Reise-Handbuch
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Reise-Handbuch Seychellen Von weißen Palmenstränden zu im Dschungel versteckten Wasserfällen, auf fast 1000 m hohe Granitfelsen und zur größten Frucht der Welt … Entdeckungsreisen in einer tropischen Inselwelt Mit ExtraReisekarte Seychellen: Die Highlights auf einen Blick Innere Seychell 400 km N Details siehe Hauptkarte Innere Seychellen e Indischer Ozean u ß e r e e S c 15 Aldabra Atoll d ra- qu n Victoria Hubschrauber Denis Island Mahé Desroches Fähre Île Plate Amiranten-Becken Coëtivy Indischer Farquhar Atoll r ab Flugzeug Praslin Silhouette Ozean Providence Fa Al Cosmolédo Verkehrsverbindungen zwischen den Inseln Alphonse Island h Ä y Bird Island en Bird Island A m i r a n t e 200 l l e n 0 Gruppe ha r-Grup pe I n S e y c h e l l e r e n e n 13 Aride Victoria (Mahé) (s. S. 154) 8 2 Moyenne Island (s. S. 174) 9 Vallée de Mai (Praslin) (s. S. 250) 3 Beau Vallon Bay (Mahé) (s. S. 190) 10 Anse Patates (La Digue) (s. S. 260) 4 Creole Institute (Mahé) (s. S. 202) 11 Source d’Argent (La Digue) (s. S. 262) 5 Le Domaine de Val des Près/ Vilaz Artizanal (Mahé) (s. S. 203) 12 Cousin Island (s. S. 274) 13 Aride (s. S. 278) 1 14 Île St. Pierre Anse Lazio (Praslin) (s. S. 242) Anse Lazio 8 10 Anse Patates Curieuse Les Sœurs Praslin Cousin Island 12 Félicité Marianne Cousine 6 7 Anse Intendance (Mahé) (s. S. 210) Studio von Sir Michael Adams (Mahé) (s. S. 215) 14 15 Île St. Pierre (s. S. 289) Aldabra Atoll (s. S. 314) North Island Vallée de Mai 9 La Digue 11 Source d’Argent Silhouette Île aux Récifs Beau Vallon Bay 3 Victoria Ste Anne Marine N. P. 1 Frégate 2 Moyenne Island 4 Creole Institute Mahé Le Domaine de Val des Près/ 5 Vilaz Artizanal Studio von 7 Sir Michael Adams N Anse Intendance 6 Desroches Alphonse Island 0 15 30 km Seychellen L Mare Anglaise Beau Vallon Beach H BEAU VALLON Coral Strand H Petit Port Méridien Berjaya Beau Vallon Bay H Coco H an’s Cove H H Sun Re Sulliv BEL OMBRE Ma re A Wolfgang Därr Inhalt Wissenswertes über die Seychellen Inseln des Überflusses Steckbrief Seychellen 10 12 Natur und Umwelt Geografische Gliederung Urzeitliche Natur Pflanzenwelt Tierwelt Umwelt- und Naturschutz National- und Naturparks 14 14 17 21 29 37 40 Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik Wirtschaftliche Entwicklung Zukunftschancen Lebensstandard Bildungswesen 42 42 46 49 49 Geschichte Die ersten Seefahrer Europäer im Indischen Ozean Die Franzosen im Indischen Ozean Britische Seychellen Die Seychellen als Verbannungsort Der Weg in die Unabhängigkeit Zeittafel 50 50 50 52 56 60 62 66 Gesellschaft und Alltagskultur Bevölkerung und Lebensweise Kreol Keine Rassenprobleme? Familienstruktur Zauberei Volksmedizin Die Kokospalme – ein ›Lebensretter‹ Feste und Veranstaltungen 68 68 69 71 72 72 73 75 77 Architektur und Kunst Musik und Tanz Kunst und Kunsthandwerk Architektur 81 81 82 84 Essen und Trinken Kreolische Esskultur auf den Seychellen Getränke Essen gehen Essgewohnheiten Das Obstproblem Ein kreolisches Menü zum Nachkochen Kulinarisches Lexikon 88 88 90 91 92 93 95 96 Wissenswertes für die Reise Informationsquellen Reise- und Routenplanung Anreise und Verkehr Unterkunft Sport und Aktivurlaub Einkaufen Ausgehen Gut zu wissen