ch-karl-may-freunde-infos 4/2011 - Karl-May

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ch-karl-may-freunde-infos 4/2011 - Karl-May
CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS
4/2011
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Inhalt
16. 8. 2011
1. Lorenz Hunziker, Karl May in seiner Zeit - Statements
2. Zum Tod von Professor Siegfried Augustin
3. Lesemarathon in Mittweida
4. Schreibwettbewerb für Jugendliche
5. Sammeln als Hobby von Thomas Maurer
6. Aktuelles zu Karl May von Elmar Elbs
7. KM-Aktualitäten - Dinslakener Stammtisch v. G. Hardacker
8. Karl-May-Forschung oder „Wiener Schmäh“ von R.J.G.St.
9. Karl-May-Verlag: Neuheiten
10. Gressl, Freunde am Marterpfahl - eine Ermunterung zum Lesen
11. Schlusspunkt
Beilage: Flyer Kolportage, Bönigen, auch zum Weitergeben
Adels, des Klerus, des einfachen Bürgers führte und
verheerende Auswirkungen auf das Proletariat in
Europa hatte! Stichwort: Weberelend in Sachsen!
Und immer wieder der interessante Schwenk des
Referenten in die von Hunger und Elend gezeichnete
Zeit von Karl May. Die Geschehnisse dieser Epoche,
die sein Weltbild massgebend geprägt hatten und in
sein erfolgreiches literarisches Werk eingeflossen
sind!
Fazit: Ein sehr informativer Vortrag und eine gute
Präsentation! Chapeau Lorenz!
Paul Felber
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1. Karl May in seiner Zeit
Spontane Statements, mir zugesandt
Die letzte Veranstaltung der Schweizer Karl-MayFreunde in diesem Sommer fand am 2. Juli 2011 in
der „mundArtbeiz" in Rapperswil-Jona statt, und
stand ganz im Zeichen von „Karl May in seiner
Zeit"! Ich war denn auch gespannt und neugierig,
was uns der Referent Lorenz Hunziker, diesmal an
Wissenswertes und historischen Fakten auftischen
würde. Und in der Tat. Ich wurde nicht enttäuscht!
Lorenz verwöhnte die interessierten Anwesenden
mit einem opulenten Menü (inkl. Bärentatzen)!
Mein Kommentar: ich habe den Vortrag genossen,
auch wenn er meiner Meinung nach zu lang war,
weshalb für einen abschliessenden Schwatz kaum
Zeit blieb. Lorenz hat sich eingehend über alle
möglichen Themen informiert; er hat die Geschichte
umfassend und kenntnisreich dargestellt. Besonders
gefallen haben mir die verhaltene Ironie und die
sozialkritischen Bemerkungen, alles in einem Ton,
der nicht verletzte, jedoch beeindruckte. Die Bilder
waren geschickt ausgewählt. Vielleicht hätten
einzelne Punkte etwas ausführlicher dargestellt
werden können; einiges schien mir dagegen
entbehrlich. Aber es ist klar, dass die Qual der Wahl
bei einer solchen Fülle nicht leicht ist, und insgesamt
war es ein sehr interessanter, lohnender und oft auch
nachdenklich stimmender Rückblick auf die
damaligen Zeiten.
Albert Locher
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Die kleine, aber aufmerksame Zuhörerschar
Bemerkenswert an seinem Vortrag, den er mit
eindrücklichem Bildmaterial unterlegte, war die Art,
wie er die verschiedenen Fäden geschichtlicher
Ereignisse in der Welt des frühen und späteren 19.
Jahrhunderts im Kontext zu Karl May zu verknüpfen
wusste. Er beleuchtete kurz die wichtigen Eckdaten
in der Kunst, Literatur, Musik, der Technik und der
Medizin. Aber er erwähnte auch die Auswirkungen
der Industrialisierung, der mörderischen Nationalkonflikte, des fürchterlichen Bruderkrieges zwischen
den Nord- und Südstaaten Amerikas, die dieses
schicksalhafte Jahrhundert gehörig durchrüttelten
und zu einer Veränderung des Bewusstseins des
Lorenz Hunziker bei seinem Bildreferat
Ich möchte mich wiederum ein Mal ganz herzlich
bedanken für den schönen Samstag. Schade dass wir
diesen Vortrag nicht kaufen können. So viele
Fakten. So viele Verknüpfungen. So viel Wissen.
Spannender hätte es nicht sein können. Das hat mir
wieder mal bewusst gemacht, wie schwierig es oft
ist Veränderungen auch in unserer Zeit richtig
einzuordnen und wie viele Faktoren alles
beeinflussen. Lorenz hätte den Vortrag nicht besser,
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nicht
noch
spannender
machen
können.
