Anders lernen - Sächsisches Staatsministerium für Kultus

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Anders lernen - Sächsisches Staatsministerium für Kultus
KLASS
DA S M AG A Z I N F Ü R S C H U L E I N S AC H S E N
Im Fokus
Mehr Bewegung
im Unterricht – ab Seite 4
Personen
Matthias Sammer
im Interview – Seite 7 S ta n d p u n k t
Hausaufgaben? – Seite 11
F ü r d i e P r a x is
Lernen im Feriencamp
Seite 12
Rechtsecke
Rauchverbot an Schulen
Seite 15
Anders lernen
Bewegung im Schulalltag
1 / 2008
HERAUSGEBER: SÄCHSISCHES KULTUSMINISTERIUM
Liebe Leserinnen und Leser,
»nur in einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist!« Dieses bekannte Sprichwort gilt einmal mehr für Heranwachsende.
Kinder brauchen für ihre Entwicklung ausreichend körperliche Aktivitäten. Denn nur wer sich bewegt, bringt auch das Gehirn auf Trab.
Für die Schule heißt es deshalb schon seit längerem: Lernen braucht Bewegung.
In dieser Ausgabe der KLASS= bringen wir die Schule in Bewegung und stellen Ihnen in unserem Praxisbericht das Humboldt-Gymnasium Radeberg vor (Seite 4), welches schon seit Jahren für mehr Aktivität im Schulalltag sorgt. Darüber hinaus hat Sachsen mit »Entdecke Deine Stärken« ein bisher bundesweit einmaliges Projekt zur Bewegungsförderung gestartet. Lesen Sie dazu unter anderem das
Interview mit Matthias Sammer auf Seite 7. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie mit Hilfe des Konzeptes der »bewegten Schule« auch der
»normale Unterricht« in Aktion kommt (Seite 8).
Bewegung dient nicht nur der gesunden Entwicklung. Sich gemeinsam zu bewegen und dabei zu Spaß haben, fördert den Zusammenhalt
und bringt Schüler und Lehrer im wahrsten Sinne des Wortes zusammen.
Ihre KLASS=-Redaktion
Der Schulalltag von Tina Punzel ist stark von Sport geprägt. Die Zwölfjährige besucht die 7. Klasse
des Sportgymnasiums Dresden. Ihre Leidenschaft gilt dem Turmspringen. In dieser Disziplin ist sie in
ihrer Altersstufe besonders erfolgreich. So wurde sie bereits sieben Mal Deutsche Meisterin. Damit
die Schule nicht zu knapp kommt, nutzt sie die optimale individuelle Betreuung am Sportgymnasium.
Über andere Formen von Bewegung im Schulalltag lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe.
1/2008
P A NOR A M A
Politik erklärt für Kinder
Wie funktioniert eine Demokratie? Bärbel,
die clevere Nilpferddame und Kanzlerin
von HanisauLand, Rainer, der Ober-Hase,
und Egon, das brummige Wildschwein, tun
ihr Bestes, um nach dem großen Krieg einen
gemeinsamen Staat aufzubauen.
Auf www.hanisauland.de, der Kinderinternetseite der Bundeszentrale für politische
Bildung, werden die Abenteuer der HanisauLänder Monat für Monat in Form eines
Internetcomics fortgesetzt. Ein umfangreiches Politiklexikon mit über 400 Begriffen, Buch- und Filmtipps, ein Kalender mit
historischen Daten und aktuellen politischen
Ereignissen sowie viele Spiele für Kinder
zwischen 6 und 14 Jahren runden das Angebot ab. Verständnisfragen der Kinder werden
von einer kompetenten Redaktion beantwortet. Mittlerweile sind fünf Comicbände
und »Das junge Politik-Lexikon«erschienen,
die für Kinder das Thema »Politik« verständ­
lich und unterhaltsam aufbereiten. Im Internet erscheinen die Comicfolgen auch in
englischer Sprache. =
Weitere Informationen:
www.hanisauland.de
Politik für Kinder, ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung
Frühlingsspaziergänge locken
Im Mai werden wieder im Rahmen der
Aktion »Frühlingsspaziergänge 2008«
sachsenweit geführte Exkursionen und
Wanderungen angeboten. Auch Lehrer und
Schüler können dieses Angebot nutzen und
unter fachkundlicher Führung viele Pflanzen- und Tierarten entdecken und beobachten. Die »Frühlingsspaziergänge« werden
von den Umweltbildungseinrichtungen und
Naturschutzzentren besonders zur Ergänzung des Unterrichts empfohlen. Lehrer,
Schüler und Eltern, die das Frühlingserwachen miterleben wollen und sich dabei über
die heimische Vogelwelt, seltene Tierarten
oder über kulturelle und geschichtliche
Besonderheiten informieren wollen, sollten
sich rechtzeitig die reizvollste Route heraussuchen. Das gesamte Programm der
»Frühlingsspaziergänge« umfasst rund 300
geführte Exkursionen in allen Regionen
Sachsens. Bei einigen Angeboten kommen
auch das Fahrrad, Bus oder Boot zum
Einsatz. Die Umweltbildungseinrichtungen
stellen sich auf die Wünsche der Schulen
ein und geben über ihre Angebote gerne
Auskunft.
Die Aktion »Frühlingsspaziergänge in
Sachsen« wird durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
seit 2004 organisiert. Die Angebote werden
in einem Programmheft zusammengestellt,
das in öffentlichen Einrichtungen, unter
anderem in Gemeinde- und Stadtverwaltungen, sowie in den AOK-Geschäftsstellen
ausliegt. Alle Angebote können auch im
Internet eingesehen werden. =
Informationen und Bestellmöglichkeit für
kostenlose Zusendung der Programmhefte:
Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Katrin Weiner
Hauptstraße 7 | 01737 Grillenburg
Telefon: 035202 588 21
Fax: 035202 588 44
E-Mail: [email protected]
www.lanu.de | www.natur.sachsen.de
»Schule mit Idee 2008« –
jetzt bewerben
Das Kultusministerium startet zum zehnten
Mal den Wettbewerb »Schule mit Idee«.
Gesucht werden Schulen, die ein kreatives
Projekt aus den Bereichen Musik, Kultur,
Kunst, Ökologie, Sport oder Gesundheitsförderung sowie Sucht- und Drogenprävention auf die Beine gestellt haben. Schulen
können sich noch bis zum 25. April 2008
bei der zuständigen Regionalstelle der
Sächsischen Bildungsagentur bewerben und
ihre Projekte einreichen. Die Sieger werden
Ende Juni von Kultusminister Steffen Flath
im Rahmen einer festlichen Veranstaltung
im Sächsischen Landtag geehrt.
Aus jedem Regionalbereich der Bildungs­
agentur werden von einer Jury aus Vertretern
des Kultusministeriums, der Sächsischen
Bildungsagentur, des Landeselternrates und
des Landesschülerrates fünf Schulen mit dem
Titel »Schule mit Idee 2008« ausgezeichnet.
Die Gewinnerschulen erhalten eine Bronzetafel für ihr Schulhaus und einen Briefstempel. Bei Vorstellung des Projektes auf der
Schulhomepage erfolgt eine Vernetzung mit
dem sächsischen Bildungsserver. =
Weitere Informationen zum Wettbewerb
und zu den Teilnahmebedingungen:
www.sachsen-macht-schule.de/idee2008
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lernort
Kugellager und Co.
Stillsitzen prägte Jahrzehnte lang das Unterrichtsbild der Schulen. Doch immer mehr Schulen wissen darum,
wie wichtig Bewegung für das Lernen ist. Das Humboldt-Gymnasium in Radeberg war eines der ersten, das im
sachsenweiten Modellversuch »Bewegte Schule« Erfahrungen dazu sammeln konnte. Was davon übrig blieb?
Ein Situationsbericht, zwei Jahre nach Beendigung des Modellversuches.
Von Lutz-Wolfram Reiter, redaktion
Chrr … Zzzz …, Chrr …. Marek ist am Ende der Mathestunde
eingeschlafen. Seine Mitschüler sind schon in der Pause und toben.
