Juni 2009

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Juni 2009
an.schläge 06/2009
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
thema
DefinitionsMacht
Transgender: Kampf um selbstbestimmte
Geschlechteridentitäten
kultur
HandGemacht
Feminist Crafting: selbstgestrickte
Konsumkritik
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,-
an.schläge
an.spruch
auf.takt
Kontexte
In der Sprache und auf der Straße: Sichtbarkeit für alle Identitäten
05
kindergarten.aufstand
Krawall im Kindergarten
politik
Kollektiver Aufstand gegen miese Arbeitsbedingungen
08
heimat.fremde.heimat
Auf gleicher Augenhöhe
Die einzige migrantische Sendung des ORF feiert 20-jähriges Jubiläum
10
trans.gender
„Es ist eine Revolution“
Eva Fels über die Aufhebung des Operationszwangs und was zu tun bleibt
14
gender.trans
Was heißt hier „transgender“ …?
thema
Authentische Notizen aus dem Leben einer Frau mit Vorgeschichte
17
transgender.studies
Wissen schafft Geschlecht
Transgender Studies als akademisches Feld
20
an.sage
„A feminist sense of humor“
Ein Nachruf auf Golden Girl Bea Arthur
25
krise&geschlecht
gesellschaft
Ohnmachtsdiskurs
Erlaubt die Kritik am Neoliberalismus auch eine an Geschlechterpolitik?
28
holocaust&punk
Mazel-Tov-Cocktails
Jüdische Wurzeln und Vergangenheitsbewältigung im Punk
32
feminist.crafting
„Häkeln ist Class War“
Feminist_innen dürfen wieder stricken
34
girl.monster
„Visuelle Sprachen subvertieren“
A. L. Steiner betreibt Pop-aganda für feministische Kunst
36
an.klang
Music Therapy
Ungeschliffene Edelsteine zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte
38
an.lesen
Neue Solidargemeinschaften
Butlers neues Buch plädiert für andere Familienmodelle
39
ge.sehen
kultur
In diesem Sommer jähren sich die New Yorker
Stonewall Riots zum vierzigsten Mal. Sie sind
Symbol für den Beginn des „Gay Rights
Movement“ in den USA, das die politische
Selbstbezeichnung „gay“ erst formulierte.
Heute ist generell von „LGBTI“ die Rede, doch zu
oft verschwindet das „TI“ in der additiven Bewegungslogik und damit auch die Positionen und
Forderungen von Trans* und Inter*Personen von
der politischen Agenda. Schon 1970 gründete die
afroamerikanische transgender Aktivistin Marsha
P. Johnson, die selbst an den Stonewall Riots
beteiligt war, als Kritik an lesbisch-schwulen
Organisationen die „Street Transvestite Action
Revolutionaries“ (STAR).
Kritik muss sich jedoch insbesondere auch
die feministische Bewegung gefallen lassen.
„Transgender“ blieb nicht nur von feministischer
Theoriebildung lange Zeit unberücksichtigt,
transgender Personen wurden darüber hinaus
aus feministischen Räumen und Organisationen
dezidiert ausgeschlossen – und bleiben es
teilweise bis heute.
Auch in der 25-jährigen Geschichte der
an.schläge wurde Trans*/Inter*Themen und
Autor_innen nicht immer mit gleichbleibender
Offenheit begegnet. Obwohl transidente
Autor_innen seit längerem explizit willkommen
sind und es zunehmend das Bemühen gab,
Transgender als Querschnittsthema einzubinden,
blieben Trans*/Inter* auch in den an.schlägen häufig
im „etc.“ der Kategorien gesellschaftlicher
Ungleichheit unsichtbar.
Der erweiterte Themenschwerpunkt der
aktuellen Ausgabe soll ein erster Schritt sein, um
das zu ändern. Er nimmt das jüngste Erkenntnis
des österreichischen Verwaltungsgerichtshofes
zur (formellen) Aufhebung des Operationszwangs für transgeschlechtliche Menschen zum
Ausgangspunkt, um die herrschenden rechtlichen Regulierungen zu untersuchen und Ausschlüsse von Transgender und Intersex – auch in
den alternativen Öffentlichkeiten der feministischen und lesbischen/schwulen/queeren Bewegungen –, aber ebenso politische Handlungsansätze zu reflektieren. Im Vordergrund steht
dabei die Perspektive selbstorganisierter Zusammenhänge und ihre Forderung nach vielfältigen
und vor allem selbstbestimmten Geschlechteridentitäten. Der wir uns selbstverständlich anschließen.
Eure an.schläge
Antirassismus für AnfängerInnen
Tschuschenpower: Eine neue Miniserie für das „Minderheitenfernsehen“
42
an.uns
Betrifft: Thema Supermarkt in an.schläge 5/09
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76
e-mail: [email protected], [email protected],
www.anschlaege.at
Koordinierende Redakteurinnen:
Lea Susemichel, [email protected],T.01/920 16 78
Vina Yun,[email protected],T. 01/920 16 76
Liebe Redaktion!
Zu eurem Artikel über die Verkäuferinnen im Einzelhandel kann ich
sagen, dass ich schon seit vielen
Jahren die Gewohnheit habe, den
Frauen auf meine Art meinen Respekt zu zeigen: Schachtel aufheben, wenn ihnen beim Einräumen
etwas runter fällt, den Männern,
die sie an der Kasse bedrängeln
(„Wos is do vuan los?“) über den
Mund fahren, verständnisvoll rea-
gieren, wenn sie zuviel verrechnet
haben, ihnen nach dem Bezahlen
ebenfalls einen schönen Tag wünschen … Ein paar Kleinigkeiten,
mehr ist in der kurzen Zeit, in der
mensch sich im Supermarkt aufhält, eh nicht möglich. Wenn
möglichst viele das auch beherzigen würden, wäre die Welt der
Verkäuferinnen ein wenig angenehmer.
Maria Kohen
Buchhaltung, Abos:
Svenja Häfner, [email protected],
[email protected]
Termine, Tipps:
Andrea Heinz, [email protected]
Inserate: Michèle Thoma, [email protected]
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Krems
Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r,
Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny
Unger/jung, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu
Mitarbeit bei dieser Nummer: Persson Perry Baumgartinger, Claire
´ Silke Graf, Iris
Benedikt, Denice Fredriksson, Vlatka Frketic,
Hajicsek, Beate Hammond, Nina Honzik/niho, Kathrin
Ivancsits/kaiv, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann,
Elisabeth Klaus, A. Koch-Rein, nic., Nicole Rennhofer/nr,
Magdalena Blaszczuk, picasaweb/hedda, The Israel
Museum, Kindergartenaufstand, Zach Klein, Heidi
Harsieber, Vera Neubauer, nic., ORF, Walter Schels,
Florian Schulte, Schwules Museum, Mahalie Stackpole,
Fo t o : I r m i Wu t s c h e r
Julia Roßhart, Fiona Sara Schmidt/fis, Michèle Thoma
Cartoon: Paula Bolyos
plus.minus: Lea Susemichel
Fotos: an.schläge-Archiv, www.bildergegengewalt.net,
Theater am Spittelberg, Irmi Wutscher
Cover: nic.
Layout: Lea Susemichel
Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at
Druck: Tiskarna Druck
© an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.
Kürzungen vorbehalten.
ISSN 1993-3002
04 an.schläge juni 2009
an.schläge werden gefördert von:
Bettina Enzenhofer
Kontexte
Arbeitskollege W. ist entsetzt, als ich von Titten
spreche. „Darfst du das denn?“, fragt er. Als
Feministin? Ich sage, dass ich als Feministin alles
darf, und er lacht über diese Aussage, und: Er versteht sie nicht. Freund G. beginnt mit mir die Diskussion über das Binnen-I: „Was sagst du eigentlich zu diesem Zwang, dass man jetzt fast überall schon beide Geschlechter benennen muss?“ Ich frage mich, wo er den
„Zwang“ sieht, ich sehe den nämlich nicht. G. will keine geschlechtergerechte Sprache, weil er sie nicht schön findet.
Ich rede mir den Mund fusslig, während er mir erklärt, wie
Sprache funktioniert. Nur bleibt er irgendwo anno dazumal
stehen, versteht zwar, dass Sprache dynamisch und veränderbar ist, will aber lieber, dass sie sich nur so verändert,
wie ihm das aus ästhetischen Gründen genehm ist. Uff.
Von diversen Medien, von denen ich weiß, dass sie wenig darauf geben, kann ich mich ja fernhalten (by the way:
Lieber Falter, wie lang muss ich denn noch warten, bis du
eine geschlechtergerechte Sprache in deine Blattlinie aufnimmst?). Im eigenen Freund_innenkreis sind derartige
Unüberlegtheiten hingegen unangenehm.
Das Gespräch mit G. geht weiter: Interessanterweise
würde er sich darauf einlassen, sprachlich ausschließlich
die weibliche Form zu verwenden, die findet er ästhetisch
zumutbar. Am liebsten wäre es ihm allerdings, überhaupt
eine neue Wortform zu (er)finden, mit der beide Geschlechter benannt werden. Ich frage ihn, wie dann all jene Menschen sichtbar gemacht werden können, die sich weder als
männlich noch weiblich zuordnen lassen (wollen). An
Trans- und Inter-Personen hat G. nämlich noch nicht gedacht. Ich sage, es gibt den „_“. Und erkläre, wofür der
steht. Und G., Informatiker, beginnt mir auseinanderzusetzen, dass der „_“ ein Zeichen ist. Und wie denn nun ein Zeichen irgendwelche Geschlechter kennzeichnen soll. Und
ich frage mich (und ihn), was denn Sprache anderes ist als
Zeichen, die mit Bedeutung gefüllt werden.
Dann rede ich mit M. M. ist Feministin, politisch, interessiert. Vom „_“ hat sie allerdings noch nie gehört. Ich bin
kurz verwundert, erläutere ihr die Bedeutung und denke
mir dann, dass man sich wohl in ganz bestimmten Kontexten aufhalten muss, um bestimmte Diskussionen mitzubekommen.
In den an.schlägen entscheiden die Autor_innen, welche
sprachliche Form der Sichtbarmachung sie verwenden, in
der ÖH-Zeitung „Unique“ sehe ich sowohl den „_“ als auch
das Binnen-I mit einer Selbstverständlichkeit. Aber was
passiert außerhalb dieses Dunstkreises?
Meine Schwester I. hat sich lange über meine Forderung lustig gemacht. Mittlerweile hat sie ihre eigene Form
entwickelt: Sie spricht beispielsweise von „Studenten und
innen“. Finde ich gut, und vor allem: Es hat eine zeitlang gebraucht, aber jetzt könnte sie sich selbst auch nicht mehr
als „Student“ bezeichnen.
Sprache schafft Realität. Sprache beeinflusst unser
Denken und Handeln. Sprache macht sichtbar. Und wer
nicht sichtbar ist, existiert nicht. Solange Geschlechtergerechtigkeit nicht auf der Agenda der politisch Mächtigen
steht, müssen wir sie dort herstellen, wo wir Zugriff haben.
Wir müssen uns in der Sprache sichtbar machen – aber
auch auf der Straße.
Zum Beispiel anlässlich des 40-jährigen Jubiläums
von Stonewall. 27. Juni 1969, New York, Stonewall Inn:
Polizei, Razzia, Widerstand, Straßenkämpfe. Seither gibt
es zum Jahrestag weltweit Paraden, die Raum nehmen,
Sichtbarkeit und Selbstermächtigung schaffen. In der
Hoffnung, durch symbolische Geschlechtergerechtigkeit
irgendwann auch politische Geschlechtergerechtigkeit zu
erreichen.
Und ein kurzer Blick auf aktuelle Meldungen zeigt, wie
notwendig das nach wie vor ist: Gefängnisstrafen bei gelebter Homosexualität, Heirats- und Kinderadoptionsverbote, Unwissen.
Kürzlich sagt meine Freundin C, dass in vielen Kontexten Händchenhalten mit ihrer Partnerin nicht möglich ist.
Weil das jemand sehen könnte. Und dann der Job weg wä❚
re. Im falschen Kontext.
juni 2009 an.schläge 05
fz.wien
E i n e s d e r w e n i g e n Vo r b i l d e r : B e t h D i t t o
österreichan.riss
Feministische Aktionsgruppe dicker Frauen
Unter dem Motto „Wir sind dick und das ist gut so!“ hat sich im Wiener
Frauenzentrum im WUK eine feministische Aktionsgruppe dicker Frauen gegründet. Sie will gegen die Diskriminierung dicker Frauen auftreten – der Schlankheitsterror inklusive Kleidergrößennorm und absurden
Schönheitsidealen würde das Leben und die Zufriedenheit übergewichtiger Frauen massiv beeinträchtigen.
Daher will die Aktionsgruppe für mehr Vielfalt bei den Körperbildern und für positive Selbstbilder kämpfen. Neben dem persönlichen
Erfahrungsaustausch soll die politische Auseinandersetzung mit dem
Thema, etwa mit der „fat positive“-Bewegung aus den USA, nicht zu
kurz kommen. Das erste Treffen fand am 14. Mai statt, weitere sind in
Planung. Infos unter: http://fz-bar.wolfsmutter.com oder
[email protected] trude
Autonomes FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59 – Eingang Prechtlgasse (Türglocke)
1.mai
„In Linz gibt es viel Polizei“*
In Linz hat die Polizei am 1. Mai fünfzig Personen der KPÖ-Mai-Demo
eingekesselt, angeblich, weil sie gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben. Die Situation eskalierte, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen mehr als zwanzig Personen verletzt und fünf
festgenommen wurden, darunter der Vizerektor der Kunstuni Linz, Rainer Zendron. Ein Team vom Landesstudio OÖ hat das Geschehen mitge-
filmt, auf dem Video ist unter anderem zu sehen, wie Polizisten mit
Schlagstöcken auf DemonstrantInnen einprügeln, wie fünf Polizisten
auf einem Demo-Teilnehmer sitzen und ihn fixieren (Bilder, die an
Cheibani Wague erinnern) oder wie mit Kabelbindern gefesselte DemonstrantInnen weggetragen werden.
Die Diskussion um das Verhalten der Polizei dauert an, mittlerweile
hat sich ein „Bündnis gegen Polizeigewalt“ in Linz formiert, das die
lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes vom 1. Mai fordert. Weitere
Forderungen sind die sofortige Einstellung der Verfahren und die Rückkehr zu demokratischen Spielregeln und Demonstrationsfreiheit. Mitglieder im Bündnis sind u.a. Linzer Kulturvereine und verschiedenste linke und politische Gruppierungen. trude
*Aus Gustavs „Linzerserenade"
http://gegenpolizeigewalt.servus.at; die Videos des Landesstudio OÖ finden sich unter: http://ooe.orf.at/stories/359123
eu.wahl
Stell dir vor, es ist Wahl ...
Am 7. Juni findet die EU-Wahl statt, bei der in direkter Abstimmung die
17 österreichischen Abgeordneten für das Europaparlament (das aus
insgesamt 736 Sitzen besteht) gewählt werden können. In Österreich
treten zu dieser Wahl neben den fünf Parlamentsparteien (SPÖ, ÖVP,
FPÖ, BZÖ, Grüne) auch die Liste Hans-Peter Martin, die KPÖ sowie die
Jungen Liberalen (JuLis) an. Mit Ulrike Lunacek schicken die Grünen als
einzige eine Frau als Spitzenkandidatin in die Europawahl.
Das Interesse an der Wahl und auch die Wahlbeteiligung hält sich
meist in Grenzen (2004 lag diese bei 41,8 Prozent). Die neu gegründete
Plattform www.frauen-zur-wahl.info hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, speziell über Frauenbelange bei der EU-Wahl zu informieren. Auch
die Online Wahlhilfe www.wahlkabine.at hat einen eigenen EU-WahlTest online gestellt, bei dem die eigenen Anliegen mit jenen der antretenden Parteien verglichen werden können. trude
www.frauen-zur-wahl.info, www.wahlkabine.at
„!!??GENDER*/_INNEN??!!“
Im ÖH-Wahlkampf mobilisiert der Ring Freiheitlicher Studenten „gegen die Verunglimpfung unserer Sprache“ durch „Link*/_Innen“
und gegen deren feministische Forderungen.
Frauen sollten endlich einsehen, dass sie
sich, „genau wie ihre männlichen Konkurrenten auch, die Karriereleiter mit ihrer Kompetenz und nicht mit ihrer weiblichen Geschlechtsrolle hinaufkämpfen müssen“. Die
Mutterpartei FPÖ versendet anlässlich der
Arbeiterkammerwahl derweil personalisierte Briefe an die Österreicherinnen, in denen
sie verspricht, sich ganz besonders für die
Frauen stark zu machen.
06 an.schläge juni 2009
sexstreik
sexstreit
Kenianische Lysistrata
Italienische Xanthippe
In Kenia erprobt ein breites Bündnis von Frauenorganisationen, was mit Lysistrata schon
Aristophanes als erfolgsversprechende pazifistische Strategie empfahl. Um Kompetenzgerangel und Koalitionskrise zu beenden und
neue Unruhen zu verhindern, riefen Kenianerinnen zu einer einwöchigen Verweigerung des
Beischlafs auf. Selbst Ida Odinga, die Frau von
Premierminister Raila Odinga, schloss sich
dem Streik im Schlafzimmer an. Sexarbeiterinnen enthielten eine Entschädigung für ihren
Verdienstausfall. +
Veronica Lario will die Scheidung. Sie möchte
nicht länger mit jemandem verheiratet sein,
der zunächst drei Showgirls als Kandidatinnen für das EU-Parlament vorgeschlagen hat
und „sich mit Minderjährigen trifft“, sagt die
Ehefrau des 72-jährigen Silvio Berlusconi in
Anspielung auf dessen mutmaßliche Affäre
mit einer 18-Jährigen.
Der italienische Premier vermutet, dass seine
Frau, die nach eigenen Angaben noch nie
Forza Italia gewählt hat, von linken Medien
manipuliert wurde. +
innsbruck
Tiroler FrauenLesbenzentrum droht die Schließung
Nachdem dem autonomen Tiroler FrauenLesbenzentrum überraschend Subventionen in der Höhe von 7.000,- Euro gestrichen wurden,
steht es nun vor dem Aus. Im März erhielten die Frauen unangekündigt die Nachricht von der Kürzung, die die Hälfte des Gesamtbudgets
ausmacht. Die zuständige ÖVP-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf
hatte die Subventionen gekürzt, da sie das FrauenLesbenzentrum für
nicht notwendig hält: „Die Lage in Tirol ist nicht so prekär, dass es
dafür eine eigene Einrichtung braucht.“
Das autonome FrauenLesbenzentrum existiert bereits seit 25 Jahren, es ist die einzige Einrichtung dieser Art in ganz Westösterreich,
wo es mit der Infrastruktur für Frauen (Gewaltschutzzentren etc.) ohnehin eher schlecht aussieht. Zum Programm zählen vor allem kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Feste, aber auch Selbstverteidigungskurse oder niederschwellige Beratungsangebote. Auf diese
Weise leistet das Zentrum feministische Arbeit in Tirol und trägt so
zur Sichtbarmachung von Frauen und zur Sensibilisierung gegenüber
Homophobie bei. Die Betreiberinnen des Zentrums, allen voran Obfrau
Angelika Schafferer und Obfraustellvertreterin Maria Wassermann,
fordern daher die Erhaltung des Zentrums durch die öffentliche Hand.
Von der Tiroler SPÖ und den Grünen hieß es, dass sie sich für das FrauenLesbenzentrum einsetzen wollen. trude
Trans*Quote
Mehrere Jahre lang hostete das feministische DJ-Kollektiv Quote
jeden Monat den gleichnamigen Club im „fluc“ am Wiener Praterstern. Vor kurzem wechselte die 12-köpfige Gruppe ins „brut“,
wo demnächst auch die „Trans*Quote“-Party steigen wird.
Mit den QUOTIST_INNEN sprach FIONA SARA SCHMIDT.
„Bei dieser Aktion handelt es sich nach Auffassung unserer Partei um
Menschenverachtung, da männliche Schüler dabei ganz bewusst ausgegrenzt werden“, schreibt die Neue Männerpartei in einer empörten
Aussendung zum Wiener Töchtertag. Der Töchtertag gibt Mädchen
zwischen 11 und 16 Jahren Einblicke in die Praxis männerdominierter
Berufsfelder, um ihnen so neue Perspektiven für die Ausbildungswahl
zu eröffnen. Auch die an.schläge nehmen seit Jahren regelmäßig an der
Aktion teil, und so erhielt auch heuer wieder eine Gruppe Mädchen einen ersten Eindruck vom Redaktionsalltag. Nach einer Einführung
zum Thema feministische Medienarbeit recherchierten acht Schülerinnen zu selbst gewählten Themen und verfassten selbstständig kurze Artikel. Mirjam und Magda kommen in ihrem Text über den SchülerInnen-Streik zum Schluss: „Schüler erhoffen sich grundsätzlich mehr
Mitspracherecht, Respekt und eine Verbesserung des Bildungswesens.“ Yasmin und Anna machten sich Gedanken über die Bedeutung
von Vorbildern: „Jugendliche suchen sich in der Pubertät oft Idole, die
die Funktion von Kontra-Modellen gegenüber dem Elternhaus ausüben.“ Die Ergebnisse einer kleinen Straßenumfrage von Anita, Delphine, Bianca zum Thema „Emos“ waren höchst widersprüchlich.
Während einige der befragten Jugendlichen „Emos vom Charakter her
ganz o.k.“ finden, sind andere der Überzeugung, dass „Emos depressiv
sind und einen schlechten Charakter haben“. Doha widmete ihr journalistisches Debüt dem Kajalstift: „In europäischen Ländern gibt es
kaum so schöne feste Kajale wie im Ausland“, lautet ihr hartes Urteil.
Aber „Ägypten und Indien stellen sehr gut haltbare Kajale her.“ les
Seit März findet der Club Quote nicht mehr im „fluc“, sondern im „brut“
am Karlsplatz statt. Was waren die Beweggründe für den Umzug?
Wir wollten nach langer Zeit mal wieder was Neues ausprobieren. In
erster Linie ging es uns darum, neue Strategien, Räume zu „verqueeren“, auszuhecken und unser „altes“ Publikum zurück- und ein neues
dazuzugewinnen. Denn vielen ist das „fluc“ – wie uns selbst auch –
aufgrund wiederholter (hetero-)sexistischer Übergriffe zu anstrengend geworden. Unser „Ausflug“ ins „brut“ ist allerdings nicht nur
erholsam – queere feministische Räume müssen stets erkämpft werden, egal wo.
Mit welchen Mitteln stellt die Quote feministisch-queere Räume her? Für
wen sind diese Räume gedacht?
Das läuft einerseits über die Musik, die wir auflegen. Wenn eine_r
genau hinhört, ist leicht zu erkennen, dass bei uns der Anteil queerfeministischer Künstler_innen und Bands weit höher ist als auf anderen Partys. Darüber hinaus arbeiten wir mit Visuals und Transparenten, die vermitteln sollen, wofür wir stehen. Auf der Ebene von persönlichen Kontakten versuchen wir, das Konzept der Self-Security anzuwenden: Es gibt kein spezielles Security-Personal, das auf uns
„aufpasst“, sondern es sind die im Raum anwesenden Leute selbst,
die aufeinander aufpassen. Soll heißen, wenn eine_r einen Übergriff
mitkriegt, wird nicht weggeschaut, sondern zumindest nachgefragt,
ob alles okay ist, und bei Bedarf eingeschritten. Die Stimmung im
Raum geht alle an und wird von allen miteinander bestimmt – oder
zumindest sollte sie das. Prinzipiell sind die Quote-Veranstaltungen
offen für alle. In der Atmosphäre, die wir herzustellen versuchen, soll
klar rüberkommen, dass Übergriffe, seien sie nun sexistischer, homooder transphober oder rassistischer Art, geahndet werden.
Demnächst veranstaltet ihr einen „Trans*Quote“-Abend – ist das als
Reaktion auf die Transphobie in der Queer-Szene zu verstehen?
Die Idee, eine „Trans*Quote“ zu veranstalten, ist eine Reaktion auf die
Transphobie, die es inner- und außerhalb der Szene, aber auch innerhalb unseres Kollektivs gibt. Es geht auch um die Wahrnehmung von
außen: Wir werden meist als Frauenkollektiv wahrgenommen, obwohl wir uns nicht (mehr) als solches verstehen. Uns ist wichtig, hier
auf der Repräsentationsebene etwas zu tun. Denn es gibt innerhalb
der Quote selbst die unterschiedlichsten Einstellungen zu Themen
wie Geschlecht, Sexualität und Feminismus oder darüber, was queer
für uns bedeutet. Das wollen wir auch nach außen tragen und zeigen,
dass wir keine homogene Gruppe sind und in der Quote Raum und Respekt für verschiedene Lebensentwürfe da sein muss. Bis dato sind
noch keine konkreten Aktionen geplant. Es wird hier noch viele Gespräche geben und diskutiert werden müssen, um am Ende nicht mit
dem Vorwurf dazustehen, das Thema in paternalistischer Manier und
von der falschen Seite her angegangen zu sein.
www.toechtertag.at
www.myspace.com/quotistinnen
www.diestandard.at, www.frauenlesbenzentrum.at
t ö c h te r . t a g
Kontra-Modelle und Kajalstift
juni 2009 an.schläge 07
kindergartenaufstand
Fo t o : K i n d e r g a r t e n a u fs t a n d
gjh
Krawall im Kindergarten
Warum bei der Qualität von Kinderbetreuung „gratis“ auch „umsonst“ bedeuten kann, erfuhr Fiona Sara
Schmidt vom Wiener Kollektiv „Kindergartenaufstand“.
Kontakt:
[email protected]
08 an.schläge juni 2009
Vier Frauen sitzen im Schanigarten und diskutieren aufgebracht über die Zukunft des Kindergartens:„Der Rückhalt einer
Gewerkschaft fehlt, wir haben
alle über die Medien erfahren, dass der
Gratiskindergarten kommt“, schimpft
Kristina Botka vom Kollektiv „Kindergartenaufstand“.
Die – an sich begrüßenswerte –
Idee der Gratiskinderbetreuung, die ab
Herbst in Wien eingeführt wird, lenkt
von den Verhältnissen in der Praxis ab,
die sowohl für die Angestellten als
auch für die Kinder alles andere als eitel Sonnenschein sind. Drei- bis Sechsjährige finden sich in Gruppen mit 23
bis 25 Kindern wieder. Wenn sie Glück
haben, werden sie von einer ausgebildeten Pädagogin und einer Hilfskraft
betreut. Den Hilfskräften bleiben trotz
40-Stunden-Woche oft nicht einmal
1.000,- Euro im Monat.
Aus Ärger über ihre frustrierende
Arbeitssituation hat sich das Kollektiv
aus Wiener Kindergartenpädagoginnen gegründet. Je nach Träger der Betreuungseinrichtung sind drei verschiedene Gewerkschaften zuständig.
Der „Kindergartenaufstand“ will, ab-
seits dieser traditionellen Stellvertreterpolitik, von der Basis aus mobilisieren und durch Protest für ihre Belange
sensibilisieren. Ihnen geht es zwar
auch um angemessene Bezahlung, ihre Motivation ist aber eine andere: Die
Herstellung eines gesellschaftlichen
Bewusstseins für ihre Arbeitsbedingungen und die Betreuungssituation
„ihrer“ Kinder.
Dass die Vernetzung an der Basis
einen Nerv trifft, zeigt sich an dem Interesse, das dem Kollektiv entgegenschlägt. Innerhalb von zwei Wochen
wurden sechzig Leute mobilisiert,
während unseres Gesprächs kommen
zwei Kindergruppenleiter an unseren
Tisch und bekunden ihre Solidarität.
Anforderungen. Der Druck steigt, die Anforderungen auch. Kristina Botka, die
in einem privaten zweisprachigen Kindergarten arbeitet, hält indes die häufig geforderte Akademisierung ihrer
Ausbildung für wenig sinnvoll: „Egal,
wie gut du ausgebildet bist, du kannst
das Gelernte nicht einsetzen. Das ist
bei 23 Kindern unmöglich.“ Viel wichtiger sei mehr Personal für kleinere
Gruppen.
Während immer mehr Kinder sogenannte „Verhaltensaufälligkeiten“ zeigen, für die ohnehin nicht ausreichend
Einzelförderung, Logopädie und Ergotherapie angeboten werden können,
fragen gleichzeitig immer mehr Eltern
besondere Frühförderung in Form von
Musik-, Lese- und Fremdsprachenunterricht an. Das Kind soll als kleiner
„Schwamm“ so viel wie möglich aufsaugen. Letztlich stimmen die teuren
Förderungskurse der Eliten wenig mit
dem überein, was Kinder aus entwicklungspsychologischer Sicht und neuesten Erkenntnissen der erziehungswissenschaftlichen Forschung wirklich
brauchen.