Ausgezeichnete Arbeit und ein voller Genuss, ich
bin sicher für alle.
Pia Nakanishi
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Hallo lieber Elmar,
Da ich momentan noch etwas ferientechnisch
unterwegs bin, komme ich erst jetzt zu ein paar
Zeilen zu letztem Samstag. Erst mal besten Dank für
die Organisation. Wieder einmal mehr wurde uns ein
hervorragender Vortrag gehalten. Lorenz hat es
verstanden mit einer tollen Powerpoint-Präsentation
und humorvollem Augenzwinkern uns die Zeit Karl
Mays vorzutragen. Ein gelungener Mix zwischen
Biographie, Schweizer- und Weltgeschichte. Ich
kann Lorenz wirklich ein Kränzchen winden und
ihm zu diesem Vortrag aufs Herzlichste gratulieren.
Ich kann sagen in diesem Jahr waren wir bisher in
der glücklichen Lage lauter hochstehende Vorträge
zu und über Karl May zu hören.
Geru Zbinden
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Sekretärin. Noch lebendig sind mir die Worte von
Professor Augustin, als wir uns am Sonntag, den 15.
Mai 2011, um 12 Uhr im Zürcher Bahnhof
verabschiedeten:
“..und wissen Sie, das Schönste was sich Menschen
schenken können, ist die Zeit die sie einem geben.“
Dies sagte er im Hinblick auf den Sonntag vortags,
wo wir gemeinsam mit Markus Rudin und Albert
Schaub per Schiff nach Vitznau und dann mit der
Zahnradbahn auf die Rigi fuhren. Anschliessend
machten wir auf der Rückfahrt hinab auf die andere
Bergseite dem Kloster Einsiedeln einen Kurzbesuch
und besuchten Bruder Gerold Zenoni OSB. Dieser
grosse Mariengnadenort mit seiner mächtigen
Kunstausstrahlung hat Prof. Augustin sehr beeindruckt. Er war begeistert und schrieb mir, er müsse
diese Orte Luzern, Rigi, Einsiedeln gleich seinem
Freund empfehlen.
Ja und dann gab er sonntags bei der Heimreise über
Basel und Zürich gerade noch den Eintritt in unseren
Freundeskreis. Der Tod hat dies alles zu Nichte
gemacht! Dabei freute er sich auf den Ruhestand den
er dann in Bad Reichenhall verbringen wollte. ..
Wir alle die ihn noch zuletzt erlebten, die KMG und
viele Menschen haben in ihm einen grossartigen
Forscher und letztenendes einen wunderbaren und
liebenswerten Menschen verloren. Wir behalten ihn
in dankbarer Erinnerung. E.Elbs
3. Lesemarathon
Zum Schluss gab es noch im kleinen Kreis eine gute Diskussion
Hier ist meine Meinung zu Lorenz' Vortrag:
Die akribisch gesammelten Fakten hat Lorenz mit
einer Fülle von Bildern präsentiert, gewürzt mit
einer gehörigen Portion schwarzen Humors, was die
zwei Stunden im Fluge vorübergehen liess. Ich hätte
noch lange zuhören können! Nochmals: toll gemacht
und vielen Dank! Und vielleicht auf ein nächstes
Mal?!
Herzliche Grüsse Silvia Zahner
2. Siegfried Augustin 
Am 18. Mai 2011 mailte mir Professor Augustin
Lieber Herr Elbs,
nochmals auf diesem Weg ganz herzlichen Dank für
die schönen und interessanten Tage in der Schweiz
und nicht zuletzt für die hervorragende Organisation….
Und dann kam am 10. Juni 2011 die unfassbare
Nachricht seines Todes, mitgeteilt von seiner
2000 Vorleser schufen den Weltrekord in 51
Tagen und Nächten. Das gab es noch nie. Teilgenommen hatten Studenten der Hochschule
Mittweida und viele, viele Menschen, eben 2000
an der Zahl aus ganz Deutschland. Insgesamt
brachten diese 55.000 Seiten zu Gehör. Letzte
Leserin war Schirmherrin der Veranstaltung
Suzanne von Borsody. Die Schauspielerin ist
bekennender Fan: „Ich habe als Kind Karl May
verschlungen “ .Auszug aus „Chemnitzer Morgenpost“
4. Schreibwettbewerb
Mitgeteilt vom KMV Bamberg
Eine Feder für Winnetou –
Junge Karl-May-Autoren ganz groß
Der Schreibwettbewerb „Karl May junior“ des KarlMay-Verlags geht in die nächste Runde!
