2016 - BIORAMA

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2016 - BIORAMA
PRESSE / PRESS 2016
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Brandenburg für alle
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MATTHIAS WAGNER 30.03.2016 06:20 UHR - AKTUALISIERT 30.03.2016 09:15 UHR
RED. EBERSWALDE, [email protected]
Neues Licht durch alte Fenster
Joachimsthal (MOZ) Am Karfreitag öffnete die Ausstellung zum Gedenken an Rudolf Protz, dem Erbauer
der frisch sanierten "Weißen Villa" auf dem gelämnde des Biorama-projektes.
Freuen sich über die
neue Galeriestätte
und die alten Fenster:
Richard Hurding und
Sarah Phillips
© MATTHIAS
WAGNER
Eigens aus Schwäbisch Hall war sie gekommen, Monika Getze, Ururenkelin von Rudolf Protz (183510903), dem einstigen Joachimsthaler Kämmerer und Geschäftsmann, der die sogenannte „Weiße Villa“
vor den Toren und über den Dächern von Joachimsthal einst errichten ließ.
Das freute die heutigen Eigentümer Sarah Phillips und Richard Hurding natürlich ganz besonders, denn die
Anreise stellte für mittlerweile selbst betagte Nachfahrin des Erbauers eine nicht unerhebliche Strapaze
dar.
Umso mehr konnte sie sich über den herzlichen Empfang und den Ehrenplatz für die Büste ihres
Ururgroßvaters freuen, die sie den jetzigen Besitzern bereits vor einigen Jahren geschenkt hatte. Im
ehemaligen Treppenhaus des weithin sichtbaren Gebäudes über den Dächern des Schorfheidestädtchens
ist ab sofort eine Protz gewidmete Dauerausstellung zu bewundern. Sie zeigt in Bildern und Fakten einen
anschaulichen Abriss über die Stationen des Lebens von Rudolf Protz, der als Erfinder der ersten
öffentlichen Toiletten gilt.
Bereits 1880 wurden nach seinen Plänen in Berlin an der Ecke Friedrichstraße / Unter den Linden, am
Gendarmenmarkt und am Dönhoffplatz Bedürfnishäuschen für beide Geschlechter in Betrieb genommen.
Für die Einhaltung der notwendigen Hygiene kam das Beetzsche Ölsystem zum Einsatz.
„Auch die Gründung der ersten Joachimsthaler Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1871 geht auf Rudolf Protz
zurück“, so Renate Heusinger-Trappen, Mitarbeiterin des BIORAMA-Projektes.
„Eine klassische Sanierung der Protz-Villa kam für uns nicht infrage“, erklärt Richard Hurding. „Es sollte
schon etwas Besonderes sein, das auch eine überregionale Ausstrahlungskraft besitzt“, stellte der
Designer aus Großbritannien heraus, der gemeinsam mit Sarah Phillips seit Anfang der 2000er-Jahre seine
Heimat in Joachimsthal gefunden hat.Und so erklärt sich, neben dem vollkommen entkernten Haus, auch
die außergewöhnliche Spiegelfassade, die aus hochglanzpolierten Edelstahlplättchen besteht.
„Einfache Spiegel wären nicht witterungsbeständig“, beschreibt Hurding und so sei er auf Edelstahl
gekommen. Die Idee stamme aus China und Hong Kong, wo das Paar einige Zeit lebte, verrät der
kreative Weltenbummler. Die Widerspiegelung der Bäume und des Himmels in der Giebelwand des alten
Gebäudes symbolisiere gleichsam die Naturverbundenheit und stehe für die neue Intention des Hauses,
so der Brite.
Gänzlich unprätentiös und klar geben sich einige der ausgestellten Stücke in den ansonsten leeren
Räumen, zum Beispiel einige der Originalfenster.
Die nächste Sonderschau mit dem Titel „Gepanzerte Schönheit“ wird am 22. April eröffnet. Im Mittelpunkt
der gemeinsam mit dem Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut vorbereiteten Exposition
stehen Insekten.Natürlich ist die Aussichtsplattform auf dem 21 Meter hohen Wasserturm des
BIORAMA-Projektes ebenfalls ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen. Bei schönem und klarem
Wetter kann man von dort aus selbst den Berliner Fernsehturm sehen.
© 2016 MOZ.DE MÄRKISCHES MEDIENHAUS GMBH & CO.
