen zunehmender Blässe und einer Zyanose, sind dies klinische Merkmale eines bedrohlichen Atemnotsyndroms. Sofortiges Handeln ist gefragt! Wurde das Frühgeborene per Sectio auf die Welt gebracht, erhöht sich dessen Risiko weiter, maschinell beatmet werden zu müssen, denn: Während einer Spontangeburt wird etwa ⅓ des fetalen Lungenwassers ausgepresst. Darüber hinaus stimulieren Wehen die Surfactant-Produktion. Das Surfactant ist eine emulgierende, oberflächenaktive Substanz, die in der Lunge die Ventilation und den Gasaustausch begünstigt. So sollten auch aus diesem Grund die Indikationen für eine Sectio kritisch bewertet und die werdende Mutter bei einem gewünschten Kaiserschnitt genauestens über die möglichen Komplikationen aufgeklärt werden. Reifung des Gehirns häufig noch unvollständig Die gesundheitlichen Folgen einer späten Frühgeburt sind jedoch nicht nur kurzfristig, sondern noch über Jahre hinweg zu beobachten. Das Risiko für beispielsweise später folgende akute Bronchitiden, Asthma oder bakterielle Infektionen ist deutlich erhöht. Vor allem scheint aber das Gehirn ein Risikoorgan für langfristige Störungen darzustellen, denn: Ein Großteil des Wachstums und der Reifung des Gehirns findet intrauterin in den letzten Wochen der Schwangerschaft statt. Eine prospektive Longitudinaluntersuchung in den USA (Woythaler M et al.: Pediatrics, 2011) untersuchte Kinder des Geburtsjahrganges 2001 im Alter von 2 Jahren mit Fokus auf ihre neurologisch-motorische Entwicklung hin. Verglichen wurden Kin- der der SSW 34+0–36+6 versus älter als 37+0 mit einem standardisierten Verfahren (Bailey Scales Kurzform). 21,2 % der untersuchten späten Frühgeborenen zeigten nach 2 Jahren eine signifikante geistige Entwicklungsverzögerung, 33,3 % noch eine milde Verzögerung der motorischen Entwicklung. Eine US-amerikanische Multizenter-Studie (Gray P et al.: Pediatrics, 2004) legte zudem dar, dass eine späte Frühgeburt auch mit Verhaltensauffälligkeiten assoziiert sein kann. Dies entnahmen die Wissenschaftler der Auswertung von standardisierten Fragebögen von Eltern mit Kindern im Alter von 3, 5 und 8 Jahren. In 20 % der 869 späten Frühgeborenen war dies der Fall. Sicherlich kommen hier aber auch noch andere Einflussfaktoren zum Tragen. EXKURS – Vom Frauenraum zum Kreißsaal Auszug auf dem Vortrag von Prof. Dr. Eva Labouvie, Professorin für Geschichte der Neuzeit und Geschlechterforschung am Institut für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „In den meisten europäischen Ländern, besonders in den europäischen Industrienationen, entwickelte sich die zeremonielle Begleitung der ‚Köperrituale‘ von Schwangerschaft und Geburt durch Frauen und ihre Hebamme (‚Mitmutter‘, midwife) über die professionelle Ausübung des Berufs der Hebamme und des medizinisch-akademischen männlichen Geburtshelfers bis hin zur ‚Medikalisierung von Mentalitäten‘. Im Zuge dieser bis noch vor 60 Jahren keineswegs selbstverständlichen Bedeutungs- und Praxisänderungen entstand in der europäischen Gesellschaft nicht nur eine neue Frauenkultur um Geburt und Schwangerschaft, sondern zuvor schon eine neue Gebärkultur. Während zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland noch 97 % der Geburten zu Hause und im Frauenkreis stattfanden, strebte die moderne, jetzt männlich dominierte, akademische Nachkriegsgeburtshilfe nach der institutionellen Vereinnahmung von Schwangerschaft und Geburt in Krankenhäusern und Frauenkliniken. […] Neben Gesellschaft, Medien und ärztlichen Ratgebern bildete vor allem die Schwangerschaftsvorsorge seit den 1950erJahren ein neues weibliches Körperbewusstsein und geänderte Körpervorstellungen aus. […] Aus vielen Äußerungen von Frauen, Hebammen wie Medizinern wird mittlerweile allerdings ersichtlich, dass Schwangerschaftsvorsorge und vor allem die hochgerüstete Kreißsaal-Geburt, die sich in der Nachkriegszeit in fast ganz Europa durchzusetzen begann, als 10 Geschehnisse begriffen werden können, die einerseits neuartige Glaubensformen hervorbringen und bestätigen: eine verinnerlichte Abhängigkeit von medizinischen Erkenntnissen, eine neue Formierung von Mythologemen wie Sicherheit, Risiko-Beschränkung, Planung, Kontrolle, Optimierung und professionellem Kalkül. Medizinische Prozeduren, ohne die der als physiologisch betrachtete Geburtsvorgang wegen seines vorgeblich hohen Risikos nicht mehr auszukommen vermag, stellen auf der anderen Seite neuartige überzeugungsstiftende, sinngebende Vorgänge dar, ja bilden geradezu eine „technologische Liturgie“ risikomindernder Rituale aus: Ultraschall, kardiotokografische Überwachung, Wehentropf, Dammschnitt usw. Anders als die auf Beruhigung und gemeinsame Bewältigung abzielenden früheren und heute noch in einigen europäischen Gegenden gebräuchlichen traditionellen Geburtsrituale, deren Sinn gebende Funktion die Menschwerdung der „Leibesfrucht“ in einem von Frauen gebildeten intimen Schutzraum war und ist, schaffen sie freilich kontinuierlich neue Ängste, Mythen, neue Risiken, eine veränderte weibliche Wahrnehmung und – in ihrer Folge – eine gewandelte Kultur um Schwangerschaft und Geburt. […] Und jede der rituell beschworenen Ängste liefert die Frau einer neuartigen Hilflosigkeit und Abhängigkeit aus: Nicht auf ihre Biologie, auf die Hebamme oder andere Frauen kann sie vertrauen, nicht auf ihren Körper noch ihr eigenes Tun und Denken. […] Eine ganze Generation von Frauen hat, so könnte man meinen, das Wissen vom eigenen Gebären verloren. […]“ Hippokrates Report | Wochenbett und Nachsorge Postnatales Monitoring gewünscht Thomas appelliert an die Hebammen, dass es eine gemeinsame Anstrengung sein sollte, sich um die optimale Versorgung später Frühgeborener zu kümmern. Dabei sollten an erster Stelle die Indikationen für eine Sectio streng hinterfragt werden. Darüber hinaus ist ein frühes postnatales Monitoring wünschenswert, um zeitnah bei Problemen handeln zu können. Langfristige Entwicklungsverzögerungen können nur erkannt werden, wenn die Eltern ihr Kind aufmerksam mit beobachten und die Pädiater ein gezieltes Follow-up durchführen. ■ Die Pflege der Babyhaut – Von Mythen zu Fakten Die Haut reguliert nicht nur die Körpertemperatur, sondern dient vor allem als Schutzbarriere zwischen dem inneren Milieu und der Umwelt. Eine intakte Hautbarriere schützt bei einem ausgeglichenen Säureschutzmantel vor dem Eindringen von Noxen und infektiösen Erregern. Aktuelle Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass die postnatale Reifung der Hautbarriere bis über das gesamte 1. Lebensjahr hinweg andauert – so startete PD Dr. med. Natalie Garcia Bartels, Kinderdermatologische Hochschulambulanz der Charité – Universitätsmedizin Berlin, ihren Vortrag. Die Hautfeuchtigkeit und der Fettgehalt der Neugeborenenhaut sind zu Beginn noch niedrig und steigen erst langsam an, der pHWert liegt höher. Diese Reifungsprozesse variieren zudem je nach Körperregion. Beispielsweise hat der Po als dauerhaft abgeschlossener Bereich andere Ansprüche als die freiliegende Stirn oder der Bauch und die Oberschenkel als bekleidete Areale. Eine intakte Hautbarriere bedeutet eine niedrige Durchlässigkeit der Hornschicht. Die Haut trocknet nicht so schnell aus und reagiert unempfindlich gegenüber äußeren Reizen. Um Barrierefunktionen zu unterstützen, ist eine altersgerechte Hautpflege besonders im Säuglingsalter wichtig, da sich die Haut nach der Geburt an die neue Umgebung anpassen muss. Pflegeempfehlungen bislang nicht einheitlich Bislang gab es kein national oder international einheitliches Pflegeregime. Die Empfehlungen, die Eltern von beispielsweise Hebammen, Kinderärzten, Verwandten, aus Kursen oder Literatur erhielten, basierten vorwiegend auf Erfahrung, Tradition und Kultur. Aufgrund der aktuellen klinischen Studienlage können heute evidenzbasierte Empfehlungen zur Hautpflege bei Babys entwickelt werden. Hautmessungen: schmerzfrei und unkompliziert Die Hautbarrierefunktion kann mittlerweile durch schmerzfreie, nichtinvasive Messungen am Säugling quantitativ erfasst werden. Diese Herangehensweise ist neu. Mit verschiedenen unkomplizierten Hautanalyseverfahren lassen sich unterschiedliche, etablierte Pflegekonzepte wissenschaftlich miteinander vergleichen. Als objektive und aussagekräftige Messungen wurde die Bestimmung des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL) mit einem Tewameter® herangezogen. Die Feuchtigkeit wurde mithilfe eines Corneometers®, der pH-Wert mit einem SkinpH-Meter® und die Hautlipide mit einem Sebumeter® gemessen. Die Messungen wurden über eine längere Periode zu festgelegten Zeiten an definierten, gleichbleibenden Arealen (z. B. Stirn, Bauch, Oberschenkel, Po) durchgeführt. Pflege im Einklang mit der natürlichen Hautreifung Pflegeregimes können einen messbaren Einfluss auf die Hautfunktion haben. Entscheidend ist, dass dieser Einfluss nicht negativ ist, sondern die postnatale Reifung unterstützt und stabilisiert. Diesbezüglich brachte Garcia Bartels selbst mit einigen prospektiven, randomisierten Studien am Clinical Research Center for Hair and Skin Science Bewegung