Tabak bei Indianern und Arborigines

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Tabak bei Indianern und Arborigines
Tabak bei Indianern und
Arborigines
Handeln, Sammeln,
Kultivieren Indianer und Tabak
Tabakersatz- und Zusatzstoffe
bei den nordamerikanischen
Indianern
Lange vor der Ankunft der „Weißen Männer“ verwendeten die meisten der
nordamerikanischen Indianerstämme Tabak. Von den verschiedenen Wildarten
wurden einige gesammelt oder sogar kultiviert. Unter den kultivierten war der
Bauerntabak (Nicotiana rustica) am weitesten verbreitet. Er stammt jedoch
ursprünglich aus Südamerika, und kommt in Nordamerika nur in Kultur vor. Er
war überall zu finden, wo auch Mais angebaut wurde, d.h. in Mexiko und im
Gebiet der südlichen und östlichen, heutigen USA. Wie weit nördlich der
Tabakanbau reichte, zeigt ein Bericht von 1603, der von kultiviertem Tabak bei
Quebec schreibt.
Die nordamerikanischen Indianer verwendeten mehrere Wildtabakarten sowie
den Bauerntabak (Nicotiana rustica). Bauerntabak stammte ursprünglich aus
Südamerika, wurde aber von den Mexikanern und den Indianerstämmen im
Osten Nordamerikas wegen seines hohen Nikotingehaltes (bis zu 8%) kultiviert.
Diesen starken Tabak vermischten sie mit anderen getrockneten Pflanzen, um
den kratzigen Tabakgeschmack zu mildern und ihre Tabakvorräte zu strecken.
Die Mischung wurde als „Kinnikinnick“ bezeichnet. Pflanzen, die zum Mischen
bevorzugt verwendet wurden, waren:
Gesammelt und teilweise auch kultiviert wurden z.B. N. bigelovii
und N. attenuata. N. attenuata hat viel kleinere Blätter als N.
bigelovii, ist aber kälteverträglicher. Deshalb konnte er von
Indianern des Great Basin angebaut werden. Die Nutzung von N.
trigonophylla dagegen war auf Arizona beschränkt, obwohl es viel
weiter verbreitet ist. Stämme, die keinen Tabak anbauten oder
sammelten, bezogen ihn durch Handel.
Den Anbau des Tabaks erledigten die Männer, sie bestellten und
beernteten die Beete. Bei einigen Stämmen lagen die Beete abseits
von den Gemüsekulturen, die von den Frauen betreut wurden, da
die Indianer glaubten, der Tabak beeinflusse die Gemüsekulturen
negativ. Bei den meisten Stämmen rauchten Frauen keinen Tabak.
Manche Indianerstämme hatten für den Tabakanbau einen festen
Platz, dem lediglich ab und zu Nährstoffe zugefügt wurden. Tabak
ist im Anbau mit sich selbst verträglich. Er kann also viele Jahre
nacheinander auf derselben Fläche angebaut werden.
Tabaktaschen der Indianer Nordamerikas
Abbildungen: R. Lowie, 1919, teilweise verändert
Lobelie, Indianertabak
Hartriegelarten (Cornus sericea, C. stolonifera)
Schneeball (Viburnum acerifolium)
Essigbaum (Rhus glabra)
Berglorbeer (Kalmia latifolia)
Pfaffenhütchen (Euonymus atropurpureus)
Lobelie, Indianertabak (Lobelia inflata)
Stechapfel (Datura stramonium)
Birke (Betula lenta)
Traubenkirsche (Prunus serotina)
Jeder Karl May-Leser ist bestens vertraut mit dem Begriff
„Calumet“ für die Friedenspfeife. Es handelt sich dabei
allerdings nicht um eine indianische Bezeichnung,
sondern das Wort stammt aus dem Französischen*. Bei
Verbreitung
verschiedenen Indianerstämmen hatte das Calumet zwar
des Calumet
unterschiedliche Formen, aber grundsätzlich die gleiche
Bedeutung. Das zeremonielle Rauchen des Calumet war ein wichtiges
Ritual. In besonders wichtigen Fällen wurde das Rauchen von Tänzen
und Zeremonien, dem Calumet Ritual, begleitet. Die „Friedenspfeife“
wurde geraucht, um Versprechen bindend zu machen, Frieden zu
sichern und Feindlichkeiten zu beenden, es rief den göttlichen Zorn
auf die, welche geraucht hatten und ihr Versprechen brachen, herab,
es hatte die Macht Regen zu bringen. Das Mitführen des Calumet
garantierte sogar sicheres Reisen im Feindesland. Aus allen diesen
Gründen betrachteten Pfeifenbesitzer das Calumet als das Heiligste
der Dinge in ihrem Besitz.
