Anders lernen - Sächsisches Staatsministerium für Kultus
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Anders lernen - Sächsisches Staatsministerium für Kultus
KLASS DA S M AG A Z I N F Ü R S C H U L E I N S AC H S E N Im Fokus Mehr Bewegung im Unterricht – ab Seite 4 Personen Matthias Sammer im Interview – Seite 7 S ta n d p u n k t Hausaufgaben? – Seite 11 F ü r d i e P r a x is Lernen im Feriencamp Seite 12 Rechtsecke Rauchverbot an Schulen Seite 15 Anders lernen Bewegung im Schulalltag 1 / 2008 HERAUSGEBER: SÄCHSISCHES KULTUSMINISTERIUM Liebe Leserinnen und Leser, »nur in einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist!« Dieses bekannte Sprichwort gilt einmal mehr für Heranwachsende. Kinder brauchen für ihre Entwicklung ausreichend körperliche Aktivitäten. Denn nur wer sich bewegt, bringt auch das Gehirn auf Trab. Für die Schule heißt es deshalb schon seit längerem: Lernen braucht Bewegung. In dieser Ausgabe der KLASS= bringen wir die Schule in Bewegung und stellen Ihnen in unserem Praxisbericht das Humboldt-Gymnasium Radeberg vor (Seite 4), welches schon seit Jahren für mehr Aktivität im Schulalltag sorgt. Darüber hinaus hat Sachsen mit »Entdecke Deine Stärken« ein bisher bundesweit einmaliges Projekt zur Bewegungsförderung gestartet. Lesen Sie dazu unter anderem das Interview mit Matthias Sammer auf Seite 7. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie mit Hilfe des Konzeptes der »bewegten Schule« auch der »normale Unterricht« in Aktion kommt (Seite 8). Bewegung dient nicht nur der gesunden Entwicklung. Sich gemeinsam zu bewegen und dabei zu Spaß haben, fördert den Zusammenhalt und bringt Schüler und Lehrer im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Ihre KLASS=-Redaktion Der Schulalltag von Tina Punzel ist stark von Sport geprägt. Die Zwölfjährige besucht die 7. Klasse des Sportgymnasiums Dresden. Ihre Leidenschaft gilt dem Turmspringen. In dieser Disziplin ist sie in ihrer Altersstufe besonders erfolgreich. So wurde sie bereits sieben Mal Deutsche Meisterin. Damit die Schule nicht zu knapp kommt, nutzt sie die optimale individuelle Betreuung am Sportgymnasium. Über andere Formen von Bewegung im Schulalltag lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. 1/2008 P A NOR A M A Politik erklärt für Kinder Wie funktioniert eine Demokratie? Bärbel, die clevere Nilpferddame und Kanzlerin von HanisauLand, Rainer, der Ober-Hase, und Egon, das brummige Wildschwein, tun ihr Bestes, um nach dem großen Krieg einen gemeinsamen Staat aufzubauen. Auf www.hanisauland.de, der Kinderinternetseite der Bundeszentrale für politische Bildung, werden die Abenteuer der HanisauLänder Monat für Monat in Form eines Internetcomics fortgesetzt. Ein umfangreiches Politiklexikon mit über 400 Begriffen, Buch- und Filmtipps, ein Kalender mit historischen Daten und aktuellen politischen Ereignissen sowie viele Spiele für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren runden das Angebot ab. Verständnisfragen der Kinder werden von einer kompetenten Redaktion beantwortet. Mittlerweile sind fünf Comicbände und »Das junge Politik-Lexikon«erschienen, die für Kinder das Thema »Politik« verständ lich und unterhaltsam aufbereiten. Im Internet erscheinen die Comicfolgen auch in englischer Sprache. = Weitere Informationen: www.hanisauland.de Politik für Kinder, ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung Frühlingsspaziergänge locken Im Mai werden wieder im Rahmen der Aktion »Frühlingsspaziergänge 2008« sachsenweit geführte Exkursionen und Wanderungen angeboten. Auch Lehrer und Schüler können dieses Angebot nutzen und unter fachkundlicher Führung viele Pflanzen- und Tierarten entdecken und beobachten. Die »Frühlingsspaziergänge« werden von den Umweltbildungseinrichtungen und Naturschutzzentren besonders zur Ergänzung des Unterrichts empfohlen. Lehrer, Schüler und Eltern, die das Frühlingserwachen miterleben wollen und sich dabei über die heimische Vogelwelt, seltene Tierarten oder über kulturelle und geschichtliche Besonderheiten informieren wollen, sollten sich rechtzeitig die reizvollste Route heraussuchen. Das gesamte Programm der »Frühlingsspaziergänge« umfasst rund 300 geführte Exkursionen in allen Regionen Sachsens. Bei einigen Angeboten kommen auch das Fahrrad, Bus oder Boot zum Einsatz. Die Umweltbildungseinrichtungen stellen sich auf die Wünsche der Schulen ein und geben über ihre Angebote gerne Auskunft. Die Aktion »Frühlingsspaziergänge in Sachsen« wird durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft seit 2004 organisiert. Die Angebote werden in einem Programmheft zusammengestellt, das in öffentlichen Einrichtungen, unter anderem in Gemeinde- und Stadtverwaltungen, sowie in den AOK-Geschäftsstellen ausliegt. Alle Angebote können auch im Internet eingesehen werden. = Informationen und Bestellmöglichkeit für kostenlose Zusendung der Programmhefte: Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Katrin Weiner Hauptstraße 7 | 01737 Grillenburg Telefon: 035202 588 21 Fax: 035202 588 44 E-Mail: [email protected] www.lanu.de | www.natur.sachsen.de »Schule mit Idee 2008« – jetzt bewerben Das Kultusministerium startet zum zehnten Mal den Wettbewerb »Schule mit Idee«. Gesucht werden Schulen, die ein kreatives Projekt aus den Bereichen Musik, Kultur, Kunst, Ökologie, Sport oder Gesundheitsförderung sowie Sucht- und Drogenprävention auf die Beine gestellt haben. Schulen können sich noch bis zum 25. April 2008 bei der zuständigen Regionalstelle der Sächsischen Bildungsagentur bewerben und ihre Projekte einreichen. Die Sieger werden Ende Juni von Kultusminister Steffen Flath im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Sächsischen Landtag geehrt. Aus jedem Regionalbereich der Bildungs agentur werden von einer Jury aus Vertretern des Kultusministeriums, der Sächsischen Bildungsagentur, des Landeselternrates und des Landesschülerrates fünf Schulen mit dem Titel »Schule mit Idee 2008« ausgezeichnet. Die Gewinnerschulen erhalten eine Bronzetafel für ihr Schulhaus und einen Briefstempel. Bei Vorstellung des Projektes auf der Schulhomepage erfolgt eine Vernetzung mit dem