Die totale SoFi 2006 - Moerser Astronomische Organisation eV

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Die totale SoFi 2006 - Moerser Astronomische Organisation eV
EUR 1,50
!
Neues aus der M.A.O. (Seite 4)
Vereinsräume und Planetarium
!
Die totale SoFi 2006 (ab Seite 8)
Unsere Reiseberichte
!
APX 2006 (ab Seite 20)
Tag der offenen Türe im Archäologischen Park Xanten
www.sternwarte-moers.de
AstroKurier Intern
Liebe Leserinnen und Leser,
unser verdientes Mitglied Helmut Gröll hat den Astro-Kurier seit 1998 als
Redakteur betreut. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dafür!
Nun habe ich den Astro-Kurier von ihm übernommen. Das Heft habe ich seit
meinem Eintritt in die M.A.O. 1995 immer gerne gelesen. Die Gelegenheit meine Wünsche einfließen zu lassen wollte ich mir natürlich nicht entgehen zu lassen. Und wer
weiß: Mancher begnadeter Autor astronomischer Arbeiten hat als Schreiberling für ein
Vereinsblatt angefangen...
Dieser Astro-Kurier ist wegen der Umstellung etwas verspätet erschienen und erscheint
daher als Doppelausgabe 2+3/2006. Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!
Clear Skies! Volker Heesen
Titelbild
Das Titelbild ist ein Komposit der totalen Sonnenfinsternis am 29. März von Hans
Schremmer. Ein ausführlicher Bericht findet sich ab Seite 8.
Inhaltsverzeichnis
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M.A.O.-Intern
M.A.O.: Vereinräume und Planetarium
Streichaktion im Planetarium
SoFi in Side
Gruppenbild der MAO-ten in Side
Tag der offenen Türe im APX
Lichspiele auf dem Oermter Berg
M. Hufers Notizbuch
Nächster AstroKurier
(H. Gröll)
(V. Heesen)
(V. Heesen)
(H. und J. Gröll)
(M. Shishido)
(V. Heesen)
(H. Gröll und V. Heesen)
(M. Hufer)
Redaktionschluß: 15. Sept. 2006
Wer Bücher besprechen will, kann sich gerne an die Redaktion wenden. Wir erhalten ständig
Neuerscheinungen.
Impressum:
Fertigstellung: 01.09.2006
ASTRO-KURIER, Vereinszeitschrift der Moerser Astronomischen Organisation e.V.,
Postfach 101811, 47408 Moers, Telefon: 02841/170364,
eMail: [email protected], Home-Page: www.sternwarte-moers.de
Bankverbindung: Postbank Essen, Kto. 310481-432 (BLZ 360 100 43)
Spendenkto. Sternwarte Moers: Sparkasse Moers, Kto. 110 115 0009 (BLZ 354 500 00)
Redaktion: V. Heesen, Tel.: 0163-80 54 836, E-Mail: [email protected]
Erscheinungsweise: Vierteljährlich, Auflage: 200
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ASTROKURIER 2+3 / 2006
M.A.O.-Intern
von Helmut Gröll
SoFi in der Türkei
Die Finsterlinge der MAO sind natürlich in die Türkei gereist und
haben bei bestem Wetter die totale Sonnenfinsternis am 29. März beobachtet und fotografiert. Reise-Berichte findet ihr ab Seite 8.
Römischer Sonntag im APX
Am 16. Juli fand wieder ein römischer Sonntag mit der MAO im
Archäologischen Park in Xanten statt. Eine Gruppe von MAOten zeigte den Besuchern die Sonne visuell und im H-Alpha-Licht. Das Programm kam wieder gut an. Bilder hierzu gibt es ab Seite 22.
Das neue M.A.O.-Programm
Volker hat das neue M.A.O.-Programm fertig gestellt. Zu finden ist
es auf unserer Webseite www.Sternwarte-Moers.de. Es sind wieder
einige nette Schmankerl dabei.
Himmelsscheibe von Nebra: 30. September 2006
Eines der Schmankerl ist dieses hier: Volker konnte Professor (em.)
Schlosser für einen Vortrag über die Himmelsscheibe von Nebra gewinnen. Dieser Vortrag findet am 30. September 2006 um 20 Uhr in der
Geschwister-Scholl-Gesamtschule statt. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert.
Planetarium
Im Planetarium ging und geht es weiter. Details sind ab Seite 4 nachzulesen.