in die Forschung: Die Hautmessungen können beispielsweise an Stirn, Bauch, Oberschenkel und Po erfolgen. © Bübchen Bezüglich des Badens oder Waschens von Babys nach der Geburt ergaben ihre Untersuchungen (Garcia Bartels N, BlumePeytavi U et al.: Skin Pharmacology and Physiology, 2009), dass 2-mal wöchentliches Baden in klarem Wasser besser für die gesunde Babyhaut ist als das Waschen mit einem Waschlappen. Baden zeigte eine signifikant höhere Hautfeuchtigkeit an Stirn und Bauch und einen reduzierten TEWL-Wert am Gesäß nach 4 Wochen. Zudem führt Baden grundsätzlich zu einem geringeren Wärmeverlust als Waschen und beim Baby zu größerem Wohlbefinden. Ein dem Badewasser zugegebener Babybadezusatz schadet der Reifung der Hautbarriere nicht. Auch das Eincremen nach dem Baden wirkt sich an verschiedenen Körperregionen günstiger auf die Barrierefunktion aus als Baden in klarem Wasser ohne Eincremen (Garcia Bartels N, Blume-Peytavi U et al.: Pediatric Dermatology, 2010). Babyschwimmen: Auswirkungen auf die Haut Unbestritten ist, dass Babyschwimmen die motorische Entwicklung des Sprösslings fördert und einen intensiven Mutter/Vater-Kind-Kontakt herstellt. Neben der bislang unklaren Datenlage zur Auswirkung des Babyschwimmens auf die 11 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Atemwege (Asthma) fragen sich viele Eltern, ob der intensive Kontakt mit Wasser der empfindlichen Haut des Babys schadet. In einer aktuellen, klinischen Studie (Garcia Bartels N et al.: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 2011) wiesen Säuglinge im Alter von 3–6 Monaten, die nach dem Babyschwimmen eine Babypflegelotion erhielten, stabilere Haut-pH-Werte und Hautoberflächenlipide auf als Säuglinge ohne anschließendes Eincremen. Bei Babys mit einem erhöhten Risiko oder schon aufgetretener atopischer Dermatitis (Neurodermitis) empfiehlt sich sogar das Eincremen 2–3 Stunden vor dem Babyschwimmen. Hohe Chlorgehalte im Wasser scheinen zudem einen negativen Einfluss auf eine Neurodermitis zu haben (Garcia Bartels N et al.: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 2011; Seki T et al.: Journal of Dermatology, 2003; Chiang C, Eichenfield L: Pediatric Dermatology, 2009; Hindley N et al.: Archives of Disease in Childhood, 2006; AWMF Leitlinie Neurodermitis). Eltern sollten dann ein Schwimmbad aufsuchen, dessen Wasser beispielsweise mittels einer Ozonbehandlung aufbereitet wurde, um den Gehalt an freiem Chlor, Chloramin etc. zu senken. Spezielle Bedürfnisse bei atopischer Dermatitis und trockener Haut Die präventiven Effekte des Pflegeregimes auf die Hautbarrierefunktion sollten auch langfristig über Studien geprüft werden. Zudem fehlen derzeit noch evidenzgestützte Empfehlungen und Leitlinien zur Hautpflege Neugeborener und Kleinkinder mit trockener Haut und einem Risiko für atopische Dermatitis. In diesem Zusammenhang existieren erste Hinweise, Säuglinge und Kleinkinder mit Risiko für atopische Dermatitis präventiv einzucremen. Allerdings ist die Studienlage noch nicht ausreichend, um daraus aktuell eine studienbasierte Empfehlung abzuleiten. Besteht jedoch eine Hauttrockenheit, sollte man je nach Hautzustand bis zu 2-mal täglich eine Pflegecreme oder Lotion anwenden, die parfümfrei und für Babys ausgewiesen ist. Das Baden darf 1–2-mal pro Woche erfolgen, im An- 12 schluss daran sollte das Kind eingecremt werden (Simpson E et al.: Journal of the American Academy of Dermatology, 2010; Hindley N et al.: Archives of Disease in Childhood, 2006; Chiang C, Eichenfield L: Pediatric Dermatology, 2009, AWMF Leitlinie Neurodermitis). Nicht alle sind wertvoll: Öle in der Babypflege Öle haben einen großen Stellenwert in der Babypflege. Hinsichtlich der unterschiedlichen eingesetzten Öle wurden zahlreiche Studien (Danby S et al., 2012; Darmstadt G et al., 2008, 2002; Eichenfield L et al., 2009; Vaivre-Douret L et al., 2008) durchgeführt, denn die Natürlichkeit und Qualität lassen häufig zu wünschen übrig. Eine Untersuchung zum Einsatz von Olivenöl versus Sonnenblumenöl an Erwachsenen (2-mal täglich über 4 Wochen) ergab eine signifikante Verschlechterung der Hautbarriere-Integrität durch Olivenöl bei positiver Anamnese für atopische Dermatitis, bei Sonnenblumenöl hingegen keinen negativen Effekt. Unter den Olivenölen gibt es ohnehin schwarze Schafe. Viele der eigentlich zum Verzehr gedachten und mit „extra nativ“ deklarierten Olivenöle müssen qualitativ bzw. sensorisch eigentlich als sogenannte Lampantöle klassifiziert werden. Solche Öle sind zum Verzehr völlig ungeeignet. Somit ist auch in der Hautpflege größte Vorsicht bei Olivenöl geboten. Fazit Baden und Eincremen hat nach aktueller Datenlage keine negative Auswirkung auf die Hautreifung und Anpassung bei Neugeborenen und Säuglingen. Ein standardisiertes Hautpflegeregime verbessert die Hautbarrierefunktion bei Neugeborenen in verschiedenen Körperregionen und zeigt Vorteile gegenüber dem Einsatz von Wasser alleine. (Garcia Bartels N, Blume-Peytavi U et al.: Skin Pharmacology and Physiology, 2009; Garcia Bartels N, Blume-Peytavi U et al.: Pediatric Dermatology, 2010; Garcia Bartels N, Blume-Peytavi U et al.: Pediatric Dermatology, 2012) Großer Forschungsbedarf Da noch zahlreiche Fragen rund um die Themen Körper- und Nabelpflege, Pflege der Windelregion und Babyschwimmen bestehen, ist der Forschungsbedarf laut Garcia Bartels nach wie vor hoch. Dabei sollten zukünftige Studien sowohl die gesunde Haut, trockene Haut, atopische Dermatitis als auch bestimmte andere Hauterkrankungen wie Psoriasis in den Fokus nehmen. www.crcberlin.com www.kinderdermaberlin.com Pflegeempfehlungen bei gesunder Haut im Neugeborenen- und Säuglingsalter Europäische Experten (Dermatologen und Pädiater) haben aufgrund dieser Studienergebnisse u. a. die ersten evidenzbasierten Pflegeempfehlungen für die Hautpflege von gesunden, reifgeborenen Säuglingen veröffentlicht: ▶Baden 2–3-mal pro Woche ▶Raumtemperatur über 22 °C, Wassertemperatur 37–38 °C ▶Badedauer 5–10 Minuten ▶Der Säugling sollte nach dem Baden schnell, aber sanft (nicht rubbeln) abgetrocknet und angekleidet werden, damit er nicht auskühlt ▶Verwendung eines milden Babybadezusatzes beim Baden möglich ▶Nach dem Baden mit einer Babypflegecreme eincremen (Blume-Peytavi U et al.: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 2009; Garcia Bartels N et al.: Skin Pharmacology and Physiology, 2009, Pediatric Dermatology 2010; Blume-Peytavi U, Garcia Bartels N: Aktuelle Dermatologie, 2010; Garcia Bartels N et al.: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 2011) ■ Hippokrates Report | Wochenbett und Nachsorge Hautpflege in der Hebammensprechstunde Die Haut als das größte und eines der wichtigsten sowie faszinierendsten menschlichen Organe ist ein wahres Multitalent. Gleichzeitig ist es auch das Lieblingsthema von Dr. Thomas Stiehm, Geschäftsführer Bübchen und Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, Soest, der in seinem Seminar langjährige Erfahrungen mit den Hebammen teilte. Mit ihren Zellen, Nervenendkörperchen, Talg- und Schweißdrüsen steuert bzw. reguliert die Haut die Körpertemperatur, den Flüssigkeitshaushalt und die haptische Wahrnehmung. Dabei schützt uns die Haut auch vor unserer Umwelt, Schmutz, Mikroorganismen und nicht zuletzt vor dem Austrocknen. Im Laufe des Lebens verändert sich die Haut, sodass die Bedürfnisse der Babyhaut anders sind als die eines Erwachsenen oder eines alten Menschen. Der Aufbau und deren Grundfunktion sind jedoch in jedem Alter gleich. Säuglingshaut hat besondere Ansprüche Bereits am Aussehen der Babys lässt sich erkennen, dass deren Haut dünner ist, denn der rosige Teint entsteht durch die durchscheinenden Blutgefäße. Je dünner die Haut ist, desto höher ist der Wasserverlust und desto trockener ist die Haut. Sehr unreife Frühchen würden beispielsweise innerhalb eines Tages an einem perkutanen Wasserverlust sterben, wenn ihre Haut nicht durch geeignete Maßnahmen (wie das Einwickeln in Folie) vor einer zu starken Verdunstung geschützt würde. Die Relation der Hautoberfläche zum Körpergewicht ist zudem ausschlaggebend für deren Schutzwirkung. Beim Neugeborenen liegt diese 3-mal so hoch und beim Kleinkind 2-mal so hoch wie beim Erwachsenen (entspricht 1-mal). Dies wirkt sich auf die perkutane Resorption aus – also auf die Aufnahme von Stoffen in die Haut. Bei Säuglingen ist diese so hoch, dass schädliche Substanzen (z. B. Pesti- zide, Keime) leichter und in deutlich erhöhtem Ausmaß eindringen können. Dieses Wissen ist auch beim Einsatz von äußerlich angewendeten Medikamenten und Pflegeprodukten zu berücksichtigen. Der Säureschutzmantel eines Säuglings ist zudem noch nicht voll entwickelt, was die Anfälligkeit gegenüber externen Noxen abermals erhöht. Der physiologische pH-Wert von 5,5 muss sich zuerst einmal einstellen. So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich Für die Pflege sollten möglichst milde, seifenfreie, pH-hautneutrale und rückfettende Reinigungsprodukte zum Einsatz kommen. Die anschließende bedarfsangepasste Pflege dient der Gesunderhaltung der