Der Rest ist Lachen – und Fangesanghot!

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Der Rest ist Lachen – und Fangesanghot!
ONTAG, 3. JANUAR 2011 | NWZ EITE 25
ordenham
TORSTEN PILZEN
HÖRT GERN LENA
P NORDENHAM, SEITE 26
ESERMARSCH-ZEITUNG
MIT NEPTUN INS
NEUE JAHR
P BUTJADINGEN, SEITE 27
Der Rest ist Lachen – und Fangesang
ONNO
Moin!
nno hat sich Silvester gefragt, ob sich eigentlich nur
Menschen Vorsätze für das
neue Jahr machen können
oder auch Institutionen. Er
wüsste nämlich
einen guten Vorsatz für die Stadt
Nordenham: Sie könnte
mehr Straßen nach Menschen benennen, die sich
um die Stadt verdient gemacht haben. So wundert
sich nno schon seit längerem, dass es zwar eine Wilhelmstraße und eine Müllerstraße gibt, aber keine
Wilhelm-Müller Straße.
Auch der erste Bürgermeister Fritz Schumacher ist auf
keinem Straßenschild verewigt. Und selbst in der
Nachbarschaft der Wesermarsch-Klinik erinnert keine Gasse an den ersten
Krankenhaus-Direktor Ludwig Buba. Weil aber hinter
jeder Institution Menschen
stehen, sollten sie sich vornehmen, mehr Straßen
nach verdienten Bürgern zu
benennen, findet
Onno
[email protected]
LEUTE
Der katholische Pfarrer
ALFONS
KORDECKI
ist in diesem Jahr
Gastgeber
des ökumenischen
Neujahrsempfangs in Einswarden. Treffpunkt ist am
Sonnabend, 8. Januar, um
10.30 Uhr das Witten-Huus
an der Herz-Jesu-Kirche.
TIPP DE TAGE
DIE ABBUSER SPOAßMOAKERS führen heute erneut
ihr Lustspiel „Quartett in‘t
Bett“ auf. Ab 19.30 Uhr ist
der Dreiakter von Wilfried
Reinehr in der plattdeutschen Version von Dieter
Poll im Dorfkrug zu sehen.
HEA ER FA ALE
Das Publikum im Güterschuppen ist begeistert und singt: „Wir wollen Hamlet sehen“
Hamlet ohne Hemmschwelle – das bietet das
neue Stück der Fatalen.
Anders als das Original
steckt es voller Komik.
„Hamlet for you“ ist noch
weitere zehn Mal im Güterschuppen zu sehen.
Termine sind Freitag, 21.
und 28. Januar sowie 4.,
11. und 18. Februar, und
onnabend, 22. und 29.
Januar, sowie 5., 12. und
19. Februar. Die Vorstellungen beginnen jeweils
um 20 Uhr, Einlass ist um
19 Uhr.
VON HENNING BIELEFELD
NORDENHAM – Für das Echte
gibt es keinen Ersatz? Von wegen! Wer sich William Shakespeares wortmächtiges Werk
„Hamlet“ nicht zumuten
möchte, ist mit Sebastian Seidels „Hamlet for you“ bestens
bedient. Die 135 Gäste im Güterschuppen jedenfalls hätten
am Silvesterabend die neue
Theater-Travestie nie und
nimmer gegen das riginal
getauscht.
Das liegt nicht nur am
Stück, sondern mindestens
genau so an Rolf Wilkens und
Axel de Grave. Die beiden
Darsteller des Theaters Fatale
bereiteten ihren Zuschauern
ein Silvester-Vergnügen, das
sie so schnell nicht vergessen
werden. Im Vergleich zu diesen beiden sehen Miss Sophie
und ihr Butler James gleich
noch viel älter aus.
„Sein oder Nichtsein“
Aber warum ausgerechnet
Hamlet? Dieses 1602 uraufgeführte Drama von Shakespeare hat die Populärkultur
bereichert wie kaum ein anderes Theaterstück außer
Goethes „Faust“. Viele Sätze
aus dem Stück gehören zum
Zitatschatz des Alltags: „Sein
oder Nichtsein, das ist hier die
Frage“, „Etwas ist faul im Staate Dänemark“, „Schwachheit,
dein Name ist Weib!“, „Ich
wittre Morgenluft“, „Die Zeit
ist aus den Fugen“ und natürlich „Der Rest ist Schweigen“.
