Interview: Wolfgang Kaufmann - Teil 1 - project

Transcrição

Interview: Wolfgang Kaufmann - Teil 1 - project
News, Berichte und Fotos zu ALMS, LMS, FIA-GT, FIA-GT3, ADAC GT Masters, 24h Le Mans, 24h Spa, 24h Nürburgring, Le Man
Interview: Wolfgang Kaufmann - Teil 1
Montag, 24 April 2006
projectlemans.de hatte die Gelegenheit zu einem längeren Interview mit Langstreckenspezialist Wolfgang Kaufmann. Im
ersten Teil des Interview gibt Wolfgang Kaufmann seinen persönlichen Saisonrückblick. Im zweiten Teil (25.04.2006 19:00) hatten wir dann die Chance auf seine F3 Zeit und die GT Anfänge mit Freisinger Motorsport zu blicken (... mit
einigen interessanten Fotos)
projectlemans.de:Frage: Die Saison 2005 ist bereits Ende November beendet gewesen, Zeit vor der neuen Saison das
alte Jahr zu betrachten. Was waren Deine persönlichen Highlights der Saison 2005?
Wolfgang Kaufmann: Da gilt als erstes zu sagen, die Entwicklung des einzigen, international eingesetzten GT1 Turbo
Porsche von A:Level Engineering aus Adenau und der damit erzielte 3. Rang bei der LMES (Le Mans Endurance Series)
Silverstone. Aber auch die Podiumsplatzierung beim FIA-GT Lauf in Imola mit meinem Co Piloten Luca Moro, um den ich
mich seit Ende 2003 fahrerisch kümmere.
Zunächst dachte ich, dass dieses Resultat –gegen die beiden werksunterstützten GruppeM Fahrzeuge- extrem
schwierig zu toppen sei. Eigentlich kannst du dich als moralischen Sieger fühlen, wenn du als dritter auf das Podium fährst.
Die „technische Überlegenheit“ ist schon ein bissel erschreckend und für Privatiers in der GT2 Kategorie
frustrierend.
Dann kam jedoch das FIA GT Rennen in Brünn bei dem ich dann wieder für meine „Stammmannschaft“
Renauer Motorsport ins Lenkrad griff. Und mit etwas Glück fuhren wir wieder aufs Podium - diesmal sogar auf Rang Zwei!
Müsste ich ein Rennen als Highlight auswählen, wäre dass 1000km Rennen in Silverstone auf dem A:Level Porsche. Das
Wetter war schon "very british", jede Menge Wasser auf der Piste. Wasser, Wasser und noch einmal Wasser bedeuteten
extrem schwierige Bedingungen, schlimmer als beim FIA GT Rennen 2000 auf dem Lausitzring, das ich damals
gemeinsam mit Hubert Haupt auf dem Freisinger 993 GT2 gewonnen habe. Dies war immerhin der bisher einzige GT1
(die damals noch GT2 hieß) Sieg für Porsche in der FIA-GT.
projectlemans.de: Obwohl Deine Auftritte im Renauer RS und Lammertink RSR nur sporadischer Natur waren, konntest
Du Dich zu Saisonmitte als bester Privatier hinter den Porsche Werksfahrern etablieren. Schaust Du nach Deinen
Einsätzen auf die Tabelle oder interessiert Dich nur das Einzelergebnis?
Wolfgang Kaufmann: Da ich ja in der 2005er FIA GT Meisterschaft nur sporadisch ins Lenkrad griff (Monza und Brünn für
Renauer Motorsport, Imola, Oschersleben, Zhuhai, Dubai, Bahrain für Lammertink) standen zunächst nur Einzelergebnisse
im Vordergrund! Als ich aber dann die beiden Podiumsplätze erzielte, wendete sich meine persönliche
„Zielvorgabe“. Ich wollte bestplatzierter Privatfahrer hinter den Porsche Werkspiloten werden! In Zhuhai
und Dubai hat uns dann allerdings die Technik im Stich gelassen.
projectlemans.de: Lass uns noch einmal auf Dein Saisonhighlight mit dem A:Level Engineering Porsche 996 Turbo
zurückkommen. Die Leute an der Strecke haben geflucht, Du bist als Regenspezialist bekannt. Wie war das Rennen für
Dich?
Wolfgang Kaufmann: Du musstest höllisch aufpassen, es gab jede Menge Aquaplaning und man war ständig der Gefahr
ausgesetzt, das Fahrzeug auf den Geraden aus der Kontrolle zu verlieren.
