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Hok-lam Chan: Legends of the Building of Old Beijing. Hongkong: Chinese University Press 2008,
416 S. ISBN 978-0-295-98782-8.
Die bislang umfangreichste Studie zu Pekinger Sagen ist anzuzeigen, und zwar speziell zu solchen über den Neubau der Stadt unter Zhu Di, dem dritten Ming-Kaiser (Yongle-Ära 1403–
1424), der die Hauptstadt der Dynastie von Nanking (Nanjing) hierher verlegte. Auch zahlreiche
Details der Pekinger Stadtgestalt kommen dabei zur Sprache. Gewiss waren die meisten Geschichten schon vorher bekannt und auch in westlichen Sprachen nachzulesen. Viele sind erwähnt in L. C. Arlington und William Lewisohn: In Search of Old Peking (Peking: Vetch, 1935).
Eine von Jin Shoushen erstellte Sammlung erschien in der englischen Übersetzung von Gladys
Yang: Beijing Legends (Beijing: Panda Books, 1982). Eine ähnliche Sammlung liegt auf Deutsch
vor: Legenden aus Beijing (Beijing: Verlag für fremdsprachige Literatur, 1989). Schon früher hatten
sich andere, wie E. T. C. Werner: Myths and Legends of China (London: Harrap, 1924), der chinesischen Mythologie gewidmet und dabei auch Pekinger Sagen berücksichtigt. Dennoch erschließt
Hok-lam Chans Werk reichlich neues Material, denn er ging diesen Sagen auf den Grund, indem
er frühe Fassungen heranzog, nach deren historisch verifizierbarem Substrat (soweit gegeben)
und nach anderen Quellen fragte und die thematischen Motive miteinander verglich. Heraus kam
eine außerordentlich detaillierte Studie, die vor allem von Chans eindrucksvoller Literaturkenntnis zeugt. Der Autor schöpfte, wie er selbst schreibt, aus seiner jahrzehntelangen Forschung zur
Politik- und Religionsgeschichte der Dynastien Yuan und Ming. Er zeigt sich auch mit weniger
bekannten Quellen vertraut, darunter mongolischen, und natürlich zieht er ebenfalls die einschlägige westliche Sekundärliteratur heran. Das Literaturverzeichnis umfasst dreißig Seiten mit mehr
als 500 Titeln.
Die Darstellung zerfällt in zwei Hauptteile mit je zwei Kapiteln. Der erste Hauptteil bezieht
sich auf „The ‘Nezha City’ of Old Peking: Origins and Transformations“. Im Mittelpunkt stehen
zwei historische Persönlichkeiten, die zur Mythenbildung Anlass gaben: Liu Bingzhong (1216–
1274), der Stadtplaner des yuanzeitlichen Peking (Dadu, Khanbalik), und Liu Ji (Liu Bowen,
1311–1375), ein in der Geomantik versierter Ratgeber des Dynastiegründers der Ming, Zhu
Yuanzhang. Liu Ji, der in den tradierten Texten stets nach seinem Großjährigkeitsnamen (zi) Liu
Bowen genannt wird, erweist sich im Laufe der Darstellung als die Hauptfigur der Stadtmythen.
Diese machen ihn zum Berater des Stadtneugründers, des Yongle-Kaisers, auch wenn der historische Liu Ji bereits starb, als der spätere Kaiser gerade einmal 15 Jahre alt war und die Neugründung Pekings noch in weiter Ferne lag. Die Mythen übertragen dazu Verdienste des großen
Peking-Baumeisters Liu Bingzhong auf Liu Bowen, und zuweilen werden beide als Großvater
und Enkel postuliert. Als beide Männer verbindender Geschichtentopos fungiert die mythische
Figur des Nezha (auch: Nazha), eines wundermächtigen göttlichen Knaben, dessen Körper die
zwei Lius vom Scheitel bis zur Sohle (wie es die Erzähler sahen) im Stadtgrundriss abbildeten:
das yuanzeitliche Peking (Dadu) in der Form des Nezha mit drei Köpfen und sechs Armen, das
mingzeitliche als Nezha, mit einem Kopf und – je nach Plan – mal acht, mal nur zwei Armen.
Nezha, der als Sohn des Vaiśravana, des Himmelskönigs des Nordens, gilt, ist zwar eine tantrische Erfindung, wanderte als Dämonenbezwinger aber in den Volksglauben und wurde vom
Taoismus ebenfalls für sich vereinnahmt. Peking verdankt ihm der Sage nach insofern seine
Existenz, als er die bösen Drachen bezwang, die die Gegend mit Überschwemmungen und
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Dürre überzogen. Die darin angesprochene unsichere Wasserversorgung der Stadt ist ein alter
Topos, der auch in anderen Mythen ohne Nezha-Beteiligung immer wieder eine Rolle spielt.
Darin ist dann Liu Bowen derjenige, der Pekings Drachenkönig unter Kontrolle hält.
Liu Bowen ging auch in einen interessanten mongolischen Peking-Mythos ein. Er besagt,
dass Zhu Di tatsächlich nicht vom Dynastiegründer gezeugt wurde, sondern Sohn des letzten
Yuan-Kaisers und einer seiner Konkubinen war, die, bereits schwanger, in den Harem Zhu
Yuanzhangs aufgenommen wurde, woraufhin sie es durch fromme Gebete schaffte, die
Schwangerschaft derart zu verlängern, dass der Kaiser glaubte, der Sohn, den sie gebar, sei von
ihm. Später, als Zhu Yuanzhang, hinsichtlich seiner Vaterschaft skeptisch geworden, diesen Sohn
zur Verteidigung der Nordgrenze abkommandierte, ihm aber nur eine Truppe aus ausgemergelten alten Männern zur Verfügung stellte, habe die mongolische Konkubine ihrem Sohn geraten,
sich der Hilfe Liu Bowens zu versichern – womit der junge Held seine zum Scheitern verurteilte
Mission doch noch in einen grandiosen Erfolg ummünzen konnte; am Ende setzte Liu Bowen
Zhu Yuanzhangs Bastard im neu erbauten Peking als „kleinen Kaiser“ auf einen Drachenthron.
Diese Geschichte behandelt Hok-lam Chan erneut und ausführlicher im zweiten Hauptteil
mit dem Titel „‘Siting by Bowshot’: Locating the City of Ming Peking“. Darin geht es zunächst
speziell um diejenigen Legenden, in denen die Lage der Stadt oder zumindest ihre Größe per
Pfeilschuss bestimmt wird oder in der verborgene Schätze auf diese Weise gefunden werden.
Diese Topoi stehen in mongolischer Erzähltradition. In diesen Sagen treten neben Liu Bowen
weitere Personen auf, darunter ein mysteriöser schwarzer Reiter, dessen Gestalt wohl vom
mythischen Nordkaiser Xuanwu inspiriert wurde (dass der Yongle-Kaiser dessen Kult förderte, passt hier bestens ins Bild), ferner Xu Da, der berühmte Ming-General, der, da 1385 gestorben, mit Pekings Neugründung faktisch nichts zu tun hatte, sowie Shen Wansan, ein im
14. Jh. historisch nachweisbarer, sehr reicher Mann, der in einigen Sagen als Bettler oder Lastenträger verkleidet in Peking lebend geschildert wird, wo er, vom allwissenden Liu Bowen
durchschaut, unter Folter die Lage enormer Gold- und Silberhorte enthüllt, dank derer der
finanziell klamme Prinz von Yan (Zhu Di vor seiner Thronbesteigung) erst die neue Hauptstadt fertig bauen lassen kann. Weitere Akteure des Mythenschatzes sind Yao Guangxiao, den
die Mythen mal als Konkurrenten Liu Bowens, mal als dessen Schüler ansehen, Toghôn Temür, der letzte Yuan-Kaiser, und Gao Liang, ein Soldat, der im Auftrag Liu Bowens dem
Drachenkönig das entführte Pekinger Grundwasser wieder abjagt, dabei allerdings ungeschickt
zu Werke geht, so dass Pekings Brunnen fortan nur noch brackiges Wasser lieferten.
Den Abschluss der Darstellung bildet ein „Epilog“, in dem Chan wichtige Anregungen
von anderen Autoren aufgreift und die Mythenbildung sowie ihren gesellschaftlichen Stellenwert in einen größeren Kontext stellt. Das Erzählgut der Sagen stand, so schreibt er in Bezug
auf das 20. Jh., im Kern eines konzertierten Aufpolierens einer verflossenen Kultur und ihrer
Werte, mit dem beim Zusammenbruch der dynastischen Ordnung und unter dem Druck der
Modernisierung Pekings Bürgern eine neue Identität gegeben werden sollte.
Zum eigentlichen, knapp 230 Seiten umfassenden Textteil des Buches tritt schließlich ein
rund 150 Seiten starker Anhang. Darin finden sich fünf Sagen in englischer Übersetzung, ein
kleines Begriffsglossar, ein umfangreicher Anmerkungsapparat, das erwähnte Literaturverzeichnis sowie ein detailliertes Stichwortregister. In den Text integriert sind 40 Abbildungen
(darunter Stadtpläne) sowie – besonders löblich – chinesische Zeichen.
