An der nationalen Spitze behauptet

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An der nationalen Spitze behauptet
Sport
ZO/Av U Montag, 26. Februar 2007
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Curling-SM Die Dübendorfer Curlerinnen sichern sich in Wetzikon die zweite WM-Teilnahme in Folge
In Kürze
Böckli verpasst die Top 30
Biathlon. Claudio Böckli belegte an der
Biathlon-EM in Bansko den 31. Platz.
Eine bessere Klassierung vergab der
Seegräbner erneut wegen einer ungenügenden Schiessleistung. Böckli verfehlte
das Ziel nicht weniger als fünfmal. (zo)
Das Meazza freigegeben
Fussball. Die beiden Mailänder Serie-AVereine, Inter und die AC Milan, dürfen
das Giuseppe-Meazza-Stadion wieder
ohne Beschränkungen nutzen. Nach der
Nachrüstung durch elektronische Drehkreuze sind die Auflagen aufgehoben.
Nach den Krawallen in Catania hatten
die Mailänder Klubs auf Grund der verschärften Sicherheitsbedingungen nur
den Saisonabonnenten Zutritt zu ihren
Heimspielen gewähren dürfen. (si)
Bayern verstärkt sich
Fussball. Bayern München verstärkt die
Kreativabteilung: Auf die nächste Saison
hin stösst von Estudiantes José Ernesto
Sosa zum Renommierklub. Der 21-Jährige hat gemäss argentinischen Medien
für vier Jahre unterschrieben. (si)
Andreas Felix läuft 1:49
Leichtathletik. Der Effretiker Andreas
Felix hat beim Hallenmeeting in Magglingen den 800-m-Lauf gewonnen. Der
Oberländer siegte in 1:49,00 Minuten
und war damit mehr als zwei Sekunden
schneller als bei seinem «Goldrennen»
an den Schweizer Meisterschaften. (zo)
Vier Athleten an der EM
Leichtathletik. Swiss Athletics hat eine
Athletin und drei Athleten für die Hallen-EM in Birmingham (2. bis 4. März)
selektioniert. Nächstes Wochenende
vertreten Fabienne Weyermann (LV Langenthal) und Andreas Baumann (LC
Zürich) über 60 m, Hürdensprinter Andreas Kundert (LC Brühl) und Weitspringer Julien Fivaz (CA Genève) die
Schweiz. (zo)
Gutes Resultat von Zaugg
Rad. Oliver Zaugg beendete die Kalifornien-Rundfahrt als bester Schweizer
im 37. Rang. Eine bessere Platzierung
vergab der Pfäffiker Radprofi im Zeitfahren, das er als 102. beendete Den
Sieg sicherte sich der US-Amerikaner
Levi Lepheimer. (zo)
An der nationalen Spitze behauptet
Zum zweiten Mal nach 2005
hat das Frauenteam des
CC Dübendorf mit Skip Silvana
Tirinzoni den SchweizerMeister-Titel gewonnen. Flims
mit Mirjam Ott musste sich in
Wetzikon mit Silber begnügen.
Mirjam Otts Enttäuschung dürfte
nicht zuletzt auch daher rühren, dass
Tirinzoni mit dem Meistertitel bereits einen ersten Schritt in Richtung Vancouver 2010 getan hat. Für Ott, die ihren Fokus auf die Teilnahme an den nächsten
Olympischen Spielen ausrichten will,
wird die Ausgangslage in den nächsten
Jahren nicht einfacher. An der diesjährigen SM wurde offenbar, dass die Spitze
im Schweizer Frauencurling auf hohem
Niveau sehr ausgeglichen ist.
Florian Bolli
Wegweisende Weltmeisterschaft
Dass im Curlingsport Zentimeter
über Sieg oder Niederlage entscheiden
können, bewies das Finalspiel der
Frauen am Samstagnachmittag eindrücklich. Die Flimser Curlerinnen um
Skip Mirjam Ott hatten den Vorteil des
letzten Steines im Zusatzend. Silvana
Tirinzonis letzter Stein – eine Guard –
war nicht ganz gelungen. Ott hätte ihren
letzten Stein in die Mitte des Hauses
spielen müssen, um die Partie für sich
zu entscheiden. In einer praktisch identischen Situation war dies der zweifachen Olympia-Silbermedaillengewinnerin in der Round-Robin-Partie gegen Luzia Ebnöthers Team Zürich perfekt gelungen, am Samstag reichte es gegen
Dübendorf jedoch nicht. Dank einem
der seltenen Fehlsteine von Ott stahl die
Tirinzoni-Crew einen Stein und kann
mit dem 4:3-Schlussresultat den zweiten Meistertitel nach 2005 feiern. «Wir
haben immer daran geglaubt, und im
letzten End wussten wir definitiv, dass
es möglich ist», sagte die überglückliche
Silvana Tirinzoni nach dem Spiel.
