Stereo-3D in der Medienproduktion - Einordnung in
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Stereo-3D in der Medienproduktion - Einordnung in
Stereo-3D in der Medienproduktion Einordnung in das CTO-Modell von Mara Seupel und Yvonne Thomas 1. Einleitung Fast 60 Jahre hat es gedauert, bis sich Stereo-3D-Filme in den Kinos und auch am heimischen Fernseher etablieren konnten [1, 2, 3]. Die Anfänge der Stereoskopie gab es allerdings bereits 1838, als Charles Wheatstone das erste Stereoskop baute [4]. In den 50er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es regelrechte 3DBooms, die allerdings schnell wieder abflachten. Der Grund dafür lag in der schlechten Umsetzung der Filme. Erst mit der Digitalisierung und somit auch der technischen Weiterentwicklung gewann Stereo-3D (S3D) an neuem Interesse. Heute ist S3D ein ernst zu nehmender Konkurrent zum herkömmlichen Film. Aus der Sensation des 3D-Filmes ist Normalität geworden, die Spaß machen soll. Allerdings gibt es nach wie vor Zuschauer, die Probleme beim Betrachten von S3D-Filmen haben. Augenschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder sogar Übelkeit sind in den meisten Fällen durch schlecht produziertes Material bedingt [3], [5]. Daneben gibt es außerdem auch etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung, die kein Stereo-3D sehen können [3], [5]. Um einen möglichst fehlerfreien S3D-Film zu erzeugen, sind viele Schritte während des Produktionsprozesses zu beachten. Diese unterscheiden sich zum Teil stark von konventionellen Produktionsprozessen, lassen sich aber dennoch in das CTO-Modell (Content, Technik, Organisation) nach Klimsa und Krömer eingeordnet. 2. Grundlagen der Stereoskopie Die räumliche Wahrnehmung ist für den Menschen selbstverständlich. Diese unbewusste Fähigkeit, wird umso interessanter, wenn man berücksichtigt, dass das Netzhautbild eine zweidimensionale Projektion der Realität ist. Es stellt sich also die Frage, welche Faktoren zu einer räumlichen Wahrnehmung beitragen. Bei der Verarbeitung der vielen Informationen zum räumlichen Sehen werden sogenannte Tiefenhinweise genutzt. Zu unterscheiden sind dabei monokulare (einäugige) und binokulare (zweiäugige) Tiefeninformationen sowie die okulomotorischen Tiefenhinweise (die Stellung der Augen und die Spannung der Augenmuskeln). Das dreidimensional Bild wird dann anhand dieser Tiefeninformationen im Gehirn zusammengesetzt. Während beim Fokussieren naher Objekte die sogenannte Akkommodation die Form der Linse verändert, bewirkt die Konvergenz eine Bewegung der Augen zu einander. Eine Spannung der Linse wird vom Gehirn als Nähe und eine Entspannung als Tiefe interpretiert und bilden somit die okulomotorischen Tiefeninformationen. Räumliches Sehen ist für den Menschen eine wichtige Fähigkeit, um sich im Raum orientieren zu können. Unser räumliches Sehen ist auf ca. 50 m Entfernung begrenzt, da dies unseren Handlungsraum bildet. Die wichtigsten monokularen Faktoren, die uns ein räumliches Verständnis der Umgebung bieten sind beispielsweise die gewohnte Größe, Verdeckungen oder auch Licht und Schatten. Daneben gibt es binokulare Tiefeninformationen, die nur im exakten Zusammenspiel beider Augen zustande kommen [6]: • Querdisparation Die Querdisparation, auch als horizontale Disparität bezeichnet, ist der Unterschied der beiden Netzhautbilder. Da unsere Augen durchschnittlich etwa 65 mm auseinander liegen und somit unterschiedliche Perspektiven einnehmen, entsteht in jedem Auge ein anderes Netzhautbild. Aus dem Abstand der Bilder kann das Gehirn relative Entfernungen berechnen. Ist die Querdisparation gleich Null, so liegt der dort abgebildete Gegenstand auf der Ebene, die das Auge fixiert hat. • Parallaxe Die