Reisekasse und Reisebudget Reisezeit und Reiseausrüstung Gesundheit und Sicherheit Kommunikation Sprachführer 100 104 111 116 120 129 133 134 137 139 142 144 146 Unterwegs auf den Seychellen Kapitel 1 Mahé und küstennahe Inseln Auf einen Blick: Mahé und küstennahe Inseln Victoria und Les Trois Frères Victoria · Rund um den Clock Tower von Victoria Victorias Marktviertel Zwischen Stadion und Mont Fleuri Neues Land Aktiv unterwegs: Frühmorgens auf dem Sir Selwyn Selwyn Clarke Market Aktiv unterwegs: Bergtour auf die Trois Frères 152 154 154 158 160 161 165 168 Inhalt Ste. Anne Marine National Park Sainte Anne Cerf Island Moyenne Island Aktiv unterwegs: Tauchen und Schnorcheln im Ste. Anne Marine N. P. Round Island Long Island 172 172 173 174 175 180 181 Nordmahé und die Beau Vallon Bay Von Victoria aus an der Ostküste nach Süden Die Nordspitze von Mahé Zur Beau Vallon Bay Aktiv unterwegs: Wanderung von La Bastille in die Beau Vallon Bay Bel Ombre und Danzil Aktiv unterwegs: Ausflüge zu den Tauchgründen im Norden Mahés Die Berge zwischen Victoria und der Beau Vallon Bay 182 182 183 188 Der Süden und der Westen von Mahé Die Südostküste Rund um die Südspitze von Mahé Die Südwestküste Die mittlere und nördliche Westküste Port Glaud und Umgebung Sans Souci Road Wanderung auf den Morne Blanc 202 202 209 212 221 225 228 228 191 194 198 200 Kapitel 2 Praslin, La Digue und Satelliteninseln Auf einen Blick: Praslin, La Digue und Satelliteninseln Praslin Praslins Nordostküste Anse Lazio Praslins Südwestküste Aktiv unterwegs: Wanderungen auf Praslin Baie Ste. Anne und das Vallée de Mai La Digue La Digue nördlich des Landungsstegs La Digue südlich des Landungsstegs Zu Fuß in Küstennähe unterwegs 232 234 235 242 245 248 249 258 260 261 266 Aktiv unterwegs: Um die Südspitze von La Digue wandern Aktiv unterwegs: Per Flugzeug und Fähre oder per Hubschrauber nach La Digue Das Inselinnere 267 271 271 Kleine Inseln rund um Praslin und La Digue Cousin und Cousine Island Weitere Inseln nahe Praslin Aktiv unterwegs: Rundwanderung auf Aride Inseln nahe La Digue 274 274 278 280 289 Private Tourismusinseln der Inneren Seychellen Silhouette North Island Aktiv unterwegs: Bottomfishing und Tauchen Frégate Bird Island und Denis Island 292 292 296 297 298 302 Kapitel 3 Outer Islands Auf einen Blick: Die Outer Islands Die Aldabra-Gruppe Das Aldabra Atoll Aktiv unterwegs: Besuch von Aldabra im Frühjahr und Herbst Weitere Inseln der Aldabra-Gruppe 312 314 314 326 327 Amiranten, Farquhar-Gruppe, Coëtivy und Plate Die Amiranten Die Farquhar-Gruppe Coëtivy und Île Plate 328 328 338 339 Register 340 Abbildungsnachweis/Impressum 344 Themen Bedroht: Haifische – die Löwen der Meere Treibnetzfischerei Gemeinsame Probleme kleiner Inselstaaten Das Ende von Sklavenhandel und Sklaverei 34 44 48 57 Inhalt Festival Kreol Das State House und seine Geschichte Friedhof und ›Riese von Bel Air‹ Karneval und Culinary & Arts Fiesta Aufschüttungen – ein Konzept zur Entwicklung der Inseln Die Bedeutung des Ste. Anne Marine National Park Der Piratenschatz von Bel Ombre Der neue Jardin du Roi Louis XVII. Erzbischof Makarios im Exil Verhaltensregeln beim Tauchen Die Meereskokosnuss (Seychellennuss, Koko Dmer) Praslin und Curieuse – General Gordons Paradies Aus