Soweit ist alles sehr erfreulich und nützlich. Chans Werk leidet jedoch auch unter zwei
Schwächen, die miteinander zusammenhängen: Die Analysen und begriffliche Genauigkeit lassen
zu wünschen übrig, und die Darstellung ist wenig systematisch, wodurch es zu zahlreichen WieOE 48 (2009)
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derholungen kommt. Es war natürlich sachlich geboten, dass der Autor auf die Grundrisse des
yuanzeitlichen und des mingzeitlichen Peking eingeht. Diese wiederum sind durch stadtplanerische und architektonische Ideale geprägt, die mit den Fengshui-Traditionen zusammenhängen,
aber auch auf hanzeitlichen (teils vorhanzeitlichen) kosmologischen Spekulationen beruhen.
Speziell die Yuan-Metropole Dadu wurde von Liu Bingzhong als Idealhauptstadt gemäß dem
„Kaogong ji“ entworfen, das Teil des Ritenbuchs Zhouli ist und damit in den engsten Kreis der
konfuzianischen kanonischen Schriften gehört. Chan stellt aber nicht klar, dass diese normativen,
aus dem Altertum stammenden Entwürfe und die sonstigen relevanten Bautraditionen (Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen etc.) nichts mit den Mythen zu tun haben, die sämtlich post
festum formuliert wurden und zudem einen völlig anderen soziokulturellen Hintergrund haben.
Im Gegenteil spricht Chan sogar von „sky-earth correspondence mythology“. Tatsächlich geht
es in keiner der von Chan vorgestellten Sagen auch nur andeutungsweise um derartige philosophisch-kosmologische Fragen. Dort zeigt sich ein ganz anderes Denken, bei dem es Chan versäumt hat, dieses als ätiologisch zu kennzeichnen: Die meisten Sagen wollen erklären, wie etwas
zu dem wurde, was es ist. Warum liegt Peking dort, wo es liegt? Woher kam das Geld, mit dem
Peking gebaut wurde? Warum ist Pekings Wasserversorgung so prekär? Warum ist der Palast mit
so vielen Abbildungen von Drachen geschmückt? Woher hat die Gaoling-Brücke ihren Namen?
Auf diese und viele andere Fragen geben die Mythen volkstümliche Antworten. Dass auch politische Motive bei der Mythenbildung wirksam waren, zeigt etwa die mongolische Sage, die Zhu
Dis Abstammung vom letzten Yuan-Kaiser und seiner Konkubine postuliert. Verbergen sich
womöglich auch hinter anderen Sagen politische Motive? Der Autor diskutiert diese Frage nicht.
Gewiss spricht er viele Topoi immer wieder an, verweist auf Querverbindungen, widmet sich
ihrer Analyse aber nur hier und da, doch nirgends konsequent und systematisch. Im „Epilog“ gelingt es ihm zwar, einen Teil seiner Versäumnisse wieder gutzumachen, doch hätte die
ganze vorangegangene Darstellung stark gewinnen können, wenn der Analyse von vornherein
mehr Gewicht beigemessen worden wäre. Dann wäre es sicher auch leichter gefallen, die Darstellung klarer zu gliedern und Wiederholungen zu vermeiden.
Auch sonst nimmt es Chan oft nicht genau. Auf S. 138 wird Mathematik unter „pseudo science“ subsumiert. Umschriftfehler sind nicht eben selten, so schreibt Chan „Xiongnü“ für „Xiongnu“, „Yelu“ für „Yelü“ oder „būkkyō“ für „bukkyō“. „Rechts“ und „links“ müssen bei ihm als
geografische Richtungsbezeichnungen herhalten. Meistens kann man zwar vermuten, dass der
Autor mit „rechts“ „im Osten“ meint und mit „links“ entsprechend „im Westen“, denn er hatte
wohl eine genordete Landkarte vor Augen, aber dies gilt keineswegs immer, denn wenn beispielsweise aus dem „Kaogong ji“ zitiert wird, ist die Bedeutung von „rechts“ und „links“ genau anders
herum, und nicht immer ist entscheidbar, welche Bedeutung von „links“ und „rechts“ gerade dran
ist. Auch „horizontal“ taucht als geografische Richtungsangabe auf und bedeutet dann mal „ostwestlich ausgerichtet“, mal aber auch „an den Himmelsrichtungen orientiert“.
Diese kritischen Anmerkungen sollten jedoch nicht den Blick auf die Leistung des Autors
verstellen. Von seiner enormen Quellenkenntnis, die auch mongolische Werke einschließt,
wird jeder profitieren, der sich in Zukunft mit chinesischen und speziell Pekinger Legenden
befassen wird, und künftige Forschungen zur Pekinger Stadtgeschichte gewinnen durch Chans
Arbeit gewiss zusätzliche lebendige Facetten.
Hans-Wilm Schütte (Hamburg)
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Timothy Brook: Vermeers Hut. Das 17. Jahrhundert und der Beginn der globalen Welt. Berlin: Verlag
Klaus Bittermann, 2009. 270 S. ISBN 978-3-89320-133-4. (Englische Originalausgabe: Vermeer’s
Hat. The Seventeenth Century and the Dawn of the Global World, London, Profile Books Ltd., 2008).
In diesem Buch des kanadischen Sinologen Timothy Brook wird die Welt des 17. Jahrhunderts aus
niederländischer Sicht betrachtet, aus der Sicht eines verschuldeten Bürgers einer kleinen, immerhin
zu einiger Bedeutung herangewachsenen Hafen- und Handelsstadt an der Nordsee. Zugleich ist es
ein Buch über die unübersehbaren Anzeichen der beginnenden Globalisierung in dieser Zeit, als
portugiesische und spanische Schiffe, später vor allem auch Schiffe der großen nordeuropäischen
Handelskompanien, besonders der Vereinigten Ostindischen Kompanie VOC und der East India
Company EIC, sich auf den Weg machten, um bis dahin oft ganz unbekannte, vielfach exotische,
in jedem Fall aber hochbegehrte Güter aus aller Welt nach Europa zu bringen. Es war eine Zeit, in
der die Europäer weit über die Grenzen ihres Kontinents hinausgriffen und die ganze Welt zu
entdecken – und für sich zu nutzen – suchten, eine Zeit, in der sie ein umfassendes Wissen um alle
Kontinente und Ozeane anstrebten, in der somit geographische Kenntnisse und deren Verbreitung
durch große Kartenwerke und Atlanten eine geradezu explosive Entwicklung nahmen. Dabei sehen
wir in Brooks Buch besonders deutlich: Oft sind nicht allein die Fakten historischer Entwicklungen
entscheidend, sondern auch die Perspektive des Blicks auf dieselben.
Porzellan zum Beispiel: Nicht nur an die großen europäischen Höfe fand das Porzellan aus
China seinen Weg, nach Sanssouci, London, Dresden, Versailles, nicht nur nach Amsterdam, der
Metropole der frühen Globalisierung, sondern auch in unbedeutendere Orte, so auch nach Delft,
der kleinen Bürgerstadt der Vereinigten Niederlande, und dort in das Haus des erwähnten verarmten Bürgers, eines damals weithin unbekannten Malers, dessen große Bedeutung erst Jahrhunderte später bemerkt werden sollte, des Johannes Vermeer (1632–1675). Vermeer hat in
seinem kurzen Leben nur wenige Bilder gemalt, etwa 36 insgesamt sind bekannt. Viele dieser
Bilder jedoch zeigen, wie tief das Porzellan, wie tief viele weitere Waren vor allem aus China, aber
auch aus anderen Teilen der Welt, aus Kanada, Südamerika und Afrika, in das Leben und das
Bewußtsein der Europäer des 17. Jahrhunderts eingedrungen waren, wie tief das kulturelle Leben
Europas durch aus fernen Weltgegenden herbeigeschaffte Güter bereits geprägt war.
Brook nimmt also Delft und vor allem Vermeer als Ausgangspunkt seiner Betrachtungen. Er
hätte, wie er selbst sagt, auch andere Städte nehmen können, Shanghai zum Beispiel, das er zu
Beginn mit Delft vergleicht. Er hätte natürlich auch andere Maler als Beispiele nehmen können, bei
denen oft auch wesentlich mehr exotische, meist chinesische Gegenstände dargestellt zu finden
gewesen wären; zum Beispiel Giovanna Garzoni (1600–1670) mit einigen ihrer Stilleben, Francois
Boucher (1703–1770) oder Pieter Gerritszoon van Roestraten (ca. 1630–1700), Christian Bernhard
Rode (1725–1797), sowie – eine Generation vor Vermeer ebenfalls in Delft lebend – Balthasar van
der Ast (ca. 1593–1657), der auf zahlreichen seiner Stilleben mit Vorliebe chinesische Teller, Schalen und Vasen darstellte, um nur einige zu nennen; auch Rembrandt (1606–1669) hätte sich vielleicht angeboten, der mehrere Portraits von Direktoren der VOC malte. Brook selbst erwähnt die
sehr frühen Beispiele eines Porzellantellers auf einem Bild von Pieter Isaacsz (1569–1625) aus dem
Jahr 1599 und eines weiteren Tellers auf dem zwei Jahre später entstandenen Gemälde von Nicolaes Gillis (ca. 1580–ca. 1632). Aus ganz persönlichen, das heißt also sachlich nicht zwingenden,
gleichwohl aber für das Gelingen eines solchen Buches überaus wichtigen Gründen indes stellt
Brook Delft in den Mittelpunkt und begründet seine Entscheidung so: „[…] weil Vermeer nun
einmal dort gelebt hat und weil seine Gemälde mich immer noch faszinieren“. (11)
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Immerhin: In Delft stand sogar – und steht bis heute – ein Oost-Indisch Huis, das OstindienHaus, in dem die Delfter Kammer der VOC ihren Sitz hatte und durch das die Stadt mit dem
beginnenden Welthandel direkt verbunden war. Die VOC war im 17. Jahrhundert die weitaus
bedeutendste der europäischen Überseekompanien, die – vor allem dank der Erfindung des Kompasses und der Entwicklung der Waffentechnik – ihr Handelsnetz über nahezu die ganze Welt
ausbreiten konnten. Brook weist überzeugend nach, daß damals kaum ein Bürger Delfts sich dem
Einfluß der VOC entziehen konnte, ganz sicher auch nicht Vermeer: Mehrere seiner Verwandten
fuhren auf Schiffen der VOC nach Südostasien. Dieser Einfluß läßt sich darüber hinaus bis in die
Maltechnik und die Sujets der Bilder nachweisen; Vermeer kannte sicherlich chinesische Gemälde,
deren besondere Technik ihn wahrscheinlich beeindruckte. Brook stellt – mit aller gebotenen Vorsicht – eine gewisse Parallelität zu Dong Qichang 董其昌 (1555–1636) aus Shanghai fest; dieser war
– ebenso wie Sheng Maoye 盛茂燁 (ca. 1575–1640) aus dem benachbarten Suzhou – einer der
ersten chinesischen Maler, die bereits in dieser frühen Zeit, wohl durch Vermittlung der jesuitischen
Missionare, europäische Drucke zu Gesicht bekamen, und der möglicherweise auch mit diesem
Hintergrund Grundlagen der modernen chinesischen Malerei schuf.