sächsischen Bildungsserver. = Weitere Informationen zum Wettbewerb und zu den Teilnahmebedingungen: www.sachsen-macht-schule.de/idee2008 1/2008 lernort Kugellager und Co. Stillsitzen prägte Jahrzehnte lang das Unterrichtsbild der Schulen. Doch immer mehr Schulen wissen darum, wie wichtig Bewegung für das Lernen ist. Das Humboldt-Gymnasium in Radeberg war eines der ersten, das im sachsenweiten Modellversuch »Bewegte Schule« Erfahrungen dazu sammeln konnte. Was davon übrig blieb? Ein Situationsbericht, zwei Jahre nach Beendigung des Modellversuches. Von Lutz-Wolfram Reiter, redaktion Chrr … Zzzz …, Chrr …. Marek ist am Ende der Mathestunde eingeschlafen. Seine Mitschüler sind schon in der Pause und toben. Für diese scheint ein schlafender Schüler nicht neu zu sein, ebenso wenig für die Klassenlehrerin Anke Bau. Sie unterrichtet in der Klasse 5a das Fach Mathematik, heute als Doppelstunde. Zufrieden lächelt sie, als Marek langsam wieder aufwacht. Er dehnt und streckt sich, dann geht es hinaus zu den anderen, um noch die wenigen Augenblicke der bleibenden Pause zu nutzen. Ist der Unterricht so langweilig, dass die Schüler regelmäßig einschlafen? Keineswegs, denn in der Stunde davor waren alle Schüler hellwach, als es darum ging, Bruchrechnen zu lernen. Lernen mit Bewegung Stammbruch, echter und unechter Bruch stehen auf dem Programm. Nicht gerade die Lieblingsthemen, aber die Kinder sind bei der Sache. Kaum nennt Anke Bau eine Rechenaufgabe, sind die Schüler dabei, schnellstmöglich die Lösung zu finden. Allerdings stehen sie dabei oft auf oder sind anderweitig in Bewegung. Beispielsweise beim Lernen von Stammbrüchen. Auf dem Polylux steht die Aussage »¾ Jahr < 8 Monate«. »Ist das nun wahr oder falsch?«, will die Mathelehrerin wissen. Doch statt sich zu melden, dreht sich jeder der Schüler auf eine Seite: nach links, wenn die Aussage richtig ist, oder nach rechts, wenn es nicht stimmt. Die Lehrerin hat damit einen schnellen Überblick, wer die Aufgabe selbstständig im Kopf gelöst hat oder wer noch unsicher ist. Zweifler dürfen einfach stehen bleiben. Eine kurze Rückfrage der Lehrerin in die Runde und eines der Kinder beantwortet die Aufgabe. Schnell ist die Zeit um und die aufgezeigten Aufgaben zur Bruchrechnung sind alle gelöst. Bewegung spielt in diesem Unterricht eine große Rolle. Schließlich könnten solche Aufgaben auch ganz klassisch als Aufgabenblatt von jedem Schüler an seinem Platz angefertigt werden. Doch genau das will Anke Bau nicht. Denn schon lange kennt sie die positiven Zusammenhänge von Bewegung und Lernen – weiß, wie wichtig der spielerische Zugang zu solchen Fächern wie Mathematik für die Schullaufbahn ihrer Schützlinge ist. Daher sind ihre Aufgaben auch möglichst praxisnah, denn wer rechnet nicht 1/2008 lieber in Pizzavierteln und -achteln, wenn es um Bruchrechnen geht. »Nicht jeder wird später Mathematiker. Ich wünsche mir aber, dass die Kinder aus dem Unterricht gehen und sagen, dass ihnen Mathe Spaß macht.« Ihre Schüler lassen daran keinen Zweifel aufkommen. Elisa und Leonie, beide zehn Jahre alt, finden es sogar »cool und richtig schön«. Und ergänzen im gleichen Atemzug: »So etwas wünschten wir uns in anderen Fächern wie Englisch oder Kunst auch.« Als besondere Belohnung hat Anke Bau noch die Igelbälle mitgebracht. Nach konzentrierter Kopfarbeit belohnen sich die Schüler für ihre Arbeit. Dann werden Zweier- oder Dreiergruppen gebildet und die Kinder massieren sich mit dem Ball gegenseitig den Rücken. Das kann so entspannend sein, dass die eine oder der andere schon mal einschläft, so wie Marek. Modellversuch als Antrieb Seit das Humboldt-Gymnasium am landesweiten Modellversuch »Bewegte Schule in Sachsen« teilnahm, sind schon wieder einige Jahre vergangen. Was blieb, war der Wunsch von Schulleiterin Elke Richter sowie einigen Kollegen, die gewonnenen Erfahrungen den Schülern des Gymnasiums in Radeberg weiterhin zukommen zu lassen. Dabei war allen Beteiligten klar, dass sie es niemals schaffen würden, alle Kinder damit zu »beglücken«. Nicht alle Kollegen gestalten ihren Unterricht mit viel Bewegung. Gründe dafür gibt es genügend: Einarbeiten von neuen Kollegen, fehlender Zugang zum Thema, Altersunterschied oder einfach nur die Angst vor Neuem. Die engagierte Schulleiterin weiß das und agiert damit. Denn zwingen möchte sie niemanden, seinen Unterricht umzuplanen und Lernen mit Bewegung zu ermöglichen. Dazu gibt es zu viele »Baustellen« im alltäglichen Unterrichtsleben, die vom Kollegium abgefangen werden. Scheidungen und Trennungen, soziale Schieflage und ähnliche negative Erfahrungen tragen die Schüler mit in ihre Klassen. Die Lehrer sind oft Vertrauenspersonen, die Hilfe und Unterstützung bieten. Umso mehr freut sich Elke Richter, wenn aus Eigeninitiative Kollegen sich mit dem bewegten Lernen auseinandersetzen und Erfahrungen im Unterricht sammeln. Rückenmassage als Belohnung Eigene Methodik überprüfen Christiane Cyriax, ebenfalls Mathelehrerin in der Mittelstufe, weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Spaß Matheunterricht auch in höheren Klassenstufen mit einfachen Bewegungselementen macht und wie erfolgreich er ist. In ihrem Unterricht läuft beispielsweise immer Entspannungsmusik im Hintergrund. Die Schüler stört es nicht, wenn auch die Musikrichtung nicht gerade ihren Geschmack trifft. Aber für die beiden Integrationskinder mit Verhaltensauffälligkeiten ist genau das einer der Schlüssel zum eigenen Erfolg. Sie sind viel ausgeglichener und konzentrierter bei der Sache. Kombiniert mit »Laufaufgaben«, bei denen die Schüler nach dem Abarbeiten einer Aufgabe ihren Erfolg anhand von an der Wand verteilten Lösungskarten »ablaufen« können, sind die Lernerfolge messbar. Klar könnte jeder die Aufgaben für sich lösen, aber zusammen macht es eben mehr Spaß. Das »Kugellager« ist beispielsweise so ein einfaches Unterrichtsmittel, das ihre Schüler mögen. Aufgestellt in einem Innen- und Außenkreis lösen Schüler die auf einem kleinen Kärtchen stehenden Aufgaben ihres Gegenübers. Sind alle Aufgaben gelöst, wird rotiert. Ob dann die Schüler des Außenrings eine Station nach links oder nach rechts gehen, ob sich der Innenkreis bewegt oder Schüler entsprechende Richtungswechsel kombinieren, bleibt der jeweiligen Situation überlassen. »Laufen und Gruppenaustausch bringen viel Abwechslung, gerade beim sonst monotonen Sitzen. Ich versuchte, darauf zu achten, dass keiner meiner Schüler ständig in der gleichen Position sitzt. Bei solchen Übungsformen lernen die Schüler, dass der Wechsel etwas ganz Selbstverständliches ist«, erklärt die blonde Mathelehrerin ihre Intention. Natürlich ist das Vorbereiten und Halten eines solchen Unterrichts zeitaufwändiger als klassischer Frontalunterricht. Doch Christine Cyriax ist sich sicher in ihrer Methodik. »Mir hat die Umstellung des Unterrichts auch gutgetan. Ich bin entspannter im Unterricht und das Verhältnis zu den anderen, zu meinen Schülern und zu den Kollegen, ist besser geworden.