Pädagogik-Leistungskurs (Erziehungswissenschaft)
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Pädagogik-Leistungskurs (Erziehungswissenschaft)
Ausarbeitung der abiturrelevanten Themen nach den Vorgaben des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen Pädagogik-Leistungskurs (Erziehungswissenschaft) Inhaltsverzeichnis: 1. Entwicklung und Sozialisation in der Kindheit a. Pädagogisches Handeln und das Modell der Beschreibung psychosozialer Entwicklung im Kindesalter von Erikson b. Pädagogisches Handeln auf der Grundlage des Modells der kognitiven Entwicklung des Kindes von Piaget (nur Leistungskurs) c. Sozialisation als Rollenlernen: Mead d. Elementarpädagogische Modelle: Montessori und Reggio-Pädagogik 2. Entwicklung, Sozialisation und Identität im Jugend- und Erwachsenenalter a. Pädagogisches Handeln und Modelle der Beschreibung der Entwicklung im Jugendalter von Erikson und Hurrelmann b. Jugendkrisen, insbesondere im Bereich von ‚Gewalt’, sozialpsychologische und psychoanalytische Ansätze zu ihrer Erklärung und Möglichkeiten der pädagogischen Einwirkung unter besonderer Berücksichtigung der „Erlebnispädagogik“ c. Jugendkrisen aus systemischer Sicht: Schlippe, Stierlin (nur Leistungskurs) 3. Normen und Ziele in der Erziehung a. Erziehung im Nationalsozialismus, insbesondere im Hinblick auf das Verhältnis von Pädagogik und Politik b. Bildungs- und schultheoretische Perspektiven nach PISA c. Konzepte der Moralerziehung (unter besonderer Berücksichtigung des Modells von Kohlberg) d. Konzepte interkultureller Pädagogik: Nieke, Holzbrecher (nur Leistungskurs) 4. Identitätsbildung a. Entstehung und Förderung von Identität und Mündigkeit (mit Bezug auf Krappmanns Identitätskonzept) (Quelle: http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur-gost/getfile.php?file=2704) 1. Entwicklung und Sozialisation in der Kindheit a. Pädagogisches Handeln und das Modell der Beschreibung psychosozialer Entwicklung im Kindesalter von Erikson Zur Person: • geboren am 15. Juni 1902 in Frankfurt am Main • gestorben am 12. Mai 1994 in Massachusetts (USA) • Professor an renommierten Universitäten • 1933 Emigration in die USA • War Schüler Sigmund und Anna Freuds Weiterentwicklung der Theorie psychosoziales Stufenmodell mit epigenetischem Prinzip • Bedeutendes Handeln für Pädagogen und Psychologen Allgemeines Vorgehen: • Untersuchte amerikanische Mittelschicht • berücksichtigte soziale Erfahrung • durch Geburt: geraten in das soziale, gesellschaftliche Austauschsystem • Entwicklung: Prozess der Neubildungen, die auf der Basis der bereits vorhandenen Entwicklung entsteht • Mensch entwickelt seine Persönlichkeit auf der Basis seiner Anlage weiter • Mensch entwickelt sich durch Beziehungen • Kinder und Jugendliche durchlaufen einen Reifungsprozess, in dem Teile des menschlichen Grundplans an besonderem Stellenwert gewinnen Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung: Alter 0 bis 1,5 Jahre Krise Urvertrauen vs. Urmisstrauen 1 bis 2 Jahre Autonomie vs. Selbstzweifel 2 bis 6 Jahre Initiative vs. Schuldbewusstsein Aufgaben •Entwicklung von Vertrauen oder Misstrauen •Nahrungsaufnahme •Entwicklung motorischer oder sensomotorischer Fähigkeiten •Experimentieren mit Grundmodalitäten •Beherrschung des Schließmuskels •Anpassung an erste soziale Regeln •aktive Selbstständigkeit •Vervollkommnung des Sprachvermögens •Entwicklung Bezugspersonen Eltern Eltern Eltern Familie Erzieher Idole Mögliche Krisenereignisse •Störung der Nahrungsaufnahme •Ablehnung der Bezugspersonen (fehlende körperliche Nähe) •Übermäßige Kritik führt zu Einschränkungen •fehlende Geduld •Konflikt mit Bezugspersonen •Überforderung •Zwiespalt gut/böse •Konflikte Eltern/Freunde/Schule/Le hrer 6 bis 12 Jahre Kompetenz vs. Minderwertigkeit 12 bis 18 Jahre Identität vs. Rollendiffusion 18 bis 30 Jahre Intimität vs. Isolation 30 bis 50 Jahre Generativität vs. Stagnation Seniorenalter Ich-Integrität vs. Verzweiflung zwischenmenschlicher Beziehungen •Erkennung von Geschlechtsunterschied •moralische Urteilsfähigkeit •kulturelle Werte •Entwicklung der Lernfähigkeiten •Lösung von Problemen •Forderung von Hilfe •Selbstständiges Entwickeln von Plänen •Unabhängigkeit •Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen •Anpassung an Veränderungen des Körpers •Privatsphäre schaffen •Schulabschluss •Berufswunsch festlegen •Werte und Normen werden in Frage gestellt •Vertrauen in die eigene Person •Ablösung von den Eltern •Fähigkeit zu Nähe und Bindung an einen Partner •Beruf •Familiengründung •persönlichen Lebensstil entwickeln •Interesse an Kindern oder Nachwuchs •Vorbereitung des Ruhestands Freunde Lernschwierigkeiten/ Überforderung •Angst vor der Schule •Angst vor Strafe •eventuelle Schul/Wohnortwechsel Eltern Lehrer Familie Gleichaltrige Nachbarn Medien Idole •Probleme in der Schule •eventuelle Schul/Wohnortwechsel •nicht genügend Anerkennung Peer-Groups Vorbilder Gesellschaft •labiles Selbstbild •Misserfolge in der Schule oder der Arbeit •Konflikte mit Eltern •Menstruation •ungewollte Schwangerschaften •Geschlechtsverkehr Freunde Sexualpartner •finanzielle Schwierigkeiten •Verletzung durch den Lebenspartner •Arbeitslosigkeit Arbeitskollegen eigene Familie •Alterszufriedenheit •Auseinandersetzung mit dem Tod •Freizeitgestaltung Familie Altenpfleger Partner •keine Kinder •Midlife-Crisis •erste gesundheitliche Probleme •finanzielle Schwierigkeiten •Angst vor dem Tod •gesundheitliche Probleme •unerfüllte Wünsche •Einsamkeit •Tod von Freunden •Vernachlässigung der eigenen Familie •Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden • Insgesamt gibt es acht Stadien im gesamten Leben • Für jedes einzelne Stadium gibt es Krisen, die im Mittelpunkt stehen • Die einzelnen Krisen sind stark entwicklungsfördernd • Die einzelnen Konflikte aber verschwinden niemals ganz, müssen aber bis zu einem bestimmten Stadium überwunden worden sein, damit die Konflikte der daraufhin folgenden Stadien überwunden werden können • Die Bezugspersonen sind verantwortlich für das Gelingen des Entwicklungsprozesses • Zu jedem Stadium gehört ein „Motto“: 1. Stadium: „Ich bin, was man mir gibt“ 2. Stadium: „Ich bin, was ich will“ 3. Stadium: „Ich bin, was ich mir zu werden vorstelle“ 4. Stadium: „Ich bin, was ich lerne“ 5. Stadium: „Ich bin, was ich bin“ 6. Stadium: „Ich bin, was ich für andere bin“ 7. Stadium: „Ich bin, was ich bereit bin zu geben“ 8. Stadium: „Ich bin, was ich mir angeeignet habe“ Das epigenetische Prinzip: • Die soziale Seite der Entwicklung wird berücksichtigt • Mit der Geburt tritt das Kind in das soziale Austauschsystem der Gesellschaft ein • „Alles was wächst, hat einen festen Grundplan und dass, die Teile aus diesem Grundplan heraus wachsen, wobei jeder Teil seinen Zeitpunkt der speziellen Aszendenz besitzt, bis alle Teile entstanden sind, um ein funktionierendes Ganzes zu bilden.“ •Der Mensch entwickelt seine Persönlichkeit auf der Basis seiner individuellen Anlagen weiter • Die Entwicklung wird enorm durch die Bezugspersonen geprägt • Knüpft an die krisenhafte Entwicklung von Sigmund Freud an Kritik: • Das Verständnis einer gesunden Persönlichkeit gleicht einem durchschnittlichen Menschen in der amerikanischen Gesellschaft • Vernachlässigt die wechselnden Umstände • Er orientierte sich an den Normen und Werten der amerikanischen Gesellschaft • Keine Unterschiede bei Geschlechtern oder Schichten b. Pädagogisches Handeln auf der Grundlage des Modells der kognitiven Entwicklung des Kindes von Piaget (nur Leistungskurs) Zur Person: • geboren am 09. August 1896 in Neuenburg • gestorben am 16. September 1980 in Genf • besuchte die Lateinschule in Neuenburg (Abitur) • schloss sein Studium mit der Promotion in Zoologie ab • studierte Psychologie mit dem Schwerpunkt auf Kinderpsychologie und Erziehung • Ließ sich während seines Studiums für ein Jahr in Paris nieder • befasste sich mit Fragen zur Intelligenzentwicklung • 1962 wurde Jean Piaget an die Universität nach Genf berufen um dort als Leiter des Instituts „J.J Rousseau“ zu arbeiten Allgemeines: • Piaget geht von organisierten Verhaltensmustern aus, Begriffe oder auch Handlungen werden vernetzt und in einen Zusammenhang gebracht, die Schemata sind jedoch stets individuell • Außerdem geht er von gewissen Handlungsmustern aus, die das Verhalten prägen wie beispielsweise das Laufen, das Sitzen oder das Spielen • Auch geht er von kognitiven Fähigkeiten aus, die beispielsweise für die Ordnung von Fachbegriffen verantwortlich sind • Assimilation: Prozess durch welchen ein Kind Informationen von außen aufnimmt und diese mit Hilfe seines bisherigen Wissens oder Kenntnisstandes interpretiert. Zum Beispiel: Greifreflex – greift das Kind nach Nahrung, hat es gelernt, dass es dadurch seinen Hunger stillt • Akkommodation: Kinder ziehen Schlüsse, reflektieren Dinge oder fassen Erkenntnisse zusammen, welche in ihrer eigenen Welt entspringen und nicht von älteren Kindern oder Erwachsenen beeinflusst werden. Zum Beispiel: Greifreflex – Das Kind möchte nach einer Wasseroberfläche greifen, merkt dann jedoch, dass es das Wasser nicht greifen kann. •Zusammenhang zwischen Akkommodation und Assimilation: Laut Piaget kann die Assimilation niemals getrennt von der Akkommodation auftreten. Denn Umwelteinflüsse müssen zunächst assimiliert werden, bevor bekannte oder erlernte Schemata innerhalb der Akkommodation modifiziert werden können. • Äquilibration: Sie ist der Prozess in welchem alle Elemente der Entwicklung zusammengefasst sind. Die Äquilibration integriert und reguliert die drei Hauptfaktoren der