the third sex, the pros and cons

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the third sex, the pros and cons
Dein Pferd das unbekannte Wesen
... the third sex, the pros and cons
In allen Überlegungen bisher, sind wir immer davon ausgegangen, daß eine
Pferdeherde aus Hengsten, Stuten und/oder Fohlen besteht. Nun, einstmals war
das auch so. Doch in der heutigen Zeit, wo Lebensräume eng werden und der
Platz für Lebewesen von uns Menschen eingeteilt wird, sieht das anders aus.
Man hat, sozusagen als drittes Geschlecht, den Wallach geschaffen.
Vom Prinzip her, eine klare und praktische Situation. In einer Pferdeherde
herrscht Ruhe und die natürliche Ordnung bleibt erhalten. Im Zuchtbetrieb
kommt kein unerwünschter Nachwuchs, weil die Anpaarung der Elterntiere nach
Blutlinien oder anderen ausgesuchten Kriterien vollzogen wird.
Doch gestatten wir uns einen Blick hinter die Kulissen, und beurteilen wir
das Verhalten des Betroffenen. Ausgangssituation ist, daß in eine bestehende
Pferdeherde ein erst vor kurzem kastrierter Junghenst, der keines der
Herdenmitglieder, außer seiner Mutter, je vorher gesehen hat, eingegliedert
wird.
Der Jungwallach ist in natürlicher Freihaltung bis zum zweiten Lebensjahr als
Hengst in einer separierten Hengstherde seines Jahrganges aufgewachsen und
war dort in der Rangordnung teilweise an erster oder zweiter Stelle. Das
heißt, er hat sowohl Erfahrung in der Alphaposition, als auch als geführtes
Herdenmitglied.
Der Jungwallach hatte niemals Gelegenheit in Kontakt mit erwachsenen Stuten
zu kommen. Andere Wallache sind ihm unbekannt.
Im Alter von zwei Jahren, begann seine Ausbildung. Der damalige Junghengst
stand ab diesem Zeitraum, gemeinsam mit seinen Jahrgangsgenossen in einem
Reitstall, und wurde regelmäßig geritten und ausgebildet. Ab diesen Zeitpunkt
war die Alphaperson der Trainer und es gab für die Pferde keinen Weidegang
mehr.
Im dritten Jahr, nach Abschluß der Grundausbildung wurde der Junghengst
gelegt und nach Abheilung zu einem anderen Reitstall gebracht. Dort war das
einzige Pferd daß er kannte, seine Mutter, die in der dort befindlichen
Herde, seit jeher, integriert war.
Bis zu diesen Zeitpunkt, war der Jungwallach ein gut funktionierendes, im
Handling einfaches und gehorsames Pferd. Unter dem Sattel zwar etwas triebig,
aber nicht faul oder widersetzlich. Gab es eine neue Lektion zu erlernen,
brauchte er meistens länger als seine Jahrgangsgefährten. Hatte er jedoch
begriffen, was der Trainer von ihm wollte, führte er es einwandfrei,
entsprechend seiner Möglichkeiten aus.
Die Überlegungen den Hengst zu legen, waren drei grundsätzliche.
- er sollte in einem Reitstall leben, wo regelmäßiger Weidegang
vorgesehen war, doch es gab dort keine
rte Hengstkoppel.
- Eine Verwendung im Zuchtbetrieb war nicht vorgesehen.
- In dem Areal, wo sein Besitzer Ausritte vornehmen wollte, war es
jederzeit möglich, auf fremde, rossige Stuten zu treffen.
Soweit die Ausgangssituation für den Augenblick, in dem der Jungwallach in
die, für ihm fremde Herde, eingeführt wurde.
Im ersten Moment, war der Kontakt mit den erwachsenen Stuten für beide Seiten
eine aufregende Sache. Innerhalb einer Stunde waren alle Stuten rossig. Die
ältesten als erste, dann in der Folge auch die jüngeren Stuten.
Der Jungwallach, der noch ein sehr hengstisches Verhalten zeigte, schachtete
wohl zeitweise aus, versuchte jedoch kaum die Stuten zu bespringen.
Seine Mutter erkannte er sichtlich, behandelte sie jedoch wie alle anderen
Stuten auch. Umgekehrt wurde er von der rossigen Stute genauso bedrängt wie
von den fremden Stuten. Aus dem ehemaligen Stuten/Fohlen Verhältnis war nicht
mehr oder weniger Sympathie geblieben, als für die bisher unbekannten Pferde.