Weit über 500 Manuskripte von Kids zwischen 10
und 15 Jahren konnte der renommierte Verlag
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verzeichnen, der seit knapp 100 Jahren fast
ausschließlich
den
sächsischen
Abenteuerschriftsteller verlegt. Auch zahlreiche Schulklassen
beschäftigten sich intensiv mit „Unter Geiern“ und
weiteren Werken Mays. Aufgabe des Schreibwettbewerbs war eine fiktive Abenteuererzählung
mit den berühmten Helden Winnetou und Old
Shatterhand – eine schöne Herausforderung für die
kreative Energie der Jungautoren.
Auf der Website des Verlags www.karl-may.de und
unter www.winnetou.de lässt sich dazu noch einmal
alles nachlesen. Nach der ersten Vorauswahl, die
bereits auf eine hohe Qualität der Einsendungen
schließen lässt, wertet nun im Sommer 2011 die Jury
mit bekannten Namen wie Wolfgang Hohlbein und
Tanja Kinkel - unter Schirmherrschaft von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen - die Ergebnisse
aus und wählt die Siegergeschichten. Rechtzeitig zur
Leipziger Buchmesse im März 2012 werden die
besten Geschichten in einem eigenen Buch mit dem
Titel „Eine Feder für Winnetou“ veröffentlicht. Den
ersten drei Gewinnern des Wettbewerbs winkt eine
Einladung nach Leipzig und die feierliche
Preisübergabe im Rahmen der Buchmesse.
5. Sammeln als Hobby
von Thomas u. Gabi Maurer
Da die Filme nebst dem Buchsammeln ein wichtiger
Aspekt in den Karl-May-Kreisen ist, bat ich unseren CHKMF und KM-Film-Spezialisten Thomas Maurer, uns
etwas über sein Hobby zu berichten. Seine Angaben
können allen Film-Spezialisten sicher wertvolle Hinweise
über Sammelstücke und Raritäten geben. E Elbs
Eine Auswahl von Farb-Karten: Im Uhrzeigersinn von oben
links: Werbe-Postkarte für ein Karl-May-Filmfest, Postkarte von
den Karl-May-Festspielen in Elspe, Aktuelle Touristenkarte aus
Kroatien (Plitvicer-Seen) Sammelkarte unbekannter Herkunft
mit Marie Versini, Holländische Sammelkarte (Karin Dor als
Ribanna, fälschlicherweise als Marie Versini bezeichnet)
Kreuzer-Malfix-Sammelkarte, Farbpostkarte vom Rüdel-Verlag
Postkarten zu den Winnetou-Filmen
Ein ganz wichtiger Teil unserer Winnetou-FilmSammlung umfasst die vielen Karten, die v.a.
während der Karl-May-Filmwelle in den 60er Jahren
in grosser Zahl in Umlauf gebracht worden sind.
Neben verschiedenen Star- und Autogrammkarten
wurden zu diversen Filmen ganze Serien mit dem
ungefähren
Ablauf
der
Handlung
und
entsprechendem Begleittext auf der KartenRückseite gedruckt. Die farbigen Karten waren
damals etwas Besonderes und fanden reissenden
Absatz, was dazu führte, dass sie in hoher Zahl
nachgedruckt und immer wieder neu aufgelegt
wurden. Die schwarz-weissen (s/w)
Motive
dagegen, obwohl viele als echte Foto-Abzüge in sehr
guter Qualität hergestellt wurden, erfreuten sich
geringerer Beliebtheit. Entsprechend kleiner war
ihre Auflage, dafür stehen sie heute bei den
Sammlern umso höher im Kurs. Über die genaue
Anzahl der Karten, farbig oder s/w, kann nur
spekuliert werden. Neben den von offizieller Seite
lizenzierten Produkten gab es auch einige
„Raubkopien“. Ich möchte keine Auflistung der
Karten vornehmen sondern auf einige mir bekannten
Besonderheiten, Kuriositäten und Abweichungen
hinweisen. Für weitere Hinweise bin ich sehr
dankbar. Wie bei unserer ganzen Sammlung
beschränke ich mich hier auf die Winnetou-Filme.
Farbige Karten aus dem Ilse-Stern-Verlag
Die bekanntesten Serien sind diejenigen aus dem
Ilse-Stern-Verlag (ISV). Ilse Stern war vermutlich
die Gattin des Firmen-Inhabers, der mit den Karten
wohl ein kleines Vermögen machte. Über den in
München beheimateten Verlag ist nur wenig
bekannt, da die Karten keine wirkliche
Herkunftsbezeichnung aufweisen. Ein Teil der
Karten wurde in Wundertüten der Fa. Julius und
Meyer, Saarbrücken zusammen mit Puffreis
vertrieben. Diese Karten sind zum Teil anders
nummeriert und weisen keinen Text zur FilmHandlung auf. Was die Buchstaben E bzw. R vor der
Seriennummer bedeuten entzieht sich meiner
Kenntnis.