Für diese scheint ein schlafender Schüler nicht neu zu sein, ebenso
wenig für die Klassenlehrerin Anke Bau. Sie unterrichtet in der
Klasse 5a das Fach Mathematik, heute als Doppelstunde. Zufrieden
lächelt sie, als Marek langsam wieder aufwacht. Er dehnt und streckt
sich, dann geht es hinaus zu den anderen, um noch die wenigen
Augenblicke der bleibenden Pause zu nutzen.
Ist der Unterricht so langweilig, dass die Schüler regelmäßig einschlafen? Keineswegs, denn in der Stunde davor waren alle Schüler
hellwach, als es darum ging, Bruchrechnen zu lernen.
Lernen mit Bewegung
Stammbruch, echter und unechter Bruch stehen auf dem Programm.
Nicht gerade die Lieblingsthemen, aber die Kinder sind bei der Sache.
Kaum nennt Anke Bau eine Rechenaufgabe, sind die Schüler dabei,
schnellstmöglich die Lösung zu finden. Allerdings stehen sie dabei
oft auf oder sind anderweitig in Bewegung. Beispielsweise beim Lernen
von Stammbrüchen. Auf dem Polylux steht die Aussage »¾ Jahr <
8 Monate«. »Ist das nun wahr oder falsch?«, will die Mathelehrerin
wissen. Doch statt sich zu melden, dreht sich jeder der Schüler auf
eine Seite: nach links, wenn die Aussage richtig ist, oder nach rechts,
wenn es nicht stimmt. Die Lehrerin hat damit einen schnellen
Überblick, wer die Aufgabe selbstständig im Kopf gelöst hat oder
wer noch unsicher ist. Zweifler dürfen einfach stehen bleiben. Eine
kurze Rückfrage der Lehrerin in die Runde und eines der Kinder
beantwortet die Aufgabe.
Schnell ist die Zeit um und die aufgezeigten Aufgaben zur Bruchrechnung sind alle gelöst. Bewegung spielt in diesem Unterricht eine
große Rolle. Schließlich könnten solche Aufgaben auch ganz klassisch
als Aufgabenblatt von jedem Schüler an seinem Platz angefertigt
werden. Doch genau das will Anke Bau nicht. Denn schon lange
kennt sie die positiven Zusammenhänge von Bewegung und Lernen
– weiß, wie wichtig der spielerische Zugang zu solchen Fächern wie
Mathematik für die Schullaufbahn ihrer Schützlinge ist. Daher sind
ihre Aufgaben auch möglichst praxisnah, denn wer rechnet nicht
1/2008
lieber in Pizzavierteln und -achteln, wenn es um Bruchrechnen geht.
»Nicht jeder wird später Mathematiker. Ich wünsche mir aber, dass
die Kinder aus dem Unterricht gehen und sagen, dass ihnen Mathe
Spaß macht.«
Ihre Schüler lassen daran keinen Zweifel aufkommen. Elisa und
Leonie, beide zehn Jahre alt, finden es sogar »cool und richtig
schön«. Und ergänzen im gleichen Atemzug: »So etwas wünschten
wir uns in anderen Fächern wie Englisch oder Kunst auch.« Als
besondere Belohnung hat Anke Bau noch die Igelbälle mitgebracht.
Nach konzentrierter Kopfarbeit belohnen sich die Schüler für ihre
Arbeit. Dann werden Zweier- oder Dreiergruppen gebildet und die
Kinder massieren sich mit dem Ball gegenseitig den Rücken. Das
kann so entspannend sein, dass die eine oder der andere schon mal
einschläft, so wie Marek.
Modellversuch als Antrieb
Seit das Humboldt-Gymnasium am landesweiten Modellversuch
»Bewegte Schule in Sachsen« teilnahm, sind schon wieder einige
Jahre vergangen. Was blieb, war der Wunsch von Schulleiterin Elke
Richter sowie einigen Kollegen, die gewonnenen Erfahrungen den
Schülern des Gymnasiums in Radeberg weiterhin zukommen zu
lassen. Dabei war allen Beteiligten klar, dass sie es niemals schaffen
würden, alle Kinder damit zu »beglücken«. Nicht alle Kollegen
gestalten ihren Unterricht mit viel Bewegung. Gründe dafür gibt es
genügend: Einarbeiten von neuen Kollegen, fehlender Zugang zum
Thema, Altersunterschied oder einfach nur die Angst vor Neuem.
Die engagierte Schulleiterin weiß das und agiert damit. Denn zwingen möchte sie niemanden, seinen Unterricht umzuplanen und
Lernen mit Bewegung zu ermöglichen. Dazu gibt es zu viele »Baustellen« im alltäglichen Unterrichtsleben, die vom Kollegium abgefangen werden. Scheidungen und Trennungen, soziale Schieflage
und ähnliche negative Erfahrungen tragen die Schüler mit in ihre
Klassen. Die Lehrer sind oft Vertrauenspersonen, die Hilfe und
Unterstützung bieten. Umso mehr freut sich Elke Richter, wenn aus
Eigeninitiative Kollegen sich mit dem bewegten Lernen auseinandersetzen und Erfahrungen im Unterricht sammeln.
Rückenmassage als Belohnung
Eigene Methodik überprüfen
Christiane Cyriax, ebenfalls Mathelehrerin in der Mittelstufe, weiß
aus eigener Erfahrung, wie viel Spaß Matheunterricht auch in höheren Klassenstufen mit einfachen Bewegungselementen macht und
wie erfolgreich er ist. In ihrem Unterricht läuft beispielsweise immer
Entspannungsmusik im Hintergrund. Die Schüler stört es nicht,
wenn auch die Musikrichtung nicht gerade ihren Geschmack trifft.
Aber für die beiden Integrationskinder mit Verhaltensauffälligkeiten
ist genau das einer der Schlüssel zum eigenen Erfolg. Sie sind viel
ausgeglichener und konzentrierter bei der Sache. Kombiniert mit
»Laufaufgaben«, bei denen die Schüler nach dem Abarbeiten einer
Aufgabe ihren Erfolg anhand von an der Wand verteilten Lösungskarten »ablaufen« können, sind die Lernerfolge messbar. Klar könnte
jeder die Aufgaben für sich lösen, aber zusammen macht es eben
mehr Spaß.
Das »Kugellager« ist beispielsweise so ein einfaches Unterrichtsmittel, das ihre Schüler mögen. Aufgestellt in einem Innen- und Außenkreis lösen Schüler die auf einem kleinen Kärtchen stehenden Aufgaben ihres Gegenübers. Sind alle Aufgaben gelöst, wird rotiert. Ob
dann die Schüler des Außenrings eine Station nach links oder nach
rechts gehen, ob sich der Innenkreis bewegt oder Schüler entsprechende
Richtungswechsel kombinieren, bleibt der jeweiligen Situation
überlassen. »Laufen und Gruppenaustausch bringen viel Abwechslung, gerade beim sonst monotonen Sitzen. Ich versuchte, darauf zu
achten, dass keiner meiner Schüler ständig in der gleichen Position
sitzt. Bei solchen Übungsformen lernen die Schüler, dass der Wechsel etwas ganz Selbstverständliches ist«, erklärt die blonde Mathelehrerin ihre Intention.
Natürlich ist das Vorbereiten und Halten eines solchen Unterrichts
zeitaufwändiger als klassischer Frontalunterricht. Doch Christine
Cyriax ist sich sicher in ihrer Methodik. »Mir hat die Umstellung
des Unterrichts auch gutgetan. Ich bin entspannter im Unterricht
und das Verhältnis zu den anderen, zu meinen Schülern und zu den
Kollegen, ist besser geworden.«
Alles klasse?
In der Cafeteria des neuen Schulanbaus sitzen ehemalige Teilnehmer
aus den ersten Pilotklassen des Modellversuches. Bis zur 10. Klasse
war »Bewegung im Unterricht« ein Thema für diese Jugendlichen.
Jetzt steht das Abitur an, da gibt es anscheinend keinen Platz mehr
für »Bewegungsunterricht«.