AAC 2006
Das AAC 2006 war zwar nicht ausgebucht, aber trotzdem ein Erfolg.
Die Teilnehmer waren sehr zufrieden. Wir haben uns entschlossen, im
nächsten Jahr wieder ein AAC stattfinden zu lassen. Es besteht die
Hoffnung, die Zahl der Teilnehmer leicht zu erhöhen. Auf der Rückseite findet sich die Ankündigung für das AAC 2007.
ASTROKURIER 2+3 / 2006
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Vereinsräume
und Planetarium
Volker Heesen
Vereinsräume
Die Vereinräume wurden endlich aufgeräumt! In einer gemeinsamen Aktion haben
wir die Kartons herausgetragen und überschüssige Zeitschriften im Container für Altpapier entsorgt. Dadurch haben wir deutlich
mehr Platz für die Sachen, die wir wirklich brauchen.
Die Computerecke wurde aufgerüstet mit
einem neuen PC. Darauf stelle ich jetzt auch
gerade den Astro-Kurier zusammen. Für farbige Sternpatenschaften wurde ein neuer
Tintenstrahldrucker angeschafft.
zu bauen. Die Gipsplatten haben wir gleich
nach dem Kauf auf dem Parplatz vom Baumarkt zum einfacheren Transport zersägt.
Ein großer Schritt ist das Streichen der
Kuppelinnenseite. Experimente mit weißer
Farbe führten zu einem Weißlack, der auch
gut auf Metall aufstreichbar ist. Einige Mitglieder haben begonnen die Kuppel von Innen mit weißer Farbe zu bestreichen. Damit
sind wir bald soweit eine geeignete
Projektionsfläche zu haben. Da das Streichen
eine Menge Arbeit ist, sind freiwillige Helfer
sehr willkommen.
Planetarium
Beim Planetarium gab es auch einigen Fortschritt. Zunächst hat Manfred die Ausparung
für die Türe eingebaut, durch die später die
Besucher ins Innere der Kuppel gelangen
können. Außerdem haben wir Gipsplatten besorgt um eine Verkleidung für den Unterbau
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ASTROKURIER 2+3 / 2006
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Bilder von der letzten Streichaktion im Planetarium. Zuerst sind wir zum Baumarkt gefahren und
haben die Gipsplatten und die Farbe eingeladen. Danach
ging es bewaffnet mit Farbe und Streirollen zur Sache. Vielen
Dank allen Helfern!
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Die Sonnenfinsternis 2006 –
Ein Erlebnisbericht
Von Jenny und Helmut Gröll
Die totale SoFi vom 29. März 2006 beobachteten Jenny und ich zusammen mit einigen MAOten in der Türkei. Wir sind dazu
nach Kumköy in der Nähe von Side, gereist.
Flug, Hotel und Wetter waren optimal. Organisiert wurde diese Reise von Herrn Wolfgang Meirich, Privatsternwarte Ilsede, durchgeführt wurde sie dann vom Reisebüro Benzer
in Peine.
Natürlich haben wir nicht nur die Finsternis beobachtet, sondern wir sind auch mit
einem Leihwagen quer durch die Region gereist. Dabei haben wir einiges gesehen und
gelernt. In der Türkei gibt es sehr viele antike
Orte, an denen man zum Teil sogar gut erhaltene oder wieder gut restaurierte Ruinen alter Tempel, Theater, Hospitale oder vieles
andere besuchen kann. Dabei gibt es kaum
Einschränkungen, man muß in der Regel nur
Eintritt zahlen. Nur wenige Teile der antiken
Stätten sind abgezäunt, wahrscheinlich weil
dort gerade Archäologen aktiv sind oder
werden wollen.
Die Türkei hat auch natürliche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Neben schönen Strän-
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den, phantastischen Landschaften mit Bergen und Tälern und romantischen Inseln und
Grotten gibt es z.B. auch Tropfsteinhöhlen
und Wasserfälle. Leider haben wir nur einen
Wasserfall besucht, obwohl so einige in der
Nähe waren. Traurig sind wir nicht, denn wir
haben jeden Tag von morgens 6 Uhr bis zum
späten Abend für die Exkursionen genutzt.
Hier sind nur ein paar Eindrücke der Türkei-Reise erzählt und abgebildet. Ein kompletten Reisebericht würde den Rahmen dieses
Heftes sprengen.
