Beschwingte Show: Hairspray in Tecklenburg

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Beschwingte Show: Hairspray in Tecklenburg
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Beschwingte Show: "Hairspray" in Tecklenburg
28.07.2012
Ilse La Monaca gibt in Tecklenburg
die Tracy Turnblad. Foto: Michael
Potthast
REZENSION
Ein Kontrastprogramm bieten die Freilichtspiele Tecklenburg in diesem
Jahr: Nach "Marie Antoinette" (wir berichteten) feierte das Musical
"Hairspray" Premiere, in dem die Geschichte der jungen Tracy Turnblad
(Ilse La Monaca) erzählt wird. Im Baltimore der 1960er Jahre kämpft
die etwas übergewichtige junge Frau um ihre und die Freiheit der noch
immer benachteiligten farbigen Bevölkerung. Schließlich gelingt es ihr
auch, beides durchzusetzen.
Für die von Andreas Gergen inszenierte Show konnten die Freilichtspiele wiederum einen illustren
Darstellerstamm verpflichten. So stehen neben anderen Andreas Lichtenberger, Mathias Schlung,
Michael Ernst und Gino Emnes auf der Bühne. Das Bühnenbild baut auf der bereits von "Marie
Antoinette" und "In 80 Tagen um die Welt" bekannten Grundidee auf, zeigt sich aber hingehend einer
flexiblen Nutzung für alle drei Stücke als sehr variabel: Eine am linken Rand positionierte Drehbühne
dient bei "Hairspray" nun als Laden oder Gefängnis. Das den Gesamteindruck beherrschende zentrale
zweistöckige Bühnenelement wird, passend zur Thematik, farblich umgestaltet und äußerst flexibel
genutzt. Optisch passt nun alles ganz genau in die Zeit, in der das Stück angesiedelt ist. Gleiches gilt
für die Kostüme, von denen nur wenige leicht abfallen: Hineinversetzt in die 1960er Jahre fühlt man
sich durch die mit Fingerspitzengefühl ausgewählte Garderobe permanent. Zwischen all den bunten
Jackets, Kleidern und Krawatten fallen lediglich die etwas einfach daherkommenden Anzüge der
Bediensteten von Mr. Pinky auf. Den Gesamteindruck schmälert das jedoch nicht.
Ilse La Monaca gibt eine unbeschwerte und naive Tracy Turnblad, tut sich streckenweise jedoch etwas
schwer, vollkommen glaubhaft überzukommen. An einigen wenigen Stellen wirkt manche Pose und
Geste noch aufgesetzt und für diese Rolle zu sehr einstudiert. Sicher hatte sie, auch, wenn dies
zunächst nicht so scheinen mag, eine äußert schwierige Partie einzustudieren. Und die bereits während
der Show zu beobachtende weitere Über- und Annahme der Rolle lässt für weitere Vorstellungen
erahnen, dass der hier kritisierte Umstand in den Hintergrund treten dürfte.
Den Sunnyboy der Inszenierung gibt zweifelsohne Michael Ernst als Showmaster Corny Collins. Mit
dauerhaftem Lächeln und einer beschwingten Leichtigkeit ausgestattet, lässt Ernst keinen Zweifel
daran, dass er die Rolle mit Leben füllt und den Charakter angemessen interpretiert. Oftmals ist er es,
der dank ausgeprägter Bühnenpräsenz Szenen bestimmt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da
sitzt jede Geste.
Andreas Lichtenberger als Tracys Mutter Edna spielt herrlich unprätentiös und entspannt. Als wäre es
ein Leichtes, eine zunächst unzufriedene Hausfrau zu geben, die sich zum selbstbewussten Charakter
wandelt. Als passender Gegenpart agiert Mathias Schlung als ihr Ehemann Wilbur. Optisch gewollt
konträr angelegt zeigt sich, welches Potenzial die beiden Schauspieler in dieser Inszenierung abrufen
können, um ein trotz aller Ecken und Kanten sich liebendes Ehepaar abzugeben, was sie in "Du bist
zeitlos für mich" auf den Höhepunkt bringen. Ein Showstopper mit perfekt inszenierter Bühnenshow.
Diese erste Open-Air-Fassung des Musicals in Deutschland wurde von Andreas Gergen inszeniert, der
damit nach "Crazy for You" zum zweiten Mal in Tecklenburg als Regisseur tätig ist. Mit
Detailverliebtheit, einem oft ironischen Blick auf die Szenen und auch mit Sinn für das Gesamtbild, wie
beispielsweise bei "Glocken klingen hell", ist hier eine Fassung entstanden, die die Charaktere und die
damit verbundenen Geschichten in den Vordergrund treten lässt. Von der eisigen und abgebrühten
Velma von Tussle (Kerstin Marie Mäkelburg), die nur ihre eigene Tochter im Scheinwerferlicht sehen
möchte und egoistisch daherkommt, weil sie als ehemalige Miss Baltimore Crabs nie den Ruhm
erreicht hat, den sie sich versprochen hatte, bis hin zu Motormouth Maybelle (Amanda Whitford), der
warmherzigen und für eine bessere Welt eintretenden Frau, gelingt Gergen eine gelungene Zeichnung
der Rollen. Bei der für ein derartiges Musical relativ großen Anzahl der durchaus wichtigen Partien
schafft er es so, dass der Zuschauer, nicht zuletzt auch durch Handreichungen zum Rollenprofil, den
Überblick nicht verliert und dem Handlungsstrang gut folgen kann.
Dem Buch von Mark O'Donnell und Thomas Meehan und auch der Musik von Marc Shaiman sind an
einigen Stellen noch Längen und in Sachen fließendem Ablauf Homogenitätsprobleme anzulasten.
Gerne hätten längere Dialoge und Szenen wie beispielsweise beim Völkerballspiel oder dem
Highschool-Ball teils gestrafft und einige Songs stilistisch sicherer im Kontext verortet werden können.
Gerade zum Ende der ersten Aktes wird dies sehr deutlich. Dass die Autoren grundsätzlich ein
Händchen für stringente Szenen und fließende Übergänge haben, zeigt der ansonsten straffere Ablauf.
"Miss Baltimore Crabs" jedoch gehört beispielsweise in Anbetracht von Stil, Arrangement und Melodie
sicher nicht zu den leicht verdaulich daherkommenden Stücken. Schwamm drüber: Hitpotenzial gibt es
mit "Good Morning Baltimore", "Willkommen in den Sixties" oder "Niemand stoppt den Beat" noch
genug. Das große Orchester unter der Leitung von Klaus Hillebrecht weiß dies übrigens den Abend
über gekonnt umzusetzen, wenn auch gerade die großen Tanznummern etwas druckvoller hätten
überkommen können.
So bleibt also eine teils ausbaufähige Buchvorlage, eine gelungene und durchdachte Regie, die die
facettenreiche Geschichte gekonnt aufgreift und ein insgesamt gefallendes und gut besetztes
Ensemble. Für den Sommer und eine Open-Air-Inszenierung ein durchaus passendes Stück. Und wer
über die eine oder andere bereits angemerkte Sache hinwegsehen kann, wird hier einen amüsanten
und kurzweiligen Musicalabend erleben - und darauf kommt es bei diesem Musical doch eigentlich an.
29.07.2012 12:19
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