Wegen der schlechten Bezahlung,
dem unverhältnismäßigen ErzieherinKind-Schlüssel und der geringen Wertschätzung des Berufs der/des KindergartenpädagogIn kapitulieren immer
mehr Auszubildende schon vor Antreten des ersten Arbeitsverhältnisses. Der
hohe Anteil an weiblichen Fachkräften
bestätigt das übliche Klischee, der Job
sei reine Frauensache. In Deutschland
hat die Bedeutung der vorschulischen
Betreuung wegen ihrer Relevanz für
den weiteren Bildungsverlauf der Kin-
aufstandkindergarten
der zugenommen. Das wird an der
wachsenden Zahl von Projekten zur
Kompensation von Bildungsbenachteiligung sichtbar. Ein gestiegenes Problembewusstsein ist zu beobachten, eine
flächendeckende Umsetzung jedoch
(noch) nicht absehbar. Österreich und
Deutschland sind die einzigen europäischen Länder, in denen an Fachschulen
und nicht an Hochschulen zur Erzieherin ausgebildet wird. Schweden hat
hierbei wieder einmal eine Vorreiterrolle, allein die Berufsbezeichnung der Vorschullehrerin zeugt von höherer Wertschätzung.
Autoritär. Nur 133 Männer in Österreich
sind Kindergartenpädagogen. Je nach
Bundesland gehen unabhängig vom
Geschlecht nur dreißig bis sechzig Prozent der Auszubildenden in den Beruf.
Die Frauen vom „Kindergartenaufstand“
berichten, dass besonders begabte und
engagierte PraktikantInnen sich anders
entscheiden, wenn sie den Alltag im Beruf erleben. Stattdessen werden QuereinsteigerInnen angeworben, die für
viel zu wenig Geld und nach nur dreimonatigen Lehrgängen „auf die Kinder
losgelassen“ werden. Ein angehender
Kindergartenpädagoge bestätigt den
gewonnenen Eindruck: Er hat zwar keine Probleme mit der Reputation seines
die Kinder größere Gruppen und autoritäre Erziehungsmaßnahmen, also folgen und stillsitzen.“ Sie hat sich parallel
zur Früherzieherin und Hortnerin ausbilden lassen und stellt fest, dass aktuell ein System von Autoritätshörigkeit
gefördert wird. Barbara Tinhofer, die als
Springerin in mehreren Gruppen tätig
ist, sieht im gegenwärtigen Diskurs
über die wirtschaftliche Krise nur zwei
Möglichkeiten: „Entweder die Chance
auf ein gesellschaftliches Umdenken
oder eine Fortführung und Verschärfung neoliberaler Tendenzen.“ Die Folge könnte eine Schere im Bildungswesen sein, die schon im Babyalter geöffnet wird.
Integrativ. Diversität von Sprache, Kultur
und Herkunft als Selbstverständlichkeit
zu erfahren ist nicht möglich, wenn
schon die Kleinsten sich nur in homogenisierten Leistungsgruppen bewegen
dürfen. Dabei spielt auch die Hierarchie
der Sprachen eine Rolle: Englisch von
Anfang an, Türkisch lieber nicht. Dass es
primär wichtig ist, dass das Kind überhaupt spricht, wird dabei oft vergessen.
Sprache ist eng verknüpft mit Bewegung, und die Frauen vom „Kindergartenaufstand“ wissen aus Erfahrung,
dass ein Ausflug in den Wald für den
Spracherwerb viel hilfreicher ist als der
Vanessa Auer* ergänzt, dass viele Kinder
mit „Sprachproblemen“ in Sonderkindergärten landen – wo die PädagogInnen eigentlich für den Umgang mit Behinderungen ausgebildet sind.
Solidarisch. Wenn Kindergartenpädagogin Vanessa ihnen ihren Lohn von
1.080,- Euro netto nennt, sind die Eltern
der betreuten Kinder oft schockiert. Sie
wird für 33 Stunden bezahlt, von denen
nur drei für Planung und Vorbereitung
vorgesehen sind. Im persönlichen Gespräch wird den Müttern und Vätern
eher klar, was die Pädagoginnen auch
psychologisch täglich zu leisten haben.
Hinzu kommt Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, außerdem die geringe gesellschaftliche Anerkennung. Der Kindergarten wird als „extended family“
betrachtet und steht zwischen Staat
und Familie. Kristina Botka betont diese
Relevanz aus feministischer Perspektive:
„Der Staat ist traditionell männlich besetzt, die Familie weiblich. Selbst wenn
die Betreuung öffentlich ist, wird sie
von Frauen gemacht und fällt damit
zurück in den Bereich der Familie.“ Und
Barbara Tinhofer ergänzt:„Frauen erfahren täglich Repressalien, besonders Alleinerziehende. Den Druck von oben
gibst du weiter – am Ende an das Kind.“
Somit sind Arbeiterinnen im Kindergar-
Der „Kindergartenaufstand“ will, abseits traditioneller
Stellvertreterpolitik, von der Basis aus mobilisieren und durch Protest
für ihre Belange sensibilisieren. Ihnen geht es zwar auch um angemessene
Bezahlung, ihre Motivation ist aber eine andere: die Herstellung eines
gesellschaftlichen Bewusstseins für ihre Arbeitsbedingungen und die
Betreuungssituation „ihrer“ Kinder.
Berufs, allerdings wird er wahrscheinlich nicht in einer Einrichtung arbeiten
wollen: „Ich mag zwar die Arbeit mit
Kindern, aber der Beruf ist sehr stressig.
Man hat permanent Verantwortung zu
tragen und bekommt wenig Geld. Nach
der ersten Klasse gehen schon viele von
der Schule ab, mittlerweile bin ich der
einzige Bursche.“
Kristina Botka erkennt im bestehenden System auch eine antiemanzipatorische Haltung. Je weniger Geld und
Stellen, desto weniger Betreuung, Förderung und Freiräume gibt es für individuelle Bedürfnisse: „Das bedeutet für
Drill zu Schreibübungen. Aber Herumtollen ist wirtschaftlich nicht verwertbar, und für Ausflüge sind zusätzliche
BetreuerInnen vonnöten.
93 Prozent der Fünfjährigen in
Österreich besuchen einen Kindergarten. Wäre die Chance auf individuelle
Sprachförderung gegeben, könnte der
Kindergarten Sprachdefizite gut ausgleichen. Dieses Problem darf nicht allein MigrantInnen zugeschrieben werden, wie auch Barbara Tinhofer feststellt: „In allen Schichten ist oftmals weder zu Hause noch im Kindergarten Zeit
für längere Gespräche.“ Ihre Kollegin
ten oft mehrfach von Diskriminierung
betroffen: als Frau, als Angehörige eines
typisch weiblichen Berufsstandes, als
(alleinerziehende) Mutter, als Migrantin
und als Geringverdienerin.
Die Vereinte Dienstleistungsgesellschaft (ver.di) hat Anfang Mai Erzieherinnen in ganz Deutschland zum Streik
aufgerufen. In Österreich gibt es bisher
(noch) kein breites Bündnis. Für den
„Kindergartenaufstand“ möchte das
Kollektiv neben KollegInnen auch „Eltern mit an Bord holen“, so Barbara Tinhofer. Denn: „Es geht ja auch um ihre
❚
Kinder.“
* Name von der Redaktion geändert
juni 2009 an.schläge 09
heimatfremde.heimat
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Auf gleicher Augenhöhe
Ende des Vorjahres gab es Proteste wegen befürchteter Einsparungen bei „Heimat fremde Heimat“. Nun feierte die
einzige ORF-Sendung von und für MigrantInnen ihr 20-jähriges Bestehen. Kerstin Kellermann sprach aus diesem
Anlass mit Redakteurin Meryem Citak von der „Redaktion Minderheiten“ des ORF.
an.schläge: Das gängige Bild „des
Gastarbeiters“ erweckt den Eindruck, als ob es auf dem Bau, in
den Fabriken oder auf der Straße
ausschließlich Männer gab. Gab es
denn auch die Gastarbeiterin?
Meryem Citak: Ich kenne in der Textilindustrie in Vorarlberg, aber auch in
der Garnfabrik in Bad Vöslau viele Frauen, die als Gastarbeiterinnen kamen
und ihre Männer nachgeholt haben. Ich
traf im Zuge meiner Recherchen sehr
oft auf Frauen, die als erste gekommen
der 1980er Jahre ist die Zuwanderung
etwas problematischer gelaufen, denn
ab da sind Menschen gekommen, die
hier keine Arbeit hatten, die anderen
haben ja schon im Vorfeld Arbeitsverträge gehabt.
Sind die Frauen durch die Migration
unabhängiger geworden?
Viele Frauen aus der Türkei sind abhängig von ihren Männern, da geht es
um eine gewisse soziale Schicht, und
der Lauf der Zeit ändert wenig daran.
Bei Polinnen z. B. ist es das gleiche. Aber
psychische Probleme von Frauen untereinander reden, aber niemand kümmerte sich um die Männer. Wir sollten uns
also nicht wundern, wenn sie jetzt alle
schizophren werden (lacht).
Wie sieht die Entwicklung bei den
Töchtern der „Gastarbeiterinnen“ aus?
Wenn ich die junge Generation vergleiche, so sind die Entwicklung der Buben und die der Mädchen zwei Paar
Schuhe. Wenn ich heute jungen Frauen
aus der Türkei auf der Universität begegne, hat sich entweder die Lehrerin
„Niemand kommt auf die Idee, dass, wenn ein Ober- oder Niederösterreicher aus
Eifersucht seine Frau umbringt, alle Oberösterreicher Mörder sind. (...) Aber
wenn über eine Zwangsverheiratete berichtet wird, sollen plötzlich alle
zwangsverheiratet sein.“
sind und dann die Familie nachholten,
aber statistisch kann ich es nicht beweisen. Für mich hat sich die Generation
der ersten „Gastarbeiterwelle“ gut „integriert“ – was immer wir unter Integration verstehen. Sehr viele der Gastarbeiter haben österreichische Ehefrauen
aus der gleichen Schicht. Deren Kinder
haben alle einen Beruf, sie sind mit
ihren Hausvermietern und ihren Chefs
in Kontakt und laden die sogar zu sich
in die Dörfer in die Türkei ein. Ab Mitte
10 an.schläge juni 2009
die Frauen sind diejenigen, die zu arbeiten begonnen haben, selbst solche, die
vorher zu Hause waren. Das Leben
zwingt einen. Auch die Männer zwingt
das Leben, dass sie ihre Frauen arbeiten
gehen lassen (lacht). Die Frauen machen in meinen Augen sehr große Entwicklungen durch. Ich weiß nicht, ob
das daran liegt, dass es im Vergleich zur
Männerarbeit immer mehr Frauenarbeit gibt? Man wollte immer Deutschkurse für Frauen organisieren oder über
engagiert, hundertmal mit den Eltern
gesprochen, dass das Mädchen keine
Friseurin werden, sondern weiter in die
Schule gehen soll, oder die Nachbarin,
die Tante oder Oma setzte sich ein – wo
es Kontakt mit der österreichischen
Welt gab, funktionierte die Mädchenbildung unabhängig von der Schicht. Die
Mädchen arrangieren sich irgendwie.
Warum das so leidvoll sein muss, ist eine andere Geschichte, aber die
Mädchen werden es schon packen.
rangement, das die Mädchen instinktiv
oder zum Teil bewusst verwenden. Die
Abwertung durch Feministinnen, die
jahrelang die Selbstbestimmung verlangen und dann, wenn eine Frau
selbstbestimmt ihr Kopftuch trägt, dagegen sind, das ist auch eine Geschichte, die noch diskutiert gehört. Wenn
frau etwas davon hat, bin ich dafür.
Hatten bei „Heimat fremde Heimat“
feministische Themen und Zugänge
Platz?
Ich habe z.B. über multikulturellen
Feminismus berichtet, aber sogar für
meine Minderheitenredaktion war das
ein Minderheitenthema. Ich würde gerne eine Dokumentation machen und
mehrere Diskussionsveranstaltungen.
Sehr viel migrantenfreundlich gestimmte Menschen sind stark engagierte Frauenrechtlerinnen. Wenn ich das
Wort „Frau“ durch „Migrantin“ ersetze,
würde auch in der Sache sehr viel weitergehen (lacht).
Warum liebt die Öffentlichkeit bestimmte Themen wie den „Ehrenmord“
so sehr?
Dieses Thema spricht alle so sehr
an, weil es in der Öffentlichkeit kein anderes gibt. Als Journalistin ist es meine
Aufgabe, über solche Missstände der
Gesellschaft, in der ich lebe, zu berichten, und ich war eine der ersten, die das
machte. Doch wenn ich darüber berichte, fehlt das Pendant. Niemand kommt
auf die Idee, wenn ein Ober- oder Niederösterreicher aus Eifersucht seine
Frau umbringt, dass alle Oberösterreicher Mörder sind. Ich wollte seinerzeit
zum Fall Josef Fritzl thematisieren, wie
empfindlich die Österreicher waren, als
plötzlich Österreicher so pauschal kritisiert wurden. Aber wenn über eine
Zwangsverheiratete berichtet wird, sollen plötzlich alle zwangsverheiratet
sein. Die Jugendlichen regt das auf.
Selbstverständlich zieht sich auf allen
Ebenen, die MigrantInnen betreffen, der
Paternalismus sehr stark durch. Ich
kann „meine Sachen“ kritisieren, aber
auf einer anderen Ebene habe ich kein
Recht dazu, denn wer bin ich denn
schon? Gott sei Dank gibt es dieses Milieu, in dem Menschen als Menschen
gesehen werden, auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen und an ihrer
Kompetenz gemessen werden, und die
Herkunft in den Hintergrund tritt – und
❚
dieses Umfeld wächst.
Fo t o : Z a c h K l e i n
Und die Jungen?
Die Jungen beschweren sich bei
mir über die schlechte Behandlung der
Mutter durch den Vater, und wenn ich
sage, wie hast du deine Freundin jetzt
behandelt, sind sie böse auf mich. Die
brauchen einfach Hilfe. Man kann einen
pubertierenden Jungen zwischen diesen zwei krassen Männlichkeitsbildern
nicht alleine lassen – die Freundin will,
dass er kocht, und zu Hause kocht die
Mutter … Unlängst machte ich einen
Beitrag über Männerberatungsstellen.
Man sagt immer, türkische Männer öffnen sich vor allem gegenüber Frauen
nicht, aber sie erzählten mir, wie sie unter diesem großen Druck leiden: Die
Tochter will das, der Sohn etwas anderes, die Frau hat ihre Wünsche, und er
hat keine Arbeit, ist seiner Vorstellung
nach quasi ein Versager … Plötzlich
bricht nicht nur seine Welt ein, sondern
mehrere Welten gehen auf einmal unter, und der Mensch ist allein. Es gibt keine Selbsthilfegruppen. Durch spätere
Migrationen sind Lebensweisen entstanden, in denen Traditionen und traditionelle Lebensweisen eins zu eins weiter geführt werden. Für etwas anderes
ist kaum Platz. Die Sozialisation der Jugendlichen findet nicht in einem gemischten Umfeld statt, sondern in Familie, Schule, Park oder Jugendzentrum finden sich immer die gleichen Gruppen.
Bei der leidigen Kopftuchfrage habe
ich den Eindruck, dass die Mädchen mit
dem Kopftuch auch Eigenständigkeit
ausdrücken wollen. Die österreichische
Gesellschaft versteht nicht, dass die
Mädchen ganz alleine ihren Weg gehen,
gegen die Eltern, aber auch als Zeichen
an die Gesellschaft …
Genau, als Zeichen, ich will studieren, und ich bin da! Egal, ob ihr mich
wollt oder nicht. Es gibt tatsächlich sehr
viele Frauen, die das Kopftuch aus religiösen Gründen tragen. Aber die Jüngeren, die hier aufgewachsen sind, tragen
keine „islamische Kleidung“. So, wie sie
das machen, finde ich das schon sexy,
wenn sie sich islamisch kleiden würden,
dann könnte man keine Silhouette erkennen. Wenn man diese feschen und
schicken Mädchen sieht, ist das das Zeichen: „Ich bin einfach da“. Wenn ein 14jähriges braves Mädchen mit Kopftuch
sagt, ich gehe in die öffentliche Bücherei lernen, hat niemand etwas dagegen.
Es ist ein zum Teil sehr gescheites Ar-
Beate Hammond
Not quite right
Ich gebe es zu. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken,
ein Model sein zu wollen. Oh, wie berauschend ist die Vorstellung, ich könnte allein durch mein äußerst charmantes Lächeln
an einem Tag so viel verdienen wie Ottilie Normalverbraucherin in einem Monat! Nur ein bisschen in die Kamera schauen
und warten, bis es Klick macht. Ist egal, dass ich für eine Modelkarriere zu klein, zu alt, zu fett und zu hässlich bin. Ist egal,
dass es für schwarze Models wenig Verdienstmöglichkeiten
gibt. In meinem Tagtraum ist, wie beim Glücksspiel und in der
Liebe, alles möglich.
So ist es auch kein Wunder, dass ich beim Fernsehen gegen
meinen Willen oft bei Modelcastingshows hängenbleibe. Aber
was sieht man denn da? Die „Mädchen“, meiner Meinung nach
die falsche Bezeichnung für weibliche Personen, die das 14.
Lebensjahr vollendet haben, gehen zum Casting. Dort werden
sie wie das sprichwörtliche Stück Fleisch taxiert und dann herumkommandiert. Zeig mehr Zähne beim Lächeln, zeig weniger
Zähne. Sei natürlich, schau arrogant. Doch irgendetwas ist immerzu not quite right. Sind etwa die Schultern schief? Oder ist
man gar zu lieb, zu schön oder zu sexy für den Job? Aber keine
Angst, die Profis wissen, was ein angehendes Model tun soll,
um erfolgreich zu sein. Ein besonders hilfreicher Ratschlag lautete in etwa „entspanne dich und lebe dein Leben“. Das tue ich
24 Stunden am Tag, meinte die schlagfertige Kandidatin, leider
außer Hörweite der Jury.
Selbst ein Fototermin (man sagt dazu „Shooting“, wie ich gelernt habe) scheint mir wenig vergnüglich. Im Bikini an der Seite eines Krokodils, das hungrig aussieht und dies durch
Schwanzschlagen untermauert, halbnackt im Regen (bitte
nicht vor Kälte zittern, das findet der Fotograf unprofessionell)
oder ganz nackt in einem Bett aus Rosenblättern. Und immer
lächeln, gute Miene zum bösen Spiel machen. Model sein, ein
Albtraum, kein Wunschtraum, jedenfalls für mich. Das beste
Argument, die Schule abzuschließen und was „Anständiges“
zu lernen.
juni 2009 an.schläge 11
internationalan.riss
Fo t o : p i c a s a w e b / h e d d a
indien
fassungsgerichtshof forderte damals, dass die Umsetzung dieser Bestimmung „auf einer hinreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage
erfolgen“ muss. Auch wenn das Kopftuch selbst nicht Bestandteil des
Gesetzestextes ist, zielt das Gesetz unmissverständlich darauf ab. „Dieses Gesetz richtet sich eindeutig gegen das Kopftuch. Sie zwingen
Kopftuch tragende Frauen, sich entweder für ihren Beruf oder für ihren
Glauben zu entscheiden“, kritisiert Haleh Chahrokh, Leiterin der Abteilung Europa und Zentralasien von der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Der vor kurzem veröffentlichte Bericht „Diskriminierung im Namen der Neutralität“ von
HRW, der das Verbot aus menschenrechtspolitischen Gesichtspunkten
durchleuchtet, kommt aufgrund von umfangreichen Untersuchungen
zum Ergebnis, dass das Verbot für Lehrkräfte und BeamtInnen, religiöse
Kleidung und Symbole zu tragen, muslimische Frauen, die ein Kopftuch
verwenden, diskriminiert. Auch das Argument, ein Kopftuchverbot
schütze Frauen vor Diskriminierung, widerlegt HRW, denn „selbst Frauen, die als Lehrerinnen arbeiten und zum Tragen des Kopftuchs gedrängt werden, lassen sich nicht vor Unterdrückung schützen, indem
man sie vom Lehrberuf ausschließt“. HRW ruft die betreffenden Landesregierungen auf, die bestehenden Bestimmungen zu überprüfen
und die allgemeinen Standards von Religionsfreiheit und freier Meinungsäußerung zu achten. besu
www.hrw.org/de, www.migration-info.de
Freihandelsabkommen untergräbt EU-Förderungen
Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien zielt
auf verstärkte wirtschaftliche Beziehungen in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, öffentliches Beschaffungswesen und geistige Eigentumsrechte. Um die möglichen negativen Folgen der Kooperation zwischen Europa und Indien zu erörtern, trafen sich indische und europäische NGOs Ende April in Berlin. Teilnehmende Organisationen waren
u.a. WIDE (Women in Development Europe), die indische Organisation
FTA sowie Wissenschafterinnen der WEED-Studie („Die Fesseln des EUIndien-Freihandelsabkommens“). Die TeilnehmerInnen kamen zum
Schluss, dass schwerwiegende Folgen des Freihandelsabkommens direkt und indirekt auf Menschen unterer sozialer Schichten zu befürchten seien: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern liefen Gefahr, ihre Existenzgrundlagen zu verlieren, und der Zugang zu medizinischer Versorgung,
Medikamenten und Saatgut würde erschwert, so die AktivistInnen in ihrer Aussendung am Ende der Tagung. WIDE fordert darin das EU-Parlament auf, ein Moratorium einzurichten und darauf zu pochen, dass die
Ziele der EU-Entwicklungspolitik im Freihandelsabkommen Berücksichtigung finden. „Mit der Forderung nach Öffnung des Handelssektors, einem Kernanliegen der EU-Außenhandelsstrategien, wird die eigene Entwicklungsförderung untergraben“, kritisiert WIDE. Von diesen Förderungen in Form von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen profitierten bisher mehrheitlich Frauen. Sie schufen sich mit Entwicklungsgeldern eine
einfache wirtschaftliche Existenz und Lebensgrundlage, die nun durch
Liberalisierungsmaßnahmen und die Zunahme von GroßhändlerInnen
zunehmend unter Druck zu geraten scheint. besu
www.oneworld.at/wide, www.weed-online.org
deutschland
Kopftuchverbot verletzt Menschenrechte
In der Hälfte der deutschen Bundesländer ist das Tragen religiöser Kleidung und Symbole an staatlichen Schulen seit 2003 verboten. Der Ver12 an.schläge juni 2009
spanien
Geplante Liberalisierung bei Abtreibungen
Zum wiederholten Mal ist das Recht auf Abtreibung ein Thema, das die
Massen in Spanien auf die Straßen treibt. Die Regierung will die verwirrende und unpräzise Gesetzeslage nun endlich beseitigen und eine Liberalisierung der Bestimmungen erreichen. Am westlichen Rand Europas gilt eines der strengsten Abtreibungsgesetze (seit 1985) der EU: Lediglich wenn das Leben der Mutter in Gefahr oder der Fötus missgebildet ist oder aber die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung
zustande kam, ist eine Abtreibung legal. Laut Studien begründen sich
bis zu 96 Prozent der durchgeführten Abtreibungen mit dem Schutz der
Gesundheit der Mutter. Die Zahl der Abtreibungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, in der Gruppe der 20- bis 29-jährigen Frauen
hat sie sich verdoppelt. Tausende Menschen haben im April in Madrid
und mehreren spanischen Städten gegen die geplante Änderung des
Abtreibungsgesetzes demonstriert. Der Protestmarsch wurde von verschiedenen, hauptsächlich religiösen Initiativen wie z.B. „Provida Madrid“ und „Ärzte für das Leben“ initiiert, unterstützt wurde er von der katholischen Kirche Spaniens. Nach unabhängigen Schätzungen marschierten ca. 100.000 Menschen unter dem Motto „Es gibt kein Recht zu
töten, nur ein Recht auf Leben!“.
Ministerpräsident Zapatero will die Fristenlösung einführen, sie
stellt eine Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche straffrei, darüber hinaus soll es minderjährigen Frauen ab 16 Jahren möglich sein, den
Schwangerschaftsabbruch ohne Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten vornehmen zu lassen. Die konservative Opposition
lehnt eine Liberalisierung der Regelungen zwar ab, rief ihre AnhängerInnen jedoch nicht offiziell zu einer Teilnahme an der Kundgebung auf –
schließlich ist die Mehrheit der Bevölkerung für die Umsetzung des Gesetzesentwurfs. besu
www.taz.de, http://diepresse.com
an.rissinternational
w w w. b i l d e r g e g e n g e w a l t . n e t
eu
„Null Toleranz“-Kampagne
Seit vielen Jahren stehen grenzübergreifende politische Strategien gegen (systematische) Gewalt an Frauen und Mädchen immer wieder auf
der Agenda des EU-Parlaments. Mitte April hat sich die stärkste demokratische Instanz der EU nun der bereits laufenden Kampagne „Sag
NEIN zu Gewalt gegen Frauen“ des Entwicklungsfonds der Vereinten
Nationen für Frauen (UNIFEM) angeschlossen. Mehr als die Hälfte der
http://genderfork.com
Abgeordneten unterzeichneten die Erklärung (die erforderliche Anzahl,
um die Erklärung dem EU-Parlament offiziell zur Annahme vorzulegen).
Damit verbunden ist der Aufruf an die EU-Kommission, innerhalb der
nächsten fünf Jahre ein Europäisches Jahr der „Nulltoleranz von Gewalt
an Frauen“ auszurufen. Bisherige Forderungen vergleichbaren Inhalts
sind bis dato von Seiten der Kommission zwar begrüßt, jedoch nie in die
Tat umgesetzt worden.
Die Initiative ging von der schwedischen Abgeordneten Eva-Britt
Svensson aus. „Das beutet, dass das Europäische Parlament den weltweiten Einsatz für eine Beendigung der Gewalt an Frauen und
Mädchen unterstützt und die Europäische Kommission und den Rat
dazu aufruft, dasselbe zu tun“, kommentierte Svensson das positive Ergebnis der Abstimmung. Gleichzeitig nimmt das EU-Parlament mit
dieser Erklärung die Mitgliedsstaaten in die Pflicht, den vielen Worten
Taten folgen zu lassen. Seit Beginn der UNIFEM-Kampagne vor rund einem Jahr hat diese über fünf Millionen UnterstützerInnen aufbringen
können, darunter insgesamt 215 nationale und internationale NGOs sowie andere UN-Organisationen. Die Filmschauspielerin Nicole Kidman,
UNIFEM Sonderbotschafterin und Sprecherin der Kampagne, sagte zur
Unterstützung durch das EU-Parlament: „Gewalt gegen Frauen gibt es
weltweit. Sie muss in jedem Land bekämpft werden. (…) Diese 408 Unterschriften (der EU-Parlamentsabgeordneten, Anm.) helfen bei der
Umsetzung dieser wichtigen Erklärung. Sie werden eine breite Unterstützung der Regierungen und der Öffentlichkeit für notwenige Investitionen in Maßnahmen für Betroffene bewirken.“ Weltweit haben
MinisterInnen und Regierungschefs von 68 Staaten und ca. 600 Abgeordnete nationaler Parlamente die UNIFEM-Kampagne mit ihrer Unterschrift unterstützt. Sie ist Teil eines Gesamtprojekts des Generalsekretariats der Vereinten Nationen (UNO) mit dem Titel „UNite to End
Violence against Women“. besu
www.europarl.europa.eu, www.unifem.org/campaigns/vaw
„Beauty in ambiguity“ lautet das Prinzip des Foto-Blogs, der im September 2007 von Sarah Dopp gegründet wurde und kollektiv kuratiert
und betreut wird. Tag für Tag wächst der Blog, der mit den genderqueeren Porträts jene vielfältigen Geschlechteridentitäten in den Fokus
stellt, die sich weder als „Mann“ noch als „Frau“ definieren, sondern
das „Dazwischen“ und „Jenseits“ davon zelebrieren. Welche Motivation
dahinter stand, einen solchen Blog einzurichten? „Because looking at
these photos makes me happy“, lautet die simple wie persönliche Antwort Dopps, die in San Franciso die „Queer Open Mic“-Eventserie
hostet und mit „Dopp Juice“ auch noch einen eigenen Blog führt.