Der Flug zur Finsternis - Der Hinflug
Auf dem Düsseldorfer Flughafen trafen wir
am 26. März 2006 bereits gegen 7.30 Uhr mit
zwei Koffern und etwas Handgepäck ein. Als
Freigepäck durften wir jeder jeweils 30 kg
mitnehmen, wir kamen aber zusammen nur auf
rund 35 kg. Na ja, so haben wir doch dazu
beigetragen, ein bißchen Sprit zu sparen.
Geplant war der Start um 11.05 Uhr, die Tikkets waren allerdings auf 10.05 Uhr ausgestellt. Wir waren daher eine Stunde früher am
Airport als nötig. Die sinnlose Umstellung
auf Sommerzeit läßt grüßen :-(
Das Einchecken lief problemlos
ab, obwohl von fünf Check-in-Schaltern genau der nicht aufmachte, vor
dem die Schlange stand.
Der Hinflug begann um kurz vor
12 Uhr in der B 737-400 mit dem passenden Namen “Sun” der Sky Airlines, deren netter und ebenfalls passender Spruch “Smile in the Sky”
lautet. Der späte Start war aber kein
Problem, man traf ja einige bekannte
Sternfreunde am Gate. Die Verspä-
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tung war auch hilfreich für Sternfreunde, die
morgens gerne etwas länger schlafen.
Die Maschine sah gut gebraucht aus,
machte aber technisch - soweit man es beurteilen konnte - einen brauchbaren Eindruck.
Das man - gegenüber anderer bekannter Airlines - in diesem Flugzeugtyp noch vier weitere Sitzreihen unterbrachte, führte zu sehr
beengten Verhältnissen. Das Essen war daher auch etwas “abenteuerlich” einzunehmen.
Von der Menge und vom Geschmack her war
es OK. Die Crew war freundlich und hilfsbereit. Der Flug verlief sehr ruhig.
Nach dem Start flogen wir lange Zeit nur
über wolkenverhangene Gebiete. Über Rumänien klarte es endlich auf. Wir konnten
daher einen wunderschönen Blick auf die
schneeverhangenen Karpaten
genießen. Kurz darauf flogen
wir über das Mamara-Meer,
der Grenze zur Türkei. Istanbul ließen wir links liegen,
überquerten das ebenfalls verschneite Taurus-Gebirge und
landeten sanft in Antalya. Kurz
vor der Landung konnten wir
noch einen Blick auf einen
schönen Tafelberg werfen. Die
Abfertigung beim Zoll und der
Transfer zum Hotel verliefen
problemlos.
Das Hotel und unsere Gruppe
Unsere diesjährige MAOtenGruppe bestand aus elf Personen:
Elke + Dieter, Miyuki + Hans, Manfred mit Schwester, Lena und Michael, Volker und Jenny + meine Wenigkeit.
Untergebracht waren wir im Nova
Park Hotel in Kumköy, direkt an der
türkischen Riviera gelegen. Das
Hotel hatte 5 Sterne, war frisch renoviert und von der Ausstattung,
dem Service, der Lage und auch sonst Spitze.
Unsere Unterkunft war eine Familiensuite
mit zwei geräumigen Zimmern, mit vier Betten, einer Couch, einem Schreibtisch und auch
sonst viel Platz. Ein Badezimmer und ein Balkon gehörte auch dazu. Das Schlafzimmer
hatte freien Blick nach Osten, Süden und
Westen, eigentlich ideal. Da wir aber bereits
morgens um 6 Uhr aus dem Haus waren und
erst Nachts - kurz vor Mitternacht - heimkehrten, war es eigentlich eine Verschwendung.
Interessant war die Erkenntnis, daß die
Steckdosen spannungslos wurden, wenn wir
unsere Zimmer-Karte beim Verlassen des Zimmers entnahmen. Zuerst bekam wir einen
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Schrecken, weil die Akkus am Abend immer
noch nicht geladen waren. Nachdem wir zuerst das Ladegerät und die Akkus im Verdacht
hatten, dämmerte es aber kurze Zeit später.
Jenny organisierte schnell eine Zweitkarte an
der Rezeption, die dann immer gesteckt bleiben konnte.