Brook bedient sich einer eigentlich naheliegenden, trotzdem aber nur selten angewandten
Vorgehensweise, auf die Hintergründe einiger auf Vermeers Bildern dargestellten Gegenstände
einzugehen: Er schaut die Bilder sehr genau an, wendet sich dann aber nicht den kunsthistorischen und ikonographischen Aspekten zu, sondern nimmt die aus der Ferne in die Niederlande und damit auf die Gemälde Vermeers gekommenen Gegenstände als „Türen“, durch die er
das Atelier des Malers verläßt, um die in seiner Zeit erfolgende Öffnung der Handelswege für
das in Rede stehende Objekt zu erschließen. Eine bedeutende Ware waren zum Beispiel Biberfelle aus dem südlichen Kanada, gebraucht vor allem von den Hutmachern in Paris. Brook
schildert also in dem Kapitel über „Vermeers Hut“ – ausgehend von dem Soldaten und dem
lachenden Mädchen von 1658 – ausführlich die Erschließung und Vermessung dieses Gebiets
durch den französischen Forschungsreisenden Samuel de Champlain (1567–1635). Ein Hintergedanke der Expeditionen Champlains war bezeichnenderweise auch die Suche nach einem
direkten und sicheren Seeweg nach China. Das Reich der Mitte lag nämlich im Zentrum der
Begehrlichkeit europäischer Händler: „Die Lockung der Reichtümer Chinas verfolgte die
Menschen des 17. Jahrhunderts.“ (26)
Wir sehen von Willem Janszoon Blaeu (1571–1638), dem Ersten Kartographen der VOC,
und seinem Sohn Joan/Johannes (1596–1673) verlegte Karten, eine von Balthasar Floriszoon
van Berckenrode gefertigte auffällig große Karte der holländischen Provinzen, zum Beispiel
hinter dem Soldaten und dem lachenden Mädchen. Die Niederländer waren in der Zeit Vermeers
führend in der Herstellung prachtvoller und populärer Kartenwerke, beginnend mit dem Theatrum Orbis Terrarum des Abraham Ortelius (1527–1598) über Gerardus Mercator (1512–1594,
Pieter van den Keere (1571–ca. 1646), die Familie Blaeu bis hin zu Frederick de Wit (1616–1689)
und anderen. Und Vermeer hatte eine offensichtliche Schwäche für Landkarten dieser Art:
Diese hängen in einem halben Dutzend Vermeer-Gemälden an den Wänden und stehen symbolisch für
größere Territorien – Provinzen, Länder oder Kontinente –, und als derartige Embleme sind sie wie
Fenster, die aus seinen in sich geschlossenen Innenräumen hinaus in die Welt weisen.“1
1
Anthony Bailey, Vermeer (Berlin: Siedler Verlag, 2002), 146.
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Zu sehen sind zum Beispiel eine große Karte der 17 niederländischen Provinzen von Nicolaes
Janszoon Vissher beherrschend im Hintergrund auf dem Bild Die Malkunst (1666–1667) und
eine Europakarte hinter der Lautenspielerin am Fenster (ca. 1664).
Wir sehen als weitere „Türen“ chinesische Teller und Schalen, noch zwei Jahrzehnte früher nahezu undenkbar, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts aber in vielen Bürgerhäusern vorhanden und immer häufiger auf Gemälden dargestellt. Brook schildert also die verschiedenen
Wege des chinesischen Porzellans in den Westen Asiens und nach Europa, sowie die heftigen
Handelsauseinandersetzungen um diese wertvolle Ware. Vermeer und seine Frau Maria Thins
besaßen selbst einiges Porzellan aus China, sicher zum Beispiel den großen Teller, den wir auf
den beiden Bildern Briefleserin am offenen Fenster (1657) und Schlafende junge Frau (ca. 1657) sehen.
Brook geht auch auf die darüber hinaus überall unternommenen Versuche ein, etwas Ähnliches in Europa herzustellen, besonders natürlich die blau-weißen Kacheln und Fayencen aus
Delft, die ebenfalls auf einigen Gemälden Vermeers auftauchen und die eine so bedeutende
Rolle für das kulturelle Selbstverständnis der Niederländer spielen sollten. Auch schildert er,
daß das Exportporzellan vielfach von sehr viel schlichterer Qualität war als das für den heimischen chinesischen Markt hergestellte.
Gelegentlich werden auch „Türen“ zum chinesischen Bild der Europäer – besonders der
furchterregenden „Rothaarigen“ (hongmao 紅 毛 ), der Holländer also –, der Inder und
Schwarzen geöffnet, die meist auf portugiesischen Schiffen an die chinesische Küste kamen.
Vor allem das Gemälde Der Geograph von 1669 gibt Gelegenheit, die chinesische Seite des
globalen Geschäfts zu betrachten: Aus Anlaß der Strandung der portugiesischen Galeone
Nossa Senhora da Guia während eines Sturms im Jahre 1625 an der südchinesischen Küste
werden Eingaben, Schilderungen und Schriften des Gelehrten, Kunstsammlers und Dramatikers Li Rihua 李日華 (1565–1635), des Geographen Wang Shixing 王士性 (1547–1598), des
Lu Zhaolong 盧兆龍 (jinshi 1622), des Konvertiten und Übersetzers Xu Guangqi 徐光啟
(1562–1633) und des Pan Runmin 潘潤民 (1572–1641, jinshi 1607) herangezogen und zitiert;
ebenso Wen Zhenhengs 文震亨 (1585–1645) einflußreiche Stilfibel für soziale Aufsteiger
Abhandlungen über überflüssige Dinge (Zhangwulun jiaozhu 長物論校注, eig. Zhangwu zhi 長物志).2
Auch die am Hofe geführte Diskussion, ob die Gefahren für das späte Ming-Reich eher aus
dem festländischen Norden mit den dort lebenden Nomaden kamen oder aus der Küstenregion im Südosten Chinas, spielt eine Rolle.
Weitere Schriften, wie Yang Shicongs 楊士聰 (1597–1648) kleines Werk Yutang huiji 玉堂
薈記 (Gesammelte Schriften aus der Jadehalle, 2 j., 1643), Ye Mengzhus 葉夢珠 (1624–ca. 1700)
Notizen über Songjiang, Yueshi bian 閱世編 (Ein Überblick über das Zeitalter), und andere geben
Anlaß, den Weg des Tabaks von den Indianern Nordamerikas über die Europäer, die dort das
Rauchen erstmals kennenlernten, zu den Chinesen gegen Ende der Ming-Dynastie nachzuzeichnen. Während bei den Indianern der Tabak dazu diente, mit den Wesen der metaphysischen Welt in Verbindung zu treten, galt er in Peking als ein untrügliches Zeichen dafür, daß
die Welt aus den Fugen geraten war. Zwar war 1639 ein Edikt erlassen worden, das jeden, der
Tabak verkaufte, mit der Todesstrafe bedrohte; diese Drohung aber konnte die rasche Ausbreitung des Tabakanbaus und des Tabakrauchens in China nicht aufhalten.
2
Wen Zhengheng, „A Treatise on Superfluous Things”, üs. von Huajing Xui Maske, in: Beyond the
Screen: Chinese Furniture of the 16th and 17th Centuries, hg. von Nancy Zeng Berliner u. a. (Boston: Museum of Fine Arts, 1996).
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Der Blick auf einen weiteren im 17. Jahrhundert etablierten globalen Kreislauf, in dessen
Zentrum der Handel zwischen Europa und China stand, wird durch die „Tür“ einer Silbermünze
auf dem Bild Frau mit Waage (1664) geöffnet. Silber aus Japan und Südamerika wurde zu einem
allgemein akzeptierten Zahlungsmittel, mit dem die Märkte weltweit miteinander in Verbindung
traten, „es verband die regionalen Ökonomien miteinander und schuf Handelsbeziehungen, die
das Muster für die heutige Weltwirtschaft mit all ihrer Problematik bildeten.“ (170) Der eigentliche Bestimmungsort des Silbers aber war China, wo die Silberwährung, neben der Kupferwährung, während der Ming-Zeit eine immer größere Bedeutung erlangte, wo infolgedessen ein
großer Bedarf an Silber entstanden war; die europäischen Silbermünzen hatten daher dort eine
besonders hohe Kaufkraft, vor allem stellte das Silber – neben den Feuerwaffen – die einzige
europäische Ware dar, die man in China absetzen konnte, während man andererseits in Europa
begierig nach vielen chinesischen Waren lechzte. Brook bespricht ausführlich diesen vor allem
über Manila laufenden Silberkreislauf, der auch durch die ablehnende Haltung des chinesischen
Hofes zum Überseehandel oder durch Spannungen zwischen Chinesen und Holländern in Manila selbst kaum beeinträchtigt werden konnte.