Haut. Babys mit normaler Haut oder die zu trockener Haut neigen, profitieren von einer milden Creme oder Lotion in Form einer sogenannten W/OEmulsion (Wasser-in-Öl). Sie entspricht dem Säureschutzmantel, fühlt sich warm, fettig und schwer auf der Haut an, ist zäh und zieht nicht so schnell ein. Eine O/WEmulsion (Öl-in-Wasser) entspricht hingegen nicht dem Säureschutzmantel, fühlt sich leicht, kühl und wässrig auf der Haut an, zieht schnell und gut ein und eignet sich eher für fettige bis leicht trockene Erwachsenenhaut. Ist die Haut des Neugeborenen anlagebedingt sehr trocken oder neigt zu Atopien, sollte die Haut besonders konsequent und regelmäßig gepflegt werden. Die Pflegeprodukte sollten dann unbedingt ohne Farb- und Konservierungsmittel sowie Paraffine sein. Sonnenblumenöl ist laut Stiehm optimal für die empfindliche und im Aufbau befindliche Neugeborenenhaut, denn es enthält etwa 63 % Linolsäure. Linolsäure stabilisiert die Struktur der Zellmembranen der Haut, was die Barrierefunktion stärkt und den transepidermalen Wasserverlust reduziert. Ist zudem Kamille in Pflegeprodukten enthalten, wirkt dies durch die Wirkstoffe Azulen und Bisabolol entzündungshemmend und hautberuhigend. Unter den verschiedenen Sorten ist die echte Kamille am besten für die Babypflege geeignet, da sie so gut wie nie allergische Reaktionen auslöst. Schutz des Babypopos Durch das feucht-warme Klima im Windelbereich ist der Babypo ein optimaler Nährboden für Keime und neigt zum Wundsein. So soll die Pflege des Babypopos vor reizenden Stoffen schützen (z. B. mit Zinkoxid), die angegriffene Haut pflegen (mit ausgewählten Pflanzenölen) und einer Windeldermatitis vorbeugen (z. B. Panthenol, Pflanzenextrakten wie Calendula oder Heliotropin). Auch im Windelbereich ist eine W/O-Emulsion die beste Basis. Sonnenschutz Darüber hinaus bietet die Säuglingshaut kaum UV-Schutz. Die Melanin bildenden Zellen (Melanozyten) sind zwar vorhanden, können aber den braunen Schutzstoff noch nicht ausreichend produzieren. Auch die Dünne der Haut erhöht die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen. So sind die Meidung der Mittagssonne und der konsequente Einsatz von textilem Lichtschutz essenziell für den Schutz der empfindlichen Babyhaut. Eine UV-sichere Sonnenbrille und ein geeignetes Sonnenschutzprodukt (Lichtschutzfaktor > 30) runden die ganzheitliche Protektion ab. Einen besonders guten Schutz bietet eine Kombination aus mineralischen und organischen Lichtschutzfiltern. Dabei ziehen mineralische Mikropigmente, wie Titanoxid oder Zinkoxid, und die organischen Filter nicht in die Haut ein, sondern reflektieren das Sonnenlicht an der Hautoberfläche. Die Kombination beider Lichtschutzfilter hat eine synergetischen Effekt, druch den die Gesamtkonzentration der UV-Filter bei gleichem Lichtschutzfaktor gesenkt wird. Sonnenschutzprodukte für Babys sollten frei von Farb- und Konservierungsstoffen sowie Parfum sein. Zudem sollten darauf geachtet werden, so Stiehm, dass der organische UV-Filter Octocrylene nicht enthalten ist, denn dieser steht unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. ■ 13 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Ernährung und Präventionsstrategien im Säuglingsalter Die frühe Ernährung im Mutterleib und Säuglingsalter bietet nicht nur wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung im 1. Lebensjahr, sondern hat auch langfristige Effekte. In den ersten 1000 Lebenstagen entwickeln Kinder ihre (Aus-) Rüstung für das gesamte Leben. Diese metabolische Prägung hat nach neuesten Erkenntnissen sogar Auswirkung auf die Entwicklung von späterem Übergewicht und anderen Volkskrankheiten. Auch für Richard Horton (Redakteur der britischen Fachzeitschrift für Medizin Lancet) ist es das „goldene“ Intervall vom Anfang der Schwangerschaft bis zum Ende des 2. Lebensjahres, das Risiko und Chance zugleich für die Gesundheit eines Menschen in sich birgt. In diesem kritischen Zeitfenster spielt die Ernährung die wichtigste Rolle. Mit diesen Erkenntnissen startete Dr. Mike Possner vom Nestlé Nutrition Institut, Frankfurt am Main, seine Präsentation „Frühe Ernährung und langfristige gesundheitliche Auswirkungen“. Zu den Volkskrankheiten, die durch die frühe Ernährung beeinflusst werden, zählt auch Adipositas und damit assoziierte Erkrankungen. In Europa sind etwa 14 Millionen Kinder übergewichtig, davon etwa 3 Millionen adipös (Kurt B: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 2007). Übergewichtige und adipöse Kinder haben zudem ein erhöhtes Präkonzeptioneller BMI (kg/m2) Wodurch wird der Phänotypus eines Menschen bestimmt? Der Phänotypus bzw. das Erscheinungsbild eines Menschen, d. h. morphologische, physiologische und psychologische Eigenschaften, wird durch das Zusammenspiel von Genetik, Epigenetik und Umwelt bestimmt. Die Epigenetik erklärt dabei, wie die Genexpression – ohne eine Veränderung der zugrunde liegenden DNA-Sequenz (Genotyp) – geprägt werden kann. So können Nährstoffe und bioaktive Bestandteile in der Nahrung die Genexpression beeinflussen. Neben der genetischen Disposition, ungesunden Ernährungsgewohnheiten und mangelnder Bewegung spielen somit auch das Geburtsgewicht und die prä- und postnatale Ernährung eine bedeutende Rolle für die gesunde Entwicklung eines Kindes (metabolische Prägung). Dabei birgt eine Adipositas der Mutter an sich schon die Gefahr eines hohen Geburtsgewichtes des Neugebore- Empfohlene Gewichtszunahme während der Schwangerschaft (kg) Untergrenze Untergewicht (< 18,5) Risiko, später auch adipöse Erwachsene zu werden (WHO, 2011). Auch die atopische Dermatitis (Neurodermitis) wird maßgeblich durch die frühkindliche Ernährung determiniert. In Europa sind etwa 9,5–13 Millionen Kinder bis zur Einschulung von einer Neurodermitis betroffen (NetDoktor, Petra May) und in Deutschland leiden etwa 1,7 Millionen der 0–17 Jahre alten Kinder weiterhin an Neurodermitis (Schlaud et al.: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 2007). 12,5 Obergrenze 18 Normalgewicht (18,5–24,9) 11,5 16 Übergewicht (25,0–29,9) 7,0 11,5 Adipositas (> 30) 5,0 Empfehlungen für die Schwangerschaft Das Institute of Medicine (IOM) veröffentlichte 2009 in der National Academy Press eine Empfehlung mit Unter- und Obergrenzen für die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Der BodyMass-Index (BMI) vor der Schwangerschaft wurde dafür zugrunde gelegt. Gemäß aktueller Empfehlung von Fachgesellschaften benötigen normalgewichtige Frauen lediglich 200–300 Kilokalorien (kcal) pro Tag mehr Energie ab dem 4. Schwangerschaftsmonat. In der Praxis bedeutet dies jedoch nur: 150 g Joghurt + 1–2 Esslöffel (EL) Haferflocken + 1 EL Sonnenblumenkerne + 1 Orange oder 1 Portion gedünstetes Gemüse + 2 Kartoffeln + 2 EL Pflanzenöl. Die Realität sieht anders aus, denn viele werdende Mütter essen tatsächlich für 2 Personen! Ordentlich zulegen sollten Schwangere aber nur bei den Vitalstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Co. Possner fasste die wichtigsten Ziele und Empfehlungen für die Betreuung einer Schwangeren und während der frühen Ernährung wie folgt zusammen: ▶ Mütterliches Normalgewicht! ▶ Obligatorisches Diabetes-Screening! ▶ Optimale Diabetes-Behandlung! ▶ Nicht „für zwei“ essen! ▶ Stillen fördern, Formula optimieren! ▶ Forschung intensivieren! Inzidenz von AE mit 1 Jahr (n = 945) 16 % 14 % * p < 0,05 für pHF-M und eHF-C vs. SMN 12 % 10 % 8% 15 % 13 % * 9 % 6% * 7 % 4% 2% 0% 9,0 Empfehlung für die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (Institute of Medicine). © National Academy Press, 2009 14 nen und Geburtskomplikationen wie Sectio und Frühgeburt (Cedergren M: Obstetrics & Gynecology, 2004). pHF-M Beba HA eHF-C eHF-M n = 241 n = 210 n = 238 SMN intaktes Kuhmilchprotein n = 256 Ergebnisse der GINI-Studie. © Berg A, Koletzko S et al.: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2003 Hippokrates Report | Wochenbett und Nachsorge Gestillte Kinder sind gesünder als nicht gestillte Stillen bietet den bestmöglichen Gesundheitsschutz des Neugeborenen überhaupt: Es schützt nachweislich vor Magen-Darm-Infekten, Mittelohrentzündungen, Atemwegsinfekten, nekrotisierender Enterokolitis sowie atopischer Dermatitis und Übergewicht. Es gibt hingegen keine Empfehlung von pädiatrischer/neonatologischer Seite für die Verwendung von Erstnahrungen oder Energiesupplementen, die auf Aminosäuren basieren und nicht alle Nährstoffe enthalten. Deren Nutzen ist in vielerlei Hinsicht fraglich. Zufüttern in den ersten Tagen sollte nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen, denn Stillen ist die beste Ernährung – auch zur Allergieprävention. So sollten Hebammen das vorrangige Stillen unterstützen. Ist Zufüttern hingegen medizinisch angezeigt, sollte als 1. Wahl abgepumpte Muttermilch gefüttert werden. Falls diese nicht vorhanden ist, sollte HA (Hypoallergene)-Nahrung der Standard-Säuglingsmilch der Vorzug gegeben werden, denn sie schützt vor allergischer Sensibilisierung, fördert die Induktion oraler Toleranz und kann das Risiko für eine Hyperbilirubinämie reduzieren. Zur