Parallaxe (aus dem Griechischen für Veränderung) beschreibt die relative Position eines Objektes innerhalb der beiden Stereo-Teilbilder, relativ zum Betrachter, also den ganzheitlichen horizontalen Versatz der beiden Bilder. Bildlich ließe sich die Parallaxe durch eine Art Bewegungsvektor darstellen, dessen Größe und Richtung einen Wert der Änderung beschreibt. Die Parallaxe wächst mit zunehmender Wiedergabegröße und so sollte schon bei der Aufnahme und Nachbearbeitung bedacht werden, wie die Aufnahmen später wiedergegeben werden sollen. Abbildung 1: positive Parallaxe (links), negative Parallaxe (Mitte), Null-Parallaxe (rechts) [6] 2 • Stereobasis Unter der Stereobasis versteht man den Abstand der beiden Kameras bzw. den internen Abstand der Objektive der Stereokamera. In der Biologie ist die Stereobasis das Pendant zu dem Augenabstand. Durch die Stereobasis wird unter anderem festgelegt wo Nah- und Fernpunkt sind (siehe dazu Querdisparation) und welchen Tiefeneindruck man erhält. 3. Anwendung auf das CTO-Modell Content, Technik und Organisation sind die zentralen Begriffe des CTO-Modells nach Klimsa und Krömker, welches die Zusammenhänge der Medienproduktionsprozesse beschreibt. Der Content beschreibt dabei den Inhalt des Medienproduktes, die Technik, die „Werkzeuge“, welche für die Produktion notwendig sind und Organisation die „Ausgestaltung der Produktionsprozesse“ [7]. Zudem gibt es von Außen einwirkenden Faktoren - Rechtssystem, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft - welche in diesem Artikel nicht weiter berücksichtigt werden. Die Produktionsschritte gliedern sich in Preproduktion, Produktion, Postproduktion und Distribution. Innerhalb der einzelnen Schritte werden Content und Technik organisatorisch miteinander verknüpft [8]. Im Folgenden sollen die drei Elemente Content, Technik und Organisation in Bezug auf die stereoskopische Realfilmproduktion erläutert werden. Dabei wird auch auf die Produktionsschritte eingegangen. 3.1 Content Der Content kann als „qualifizierter Inhalt der Medien, mit anderen Worten (...) als inhaltliche Zusammensetzung medialer Produkte“ [8] verstanden werden. Er stellt die Grundlage von Medienprodukten dar und kann jegliche Art von Ton- oder Bildinformation sein. Ein S3D-Film setzt die Inszenierung von Tiefe voraus, so dass der Zuschauer die Möglichkeit hat, den kreierten Raum mit den Augen zu erkunden. Der erste Schritt in der Preproduktion ist das Erstellen eines Drehbuchs und die Visualisierung der Szenen in einem Storyboard. Neu hinzu kommt das sogenannte Tiefenskript. Dieses erweitert das Storyboard um eine Dimension und dient zur Darstellung der Tiefe innerhalb des Filmes. Wichtig ist ein solches Tiefenskript, um Sprünge unterschiedlicher Tiefen zu vermeiden. Beispielsweise der Sprung von einem Objekt hinter der Leinwand zu einem Objekt vor der Leinwand. Dabei würde der Zuschauer für einige Sekunden die 3D Wahrnehmung verlieren und müsste den neuen Punkt auf der Wiedergabeebene (Konvergenzpunkt) erst wieder finden. Mit Hilfe eines Tiefenskripts wird der Verlauf der Tiefe in Abhängigkeit der Zeit beschrieben. Die Darstellung kann als Diagramm oder Text erfolgen. Für die Planung der Tiefe müssen bereits in der Preproduktion folgende Parameter bestimmt werden: Stereobasis, Brennweite und Entfernung für Nah- und Fernpunkt. In der Regel werden Fix-Brennweiten verwendet, da eine identische Anpassung variabler Brennweiten kaum zu realisieren ist. Die Stereobasis ist der Abstand der optischen Achsen der Objektive und definiert je nach Breite die abzubildende Tiefe. Bei Aufnahmen mit Landschaften und einer sehr weiten Tiefe muss eine große Basis gewählt werden, die Kameraobjektive sind entsprechend weiter auseinander. Nahaufnahmen