Weil der Curlingverband mit einer
Modusänderung bewirkte, dass wieder
die aktuellen Meisterteams an den folgenden Weltmeisterschaften teilnehmen, bedeutet der SM-Titel für Tirinzoni nun auch die zweite WM-Teilnahme hintereinander. An der WM 2006
erfüllten die Dübendorferinnen die Erwartungen nicht und belegten den enttäuschenden 10. und drittletzten Rang.
Nun haben sie auf nationaler Ebene erneut starke Konkurrentinnen bezwungen (Baden, Zürich, Flims) und sich mit
dem zweiten Meistertitel innert dreier
Jahre als Spitzenteam behauptet. An der
WM im japanischen Aomori in drei Wochen darf man daher von den Dübendorferinnen ein besseres Resultat erwarten. Wer als Ersatzspielerin mitreist
wurde noch nicht offiziell bekannt, vieles deutet aber auf Mirjam Ott hin.
Richtungsweisend wird das Abschneiden von Tirinzonis Team nicht
zuletzt auch für den Verband Swiss Curling sein: Die WM 2007 ist der erste
Qualifikationswettkampf im Hinblick
auf die Teilnahme eines Schweizer Frauenteams an den Olympischen Winterspielen 2010 im kanadischen Vancouver.
Doch all dies interessierte Silvana Tirinzoni am Samstagabend noch nicht:
«Wir hatten Japan immer im Hinterkopf. Nun haben wir es geschafft. Realisieren werde ich dies aber wohl erst in
einigen Tagen – zuerst einmal wird jetzt
gefeiert», sagte die Junioren-Weltmeisterin von 1999 und verabschiedete sich
Richtung Festzelt. Dort wurden sie – ihr
siegreiches Team mit Sandra Attinger
sowie den Schwestern Esther und Anna
Neuenschwander – von einer grossen
und lautstarken Dübendorfer Delegation bis weit in den Abend hinein gefeiert, bevor gestern Mittag der offizielle
Empfang in Dübendorf auf dem Programm stand.
Unattraktives Finalspiel
So knapp die Entscheidung am Ende
war, so ereignislos verlief die Partie in
der ersten Hälfte. Die beiden Finalistenteams machten keine gute Werbung für
ihren Sport. Sie spielten zumeist defensiv und liessen die richtige Länge und
Präzision vermissen. Nach fünf NullerEnds wurde die Partie im sechsten End
lanciert, als Flims zwei Steine schrieb
und damit Dübendorf zu einer Reaktion
zwang. «Wir hatten uns das zwar so
vorgenommen, aber im Nachhinein bin
ich mir nicht mehr sicher, ob das die
richtige Entscheidung war», sagte Tirinzoni auf die Frage nach dem Grund ihrer defensiven Strategie. «Es ging im
sechsten End in die Hose und wir mussten einem Rückstand hinterherrennen.»
Stein gestohlen – Meistertitel gewonnen: Silvana Tirinzoni (rechts) und ihre
Dübendorfer Teamkolleginnen liegen sich in den Armen. (key)
Spannung kam erst im 10. End auf,
als die Partie auf beide Seiten hätte kippen können. Erst sah sich Flims in einer
sehr erfolgversprechenden Lage, nachdem Dübendorfs Nummer 2 Anna Neuenschwander zwei Fehlsteine hintereinander spielte. Dann spielte Mirjam Ott
ihren vorletzten Stein jedoch nicht optimal und eröffnete Dübendorf damit die
Chance zu einem siegsichernden Zweierhaus. Da aber auch Tirinzoni die richtige Länge nicht fand, musste letztlich
das Zusatzend entscheiden.
Für die dreifachen EM-Medaillengewinnerinnen aus Flims ist die knappe
Niederlage schmerzlich. «Silber nützt
uns nicht viel», sagte die sichtlich enttäuschte Mirjam Ott. «Dübendorf ist ein
gutes Team, es war ein ausgeglichenes
Spiel». Letztlich hätten sich einzelne
nicht geglückte Steine als entscheidend
erwiesen – «wenn es eng auf eng geht
wie in diesem Final, macht das viel
aus». Zusätzlich sei ihr Team während
der ganzen Woche gesundheitlich angeschlagen gewesen.
Curling-SM Ralph Stöckli besiegt im Final Andreas Schwaller
Nordische Ski-WM Toni Livers wird Neunter
Neues Team, neuer Triumph
Davos-Sieg bestätigt
Bereits in der ersten Saison
mit seinem neuen Team Basel
Regio hat Ralph Stöckli den
Meistertitel geholt. Basel
besiegte im Final Baden 6:3.
Mit seinem 9. Platz im Langlauf-Verfolgungsrennen der WM in Sapporo hat
Toni Livers seinen Weltcupsieg in Davos
mehr als bestätigt. Den Deutschen gelang durch Axel Teichmann und Tobias
Angerer ein Doppelsieg. Bronze ging an
Pietro Piller Cottrer (It).