Das zweite Thema des
Stücks ist das Verhältnis der
Schauspieler untereinander,
ihre Eitelkeit, ihre Verletzlichkeit, ihre Rechthaberei. Und
das alles in 70 Minuten und
Karten hat NMT am
Marktplatz.
Achtung, Geschichtsunterricht! Friedrich (Rolf Wilkens, rechts) animiert die Zuschauer zu
Zwischenrufen, Johannes (Axel de Grave) ist – noch – ganz Ophelia.
BILD: HENNING BIELEFELD
mit zwei Darstellern. Shakespeare hätte sich für einen solchen Auftrag bedankt.
Aber Sebastian Seidel ist
nicht Shakespeare. Der 39jährige lebt als Dramatiker,
Theatermacher und Inhaber
einer Schauspielschule in
Augsburg, und das 2006 uraufgeführte „Hamlet for you“
ist sein bislang erfolgreichstes
Stück. Seidel hat alles hineingepackt, was ihn beruflich bewegt, und er hat es so verpackt, dass es auch die Zuschauer bewegt – und zwar
überwiegend zum Lachen,
was beim riginal-Hamlet ja
eher deplatziert wirkt.
Denn es geht um Intrigen,
Verzweiflung, Irrsinn, List und
Tücke, Mord und Totschlag –
das ganze Programm also, das
zwei mittelmäßige Schauspie-
ler im Schnelldurchlauf auf
die Bühne bringen wollen.
Kurz der Inhalt: Der dänische
König ist von seinem Bruder
Claudius ermordet worden,
der sich selbst auf den Thron
gesetzt und die Königin Gertrud gleich geheiratet hat. Der
Geist des Ermordeten fordert
seinen aus Deutschland zurückkehrenden Sohn Hamlet
auf, Claudius zu töten, aber
Gertrud zu verschonen. Hamlet schwankt zwischen Mordund
Selbstmord-Gedanken
(„Sein oder Nichtsein“).
Friedrich (Rolf Wilkens) ist
vom
bildungsbürgerlichen
Auftrag des Theaters überzeugt und will den Zuschauern ganz nebenbei noch ein
wenig Theatergeschichte mit
auf den Weg geben. Johannes
(Axel de Grave) dagegen ist
ganz von der Popkultur erfüllt,
will gerne singen – obwohl
Shakespeare gar keine Musicals geschrieben hat – und
fährt Friedrich ständig in die
Parade.
Der gewissenhafte Friedrich erklärt den Zuschauern,
dass das Publikum – vor allem
die Armen auf den billigen
Plätzen an der Bühne – zur
Zeit Shakespeares die Stücke
nicht nur artig konsumierten,
sondern auch deftig kommentierten. Das sollen die Zuschauer im Güterschuppen
nachmachen: Wenn Claudius
kommt, rufen sie „Mörder,
Mörder“, wenn der Politiker
Polonius auftritt, rufen sie
„Korrupter Lügner“, und bei
Gertrud heißt es „Verräterin“.
Johannes setzt noch einen
drauf und impft dem Publi-
SILVES ER
„Was mir in eurer
Jahreshauptversammlung immer
wieder auffällt, ist
euer Durchschnittsalter von
33/34 Jahren. Werdet ihr eigentlich
gar nicht älter?“
HANS FRANCKSEN,
Bürgermeister, bei der
Silvesterwache in der
Feuerwehr Nordenham
o erreichen ie die Redaktion:
4731/9988-22
Fax: 04731/9988-2209; E-Mail:
[email protected]
kum einen Schlachtgesang
ein: „Wir wollen Hamlet sehen“. Im zweiten Akt darf er
sogar selbst singen: „Ich bin
noch da“ nach der Musik von
Gloria Gaynors „I will survive“. Hinter der spanischen
Wand spielt Rene´ Marechal
dazu die Gitarre; er hat auch
den Text geschrieben.
„Der Rest ist Schweigen“
Nach einem furiosen Rollenwechsel-Spiel, bei dem sogar Friedrich und Johannes
selbst ins Schleudern kommen, sind alle Protagonisten
tot. Und Hamlet sagt: „Auch
ich bin des Todes, der Rest ist
Schweigen.“ Schweigen? Von
wegen! Das Publikum reißt es
von den Sitzen und alle singen
den Fan-Gesang: „Wir wollen
Hamlet sehen!“
Kaum Gewinn in Friedeburg und Jahnhalle
Beide
Häuser
wollen weiter Silvester
öffnen. Änderungen sind
im Gespräch.