« Alles klasse? In der Cafeteria des neuen Schulanbaus sitzen ehemalige Teilnehmer aus den ersten Pilotklassen des Modellversuches. Bis zur 10. Klasse war »Bewegung im Unterricht« ein Thema für diese Jugendlichen. Jetzt steht das Abitur an, da gibt es anscheinend keinen Platz mehr für »Bewegungsunterricht«. Elke Richter ist sich im Klaren darüber, dass ihre Schule im Moment damit beschäftigt ist, die Kräfte neu zu bündeln. »In den vergangenen Monaten und Jahren haben wir viel Kraft gegeben, jetzt stagniert es gerade. Klar ist uns aber, dass wir mit Bewegung im Unterricht weitermachen werden. Das ist auch im Schulkonzept verankert.« Ihre Stimme klingt sehr sachlich. Vielleicht ist es genau diese Unaufgeregtheit, die das erfolgreiche Arbeiten ihrer Kollegen im Sinne von mehr Bewegung im Unterricht ermöglicht. = Weitere Informationen: Humboldt-Gymnasium Radeberg Am Freudenberg 9 01454 Radeberg Telefon: 0352840940 E-Mail: [email protected] www.hgr-web.de 1/2008 Im Fokus »Entdecke Deine Stärken« Lange schon wird über Möglichkeiten einer Verbesserung der Lebensweise unserer Kinder diskutiert. Mehr Bewegung, gesündere Ernährung und bessere Hygiene lauten die Schlüsselworte. Das neue Pilotprogramm »Entdecke Deine Stärken« könnte in Zukunft für mehr Bewegung an Sachsens Schulen sorgen – und zwar für Körper und Geist. Von Kultusminister Steffen Flath Wenn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als oberster Dachverband des Deutschen Sports und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als größter Einzelsportverband der Welt erstmals gemeinsam ein Projekt angehen, kann man wohl von einem bedeutenden Moment sprechen. Fast schon historisch wird es dann, wenn die Initiative dafür von einer Verwaltungseinheit wie dem Sächsischen Kultusministerium ausgegangen ist. So geschehen beim Anfang dieses Jahres ins Leben gerufenen, bisher einzigartigen Bewegungsprojekt »Entdecke Deine Stärken«, welches vielleicht schon bald bundesweit richtungsweisend sein wird. Vor allem aber freut es mich, dass es uns damit gelungen ist, ein Programm ins Leben zu rufen, von dem unsere Jüngsten – nämlich die Mädchen und Jungen der Grundschulen – profitieren werden. Zu viel Fernsehen Warum? Nun – Deutschlands Kinder bewegen sich zu wenig. Das bescheinigen uns zahlreiche Studien jedes Jahr erneut. Die Folgen sind nicht nur Übergewicht, Haltungsstörungen und allgemeine Trägheit, sondern auch falsche Weichenstellungen für die gesamte spätere Lebensführung. So verbringt ein immer größerer Teil der Kinder heute seine Freizeit vor dem Fern 1/2008 seher oder am Computer. Die dramatische Folge: 43 Prozent der Grundschüler in Deutschland leiden häufig unter Kopf- und Rückenschmerzen. Fast die Hälfte aller 11- bis 14-Jährigen weisen in diesem Alter bereits Haltungsstörungen auf. Bei der Schulaufnahmeuntersuchung des Jahrganges 2006/2007 stellten wir in Sachsen fest, dass 17 Prozent der Erstklässler bereits von Störungen im Bereich der Feinmotorik und rund 10 Prozent von Störungen im Bereich der Grobmotorik betroffen sind. 8,5 Prozent der Abc-Schützen leiden zudem unter Übergewicht. Bei den 7- bis 10-Jährigen waren es dann bereits 15 Prozent. Nicht zuletzt diese alarmierenden Zahlen waren für uns der Anlass zu handeln. Bewegung macht Spaß Unser Hauptanliegen bei »Entdecke Deine Stärken« ist zunächst, möglichst viele Kinder im Grundschulalter zu mehr Bewegung zu animieren. Mit Hilfe von spielerischen Übungen und – ganz wichtig – ohne Erwartungs- beziehungsweise Leistungsdruck. Die Freude an der Bewegung und das (Wieder-)Erlernen motorischer Fertigkeiten stehen im Vordergrund. Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, über sich hinaus zuwachsen, die eigene Kraft und den Spaß an der Bewegung bei Spiel und Sport überhaupt oder neu zu entdecken. »Bewegungstrainer« helfen Ganz von selbst wird dieses Ziel aber nicht zu erreichen sein. Deshalb bilden wir spezielle »Bewegungstrainer« aus. Diese Schulung steht allen offen: etablierten Trainern und Übungsleitern, Lehrern, aber auch Eltern, ja sogar Schülern der oberen Klassenstufen 9 bis 12. Die Ausbildung umfasst neben methodisch-praktischen Übungen auch bewegungswissenschaftliche, pädagogische und medizinische Grundlagen. Sie wird vom Bildungswerk des Landessportbundes Sachsen organisiert und am Ende auch zertifiziert. Die ersten »fertigen« Trainer werden am 14. April dieses Jahres ihr Zertifikat persönlich aus den Händen vom Schirmherr des Projekts und DFB-Sportdirektor, Matthias Sammer, erhalten. So können wir pünktlich am 1. September 2008 mit dem Programm an hoffentlich vielen Grundschulen in Sachsen starten. Zum Schluss lassen Sie mich aber noch eines ganz klar herausstellen. Uns geht es bei »Entdecke Deine Stärken« nicht darum, eine bestimmte Sportart besonders hervorzuheben, etwa den Fußball. Auch geht es uns nicht darum, eine Kaderschmiede für den Profisport einzurichten. Vielmehr sollen unsere Kinder eine neue Freude an der Bewegung erlangen und somit langfristig wieder gesünder werden. Ich wünsche mir und unseren Schülern, dass dieses Projekt gelingt und möglichst viele Schulen im Freistaat von diesem Angebot Gebrauch machen. Und vielleicht kann ja Sachsen einmal mehr »Schule machen« und »Entdecke Deine Stärken« wird schon bald zu einem deutschlandweiten Erfolgsmodell. = Personen Kinder brauchen Balance »Bewegungstrainer« motivieren ab September Sachsens Schüler, mehr Bewegung in ihren Schulalltag zu bringen. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer spricht über seine Gründe, sich für das deutschlandweit einmalige Projekt zu engagieren. von Lutz-Wolfram reiter, Redaktion Bewegung in allen Formen macht einfach Spaß. = Herr Sammer, als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sind Sie auch für das DFB-Programm der »Eliteförderung« verantwortlich. Müssen denn jetzt alle künftigen Bewegungstrainer auch Fußball spielen können? Da muss ich noch mal eines klarstellen: Die Alterstufe, über die wir beim Projekt »Entdecke Deine Stärken« reden, hat ja gar nichts mit Elite zu tun. Wir müssen aufpassen, dass dieses einmalige Projekt nicht in den Ruf kommt, es gehe nur um Leistungssport oder gar explizit um Fußball. Es gibt – denke ich – in den Vereinen schon unglaublich viele Angebote, bei denen die Kinder teilweise auch beschäftigt sind, egal, welche Sportart es betrifft. Es geht aber speziell bei »Entdecke Deine Stärken« um die Kinder, die mit Sport an sich weniger am Hut haben und die positiven Eigenschaften mit nutzen. = Wie oft bewegen Sie sich denn am Tag mit ihren Kindern? Oh, das Problem ist, dass ich nicht so oft zu Hause bin und deshalb oftmals die Zeit nicht gegeben ist. Aber ich versuche, drei- bis viermal in der Woche sportlich aktiv zu sein. Wenn ich meine Kinder dabei mit einbinden kann, machen wir das. Das betrifft beispielsweise Fahrrad fahren oder Schwimmen und im Winter Ski laufen. Und Fußball spielt dabei natürlich auch eine große Rolle. = Normalerweise sitzen die Schüler still auf ihren Bänken – das ist der Alltag in den Schulen. Was kann denn der Lehrer tun, um trotz der vorhandenen räumlichen Ausstattung mehr Bewegung in den Unterricht zu bekommen? Wir müssen doch immer wissen, dass es für die Kinder darum geht, eine Balance zu haben. Ein Kind wird, wenn es sich ausgetobt hat, sicher auch ruhig sitzen. Aber du wirst nie die Möglichkeit haben, ein Kind den ganzen Tag ruhig zu halten, wenn es sich nicht austoben, sich nicht bewegen – kurz, wenn es nicht Sport machen kann. Das ist doch die Problematik, die wir in unserer Gesellschaft haben. Deshalb müssen wir für einen Ausgleich und eine Balance sorgen, sodass die Lehrer das Gefühl haben, die Kinder sind ausgeglichener. Denn durch Sport beziehungsweise durch Bewegung aktivieren Schüler auch entsprechende Hirnbereiche. Wenn uns das gelingt, sind wir doch da, wo wir hinwollen mit diesem Projekt. = Müssen die Bewegungstrainer nicht eigentlich zu uns Erwachsenen kommen, damit wir in unseren Alltag mehr Bewegung bekommen? Das muss parallel laufen. Klar, du musst auch die Eltern und Lehrer davon überzeugen. Aber fangen wir bei den Kindern an. Das ist unsere Pflicht als Erwachsene. = Wie sieht denn der Schulalltag bei Ihren Kindern aus? Sind es denn eher Stillsitzer oder gehen Ihre Kinder in eine »bewegte« Schule? Mein Kleinster geht in die Grundschule, erstes Schuljahr. Er hat jetzt zweimal die Woche Sport, was letztendlich viel zu wenig ist. Nachmittags schauen meine Frau und ich, dass das Kind in einen Verein geht. Unser Junge spielt Tennis und Fußball. Diese Situation zeigt mir doch immer wieder, wenn du nicht privat selbst etwas tust, ist es eindeutig zu wenig für dein Kind. Das kann doch nicht der Anspruch einer Gesellschaft sein, diese Voraussetzungen nicht zu schaffen, oder? Der Mittlere spielt Fußball und geht auch in eine fußballbetonte Schule, dadurch hat er auch ausreichend Sport. Bei der Großen sieht es ein wenig anders aus. Sie hat mit Sport relativ wenig am Hut. Ich glaube, dies liegt daran, dass wir es in der entsprechenden Entwicklungsphase ein bisschen verpasst haben, sie für Sport zu sensibilisieren. Das bedauere ich im Nachhinein. Umso mehr freue ich mich, dieses Projekt unterstützen zu können. = = Matthias Sammer, geboren am 5. September 1967 in Dresden, kennt sich im Bereich der sportlichen Frühförderung gut aus. Bereits mit fünf Jahren fing er bei Dynamo Dresden an, Fußball zu spielen. Seine sportlichen Erfolge lassen sich sehen: 18 Jahre war er bei Dynamo Dresden, nach der Wiedervereinigung wechselte er nach Stuttgart, dann Inter Mailand und Borussia Dortmund. Krönender Abschluss seiner Laufbahn als Spieler war der Europameistertitel 1996. Hilfe für Interessierte: Finanziert wird das Pilotprojekt über die FRL zum Ausbau von Ganz tagsangeboten. Die Koordinierung und Beratung übernimmt die Sächsische Arbeitstelle für Schule und Jugendhilfe e.V. Cornelia Schuricht Alaunstraße 11 | 01099 Dresden Telefon: 0351 490 68 67 E-Mail: [email protected] | www.sasj.de 1/2008 Im Fokus Gesund aufwachsen in der Schule Eine gute Schule ist eine »gesunde« Schule. So verwundert es nicht, dass für immer mehr Schulen das Thema Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnt. Bei der Umsetzung sind ganzheitliche Konzepte gefragt. Von Kerstin Jankowski, Sächsisches Kultusministerium Gesundheit ist nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein gesellschaftlicher Wert. Daher ist das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ein wesentliches Ziel der sächsischen Staatsregierung. Denn schon in der Kindheit werden gesundheitsförderliche Verhaltensweisen entscheidend geprägt. Auch spielt der Aufbau von Gesundheitsressourcen für das spätere Leben eine wichtige Rolle. An den Schulen gewinnt das Thema als Bestandteil des Erziehungsund Bildungsauftrages mehr und mehr an Bedeutung. Gesundheit wird dabei ganzheitlich betrachtet und umfasst körperliche, geistige, psychische und soziale Aspekte. Thema fürs Schulprogramm Schulische Gesundheitsförderung hat zum Ziel, Schülern Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, die sie zu einer Verantwortungsübernahme gegenüber sich selbst und anderen sowie zur Gestaltung einer gesundheitsfördernden Umwelt befähigen. Das kann nur gelingen, wenn sich Schule selbst zu einem Raum mit gesundheitsförderlichen Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen entwickelt – Kriterien, die für die Qualität von Schulen stehen. Doch wie kann eine wirksame und nachhaltige