Elke Richter ist sich im Klaren darüber, dass ihre Schule im Moment
damit beschäftigt ist, die Kräfte neu zu bündeln. »In den vergangenen
Monaten und Jahren haben wir viel Kraft gegeben, jetzt stagniert
es gerade. Klar ist uns aber, dass wir mit Bewegung im Unterricht
weitermachen werden. Das ist auch im Schulkonzept verankert.«
Ihre Stimme klingt sehr sachlich. Vielleicht ist es genau diese Unaufgeregtheit, die das erfolgreiche Arbeiten ihrer Kollegen im Sinne von
mehr Bewegung im Unterricht ermöglicht. =
Weitere Informationen:
Humboldt-Gymnasium Radeberg
Am Freudenberg 9
01454 Radeberg
Telefon: 0352840940
E-Mail: [email protected]
www.hgr-web.de
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Im Fokus
»Entdecke Deine Stärken«
Lange schon wird über Möglichkeiten einer Verbesserung der Lebensweise unserer Kinder diskutiert. Mehr Bewegung, gesündere Ernährung
und bessere Hygiene lauten die Schlüsselworte. Das neue Pilotprogramm »Entdecke Deine Stärken« könnte in Zukunft für mehr Bewegung
an Sachsens Schulen sorgen – und zwar für Körper und Geist.
Von Kultusminister Steffen Flath
Wenn der Deutsche Olympische Sportbund
(DOSB) als oberster Dachverband des
Deutschen Sports und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als größter Einzelsportverband der Welt erstmals gemeinsam ein
Projekt angehen, kann man wohl von einem
bedeutenden Moment sprechen. Fast schon
historisch wird es dann, wenn die Initiative
dafür von einer Verwaltungseinheit wie
dem Sächsischen Kultusministerium ausgegangen ist. So geschehen beim Anfang
dieses Jahres ins Leben gerufenen, bisher
einzigartigen Bewegungsprojekt »Entdecke
Deine Stärken«, welches vielleicht schon
bald bundesweit richtungsweisend sein
wird.
Vor allem aber freut es mich, dass es uns
damit gelungen ist, ein Programm ins Leben
zu rufen, von dem unsere Jüngsten – nämlich die Mädchen und Jungen der Grundschulen – profitieren werden.
Zu viel Fernsehen
Warum? Nun – Deutschlands Kinder bewegen sich zu wenig. Das bescheinigen uns
zahlreiche Studien jedes Jahr erneut. Die
Folgen sind nicht nur Übergewicht, Haltungsstörungen und allgemeine Trägheit,
sondern auch falsche Weichenstellungen für
die gesamte spätere Lebensführung.
So verbringt ein immer größerer Teil der
Kinder heute seine Freizeit vor dem Fern
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seher oder am Computer. Die dramatische
Folge: 43 Prozent der Grundschüler in
Deutschland leiden häufig unter Kopf- und
Rückenschmerzen. Fast die Hälfte aller
11- bis 14-Jährigen weisen in diesem Alter
bereits Haltungsstörungen auf.
Bei der Schulaufnahmeuntersuchung des
Jahrganges 2006/2007 stellten wir in
Sachsen fest, dass 17 Prozent der Erstklässler bereits von Störungen im Bereich der
Feinmotorik und rund 10 Prozent von
Störungen im Bereich der Grobmotorik
betroffen sind. 8,5 Prozent der Abc-Schützen leiden zudem unter Übergewicht. Bei
den 7- bis 10-Jährigen waren es dann bereits
15 Prozent. Nicht zuletzt diese alarmierenden Zahlen waren für uns der Anlass zu
handeln.
Bewegung macht Spaß
Unser Hauptanliegen bei »Entdecke Deine
Stärken« ist zunächst, möglichst viele
Kinder im Grundschulalter zu mehr Bewegung zu animieren. Mit Hilfe von spielerischen Übungen und – ganz wichtig – ohne
Erwartungs- beziehungsweise Leistungsdruck. Die Freude an der Bewegung und
das (Wieder-)Erlernen motorischer Fertigkeiten stehen im Vordergrund. Kinder sollen
die Möglichkeit bekommen, über sich hinaus­
zuwachsen, die eigene Kraft und den Spaß
an der Bewegung bei Spiel und Sport überhaupt oder neu zu entdecken.
»Bewegungstrainer« helfen
Ganz von selbst wird dieses Ziel aber nicht
zu erreichen sein. Deshalb bilden wir spezielle »Bewegungstrainer« aus. Diese Schulung steht allen offen: etablierten Trainern
und Übungsleitern, Lehrern, aber auch
Eltern, ja sogar Schülern der oberen Klassenstufen 9 bis 12. Die Ausbildung umfasst
neben methodisch-praktischen Übungen
auch bewegungswissenschaftliche, pädagogische und medizinische Grundlagen. Sie
wird vom Bildungswerk des Landessportbundes Sachsen organisiert und am Ende
auch zertifiziert.
Die ersten »fertigen« Trainer werden am
14. April dieses Jahres ihr Zertifikat persönlich aus den Händen vom Schirmherr
des Projekts und DFB-Sportdirektor,
Matthias Sammer, erhalten. So können wir
pünktlich am 1. September 2008 mit dem
Programm an hoffentlich vielen Grundschulen in Sachsen starten.
Zum Schluss lassen Sie mich aber noch
eines ganz klar herausstellen. Uns geht es
bei »Entdecke Deine Stärken« nicht darum,
eine bestimmte Sportart besonders hervorzuheben, etwa den Fußball. Auch geht
es uns nicht darum, eine Kaderschmiede für
den Profisport einzurichten. Vielmehr sollen
unsere Kinder eine neue Freude an der
Bewegung erlangen und somit langfristig
wieder gesünder werden.
Ich wünsche mir und unseren Schülern,
dass dieses Projekt gelingt und möglichst
viele Schulen im Freistaat von diesem Angebot Gebrauch machen. Und vielleicht
kann ja Sachsen einmal mehr »Schule machen« und »Entdecke Deine Stärken« wird
schon bald zu einem deutschlandweiten
Erfolgsmodell. =
Personen
Kinder brauchen Balance
»Bewegungstrainer« motivieren ab September Sachsens Schüler, mehr
Bewegung in ihren Schulalltag zu bringen. DFB-Sportdirektor Matthias
Sammer spricht über seine Gründe, sich für das deutschlandweit
einmalige Projekt zu engagieren.
von Lutz-Wolfram reiter, Redaktion
Bewegung in allen Formen macht einfach Spaß.
= Herr Sammer, als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB) sind Sie auch für das DFB-Programm der »Eliteförderung«
verantwortlich. Müssen denn jetzt alle künftigen Bewegungstrainer
auch Fußball spielen können?
Da muss ich noch mal eines klarstellen: Die Alterstufe, über die wir
beim Projekt »Entdecke Deine Stärken« reden, hat ja gar nichts mit
Elite zu tun. Wir müssen aufpassen, dass dieses einmalige Projekt nicht
in den Ruf kommt, es gehe nur um Leistungssport oder gar explizit
um Fußball. Es gibt – denke ich – in den Vereinen schon unglaublich
viele Angebote, bei denen die Kinder teilweise auch beschäftigt sind,
egal, welche Sportart es betrifft. Es geht aber speziell bei »Entdecke
Deine Stärken« um die Kinder, die mit Sport an sich weniger am Hut
haben und die positiven Eigenschaften mit nutzen.
= Wie oft bewegen Sie sich denn am Tag mit ihren Kindern?
Oh, das Problem ist, dass ich nicht so oft zu Hause bin und deshalb
oftmals die Zeit nicht gegeben ist. Aber ich versuche, drei- bis
viermal in der Woche sportlich aktiv zu sein. Wenn ich meine Kinder
dabei mit einbinden kann, machen wir das. Das betrifft beispielsweise Fahrrad fahren oder Schwimmen und im Winter Ski laufen.
Und Fußball spielt dabei natürlich auch eine große Rolle.
= Normalerweise sitzen die Schüler still auf ihren Bänken – das ist
der Alltag in den Schulen. Was kann denn der Lehrer tun, um trotz
der vorhandenen räumlichen Ausstattung mehr Bewegung in den
Unterricht zu bekommen?