Allergieprävention: Stillen oder Formula mit speziellem Hydrolysat Stillen reduziert das Risiko atopischer Dermatitis bei Risikokindern im Vergleich zu Kuhmilchnahrung um 42 %. Dies belegte schon eine Metaanalyse (Gdalevich M et al.: Journal of the American Academy of Dermatology, 2001) von Studien an Säuglingen mit familiär bedingtem Allergierisiko. Wenn aber Stillen nicht möglich oder gewünscht ist, sollte in solchen Fällen auf die Zusammensetzung der Formula-Nahrung geachtet werden. Denn, nicht jedes Hydrolysat ist wirksam: pHF-M und eHF-C reduzieren signifikant atopische Ekzeme im 1. Lebensjahr im Vergleich zu intaktem Kuhmilchprotein – eHF-M vermag dies nicht (Berg A, Koletzko S et al.: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2003). Wird das klinisch geprüfte partielle Hydrolysat pHF-M (Beba HA) in den ersten 4 Monaten gefüttert, wird das Neurodermatitisrisiko langfristig bis zum Alter von 10 Jahren reduziert (von Berg A, FilipiakPittroff B et al.: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2013). Übergewicht: Hohe Proteinaufnahme stimuliert epigenetische Mechanismen Stillen schützt vor späterem Übergewicht, indem es die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Gewichtszunahme im Säuglingsalter reduziert. Dieser Schutz entsteht zumindest teilweise durch die niedrigere Proteinzufuhr durch Muttermilch im Vergleich zu flaschenernährten Kindern. Im European Childhood Obesity Project wurden etwa 1000 gesunde Neugeborene über 24 Monate (und danach) verfolgt. Die eine Gruppe wurde über 4 Monate gestillt, die andere wurde vom 1.–12. Monat aufgeteilt: Entweder erhielten sie eiweißreduzierte Flaschennahrung oder Flaschennahrung mit hohem Proteingehalt. Nach Ernährung mit eiweißreduzierter Säuglingsmilch sind Kinder mit 2 Jahren schlanker als die „proteinreiche“ Gruppe bzw. ebenso schlank wie gestillte Babys. So sollte der Proteingehalt in Formula besser dem niedrigen und im zeitlichen Verlauf variablen Proteingehalt der Muttermilch angepasst werden. In Anfangsnahrungen sollte er dabei 1,8 g/100 kcal nicht überschreiten. Sicherlich ist für die Zukunft ein neues Stufensystem dafür erforderlich. Ergänzend dazu spielt das Wachstums- und Gewichtsmonitoring beim Kinderarzt eine wichtige Rolle. Fazit Die metabolische Gesundheit zu programmieren bedeutet, eine gesunde Zukunft des Kindes anzulegen. ■ EXKURS – 275 Jahre Hebammenausbildung in Tirol Petra Welskop, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums, startete ihren Rückblick über 275 Jahre Hebammenarbeit in Tirol mit einer Beschreibung des ältesten Frauengewerbes, die zum Schmunzeln animierte: „Er wird von belastbaren Frauen ausgeübt, die aufs Kinderkriegen süchtig sind und diese Anstrengung trotzdem anderen überlassen.“ Schon seit Jahrhunderten diskutieren „gelehrte Männer“, wie denn die perfekte Hebamme sein sollte: nicht jünger als 20 und wegen eines optimalen Gedächtnisses nicht älter als 35, unverheiratet und keusch, damit sie ohne „schädliche“ Vorurteile, Aberglauben und Eigendünkel über ihr eigenes Wissen an ihr Werk gehen konnte. Auch lange Arme mit kleinen, geschickten Händen ohne Schwielen und Warzen sollte die Hebamme als Voraussetzung mitbringen. Diese Bedingungen sind längst überholt, viele überlieferten Eigenschaften zeichnen aber auch heute noch Hebammen aus: Geduld, Mut und Verständnis. 1756 startete die erste Hebammenausbildung in Tirol. Sie dauerte 1 Jahr mit 2 Stunden Unterricht pro Woche. Hebammen lernten gemeinsam mit Wundärzten. Als „Ambulierende Gebäranstalt“ wurde der Praxisteil bezeichnet, in dem der Professor mit einem Wundarztanwärter und zwei Hebammenschülerinnen in die Wohnung der Gebärenden ging. Geburtshilfliche Wachspräparate dienten der Demonstration im Unterricht. Im Hebammengesetz § 1 von 1925 umfasste der Hebammenberuf auch die Beratung der Schwangeren, die Beistandsleistung bei der Geburt, die Pflege der Wöchnerin, des Neugeborenen und des Säuglings und die Mitwirkung bei der Mutterschafts- und Säuglingsfürsorge. Die Ausbildung an der Hebammenlehranstalt dauerte nun 18 Monate, 1972 wurde sie auf 2 Jahre verlängert. Mit der 3-jährigen Ausbildung an der Bundeshebammenakademie wurde 1995 ein neuer Meilenstein gelegt. Männer durften sich jetzt ebenfalls anmelden. Welskop rief 2007 den FH-Bachelor-Studiengang Bachelor of Science in Health Studies mit ins Leben. Die Ausbildung dauert 6 Semester mit 50 % Theorie und 50 % Praxis. Dieser wurde 2010 um den Master of Science in Advanced Practice Midwifery ergänzt, der über 4 Semester berufsbegleitend stattfindet. Er umfasst neue Schwerpunkte wie Migration, Ethnizität und Psychosomatik in der Geburtshilfe. 15 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Förderung der elterlichen Feinfühligkeit Dass Bezugspersonen durch das gemeinsame Erleben, Verhalten und die gegenseitige Stimulation im täglichen Umgang starken Einfluss auf die Entwicklungsphasen eines Kindes – vor allem in der frühen Kindheit – haben, ist bekannt. Wie aber der genaue Zusammenhang zwischen Familienbeziehung und der sozialen und emotionalen Kindesentwicklung ist und wie Eltern ihre Feinfühligkeit dem Kind gegenüber trainieren können, um die sozialen und emotionalen Kompetenzen des Kindes zu stärken, war Thema des Vortrages „Förderung der elterlichen Feinfühligkeit“. Dr. Tanja Besier, Dipl. Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikum Ulm, erklärte, dass sich schon früh Verhaltensprobleme und -störungen zeigen können, wenn die emotionale Sicherheit fehlt und Interaktion mit einem Elternteil nachhaltig beeinträchtigt ist. Familiäre Risiken für psychische Auffälligkeiten Die Bella-Studie (Ravens-Sieberer U, Wille N, Bettge S, Erhart M, 2007; N=2863) im Rahmen des RKI Survey zeigt eindrucksvoll, wie das Risiko für Kinder und Jugendliche für psychischen Auffälligkeiten steigt aufgrund von: ▶ Familienkonflikten: 5 × ▶ psychischen Erkrankungen der Eltern: 2 × ▶ Konflikten der Eltern: 3 × ▶ Unzufriedenheit in der Partnerschaft: 3 × ▶ Alleinerziehen: 2 × ▶ Heimunterbringung: 2 × Sind gleich mehreren Belastungen vorhanden, steigt das Risiko für psychische Erkrankung bei 3 Risiken um 30,7 %, bei 4 Risiken um 47,7 %. Optimal für die kindliche Entwicklung: feinfühlige Eltern Feinfühlige Eltern reagieren aufmerksam auf die Signale des Babys, interpretieren 16 diese Signale richtig und reagieren prompt und angemessen (Ainsworth M, Blehar C et al.: Patterns of Attachement: A Psychological Study of Strange Situation, 1978). Diese Feinfühligkeit kann aber nur gelingen, „wenn man aus der Sicht des Kindes handelt“ (Grossmann K, 2004). Das Kind lernt durch feinfühlige Unterstützung „die Bedeutung seiner eigenen Gefühle in bestimmten Situation kennen, und was man tun kann, um die Umstände zu verbessern“ (Grossmann K, 2004). Ein Kind lernt damit über die externe Regulation seiner Gefühle durch die Eltern mit der Zeit sich zunehmend selbst zu regulieren. Eltern sollten sich ihrem Säugling gegenüber so verhalten, dass sein Wohlbefinden und seine Aufmerksamkeit erhöht, und seine Belastetheit und sein Desinteresse verringert werden (Crittenden P: Infant Mental Health Journal, 2006). Sie sollten ihren Kleinkindern ermöglichen, ihre Umwelt aktiv zu erkunden, und zwar interessiert, spontan und ohne Hemmung oder übertrieben negativen Affekt (Crittenden P, 2005). Die Feinzeichen von Offenheit und Belastetheit können feinfühlige Eltern am körperlichen und emotionalen Verhalten des Kindes beobachten und auf die Signale passend reagieren. „Universal-präventiv“ können alle (werdenden) Eltern, z. B. durch Informationsmaterial und Elternkurse, für die Signale ihrer Säuglinge und Kleinkinder sensibilisiert werden. Spezifische Risikogruppen sollten „selektiv-präventiv“ durch eine Beratung aufgeklärt werden. Zeigen die Familien und deren Kinder bereits erste Zeichen und Symptome einer Störung, sollten sie „indiziert-präventiv“ beraten und therapiert werden. Abwendung Feinzeichen im Entwicklungsmodell Als und Brazelton (1984) fassen die Feinzeichen in 4 psychophysischen Verhaltenssystemen zusammen. Diese Verhaltenssysteme unterliegen einem Entwicklungsverlauf und organisieren und stabilisieren sich aufsteigend in vorgegebener Entwicklungsreihenfolge. Sowohl über die Atmung und die Verdauung (autonomes System), über die Tonusbalance und Körperhaltung (motorisches System), die verschiedenen Schlafarten und Erregungsniveaus im Wachsein (Schlaf-/Wachsystem) als auch die kognitive Aufmerksamkeit und Aufgeschlossenheit (Interaktives Modell) kann die Situation des Kindes genau eingeschätzt werden. Sucht das Baby beispielsweise bei rosiger Haut, regelmäßiger Atmung und wachem Zustand, entspannter Körperhaltung lächelnd den Blick der Bezugsperson, sind dies eindeutige Zeichen von Offenheit. Wendet es hingegen den Blick ab, gähnt oder grimassiert, nimmt seine Hände an die Ohren und macht ein eher ausdrucksloses Gesicht, deutet dies eher auf eine Selbstregulation hin. Zeichen einer Dysbalance sind starkes Überstrecken, sich wegdrehen, abwenden von der Bezugsperson, körperliches Erstarren, eine