Wer die Postkartenserien selber nicht besitzt, kann
unter der Internetadresse
home.nexgo.de/gerdfroebel/GF1.html alle Karten
anschauen und vergleichen.
Serie zum Film „Winnetou 1“ (35 Karten E1-E35)
Die Karten E2, E17 und E30 gibt es jeweils auch als
Spiegelbild mit anderer Nummer und ohne Text zur
Handlung. Vermutlich handelt es sich um Karten
aus Wundertüten.
Dazu nachfolgendes Bild.
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Bild 1: Spiegelverkehrte Postkarte aus ISV-Serie Winnetou 1
Die Karte E3 zeigt „unseren“ Kaskadeur Emil
Mikuljan als Double des Schwarzen Adlers
Die Karten E19, E23 und E28 zeigen Szenen aus
dem Film „Der Schatz im Silbersee“
Bei der Karte E27 handelt es sich um ein gestelltes
Bild (Im Film sieht man Pierre Brice erst in der
Schlussszene zu Pferd mit der Silberbüchse!)

Serie zum Film „Winnetou 2“ (32 Karten, R1-R32)
Die Motive in dieser Serie sind etwas wirr und
haben häufig keinen Bezug zur Handlung. Einige
Karten wurden eingefärbt oder zumindest
nachkoloriert und wirken etwas kitschig (abgesehen
von Motiven wie Ribanna mit einem Blumenstrauss!)
Karte R1 zeigt Pierre Brice im Film „Winnetou1“,
gut ersichtlich anhand der Perücke.
Die Karten R4 und R5 stammen aus dem Film
„Unter Geiern“
Die Karten R11 und R18 zeigen den Kaskadeur
Zlatko Hrastinski bei den Dreharbeiten
Karte R12 zeigt die Kulisse der Westernstadt
Roswell aus „Winnetou 1“
Die Karten R13 und R20 gehören zum SilberseeFilm: Nur in diesem trägt Lex Barker eine Kette aus
Bärenkrallen und Hatatitla ein Zaumzeug mit
Ketten. Winnetou lässt sich wieder anhand der
Perücke und des Stirnbandes zuordnen.
Serie zum Film „Winnetou 3“ (Karten 1-32)
Für mich die qualitativ beste Serie, sowohl von der
Auswahl der Bilder wie von der Qualität her. Dazu
gibt es ein Büchlein, in das die Karten eingeklebt
werden können.
Auf Karte Nr. 14 erkennt man die Kaskadeure
Simun Jagarinec (als Double von Pierre Brice) und
Ivo Kristof
Karte Nr. 17 zeigt Pierre Brice im Film „Der
Ölprinz“: Er versteckt seine bei diesen Dreharbeiten
lädierte rechte Hand hinter seinem Rücken. Im
Hintergrund erkennt man den Fluss Cetina.

Serie zum Film „Der Schatz im Silbersee“
(32 Karten, E51-E82)
Karte E59 zeigt eine (seitenverkehrte) Szene aus
„Winnetou 1“ (Angriff der Apachen auf Roswell)
Bei der Karte E61 handelt es sich um eine gestellte
Szene am Rande der Dreharbeiten. Götz Georg trägt
im Film nie einen Hut!
Die Karten E63, E75 und E81 gehören zum Film
„Winnetou 2“
Serie zum Film „Unter Geiern“ (Karten 1-64)
Meines Wissens gibt es in dieser Serie keine Karten,
die anderen Filmen zuzuordnen sind. Es handelt sich
um die ausführlichste und umfassendste Serie. Sie
widerspiegelt den Höhepunkt der Karl-MayFilmwelle.
Auf Karte 12 erkennt man im Vordergrund die
Positions-Brettchen für die Schauspieler sowie die
Schienen für den Kamerawagen
Von dieser Serie besitze ich 2 Karten mit
jugoslawischem und slowenischem Text auf der
Rückseite. Als Herausgeber wird der Verlag
Mercator, Ljubljana angegeben.