der Sicht eines Fernreisepioniers Aldabra – das größte Korallenatoll der Erde? Die Riesenschildkröten von Aldabra Probleme auf Aldabra 80 86 159 163 170 178 195 207 213 226 243 252 284 299 319 322 325 Alle Karten auf einen Blick Mahé und küstennahe Inseln: Überblick Victoria: Cityplan Bergtour auf die Trois Frères: Wanderkarte Nordmahé Von La Bastille in die Beau Vallon Bay: Wanderkarte Südmahé Babarons Beach Mahé: Mittlere und nördliche Westküste 153 156 168 184 191 205 223 224 Praslin, La Digue und Satelliteninseln: Überblick Praslin La Digue Inseln nahe Praslin Aride Inseln nahe La Digue 232, 233 240 263 279 280 291 Die Outer Islands: Überblick Aldabra-Gruppe Amiranten Dieses Symbol im Buch verweist auf die Extra-Reisekarte Seychellen 312 324 334 Abendlicher Zeitvertreib auf Mahé Ein Paradies nicht nur für Urlauber: die Anse Royale auf Mahé Wissenswertes über die Seychellen Inseln des Überflusses Etwa 90 000 Menschen leben auf den acht ständig bewohnten Inseln der Seychellen, 90 % davon auf der größten Insel Mahé, der Rest auf den kleineren Eilanden der Umgebung, wie Praslin, La Digue und Silhouette. Doch überall, auch auf Mahé, findet man einen Streifen weißen, weichen Strand, an dem man allein ist. Selbst der beliebteste Strand Mahés, der Beau Vallon Beach in der großen Bucht im Nordwesten mit seinem 5-Sterne-Luxushotel Savoy, einigen kleineren Hotels aus den 1970erJahren und einem Dutzend Gästehäuser auf 3 km Strandlänge, präsentiert sich so, wie man sich einen tropischen Strand vorstellt. Blaues, klares Wasser, weicher, feiner Sand und dahinter bis über 900 m hoch aufragende, mit tropisch-grünen Wäldern bewachsene Berge machen ihn zu einer Augenweide. Der Strand ist so lang und die Bucht so groß, dass selbst Wasserski fahrende und surfende Touristen den Fischerbooten nirgends im Weg sind. Kinder sitzen im Sand und sammeln Tec-TecMuscheln, aus denen die Mutter eine Suppe bereitet, während wenige Meter daneben Gäste aus Europa ihr Sonnenbad nehmen. Von der Hotelterrasse aus kann man Kinder beobachten, die – mit einem Stock bewaffnet – auf Korallenriffen umherstapfen, um einen Oktopus aus seinem Versteck zu holen, der abends zu einem köstlichen Curry verarbeitet wird. Gäste aus aller Welt und die Seychellois wohnen und leben hier friedlich miteinander. Der erste Eindruck täuscht nicht Wenn man statt der Schnellstraße auf dem aufgeschütteten reclaimed land die alte Küstenstraße am Fuß der Berge nimmt, gewinnt man schon auf dem Weg vom Flughafen 10 nach Victoria, der kleinsten Hauptstadt eines selbstständigen Staates, einen Eindruck vom Leben auf den Seychellen. Es ähnelt zwar dem auf anderen tropischen Inseln, ist aber zugleich gänzlich anders. Man sieht kleine Kramerläden, Frauen, die ihre Wäschebündel auf dem Kopf zur Waschstelle tragen, klare Bäche, die von den Bergen herunter ins Meer fließen, Bananenstauden und Kokospalmen rechts und links der Straße. Aber es gibt keine Armut, keine Bettler und keine aufdringlichen Händler – eine der Besonderheiten, durch die sich die Seychellen von anderen tropischen Urlaubszielen unterscheiden. Die Hauptstadt Victoria Victoria verdient nach europäischen Maßstäben die Bezeichnung Stadt eigentlich nicht. Es ist eher ein Dorf, das morgens zwischen 7 und 8 Uhr