Gesundheitsförderung an Schulen erreicht werden? Jedenfalls nur sehr schwer, wenn es bei der Durchführung einzelner Projekte bleibt, die gelegentlich stattfinden, aber keine nachhaltige Wirkung entfalten. Wichtig ist, dass an Schulen ganzheitliche Konzepte entwickelt und in das Schulprogramm integriert werden. Ganzheitliche Konzepte schließen den Unterricht und den außerunterrichtlichen Bereich sowie Maßnahmen der Öffnung der Schule ein und lassen eine schulspezifische Profilierung, ergänzende Angebote und vielfältige Kooperationsbeziehungen zu. Ganzheitlichkeit 1/2008 bedeutet aber auch, dass in einem integrierten Konzept alle Inhalte der Gesundheitsförderung, wie zum Beispiel Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung, zusammengeführt werden. Angebote vor Ort nutzen Mit der Aufnahme eines Konzeptes in das Schulprogramm werden Verbindlichkeit und Abrechenbarkeit unterstützt, indem klare Verantwortlichkeiten benannt und Termine festgeschrieben werden. Die Bedingungen für die Entwicklung und Umsetzung im Schulalltag sind gut. Die sächsischen Lehrpläne bieten eine solide Grundlage für die Behandlung gesundheitsrelevanter Themen im Unterricht. Darüber hinaus wird insbesondere mit den Ganztagsangeboten eine Entwicklungsmöglichkeit für Maßnahmen im außerunterricht lichen Bereich geleistet. Für die Gesundheit und das Wohl ihrer Kinder sind in allererster Linie die Eltern verantwortlich. Es ist daher wichtig, die Eltern zu integrieren. Daher bedarf es eines partnerschaftlichen Miteinanders von Schule und Eltern. Netzwerk für Schulen Bedeutsam für die schulische Gesundheitsförderung ist eine stärkere Öffnung der Schule gegenüber ihrem Umfeld, eine intensivere Verzahnung mit den gesundheitsrelevanten Angeboten in der Gemeinde und die Pflege eines breiten Kooperationsnetzes. Im Freistaat Sachsen existiert bereits seit mehreren Jahren ein Netzwerk »Gesundheitsfördernder Schulen«. In diesem Netz werk engagieren sich eine Reihe von Schulen, um Gesundheitsförderung als ganzheitliches Konzept im Schulprogramm zu verankern und langfristig umzusetzen. Die vom Netzwerk angebotenen Kooperationstreffen und Fachtagungen stehen allen interessierten Schulen offen. Informationen über das Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen können im Internet unter www.slfg. de abgerufen werden. Die Inhalte der schulischen Gesundheitsförderung sind breit gefächert und vielfältig. Ein Arbeitsschwerpunkt des Sächsischen Kultusministeriums besteht gegenwärtig darin, die Inhalte zu systematisieren und zu Handlungsfeldern zusammenzufassen. Diese Handlungsfelder bieten eine gute Grundlage und Orientierungshilfe für die Arbeit der Schulen. Es ist vorgesehen, die Handlungsfelder noch in diesem Schuljahr auf dem Bildungsserver zu veröffentlichen.= Raum geben für individuelle Vorlieben. Schüler in Aktion Im Grundschulbereich hat sich das Konzept der »bewegten Schule« in Sachsen und anderen Bundesländern längst etabliert. Doch auch die Schüler an den Mittelschulen und Gymnasien profitieren von mehr Bewegung im gesamten Schulalltag. VON Prof. Dr. CHRISTINA MÜLLER, UNIVERSITÄT LEIPZIG Schule, besonders Grundschule, ist zweifellos in Bewegung gekommen – und dies durchaus in doppelter Bedeutung. Denn Qualitätsentwicklung von Schule schließt auch ein, dem Bewegungsleben von Kindern und Jugendlichen einen viel höheren Stellenwert einzuräumen und dies im Schulprogramm zu verankern. Nach vier Projektjahren im Grundschulbereich im Zeitraum von 1996 bis 2000 ergaben sich im letzten Projekthalbjahr bei den Schülern der damals 4. Klassen, bei Lehrern und Eltern folgende Fragen: Müssen wir nun das Stillsitzen wieder lernen? Werden die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen auch Verständnis für das Bewegungsbedürfnis unserer Kinder haben? Oder fassen sie vielleicht die langjährig ausgebildeten Bewegungsgewohnheiten als Störungen auf? Bewegen statt Sitzen fördern Die Schlussfolgerung konnte nur sein: Nicht das Stillsitzen lernen, sondern mehr Bewegungsmöglichkeiten in den weiterführenden Schulen schaffen! Deshalb begann die Forschungsgruppe »Bewegte Schule« der Universitäten Leipzig und Dresden in Kooperation mit der Unfallkasse Sachsen und dem Sächsischen Kultusministerium mit einer zweiten Entwicklungs- und Erprobungsphase für die anschließenden sechs Jahre in Mittelschulen und Gymnasien. Aufbauend auf dem Schulsport als Fundament waren mit bewegten Pausen sowie mit bewegungsorientierten Projekten, Klassenfahrten oder Schulfesten eine Reihe zusätzlicher Bewegungsangebote gefunden. In den Pausen standen beispielsweise Container mit Spiel- und Sportgeräten, zu den Pausenzeiten geöffnete Sporthallen und -plätze für die Schüler bereit. Den Schwerpunkt bildete aber das Lernen mit dem Entwickeln und Erproben von Möglichkeiten für Bewegungsaktivitäten in allen Fächern. Ängste einiger Lehrkräfte, dass zu große Unruhe entsteht, die Aufmerksamkeit noch mehr nachlässt und der Unterrichtsstoff nicht geschafft wird, zerstreuten vor allem die Schüler selbst. Mit Interesse nahmen sie die neuen Lernformen auf. Sie arbeiteten konzentriert und mit Rücksicht. Die wissenschaftliche Begleitung VV 1/2008 mit einer Längsschnittstudie zeigte, dass durch mehr Bewegung im gesamten Schulalltag vor allem die bestimmenden Faktoren der Schulleistung und damit der Prozess des Lernens beeinflusst werden können. Dies betrifft beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit, das Sozialverhalten, aktuelle Befindlichkeiten, die Schul- und Lernfreude, das soziale Klima, das Lehrer-Schüler-Verhältnis und die Arbeitsfreude der Lehrer. VV Bewegungssinn sinnvoll einsetzen Wie muss man sich das bewegte Lernen vorstellen? Ziel ist es, mit Hilfe des Bewegungssinns Informationen zusätzlich zum akustischen und optischen Erfahren aufzunehmen. Die Schüler können »lernen durch Bewegung«, so zum Beispiel im Physikunterricht durch das Wahrnehmen der Wirkung von Kräften mit dem eigenen Körper oder durch das Begreifen des Hebelgesetzes mittels Körperbewegung. Ein Zeitstrahl oder geografische Lagebeziehungen im Raum helfen, durch Bewegung chronologische Zusammenhänge besser zu