Bild 2 und 3: Rückseite einer slowenischen Karte aus der ISVSerie Unter Geiern, daneben die deutsche Original-Karte
Serie zum Film „Der Ölprinz“ (1-32)
Auch in dieser Serie habe ich kein Fehlbild
gefunden. Interessant sind die Karten 26 und 28: Auf
beiden ist gut zu sehen, wie Pierre Brice seinen
verletzten Zeigefinger im Schmuckgürtel des
Tomahawks versteckt. Um den verbundenen Finger
zu kaschieren, trägt Pierre Brice im Film nur sein
Kriegsbeil aber nie die Silberbüchse herum.
Weitere Farbkarten
Eine interessante Serie mit 30 Karten erschien in der
damaligen Tschechoslowakei. Auf der Rückseite
findet sich die Bezeichnung „Pressfoto PRAHA“,
dazu Angaben zum jeweiligen Film und zur
Besetzung. Die Namen der Schauspieler wurden
dazu zum Teil ans Tschechische angepasst: Marie
Versiniova, Karin Dorova aber auch unser
Lieblingsschriftsteller wurde zu „Karla Maye“. Die
Motive stammen alle aus den Filmen Winnetou 1-3,
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Silbersee und Old Shatterhand und sind bis auf 5
Ausnahmen Ausschnitte aus den entsprechenden
deutschen Aushangfotos. Die weissen Ovale mit den
Filmtiteln wurden dazu heraus retuschiert. Auf
verschiedenen Karten ist gut zu sehen, dass der
fehlende Bildteil von Hand nachgemalt worden ist.
Ohne Lizenz des KM-Verlages und der Filmindustrie wurden auf Jahrmärkten und Volksfesten
eingefärbte Karten und einige grössere Bilder mit
Filmmotiven vertrieben. Die Karten weisen keine
Nummern auf und sind z.T. grell und falsch
eingefärbt. Niemand weiss, wie viele es gibt und
woher sie stammen. Vielleicht sind sie deshalb so
begehrte Objekte und heissen unter Sammlern
einfach „Kirmes-Karten“.
In einem osteuropäischen Land (Slowenien,
Jugoslawien?) wurden ähnliche Karten mit mieser
Druckqualität vermutlich ebenfalls als Raubkopien
vertrieben. Einige davon weisen auf der Rückseite
Zeichnungen und Werbung für Lebensmittel auf.

Bild 4: Praha-Fotokarte (rechts) aus der Tschechoslowakei mit
dem entsprechenden deutschen Aushangfoto (links)



Bild 6: Raubkopie-Karte aus Osteuropa mit GemüseWerbung auf der Rückseite
Eine kleine, feine Serie mit z.T. tollen Sujets gibt es
von einem Krüger-Verlag über den Film „Old
Shatterhand“. Die Kartenserie ist speziell, weil es
damals wohl aus lizenz-rechtlichen Gründen kaum
Fan-Artikel über diesen Film gab. Erst in neuerer
Zeit wurde diese Lücke mit dem Film-Bildband und
dem Kalender (2011) etwas ausgefüllt.


Auch der Rüdel-Verlag, der sonst vor allem s/wKarten vertrieb, versuchte sich gegen Ende der KarlMay-Filmwelle noch mit einigen Farbpostkarten:
Eine kleine Serie mit nur 6 Motiven zum letzten
Film „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“
sowie ein Leporello mit 10 Sujets aus verschiedenen
Winnetou-Filmen sind heute rare Sammlerartikel.
Gerade bekam ich von München Kulturmarketing
die Einladung und Information zu einer ersten
Ausstellung zu Karl May, welche in Iphofen in
Bayrisch-Franken am Sonntag, 6. Nov. 2011 startet
und bis 22. Januar 2012 dauert. Thema der Sonderausstellung „Karl Mays Traumwelt - Illustrationen
und Originalgrafiken von Winnetou & Co“.
Gezeigt werden rund 150 Objekte aus den Jahren
1893-2010; Originalgrafiken, Bucheinbände und
Illustrationen. Ort der Ausstellung ist, man lese und
staune, das Knauf-Museum in Iphofen.
Der Gründer Dr. Alfons N.
Knauf, den die Materie Gips
zeitlebens faszinierte, trug mit
seinem Bruder Karl Knauf über
200 Repliken der schönsten
Museumsstücke der Welt zusammen und präsentiert sie in
seinem prächtigen Barockbau.

Bild 5: herrlich kitschige Kirmes-Karten (zum Folgenden)
6. Aktuelles zu Karl May
von Elmar Elbs
Das 100. Todesgedenkjahr Karl May wirft seine
Schatten oder besser gesagt Strahlen voraus.
Wer kommt mit mir zur Ausstellungseröffnung am
6. November 2011, eine Zugsreise in das schöne
Frankenland? Bitte mir melden!