Wir müssen doch immer wissen, dass es für die Kinder darum geht,
eine Balance zu haben. Ein Kind wird, wenn es sich ausgetobt hat, sicher
auch ruhig sitzen. Aber du wirst nie die Möglichkeit haben, ein Kind
den ganzen Tag ruhig zu halten, wenn es sich nicht austoben, sich nicht
bewegen – kurz, wenn es nicht Sport machen kann. Das ist doch die
Problematik, die wir in unserer Gesellschaft haben. Deshalb müssen
wir für einen Ausgleich und eine Balance sorgen, sodass die Lehrer das
Gefühl haben, die Kinder sind ausgeglichener. Denn durch Sport beziehungsweise durch Bewegung aktivieren Schüler auch entsprechende
Hirnbereiche. Wenn uns das gelingt, sind wir doch da, wo wir hinwollen mit diesem Projekt.
= Müssen die Bewegungstrainer nicht eigentlich zu uns Erwachsenen
kommen, damit wir in unseren Alltag mehr Bewegung bekommen?
Das muss parallel laufen. Klar, du musst auch die Eltern und Lehrer
davon überzeugen. Aber fangen wir bei den Kindern an. Das ist
unsere Pflicht als Erwachsene.
= Wie sieht denn der Schulalltag bei Ihren Kindern aus? Sind es denn
eher Stillsitzer oder gehen Ihre Kinder in eine »bewegte« Schule?
Mein Kleinster geht in die Grundschule, erstes Schuljahr. Er hat jetzt
zweimal die Woche Sport, was letztendlich viel zu wenig ist. Nachmittags schauen meine Frau und ich, dass das Kind in einen Verein
geht. Unser Junge spielt Tennis und Fußball. Diese Situation zeigt mir
doch immer wieder, wenn du nicht privat selbst etwas tust, ist es
eindeutig zu wenig für dein Kind. Das kann doch nicht der Anspruch
einer Gesellschaft sein, diese Voraussetzungen nicht zu schaffen,
oder?
Der Mittlere spielt Fußball und geht auch in eine fußballbetonte
Schule, dadurch hat er auch ausreichend Sport. Bei der Großen sieht
es ein wenig anders aus. Sie hat mit Sport relativ wenig am Hut. Ich
glaube, dies liegt daran, dass wir es in der entsprechenden Entwicklungsphase ein bisschen verpasst haben, sie für Sport zu sensibilisieren. Das bedauere ich im Nachhinein. Umso mehr freue ich mich,
dieses Projekt unterstützen zu können. =
= Matthias Sammer, geboren am 5. September 1967 in Dresden,
kennt sich im Bereich der sportlichen Frühförderung gut aus. Bereits
mit fünf Jahren fing er bei Dynamo Dresden an, Fußball zu spielen.
Seine sportlichen Erfolge lassen sich sehen: 18 Jahre war er bei Dynamo Dresden, nach der Wiedervereinigung wechselte er nach Stuttgart,
dann Inter Mailand und Borussia Dortmund. Krönender Abschluss
seiner Laufbahn als Spieler war der Europameistertitel 1996.
Hilfe für Interessierte:
Finanziert wird das Pilotprojekt über die FRL zum Ausbau von Ganz­
tagsangeboten. Die Koordinierung und Beratung übernimmt die
Sächsische Arbeitstelle für Schule und Jugendhilfe e.V.
Cornelia Schuricht
Alaunstraße 11 | 01099 Dresden
Telefon: 0351 490 68 67 E-Mail: [email protected] | www.sasj.de
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Im Fokus
Gesund aufwachsen in der Schule
Eine gute Schule ist eine »gesunde« Schule. So verwundert es nicht, dass für immer mehr Schulen das Thema
Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnt. Bei der Umsetzung sind ganzheitliche Konzepte gefragt.
Von Kerstin Jankowski, Sächsisches Kultusministerium
Gesundheit ist nicht nur ein persönlicher,
sondern auch ein gesellschaftlicher Wert.
Daher ist das gesunde Aufwachsen von
Kindern und Jugendlichen ein wesentliches
Ziel der sächsischen Staatsregierung. Denn
schon in der Kindheit werden gesundheitsförderliche Verhaltensweisen entscheidend
geprägt. Auch spielt der Aufbau von Gesundheitsressourcen für das spätere Leben
eine wichtige Rolle. An den Schulen gewinnt
das Thema als Bestandteil des Erziehungsund Bildungsauftrages mehr und mehr an
Bedeutung. Gesundheit wird dabei ganzheitlich betrachtet und umfasst körperliche,
geistige, psychische und soziale Aspekte.
Thema fürs Schulprogramm
Schulische Gesundheitsförderung hat zum
Ziel, Schülern Wissen und Kompetenzen zu
vermitteln, die sie zu einer Verantwortungsübernahme gegenüber sich selbst und anderen sowie zur Gestaltung einer gesundheitsfördernden Umwelt befähigen. Das
kann nur gelingen, wenn sich Schule selbst
zu einem Raum mit gesundheitsförderlichen
Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen
entwickelt – Kriterien, die für die Qualität
von Schulen stehen.
Doch wie kann eine wirksame und nachhaltige Gesundheitsförderung an Schulen
erreicht werden? Jedenfalls nur sehr schwer,
wenn es bei der Durchführung einzelner
Projekte bleibt, die gelegentlich stattfinden,
aber keine nachhaltige Wirkung entfalten.
Wichtig ist, dass an Schulen ganzheitliche
Konzepte entwickelt und in das Schulprogramm integriert werden. Ganzheitliche
Konzepte schließen den Unterricht und den
außerunterrichtlichen Bereich sowie Maßnahmen der Öffnung der Schule ein und
lassen eine schulspezifische Profilierung,
ergänzende Angebote und vielfältige Kooperationsbeziehungen zu. Ganzheitlichkeit
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bedeutet aber auch, dass in einem integrierten Konzept alle Inhalte der Gesundheitsförderung, wie zum Beispiel Ernährung,
Bewegung und Stressbewältigung, zusammengeführt werden.
Angebote vor Ort nutzen
Mit der Aufnahme eines Konzeptes in das
Schulprogramm werden Verbindlichkeit
und Abrechenbarkeit unterstützt, indem
klare Verantwortlichkeiten benannt und
Termine festgeschrieben werden.
Die Bedingungen für die Entwicklung und
Umsetzung im Schulalltag sind gut. Die
sächsischen Lehrpläne bieten eine solide
Grundlage für die Behandlung gesundheitsrelevanter Themen im Unterricht. Darüber
hinaus wird insbesondere mit den Ganztagsangeboten eine Entwicklungsmöglichkeit für Maßnahmen im außer­unter­richt­
lichen Bereich geleistet.
Für die Gesundheit und das Wohl ihrer
Kinder sind in allererster Linie die Eltern
verantwortlich. Es ist daher wichtig, die
Eltern zu integrieren. Daher bedarf es eines
partnerschaftlichen Miteinanders von
Schule und Eltern.
Netzwerk für Schulen
Bedeutsam für die schulische Gesundheitsförderung ist eine stärkere Öffnung der
Schule gegenüber ihrem Umfeld, eine intensivere Verzahnung mit den gesundheitsrelevanten Angeboten in der Gemeinde und
die Pflege eines breiten Kooperationsnetzes.
Im Freistaat Sachsen existiert bereits seit
mehreren Jahren ein Netzwerk »Gesundheitsfördernder Schulen«. In diesem Netz­
werk engagieren sich eine Reihe von
Schulen, um Gesundheitsförderung als
ganzheitliches Konzept im Schulprogramm
zu verankern und langfristig umzusetzen.
Die vom Netzwerk angebotenen Kooperationstreffen und Fachtagungen stehen allen
interessierten Schulen offen. Informationen
über das Netzwerk Gesundheitsfördernder
Schulen können im Internet unter www.slfg.
de abgerufen werden.
Die Inhalte der schulischen Gesundheitsförderung sind breit gefächert und vielfältig.
Ein Arbeitsschwerpunkt des Sächsischen
Kultusministeriums besteht gegenwärtig
darin, die Inhalte zu systematisieren und zu
Hand­lungsfeldern zusammenzufassen.
Diese Hand­lungsfelder bieten eine gute
Grundlage und Orientierungshilfe für die
Arbeit der Schulen. Es ist vorgesehen, die
Handlungsfelder noch in diesem Schuljahr
auf dem Bildungsserver zu veröffentlichen.=
Raum geben für individuelle Vorlieben.
Schüler in Aktion
Im Grundschulbereich hat sich das Konzept der »bewegten Schule« in Sachsen und anderen Bundesländern
längst etabliert. Doch auch die Schüler an den Mittelschulen und Gymnasien profitieren von mehr Bewegung
im gesamten Schulalltag.