Beinahe wäre es Toni Livers gelungen, den Schweizer Coach Giachem
Guidon ein zweites Mal zu übertreffen.
Guidon hatte an den Titelkämpfen 1989
in Lahti (Fi) über 15 km Skating den
8. Rang erreicht. Mit seinem 9. Rang bei
einem internationalen Grossanlass hat
Livers Konrad Hallenbarter und Reto
Burgermeister egalisiert. Ersterer hatte
diese Klassierung 1984 bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo über 50
km erreicht, «Burgi» vor fünf Jahren bei
den Winterspielen in Salt Lake City über
15 km klassisch. Mit seinem ersten WMEinsatz auf Hokkaido bestätigte Livers
sein athletisches und taktisches Potenzial. So hielt sich der Bündner auf den
ersten 15 km in klassischer Technik zumeist am Schluss der Kopfgruppe auf.
«Ich wollte nicht überdrehen, sondern
ruhig laufen und verhindern, dass mir
stets ein Gegner auf die Ski steht»,
begründete Livers seine Position. (si)
Bob
Nordische Ski-WM
Schmid wieder
bester Schweizer
Fünfter Platz
für Kombinierer
Auch am Weltcuprennen mit dem
Viererbob in Königssee (De) wurde Daniel Schmid bester Schweizer. Er landete
im 7. Rang. Martin Galliker klassierte
sich auf Platz elf. Weltmeister Ivo Rüegg
wurde als Zwölfter erneut schwer geschlagen. Der Sieg ging an den Kanadier Pierre Lueders. Der WM-Zweite
errang den ersten Saisonsieg mit dem
schweren Schlitten. Gewinner des Gesamtweltcups mit dem Viererbob wurde
Jewgeni Popow. (si)
Für die Schweizer Kombinierer waren in der Staffel die Aussichten auf eine
Spitzenklassierung nach dem Springen
abgehakt. Nach einer Steigerung reichte
es wenigstens noch zum 5. Platz.
Hannu Manninen sicherte Finnland den
WM-Titel. Der Disziplinchef Hippolyt
Kempf fand nach der Staffel harsche
Worte: «Der erste Durchgang im Springen war ein Debakel.» Seine Athleten
belegten unter zehn Teams den 9. Platz;
nur Kasachstan war schwächer. (si)
Ralph Stöckli gegen Andreas Schwaller: Es war das Duell der beiden aktuell
besten Schweizer Curler, die im Dezember in Basel gemeinsam Europameister
geworden waren. Auch ihre Teams erwiesen sich auf nationaler Ebene in der
Qualifikation (Swiss League) und der
SM-Finalrunde als die besten. Der Final
verlief spannend; das Zweierhaus, das
die Basler mit dem Vorteil des letzten
Steins schon im 2. End vorlegen konnten, gab am Schluss den Ausschlag.
«Wir haben hart gearbeitet und uns diesen Erfolg verdient», sagte der in Gockhausen aufgewachsene Basler Lead Simon Strübin nach dem Final. «Die Qualifikation zu dominieren ist das eine, die
K.-o.-Spiele auch für sich zu entscheiden das andere. Im Final kam uns entgegen, dass wir schon sehr früh in Führung gehen konnten. Das Verwalten des
Vorsprungs lag uns schon immer.»
Für Stöckli war es der dritte Meistertitel nach 2002 und 2005. Am Ende der
letzten Saison trennte sich der 30-jährige St. Galler von seinem langjährigen
Team St. Galler Bär. Lead Simon Strübin
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Mit präzisem Spiel zum dritten Meistertitel: Ralph Stöckli. (bag)
folgte ihm; die beiden fanden alsbald
Verstärkung. Markus Eggler, Weltmeisterskip 1992 und Olympiadritter 2002
im Team von Andreas Schwaller, stiess
als Nummer 3 dazu. Jan Hauser vom
CC Glarus komplettierte die neue Formation als Nummer 3.
Mit Schwaller nach Kanada?
Die erste Bewährungsprobe auf internationaler Ebene wird für Basel Regio
im April an der WM in Edmonton folgen. Wer als fünfter Mann in die kanadische Curling-Hochburg mitreisen wird,
entscheidet Ralph Stöckli zusammen
mit Swiss-Curling-Sportchef Beat Jäggi
in den nächsten Tagen. Die erste Wahl
wäre Andreas Schwaller. Den grossen
Gegenspieler aus der nationalen Konkurrenz ins Team Schweiz zu integrieren, wäre die logische Konsequenz aus
den positiven Erfahrungen an den Europameisterschaften, an denen Stöckli
in Schwallers Team eine Schlüsselrolle
spielte. Stöckli legt sich zur Frage nach
dem Ersatzmann noch nicht fest, er bestätigt jedoch: «Ja, Andy Schwaller ist
ein heisser Kandidat.» (si/fbo)