Entwicklung: körperliche Reifung, Erfahrung mit der physikalischen Welt und Einflüsse des sozialen Umfelds. Bei Piaget ist die Äquilibration ein gerichteter Vorgang, welcher danach strebt einen Gleichgewichtszustand zu erreichen. Zum Beispiel: Wenn das Kind gelernt hat einen Becher mit beiden Händen zu halten und so daraus zu trinken, wendet es nun das gleiche Schema an, es hält so beispielsweise einen Teller Suppe. Also wird das Schema aus einem Becher zu trinken auf andere Gefäße angewendet. • Lernprozesse entstehen dadurch, dass das innere Gleichgewicht des Kindes gestört wird • Kinder versuchen aktiv ihr inneres Gleichgewicht im Sinne der Äquilibration wieder herzustellen • Das Denken des Kindes wird als Operation bezeichnet und ist das geistige, selbstständige Handeln • Lernprozesse können nur dadurch entstehen, wenn das innere Gleichgewicht gestört wird • Spricht ebenfalls vom epigenetischen Prinzip, bezieht sich aber auf die kognitiven Fähigkeiten (Der Mensch selbst erreicht durch eigenständige Lernerfahrungen die nächste Entwicklungsstufe) • Der Mensch wird als „epistemisches Subjekt“ bezeichnet (Er sucht nach Erkenntnissen und erlangt eigenständig, auf Basis von Anlage und Erfahrung Entwicklungsfortschritte) • Das Spielen und das Nachahmen von Bezugspersonen ist von fundamentaler Bedeutung für die Kindheit • Während des Spielens übt das Kind das soeben Gelernte • Durch Nachahmung übt es Verhaltensweisen und übernimmt diese • Anfangs werden die signifikanten Anderen, später die verallgemeinerten Anderen nachgeahmt Die Phasen der kognitiven Entwicklung Alter Bis zum 2. Lebensjahr Stadium/Phase Sensomotorisches Stadium Im 1. Lebensmonat Phase 1 Vom 1. bis 4. Lebensmonat Phase 2 Vom 4. bis 8. Lebensmonat Phase 3 Ereignisse Im ersten Lebensjahr geht es um das Denken, also um das „Handeln im Kopf“. Gerade das erste Lebensjahr ist sehr von Bedeutung für die kognitiven Fähigkeiten. Es wird sensomotorisch genannt, weil die Sinne und die Motorik, also das Verhalten in diesem Stadium prägnant sind. •Schemata (sensomotorische) werden gefestigt und verflechten sich •Gewisse Handlungsgewohnheiten bilden sich aus •Nur Dinge, die der Säugling mit den Augen wahrnehmen kann sind auch für ihn da •In den ersten Wochen befindet sich der Säugling in dem „physikalischen Egozentrismus“, er kann Personen oder Gegenstände noch nicht voneinander differenzieren •Langsam beginnt das Kleinkind seine Umwelt voneinander zu differenzieren •Das Kind versucht gezielt zu handeln •Die entwickelten Schemata werden nun koordiniert •Der „physikalische Egozentrismus“ ist nun größtenteils überwunden •Interesse an den Ergebnissen des eigenen Handelns wird entwickelt Vom 8. bis zum 12. Lebensmonat Phase 4 Vom 12. bis zum 18. Lebensmonat Phase 5 Vom 18. bis zum 24. Lebensmonat Phase 6 Vom 2. bis zum 7. Lebensjahr Präoperationales Stadium Vom 7. bis zum 12. Lebensjahr Konkretoperationales Stadium •Diese Phase wird auch als „Experimentierphase“ bezeichnet •Der Säugling weiß nun, dass Dinge die für eine Zeit lang verschwunden sind, wiederkommen können •Das Kind verhält sich nun gezielt und richtet sein Handeln vollkommen zielgerichtet •Es beeinflusst das Handeln anderer Personen durch beispielsweise Schreien •Handlungen werden immer wieder wiederholt •Das Kleinkind entdeckt Alternativen zum Handeln •Das Interesse für die Umwelt wird geweckt, Personen und Dinge werden nachgeahmt •Es hat Spaß daran, nach verlorenen Gegenständen oder Personen zu suchen •Das Kleinkind lernt zu denken bevor es handelt •Es kann vorrausschauend sein Handeln nachvollziehen und lernt es so bewusst einzusetzen •Das Kind spricht eifrig •Die zuvor entwickelten Konzepte müssen nun an der Realität überprüft werden •Schrittweise werden erste mathematische Erkenntnisse begriffen •Kinder können sich noch nicht von ihrer unmittelbaren Wahrnehmung verabschieden •Kinder können noch nicht zwischen Realität und Fantasie differenzieren •Kinder verlebendigen ihre eigene Fantasiewelt (Animismus) •Ebenfalls denken sie das alles ein bestimmtes Ziel auf der Welt hat (z.B. die Sonne strahlt, damit es auf der Erde hell ist und den Menschen nicht kalt wird) (Finalismus) •Es lernt, dass jeder Mensch verschiedene Perspektiven auf etwas hat Vom 11. bis zum 13. Lebensjahr (Stadien können sich überschneiden) Stadium der formalen Operation •Kinder entwickeln langsam ein Gespür für Gefühle anderer und können sich in diese hineinversetzen •Sie können nun schon darüber nachdenken, wie sich ihr Handeln auf einzelne Personen auswirkt •Sie fordern das Regeln, die sie selbst aufgestellt haben eingehalten werden, aber auch dass Normen und Werte der Gesellschaft eingehalten werden (z.B. kein Schlagen) •Kinder lernen nun über ihre Denkansätze nachzudenken, dieser Vorgang wird als „Metadenken“ bezeichnet •Kinder können Theorien entwickeln („induktives Denken“) • „Gesetze“ werden auf verschiedene Sachlagen übertragen Verstehen vom Weltablauf wird erleichtert •Denkaufgaben können überwunden werden Kritik: • Piaget unterschätzt die kognitiven Fähigkeiten der Kinder, weil... ... ihm keine modernen Techniken zur Verfügung stehen (So wird das Wissen der Kinder unterschätzt, weil sie bei seinen Versuchen auf mehrere Dinge gleichzeitig achten müssen) ... er sich von die auf Kindern selbsteingeschätzten und beschriebenen Denkprozesse verlässt (So wird nicht berücksichtigt, dass Kinder zwar Dinge verstehen können, aber nicht unbedingt in der Lage sind sie zu erklären. Außerdem kann es dazu führen, dass Kinder auch früher als gedacht kognitive Fähigkeiten erlangen) ... die Kinder bei seinen Versuchen davon abgehalten werden sich auf ihre eigenen Sinne und ihre Intuition verlassen c. Sozialisation als Rollenlernen: Mead Zur Person: • geboren am 27.Februar 1863 in South Hadley, Massachusetts (USA) • gestorben am 26. April 1931 in Chicago (USA) • George Herbert Mead war zunächst Lehrer, nach seinem College Abschluss • später arbeitete er als Ingenieur • danach studierte er die Fächer Philosophie und Psychologie • er wurde „Instructor“ an der University of Michigan und später an der Universitiy of Chicago • Nach seinem Tod, im Jahre 1943 wurde sein Buch „Mind, self and society“ veröffentlicht Aufgaben der Erziehung: • Die Erziehung soll die kindliche Entwicklung in der Form begleiten, dass ein Einfinden, also eine Integration in die Gesellschaft möglich wird und diese überwunden werden kann. • Kinder benötigen die Zuwendung ihrer Bezugspersonen, müssen aber auch lernen frei zu handeln. • Die Begegnung der „verallgemeinerten Anderen“ ist ein Muss, um den gesellschaftlichen Anforderungen nachzukommen • ErzieherInnen oder auch LehrerInnen sollen den Kindern mit einer gewissen Strenge und Distanz entgegen kommen. Die zwei Seiten des Ichs: Das „ME und das I“ Das „ME“ • das „reflektierte“ Ich • Fragestellung: Wie sehen mich andere? gesellschaftliche Vorstellung • vergleichbar mit dem „Über-ICH“ (Freud) • Mehrzahl (Viele Erwartungen treffen aufeinander) • ständig in Bewegung (Immer wieder veränderte Erwartungen durch immer wieder änderndes Umfeld) • Vorstellung, von dem Bild, das andere von mir haben • Werthandlungen, die innerhalb der Sozialisation erworben werden • Erfahrungen, die beim „role-taking“ gesammelt werden Das „I“ • Das „impulsive“ beziehungsweise „spontante“ Ich • Fragestellung: Was mache ich aus mir? Eigeninterpretation • vergleichbar mit dem „ES“ (Freud) • Einzahl (Nur die eigene Erwartung) • vorsozial, unbewusst und nicht vollkommen sozialisierbar etwas neues und schöpferisches Das „I“ reagiert auf die „MEs“ Das „I“ kommuniziert mit den „MEs“ Die „MEs“ üben Kontrolle auf das „I“ aus Das „MIND“ vermittelt zwischen dem „I“ und „ME“ Das führt zu neuen Identifikationen „I“ + „ME“ = „SELF“ = Identität = Dialog zwischen „I“ und „ME“ Die zwei Stadien der kindlichen Identitätsentwicklung: Das „GAME“ und das „PLAY“ „GAME“ • Das „Game“ bezeichnet das Spiel nach vorgegebenen Regeln • Erweiterung von Handlungs- und Orientierungsmöglichkeiten, da es auch im Spiel lernt Regeln zu berücksichtigen • Das Kind lernt mit den „verallgemeinerten Anderen“ umzugehen „PLAY“ • Das „Play“ bezeichnet das Rollenpiel, in welchem das Kind Rollen kennenlernt • Im freien Rollenspiel und in Orientierung an den „signifikanten Anderen“ lernt das Kind das Leben in der Gemeinschaft kennen • Das Kind übernimmt die Rolle eines „signifikanten Anderen“ Formung der Identität Signifikante Andere: Signifikante Andere sind konkrete Personen, die in alltäglichen Situationen des Kindes eine wichtige Rolle spielen wie beispielsweise die eigene Mutter oder der eigene Vater. Verallgemeinerte Andere: Verallgemeinerte Andere sind Personen, die ein Vertreter für eine bestimmte Rolle sind, wie beispielsweise eine Lehrerin oder eine Erzieherin. Zeichen, Gesten und signifikante Symbole: Zeichen: • Sinnesreize beziehungsweise Reize ohne Sinn • auf Reize folgen Reaktionen Gesten: • Zeichen, die eine Rolle spielen, die durch Verhalten zum Ausdruck gebracht werden • Haltung („ATTITUDE“), die eingenommen wird, die in einer gesellschaftlichen Handlung, die in einer gesellschaftlichen Handlung in Form eines spezifischen Reizes auf ein zweites Individuum wirken • vokale Gesten = Wörter oder Laute (Sprache) • jede Geste hat einen bestimmten Sinn („MEANING“) Funktion/Sinn: bestimmte Reaktionen bei anderen hervorzurufen Somit findet Kommunikation statt Symbole: • signifikantes Symbol = Jeder versteht dieses Symbol gleich, gleicher Sinn, drückt das Gleiche aus, gleiche Interpretation, ruft bei jedem Individuum die gleiche Reaktion hervor