Seinen Content bezieht genderfork.com im Wesentlichen aus dem riesigen Flickr-Bildarchiv – mit Einverständnis der jeweiligen User_in
wird dessen_deren Porträtfoto gepostet. Konfrontiert mit der Kritik,
dass die Modelle allesamt jung und dünn seien und einen Mittelklasse-Background besitzen, erklärt Sarah Dopp in den FAQs,„that’s because (as far as I can tell) most of the people who post photos of
themselves on Flickr are young, white, thin, and middle class“, und lädt
dazu ein, Bilder einzuschicken, die „different ages, races, sizes, and classes“ repräsentieren. Weil „Schönheit“ nicht nur Gender-Sache ist. viyu
juni 2009 an.schläge 13
transgender
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
„Es ist eine Revolution“
Transgender Personen müssen sich in Österreich zukünftig wohl keinen genitalverändernden Operationen mehr
unterziehen, um ihr Geschlecht offiziell zu ändern. Eva Fels, Obfrau des Vereins TransX, freut sich über das neue
Urteil, fordert aber, dass für die staatliche Geschlechtsfestlegung generell nur die selbst gewählte Geschlechtsidentität
relevant sein soll. Ein Interview zum Status Quo der Transgender-Bewegung von Lea Susemichel.
an.schläge: Der österreichische
www.transx.at
http://eva.transgender.at
14 an.schläge juni 2009
Verwaltungsgerichtshof hat den
Zwang zu genitalverändernden
Operationen für eine Geschlechtsänderung von Transsexuellen aufgehoben. Das Rechtskomitee LAMBDA
spricht von einer historischen Entscheidung. Wie bewertet ihr das Urteil?
Eva Fels: Großartig! Wir haben jahrelang darum gekämpft, die rechtlichen
und medizinischen Aspekte zu entkoppeln. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit darf auch bei einer Personenstandsänderung nicht verletzt werden.
Soweit ich das verstanden habe,
betrifft das aber nur male to femaleTransgender?
Nein. Das Urteil spricht von
„schwerwiegenden operativen Eingriffen“ – und ist damit sicher auch für die
Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter zu interpretieren. Der eugenische Zwang, die Sicherstellung,
dass sich „unwürdige Bürger“ nicht vermehren, so wie er etwa im deutschen
Transsexuellengesetz explizit verankert
ist, muss hoffentlich in Österreich jetzt
nicht mehr diskutiert werden.
Aber Zwangstherapie und Hormonbehandlung sind weiterhin verpflichtend?
Tja, vermutlich schon. Aber wie lange? Das weiß zurzeit niemand. Es gibt
momentan keine Regelung. Es werden
vermutlich wieder „Maßnahmen zur
Angleichung des äußeren Erscheinungsbildes“ verlangt. Und um zu präzisieren, wie etwa das „äußere Erscheinungbild einer Frau“ auszusehen hat,
wird das Innenministerium wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit den
Standesämtern per Erlass ein unhaltbares Vorgehen vorschreiben. So war es
bisher immer, und so wird es sein, wenn
das Parlament die Sache nicht bald in
die Hand nimmt. Wir drängen auf eine
klare politische Lösung.
Wie könnte diese Lösung aussehen?
Nun, in den Rechtsordnungen gibt
es vier Gruppen von Kriterien, nach denen das staatliche Geschlecht bei Transgendern korrigiert wird. Erstens: die Opferbereitschaft. Das heißt, dass Transgender-Personen durch somatische Eingriffe dokumentieren müssen, wie ernst
es ihnen wirklich ist. Dazu zählt etwa die
Vorschrift, dass sich TransMänner die
Brüste amputieren lassen müssen,
selbst wenn diese nur unmerklich ausgeprägt sind. Dazu zählen der Sterilitätszwang und das generelle Vorschreiben
von Hormontherapien. Historisch beruht das auf der ebenso falschen wie
weit verbreiteten Vorstellung, dass alle
Transsexuellen genitalanpassende Operationen ersehnen. Aber auch das kann
nicht rechtfertigen, dass der Staat nicht
operierte Transsexuelle durch Dokumente, die ihr nicht mehr erkennbares
Ursprungsgeschlecht ausweisen, systematisch als transsexuell outet.
Das zweite Kriterium ist die psychische Irreparabilität. So gut wie alle europäischen Regelungen verlangen, dass
Transsexuelle durch Gutachten belegen, dass sie unter der dauerhaften
Zwangsvorstellung leiden, dem anderen
Geschlecht anzugehören. Selbst die ungarische Lösung, die sonst keine weiteren Kriterien kennt, fordert das. Die Formulierungen sind meist diffamierend
pathologisierend.
Drittens: das gelebte Geschlecht.
Ich denke, dass das soziale Geschlecht
vom Staat anerkannt werden muss. Es
ist das entscheidende Kriterium in der
britischen Lösung von 2004. Das Problem ist, dass zwar jedes Kind sagen
kann, wer ein Mann und wer eine Frau
ist, es aber kein wissenschaftlich zweifelsfreies Instrumentarium gibt, um das
gendertrans
zu erkennen. Das wäre eigentlich eine
Aufgabe für die Gender Theory, aber da
mag sich wohl niemand die Finger
schmutzig machen.
Und zuletzt kann viertens auch das
selbst bezeugte Geschlecht herangezogen werden. Das gibt es erstmals in der
britischen Lösung, wo man einen Eid
ablegen muss, nie mehr in das Ursprungsgeschlecht zurück zu wechseln.
In zentraleuropäischen Staaten betrachtet man solche autonome Erklärungen mit Skepsis. Schließlich wird
durch einen Meineid die Rückkehr ins
Ursprungsgeschlecht nicht definitiv
ausgeschlossen, aber das wird sie auch
nicht durch zehn geschlechtsanpassende Operationen.
Wir meinen, dass für die staatliche
Geschlechtseinschreibung lediglich die
Identität und das soziale Geschlecht relevant sein sollten. Zum Glück hat nun
auch der Verwaltungsgerichtshof be-
Geschlechtsidentität ab, die sich ja erst
im Transformationsprozess festigen
kann, sondern von sozialen, beruflichen
und familiären Rahmenbedingungen.
Jede von uns hat ihr Wunschgeschlecht
schon einmal verleugnet und versteckt
– ja meist jahrelang eingekerkert –, wie
könnten wir das anderen vorwerfen?
Was sind eure wichtigsten
Forderungen?
Unsere erste und wichtigste Forderung ist seit Jahren unverändert. Das
Recht auf freien Ausdruck der eigenen
Geschlechtlichkeit ohne Diskriminierung und Diffamierung! Jede_r hat das
Recht auf freie Wahl des eigenen Geschlechts und auf den uneingeschränkten Ausdruck aller geschlechtlichen
Empfindungen. Geschlechtskonformität darf kein Kriterium für die Achtung oder Missachtung von Menschen
sein. Das Verhalten und die Wahl der
Kleidung sind persönliche Entschei-
gender.at, und alle kommen zu den
zwei bis drei Mal im Jahr stattfindenden transgender.at-Wochenenden.
TransX hat 2005 den ersten europäischen „Transgender Council“ organisiert,
danach wurde die erste europäische
Transgender-Organisation „TransGender
Europe“ gegründet. Gibt es auch auf europäischer Ebene Erfolge?
TGEU hat sich inzwischen zu einer
Lobbyist_innenorganisation entwickelt.
Es gab vielversprechende Kontakte mit
dem Europarat und mit EU-Parlamentarier_innen, aber noch keine sichtbaren
Erfolge. Dafür sind leider unsere Visionen einer europaweiten Vernetzung
und der internationalen Solidarität
verlorengegangen.
Ihr bietet auch konkrete Unterstützung beim Coming-out und „going public“ an und schreibt auf eurer Homepage, „dass die Ängste vor dem Erkanntwerden auf der Straße, vor Provokationen
„Der eugenische Zwang, die Sicherstellung, dass sich ‚unwürdige Bürger‘ nicht
vermehren, so wie er etwa im deutschen Transsexuellengesetz explizit verankert
ist, muss hoffentlich in Österreich jetzt nicht mehr diskutiert werden.“
stätigt, dass die Geschlechtsidentität
entscheidend ist und diese nicht durch
Blutopfer unter Beweis gestellt werden
muss. Im Juni dürfte der Verfassungsgerichtshof ein ähnliches Urteil fällen.
Du bist Obfrau des Vereins TransX,
der nach eigenem Bekennen offen für all
jene ist, die Geschlechtergrenzen überschreiten. Ist es nicht schwierig, Politik
für eine so heterogene Gruppe zu machen, in der sich ja vermutlich unpolitische, bewegungsferne Leute genauso
finden wie Queer-Aktivist_innen?
Nein, es ist viel einfacher, weil uns
nicht Ideologien oder Weltbilder verbinden, sondern der Kampf, uns trotz aller
sexistischen Anfeindungen individuell
entwickeln zu können. Das ist sehr einfach. Im Wesentlichen unterstützen erfahrene TransGenders andere, die gerade am Schlüpfen sind. Wer heranreift,
gibt diese Hilfe dann meist gerne an die
nächste Generation weiter.
TransX betont ausdrücklich, nicht
zwischen verschiedenen transidenten
Menschen unterscheiden zu wollen. Wie
ist da eure Position?
Ja. Wie weit jemand geht, hängt
meist nicht von einer vorgegebenen
dungen, die nicht mehr zu Diffamierungen im Beruf und im Alltag führen
dürfen.
Wir fordern klare Gesetze, auf deren Basis sich auch Transgender-Personen gegen sexistische Belästigungen
und Diskriminierungen wehren können.
Wie ist es generell um die Transgender-Bewegung in Österreich bestellt?
Auch im Vergleich zu Deutschland bzw.
anderen europäischen Ländern und den
USA?
Es klingt vielleicht komisch, aber es
geht uns viel besser, weil wir viel
schwächer sind. In den USA gibt’s eigene Gruppen für heterosexuelle Transfrauen, in der BRD heftige Fehden zwischen den Gruppen einzelner Bundesländer, und fast überall gibt’s getrennte
Gruppen für Transsexuelle und Transvestiten, und dann noch für post-operierte Transsexuelle und fetischistische
Transvestiten. Wir haben einfach nicht
die kritische Größe erreicht, um in solchen Wahnsinn zu verfallen. Wir sind
zwar mehr geworden – es gibt in fast
allen Bundesländern Gruppen und in
Wien schon einige Stammtische –, aber
alle kommunizieren über trans-
und vor dem eigenen Lächerlichsein
schlimmer sind als die tatsächlichen Probleme“. Ist das tatsächlich so? Würdest
Du sagen, dass die Akzeptanz von Transgender gestiegen ist und Alltagsdiskriminierungen bzw. -diffamierungen abgenommen haben?
Eindeutig. Wir haben immer mehr
erfolgreiche Geschlechtswechsel bei
weiterhin bestehenden Arbeitsverhältnissen. Vor zehn Jahren war das kaum
denkbar. Wir sind noch nicht dort, wo
wir hin wollen, aber ganz nüchtern: Es
ist eine Revolution. Es geht jetzt um die
Abschaffung aller Geschlechtszwänge.
Und wie sieht es mit dem Ausschluss von transgender Personen aus
feministischen Räumen gegenwärtig
aus? Hat sich durch die Debatten etwas
verändert?
Leider haben die Streitereien feministischen Bewegungen unnötig viel
Kraft gekostet. Für die meisten Transgender waren sie aber irrelevant. Es ist
nun einfach so, dass jemand, der Frau
wird, nicht unbedingt Feministin wird.
Und warum Feministinnen Feministinnen ausschließen, das können andere
sicher profunder erklären.
❚
juni 2009 an.schläge 15
16 an.schläge juni 2009
gendertrans
Was heißt hier „transgender“ …?
Zufällig ausgewählte, aber authentische Notizen aus dem Leben einer Frau (was immer das heißt)
mit Vorgeschichte (was immer das heißt). Von Iris Hajicsek
Transgender heißt, den Großteil
deines Lebens abseits von
transgender zu leben (sofern
mensch nicht gerade in der Coming-out-Phase ist, ist die sexuelle Identität eben einfach nicht
abendfüllend).
Transgender heißt, immer wieder
Leute zu treffen, die dieses Thema ins
Zentrum deines Lebens stellen wollen.
Transgender heißt, dass deine „angenehm dunkle“ Stimme bewundert
wird (sofern du M2F* bist).
Transgender heißt, dass du gefragt
wirst, ob mensch deine Stimme nicht
ändern könnte bzw. warum du das
nicht tust (wenn M2F).
Transgender heißt, dass deine Antwort auf die Frage „Wie heißt du?“ immer wieder weitere Fragen nach sich
zieht: „Und wie heißt du wirklich?“ –
„Und wie nennen dich deine Eltern?“ –
„Und was steht in deinen Papieren?“ – …
Transgender heißt, manchmal mit
einem Blick auf deine Brust und der Frage „Ist der echt?“ gegrüßt zu werden
(falls M2F).
Transgender heißt, von fragwürdigen Personen ganz selbstverständlich
infrage gestellt zu werden.
Transgender heißt, in Lokalen an
der Bar auf Unbekannte zu treffen, die
sich nonchalant mindestens einen Barhocker weiter weg setzen, sobald sie
dich erstmals erblickt haben.
Transgender heißt, vor dem Coming-Out nicht im Einklang mit seinen
Gefühlen zu sein.
Transgender heißt, nach dem Coming-out nicht im Einklang mit den Gefühlen anderer bezüglich der Beachtung gesellschaftlicher Normen zu sein.
Transgender heißt, in einem Grätzel-Bistro vom Sitznachbarn, der schon
irgendwo von dir gehört hat, unaufgefordert das Statement zu hören: „Wenn
mei' Sohn so was machert’ wie du, den
bringert’ I um!“ – jedoch nicht ohne den
tröstlichen Nachsatz; „Aber nimm’s
nicht persönlich!“
Transgender heißt, im Stammlokal
von manchen nicht gegrüßt bzw. ignoriert zu werden, weil sie sich nicht vorstellen können, wie mensch „so jemanden“ behandelt (wie behandelt mensch
Menschen?).
Transgender heißt, von Menschen
wie das Wesen im Zoo behandelt zu
werden, wenn sie deine Geschichte von
vornherein gekannt haben.
Transgender heißt, von Menschen
wie ein_e überführte_r Betrüger_in behandelt zu werden, wenn sie deine Geschichte erst im Nachhinein erfahren
haben – „Jetzt hast du es endlich zugegeben!“, „Du brauchst mir nichts mehr
zu verheimlichen!“ –, auch wenn du zu
deiner Geschichte stehst, sie jedoch
nicht allen augenblicklich auf die Nase
bindest (wer tut das auch, und wie sollte das auch aussehen? – „Guten Tag –
ich bin M2F-Transgender und hätte jetzt
gern ein Bier!“).
und dass sie dich auf Nachfrage mit
dem Vorwurf konfrontieren, du hättest sie belogen oder etwas verheimlicht.
Transgender heißt, an Frauen zu
geraten, von denen du dann eine Art
gynäkologische Untersuchung statt des
erwarteten (zärtlichen? leidenschaftlichen? wilden? witzigen?) Sex zum OneNight-Stand bekommst, weil sie auch
mal neugierig waren, „so eine“ Muschi
kennenzulernen (M2F).
Transgender heißt, an Männer zu
geraten, die von dir begeistert sind, weil
sie glauben, „endlich mal einem Kerl
wie dir, der wie eine Frau aussieht, in
den Arsch ficken“ zu können und die
trotz deiner vehementen Versicherung,
dass ihre Begeisterung bei dir keineswegs auf Gegenliebe stößt, nicht
schnallen wollen, dass sie sich mit dem
Gespräch am Rande eines Mordanschlags befänden, könnte man andere
Menschen tatsächlich buchstäblich „zu
Tode langweilen“ (M2F).
Transgender heisst, glorifiziert oder
verachtet zu werden.
Transgender heißt, als Held_in für
das Coming-Out und alles davor und
danach bewundert zu werden, obwohl
mensch auf emotionaler Ebene subjektiv nichts anders getan hat, als aus dem
dritten Stockwerk eines brennenden
Hauses in das bereitgehaltene Sprungtuch der Feuerwehr zu springen – ist
das soooo heroisch, wenn mensch keine
konstruktive Alternative und die Angst,
sonst unterzugehen, hat?
Transgender heißt, dass Mailbekanntschaften, die auf ein Date mit
dir bestanden haben, dieses abrupt
und ohne Begründung absagen, bevor
du noch persönlich in Erscheinung getreten bist, sobald sie von dritter Seite
etwas mehr über dich erfahren haben,
Transgender heißt, auch unter anderen Lesben mit queerer Selbstdefinition sexuell so gut wie komplett tabu
zu sein, was sich etwa dadurch äußert,
dass dir gegenüber im Gespräch auch
ohne äußeren oder emotionalen Anlass
ganz nebenbei Sätze fallen wie: „Übrigens könnte ich mir nie vorstellen, mit
jemandem wie dir etwas zu haben“,
oder dass ihre Körpersprache Entsprechendes schreit (M2F).
Transgender heißt, glorifiziert oder
verachtet zu werden.
Transgender heißt nicht: ganz entspannt wahrgenommen oder selbstverständlich voraussetzungslos behandelt
zu werden. Was die Frage aufwirft: Warum denn eigentlich nicht?
❚
* M2F: Male to Female
Iris Hajicsek ist Schriftstellerin,
Musikerin, Künstlerin und aktiv in
diversen (queer-)feministischen
Projekten, von Ladyfest bis Frauencafé und auch in der queeren
Band Norah Noizzze & Band.
www.myspace.com/norahnoizzze
juni 2009 an.schläge 17
transgender
TransPersonen & Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt ist eingebunden in die heteronormativen Gesellschaftsstrukturen und somit ein Ort von
Diskriminierung und Ungleichbehandlung – auch für TransPersonen, was bisher in Österreich kein öffentliches
Thema war. Von Persson Perry Baumgartinger und Vlatka Frketic´, Verein ][diskursiv
Der Verein ][diskursiv verqueert
gesellschaftliche Zusammenhänge,
wobei die Verbindung von Sprache,
Macht und Diskurs wichtige Eckpfeiler darstellen. www.diskursiv.at
Die Studie „TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt“ steht auf
www.diskursiv.at unter dem Menüpunkt „Texte“ zum Download zur
Verfügung. Sie wurde im Rahmen des
Projekts „Collective Start“ vom BMWA
finanziert und vom Verein maiz
koordiniert.
18 an.schläge juni 2009
Der Verein ][diskursiv wurde von
den an.schlägen eingeladen, im
Rahmen des Schwerpunktthemas einen Beitrag zur Situation
von TransPersonen am Arbeitsmarkt zu schreiben. Die Frauenhetz, in
deren Bürogemeinschaft sich auch die
an.schläge-Redaktion befindet, hat eine
lange Geschichte des TransAusschlusses.
Wir haben uns nach einigen Überlegungen entschlossen, diesen Artikel zu verfassen, da wir diese Schwerpunktsetzung als eine weitere Öffnung feministischer Frauenorganisationen und
-medien gegenüber TransPersonen
und TransThemen verstehen und dies
begrüßen.
Die Studie „TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt“ des Vereins
diskursiv ist die erste ihrer Art in Österreich. Basis der Studie ist die Kritische
Diskursanalyse, die Diskurse als von
Macht- und Ideologiebeziehungen bestimmt ansieht und den Handlungscharakter, die Situiertheit und Kontextabhängigkeit von Diskursen betont.
Weiters ist die Arbeit an der Studie vom
Engagement in der feministischen, queeren, Transgender- und Antidiskriminierungsarbeit der Autor_innen und des Vereins bestimmt. Für die Studie wurden
acht Interviews mit trans- und arbeitsmarktrelevanten Institutionen wie etwa
dem Klagsverband, dem AMS,TransX, eine
Online-Umfrage sowie eine Gruppendiskussion für TransPersonen durchgeführt.
Transphobe Realitäten. „Geschlecht“ ist
Grundlage vieler Gesellschaftssysteme,
ihrer Ordnungen und Machtausübungspraktiken. So wird u.a. stillschweigend
vorausgesetzt, weiße heterosexuelle
Männer/Frauen seien die Norm,
während alle anderen von der Norm
abweichen: trans-, intergeschlechtlich
und queer lebende Menschen seien
pervers und krank, Schwarze Männer
seien besonders potent, oder Menschen mit Behinderungen hätten gar
keine Sexualität.
Über Ursache und Behandlung von
TransSein und TransPersonen wird erstaunlicherweise immer wieder ernsthaft spekuliert. Deshalb soll hier ein
weiteres Mal festgehalten werden:
TransPersonen sind nicht mehr oder
weniger krank als Nicht-TransPersonen.
Es ist vielmehr die noch immer rigide
gehandhabte Zweigeschlechternorm,
welche die „Abnorm“ – in dem Fall
TransPersonen – als heilungsbedürftig,
als an das herrschende Zweigeschlechtersystem anzupassend, sieht.
Noch vor nicht allzu langer Zeit
wurden TransPersonen in geschlossene
gendertrans
psychiatrische Anstalten zwangseingewiesen, wenn sie sich etwa bei Betriebsärzt_innen outeten. Diese Zeiten sind
zwar vorbei, die Studie „TransPersonen
am österreichischen Arbeitsmarkt“
zeigt aber auf, dass transphobe Diskriminierungen am Arbeitsmarkt alltägliche Realität sind. Oft finden diese Diskriminierungen an scheinbar neutralen
Orten wie der Toilette oder bei Arbeitsbesprechungen und Vorstellungsgesprächen, aber auch bei der Umsetzung
scheinbar neutraler Gesetze wie Namensänderungs- oder Personenstandsgesetz statt. Die Wiederverankerung
des Transsexuellenerlasses 2007, kurz
nachdem 2006 der vorherige Transsexuellenerlass von 1996 aufgrund der
Klage einer Transfrau aufgehoben wurde, ist ein weiteres Beispiel strukturell
verankerter Transphobie.
diese Voraussetzungen gegeben sind,
kann die Personenstandsänderung in
das „Gegengeschlecht“ stattfinden, da
„die betreffende Person als Angehörige
des Geschlechts anzusehen ist, das
ihrem äußeren Erscheinungsbild entspricht“ (ebd.). Was unter „geschlechtskorrigierenden Maßnahmen“, „äußerem Erscheinungsbild des anderen Geschlechts“ und „Zugehörigkeitsempfinden“ oder der „Zwanghaftigkeit“
verstanden wird, und wie diese Bestimmungen exekutiert werden, steht
nirgends geschrieben.
Strukturbedingtes Outing. Eine der wichtigsten Forderungen, die im Laufe der Arbeit an der Studie immer wieder
geäußert wurde, ist die Hinterfragung
der heteronormativen Zwangsordnung,
die sich auch in dem neuen Gerichtsurteil niederschlägt. Diese Ordnung ist
Strukturelle Diskriminierung. Allein um ei- strukturell festgeschrieben, in Erlässen,
nen selbstbestimmt gewählten Vorna- in Gesetzen, in Empfehlungen. Daher
sind TransPersonen oft Outings ausgemen, der nicht dem bei der Geburt
setzt, für die wir in der Studie den Bestaatlich zugewiesenen Geschlecht
entspricht, in den Dokumenten eintra- griff „strukturbedingtes Outing“ einführen.
gen zu können, werden u.a. ZwangsUnter „strukturbedingtem Outing“
sterilisation bzw. -kastration verlangt.
Dasselbe gilt für die Änderung des Per- wird ein Outing verstanden, das durch
sonenstandes. Dies hat sich bis jetzt – eine Diskrepanz der gelebten Realität
und der strukturellen Vorgaben stattfintrotz des Urteils des Verwaltungsgedet – etwa wenn sich eine TransPerson
richtshofs vom Februar 2009 – nicht
geändert, da der Verwaltungsgerichts- auf der Arbeitssuche mit Dokumenten
hof den Operationszwang nur für jene bewerben muss, bei denen bei der Ge-
des Arbeitsplatzes bis hin zum Wechsel
des Arbeitsortes gehören zu den Lebensrealitäten von TransPersonen. TransPersonen, die wegen einer Geschlechtsangleichung oder aufgrund geschlechtsübergreifender Lebensformen zu einer
einvernehmlichen Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses gezwungen werden,
haben auch nach Angaben der Gleichbehandlungsanwaltschaft mit einer Reihe weiterer Probleme zu kämpfen, wie
Beendigung von Beziehungen, finanziellen Problemen etc.
Soziale Kontrolle durch Sprache. Transphobe
Diskriminierungen am Arbeitsplatz finden vorwiegend (non-)verbal statt: in
Form von Beschimpfungen, Beleidigungen, Zurechtweisungen oder durch simples Ignorieren. Auf jeden Fall wird durch
solche Diskriminierungsweisen soziale
Kontrolle ausgeübt: Die Person wird auf
den für sie bestimmten Platz in der Gesellschaft verwiesen. Ein beliebter und
wirkungsvoller Ort dieser Herrschaftskontrolle der Geschlechterpolizei sind
Toiletten. Ein Ergebnis dieser transphoben Gewalt ist, dass mehr als ein Drittel
der befragten Personen die Toiletten am
Arbeitsplatz meiden bzw. dazu aufgefordert werden, die „richtige“ Toilette zu
verwenden.
Die Studie von ][diskursiv bestätigt
den immer noch notwendigen großen
Handlungsbedarf, bis TransPersonen in
Es hat sich gezeigt, dass der Beruf oder Arbeitsplatz fast die Hälfte der
befragten Personen davon abhält, in ihrem gewählten Geschlecht zu leben.
Kündigungen, häufig auf Druck der Arbeitgebenden unter dem Deckmantel
der sogenannten einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses,
der Wechsel des Arbeitsplatzes bis hin zum Wechsel des Arbeitsortes
gehören zu den Lebensrealitäten von TransPersonen.
„Fälle“ aufhebt, „in denen eine Person
unter der zwanghaften Vorstellung gelebt hat, dem anderen Geschlecht zuzugehören, und sich geschlechtskorrigierenden Maßnahmen unterzogen
hat, die zu einer deutlichen Annäherung an das äußere Erscheinungsbild
des anderen Geschlechts geführt haben, und bei der mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen ist,
dass sich am Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht nichts
mehr ändern wird“ (VwGH Zl.
2008/17/0054-8, S.11). Erst wenn alle
burt zugewiesener Namen und Geschlecht eingetragen sind. Kein Wunder
also, dass laut unserer Studie 88 Prozent der Befragten glauben, dass es als
TransPerson schwierig ist, eine Arbeit zu
finden.
Es hat sich gezeigt, dass der Beruf
oder Arbeitsplatz fast die Hälfte der befragten Personen davon abhält, in ihrem
gewählten Geschlecht zu leben. Kündigungen, häufig auf Druck der Arbeitgebenden unter dem Deckmantel der sogenannten einvernehmlichen Auflösung
des Arbeitsverhältnisses, der Wechsel
all ihren Verschiedenheiten ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft werden, auf dem Arbeitsmarkt genauso wie
in den Medien, in der Medizin genauso
wie im alltäglichen Leben.
Die Situation von TransPersonen
kann langfristig nur dadurch nachhaltig
verändert werden, indem ein Gesellschaftswertesystem kritisch hinterfragt
wird, das auf zwei Geschlechtern
Frau/Mann aufbaut, auf der Dichotomie von „Wir“ und „die Anderen“ und
den historisch gewachsenen Diskrimi❚
nierungsmechanismen.
juni 2009 an.schläge 19
transgender
Wissen schafft Geschlecht
Transgender Studies als akademisches Feld. Von A. Koch-Rein
A. Koch-Rein, M.A. arbeitet zu Transgender, Queer und American Studies
als PhD-Student am Graduate
Institute of the Liberal Arts der Emory
University in Atlanta.
20 an.schläge juni 2009
Seit den späten 1980er, frühen
1990er Jahren zirkuliert der Begriff „Transgender“ nicht nur in
aktivistischen, sondern auch in
akademischen (und überlappenden) Kontexten.Waren bis dahin Transsexualität, Crossdressing, nicht-normative geschlechtliche (Dis-)Identifikationen
und andere mit der zweigeschlechtlichen Ordnung in Konflikt stehende Phänomene bestenfalls das Objekt mehr
oder weniger pathologisierender Forschung, so wurden sie nun zu Subjekten
– zu forschenden und, mit emanzipatorischem Impetus, beforschten. Zunächst
an der produktiven Schnittstelle von Geschlechterforschung und Queer Studies
aufgetaucht, sind Transgender Studies
nach wie vor eng mit diesen verbunden.
Wie viele enge Beziehungen sind allerdings auch diese mitunter kritisch und
gespannt: Feministische Perspektiven,
die auf eine naturhafte oder zumindest
essenziell verschiedene Zweigeschlechtlichkeit setzen, stehen transgender Ansätzen traditionell ablehnend und feindlich gegenüber. Reste von Argumenten
transphober feministischer Klassiker,
wie etwa von Janice Raymond, sind nach
wie vor in aktuellen Debatten hörbar.
