Interview mit dem Vorstand der Lippischen
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Interview mit dem Vorstand der Lippischen
24 Lokales FREITAG 4. MÄRZ 2016 !"#$ %#&' ()*+ ,-&./#0 #& 12'2$ 3242#&'2 5$6%2&/7 Hochschule & Wirtschaft !"#$%&'$() Der Vorstand der Lippischen Landes-Brandversicherung spricht über seine personellen und strukturellen Pläne für das laufende Jahr. Wichtig ist den Chefs die enge Verbundenheit mit der Region und der persönliche Kontakt zu den Kunden Redaktion Hochschule und Wirtschaft Ohmstraße 7 32758 Detmold Telefon (05231) 911-189 Fax (05231) 911-145 [email protected] Martin Teschke (mte) Silke Buhrmester (sb) Martin Hostert (mah) Erol Kamisli (ero) Marianne Schwarzer (an) Astrid Sewing (sew) -233 -150 -4512 -151 -242 -152 Persönlich I9@9; JKDL8< (59) ist seit Anfang 2015 Vorstandsvorsitzender der Lippischen LandesBrandversicherungsanstalt (LLB) in Detmold. Der DiplomMathematiker ist zudem seit 1983 bei der Provinzial tätig, seit 1998 sitzt er im Vorstand des Unternehmens. Bis Ende Mai dieses Jahres wird er dort für das Privatkundengeschäft Komposit zuständig sein. Darüber hinaus ist Slawik Vorsitzender verschiedener Ausschüsse beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft und beim Verband öffentlicher Versicherer. 78;< 7D><9KFD>> (50) ist seit November 2012 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LLB. Der DiplomKaufmann begann seine Karriere 1994 im Außendienst des Gerling-Konzerns in Köln. Dort durchlief er verschiedene Stationen mit nationaler und internationaler Verantwortung. Im Jahr 2004 kam er dann zur Provinzial Rheinland in Düsseldorf. 7;M J@9?D> NO9;P8>Q (51) ist seit Oktober 2015 Mitglied des Vorstandes der LLB. Der Diplom-Kaufmann und gebürtige Bielefelder mit familiären Wurzeln in Detmold begann seine Karriere in der Assekuranz 1996 bei der Provinzial Rheinland. Im Jahr 2000 wechselte er zum Allgemeinen Wirtschaftsdienst. Vor seiner Tätigkeit für die LLB war er seit 2014 Vorstandsmitglied für Vertrieb und Produktentwicklung bei der Versicherung Domcura in Kiel. 8/2+2& .-$ '(% 02%299%*+(./9#*+2 :&0(0242&/ '2$ ;#55#%*+2&< (von links) Dr. Stefan Everding, Peter Slawik und Dirk Dankelmann. Kreis Lippe. Die Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt hat vom Ergebnis her ein schwierigesJahrhintersich.Wie es in dem Tochterunternehmen der Provinzial Rheinland Holding weiter geht, verrät der Vorstand im LZ-Interview. Herr Slawik, Sie scheiden mit Vollendung des 60. Lebensjahres zum 31. Mai dieses Jahres aus dem Vorstand der Provinzial Rheinland aus. Müssen wir damit rechnen, dass es in absehbarer Zeit erneut einen Wechsel in der Führung der Lippischen Landes-Brandversicherung gibt? PETER SLAWIK: Ja, es ist absehbar, dass der Vorstand wie in der Vergangenheit demnächst wieder aus zwei Personen bestehen wird. Mein Engagement war von vornherein zeitlich begrenzt geplant. Meine Aufgabe war, die Lippische personell und strategisch neu auszurichten, um die nachhaltige Eigenständigkeit vor Ort zu stärken.DiesemZiel sind wir schon sehr nahe gekommen, so dass ich mir um die Zukunftsfähigkeit der Lippischen wenig Sorgen mache. Meine beiden jüngeren Kollegen werden die Herausforderungen sehr gut meistern, so dass ich mich bald zurückziehen kann. Alle drei Vorstandsmitglieder kommen von der Provinzial Rheinland in Düsseldorf, lediglich Herr Dr. Everding