Die Verpflegung war optimal. Es gab von
7 bis 10 Uhr Frühstück (danach gab es sogar
noch eines für Spätaufsteher). Zwischen 12
und 14 Uhr gab es Mittagessen, anschließend konnte man von 15 bis 16 Uhr einen
Snack am Pool einnehmen. Von 16 bis 17 Uhr
war Tea-Time angesagt, ebenfalls am Pool.
Danach gab es eine “lange” Pause bis zum
Abendessen von 19 bis 21 Uhr (alles jeweils
als Buffet).
Glücklicherweise haben wir meistens
schon vor dem Frühstück unsere erste
Strandwanderung hinter uns. Direkt nach
dem Frühstück, so gegen 8 Uhr, sind wir zu
unseren Exkursionen aufgebrochen und von
dort erst wieder zum Abendessen zurück gekommen. Einmal hatten wir Nachmittags auch
die Snacks und die Süßigkeiten der Tea-Time
mitgenommen, das war harter Stress (aber
lecker :-)
Alle Zimmer waren mit rund 600 Sternfreunden und deren Angehörigen belegt.
Damit waren immer irgendwelche Fachgespräche zu hören und abends stolperte
man am Pool über Teleskope und Kameras.
Das Hotel war sehr ruhig - weit abseits der
vielbefahrenen Straßen - gelegen. Es war auch
sehr großzügig aufgebaut. Empfangen wurde man in der sehr geräumigen und (über vier
Stockwerke) hohen Eingangshalle. Zum Pool
und zu den Zimmer gelangte man über sehr
weitläufige Treppen.
Für das Vergnügen sorgte tagsüber ein
großer Pool draußen und ein Hallenbad drinnen. Dem leiblichen Wohl diente die Poolund die Strandbar. Abends lud die Lobby Bar
zum Verweilen ein. Essen und Getränke wa10
ren bis Mitternacht
frei. Animateure beschäftigten
sich mit den
Kindern
und versuchten
später auch
die Erwachsenen zu
motivieren
(was bei
Amateurastronomen
nicht ganz so einfach war).
Der Strand war nur rund 200 m vom Hotel
entfernt. Um ihn zu erreichen brauchte man
das Hotelgelände nicht zu verlassen. Vom
Strand aus konnte man endlos in beide Richtungen laufen. Side war zu Fuß über den
Strand locker in einer 3/4 Stunde zu erreichen.
Das Hotel lag nahe der Zentrallinie, daher
brauchten wir nur an den Pool zu gehen und
konnten schon die SoFi genießen. Am Tag
der Finsternis wurde sogar das Mittagessen
nach Vorne gelegt, damit konnte jeder vor
diesem Ereignis noch schnell was Warmes
zu sich nehmen. Das Spätaufsteher-Frühstück entfiel, was sicherlich einem Sternfreund unangenehm aufgefallen ist J
Die
Sonnenfinsternis
Der
Beobachtungs-Platz
Unser Beobachtungsplatz lag nahe an der
Zentrallinie der Finsternis. Wir wählten daher unser “Lager” ganz bequem am HotelPool, direkt neben dem Restaurant. So konnten wir Mittags kurz mal zum Essen verschwinden. Auf der anderen Seite lag die
Pool-Bar, damit waren auch die Getränke gesichert.
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zwar deutlicher, das linke jedoch entspricht eher dem visuellen Eindruck.
Der helle Fleck am oberen Mondrand
ist eine Protuberanz. Im Druck kommen die feinen Kontraste wahrscheinlich nicht so gut heraus.
Diese Bilder zeigen die partielle
Phase nach dem dritten Kontakt. Leider hatten wir bei der ersten Aufnahme vergessen, die Empfindlichkeit zurück zu stellen. Ebenso hätten wir die
Schärfe nachstellen müssen, ist uns
erst später wieder eingefallen ;-)
Für die Fotografie diente die Canon EOS
20D mit einer MTO 5,6/500 (der kleinen
Russentonne), die Casio QV-5700 und die Fuji
A210. Für die Lichtdämpfung sorgten Folienfilter von Baader.
Der visuellen Betrachtung dienlich waren
drei Ferngläser, zwei mit Filter, eins ohne. Das
Bild entstand während der partiellen Phase
zwischen dem ersten und zweiten Kontakt
beim Abarbeiten der Aufnahmevorgaben.
Wo wir gerade bei der partiellen Phase sind:
Die Sonnensicheln waren überall zu sehen.