empfinden. (Fremd-)Sprachliche Äußerungen können durch Bewegung im Raum bzw. durch Mimik und Körpersprache begleitet werden. Besseres Verarbeiten der Informationen Die zweite Zielstellung ist das Optimieren der Informationsverarbeitung durch Bewegung (»Lernen mit Bewegung«). Folgende Möglichkeiten, verbunden mit Konkretisierungen für die einzelnen Fächer, haben sich als sinnvoll erwiesen: Durch vereinbarte Bewegungsaufgaben kann der Lernende seine Zustimmung oder Ablehnung zu Beschreibungen von Tieren, Pflanzen, geografischen oder historischen Sachverhalten – gegebenenfalls mit eingebauten Fehlern – beziehungsweise zu mathematischen Aussagen signalisieren. Beim Zuspielen eines Softballes übt der Schüler Vokabeln, unregelmäßige Verben oder Faktenwissen, bildet Reimwörter, Synonyme, Sach- beziehungsweise Wortfelder, nimmt Zuordnungen zu Klassen beziehungsweise Gruppen von Tieren und Pflanzen vor oder lernt Quadratzahlen. In allen Fächern findet sich Lernstoff, zu dem die Schüler im Raum verteilte Informationen einholen und am Platz notieren können. Aufgaben können verteilt auf den einzelnen Plätzen liegen, die dann gewechselt werden. Nach dem Lösen am Platz besteht die Möglichkeit, mit den ausliegenden Ergebnissen zu vergleichen. Literaturempfehlung: Müller, Chr. und Petzold, R. (2006). Bewegte Schule. St. Augustin: Academia. Müller, Chr. et al. (2004, 2005). Bewegtes Lernen für die Klassen 5 bis 10/12 (Fächer: Fremdsprachen [Englisch], Sozialkunde/GK/Politik, Evangelische Religion, Biologie, Geschichte, Mathematik, Musik, Deutsch, Kunst, Physik, Geografie, Ethik). St. Augustin. Academia. Weitere Informationen zum Projekt »Bewegte Schule« unter: http://sportfak.uni-leipzig.de/~mueller/index2.htm 10 1/2008 Auflockerungen beim Kopfrechnen Arbeitsmittel vorhanden Für interessierte Lehrerinnen und Lehrer gibt es in der Zwischenzeit umfangreiche Literatur zur »bewegten Schule«. Für zwölf Fächer der Klassenstufen 5 bis 10/12 existieren Karteikartensammlungen mit konkreten Anregungen für bewegtes Lernen. Eine Vielzahl an Lehrkräften hilft mit, diese Materialien ständig zu erarbeiten, zu erproben und zu überarbeiten. Auszeichnungen von Schulen wie das Zertifikat der Unfallkasse Sachsen »bewegte und sichere Schule« zeugen von einer beispielhaften Umsetzung im Schulalltag. Gymnasien und Mittelschulen kommen in der Zwischenzeit immer mehr in Bewegung, sie entwickeln sich von vorrangig »Sitzschulen« zu »bewegten Schulen« und erreichen damit eine neue Qualität. Diese Entwicklung ist im Sinne und Interesse der Schüler. = Prof. Dr. habil. Christina Müller ist Hochschullehrerin an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, Fachgebiet Schulsport Schwerpunkte in Lehre und Forschung: Sportdidaktik, Lehrplanforschung, Konzept entwicklung und wissenschaftliche Begleitung des Forschungsprojektes »Bewegte Schule« Im Fokus S ta n d p u n k t Müssen Hausaufgaben sein? Die Diskussion ist im vollen Gang – Eltern, Lehrer und Schüler machen sich dazu ihre eigenen Gedanken. Doch wie schätzen Wissenschaftler die Wirkung von Hausaufgaben ein? Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Hans Gängler, Technische Universität Dresden Die Diskussion über das Für und Wider von Hausaufgaben wird nun schon seit über einem Jahrhundert geführt – manchmal sehr leidenschaftlich. Es gibt auch seit langem zahlreiche Studien, die den Nutzen von Hausaufgaben in Zweifel ziehen, sowohl im Hinblick auf Verbesserungen von Schülerleistungen als auch auf den sogenannten »erzieherischen« Effekt. Durch die Einführung von schulischen Ganztagsangeboten sind Hausaufgaben nun wieder verstärkt in die Diskussion geraten. Die meisten Eltern erwarten von einem ganz tägigen schulischen Angebot, dass die Hausaufgaben erledigt werden. Ziele kennen Nun gibt es unterschiedliche pädagogische Ziele, die mit verschiedenen Hausaufgabentypen erreicht werden sollen: Wiederholung und Vertiefung von Unterrichtsstoff, Auswendig Lernen von Inhalten, Anwendung des Gelernten und Erarbeitung von Neuem, Fertigstellen von angefangenen Arbeiten oder Rechercheaufgaben und Materialsammlungen. Zudem wird oft das Argument angeführt, dass Hausaufgaben dazu beitragen sollen, selbstständiges Arbeiten zu lernen. Ob alle diese Ziele mit Hausaufgaben erfolgreich umgesetzt werden können, wird in der Forschung in Zweifel gezogen, weil eine erfolgreiche Hausaufgabenpraxis abhängig ist von zahlreichen Voraussetzungen sowohl bei Eltern, Lehrern und Schülern. Voraussetzungen beachten Betrachten wir zunächst die Schülerinnen und Schüler: Eine zentrale Voraussetzung ist die Fähigkeit, selbstständig arbeiten zu können. Diese Fähigkeit wird nicht durch das Instrument »Hausaufgabe« entwickelt, sondern durch entsprechende schulische und/oder elterliche Bildungs- und Erziehungsprozesse. Hausaufgaben sind also erst dann sinnvoll, wenn diese Fähigkeit altersgemäß entwickelt wurde, wenn man nicht will, dass die Eltern die Hausaufgaben machen oder sich stark dafür verantwortlich fühlen. Eine weitere Voraussetzung – insbesondere bei Hausaufgaben, die der Festigung und Anwendung von Wissen dienen – ist, dass die Schüler über das notwendige Basiswissen verfügen. Wer den Unterrichtsstoff nicht verstanden hat, ist mit Übungen und Anwendungen überfordert und bleibt oft erfolglos. Wichtige Voraussetzungen auf Seiten der Lehrer sind Weiterführende Literatur zum Thema: • Nilshon, Ilse 1999: Hausaufgaben und selbstgesteuertes Lernen, München (www.dji.de/bibs/77_projektheft1.pdf) • Rademacker, Hermann 2005: Hausaufgaben im Spannungsfeld von Schule – Eltern – Betreuung (www.ganztag-blk.de/cms/upload/pdf/ nrw/Rademacker_Hausaufgaben.pdf) • Trautwein, U./Köller, O. 2003: Was lange währt, wird nicht immer gut; in: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Vol. 17, Heft 3/4, S. 199 – 209. • Kohn, Alfie (2006): The Homework Myth: Why Our Kids Get Too Much of a Bad Thing. Cambridge, MA.: da capo press. • Kravolec, Etta/Buell, John (2001): The End of Homework: How Homework Disrupts Families, Overburdens Children and Limits Learning. Boston: Beacon Press. die konsequente Kontrolle und Einbindung der Hausaufgaben in die Unterrichtspraxis (Feedback), die quantitative Beschränkung der Hausaufgaben und die Vermeidung der Auslagerung von schulischen Kernaufgaben ins Private. Dies gilt vor allem für eine chancengerechte Schulbildung. Wissenschaftler wie Trautwein und Köhler beschreiben schon 2003 die Situation: »Lehrer betrachten nicht erledigte Hausaufgaben als poten tielle Gefahr für das Erreichen der angestrebten Lernziele. Lehrer wie Eltern neigen dazu, auf nicht erledigte Hausaufgaben mit Druck und Drohungen zu reagieren. Solche Maßnahmen der Fremdregulation erzielen jedoch keine förderlichen Effekte auf das Engagement bei der Anfertigung von Hausaufgaben. Dies verdeutlicht, dass eine effektive und engagierte Förderung des Hausaufgabenverhaltens am besten über eine Veränderung des Verhaltens gegenüber Hausaufgaben zu erreichen ist.