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Unser CH-KMF Willi Olbrich fand in Wels (A)
einen interessanten Hinweis auf einen Film der
immerhin den Titel „Auf Winnetous Spuren“ trägt
und von Unit Artist im Constantin Filmverleih
vertrieben wurde. Es ist nach dem Inhalt zu
schliessen eine „Lederstrumpf“ imitierte Geschichte
die zwischen Engländern, Franzosen, Huronen-,
Ottawa- und Mohikaner-Indianern am Iroquis-Pass,
der zwischen dem St. Laurence-Strom und dem
Hudson-River-Tal liegt, sich abspielt. Eine veritable
Liebesgeschichte gehört natürlich auch dazu. Also,
ausser dem Titel ist nichts von Karl May drinnen,
darum kennt auch das KMV-Filmbuch nichts davon.
Dieser Film lief im Sommer 1952.
7. Karl-May-Aktivitäten
von Gerd Hardacker
Der Dinslakener Karl-May-Stammtisch hat sich
etabliert
Einmal im Monat treffen sich die Dinslakener KarlMay-Freunde im Lokal „Die Karawane“. Das
arabische Ambiente regt die Phantasie an und bei
Kuskus und einer Wasserpfeife lässt sich trefflich
plaudern. Ein festes Thema bestimmt die Runde, wie
z.B. der Name Winnetou oder die fremdsprachigen
Ausgaben. Mittlerweile ist der Stammtisch weit über
die Grenzen Dinslakens bekannt und so kommen
Fans aus Dortmund, Moers, Oberhausen zum großen
Palaver.
v.l-n.r.: Birgit Gargitter, Jürgen Friedrich, Dirk Günther - Vater
v. Janis, Heinz Lederhas, Rolf Eising CH-KMF, sitzend: Steffen
Rinkefeil, Janis Günther, Gerd Hardacker CH-KMF
Ein treuer Gast ist auch der CH-KMF Rolf Eising
aus Essen. Die einzige Frau in der Runde ist
Mitarbeiterin der lokalen Presse, sie sorgt für die
nötige Publicity und gibt Themen und Termine
bekannt. Nicht zu vergessen unser Janis. Janis ist
stolze 12 Jahre alt, aber beileibe kein Greenhorn. Er
ist der Experte in Sachen Karl-May-Festspiele wie
Elspe und Bad Segeberg. Am 28.7.2011 treffen wir
uns wieder und unser Thema sind die Festspiele in
Bad Segeberg.
Schon lange wissen wir Bescheid um Gerd Hardackers Erfolg mit seinem Karl-May-Stammtisch.
Regelmässig schreibt auch die Neue Ruhr Zeitung
(NRZ) über seine Aktivitäten dies und jenseits des
Rheins. Denn Gerd hat, schon lange bevor er den
Stammtisch gründete eine Zusam-menarbeit mit
dem Litauischem KM-Freund Jocubas Skliutauskas den er in seiner Arbeit unterstützt(e). So kam
es auch schon zur Mithilfe für Ausstellungen in
Kelme über die er auch kürzlich in den KMGNachrichten Nr. 167 berichtete.
Elmar Elbs
8. Wiener „Schmäh“
Eine Zuschrift via Internet und Mail
zu CH-KMF-INFO 3/2011 v. Rolf J. G. Stadelmayer
(oder KM-Forschung im leichten Clinch, ee)
Im INFO 3/2011 bezieht sich Elmar Elbs auf den
WIENER KARL MAY BRIEF (WKMB) 2/2011
und schreibt: »Etwas hinterhältige Freude habe ich
nochmals mit Willy Brauneders Artikel „Karl-MayForschung an neuen Ufern“«. In diesem WKMB
wird auch mein Aufsatz aus den MITTEILUNGEN
DER
KARL-MAY-GESELLSCHAFT
Nr.
166/Dezember 2010 „Die Namensvettern der sechs
Surveyors – Nicht nur Sprachforscher“ angesprochen. Diesen zugegebenermaßen als Glosse
deklarierten Artikel empfinde ich allerdings doch
dort, wo es besonders unsachlich wird, schon eher
als Wiener Schmäh. So, wenn nur einer der von mir
genannten Namensvettern, George M. Wheeler, als
Surveyor (Feldmesser) genannt wird, denn dabei
werden weitere May-Bezüge nicht erkannt. Erstens
ist dies der eindeutige Bezug zum Namensvetter und
ebenfalls Surveyor Randolph B. Marcy. Zweitens
hat Survey u. a. auch die Bedeutung von Umfrage,
Erhebung. In diesem Sinne sind also die Namensvettern Johann B. White, Hubert H. Bancroft und
Stephen R. Riggs durchaus als Surveyors zu
bezeichnen, da sie zur Erforschung der Indianer die
ethnologischen Methoden der Befragung und
Datenerhebung benutzt haben.