Interessant war auch sein Kampfverhalten. Wenn er in Bedrängnis war,
versuchte er sich mit hengstischen Drohgebärden Raum zu verschaffen. Doch das
half nicht immer. Mit dem, in der Hengstherde erlernten Kapfverhalten, kam er
bei den Stuten schlecht an. Versuchte er zum Beispiel die Vorderbeine zu
verbeißen, drehten sich die Stuten blitzschnell um und keilten mit der
Hinterhand aus. Der Jungwallach lernte sehr schnell, daß das Auskeilen mit
der Hinterhand und der Biß in Hals und Rücken des Gegners, bei Stuten, die
einzige wirksame Taktik ist.
So zog sich die Eingliederung für einige Tage hin. Dabei verloren die Stuten
mehr und mehr das Interesse an ihm. Der Jungwallach mistete nach wie vor
sofort über jeden frischen Kot jeder Stute und hielt den Harem zusammen.
In dieser Beziehung zeigten sich dann auch die ersten Schwierigkeiten. Er
wollte neben den Stuten auch die beiden Wallache mit der Herde führen. Doch
diese zeigten wenig Interesse daran, sich von dem Jungwallach dirigieren zu
lassen. Beide waren schon ältere Pferde und wollten ihre Ruhe haben.
Im ersten Anlauf respektierte der Junge dies auch. Doch als dann die Stuten
das Interesse an ihm verloren und wieder mehr neben den älteren Wallache
grasten, wurde der junge Wallach ungemütlich.
Dies ging soweit, daß er die Stuten ständig abdrängte und die älteren
Wallache über die ganze Weide trieb.
Die allerdings wußten nicht wie ihnen geschah, wehrten sich jedoch
seltsamerweise nicht sehr, sondern flüchteten immer mit deutlichen
Streßreaktionen.
Das ging soweit, daß einer der beiden separiert werden mußte, da der
Jungwallach ihn immer wieder bedrängte.
Vermutlich war dieser ältere Wallach nicht in der Lage, aus welchen Gründen
auch immer, eine Demutsgeste zu zeigen und damit den Jungen anzuerkennen.
Denkbar wäre, daß er in seiner frühesten Jugend nur mit der Stute gehalten
wurde und er deshalb sein Kontaktverhalten in einer Herde niemals erlernt
oder geschult hatte.
Unter dem Sattel und im Handling blieb der Jungwallach auch weiterhin ein
folgsames und gut funktionierendes Reitpferd.
Die Erkenntnis aus diesen Beobachtungen ist, wenn man einen Hengst legen
lassen muß, will oder soll, dann müßte das bereits so zeitgerecht geschehen,
daß der spätere Wallach in seine neue Lebensrolle hineinwachsen kann, bevor
er mit anderen Pferden konfrontiert wird. In der Regel dauert es bis zu einem
halben Jahr, bis das extreme Hengstverhalten und die Hengstmanieren
abgelegt werden.
Man kann sich viel Ärger und Probleme ersparen, wenn man die Zeitplanung bei
derartigen Unterfangen beachtet.
Außerdem darf man nie außer acht lassen, daß ein einziger unglücklicher
Hufschlag genügt, um alle Mühen und Emotionen der Aufzucht zunichte zu
machen.
Daß die negativen Auswirkungen bei Wallachen, die nicht sehr nerven- und
charakterstark sind erheblich umfangreicher werden, sei auch erwähnt. Wenn
man sich vorstellt, daß ein Jungwallach, der als Hengst bisher immer als
Dritter oder Vierter in der Rangordnung, rangierte plötzlich von rossigen
Stuten bedrängt wird und von ihm Entscheidungen verlangt werden, die er nicht
zu treffen in der Lage ist, dann braucht man nicht sehr viel Phantasie um das
Ergebnis voherzusehen. Abgesehen vom körperlichen Schaden der eintreten kann,
wird der psychische Schaden oft nicht wieder gutzumachen sein.
Man sollte also immer bedenken, daß die Kastration eine erstens unumgängliche
Sache ist, will man einen Hengst in einer gemischten Herde halten deren
Mitglieder unterschiedliche Besitzer haben und zweitens eine absolut
endgültige Angelegenheit, die nicht rückgängig gemacht werden kann und mit
deren Folgen sowohl das betroffene Pferd, als auch die mit ihm in Verbindung
stehenden Menschen leben müssen.
Durch die einschneidende Veränderung des Geschlechtes werden angeborene und
erlernte Verhaltensweisen in Frage gestellt und die daraus entstehende
Streßsituationen bedingen neue Lernprozesse die ein Pferd in dieser Lage
vollziehen muß, um in Zukunft wieder in einer sozialen Rangordnung bestehen
zu können.
Doch Lernprozesse, das wissen wir alle, brauchen ihre Zeit und diese Zeit
sollten wir unseren Pferden fairerweise zugestehen.
P.Hnizdo