Zwei Bilder sollen das belegen. Ein Bild zeigt
die Sicheln unter einem unserer Stühle, ein
anderes hinter einer schnell selbst gebastelten Schablone mit der Schrift “SoFi Side”.
Die Sonnenfinsternis ... und sonst noch
darum herum?
Während der - leider viel zu kurzen - Totalität war der Himmel eigenartig dunkel. Man
kann ihn kaum beschreiben. Die beiden Bilder sollen einen kleinen Eindruck vermitteln.
Das eine Bild zeigt unser das Hotel mal etwas anders. Das andere Bild zeigt ein Mitglied des Chors mit einem Angestellten des
Hotel. Im Hintergrund erkennt man auf dem
Originalbild die Venus.
Wohl gemerkt: Beide Bilder entstanden um
die Mittagszeit, aber während der totalen Verfinsterung der Sonne!
Nach der Finsternis sang der Chor und
gab dieser gelungenen Finsternis einen besonderen Abschluß.
Die Sonnenfinsternis - Die Finsternis
Für die Totalität wurden 8 Aufnahmen verschiedenster Belichtungszeiten mit Fitswork überlagert.
Dann wurde das Bild mit dem
Larson-Sekanina-Filter berechnet
und mit dem überlagerten addiert
und multipliziert. Die feinen Strukturen der Korona werden so durchgehend sichtbar gemacht. Das multiplizierte Bild zeigt die Strukturen
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oben: Korona ohne Bearbeitung
unten: gleiches Bild bearbeitet mit einem Larson-Sekanie Filter
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Korona von 2001
Korona von 2006
Die Korona im Fleckenmaximum und minimum
Die meisten Sternfeunde kennen die Veränderung der Korona abhängig von der
Sonnenfleckentätigkeit aus dem Lehrbuch.
Wir wollten das anhand selbsterstellter Aufnahmen nachvollziehen.
Die Finsternis 2006 fand während eines
Sonnenflecken-Minimums statt, während die
SoFi 2001 während eines Maximums stattfand. Wir haben die Bilder der Totalität 2001
neu bearbeitet und stellen sie hier im Vergleich
dar.
Die Maximum-Korona links zeigt Strukturen, die gleichmäßig um die Sonne herum zeigen, während im Minimum eher die äquatornahen Strukturen ausgeprägt sind. An den
Polen sind nur kurze Strahlen erkennbar.
Ein Sternfreund lieh uns sein Messer, damit konnten wir das kleine Teil herauspörkeln.
Und zack, der Koffer sprang auf! Was war
passiert? Vom rechten Schloß ist ein kleines
Stück abgebrochen und hat den Druckknopf
gesperrt.
Finsternis mit Hindernissen
Fast hätten wir es noch vergessen: Es gab
ja noch ein Problem mit dem Instrumentenkoffer. Jahrelang tat er seine Dienste, nur kurz
vor der Finsternis nicht. Er ging einfach nicht
auf, selbst mit “gedämpfter” Gewalt. Natürlich konnten wir das Problem auch mit grober
Gewalt lösen und den Koffer kaputt machen.
Logisches Nachdenken führte aber zur Richtung Lösung. Es konnte nur an einer bestimmten Stelle etwas das Öffnen versperren. Wir
konnten nichts sehen, aber dort mußte es liegen.
Die Strand mal anders
Früh morgens und oft auch spät in der
Nacht waren wir (manchmal nur für eine halbe Stunde, oft aber auch länger) am Strand.
Dort sah man so einige interessante Sachen.
Der untergehenden Erdschatten begleitete uns fast jeden morgen bei unseren Spaziergängen. Einmal kam uns ein Kormoran wie wir hinterher erfuhren - vor die Linsen. Er
saß auf einem Steg ohne Bretter, daher kamen wir nicht näher heran.
Romantische Sonnenuntergänge gab es
natürlich auch. Das Boot im Vordergrund gibt
dem ganzen noch eine gewisse interessante
Kulisse.
Der Sternhimmel darf natürlich nicht fehlen. Einmal haben wir den Himmel direkt am
Hotelstrand (wieder mit Boot) ablichten können oder mal mit Strand und Brandung ein
paar Kilometer weiter östlich. Meistens füllte
der Orion und der Große Hund das Bild aus.
Sirius stand ungewohnt hoch, wir waren
schließlich dem Äquator ein gutes Stück näher als zu Hause.