Aber ich hatte wirklich ne Menge Spaß, der Turbo Porsche hatte tolle Traktion und bis auf ein paar Kleinigkeiten lief der
"Brenner" tadellos. Nach einem Doppelstint habe ich den Turbo Porsche in Führung liegend an meinen Partner Marcel
Tiemann übergeben. Leider hatten wir wegen kleinerer „Problemchen“ unsere Führung verloren. Die
http://www.projectlemans.de
_PDF_POWERED
_PDF_GENERATED 13 January, 2017, 13:35
News, Berichte und Fotos zu ALMS, LMS, FIA-GT, FIA-GT3, ADAC GT Masters, 24h Le Mans, 24h Spa, 24h Nürburgring, Le Man
Scheinwerferleistung hatte sich sehr verschlechtert und in der Dämmerung/Dunkelheit wurde die ölverschmierte
Frontscheibe die Sicht noch weiter verschlechtert. Somit sehe ich unseren dritten Platz mit einem kleinen
„weinenden“ Auge.
projectlemans.de: Hattest Du wenigstens Mitleid mit den Fans an der Strecke?
Wolfgang Kaufmann: Solche Witterungsverhältnisse sind natürlich nicht wirklich optimal für die Fans, vor allem auch nicht für
die Zuschauerzahlen der Veranstalter. Wobei die britischen Fans sehr zahlreich in Silverstone erschienen waren. Ganz
bestimmt war es auf den Tribünen etwas ungemütlich… aber Langstreckenfans (lacht) sind ja nicht aus Zucker und
wissen sich mit entsprechender Kleidung und Ausstattung schon zu helfen. Aber es ist schon aufmunternd, zu sehen
dass sich Leute freiwillig bei solchen Bedingungen an die Strecke stellen, um uns zu sehen.
projectlemans.de: Wie viel bekommst Du als Fahrer von den Fans und der Stimmung an der Strecke mit?
Wolfgang Kaufmann: Grundsätzlich bekommst du schon etwas von der Atmosphäre rund um die Rennstrecke mit. Wenn
ich so an die 24h Rennen Nürburgring, 24h Le Mans oder die 12h Sebring denke ist das schon eine supertolle Stimmung.
Unglaublich wie viele Zuschauer diese Rennen besuchen. Und auch die ganze Party drum herum kommt natürlich rüber:
Lagerfeuer, Geruch der Grillpartys!
Es kommt natürlich auch etwas auf die Witterung an. Bei Bedingungen wie in Silverstone musst du dich 110% auf die
Strecke und das Fahrzeug konzentrieren.
projectlemans.de: Was zählt für Dich nach einem solchen Wochenende wie Silverstone mehr? Das Podium oder der
technische Fortschritt den man erreichen konnte?
Wolfgang Kaufmann: Eigentlich beides! Wobei in erster Linie der Podiumsplatz! Ich bin ja seit Beginn des GT1 Porsche
Turbo Projektes von A:Level involviert. Wenn du siehst wie sich der Turbo Porsche seit 2004 entwickelt hat, ist das
schon beachtlich was die Jungs um Teamchef Vladimir Raikhlin geleistet haben!
Und dieser Podestplatz war natürlich auch ein DANKESCHÖN von meinem Partner Marcel Tiemann und mir ans Team für
deren unermüdlichen Einsatz.
projectlemans.de: Mit dem A:Level Porsche wart ihr dann auch noch zum Saisonfinale der spanischen GT und konntet
einen überlegenen Sieg einfahren. Leider wurdet ihr dann wegen einer Kleinigkeit beim Boxenstopp disqualifiziert. Wie
war die Rückkehr nach Spanien, wo Du ja 2001 in der nationalen GT Meisterschaft unterwegs warst?
Wolfgang Kaufmann: Der letzte Lauf zu spanischen GT Meisterschaft war ein toller Erfolg für das Team! Von der Basis
her waren wir die Favoriten, von der Fahrerbesetzung als auch von der Substanz des Rennfahrzeuges. Jedoch hat
dieses Rennen ganz besondere Regeln.
Nachtanken während des Rennens war nicht mit der üblichen Schnellbetankungsanlage erlaubt, je Tankvorgang durften
nur 25 Liter über eine Tankflasche nachgefüllt werden. Aufgrund dessen waren wir mit unserem leistungsstarken aber auch
durstigen Turbo Motor –im Vergleich zu den Saugmotoren- im Nachteil.
