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>> Band ConvenTion L imp Bizkit, der Name steht für die Neunziger. Für Nu-Metal, für fette Konzerte, für den Oberpimp Fred Durst und nicht zuletzt für die Ballade »Behind Blue Eyes«. Nach acht Jahren der Studioabstinenz haben sich Frontsau Fred Durst und Gitarrist Wes Borland endlich wieder zusammengerauft. Diesen Sommer schieben Limp Bizkit mit »Gold Cobra« nach acht Jahren das langersehnte, fünfte Album nach. Klar, dass die Herren es sich nicht nehmen lassen, auch ihre Livequalitäten mal wieder unter Beweis zu stellen. Da das Eröffnungskonzert der Deutschland-Gigs netterweise in Mannheim stattfindet, also genau vor der Haustür der TätowierMagazin Redaktion, nutzen wir die Gelegenheit, die Jungs persönlich zu treffen. kern vorbei. kein Weg an den Raproc te hr fü n er zig un Ne n In de Mega-Hits. Blue Eyes« landeten sie d in eh »B d un ‘« in oll »R Mit rrist Wes stieg Streitereien folgten. Gita ll. sti es e rd wu nn da Doch d sie wollen d Limp Bizkit zurück un sin zt Jet . ein er ed wi d un aus -Metal retten. nicht weniger als den Nu Um Punkt 18 Uhr stehen wir bereit. Nur Fred ist noch nicht soweit. Erst müssen noch die Meet & Greet-Gewinner versorgt werden. Shirts signieren, plaudern, Fotos machen. Fred nimmt’s gelassen. Während unsere Fotografinnen ihr Equipment aufbauen, telefoniert er, organisiert und blödelt rum. Einen Tourmanager oder so etwas gibt es nicht. Fred managt die Belange der Band selbst. Eine dreiviertel Stunde vor Beginn des Konzerts ist es dann soweit. »Are you hungry?« fragt Fred und führt mich zum Catering. Also machen wir es uns mit ein paar Nudeln und fies-fettiger, asiatischer Hühnerbrühe gemütlich. »Wieso wollt ihr mit mir ein Interview?«, fragt er und schiebt nach »Ich hab doch gar keine Tattoos.« Eine glatte Lüge, gucken die Hautbilder doch sogar oben am Nacken aus dem Kragen heraus. Ich lache und zeige auf sämtliche Tats, die mir entgegen springen. Und dann erinnere ich ihn, dass er vor vielen, vielen 98 TäTowierMagazin 08/2011 098 07/2011 Limp Bizkiz.indd 98 15.07.2011 8:07:48 Uhr ConvenTion Band << Text: S O N J A G O L G OWSKI Bilder: S A N D y C A R MONA Jahren ja auch selber mal Tätowierer war. Aber darüber will er irgendwie nicht sprechen. Ob er schlecht gewesen sei, frage ich. Und er entgegnet schulterzuckend: »Fürcherlich war ich jedenfalls nicht.« Auch heute ziehe er ab und an noch die Tattoogun. Doch die Story, er habe Korn-Bassisten Fieldy tätowiert, die stimme nicht. Aber wer weiß. Verarschen wollte Fred mich ja gerade eben schon einmal. Wir kommen also zu dem Ergebnis, das Fred schlicht keine Lust hat, alle Tattoos zu Inzwischen sitzen sie wie der friedlich nebeneinander: Wes Borland und Fred Durst. Drummer John trägt die ls. Dürer-Hände auf dem Ha 99 08/2011 07/2011 TäTowierMagazin 099 Limp Bizkiz.indd 99 15.07.2011 8:07:58 Uhr >> Band ConvenTion Fred Durst bewundert Albert Einstein und trägt sein Porträt auf dem Bein. Wes Borlands neuestes Tattoo, ein Frauenporträt, gestochen von Nikko Hurtado. zeigen. Also ruft er Gitarristen Wes Borland dazu. Der hat sich nämlich gerade eben erst neue Tinte besorgt. Sein Bruder hat ihm ein paar stilisierte Hunde geinkt, die den Anbeginn der Zeit symbolisieren sollen und die nun noch mit Panthenol-Salbe versorgt werden müssen. Aber Wes ist auch sonst ein fleißiger Tattoosammler. Stolz zeigt er eines seiner Lieblingstats von Nikko Hurtado auf dem Arm. Also beugen wir uns erst einmal über die aktuelle Ausgabe des TätowierMagazins und fachsimpeln ein wenig, während Fred unsere Tattoo Erotica entdeckt. »Traumhafte Ladys »Wir kümmern uns nicht mehr darum, wie Radiostationen, Fernsehsender oder sonst jemand uns haben will. Wir sind einfach Limp Bizkit und machen das, was uns Spaß macht.