Dem historischen Charme erliegen

Transcrição

Dem historischen Charme erliegen
Beaune
Frankreich | 2. Mai 2013
Jean Claude Bernard
4
3
Barockes
Musikfeuerwerk
1
Michel Joly
Ohrenschmaus Das Internationale Barock-Festival
lockt alljährich Musikfreunde aus aller Welt an.
Autentisch Das Hôtel Le Cep (1)
liegt inmitten der Stadt. Hier logierte bereits der Sonnenkönig
mit Vorliebe. Die Aufführungsorte des Barockfestivals von Beaune, etwa das Hôtel Dieu (2) passen perfekt zur Musik. Im Chateau de Citeaux La Cueilette (3)
wähnen sich Gäste ins 19. Jahrhundert versetzt - ohne den Luxus von heute zu missen.
2
Dem historischen
Charme erliegen
Geschichtsträchtig Hotels und Gasthäuser, die mit viel Sorgfalt
und Gespür für die Verbindung mit der Moderne renoviert wurden,
erfreuen die Gäste in Beaune.
Carl Y. Weberknecht
Seit mehr als 2000 Jahren strahlt
Beaune, die charmante Hauptstadt der Burgunderweine, über
die Regionen Côte de Beaune und
Côte de Nuits mit den bekanntesten Weingüter der Welt wie Montrachet, Corton Charlemagne oder
Romanée Conti.
Hinter einem Schutzwall beherbergte die mittelalterliche
Stadt das vom Reichtum der Burgunderherzöge und vom Wein geprägte Erbe, wie das Hospiz von
Beaune (vgl. Beitrag auf Seite 3).
Gut zu wissen
Weitere Informationen zur
Stadt Beaune unter:
www.beaune-tourismus.com
Anreise
Mit dem Auto:
ab Zürich 2:25h
ab Basel 2:35h (Autobahn A36)
L’hôtel Le Cep
bietet geschichtsträchtiges
Schlafen mitten in der Stadt.
www.hotel-cep-beaune.com
Château de Cîteaux
versetzt einen in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
www.lacueillette.com
La ferme de Marjolet
bietet von der Natur umgebenes Logis in einem alten
Kreuzgang.
www.lafermedemarjolet.com
Unzählige Klöster, Abteien, Hotels
aus dem Mittelalter, Poststationen,
in Gärten versteckte bürgerliche
Häuser und von Rebbergen umgebene Weingüter finden sich. Es
sind geschichtsträchtige Bauten,
die mit Raffinesse zu charmanten
Hotels und Gästehäusern für
Kunstliebhaber, Kultur- und Weinfreunde und Geniesser wurden.
Sorgfältige Renovation, die Mitarbeit verschiedenster Kunsthandwerker und Leidenschaft sind die
Voraussetzung für die Wiedererweckung der historischen Orte.
Inmitten der Stadt liegt das Hotel Le Cep. Es versinnbildlicht die
Lebensart von Beaune. In diesem
historischen 4-Sterne-Haus verbergen sich zwei denkmalgeschützte Innenhöfe aus dem 16.
Jahrhunderts. Der ehemalige Taubenschlag bietet als MassageRaum einen Ausblick über die farbigen Ziegeldächer der Stadt. Der
Gewölbekeller ist Frühstücksraum. Kaminfeuer im Winter,
Weindegustationen und viel versprechende Zimmernamen wie
Chablis, Pommard, Volnay oder
Chambertin verlocken zu längeren
Aufenthalten. Der Volksmund erzählt, dass sogar der Sonnenkönig
viel lieber im Hotel Le Cep logiert
hätte, als im Hotel-Dieu.