Es handelte sich nicht, wie in der spanischen GT üblich, um je zwei Rennen über eine Distanz von einer Stunde, sondern
um ein 2 Stunden Rennen. Zeitfenster für Fahrzeiten der Piloten, für Boxenstopp und Fahrerwechsel sind von der
Organisation festgelegt. Zusätzlich bekommt jedes Team eine der Fahrer-/Fahrzeugkombination entsprechende
„Zeitstrafe“ welche während des Rennens zweimal angetreten werden muss.
Trotzdem hatten wir gewonnen, obwohl wir die ganze Distanz auf einem Satz DUNLOP Reifen gefahren sind.
http://www.projectlemans.de
_PDF_POWERED
_PDF_GENERATED 13 January, 2017, 13:35
News, Berichte und Fotos zu ALMS, LMS, FIA-GT, FIA-GT3, ADAC GT Masters, 24h Le Mans, 24h Spa, 24h Nürburgring, Le Man
Ich bekam die Info, dass wir disqualifiziert wurden erst in Dubai beim FIA-GT Rennen. Dort erfuhr ich, dass wir wegen
eines Regelverstoßes aus der Wertung genommen wurden. Angeblich soll die Fahrzeit von Marcel Tiemann minimal
überschritten gewesen sein.
projectlemans.de: Spanien ist ein gutes Stichwort. Dein Partner Paco Orti hatte Dir in deiner "Spanien-Saison" 2001 den
Spitznamen "Piranha" verpasst. Wie kam es dazu?
Wolfgang Kaufmann: Der Spitzname kam von Paco Orti, aber in erster Linie jedoch von meinen Mechanikern. Weil ich
so beherzt kämpfte, weil ich immer sehr aggressiv beim Überholen war und weil ich niemals aufsteckte insbesondere wenn
wir mal von ganz hinten starten mussten.
projectlemans.de: Du hattest schon angesprochen, dass Du zum Ende der FIA-GT mehrfach von der Technik im Stich
gelassen wurdest. Wie motiviert man sich als Fahrer für das kommende Rennen? Denkt man beim nächsten Rennen an
den Ausfall zurück?
Wolfgang Kaufmann: Natürlich ist man nach solchen Ausfällen –wie Zhuhai/Dubai- sehr sensibel was die Technik
betrifft und hört jedes Geräusch welches das Fahrzeug von sich gibt. Aber hätte, wenn und aber bringt einen im Motorsport
nicht weiter. Daher richtet sich der Blick immer nach vorne. Maximum Attacke!
projectlemans.de: Wenn Du nicht im Rennwagen sitzt, arbeitest Du als Fahrsicherheitsinstruktor auf dem Nürburgring. Da
blieb es wahrscheinlich nicht aus, dass Du mit ansehen musstest wie sich Fahrzeuge wie der Radical um den Titel des
schnellsten Straßenfahrzeuges auf der Nordschleife gegenseitig unterboten. Im Jahr 2001 hast Du (Gemballa) Dir mit
Roland Asch (Tech Art) auf Straßenreifen ein beherztes Duell mit Straßenfahrzeugen geliefert. Wie betrachtet man als
ehemals Beteiligter dieses Wettrüsten um den Nordschleifen Rekord?
Wolfgang Kaufmann: Ich bin sehr häufig im Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring als freier Instruktor tätig - immerhin
schon seit 1994! Darüber hinaus bin ich auch noch als Instruktor bei Sportfahrerlehrgängen auf der Nürburgring Nordschleife
–beispielsweise für Sport Auto- aktiv.
Zum Thema „schnellste Runde“ für straßenzugelassene Fahrzeuge auf der Nürburgring Nordschleife ist es
schwierig etwas zu sagen. Zu der Zeit als ich mit Gemballa die Rekordrunde gefahren bin, waren die Bedingungen auf
der Nordschleife wesentlich anders als heute. Sicherlich ist mittlerweile der Punkt erreicht, wo man dem technischen
Fortschritt auf einer Strecke wie der Nordschleife Einhalt gebieten muss.
Aber hier hat Sport Auto ja schon reagiert und wird sich ab 2006 am Reglement des Tuner GP orientieren. Sicherlich ein
Schritt in die richtige Richtung.
Ende Teil 1 - Teil 2 kommt am 25.04.2006 19:30
http://www.projectlemans.de
_PDF_POWERED
_PDF_GENERATED 13 January, 2017, 13:35