« Oh my fuckin’ god! Frontsau Fred zeigt sich begeistert von unserer Tattoo Erotica, die ihm Redakteurin Sonja mitbrachte. habt ihr da. Die sehen unfassbar gut aus. In den Staaten buchen sie ja immer bloß diese operierten Plastikmodels. Das geht gar nicht. Aber Mann, diese Girls sind heiß. Du John steht offenbar auf religiös angehauchte Tattoo-Designs. hättest ruhig ein paar von denen mitbringen können«, erklärt er und fügt hinzu: »I love Boobies!« Ob er denn so kurz vor dem Auftritt gar nicht aufgeregt sei, frage ich ihn, während er weiter die ErotiCats bestaunt und in aller Seelenruhe seine Suppe schlürft. »Doch klar. Aber heute ist es anders als früher. There’s a new excitement in the air, verstehst du? Heute bündeln wir unsere Kräfte viel besser. Das siehst du auch auf der Bühne. Früher war es ein wildes Chaos. Heute ist es ein viel gefährlicheres aber kontrolliertes Chaos.« Und Wes stimmt lachend ein. Einträchtig sitzen die beiden früheren Streithähne nebeneinander. »Vertragt ihr euch heute besser«, will ich wissen und beide nicken. »Heute ist alles viel, viel einfacher«, meint Wes. »Ich verstehe besser, was in Freds Kopf vorgeht. Und umgekehrt auch.« Und Fred ergänzt: »Wenn du etwas im Leben wirklich willst, dann musst du es als das akzeptieren, was es ist und ihm Raum geben. Ohne zu 100 TäTowierMagazin 08/2011 07/2011 Limp Bizkiz.indd 100 15.07.2011 8:08:19 Uhr ConvenTion Band << versuchen, es zu ändern. Und dann klappt es auch.« Die letzten eineinhalb Jahre haben die Jungs dann endlich damit verbracht, an »Gold Cobra«, das sich ein klein wenig nach einer Zeitreise in die Neunziger anhört, zu arbeiten. Back to basic also? »Wir kümmern uns einfach nicht mehr darum, wie Radiostationen, Fernsehsender oder sonst jemand uns haben will«, erklärt Fred. »Wir sind einfach Limp Bizkit und machen das, was uns Spaß macht. Es geht doch darum, sich selber treu zu bleiben und sich nicht zu verbiegen.« Und Wes fügt hinzu: »Sonst ist das wie bei Metallica, als die sich ihre Haare abgeschnitten haben. Das war lächerlich.« Das sie es durchaus schaffen, ihre aggressiven Rapsongs und die krachenden Gitarren ins Jahr 2011 zu transportieren, zeigt auch der Track »Bring it Back«, den beide als ihren momentanen Lieblingssong bezeichnen. »›Bring it back‹ hört sich genau so an, wie sich die nächste Platte anhören wird« erklärt Wes. »Es hört sich nicht exakt nach dem an, was wir bisher gemacht haben, aber es klingt trotzdem nach Limp Bizkit.« Und Fred ergänzt »It’s fucking sick. It’s Raprock. It’s extreme. That’s it.« Und dann ist auch schon wieder Schluss mit der Ernsthaftig- en: erd w w ie zu terv rot ne n In gar i h e o t, hr och ker llt i Flun so wo hab d h ie »W ir – ic s!« m o t o mi Tatt e n i ke keit. Fred schnappt sich mein iPhone, mit dem ich unser Interview aufnehme und singt kurzerhand hinein. »Lady, give me all your love.« Immer noch der alte Pimp eben! www.limpbizkit.com << Wes trägt ein interessantes Rücken-Tattoo – was es bedeutet, weiß wohl nur er selbst. Schau an, Fred ist Black Flag-Fan. Könnte man aber mal nachstechen lassen. 08/2011 07/2011 TäTowierMagazin 101 Limp Bizkiz.indd 101 15.07.2011 8:08:34 Uhr