mit einer geringeren Tiefe verlangen dagegen eine sehr kleine Basis. Die Stereobasis kann während der Aufnahme dynamisch verändert werden. Beispielsweise muss sich während der Bewegung der Kamera von einer Totalen in eine Nahaufnahme die Basis dynamisch verkleinern. Eine solche Änderung kann nur mit entsprechenden Kamera-Rigs mit Feinmechanismus vorgenommen werden. In der Nachbearbeitung kann die Stereobasis nur noch mit sehr viel Aufwand korrigiert werden [10], [11]. Ist die Stereobasis zu groß gewählt worden, kann der 3D-Effekt zu stark werden. Objekte im Nahbereich sind dann zu nah und während Objekte im Fernbereich zu weit entfernt sind [8]. Hier ist eine Zusammenführung der zwei Bilder für den Betrachter sehr schwierig. Ist die Stereobasis sowie die Distanz von Nahpunkt und Fernpunkt zu klein gewählt worden, kann der Stereoeffekt Abbildung 2: Komplexes Tiefenskript [9] 3 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis zu schwach und die Szene dadurch flach wirken. Ein weiterer Punkt, der bereits in der Preproduktion beachtet werden muss, sind Objekte die von den Bildrändern beschnitten werden. Ein Objekt, das vor der Leinwand liegt darf die Bildränder nicht berühren. Ist dies doch der Fall, liegt eine Rahmenverletzung vor. Etwa 30 Prozent der Zuschauer werden dadurch in der Wahrnehmung des 3D-Eindrucks gestört [1]. Dieser Konflikt wird meist von den Zuschauern gelöst, indem sie das angeschnittene Objekt auf die Bildschirmebene setzen und die komplette Szene nach hinten verschoben wird. Rahmenverletzungen lassen sich durch die sogenannte Floating Window Technik (Schwebefenster) korrigieren. Durch Maskieren der Bildkanten lässt sich das Scheinfenster1 bewegen und wird dadurch zu einem Schwebefenster. Der Einsatz von Schwebefenstern sollte nicht im ganzen Video erfolgen. Dann würden sie für den Betrachter sichtbar werden. Bei der Produktion wird der Inhalt des Medienproduktes aufgezeichnet. Die Aufnahme erfolgt bei S3D mit zwei Kameras, die entweder parallel oder konvergent angeordnet sind. Dieser Artikel bezieht sich im Weiteren auf die parallele Stellung der Kameras (siehe 3.2 Technik). In der Postproduktion erfolgt die Materialbearbeitung. Der produzierte Content wird geschnitten, digital bearbeitet, vertont, etc. Auch bei der Nachbearbeitung von stereoskopischem Material gelten neue Herangehensweisen. Für eine problemlose Betrachtung, müssen die Teilbilder neben der zeitlichen Synchronität hinsichtlich ihrer Aufnahmeparameter, wie Fokus, Helligkeit, Farbe, Kontrast und Geometrie gleich sein. Die Anpassung wird in der Teilbildausrichtung vorgenommen, wo zudem der Konvergenzpunkt einer Szene festgelegt wird. Der Konvergenzpunkt ist der Punkt, wo die Objekte auf der Bildschirmebene liegen und somit die zwei Teilbilder keinen Versatz aufweisen. Die Teilbildausrichtung lässt sich also in zwei Schritte unterteilen: Stereo Sweetening und Depth Grading [2]. Das Stereo Sweetening umfasst das Angleichen der Teilbilder. Diese Korrektur dient dazu, dass die Teilbilder möglichst identisch sind, abgesehen von der horizontalen Verschiebung. Mit dem Depth Grading wird der Konvergenzpunkt angepasst, d.h. die Lage der Wiedergabeebene festgelegt [4]. Dies geschieht durch eine Verschiebung der Teilbilder in horizontaler Richtung, auch HIT (horizontal image translation) genannt. Die Festlegung des Konvergenzpunktes erfolgt bereits in der Preproduktion respektive Produktion. Durch die Aufnahme mit parallelen Kameras befindet sich der Fernpunkt zunächst im Unendlichen und muss durch Verschiebung der Teilbilder angepasst werden. Abbildung 3a: Bild vor der Verschiebung Abbildung 3b: Bild nach der Verschiebung An der Stelle, wo die Referenzpunkte der Teilbilder übereinstimmen, befindet sich die Wiedergabeebene. Üblicherweise wird der gesamte Bildbereich verschoben. Es können aber auch Stellen maskiert und verschoben werden. Dann spricht man von einer nichtlinearen Verschiebung. Im letzten Schritt erfolgt die Distribution des Content über entsprechende Kanäle (Kino, Fernsehen, Blu-ray 3D). Näheres dazu siehe 3.2 Technik. 