und abends zwischen 16 und 17 Uhr von den hereinströmenden und wieder hinausfahrenden Angestellten der Büros und Geschäfte überschwemmt wird. Man findet hier passabel ausgestattete Läden, einen am Samstagmorgen lebendigen Markt und als architektonische ›Attraktion‹ eine Miniaturnachbildung des Londoner Big Ben (ein ähnliches Modell steht auch an der Vauxhall Bridge Road in London). Neben Restaurants, die kreolisches Essen anbieten, erwarten auch Restaurants mit Gerichten zahlreicher anderer Nationalitäten ihre Gäste. Naturgenuss und friedlicher Urlaub Die ruhige Westküste und die abgelegenen Inseln Die Westküste von Mahé ist weit weniger bewohnt und von unglaublicher natürlicher Schönheit. Je weiter man entlang ihren kleinen Buchten in den Süden fährt, desto unberührter werden die Strände. Einige von ihnen zählen zu Recht zu den schönsten der Erde. Und fast alle Segnungen unserer Zivilisation kann man hinter sich lassen, wenn man per Segelschoner oder Flugzeug zu den Nachbarinseln Praslin und La Digue reist. Frühe, bibelfeste Entdecker hielten diese Eilande für den Garten Eden, und mancher Urlauber der heutigen Zeit stimmt ihnen zu, selbst wenn er nicht an das Paradies glaubt. Bis heute fahren dort nur wenige Autos, viele Häuser besitzen noch immer kein elektrisches Licht. Kleine Bungalowhotels verlieren sich an langen, weißen Stränden. Wem das nicht genug an Unberührtheit und Ruhe ist, der kann die Insel Félicité mit ihrem SechsZimmer-Luxushotel als Ganzes mieten und sich bei Kerzenlicht das Essen in den stillen Bungalows oder am Strand servieren lassen. Schwerer erreichbar als Mahé, Praslin, La Digue und ihre kleinen Satelliteninseln sind die vielen Inseln außerhalb der SeychellenHauptgruppe. Regelmäßige Verbindungen mit Air Seychelles bestehen nach Bird Island, Denis Island, Frégate, Desroches und Alphonse, mit dem Hubschrauber lassen sich Silhouette und Cousine erreichen. Auf diesen Inseln lebt jeweils nur eine Handvoll Seychellois, um die Gäste der Bungalowhotels zu versorgen, Gemüse anzubauen und Kokosnüsse zu ernten. Ansonsten gehören die Inseln und ihre unberührte Natur den wenigen Gästen allein. Naturgenuss und friedlicher Urlaub Wem der Sinn nach kulturellen Sensationen und ausgefallener Abwechslung steht, ist auf den Seychellen schlicht am falschen Urlaubsort. Außer einigen wenigen Diskotheken, ein paar Bands, die am Abend in den Bars der Hotels spielen, und drei Spielkasinos wird auf den Inseln keine Abendunterhaltung im landläufigen Sinn geboten. Die Seychellen sind – Gott sei Dank – kein ›Ferienparadies‹ wie die allseits bekannten – und gefürchteten – lebhaft-umtriebigen Badeorte rund um das Mittelmeer. Und es scheint, als ob sie dies auch in naher Zukunft nicht werden würden. Nicht zuletzt, weil man den Tourismus auf hohem, aber, was die Besucherzahlen angeht, begrenztem Niveau halten will. So bleiben die Gäste auf den Inseln sich selbst sowie der Schönheit der tropischen Natur überlassen – erleben und genießen hier Erholung und Entspannung pur. Das ganze Jahr über herrscht auf dem Archipel die Witterung eines warmen mitteleuropäischen Sommertages, und es weht ständig eine angenehme Brise, die für sanfte Kühlung sorgt. Selbst in der Regenzeit ist es ungewöhnlich, wenn die Sonne einmal