VON Prof. Dr. CHRISTINA MÜLLER, UNIVERSITÄT LEIPZIG
Schule, besonders Grundschule, ist zweifellos in Bewegung gekommen – und dies durchaus in doppelter Bedeutung. Denn Qualitätsentwicklung von Schule schließt auch ein, dem Bewegungsleben von
Kindern und Jugendlichen einen viel höheren Stellenwert einzuräumen und dies im Schulprogramm zu verankern. Nach vier Projektjahren im Grundschulbereich im Zeitraum von 1996 bis 2000 ergaben sich im letzten Projekthalbjahr bei den Schülern der damals
4. Klassen, bei Lehrern und Eltern folgende Fragen: Müssen wir nun
das Stillsitzen wieder lernen? Werden die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen auch Verständnis für das Bewegungsbedürfnis
unserer Kinder haben? Oder fassen sie vielleicht die langjährig
ausgebildeten Bewegungsgewohnheiten als Störungen auf?
Bewegen statt Sitzen fördern
Die Schlussfolgerung konnte nur sein: Nicht das Stillsitzen lernen,
sondern mehr Bewegungsmöglichkeiten in den weiterführenden
Schulen schaffen! Deshalb begann die Forschungsgruppe »Bewegte
Schule« der Universitäten Leipzig und Dresden in Kooperation mit
der Unfallkasse Sachsen und dem Sächsischen Kultusministerium
mit einer zweiten Entwicklungs- und Erprobungsphase für die anschließenden sechs Jahre in Mittelschulen und Gymnasien.
Aufbauend auf dem Schulsport als Fundament waren mit bewegten
Pausen sowie mit bewegungsorientierten Projekten, Klassenfahrten
oder Schulfesten eine Reihe zusätzlicher Bewegungsangebote gefunden. In den Pausen standen beispielsweise Container mit
Spiel- und Sportgeräten, zu den Pausenzeiten geöffnete Sporthallen
und -plätze für die Schüler bereit.
Den Schwerpunkt bildete aber das Lernen mit dem Entwickeln und
Erproben von Möglichkeiten für Bewegungsaktivitäten in allen
Fächern. Ängste einiger Lehrkräfte, dass zu große Unruhe entsteht,
die Aufmerksamkeit noch mehr nachlässt und der Unterrichtsstoff
nicht geschafft wird, zerstreuten vor allem die Schüler selbst. Mit
Interesse nahmen sie die neuen Lernformen auf. Sie arbeiteten konzentriert und mit Rücksicht. Die wissenschaftliche Begleitung VV
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mit einer Längsschnittstudie zeigte, dass durch mehr Bewegung
im gesamten Schulalltag vor allem die bestimmenden Faktoren der
Schulleistung und damit der Prozess des Lernens beeinflusst werden
können. Dies betrifft beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit, das
Sozialverhalten, aktuelle Befindlichkeiten, die Schul- und Lernfreude,
das soziale Klima, das Lehrer-Schüler-Verhältnis und die Arbeitsfreude der Lehrer.
VV
Bewegungssinn sinnvoll einsetzen
Wie muss man sich das bewegte Lernen vorstellen? Ziel ist es, mit
Hilfe des Bewegungssinns Informationen zusätzlich zum akustischen
und optischen Erfahren aufzunehmen. Die Schüler können »lernen
durch Bewegung«, so zum Beispiel im Physikunterricht durch das
Wahrnehmen der Wirkung von Kräften mit dem eigenen Körper
oder durch das Begreifen des Hebelgesetzes mittels Körperbewegung.
Ein Zeitstrahl oder geografische Lagebeziehungen im Raum helfen,
durch Bewegung chronologische Zusammenhänge besser zu empfinden. (Fremd-)Sprachliche Äußerungen können durch Bewegung
im Raum bzw. durch Mimik und Körpersprache begleitet werden.
Besseres Verarbeiten der Informationen
Die zweite Zielstellung ist das Optimieren der Informationsverarbeitung durch Bewegung (»Lernen mit Bewegung«). Folgende
Möglichkeiten, verbunden mit Konkretisierungen für die einzelnen
Fächer, haben sich als sinnvoll erwiesen: Durch vereinbarte Bewegungsaufgaben kann der Lernende seine Zustimmung oder Ablehnung zu Beschreibungen von Tieren, Pflanzen, geografischen oder
historischen Sachverhalten – gegebenenfalls mit eingebauten Fehlern – beziehungsweise zu mathematischen Aussagen signalisieren.
Beim Zuspielen eines Softballes übt der Schüler Vokabeln, unregelmäßige Verben oder Faktenwissen, bildet Reimwörter, Synonyme,
Sach- beziehungsweise Wortfelder, nimmt Zuordnungen zu Klassen
beziehungsweise Gruppen von Tieren und Pflanzen vor oder lernt
Quadratzahlen.
In allen Fächern findet sich Lernstoff, zu dem die Schüler im Raum
verteilte Informationen einholen und am Platz notieren können.
Aufgaben können verteilt auf den einzelnen Plätzen liegen, die dann
gewechselt werden. Nach dem Lösen am Platz besteht die Möglichkeit, mit den ausliegenden Ergebnissen zu vergleichen.
Literaturempfehlung:
Müller, Chr. und Petzold, R. (2006). Bewegte Schule. St. Augustin: Academia.
Müller, Chr. et al. (2004, 2005). Bewegtes Lernen für die Klassen 5
bis 10/12 (Fächer: Fremdsprachen [Englisch], Sozialkunde/GK/Politik,
Evangelische Religion, Biologie, Geschichte, Mathematik, Musik,
Deutsch, Kunst, Physik, Geografie, Ethik). St. Augustin. Academia.
Weitere Informationen zum Projekt »Bewegte Schule« unter:
http://sportfak.uni-leipzig.de/~mueller/index2.htm
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Auflockerungen beim Kopfrechnen
Arbeitsmittel vorhanden
Für interessierte Lehrerinnen und Lehrer gibt es in der Zwischenzeit
umfangreiche Literatur zur »bewegten Schule«. Für zwölf Fächer
der Klassenstufen 5 bis 10/12 existieren Karteikartensammlungen
mit konkreten Anregungen für bewegtes Lernen. Eine Vielzahl an
Lehrkräften hilft mit, diese Materialien ständig zu erarbeiten, zu
erproben und zu überarbeiten.
Auszeichnungen von Schulen wie das Zertifikat der Unfallkasse
Sachsen »bewegte und sichere Schule« zeugen von einer beispielhaften Umsetzung im Schulalltag. Gymnasien und Mittelschulen
kommen in der Zwischenzeit immer mehr in Bewegung, sie entwickeln sich von vorrangig »Sitzschulen« zu »bewegten Schulen« und
erreichen damit eine neue Qualität. Diese Entwicklung ist im Sinne
und Interesse der Schüler. =
Prof. Dr. habil. Christina Müller
ist Hochschullehrerin an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig,
Fachgebiet Schulsport
Schwerpunkte in Lehre und Forschung:
Sportdidaktik, Lehrplan­forschung, Konzept­
entwicklung und wissenschaftliche Begleitung
des Forschungsprojektes »Bewegte Schule«
Im Fokus
S ta n d p u n k t
Müssen Hausaufgaben sein?
Die Diskussion ist im vollen Gang – Eltern, Lehrer und Schüler machen sich dazu ihre eigenen Gedanken.
Doch wie schätzen Wissenschaftler die Wirkung von Hausaufgaben ein?
Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Hans Gängler, Technische Universität Dresden
Die Diskussion über das Für und Wider von
Hausaufgaben wird nun schon seit über
einem Jahrhundert geführt – manchmal
sehr leidenschaftlich. Es gibt auch seit
langem zahlreiche Studien, die den Nutzen
von Hausaufgaben in Zweifel ziehen, sowohl im Hinblick auf Verbesserungen von
Schülerleistungen als auch auf den sogenannten »erzieherischen« Effekt. Durch die
Einführung von schulischen Ganztagsangeboten sind Hausaufgaben nun wieder
verstärkt in die Diskussion geraten. Die
meisten Eltern erwarten von einem ganz­
tägigen schulischen Angebot, dass die
Hausaufgaben erledigt werden.