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Die Bilder entstanden mit der Canon 20D
mit einer Belichtungszeit von 30s bei 800 ASA
und f=17mm (rechts) bzw. 15s bei 800 ASA
und einer Brennweite von 24 mm (links).
Eins fehlt natürlich noch: Der Mond!
Drei Tage nach der Finsternis sahen wir
ihn während eines Spaziergangs am Strand
leicht rötlich untergehen. Schön, wenn rein
zufällig Kamera und Stativ dabei sind :-)
Die Umgebung
Kumköy liegt an der türkischen Riviera,
daher denken die meisten Menschen erst einmal an Strand und Sonne. Viele vergessen
dabei (oder wissen es auch gar nicht), daß
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die Türkei eine Menge an Naturschauspielen und historischen Stätten bietet. Wir haben in diesem Artikel ein paar Beispiele zusammengestellt um einen ersten Eindruck zu
vermitteln. Wenige Kilometer von
Kumköy entfernt befindet sich die
Stadt Manavgat, am gleichnamigen
- in den Seytanbergen des Taurus
entspringenden - Fluß gelegen.
Folgt man nicht immer der Karte,
sondern ab und zu auch mal dem
Bauch, so findet man hier und da
verträumte Gegenden, wie den sehr
schönen See mit kristallklarem Wasser oben links.
Folgt man dem Manavgat rund 5 Kilometer flußaufwärts, so erreicht man einen schönen kaskadenartigen Wasserfall. Er ist nicht
besonders hoch, aber extrem breit. Noch ein
paar Kilometer weiter Richtung Norden, auf
dem Weg nach Seleukeia, befindet sich der
Oymapinar-Stausee. Kraxelt man den Berg am
Staudamm hoch, so wird man durch eine wunderbare Aussicht auf den Stausee und das
Tal belohnt.
Einige Kilometer westlich - etwa 50 km von
Antalya entfernt - liegt das von den Griechen
um 1000 v. Chr. gegründete Aspendos. Unter
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den Römern erlebte die Stadt ihre größte Blüte. Sehenswert ist auf jeden Fall das besterhaltene Theater seiner Art. Es wurde im 2 Jh.
n. Chr. gebaut und bot 15000 bis 20000 Menschen Platz.
Auf jeden Fall sollte man sich in Aspendos
umsehen, dabei sind jede Menge Höhenmeter zu überwinden. Die
Stadt befindet sich auf
einem Tafelberg. Dort
findet man unter anderem einen kleinen Tempel und die Agora. Hier
hat man auch einen
Blick auf einen riesiges
Aquädukt. Dort wurde
früher mit Hilfe zweier
Türme Wasser hochgepumpt um es dann zu
verteilen. Vom Tafelberg aus kann auch gut
das Stadion erkannt
werden.
Etwas weiter Richtung Antalya (ca. 18 km entfernt) liegt Perge.
Dieser Ort gehört zu den ältesten Christengemeinden Kleinasiens. Der Apostel Paulus
kam hierher und zahlreiche Bischöfe aus
Perge wurde bekannt und gingen in die Geschichte der Kirche ein.
Das hellenistische Tor stammt aus dem 3.
Jh. v. Chr.. Es war der Eingang zu einem hufeisenförmigen Hof. Auf der Innenseite des
Hofes befinden sich auf jeder Seite je 6 Nischen, in denen Statuen der Götter und der
Gründer der Stadt standen. Auf der anderen
Seite gab es einen Triumphbogen, der drei
Durchgänge hatte.
Immer wieder findet man Straßen, die
rechts und links von Säulen umgeben sind.
Chartert man in einem Hafen in der Nähe
der Stadt Demra (geht auch von Kas aus) ein
Schiff und fährt zur nahe gelegenen Insel
Kekova, die man schon vom Festland aus
gut erkennen kann, so erhält man einen Blick
auf die teilweise versunkene Stadt Sunken
City mit Treppen, die im Wasser enden und
zahlreichen Unterwasserruinen. Bis zu 2000
Jahre alt sind die Ruinen, die bis zu 3m unter
Wasser liegen. Man vermutet, daß die türkische Südküste unter dem Druck der afrikanischen Kontinentalplatte langsam absinkt und
diese Stadt mitgenommen hat.