Vielleicht kommt allein der Tee in Brooks Darstellung ein wenig zu kurz, immerhin die Ware, die wertmäßig im 17. und 18. Jahrhundert die größte Bedeutung im chinesisch-europäischen
Handel hatte. Anlässe für eine wenigstens kurze Betrachtung hätte es auch in der Malerei genügend gegeben: Zahlreich wurden auf Bildern Gefäße dargestellt, die mit der Mode des Teetrinkens nach Europa kamen. Selbst wenn sie sich nicht bei Vermeer finden, hätte Brook sie doch
bei anderen Malern entdecken können; das umso mehr, da er ohnehin einige Maler aus Vermeers
Umgebung in seine Betrachtungen einbezogen hat, wie Hendrik van der Burch (1627–1699).
Ärgerlich an diesem Buch ist nur eine auffällige Nachlässigkeit der Übersetzung und des Verlagslektorats. Wo zum Beispiel in der englischen Originalfassung im Zusammenhang mit den Porzellanlieferungen der VOC nach Europa zu Beginn des 17. Jahrhunderts von „over three million
pieces“ die Rede ist (69), spricht die deutsche Übersetzung von „mehr als drei Millionen Scherben“ (80). Vor allem aber in den bibliographischen Angaben am Ende des Buches finden sich
zahlreiche Übersetzungsfehler. Während das Guangdong tongzhi 廣東通志 im Original noch korrekt
Comprehensive Gazetteer of Guangdong heißt, wird es in der Übersetzung ein Umfassendes Orts- und Namensverzeichnis von Guangdong; die gleiche falsche Titelgebung haben alle weiteren Lokal- und Regionalbeschreibungen (fangzhi 方志). Die Wahrhaftigen Aufzeichnungen des Ming-Kaisers Xizong (Xizong shilu
熹宗實錄), im englischen Original noch korrekt als Veritable Records übersetzt, werden im Deutschen erstaunlicherweise zu Echten Akten der Tianqi-Regentschaft der Ming-Dynastie. Die Ausführlichen
Berichte der Chongzhen-Periode (Chongzhen changbian 崇禎長編) von Wang Ji 王楫 (1636–1699) heißen
bereits im Original Unedited Records of the Chongzhen Reign; entsprechend falsch ist auch die deutsche
Übersetzung Unveröffentlichte Akten. Weitere Übersetzungsfehler ließen sich nennen.
Wie einfach wäre es gewesen, diese Mängel zu vermeiden! Leider wurde auch der Index der
Originalfassung nicht in die deutsche Fassung übernommen. Diese Nachlässigkeiten, die nicht
dem Autor anzulasten sind, bleiben insgesamt aber Randerscheinungen, sie schmälern kaum den
Wert dieses höchst anregenden, kenntnisreichen und lebendig geschriebenen Buches. Dessen
großer Vorteil liegt, um es abschließend noch einmal zu sagen, in der besonderen Perspektive auf
Vorgänge, die uns zum großen Teil aus zahlreichen Publikationen bisher immer recht vertraut
erschienen, die hier aus dem sehr persönlichen Blickwinkel Timothy Brooks in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Bernd Eberstein (Hamburg)
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Zhang Xianqing 張先清: Guanfu zongzu yu tianzhujiao: 17–19 shiji Fuan xiangcun jiaohui de lishi xushi
官府、宗族與天主教:17–19世紀福安鄉村教會的歷史敘事 [State, lineage, and Catholicism:
Historical narratives of the rural churches in Fu’an district from the 17th to 19th century]. Beijing: Zhonghua shuju, 2009. 344 pp. ISBN 978-7-101-06652-4.
Zhang Xianqing presents an informative and insightful study of the Catholic missionary expansion into the mountainous region of the Fuan district along the border of the Fujian and Zhejiang provinces in late imperial China. Written with the sympathetic sensitivity of a religious
observer and the critical dispassion of a historian, Zhang reconstructs the history of some of the
oldest Catholic villages and examines the transmission and appropriation of Christianity in Chinese
local society. He argues that Catholicism became far more indigenous at the village level than has
been acknowledged in the scholarly literature. The countryside was the center of the Catholic
movement in Fujian province. In order to visualize a typical Catholic at that time, one should
think of a man or a woman residing in a remote but densely populated village.
The findings and insights of this work break new grounds on several levels. First, Zhang Xianqing has gone beyond the traditional paradigm of a Western Christendom penetrating Chinese
peripheries and the Marxist framework of cultural imperialism to explore the various patterns of
religious conversion and church growth in rural areas. He has built on the latest research on
Catholic movements by Xiaojuan Huang,1 Lars Peter Laamann,2 Ji Li,3 Eugenio Menegon,4 Alan
R. Sweeten,5 and Kang Zhijie,6 to evaluate the indigenization of religious doctrines and rituals.
Zhang begins his study with a careful examination of the political, social and cultural landscapes of
the Fuan district. He shows that pirates, natural disasters and riots frequently occurred in this
peripheral region and led to the erosion of state authority. Against this backdrop, the Spanish
Dominican missionaries arrived from the Philippines and relied on local believers to propagate the
faith and build churches. The Catholic communities survived the turbulent period of the MingQing transition (1620–1684) and the Chinese Rites controversy. They flourished in areas with
limited government control. Through a statistical analysis of the parish records, Zhang points out
that as many as 10,000 Catholics lived in more than 300 villages throughout the seventeenth and
eighteenth centuries. These Catholics came from all walks of life: they were literati, landholders,
merchants and farmers. Because of the Dominican missionaries’ visions of indigenization and their
effective mission strategies, the loyal support of the Chinese faithful, and the changing policies of
the Ming and Qing governments, Catholicism had taken deep root in China’s peripheries.
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5
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Xiaojuan Huang, Christian Communities and Alternative devotions in China, 1780–1860 (Ph.D. diss., Princeton
University, 2006).
Lars Peter Laamann, Christian Heretics in Late Imperial China: Christian Inculturation and State Control, 1720–1850
(London: Routledge, 2006).
Ji Li, Becoming Faithful: Christianity, Literacy, and Female Consciousness in Northeast China, 1830–1930 (Ph.D. diss.,
University of Michigan, 2009).
Eugenio Menegon, Ancestors, Virgins, and Friars: Christianity as a Local Religion in Late Imperial China (Cambridge, MA: Harvard University Asia Center, 2010).
Alan Richard Sweeten, Christianity in Rural China: Conflict and Accommodation in Jiangxi (Ann Arbor, MI: Center
for Chinese Studies, University of Michigan, 2001).
Kang Zhijie 康志傑, Shangzhu de putaoyuan: Exibei Mopanshan tianzhujiao shequ yanjiu (1634–2005) 上主的葡萄
園:鄂西北磨盤山天主教社區研究(1634–2005)[The Lord’s vineyard: A study of a Catholic community
in Beimopan shan in Northwestern Hubei province (1634–2005)] (Taipei: Fu Jen Catholic University Press,
2008).
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Methodologically, this regional study is of great significance because it reflects a move towards a
micro-history approach that emphasizes the development of Chinese churches in specific temporal
and spatial settings. The goal is to understand what Clifford Geertz calls “a native point of view”
in the complicated process of Sino-Christian interactions. Arising from this conceptualization is
the awareness that in conducting empirical studies of native churches, scholars need not only a
good knowledge of the Catholic mission policy but also a good grasp of the Chinese side of the
story. Since the 1990s, many mainland scholars have supplemented the Western missionary
archives with Chinese sources and fieldwork data to reconstruct “the history from below.” In
line with this academic trend, Zhang employs a bottom-up approach to investigate the phenomenon of mass conversion and the rise of Catholic lineages in the interior. Drawing on Spanish
missionaries’ reports, Chinese archival sources, family genealogies, and fieldwork materials,
Zhang asserts that Catholicism was deeply integrated into the lineage society and gave rise to a
new religious and social identity among the converts. When Catholicism was transformed into a
lineage identity, it became an obligation for lineage members to join the church. Conversion
represented a major step towards a closer identification with the Catholic lineage as a whole. The
church, once built, became an institutional center of social and religious life among the converts.
With the consolidation of the Catholic lineage unity, the church became just as important as an
ancestral hall to non-Catholics.
In addition, Zhang has balanced the study of Catholic institutions with a grassroots perspective on the diverse experiences and concerns of ordinary converts, especially women. He highlights the crucial role of Chinese worshippers in preserving the faith for centuries, and uses many
photos of old and new churches, ancestral halls, genealogies and tombstones to illustrate the
overlap of religious, territorial and kinship identities. This meticulously researched study demonstrates that the networking effect was central to the success of Christianization in late imperial
China. The Catholic faith was transmitted from people to people, family to family, village to
village. The worshippers never kept their faith to themselves but took the Christian message to
others and built large numbers of churches. This fascinating process of cross-cultural interaction
reveals the frequent crossover of old and new identities in the lives of these Catholics, and calls
for more attention to the highly diversified linkages between Christianity and Chinese society.