VON HENNING BIELEFELD
ZITIERT
Regie führt Inge Hoppe.
Regieassistentin ist Uschi
Wilkens, die die Gäste
stilecht auf Englisch begrüßt. Um die Technik
kümmert sich Rene´ Marechal. ouffleusen sind
abine Müller und Rosi
Paul.
Tolle Party-Stimmung auch
mit deutlich weniger Gästen
VEREINE
DAS DEUTSCHE ROTE
KREUZ bietet am Sonnabend, 8. Januar, erneut
den Kursus „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“ an.
Treffpunkt ist von 10 bis 17
Uhr das DRK-Haus an der
Flagbalger Straße. Anmeldungen sind nicht nötig.
NOCH ZEHN MAL
„WIR WOLLEN
HAMLE SEHEN“
NORDENHAM – Immer weniger
Nordenhamer wollen den Jahreswechsel in der Friedeburg
oder in der Jahnhalle feiern.
Sowohl der Friedeburg-Chef
Helmut Dietrich als auch der
Jahnhallen-Chef Robert Kohl
sagten: Wären wir normale
Gastronomen, könnten wir
dieses Angebot nicht mehr
machen.
In der Stadthalle Friedeburg amüsierten sich 240 Gäste – so wenige wie noch nie.
Der Stimmung tat das keinen
Abbruch. Im Gegenteil: Maurice, der schwarze Sänger der
Tramps aus Wardenburg, gab
in seinem Glitzersakko alles,
trat sogar mit Perücke als Tina
Turner auf, und die Gäste ließen sich nicht lange bitten:
Tolle timmung in der tadthalle: Vor der Bühne hotteten die Gäste ab. Kleine Bilder: Maurice von den Tramps (links) und Natascha chulz von even Green.
BILDER (3): HENNING BIELEFELD
Sie hotteten auf der Tanzfläche – am liebsten ganz nah an
der Bühne.
Der Silvesterball wird seit
mehr als 50 Jahren gefeiert –
seit es die Friedeburg gibt. In
den besten Jahren kamen 600
Leute, sagt Helmut Dietrich,
2008 waren es noch 320, 2009
nur noch 280. Woran liegt‘s?
Helmut Dietrich hat das
Rauchverbot in Verdacht. „Die
Leute heizen ihre Garagen
und feiern da oder im Vereinsheim“, sagt der FriedeburgChef. Was tun? Vielleicht eine
fetzige Samba-Truppe engagieren, sagt Dietrich.
In diesem Jahr hat er erstmals einen besonderen Gast
aufgeboten: den Bauchredner
Thomas Martinsen aus Butjadingen. Der kam super an.
Neu war auch, dass erst ab 20
Uhr Einlass und ab 20.30 Uhr
Beginn war. Und statt Schnitzel-Essen gab es Kleinigkeiten
für 1 Euro bis 1,80.
In der Jahnhalle zählte Robert Kohl 280 Gäste. Zum
zweiten Mal in der Geschichte
war die Silvesterparty im Kultur- und Freizeitzentrum
nicht ausverkauft. Auch die
Zusammensetzung des Publikums war ungewöhnlich, sagt
Robert
Kohl:
80 Prozent der Gäste gehörten
nicht zu den regelmäßigen
Jahnhallen-Besuchern
und
von den 170 Inhabern einer
Jahreskarte seien kaum mehr
als 20 gekommen.
Auch hier war die Stimmung super, die Band Seven
Green mit den beiden Nordenhamern Natascha Schulz
(Gesang) und Tim Früstück
(Keyboards) kam exzellent an.
Doch Robert Kohl plagen
Zweifel, ob der Steuerzahler
für eine solche Party aufkommen sollte. Im Januar will sich
das Jahnhallen-Team Gedanken machen, wie es weitergehen kann. Kohl schwebt eine
Party mit einem professionellen Disc-Jockey vor, die wesentlich weniger Eintritt kosten würde.
Für Robert Kohl selbst war
er die letzte Silvesterparty als
Jahnhallen-Chef. Am 31. Dezember 2011 hat er seinen
letzten Arbeitstag – und da
will er zum Feiern kommen.