Unterschiedliche Interpretationen von Gesten, Zeichen und Symbolen sind möglich und können sich auch komplett wiedersprechen. Die Sprache wird jedoch immer als höchste Form der Kommunikation angesehen. Rollenübernahme: SENDER EMPFÄNGER Signifikantes Symbol Interpretation der Geste • signifikantes Symbol führt zum Denken des Empfängers und daraufhin zum Handeln und Verhalten • die Rollenübernahme bezeichnet die Fähigkeit von der Position des Anderen aus zu denken • positiv: Das Verhalten kann somit an Situationen angepasst werden •negativ: bestimmte Situationen können provoziert werden • Die einzelnen Beteiligten am Handeln verschränken sich in ihrer Perspektive und in ihrer Haltung • Durch die wechselseitigen Rollenübernahmen wird eine Kommunikation über Perspektiven und Rollen möglich Identität: • Die Identität bezeichnet die Fähigkeit des Menschen sich in die Rolle anderer hineinzuversetzen, laut Mead ist das der Unterschied zwischen Mensch und Tier • Diese Fähigkeit ist die des Denkens • Während des Denkens kommt der Geist („MIND“) des Menschen zum Ausdruck • Laut Mead bedeutet Geist „eine bestimmte Situation in einem ideellen Rahmen“ • Sobald das Individuum die Fähigkeit besitzt der eigenen Identität die Reaktion aufzuzeigen, die die Geste, die man zuvor machte, für andere herausfiltert, besitzt man den Geist ( Geist also = Fähigkeit sich das Verhalten auf eine bestimmte Geste, auf ein bestimmtes Symbol oder auf ein bestimmtes Zeichen des Gegenspielers vorzustellen) • Die ausgebildete Identität wird von Mead als „SELF“ bezeichnet • Das einzelne Individuum wird sich jedoch erst über seine Identität bewusst, wenn es sich mit den Augen der anderen sieht Kritik: • Mead hält Sanktionen erst dann für sinnvoll, wenn es ein gewisses Ausmaß an Regelverstößen gibt • Der Erziehungsstil bleibt offen • Die hohe Relevanz der signifikanten Symbole ist sehr fragwürdig • keine Aussagen zu Erziehungsstilen/zu erzieherischem Handeln • generalisierte Andere müssen ansprechende Forderungen an das Individuum stellen • abweichendes/deviantes Verhalten wird nicht berücksichtigt • Umgang zu gesellschaftskritischem Verhalten nicht berücksichtigt d. Elementarpädagogische Modelle: Montessori und Reggio-Pädagogik Montessori-Pädagogik: Zur Person: • geboren am 31. August 1870 in Chiaravalle • gestorben am 06. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee • streng katholisch erzogen • 1892: Beginn ihres Studiums (1. Frau Italiens, die Medizin studierte) • 1896: Promotion • 1895: Assistenzärztin in der Universitätskinderklinik in Rom • 1899: Vortragsreihe vor Lehrerinnen über die Erziehung Geistig-behinderter • 1901: Erneutes Studium (Psychologie und Erziehungsphilosophie) • 1907: Gründung des sogenannten „Kinderhauses“, Arbeitete an Grundschulen für geistig behinderte Kinder (die „Schwachsinnigen“) • 1910: Verlassen des „Kinderhauses“ • seit 1910: Vorträge in anderen Ländern, wie beispielsweise in Indien (1939) Anthropologische Grundannahmen: • Der Mensch ist vollkommen • Entwicklungsmöglichkeiten müssen erkannt und gefördert werden • Jedes Kind hat einen zu erforschenden Bauplan • Kind benötigt Umwelteindrücke Durch den absorbierenden Geist unter Lenkung der sensiblen Phasen aufgenommen Die sensiblen Phasen müssen stark berücksichtigt werden, denn Fehler können nur schwer ausgebessert werden • Wenn ein Kind angemessene Materialien vorfindet, beschäftigt es sich selbstständig • Das Kind lässt sich niemals ablenken (Polarisation der Aufmerksamkeit) • Das Kind kann nach eigenen Bedürfnissen entscheiden • Aufbau der Seele selbstständig • Geist und Leib = Einheit • doppeltes embryonales Leben: pränatal: Ausbilden der Organe postnatal: Merkmale erwerben („geistiger Embryo“) Entwicklungsphasen: Phase Der psychische Embryo Alter Vom 1. bis 3. Lebensjahr Der soziale Embryo Vom 3. bis 6. Lebensjahr Der soziale Neugeborene Vom 6. bis 12. Lebensjahr Der soziale Mensch Vom 12. bis 18. Lebensjahr Ereignisse • Der Embryo bedarf „Milch“ und „Liebe“ und muss diese auch erhalten (Grundlage für das Leben) •Benötigt den Einfluss der Gemeinschaft •Drei wichtige Perioden: 1. Bewegung: durch regelmäßige Bewegung: Intelligenzentwicklung, Übungen aus dem praktischen Leben erlernen 2.Ordnung: nötig um sich zu orientieren innere Ordnung, Erarbeitung einer völligen inneren Orientierung 3.Sprache: absorbieren der Muttersprache •bisher erlernte Funktionen werden nun erweitert •Kinder beginnen sich als Gruppe zu fühlen und handeln dem entsprechend •Jedes Kind fühlt sich verbunden •sehr wichtige Phase •Unbewusstes wird in das Bewusste gerufen •Übungen des praktischen Lebens •Übungen der Stille und der Bewegung •Antriebskraft = Bewegungsdrang •Kinder erleben organisiere Gesellschaft und wollen sich einbringen •Akzeptanz von Gesetzen •Gemeinschaft bedarf Zusammenhalt und Leitung •Kind ist wissbegierig und will Ursachen erkennen •Kind muss Möglichkeiten erhalten •kosmische Erziehung: religiöses Gefühl der Dankbarkeit Kosmos erhalten und weiterentwickeln •Kind distanziert sich von der Familie •Kind ist lern- und wissbegierig •Gefühle für die Gesellschaft ausgebildet •Self-Help (Eigenes Geld verdienen etc.) •Weg zur Naturwissenschaft und Geschichte muss gefunden werden •Entwicklung bedarf der Förderung und des Schutzes •Moralische Pflege: Menschliche Beziehungen, Achtung, Regeln •Leibespflege: Sport, körperliche Arbeit, Ernährung, Suchtprävention •Programm und Methoden: persönlicher Ausdruck, psychisches Sein, Bildung in Natur und Kult •Schlüsselkonzept: Mut, starker Charakter, Verstand Erwachsenenalter Vom 18. bis 24. Lebensjahr •stabilste Phase •Formung abgeschlossen Die Polarisation der Aufmerksamkeit: Der Phasenverlauf Vorbereitungsphase: • innere Unruhe • Neugierde Interesse entsteht Arbeitsphase („Phase der großen Arbeit“): • spontane Zuwendung • intensive Aufmerksamkeit • starke Konzentration/Ausdauer • Ernst/Freude • Wiederholung Abschluss-/Nachphase („Stufe der Ruhe und des Ausruhens“): • innere Sammlung • gedankenvolles Ausruhen Bewusstwerden der eigenen Leistung Vertiefungs-/Erweiterungsphase: • Kräfte entspannen • Wiederholung • höhere Schwierigkeiten testen Die Polarisation der Aufmerksamkeit ist fundamental für den Bildungsprozess. Der FLOW Voraussetzungen: • hohe Anforderungen • Wahlfreiheit und Autonomie • Rückmeldung zur Tätigkeit • klare Ziele vor Augen Der absorbierende Geist: • Das Kind besitzt die Fähigkeit seine Umwelt zu absorbieren und somit alle Umwelteinflüsse aufzunehmen und diese im Unterbewussten zu behalten • Die einzelnen Eindrücke wirken auf das Kind ein, dieses eignet sich die verschiedensten Merkmale an (beispielsweise auch Sprachen, Religionen, Rassenmerkmale etc.), es können also somit kulturelle Verhaltensweisen aufgebaut werden, außerdem lernt es, sich an die Umgebung anzupassen • Die Umgebung bewirkt, dass äußere Einflüsse Teil der eigenen Persönlichkeit werden • Diese Fähigkeit kann das Kind dann auch auf andere Dinge und Prozesse anwenden Voraussetzungen: • Das Kind benötigt eine reizvolle Umgebung, die jedoch möglichst der Realität entspricht (Umgebung gefüllt mit den Dingen, die sich das Kind aneignen soll, beispielsweise: Sprache, Gewohnheiten etc.) • Das Kind muss die Umgebung auf sich wirken lassen • Es muss möglichst früh mit interessanten Dingen konfrontiert werden, um synaptische Verbindungen auszubilden Das Baumeisterprinzip: „Die Mutter trägt das Neugeborene aus, aber das Neugeborene bringt den Menschen hervor.“ • Das Kind formt sich zu einem zukünftigen Menschen, indem es die Umwelt absorbiert • Nimmt Gebräuche und Angewohnheiten der Gesellschaft an, in der es lebt, baut sich „von sich aus“ auf • Die elterliche Autorität sollte dennoch nicht vernachlässigt werden (stellen die wesentlichen Mittel zum Leben und für die Arbeit des Kindes dar) Die vorbereitete Umgebung: • Kindgerechte Einrichtung • entspannte Umgebung • Mehrjahrgangsklassen (3 bis 6 Jahre / 7 bis 9 Jahre und 10 bis 12 Jahre) Mischen diverser Altersgruppen • soziale und emotionale Erfahrungen durch Eigenständigkeit sammeln • das Kind soll sich durch altersgerechte, bereitgestellte Materialien eigenständig fördern • durch die eigene Organisation der Materialien, kann das Kind seine eigene Persönlichkeit entwickeln • die Gegenstände müssen das Kind ansprechen • die Umgebung muss klar gegliedert sein (Jeder Gegenstand hat seinen Platz) • das Kind muss sich wohlfühlen Aufgabe: Die Bereitstellung von altersgerechten Entwicklungsmaterialien, die die Kompetenzen des Kindes fördern. Ziel: Dem Kind soll geholfen werden, selbstständig und unabhängig von Erwachsenen zu werden Materialien: Sinnesmaterialien • ermöglichen das Lernen mit allen Sinnen • beispielsweise: Geräuschdosen, Geschmacksfläschchen etc. Sprachmaterialien • sollen die Kinder dazu anregen Dinge nachzumachen oder sogar nachzumalen • beispielsweise: Buchstaben aus Sandpapier etc. Mathematikmaterialien • spielen mit Perlen oder Perlenketten soll die Kinder dazu anregen zu zählen Materialen für Übungen des praktischen Lebens • sollen helfen den Alltag der Kinder zu ordnen und zu gestalten beispielsweise: Holzperlen, die der Größe nach zu ordnen sind etc. Freiarbeit: • Das Kind entscheidet frei und ohne Zwang, mit welchen Dingen es sich wie lange beschäftigt • Das Kind arbeitet aus der intrinsischen Motivation hinaus • Das Kind soll seine Arbeit selbst kontrollieren • Die freie Wahl der Materialien zeigt dem Kind seine Schwächen und seine Stärken auf Voraussetzungen • Differenziertes Angebot an Lernmaterialien • Kinder müssen ein Lernbedürfnis beziehungsweise Interesse