« Ganztagsangebote bieten Möglichkeiten Ganztägige schulische Angebote reduzieren die Zeit, die Schüler daheim mit Hausaufgaben verbringen. Hierdurch werden nicht nur die Familien entlastet, sondern innerhalb schulischer Ganztagsangebote können unterschiedliche pädagogische Alternativen entwickelt werden: etwa stärker differenzierte Übungs- und Trainingsstunden oder kleine, individuell betreute Lerngruppen. Zumal Ganztagsangebote darüber hinaus bessere Möglichkeiten des Umgangs mit »kreativen« Hausaufgabentypen bieten, wie zum Beispiel Forschungs- und Rechercheaufträge, Gesprächskreise in Fremdsprachen oder Werkstätten. Die Frage lautet also nicht, ob Hausaufgaben sein müssen, sondern wie sie im Kontext schulischer Ganztagsangebote pädagogisch sinnvoll gestaltet werden. = 1/2008 11 f ü r d i e p r a x is »Camp+« – neue Wege für Schüler und Lehrer Das erste Schülercamp in Sachsen für versetzungsgefährdete Schüler ist zu Ende. Die Erfolgsquote für die Veranstalter ist hoch gesteckt: Zwei Drittel der teilnehmenden Schüler sollen im Sommer ihr Versetzungszeugnis bekommen. Bis dahin herrscht »normaler« Schulalltag. VON Lutz-Wolfram Reiter, Redaktion Das Interesse der Medien war unerwartet groß. Eigentlich wollte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als »Camp+«Veranstalter den ausgewählten 98 Schülern der achten Klassen Lernen in ruhiger und vertrauter Atmosphäre ermöglichen. Doch Pressevertreter aus Rundfunk, Fernsehen und Tagespresse nahmen das Thema dankbar auf. Immerhin förderte und unterstützte das sächische Kultusministerium erstmalig ein Projekt dieser Art. Fast 3 000 Euro pro Schüler kostete das zweiwöchige Camp auf Burg Hohnstein und im Ferienlager Papstdorf. Schnell stellt sich die Fragen, ob dies nicht verschwendetes Geld sei. Sollte dieses nicht sinnvoller für den täglichen Schulalltag eingesetzt werden? Und sind die paar Sitzenbleiber nicht selbst schuld an ihrer Leistung? Schließlich können die Schüler im Schulalltag beweisen, reif für die 9. Klasse zu sein. Spaß im Camp Den teilnehmenden Schülern hat das »Camp+« trotz »verlorener« Winterferien gefallen und Spaß gemacht. Sicher war es für die meisten von ihnen nicht einfach, statt die Seele baumeln zu lassen, sich mit Deutsch, Englisch und Mathemathik zu beschäftigen. Dazu kam noch die Projektarbeit, die kaum Zeit für sich selbst ließ. Doch der 14-jährige Steven Dressler, Teilnehmer des Camps auf Burg Hohnstein, Spielerisch Vertrauen gewinnen – zu sich selbst und zu anderen 12 1/2008 sieht das gelassen. »Hier habe ich eine bessere Betreuung. Es ist ruhiger und ich kann mich besser auf den Stoff konzentrieren«. Steven hat besondere Schwierigkeiten im Fach Englisch. In seinem normalen Schulalltag ist er einer unter 21 Schülern. Da bleibe wenig Zeit für jeden Einzelnen. »Der Lehrstoff steht im Vordergrund und der muss bewältigt werden. Um das zu erreichen, orientieren sich die Dozenten leider allzu oft an den Besseren in der Klasse. Die Schlechteren schalten ab, da sie nicht mehr mitkommen oder sie machen Quatsch und lenken ihre Mitschüler ab. Schulalltag eben«, beschreibt Steven seine Erfahrungen. Optimale Betreuung In der Lernwerkstatt im »Camp+« muss sich Steven mit solchen Sorgen nicht herumplagen. Drei Ansprechpartner betreuen die Gruppen aus neun Schülerinnen und Schülern. Neben einem ausgebildeten Lehrer stehen noch ein Sozialpädagoge und ein Jugendleiter für Fragen, Wünsche oder Anregungen seitens der Schüler bereit. Ihr oberstes Ziel ist es, den jungen Menschen wieder Mut und Motivation zu geben, um den Schulalltag zu meistern. Natürlich spielt dabei der unmittelbare Lernerfolg beim Camp eine große Rolle, doch wenn die Schüler das Schuljahr aus eigener Kraft schaffen sollen, brauchen sie vor allem das Selbstvertrauen dazu. Zuhören, den anderen ernst nehmen, Vertrauen schaffen, Beraten statt Belehren, Möglichkeiten zur Selbsthilfe aufzeigen – das sind die Werkzeuge, die die drei Betreuer ihren Schützlingen anbieten. Steven und die anderen acht Schüler scheinen dieses Angebot anzunehmen. Vertieft in ihre Aufgaben diskutieren sie in Zweier- oder Dreiergruppen mögliche Lösungswege, stellen Fragen an die Betreuer und lernen durch für sie unbekannte Lernstrategien wie zum Beispiel die Hosentaschenkartei oder mathematische Puzzles. Außenstehende fühlen die knisternde Stimmung des intensiven Lernens, die hier im kleinen Raum der Lernwerkstatt die Teilnehmer mit in ihren Sog nimmt. Wünsche für den Schullalltag Für Steven ist dies das Ideal. Vieles davon wünscht er sich in seinem Schulalltag. »Zwei Lehrer pro Klasse würden schon viel helfen. Toll wäre es auch, wenn wir gemeinsam Aufgaben lösen würden. Beispielsweise könnten immer zwei bessere Schüler mit Ziele formulieren … … und dafür arbeiten. zwei schlechteren ein Team bilden. Gut wäre es auch, wenn wir nicht immer in dem 45-Minuten-Rhythmus lernen müssten. Manchmal brauche ich halt unterschiedlich viel Zeit, um den Lernstoff zu verstehen. In Mathe wäre es super, wenn wir Aufgaben mit einem konkreten Praxisbezug lösen müssten. Das macht viel mehr Spaß«, schätzt Steven die Vorteile ein. Unglaublich engagierte Dozenten Für Andreas Maneck, freiberuflicher Deutsch- und Mathelehrer und pädagogischer Leiter des Camps, zeigt diese Art des Unterrichtens neue Wege für sich und seine Kollegen auf. »Hier können