Das Calumetrauchen war im zentralen Nordamerika verbreitet. Bei
Calumet
den Irokesen, die als östlichste Indianerstämme zuerst mit den weißen Siedlern
Kontakt hatten, wurde das Ritual des Calumet-Rauchens, erst spät eingeführt. Es
wird vermutet, dass sie diesen Brauch von Stämmen aus der Prärie übernahmen,
als sich der Pelzhandel zunehmend nach Westen verlagerte.
Insgesamt hatten die nordamerikanischen Indianerstämme fast 20
verschiedene Pfeifentypen in Gebrauch. Die Pfeifenköpfe waren meistens aus
Stein geschnitten, manche aber auch aus Ton gefertigt. Bemerkenswert ist,
dass die Gesichter und die Tiere als Verzierung auf den Pfeifenköpfen den
Raucher anblickten. Auf den Pfeifenkopf wurde der teilweise recht lange,
Pfeifenstiel aufgesteckt, der häufig noch mit Federn verziert war.
Indianische Pfeifenköpfe
Abbildungen: George West, 1934, teilweise verändertt
* Calumet von Chalumeau = Schilfrohr, Rohrpfeife
Essigbaum
Auch Öl oder tierische Fette wurden zugegeben, um das Stauben der trockenen
Blätter zu verhindern. Einige der verwendeten Zutaten sind giftig oder verstärken
halluzinatorische Wirkungen.
Nicht nur als Beimischung zum Tabak, sondern meistens pur wurden Blätter der
Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) von Indianerstämmen aus dem Plateau
(nördlich des Great Basin) geraucht, wo Tabak aus klimatischen Gründen nicht
wuchs. Er konnte nur durch Handel erworben werden. Bärentraube wurde ebenso
als „kinnikinnik“ bezeichnet. Sie enthält kein Nikotin und die Wirkung ist
schwächer als die von Tabak.
Von den Huichol-Indianern Mexikos wurde zum Beimischen häufig Anis-Tagetes
(Tagetes lucida) verwendet. Diese soll die Inhalation erleichtern und die
Nikotinwirkung verstärken. Die Mischung wurde als „Yahutli“ oder „Tumutsali“
bezeichnet. Bei Tabakmangel wurde Tagetes auch pur geraucht.
Fotos : Gregor Aas, Ulrike Bertram, Internet
Das Calumet,
die „Friedenspfeife“ der
Indianer
Berglorbeer
Anis-Tagetes
Gebrauch von Nikotin bei den
australischen Aborigines
Die Verwendung von Stimulantien, Rauschmitteln und
Narkotika ist tief in der Geschichte der Menschheit verwurzelt.
So kannten auch die Ureinwohner Australiens Pflanzen, die zu
diesen Zwecken eingesetzt wurden. Es ist jedoch nur wenig über
dieses Wissen erhalten und belegt. Die Besiedelung Australiens
durch die Weißen ging vielerorts mit der Vernichtung von
Eingeborenen-Stämmen einher. Stammesverbände lösten sich
auf und tradiertes Wissen ging verloren. Viel zu spät wurden Aborigin mit „Pituri“
ethnobotanische Forschungen zur Nutzung von pflanzen bei
Aborigines begonnen und so bleibt manches im Unklaren.
Bewiesen ist die Nutzung von Nikotin als Droge bei den Aborigines
hauptsächlich als Stimulans. Als Nikotin-Lieferanten kommen australische
Wildtabake und eine Duboisia-Art (Solanaceae) in Frage. Durch die Forschungen
von Pamela Watson (1983) wurde die Verwendung von Duboisia hopwoodii als
„pituri“ weitgehend aufgeklärt. „Pituri“ ist eine stimulierende Pflanzendroge, die
gekaut wurde. Jedoch ist nicht bekannt, ob und wie die australischen
Wildtabakarten durch die Aborigines vor der Zeit der Besiedlung durch die
Weißen verwendet wurden. Wenn Wildtabak benutzt wurde, dann wurde er mit
ziemlicher Sicherheit nicht geraucht, sondern gekaut, so wie der „pituri“ auch.
Die Ausdehnung des Begriffes „pituri“ in der Literatur auch auf die Wildtabake,
führte zu einiger Konfusion bei späteren Bearbeitern der Thematik.
Die Verwendung von Nicotiana gossei scheint einigermaßen
gesichert zu sein, obwohl er nur etwa 1,1% Nikotin enthält (N.
tabacum etwa 1,5% je nach Sorte) während Duboisia
hopwoodii an wenigen Standorten bis zu 5% erreichen kann.
(D. hopwoodii ist weit verbreitet, aber der Nikotingehalt ist
unterschiedlich hoch.) Angeblich wurde auch N. benthamiana
von den Eingeborenen gekaut. Absolut sicher ist nur die
Verwendung von Wildtabaken nach der Einführung des Echten
Kräutersammelnde
Tabaks (N. tabacum) durch die Weißen. Wildtabak war für die
Aborigines
Aborigines Ersatz für den teuren Echten Tabak.
Abbildungen: Jennifer Isaacs, 2000