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MARCO MARSCHALL 24.04.2016 07:45 UHR - AKTUALISIERT 25.04.2016 09:35 UHR
RED. EBERSWALDE, [email protected]
Das große Krabbeln in der Weißen Villa
Joachimsthal (MOZ) "Halten Sie den Atem an", so Insektenforscher Eckhard Groll am Donnerstagabend
vor der Weißen Villa des Biorama-Projektes. Dort ist nun für sechs Wochen die Ausstellung "Gepanzerte
Schönheiten" zu sehen - eine opulente Verknüpfung von Wissenschaft und Kunst.
Mit den "Viechern" auf
Augenhöhe:
Insektenforscher
Eckhard Groll und
Ausstellungsgäste
bestaunen einen
Hornissenstachel. Im
Hintergrund thront die
Steppenameise über
allem.
© MOZ/THOMAS
BURCKHARDT
Im Film "Liebling ich habe die Kinder geschrumpft" von 1989 bewegen sich die Protagonisten erstmals im
Reich riesiger Insekten. Mittlerweile wurde dieser Effekt auf der Leinwand mehrfach kopiert. Besucher des
Biorama-Projektes in Joachimsthal können nun selbst ein Stück in diese Welt eintauchen und sogar noch
weiter in die Tiefe gehen. Tatsächlich erleben sie Details von Ameise, Hornisse und Maikäfer, wie sie sonst
nur unter dem Mikroskop sichtbar werden. Die hohen Wände der im vergangenen Jahr eröffneten Weißen
Villa bieten die perfekte Bühne für das laut Eckhard Groll vom Senckenberg-Institut in Müncheberg als so
wichtig beschriebene Getier. "Wo sind die Blätter hin, die im Herbst von den Bäumen gefallen sind. Wie
werden jetzt die jungen Vögel ernährt?", fragt der Forscher, bevor die Gäste der Vernissage die rustikale
Galerie betreten.
Die Antwort auf die Fragen reckt sich ihnen schon im ersten Raum entgegen: der Unterkiefer einer
Blattwespe in den Farben einer Röntgenaufnahme und so groß wie ein Kleinwagen. An der Steinwand
daneben gehen vier Aufnahmen eine mehr als die andere weiter ins Detail. Ein Leckerbissen für jeden
Insektenforscher und aufgrund der eleganten Optik auch als abstrakte Fotokunst im heimischen
Wohnzimmer vorstellbar.
Bearbeitet wurden die Originalaufnahmen des Senckenbergs-Instituts nicht. "Es ist nicht nötig, etwas zu
verfälschen, um es als Kunst zu nehmen", erklärt Richard Hurding, der das Biorama-Projekt gemeinsam mit
seiner Frau Sarah Phillips betreibt. Sie haben sich das Ganze ausgedacht, weil es eben so gut zu Biorama
passt, das Öko-Tourismus, Kunst, Design und Landschaft miteinander in Beziehung setzen will. In diesem
Fall wird eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft gebaut.
Ein aufwändiges Unterfangen, denn die hochauflösenden digitalen Fotos des Forschungsinstituts sind nun
um ein Vielfaches größer zu erleben. Auf sieben Meter PVC gedruckt erstreckt sich eines der beiden
imposantesten Bilder - der Kopf einer Südafrikanischen Steppen-ameise mit ihren bedrohlich leeren Augen.
Dass sie für eines der beiden größten Formate der Ausstellung ausgewählt werden würde, sei schnell klar
gewesen. "Ich musste ein bisschen Drama reinbringen", erklärt Richard Hurding. Zwei Druckereien in
Berlin haben die Fühler, Stacheln und Fü.e der verschiedenen Krabbler auf die gewünschte Größe
gebracht. Auch weniger bekannte Arten finden sich unter den Abgebildeten. Was in der Nahaufnahme
wie die Glatze des Herr-der-Ringe-Fieslings Gollum aussieht, stellt einen Ausschnitt des Kugelspringers
dar - Insekt des Jahres 2016. Wer den in der Natur nur vier Millimeter kleinen Winzling oder andere
Insekten einmal in Übergröße bestaunen will, hat nun sechs Wochen Zeit dazu.
"Gepanzerte Schönheiten", donnerstags bis sonntags sowie an Feiertagen, 11 bis 18 Uhr, Am
Wasserturm 1, Joachimsthal