Jene feministischen Ansätze, die sich
weniger sicher sind, was unter „Frau“ zu
verstehen sei – oder inwiefern diese Zuordnung die Basis und nicht das Problem der Intervention darstellt –, sind
hingegen wichtige Quellen und Anschlussstellen.
Die Scheidelinie verläuft hier grob
zwischen solchen Feminismen, die
„Frauen“ und „Männer“ unterscheiden
(und weiters, obwohl dies nicht denknotwendig wäre, „Frau“ und „Mann“
möglichst eng und trans-unfreundlich
auslegen), und solchen, die die soziale
Wirkmächtigkeit dieser gemachten
Unterscheidung bekämpfen, aber
schon die Unterscheidung selbst für
problematisch halten; sie verläuft zwischen Geschlechterforschung, die Geschlecht mit „Frau“ und „Mann“ für
ausreichend beschrieben hält, und solcher, die sich der Überkreuzungen,
Durchquerungen, Spektren und Ausschlüsse bewusst ist, die ein solches
System automatisch hervorbringt.
Queere Subversionsromantik. Queere Kritik
an Heteronormativität und Zweige-
schlechtlichkeit ist ein besonders enger
Verbündeter – idealerweise. Probleme
tauchen hier dann auf, wenn sich
queere Antinormativität Transgender
als die Verkörperung der eigenen Theorie vorstellt, um dann die Hoffnung auf
„ultimative Subversion“ regelmäßig
enttäuscht zu finden. Wo und wenn
Heteronormativität mit besonderer
Härte am Beispiel von Transfrauen und
-männern wegen ihres angeblich reaktionären Wunsches nach geschlechtlicher Identifikation kritisiert wird,
kommt es zu Konflikten. Queerfeministische Forschung, die etwa von
schwangeren Transmännern als ihren
„Gedankenexperimenten“ spricht, die
„nunmehr wahr geworden“ seien, offenbart ein gewisses Spannungspotenzial zwischen der Rolle von Transgender
als Beispielball und der echten Beteiligung von transgender Perspektiven an
der Diskussion um Geschlecht, Sexualität und Körper.
Transgender Studies im US-Kontext. Als interdisziplinäres Feld sind Transgender
Studies, wie seine Wurzeln auch, mit einer großen Bandbreite von traditionel-
gendertrans
len Disziplinen verwoben. Es stellt soziologische wie kultur- und literaturwissenschaftliche Fragen, führt ethnografische Interviews rund um den Globus
und gleich um die Ecke, präsentiert
rechts- und politikwissenschaftliche
Perspektiven, reicht von Musikwissenschaft zu Religions- und Gesundheitswissenschaft. Diese verschiedenen disziplinären und interdisziplinären Zugänge eint dabei nur die theoretische
und politische Ausgangsposition, transgender Identifikationen, Praktiken und
Perspektiven ernst zu nehmen und
nicht-transgender Privilegien zu problematisieren. Aber wie steht es um die
Verbreitung von Transgender Studies –
lässt sich überhaupt von einem Feld
sprechen?
mit einem der großen akademischen
US-amerikanischen Verlage über eine
Fachzeitschrift „Transgender Studies
Quarterly“.
Entwicklungsperspektiven. Transgender
Studies sind zwar ein (durchaus
blühendes) Feld, aber noch keine Disziplin. Bevor wir also in Institutionalisierungskritik (oder -jubel oder die
gemäßigte reformistische Stimmung
alteingesessener Universitätsarbeiter_
innen) verfallen, sei klargestellt, dass
der Grad der Institutionalisierung im
Vergleich zu anderen Feldern gering ist.
Die Beitragenden zum Feld arbeiten,
lernen und lehren in unterschiedlichen
institutionellen Kontexten, keineswegs
nur innerhalb von Women’s, Feminist
wältigender Gegenbeweis zu sein. An
der fruchtbaren Schnittstelle von Akademie und außeruniversitärem Aktivismus steht der von der AG polymorph
herausgegebene Band „(K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive“ (2002), der sich in
beiden Räumen bleibender Beliebtheit
erfreut. Der Blick auf diesen Leuchtturm
und die vereinzelten Publikationen seither kann aber nicht über die alles andere als rosige Lage im akademischen Betrieb hinwegtäuschen: Der sogenannte
Bologna-Prozess mit der Einführung
von modularisierten Bachelor- und
Master-Studiengängen hat in vielen
Disziplinen zu einer inhaltlichen Retraditionalisierung und damit indirekt
zum Überlebenskampf vieler bestehen-
Queere Kritik an Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit ist ein
besonders enger Verbündeter – idealerweise. Probleme tauchen hier dann auf,
wenn sich queere Antinormativität Transgender als die Verkörperung der
eigenen Theorie vorstellt, um dann die Hoffnung auf „ultimative Subversion“
regelmässig enttäuscht zu finden.
Für den angloamerikanischen
Raum, also den sprachlichen Ausgangspunkt des Begriffs Transgender, ist die
Frage, ob es sich bei Transgender Studies um ein Feld handelt, relativ leicht
und faktenreich zu beantworten. Vor
drei Jahren erschien „The Transgender
Studies Reader”, in dem Susan Stryker
und Stephen Whittle auf mehr als 700
Seiten Schlüsseltexte, zuvor schwer zugängliche historische Klassiker und aktuelle Beiträge zu einer grundlegenden
akademischen Textsammlung vereint
haben. Ich wüsste nicht, dass mir in einem anderen Feld je ein nützlicherer
Grundlagenreader in die Hände gefallen wäre.
An den US-Unis werden Seminare
gehalten1, Beiträge veröffentlicht, traditionelle Kontexte wie die National Women’s Studies Association öffnen sich,
ob zögerlich oder enthusiastisch, der
Thematik. Konferenzen, wie etwa an
der Cornell University, beschäftigen
sich mit der Ergänzung von Transgender im Studienprogramm, in dem nun
von „Lesbian, Gay, Bisexual & Transgender Studies Program“ die Rede ist. Zudem kursieren Gerüchte über einen
weiteren Meilenstein: Paisley Currah
und Susan Stryker sind in Verhandlung
oder Gender Studies-Programmen. Viele
der Forschenden sind am Anfang ihrer
akademischen Laufbahn, wenn es sich
denn um eine solche handelt. Es ist daher schwer vorherzusagen, wie sich etablierte Programme und universitäre
Institutionen langfristig verhalten
werden, und welche Entwicklung mit
der jüngeren akademischen Generation
heraufzieht. Und das ist – wie bei anderen herrschaftskritischen Feldern auch
– nicht zuletzt eine politische Frage.
Unter anderem wird sich konkret zeigen
müssen, ob und wie es gelingen kann,
mehr Transfrauen den Weg an Universitäten zu ebnen. Allgemein geht es um
nicht weniger als die Herausforderung,
Geschlecht und Sexualität endlich so zu
thematisieren und zu denken, dass wir
alle darin vorkommen.
Räume für akademischen Nachwuchs. Im
deutschsprachigen Raum ist das Feld
weniger eindeutig bestellt. Transgender
Studies finden langsamer Verbreitung,
was allerdings nicht an mangelndem
Interesse oder politischen Aktivismus
liegt. Die signifikante (Er-)Öffnung subkultureller und aktivistischer Räume für
transgender Themen und Subjekte in
den letzten Jahren scheint mir ein über-
der Geschlechterstudienprogramme
geführt, jedenfalls aber die Rede von deren weiterer Ausbreitung – vorübergehend? – zum Verstummen gebracht.
Damit sind auch die institutionellen
Anschlussstellen für Transgender Studies nicht zahlreicher geworden.
Wenn das Klima für Geschlechterstudien (ganz zu schweigen von QueerAnsätzen) eher rau ist und die Professor
_innenschaft sich nach wie vor zahlenmäßig als privilegierter Herrenclub versteht, sind dies nicht gerade ideale Bedingungen. Debatten darüber, was es
aus transgender Perspektive bedeutet,
wenn dort, wo sie überhaupt existieren, Professuren in den Geschlechterstudien häufig über Frauenfördermittel finanziert werden, sind unter
den Bedingungen derartig reaktionärer
universitärer Strukturen nicht ganz einfach zu führen. Nichtsdestotrotz
wächst im deutschsprachigen Raum
die Zahl derer, die sich mit transgender
Themen beschäftigen und in verschiedenen Disziplinen und Diskussionen ihre Stimme erheben – insbesondere auf
der Ebene des sogenannten wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Folgen
werden wir hoffentlich alle bestaunen
dürfen!
❚
1 Einige von ihnen haben ihre
Seminarpläne auf
www.trans-academics.org gestellt.
juni 2009 an.schläge 21
transgender
Definitionsmacht gewinnen
Auch in Deutschland steht eine Änderung des sogenannten Transsexuellen-Gesetzes an. Julia Ehrt, Jannik
Franzen und Ins A Kromminga sprechen von einem enttäuschenden Gesetzesentwurf und fordern eine nichtpathologisierende Perspektive, die das Selbstbestimmungsrecht von Trans* und Inter* Menschen zum Ziel hat.
Ein Interview von Vina Yun.
an.schläge: In Österreich sprach sich
Julia Ehrt lebt und arbeitet in Berlin.
Sie ist seit vielen Jahren bei TransInterQueer (TrIQ) e.V. aktiv. Ihre
Arbeitsschwerpunkte sind internationale Vernetzung und politische
Arbeit.
Jannik Franzen arbeitet bei TrIQ in
den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit,
Fortbildung und Beratung sowie an
einem Dissertationsprojekt zum
Thema Transgeschlechtlichkeit und
Psychotherapie.
Ins A Kromminga, Künstler_in und
Aktivist_in, lebt und arbeitet in Berlin.
Er_sie ist bei TransInterQueer (TrIQ)
e.V. und IVIM (Internationale
Vereinigung Intergeschlechtlicher
Menschen) aktiv.
22 an.schläge juni 2009
der Verwaltungsgerichtshof vor
kurzem dafür aus, dass der genitalverändernde operative Eingriff
keine notwendige Voraussetzung
für die Änderung des rechtlichen Geschlechts transsexueller Personen mehr
sein soll. Wie sieht die gesetzliche Situation in Deutschland aus?
Julia Ehrt: Das Gerichtsurteil in
Österreich ist sehr erfreulich. Wir hoffen, dass sich das Urteil auch positiv
auf die Diskussion in Deutschland auswirkt. Wir haben hier die Situation,
dass das Bundesverfassungsgericht bis
zum 1. August 2009 eine Änderung des
„Transsexuellen-Gesetzes“ angemahnt
hat. Ob das nun endlich die große, seit
Jahren angestrebte Reform wird oder
wieder nur ein Reförmchen, muss sich
erst noch zeigen. Die Begründung zum
Gestzesentwurf vermittelt den Eindruck, dass sich endlich zumindest etwas bewegt – hingegen ist der Geset-
zestext selbst, wie ihn der Entwurf vorsieht, eine ziemliche Enttäuschung.
Nach bisheriger Gesetzeslage haben wir in Deutschland ein zweigeteiltes Verfahren, das vor Gericht geführt
werden muss. Für die Vornamensänderung werden vom Gericht zwei Gutachter_innen bestimmt, die je ein ausführliches Gutachten schreiben, auf
deren Grundlage das Gericht über den
Änderungsantrag entscheidet. Das Gericht gibt dem Antrag nur dann statt,
wenn die Gutachten der antragstellenden Person attestieren, einem inneren
Zwang, dem anderen Geschlecht anzugehören, zu unterliegen, der sich wahrscheinlich nicht mehr ändert. Laut Gesetzesvorschlag muss dieser Zwang
nun unumkehrbar sein. Es ist nicht einzusehen, warum der Staat überhaupt
ein Gutachten verlangt bei einer Vornamensänderung. Immerhin ist der
Vorname Teil der Privatsphäre und
steht damit unter besonderem Schutz.
Bei der Personenstandsänderung
heißt es in der Begründung des Gesetzesentwurfs, dass künftig geschlechtsangleichende Operationen nicht mehr
notwendig sein sollen, der geplante
Gesetzestext an sich wiederum spricht
von einer „Anpassung an das andere
Geschlecht in körperlicher Hinsicht“.
Das kann eigentlich alles heißen und
könnte dazu führen, dass Hamburger
Gerichte andere Maßstäbe anlegen
könnten als Stuttgarter. Äußerst problematisch ist, dass im Gesetzesentwurf an der dauerhaften Unfruchtbarkeit festgehalten wird. Damit sollen
Transgender die einzige Personengruppe bleiben, die sich, um ein Menschenrecht wahrzunehmen – das auf Privatsphäre1 –, sterilisieren lassen müssen.
Transgender und Intersexualität
wurden und werden in den innerfeministischen Debatten immer wieder sehr
kontrovers diskutiert. Wie gestalten sich
diesbezüglich die aktuellen Einladungs-
gendertrans
politiken feministischer Räume in
Deutschland?
J. E.: Da hat sich viel getan in den
letzten Jahren. Vor fünf Jahren war für
mich in einem alt eingesessenen Frauen-Lesbenlokal nicht mal eine Ausnahmegenehmigung drin, damit ich einmal
im Monat bei einer Gruppe lesbischer
Lehrerinnen teilnehmen konnte. Ich
denke, die Zeiten sind inzwischen in
Berlin vorbei, und viele feministisch/lesbische Räume sind jetzt diesbezüglich
offener. Trotzdem kann man nicht behaupten, dass trans- und intergeschlechtliche Menschen im feministischen Mainstream angekommen sind.
Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
meinsamen (politischen) Interessen und
Ziele ergeben sich daraus?
Ins A Kromminga: Unterschiede
bzw. Differenzen gibt es nicht nur zwischen den Inter* und Trans*Bewegungen, sondern auch innerhalb der jeweiligen Community. In Bezug auf Inter*
besteht die größte Differenz innerhalb
der Bewegung darin, ob eine deutliche
Abgrenzung gegenüber medizinischen
(pathologisierenden) und biologistischen Definitionen von Intergeschlechtlichkeit vorgenommen wird
oder eben nicht. Um von der medizinisch-biologischen Definition von Intergeschlechtlichkeit wegzukommen,
füllen wir von der IVIM/OII2 sowie bei
Zu den politischen Gemeinsamkeiten von Inter* und Trans* hat TrIQ eine
offizielle Position erarbeitet, dort heißt
es: „Wir sehen Übereinstimmungen in
zentralen Punkten: In unserer Gesellschaft werden prinzipiell nur Männer
und Frauen wahrgenommen (und klar
voneinander unterschieden), alle anderen Geschlechtlichkeiten werden ausgeblendet. Inter* und Trans* sind Geschlechtlichkeiten, die aus der normativen Zweigeschlechterordnung herausfallen und deshalb strukturell und
direkt diskriminiert und marginalisiert
werden. In beiden Fällen werden Menschen aufgrund ihrer angeblich unpassenden Körper pathologisiert.“3
„Äusserst problematisch ist, dass im Gesetzesentwurf an der dauerhaften
Unfruchtbarkeit festgehalten wird. Damit sollen Transgender die einzige
Personengruppe bleiben, die sich, um ein Menschenrecht wahrzunehmen –
das auf Privatsphäre –, sterilisieren lassen müssen.“
Jannik Franzen: In Berlin gibt es seit
einigen Jahren diverse queer-feministische Veranstaltungen und Räume für
„FrauenLesbenTrans“. Es gibt viele Projekte, die von queer und/oder trans*
identifizierten Menschen (mit-)getragen werden, die selbst einen feministischen Hintergrund haben. Auch werden
bei manchen Angeboten TransgenderPersonen explizit angesprochen, etwa
bei Coming-out-Gruppen für junge Lesben und Transgender. Manchmal öffnen
sich Projekte, die sich als Frauenräume
verstehen, bei einzelnen Veranstaltungen auch für Transgender. Da ist zwar
einiges in Bewegung, aber Spannungen
bleiben nicht aus. Trans*Menschen, die
diese Veranstaltungen besuchen, sind
oft nicht sicher, ob sie sich willkommen
fühlen können. Und Trans* oder
Inter*Menschen, die nicht selbst in lesbisch-feministischen Kontexten sozialisiert sind, fühlen sich von „FrauenLesbenTrans“-Einladungen oft nicht angesprochen. Intergeschlechtliche Menschen werden leider sehr selten explizit
eingeladen und mitgedacht. Oder sie
werden unter dem Label „queer“ vereinnahmt, ob sie wollen oder nicht.
Bei „TransInterQueer“ sind sowohl
Intersexuelle als auch Transgender in einem gemeinsamen Projekt organisiert.
Worin liegen die Überschneidungen,
worin die Differenzen? Und welche ge-
TransInterQueer (TrIQ) e.V. den Begriff
Inter* anders: Intergeschlechtlich sind
alle Menschen, die den Erfahrungshintergrund haben, körperlich aus dem
klassischen male/female-Schema herauszufallen und eventuell deswegen
pathologisiert und medikalisiert worden sind – also als geschlechtlich „abweichend“ oder als „Störung der Geschlechtsentwicklung“ diagnostiziert
und womöglich mit chirurgischen und
hormonellen „Korrektureingriffen“ konfrontiert worden sind.
Dagegen fordern wir keine bevormundende Medizin-Diagnose als Zertifikat für eine Legitimation, sich als Inter* zu bezeichnen. Wir wollen der Medizin ihre Definitionsmacht entziehen,
über die Geschlechtlichkeit(en) von
Menschen zu entscheiden. Es sollte als
ein Menschenrecht verstanden werden,
selbst und ohne Zwang herauszufinden, wer mensch ist. An dieser Stelle
wird deutlich, dass es sich um eine gesellschaftliche und kulturelle Frage handelt. Dies geht über das identitätsstiftende Labeln von Inter* hinaus, was
strategisch und politisch ja immer wieder sinnvoll ist, aber oft als essenziell
biologistisch verstanden wird – in der
Konsequenz gibt man an diesem Punkt
die Definitionsmacht zurück an die autoritären Instanzen der Naturwissenschaft und Medizin.
J. E.: Die Schwierigkeit der Zusammenarbeit besteht jedoch darin, dass in
beiden Communitys die Sensibilität für
und auch das Wissen über die jeweils
andere Seite fehlt. Das merken wir auch
bei TrIQ, und ich denke, genau hier müssen wir ansetzen, um aufzuklären und
Sensibilität zu schaffen – in der Szene
und natürlich darüber hinaus.
Wo seht ihr derzeit die Transgenderund Intersex-Bewegung im deutschen
Kontext? Welche Forderungen stehen im
Mittelpunkt?
I. A. K.: In Bezug auf die IntersexBewegung kann ich hier auf die Forderungen von IVIM verweisen, u.a. das
Recht auf körperliche Selbstbestimmung
und die freie Entwicklung und Entfaltung der eigenen geschlechtlichen Identität ohne Bevormundung und Zwang.4
Ich denke, die werden auch von vielen
Transgender-Menschen unterstützt.
J. E.: Ja, das denke ich auch, allerdings stehen hier Forderungen im Vordergrund wie z.B. die freie Vornamenswahl und -änderung oder die rechtliche
Anerkennung der eigenen Geschlechtsidentität ohne Voraussetzungen wie
Diagnose(n), Operationen oder Hormonbehandlungen. Dahinter steckt die
Forderung nach körperlicher Unversehrtheit und die nach der freien Wahl
der medizinischen Behandlung, die jedem Menschen in Europa zustehen.
1 Siehe Artikel 8 der Europäischen
Menschenrechtskonvention,
„Recht auf Achtung des Privat- und
Familienlebens“
2 IVIM/OII: Internationale
Vereinigung Intergeschlechtlicher
Menschen, Organisation Intersex
International – Germany
3 Die vollständige Erklärung findet
sich auf unserer Website
www.ivim.org
4 Details zu den Forderungen unter
www.intersexualite.de/index.php/
forderungen-3
juni 2009 an.schläge 23
Wichtig ist vielleicht noch anzumerken, dass sich die Trans-Bewegung
in Deutschland inzwischen ziemlich einig darüber ist, was die politischen Forderungen sein sollten. Das war früher
anders. Die Entwicklung in den letzten
Jahren ist immens. Leider ist die Bewegung immer noch zerfutzelt, aber immerhin sind wir uns unter den Gruppen
schon mal einig. Vielleicht ließe sich
darauf aufbauen und ein deutschlandweites Netzwerk etablieren. In Berlin
gibt es so ein Transgender-Netzwerk
schon: das TGNB. Trotz allem ist ein
bundesweites Netzwerk wohl auch in
den kommenden Jahren Zukunftsmusik.
etwa mit Homophobie unter Trans* und
Inter*Leuten, Trans- bzw. Interphobie unter Homos, mit Rassismus in mehrheitsdeutsch dominierten queeren Szenen …
J. E.: Besonders bedenklich ist die
völlige gesellschaftliche Ignoranz des
Themas. Laut einer von der deutschen
Antidiskriminierungsstelle veröffentlichten Studie sind nur fünfzehn Prozent der Bundesbürger_innen der Meinung, dass Transsexuelle (leider gab es
in der Studie nur die Kategorie „transsexuelle Geschlechtsumwandlung“, was
natürlich viel zu kurz greift) Diskriminierung erfahren. Tatsache ist aber, dass
ungefähr vier von fünf transgender
versehrtheit des Kindes höher zu werten
ist als die Anpassung an die Norm.
Trans*Menschen sind, sobald ihr
Trans*Sein den Wunsch nach medizinischen Körperveränderungen einschließt, auf medizinische Unterstützung angewiesen, auch wenn sie ihre
Identität unabhängig von Diagnosen
definieren. Die Forderung nach Abschaffung von Diagnosen wie „Transsexualität“ oder „Geschlechtsidentitätsstörung des Kindes- und Jugendalters“,
auf deren Grundlage Hormone, Operationen u.a. von Krankenkassen finanziert werden, ist deshalb unter
Trans*Menschen umstritten – auch un-
„Eine nicht-pathologisierende Perspektive hat das Selbstbestimmungsrecht von
Trans* und Inter* Menschen im Blick und betrachtet deren Identitäten und Körper
nicht als ‚krank‘ bzw. ‚abweichend‘. Ein vielfältigeres Bild dessen, wie Körper
aussehen können, mit denen mensch sich wohl fühlen und sich zeigen kann, würde
übrigens auch anderen als Trans* und Inter*Menschen das Leben erleichtern.“
5 www.ilga-europe.org/europe/
publications/non_periodical/
transgender_eurostudy_legal_
survey_and_focus_on_the_
transgender_experience_of_health_
care_april_2008
24 an.schläge juni 2009
Sind Transphobie und Homophobie
Geschwister?
I. A. K.: Nein, es sind Drillinge bzw.
ein dreiköpfiges Monster: Interphobie
gehört ebenfalls dazu. Geht es doch bei
allen dreien um die Angst vor dem und
die Ablehnung des geschlechtlich Andersartigen – sei es nun bezogen auf
die gleichgeschlechtliche Sexualität
oder die geschlechtliche (identitäre und
oder körperliche) Fluidität, die die gängigen Prinzipien Männlichkeit und
Weiblichkeit (und eben Heterosexualität) in ihrer vermeintlichen Eindeutigkeit, Festigkeit und Unterscheidbarkeit
ad absurdum führen.
J. F.: Gewalt gegen Lesben, Schwule,
trans- oder intergeschlechtliche Menschen fragt ja nicht nach deren Identitäten und Selbstdefinitionen. Sie richtet sich, wie Ins schon sagte, gegen diejenigen, deren Ausdruck von Geschlecht
und/oder Sexualität als „anders“, als
nicht der Hetero-Norm entsprechend
wahrgenommen wird. Und solche Ausgrenzung und Gewalt kann auch Menschen treffen, deren Selbstdefinition
oder körperliche Konstitution gar nichts
mit Homo, Trans oder Inter zu tun hat.
Wichtig finde ich allerdings auch
die Auseinandersetzung innerhalb von
homo- und bisexuellen, queeren, trans-,
inter- und anderen Szenen mit den eigenen Ausgrenzungsmechanismen –
Menschen im öffentlichen Leben Anfeindungen erfahren. Das geht von verbaler
Anmache bis hin zu sexuellen Übergriffen. Das zeigen Studien in England, und
auch die europaweite TransEuro Study5
kommt zu diesem Ergebnis. Ganz zu
schweigen von der strukturellen Diskriminierung, die inter- und transgeschlechtliche Menschen erfahren.
Generell scheinen Trans/Inter-Themen in der Öffentlichkeit meist unter
dem Aspekt von Gesundheit und Medizin
auf. Wie lässt sich hier eine nicht-pathologisierende, medizinkritische Position
formulieren, die trotzdem auf die gesundheitlichen Bedürfnisse von Transund Interpersonen Rücksicht nimmt?
J.F.: Eine nicht-pathologisierende
Perspektive hat das Selbstbestimmungsrecht von Trans* und Inter* Menschen im Blick und betrachtet deren
Identitäten und Körper nicht als „krank“
bzw. „abweichend“. Ein vielfältigeres Bild
dessen, wie Körper aussehen können,
mit denen mensch sich wohl fühlen und
sich zeigen kann, würde übrigens auch
anderen als Trans* und Inter*Menschen
das Leben erleichtern. Für intergeschlechtliche Menschen bedeutet dies
insbesondere, dass sie als Kinder und Jugendliche vor normierenden medizinischen Eingriffen geschützt werden müssen. Ihre Eltern müssen aufgeklärt werden, dass das Recht auf körperliche Un-
ter denen, die seit langem mehr Selbstbestimmung über die eigene Identität
und den eigenen Körper fordern. Vielleicht wäre ein nicht-pathologisierender
Blick denkbar, der nicht mehr den Beweis dafür verlangt, dass eine Trans*Person, die ihren Körper verändern möchte,
an sich selbst leidet. Vielmehr würde das
Leiden an den rigiden Geschlechternormen der Gesellschaft berücksichtigt, in
der es manchen Menschen unmöglich
ist, mit Namen oder körperlichen Merkmalen zu leben, die nicht der eigenen
Identität entsprechen.
Da wir aber voraussichtlich noch
einige Zeit mit pathologisierenden Bildern von und medizinischer Definitionsmacht über Transgeschlechtlichkeit
leben müssen, arbeiten wir darauf hin,
zumindest ein breiteres Spektrum von
Trans-Identitäten sichtbar und lebbar
zu machen: Längst nicht alle wollen
das gesamte Angebot an körperverändernden Maßnahmen, sprich die weitestgehende „Angleichung an das
Wunschgeschlecht“ – manche, weil ihnen die Risiken und Nebenwirkungen
zu groß sind, manche, weil sie ihren
Platz eher im „Dazwischen“ finden.
Dafür mehr Akzeptanz und Unterstützung von medizinisch-psychologischer
wie auch juristischer Seite zu bekommen, wäre ein Schritt in Richtung Entpathologisierung.
❚
„A feminist sense of humor“
Golden Girl Bea Arthur war nicht nur als unvergessliche Dorothy Zbornak eine
Wegbereiterin feministischer Fernsehfiguren. Ein Nachruf von Elisabeth Klaus.
Am 25. April 2009 ist die Schauspielerin Bea Arthur in ihrem
Haus in Los Angeles im Alter von 86 Jahren verstorben. Dem
deutschsprachigen Publikum, darunter insbesondere auch
vielen Feministinnen, war die als Bernice Frankel am 13. Mai
1922 geborene Arthur vor allem durch ihre Rolle als Dorothy
Zbornak, einer geschiedenen Lehrerin, bei den Golden Girls bekannt.
1,77 groß, mit rauchiger, dunkler Stimme und so beißendem wie
trockenem Humor – all das machte die Filmfigur zum unvergessenen Teil der Alten-WG in Miami, in der Dorothy mit zwei Freundinnen, Blanche Devereaux und Rose Nylund, und ihrer schrulligen
Mutter Sophia Petrillo lebt.
The Golden Girls brachten es in den USA, wo die Serie 1985-1992
produziert wurde, auf sieben Staffeln und 180 Folgen. Im deutschsprachigen Raum wurden die Golden Girls erstmals 1990-94 ausgestrahlt. Die Konstellation der Serie war ungewöhnlich – ungewöhnlich in Bezug auf das Genre: Das deutschsprachige Publikum war
mit Sitcoms noch nicht vertraut. Ungewöhnlich in Bezug auf die
Filmfiguren: Dass Frauen im Fernsehen immer jung und hübsch sein
mussten, wurde ebenso durchbrochen wie ihre scheinbar unweigerliche Orientierung an Männern. Ungewöhnlich in Bezug auf die
Themen: Die Sendung sprach soziale Fragen wie Homosexualität,
Diskriminierung, Sterbehilfe, AIDS oder Altersarmut an. Ungewöhnlich auch in Bezug auf die stabile Fangemeinde: Eine meiner Kolleginnen traf sich zum Sehen regelmäßig mit Freundinnen, und
manchmal trugen sie dabei Nachthemden und aßen Käsekuchen,
genau wie die vier WG-Frauen.