9. KMV-Neuheiten
mitgeteilt
Bereits im Juni 2011 erhielt ich von unserem CHKMF und Junior-Verleger des Karl-May-Verlages
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Bernhard Schmid das Werbeblatt Vorschau Herbst
2011 zugesandt. Dieses bietet zur grossen Überraschung einige erfolgversprechende Neuheiten.
Im Fernen Westen Bd. 98 enthält die Titelerzählung
und die Erzählung „Der Fürst der Bleichgesichter“.
Sie stammen aus Mays früher Schaffenszeit. Die
Titelerzählung wurde schon 1975 als Reprint der
Ausgabe von 1879 herausgebracht.
Ebenfalls noch im August 2011 kommt eine
biografische Jahresschau zur Auslieferung. Jeder
Tag enthält ein biografisches Ereignis, dazu unterteilen 52 Essays die Wochen. Sie greifen stets ein
mit einem Tag der laufenden Woche verbundenes
Thema auf, versehen mit einer dazugehörigen
Abbildung. Wir können gespannt sein!
Noch im August 2011 kommt eine Neuauflage des
sehr begehrten lateinischen Winnetou III „Vinnetv“
auf den Markt. Wie mir Freunde mit Latein-Studium
immer sagten, ist dies eine sehr gute, lesbare Fassung.
Freuen dürfen wir uns dann im Januar 2012, wenn
das „Lesebuch“ Karl-May heraus kommt.
Es enthält:
- Wildwestromantik mit Winnetou und Old
Shatterhand,
- Orientabenteuer mit Kar Ben Nemsi und Hadschi
Halef
- Reiserzählungen aus aller Herren Länder
- Humoristisches um den „Alten Dessauer“
- Historische Novellen
- Krimi aus Mays sächsischer Heimat und vieles
mehr.
Möge dieser Grossband im Format 14.7 x 21 cm und
mit 512 Seiten, mit Landkarten auf Vor- und Nachsatz, gerade die Jugend ansprechen. Die Schwarzweiss-Illustrationen sollten die Jugendlichen zum
Lesen verführen. Dies wird sicher eine wichtige
verlegerische Aufgabe werden!
Ebenfalls gespannt erwarte ich im Okt. 2011 den 4.
Band der Karl May Welten, der wieder einen
spannenden Mix aus vielen Themen zu Karl May
bringt. ee
Wer den grossen prachtvollen Bildband
Karl May in seiner
Zeit von
Klußmeier/Plaul noch
nicht in seiner
Bibliothek hat, sollte
nun zugreifen, denn er
kostet nur noch 49€ oder
69.90 Franken.
Auf 512 Seiten bietet er
1500 Farb- und S/WBilder. Es ist ein Leseund Schauerlebnis und
lässt Mays Zeit erleben.
10. Am Marterpfahl
Gerne möchte ich nochmals für die Winnetou Trilogie von unserem CH-KMF Engelbert Gressl werben.
Ich denke es ist lohnenswert, diese Bücher sich
selbst oder Kindern aus dem Familienkreis zu
schenken. Jetzt gibt es die Ausgabe im Schuber
„Winnetou reloadet“ zum Preis von 53.40 Euro mit
vier Landkarten und der Autor hat alle drei Bücher
handsigniert. Wer bestellt sie gleich nach diesem
folgenden Einleitungskapitel?
Engelbert Gressl
Freunde am Marterpfahl
Leseprobe
l. Am Marterpfahl
Zum ersten Mal seit Wochen sah ich die Sonne
wieder und spürte den warmen Hauch des
Herbstwindes im Gesicht. Ganz langsam verließ ich
den Raum, in dem ich mich von meiner schweren
Verletzung erholt hatte. Heute also sollte es
geschehen. Heute sollte ich sterben.
Sam und meine beiden Freunde Will Parker und
Dick Stone waren schon mit starken Lederriemen an
die knapp vor dem Rand einer Schlucht aufgestellten
Marterpfähle gefesselt.
Langsam schritt ich auf den Versammlungsplatz des
Indianderdorfes zu. Als ich ihn erreichte, entdeckte
mich Sam Hawkens sofort.
„Schaut nur, da kommt Old Shatterhand!", rief er
laut. Ich blieb kurz stehen und sah mich um. Die
Apachen hatten einen Kreis um mich gebildet. Ein
Entkommen war völlig unmöglich. Ich atmete tief
durch und versuchte keine Angst zu zeigen.