In short, this book is well-written and full of insightful details. It deserves to be widely read
by anyone interested in the development of Chinese Catholicism, the history of cross-cultural
encounter between China and the West, and the transformation of local society in Fujian
province.
Joseph Tse-Hei Lee (New York)
Siu-Keung Cheung, Joseph Tse-Hei Lee, Lida V. Nedilsky (Hrsg.): Marginalization in China:
Recasting Minority Politics. New York: Palgrave Macmillan, 2009. xii+263 S. Bibliographie, Index
und Glossar. ISBN: 978-0-230-61423-9.
Was ist eine Minderheit, und wie sind Minderheiten und chinesischer Staat miteinander engagiert? Marginalization in China beschreibt und analysiert dies in elf Einzelstudien, die von der
Ming-Dynastie bis ins 21. Jahrhundert reichen und nicht nur ethnische und religiöse Minderheiten umfassen, sondern auch wirtschaftlich und sozial benachteiligte Gruppen, wie MigranOE 48 (2009)
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ten und Frauen auf dem Lande. Die meisten Studien beschäftigen sich mit Fällen in Guangdong (drei) und Hongkong (drei), Yunnan und Shanxi sind je einmal vertreten, und drei Studien sind in ihrer Anlage überregional. Unter den Autoren dieses multidisziplinären Werkes
finden sich Historiker, Politologen, Soziologen und eine Ethnographin.
Cheung, Lee und Nedilsky beschreiben in ihrer ausgezeichneten Einführung, wie der chinesische Staat im Laufe der letzten Jahrhunderte Minderheiten kreierte, vielfach dem Prinzip
folgend, dass, wer in seiner Loyalität zum Staat fragwürdig war, nur begrenzt teilhaben durfte.
Wing-Kin Puks „Reaching out for the Ladder of Success: Outsiders and the Civil Examination
in Late Imperial China“ (21–34) vergleicht die Situation von drei solchen Minderheiten, den
sehr reichen aus Shanxi oder Huizhou stammenden Salzhändlern in Yangzhou, den vergleichsweise ärmeren Hakka in Guangdong und den vom Fischfang lebenden Dan, ebenfalls
in Guangdong. In allen Fällen sorgte der Status dieser Gruppen als Zugewanderte dafür, dass
sie entweder – im Falle der Dan – gar nicht, oder aber nur nach jahrzehntelangem Bemühen zu
den konfuzianischen Staatsprüfungen zugelassen wurden. Ming Xias „The Chinese Underclass
and Organized Crime as a Stepladder of Social Ascent“ (95–121) zeigt, dass das hier zugrundeliegende Problem der Registrierung auch im gegenwärtigen China einen ganz erheblichen
Einfluss darauf hat, wer Zugang zu staatlichen Einrichtungen und vor allem staatlichen Schutz
hat. Xia weist nach, dass viele Migranten sich für eine kriminelle Laufbahn entscheiden, da sie
sich einem Staat, der sie systematisch benachteiligt, nicht verpflichtet fühlen. Robert Antonys
“Banditry, Marginality and Survival among the Laboring Poor in Late Imperial China” (35–48)
stellt denselben Zusammenhang zwischen staatlicher Vernachlässigung, wirtschaftlicher Not
und Banditentum zwischen 1760 und 1845 für Guangdong her. Mit Hilfe von Dokumenten
aus den Archiven in Beijing und Taibei zu Kriminalfällen im qingzeitlichen Guangdong weist
er nach, dass damals wie heute ein enger Zusammenhang bestand zwischen Mobilität und
Kriminalität, und dass viele Banditen je nach Situation zwischen ehrlicher Arbeit und Banditentum wechselten. Xia und Antony beschreiben staatliche Maßnahmen, dem kriminellen
Verhalten zu begegnen, als weitgehend unwirksam, und weisen auf erhebliche Korruption der
jeweiligen Regierungsvertreter hin.
Joseph Tse-Hei Lees Aufsatz „Politics of Faith: Christian Activism and the Maoist State in
South China“ (49–66) basiert ebenfalls wesentlich auf Archivdokumenten und analysiert, wie
drei verschiedene Kirchen in Chaozhou (Baptisten, Presbyterianer und Katholiken) mit den
Forderungen der kommunistischen Regierung nach 1949 umgingen. Die Verwurzelung des
Christentums in Familien und Clans führte dazu, dass Regierungsmaßnahmen im Zuge der
Landreform die christlichen Gemeinden erheblich belasteten. Führende Gemeindeglieder
wurden häufig als Landbesitzer entlarvt, und christliche Dörfer wurden zwangsweise mit
nichtchristlichen in Kommunen vereint. Aber die Christen in Chaozhou waren nicht vollkommen hilflos. Lee zeigt, dass sie gerade unter denen, die gleichfalls unter dem kommunistischen Staat litten, erfolgreich missionierten, in manchen Volkskommunen dominierten und
ein System von Hauskirchen etablierten. Im Vergleich zu anderen Gebieten waren die Christen in Chaozhou auch nach der Ausweisung westlicher Missionare durch ein Netzwerk christlicher Emigranten aus Chaozhou mit dem Ausland verbunden.
Vier Aufsätze beschäftigen sich speziell mit Problemen chinesischer Frauen, und in jeder
dieser thematisch sehr unterschiedlichen Untersuchungen spielt das Ausland eine wichtige
Rolle. Yuki Terazawas Studie „The Transnational Redress Campaign for Chinese Survivors of
Wartime Sexual Violence in Shanxi Province“ (67–93) ist ganz besonders bedrückend. TeraOE 48 (2009)
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zawa beschreibt die Erfahrungen von Frauen, die im Zweiten Weltkrieg von den Japanern in
Prostitution gezwungen wurden und für den Rest ihres Lebens nicht nur unter den physischen
und psychischen Folgen litten, sondern von der dörflichen Gemeinschaft systematisch ausgeschlossen und teilweise sogar als „Kollaborateure“ bestraft wurden. Japanische Gruppen sorgten schließlich in den neunziger Jahren für finanzielle und juristische Hilfe, um den Frauen
eine Klage in Japan zu ermöglichen. Diese wurde jedoch am Ende abgewiesen. Der chinesische Staat zeigt Terazawa zufolge bis heute kein Interesse am Schicksal dieser Frauen.
Wesentlich optimistischer stimmt Sharon R. Wesokys „Re-Presenting Women’s Identities:
Recognition and Representation of Rural Chinese Women“ (145–164) über den Einfluss der
Zeitschrift Nongjianü (Landfrauen) auf die Ausbildung und das Selbstbewusstsein chinesischer
Frauen auf dem Lande. Nongjianü wurde im Vorfeld der internationalen Frauenkonferenz in
Beijing (1995) gegründet und erhielt Fördergelder aus dem In- und Ausland. Auch wenn die
Zeitschrift und das ihr angegliederte Weiterbildungsinstitut in Beijing, wie viele “unabhängige”
Frauenorganisationen in China, unter dem Schirm der staatlichen chinesischen Frauenorganisation und damit in enger Verbindung zur Regierung steht, zeigt Wesoky, dass Nongjianü
durchaus nicht Sprachrohr der Regierung ist. Vielmehr erlaubt die bewährte Form von „Vorher – Nachher“-Lebensbildern der Frauen, die von Nongjianü gefördert wurden, nachhaltige
Kritik an der Lage vieler Frauen auf dem Lande. Wesoky zeigt darüber hinaus, dass die Zeitschrift neben Eigeninitiative und harter Arbeit Werte wie Gemeinschaftssinn und Opferbereitschaft vertritt, die traditionellen konfuzianischen Idealen näher stehen als dem Zeitgeist. Der
dritte Aufsatz, der sich speziell mit Frauenfragen beschäftigt, ist Siu-Keung Cheung’s „‘This is
My Mother’s Land!’: An Indigenous Woman Speaks Out“ (165–186). Anhand einer Fallstudie
aus den 1898 Hongkong angegliederten New Territories zeigt Cheung, dass die Entscheidung
der britischen Kolonialbehörden, dort ein auf chinesischen patrilinearen Traditionen basierendes Rechtssystem zu entwickeln, Frauen bis heute in ihren Erbrechten beeinträchtigen kann.
Lisa Fischlers „Making Rights Claims Visible: Intersectionality, NGO Activism, and Cultural
Politics in Hong Kong“ (187–209) zeigt, dass Hongkong seit 1997 zu einer interessanten
Schnittstelle für Gruppen geworden ist, die die Interessen von Frauen in der Volksrepublik,
besonders Hongkong, und in anderen asiatischen Ländern vertreten. Dieser Aufsatz leidet
jedoch darunter, dass die Autorin sich neben einer Darstellung mitunter widersprüchlicher
Ziele der Fünften Asiatischen Frauenkonferenz auch mit dem Widerstand gegen Globalisation
anlässlich einer Ministerrunde der WTO im Dezember 2005 befasst. Da bleibt wenig Raum
für eine kritische Analyse der Relevanz von Daten und Eindrücken.
Anouska Komlosy ist die Ethnographin unter den Autoren, und ihr Aufsatz “Feminization,
Recognition, and the Cosmological in Xishuangbanna” ist in diesem Buch der einzige, der sich
mit einer von der chinesischen Regierung anerkannten Minderheit beschäftigt, den Dai im als
Touristenzentrum entwickelten Xishuangbanna in Yunnan. Komlosy zeigt hier, dass das
Image der Dai als feminin, das im chinesischen Tourismus herausgehoben wird und die Daikultur im Vergleich zu anderen gewissermassen verharmlost, im Kontext der Dai-Kultur ganz
anders gelesen werden kann. Ein zweiter Aufsatz, der sich mit Image und Identität beschäftigt,
ist „The Limits of Chinese Transnationalism: The Cultural Identity of Malaysian-Chinese
Students in Guangzhou“ von Kam-Yee Law and Kim-Ming Lee (237–252). Law und Lee
werten eine Umfrage unter 79 ethnisch chinesischen Studenten aus Malaysia aus, die an der
Jinan-Universität in Guangzhou eingeschrieben waren. Das Ziel dieses Programms ist, in den
Studenten aus Malaysia durch intensive Kulturprogramme eine Liebe zu China und ein InteOE 48 (2009)
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resse an zukünftigen Beziehungen zwischen Malaysia und der Volksrepublik zu erwecken. Die
Umfrage zeigte jedoch, dass die befragten Studenten einen weitgehend negativen Eindruck
von China hatten. Sie waren enttäuscht vom Desinteresse ihrer in China selbst aufgewachsenen Kommilitonen an traditioneller chinesische Kultur. Ganz besonders frustriert waren sie,
dass niemand sich für ihre eigene chinesisch-malayische Kultur und sie selbst interessierte, da
sie im Vergleich zu Austauschstudenten aus Hongkong und Taiwan als „uncool“ gelten.
Lida Nedilskys „Institutionalizing the Representation of Religious Minorities in Post-1997
Hong Kong“ (211–235) beschreibt den komplizierten Prozess, in dem religiöse Gruppen in
Hongkong ihre 40 Vertreter für das aus achthundert Mitgliedern bestehende Wahlkomitee für
den Hongkonger Regierungschef nominierten. Nur die in der Volksrepublik staatlich anerkannten sechs Religionen durften Kandidaten stellen, und es zeigen sich interessante Kontraste und Parallelen im Prozess der jeweiligen Gruppen. Daoisten und Protestanten entschieden
sich für Wahlen, während Buddhisten, Muslime und Katholiken sich für Nomination auf
institutionellem Weg entschieden. Nedilskys Daten zu Mitgliedschaft in Kirchen und Gruppen
werfen Schlaglichter auf die Situation von Minderheiten in Hongkong allgemein – wer, zum
Beispiel, vertritt die Interessen der Filipinas, die als Migranten nicht als katholische Kirchenmitglieder gezählt werden?
Mit einem ungewöhlich weit gefassten Begriff von “Minderheit” und sowohl historischer
als auch geographischer Weite zeigt Marginalization in China, dass die Begegnung zwischen
chinesischem Staat und Gruppen, die nicht der Norm entsprechen, viele Gesichter und eine
komplizierte Geschichte hat. Eine mobile und zunehmend in einen globalen Kontext eingebundene Bevölkerung hat und sucht neue Möglichkeiten, sich darzustellen und zu behaupten.
Insgesamt geben die Aufsätze in diesem Buch einen Eindruck davon, wie kompliziert und
zugleich spannend die Auseinandersetzung zwischen Randgruppen und dem chinesischen
Staat ist – und wie wichtig für Chinas Zukunft.
Lydia Gerber (Pullman, WA.)
Ludwig Paul (Hrsg.): Vom Kolonialinstitut zum Asien-Afrika-Institut. 100 Jahre Asien- und Afrikawissenschaften in Hamburg. Deutsche Ostasienstudien 2. Gossenberg: Ostasien Verlag, 2008.
iv+192 Seiten, mit 78 Abbildungen. ISBN 978-3-940527-11-0.
Das Jubiläum, das dieser Sammelband feiert, reicht in seiner Bedeutung über Hamburgs
Grenzen hinaus, denn für die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Sprachen und Kulturen
Afrikas und Asiens hatte Hamburg in mehrfacher Hinsicht eine Pionierfunktion. So wurden
hier die Sinologie und die Japanologie erstmals in Deutschland akademisch voll etabliert; für
die Afrikanistik galt dies sogar im weltweiten Vergleich. Bis heute befindet sich hier trotz
einschneidender Sparmaßnahmen das universitäre asien- und afrikawissenschaftliche Zentrum
mit der größten Fächervielfalt im Lande. Vierzehn Autoren, die alle den betreffenden Institutionen an der Universität Hamburg verbunden sind, stellen in zehn Beiträgen zuzüglich Vorwort und Einführung dar, was sich in ihren Fächern seit der Gründung des damaligen Kolonialinstituts im Jahr 1908 getan hat, wie die gegenwärtige Lage ist, und mitunter auch, welche
Zukunftsperspektiven sie sehen. Alle tun dies in unterschiedlicher, aber durchweg angemessener und erhellender Weise. Im einzelnen berücksichtigt wurden die Japanologie, die Sinologie,
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die Koreanistik, die Sprachen und Kulturen Austronesiens und Südostasiens (mit Thaiistik
und Vietnamistik), weiter die Indologie, die Tibetologie, die Islamwissenschaft bzw. Wissenschaft des Vorderen Orients, die Turkologie, die Iranistik und die Afrikanistik mit dem Sondergebiet der Äthiopistik.
Die ältesten dieser Fächer sind in Hamburg älter als die Universität, gehen sie doch auf das
1908 gegründete Kolonialinstitut zurück. Die Einführung von Hans Stumpfeldt und Ludwig
Paul setzt sich mit diesem heute als anrüchtig empfundenen Hintergrund auseinander und
macht klar, dass man sich von dem Namen nicht täuschen lassen sollte. Das von den Verkrustungen des akademischen Lebens in der spätwilhelminischen Ära freie Institut beschritt tatsächlich in mehrfacher Hinsicht wissenschaftliches Neuland, die Professuren an ihm „waren
Lehrstühle, überwiegend die ersten in Deutschland, manchmal in Europa“ (S. 4). Zudem
verfügten die Lehrstuhlinhaber „über reiche praktische Erfahrungen in den Regionen, über die
sie lehren sollten“ (ebenda). Auch dieses war bis dato alles andere als selbstverständlich. Als
Pioniere ihrer akademischen Fächer erarbeiteten sie deren Grundlagen methodischer und
inhaltlicher Art und waren „als weltweit führende Wissenschaftler in ihren Fächern zu rühmen“ (ebenda) – ein stolzes Wort, und doch ein Urteil aus guten Gründen. Auch die Gegenwart braucht sich demgegenüber nicht zu verstecken, denn zu den 27 am Asien-Afrika-Institut
herausgegebenen Zeitschriften und Schriftenreihen kommen etliche wissenschaftliche Großprojekte, über die die Beiträge genauere Auskunft geben; zudem lehren Absolventen an renommierten ausländischen Universitäten; darüber hinaus gibt es vielfältige Verflechtungen
und Netzwerke mit den Forschungsregionen.
Die Einleitung warnt den Leser sogleich aber davor, zu hohe Erwartungen zu hegen:
„Langwierige Archivstudien“ hätten „im Rahmen des vorliegenden Bandes nicht oder nur
ansatzweise geleistet“ werden können. Die Autoren beziehen diesen Satz besonders auf den
Werdegang der Fächer unter dem Nationalsozialismus, er trifft aber wohl generell zu. In der
Tat mag man den gesamten Band je nach Standort und Erwartungshaltung unterschiedlich
beurteilen. Endlich mal wieder – oder überhaupt zum ersten Mal – ein Blick auf die eigene
Wissenschaftsgeschichte! – aber dann wird doch auf den Gang ins Archiv verzichtet und nur
referiert, was sich leicht eruieren ließ? Letzterem entspricht, dass die einzelnen Studien mehr
oder weniger stark personenbezogen verfasst sind, die Fachgeschichte also in erster Linie an
Forschungsleistungen und Publikationen festgemacht wird. Manche Beiträge geben Quellennachweise, manche Literaturhinweise, andere nichts dergleichen. Man hätte sich auch Statistiken zur Stellenentwicklung (nicht nur der Wissenschaftlerstellen) und insbesondere zur Entwicklung der Finanzausstattung oder der Bibliotheksetats vorstellen können. Ein Überblick
über die Zahl abonnierter Zeitschriften hätte Ausbauphasen und Mittelkürzungen illustrieren
können. Auch zur Entwicklung historischer Diskurse in den jeweiligen Fächern hätte man
gern mehr gelesen – Anja Osiander und Ole Döring haben in ihrem Buch Zur Modernisierung
der Asienwissenschaften schon 1999 zu solchen „metageschichtlichen“ Analysen aufgerufen, doch
niemand bezieht sich auf dieses Werk, und nur vereinzelt werden entsprechende Fragestellungen berührt. Hilfreich zur Gliederung des Stoffes vor einem weiteren Horizont hätte auch das
Fünf-Phasen-Modell sein können, das der Rezensent einst vorgeschlagen hat (Die Asienwissenschaften in Deutschland, Hamburg 2002/2004, S. 259–264).