Wer Kekova besucht, sollte auch einen
Abstecher zum - nur per Schiff erreichbaren Küstenort Simena machen. Der Ort an sich
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ist schon sehenswert. Allerdings sollte auf jeden Fall die Burg aus der
Kreuzritterzeit besucht werden. Auch
hier gibt es wieder - aus großer Höhe
- einen wunderbaren Blick auf das
Mittelmeer, seinen küstennahen Inseln und dem kleinen Hafen. Ein paar
Felsengräber kann man auf dem Rückweg zum Schiff auch noch mitnehmen.
Die kleine Stadt Myra ist auch sehenswert, aber nicht nur wegen seiner Ruinen und den lykischen Felsengräbern aus dem 4. Jh. v. Chr. Myra
war auch Bischofssitz des heiligen Nikolaus von Patara. Die Nikolauskirche
entstand im frühen Mittelalter. Die
Gebeine des im Jahre 350 gestorbenen hl. Nikolaus wurden von Kaufleuten nach Italien überführt. Die Kirche selbst hat aber die vielen Jahre,
mit wenigen Erweiterungen, überdauert.
Fährt man die Küste von Kumköy
aus Richtung Osten, so stößt man auf
die Stadt Alanya. Schon bei der Anreise fällt die Seldschukenburg auf
dem rund 250m hohen Berg auf. Von
ihr aus hat man einen tollen Blick auf
die Stadt, den Hafen und die nähere Umgebung. Auf der Ostseite des Burgbergs befindet sich der sogenannte rote Turm, er sollte
auf jeden Fall bestiegen werden. Er diente
damals zur Verteidigung der Stadt, konnte
aber auch bis zu 2000 Menschen Unterschlupf gewähren.
Auf der anderen Seite des Berges läßt sich
für wenig Geld eine Tropfsteinhöhle besichtigen. Leider sind fast alle greifbaren Stalaktiten und Stalagmiten abgebrochen (worden).
Nahe Kumköy liegt Side. Diese Stadt ist
leicht zu Fuß zu erreichen (ca. 45 Minuten
über den Strand) oder für einen Euro per
Dolmus, dem türkischen Kleinbus. Auch hier
gibt es viele Ruinen zu bewundern, darunter
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befindet sich wieder ein Theater, eine Agora,
ein Hospital und der berühmte Apollon-Tempel.
Der Flug zur Finsternis - Der Rückflug
Da der Rückflug am 2. April bereits für kurz
nach 6 Uhr morgens terminiert war, sind wir
am Abend gar nicht erst ins Bett gegangen.
Nach einem langen Aufenthalt in der Lobby
Bar bis kurz vor Miternacht, bekamen wir von
einem der Animateure noch eine kostenlose
Einladung zu seiner Geburtstagsfeier in die
Disco. Anschließend - so gegen 1 Uhr morgens - packten wir schnell noch unsere Koffer und “vergnügten” uns danach in der Eingangshalle. Die bequemen Sessel verführten
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fast zum Schlafen. Irgendwann zwischen 2 und 3
Uhr (die genaue Zeit
spielte mitten in der Nacht
wirklich keine Rolle) ging
es dann per Reisebus zum
Airport.
Das Einchecken war
hier etwas chaotischer, da
die erste Sicherheitskontrolle bereits am Eingang zum Terminalgebäude stattfand. Danach begann das Warten
auf den Check-in in einer
riesigen Schlange vor
noch geschlossen Schaltern. Anschließend ging es zum Zoll und zum
Gate, vor dem natürlich auch wieder lange
gewartet wurde ...
Doch dann ging alles plötzlich sehr schnell.
Sicherheitscheck Nr. 2, rein ins Gate, kurz
gesetzt und wieder aufgestanden, rein in den
Bus, ab zum Flugzeug und los ging es. Diesmal flogen wir mit einer B 757-200 der AtlasJet
International Airways, die etwas geräumiger
eingerichtet war. Der Service war wieder gut
und der Flug verlief sehr ruhig.
Der Rückflug führte uns wieder über das
schneebedeckte Taurusgebirge. Entlang eines schönen großen Sees, es müßte der
Egridir Gölü (viertgrößter See der Türkei) gewesen sein, konnten wir den Sonnenaufgang
in 11.000 m Höhe verfolgen. Später trafen wir
wieder auf die bereits bekannten Karpaten.