Einen Katzenprung ausserhalb
der Stadtmauer liegt Meursault,
das Dorf der grossen weissen Burgunderweine. Hier finden sich drei
Schlösser, darunter ein Schloss aus
der Belle Epoque, das Chateau de
Citeaux La Cueilette, inmitten der
von Mauern umgebenen Rebberge. Dieses alte Weinhandelshaus
wurde über einem alten Weinkeller der Zisterziensermönche errichtet, die den Weinberg seit dem
12. Jahrhundert nutzten. Das herrschaftliche Gebäude spiegelt die
Lebensart der Begüterten im 19.
Jahrhundert: eine Steinbrüstung
zieht sich rund um das Hochparterre, majestätische Treppenaufgänge, spektakuläre Empfangshallen, Basisreliefs und Fresken beeindrucken Besucher auch heute
noch. Auch als Spa-Hotel hat das
Gebäude mit zurückhaltendem
Komfort und exklusivem Ambiente den Geist des Ortes bewahrt.
Eine Neuheit ist die Fruititherapie:
Die roten Früchte Burgunds stecken voller Phenole und Antioxidantien und sind reich an Vitaminen und Spurenelementen. Die
Anwendungen für Körper und Gesicht wirken wie ein Jungbrunnen.
Ebenfalls in bukolischer Umgebung liegt die Ferme de Marjolet,
in einem wilden Tal zwischen Beaune und Pommard. Das Gebäude
ist um einen Kreuzgang aus dem
12. Jahrhundert angelegt. Bei der
sorgsamen Renovation wurden die
Seitenflügel aus den urtümlichen
gelbbraunen Steinen mit einer
Glas-Stahl-Konstruktion verbunden, die das Licht hindurch fliessen lässt. Mit dem im Zentrum
liegenden Schwimmbad entstand
die Atmosphäre eines harmonischen Lofts. In der Küche sind der
Chef und seine Frau mit Ernst und
Leidenschaft bei der Sache. Als veritable Botschafter des burgundischen Weins und der Gastronomie
bieten sie auch Weindegustationen und Kochkurse an.
Sich musikalisch in die Zeit der Reifenröcke und gepuderten Perücken zurückversetzen, ohne die Augen schliessen zu müssen: Das ist das internationale Barockfestival in Beaune. Die Aufführungsorte stammen aus derselben Zeit wie die Musik: Das
Hôtel Dieu, die Basilika Notre Dame und
das Hospice de Beaune, das prachtvolle
Krankenspital im frankoflämischen Frührenaissancestil passen nicht nur architektonisch, sondern mit den flämischen
Wandteppichen auch hinsichtlich der Innenausstattung zur Musik. Das Festival
findet seit 30 Jahren alljährlich mit bis zu
14 000 Besuchern in Beaune statt und setzt
die Tradition musikalischer Aufführungen
fort, deren Ursprünge am Hof der burgundischen Herzöge liegen. Das Festival gilt
als eines der führenden Zentren von Konzert-, Oper-, und Oratoriumsaufführungen für Alte Musik. Die Konzerte mit Werken aus dem 15. bis 17. Jahrhundert finden
immer an vier Wochenenden im Sommer
statt, dieses Jahr vom 5. bis zum 28. Juli.
Bedeutende Dirigenten der Barockmusik
(unter anderen Paul McCreesh, Christophe Rousset, René Jacobs, Raphael Pichon) präsentieren mit ihren Musikern
weltliche wie kirchliche Musik, bekannte
Werke, aber auch Musikstücke, die für
manchen Musikfreund eine neue Entdeckung sind.
www.festivalbeaune.com
«Die Tradition weiterentwickeln»
Interview Eric Pras, Chef des Restaurant Lameloise in Chagny,
über Traditionen und Kreativität.
Eric Pras Er hat seine Kunst bei
den Grossen des Faches gelernt.
Carl Y. Weberknecht
Warme und kalte Langustinen an
Apfeljus, eine leichte Senfcreme
mit Kaviar aus Aquitanien, im
Dampf sanft gegarter Petersfisch
und Messermuscheln, über
Weinrebenreisig geräucherte Leberpastete von der Ente: Dies ist
nur ein Auszug aus der Menukarte von Eric Pras. Er und Frédéric
Lamy knüpfen mit ihrer Küche an
die Tradition des Hauses an. 1921
hat die Familie Lameloise in die
ehemalige Poststation von Chagny investiert und sie in ein Hotel
umgewandelt, das damals wie
heute bekannt ist für seine Herzlichkeit und seine einzigartige
Gastronomie mit drei Sternen.