Ziele kennen
Nun gibt es unterschiedliche pädagogische
Ziele, die mit verschiedenen Hausaufgabentypen erreicht werden sollen: Wiederholung
und Vertiefung von Unterrichtsstoff, Auswendig Lernen von Inhalten, Anwendung
des Gelernten und Erarbeitung von Neuem,
Fertigstellen von angefangenen Arbeiten
oder Rechercheaufgaben und Materialsammlungen. Zudem wird oft das Argument
angeführt, dass Hausaufgaben dazu beitragen sollen, selbstständiges Arbeiten zu
lernen. Ob alle diese Ziele mit Hausaufgaben erfolgreich umgesetzt werden können,
wird in der Forschung in Zweifel gezogen,
weil eine erfolgreiche Hausaufgabenpraxis
abhängig ist von zahlreichen Voraussetzungen sowohl bei Eltern, Lehrern und
Schülern.
Voraussetzungen beachten
Betrachten wir zunächst die Schülerinnen
und Schüler: Eine zentrale Voraussetzung
ist die Fähigkeit, selbstständig arbeiten zu
können. Diese Fähigkeit wird nicht durch
das Instrument »Hausaufgabe« entwickelt,
sondern durch entsprechende schulische
und/oder elterliche Bildungs- und Erziehungsprozesse. Hausaufgaben sind also erst
dann sinnvoll, wenn diese Fähigkeit altersgemäß entwickelt wurde, wenn man nicht
will, dass die Eltern die Hausaufgaben
machen oder sich stark dafür verantwortlich fühlen. Eine weitere Voraussetzung –
insbesondere bei Hausaufgaben, die der
Festigung und Anwendung von Wissen
dienen – ist, dass die Schüler über das
notwendige Basiswissen verfügen. Wer den
Unterrichtsstoff nicht verstanden hat, ist
mit Übungen und Anwendungen überfordert und bleibt oft erfolglos. Wichtige Voraussetzungen auf Seiten der Lehrer sind
Weiterführende Literatur zum Thema:
• Nilshon, Ilse 1999: Hausaufgaben und
selbstgesteuertes Lernen, München
(www.dji.de/bibs/77_projektheft1.pdf)
• Rademacker, Hermann 2005:
Hausaufgaben im Spannungsfeld
von Schule – Eltern – Betreuung
(www.ganztag-blk.de/cms/upload/pdf/
nrw/Rademacker_Hausaufgaben.pdf)
• Trautwein, U./Köller, O. 2003:
Was lange währt, wird nicht immer gut;
in: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Vol. 17, Heft 3/4, S. 199 – 209.
• Kohn, Alfie (2006): The Homework
Myth: Why Our Kids Get Too Much
of a Bad Thing. Cambridge, MA.:
da capo press.
• Kravolec, Etta/Buell, John (2001):
The End of Homework: How Homework Disrupts Families, Overburdens
Children and Limits Learning.
Boston: Beacon Press.
die konsequente Kontrolle und Einbindung
der Hausaufgaben in die Unterrichtspraxis
(Feedback), die quantitative Beschränkung
der Hausaufgaben und die Vermeidung der
Auslagerung von schulischen Kernaufgaben
ins Private. Dies gilt vor allem für eine
chancengerechte Schulbildung. Wissenschaftler wie Trautwein und Köhler beschreiben
schon 2003 die Situation: »Lehrer betrachten nicht erledigte Hausaufgaben als poten­
tielle Gefahr für das Erreichen der angestrebten Lernziele. Lehrer wie Eltern neigen
dazu, auf nicht erledigte Hausaufgaben mit
Druck und Drohungen zu reagieren. Solche
Maßnahmen der Fremdregulation erzielen
jedoch keine förderlichen Effekte auf das
Engagement bei der Anfertigung von
Hausaufgaben. Dies verdeutlicht, dass eine
effektive und engagierte Förderung des
Hausaufgabenverhaltens am besten über
eine Veränderung des Verhaltens gegenüber
Hausaufgaben zu erreichen ist.«
Ganztagsangebote bieten Möglichkeiten
Ganztägige schulische Angebote reduzieren
die Zeit, die Schüler daheim mit Hausaufgaben verbringen. Hierdurch werden nicht
nur die Familien entlastet, sondern innerhalb schulischer Ganztagsangebote können
unterschiedliche pädagogische Alternativen
entwickelt werden: etwa stärker differenzierte Übungs- und Trainingsstunden oder
kleine, individuell betreute Lerngruppen.
Zumal Ganztagsangebote darüber hinaus
bessere Möglichkeiten des Umgangs mit
»kreativen« Hausaufgabentypen bieten,
wie zum Beispiel Forschungs- und Rechercheaufträge, Gesprächskreise in Fremdsprachen oder Werkstätten. Die Frage lautet
also nicht, ob Hausaufgaben sein müssen,
sondern wie sie im Kontext schulischer
Ganztagsangebote pädagogisch sinnvoll
gestaltet werden. =
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f ü r d i e p r a x is
»Camp+« – neue Wege für Schüler
und Lehrer
Das erste Schülercamp in Sachsen für versetzungsgefährdete Schüler ist zu Ende. Die Erfolgsquote
für die Veranstalter ist hoch gesteckt: Zwei Drittel der teilnehmenden Schüler sollen im Sommer ihr
Versetzungszeugnis bekommen. Bis dahin herrscht »normaler« Schulalltag.
VON Lutz-Wolfram Reiter, Redaktion
Das Interesse der Medien war unerwartet
groß. Eigentlich wollte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als »Camp+«Veranstalter den ausgewählten 98 Schülern
der achten Klassen Lernen in ruhiger und
vertrauter Atmosphäre ermöglichen. Doch
Pressevertreter aus Rundfunk, Fernsehen
und Tagespresse nahmen das Thema
dankbar auf. Immerhin förderte und unterstützte das sächische Kultusministerium
erstmalig ein Projekt dieser Art. Fast 3 000
Euro pro Schüler kostete das zweiwöchige
Camp auf Burg Hohnstein und im Ferienlager Papstdorf.
Schnell stellt sich die Fragen, ob dies nicht
verschwendetes Geld sei. Sollte dieses nicht
sinnvoller für den täglichen Schulalltag
eingesetzt werden? Und sind die paar Sitzenbleiber nicht selbst schuld an ihrer
Leistung? Schließlich können die Schüler
im Schulalltag beweisen, reif für die 9. Klas­se
zu sein.
Spaß im Camp
Den teilnehmenden Schülern hat das
»Camp+« trotz »verlorener« Winterferien
gefallen und Spaß gemacht. Sicher war es
für die meisten von ihnen nicht einfach, statt
die Seele baumeln zu lassen, sich mit
Deutsch, Englisch und Mathemathik zu
beschäftigen. Dazu kam noch die Projektarbeit, die kaum Zeit für sich selbst ließ.
Doch der 14-jährige Steven Dressler, Teilnehmer des Camps auf Burg Hohnstein,
Spielerisch Vertrauen gewinnen – zu sich selbst und zu anderen
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sieht das gelassen. »Hier habe ich eine
bessere Betreuung. Es ist ruhiger und ich
kann mich besser auf den Stoff konzentrieren«. Steven hat besondere Schwierigkeiten
im Fach Englisch. In seinem normalen
Schulalltag ist er einer unter 21 Schülern.
Da bleibe wenig Zeit für jeden Einzelnen.
»Der Lehrstoff steht im Vordergrund und
der muss bewältigt werden. Um das zu erreichen, orientieren sich die Dozenten leider
allzu oft an den Besseren in der Klasse. Die
Schlechteren schalten ab, da sie nicht mehr
mitkommen oder sie machen Quatsch und
lenken ihre Mitschüler ab. Schulalltag
eben«, beschreibt Steven seine Erfahrungen.
Optimale Betreuung
In der Lernwerkstatt im »Camp+« muss sich
Steven mit solchen Sorgen nicht herumplagen. Drei Ansprechpartner betreuen die
Gruppen aus neun Schülerinnen und Schülern. Neben einem ausgebildeten Lehrer
stehen noch ein Sozialpädagoge und ein
Jugendleiter für Fragen, Wünsche oder Anregungen seitens der Schüler bereit. Ihr
oberstes Ziel ist es, den jungen Menschen
wieder Mut und Motivation zu geben, um
den Schulalltag zu meistern. Natürlich spielt
dabei der unmittelbare Lernerfolg beim
Camp eine große Rolle, doch wenn die
Schüler das Schuljahr aus eigener Kraft
schaffen sollen, brauchen sie vor allem das
Selbstvertrauen dazu. Zuhören, den anderen
ernst nehmen, Vertrauen schaffen, Beraten
statt Belehren, Möglichkeiten zur Selbsthilfe aufzeigen – das sind die Werkzeuge, die
die drei Betreuer ihren Schützlingen anbieten. Steven und die anderen acht Schüler
scheinen dieses Angebot anzunehmen. Vertieft in ihre Aufgaben diskutieren sie in
Zweier- oder Dreiergruppen mögliche Lösungswege, stellen Fragen an die Betreuer
und lernen durch für sie unbekannte Lernstrategien wie zum Beispiel die Hosentaschenkartei oder mathematische Puzzles.
Außenstehende fühlen die knisternde Stimmung des intensiven Lernens, die hier im
kleinen Raum der Lernwerkstatt die Teilnehmer mit in ihren Sog nimmt.
Wünsche für den Schullalltag
Für Steven ist dies das Ideal. Vieles davon
wünscht er sich in seinem Schulalltag. »Zwei
Lehrer pro Klasse würden schon viel helfen.
Toll wäre es auch, wenn wir gemeinsam
Aufgaben lösen würden. Beispielsweise
könnten immer zwei bessere Schüler mit
Ziele formulieren …
… und dafür arbeiten.
zwei schlechteren ein Team bilden. Gut
wäre es auch, wenn wir nicht immer in dem
45-Minuten-Rhythmus lernen müssten.
Manchmal brauche ich halt unterschiedlich
viel Zeit, um den Lernstoff zu verstehen. In
Mathe wäre es super, wenn wir Aufgaben
mit einem konkreten Praxisbezug lösen
müssten. Das macht viel mehr Spaß«,
schätzt Steven die Vorteile ein.
Unglaublich engagierte Dozenten
Für Andreas Maneck, freiberuflicher
Deutsch- und Mathelehrer und pädagogischer Leiter des Camps, zeigt diese Art
des Unterrichtens neue Wege für sich und
seine Kollegen auf. »Hier können sich die
Lehrer auf die Beziehungsebene mit den
Schülern einlassen. Das merken die Schüler
und fühlen sich ernst genommen. Es ist eine
neue Erfahrung für uns Lehrer«. Alle teilnehmenden Lehrer sind freiwillig dabei.
Nach einer Bewerbungsrunde konnten sich
die Organisatoren sogar ihre »Traumpädagogen« auswählen, so viele wollten mitmachen. Mit dabei waren schon längst pensionierte Kollegen bis hin zu Studenten. Sie
alle sahen im Camp die Möglichkeit, Neues
auszuprobieren und zu erfahren. »Wir waren
überrascht über die unglaublich engagierten
Lehrer und Jugendleiter«, erinnert sich
Maneck an die Bewerbungsrunden. Bevor
es dann losging, gab es noch ein dreitägiges
Intensivtraining für Lehrer zur Vorbereitung
auf das Camp. Schon allein dieses Seminar
werteten viele der Teilnehmer als wichtigen
Baustein für ihre künftige Arbeit.
Hauptziel noch nicht erreicht
Doch letztlich ist das bisher nur ein kurzfristiger Erfolg für alle Beteiligten. Was
zählt, sind die hochgesteckten Ziele zum
Schuljahresende. Wie viele der der Schüler,
die teilgenommen haben, werden das Klassenziel wirklich erreichen? Natürlich ist der
jetzige Zeitpunkt zu früh, um ein Resümee
zu ziehen. Denn eigentlich läuft jetzt die
heiße Phase, die versetzungsgefährdeten,
aber motivierten Schüler nicht wieder in ein
Loch fallen zu lassen. Damit das nicht
passiert, hat jeder Camp-Teilnehmer Ansprechpartner im sogenannten Camp-Begleitungsteam. Dieses besteht aus je einem
Lehrer der jeweiligen Schule des Schülers
und einem Sozialpädagogen vor Ort. So
bleibt die unmittelbar persönliche Beziehung zum Schüler erhalten. Die zum Ende
des Camps gemeinsam mit Camp-Betreuern, Schülern und Camp-Begleitungsteam
getroffenen Ziele für das Schulhalbjahr
helfen auf dem weiteren Weg zum Ziel
»Versetzung«. Einmal im Monat werden
diese Zielvereinbarungen weitergeschrieben, immer im gegenseitigen Einverständnis
aller Beteiligten. Sollten weitere Schritte
zum Erreichen des Hauptziels notwendig
sein, können diese einfach mit aufgenommen werden. Denn auch hier steht die
Freiwilligkeit an erster Stelle, so wie es im
Camp und in den intensiven Lerngruppen
war. Andreas Maneck ist sich darüber im
Klaren dass ein »Abweichen von den positiven Camp-Erlebnissen bei der späteren
Betreuung durch die Begleitungsteams« viel
vom wiedererlangten Selbstvertrauen und
der Motivation des Schülers nehmen
würde. =
»Camp+«-Lerncamps für versetzungsgefährdete Schüler in Sachsen, ein Projekt
des Sächsischen Kultusministeriums und der
Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
Sabine Heimann
Telefon: 0351 323 47 25
E-Mail: [email protected]
www.dkjs.de
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Pa n o r a m a
Teilnahme an
»Agenda-21-Messe«
Senioren unterstützen Schulen
In Berlin – und inzwischen in sieben weiteren
Bundesländern – gibt es seit sechs Jahren die
»jung gebliebenen Alten«, die sich als ausgebildete Schulmediatoren ehrenamtlich in
Schulen engagieren. Sie sind für die Schüler
Ansprechpartner für deren Sorgen vom
Liebeskummer über »ungerechte Noten« bis
zu Streitereien untereinander.
Dafür werden Senioren ab 55 Jahren in 80
Kursstunden zu Schulmediatoren nach den
Richtlinien des Bundesverbandes Mediation ausgebildet. Die Kosten trägt der Verein
»Seniorpartner in School e.V.«, ebenso die
supervisorische Begleitung der Seniorpartner in der Schulpraxis. Die ausgebildeten
Schulmediatoren erklären sich bereit, fünf
bis zehn Wochenstunden an einer Schule
präsent zu sein. Neben Hof- und Pausengesprächen arbeiten sie dabei primär mit
der Methode der Mediation. Die Mediation
dient einer gütlichen Einigung zwischen den
Heranwachsenden. Sie stellt keine Schuldfrage, sondern fragt lösungsorientiert, wie
die Beteiligten in Zukunft miteinander
umgehen wollen.
Oft arbeiten an einer Schule mehrere Seniorpartner. Eine Einbindung der Seniorpartner beispielsweise in die Ganztagesangebote
der Schule oder in Konflikttrainings ist nach
Absprache möglich. Das Projekt kann an
Schulen durchgeführt werden, deren Schulkonferenz sich mit großer Mehrheit für
die Arbeit der Seniorpartner ausgesprochen
hat. =
Interessierte Grundschulen können sich
melden bei:
Seniorpartner in School e.V.
Katja Kampmeier (Bereich Sachsen)
Telefon: 0351 801 57 18
E-Mail: [email protected]
www.seniorpartnerinschool.de
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Sächsische Schulen sind aufgerufen, sich an
der 5. Messe Agenda 21 »Schüler gestalten
Zukunft« zu beteiligen. Gesucht werden
Schulen, die mit Projekten und Aktionen
»Nachhaltigkeit« ganz konkret in aktives
Tun umsetzen. Denkbar sind Projekte, die
sich mit Aktivitäten zum Umweltschutz,
sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher
Entwicklung auseinandersetzen.
Die Schulprojekt-Messe findet vom 5. bis
21. November im Foyer des Sächsischen
Kultusministeriums statt. Unter Schirmherrschaft von Kultusminister Steffen Flath
und in Zusammenarbeit mit der Akademie
der Sächsischen Landesstiftung Natur und
Umwelt veranstaltet der Lokale Agenda 21
für Dresden e. V. die Messe. In einer Abschlussveranstaltung werden alle Teilnehmer mit einer Urkunde geehrt und die besten
Messebeiträge zusätzlich prämiert.