gepresste, unregelmäßige Atmung bei marmorierter, geröteter oder auch blasser Haut. Entwicklungspsychologische Beratung Ist eine spezifische und individuelle Beratung zur frühen Beziehungsförderung Zuwendung z.B. Blickkontakt, lautieren Interaktives System z.B. Schlafen, Dösen, aufmerksam sein, unruhig werden, quengeln, schreien Schlaf-Wach-System Bewegungen, Tonusbalance, Modulation der Körperhaltung Motorisches System z.B. Hautverfärbung, Verdauung, Atmung Autonomes System Die Anwendung der psychophysischen Verhaltenssystemen beeinflusst die Abwendung oder Zuwendung des Babys von seinen Eltern. Hippokrates Report | Wochenbett und Nachsorge „Berührung mit Respekt®“ oder: Wie Eltern ihr Baby besser lesen lernen Offenheit, Selbstregulation und Dysbalance können anhand von eindeutigen Merkmalen erkannt werden (hier: Selbstregulation durch Grimassieren, leichtes Fäusteln). © Universitätsklinikum Ulm notwendig, bietet sich die entwicklungspsychologische Beratung an. Diese basiert auf entwicklungspsychologischem Wissen sowie Verhaltensbeobachtung und ist sehr konkret an den Regulations- und Ausdrucksverhaltensweisen des Kindes ausgerichtet. Sie ist als Baustein konzipiert, der sich in unterschiedlichen Praxisfeldern und institutionellen Hilfestrukturen integrieren lässt und kommt sowohl selektiv- als auch indiziert präventiv zum Einsatz. Sie kann ebenfalls als Diagnostikgrundlage in Hochrisikosituationen genutzt werden. Die darauf aufbauende Beratung ist ressourcenorientiert und erfolgt, basierend auf VideoFeedback, in Anwesenheit des Säuglings: Anhand von kurzen Videoszenen wird das Verhalten aus der Perspektive des Säuglings beschrieben und das elterliche Verhalten darauf bezogen. Positive Interaktionen werden einbezogen und negativen vorangestellt. Lese- und Lerntipps Ziegenhain, Gebauer, Ziesel, Künster, Fegert: Lernprogramm Baby-Lesen: Übungsfilme für Hebammen, Kinderärzte, Kinderkrankenschwestern und Sozialberufe. Hippokrates Verlag, 2010, ISBN 9783830454823 Derksen, Lohmann: Baby-Lesen: Die Signale des Säuglings lesen und verstehen. Hippokrates Verlag, 2013, ISBN 9783830455318 Ute Laves, Hebamme und Ausbilderin der Internationalen/Deutschen Gesellschaft für Babymassage e.V., startete ihre Präsentation zu den vielfältigen positiven Aspekten der Babymassage mit einer kritischen Bestandsaufnahme: Die zunehmende Unsicherheit der Frauen und ihrer Familien ändert auch das Zeitmanagement und die Einkommenslage der Hebammen. Sie stellt die Frage, ob Hebammen mittlerweile neben ihrer Kernarbeit mehr und mehr als „Mädchen für Alles“, z. B. als Sozial- und Lebensberaterin, fungieren? Können sich Hebammen selbst entlasten, indem sie das Bauchgefühl der Eltern stärken? Hier könnte Berührung ein Schlüssel sein, denn „Berührung ist unsere erste Sprache“ – so Laves. Ein Ansatz ist: „Berührung mit Respekt®“ Mit dem schon in 48 Ländern vertretenden Konzept der International Association of Infant Massage (IAIM), das von Vimala Schneider McClure initiiert wurde, und seiner von Laves 1995 gegründeten nationalen Vertretung der Deutsche Gesellschaft für Babyund Kindermassage (DGBM) e.V. – „Berührung mit Respekt®“ – lernen Eltern, ihr Kind aufmerksam anzuschauen, dessen Signale zu erkennen und zu respektieren. Respekt heißt hier: vor der Massage wird mit einem Ritual das Kind um Erlaubnis gefragt. Für das Baby bedeutet dieses Ritual der elterlichen Handlungen eine gewisse Berechenbarkeit die zu einer emotionalen Sicherheit beitragen kann. Kern der IAIM-Massage! Eltern fragen ihr Kind vor der Massage um Erlaubnis – das ist: „Berührung mit Respekt®“ DGBM e.V. In den 18 Jahren seines Bestehens sind über die DGBM e.V., als gemeinnützigem Verein, in über 350 Ausbildungen ca. 3500 Kursleiter für Baby- und seit 2011 auch für Kindermassage ausgebildet worden. Die DGBM e.V. mit 600 aktiven Mitgliedern ist bundesweit der einzige Anbieter für Ausbildungen, der seine Teilnehmer durch einen Verein weiter unterstützt. Jährliche Konferenzen mit Aufbauseminaren zu Kommunikation, Frühgeborene, besondere Bedürfnisse etc. stärken auch fortlaufend die Kompetenzen der Kursleiterinnen. Kursleiterausbildung und Tätigkeitsbereiche Die Ausbildung wird sowohl bundesweit als auch international angeboten und beträgt 4 Tage. Zur Qualitätssicherung schließt sich im Anschluss an die Ausbildung ein Zertifizierungsprozess mit einem schriftlichen und praktischen Teil an, der von den Trainerinnen ausgewertet wird. Die Kursleiterinnen erhalten ein Handbuch, einen Arbeitsordner sowie ein Elternbuch. Es wird eine Hospitation bei Wenn das Baby aufmerksam ist, können die Eltern diesen Moment für einen innigen Kontakt nutzen. © Bübchen Ziegenhain, Gebauer, Künster, Thurn, Backes, Reichle: Auf den Anfang kommt es an. Ein Kurs für junge Eltern. Kursmaterial für Dozent/ innen, 34 Module à 90 Min. (Schwangerschaft, Neugeborenenzeit, 1. Lebensjahr). Vertrieb durch die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) ■ 17 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress einer erfahrenen Kursleiterin empfohlen, bzw. bei der Kindermassage-Kursleiterausbildung gehört sie dazu. Zertifizierte Kursleiterinnen bieten ihre Kurse in Hebammen- und Arztpraxen, Krankenhäusern, Familienzentren, Fabi‘s, Mutter-Kind-Häuser oder Kurzentren an. Auf kinderonkologischen Stationen und in einigen Kliniken werden z. B. Eltern mit Frühgeborenen bereits mit der Baby- und Kindermassage-Methode der DGBM e.V. begleitet. Vorteile für alle Beteiligten Die zärtliche Interaktion und Berührung wirkt vor allem entspannend, denn der Körper schüttet vermehrt das „Kuschelhormon“ Oxytocin aus und senkt das Stresshormon Kortisol – beim Baby und auch beim massierenden Elternteil. Das wiederkehrende Ritual einer Massage kann das Baby auf Entspannung konditionieren, sodass die Massage auch in stressigen Situationen zur Regulation beitragen kann. Durch solche Erfolgserlebnisse erleben sich die Eltern als kompetent. Bei Koliken gibt es spezielle Techniken, welche die Krämpfe lösen. Ganz nebenher fördert und stimuliert die Mutter bzw. der Massierende dadurch auch die sensorische Integration des Kindes – auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen (z. B. Tiefenwahrnehmung, Körperbild). Diese Momente schulen das Auge der Eltern für Veränderungen beim Kind und verstärken den Bindungsprozess. Die Babymassage bringt in unserer schnelllebigen Zeit mit vielen Stressquellen zudem eine Art Entschleunigung für die Eltern, denn: Babys leben in einer langsameren Zeit als Erwachsene. Durch die Babymassage können sich auch die Eltern an die andere Zeitwahrnehmung ihrer Babys angleichen. An dieser Stelle zitierte Laves das Erfolgserlebnis einer Mutter: „Er ist ausgeglichener, genießt es massiert zu werden und entspannt sich dabei. Er hat eine bessere Körperwahrnehmung bekommen. Die Beziehung hat sich durch die Massage vertieft.“ Die Kursleiterin tritt als „Gastgeberin“ auf und „verwöhnt“ die Teilnehmer, indem sie eine angenehme Atmosphäre schafft, einen Tee oder eine kleine Erfrischung be- 18 reit stellt. Sie zeigt die Massagetechniken mit einer Puppe und fungiert so als Rollenmodell. Sie kommuniziert über das Konzept des aktiven Zuhörens. Das bedeutet, sie nimmt sich zurück, gibt keinen direkten medizinischen oder pädagogischen Rat. Sie gibt vielmehr positive Rückmeldungen und betont das was gelingt und gut funktioniert. Das bringt – laut Laves langjähriger Erfahrung – für die Hebamme große Entlastung, denn: Eltern finden durch aktives Zuhören ihre eigene Antwort, tauschen sich untereinander aus und stärken so ihre eigenen Kompetenzen. Natürlich bedeutet das im Umkehrschluss: Die Kursleiterin muss aushalten, wenn die Eltern ihren eigenen Weg gehen und anders handeln, als sie es vorschlagen würde. beobachten, der lernt bald, wann es für einen Kontakt bereit ist, wann es besser eine Auszeit oder Unterstützung benötigt, um zur Ruhe zu kommen. Dabei betont Laves, dass bei der Kommunikation mit dem Baby gilt: Weniger ist oft mehr! Hier können auch die Bewusstseinszustände nach Brazelton helfen: ▶ Tiefschlaf, ruhiger Schlaf ▶REM-Schlaf, aktiver Schlaf, Traumphasenschlaf ▶ Aufwachend/verträumt und einschlafend (Übergangszustand vom Schlafen zum Wachsein) ▶Ruhig-aufmerksam ▶ Wach, erzählend ▶ Quengelnd/unruhig, ein Bedürfnis an meldend (Übergangszustand vom Wach sein zum Weinen) ▶Weinend Für ein gutes Timing: Bewusstseinszustände richtig deuten Eine Möglichkeit für die ganze Familie Aber wann ist der beste Moment für die Kontaktaufnahme mit dem Baby und eine Massage? Das hängt alleine von seinem Schlaf- und Wachzustand ab, was an seinen Bewusstseinszuständen und Verhaltensweisen erkennbar ist. Manchmal ist das Baby einfach damit beschäftigt, andere Eindrücke wahrzunehmen und zu verarbeiten. Wer sich Zeit nimmt, den Säugling eine Zeit lang aufmerksam zu Auch Väter profitieren von der Babymassage, denn sie bauen einen positiven Kontakt zum Kind auf und lernen ihre fürsorgliche Seite kennen und diese auszuleben. Das stärkt die eigenen väterlichen Kompetenzen und entlastet die Mütter. Zahlreiche