Im deutschsprachigen Raum kam den Golden Girls eine Vorreiterrolle für all jene Serien zu, die ungewohnte und unkonventionelle Frauenbilder und Geschlechterkonstellationen zeigen und ein
feministisches Vergnügen ansprechen, auch wenn sich über kaum
etwas besser streiten lässt als darüber, ob Desperate Housewives,
Sex and the City, The Gilmore Girls, Queer as Folk oder The L-Word
ein emanzipatorisches Potenzial aufweisen oder im Gegenteil konservative Ideologien in neuem Gewand verfestigen. In den USA begann dieser Flirt der amerikanischen Populärkultur mit dem Feminismus schon früher, und auch dabei kam Bea Arthur eine Schlüsselrolle zu. Als Maude Findlay hatte Arthur 1971 in der Serie All in
the Family einen Gastauftritt. Dabei bot diese dem ultrakonservativen Archie Bunker (dem Vorbild von „Ekel Alfred“) so großartig Paro-
li, dass sie bereits im Jahr darauf zur Haupt- und Titelfigur einer eigenen Sitcom wurde. Maude wurde zur Begleiterin der Neuen
Frauenbewegung. „If ever there were proof that feminists had a
sense of humor, it was in Maude’s way of playing even the most
serious of subjects for laughs”, vermerkt eine der damaligen
Aktivistinnen. Maude und Dorothy ähnelten sich sehr, und wie die
Golden Girls mehr als eine Dekade später, sprach auch die frühere
Serie zahlreiche politische, soziale und auch vermeintlich private
Themen an – vom Vietnamkrieg über Gewalt in der Ehe bis hin zur
Menopause. Für Maude wie für die Golden Girls erhielt Bea Arthur
Emmy-Awards.
Amerikanische Frauenbewegungsgeschichte schrieb die Serie
mit der Doppelfolge „Maude’s Dilemma“, deren Autorin Susan
Harris später die Golden Girls schuf. Darin stellt Maude fest, dass sie
schwanger ist und entschließt sich nach langem Ringen zu einer
Abtreibung. Proteste und Ausstrahlungsboykotte begleiteten die
Folge, die aber zugleich von unglaublichen 65 Millionen ZuschauerInnen gesehen wurde. Abtreibung war ein brisantes, kontrovers
diskutiertes Thema, denn nur zwei Monate später, im Jänner 1973,
legalisierte der Oberste Gerichtshof der USA im Prozess Roe gegen
Wade den Schwangerschaftsabbruch.
Neben Größe, Stimme und Humor scheint die Selbstbestimmung das offensichtlichste Merkmal und ein starker Motor in Bea
Arthurs Leben gewesen zu sein. Maude wie die Golden Girls verließ
die Schauspielerin 1992 auf eigenen Wunsch, um sich auf den
Kampf für den Tierschutz und für die Rechte von Homosexuellen zu
konzentrieren. 2002 kehrte sie mit Bea Arthur on Broadway: Just
Between Friends als Schauspielerin dahin zurück, wo ihre Karriere begonnnen hatte – 1954 mit einer Rolle in der Off-Broadway-Produktion der Dreigroschenoper.
Bea Arthur starb nur ein knappes Jahr nach ihrer Filmmutter,
der im wirklichen Leben ein Jahr jüngeren Estelle Getty. Die Trauer
der Fans um Dorothy und Sophia, um Beatrice und Estelle, um den
Verlust eines befreienden Lachens zeigt sich im Internet, wo etwa
„Karin aus Tirol“ schreibt:„Danke für viele schöne und unterhaltsame Fernsehstunden … möge euch der Käsekuchen im Himmel
niemals ausgehen.“
❚
Elisabeth Klaus ist Professorin an der Universität Salzburg und dort Leiterin des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft. Ihr Forschungsschwerpunkt ist u.a. Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung.
juni 2009 an.schläge 25
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findet sich auf der STICHWORTWebsite unter „Aktuelles“.
Hinweise und Tipps nehmen wir
dankend entgegen!
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Neue Archivräume gesucht
Der Verein Frauenforschung und
weiblicher Lebenszusammenhang
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Bibliotheksbetrieb.
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Bevorzugt wird die Umgebung der
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Universität Wien, sowie die angrenfür selbstständige Frauen:
zenden Bezirke. Näheres zu unsewww.frauen.webbegleitung.at
ren Wünschen und Vorstellungen
*Zweiter Literaturpreis „Der Duft des Doppelpunktes“ 2009-2011*
Auch die Ausschreibung des zweiten Literaturpreises „Der Duft des
Doppelpunktes“ bleibt der Literatur der Arbeitswelt verbunden. Das
Besondere: Der Literaturpreis verläuft dieses Mal wieder in zwei Stufen. Die PreisträgerInnen der ersten Stufe werden im zweiten Teil
der Ausschreibung (Anfang 2010) von einem Tutor/einer Tutorin bei
der Ausarbeitung eines weiteren Textes unterstützt. Es bildet sich
ein Netzwerk, in dem sich der Begriff der Solidarität manifestiert:
durch gegenseitige Unterstützung und voneinander Lernen. So sind
die TutorInnen die PreisträgerInnen des ersten Literaturpreises
„Der Duft des Doppelpunktes“ 2006-2008.
Das Thema: Die verschleiernden und manipulativen Aspekte der
deutschen Sprache hinsichtlich der Arbeitswelt. Ein paar Beispiele
zur Anregung: Sind ArbeitnehmerInnen immer nur NehmerInnen
und ArbeitgeberInnen immer GeberInnen? Wenn Arbeitskräfte freigesetzt werden, was machen sie dann mit ihrer Freiheit? Was bedeutet Kurzarbeit: Weniger Arbeit und dafür mehr Freizeit? Wenn eine
Branche akademisiert wird, haben dann alle dort Tätigen einen DoktorInnenhut? Mitmachen können bis Ende November alle Menschen, die Freude am Schreiben haben und noch kein eigenständiges
abgeschlossenes Werk in einem Verlag publiziert haben. Als
Gewinne winken Geld- und Buchpreise und die Veröffentlichung der
prämierten Texte in einer Anthologie, die für Mai 2011 geplant ist.
Ergänzt wird der Literaturpreis übrigens dieses Mal durch den
„Literatur-Twitter“: Fassen Sie sich kurz – 140 Zeichen Prosa oder
Lyrik über die Arbeitswelt.
*Weitere Informationen und Kontakt: Der Duft des Doppelpunktes – Kultur- und Wissenschaftsinitiative, c/o Petra
Öllinger und Georg Schober 1060 Wien, Garbergasse 18, E-Mail: [email protected],
http://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/litpreis
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Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6
bildungs.arbeit
Beratung, Bildung und Begleitung
uni.politik
Wieder keine Frau an der Spitze
Das Lernzentrum von LEFÖ bietet Migrantinnen seit 1989 verschiedene
Bildungsangebote und -maßnahmen und unterstützt sie damit in ihren
individuellen Lebenssituationen. In unterschiedlichsten vom Verein veranstalteten Bildungsseminaren bietet sich die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit migrationspolitisch relevanten Themen.
Erwachsenenbildnerinnen, Mitarbeiterinnen von Migrantinnen-Organisationen und Bildungseinrichtungen, DaZ/F-Trainerinnen, Studentinnen und an politischer Bildungsarbeit Interessierte aufgepasst: Auch
in diesem Jahr veranstaltet LEFÖ, gemeinsam mit den Vereinen Peregrina und Orient-Express, ein zweitägiges Seminar. Es trägt den Titel „Bildungsarbeit und Migrantinnen – ganzheitliche Ansätze, kritische Auseinandersetzungen“ und widmet sich dem Thema Migration und Sprache im Kontext hegemonialer Diskurse. kaiv
4.7. bis 6.7., Bildungshaus Schloss Puchberg, Wels, www.lefoe.at
Österreichische Unipolitik quo vadis? Zum wiederholten Mal gab es für
die RektorInnenwahl der Medizinischen Universität Innsbruck einen
Dreiervorschlag mit einer Frau und zwei Männern, und zum wiederholten Mal wurde die Frau nicht gewählt. Diesmal war es Margarethe
Hochleitner, Vizerektorin und hochqualifizierte Kardiologin, die im Bereich Gendermedizin forscht und sich für Chancengleichheit einsetzt,
die das Nachsehen gegenüber dem Gastroentologen Herbert Lochs hatte. Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes,
findet es empörend, dass „einer Frau aus der Universitätsleitung ein
Mann vorgezogen wurde, der keinerlei Erfahrung in diesem Bereich aufweist“, und fügt hinzu: „Vielleicht ist es manchen ein Dorn im Auge,
dass Hochleitner karrierebewusst ist und sich stets als Feministin bezeichnet hat. Bei einem Mann wäre es ein wichtiges Kriterium, Karriere
machen zu wollen und Interessen zu vertreten, einer Frau wird es als
Nachteil ausgelegt.“
Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, sieht ein Problem
in der mangelnden Transparenz bei den Auswahlverfahren, wodurch
„nachvollziehbare Qualifikationsvergleiche oft nicht mehr möglich“
sind. „Die Gleichstellung von Frauen in allen Gremien der Unis ist offensichtlich nur mit Quotenregelung möglich“, sagt die SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm. Nach einer Beschwerde des Arbeitskreises für
Gleichbehandlung (er wurde zum abschließenden Hearing nicht eingeladen) entschied das Wissenschaftsministerium nun, ein aufsichtsbehördliches Verfahren einzuleiten. Wir bleiben dran. be
auszeichnung
gender.gerecht
Preisregen
Bei der diesjährigen Berufsorientierungsmesse für Mädchen (kurz:
BOMM) am 23.April konnten wieder einige Preise abgeräumt werden.
Ziel der Veranstaltung ist die Beratung von Mädchen und jungen Frauen
bei der Berufswahl, die ihnen eine eigenständige Existenzsicherung ermöglicht, sowie Information für Schülerinnen, LehrerInnen, Eltern, Schulen, Unternehmen und Institutionen und deren Sensibilisierung. Dieses
Jahr wurden zum sechsten Mal besonders gelungene Projekte von
Schülerinnen zum Thema Berufsorientierung mit dem Frauenförderungspreis „Lilith“ ausgezeichnet.
Der Preis ging unter anderem an die Projekte der Mädchengruppen „Crazy Bananas“ und das „A-Team“. Bei der vom Frauenreferat
Kärnten veranstalteten Messe wurde erstmalig auch das Gütesiegel
für Schulen mit ausgezeichneter gendergerechter Berufsorientierung
verliehen. Freuen dürfen sich darüber die Hauptschule St. Jakob im Rosental, die Hauptschule 3 St.Veit/Glan, die Sporthauptschule 4 Wolfsberg, die Hauptschule und Musikhauptschule Gmünd, die Hauptschule
Greifenburg und die Polytechnische Schule Spittal. pix
www.frauen.ktn.gv.at
studieren
SozialMarie an Roma in Ungarn
Frauen und Technik
Zum fünften Mal wurde 2009 die SozialMarie im Radio Kulturhaus verliehen. Die Privatstiftung „Unruhe“ fördert durch diesen Preis innovative
Sozialprojekte, deren Ziel es ist, soziale Ideen und deren Umsetzung in
der Öffentlichkeit bekannt zu machen sowie die Projekte untereinander
zu vernetzen. Gewinner der SozialMarie 2009 ist „Chance for Children
Foundation“ (CFCF) aus Csörög/Ungarn. Das Engagement des Projektes
gilt den Roma-Kindern des Ortes, die trotz der Antidiskriminierungsgesetze in Ungarn ausgegrenzt und in „Sonderschulen“ gesteckt wurden.
Die Mütter der Kinder haben sich mit der NGO CFCF zusammengeschlossen und gegen die Diskriminierung geklagt. Insgesamt wurden 15
Preise im Gesamtwert von 42.000,- Euro vergeben. niho
Diese Kombination, die nicht selten weiterhin für sexistische Lacher
sorgt, ist an Österreichs Universitäten seit neunzig Jahren erlaubt.
Mit einer hauchdünnen Mehrheit von 19 zu 18 Stimmen wurden im
Jahr 1919 die technischen Studienrichtungen für Frauen geöffnet. Damals noch mit dem Vorbehalt, dass keinem Mann damit ein Studienplatz weggenommen werden dürfe. Während im ersten Jahr die Studentinnenschaft an der TU Wien bei mageren 0,4 Prozent lag, sind es
heute positive 25 Prozent, auch Graz schafft die zwanzig Prozent-Marke.
Tendenz langsam aber sicher steigend.
Ein Jubiläum, das es zu feiern gilt. Vielleicht mit einem Maschinenbaustudium? nad
juni 2009 an.schläge 27
Fo t o : M a h a l i e S t a c k p o l e
krise&geschlecht
Ohnmachtsdiskurs
Kritik am Neoliberalismus ist inzwischen erlaubt, konkrete Alternativentwürfe bleiben jedoch tabu. Was das
für feministische Politik bedeutet, diskutierte eine ver.di-Tagung in Berlin. Julia Roßhart berichtet.
der vor allem eines zeige: Das „old boys
network“ ist weitgehend intakt, und die
vorwiegend männlich Elite, die große
personelle Verantwortung für die Finanzkrise trägt, wird nicht zur Verantwortung gezogen. Stattdessen wird vor
einer Hetze gegen Banker gewarnt und
Solidarität mit der scheiternden Elite
beschworen. Kappert verwies auf die
Berliner Rede von Bundespräsident
Horst Köhler und riet zu Misstrauen,
wenn ausgerechnet jetzt Solidarität
„zwischen Oben und Unten“ beschworen wird. Diese Form der Solidarität gelte es heute und jetzt zurückzuweisen.
Gleichzeitig zeichne sich die gegenwärtige Debatte durch ein Konkretisierungstabu aus: Während Neoliberalismus und Kapitalismus einerseits in die
Kritik geraten, bleiben konkrete UrsaOld boys network. Ines Kappert, Ressortlei- chenanalysen ebenso wie konkrete Lösungsvorschläge aus. Als Teil der Ursaterin „Meinung und Debatte“ bei der
che benannte Kappert jene hegemonia„taz“, machte den Einstieg mit einer
le Form von Männlichkeit, die sich über
Analyse der gegenwärtigen Krisendie Unterordnung von Frauen, Schwudebatte. Entstanden sei ein Ohnlen und Schwarzen Männern definiert
machtsdiskurs in Bezug auf die Krise,
„Genderperspektiven in der
Wirtschafts- und Finanzkrise“ –
so lautete der vielversprechende Titel des 5. Gender-Fachdialogs der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im März diesen Jahres in Berlin. Damit wurde genau das zum Thema gemacht, was
sowohl in der Medienberichterstattung
als auch in politischen und Bewegungskontexten rund um die Wirtschaftsund Finanzkrise weitgehend fehlt. Und
tatsächlich: Während der Tagung gelang es, sowohl einige Verbindungen
zwischen Geschlecht und Wirtschaftskrise sichtbar zu machen als auch angeregte und fruchtbare Diskussionen über
geschlechterpolitische Konsequenzen
in Gang zu bringen.
Dokumentation des 5. Fachdialogs
Gender: http://gender.verdi.de/
publikationen/dokumentationen/
doku_fachdialog
28 an.schläge juni 2009
und auf Aggressivität und Egoismus
setzt; eine Männlichkeit, die bindungslos und Fürsorge-abstinent konzipiert
ist. Eben diese Form hegemonialer
Männlichkeit decke sich mit dem
männlichen Selbstbild der wirtschaftlichen Elite, und zwar mehr noch als mit
dem Männlichkeitsbild der durchschnittlichen bundesdeutschen männlichen Bevölkerung. Der Grund dafür:
Das horrende Gehalt der männlichen
Eliten begünstigt zusammen mit deren
überdurchschnittlichen Arbeitszeiten
ein patriarchales Geschlechtermodell.
Eine konkrete Folgerung müsse darauf
abzielen, Eliten durch Quoten heterogener zu gestalten – nicht nur, aber eben
auch, in Bezug auf Geschlecht.
Heterogene Eliten: Reicht das? Aus dem
Fachpublikum wurde zunächst auf positive Erfahrungen aus Norwegen verwiesen: Quotenregelungen hätten dort
zu einem Rückgang der Korruption geführt, da alte Seilschaften aufgelöst
werden konnten. Allerdings waren auch
geschlecht&krise
vielfach kritische Stimmen aus dem Publikum zu vernehmen. Der Austausch
der Eliten bedinge noch keine Veränderung der Machtmechanismen des Wirtschaftssystems. Stattdessen müsse Kritik an der eigentlichen Funktionsweise
des neoliberalen Kapitalismus ansetzen, um eine nicht-hierarchische Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem wurde eine Revision des Elite-Begriffs eingefordert: Wollen wir überhaupt eine
Elite? Und wenn ja: Wodurch soll sie
sich auszeichnen?
Kappert stimmte den Einwürfen zu,
plädierte aber dafür, das augenblickliche
Zeitfenster zu nutzen, um die konkrete
und banale Forderung nach Quoten zu
stellen und durchzusetzen. Die Stimmung sei momentan außergewöhnlich
positiv, was die geschlechtliche Quotierung von Aufsichtsräten anbelangt.
Später war von einem „frame of opportunity“ die Rede, was die Durchsetzung
feministischer Politiken betrifft: Ökono-
plätze in den großen Industriezweigen
wie der Autobranche oder dem Baugewerbe betroffen zu sein; sie sind massenmedial präsent (wie etwa Opel) und
maßgebliches Ziel der bundesdeutschen Konjunkturpolitik (Beispiel Abwrackprämie). Allerdings lohnt ein
zweiter Blick: So wurde erstens darauf
hingewiesen, dass Frauen tendenziell
eher in kleineren Unternehmen tätig
sind, deren krisenbedingte Schwierigkeiten auf weniger Medienresonanz
stoßen. Zweitens sei auf längere Sicht
insbesondere auch der Dienstleistungsbereich von einer Wirtschaftskrise betroffen, da die Eliten, die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wegbrechen; im Dienstleistungsbereich
aber sind vor allem Frauen beschäftigt.
Drittens schließlich müsse von einem
„male bias“ ausgegangen werden – sowohl was politische Interventionen als
auch die Medienberichterstattung anbelangt: Angesichts der allgemeinen
und in den „weichen“ Bereich der Sozialpolitik abgeschoben, obwohl sie
Grundlage und Bestandteil der Ökonomie sind. Hier sei es notwendig, nach
neuen ökonomischen Konzepten zu suchen, die diese Dichotomie überwinden.
Der Konjunkturpolitik der Bundesregierung warf Ca¤lar vor, diesem „male
bias“ aufzusitzen, indem sie sich weitgehend auf die Ankurbelung der industriellen Produktion beschränkt.
Zum Ende des Workshops wurden
Kriterien für eine bessere und geschlechtergerechte Ökonomie entwickelt: Neben einem verantwortungsvollen und geschlechtergerechten Umgang mit Ressourcen sei eine neue Zeitstruktur notwendig, die politischen und
reproduktiven Tätigkeiten (Gesundheit,
Bildung, Care-Tätigkeiten etc.) Raum
gibt. Zeit sei außerdem von Nöten, um
neue interdisziplinäre ökonomische
Konzepte zu entwickeln, welche die genannten Dichotomien zwischen „Wirt-
Ökonomie wird momentan wieder stärker als politisch und zivilgesellschaftlich
gestaltbar verhandelt, wodurch auch geschlechterpolitische Anliegen an Einfluss
gewinnen könnten. Andererseits aber wurde zu Bedenken gegeben, dass die Wirtschaftskrise ganz im Gegenteil dazu führen könnte, dass geschlechterpolitische
Forderungen politisch noch stärker an den Rand gedrängt werden – zugunsten
vorgeblich dringlicherer Probleme.
mie wird momentan wieder stärker als
politisch und zivilgesellschaftlich gestaltbar verhandelt, wodurch auch geschlechterpolitische Anliegen an Einfluss gewinnen könnten. Andererseits
aber wurde zu Bedenken gegeben, dass
die Wirtschaftskrise ganz im Gegenteil
dazu führen könnte, dass geschlechterpolitische Forderungen politisch noch
stärker an den Rand gedrängt werden –
zugunsten vorgeblich dringlicherer Probleme. Am Ende jedenfalls stand die gemeinsame Aufforderung, jetzt(!) politisch aktiv zu werden, um den „frame of
opportunity“ geschlechterpolitisch zu
nutzen und die Verdrängung feministischer Anliegen zu verhindern.
Ein zweiter Blick lohnt. Auch die unmittelbaren Folgen der Wirtschaftskrise auf
die Geschlechterverhältnisse kamen im
Laufe der Diskussionen zur Sprache:
Auf den ersten Blick scheinen in
Deutschland vor allem Männerarbeits-
Höherbewertung männlich dominierter Berufsfelder komme ihnen auch im
Falle einer Krise die größte Aufmerksamkeit zu. Hier wurde etwa darauf
verwiesen, dass auch im weiblich dominierten Einzelhandel Kurzarbeit beantragt und genehmigt worden ist, ohne dass dies von einem breiten Medienecho begleitet wurde. Zahlen zu
den gegenwärtigen Effekten der Finanzkrise auf Männer und Frauen existieren bislang nicht.
Keine einzige Frau. Im Workshop „Genderkonstruktionen des Wirtschafts- und Finanzsystems“ charakterisierte Gülay
Ca¤lar, Politikwissenschaftlerin an der
Humboldt-Universität, den „male bias“
der Wirtschaftswissenschaften. Als Bestandteil der Makroökonomie und als
Interventionsfeld der Wirtschaftspolitik
gilt hier ausschließlich, was marktvermittelt und produktiv ist. Reproduktive
Tätigkeiten werden ausgeklammert
schaftsbereich“ und „Sozialbereich“
überwinden. Übers Knie gebrochene Lösungen seien tendenziell konservativ
und verhinderten die Chance grundlegender Veränderung. Ein gutes Beispiel
für diese These hat die Bundesregierung bereits geliefert: Im Lenkungsrat,
dem die Verteilung von Krediten und
Bürgschaften in Höhe von insgesamt
hundert Milliarden Euro an angeschlagene Unternehmen obliegt, befindet
sich keine einzige Frau, aller nationalen
und internationalen Gender-Mainstreaming-Vorgaben zum Trotz.
Ein hoffnungsvolles Zeichen ist das
nicht. Es kann indessen als Erinnerung
daran dienen, dass staatliche Interventionen in der Wirtschaft noch keine geschlechtergerechte Ökonomie machen.
Und als Aufruf, der bereits zu Beginn
des Fachdialogs zur Sprache kam, nämlich misstrauisch, unbequem und politisch aktiv zu sein: „Da dürften ruhig
auch mal wieder Tomaten fliegen.“
❚
juni 2009 an.schläge 29
kulturan.riss
Fo t o : H e i d i H a r s i e b e r © J a k o b L e n a K n e b l
tiert, sollen Handlungsmöglichkeiten und Strategien der Selbstermächtigung aufgezeigt, soll gebloggt, musiziert, gefilmt, gelacht, getanzt und
genossen werden: „Fühlt euch frei zu kommentieren, zu informieren
und zu vernetzen.“ Events, experimentelles Theater, Workshops, Ausstellungen, Diskussionen, Tanz-Performances, Streitgespräche sowie literarischer und cineastischer Austausch sollen die Freude an der Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterpolitiken vermitteln und
steigern. Denn „Gender fordert heraus, eröffnet neue Betrachtungsweisen und macht Spaß.“ nad
6.-11.7., Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, 10117 Berlin, Schumannstraße 8, T. +49/30/285 34 122,
[email protected], www.gwi-boell.de, http://gender-happening.de
fernsehen
Lego goes Homo
Barbie & Ken-Sex hat jedes Kind schon mal nachgestellt. Die Macher der
US-Animationsserie „Rick & Steve“ stellen mit ihren Lego-ähnlichen
Püppchen lieber schwullesbisches Sexleben im imaginären HomoGhetto Lahunga-Beach nach. Dort stillen lesbische Mamis ihre Babys
ausschließlich in der Öffentlichkeit – und müssen davor bei der ButchLebenspartnerin den Kinderwunsch durchsetzen. Bei Barbie und Ken
wäre das natürlich nicht so gelaufen. Aber so anders als in der Lindenstraße oder der Wisteria Lane ist es in Lahunga Beach auch nicht. Haben
wir uns fast gedacht. han
fotografie
Künstler_innen machen Kommunikation
In der Saison OPEN UP 2008/2009 will das Tanzquartier Wien das Haus
völlig umkrempeln und die Programmarbeit neu strukturieren. Gemeinsam mit ausgewählten KünstlerInnen werden das Tanz- und Performanceschaffen neu überdacht und Formate jenseits konventioneller Repräsentationspraktiken ausgelotet.
Die Neugestaltung findet auch im Bereich PR und Marketing des
Tanzquartier Wien statt. Unterschiedliche bildende Künstler_innen und
Gruppen gestalten für die Dauer des Projekts den Kommunikationsprozess des Hauses als Teil ihrer künstlerischen Praxis und begleiten die Öffentlichkeitsarbeit inhaltlich, reflektieren, transformieren und experimentieren mit ihr. In den Monaten Mai und Juni 2009 übernimmt die
Künstler_in und Performer_in Jakob Lena Knebl die Öffentlichkeitsarbeit/en im Tanzquartier. Sie stellt dabei die Frage nach den eigenen
Leerstellen in der Außenkommunikation und beschäftigt sich mit dem
Klischee der Ballerina. In Knebls künstlerischer Arbeit geht es um (Körper-)Identitäten und deren Konstruktion.
Im März und April hatte Valie Export die Öffentlichkeitsarbeit/en
für das Tanzquartier übernommen. niho
happening
Die 2. Staffel von „Rick & Steve“ läuft donnerstags um 21.15 Uhr auf TIMM.
.
tanz
Neues Geschlecht durch Copy & Paste
Der Star in Sachen Queerness beim heurigen Salzburger Tanzfestival
heißt Jin Xing und kommt aus China. Sie ist Tänzerin, Choreografin und
Kompaniechefin des Jin Xing Dance Theatre in Shanghai und seit 1995
die erste offiziell anerkannte male-to-female Transgender-Person in China. Gemeinsam mit der Wiener Tanz- und Performancegruppe Liquid
Loft gestaltet Jin Xing die „lovely liquid lounge“, ein Set, in dem mit einer
Rauminstallation und Performances wie „Das China Projekt“ Geschlechtergrenzen und -rollen spielerisch verhandelt werden. „In der Performance werden die TänzerInnen nach dem Copy & Paste-Verfahren in
immer neuen Kontexten und Konstellationen präsentiert. Die Rollen, die
wir täglich annehmen und verändern, das Life Design, das wir laufend
selbst entwerfen, werden ausgestellt.“ Gesellschaftliche Reglements
und designtes Leben finden nicht zuletzt im neu entworfenen Körper
von Jin Xing ihre Repräsentation. Uraufführung. Dabei sein. nad
sommerszene 09, 25.6.-18.7., lovely liquid lounge am 25.6., 19 Uhr, republic, 5020 Salzburg, Anton-Neumayr-Platz 2,
T. 0662/84 34 48 oder öticket-center im republic T. 0662/84 37 11, www.republic.at, www.sommerszene.net
l i te r a t u r . p r e i s
Love me Gender, love me true
Technische Literatur
Das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie gendert Berlin. Von 6. bis 11. Juli wird unter dem klingenden Titel „Love
me Gender – Gender is Happening“ die deutsche Hauptstadt bespielt.