3.2 Technik Wie in 3.1 beschrieben, müssen für die Aufnahme die Stereoparameter bestimmt und die Kameras ausgerichtet werden. Das Monitoring zur Überprüfung sollte über ein möglichst großes 3D-Display am Set erfolgen, um sowohl die Schärfe und Tiefe der Bilder als auch die möglichen geometrischen und fotometrischen Unterschiede ausreichend kontrollieren zu können. Für die Korrektur von geometrischen Unterschieden, wird als erstes das Stativ in angemessener Entfernung vor einer Testtafel aufgestellt, dabei sollte es absolut 1 Ein Scheinfenster ist das imaginäre Fenster, durch das der Zuschauer bei S3D-Filmen scheinbar hindurch sieht. In der Regel liegt dieses auf der Wiedergabeebene, der sogenannten Nullebene. 4 parallel zum Boden stehen. Die Wasserwaage ist ein einfaches Hilfsmittel zur Ausrichtung von Stativ und Rig. Legt man die beiden Signale der Kameras auf einen Monitor mit halbtransparenter Darstellung, können geometrische Unterschiede über die Testtafel erkannt werden. Auch in Bezug auf Helligkeit, Kontrast und Farbwerte müssen die Stereobilder möglichst identisch sein. Der Abgleich der Kameras muss vor der Aufnahme erfolgen, da eine Korrektur in der Postproduktion sehr aufwändig ist. Bei professionellen Filmproduktionen werden KameraRigs, speziell für den 3D-Bereich, eingesetzt. Sie ermöglichen eine optimale Ausrichtung der beiden Kameras, z.B. die identische Einstellung der Brennweite und der Blende [12]. Spezielle Analysesysteme werden entwickelt und bieten dem Nutzer die Möglichkeit, die wichtigsten Stereoparameter zu kontrollieren und zu optimieren. Ein Beispiel für mittlerweile zahlreiche Produktionstools ist der Stereoscopic Analyzer (STAN). Er ist eine Entwicklung des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) in Zusammenarbeit mit der KUK Filmproduktion GmbH und dient als Assistenzsystem für Stereoproduktionen [13]. Durch den Einsatz des STAN ergibt sich ein zeit- und arbeitssparender Produktionsprozess. Müssen im Normalfall Nah- und Fernpunkt aufwändig berechnet werden, nutzt der STAN eine automatische Szenenanalyse. Regelverletzungen wie ungenügender Farbabgleich oder geometrische Differenzen werden automatisch erkannt. Zudem werden Metadaten aufgezeichnet, die Aufschluss über Geometrieverzerrungen, Kamerageometrie oder Farbunterschiede geben. Abbildung 4: Stereoscopic Analyzer [16] Diese Metadaten sind für die Postproduktion von Nutzen und beschleunigen auch hier den Arbeitsprozess. Um die in 3.1 beschriebenen Schritte der S3D-Postproduktion vornehmen zu können, bieten professionelle Schnittprogramme, wie beispielsweise AVID, bereits spezielle S3D-Workflows an. Aufgrund der doppelten Datenmenge wird in der Postproduktion ein leistungsstarkes System zum Bearbeiten und zum Abspielen in Echtzeit benötigt. Ein Vorschaumonitor mit 3D Funktion ist unabdingbar für die Kontrolle des Materials. Bei der Wiedergabe im Kino oder auf dem Fernseher müssen die Teilbilder dem entsprechenden Auge zugeführt werden. Dabei wird in der Regel eines der zwei Systeme genutzt: Shutter- oder Polarisations-System. Beide Systeme setzen die Verwendung einer entsprechenden Brille voraus. Die Shutter-Brille sorgt dafür, dass durch Abdunklung des rechten bzw. linken Glases jedes Auge nur das für sich bestimmte Teilbild sehen kann. Die Abdunklung erfolgt im Rhythmus der Bildwiederholfrequenz. Die Synchronisation