Väter sind positiv überrascht, dass man vieles mit dem Baby auch schon in diesem Alter machen kann. Gibt es schon Geschwisterkinder in der Familie, EXKURS – Kurskonzept zur Babymassage: Berührung mit Respekt® Thordis Zwartyes, Referentin der DGBM e.V., Kursleiterin, IAIM Trainerin und Präventionsberaterin aus Bad Aibling, zeigte, wie sich die Idee von einem Babymassage-Kurs in die Tat umsetzen lässt und welche Planungselemente dabei eine besonders große Rolle spielen. Möchten Hebammen einen solchen Kurs ins Leben rufen, sollten sie zuerst die Rahmenbedingungen abstecken: z. B. die persönlichen Ziele definieren, das Kurskonzept erstellen, Raum, Multiplikatoren und Kooperationspartner organisieren. Sehr wichtig ist zudem ein Informationstermin für Eltern, um diese mit dem Konzept vertraut zu machen und davon zu überzeugen. Dabei sollte die Hebamme die Vorteile für Eltern und Kind aufzeigen, den Ablauf kurz beschreiben und sich selbst ins rechte Licht setzen (Qualifikation). Natürlich spielen auch Kurspreis und -dauer sowie die Gruppengröße und die Möglichkeiten des Raumes eine Rolle. Nicht fehlen darf eine kurze Beschreibung des Kursaufbaus jeder Stunde. Die Gestaltung eines Babymassagekurses hat immer auch einen großen psychosozialen Aspekt. Gestaltet die Hebamme den Kurs mit KARISMA (Kontakt–Achtsamkeit–Respekt–Intuition–Sensibilität–Massage–Aufmerksamkeit), kann sie viel bewegen. Hippokrates Report | Wochenbett und Nachsorge 100 % 80 % EXKURS – Uplift-Aufwind e.V.: Engagement für Kinder in Kirgistan 87,1 % 60 % 63,3 % 40 % Erschreckend: In Kirgistan wachsen heute 20.000 Kinder ohne Eltern auf. Dort zählen sie größtenteils nur als Nummer, werden „verwaltet“. Das Pflegepersonal in den überfüllten Waisenhäusern ist häufig überfordert. Maren Ernst und einige Mitstreiterinnen haben seit 2007 genau diese Kinder mit dem Projekt Uplift-Aufwind e.V. in ihren persönlichen Fokus gerückt. Der grüne Drache in Kirgistan 20 % 0 % Babymassagekurs Kontrollgruppe Prozentuale, klinisch signifikante Veränderung einer Wochenbettdepression innerhalb eines Jahres, die von einem Babymassagekurs begleitet wurde. © Onozawa K et al.: Journal of Affective Disorders, 2001 bietet die Massage mit dem größeren Kind die Möglichkeit, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern zu erhalten. In manchen Familien massieren die Geschwisterkinder das Baby und begleiten so Schwester oder Bruder beim Heranwachsen und bauen dadurch häufig schon früh eine intensive Beziehung auf. Babymassage und Wochenbettdepression Eine Studie mit 100 Frauen (Onozawa K et al.: Journal of Affective Disorders, 2001) zeigte zudem, dass Frauen mit einer Wochenbettdepression mehr von der Durchführung eines Babymassagekurs profitieren als von einer Selbsthilfegruppe. Die Mütter die an einen Babymassagekurs mit 6 Einheiten teilgenommen hatten, wiesen nach einem Jahr Werte auf, wie die Frauen aus der Kontrollgruppe, die keine Depressionen hatten. Zur Beurteilung zogen die Wissenschaftler die EPDS heran – ein 10-teiliger Fragebogen für die Diagnose einer postnatalen Depression. Zudem wurden die Feinfühligkeit der Mutter durch Videogestützte Beobachtungen dokumentiert. www.dgbm.de www.iaim.net Der grüne Drache ist das Erkennungsmerkmal des internationalen Projektes. Uplift-Aufwind e.V. betreut zurzeit (2012/13) 180 Kinder in 4 Heimen mit rund 50 ausgebildeten Uplift-Müttern und vielen weiteren ehrenamtlichen Helferinnen. 500 Kindern konnte in den vergangenen 5 Jahren ein besserer Start ins Leben ermöglicht werden. Uplift-Mütter müssen zur Unterstützung des Projektes lediglich 2 wichtige Voraussetzungen mitbringen: Liebe und Verantwortungsbewusstsein. Die fachliche Schulung, Begleitung (Supervision) sowie eine Aufwandsentschädigung oder einen festen Lohn erhalten sie von Uplift. Berührung ist der Schlüssel zum Leben Das Schlüsselkonzept ist neben der medizinischen und physiotherapeutischen notwendigen Versorgung vor allem Fürsorge, Liebe und Berührung für die schutzbedürftigen Kleinen, denn ein Mangel an Berührung führt nachweislich zu körperlichen und psychischen Schäden. Deshalb ist die Zuwendung durch ausgebildete Uplift--Mütter eines der wichtigsten Bestandteile von Uplift-Aufwind e.V., damit sich aus der Nummer ein Mensch, eine richtige Persönlichkeit entwickelt. Dass auf Worte auch Taten folgen, veranschaulichte Ernst mit zahlreichen Bildern und einem Film, der ebenso „berührte“. Adoptionsfreigaben verhindern Auch in diesem Bereich ist Uplift-Aufwind e.V. aktiv tätig. Die Arbeit vor Ort erfolgt Hand in Hand mit den Müttern. Vor allem Neugeborene, die mit einer Behinderung das Licht der Welt erblickt haben, werden häufig ins Waisenhaus gebracht, da sich die Eltern dieser Herausforderung nicht gewachsen fühlen und sie von ihrem Umfeld nicht dazu ermutigt werden, ein Kind mit besonderen Herausforderungen zu behalten. An dieser Stelle kommen die Frauen von Uplift zum Einsatz und stärken die Eltern, um eine Adoption und somit die Trennung von der leiblichen Mutter zu verhindern, sodass die Kleinen bestenfalls wieder in die Familie integriert werden können. Unterstützung jeglicher Art ist gefragt Neben der aktiven Beteiligung der Uplift-Mütter und ehrenamtlichen Helferinnen ist der Verein auch auf finanzielle Unterstützung, z. B. durch Spenden, angewiesen. Ernst brachte zum Bübchen Hebammen Seminarkongress farbenfrohe Filzschuhe für Babys und Kleinkinder mit. Das Besondere: Sie waren alle von kirgisischen Frauen handgefertigt. Gegen eine kleine Spende, deren Erlös selbstverständlich dem Verein zu Gute kam, konnten sich interessierte Hebammen ein Paar aussuchen. Insgesamt kamen hier über 700,00 € für das Projekt zusammen. Diese Summe wurde von Bübchen auf 1500,00 € verdoppelt und anschließend diesem wunderbaren Projekt zur Verfügung gestellt. Lesetipp Laves: Liebe hautnah erleben. Ein Begleitbuch für die Babymassage. infantastic, 2001, ISBN 9783000076046 ■ www.uplift-aufwind.org 19 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Sprachlicher Handwerkskoffer für Hebammen Die Arbeitszufriedenheit einer Hebamme wird nicht nur maßgeblich durch ein gutes Gefühl sowie Erfolgserlebnisse bei ihrer Tätigkeit bestimmt. Auch die Wertschätzung durch andere Personen wie Eltern, Ärzte und Kolleginnen verhindert Frust und Stress und motiviert die Hebamme dazu, ihre persönliche Linie weiter zu verfolgen. Wie aber erreicht sie ihre Ziele dabei? Neben Erfahrung, medizinischem Wissen, „handwerklichem“ Geschick und Empathie, ist kommunikatives Geschick unerlässlich für ihren Praxisalltag. Das genau war Thema des Seminars „Sprachlicher Handwerkskoffer für Hebammen“, das Prof. Dr. med. Wolfgang Kölfen mit vielen praxisnahen Tipps bereicherte. Zahlreiche persönliche Anekdoten aus seiner langjährigen Erfahrung als Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, Elisabeth Krankenhaus Städtische Kliniken Mönchengladbach zeigten, wie die Hebamme von einer professionellen Kommunikation profitiert und dabei zufriedener wird. Konflikte im Team oder mit den Eltern lassen sich – schon aufgrund der heutigen Personalund Zeitnot – nicht immer vermeiden. In einem solchen Fall bleibt die Hebamme entspannter, wenn sie sich rhetorisch gerüstet fühlt. Nonverbale und verbale Kommunikation Dies beginnt schon bei der nonverbalen Kommunikation, denn die Körpersprache (z. B. Mimik, Gestik, Blick, Haltung) gibt Aufschluss über die Gefühlslage. Steht die Hebamme sicher, hat sie eine aufrechte, aber gelassene Körperhaltung und begegnet dem Gegenüber mit offenem und festem Blick, so signalisiert sie ihm schon ohne Sprache Sympathie. Körpersprache und Redeinhalt sollten dabei übereinstimmen. Weitere positive Signale sind Kopfnicken, Blickkontakt, Sitzstellung dem Patienten zugeordnet, ein kleines 20 Lächeln sowie in manchen Fällen ein mitfühlender Blick. Bei der verbalen Kommunikation, also der Gesprächsführung, können die 5 K angewendet werden und unterstützen: ▶ Kurz: kurze Sätze, nicht mehr als 7–8 Worte ▶ Klar: keine Fachtermine und verschachtelten Sätze ▶ Konkret: Bilder, Beispiele, Vergleiche verwenden ▶ Konstruktiv: Positives zuerst, ressourcenorientiert, nicht defizitär ▶ Kontrolle des Verständnisses: Nachfragen „Notfall-Kommunikation“ In Konfliktsituationen gibt es zudem verschiedene Fragearten und Abwehrtechniken, mit denen die Hebamme die Unterhaltung entschärfen kann. Weiche Abwehrtechniken sind, das Gegenüber mit Komplimenten zu verwirren, anderweitig abzulenken, statt einer Antwort diese ein wenig zu verzögern oder gar eine neue Perspektive zu finden. Harte Abwehrtechniken hingegen sind in sehr stressigen Situationen häufig die bessere Wahl, den Gesprächspartner zu besänftigen. Diese sind: ▶ „Wie bitte?“-Methode ▶ „Gerade weil“-Technik ▶ „Besser als“-Technik ▶ „Kennen Sie?“-Methode ▶ Übersetzer Technik: „Wollen Sie damit sagen?“ Bei besonders nervigen und schwierigen Eltern hat es sich auch als sehr erfolgreich erwiesen, für sich persönlich die Emotionen trotz eigenen „hormonellen Nebels“ (Cortisol, Adrenalin etc.) vom Verhandlungsgegenstand zu trennen. Die Hebamme kann dann mit einer Äußerung wie beispielweise „Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind, lassen Sie uns doch gemeinsam nach einer Lösung suchen.