Politikwissenschaften (Hessen-Massachusetts

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Politikwissenschaften (Hessen-Massachusetts
Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester im Rahmen des Hessen-Massachusetts
Programs an der University of Massachusetts in Boston (September – Dezember 2010)
Von Björn Stengel
Ich studiere Internationale Studien/Friedens- u. Konfliktforschung an der Uni Frankfurt und
der TU Darmstadt und habe von September bis Dezember 2010 ein Semester an UMass
Boston verbracht. Im Folgenden möchte ich euch nützliche Erfahrungen, Tipps und Einblicke
liefern, um euch, soweit ich kann, eine Vorstellung über das vor euch liegende Abenteuer zu
vermitteln.
Vorbereitung
Gleich zu Beginn sei gesagt: die Fristen und Aufgaben, die es vor Abflug einzuhalten und zu
erfüllen gilt, scheinen nicht abreißen zu wollen, am Ende klappt aber eigentlich alles
einfacher als zunächst angenommen!
Stipendien
Zu Beginn des Jahres kann man sich für einige Stipendien bewerben (DAAD, Fulbright), die
Zuschüsse zum Flug oder zum Aufenthalt generell ermöglichen. Hierbei muss man sich
allerdings rechtzeitig um die nötigen Unterlagen kümmern (Empfehlungsschreiben, TOEFL)
und die jeweiligen Fristen im Auge behalten.
Visum
Die Zusage von UMass lässt ein wenig auf sich warten, kommt aber rechtzeitig an, um einen
Termin beim Konsulat zu vereinbaren. Falls es auf dem DS2019-Schreiben zu Fehlern kommt
(vor allem bei der Rechtschreibung eures Namens), solltet ihr bei UMass ein neues Formular
beantragen, da der Name zu 100% richtig geschrieben sein muss. Der Besuch im Konsulat
verläuft dann relativ entspannt, das „Interview“ findet an einem Schalter wie in einer Bank
statt und beschränkt sich auf 2 oder 3 allgemeine Fragen, z. B. nach dem Grund des
Aufenthalts etc.
Kurswahl
Sobald man von UMass Zugang zum elektronischen Uninetzwerk (WISER) erhalten hat, kann
man sich für Kurse registrieren. Als Austauschstudent sollte es i.d.R. kein Problem sein,
Zugang zu Kursen zu erhalten, auch wenn der Zugang zu WISER nicht auf Anhieb funktioniert
und die Kurswahl erst vor Ort an UMass getroffen wird.
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Wohnungssuche
UMass ist eine ‚commuter school‘, d.h. es gibt (bis auf einige wenige, private) keine
Wohnheime auf dem Campus. Für die Wohnungssuche lohnt sich ein Inserat bei
www.boston.craigslist.org, jedoch sollte man vorsichtig sein, da die Seite von Abzockern
wimmelt. Ein Apartment in Nähe der Red Line (T) ist absolut zu empfehlen, da auch UMass
an
einer
Red
Line
Station
(JFK/UMass)
liegt
(www.mbta.com/schedules_and_maps/subway/). Ich habe in North Quincy gewohnt, einen
Stopp von JFK/UMass entfernt. Quincy kann ich Wohnort nur empfehlen, es ist günstiger als
Boston und die Fahrt nach JFK/UMass mit der Subway dauert nur ca. 8 min. Ich kann euch
auf Anfrage gerne die Telefonnummer meines Vermieters weitergeben, da er immer einmal
ein Zimmer in seinem Haus frei hat. Ich habe in einer 4er WG gewohnt, für $600 all incl.
Generell sind die Preise für Zimmer/Apartments in Boston eher hoch, sodass man mind.
$500 einplanen sollte, je nach Lage aber bis zu $800-900.
Öffentliche Verkehrsmittel
UMass bietet ein Studententicket für Bus und Subway an (MBTA), jedoch muss man sich
hierfür frühzeitig bewerben (im April, soweit ich weiß) und die Ersparnis im Vergleich zum
regulären Fahrpreis ist meines Wissens nach eher gering.
Bargeld in USA
Bei vielen Banken kann man Geldkarten erhalten, mit denen man im Ausland kostenfrei
Bargeld abheben kann (z. B. bei der Deutschen Bank). Ich hatte eine Karte der DB und
konnte damit bei der weit verbreiteten Bank of America Geld abheben. Ich fand die
Kooperation mit der BoA sehr praktisch, da es sowohl an UMass Boston, als auch in der
gesamten City ATMs von BoA gibt. Wenn ihr euch vor Abschluss des Vertrages gegenseitig
referenziert, erhaltet ihr sogar noch eine Prämie im Wert von €50 (z. B. iPod). Abgesehen
davon lohnt sich auf jeden Fall eine Kreditkarte, da in USA selbst kleinste Beträge mit Credit
Card bezahlt werden können.