der Shutter-Brille mit dem Wiedergabegerät erfolgt in der Regel über Infrarot bzw. Funk. Beim Polarisationsverfahren werden die Projektoren und Brillen mit Polarisationsfiltern ausgestattet. Die Teilbilder werden jeweils mit entgegensetzt polarisiertem Licht dem linken und rechten Auge zugeführt. Eine noch nicht ausgereifte Alternative zu diesen zwei Techniken sind Autostereoskopische Displays, die keine Brille bei der Betrachtung benötigen. Dabei ist zurzeit allerdings nur eine geringe Anzahl an Betrachtern aus einem bestimmten Betrachtungswinkel möglich. Die Blu-ray 3D hat sich als Format für Heimkinos als Standard durchgesetzt. Als Codec wird der Multiview Video Codec (MVC) verwendet, der von allen Blu-ray Playern unterstützt wird. Dieser ist eine Weiterentwicklung des Advanced Video Codec (AVC) und bietet dem Zuschauer die Möglichkeit einer 2D-Version und einer 3D-Version des Filmes. Um Full HD Auflösung zu erreichen, erfolgt die Ausstrahlung der Teilbilder mit jeweils 1920x1080 Pixeln. Der MVC hat zusätzlich die Funktion, Untertitel und Pop-up Menüs darzustellen, die sich auf der vordersten Ebene befinden müssen. Für das Abspielen einer Blu-ray 3D wird ein entsprechender Player benötigt, z.B. 3D fähige Blu-ray Player oder Spielekonsolen. 3DTV-Kanäle im Broadcastbereich sind bislang noch die Ausnahme. Nachdem Sky Deutschland 2010 den ersten 3D-Kanal in Deutschland und Österreich zur Verfügung stellte, folgte auch ASTRA mit seinem 3D Kanal. Für den Empfang zu Hause sind ein 3D-fähiger Fernseher sowie ein HD-Receiver nötig. Die Teilbilder werden in der Regel im side-by-side Verfahren, also nebeneinander und horizontal gestaucht, übertragen [14]. Bei dieser sogenannten Frame-kompatiblen Übertragung (Phase 1) wird das Signal über den Receiver an das 3D-Display geleitet. Dort wird dann die dreidimensionale Darstellung erzeugt. 5 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis 3.3 Organisation Wie in 3.1 beschrieben, wird in der Vorbereitung (Preproduktion) ein Tiefenskript angefertigt. Dazu ist es sinnvoll einen Stereoscopic Supervisor oder Stereographen zu engagieren, der zusammen mit dem Regisseur bestimmt, wie die stereoskopischen Effekte dramaturgisch eingesetzt werden. Dieser begleitet das Projekt meist bis hin zur Postproduktion und übt eine beratende Rolle aus. Der Stereograph ist auch für die Einstellung der Stereoparameter am Set verantwortlich. Zur zeitlichen Organisation werden wie bei konventionellen Filmproduktionen Ablaufpläne verwendet. sich die Elemente Content, Technik und Organisation gegenseitig und bilden eine Einheit. Noch mehr muss bereits in der Produktion die Zielapplikation bekannt sein, da z.B. für Kino und TV mit verschiedenen Parallaxen produziert werden muss. Grundsätzlich ist eine Stereo-3D Produktion aufweniger als eine 2D Produktion. Inzwischen sind S3D-Technik und die Erfahrungen mit der digitalen Technik allerdings so ausgereift, dass es kaum noch einen Zeitverlust in einer 3D Produktion gibt. Lediglich die Post-Produktion wird verkompliziert, da beide Teilbilder in Farbe, Helligkeit etc. genau identisch sein und die Parallaxen angepasst werden müssen. Inzwischen ist die 3D-Welle im Heimkino stark gefallen und S3D lebt vorwiegend in Kinosäälen weiter. Dies ist auf mangelnden Content und teilweise ungenügende Qualität für den Konsumenten zurückzuführen. Mit UHDTV (Ultra High Definition Television) besteht jedoch Hoffnung, dass höher-auflösende Displays als Multiview Displays genutzt werden können und damit die Qualität auch ohne 3D-Brille zufriedenstellend ist. Abbildung 5: Verbindung der einzelnen Posten in der Preproduktion [15] Durch S3D-Animationen kann es durch die doppelte Bildberechnung zu einer längeren