Mit einem Auge auf Praxisnähe soll Gender in all seinen Facetten disku-
Bereits zum siebten Mal schreiben das Frauenreferat der HTU (Österreichische HochschülerInnenschaft an der Technischen Universität Wien)
und die Kunstvereinigung Akunst den mit 2.200,- Euro dotierten „Lise
Meitner Literaturpreis“ aus. Der Name der österreichischen Physikerin
30 an.schläge juni 2009
Lise Meitner (7.11.1878-27.10.1968) steht für eine Frau, die ihren Weg im
nach wie vor männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb erfolgreich
gegangen ist. Der Literaturpreis wurde 1994 anlässlich des zehnjährigen Bestehens des HTU-Frauenreferates ins Leben gerufen und wird
seitdem alle zwei Jahre ausgeschrieben. Bewertet werden Texte von
Frauen, die sich mit dem Thema Technik und Geschlecht auseinandersetzen. Einsendeschluss ist der 9. September 2009. niho
Nähere Informationen unter: http://lisemeitnerpreis.at
Michèle Thoma
Fo t o : H i l d e B i l l i g h e i m e r 1 9 3 4 , S i l b e r g e l a t i n e a b z u g © T h e I s r a e l M u s e u m , J e r u s a l e m
a u s s te l l u n g
Eine Frau und ihre Kamera
Im Berliner Martin-Gropius-Bau wird die erste Retrospektive der Fotografin Liselotte Grschebina (1908-1994) gezeigt. Zu sehen sind in diesem Rahmen hundert Fotografien, die von der Künstlerin zwischen
1929 und den 1960er Jahren vor allem in Deutschland und Palästina
aufgenommen wurden. Die Arbeiten der gebürtigen Karlsruherin, die
seit ihrer Emigration 1934 in Palästina lebte, wurden spät entdeckt:
Erst nach ihrem Tod fand Grschebinas Sohn die rund 1.800 Fotos umfassende Sammlung und schenkte diese im Jahr 2000 der Fotoabteilung des Israel Museum in Jerusalem, wo sie wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Bis dahin war – abgesehen von wenigen veröffentlichten Fotografien – kaum etwas über das bemerkenswerte Leben und
Werk der engagierten Künstlerin bekannt. Liselotte Grschebina lehrte
nach ihrem Studium an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe
dort selbst Werbefotografie. In Tel Aviv eröffnete sie zusammen mit Ellen Rosenberg das Fotoatelier „Ishon“ und war als offizielle Fotografin
der Women’s International Zionist Organisation tätig. Inspiriert von
der Neuen Sachlichkeit betonte die Künstlerin in ihren Werken klare
Formen und arbeitete die Schönheit vermeintlich einfacher Dinge heraus. Ihr fotografisches Hauptthema war das moderne Alltagsleben –
von Menschen beim Sport über Stilllebenkompositionen bis hin zur
Architektur des „International Style“ in Tel Aviv. Sie konzentrierte sich
stets auf das Wesentliche in den Motiven und unterstrich damit den
dokumentarischen Charakter ihrer Fotografien. nr
Eine Frau mit Kamera: Liselotte Grschebina, Deutschland 1908 – Israel 1994. 5.4.-28.6., Martin-Gropius-Bau, 10963 Berlin,
Niederkirchnerstraße 7, [email protected], www.gropiusbau.de
Sich frei entfalten
Die Wohnung ist schrecklich. Die Familie ist schrecklich. Was, du warst
noch nicht einkaufen? Was gibt es zu essen? Das? Das kann doch kein
Mensch essen. Das ist kein Leben. Das ist kein Leben da. Das ist zum
Davonlaufen.
Das wäre eine Option.
Was?
Das Davonlaufen. Ausziehen.
Sowieso.
Was heißt sowieso?
Naja, sowieso. Sowieso ziehe ich aus.
Aha. Soso. Und wann?
Schneller, als du denkst. Schneller, als dir lieb ist.
Gefällt es dir nicht mehr zu Hause?
…
Alt genug bist du ja. Dein eigenes Geld verdienst du. Wo stehst du denn
in der Liste?
Ich komme bald dran.
Was? Ich denke, du bist auf Platz 20.379?
Ich bin vorgerückt.
Du willst wirklich in eine Gemeindewohnung? Das ist dein Ernst?
Ja.
Irgendwie schrecklich. Unpoetisch.
Ich will nicht poetisch leben.
Dann wird dein Zimmer also frei.
Freu dich nicht zu früh!
Ich freu mich überhaupt nicht.
Das kann ich mir denken. Ohne mich läuft doch hier gar nichts.
Du lässt mich also hier mit den Männern hocken?
Die tun mir jetzt schon leid.
Dein Bruder freut sich bestimmt.
Der kriegt das Zimmer?
Ja, was denkst du denn?
Ein bisschen könntest du es ja noch lassen.
Du meinst, so ganz in Rosa? Mit den 1.000 Parfumfläschchen, den
Schminksachen, den Decken, den Pölsterchen?
Es ist das einzige gemütliche Zimmer in der Wohnung. Und jetzt zieht
der ein mit seinem Fahrrad neben dem Bett und seinem Computer und
all dem! Aber es ist sowieso ein Mauseloch!
Du wirst noch an dieses Mauseloch denken.
Das hättest du wohl gern.
Was glaubst du eigentlich? Ich will, dass du dich frei entfalten kannst.
Dass du dein eigenes Leben lebst. Ja, und ich kann auch mein Leben
freier leben. Die ganze Nacht tippen! Stundenlang im Badezimmer!
Wann ziehst du aus?
Zuerst muss ich mir Wohnungen anschauen. Vielleicht sind sie grindig.
Oder in unmöglichen Gegenden. Wenn ich sie alle ablehne …
Dann kommst du wieder auf Platz 30.000.
juni 2009 an.schläge 31
holocaust&punk
G e n y a R a v a n a k a G e n y u s h a Ze l k o w i t z
Mazel-Tov-Cocktails
Als die Töchter und Söhne der Holocaust-Überlebenden auf die Popmusik stießen, entstand Punk. Mit den Mitteln
der Komödie, Überzeichnung und Rebellion versuchten Punkprinzessinnen wie Genya Ravan oder Helen Wheels ihre
Familiengeschichte zu verarbeiten. Von Kerstin Kellermann
Steven Lee Beeber: Die HeebieJeebies im CBGB’s. Die jüdischen
Wurzeln des Punk. Übersetzung:
Doris Akrap
Ventil Verlag 2008, 17,90 Euro (D)
32 an.schläge juni 2009
Die „Bibliothek von unten“ ist
im Treppenaufgang unter einer
steinernen Brücke in der Wiener Wipplingerstraße gelegen.
Dieser Ort könnte sich auch im
Venedig des letzten Jahrhunderts befinden, und den Eingang findet eigentlich nur, wer weiß, wo er ist. „Punk ist
eine politische Haltung, kein Lebensstil“, sagt Doris Akrap, die aus Berlin anreiste, um dort das von ihr übersetzte
Buch „Die Heebie-Jeebies im CBGB’s“
vorzustellen (und bei der Präsentation
bereits ein mehrstündiges Interview
auf Serbisch mit dem Architekten
Bogdan Bogdanovic inklusive einiger
Schnäpse hinter sich hat).
In der New Yorker Bar CBGB hatten
alle großen Punk-Bands ihre ersten Auftritte. Die „Heebie-Jeebies“ zu haben,
bedeutet ein Gefühl der Unruhe oder
Nervosität zu spüren. Das Buch selbst
schrieb Steven Lee Beeber, der an die
150 Interviews mit MusikerInnen und
BandgründerInnen führte und erstmalig deren jüdischen Hintergrund und
seinen Einfluss auf die Punk-Bewegung
in den USA analysierte. „Der Autor
musste mir immer wieder jiddische
Worte im Englischen erklären, die doch
eigentlich aus dem Deutschen stammen“, erzählt Akrap über die aufwändige Übersetzungsarbeit, die für die Jungle World-Journalistin mit einem Musi-
ker-Interview und einem Zufallsergebnis bei einer Internet-Recherche begann. In Wien spricht sie zwei Stunden
lang äußerst konzentriert und begeistert über die zweite Generation der Holocaust-Überlebenden, die ihre Eltern
nicht vor der Verfolgung durch die Nazis und dem erlittenen Unheil schützen
konnten, sich aber mit den mörderischen Taten auf provokante Weise auseinandersetzten, wie z.B. die Ramones
mit dem Song „I am a Nazi Schatzi“.
Lied-Schreiber Tommy von den Ramones (eigentlich Tamas Erdelyi) war in
Ungarn der Verfolgung durch die Nazis
entkommen, seine Familie wurde großteils umgebracht.
punk&holocaust
Provokante Rache. „Punk ist nicht nur lautes Schlagzeug, sondern begann damit,
dass sich der Pop dem Holocaust gewidmet hat“, sagt Doris Akrap. „Die
Punks waren die ersten, die sich mit
Popkultur und Holocaust beschäftigten. Ihre Eltern kamen aus der Generation, die den Holocaust erlebt hatte. Sie
wollten deren Erfahrungen aufarbeiten, aber nicht so deutsch, preußisch,
ernst – sondern auf lustig. Sie wollten
die Traumata nivellieren, herunterspielen, salopp mit Unterhaltungswert unter die Leute bringen.“ Gleichzeitig
ging es, ähnlich wie in Jugoslawien in
der Auseinandersetzung mit Müttern
men ist.“ Wird das sozial-kulturelle
Umfeld vernichtet, bleibt nur rassistische Ethnisierung. Die Punks wehrten
sich gegen Identitätspolitik, und Beeber schreibt von der „Endlösung der
Endlösung“: „Die Nazi-Symbolik im
Punk ist (…) respektlos gegenüber den
Nazis. Sie ist die Verkörperung jüdischer Rache, die in der Tradition der
Komödie steht.“
Mütter der Riot Grrrls. Punk bedeutete für
Frauen, sich quasi legitim aufführen zu
dürfen, es beinhaltete jede Menge
Trotz, Kraft und Widerstand und verlieh
ihnen die Macht, über Auftritte in der
vom Reformjudentum und vom Feminismus geprägt. Ihre Mutter war ein
Fan der jüdischen Abgeordneten und
Feministin Bella Abzug, Mitglied des
New Yorker Repräsentantenhauses.
Wheels, die „Hölle auf Rädern“, schmiss
„Mazel-Tov-Cocktails auf die Glashäuser der Punks“, schreibt Beeber. Ein späteres jüdisch orientiertes Riot-GrrrlZine nannte sich übrigens Mazel-TovCocktail. Beide, Zelkowitz und Wheels,
übten einen großen Einfluss auf
zukünftige Performerinnen wie Annie
Sprinkle (Ellen Steinberg), die mit Lydia
Lunch arbeitete, Meredith Monk oder
die Bildkünstlerin Cindy Sherman aus.
„Die Punks waren die ersten, die sich mit Popkultur und Holocaust beschäftigten.
Ihre Eltern kamen aus der Generation, die den Holocaust erlebt hatte. Sie wollten
deren Erfahrungen aufarbeiten, aber nicht so deutsch, preussisch, ernst –
sondern auf lustig. Sie wollten die Traumata nivellieren, herunterspielen,
salopp mit Unterhaltungswert unter die Leute bringen.“
und Vätern, die PartisanInnen waren,
um eine gewisse Distanzierung von
den HeldInnen-Eltern, um eine eigene
Identität zu gewinnen. „Jeder hat ein
Problem mit seinen Eltern“, meint
Akrap. „Aber die Eltern sind in diesem
Fall die Generation der HolocaustÜberlebenden, und das kann man nicht
aussparen. Die Band Dictators z.B. wollte in einer Mischung von komischem
Getöse und jüdischem Humor mit den
Diktatoren brechen.“
Von draußen hört man laut die
Stimmen derer, die gerade die Stiege
hinuntergehen. Neue Punks treffen
ein und suchen sich einen Sitzplatz.
„Das Buch wurde von den jüdischen
Gemeinden, die zum Teil konservativ
sind, ambivalent aufgenommen und
äußerst kritisch rezensiert“, erzählt
Akrap. In der Einleitung zum Buch bezieht sich Peter Waldmann, Literaturwissenschafter und Vorsitzender der
Jüdischen Gemeinden in RheinlandPfalz, auf Hannah Arendts Definitionen von „Jüdischsein“: „Für sie ist Jüdischsein der Endpunkt einer unheilvollen Entwicklung im Judentum, die
aus ihm ein natürliches statt ein kulturelles, religiöses Phänomen macht.
(…) Jüdischsein wäre also dejudaisiertes Judentum, eine natürliche Fatalität, die nur noch rassisch zu bestim-
Öffentlichkeit ihre Positionen zu bestimmen und zu verteidigen. Goldie
Zelkowitz war die erste Frau in der Geschichte des Rock, die mit einer elektrischen Gitarre auf die Bühne ging. Sie
erkämpfte sich die Macht vor und hinter der Bühne. Ihre Band Goldie and the
Gingerbreads war die erste reine Frauenband, bei der Frauen tatsächlich das
Sagen hatten (die Runaways und die
Monkees wurden von Männern kreiert)
und die von einem großen Label übernommen wurden. Goldie Zelkowitz, die
sich Genya Ravan nannte, war „der härteste Typ unter harten Typen“, schreibt
Beeber, „man kann sie als die Mutter
der Riot Grrrls betrachten“. Im Mittelpunkt ihrer Musik standen Themen
und Bedürfnisse von Frauen. Sie lebte
ihre Rebellion aus, war aber „viel zu
sehr ein Anführer“, so Beebers Einschätzung, und „selbst für den Rock
fast viel zu viel“, um beim männlichen
Publikum anzukommen, das Wildheit,
Rebellentum und Ausgelassenheit bei
einer Frau nur bis zu einem gewissen
Ausmaß tolerierte.
Genyusha Zelkowitz wurde in Lodz
geboren, ihre Großeltern, Tanten, Onkel
und zwei Brüder wurden in Konzentrationslagern ermordet. Helen Wheels
(eigentlich Helen Robbins, Kurzversion
von Robinovitch) wurde in ihrer Jugend
Ambivalente Paare. Patti Smith, die Rebellin aus der Arbeiterklasse New Jerseys,
arbeitete als freie Journalistin, als sie
Danny Kaye kennenlernte. Mit dem jüdischen Jungen, der wie ein Mädchen
aussah, trug Smith ihre Texte auf der
Bühne vor, während Kaye dazu Krach
machte. 1971 gründeten die beiden eine Band, die die Wut der Arbeiterklasse
mit dem zumeist linken Politikverständnis jüdischer EinwanderInnen
in die USA verband. „Patti hielt sich
weder für eine Frau noch für einen
Mann. Um mit ihr zu spielen, durfte
auch ich mich weder für einen Mann
noch für eine Frau halten“, beschreibt
Kaye die 32-jährige Zusammenarbeit
des Paares.
Lou Reed ging bei Velvet Underground mit der von ihm angebeteten
„Schicksengöttin“ Nico keinen androgynen Gender-Weg. Der jüdische Reed
hasste die aus einer deutschen NaziFamilie stammende Sängerin seiner
Band, fühlte sich andererseits gleichzeitig stark von ihr angezogen. Ebenfalls Affäre und musikalisches Band
verknüpften Chris Stein mit dem autonomen Adoptivkind Debbie Harrie. Die
Nachfolgepartie von Debbies Frauenband The Stiletto benannte Chris
äußerst sarkastisch „Blondie“ – nach
❚
Hitlers Hund!
juni 2009 an.schläge 33
feministcrafting
Fo t o : Ve ra N e u b a u e r
„Häkeln ist Class War“
Wie das Handarbeiten aus den vier Wänden ausbricht und zu einem subversiven Akt wird: widerständige
Häkelkränzchen, vorgestellt von Andrea Heinz.
www.prickyourfinger.com
www.castoff.info
www.veraneubauer.com
Eine Best Of Vera Neubauer-DVD
wurde von Tricky Women herausgebracht und ist unter
www.trickywomen.at erhältlich.
www.umschlagplatz.at
Der World Wide Knit in Public Day
findet am 13. Juni statt. In Krems
wird er von der Ersten Österreichischen Handstrickergilde am Dreifaltigkeitsplatz veranstaltet. In Wien
trifft sich der Umschlagplatz im
Museumsquartier, Carla und Verena
veranstalten einen WWKiP-Day im
Stadtpark. Mehr Infos gibt es unter
www.wwkipday.com.
34 an.schläge juni 2009
Wie qualifiziere ich eine Person
schnell und effektiv als im Pensionsalter und weiblichen Geschlechts? Ich setze sie auf einen Schaukelstuhl, gebe ihr
Strickzeug in die Hände – fertig ist die
„Oma“. Alle anderen legen die Strickund Häkelnadeln schließlich nach Ende
der Pflichtschuljahre erleichtert aus den
Händen und widmen sich wichtigeren
Dingen. Stricken, so scheint es, ist Teil
des alten, unfreien Frauenbildes. Und
wann kann man unliebsame Rollenbilder schon mal so einfach zurück in den
(Handarbeits-)Korb werfen?
„Die Leute scheinen mehr Vorurteile über die Rolle von Handarbeiten zu
haben als über die Rolle von Frauen“,
sagt Rachael Matthews. Gemeinsam
mit Louise Harries betreibt sie den mo-
dernen Kurzwarenladen Prick Your Finger in London. Bereits als kleines Kind
begann sie mit dem Handarbeiten: „Es
war der einfachste Weg für meine Mutter, mich ruhig und zufrieden zu halten.“ Später gründet Matthews den
Cast Off Knitting Club, einen „performance knitting circle“, der Stricken als
modernen und kreativen Zeitvertreib
etablieren möchte. Sie beginnt, sich Gedanken über die Materialien zu machen: „Mir wurde klar, dass so viele der
Materialien für uns keinen Charakter
haben, weil wir nicht wissen, woher sie
kommen oder wonach sie riechen. Ich
wollte einen Shop, in dem wir die Geschichte hinter jedem Garn erzählen
können.“ Zusammen mit Louise Harries
gründet sie Prick Your Finger. Harries
kommt aus der Mode-Branche und war
als Strickwaren-Designerin bei Firmen
wie Gucci und Gap tätig. „Louise und
ich kommen beide vom Land. Wir haben
gesehen, wie Großbritannien seine Manufaktur-Basis verloren hat, seine WollMühlen und Strick-Fabriken. Wir sehen
Bauern, die Schwierigkeiten haben, ihre
Wolle zu verkaufen. Diese Themen vermischen wir mit Mode-Design und unserer Galerie. Wir zeigen beispielsweise
die Arbeit von Textil-KünstlerInnen in
unseren Schaufenstern.“
Playlists wie Patchworks. Neben dem Shop
haben Prick Your Finger ein neues Projekt gestartet: Analogue Amnesty. Auf
der Bühne spinnen Rachael Matthews
und Louise Harries alte Mix-Tapes zusammen mit Wolle zu einem Garn und
machen daraus Schals – so geschehen
craftingfeminist
auch auf dem diesjährigen Donaufestival in Krems. „Die Welt, die ich bewohne, wenn ich spinne, kann eine sehr private sein. Als ich aufgewachsen bin, bewohnten auch Mix-Tapes diese Welt.
Mix-Tapes waren wie Textilien für mich:
Ich machte Playlists wie Patchworks,
das Mixen von Songs und SoundSchnipseln war wie das Mixen von Farben und das Zugeben von Juwelen. Als
ich begann zu spinnen, beschäftigte
ich mich auch mit Fasern und ihrer Wirkung auf die Umwelt. Das geliebte
Mix-Tape wurde plötzlich zu einer
Umweltverschmutzung, und ich
wollte wieder etwas Sinnvolles daraus
machen.“
ten, während sie am Spinnrad saßen,
strickten oder häkelten. Für lange Zeit
war Stricken eine der wenigen akzeptierten kreativen Betätigungen für Frauen. In ‚The Last Circus’ wird eine Verbindung hergestellt zwischen dem Weben
der Charaktere und dem Weben der Erzählung“, erklärt Vera Neubauer. Sie verweist auf die Historikerin Marina Warner und deren Theorie über die Parallelen zwischen dem Handarbeiten eines
Objektes und dem Erzählen einer Geschichte: „Die Struktur der Märchen-Erzählungen wiederholt die Strukturen einer der typischsten Arbeiten von Frauen
– das Herstellen von Textilien von der
Wolle des Flachs bis zum fertigen Klei-
gefertigt hat und die an die eigenen
Wünsche und Bedürfnisse angepasst
sind“, sagt Vera Brlica vom Wiener Umschlagplatz. Gemeinsam mit Katharina
Nopp hat sie vor gut zwei Jahren
strickend den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. „Im Grunde wollten wir
nur bei einem Krügerl stricken und tratschen“, erzählt sie. Heute gibt es regelmäßige Strick-Treffen, der E-Mail-Verteiler umfasst mehr als 85 Personen. Doch
eines fällt ihnen immer wieder auf: wie
stark das Stricken an das weibliche Geschlecht und dessen Identität gebunden ist. „Männer reagieren wesentlich
offener auf uns als Frauen. Der Zugang
zum Stricken ist für sie wohl aus der
„Handarbeiten ist eine Möglichkeit des Widerstandes gegen von Unternehmen
angeheizten Kapitalismus.“ Denn wer seine Sachen selbst macht, statt sie von
gewinnorientierten Unternehmen zu kaufen, lehnt sich effektiv gegen deren
oft unethische Produktionsmethoden auf.“
dungsstück.“ Vera Neubauer führt die
Arbeit dieser Frauen in gewisser Weise
fort, sie webt Frauenleben in Geschichten und benutzt dazu genau jene Techniken, die Frauen lange Zeit als einzige
kreative Arbeit erlaubt waren.
„Heute bestimmen HandarbeiterInnen (viele mit feministischem Hintergrund) die einst häusliche Tätigkeit
der Handarbeit als befreiende und lustvolle Tätigkeit neu, sie machen daraus
eine Form von feministischem Widerstand“, schreibt die Userin pinupchick
auf der Handarbeitsbörse www.etsy.com.
Sie studiert an der University of Western Ontario und plant eine akademische Studie über „Handarbeiten als eine Möglichkeit des Widerstandes gegen von Unternehmen angeheizten
Geschichten spinnen. Ausgewiesen feminis- Kapitalismus, mit besonderem Fokus
tisch strickt die britische Filmemacherin auf ‚feminist crafters‘“. Denn wer seine
Vera Neubauer. In ihren Filmen verwen- Sachen selbst macht, statt sie von gewinnorientierten Unternehmen zu
det sie gerne handgestrickte und
-gehäkelte Puppen, wie in „The Last Cir- kaufen, lehnt sich effektiv gegen deren
oft unethische Produktionsmethoden
cus“ (2004). Erzählt wird darin die Lebensgeschichte von Godiva, angelsäch- auf.
sische Edelfrau, Kunstreiterin und PatroKnit in Public. Einmal abgesehen davon,
nin der Künste. Träume und Erinnerundass es ein völlig anderes Gefühl ist, ein
gen werden mit Elementen von Zirkus
und Märchen verwebt. „Das ist Godivas selbstgemachtes Kleid zu tragen, statt
Geschichte, und ihre unterbewussten
an einem schlecht sitzenden H&M-FetWünsche und Erinnerungen bestimzen herumzuzupfen. „Es ist ein wahres
men die Narration. Es waren oft Frauen, Glücksempfinden, wenn man Kleidie an Winterabenden Märchen erzähl- dungsstücke trägt, die man selbst anMaterialien sind der Angelpunkt in
Matthews’ und Harries’ Arbeit: weg von
der Synthetik, hin zum Handgemachten, zu Textilien mit Geschichte. Daneben gibt es aber auch noch eine andere
Dimension:„Ich liebe es zu sehen, dass
Frauen das Handarbeiten wieder für
sich beanspruchen, denn je mehr Fertigkeiten wir lernen, desto geschickter
werden wir. Und ohne Geschicklichkeit
haben wir keine schönen Dinge“, sagt
Matthews. „Ich würde mich selbst als
Feministin bezeichnen, aber ich habe
kaum die Möglichkeit, darüber zu diskutieren. Handarbeiten scheint in diesem
Zusammenhang ein besonders heißes
Thema zu sein. Aber wie Yoko Ono sagt:
‚Don’t know, I’m just doing it‘.“
Tradition heraus unbelasteter. Viele
Frauen verbinden damit immer noch
die Oma zu Hause oder das ‚Heimchen
am Herd‘. Genau deshalb wollen wir
das Stricken oder generell das Handarbeiten entstauben. Wir wollen aus der
privaten Tätigkeit eine öffentliche machen, stolz darauf sein und nebenbei
noch eine alte Kulturtechnik erlernen
und weitergeben. Oder wie ein Freund
von uns so passend gesagt hat: ‚Häkeln
ist Class War‘“.
Auch wenn sich Vera Brlica und
Katharina Nopp nicht unbedingt als
„feminist crafters“ bezeichnen würden, sind sie sich ihrer Wurzeln bewusst. „Diese Leidenschaft, die uns
immer mehr in Anspruch nimmt und
unser Leben prägt“, sagt Vera, „wurde
in unserer Gesellschaft von Frauen
entwickelt und tradiert. Und umgekehrt hat diese Tätigkeit das kollektive
Bild der Frauen geprägt. Umso wichtiger erscheint es uns, bunt gemischt in
der Öffentlichkeit Präsenz und damit
auch unsere Wertschätzung für diese
Frauen zu zeigen.“ Das werden sie
auch am World Wide Knit in Public Day
am 13. Juni tun. Seit 2005 findet der
einmal im Jahr an mittlerweile fast
200 Orten weltweit statt. Menschen,
die gerne stricken, kommen hier zusammen. Motto: Better living through
stitching together.
❚
juni 2009 an.schläge 35
girlmonster
A n n L i v Yo u n g b e i d e r G i r l M o n s t e r N i g h t a u f d e m D o n a u fe s t i v a l . Fo t o : F l o r i a n S c h u l t e
„Visuelle Sprachen subvertieren“
Für die „Girl Monster Night“ beim Donaufestival kuratierte die New Yorker Künstlerin A.L. Steiner ein
queer-feministisches Videoprogramm und hielt eine Lecture zum Thema feministische Kunst. Im Interview mit
Silke Graf und Vina Yun sprach sie über die Entstehung der „Girl Monster“-Events und den Sinn von „Pop-aganda“.
an.schläge: Sie sind kollaborierendes
Mitglied von Chicks on Speed
(COS) – wie hat die Zusammenarbeit mit der Gruppe begonnen?
A. L. Steiner: Das COS-Kollektiv
setzt sich aus verschiedenen Mitgliedern zusammen, die hier und da an unterschiedlichen Projekten tätig sind. Ich
arbeite seit 2003 mit ihnen zusammen,
Es gab eine Serie von Live-PerformanceAbenden mit dem Titel „Art Rules!“, Kollaborationen zwischen mir und Melissa
Logan, Alex Murray-Leslie, Anat Ben-David, Kathi Glas und Douglas Gordon.
Diese wurden zwischen 2006 und 2008
in Paris, Madrid, Wien und Kyoto präsentiert. Meine Lecture fußt auf diesen Performances.
Monster“-Live-Events hervor, die regelmäßig im Kampnagel Theater in Hamburg stattfinden. Ein Traum von Alex
und Melissa, das Girl-Monster-Orchester, hat im April seine Premiere beim
Donaufestival gefeiert – und Alex, Melissa und mich von COS, The Raincoats,
MEN, Anat Ben-David, Yo! Majesty, Koko Von Napoo, Prick Your Finger, Ann
„Was wir zu wissen meinen, im Besonderen hinsichtlich der Begriffe ‚Genie‘
und ‚Kultur‘, ist pure patriarchale Fantasie.“
Übersetzung aus dem Englischen:
Silke Graf und Vina Yun
36 an.schläge juni 2009
als wir uns bei der Art Basel Miami kennenlernten und ich mich als Groupie in
die Mitte geschlafen habe. Wir begannen mit Foto- und Video-Kollaborationen und erweiterten das Ganze um Installationen und Live-Performances, die
wir ständig weiterentwickeln. Wir informieren und bereichern uns gegenseitig.
„Girl Monster“ ist der Titel der
2006 veröffentlichten, dreiteiligen CDKompilation von Chicks on Speed, die
von Alex und Melissa organisiert wurde. Die Kompilation präsentiert Frauen
aus Punk und Post-Punk, aktuelle Trickster und Electro-Rock-Prankster. Dieses
Projekt brachte schließlich die „Girl
Liv Young und Isabelle Lewis sowie
robbinchilds zusammen auf die Bühne gebracht, dirigiert von Gustav und
Else.
Ihr Vortrag, der sich feministischer
Kunst und der Neuerzählung der Kunsthistorie aus feministischer Sicht widmet,
ist ein Mix aus Aufklärung und Enter-
tainment, und nähert sich in seiner Form
klassischen Propaganda-Reden an. Was
hat es mit dieser Darstellungsweise
auf sich?
Was ich mache, ist, einem Pop-Publikum kleine Schnipsel aus der Kunstgeschichte zuzuwerfen. In diesem Setting ist das Publikum sehr offen für Information, weil es zugleich „unterhalten“ wird. Mein Vortrag ist ja recht kurz,
etwa zehn Minuten decken ein Millennium an Kunstgeschichte von Frauen
ab, die ausgelöscht, ausgegrenzt oder
marginalisiert wurde, aber dank feministischer Autorinnen, Historikerinnen,
Künstlerinnen, Kuratorinnen u.a. neu
geschrieben und neu installiert wird.