“ die Basis zur Findung für einen Kompromiss schaffen. Kölfen nennt solche Sätze sehr passend „Stoßdämpfer“. ■ Von der Idee zum Konzept: Mein individueller Eltern-Kurs Viele Hebammen haben innovative Ideen für einen Elternkurs, aber: Worin liegt eigentlich das Problem bei der Erarbeitung eines Konzeptes? Genau genommen, gibt es 7 Herausforderungen, die den gesamten Arbeitsablauf beeinflussen – so Gabriele Stenz, Hebamme und Lehrerin für Hebammenwesen, Qualitätsmanagerin und Auditorin aus Delmenhorst. Die folgende praxisbezogene Anleitung hilft Hebammen, diese Hürden zu meistern. 1. „Meine Zeit reicht nicht aus“ Zeitdruck ist ein Kreativitätsräuber. So sollten Hebammen mit einer guten Idee versuchen, intuitiv Antworten und Lösungsrichtungen zu finden und das Ganze auch ein Stück weit auf sich zukommen zu lassen, denn: Intuitionen sind verdichtete Lebens- und Berufserfahrungen und damit die wichtigste Quelle der Kreativität und praktischen Intelligenz – als perfekte Basis für die anschließende Konzeptionsarbeit. 2. „Warum brauche ich überhaupt ein Konzept?“ Ein Konzept hat für die Hebammenarbeit im Wesentlichen 4 Grundfunktionen: ▶ Strategische Entscheidungshilfe: Das Konzept öffnet den Blick für den gesamten Horizont der Möglichkeiten und der Kommunikation, sorgt für Transparenz und gibt neue Impulse, die schlussendlich zur Entscheidung führen. ▶ Praktische Richtschnur: Das Konzept ist eine Gebrauchsanweisung. Es zeigt den Eltern/Beteiligten, wo und wie es lang gehen soll. Die Richtschnur des Konzepts wird zu dem großen Strang, an dem alle ziehen. ▶ Ökonomische Planungsbasis: Für die Hebamme ist das Konzept eine handfeste Planungsgrundlage. Es dokumentiert, welche Leistungen mit welchem Aufwand zu welchem Nutzen erbracht werden. Hippokrates Report | Hebammenpraxis ▶ Motivierende Stimulans: Ein gutes Konzept begeistert und zieht alle mit. Ein Kurs ohne Konzept erscheint hingegen diffus, manchmal sogar widersprüchlich und findet nicht die gewünschte Akzeptanz bei der Zielgruppe. Eine gewissenhafte Konzepterstellung sollte etwa 60–80 % der Zeit in Anspruch nehmen, die Ausführung und Ausformulierung hingegen nur etwa 20–40 %. 3. „Die Informationsbeschaffung“ Meist wird die Anstrengung der Informationsbeschaffung und -ordnung erheblich unterschätzt, der Aufwand für das textliche Formulieren aber erheblich überschätzt. Gut recherchierte Fakten sind essenziell, damit das Gesamtbild des Konzeptes stimmig wird. 4. „Es ist viel zu viel“ „Es ist viel zu viel Material und Stoff, als dass ich alles gleichzeitig im Kopf behalten und in eine wirkliche Übersicht bringen könnte.“ Müssen Sie wirklich alles lesen und durcharbeiten? Und müssen Sie alles zugleich im Gedächtnis jonglieren? Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Mit Mind-Mapping wird es übersichtlich! Machen Sie sich frei vom alten Arbeitsparadigma – es gibt effizientere Methoden, die weder die Lesekapazität übersteigen, noch das Gehirn überlasten und gleichzeitig alle Informationen strukturieren. 5. „Ich blicke nicht durch“ „Mit der Stofffülle habe ich keine Probleme, aber wie soll ich die unterschiedlichen Fakten zueinander in Beziehung setzen und dann interpretieren?“ Insbesondere, wenn eine Sachlage widersprüchlich und sehr komplex zu sein scheint, gibt es qualitativ bewertende sowie quantitativ messende Methoden (z. B. den Morphologischen Kasten). Sie bringen Unterstützung und verhindern, dass die Hebamme sich nicht schon vor Beginn von Scheinproblemen demotivieren lässt! 6. „Ich bin nicht kreativ“ Häufig besteht das Kreativsein lediglich in einer neuartigen Verknüpfung bereits vorhandenen Wissens, darin, dass man Sachverhalte aus neuen Perspektiven betrachtet – und dann einfach mal um die Ecke zu denken. Zusätzlich hilft es, mit anderen Hebammen gemeinsam kreative Ideen zu entwickeln. Es kommt vor allem darauf an, erst einmal möglichst viele Ideen zu erzeugen, um aus ihnen dann die beste(n) und innovativste(n) herauszufiltern. 7. „Jetzt geht’s los“ Bevor es endgültig an die Umsetzung geht, sollten folgende Punkte durchgearbeitet werden: ▶ Welchem unternehmerischen Ziel dient das Konzept? ▶ Konzept mithilfe von Gliederungspunkten strukturieren! ▶ Gibt es ein persönliches Ziel? Dieses sollte konkret und kurz formuliert sein! ▶ Bestenfalls die Ideen, Ziele etc. mit einer Mind-Map verdeutlichen! ▶ Zeitschienen erarbeiten (z. B. Kostenplanung, Raumsuche, Recherche)! ▶ Welche organisatorischen Rahmenbedingungen sind bekannt? ▶ Das Konzept von mindestens einer kompetenten Person lesen lassen! ▶ Wie soll das Angebot weiterverbreitet werden? Darüber reden! ■ Wie bringe ich meinen Kurs an die Frau? Sich erfolgreich zu präsentieren und bekanntzumachen ist neben der Ideenfindung und Umsetzung die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Christiane Münkwitz, selbst freiberufliche Hebamme aus Lübeck und Managerin im Sozial- und Gesundheitswesen berät viele freiberufliche Hebammen und Hebammengeleitete Einrichtungen. So konnte sie in ihrem Seminar auch aus langjähriger Erfahrung sprechen, welche Möglichkeiten, Methoden und Marketingideen besonders Erfolg versprechend sind. Internet- und Printkommunikation Laut einer Studie von BITKOM (2011) beginnen mittlerweile 90 % aller Kaufentscheidungsprozesse online. Somit kann die Hebamme über das Internet schon einen Großteil ihrer Zielgruppe erreichen. Auf einer professionell gestalteten Homepage sollte die Hebamme der Interessentin mithilfe einer einfachen Bedienung eine eindeutige Orientierung bieten, insbesondere für die Kontaktaufnahme. Die Website sollte zudem aussehen wie die angebotene Dienstleistung und deren Image widerspiegeln. Darum sollte nur Bildmaterial bester Qualität dort seinen Platz finden und bestimmte Farben und Symbole immer wieder auftauchen. Auf einem Flyer oder der Visitenkarte ist weniger mehr: Hier sollte kurz und knackig die Art der Dienstleistung und der Nutzen kommuniziert werden. Wenn sich der rote Faden vom Internetauftritt, über Printmedien bis hin zum Betreten der Praxis durchzieht, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Wege. Finanzen und Qualitätskontrolle Auch wenn das Hebammenherz sehr hilfsbereit ist und gerne Gutes tut, so sollte die Hebamme nicht vergessen, für ihre Arbeit ein angemessenes Honorar zu verlangen. Das Geheimnis des finanziellen Erfolges ist einfach: Mehr Einnehmen als Ausgeben! Ausgehend von der finanziellen Situation sollte die Hebamme überlegen, welche finanziellen Ziele sie hat und wie sie dorthin kommt. Neben einer Kooperation mit anderen Kursanbietern sind die effektive Kursplanung und die genaue Anwendung der Gebührenordnung wichtige Möglichkeiten ebenso wie Ausgaben stabil zu halten und Einnahmen zu steigern. Münkwitz gab den Seminar-Teilnehmerinnen folgende Botschaft mit auf den Weg: „Geben Sie Ihrem Hebammenherzen einen unternehmerischen Rahmen, der zu Ihnen passt!“ Das bringt Authentizität und Erfolg! ■ 21 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress EXKURS – Für die Zeit nach der Rückbildung: BauchBuggyGo und BauchBeutelPo Heike Thierbach, Dipl. Betriebswirtin, Wirtschaftspädagogin und mehrfach zertifizierte Fitness- und Pilates-Trainerin aus Lich, stellte sehr innovative Kurzkonzepte für die moderne Hebammenarbeit vor: Das Konzept BauchBuggyGo und BauchBeutelPo. Die veränderte Lebenssituation und der Mangel an Zeit, Schlaf und Babysittern führt bei vielen Müttern zu Unwohlsein, Vereinsamung und bei manchen sogar zu depressiven Verstimmungen. Ein Fitnesstraining unter gleichgesinnten Müttern mitsamt ihren Babys war und ist für Thierbach die Lösung des Problems. Sie entwickelte mit einem Team aus zertifizierten Trainerinnen, Physiotherapeutinnen, Sportwissenschaftlerinnen und Hebammen 2 ganzheitliche Fitnessprogramme. Der Kurs BauchBuggyGo ist ein Outdoortraining, bei dem der Kinderwagen als Trainingsgerät fungiert und so das Baby ebenfalls integriert wird. Beim BauchBeutelPo wird in einem Raum trainiert. Pilates-Übungen sind die Basis. Hier darf das Baby ebenfalls mitmachen: entweder im Tragetuch bzw. der Babytrage oder auf einer Matte bzw. Krabbeldecke. Bei beiden Kursen wird neben dem Beckenboden, der im Fokus steht, auch ausgiebig gedehnt und die Ausdauer und Kraft trainiert, was die Gewichtsreduktion fördert. Mit Flyern, Freikarten/Gutscheinen und Zeitungsanzeigen wurde für die Kurse geworben. Laut Thierbach ist jedoch die persönliche Empfehlung durch zufriedene Kunden immer noch am wirksamsten und zudem umsonst. 