hat lippische Wurzeln. Wie viel Lippe ist nach der Integration 2009 in die Provinzial denn noch in der Lippischen Landes-Brandversicherung geblieben? DIRK DANKELMANN: 100 Prozent. Wir arbeiten mit der Provinzial Rheinland lediglich in den Bereichen zusammen, die unsere Kunden in der Region nicht bemerken. Dabei geht es um die Themen Kapitalanlagen, Rückversicherung und IT. Gibt es denn noch Unterschiede in den Produkten oder wird das alles aus Düsseldorf vorgegeben? DANKELMANN: Selbstverständlich entwickeln wir für unsere lippischen Kunden ganz spezielle Angebote. So haben wir zum Beispiel im vergangenen Jahr eine Gewerbepolice eigens für Gastronomiebetriebe hier in Lippe eingeführt. Das vergangene Jahr ist ein gutes Stichwort. 2014 konnten Sie eine Steigerung der Beitragseinnahmen um 5,3 Prozent auf 96,3 Millionen Euro verbuchen. Ist 2015 genauso gut gelaufen? SLAWIK: Nahezu. Wir werden nach aktueller Schätzung ein Beitragswachstum von knapp fünf Prozent auf mehr als 100 Millionen Euro erzielen. Damit sind wir sehr zufrieden. Wir wachsen stärker als der Markt. zieren. Darin unterscheiden wir uns ja gerade von anderen Unternehmen. Wir hatten vor fünf Jahren 27 Service-Center, heute sind es 24. Das ergab sich zum Teil aus der Zusammenlegung von zwei Servicestellen in ein Gebäude. Und auch in fünf Jahren werden wir weiterhin in jeder Gemeinde ein Service-Center haben. Versprochen. Woran liegt das? Schließlich steigt die Zahl der Menschen in Lippe aufgrund des demografischen Wandels nicht gerade an. DR. STEFAN EVERDING: Das liegt an unserer starken Marke und an der Verwurzelung in der Region. Wir haben in jeder Stadt und jeder Kommune Service-Center. Wir sind in der Fläche präsent – nicht nur mit den Service-Centern, sondern auch mit unserem gesellschaftlichen Engagement. Ist das denn noch zeitgemäß? Verlangen nicht auch die Kunden in Lippe stärker nach Online-Service? SLAWIK: Nicht in relevantem Ausmaß. Sie können hier eine Versicherung nicht mit Banken vergleichen. Aber natürlich wollen auch wir in die digitalen Kanäle investieren. Gemeinsam mit dem Verband öffentlicher Versicherer wird gerade an einem neuen WebAuftritt gefeilt – mit Investitionen von fünf bis sechs Millionen Euro. Auf unseren Auftritt entfallen davon mehrere hunderttausend Euro. Und Sie denken nicht daran – ähnlich wie andere Finanzdienstleister – aufgrund steigenden Kostendrucks und veränderten Kundenverhaltens Außenstellen zu schließen? EVERDING: Wir werden auf keinen Fall den Service redu- Das sind wahrscheinlich noch überschaubare Kosten – im Vergleich zu den Schadensummen, die Sie auszahlen müssen. FOTOS: PREUSS DANKELMANN: Richtig. Allein der Brand bei Galvano Günter hat uns etwa 7,5 Millionen Euro gekostet. Und von den großen Stürmen im vergangenen Jahr hat nun wirklich jeder Lippe heimgesucht. Die Stürme haben uns fast 7000 Schadensfälle beschert. Im Vergleich zu 2014 ist das annähernd eine Verzehnfachung. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Schadensummen aus. Waren es 2014 noch 556.000 Euro, die wir wegen großer Stürme zahlen mussten, sind wir 2015 bei 5,3 Millionen Euro angekommen. Wie hat sich die Schadenentwicklung auf das Ergebnis ausgewirkt? SLAWIK: Nicht gut. Sie verfügen doch sicher schon über genauere Zahlen für 2015. SLAWIK: Wir rechnen mit einem Minus von ca. zwei bis drei Millionen Euro. Werden Sie deshalb dieses Jahr die Kosten herunterfahren, also zum Beispiel Personal abbauen und das gesellschaftliche Engagement reduzieren? SLAWIK: Wir haben nicht vor, Personal abzubauen. Wir beschäftigen aktuell knapp 400 Menschen und stellen dieses Jahr sogar mehr Auszubildende ein als 2015. EVERDING: Und auf jeden Fall bleiben wir dem Gemeinwohl verpflichtet – mit einem konstanten finanziellen Beitrag. Gerade im Gesundheitsbereich, in der Kultur, in Kindertagesstätten, bei der Feuerwehr und im Breitensport ist uns dies ein besonderes Anliegen. Das gesellschaftliche Engagement stärkt ja gerade unsere Verbundenheit mit der Region. Diese Verbundenheit, diese Zusammenarbeit wollen wir dieses Jahr auch auf der Ebene der kleinen und mittleren Unternehmen intensivieren. So bauen wir aktuell ein Netz von Handwerkern auf, die unsere Kunden ähnlich wie bei Rechtschutzversicherungen im Schadenfall kontaktieren sollen. Das wird vor allem ein Gewinn für die Handwerker aus der Region, für unsere lippischen Kunden und natürlich für die Lippische LandesBrandversicherung. NOP QRSTUVWTX YZ[UST \]^_T`OaSTbU cOUSWR dTPe[aTf 32%*+6./ 4#/ =$('#/#>& )&' %/(?#92& @)%%#*+/2& *'++',-.$ */"0$,12%/"0) Der Versicherer ist bereits seit gut 260 Jahren am Markt. Von Anfang an sieht sich das Unternehmen auch der Gesellschaft verpflichtet. Heute agiert die LLB im Verbund mit der Provinzial und den Sparkassen. In der gesamten Branche arbeiten mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen Kreis Lippe (mte). Die Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt (LLB) blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte in der Region zurück. Sie wurde 1752 als Lippische Brand-Assecurations-Societät durch Simon August Graf zur Lippe-Detmold gegründet und zählt sich damit zu den traditionsreichsten öffentlichrechtlichen Versicherungen Deutschlands. 789 :9;<=>?@A Der firmeneige- nen Chronik zufolge gründete Simon August Graf zur Lippe- Detmold die öffentliche Einrichtung, um die Lage von Brandopfern mit einer Pflichtversicherung für alle Gebäude in Lippe zu verbessern. Erst 1924 verlor die LLB ihre Monopolrechte und musste sich fortan als Kompositversicherer dem Wettbewerb mit privaten Versicherungsunternehmen stellen. (Unter Kompositversicherung versteht man alle Versicherungszweige, die ein Schaden/Unfall-Versicherungsunternehmen betreiben darf, die also keine Lebens-, Kranken- oder Rechtsschutzversicherung sind.) 789 BC9;>DEF9A Ein entschei- dendes Jahr war auch 2009. Die LLB wurde eine Tochtergesellschaft der Provinzial Rheinland Holding in Düsseldorf, die wiederum zur Sparkassen-Finanzgruppe gehört. Die Provinzial erzielte 2014 eigenen Angaben zufolge mit fast sechs Millionen Versicherungsverträgen Beitragseinnahmen von mehr als 2,6 Milliarden Euro. 789 G;D>HE9A Mit 427 Millio- nen Verträgen übernehmen die deutschen Versicherer nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft Risiken im Alltag nahezu jeden Bürgers und Unternehmens. 2014 erbrachten die Versicherungsunternehmen für ihre Versicherten Leistungen in Höhe von 208 Milliarden Euro. Mit Beitragseinnahmen von 193 Milliarden Euro zählt die Versicherungswirtschaft zu den umsatzstärksten Branchen in Deutschland. Sie beschäftigt 533.000 Erwerbstätige. A4 B2#*+2& '2$ C>%2< der Sitz der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt in der Simon-August-Straße in Detmold. FOTO: PREUSS