Das COS-Kollektiv ermutigte mich, die
Idee dieses Vortrags im Pop-Setting zu
entwickeln und weiter zu verfolgen,
nachdem wir in „Art Rules!“ damit experimentiert hatten.
Was wir zu wissen meinen, im Besonderen hinsichtlich der Begriffe „Genie“ und „Kultur“, ist pure patriarchale
Fantasie. Der Begriff „Propaganda“
wurde übrigens von der päpstlichen
Vorherrschaft im 15. Jahrhundert geprägt, die ihre Doktrinen, Glaubensinterpretationen und Prinzipien als
„Wahrheit“ verbreitete. In Anlehnung
an Anat Ben-David (ebenfalls kollaborierendes Mitglied von Chicks on
Speed, Anm.) bevorzuge ich den Begriff
„Pop-aganda“. Die feministische Kunst
des 20. Jahrhunderts ist die jüngste
monumentale Revolution in der Kunstwelt, und endlich erhält sie auch mehr
Aufmerksamkeit.
In Ihrer Lecture fallen Namen wie
Ana Mendieta, Yayoi Kusama, Betty Tomkins, Gina Pane, Carolee Schneemann –
Künstlerinnen, die lange Zeit vom männlichen Kunstkanon ignoriert worden sind.
Ist die Betonung des Ausschlusses aufgrund des Geschlechts aber nicht zugleich eine Nivellierung der unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen und Hintergründe?
Die Theoretikerin Luce Irigaray sagt,
dass in unserer patriarchalen Kultur die
Wahrnehmung dem „passiven“ Pol zugeordnet und damit traditionell weiblich besetzt ist, während das kreative
Schaffen ein männliches Privileg darstellt. Das Verständnis von „Genie“ wird
von jenen bestimmt, die als biologisch
männlich wahrgenommen werden und
S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a
zufälligerweise auch diejenigen sind,
die Geschichte schreiben und sie besitzen oder besessen haben.
Monique Wittig argumentiert, dass
vom „heterosexuellen Geist“ (siehe den
Essay „The Straight Mind“, Anm.) Gesellschaft nur dort wahrgenommen wird,
wo Heterosexualität auch alle menschlichen Beziehungen regelt – die Produktion von Begriffskonzepten und alles
unbewusste Weiterverarbeiten beruht
auf diesem absurden, normativen, heterosexuellen Gerüst.
Diese zwei Aspekte charakterisieren die Schwerpunkte meines Interesses, und ich hoffe, diese auch in meiner
Performance zu transportieren. Die in
meinem Dia-Vortrag präsentierten
Künstlerinnen bringen die oben genannten Punkte zum Explodieren, und
sie liefern den Schlüssel zu unserem
Unbewussten und zu unserer Psyche.
Für mich liegt die Essenz feministischer
Kunstkritik in der (Re-)Strukturierung
von Begrifflichkeiten wie Künstler, Autor, Erzieher, Experte und Genie.
2006 waren Sie Ko-Kuratorin
des Ausstellungsprojekts „Ridykeulous“
in New York, das lesbische Künstlerinnen präsentierte. Was bedeutet
„Ridykeulous“, und welche Idee steckt
dahinter?
Das „Ridykeulous“-Projekt ist eine
Kollaboration zwischen mir und Nicole
Eisenman als Kuratorinnen und anderen Künstlerinnen. Es manifestiert sich
in verschiedenen Formen – einem Zine,
Ausstellungen, Diskussionen, Dinners,
Lectures und Aktionen. „Ridykeulous“ ist
der Versuch, sowohl theoretische als
auch visuelle Sprachen zu subvertieren,
die üblicherweise feministische oder
lesbische Kunst definieren. Um aus einigen Überlegungen von uns und anderen zu zitieren: „Ridykeulous behauptet,
einen kulturellen Moment zu destillieren, das Blut und die Eingeweide einer
Untergrund-Bewegung anzuzapfen. Ridykeulous versucht sich an der Erosion
vorhandener Einschränkungen von Kultur. Ridykeulous wird dir alles und
nichts erzählen und dich in einen Abgrund der Wut stoßen.“ Der Begriff
Ridykeulous spielt mit dem Lächerlichen („ridiculous“) oder – in unserem
Universum – auch mit „ridickulous“;
spielt mit dem Absurden, der Heuchelei,
der Ernsthaftigkeit und der Geschichte
– also mit den Umständen unseres alltäglichen Lebens.
❚
denice
The Worst Dykefilms EVER
I love lesbian (pop)culture. When I switched from identifying
as a lesbian to being queer, I felt a sting in my heart, a feeling
of losing something, of not being a part of this exclusive club
anymore. This club where, to be perfectly honest, the taste at
times is somewhat questionable. I missed the early years of
sucking up anything remotely connected to “being lesbian”
and the feeling of looking for dyke-hints everywhere. This
could of course have as much to do with ageing as it has to do
with identity, but still ... My first lesbian years I ploughed
through the whole jungle of female homosexuality pictured in
films and books and tried to convince myself that it was all
good. After literally hundreds of hours wasted on bad storylines, acting and writing, I am still quite happy that I spent all
that money and time on trying to find some character that I
could identify with. And since I am a huge fan of lists …
The Worst Dykefilms EVER:
1. Claire of the Moon
2. Bar Girls
3. Nachbarinnen
4. Lianna
5. D.E.B.S.
Kissing scenes that I rewound and watched again and again
and that, as I realized later, were NOT that hot (and not very
“lesbian”):
1. Selma Blair and Sarah Michelle Gellar in Cruel Intentions
2. Kristin Scott Thomas and Emanuelle Seigner in Bitter Moon
3. Maria de Medeiros and Uma Thurman in Henry and June
4. Neve Cambell and Denise Richards in Wild Things (wtf???)
5. Naomi Watts and Laura Harring in Mullholland Drive
Books I read where I want my time and money back:
1. Price of Passion (The mere thought of it turns my stomach.)
2. Affinity by Sarah Waters
3. Everything written by Lisa Alther (and I, stupid, read them all.)
4. The Mammoth Book of Lesbian Erotica (nearly made me frigid)
5. My Summer of Love (Film good. Book sucks BIG time!)
Five lesbian icons that people have got to STOP saying are hot.
They are not.
1. Jodie fucking Foster (the nose, the voice, the absence of lips)
2. Ellen DeGeneres (Funny, clever. But NOT a hottie.)
3. Carmen from The L-Word (Don’t even get me started ... )
4. Cynthia Nixon (Just because she came out does not mean
that ... )
5. Demi Moore in G.I. Jane (no. no. NO!)
Feel free to sue me for political incorrectness if you want to, but
I never got the thing about “vagina music” (quote from Six Feet
Under) either: Indigo Girls, Melissa Etheridge and the rest ...
Still, I will continue to do a little jump and make a little “yeay”
sound every time some celebrity dares to come out, some lame American TV-series decides to spice things up by having a
lesbian tender storyline or the next big hit detective novel has
a heroine that turns out to be a muff-muncher!
juni 2009 an.schläge 37
Music Therapy
Neue und alte Selbstheilungskräfte aktivieren mit Silke Graf.
www.peachesrocks.com
www.batforlashes.com
www.myspace.com/micayomusic
www.myspace.com/speechdebellemusic
38 an.schläge juni 2009
Peaches ist zurück! Auf die Alben The Teaches Of Peaches
(2002), Fatherfucker (2003) und
Impeach My Bush (2006) folgt
mit I Feel Cream (XL Recordings/Edel) ein vergleichsweise harmloser Albumtitel. Und nicht nur der ist
weniger explizit als seine Vorgänger,
auch Songs wie „Relax“, „Talk To Me“
und „Mommy Complex“ verzichten auf
„dix“, „tits“ und „cum“. Frau Merrill Nisker thematisiert dafür den Sex-Appeal
des Älterwerdens – hat sie doch selbst
schon die 40er Grenze überschritten –
und rappt auf ihrem Album Zeilen wie
„lick my crow’s feet!“. Doch keine Angst
– die nach einer Figur aus einem NinaSimone-Song benannte „Queen of Electrocrap“ rockt nach wie vor ganz gewaltig, nur diesmal mit Unterstützung von
Produzententeams wie Simian Mobile
Disco, Digitalism, Soulwax und special
guest Shunda K von Yo! Majesty („Billionaire“) eben vielseitiger und auch schon
mal richtig gefühlig („Lose You“). Und
neu ist auch: Peaches singt! Große Gefühle am Dancefloor sind dabei vorprogrammiert, das Herz geht über, wird
aber von Tracks wie „More“ und „Take
You On“ wieder in alter Peaches’
straight-and-sexy-beat-Manier zurückgeholt in die harte Realität feucht-cremiger Träume. Möge sie uns noch lange
mit ihrer genderbending Energie beglücken!
Um einiges verträumter und sanfter schwebt das neue Album von
Natasha Khan alias Bat For Lashes da-
her. Two Suns (Parlophone/EMI) bleibt
dem Debüt Fur And Gold (2007) atmosphärisch treu: Piano, Streicher, VintageOrgel und Mandoline sorgen für beklemmende, intensive Momente. Für die
Beat-Programmierung hat Khan diesmal die Brooklyner Experimentalisten
Yeasayer engagiert, die für Khans von
Gospel-Chören und Hall umfassten Gesang einen feinen Klangteppich gebastelt haben, der auch schon mal 1980erSynth-Orgien feiert („Daniel“). Mystic
Pop also, der ein bisschen nach Kate
Bush, Roisin Murphy und David LynchFilmen klingt, diesmal inspiriert von der
kalifornischen Wüste. „Peace of Mind“
klingt wie ein Meskalin getränkter Hippietraum, dem das letzte Stück „The Big
Sleep“ mit einem Scott Walker-Duett
noch eins draufsetzt.
Doch nun zu zwei Neuvorstellungen. Ebenfalls aus Großbritannien
kommen Micachu and The Shapes, deren androgynes Frontwesen, Mica Levi
– 21 Jahre jung –, an der Guildhall
School of Music and Drama Komposition studierte. Der Papa ist Lektor am
Londoner Royal Holloway College, Spezialbereich „Music in the Third Reich“,
die Mama Cello-Lehrerin. Natürlich
lernte Mica von klein auf Klavier und
Violine – was man dem Erstlingsalbum
Jewellery (Accidental/Rough Trade) auf
die Schnelle allerdings gar nicht anhören würde: Alles klingt roh, wild und
improvisiert, entfaltet jedoch bei genauerem Hinhören spannende Melodien, Strukturen und Formen. Hier ist ein
Freigeist am Werk, der Rhythmen aus
Genres wie Grime und HipHop elegant
in ein rumpelndes Popkleid gießt. „This
sound is everywhere but it can’t be
found“, singt Micachu in „Golden Phone“.
Es überrascht nicht, dass Matthew Herbert hier als Mentor und Produzent
dem kleinen Juwel den nötigen Schliff
verpasst hat.
In Londons HipHop-Szene dürfte
Micachu einer anderen jungen Künstlerin begegnet sein: Auf dem Anfang Juni
erschienen Debütalbum Speech Therapy
(Big Dada/Ninja Tune/Hoanzl) singt sie
mit Speech Debelle den Song „Better
Days“. Nach fünf Jahren Arbeit erscheint das Album beim Qualitätsgaranten Big Dada. Doch nicht nur viel
Zeit, auch viel Herzblut fließt und
pocht in den 13 Tracks der in einer englisch-jamaikanischen Mittelklassefamilie aufgewachsenen Spoken-WordArtistin. Tatsächlich kommt der Albumtitel nicht von ungefähr: Verwundbar,
offen und mutig präsentiert sie sich in
schlicht-schönen Tracks wie „Searching“ oder „Go then, Bye“. Instrumentiert mit Streichern und Bässen, Piano
und echtem Schlagwerk bündelt
Speech Debelle alle nötigen Kräfte zur
Aktivierung der Selbstheilungskräfte
und klingt dabei frisch und organisch.
Für den Sound zeichnen Roots-Manuva-Produzent Wayne Lotek und Big Dada-Gründer Will Ashon verantwortlich.
Wenn das mal nicht der Anfang einer
großen Karriere ist. „Music is healing.“
Word!
❚
Neue Solidargemeinschaften
Judith Butlers neues Buch umfasst den Entwurf alternativer Familienmodelle ebenso wie die Kritik
an der Regulierung von Inter- und Transsexualität. Von Claire Benedikt
Vor zwanzig Jahren schlug Judith Butlers „Gender Trouble“
ein wie eine Bombe. Die Popularität der US-amerikanischen
Theoretikerin hat seither nicht
abgenommen – genauso wenig wie die
Komplexität ihrer Texte. In der nun auf
Deutsch erschienenen Übersetzung ihrer Essaysammlung „Undoing Gender“
aus dem Jahr 2004 will Butler Missverständnisse aus dem Weg räumen, die
die von ihr vollzogene Verunsicherung
der Unterscheidung von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziales
Geschlecht) im feministischen Diskurs
ausgelöst haben und ruft den LeserInnen Grundlagen ihrer Theorie aufs
Neue ins Gedächtnis. Und das ist auch
notwendig, denn noch immer müssen
Gender- und Queer-Studies um Anerkennung kämpfen. Butler definiert Gender als „eine Art von Tun (…), eine unablässig vollzogene Tätigkeit, die zum
Teil ohne eigenes Wissen und ohne eigenes Wollen abläuft“. Gender ist ihr
zufolge bekanntlich nicht biologisch determiniert, sondern wird durch unser
Sprechen und Handeln erzeugt. In
ihrem Aufsatz „Gender-Regulierungen“
fragt Butler, „ob es überhaupt ein Gender gibt, das vor seiner Regulierung
existiert“. Und wie immer geht es Butler darum, Möglichkeiten aufzuzeigen,
um bestehende Muster, Regeln und
Ordnungen zu durchbrechen und Identitäten performativ neu zu gestalten.
Viele konkrete Regulierungen sind jedoch weiterhin rein biologistisch fun-
diert. „Rechtliche, militärische, psychiatrische“ Regulierungen, wie Butler
schreibt, legen fest, wie und was Männer oder Frauen sein sollen.
Butler zeigt aber auch eine sehr
persönliche Seite von sich und lässt in
ihre Aufsätze immer wieder Anekdoten
und Autobiografisches einfließen. Insgesamt lässt sich eine Verlagerung von
Butlers politisch-philosophischem Ziel
einer Aufweichung von Geschlechternormen hin zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit Gewaltverhältnissen beobachten.
In zwölf Texten widmet sich Butler
teils sehr unterschiedlichen Themen.
Zum Beispiel geht sie der Frage nach, ob
es sich bei Verwandtschaft um eine
„kontingente soziale Praxis“ handelt
und ob das Inzestverbot eigentlich nur
dazu dient, die herrschende Geschlechterordnung zu verfestigen. Geschlecht
ist ein Regulativ, und auch die Kategorien Familie und Verwandtschaft dienen
laut Butler dazu, die Gesellschaft zu regulieren. Konventionelle Familien- und
Verwandtschaftsstrukturen müssen daher radikal infrage gestellt und neue
Formen der Gemeinschaft gefunden
werden, die Butler „Solidargemeinschaften“ nennen möchte.
Insbesondere in ihren jüngeren Texten beschäftigt Butler sich vermehrt
mit Transgender- und Intersexualitätsbewegungen. Sie kritisiert den Umgang
in unserer Gesellschaft mit transsexuellen und intersexuellen Menschen und
stellt in diesem Zusammenhang die
Frage nach „bloßem“ und „lebenswertem“ Leben. Denn noch immer werden
in unserer Gesellschaft Intersexualität
und Transsexualität pathologisiert.
Menschen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wollen, müssen sich, bevor sie das können, einem
langwierigen und demütigenden Prozedere medizinischer und therapeutischer
Behandlungen aussetzen. Butler spricht
sich weiters gegen die gängige Praxis
aus, „Säuglinge und Kleinkinder mit geschlechtlich nicht eindeutiger oder hermaphroditischer Anatomie im Namen
einer Normalisierung dieser Körper
zwangsweise chirurgischen Eingriffen
zu unterziehen“. Die Behandlung intersexueller Menschen zeigt sehr deutlich,
wie Gender-Kategorien dazu benutzt
werden, um Menschen zu normalisieren.
Butler verweist außerdem ein weiteres Mal deutlich darauf, dass es sich
bei Queer- und Gender Studies keineswegs um entpolitisierten Postfeminismus handelt. Und plädiert für Allianzen: „Dass der Feminismus der Gewalt
gegen Frauen, ob nun sexueller oder
nichtsexueller Gewalt, immer entgegengetreten ist, sollte die Grundlage
für ein Bündnis mit diesen anderen Bewegungen abgeben, da phobische Gewalt gegen Körper ein Element ist, das
den Aktivismus gegen Homosexuellenfeindlichkeit und den Kampf gegen
Rassismus, das feministische Engagement, Trans- und Intersex-Aktivismus
eint.“
❚
Judith Butler: Die Macht der
Geschlechternormen und die
Grenzen des Menschlichen
Suhrkamp 2009, 24,80 (D)
juni 2009 an.schläge 39
lesezeichen
Ganze Arbeit
punktuell wie offen, während das „doing gender“ – gerade im so relevanten Medium Arbeit
„Die Frauen- und Ge– weiterhin einer umfassenden analytischen
schlechterforschung ist
Bezugsetzung zu Klasse, Ethnizität oder Alter
im Forschungsfeld ‚Arbeit‘ harrt.
seit mehr als drei JahrVina Yun
zehnten präsent und in
manchen seiner Facetten Brigitte Aulenbacher, Angelika Wetterer (Hrsg.): Arbeit. Perspektiven und
sogar weit präsenter, als
Diagnosen der Geschlechterforschung
es die Teile der Arbeitsfor- Westfälisches Dampfboot 2009, 29,90 Eur (D)
schung sind, die sich vor allem auf die Erwerbsarbeit konzentrieren“, konstatieren die
Herausgeberinnen im Vorwort des vorliegendes Sammelbandes.
Und weil sich feministische Theorie seit jeBitte feministisch
her auf einen Arbeitsbegriff bezieht, der „ganzheitlich“ ist – d.h. mit Blick auf die gesellnachjustieren
schaftliche Gesamtarbeit, die neben der Erwerbsarbeit auch reproduktive Arbeit, EigenDie 26-jährige Eventmanaund Subsistenzarbeit, Ehrenamt und zivilgegerin Karo hat eine Desellschaftliches Engagement miteinschließt,
pression, und das ist insosamt der Reflexion ihrer Bewertung und der
fern schön, als wirklich
Relevanz (zur Aufrechterhaltung) für die Gemal darüber geredet wersellschaft –, widmen sich die Beiträge im Buch
den sollte, dass selbst junauch den unterschiedlichsten Aspekten. Von
ge, hübsche Leute, die scheinbar gut im Leben
der Begriffsgeschichte der Arbeit über bisheri- stehen, nicht davor gefeit sind. Die Fernsehmoge (westliche) Forschungstraditionen zu Arbeit deratorin Sarah Kuttner hat nun einen Roman
und Geschlecht sowie aktuelle Debatten über
darüber geschrieben, ihren ersten. Der ist ganz
z.B. Haushaltsarbeit oder Männlichkeit und Er- in Ordnung, denn sie versteht sich auf’s Humowerbsarbeit bis hin zu den gegenwärtigen Pre- ristische und auf eine sympathische Romanhelkarisierungsdiskursen und den theoretischen
din, die den klassischen, sich bequem in der
feministischen Auseinandersetzungen angeÜberzahl befindlichen männlichen Helden Konsichts der heute vervielfältigten Globalisiekurrenz macht. Bloß: Rechnet die Leserin Karo
rungsprozesse. Dabei gilt die Aufmerksamkeit
einerseits mit dem einlullenden „Freche
insbesondere der Forschungsperspektive von
Mädchen-Schund“ ab, was gut ist, serviert die
„doing gender while doing work“ – also der
Aushilfskellnerin Karo andererseits zum Bier
Konstruktion und Stabilisierung von Geihren Hintern dazu, „damit sie draufklapsen könschlecht(eridentitäten) durch und in der Arnen“, was nicht gut ist. Masturbiert Karo einerbeit(steilung).
seits wie es sexuell potente Frauen eben tun,
Die überblickshafte Bestandsaufnahme
was gut ist, tappt sie andererseits in die „Marioder soziologischen Forschung zum Thema lässt Barth-Falle“ und spielt stereotype Mann-Frauallerdings einige in der jüngeren VergangenSpielchen nach, was nicht gut ist. Überhaupt
heit viel diskutierte Bereiche wie Sexarbeit völ- macht Karo ihr Glück etwas zu sehr von Mänlig aus und bezieht sich mehrheitlich auf Arnern und deren Blicken abhängig, was schade
beitsformen und -begriffe des globalen Norist. Trotzdem hat die Heldin was drauf und verdens. Intersektionelle Ansätze werden zwar an- dient es nicht, dass nur rumgehackt wird auf ihr.
gesprochen, bleiben allerdings ebenso
Und: Kuttner ist eine schlaue Aufklärerin, denn
40 an.schläge juni 2009
das Thema Depression schlummert ja schon ein
bisschen peinlich vor sich hin, weil verrückt sein,
das will keine/r freiwillig. Insofern ist der Roman
eine schlüssige Denkfigur, und er ist schon alleine seiner witzigen Note wegen lesenswert,
denn dass jeder Witz einen Bart trage, stammt
aus der patriarchalen Gerüchteküche. Insgesamt gute Haltungsnoten für diesen kurzweiligen Roman. Bloß beim Feministischen könnte
etwas nachjustiert werden.
Nadine Kegele
Sarah Kuttner: Mängelexemplar
S. Fischer 2009, 14,95 Euro (D)
Selbstbestimmte
Körper
Gibt es sie noch, die mit
Speculum Höhlenforscherei betreibenden
Frauengruppen? Die auf
„Körperweltreise“ gehen
und den weiblichen Körper (rück)erobern, wie in den seligen Siebzigern? Die großen Körper-Bücher des Feminismus, in denen der weibliche Körper sich selbst
(neu)entdeckte – gibt es sie noch in den Regalen der immer seltener werdenden Frauenbuchhandlungen? Das etwas derb-programmatisch betitelte Buch „Frau, wer bist du“ der
Ärztin und Homöopathin Ulrike Haas bringt
uns wieder zu dem zurück, was wir nicht mehr
zu brauchen glaubten: dem Bewusstsein, dass
der weibliche Körper ein fremdbestimmtes
und umkämpftes Territorium ist und dem immer noch nicht eingelösten Anspruch auf
Selbstbestimmung. Aus ihrer persönlichen Erfahrung als Patientin und Ärztin im medizinischen Betrieb leitet Haas uns an, uns den
weiblichen Körper wieder anzueignen: uns
nicht mehr als passiv Duldende in der Medizinmaschinerie den Diagnosen, Therapien, Opera-
lesezeichen
tionen zu unterwerfen, stattdessen Verordnungen und Verdikte zu hinterfragen. Pubertät,
Schwangerschaft, Genitalbeschneidung, Wechseljahre, Osteoporose, Hormonersatz, Krebs
sind dabei Thema.
Ulrike Haas ist eine engagierte Fachfrau, die
die Frauen von der dominierenden Männermedizin heilen will. Sie tut das mit Vehemenz und
Leidenschaft, aber auch etwas hudriwudri: Manches ist nur angerissen, hingeschmissen, frau
hätte es gern ausführlicher, präziser, vielleicht
auch – huch! Männermedizin – wissenschaftlicher. Und obwohl sie sich der beinahe systemimmanenten, zwanghaften Verwandlung der
Frau in eine „Patientin“ widersetzt – Lust, Sinnlichkeit oder auch nur Wohlbefinden sind kein
Thema. Sie sind allerdings Sinn und Sehnsucht
dieses Buches. Ein Buch zum Mutter-, Töchter-,
Frauentag!
Ihre Freundinnen versuchen ihren hedonistischen Lebensstil zu analysieren – es hätte
schließlich jede von ihnen treffen können. Moralisieren verbietet sich allerdings, und so wird
lieber in einer romantischen Techno-Tristesse
geschwelgt.
untersucht werden, welche personalen Kategorien soziale Ungleichheit produzieren.
Fiona Sara Schmidt
Westfälisches Dampfboot 2008, 27,90 Euro (D)
Bettina Enzenhofer
Cornelia Klinger/Gudrun-Axeli Knapp: ÜberKreuzungen. Fremdheit, Ungleichheit, Differenz
Barbi Markovic:
´ Ausgehen
Suhrkamp 2009, 12,00 Euro (D)
Weh-Mut
„Alle meine Kriege“,
schrieb sie, und „alle meine
Weihnachten“, in denen
sie eine mutige WeihDass nicht nur durch
nachtskriegerin ist, eine
Geschlecht Ungleichstille oder tobende Heldin
heiten produziert werden,
des Alltags, die mit manMichèle Thoma
die Kritik schwarzer Femichen Müttern die
nistinnen notwendig und
Ulrike Haas: Frau wer bist du. Anleitung zur Selbstbestimmung über den
fruchtbar war und uns der schmachvolle Rolle der Weihnachtsversagerin
v
teilt. Lyrik schreibt Marusa Krese in einer harten,
Frauenkörper
Intersektionalitätsansatz
weitergebracht hat, darin lakonischen und verdammt sanften Sprache.
Freya Verlag 2009, 19,90 Euro (A)
Lyrik, die nicht tränenreich ist, aber reich an Träsind sich die Autorinnen des Sammelbandes
einig. Neben Geschlecht werden Ein- und Aus- nen. Eine Mater Dolorosa, einfach so, ohne zu
posen, weil sie den Schmerz nicht leugnet und
schlüsse auch durch Klasse und „race“ hergenicht verleugnet, sondern ihn unverschämt
stellt – und wahrscheinlich braucht es noch
Bernhard in
zeigt: herb-bitter und voller Lebensgier. „Heute
weit mehr Kategorien, um komplexe Herrschaftsverhältnisse analysieren zu können. Der nicht“, schreibt sie. „Ich weiß nicht: Was ist geBelgrad
Frage, welche Kategorien das sind und wie die- schehen? Ich muss doch nicht schon gehen?“ Es
se ineinandergreifen, widmen sich die Beiträge ist so viel geschehen. Tai-Chi in Unterkrain, Salat,
Thomas Bernhard geht
der auf Gräbern wächst, ungetaufte Kinder, das
der einzelnen Autorinnen.
spazieren. Bojana und ihre
Im ersten Themenkomplex – die Bedeufahrende Volk, zu dem sie sich zählt. Eine HeiFreundinnen sind sharp,
tung von soziokultureller Differenz, Ungleichmatlosigkeit zeichnet sie und zeichnet sie aus,
sexy und fancy: Sie gehen heit und Herrschaft in der Konstitution von
die für diese Generation von Ex-JugoslawInnen
aus. Sogenanntes ClubSubjektivität – fordert beispielsweise Cornelia
typisch ist.
bing im verhasst-gelieb1949 in Ljubljana geboren, studiert und arKlinger die Einbeziehung von Strukturkategoriten Belgrad ist für Bernhard-Fans naturgemäß
en wie Arbeit, Körper und Fremdheit. Aufbaubeitet Krese als Psychotherapeutin in London, Uteine zwiespältige Angelegenheit. Spaß ist
recht, zieht drei Kinder groß. Derzeit lebt sie als
end auf empirischen Forschungen argumenSelbstbetrug, aber eine „Alleskritik“ in Verbintiert Vera King, wie in Biografien Ausgrenzungs- freie Schriftstellerin in Berlin. Schiffe, Gräber, glitdung mit Drogen ermöglicht zumindest zeitzernde Muscheln, Blumen, Meer, Sonne, Mond,
erfahrungen mit Vorgängen der Subjektivieweise Vergnügen.
Sand und Süden, Schmerzen des „Zigeunerbluts“
rung und der Selbstpositionierung im sozialen
Barbi Markovic´ wählt für ihre Erzählung die Gefüge interferieren.
gibt es in „Danes ne“ ziemlich reichlich – vielkonsequenteste Form der Verehrung und wenDer zweite Themenkomplex bietet eine in- leicht zu reichlich für uns meer- und klippenlose
det die Satzformen und Idiome Bernhards auf
tersektionelle Sicht auf Herrschaft und UnMenschen. Vielleicht wird das „Gestade voller
ihre Story über die Tristesse der nächtlichen
Geheimnis“ zu oft heraufbeschworen. Vielleicht
gleichheit in Gesellschaftsanalyse und Politik
Großstadt an. „Ausgehen“ hat es mit der Über- und untersucht Produktivität und Grenzen die- erscheinen die Bilder oft abgegriffen wie alte
setzung aus dem Serbischen von Mascha Dabic´ ser Sichtweise. In ihrem politikwissenschaftliHeiligenbilder, samt Strahlen und weinenden
v
glücklicherweise zurück zu Suhrkamp gechen Beitrag untersuchen Birgit Sauer und Ste- Jungfrauen. Dennoch ist Marusa Kreses Sound,
schafft. Was sich erst merkwürdig bis verihre Zärtlichkeit, die schmerzt wie das Gehen
fanie Wöhl Diversitätspolitiken. Diese weisen
krampft liest, mutet über die Seiten zunehüber einen Strand an ihrem Heimatmeer, eine
eine gouvernementale Rationalität auf: Konmend genial an.