Postproduktionsphase kommen. Auch die Bildüberprüfung mittels 3DBrillen spielt hier eine Rolle. Die zeitliche Verlängerung ist mit Zusatzkosten verbunden. Ebenso fallen bei der Organisation des entsprechenden Personals sowie bei der Aufwertung von technischen Systemen bei der Produktion und in der Postproduktion Zusatzkosten an. Es werden Systeme mit hoher Rechenkapazität benötigt, um die Verarbeitung von zwei Videospuren zu ermöglichen. Die ständige Überprüfung des Materials fordert sowohl Zeit als auch technische Erweiterungen wie 3DVorschaumonitore. Es ist zudem nicht unüblich, den fertigen Film in Bezug auf die richtige Einstellung der Konvergenz im Kino zu testen. 4. Fazit Die Verknüpfung von Content, Technik und Organisation im Medienproduktionsprozess wird auch bei der Produktion von stereoskopischen Realfilmen deutlich. Auch die vier Produktionsschritte bleiben erhalten. Die einzelnen Schritte unterscheiden sich teilweise stark von S3D Produktionen, was in diesem Artikel deutlich hervorgehoben wurde. Wie in jedem Medienproduktionsprozess beeinflussen Yvonne Thomas (l.) ist technische Projekt-Ingenieurin bei der European Broadcasting Union. Mara Seupel (r.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Kommunkationswissenschaft der TU Ilmenau. Literaturverzeichnis [1] Bolliger, M. (2011): Stereo-3D. Film & TV Kameramann, vol. Ausgabe 1/2011, S. 50–89. [2] Bolliger, M. (2011): Stereo-3D - Teil 2. Film & TV Kameramann, vol. Ausgabe 2/2011, S. 48–71. [3] Mendiburu, B. (2009): 3D Movie Making: Stereoscopic Digital Cinema from Script to Screen. Burlington: Focal Press. [4] Lipton, L. (1982): The Foundations of Stereoscopic Cinema. A study in depth. New York: Van Nostrand Reinhold Company Inc. [5] Mather, G. (2006): Foundations of perception. Hove 6 [u.a.]: Psychology Press. [6] Thomas, Y. (2010): Untersuchung der stereoskopischen Wahrnehmung in Abhängigkeit verschiedener Displaygrößen und Erstellung einer Studie zur Akzeptanz von 3D. Diplomarbeit. [7] Klimsa, P.; Vogt, S. (2007): Technik. Organisation, Content - Elemente der Medienproduktion. In Europäische Tagung zur Medienproduktion, Ilmenau. S. 7–14. [8] Krömker, H.; Klimsa, P. (2005): Handbuch Medienproduktion. Produktion von Film, Fernsehen, Hörfunk, Print, Internet, Mobilfunk und Musik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. [9] Gardner, B. (2010): Perception and the art of 3D storytelling. Online: http://library.creativecow.net/gardner_ brian/magazine_3d_storytelling/1. [letzter Zugriff: April 2014]. [10] Mendiburu, B. (2011): 3DTV and 3D Cinema: Tools and Processes for Creative Stereoscopy. Waltham: Focal Press. [11] Smolic, M.; Kauff, A.; Knorr, P.; Hornung, S.; Kunter, A.; Müller, M.; Lang, M. (2011): Three-Dimensional Video Postproduction and Processing. Proceedings of the IEEE, vol. Vol. 99, No. 4, April 2011, S. 607–625. [12] Urbicht, S.; Wagner, R. E. (2010): Betrieb und Technik stereoskopischer Filmproduktion. Fachverlag Schiele & Schön GmbH, FKT, vol. Ausgabe 3/2010, S. 106–112. [13] Zilly, R.; Kauff, F.; Schäfer, P. (2010): Stereoscopic Analyzer (STAN). Ein Kameraassistenzsystem für Stereoproduktionen. Fachverlag Schiele & Schön GmbH, FKT, vol. Ausgabe 4/2010, S. 178–184. [14] D. T.-P. Arbeitsgruppe Geräte und Vernetzung (2014): Whitebook Beyond HD. Online: http://www.dvb. org/resources/public/whitepaper/beyond_hd_white_ book_dttv_de.pdf. [letzter Zugriff: März 2014]. [15] Hemmo, Max (Hrsg.) (2012): S3D Now! A stereoscopic experiment for Film and TV. Berlin: Fachverlag Schiele & Schön. [16] Zilly, F. (k.A.): STAN - The Stereoscopic Analyzer. Manual: version 2.10-0-1-Z. Fraunhofer Heinrich Hertz Institut 7 Medienproduktion - Online Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis