Hopfenbau - Ringfax Nr.51 vom 16. Oktober 2007

Transcrição

Hopfenbau - Ringfax Nr.51 vom 16. Oktober 2007
Hopfenring Hallertau e.V.
ER Qualitätshopfen Jura e.V.
Hopfenbau - Ringfax Nr.51 vom 16. Oktober 2007
W
Das Wetter in den nächsten Tagen:
Mi. tagsüber sonnig, ab Abend bewölkt (Temp. 17 °C; Regenwahrsch. 30%)
Do. u. Fr. wechselnd bewölkt mit häufigen Schauern (Temp. 11 °C, Regenwahrsch. 70%)
Pressemitteilung – Deutscher Hopfenwirtschaftsverband
·¹
Quelle:HVH
Ernteerträge in vielen Anbaugebieten deutlich schlechter als ursprünglich erwartet – schwache
Alphawerte bei den Hochalphahopfen in den Hauptsorten Magnum (Deutschland) sowie Columbus/Zeus/Tomahawk® (USA) - weltweites Alphadefizit dürfte bis zu 1.000 mt betragen.
Ende August, zu Beginn der Ernte, schien die Welt am Hopfenmarkt in Ordnung. Optimistische
Ernteprognosen in den USA und Deutschland ließen Pflanzer und Handel darauf hoffen, an einem attraktiven Freimarkt teilnehmen zu können, die Brauereien konnten mit einer leichten Entspannung der bis dahin eher engen Versorgungslage rechnen.
Sechs Wochen später muss ein gänzlich anderes, ernüchterndes Bild gezeichnet werden. Die
Welternte 2007 erreicht wider Erwarten voraussichtlich nicht einmal Durchschnittsniveau. Die ohnehin bereits knappe Versorgungslage am Hopfenmarkt 2006 kann sich mit Ernte 2007 somit zu
einer Versorgungskrise ausweiten.
Die Ernte 2006 resultierte gemäß der Berechnungen unserer Verbandsmitglieder in einem Alphadefizit von 1.000 bis 1.400 mt Alpha. 17% der gesamten Nachfrage mussten aus Lagerbeständen
der Brauwirtschaft gedeckt werden. Die Deckungslücke war ein direktes Resultat einer schlechten
Ernte 2006 in Europa und überaus stark ansteigender Bierverkäufe in der Welt. Die in Folge dieser Faktoren schnell dahinschwindenden Lagerbestände bei den Brauereien heizten die Nachfrage zusätzlich an. Nach Jahren der Anbauflächenstilllegung wurde deutlich, dass sich die
Hopfenwirtschaft erstmals seit 15 Jahren auf einen wachsenden Bedarf nach Hopfen und somit
einer wachsende Nachfrage nach Anbauflächen einstellen sollte.
Anbaufläche
Für die Ernte 2007 kann man nach den derzeit bekannten Daten von einer Erhöhung der Gesamtanbaufläche um ca. 2.000 Hektar ausgehen, eine Ausweitung fand dabei hauptsächlich in
China (ca. 1.000 Hektar) sowie den USA (ca. 900 Hektar) statt. In Deutschland stieg die Anbaufläche lediglich um etwas mehr als 500 Hektar. In einigen kleineren Anbaugebieten schrumpfte
die Anbaufläche sogar weiter.
Ernte 2007
Deutschland verzeichnet eine durchschnittliche Ernte, die bei einigen Aromasorten wie z. B. Perle, Tradition sehr gut ausfiel. Obwohl die aktuellen Abwaagezahlen z.B. aus der Hallertau insgesamt über dem Schätzergebnis für die Ernte 2007 liegen, spiegelt dies nicht die Realität für alle
Sorten wieder. Größtes „Sorgenkind“ ist die besonders wichtige Hochalphasorte Magnum. Diese
Sorte brachte mit einem um ca. 8 – 10% unter dem langjährigen Durchschnitt liegenden Alhphasäurewert eine große Enttäuschung. Gleiches gilt auch für die Ernteerträge der Aromasorte Hallertauer Mittelfrüh, diese fielen ebenfalls sehr dürftig aus.
Unwetter, Hagel, Tornados, Überflutungen in den einen Gebieten und Trockenheiten in den anderen haben die Anbaugebiete Spanien, Tschechien, Slowenien und andere kleine Anbaugebiete
schwer getroffen und die aus diesen Gebieten zu erwartenden Ernteerträge drastisch reduziert.
In Tschechien dürften mengenmäßig 25 – 30% weniger geerntet worden sein als mit den Pflanzern unter Vertrag genommen wurde. Da auch die Alphawerte wiederum 10 – 15% unter dem
langjährigen Schnitt liegen, ist eine durchgehende vertragskonforme Lieferung voraussichtlich
nicht möglich.
In Slowenien vernichtete ein Tornado ca. 40 – 50% der Ernte. Die Erträge der verbleibenden
Mengen sind unterdurchschnittlich. Die Alphawerte liegen bei Aurora ca. 10% unter dem langjährigen Durchschnitt, bei den anderen Sorten im Normalbereich. Die Ernte in Slowenien muss
durch diese Naturkatastrophe als Missernte bezeichnet werden.