am Lernen haben • Die Lernumgebung muss gut vorbereitet sein, das heißt der Schüler muss sich frei im Raum bewegen können • Kinder müssen die Möglichkeit haben Hilfestellung durch einen Lehrer oder Mitschüler zu bekommen • Kinder müssen ihr Lerntempo und ihrer Arbeitsrhythmus frei wählen können • Lehrer müssen geschult und vorbereitet sein Kritik: • fraglich ob für jeden förderlich • Praktische Erfahrungen nur an sogenannten „schwachsinnigen Kindern“ • Lernen nur nach eigenen Interessen sehr einseitig? • Sinnesmaterial stößt teilweise an seine Grenzen • Umgebung schränkt Themenauswahl ein • Konkurrenz ist entwicklungsfördernd • passt Lernmethode auf alle Altersstufen? • Defizite (manche Kinder kommen vielleicht nicht mit) • Wird das Wissen, das erlernt wird später wirklich benötigt? • keine Evaluation • wissenschaftlich fragwürdig • Kinder müssen Neigungen entdecken • verweichlichte Darstellung der Gesellschaft Reggio-Pädagogik: Zur Person: • geboren am 23. Februar 1920 in Correggio • gestorben am 30. Januar 1994 in Ebenda • Lehrer und Schulleiter • gründete in Reggio ein Zentrum für behinderte Kinder • seit 1951: Engagement in Erwachsenenbildung Die Methodik: • offenes Lernen • Die Lust des Kindes = Voraussetzung • Spiele sollen die Möglichkeit bieten, die Persönlichkeit individuell zu entwickeln • Kinder sollen der Welt begegnen • Kinder benötigen Kinder • Im Kinderparlament werden Projekte vorgestellt • Erzieherin = „Regisseurin“ • Projektarbeit fördert das kindliche Denken • eigene Ideen werden mit eingebracht •Ideen und Interessen kommen von selbst • greifen Denkform der Kinder auf szenisches Denken • die Kinder sollen gefragt werden Faszination • Ideen sollen abgesprochen werden • Arbeit wird transparent • Alltagskompetenzen • Lehrpläne werden abgedeckt • offener Umgang • mit allen Sinnen entdecken • Kinder sollen ihre Geschichten erzählen Bild des Kindes: • Kind wird als eifriger Forscher angesehen Forschen = wissenschaftliche Tätigkeit und ist in der Welt der Erwachsenen einzuordnen • Kind forscht aus Freude und erstaunen • entwickelt eigene Theorien • eigene Wahrnehmung der Welt, Neugierde und eigene Hypothesen bilden „Kunst des Forschens“ • Das Kind wird als ein aktives Wesen betrachtete Hauptakteur bei dem Erwerb der eigenen Fähigkeiten • Dem Kind wird eine Reihe von Rechten zugesprochen Eigene Lernbedürfnisse befriedigen Entwicklung von kreativen Problemlösungsstrategien • Es gibt ein Kinderparlament, in dem die Kinder und Erzieher zusammen über neue Projekte diskutieren • Das Kind hat das Recht auf eine aktive Beteiligung an der Entwicklung seiner Identität, Autonomie und Kompetenz Bild der Erzieher: • Der Erzieher ist ein Hauptakteur der Reggio-Pädagogik • Mehrere Faktoren: Zuneigung, Wohlbefinden, Partner, Impulse, Raum, Zeit, Ausdruck, Aktivität, Vertrauen, Freiheit Wichtig um eine Ressource für das Kind zu werden • Wegbegleiter: begleiten den Selbst-Lern-Prozess und bestärken die Lernfreude der Kinder, die wie eifrige Forscher behandelt werden, sie unterstützen die Kinder mit Leihgaben, sie bieten Hilfe bei komplexen Fragen (lediglich Denkanstöße, die Verzweiflung vorbeugen) • Die Kinder und Erzieher sollen gemeinsam arbeiten • Erzieher haben Vertrauen in die kindlichen Potenziale und akzeptieren das individuelle Lernen • Erzieher werden wie die Kinder angesehen • Kinder und Erzieher entdecken gemeinsam die Welt • Erzieher sind Zeugen der Entwicklung Sie sollen: beobachten, dokumentieren und interpretieren • Erzieher sollen sich aktiv am Consiglio di gestione sociale beteiligen Bild der Eltern: • Verbindung zwischen institutioneller und familiärer Erziehung • Eltern sind „Fachleute“ • Sie können ihre eigene Erfahrung mit den Kindern einbringen • Sie kennen ihre Kinder gut • Eltern sind aktiv in den Erkenntnisprozess ihrer Kinder eingebunden Rechte: • Eltern haben das Recht auf aktive Beteiligung am Erziehungsprozess • Recht auf Austausch mit anderen Eltern und den Erziehern • Die Beteiligung wird im Leitungsrat besprochen Ergebnisse werden ausgewertet und Forschungen durchgeführt • Projekte sind den Erfahrungen der kindlichen Lebenswelt angepasst • Eltern sind den Erziehern gleichgestellt • Eltern sollen Eltern sein Materialien: • Material aus dem leben, projektabhängig • Dokumentation der Projekte • Erzieher dokumentieren die „Sprache der Kinder“ mit Protokollbögen, Fotos etc. 2. Entwicklung, Sozialisation und Identität im Jugend- und Erwachsenenalter a. Pädagogisches Handeln und Modelle der Beschreibung der Entwicklung im Jugendalter von Erikson und Hurrelmann Zur Person: • geboren 10. Januar 1944 in Gdingen • studierte Soziologie, Psychologie und Pädagogik • seit 1975 Professor • lehrt und forscht seit 1980 in Bielefeld • ist Erziehungs- und Sozialwissenschaftler Das Verständnis von Kindheit: Heute: Kind = Individuum und werdende Persönlichkeit, die sich in Auseinandersetzung mit der inneren und der äußeren Realität entwickeln Die innere Realität: Die äußere Realität: •genetische Veranlagung • körperliche Konstitution • Intelligenz • psychisches Temperament • Grundstrukturen der Persönlichkeit • Familie • Freundesgruppen •Erziehungs-/ Bildungseinrichtungen • soziale Organisationen • Massenmedien • Arbeits-/Wohnbedingungen • Physikalische Umwelt Persönlichkeitsentwicklung Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung: • wie ein realistisches Bild vom Kind/Jugendlichen • Relevanz der Phase Jugend sehr hoch, wegen der vielen Veränderungen • Kinder sind keine Objekte • Entwicklung = aktive Auseinandersetzung mit innerer und äußerer Realität • vier zusammenspielende Systeme: Körper, Psyche, soziale und physische Umwelt • im Laufe des Lebens immer wieder Veränderungen in den vier Systemen, mit denen der Mensch sich auseinandersetzen muss • möglichst problematische Entwicklungen der Persönlichkeit müssen unbedingt verhindert werden Die Entwicklungsaufgaben: Die Entwicklungsaufgaben müssen überwunden werden, damit sich das Individuum später im sozialen und gesellschaftlichen Leben einfinden kann • Entwicklung intellektueller und sozialer Kompetenzen Ziel: Qualifizierung mit dem Ziel einer Erwerbsarbeit zu ergreifen Sicherung einer eigenen Existenz • Herausbildung einer Geschlechterrolle und soziale Bindung zu Gleichaltrigen Ziel: Aufbau einer heterosexuellen Beziehung und Erziehung der eigenen Kinder • Entwicklung eines eigenen Werte- und Normensystems, ethisches beziehungsweise politisches Bewusstsein Ziel: langfristig verantwortliches Handeln in den obigen Bereichen • Entwicklung eigener Handlungsmuster zur Nutzung des Freizeit- und Konsummarktes Ziel: eigener, autonomer Lebensstil, bedürfnisorientierter Umgang mit dem Angebot Das Belastungs-/Bewältigungsmodell: Ziel des Sozialisationsprozesses • Aufbau einer gesicherten Identität • Erhaltung der persönlichen Handlungsfähigkeiten, um Ursachen von Belastungen zurückzudrängen oder gegebenenfalls Belastungen zu führen und zu ertragen Eine erfolgreiche Bewältigung führt zu... ... sozialer Integration ... psychischem / physischem Wohlbefinden ... stabiler Identität Eine nicht erfolgreiche Bewältigung führt zu... ... psychischen / physischen Störungen ... gestörter Realitätsverarbeitung ... sozialer Abweichung ... Entwicklungsstörungen ... instabiler Identität Belastungen sind beispielsweise: • kritische Lebensereignisse • Übergänge im Lebenslauf • dauerhafte Rollenkonflikte Je aktiver und flexibler die Person versucht Belastungen zu erkennen und zu verändern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass kein abweichendes Verhalten auftritt (und eine gesicherte Identität entwickelt wird) Faktoren für eine erfolgreiche Bewältigung sind... ... diverse persönliche Bewältigungsstrategien ... reflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben ... Zugriff auf personale/soziale Ressourcen ... Widerstandskraft der Psyche (Resilenz) Gesundheit ist gefährdet, wenn die Anforderungen von einer Person nicht bewältigt werden können Gesundheit ist ein Gleichgewichtszustand, der immer wieder neu hergestellt werden muss Entwicklung zu einem „gesellschaftlich handlungsfähigem Subjekt“: • Entwicklung wird nur dann gewährleistet, wenn die Interpendenz zwischen innerer und äußerer Realität verarbeitet wird • Beziehung Individuum und Umwelt = komplexe Wechselwirkung • gelingende Sozialisation vollzieht sich in Auseinandersetzung mit sozialer und dinglicher Umwelt • soziale Integration = Anpassung des Individuums an Werte und Normen • Mit personaler Identität subjektives Erleben • Der Übergang in das Erwachsenenalters, ist erst dann zufriedenstellend, wenn die Entwicklungsaufgaben bewältigt wurden • Gewinnen von Identität = Kernkonflikt der Jugend • Suche nach eigener Identität ist phasenspezifisches Charakteristikum des Entwicklungsprozesses Die Sozialisation: • Verbindung von Individuation und Integration mit dem Ziel der ICH-Identität • Bewältigung der Entwicklungsaufgaben • Persönlichkeitsentwicklung durch ständigen produktiven Prozess der Verarbeitung der inneren und äußeren Realität • Erhalt und Schaffung eigener gesellschaftlicher Handlungsfähigkeiten, um Belastungen stand zu halten • Einfluss von Sozialisationsinstanzen: Medien, Bildungseinrichtungen, Peer-groups, Familie (sinkende Relevanz) • Erleben der personalen Identität • Unterstützung durch personale/soziale Ressourcen Die acht Maximen: 1. Maxime • Die genetische Ausstattung: Soziale Umwelt: • Grundstrukturen von Geschlecht • körperliche Konstitution • Intelligenz • Temperament und Psyche • Größe und Zusammensetzung der Familie • Anregung durch Freizeit und Freundesgruppen Wechselspiel von Anlage und Umwelt Physische Umwelt: • Wohnsituation • Kultur- und Bildungsangebote • finanzielle Ressourcen • Wirtschaftsanlagen etc. Die genetische Ausstattung, Spiel- und Möglichkeitsräume für Eigenschaften und Verhalten sind festgelegt. Durch Umwelteinflüsse werden sie geformt und verändert. 