In Deutschland angekommen machten die
Piloten eine sight-seeing-tour durch unser
schönes Ruhrgebiet. Herrlich war der Blick
auf Dortmund, auf die markante Ruhr-Uni in
Bochum (man dachte sofort an die BoHeTa)
und der Essener Innenstadt.
Wir folgten dann von dort aus
der B52, über das schöne Ruhrtal hinweg, zum Flughafen
Düsseldorf. Die weitere Abwicklung war wieder problemlos, jedoch dauerte das Gepäck eine gefühlte Ewigkeit.
Dafür war das bestellte
Moerser-Taxi schon nach
knapp 20 min da. Damit ging
eine sehr schöne und erfolgreiche Reise zu Ende.
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SoFi 2006 in Side (Türkei)
Gruppenbild der MAO-ten in Hotel Nova Park
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Foto: Miyuki Shishido
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Die M.A.O. zu Besuch im APX
Bilder von Hans Schremmer und Miyuki Shishido (M.A.O.)
zusammengestellt von Volker Heesen (M.A.O.)
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Lichtspiele auf dem Oermter Berg
und was uns sonst noch vor die Linse
kam...
Auf dem Ö-Berg war schlechtes Wetter.
Um uns die Zeit zu vertreiben haben wir
eine leuchtende Frisbee-Scheibe hin
und hergeworfen. Hinter waren wir gut
durchgeschwitzt. Als Lohn für die
Schwitzerei hatten wir immerhin ein
paar ansehnliche Fotos.
Helmut Gröll und Volker Heesen
(M.A.O.)
Manfred
Fritsche
(M.A.O.) gelang ein bes o n d e r e r
Schnappschuss:
Wähend der Sonnenbeobachtung
mit
Russentonne und WebCam kam ihm ein Düsenflugzeug
samt
Kondenstreifen durchs
Bild.Im Vergleich mit
dem Sonnenfleck wird
die enorme Vergrößerung deutlich.
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Langzeit- oder Dauerbelichtung?
Des Astrofotografen liebste Beschäftigung ist das Sammeln. So
versucht er, ständig neue Teleskope, Kameragehäuse, Objektive
und sonstiges nettes Zubehör zu erhaschen. Aber auch das Sammeln
von Licht gehört zur Pflicht. Sein
Lagerplatz für Letzteres ist in der
Regel eine meistens sehr teuere und
aufwendig handzuhabende fotografische Emulsion. Doch nicht selten
führt seine eifrige Tätigkeit nur zur
Erweiterung des Erfahrungsschatzes. Eine schier unerschöpfliche
Erfahrungsquelle stellt vielfach der
endlich gefundene und schwer erreichbare Beobachtungsstandort
dar. Hat man nämlich endlich einmal Zeit, Lust und geeignetes Wetter zum Fotografieren gesammelt,
kommen die lästigen Erfahrungen
automatisch mit zum Ort des
Geschehens. Nach mehrstündigem
Aufbau und Ausrichten der Ausrüstung dauern die angestrebten
Langzeitbelichtungen plötzlich nur
Sekunden. So wird das erste Foto
durch das Fernlicht eines Nachzüglers korrekt überbelichtet - kurz
Nicht
ganz ernst
zu nehmende
Kommentare
zur Astronomie
vor Erreichen der angestrebten
Belichtungszeit. Das zweite Bild erblindet im Licht der Taschenlampe, welches besagter Spätzünder
zum Aufbau seiner Ausrüstung benötigt. Nach erledigter Vorbereitung überstrahlt dann das Feuerzeug für die Entspannungszigarette
den dritten Versuch nach mehreren Minuten. Endlich Dunkelheit!
Der vierte Versuch wird gestartet.
Doch auch diesmal kommt es zum
Licht-GAU. Der Störenfried sucht
im Auto nach seinem Sternatlas und
schaltet hierzu das FahrgastzellenFlutlicht ein. Der Film droht förmlich zu schmelzen und der
Astrofotograf zu platzen. Folglich
endet dieser Versuch, langzeitbelichtete Astrofotos auf den Film
zu bannen, mit einigen Schnappschüssen. Mit Flüchen wie „Verluxt
und zugelument“ endet die Beobachtung und die gesammelten Erfahrungen werden mit nach Hause
genommen. Licht ist eben nicht
gleich Licht und Leidzahl nicht
gleich Leitzahl!
ASTROKURIER 2+3 / 2006
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29. Astronomisches
Abenteuer Camp
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Volker Heesen
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