Verführung, die uns weit weg führt, mitten ins
zepte der Diversität können als spezifische
Herbeigeführt durch eine allgemeine „Sät- Mittel zur Regierung von BevölkerungsgrupSchwarze der brennenden Tage.
tigung“ endet die unvermeidliche Katastrophe
Michèle Thoma
pen analysiert werden. An anderer Stelle pläfür Bojana nicht beim Hosenkauf, sondern in ei- diert Christine Weinbach für eine inklusionsv
ner Publikumsbeschimpfung beim Plastikman- theoretische Perspektive: Statt a priori von der Marusa
Krese: Heute nicht/Danes ne. Gedichte/Pesmi.
Konzert. Die einst so coole Clubberin verbringt
Deutsch und Slowenisch.
raceclassgender-Trias auszugehen, sollte imdie Tage fortan zugedröhnt vor dem Fernseher.
mer im Rahmen spezifischer sozialer Kontexte Drava Verlag 2009, 18,80 Euro (A)
raceclassgenderetc.
juni 2009 an.schläge 41
ge.sehen
Fo t o : O R F
Antirassismus für AnfängerInnen
Die ambitionierte ORF-Miniserie „tschuschen:power“ kann nicht nachholen, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen
bei MigrantInnen versäumt hat. Sie ist aber ein Anfang, meint Fiona Sara Schmidt.
Ein Graben tut sich auf, wenn
über junge MigrantInnen gesprochen wird. Dominiert wird
die Debatte von Rassismus und
Anti-Islamismus und der Rede
von zunehmender Kriminalität und so
genannten Kulturdelikten. Andere träumen vor dem Hintergrund der Postcolonial Studies von einem hybriden, erfolgreichen, globalisierten Zukunftswesen,
von transkulturellen „Bastarden“, die als
einzige in der Lage sind, vielfältigere
Identitätsentwürfe zu leben. Was die
„Betroffenen“ erleben, wird dabei viel zu
selten berücksichtigt – auch nicht in
den Medien des Mainstreams. Immerhin im Vorabendprogramm der ARD
sind sie mit „Türkisch für Anfänger“ inzwischen erfolgreich angelangt.
Generationenfrage. Die fünfteilige ORF-Serie „tschuschen:power“ richtet sich an
ein deutlich jüngeres Publikum und ist
mit schnellen Schnitten, wackeligen
Schwenks, Orientpop-Soundtrack und
illusionsbrechenden Adressierungen
der ZuschauerInnen um einiges näher
dran an der Lebensrealität der – nicht
nur migrantischen – Jugendlichen als
die gutbürgerliche deutsch-türkische
ARD-Patchworkfamilie aus Berlin.
Die etwa 15-jährigen ProtagonistInnen mit multikulturellem Background, die Regisseur Jakob M. Erwa ausgewählt hat und die aus einer sechsköpfigen Burschen- und einer fünfköpfigen
Mädchenclique bestehen, rennen in der
Serie entweder hektisch durch Wien
42 an.schläge juni 2009
oder drängen sich aufgeregt um ein
Handy. Für die Jungen gilt es, einen
Breakdance-Wettbewerb zu gewinnen,
die Mädchen stehen ihnen mit Sprechchören und „Tanzband“-Kapuzensweaters zur Seite. Fast kann der Auftritt
nicht stattfinden, weil Erzähler Jamal
nicht nur mit dem Tanztraining, sondern auch mit der drohenden Abschiebung zu kämpfen hat. Allerlei Verwicklungen später kann der Wettbewerb in
letzter Minute doch noch starten, und
die Kids haben einiges über Liebe und
Freundschaft gelernt.
So weit, so typisch – leider auch,
dass die Mädchenclique erst in der dritten Folge (von fünf!) vorgestellt wird. Zumindest aber sind sie ziemlich sympathisch. Da wird auf die Selbstbestimmung des eigenen Lebens gepocht und
„mal für kleine Tschuschen“ gegangen.
MigrantInnen werden hier als ProtagonistInnen ihres eigenen Lebens gezeigt und
nicht auf die Couch der Reality-Dokus
oder in Erziehungscamps verfrachtet.
von nur sieben Prozent und später unter vier Prozent mag an der Sendezeit
am Nachmittag und dem verlockenden
Ausgehwetter in der Ausstrahlungswoche gelegen haben. Andererseits stellt
sich schon die Frage, warum eine Serie,
die über zwei Jahre produziert und auf
der Diagonale positiv aufgenommen
wurde, auf fünf Folgen beschränkt wurde, obwohl es sich dabei um ein innovatives Konzept für Jugendliche handelt.
Immerhin haben in Wien vierzig Prozent der SchülerInnen Migrationshintergrund und der ORF bislang bekanntlich wenig dazu zu bieten.
Antirassismus goes TV. Dass es trotz aller
Mängel mehr Sendungen wie „tschuschen:power“ braucht, zeigt ironischerweise gerade auch die mediale Rezeption der Serie. Maria Dorner schreibt im
österreichischen Gratis-Boulevardblatt
„Heute“: „Der Plan, Klischees (Diebstahl,
Schlägereien) breitzutreten, um sie danach ad absurdum zu führen, geht
nicht auf – weil’s im echten Leben eben
anders läuft. ‚Beschützerinstinkte‘ tür„Frauenprobleme“. Dennoch scheint man
kischer Brüder gipfeln eher im Schwesnicht einmal in einer flotten Jugendserie, in der es auch um junge, emanzipier- ternmord als in verbal ausgefeilten Gefühlsäußerungen wie ‚Ich hasse diese
te Musliminnen geht, am Thema
Zwangsheirat vorbeizukommen. Es wird patriarchalische Scheiße‘.“
Selbst wenn „tschuschen:power“
dem Format entsprechend aber nur annur ein klein wenig dazu beiträgt,
gerissen und ist auch schnell wieder
rassistischen Vorurteilen wie diesen eivom Tisch, denn der Importbräutigam
ne (Fernseh-)Realität jenseits von rein
aus Teheran verliebt sich per Videochat
in eine andere, nämlich in die – ebenfalls folkloristisch agierenden „AusländerInnen“ entgegenzusetzen, ist die Serie ein
aus dem Iran stammende – Freundin
erster Schritt in die richtige Richtung. ❚
der Braut. Der desaströse Marktanteil
an.künden
musik.tanz
8.6., 21.00, Wien
CD-Präsentation „I got rhythm –
wosbrauchimea". Streichquartett
StringFizz, Tini Kainrath u.a.
Porgy&Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11
17., 19.6., 20.00, Wien
artificial horizon/Milli Bitterli: my
hobby is my destiny, Performance.
Anschließend: Doris Uhlich: Spitze.
Performance/Tanz
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien,
Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04,
[email protected], www.brut-wien.at
25.6.-18.7., Salzburg
sommerszene 09. Indische Klassik
und westliche Avantgarde
republic - state of the arts, 5020 Salzburg,
Anton-Neumayr-Platz 2, T. 0662/843 448 15,
www.szene-salzburg.net, www.republic.at
Fo t o : T h e a t e r a m S p i t t e l b e r g
film
4.-7.6., Berlin
Entzaubert-Queer-DIY-Filmfestival
Wagenplatz Schwarzer Kanal, Berlin,
[email protected],
http://entzaubert.blogsport.de
4.-12.6., Wien
identities. Queer Film Festival
www.identities.at
17.6., 19.00, Wien
Francaise. Von Souad El Bouhati,
Frankreich/Marokko 2008
Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4a,
T. 01/512 18 03 15, [email protected]
24.6., 19.00, Wien
Gangster Girls. Let's talk about
SCRIPTS! Regisseurin Tina Leisch im
Gespräch
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3,T.01/522 76 13,
[email protected], www.depot.or.at
t h e a te r . ka b a r e t t
29., 31.5., 1., 2.6., Wien
Oper unterwegs: Undine geht
Info und Kontakt: T. 0664/840 77 85,
[email protected],
www.oper-unterwegs.at
31.5., 5., 12., 16., 19. 6., 19.30, Wien
Fluchtarien. Monolog für drei Stimmen und eine Tastatur. Text, Konzept:
Julya Rabinowich, Raum und szenische
Gestaltung, Konzept: Veronika Barnas
Volkstheater, Empfangsraum, 1070 Wien,
Neustiftgasse 1, www.volkstheater.at
1.6., 20.00, Wien
Black Tie. Von Rimini Protokoll
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at,
Kosten: 19,- Euro
bis 27.6., Di-Sa 20.00, Wien
Genannt Gospodin. Regie:
Katrin Schurich
Theater Drachengasse, 1010 Wien,
Fleischmarkt 22, T. 01/512 13 54,
[email protected],
www.drachengasse.at
4.6., 20.00, Salzburg
Eva Ensler: Vagina Monologe
ARGEkultur, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/848784,
[email protected], www.argekultur.at
5., 6.6., 20.00, Wien
Wilde Mischung: Weibsbilder/
Prototype
WUK, Im_flieger, 1090 Wien, Währinger
Straße 59, T. 01/401 210, [email protected],
www.wuk.at
Rum und Cola
Mit ihrer Revue „Rum & Coca Cola – A Tribute to the Andrew Sisters“ eröffnen die Vienna Swing Sisters die neue
Saison der „Theater am Spittelberg Sommerbühne“. Und wenn man begeisterten Kritiken glauben darf, dann
muss man beim Zuhören nur die Augen schließen, um sich „irgendwo in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts“ zu wähnen. Na dann.
2.-6.6., jeweils 19.30, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85,
[email protected]
5.6., 20.00, 6.-8.6., 22.00, Wien
Maral Ceranoglu/oyun deposu: Cirkin
Insan Yavrusu - Hässliches Menschlein.
In türkischer Sprache mit deutschen
Untertiteln
17.-20.6., 20.30, Wien
Reineke Fuchs. Eine Produktion mit
Schülerinnen des Abschlussjahrganges der Schauspielschule Krauss
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04,
[email protected], www.brut-wien.at
Kosmostheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
6., 7.6., 20.00, Wien
Sahika Tekand/Studio Oyunculari
(Istanbul): Der Schrei der Eurydike.
Antigone-Neudeutung in türkischer
Sprache mit deutschen Untertiteln
21.-23.6., 19.30, Wien
„Wenn ich mir was wünschen
dürfte …“ Lieder und Geschichten rund
um Marlene Dietrich. Mit Christine
Augustin
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 05 04, [email protected],
www.brut-wien.at
Schauspielhaus Salzburg, 5020 Salzburg,
Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/8085 43,
www.schauspielhaus-salzburg.at
15.-27.6., 20.00, Wien
Mensch, Horst. Schon wieder eine
Leiche unter der Sonne. Konzept, Text
und Regie: Barbara Hörtnagl
Bar&Co, Theater Drachengasse, 1010 Wien,
Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44,
[email protected], jeweils Di-Sa
16.6., 20.30, Wien
Ladies Night. Von und mit dem
Weiberstammtisch
Kosmostheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
17.6., 19.00, Wien
Schwarzes Tier Traurigkeit. Von
Anja Hilling
Schauspielhaus Wien, 1090 Wien,
Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01,
[email protected],
www.schauspielhaus.at
s e m i n a r . w o rk s h o p
18.6., 10-18.00, 19.6., 9-17.00, Wien
Interkulturelle Beziehungen in der
Beratungspraxis
Frauenberatung, 1010 Wien.
Seitenstettengasse 5/7, Information und
Anmeldung bis 14 Tage vor Seminarbeginn
unter www.frauenberatung.at oder an
[email protected]
11.7., 10-18.00, 12.7., 10-16.00,
Brunn am Gebirge
Zauberpflanzen und Märchengemüse.
Kreativer Heilpflanzen-Schreib-Workshop mit Petra Öllinger
Brunn am Gebirge, Anmeldung und
nähere Infos beim Berufsverband
Österreichischer Schreibpädagoginnen,
Karin Ballauf, [email protected],
www.schreibpaedagogik.com/index.htm
17.-19.7., Linz
Schnittpunkt Networking Exkursion11:
Linz 09 Erinnerungspolitiken und
Repräsentationen einer Kulturhauptstadt
Infos unter www.schnitt.org/form.php,
Anmeldung bis 5. Juni unter
[email protected], Euro 180,- für SchnittMitglieder, Euro 230,- für Nicht-Mitglieder
inkl. Mitgliedschaft 2009
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
29.5., ab 13.00, Wien
Ich will so bleiben wie ich bin –
Du darfst! Zum Verhältnis von
Normalisierung und queerer Kritik
TFM Institut für Theater-, Film- und
Medienwissenschaft, Universität Wien,
1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege,
Schreyvogelsaal
3.6., 19.00, Wien
Wirtschaftszweig Migration. Impulsreferate und Diskussion. Mit Bettina
Haidinger, FORBA Forschungs- und
Beratungsstelle Arbeitswelt, Wien,
Katrin McGauran, Mitarbeiterin von
Statewach, Amsterdam u.a.
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
9.6., 19.00, Wien
Utopie als Werkzeug in der Kunst.
Andrea Wald, fiber. werkstoff für
feminismus und popkultur, Wien
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
9.6., 19.30, Wien
Queeres Stadtgespräch: Lesben,
Schwule und Transgenderpersonen im
Alter. Out im Alter? Wie wollen alte
Lesben und Schwule leben?
Universität Wien, NIG, 1010 Wien,
Universitätsstraße 7, Hörsaal 3
10.6., 19.00, Wien
Bevölkerungspolitik im Nationalsozialismus. Vortrag und Diskussion.
Mit Susanne Kresja, Journalistin,
Museum für Verhütung und
Schwangerschaftsabbruch
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
15.6., 20.00, Wien
Bilder der Krise – Krise der Bilder.
kinoki mikrokino #163
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
18.6., 19.30, Innsbruck
Barbara Mayr: Gratwanderung zwischen Bewunderung und Gefahr bei
den weiblichen Figuren Dacia Marainis
Arch Fem, Innsbruck, Zollerstraße 7
19.6., 19.00, Wien
Sammeln – eine Kunst
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
23.6., 18-20.00, Wien
Alles was recht ist. Vortrag mit
Diskussionsmöglichkeit zum Thema
Scheidung und Auflösung einer
Lebensgemeinschaft
Frauenberatung, 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung unter 01/587
67 50 oder [email protected]
juni 2009 an.schläge 43
an.künden
2.7., 18.30, Wien
Queeres Stadtgespräch: Lesben,
Schwule und Transgenderpersonen
im Alter. Altern in der Regenbogenvilla: Modelle LesBiSchwuler Wohnprojekte in Europa
Wiener Rathaus, Grauer Salon, 1010 Wien,
Zugang Stiege 8, 1. Stock
a u s s te l l u n g
bis 19.7., Zürich
Übersetzungsparadoxien und
Missverständnisse
Shedhalle, CH-8038 Zürich, Seestrasse 395,
T. 0041/44/481 59 50, www.shedhalle.ch
bis 28.6., Berlin
Eine Frau mit Kamera: Liselotte
Grschebina. Deutschland 1908 –
Israel 1994
Martin-Gropius-Bau, 10963 Berlin,
Niederkirchnerstraße 7,
[email protected], www.gropiusbau.de
bis 21.6., Prigglitz
Christa Bartesch
Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, T. 02662/456
33, [email protected], www.gutgasteil.at,
Sa, So, Feiertag 10-18.00
bis 2.6., Linz
Michaela Melián. Speicher
Lentos Kunstmuseum, 4021 Linz,
Ernst-Koref-Promenade 1,
T. 0732/7070-3600, www.lentos.at
bis 5.7., Salzburg
Performing the East
SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus,
5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,
www.salzburger-kunstverein.at,
Di-So 12-19.00
bis 14.6., Salzburg
Nancy Spero. The Woman as
Protagonist
MdM Mönchsberg, 5020 Wien,
Mönchsberg 32, T. 0662/84 22 20,
[email protected]
bis 6.6., Graz
Le Troisième Lieu – Der Dritte Ort
Grazer Kunstverein im Palais
Thinnfeld, 8020 Graz, Mariahilferstraße 2,
T. 0316/83 41 41
bis Mitte Oktober, Wien
Andrea Witzmann: fanbox.
Fotoinstallation
bis 12.6., Wien
Desperate Artwives: I'm sorry angel
flat1, 1040 Wien, Schikanedergasse 2,
[email protected], jeden Donnerstag
19-21.00
bis 14.7., Wien
Andrea Witzmann: fading the facts
Kunsthalle Wien photo wall + video wall,
MuseumsQuartier Wien, 1070 Wien,
Museumsplatz 1
bis 11.10., Wien
Typisch! Klischees von Juden und
Anderen
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,
Palais Eskeles, Dorotheergasse 1, T. 01/535
04 31, [email protected], www.jmw.at,
So-Fr 10-18.00, Kosten: 6,50/4,- Euro
4.-30.6., Wien
Corpi Incrociati. Verschmolzene
Körpersymmetrien in Schwarz-Weiß.
Fine Art Photography von Cristina
Besa
Schwarz-Weiß-Photomanufaktur-Galerie
ZEBRA, 1070 Wien, Burggasse 46,
www.zebralabor.at
18.6., 18.30, Wien
Insides. Sissa Micheli und Frederike
Schweizer. Ein Audio- und Videoprojekt im öffentlichen Raum im
Rahmen von Lebendige Lerchenfelder
Straße. Vernissage
Raum 69, 1070 Wien, Lerchenfelder Straße 69,
Installation von 19.-30. Juni entlang der
Lerchenfelder Straße
lesung
5.6., 20.00, Wien
„Frauenliebe. Berühmte weibliche
Liebespaare der Geschichte“ von
Hilde Schmölzer
8.7., 21.00, Wien
Erzählmuster IV/09 – Literarische Brechungen von Lebensgeschichten.
Gundi Feyrer liest aus „Die Wolldecke“
Alte Schmiede, 1010 Wien,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,
www.alte-schmiede.at
s e l b s t v e r te i d i g u n g
6., 7.7., 9-14.00, Wien
Selbstverteidigung. Grundkurs 10-13
Jahre, Teil 1 und 2
Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien,
Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
[email protected],
www.sprungbrett.or.at
f i x te r m i n
Montag
Offener Treff für junge Lesben … und
solche, die es noch werden wollen.
Treffen für Mädchen und Frauen
zwischen 13 und 20 Jahren
Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102, [email protected],
www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,
www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der
Motorradclub für Lesben
Kosmostheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19,
[email protected],
www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2.
Montag
17.6., 17.00, Wien
Literatur studieren und erleben. Im
Rahmen der Ringvorlesung „Konstellationen des Schreibens“ liest Sybille
Lewitscharoff aus „Apostoloff“ und
gibt Auskunft über ihr Schreiben
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Alte Schmiede, 1010 Wien,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,
www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at,
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/
Raimundpassage 2, [email protected],
www.rklambda.at, jeden 1. Mo
bis 10.6., Wien
PERFORMANCE I: Identität und
Inszenierungsstrategien
25.6., 19.00, Wien
Dicht-Fest gemeinsam mit der Grazer
Autorinnen Autoren Versammlung.
Moderation: Christine Huber. Mit
Sabine Scho, Bettina Balàka, Karin
Spielhofer, Waltraud Haas, Waltraud
Seidlhofer, Christine Haidegger
Fotogalerie Wien/WUK, 1090 Wien,
Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00,
Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen
Alte Schmiede, 1010 Wien,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,
www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-
Kunst im öffentlichen Raum am public
space karlsplatz, 1040 Wien, Treitlstraße 2,
tgl. 0-24.00
„Zwischen den Welten“ –
Mamazonen. Erfahrungsaustausch
für lesbische [Co]Mütter
21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten:
3,60 Euro
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
[email protected], jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch
Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof
Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di
im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,
[email protected], Anmeldung
erforderlich, kostenlos,
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer
_Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit
Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den
Kinosaal mitgenommen werden können.
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/
f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender
MigrantInnen in Wien
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,
jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, [email protected],
jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden
Mittwoch, 17.00, Innenministerium
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé
Jugendzentrum Agathon,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,
jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab
20.00
Deutsch Konversation
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,
jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche:
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020
Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580
839, [email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi
und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reinisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe
Aufschlag-BALLerinas
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.3021.30
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für
lesbische und bisexuelle Frauen.
Leiterin: Christine Swarowsky
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, [email protected], www.courage-beratung.at,
14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend:
48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Pa u l a B o l y o s
44 an.schläge juni 2009
an.künden
Feministische Gespräche. Gemütliche
Diskussionsrunde für Feministinnen
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im
Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
E l i s a b e t h L e i t h ä u s e r ( r e c h t s ) i n d e r Re d a k t i o n d e s „ Te l e g r a f “ . B e r l i n , S c h w u l e s M u s e u m
Restaurant „Zur Brücke“, 4840
Vöcklabruck, Vorstadt 18,
www.hosilinz.at/gruppen/
hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden
Do ab 20.00
Lesbenabend
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab
18.00
Offener Abend
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do
u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum
FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen
20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,
Lesben, Mädchen!
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do
19.00
Treffen der „Jungen Herzen“
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Freitag
Das Schwule Museum wird lesbisch
Seit 1985 zeigt das Berliner Schwule Museum homosexuelles Leben in allen Facetten. Lange Zeit hieß das
hauptsächlich schwules Leben. Nun sollen auch Geschichte und (Sub-)Kultur der lesbischen und queeren Bewegung Teil des Museums werden. Als Teil der Dauerausstellung präsentiert „Frauenbiografien“ das Leben von vier
lesbischen Frauen.
Ab 20.5., Schwules Museum, 10961 Berlin, Mehringdamm 61, www.SchwulesMuseum.de
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,
Di 17-19.00
g.spot for queers to check in &
freak out
Sonntag
1. Linzer Lesbenstammtisch
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Subzero, 7., Siebensterng. 27,
jeden 1. Fr ab 22.00
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng.
4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,
Schwule u. TG-Personen Treffen
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden 1. Fr
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr.
2, T. 05574/455 38, [email protected],
jeden 1. So ab 10.30
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab
21.00
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten
und letzten Sonntag im Monat
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6
Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Hotline Essstörungen des
Frauengesundheitszentrums Graz
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,
Langobardenstr. 122
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr.
13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für
Lesben und Freundinnen
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche.
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at,
jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,
Kontakt: [email protected]
Samstag
Frauenstammtisch – Treffen für
Lesben, bisexuelle und transgender
Frauen und Freundinnen
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,
www.stammtischkrems.info
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum.
Lesbisch/schwules Treffen
Infos:
[email protected], T.
for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
HOSI Sonntagsbrunch
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Nach Vereinbarung
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für Lesben und Schwule
aus.weg, D-80469 München,
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,
[email protected], www.servus.at/maiz,
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,
T. 0662/442 255, kostenlos
Patchwork-Familien-Service.
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauenberatung
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
abz.get ready. Die Beratungsstelle für
junge schwangere Frauen und junge
Frauen mit Kind
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,
T. 0699/166 70 318, [email protected], www.abzaustria.at,
Terminvereinbarung erforderlich!
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.
Auch muttersprachliche Beratung
Bright Future für Frauen und
Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586
8150, www.villa.at/lilatip/modules/news,
Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele
Knappitsch
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung.
Mit Petra Öllinger
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,
[email protected],
www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),
jeden 1. Mo
juni 2009 an.schläge 45
an.künden
26.6., 22.00, Wien
Quote
brut im Künstlerhaus/Bar brut
deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 05 04, [email protected],
an.schläge
im Juli/August
www.brut-wien.at
diverses
bis 2.7., 17.30-20.45, Wien
Sappho. Psychotherapeutische
Gruppe für lesbische und bisexuelle
Frauen
kultur
Fart with her pussy
Kevin Blechdom und Slaughterin’ Slobbersville
sprechen über feministische Körperpraxen
Beratungsstelle Courage, 1060 Wien,
Windmühlgasse, T. 01/585 69 66,
[email protected], Kosten: 48,Euro pro Abend
2.6., 11-17.00, Wien
Tool time is cool time
Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien,
an.schläge
Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
[email protected],
TV
Fo t o : Wa l t e r S c h e l s
www.sprungbrett.or.at
6.6., 17.00, Graz
FrauenStadtSpaziergang: Über die
(Un-)Sichtbarkeit lesbischer Frauen
22.6.,
21.00
Treffpunkt Doppelwendeltreppe der Burg,
8020 Graz, Hofgasse 15, T. 0650/914 11 83,
Bilder vom Sterben
Dem Tode sehr nahe sind die Porträtierten auf den
Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Juni in der Galerie
WestLicht zu sehen sind. Beate Lakotta und Walter
Schels haben unheilbar Kranke gebeten, sie in ihren
letzten Tagen und Wochen begleiten zu dürfen. Die
Journalistin Lakotta berichtet in ihren Texten von
den Erfahrungen, Ängsten und Hoffnungen der
Sterbenden.
9.-31.6, Galerie WestLicht. Schauplatz für Fotografie,
1070 Wien, Westbahnstraße 40, www.westlicht.com
Di 13.00-14.00
Globale Dialoge. Woman on air.
Weibliche Realitäten in den Ländern
des „Südens“
Orange 94.00 MHz
Di, 18.00-19.00
Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
Orange 94.0, jeden 2.Di monatlich
Mi 18.00-18.30
Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00
Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die
Sendung für die ganze Frau
tanz.fest
29.5., 21.30, Wien
QUOTE Spezial: „Komm so normal wie
du kannst“, Party zur Konferenz „Ich
will so bleiben wie ich bin – Du
darfst!“
2.,9.,16., 23. und 30.6., Wien
Queer Tuesday
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Badeschiff, 1010 Wien, an der
Donaukanallände zwischen
Schwedenplatz und Urania,
www.badeschiff.at
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00
Rainbow City-Radio für Lesben
und Schwule
46 an.schläge juni 2009
Währingerstraße 59, T. 01/401 210,
[email protected], www.wuk.at
9., 16., 23., 30.6., 15-18.00, Wien
Job-Werkstatt
Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien,
Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
3.6., 20.00, Wien
Ladyfest Wien: GRRZZZ (Paris),
Feromil und Avant la Mort (France),
DJ Vova Total Blam Blam
EKH, 1100 Wien, Wielandgasse 2-4,
www.med-user.net/ekh
6.6., 14-22.00, Wien
Südwind Straßenfest
Uni Campus Altes AKH, 1090 Wien, 1. Hof
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen
[email protected],
www.sprungbrett.or.at
18.6., 22.30, Wien
female:pressure präsentiert: Die
Vorspielservice. Mit Electric Indigo,
irradation, christina n., Amina, Rosa
Danner u.a.
www.brut-wien.at
Do 18.00-19.00
HOSI Lesbenradio
Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
WUK Museumssäle, 1090 Wien,
So, 20.00-21.00
Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien,
Karlsplatz 5, www.brut-wien.at
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
jeden 1., 3. u. 4. Fr
WEBSTREAM:
WWW.OKTO.TV
brut im Künstlerhaus/Bar brut
Orange 94.00 MHz
Fr 19.00-20.00
Space FEM FM Frauenradio
AUF
7.6., 15-18.00, Wien
Shake Baby Shake. Der Wiener
Baby Club
Livestream: www.radiorainbowcity.de
HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40,
Kosten: 3,- Euro
Freies Radio innsbruck FREIRAD 105.9MHz
und im netz von UPC tirol auf 88,80MHz,
jeden 1.So
OKTO
[email protected]
deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 05 04, [email protected],
30.6., 19.00, Wien
Umelec – Kunstszene Wien/
Österreich. Zeitschriftenpräsentation.
Mit Alena Boika, Chefredakteurin
Umelec Prag u.a.
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, [email protected], www.depot.or.at
6.-11.7., Berlin
Love me Gender – Gender is
happening
Gunda-Wemer-Institut in der HeinrichBöll-Stiftung, 10117 Berlin,
Schuhmannstraße 8, T. 030/285 34 122,
[email protected], www.gwi-boell.de,
http://gender-happening.de
ÖGB Buchverlag
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Paulitschgasse 5/7
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und auch in vielen deutschen Städten
Redaktionsschluss
Termine 7-8/09: 9.6.2009
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Nr. 06/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M