2. Maxime Auseinandersetzung mit Anlage und Umwelt innere Realität äußere Realität Körper Psyche physische Umwelt soziale Umwelt Anlage Umwelt Auseinandersetzung = Verarbeitung durch: Interpretation, Einordnung, Vergleich und Bewertung Abstimmung mit eigenen Bedürfnissen • kognitive Ebene • affektive Ebene Ständige Arbeit (Strukturierung und Gestaltung) an eigener Person 3. Maxime • Menschen im Jugendalter sind „schöpferische Erbauer“ ihrer eigenen, individuellen Persönlichkeit mit der Möglichkeit zur eigengesteuerten Lebensführung • Jugendliche müssen beweisen, dass sie „soziale Wesen“ sind • Jugendliche werden nicht als „vollwertig“ angesehen und werden dauerhaft mit Erwachsenen verglichen • In der „Umbruchsituation“ testen Jugendliche ihre eigenen Grenzen aus • Jugendliche entwickeln ihrer eigenen Ziele und ihre eigenen Ideale • ein offener Charakter führt zu einer autonomen Lebensführung • Jugendliche entwickeln sich nach der Veränderung der Gesellschaft im sozialen, ökonomischen und kulturellen Sinn • Die Persönlichkeitsentwicklung ist niemals abgeschlossen 4. Maxime • auch Lebensphase Jugend genannt Identität Synthese Integration Individuation Verbindung • Die Maxime bietet die erste Chance Individualität zu entwickeln • Die Identität ist die Synthese zwischen Integration und Individuation • Jugendliche sind außerdem in der Lage zu kommunizieren und an sozialen Interaktionen teilzunehmen • Sehen sich im Prozess des Handelns als Akteur und Objekt Ergebnis daraus: identitätsstiftendes Selbstbild • Integration bezeichnet die Vergesellschaftung, also die Anpassung an gesellschaftliche Werte und Normen Basis für die Identität • Individuation bezeichnet den Aufbau individueller Persönlichkeiten die einzigartig sind/subjektives Erleben gehört dazu mit Aufbau der personalen Identität vergleichbar Verbindung zwischen Individuation und Integration Nur dann kann Kontinuität von Selbsterleben und „sich-selbst-gleich-sein“ entstehen Spannungsverhältnisse (die notwendig sind) entstehen entscheiden über Belastbarkeit und Persönlichkeitsentwicklung 5. Maxime • Der Sozialisationsprozess kann krisenhaft sein, wenn es einem nicht gelingt, die Anforderungen der Gesellschaft aufeinander zu beziehen und diese zu verbinden • Jugendliche müssen die Struktur ihrer Motive, Gefühle, Denkweisen und Reaktionsmuster verarbeiten • Wenn die Bewältigungskompetenz nicht ausreichend ist, werden Belastungen ausgebildet • es ist von Nöten diverse Leistungsfähigkeiten zu entfalten, um sich mit der Umwelt ohne weitere Krisen auseinandersetzen zu können • Bei der Nicht-Bewältigung von Entwicklungsaufgaben kommt es zu einem Lösungsstau • die moderne Jugend verfügt nicht über personelle und soziale Ressourcen, um den BelastungsBewältigungs-Prozess erfolgreich überstehen zu können • Die Überforderung der Jugendlichen kommt durch soziale und gesundheitliche Entwicklungsstörungen heraus 6. Maxime •Entwicklungsaufgaben sind zu bewältigen individuelle Bewältigungsstrategien (personale Ressourcen) soziale Unterstützung (soziale Ressourcen) • im Aufbau der Persönlichkeit wird man häufig mit vielen verschiedenen Erwartungen konfrontiert • soziale Unterstützung (materieller Charakter) Fähigkeit zur Selbstorganisation • Spielräume für verschiedene Lösungswege sind wichtig • Spielräume und Regeln sind wichtig und von Nöten für die Stabilisierung • Verantwortung und Selbstständigkeit führen zu Konflikten, die durch die Unterstützung der direkten Umwelt gelöst werden können • besonders wirksam sind beispielsweise diverse Belastungen oder Hilfestellungen durch soziale Ressourcen 7. Maxime • Sozialisationsinstanzen wie beispielsweise Familie, Schule, Ausbildungsstätte, Peer-Groups und Medien sind die wichtigsten Vermittler und Unterstützer • Jede Gesellschaft muss die Jugendlichen auf die Motivations- und Kompetenzstrukturen vorbereiten, denn nur so kann eine Gesellschaft ordnungsgemäß funktionieren • Es muss eine Balance zwischen Freiheit und Struktursetzung gefunden werden • Es muss Kontrolle und Unterstützung durch die primären Instanzen (beispielsweise Schule, Ausbildungsstätte oder Familie) gewährleistet sein • sekundäre Instanzen (beispielsweise Peer-Groups) gewinnen immer mehr an Bedeutung Ergänzung, Verstärkung und Kontrolle der Impulse dieser verschiedenen Instanzen • heimliche Instanzen sind beispielsweise Medien oder Freizeitorganisation 8. Maxime • Lebensphase Jugend: ist durch historische, soziale und ökonomische Bedingungen der heutigen Zeit als eine eigenständige Phase mit höherer Bedeutung im gesamten Lebenslauf zu identifizieren • Der Übergangscharakter der Lebensphase Jugend ist verloren gegangen Sozialisation nach Hurrelmann: • Verbindung von Individuation und Integration mit dem Ziel der ICH-Identität • Bewältigung der Entwicklungsaufgaben • Persönlichkeitsentwicklung durch ständigen produktiven Prozess der Verarbeitung der inneren und äußeren Realität • Erhalt und Schaffung eigener gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit, um Belastungen standzuhalten • Einfluss von Sozialisationsinstanzen wie zum Beispiel Medien, Bildungseinrichtungen, Peer-Groups, Familie (sinkende Relevanz) • Erleben der personalen Identität • Unterstützung durch personale/soziale Ressourcen Kritik: • in Maximen werden gesamtgesellschaftliche Bedingungen kaum berücksichtigt • gesellschaftliche bedingte Perspektivlosigkeit kann Auswirkungen auf die ICH-Identität haben • Der Medienkonsum sollte von den Erziehungsberechtigten kontrolliert werden (Medienkonsum wird von Hurrelmann nur wenig berücksichtigt) • Die Zusammenarbeit der einzelnen Instanzen wird nicht berücksichtigt • Es wird nicht berücksichtigt, dass Jugendliche individuell und verschieden entwickeln • Einzelne Ressourcen sind für die einen von größerer, für die anderen von weniger Bedeutung • das Modell abstrahiert nur b. Jugendkrisen, insbesondere im Bereich von ‚Gewalt’, sozialpsychologische und psychoanalytische Ansätze zu ihrer Erklärung und Möglichkeiten der pädagogischen Einwirkung unter besonderer Berücksichtigung der „Erlebnispädagogik“ Klassische Aggressionstheorien Konrad Lorenz • Menschen haben einen Aggressionstrieb, der von Geburt an ausgeprägt ist • menschliche Aggressivität ist von der Evolution abhängig und vorbestimmt • Der Aggressionstrieb ist nützlich und lebenserhaltend „Aggression ist in der Natur Teil der System- und Lebenserhaltende Ordnung aller Wesen“ Problem: • natürliche Tötungshemmung wird durch den Einsatz durch Waffen ausgeschaltet • Falls es zu einer Unterdrückung des Aggressionstriebs kommt, kommt es zu einer Appetenz (Lust) auf aggressive Akte kommen, die irgendwann zum Ausbruch führt Lösung: • der Mensch muss seine Aggressivität sinnvoll nutzen und abbauen können • Lorenz will nicht, dass Kinder zu nicht aggressiven Menschen erzogen werden sollen • Kinder sollen Möglichkeiten kennen lernen ihre Aggressivität konstruktiv umzusetzen John Dollard • bezweifelt den Aggressionstrieb • Aggression als Folge von Frustration und Enttäuschung • Frustration führt zu Aggressivität, durch weitere Frustrationen kommt es zu gewalttätigem Handeln Lösung: • Aggressivität soll „umgelenkt“ werden, um zu vermeiden, dass die Aggression wächst • Frustrationserfahrungen müssen vermieden werden • gerade bei Kindern ist es wichtig, dass diese nicht zu viel Frustration erfahren und unter dieser leiden John Paul Scott • es gibt keine zentrale Ursache für die Entstehung von Gewalt, die auf jeden übertragen werden kann • „Ökologisches Modell“ der fünf Ebenen, die auf die Aggressionen von Menschen Einfluss nehmen: 1. 2. 3. 4. 5. Die genetische Ebene (Veranlagung für Aggressivität) Die physiologische Ebene (Hormone) Die organismische Ebene (psychische Zustände) Die soziale Ebene (Erziehung) Die ökologische Ebene (natürliche Lebensbedingungen) • alle Ebenen sind miteinander verknüpft • Störung auf nur einer einzigen Ebene führen nicht zu gewalttätigem Handeln Lösung: • Erzieher müssen immer komplexe Ursachen für die Entstehung von aggressivem Handeln berücksichtigen • Es muss Kindern und Jugendlichen beigebracht werden mit hormonellen Veränderungen und psychischen Zuständen klar zu kommen, ohne dabei zu aggressivem Verhalten zu neigen • soziale und kulturelle Umweltbedingungen müssen berücksichtigt werden Jugendgewalt • Gewalt als körperlicher Angriff physische Schädigung • Gewalt als verbaler Angriff Schädigung auf psychischer Ebene (schwer zu interpretieren) • Gewalt als institutioneller Zwang institutionelle Anforderungen werden als Gewalt gewertet • Strukturelle Gewalt „entpersonalisierte Gewalt“ (brauch keinen Täter) Klassische Aggressionstheorien: Erikson • Jugendliche müssen alle Erfahrungen (im Vordergrund die Krisen und Konflikte) in ihre persönliche Identität integrieren • Defizite, die zuvor nicht verarbeitet wurden konnten, können zu Rückzugsverhalten, aber auch zu gewaltbereitem Verhalten führen • Das sogenannte „Moratorium“ ist wichtig zur neuen Orientierung und zum Ausprobieren von Alternativen Freud • Der Mensch wird als ein von Trieben geleitetes Wesen geboren • Innerhalb der Sozialisation soll gelernt werden, wie diese Triebe zu unterdrücken und zu kontrollieren sind • Der Mensch strebt jedoch trotz der