länger als zwei Tage hinter den Wolken verborgen bleibt. Hinzu kommt, dass die Natur auf den Seychellen ausgesprochen friedlich ist: Auf den Inseln gibt es keine Giftschlangen oder giftigen Insekten, keine Malaria übertragenden Moskitos und keinerlei gefährliche Raubtiere. Statt dessen findet man eine tropische Vegetation – zugegeben, es gibt einige giftige Pflanzen – mit verschiedenen Palmenarten, blühenden Sträuchern, Gewürzpflanzen und tropischen Früchten. Ein wahres Paradies stellt der Archipel auch für Taucher und Sportfischer dar. So zählen die Tauchgründe rund um die Seychellen zu den besten der Welt – Taucher schwören sogar, dass hier selbst die Haie friedliebend sind. Und was das Fischen anbelangt: dadurch dass die Fischbestände in der Region nicht durch Großfischerei dezimiert wurden, finden auch die Anhänger dieses Sports hier ihren Garten Eden. Es verwundert in keiner Weise, dass die wenigen einheimischen und die für ein paar Wochen anreisenden ausländischen Sportfischer eine Reihe von Weltrekorden halten – die sie in seychellischen Gewässern aufgestellt haben. 11 Steckbrief Seychellen Daten & Fakten Name: Seychellen Fläche: 454 km2 Landfläche, 390 000 km2 Seefläche Hauptstadt: Victoria (Mahé) Amtssprachen: Kreolisch, Englisch und Französisch Einwohner: ca. 90 000 Bevölkerungswachstum: 0,43 % pro Jahr Lebenserwartung: 72 Jahre (Männer 66, Frauen 77) Analphabetenrate: 8 % Währung: Seychellen-Rupie (SCR) Zeitzone: MEZ + 3 Std.; MESZ + 2 Std. Maßeinheiten: Metrisches System. Meter, Kilometer. Landesvorwahl: +248 Internet-Kennung: .sc Geografie Innerhalb einer riesigen Seefläche 1000 km östlich der Küste Kenias befinden sich außer den gebirgigen Inseln der Inneren Seychellen etwa 100 flache Inseln korallinen Ursprungs. Die größte Landfläche besitzt das unbewohnte Aldabra Atoll, das größte zusammenhängend aus dem Wasser ragende Korallenatoll der Erde. Geschichte Arabische Seefahrer hatten die Inselgruppe im 7. Jh. entdeckt und ihre Lage mündlich weitergegeben. Erst in der Folge der portugiesischen Entdeckungsfahrten unter Leitung arabischer Navigatoren um 1500 wurde die Inselgruppe auf Karten verzeichnet. Ab Ende des 18. Jh. bestellten französische Kolonialisten mit Hilfe afrikanischer und madagassischer Sklaven kleine Plantagen. Zu Beginn 12 Landesflagge Das Blau steht für den Himmel und das Meer um die Inseln, das Gelb für die Sonne über den Inseln, das Rot für den Zusammenhalt der Seychellois, das Weiß für die soziale Gerechtigkeit und das Grün für den Erhalt einer gesunden Umwelt. des 19. Jh. wurden die Inseln englische Kolonie, und Anfang der 1970er-Jahre entstanden dann politische Parteien – die Seychelles Democratic Party (SDP) und die Seychelles Peoples United Party (SPUP). Gemeinsam setzten sie 1976 die Unabhängigkeit der Inseln von England durch. Nach nur einem Jahr Koalitionsregierung führte die SPUP einen unblutigen Putsch durch und errichtete einen Einparteienstaat. Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten Ende der 1980er-Jahre orientierte man sich wieder nach Westen und verabschiedete 1993 eine demokratische Verfassung. Staat und Politik Bei der Konstruktion der Staatsverfassung orientierte man sich am englischen Zweiparteiensystem. Schon eine relativ geringe Mehrheit der Wählerstimmen führt zu einer starken Mehrheit der Parlamentssitze. In einigen Details lehnte man sich auch an das deutsche Wahlsystem an, denn Parlamentsabgeordnete werden zum Teil direkt in ihren Wahlkreisen gewählt (Direktmandate), zum Teil dürfen die Parteien Parlamentssitze nach den Prozentsätzen der Wählerstimmen für die Parteien besetzen. Der Nationalversammlung gehören 34 Abgeordnete an. Wirtschaft und Tourismus Nach dem Preisverfall von Kopra (getrocknetes Fleisch der Kokosnuss) und Gewürzen wie Vanille, Zimt und Muskat hat sich die Wirtschaft dem Tourismus als Haupteinnahmequelle zugewandt. Wegen der nur wenige Kilometer langen Küstenlinien bevorzugt man einerseits einen hochpreisigen Luxustourismus, andererseits will man durch Unterstützung eines Gästehaustourismus sicherstellen, dass auch einfache einheimische Familien am Ertrag aus dem Tourismus unmittelbar beteiligt werden. Preiswerter 3- oder 4-Sterne-Tourismus hingegen wird nicht unterstützt, da er die Gefahr der Übernutzung birgt. Neben dem Tourismus erwirtschaftet der Export von Frischfisch und Thunfisch in Dosen einige Devisen. International konkurrenzfähige Industrieansiedlung scheitert bei nur etwa 25 000 Menschen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren am Mangel an Arbeitskräften. Der Wert der einheimischen Währung ist nach der Aufhebung der Devisenkontrolle um etwa 50 % gesunken. Dennoch bleibt das Preisniveau im Tourismus vergleichsweise hoch, weil auch der Lebensstandard im Vergleich zu anderen tropischen Inseln hoch ist. Allerdings müssen allein 60 % der Deviseneinnahmen für Erdölprodukte, weitere 20 % für Grundnahrungsmittel (Reis, Zucker, Salz, Gemüse) ausgegeben werden. Lediglich 20 % bleiben für ›Luxusgüter‹ wie Bauholz, Zement, Autos, Waschmaschinen, Haushaltsgegenstände, edle Lebensmittel für Hotelgäste und Bevölkerung übrig. Bevölkerung, Sprache und Religion Im Laufe der Besiedlung durch Kolonisten und deren Sklaven hat sich auf den Seychellen eine kreolische Mischbevölkerung entwickelt. 80 % der Seychellois sind dunkelhäutig, 20 % haben helle Haut. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind indische und chinesische Bewohner hinzugekommen, deren Bevölkerungsanteil heute bei 4 % liegt. Muttersprache aller Seychellois ist das Kreolische, eine Mischsprache auf der Basis des Französischen im 17. Jh. In diese Sprache sind Wörter aus dem Suaheli, dem Madagassischen und in den letzten Jahrzehnten auch aus dem Englischen eingeflossen. Englisch und Französisch sind neben dem Kreolischen gleichberechtigte Amtssprachen und werden schon in der Grundschule erlernt, zum Teil ist Englisch sogar Unterrichtssprache. Seychellois sind überwiegend katholische Christen. Etwa 10 % gehören der anglikanischen Kirche an, weitere 10 % bekennen sich zu kleineren christlichen Gruppierungen, wie den Zeugen Jehovas, den Bahai und den Adventisten. Eine Minderheit (weniger als 1 %) sind Moslems. Unabhängig davon spielen Hexerei, Magie und Wahrsagerei durchaus eine Rolle. Nicht selten sucht man einen Wahrsager (bonhomme oder bonne femme de bois) auf, oder man trägt ein gris-gris, ein Amulett. Die Wertvorstellungen sind im Übrigen mitteleuropäisch, die Mode orientiert sich an den Trends in London oder Paris. 13