China
Die Ernte in China liegt trotz Flächenausweitungen signifikant unter dem Vorjahr, bedingt durch
ungewöhnliche Wetterverhältnisse mit großer Hitze im April und kühlem, regennassen Wetter bis
hin zur Ernte. Diese Bedingungen führten zu ungleicher Reife innerhalb der Sorten und zu starkem Krankheitsbefall (Mehltau, Peronospora und Doldensterben), der, weil in diesem Ausmaß
ungewöhnlich, nicht schnell genug bekämpft werden konnte. Alphawerte in Tsingdao Flower und
Kirin Flower liegen in Gansu und vielen Gebieten in Xinjiang 15-20% unter dem langjährigen
Durchschnitt.
USA
Auch die USA verzeichnen eine enttäuschende Ernte mit niedrigeren Erträgen als erwartet sowie
niedrigen Alphasäurewerten. Da die amerikanischen Pflanzer ihre Hochalphaanbaufläche um 557
Hektar erhöht hatten, war generell erwartet worden, dass sich die Gesamtproduktion an Alphasäure in den USA im Erntejahr 2007 erhöhen würde. Aktuell ist jedoch davon auszugehen, dass
die US-Ernte um 500 mt Alpha kleiner als erwartet wird. Sie würde damit zugleich auch um 300
mt Alpha geringer ausfallen als letztes Jahr. Die Einbußen betreffen überwiegend die Hochalphasorten. Die Gründe für die schlechte U.S.-Ernte sind reichhaltig, wie z. B. ein Unwetter in Idaho,
später Befall von echtem Mehltau sowie unterschiedliche Reifezeiten innerhalb der Sorten.
Alphawerte, Alphabilanz
In Summe ist je nach Berechnungsart derzeit davon auszugehen, dass die Ernte 2007 weltweit
zwischen 7.100 – 7.500 mt Alpha erbringen wird. Da wiederum je nach Berechnungsart ein Bedarf von 7.600 – 8.400 mt Alpha erwartet wird, ist allein für die Brauwirtschaft von einem Defizit
von 500 – 1.000 mt Alphasäure auszugehen, hinzuzurechnen ist der Bedarf im Bereich „Beyond
Brewing“, für den ebenfalls ein Bedarf von ca. 150 – 200 mt Alpha angenommen werden muss.
Durchschnittliche Alphawerte nach EBC 7.4 in %:
10 jähr.
Durchschnitt
Hallertau Hersbruck
3,2
Hallertau Perle
7,1
Hallertau Northern Brewer
9,1
Hallertau Spalt Select
5,2
Hallertau Hallertau Tradition 6,1
Hallertau Hallertau Magnum 14,0
Hallertau Taurus
15,4
Tettnang
4,1
Tettnang Hallertau
4,4
Saaz
3,4
Sorte
2007
2006
2005
2004
2003
2,6
7,9
9,1
4,7
6,0
12,6
16,1
4,0
4,3
2,9
2,2
6,2
6,4
4,3
4,8
12,8
15,1
2,2
2,6
2,1
3,5
7,8
9,8
5,2
6,3
13,8
16,2
4,5
4,8
3,2
3,0
6,4
9,8
4,9
6,3
14,8
16,5
4,7
5,0
3,7
2,1
3,9
6,0
3,2
4,1
11,7
12,3
2,6
3,1
3,1
Alphawerte zum Erntezeitpunkt gemessen. Die Alphasäurewerte der Ernte 2007 können Änderungen unterliegen, da es noch keine ausreichende Anzahl von Analysen für die endgültige Bewertung gibt. Diese vorläufigen Alphawerte wurden von der Arbeitsgruppe Hopfenanalytik – AHA
ermittelt – Stand 11.10.2007.
Marktbild
Gegenwärtig nehmen wir an, dass sich die schon knappen Lagerbestände bei ansteigendem
Preisniveau für Freihopfen weiter reduzieren werden. Damit kann das strukturelle Versorgungsdefizit nicht überwunden werden. Derzeit fehlt der Hopfenwirtschaft immer noch Anbaufläche, um
die Versorgung der Brauwirtschaft aktuell sicherstellen zu können. Es ist daher zu vermuten, dass
dieses Defizit noch einige Jahre andauern könnte, wenn zugleich der Bierkonsum weiterhin stark
wächst.
Allerdings ist auch zu bedenken, dass die Hopfenwirtschaft nach wie vor kein klares Bild über den
tatsächlichen Bestand der Brauwirtschaft an Hopfen und Hopfenerzeugnissen hat. Solange dieser
nicht bekannt ist, befindet man sich in einem strategischen Dilemma. Einerseits werden durch die
andauernden Defizite Wachstums- und Umsatzchancen nicht genutzt, die für die Hopfenwirtschaft
durchaus bestünden. Andererseits besteht in der gesamten Hopfenwirtschaft, die Besorgnis, bei
einer Überproduktion früher oder später – wie schon häufig in der Vergangenheit - wieder an oder
unter Gestehungskosten ohne ausreichende Deckungsbeiträge arbeiten zu m
@@sdn Hopfenring Hall.@@
@@rnd faxwdh.rnd@@
Hopfenring Hallertau e. V., Kellerstr. 1, 85283 Wolnzach, Tel. 08442/ 957-300, Fax 08442/957-333 GF L. Hörmansperger
LfL Arbeitsgruppe Hopfenbau/Produktionstechnik, Kellerstr. 1, 85283 Wolnzach, Tel. 08442/957-400; Fax 08442/957-402 LOR J. Portner
Hopfenpflanzerverband Hallertau e. V., Kellerstr. 1, 85283 Wolnzach, Tel. 08442/ 957-200, Fax 08442/957-270 GF O. Weingarten