Reisen
Es lohnt sich auf jeden Fall, so früh wie möglich (bis zu 1 Monat vor Studienbeginn)
einzureisen und die freie Zeit zum Reisen zu nutzen, da man während des Semesters i.d.R.
ziemlich ausgelastet ist und außer an Thanksgiving größere Reisen fast nicht mehr möglich
sind. Für die Hotelsuche ist auf jeden Fall www.hotwire.com zu empfehlen, hier gibt es gute
Hotels zu teilweise echt günstigen Preisen.
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Studium
Vor Semesterbeginn erhaltet ihr eine ausführliche Auswahl an Literatur, die es zu beschaffen
gilt. Meiner Erfahrung nach ist es bei weitem nicht nötig, alle Werke zu kaufen, da Bücher in
den USA extrem teuer sind und letzten Endes nicht alle Bücher benötigt werden. Es lohnt
sich daher, sich die wichtigsten Werke (online, gebraucht) zu besorgen und den Rest
schließlich bei Bedarf nachzukaufen bzw. auszuleihen. Die Dozenten kennen i.d.R.
einschlägige Websites, auf denen man günstig Bücher für den jeweiligen Fachbereich
bestellen kann.
Je nach Studiengang und –grad (Bachelor/Master) ist das Studium in den USA im
Allgemeinen zeitintensiver als in Deutschland. Fast jede Woche steht ein Essay, Referat o.ä.
an, was allerdings den Wert der Kurse erheblich steigert, da man meiner Meinung nach am
Ende mehr aus den Veranstaltungen mitnimmt. Die Aufgaben sind i.d.R. gut zu
bewerkstelligen, gerade deutsche Studenten haben, soweit ich das beurteilen kann, immer
sehr gute Ergebnisse erzielt. Über Schwächen in Aussprache und Grammatik sehen die
Professoren selbstverständlich hinweg, weshalb ihr keine Hemmungen haben solltet, euch
zu beteiligen. Im Gegenteil: die Meinungen und Sichtweisen ausländischer Studenten sind
besonders gefragt und geschätzt.
Im Rahmen eures Visums seid ihr verpflichtet, eine bestimmte Anzahl an Credit Points
abzuleisten. Es empfiehlt sich, es mit der Zahl der Kurse nicht zu übertreiben, da, wie bereits
erwähnt, die Kurse einiges an Workload mit sich bringen und man gerade während der
Midterms (Klausuren in der Mitte des Semesters/Mitte Oktober) und gegen Ende des
Semesters wirklich viel zu tun hat. Solltet ihr Fragen zur Kurswahl oder zu einzelnen Kursen
haben, solltet ihr einfach Kontakt mit Lurlene oder den entsprechenden Professoren
aufnehmen, die euch gerne weiterhelfen. Gerade Lurlene ist ausgesprochen nett, auch wenn
sie gelegentlich einmal euer Anliegen aus den Augen verliert. Hier lohnt sich dann definitiv
ein kurzer Anruf anstatt langwierigem E-Mail-Verkehr!
Vor Beginn der Veranstaltungen in der 2. Septemberwoche finden zahlreiche WelcomeEvents auf dem UMass Campus statt, während derer ihr die gesamte Uni, alle
Ansprechpartner etc. kennenlernt und offene Fragen klären könnt. Daher solltet ihr keine
Panik bekommen, falls euer Studienplan vor Abflug in die USA noch nicht zu 100% steht.
Nichts desto trotz muss man manchmal mit Nachdruck an Anliegen arbeiten, wobei, wie
gesagt, das gesamte UMass Personal sehr nett ist.
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Eine Verlängerung des Hessen-Massachusetts-Stipendiums ist nicht möglich. Habt ihr vor, für
längere Zeit an UMass zu studieren, besteht die Möglichkeit, euch für ein reguläres
(Bachelor-/Master-)Programm an UMass zu bewerben. Die Bewerbungsfrist endet hierbei
i.d.R. Anfang Oktober, weshalb ihr euch schon kurz nach Ankunft damit auseinandersetzen
müsstet. Mit etwas Glück könnt ihr über eure Profs eine Assistant-Position erhalten,
wodurch ein Teil der entstehenden Kosten (tuition/fees) erlassen werden. Jedoch findet ein
(Teil-)Erlass der Gebühren nicht in jedem Fall statt, da die Option an bestimmte Bedingungen
geknüpft ist. Hier solltet ihr euch auf jeden Fall bei Interesse vor der Bewerbung genauestens
informieren, da sich die Studiengebühren für ausländische Studenten auf ca. $15.000 pro
Semester belaufen. Auch um die Verlängerung des Visums müsst ihr euch, solltet ihr
Interesse an einer Verlängerung eures Aufenthaltes haben, bereits im September kümmern.