Auch wenn sich der eine oder andere von diesem Band vielleicht noch mehr erhofft haben
mag, bieten alle Beiträge doch eine lohnende und aufschlussreiche Lektüre, nicht zuletzt durch
die rund 75 Fotos, die den Band illustrieren. Die Publikation ist um so mehr zu begrüßen, als
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fachgeschichtliche Arbeiten bei den Asienwissenschaften insgesamt eher dünn gesät sind. Dies
beklagt auch die Einleitung, die sehr zu Recht konstatiert, dass „die Kenntnis der Geschichte
des eigenen Fachs […] eine Voraussetzung für die unerlässliche Selbstreflexion“ in der Wissenschaft ist (S. 6). Danken wir den Jubiläen (und speziell diesem großen runden) für den
Anlass, einen solchen Blick zurück zu tun, vor allem wenn es, wie hier, mit selbstkritischer
Offenheit geschieht.
In diesem Punkt zumindest unterscheiden sich die einzelnen Beiträge nicht. Alle wenden
sich der Vergangenheit der Fächer, der die Verfasser schließlich selbst mehr oder weniger eng
verbunden sind, mit freundlicher Sympathie zu, und da, wo es angebracht erscheint, nehmen
sie auch durchaus kein Blatt vor den Mund. Alle Autoren finden hier cum grano salis ein gutes
Maß, alle berichten Einzelheiten, die Außenstehenden gewiss überwiegend unbekannt sind,
beispielsweise zur Biografie der Lehrstuhlinhaber, zu internationalen Netzwerken, Absolventen und vielem mehr.
Darstellungen zur neueren deutschen Wissenschaftsgeschichte, namentlich solche biografischer Natur, taten sich in den ersten Nachkriegsjahrzehnten oft schwer mit der nationalsozialistischen Ära, die gern gänzlich verschwiegen wurde. Inzwischen sind die unmittelbar
Betroffenen verstorben, und auch ihre direkten Schüler wohl zumeist im Ruhestand, so dass
eine nüchterne Sichtweise üblich geworden ist. So auch in diesem Band. Da einige Fächer ihre
akademische Etablierung in Hamburg erst nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten, mussten sich
nur die Autoren der älteren Fächer (Japanologie, Sinologie, Austronesistik, Indologie, Islamwissenschaft, Turkologie, Iranistik, Afrikanistik) mit den zwölf Jahren Hitler-Regime auseinandersetzen. Sie haben sich dieser Aufgabe gestellt und sie im Großen und Ganzen zufrieden
stellend gelöst, wobei der Beitrag von Achim Rohde (Islamwissenschaft, Vorderer Orient)
herausragt, der dem Thema fast sechs Buchseiten widmet, mit eigens recherchierten Details
aufwartet und auch den Fall der Nachwuchswissenschaftlerin Hedwig Klein erwähnt, die in
Auschwitz ermordet wurde. Lediglich der Beitrag über die Indologie fällt aus dem Rahmen: Er
verliert über die Nazizeit kein Wort. Dies mag insofern verständlich sein, als sich das Fach in
der Person des Lehrstuhlinhabers Walther Schubring, im Amt von 1920 bis 1950, einer segensreichen Kontinuität erfreute. Trotzdem wundert sich der Leser: Gab es beispielsweise
keine jüdischen Wissenschaftler oder Studenten des Faches, keine ausländischen Lektoren,
keine publizistische Verbeugung vor dem „Arier-Mythos“, keine Angst vor einer Vernichtung
der Bibliothek in den Bombennächten der Operation Gomorrha, keinen im Krieg gefallenen
Nachwuchsindologen? Gingen Führerkult und Krieg derart spurlos am Fach vorüber, wie der
Artikel schweigend suggeriert? Zum letzten Punkt, nämlich zu den Auswirkungen des Krieges
auf die Asienwissenschaften, finden sich auch in den anderen Beiträgen nur wenige Äußerungen. War es denn beispielsweise im Falle der Japanologie keine Erwähnung wert, dass Karl
Florenz’ große Manyōshū-Übersetzung, bis dato erst zu einem kleinen Teil publiziert, infolge
eines Bombenangriffs verbrannte und so auf immer verloren ging? Florenz hatte diese Übersetzung immerhin als seine wichtigste Lebensaufgabe erachet.
Ehe sich die Darstellung nach der Einleitung den einzelnen Fächern zuwendet, blickt Reit
Raßhöfer zunächst zurück auf das Hamburgische Kolonialinstitut und sein Zustandekommen.
Damals (1907/08) trafen sich Bestrebungen in Berlin, die Kolonialpolitik zu reformieren, und
in Hamburg, das Allgemeine Vorlesungswesen zu einer Institution der höheren Bildung fortzuentwickeln. Die Gründung des Instituts erfolgte dann sehr rasch mit nicht einmal eineinhalb
Jahren Vorlauf. Auch danach schritt der Ausbau rasch voran und beschränkte sich nicht auf
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Fächer, die für die damaligen deutschen Kolonien relevant waren. Dabei bildete das Sprachkursangebot, wie Raßhöfer konstatiert, jedoch „den größten Bereich im Lehrbetrieb“ (S. 25).
Der Autor stellt sodann den Übergang des Kolonialinstituts zur 1919 gegründeten Universität
dar und schlägt abschließend den Bogen in die Gegenwart.
Jörg B. Quenzer eröffnet die Folge der fachbezogenen Beiträge mit demjenigen zur Japanologie. Das Fach wurde stärker als alle anderen asienwissenschaftlichen vom Nationalsozialismus vereinnahmt. Der Hamburger Japanologe Herbert Worm hat darüber bereits publiziert.
Quenzer fasst die Befunde auf drei Seiten zusammen. Es verwundert ein wenig, dass die geringe Zahl der akademischen Abschlüsse in dem Fach unter dem Lehrstuhlinhaber und
NSDAP-Mitglied Wilhelm Gundert „neben den kriegsbedingten Umständen sicher auch den
Schwierigkeiten der [japanischen] Sprache geschuldet“ gewesen sein soll. An ein geregeltes
Studium war ja nach 1939 kaum mehr zu denken. Auch dass Hamburg zu einem japanologischen Zentrum in der Nachkriegszeit erhoben wird, wirkt etwas irreführend, wurde der zuvor
von Gundert besetzte Lehrstuhl doch im Zuge der Entnazifizierung gestrichen und bis 1956
nicht wieder eingerichtet. Überzeugender wird der Beitrag im zweiten Teil, in dem er unter
anderem auf die Internationalisierung und die Netzwerke der Japanologie in der Hansestadt
eingeht und strukturelle Veränderungen in Forschung und Lehre benennt. Erfreulich ist, dass
Quenzer seinem Beitrag eine etwa anderthalbseitige Literaturliste beifügt.
Hans Stumpfeldts Beitrag zur Sinologie ist der zweitlängste im Band; er schließt zweieinhalb Seiten zur noch recht kurzen Geschichte der Hamburger Koreanistik ein. Stumpfeldt
würdigt eine Vielfalt von Aspekten und zahlreiche Personen in stets treffenden Worten. Wie
andere Beitragende auch spricht er die Folgen von Sparmaßnahmen an. Auf die wichtigen
örtlichen Netzwerke des Faches einzugehen, wird ebensowenig versäumt. Dies ist, hier wie
anderswo im Band, richtig und wichtig, um deutlich zu machen, wie sehr sich die Fächer heute
ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind. Der Schlussabschnitt setzt das
Fach, seine Geschichte und sein Objekt, China, in eine zunächst überraschende Beziehung,
wenn der Autor nämlich im Rückgriff auf die Anfänge der Hamburger Sinologie am Kolonialinstitut auf die Beziehungen Chinas zu seinen ethnisch-kulturell anders geprägten Randgebieten zu sprechen kommt, um schließlich die Verbindung von Geschichts- und Gegenwartsorientierung zu erläutern, die seit der hiesigen Gründung des Faches dessen hiesige Ausrichtung
prägt. Die „Ausgewählte Bibliographie“ bleibt mit ihren gerade mal zehn Titeln leider hinter
dem zurück, was des Hundertjahrejubiläums würdig gewesen wäre. Mindestens Nachrufe auf
Otto Franke und Alfred Forke hätten auch einer Minimalauswahl gut angestanden.
Der „Arbeitsbereich Austronesistik“ und die „Abteilung für Sprachen und Kulturen Südostasiens“ sind gemeinsam Thema des nächsten Beitrags, der thematisch eng mit dem folgenden, „Zur Geschichte des Arbeitsbereichs Thaiistik und Vietnamistik“, zusammenhängt, wobei diese Differenzierung den mit den Hamburger Gegebenheiten nicht vertrauten Leser
verwirren muss. Sie ist den Besonderheiten der örtlichen Geschichte dieser Fächer bzw. „Arbeitsbereiche“ geschuldet, die dankenswerterweise gleich am Anfang erläutert werden. Während nämlich die Beschäftigung mit den Sprachen des austronesischen Raumes bereits vor
dem Ersten Weltkrieg am Kolonialinstitut einsetzte, fanden Thailand, Birma und Indochina
erst ab 1958 Berücksichtigung, und zwar als Teil des Seminars für Sprache und Kultur Chinas.
2005 wurden beide Regionalfächer schließlich zusammengeführt, und erst seit 2007 gibt es
einen gemeinsamen Studiengang „Sprachen und Kulturen Südostasiens“. Am Kolonialinstitut
war die Lehre in indonesischen und Südseesprachen dagegen im Rahmen der afrikanistisch
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ausgerichteten „Kolonialsprachen“ aufgenommen wurden und blieb noch bis 1930/31 mit der
Afrikanistik institutionell verbunden, ein Umstand, der auf der sprachwissenschaftlichen Herkunft der Fächer beruht. Inzwischen „stehen die neuen politischen und gesellschaftlichen
Entwicklungen des austronesischen Südostasien und Ozeanien im Zentrum des Interesses“ (S. 93). Der Beitrag zur Austronesistik hebt ebenso wie der folgende zur Thaiistik und
Vietnamistik die erfolgreichen Bemühungen um internationale Vernetzung dieser Fächer
hervor; im Falle der Thaiistik und Vietnamistik wird auch auf den Zustand des Faches an
anderen deutschen Lehr- und Forschungsstätten sowie außerhalb Deutschlands eingegangen.