Rechts neben Sam und den anderen beiden stand
noch ein leerer Holzpfahl, vor dem mehrere zu-
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sammengerollte Riemen am Boden lagen. Ich wusste
sofort, dass dieser Marterpfahl für mich bestimmt
war.
Hinter den vier Pfählen konnte ich eine kaum bewachsene, aber sehr schöne Landschaft erkennen,
durch die sich ein tiefblauer Fluss schlängelte. Der
steile Abhang, der zum Rio Pecos hinunterführte,
war mit Geröll und Sand bedeckt.
Winnetou machte eine Handbewegung. Er zeigte in
Richtung Marterpfahl. Langsam ging ich weiter und
lehnte mich an das glatte Holz.
Zwei kräftige Apachenkrieger fesselten mich mit
Lederriemen an den Marterpfahl. Winnetous Vater
Intschu-tschuna stand nur wenige Meter vor mir. Er
hatte die Arme verschränkt und beobachtete mich
ganz genau.
Als ich gefesselt war, begannen einige Krieger
damit, ihre Marterinstrumente vor sich auf dem
Boden aufzulegen. Ich sah kleine spitze Messer,
Tomahawks, Pfeile und vieles mehr. Mein Hals
schnürte sich zu. Ich bemühte mich angestrengt, mir
meine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
„Ha, ha. Das Greenhorn glaubt an Gerechtigkeit",
rief Sam.
„Beinahe hätte ich beweisen können, dass wir
Freunde der Apachen sind."
„Was heißt beinahe?'', fragte Hawkens.
„Weil der Gegenstand, der es beweisen könnte,
leider weg ist", antwortete ich leise.
Winnetou, der mir bisher mit unbeteiligter Miene
zugehört hatte, bekam augenblicklich einen zornigen
Gesichtsausdruck.
„Sei still!", fuhr er mich an. „Die Angst vor dem
Tod macht dich zum Lügner. Ich habe fast geglaubt,
dass Old Shatterhand kein Feigling ist. Aber du
enttäuscht mich. Dafür wirst du besonders hart
bestraft werden."
Wenn mir in diesem Moment jemand gesagt hätte,
dass der junge Häuptlingssohn schon bald mein
bester Freund und Blutsbruder sein würde, ich hätte
ihm nicht geglaubt.
Sam Hawkens, der ganz außen an seinen
Marterpfahl gebunden war, drehte den Kopf in
meine Richtung.
„Für uns gibt es kein Entkommen mehr, geschätztes
Greenhorn. Uns stehen furchtbare Qualen bevor!",
rief er mir an den anderen vorbei zu.
Die schönen Bände als Hardcover haben auch ein Lesebändelchen!
Dann grinste der kleine Westmann aber und
kicherte: „Mich juckt die Perücke, aber aus
irgendeinem Grund kann ich meine Hände nicht
bewegen und mich kratzen, hihihihi."
Fünf Apachen setzten sich auf den Boden und
klemmten ihre Trommeln zwischen die Beine. Ganz
leise und monoton begannen sie mit ihren Händen
auf die gespannte Tierhaut zu schlagen.
„Sie fangen an", murmelte Will Parker. Dick Stone
nickte: „Jetzt ist es aus und vorbei." „Ist dir klar,
dass wir sterben müssen?", rief Sam herüber. Ich
schüttelte den Kopf. „Nein, das hoffe ich nicht."
„Ich habe schon bessere Witze von dir gehört, wenn
ich mich nicht irre, hihihi. Schon bald werden wir
als Engel auf Wolken sitzen und Harfe spielen."
Hawkens legte die Stirn in Falten.
„Shatterhändchen, warum redest du solchen Unsinn?
Wir stehen gefesselt am Marterpfahl und das Fest
beginnt. Wie kannst du da noch Hoffnung haben?",
fragte Sam.
„Weil ich glaube, dass die Gerechtigkeit siegen
wird", entgegnete ich kurz.
Engelbert Gressl bei seiner Lesung in Lochau/Vlbg. 30.3.2009
11. Schlusspunkt
gefunden von Pia Nakanishi, Schaffhausen
Nun ist es schon fast 50 Jahre her, dass Pierre Brice
als Winnetou, der Häuptling der Apachen, zum
ersten Mal im Kino zu sehen war. „Einen Erfolg als
Winnetou zu haben, ist für einen Schauspieler, wie
einen Preis zu gewinnen.“ Heute sei vieles anders:
Damals habe man sich nicht gegen Helden wie
Harry Potter behaupten müssen.
Schaffhauser Nachrichten, 1. Juni 2011, S. 16
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Info 4/2011
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