Im Mittelalter hat die Poststation
von Chagny bereits die Herzöge
Philipp den Kühnen und Johannes Ohnefurcht angelockt. Bis
heute ist sie genüsslich geblieben
– auch für Kundschaft ohne Herzogstitel.
Wieso sind Sie Koch geworden?
Meine Mutter hantierte jeweils
mit Inbrunst am Ofen und sie hat
meine Leidenschaft für das Kochen geweckt. Der Kontakt mit
grossen, begnadeten Küchenchefs, welche die Liebe zur Gastronomie vorleben, haben meine
Lust, stets besser zu kochen, vergrössert.
Wo haben Sie Ihre Erfahrungen
gesammelt?
Meine bedeutendsten Erfahrungen habe ich bei Michel Troisgros
in Roanne, bei Bernard Loiseau in
Saulieu, bei Pierre Gagnaire in
St. Etienne, bei Antoine Westermann im Restaurant Buerehiesel
in Strassburg gemacht. Zuvor war
ich im Belle Otéro mit Christian
ich an der Seite von Régis Marcon
verbringen konnte. Stolz war ich
auf die Auszeichnung als bester
Arbeiter Frankreichs 2004. Und
schliesslich erlebte ich die Herausforderung meines Lebens mit
Jacques Lamelois und dem Projekt, sein Nachfolger zu werden.
Matthieu Cellard
Michel Joly
Irene P. Spinner
Chauveau in Cannes und bei Régis Marcon in St. Bonnet le Froid
tätig. Und natürlich bei Jacques
Lameloise in Chagny.
Was haben Sie von diesen Grossen des Fachs «mitgenommen»?
Bei Troisgros habe ich den Geist
eines Drei-Sterne-Hauses auf engem Platz erlebt. Bei Loiseau
habe ich die reine, verfeinerte Küche kennengelernt. Gagnaire hat
mir den Sinn für die Kreativität
vermittelt. Bei Westermann habe
ich natürlich das Elsass kennengelernt, seine Grosszügigkeit und
die Schönheit seiner Produkte.
Jacques Lameloise hat mir die
Einfachheit der Produkte vermittelt. Diese Qualitäten haben sich
ergänzt, bereichert und ergaben
eine breite Ausbildung.
Was waren die berührendsten
Momente?
Ich hatte mehrere. Einer war meine Lehre bei Troisgros. Sie war
traumhaft. Ein wieteres war mein
Treffen mit Pierre Gagnaire. Ausserdem meine sechs Jahre, die
Wie kochen Sie?
Ich praktiziere die Küche eines
Erbes, das entwickelt werden darf
und die Produkte respektiert. Sie
ist fein und sensibel, und sie verträgt durchaus ein Quäntchen
Fantasie bei allem Respekt gegenüber der Tradition.
Wo haben Sie ihre höchsten gastronomischen Emotionen erlebt?
Dies war bei zwei Mahlzeiten.
Einmal bei den Troisgros in Roanne und einmal bei Jacques Decoret in Vichy.
Welches war der amüsanteste
Vorfall in der Küche?
Dies war eine gastronomische
Woche im Orient Express mit Régis Marcon zum Karneval in Venedig. Es war ein unvergesslicher
Anlass, einerseits aufgrund der
Geschichte des Ortes. Andererseits aufgrund der Tatsache in einem Zug etwas zuzubereiten und
während der Passagen über Weichen in Angstschweiss auszubrechen, weil jederzeit alles herunterfallen konnte – auf den Servierwagen mit den gebrannten Cremen.
www.lameloise.com
www.relaisetchateaux.com