Da bislang sehr wenig zur Geschichte dieser Arbeitsgebiete publiziert wurde, ist es besonders
verdienstvoll, dass sich die Autoren die Freiheit nahmen, über den Rahmen des für eine Jubiläumsschrift Erwartbaren hinauszugehen. Ein kleiner Anmerkungsapparat fungiert zugleich als
Literaturliste, aber auch hier vermisst man beispielsweise Nachrufe und etliche andere Titel.
Das Fach Indologie zählt mit zu den ältesten der Hamburger Asienwissenschaften. Als der
Lehrstuhl 1914 eingerichtet wurde, entsprach er der modernen Ausrichtung des Kolonialinstituts – und verwies, da Deutschland keine Kolonien in Südasien besaß, zugleich auf den weiteren Horizont, den die Hamburger Förderer des Instituts auf dem Weg zur erhofften Universität anstrebten. Dies betraf auch die Beschreibung des Lehrstuhls, der sich von denen der
damals bereits fest etablierten Indologie abheben und, ähnlich der Sinologie, neben den Traditionen auch die Gegenwart berücksichtigen sollte. Auch wenn spätere Fachvertreter ihre eigenen Schwerpunkte setzten, kann sich die Hamburger Indologie rühmen, stets herausragende
Lehrstuhlinhaber gefunden zu haben. Dies gilt auch für die später eingerichtete Tibetologie,
der ein eigener Abschnitt gewidmet ist. Fast sechs Seiten stehen schließlich unter der Überschrift „Gegenwart und Ausblick“; eindrucksvoll ist hier die Liste der Hochschulen, an die
Absolventen (Habilitierte) der Hamburger Indologie in den letzten 25 Jahren berufen wurden.
Auch das nepalisch-deutsche Manuskriptsicherungsprojekt, das als wohl bedeutendstes Drittmittelprojekt der Hamburger Asienwissenschaften über 32 Jahre lief, findet hier selbstverständlich Erwähnung. Eine Literaturliste fehlt.
Achim Rohdes Beitrag über die Abteilung Geschichte und Kultur des Vorderen Orients
(Islamwissenschaft) genügt mit zwei Seiten Anmerkungen als einziger den Formalien einer
wissenschaftlichen Darstellung. Auch der Inhalt lässt erkennen, dass sich der Verfasser mit
seiner Materie besonders intensiv befasste – unter anderem, wie erwähnt, mit dem Nationalsozialismus. Da zum damals „Semitistik“ geheißenen Fach seit 1920 auch die Judaistik zählte,
lag dies auch sachlich nahe. Kritische Worte findet der Autor auch zur Person Berthold Spulers, der seinen hervorragenden Ruf als Wissenschaftler 1968 lädierte, indem er Teilnehmer an
den Studentenprotesten lauthals ins KZ wünschte. Dass sich das Asien-Afrika-Institut heute
auf der Höhe der Zeit bewegt, illustriert besonders klar die 1981 eingerichtete Professur für
gegenwartsbezogene Islamwissenschaft. Die bisherigen Lehrstuhlinhaber schlugen von dort
aus auch eine Brücke zur Afrikanistik. Dankenswert, dass Rohde nicht versäumt, auf die Beschäftigung mit der Region auch außerhalb des AAI hinzuweisen, wie sie vor allem im Rahmen der Historischen Seminars geschieht.
Raoul Motikas Bericht über den Arbeitsbereich Turkologie schließt sich inhaltlich direkt
an. Da dieses Fach von Anfang an mit der Semitistik bzw. Islamwissenschaft verschwistert
war, erstaunt es nicht, dass teilweise die gleichen Namen erneut auftauchen. Der nur sechsseitige Beitrag wählt als seinen Schwerpunkt wohlbedacht die gegenwartsnahen Entwicklungen,
zumal die Turkologie erst 1951 als eigenes Prüfungsfach etabliert wurde. Mit dem 2008 auf
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Initiative des Verfassers gegründeten interdisziplinären Türkei-Europa-Zentrum Hamburg, an
dem auch die Universität Kiel beteiligt ist, zeigt die Hamburger Turkologie einmal mehr, dass
die Fächer des AAI den „Elfenbeinturm“ weit hinter sich gelassen haben – sofern dieses
Schlagwort jemals berechtigt war.
Mit sieben Seiten kaum ausführlicher dargelegt ist die Geschichte des Arbeitsbereichs Iranistik. Auch dieses Fach geht in Hamburg bis auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück,
wurde aber institutionell teils der Semitistik, teils der Indogermanistik, teils der Indologie zugeordnet und ist erst 1950 ein eigenes Prüfungsfach. Der Verfasser des Beitrags, der derzeitige
Lehrstuhlinhaber Ludwig Paul, findet ebenfalls kritische Worte zum zuvor erwähnten Bertold
Spuler. Nachdem das Fach zwischenzeitlich vor der Schließung stand, verfügt es heute „personell nur über eine Rumpfausstattung“ (S. 161), kann aber gleichwohl auf wichtige internationale Kooperationen verweisen.
Den Reigen der Beiträge schließt der längste ab: Es ist derjenige zur Geschichte der Abteilung für Afrikanistik und Äthiopistik. Die drei Autoren schildern zunächst kurz das Entstehen
des Faches, dessen Wurzeln bis ins 17. Jh. zurückreichen. Ausführlich wird auf den Begründer
des Faches, Carl Meinhof, eingegangen, mit dessen Berufung an das Kolonialinstitut die Afrikanistik überhaupt erst etabliert wurde. Er verhalf den afrikanischen Sprachen erstmals „zu
wissenschaftlicher Würde“, indem er sie in die vergleichende sprachwissenschaftliche Forschung einführte (S. 166). Zudem gründete Meinhof 1910 die erste afrikanistische Fachzeitschrift der Welt. Im Nationalsozialismus trat bis 1937 „fast das gesamte Lehrpersonal des
Seminars“ in die NSDAP ein. In dieser Zeit begann die wohl erstaunlichste Karriere, von der
im Jubiläumsband die Rede ist: von der Sekretärin zur Professorin. Die Rede ist von Emmi
Kähler Meyer, die sich 1939 habilitierte und das Fach ganz allein über die Nachkriegsjahre
rettete, als die Fachvertreter und der männliche Nachwuchs sich der Entnazifizierung unterziehen mussten. Nicht minder überraschend ist, dass die Hamburger Afrikanistik noch über
die 1970er Jahre hinaus theologisch (und zwar zeitweise dezidiert katholisch-theologisch)
geprägt war. Der Beitrag erläutert die für den Außenstehenden unbekannten Zusammenhänge. Besonders interessant ist auch zu lesen, welche Auswirkungen die Hamburger Afrikanistik
dank der hier tätigen Lektoren oder von hier zurückgekehrten afrikanischen Studenten auf
Afrika selbst hat. Im Abschnitt über „Afrikanistik in Zeiten der Wissenschaftsökonomisierung“ äußern sich die Autoren (wie schon andere weiter vorn im Band) sehr kritisch zur
Hamburger Wissenschaftspolitik, unter der „Interdisziplinarität und Internationalität … nicht
nur nicht gefördert, sondern behindert wurden“. Den Abschluss bilden zwei Seiten zur „Relevanz afrikanistischer Forschung und Lehre im Zeitalter der Globalisierung“, die klar machen,
von welch hoher praktischer Bedeutung die Hamburger Forschungen gerade für Afrika selber
sind. Die Autoren vertreten hier einen ganz klaren politischen Standpunkt, bei dem es, kurz
gesagt, um die Teilhabe der Bevölkerungsmehrheiten afrikanischer Länder am modernen
Staatsleben geht. Die „Ausgewählte Bibliografie“ verzeichnet zwei Titel – nun ja, andere nannten gar keine.
Auch wenn die Beiträge vor allem hinsichtlich der Literaturangaben zu wünschen übrig
lassen, findet sich in ihnen doch eine Fülle von Fakten erstmals dargestellt, und zwar zur Vergangenheit ebenso wie zu den gegenwärtigen Verhältnissen. Immer mal wieder stößt man
dabei auch auf Überraschungen. So wird im Beitrag zur Indologie/Tibetologie auf S. 118
geschildert, dass ein hiesiger Lehrstuhlinhaber gewisse buddhistische Texte erst zu lesen wagte,
nachdem er sich als treuer Katholik die Lektüre vom Vatikan hatte genehmigen lassen – geraOE 48 (2009)
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Rezensionen
de im liberalen, protestantischen Hamburg ein höchst erstaunlicher Vorgang, der den Fortschritt der Wissenschaft jedoch offenbar nicht hemmte.
Ad multos annos! möchte man den Hamburger Asienwissenschaftlern nach der Lektüre
dieser Jubiläumsschrift zurufen – und hoffen, dass der Band von allen Hamburger Wissenschaftssenatoren und Universitätspräsidenten (bzw. -innen) gelesen wird, die im Amt sind und
sein werden.
Hans-Wilm Schütte (Hamburg)
OE 48 (2009)