Unterdrückung danach seine Triebe zu befriedigen Das Hindern daran, führt zu Aggressionen und Hass (unvermeidbar) • Der Mensch muss also Unlust aushalten, ohne dabei zu Aggressionen zu neigen • Der Mensch muss lernen zwischen den einzelnen Instanzen zu vermitteln • Der Destruktionstrieb kann niemals verdrängt werden Lösung: • Der Mensch bedarf einer guten Erziehung und Sozialisation, damit er lernt den Destruktionstrieb zu kontrollieren und zu sublimieren • Der Mensch soll keine Veränderungen erfahren, die zivilisatorische Regeln aufheben Bandura • Aggressionen sind die Folge äußerer Erfahrungen der Menschen • Aggressives Verhalten entsteht, weil Vorteile dadurch erwartet werden • Die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten steigt also, wenn das Modell Gewalt verherrlicht und dadurch zu einem positiven Ergebnis gelangt • Es führt zu Nachahmungsverhalten, wenn das Modell für sein aggressives Verhalten zusätzlich belohnt wird oder wenn die Orientierung am Modell gewürdigt oder gelobt wird Kinder dürfen keine aggressiven Modelle erleben, wenn sie selbst keine Aggressionsbereitschaft zeigen sollen • Wenn Kinder erleben, dass gewalttätiges Verhalten negative Folgen hat, orientieren sie sich nicht weiter am Modell Um aggressives Verhalten der Kinder zu verhindern, bestraft man aggressives Verhalten und lobt positives Verhalten Sütterly • Das Ausüben von Gewalt verschafft demjenigen eine innerliche Befriedigung • Gewalt wird oftmals als „Offenbarung“ ausgeübt Mit Gewalt werden also die Situationen, in denen ein Ohnmachtsgefühl umgekehrt und zum „positiven“ gewendet • epiphanische Erfahrungen biographischer Wendepunkt (Umschlag der Opfer- zur Täterrolle) gewalttätige Handlungsschemata • Gewalttäter werden in Gruppen oft zu Idolen, weil sie in der Lage sind Macht auszuüben und somit Respekt erlangen • Erfahrung der Viktimisierung in der eigenen Familie • gewaltaffine Interpretationsregimes (erklären den Übergang der familiären Gewalt in die jugendliche Lebenswelt) • intrinsische Gewaltmotivation (Verselbstständigung der Gewaltausübung durch Erfolge/Selbstmotivation) • Gewaltmythologie (Gewalt wird zum positiv besetzten Wert, Perfektion/Training) Heitmeyer • offene Entscheidungsmöglichkeiten nehmen zu eigenständige Wahl des Berufes nach einem gelungenen Schulabschluss Verantwortungsübernahme • Ablösung von vorgegebenen Fixierungen Abspaltung vom Vorgegebenen • Es wird ein individueller Lebenslauf entwickelt • Entscheidung zur Ausbildung nach der Schulbildung und parallel zur Schulbildung einen Nebenjob, führt zu Überforderung und zu hohem Zeit- und Leistungsdruck eigenständiges Übernehmen der Folgen • Privilegien und Deprivationen laufen nebeneinander her • Entscheidungszwänge und daraus folgende Belastungen Angst vor falschen Entscheidungen zu viele Möglichkeiten und keine Orientierung Gewaltprävention durch Erlebnispädagogik Kurt Hahn • Kinder müssen mehr Möglichkeiten haben, damit sie sich selbst entdecken können • Kinder müssen Erfolge, aber auch Enttäuschungen erleben • Kinder müssen lernen Verantwortung zu übernehmen • Kinder sollen ihre verborgenen Kräfte finden (Phantasie...) • Erlebnispädagogik hilft auch Kindern, die unter „Verfallserscheinungen“ (zum Beispiel fehlende Selbstinitiative, verringerte Geschicklichkeit) leiden • Er legt sehr viel Wert auf die Individualität der Kinder und Berücksichtigung der persönlichen Fähigkeiten der Kinder • Vier Elemente der Erlebnispädagogik (körperliches Training, Expedition, Projekt, Dienst) • Abenteuer, die erlebt werden, sind gestellt und nicht durch Zufall ausgewählt • die Gruppe soll helfen diese Abenteuer noch intensiver zu erleben • das Lernen soll in der freien Natur stattfinden c. Jugendkrisen aus systemischer Sicht: Schlippe, Stierlin (nur Leistungskurs) • wird angewandt, wenn Entwicklungskrisen bei Kindern und Jugendlichen auftreten • systemisches Denken entsteht auf Basis von erkenntnistheoretischen Annahmen oder durch die Begegnung diverser Traditionen und Kulturen Das konstruktive Denken: • menschliches Denken als Konstruktion des menschlichen Geistes • erneute Stellung der Frage nach der Wahrheit und der Wirklichkeit Das radikal-konstruktive Denken: • Die Wirklichkeit wird als Zusammenspiel autopoietischer Systeme im Menschen selbst in zwischenmenschliche und gesellschaftliche Beziehungen Das gemäßigt-konstruktivistische Denken: • Diskussion, welche Konstruktion den Menschen am meisten dabei helfen könnte, Krisen zu überwinden Wirklichkeits- und Möglichkeitskonstruktionen: Menschen entwickeln Wirklichkeitskonstruktionen: • Jeder Mensch erlebt die Welt auf seine individuelle Art und Weise und konstruiert sie als seine individuelle Wirklichkeit Das Leben in einem System: • Das Verhalten und das Denken des einzelnen wird in zwischenmenschlichen Kontexten aufgebaut • Informationen werden neu generiert Die systemische Therapie • Menschen sind alle aktive selbstgestaltende Wesen ihres eigenen Lebens und eventuell auch ihrer Probleme • Gewisse Verhaltensweisen sind niemals ein Produkt von linearer Kausalität • Schuldzuweisungen sollen nicht gemacht werden Das zirkuläre Fragen • Fragen über irgendwelche Symptome werden allen Familienmitgliedern gestellt, um Erwartungen oder Reaktionen ersichtlich zu machen • Probleme werden als Prozess betrachtet • Soziales Verhalten kann auch jederzeit als ein Angebot von Kommunikation gedeutet werden Anwendung: • Das soziale System soll aus einer objektiven Perspektive betrachtet werden • Das gewohnte Interpretationsmuster wird verlassen • Missverstände sollen aufgeklärt werden • Veränderungen bestimmter Muster Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion: • Verdeutlichen von aktuellen Beziehungsmustern • Verdeutlichung des aktuellen Kontexts • Verdeutlichung des Problems, das vorgestellt wurde und Verdeutlichung der diversen Perspektiven Fragen zur Möglichkeitskonstrukion: • Neue Perspektiven sollen eröffnet werden • Was passiert, wenn das Problem jetzt nicht gelöst wird? Intra- und interpersonelle Dynamik Intrapersonelle Dynamik: • Wird auch als „inneres Parlament“ bezeichnet • Auseinandersetzungen und Entscheidungen • die systemische Therapie reflektiert „Mehrheitsverhältnisse“ und kann diese auch abändern Mögliche Veränderungen können zu Fragen in der interpersonellen Dynamik führen Einfluss auf die Dynamik der intrapersonellen Entwicklung Kritik: • Es lassen sich auch anderen Dinge, wie beispielsweise Unternehmen systemisch betrachten Konzept also nicht nur auf die Familie bezogen • in Medien werden oftmals gewaltverherrlichende Modelle dargestellt, bei denen ein positives Ergebnis sichtbar ist • Es muss eine Dynamik innerhalb der Familie vorherrschen • systemische Sicht auf Familie, kann zwar die Störungen erklären, aber den Ursprung nicht herausfiltern 3. Normen und Ziele in der Erziehung a. Erziehung im Nationalsozialismus, insbesondere im Hinblick auf das Verhältnis von Pädagogik und Politik Das Prinzip der vollkommenen Erziehung „Du bist nichts, Dein Volk ist alles für Dich“ Die Kinder, die im Nationalsozialismus aufwachsen, werden in allen Formen nach den Zielen und Vorstellungen Hitlers, erzogen. Somit bezeichnet die vollkommene Erziehung, sowohl die Erziehung im schulischen als auch im außerschulischen Sinn. Hitler hatte bestimmte Ziele mit dieser Form von Pädagogik: • Körperliche und sportliche Förderung, um die Kinder auf den späteren Kriegsdienst vorzubereiten, dabei sollen sie dem arischen Vorbild entsprechen • Das Gemeinschaftsgefühl soll gestärkt werden und der Begriff des Individuums soll nichtmehr genannt werden • Die Kinder sollen „rassenbewusste Volksgenossen“ werden (Rassenkunde etc.) • Sie sollen vom Nationalsozialismus vollkommen überzeugt sein • Der Staat und dessen Werte sollen in der Erziehung vermittelt werden, die Familie rückt bei der Erziehung immer mehr in den Hintergrund • Es sollen Freunde in den „Kameraden“ gefunden werden • Das Lehrmaterial wird durch den Staat ausgewählt keine differenzierte Betrachtung der Ideologie • Die Liebe zum Vaterland soll ausgebildet werden, die Menschen sollen von dieser geprägt werden • preußische Tugenden (Ordnung, Sauberkeit, Disziplin, Gehorsam) sollen ausgebildet werden • die geistige Bildung rückt in den Hintergrund, Kinder sollen körperlich gesund und fit sein • Die nationalsozialistische Propaganda soll verbreitet werden • Frauen sollen die Hausfrauen- und Mutterrolle annehmen • Außerschulische Erziehung durch Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel „Ihr sollt sein: hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde!“ (Adolf Hitler) Das pädagogische System Vorschule: • Das Kind sollte sich von der Familie entfernen und somit entfremdet werden • Die Beziehung zu den Eltern sollte geschwächt werden und nichtmehr allzu liebevoll sein • Hitler sollte in den Vordergrund rücken Schule: • für besondere, arische Jugendliche wurden „Hitler-Internate“ eingerichtet (die damaligen Eliteschulen) • Wurde die Vorstufe des Wehrdienstes genannt (der Wehrdienst wurde die Schule der Nation genannt) • Im Unterricht wurde dauerhaft der Kampf und der Krieg thematisiert • Es gab Unterrichtsfächer wie beispielsweise die Rassenkunde • Die nationalsozialistische Ideologie konnte in den Unterrichtsmaterialen wiedergefunden werden • hochrangige Soldaten und andere Führungskräfte besuchten den Unterricht • Das Gemeinschaftsgefühl wird durch Singen und Aufmärsche gestärkt Hitlerjugend: • Die Erziehung nach den Idealen des Nationalsozialismus wird gewährleistet • Disziplin und Ordnung wird den Jugendlichen abverlangt • Stärkung der Gemeinschaft • Vorbereitung auf den Kriegsdienst • verschiedene Ränge um den Ehrgeiz zu stärken • militärische Tugenden sollen gezeigt werden Bund Deutscher Mädel: • Kochen, Gesang wurde geübt • Ausflüge in die Natur, Theater wurden durchgeführt • eigene Aufführungen wurden geprobt • Vorbereitung auf die Rolle der Mutter und Hausfrau • Alle Aktivitäten wurden abgestimmt Anmut • interne Rangordnung (Männer waren Frauen übergeordnet betont soziale Rolle der Frau) Widerstandsgruppen: Die Edelweißpiraten: • Jugendliche, die nicht an die Ideologie des Nationalsozialismus glaubten • Gruppengefühl entwickelte sich Alternative zu den nationalsozialistischen Gruppen • Flugblätter gegen die Nationalsozialisten wurden verteilt Geschwister Scholl: • Die fünf Geschwister Scholl wurden berühmt, weil sie nach dem Verteilen von Flugblättern hingerichtet wurden • Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ • verteilten Flugblätter mit anti-nationalsozialistischem Inhalt • Bezug auf die unmenschliche Behandlung von Juden und Regimegegnern b. Bildungs- und schultheoretische Perspektiven nach PISA Was bedeutet PISA? • Bedeutung: Programme for International Student Assessment • Diese Studien werden in den Mitgliedsländern des OECD durchgeführt • Es sollen durch diese Studien bessere Vergleiche gezogen werden, aber auch Verbesserungen am allgemeinen Bildungssystem der einzelnen Länder und Mitgliedstaaten vorgenommen werden • Es wird die Lesekompetenz, die mathematische Grundbildung, die wissenschaftliche Grundbildung und fachübergreifende Kompetenz getestet • Deutschland kann in das untere Drittel dieser Vergleiche (2000 und 2006) eingeordnet werden • Das Ziel ist die Weiterentwicklung der Länder besonders im ökonomischen Sinne • In der PISA-Studie werden Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren getestet Folgen aus der PISA-Studie in Deutschland: • Mittlerweile gibt es in Deutschland feste Themen, die bis zu einem bestimmten Level behandelt werden mussten • Es müssen bestimmte Kompetenzen bis zu einer gewissen Jahrgangsstufe vorhanden sein • Aufgaben müssen überwältigt werden • Schüler sollen angeregt werden, ein Problem zu lösen • Sie sollen das Problem lösen wollen • Sie sollen das Problem mit Mitmenschen lösen und bewältigen wollen und können • sieben Merkmale für einen guten Standard (Bildung soll so messbar gemacht werden): 1. Fachlichkeit 2. Fokussierung 3. Kumulativität 4. Verbindlichkeit für alle 5. Differenzierung 6. Verständlichkeit 7. Realisierbarkeit Kritik: • Es wird nicht jedes Fach bewertet • Es wird nicht klar wo die Schwächen liegen, sonder nur dass Schwächen vorhanden sind • Auch wenn es mehrere Lösungswege gibt, wird nur einer anerkannt, obwohl das Ergebnis richtig ist • Nur weil sich die Kinder in der nächsten PISA-Studie verbessert haben, bedeutet das nicht, dass das Schulsystem verbessert wurde • prozentual gesehen nehmen nur wenige Schulen und wenige Schulen teil andere Schüler auf anderen Schulen würden vielleicht besser abschneiden • Die soziale Kompetenz der Schüler wird außen vor gelassen • Es wird nach dem Alter getestet und nicht nach den Jahrgangsstufen, die bereits erreicht wurden c. Konzepte der Moralerziehung (unter besonderer Berücksichtigung des Modells von Kohlberg) Person • Lawrence Kohlberg • geboren: 25. Oktober 1927 in Bronxville, New York • gestorben: 19. Januar 1987 • aufgewachsen in einer jüdischen Familie mit 3 Geschwistern • arbeitete als ehrenamtlicher Ingenieur, auf einem Schiff, dass Juden schmuggelte • 1948: Studium in Psychologie • Von 1968 bis 1987 Professor an der Universität von Cambridge für Erziehungswissenschaften • Leitete das von ihm selbst gegründete Zentrum für moralische Entwicklung • 1969 veröffentlichte er sein Buch „Stage and Sequences“ (Anknüpfung an Jean Piaget) • Infizierte sich mit Lamblien (tropische, unheilbare Krankheit Parasitenbefall) • am 19. Januar 1987 beging er Suizid und stürzte sich in den atlantischen Ozean Die Dilemma-Geschichten • Kinder diverser Altersstufen werden mit Dilemma-Geschichten konfrontiert • Die Reaktionen protokollierte er und klassifizierte dies kognitive Entwicklung führt zu moralischem Denken Das Stufenmodell der moralischen Entwicklung Allgemein: • Das moralische Denken entwickelt sich stufenweise • Es geht die um Fähigkeit des moralischen Urteilens • die Altersstufen können abweichen keine feste Zuordnung zu den Stufen Präkonventionelle Ebene: Stufe 1 • Korrekt und gut ist das, was keine Konsequenzen im negativen Sinne mit sich bringt • Falsch und schlecht ist das, was negative Konsequenzen und somit Sanktionen mit sich bringt Orientierung an Bestrafung und Gehorsam Stufe 2 • Korrekt und gut ist das, was meinen eigenen Wünschen und den Wünschen von anderen gerecht wird, es werden somit Konflikte und Streit vermieden • Falsch und schlecht ist das, was man beansprucht, das andere ebenfalls nutzen wollen instrumental-relativistische Orientierung Konventionelle Ebene: Stufe 3 • Korrekt und gut ist das, womit ich mich populär und beliebt mache, womit ich Anerkennung und Lob erlangen kann • Falsch und schlecht ist das, was anderen nicht passt und diese nicht tolerieren Orientierung an personengebundener Zustimmung Stufe 4 • Korrekt und gut ist es, wenn ich mich an alle Regeln (Werte und Normen) halte und mich gegenüber der Gesellschaft ordentlich und pflichtbewusst verhalte • Falsch und schlecht ist es, wenn ich diese Werte und Normen nicht befolge Orientierung an Recht und Ordnung Postkonventionelle Ebene: Stufe 5 • Korrekt und gut ist es, wenn sich die Gesellschaft über etwas verständigen kann und ich Akzeptanz und Anerkennung finde • Falsch und schlecht ist das, was im Handeln eines Individuums nicht bedacht wird (Konsequenzen für die Gesellschaft) Orientierung am Sozialvertrag/legalistische Orientierung Stufe 6 • Korrekt und gut ist es, wenn ich so handel, dass es den Anforderungen der Gesellschaft entspricht • Falsch und schlecht ist es, wenn ich Vereinbarungen nicht lange einhalten kann, Schaden bringen Orientierung an allgemein gültigen ethischen Prinzipien Ziel der Erziehung: Jugendliche sollen in der Lage sein ihre moralische Urteilskompetenz Stufe für Stufe zu erweitern Methode innerhalb der Erziehung: Ausdiskutieren von moralischen Konflikten (Dilemma-Geschichten) Wertorientierung: Im Aufbau des prinzipiengeleiteten Urteilsvermögen Wertpluralität: Kommt in gewissen Dilemmata mit Absicht zur Sprache d. Konzepte interkultureller Pädagogik: Nieke, Holzbrecher (nur Leistungskurs) Wolfgang Nieke: Zur Person • geboren 27. Februar 1948 in Paderborn •Professor für allgemeine Pädagogik in Rostock Phasen in der Konzeptentwicklung von interkultureller Erziehung: 1. Gastarbeiterkinder an deutschen Schulen • Sie verfügen nicht über deutsche Sprachkenntnisse • Vorbereitungsklassen müssen eingerichtet werden • Für die allgemeine Entwicklung sind Konzepte der Ausländerpädagogik förderlich 2. Kritik an der Ausländerpädagogik • Von Kritikern als stigmatisierende Pädagogik bezeichnet (1980er Jahre) • Programme zur Förderung zeigen die Ausländer als bedürftig und defizitär 3. Konsequenzen aus der Kritik • Förderpädagogik und interkulturelle Erziehung sollen voneinander unterschieden werden • Die interkulturelle Erziehung problematisierte nur wenig die soziale Benachteiligung • Der Aspekt des interkulturellen Lernens gewann an Bedeutung kulturelle Orientierung wurde nichtmehr als unangemessen angesehen 4. Erweiterung des Blicks auf die ethnische Minderheit • andere ethnische Minderheiten werden nun mit in die Planung mit einbezogen 5. Interkulturelle Erziehung und Bildung als Bestandteil von Allgemeinbildung • Schulen müssen auf ein Zusammenleben und multikulturellen Gesellschaften vorbereitet werden 6. Neo-Assimilationismus • Die Loyalität zum Staatssystem und die Anpassung ist die Voraussetzung für die Haltung von Zuwanderern Nieke hält dies für problematisch Ziele: • zunehmende Vielfalt ethnischer Minderheiten in einer multikulturellen Gesellschaft also: Präsentieren der Kulturen fördern gegenseitig die multikulturelle Erziehung • die Feindseligkeit gegenüber Menschen, die schon am äußeren erkennbar Ausländer sind soll vermieden werden also: Gewährleistung einer anti-rassistischen Erziehung • Die Barriere zwischen den Kulturen soll überwunden werden also: Eine interkulturelle Erziehung soll gewährleistet werden • Bilingualer Unterricht soll dazu beitragen, dass das Verständnis für andere Kulturen wächst also: es soll eine bikulturelle Erziehung gewährleistet werden Der Kulturbegriff und seine Bedeutungsfehler: • Der Begriff Ethnie und Kultur muss voneinander abgegrenzt werden Ethnie = Volk • Unterscheidung von einzelnen Ethnien durch gemeinsame Sprache, Rasse und Religion, durch die Kultur • Nieke zieht den Begriff der Kultur dem der Ethnie vor Die Bedeutungsfehler • Kultur als ein Gegensatz der Natur Fehler, denn die Menschen gestalten die Natur • Kultur als ein Gegensatz der Zivilisation Fehler, denn die Kultur ist die menschliche Gestaltung, die als zweckfreie Schöpfung des menschlichen Geistes anerkannt werden kann • Der Mensch ist ein Kulturwesen Fehler, denn der Mensch kann Symbole ohne Bezug zu Gegenständen bilden Laut Nieke gibt es drei Kulturbereiche: 1. Die Sozialkultur: Sie umfasst alles, was mit dem Zusammenleben zusammenhängt 2. Die Symbolkultur: Sie bezeichnet die Wertorientierungen, religiöse und künstlerische Äußerungsformen (auch die Sprache zählt zu der Symbolkultur) 3. Die Werkzeugkultur: Sie umfasst den Umgang und das Gestalten der Natur • Es gibt mehrere Kulturen, da es keine allgemeine Lösung für eine einzige Kultur gibt, zudem gibt es kaum Kriterien, die Kulturen bewerten können um sie zu vergleichen • Der Mensch kann kein Geschöpf der Natur sein, da Mensch innerhalb der Sozialisation diverse Handlungsmuster internalisiert und sich die Internalisierung erst in Aneignungsprozessen entwickelt und somit auf diesen die Gesellschaft aufbaut und sich dementsprechend immer wieder neu verändert Interkulturelle Erziehung betrifft somit die Menschen aller Kulturen und beschränkt sich niemals nur auf eine Minderheit oder auf eine Rasse. Entwicklung interkulturellen Zusammenlebens Stufen und Phasen Erkennen vom Ethnozentrismus Orientierung Kognitiv Ziele Orientierung an Konflikten Umgang mit Befremdung Handlungsbezogen Orientierung an Konflikten Grundlegen von Toleranz Kognitiv Orientierung an Begegnungen Akzeptanz der Ethnizität Rücksichtnahme Affektiv Orientierung an Begegnungen Thematisierung des Rassismus Kognitiv Orientierung an Konflikten Herausarbeitung der Gefahr von Ethnozentrismus Handlungsbezogen Orientierung an Begegnungen Merkmale • Es soll ein „aufgeklärter“ Ethnozentrismus entstehen • Es soll festgestellt werden, wo man zu Hause ist •Gefühl von „Befremdung“ beim Kontakt mit Fremden •Andere Normen und Werte beirren die Gewissheit •Toleranz muss gewährleistet sein •Die Toleranz wird dadurch begrenzt, dass die Basis des menschlichen Aufeinandertreffens missachtet wird •Ethnische Minderheiten sollen sich frei Ausdrücken können •Dieses soll akzeptiert und geschätzt werden •so genannte Abwertungstendenzen sollen bewusst gemacht werden •Gemeinsamkeiten sollen in allen Lebenslagen deutlich gemacht werden, vor allem aber im Falle der Befremdung oder der Aufforderung zur Solidarität Handlungsbezogen Orientierung an Begegnungen Vernünftige Konfliktbewältigung/ Umgang mit Konflikten der unterschiedlichen Kulturen Aufmerksamkeit auf die gegenseitige, kulturelle Bereicherung Handlungsbezogen Orientierung an Konflikten Handlungsbezogen Orientierung an Begegnung Wir-Identität/ Aufgabe der WIRGrenze innerhalb der globalen Verantwortung Kognitiv Orientierung an Konflikten direkten Konkurrenz •Die Mehrheit soll mit den Minderheiten kooperieren •Sie soll eingesetzt werden, um die Minderheit zu schützen •Verschiedene, unterschiedliche Sichtweisen sollen beachtet werden •Entdeckung, dass der europäische Interkulturalismus Minderheiten nicht mit einbezieht •Anerkennung von Werten der Ermöglichung der Existenz Alfred Holzbrecher: Zur Person • 1969 bis 1975 Studium der Germanistik, Pädagogik und der katholischen Theologie in Tübingen • 1977 bis 1995 Lehrer an einem Gymnasium in NRW • 1992 bis 1995 Arbeit an seiner Habilitationsschrift „Wahrnehmung des anderen. Zur Didaktik des interkulturellen Lernens“ • 1995 bis 1999 Mitglied des Studienrats der Universität in Essen • Seit 2000 Professor für Schulpädagogik Die Ebenen des reflektierten Wahrnehmens Ebene 1. Bezeichnung der Ebene Subjektebene 2. Lebensweltliche Ebene Ereignisse •Herantasten an die Thematik •Das Vorverständnis muss abgeklärt werden •Die eigene Haltung muss ausgedrückt werden •Der Bezug zu erlernten Bedeutungsinhalten muss hergestellt werden •Diese müssen auf das Individuum selbst bezogen 3. Historische Ebene 4. „Hier und jetzt“ Ebene 5. Politische und ästhetische Ebene 6. Evaluationsebene werden •Der soziale Kontext wird durch eigene Erlebnisse hervorgehoben und verdeutlicht •Es müssen Fragen nach historischen oder auch gesellschaftlichen Bedingungen auftreten, die sich um den kulturellen Bereich drehen •Es müssen Fragen nach gemeinsamen Handlungsstrategien auftreten •Diese müssen vom Individuum und innerhalb der Gruppe reflektiert werden •Das gemeinsame Handeln spielt hierbei eine wichtige Rolle •Erfahrungen von Möglichkeiten der politischen Partizipation •Resultate des Lernens sollen verkündet werden •Erfahrungen sollen reflektiert werden •Mitglieder sollen motivieren und motiviert werden •Fragstellung nach der Angemessenheit der Handlungsformen muss gestellt werden Wege und Schritte des interkulturellen Lernens Vier „Ohren“ der Kommunikation: • Das Selbstoffenbarungsohr: Was sagt man über sich? Was ist das für eine Person? • Das Beziehungsohr: Was hält eine andere Person von mir? Wie redet diese Person mit mir? • Das Sachohr: Wie genau ist der Sachverhalt? Wie ist dieser zu verstehen? • Das Appellohr: Wie muss ich mich verhalten? • Aussagen werden schwerer gedeutet, da diese von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind • Je nach Situation hören die Menschen mit dem Selbstoffenbarungs-, Beziehungs-, Sach- oder Appellohr 4. Identitätsbildung a. Entstehung und Förderung von Identität und Mündigkeit (mit Bezug auf Krappmanns Identitätskonzept) Zur Person • geboren 1936 • Studium der Philosophie und der katholischen Theologie • Danach Studium der Soziologie und der neuen Geschichte • 1982 wurde Lothar Krappmann Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin • Engagement für Kinderrechte im UN-Ausschuss Das Rollenkonzept des Interaktionismus Ausgangspunkt: Der soziologische Interaktionismus • tägliche Interaktion von Menschen innerhalb von menschlichen Rollen • kein Ausgang von eindeutigen Rollenerwartungen Das interaktionistische Rollenmodell • die menschliche Identität wird durch Identität, Sprache, Gestik und Mimik gebildet • menschliches Austauschen passiert über Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse • Voraussetzungen dafür sind: • Platz für Interpretationen und Rollennormen • Rollenpartner verdeutlichen alle ihre Rollen • Konsens über Rolleninterpretation darf vorläufig kompromisshaft sein • Sicherung der Kommunikation durch partiellen Verzicht auf Befriedigung eigener Bedürfnisse Somit gewinnen Institutionen Stabilität, da sie Raum für Befriedigung von Bedürfnissen lassen • Rollennormen sind interpretationsbedürftig • Nicht nur „Rollenspieler“ sondern auch „Rollennehmer“ (Rollen werden in interaktive Prozesse übertragen, man kann die Rollen niemals ganz voneinander trennen) Die ICH-Identität 2 Dimensionen: • vertikale Zeitdimension = „personal Identity“ • horizontale Dimension = „social Identity“ • Die Balance zu halten ist die Leistung, die als sogenannte ICH-Identität bezeichnet wird, sie erfordert strukturelles Erfordernis des Interaktionsprozesses • Durch die Balance erhält das Individuum Handlungsfreiheit, die Identität bedeutet die Herstellung von Gleichgewicht zwischen widersprüchlichen Erwartungen, es ist die einmalige Darstellung und die Anerkennung von sich selbst • Ziel der Sozialisation ist der „autonome“ Mensch • Menschen müssen ein Gleichgewicht zwischen... ... widersprüchlichen Rollenerwartungen herstellen ... Anforderungen anderer und eigenen Bedürfnissen herstellen ... Bedürfnis sich einmalig und individuell darzustellen und Anerkennung der anderen herstellen • Deswegen muss Selbstdarstellung, Interpretation des Gegenübers und das Verhandeln gewährleistet sein • Fundamentale, identitätsfördernde Grundlagen sind: • Rollendistanz • Ambiguitätstoleranz • Identitätsdarstellung kognitive Fähigkeiten • Empathie und Role-taking Rollenverständnis Identitätsbegriff identitätsfördernde Fähigkeiten •Rollen lassen Raum für Interpretationen •Konsens über Rollen ist stets vorläufig und kompromisshaft •Kommunikation ist durch teilweisen Verzicht auf eigene Bedürfnisse und Zugeständnisse an die Bedürfnisbefriedigung anderer gesichert •Interaktion lässt Spielräume für Bedürfnisbefriedigung und Rollengestaltung (role-making) •Unterschiedliche Rollen sind niemals ganz voneinander trennbar •Identitätsbegriff personal identity social identity •Somit muss eine Balance hergestellt werden, aktive Leistung der ICH-Identität •Balance muss geschaffen werden •Anforderungen müssen bewältigt werden •Dienen der Bewältigung der Anforderungen Rollendistanz Ambiguitätstoleranz Identitätsdarstellung Empathie und role-taking Grundqualifikationen des Rollenhandelns Identitätsbildung im 21. Jahrhundert • Identität = Mündigkeit • Ausbildung im Jugendalter • Ablösung von elterlichen Einflüssen eigene Orientierung und eigene Ziele • Krisen und Konflikte gehören dazu • Freimachung von Recht und Ordnung Gesetze, Normen und Werte verändern sich immer wieder • Durch Regeln der Eltern Sicherheit im späteren Leben • Identität ist abhängig von sozialen und gesellschaftlichen Prozessen • Mensch kann gesellschaftliche Prozesse mitbestimmen Geschlechtsspezifische Erziehung im Spannungsfeld Anlage und Umwelt • Es gibt fünf miteinander verknüpfte Faktoren Lassen Prozess der kindlichen Entwicklung im Rollenverhalten begreifen Kultur von Polarisierung der Geschlechter geprägt unausweichlich Faktor 1: Geschlechtsspezifische Verhaltensweisen sind leicht erkennbar und werden durch das Umfeld vermittelt langfristige Wirksamkeit beim Kind Faktor 2: Unbewusste Vermittlung von Rollenfixierung traditionelles Verhalten wird unbeabsichtigt weitergegeben Faktor 3: Kinder wenden die gewonnenen Erkenntnisse auf das eigene Geschlecht an (so genannte „Selbstsozialisation“) Faktor 4: Die Bewertung der kindlichen Verhaltensweisen Verfestigung der Rolle, dabei werden gleiche Verhaltensweisen bei den diversen Geschlechtern unterschiedlich bewertet Faktor 5: Grundhaltung der Mutter (unbewusst) gegenüber Tochter und Sohn in der Akzeptanz und Toleranz (männliche Andersartigkeit wird in den Mann hineingetragen, ausgelöst durch: unbewusst mangelnden Respekt) Sonstiges: Bestimmung durch Reklame ( Nachahmung) oder Politik etc. / Männer werden dargestellt, als hätten sie mehr Rechte