Off-Campus
In diesem Abschnitt möchte ich einige weitere Erfahrungen mit euch teilen, die in meinen
Augen ebenfalls von Interesse sein könnten.
Lebensmittel
Lebensmitteleinkäufe erscheinen auf den ersten Blick extrem teuer. Supermärkte in der
Stadt gibt es kaum und Stop’n’Shop oder Shaws sind um einiges teurer als Lidl oder Aldi. Ich
habe mir bei Stop’n’Shop eine Kundenkarte besorgt (an der Infotheke) mit der man auf
gewisse (wechselnde) Produkte Rabatt bekommt. Generell muss man sich beim Einkauf
etwas Zeit nehmen, dann kommt man am Ende zu einem guten Preis/Leistungsverhältnis. Es
gibt zwar an UMass auch einen Food Court, jedoch gibt es dort relativ viel Fast Food, was
dazu auch nicht gerade günstig ist auf die Dauer.
Kleidung
Für den Grundbedarf lohnt sich immer mal ein Besuch bei Marshall’s, wo es Markensachen
zu echt günstigen Preisen gibt. Für einen Shoppingtrip lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch im
Wrentham Outlet in Southern Massachusetts, das ist soweit ich weiß das beste Outlet in
Mass. Am besten mietet ihr euch ein Auto (ca. $80 pro Auto/Tag incl. Sprit), die Fahrt dauert
ca. 40 Minuten.
Sport
UMass bietet diverse Sportaktivitäten an, allerdings sind „professionelle“ Teamsportarten
extrem zeitaufwendig (jeden Tag 2-3h Training und Wettkämpfe am Wochenende). Viele
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Studenten (und Profs!) spielen daher in Freizeitmannschaften und sind oftmals auf der Suche
nach neuen Mitspielern. Es lohnt sich also herumzufragen und bei Interesse während den
Vorstellungsrunden in den Klassen das Thema anzusprechen – auf diese Weise bin ich z.B. zu
einer netten Fußballfreizeitmannschaft gekommen! Auch das UMass Gym ist zu empfehlen,
das Studis kostenlos zur Verfügung steht. UMass Boston bietet außerdem Segelkurse an, für
die man sich frühzeitig bewerben muss.
Aktivitäten und Trips
Natürlich gibt es zahllose Möglichkeiten, seine Freizeit in Boston zu gestalten. Generell ist
das Studibudget begrenzt, daher möchte ich euch an dieser Stelle einige Events nennen, die
sich besonders (oder besonders wenig) gelohnt haben.
Sportevents
Boston hat viele gute Sportteams (Celtics, Bruins, Patriots, Revolution), sodass für jeden
Geschmack etwas dabei sein sollte, gerade auch weil UMass Boston selbst keine große
Sporttradition hat. Auf http://www.fansnap.com/ bekommt ihr günstige Tickets, generell
solltet ihr Besuche bei Sportevents rechtzeitig planen und buchen! Manchmal bietet auch
UMass günstige Tickets an, die aber i.d.R. nach wenigen Stunden ausverkauft sind.
Restaurants
Restaurants gibt es tausende in Boston aber nur wenige die rund um die Uhr offen haben!
Eines davon ist Chau Chow City in Chinatown, hier gibt es gutes, günstiges chinesisches Essen
und bei Nacht eine ganz spezielle Atmosphäre mit interessantem Publikum.
Oktoberfest
Wir haben eher zufällig das Oktoberfest der Harpoon Brauerei besucht und jeder – nicht nur
die deutschen Studis - war begeistert. Auch wenn nicht alles authentisch ist – das Fest ist um
einiges besser als das hochgelobte Oktoberfest am Harvard Sq.!
Cape Cod
Für Ausflüge zu Cape Cod kann ich vor allem Martha’s Vineyard empfehlen! In den
Sommermonaten bis zum Labor Day (1. Septemberwoche) sind dort viele Studenten und
junge Leute, dazu gibt es viele Kneipen und schöne Strände und die Insel ist weit weniger
„versnobt“ als es ihr Ruf vermuten lässt! Allerdings kann ich das nur für die Zeit vor Labor
Day beurteilen, da dann die meisten Studenten, die dort im Sommer arbeiten, die Insel
verlassen.
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New York
Nach NYC fährt man am besten mit dem Bus (z.B. Megabus, ab South Station/$15 one way).
Die Fahrt dauert ca. 3,5h und man wird direkt in Downtown NYC abgesetzt. Falls ihr noch nie
in NY wart lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch vor November, da es im Winter, wie auch in
Boston, dort richtig kalt werden kann und Sightseeing dann nicht mehr wirklich Spaß macht!
Für günstige Hotels sei auch hier wieder www.hotwire.com empfohlen.
Bei Fragen könnt ihr euch gerne an mich wenden:
Bjoern.stengel [at] web.de
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