22 Gesundheitsförderung nach der Geburt Welchen Stellenwert die Gesundheitsförderung nach der Geburt einnimmt, welche Themen hierbei besonders wichtig sind und künftig noch mehr Platz einnehmen sollten, thematisierte und erarbeitete Melita Grieshop interaktiv mit den Hebammen in ihrem Seminar. Die gelernte Hebamme und Dipl. Pflegepädagogin verdeutlichte, wie Hebammen durch partnerschaftliche Kommunikation mit den Eltern Gesundheitsförderungsbedarf identifizieren und auf einfühlsame Art und Weise mit den Ressourcen von Mutter und Vater eine nachhaltige Veränderung des Gesundheitsverhaltens erreichen können. Hebammen sollten die sensible Phase geschickt nutzen Gesundheitsförderung bedeutet, die körperliche und psychische Unversehrtheit bei Eltern und Kind aufrechtzuerhalten, deren subjektives Wohlbefinden zu verbessern und Gesundheitsstörungen und Krankheiten zu vermeiden. Damit ist auch die Unterlassung von Risikoverhalten (z. B. Rauchen, Alkohol) verknüpft. Schwangerschaft und Wochenbett sind dabei besonders sensible Lebensphasen, in denen die Frauen/Familien offen für Verhaltensveränderungen sind. Frauen bewerten die Hebammenbetreuung im Wochenbett als unterstützend und nutzen sie intensiv – mehr und mehr auch für psychosoziale Fragen. Durch diese hohe Akzeptanz haben Hebammen in der Wochenbettbetreuung die Möglichkeit, die Eltern für die Bedeutung ihres Gesundheitsverhaltens für ihre persönliche Gesundheit und für die Familiengesundheit zu sensibilisieren. Positive Veränderungen der elterlichen Lebensweise haben auch langfristige Auswirkungen auf die kindliche Gesundheit und Entwicklung . Für eine langfristige Verhaltensänderung ist es besonders effektiv und nachhaltig, alle Familienangehörigen, die stark in die Kindesbetreuung involviert sind, mit einzubeziehen und dabei vor allem die El- tern mit ihren Bedürfnissen dort abzuholen, wo sie „stehen“. Auf den Stärken und Ressourcen der Familienmitglieder aufbauend kann die Hebamme dann gemeinsam mit ihnen individuelle Strategien erarbeiten. Um eine gesundheitsbezogene Verhaltensänderung bei den jungen Eltern ins Rollen zu bringen, kann die „Klientenzentrierte Gesprächsführung“ bzw. Beratung (nach Weinberger S, 2004) genutzt werden. Diese sollte immer klar strukturiert sein: Schritt 1: Allgemeine Orientierung ▶ Art des Problems bzw. Risikoverhaltens klären (Sach-, Beziehungsproblem …) ▶ Bedeutung des Problems für die Frau verstehen ▶ Erwartungen der Mutter hinsichtlich Gespräch/Beratung/Unterstützungsmaßnahmen klären – ggf. HebammenHandeln modifizieren und daran anpassen ▶ Ressourcen der Mutter identifizieren (Was kann die Frau gut? Wo erlebt sie sich kompetent?) ▶ Bisherige Schritte der Frau zur Verhaltensänderung erkunden Schritt 2: Problemanalyse und Zielfindung ▶ Die einzelnen Elemente des Problems identifizieren ▶ Selbstbild der Frau klären (Wie sieht sie sich? Wie bewertet sie ihr Selbstbild?) ▶ Klären, wo es das Risikoverhalten nicht gibt/Suche nach Ausnahmen (Frau mit ihren „gesunden Anteilen“ in Kontakt bringen) ▶ Gemeinsam konkretes Ziele und erste Teilziele definieren (Was ändern? Wie ändern?) ▶ Die Frau in Kontakt mit ihrem „Veränderungspotenzial“ bringen (Lösungsvision entwickeln) Schritt 3: Entwicklung von Alternativen ▶ Alternative Vorgehensweisen zur Lösung des Problems entwickeln ▶ Vorzeitige Bewertungen der Frau reflektieren („Das hilft sowieso nicht“) Hippokrates Report | Hebammenpraxis ▶ Soziales Umfeld der Mutter in Lösungsprozess einbeziehen ▶ Evtl. antizipierte Reaktionen der Bezugspersonen im Rollenspiel bewusst machen ▶ Alternativen konkretisieren (Was wollen Sie ganz genau tun?) Schritt 4: Entscheidungsfindung ▶ Konsequenzen der einzelnen Alternativen klären ▶Kriterien: – persönliche Bedeutung – persönlicher Nutzen (kurz-/langfristig) – Selbstbild in der Zukunft ▶ Weiteres Vorgehen vereinbaren Schritt 5: Verifikation ▶ Erreichen/ Nichterreichen der gesetzten Ziele/Teilziele reflektieren ▶ Im Veränderungsprozess die Effektivität der Maßnahmen bewerten, Schwierigkeiten und Stärken identifizieren ▶ Alternative oder zusätzlich erforderliche Schritte erörtern „Aktiv sein heißt führen“ – Gespräche gestalten Aber nicht nur das WAS, sondern auch das verbale und nonverbale WIE haben einen großen Einfluss auf das Feedback der Familie: Versteht und schätzt die Hebamme die Mutter auf einfühlsame Weise (Empathie) und wirkt sie echt und kongruent, erhält sie wichtige Informationen für ihre Beratung und kann direkt dort ansetzen. Durch respektvolle und geschickte Gesprächsführung der Hebamme reflektiert sich die Mutter (Selbstexploration) und kann so mögliche Probleme und deren Lösungen selbst erkennen. Dabei kann die Hebamme durch aktives Zuhören wunderbar Verständnis signalisieren und mit gezielten Fragen zudem die Offenheit von Mutter und Vater fördern und viel über ihr Gesundheitsverhalten erfahren. Ungünstig für die Begleitung sind mangelndes Interesse, Missverständnisse, ständige Kritik (z. B. der Mutter Inkompetenz zuschreiben), aggressive oder stark ironische Äußerungen und Dro- Gespräche führen durch Fragen (einige Beispiele nach Bruns C, Christ H, Richter H: Kommunikation im Krankenhaus. Gespräche sicher und kompetent führen, 2000; Weinberger S, 2004) Rückkopplungsfragen Wichtig für den Verständigungsprozess, sie signalisieren bzw. sichern Verstehen, dienen als Feedback. Beispiel: „Wenn ich Sie richtig verstanden habe …? Sie meinen also …?“ Zirkuläre Fragen Klientin wird gefragt, was eine andere (nahe stehende) Person über ein Thema denkt. Beispiel: „Was meinen Sie, denkt ihr Mann darüber?“ Rückführungsfragen Führen zum Ausgangspunkt zurück, wenn man vom Thema abgedriftet ist. Beispiel: „Meinen Sie nicht auch, wir sollten jetzt wieder zum Thema X kommen?“ Skalierungsfragen Die Wichtigkeit eines Themas/Verhaltens klären. Beispiel: „Wie würden Sie ihr Befinden auf einer Skala von … bis … einstufen?“ Wunderfragen Machen Vor- und Nachteile einer Lösungsoption deutlich. Beispiel: „Stellen Sie sich vor, über Nacht ist ein Wunder geschehen und das Problem ist gelöst. Woran würden Sie das merken?“ Fantasiefragen Führen ebenso vom Problem weg und eröffnen neuen Handlungsspielraum. Beispiel: „Wie sieht das in 5 oder 10 Jahren aus?“ hungen (dass z. B. schlimme Dinge passieren, wenn die Frau nicht ihr Verhalten ändert). All das kann die Kommunikation stören oder gar komplett abbrechen lassen. Gesundheitsförderung durch Hebammen Aufgrund der aktuellen medizinischen Erkenntnisse erscheint ein frühzeitiges Ansetzen der Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft immer wichtiger, um die Gesundheit des Ungeborenen und der werdenden Mutter frühzeitig zu schützen und zu fördern. Auch eine Ausnutzung der laut Gebührenverordnung verfügbaren Wochenbettbesuche macht Sinn, um die Frau kontinuierlich über 8 Wochen nach der Geburt zu begleiten, sie an vereinbarte Ziele zu erinnern und zum Durchhalten zu motivieren. Zu folgenden Gesundheitsthemen wünschten sich die Hebammen weitere wirksame Strategien zur gesundheitsför- dernden Betreuung der Mutter und ihrer Familie: ▶ Stress/Erschöpfung/Müdigkeit – vor allem durch Weinen des Kindes ▶ Langfristige Ernährungsumstellung ▶ Prävention von Rückenschmerzen ▶ Adipositas-Prävention im Kleinkindalter ▶ Wunsch nach Perfektionismus nehmen ▶ Förderung der Eltern-Kind-Bindung ▶ Rollenfindung erleichtern ▶ Der Mutter/Familie die Unsicherheit nehmen ■ 23 Hippokrates Report | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress Bübchen sagt DANKE! Bübchen war wieder einmal begeistert von der regen Teilnahme und dem positiven Feedback durch die Hebammen – auch im Rahmen der interaktiven Diskussionsrunden. Dadurch haben sich zahlreiche neue Ideen und Wünsche für den Kongress 2014 ergeben. Nun heißt es: Nach der Tagung ist vor der Tagung! Die Programmplanung ist bereits in vollem Gange … ANKÜNDIGUNG! 3. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress 2014 Wem die Gestaltung und Themenvielfalt des 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongresses 2013 gut gefallen hat und wer viel für seine Hebammentätigkeit errungen hat, der sollte sich unbedingt schon jetzt diesen Termin vormerken: Prävention in Schwangerschaft und Wochenbett Bad Sassendorf bei Soest Donnerstag, 6. März 2014 bis Samstag, 8. März 2014 Impressum Die Beilage erscheint außerhalb des Verantwortungsbereiches von Herausgeber, Schriftleitung und Redaktion der Zeitschrift die hebamme. Verlag: Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, Oswald-HesseStraße 50, 70469 Stuttgart Herausgeber: Bübchen Wissenschaftlicher Service, 59495 Soest Redaktion: Andrea Pütz, Mönchengladbach Projektmanagement: MVS Mediaservice, Jacqueline Schmidt, Telefon: 0711/89 31-882, Fax: -705, E-Mail: [email protected] Layout und Satz: Christel Idalinya, Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage GmbH & Co. KG Druck: Kliemo AG, Eupen (Belgien) Eine Sonderpublikation unterstützt von Bübchen. Titelbild: Bübchen © MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, Bübchen, 2013 24 Kontakt Evamaria Wilhelmi Direktorin Bübchen Wissenschaftlicher Service Coesterweg 37 59494 Soest E-Mail: [email protected] Informationen und Online-Anmeldung www.bfg-kray.de, Bübchen Partnerseite bei B.F.G. (Bildungsinstitut Fachbereiche Gesundheitswesen) Bübchen Wissenschaftlicher Service E-Mail: [email protected], Telefon: 069/66 71- 49 72 Teilnahmegebühr: 75 € bei Zahlung bis zum 15.01.2014 90 € bei Zahlung ab 15.01.2014 und an der Tageskasse Schülerinnen kostenfrei