Die »Agenda-21-Messe« ist aus dem Anliegen entstanden, die vielfältigen und wichtigen Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung an sächsischen Schulen einer
größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Gleichzeitig möchte die Messe zum Mitund Nachmachen motivieren. Bereits im
Jahr 2001 wurde die Messe erstmalig
durchgeführt. =
Der Anmeldeschluss für eine Teilnahme
ist der 14. Juli 2008. Die Bewerbungsunterlagen und zusätzliche Informationen finden
Sie unter www.dresdner-agenda21.de.
Lokale Agenda 21 für Dresden e.V.
Edwin Seifert
Palaisplatz 2b, 01097 Dresden
Telefon: 0351811 41 39
Fax: 0351811 41 63
E-Mail: [email protected]
Zertifikat »Bewegte und
sichere Schule«
Im Rahmen des 3. Gesundheitsforums im
November 2007 in Leipzig wurden 46
Schulen mit dem Zertifikat »Bewegte und
sichere Schule« geehrt. Sie erhielten eine
Urkunde, eine Plakette und mindestens
500 Euro für projektbezogene Anschaffun­
gen. Die Auszeichnung nahmen die Unfallkas­
se Sachsen, das Sächsische Kultus­minis­te­ri­
um und die Sportwissenschaftliche Fakultät
der Universität Leipzig gemeinsam vor.
Gegenwärtig bemühen sich 50 weitere
Schulen um den Titel und werden ein Jahr
lang von den oben genannten Institutionen
beraten. Für das kommende Schuljahr
2008/09 besteht für interessierte Schulen
die Möglichkeit, das Zertifikat zu erwerben.
Schulen können sich bis zum 1. Mai bei der
Unfallkasse Sachsen in Meißen bewerben.=
Weitere Informationen und die
Teilnahme­unterlagen erhalten Sie bei:
Unfallkasse Sachsen
Rosa-Luxemburg-Str. 17a | 01662 Meißen
Telefon: 03521 72 40
Fax: 03521 72 43 33
www.unfallkassesachsen.de
rechtsecke
Qualm ade!
Zum Rauchverbot an allen sächsischen Schulen
Von Anett Stromer, Redaktion
Nach wie vor stellt das Rauchen einen der
größten Risikofaktoren für die Gesundheit
dar. Etwa 70 Prozent aller deutschen Schüler haben schon mal zur Zigarette gegriffen.
Mit dem am 1. Februar in Kraft getretenen
Sächsischen Nichtraucherschutzgesetz (Sächs
NSG) gilt für alle Schulen in Sachsen das
Rauchverbot. Betroffen sind auch Schulen
in freier Trägerschaft, berufsbildende Schulen und Schulen des zweiten Bildungsweges
wie Abendschulen oder Kollegs sowie Schullandheime. Das Verbot erstreckt sich nicht
nur auf das Schulgebäude nebst dazugehörigen Einrichtungen wie beispielsweise
Cafeterien, sondern auch auf den umfriedeten Außenbereich. Demnach sind dort
die bisher üblichen Raucherinseln nicht
mehr zulässig. Auf das Rauchverbot ist
deutlich sichtbar hinzuweisen; bei Verstößen gegen das Rauchverbot ist das Rauchen
zu unterbinden. Auch wenn das Rauchen
auf dem Schulgelände tabu ist, wird es einige Unbelehrbare geben, die trotzdem versuchen werden, in der Pause zu rauchen.
Wie mit dem Rauchen außerhalb des oben
beschriebenen Schulgeländes, also »vor dem
Zaun« umgegangen wird, sollte mit dem
Schulträger abgestimmt werden. Ist das
Rauchen in diesem Bereich erlaubt, dann
gilt es vor allem, eine Lösung für den anfallenden Schmutz zu finden.
Regeln für Lehrer
Auch Lehrkräften ist es gemäß des Sächs
NSG nicht gestattet, in der Schule zu rauchen. Raucherräume für Lehrer wie auch
für Hausmeister sind nicht möglich. Das
Rauchen von Lehrkräften in Gegenwart der
Schülerinnen und Schülern widerspricht
Das Gesetz zum Nachlesen:
www.sms.sachsen.de/download/
Nichtraucherschutz_2007-Heft.pdf
Hier finden Sie Hilfe und Unterstützung:
• Fachstellen für Suchtprävention in Sachsen
www. suchtpraevention-sachsen.de
• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Leitfaden »Auf dem Weg zur
rauchfreien Schule« und Curriculum
»Anti-Rauchkurs« unter www.bzga.de
• Be Smart – Don’t Start – Wettbewerb
zur Förderung des Nichtrauchens
www.bestmart.infp
oder Sächsische Landesvereinigung für
Gesundheitsförderung
www.slfg.de
dem Grundgedanken der rauchfreien
Schule. Gleiches gilt für Fremdnutzer (zum
Beispiel Volkshochschulen), die am Nachmittag oder Abend die Räumlichkeiten der
Schule nutzen. Das Rauchverbot kann nicht
aufgehoben werden und so heißt es nunmehr auch bei Festen oder anderen Veranstaltungen in der Schule für alle Beteiligten:
Rauchen verboten.
Rauchen auf Klassenfahrten
Schülerinnen und Schülern unter 18 Jahren
kann das Rauchen in der Öffentlichkeit auf
Klassenreisen und bei Ausflügen auf Grund
des Jugendschutzgesetzes nicht erlaubt werden – für volljährige Schüler kann eine einvernehmliche Regelung gefunden werden.
Hier ist die Schulkonferenz gefragt, praktikable Vorschläge zu entwickeln und diese
unter allen Beteiligten zu kommunizieren.
Zudem erscheint es hilfreich, Eltern beziehungsweise volljährige Schüler bereits bei der
Anmeldung für die Schule über das Programm
der Schule zu informieren und um ihre Zustimmung zu bitten. So gibt es später für
Auseinandersetzungen über die schulischen
Rauchverbote weniger Raum für Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte.
Umsetzung
Gemäß § 32 des Schulgesetzes (SchulG) ist
jede öffentliche Schule dazu berechtigt,
erforderliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Schulbetriebes
durchzusetzen. Gemäß § 4 SächsNSG obliegt dem Inhaber des Hausrechts und seinen
Beauftragten die Durchsetzung des Rauchverbotes. Demnach ist der Schulleiter für
die Einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes verantwortlich. In der Praxis sollte
sich die Schulkonferenz darauf verständigen, wie mit Verstößen umzugehen ist: Auf
welche Reaktionen einigen wir uns, wenn
gegen das Rauchverbot verstoßen wird?
Welche pädagogischen Maßnahmen benötigen wir, um das Nichtrauchen zu fördern?
Eine wirksame Kontrolle ist nur möglich,
wenn alle Beteiligten die Regeln und die
möglichen Sanktionen kennen. =
Sie können
kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected].
Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der
ist Anja Niemke, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: 03 51 564 25 11,
E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).
Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Redaktionsschluss: 3/2008.
Redaktion V. i. S. P.: Dirk Reelfs, Tel.: 03 51 564 25 13, E-Mail: [email protected], Fotos: Michel Sandstein GmbH, Frank Grätz, SMK Auflagenhöhe: 40 000 Exemplare,
Gestaltung: Michel Sandstein GmbH, Druck: Papier Grimm GmbH, Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.
I MP RESS UM
1/2008
15
www.praxiselite.sachsen.de
Die Praxiselite.
Schon 2012 können in Sachsen mehr als 19 000 Ausbildungsplätze nicht mehr besetzt werden. Die sächsische Wirtschaft
braucht dringend Nachwuchs. Sie setzt deshalb auf die Mittelschule mit ihrem vielseitigen Unterrichtsangebot, dem
hohen Praxisbezug und engen Kontakten zu den Unternehmen vor Ort. Die Mittelschule ist das Sprungbrett für eine
Berufs­ausbildung mit besten Karrierechancen, zum Beispiel als spezialisierter Facharbeiter oder nach dem Abitur am
Beruflichen Gymnasium als Ingenieur.
Viele Wege, alle Chancen. Die Mittelschule.

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