sich die Lehrer auf die Beziehungsebene mit den Schülern einlassen. Das merken die Schüler und fühlen sich ernst genommen. Es ist eine neue Erfahrung für uns Lehrer«. Alle teilnehmenden Lehrer sind freiwillig dabei. Nach einer Bewerbungsrunde konnten sich die Organisatoren sogar ihre »Traumpädagogen« auswählen, so viele wollten mitmachen. Mit dabei waren schon längst pensionierte Kollegen bis hin zu Studenten. Sie alle sahen im Camp die Möglichkeit, Neues auszuprobieren und zu erfahren. »Wir waren überrascht über die unglaublich engagierten Lehrer und Jugendleiter«, erinnert sich Maneck an die Bewerbungsrunden. Bevor es dann losging, gab es noch ein dreitägiges Intensivtraining für Lehrer zur Vorbereitung auf das Camp. Schon allein dieses Seminar werteten viele der Teilnehmer als wichtigen Baustein für ihre künftige Arbeit. Hauptziel noch nicht erreicht Doch letztlich ist das bisher nur ein kurzfristiger Erfolg für alle Beteiligten. Was zählt, sind die hochgesteckten Ziele zum Schuljahresende. Wie viele der der Schüler, die teilgenommen haben, werden das Klassenziel wirklich erreichen? Natürlich ist der jetzige Zeitpunkt zu früh, um ein Resümee zu ziehen. Denn eigentlich läuft jetzt die heiße Phase, die versetzungsgefährdeten, aber motivierten Schüler nicht wieder in ein Loch fallen zu lassen. Damit das nicht passiert, hat jeder Camp-Teilnehmer Ansprechpartner im sogenannten Camp-Begleitungsteam. Dieses besteht aus je einem Lehrer der jeweiligen Schule des Schülers und einem Sozialpädagogen vor Ort. So bleibt die unmittelbar persönliche Beziehung zum Schüler erhalten. Die zum Ende des Camps gemeinsam mit Camp-Betreuern, Schülern und Camp-Begleitungsteam getroffenen Ziele für das Schulhalbjahr helfen auf dem weiteren Weg zum Ziel »Versetzung«. Einmal im Monat werden diese Zielvereinbarungen weitergeschrieben, immer im gegenseitigen Einverständnis aller Beteiligten. Sollten weitere Schritte zum Erreichen des Hauptziels notwendig sein, können diese einfach mit aufgenommen werden. Denn auch hier steht die Freiwilligkeit an erster Stelle, so wie es im Camp und in den intensiven Lerngruppen war. Andreas Maneck ist sich darüber im Klaren dass ein »Abweichen von den positiven Camp-Erlebnissen bei der späteren Betreuung durch die Begleitungsteams« viel vom wiedererlangten Selbstvertrauen und der Motivation des Schülers nehmen würde. = »Camp+«-Lerncamps für versetzungsgefährdete Schüler in Sachsen, ein Projekt des Sächsischen Kultusministeriums und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Sabine Heimann Telefon: 0351 323 47 25 E-Mail: [email protected] www.dkjs.de 1/2008 13 Pa n o r a m a Teilnahme an »Agenda-21-Messe« Senioren unterstützen Schulen In Berlin – und inzwischen in sieben weiteren Bundesländern – gibt es seit sechs Jahren die »jung gebliebenen Alten«, die sich als ausgebildete Schulmediatoren ehrenamtlich in Schulen engagieren. Sie sind für die Schüler Ansprechpartner für deren Sorgen vom Liebeskummer über »ungerechte Noten« bis zu Streitereien untereinander. Dafür werden Senioren ab 55 Jahren in 80 Kursstunden zu Schulmediatoren nach den Richtlinien des Bundesverbandes Mediation ausgebildet. Die Kosten trägt der Verein »Seniorpartner in School e.V.«, ebenso die supervisorische Begleitung der Seniorpartner in der Schulpraxis. Die ausgebildeten Schulmediatoren erklären sich bereit, fünf bis zehn Wochenstunden an einer Schule präsent zu sein. Neben Hof- und Pausengesprächen arbeiten sie dabei primär mit der Methode der Mediation. Die Mediation dient einer gütlichen Einigung zwischen den Heranwachsenden. Sie stellt keine Schuldfrage, sondern fragt lösungsorientiert, wie die Beteiligten in Zukunft miteinander umgehen wollen. Oft arbeiten an einer Schule mehrere Seniorpartner. Eine Einbindung der Seniorpartner beispielsweise in die Ganztagesangebote der Schule oder in Konflikttrainings ist nach Absprache möglich. Das Projekt kann an Schulen durchgeführt werden, deren Schulkonferenz sich mit großer Mehrheit für die Arbeit der Seniorpartner ausgesprochen hat. = Interessierte Grundschulen können sich melden bei: Seniorpartner in School e.V. Katja Kampmeier (Bereich Sachsen) Telefon: 0351 801 57 18 E-Mail: [email protected] www.seniorpartnerinschool.de 14 1/2008 Sächsische Schulen sind aufgerufen, sich an der 5. Messe Agenda 21 »Schüler gestalten Zukunft« zu beteiligen. Gesucht werden Schulen, die mit Projekten und Aktionen »Nachhaltigkeit« ganz konkret in aktives Tun umsetzen. Denkbar sind Projekte, die sich mit Aktivitäten zum Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung auseinandersetzen. Die Schulprojekt-Messe findet vom 5. bis 21. November im Foyer des Sächsischen Kultusministeriums statt. Unter Schirmherrschaft von Kultusminister Steffen Flath und in Zusammenarbeit mit der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt veranstaltet der Lokale Agenda 21 für Dresden e. V. die Messe. In einer Abschlussveranstaltung werden alle Teilnehmer mit einer Urkunde geehrt und die besten Messebeiträge zusätzlich prämiert. Die »Agenda-21-Messe« ist aus dem Anliegen entstanden, die vielfältigen und wichtigen Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung an sächsischen Schulen einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gleichzeitig möchte die Messe zum Mitund Nachmachen motivieren. Bereits im Jahr 2001 wurde die Messe erstmalig durchgeführt. = Der Anmeldeschluss für eine Teilnahme ist der 14. Juli 2008. Die Bewerbungsunterlagen und zusätzliche Informationen finden Sie unter www.dresdner-agenda21.de. Lokale Agenda 21 für Dresden e.V. Edwin Seifert Palaisplatz 2b, 01097 Dresden Telefon: 0351811 41 39 Fax: 0351811 41 63 E-Mail: [email protected] Zertifikat »Bewegte und sichere Schule« Im Rahmen des 3. Gesundheitsforums im November 2007 in Leipzig wurden 46 Schulen mit dem Zertifikat »Bewegte und sichere Schule« geehrt. Sie erhielten eine Urkunde, eine Plakette und mindestens 500 Euro für projektbezogene Anschaffun gen. Die Auszeichnung nahmen die Unfallkas se Sachsen, das Sächsische Kultusministeri um und die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig gemeinsam vor. Gegenwärtig bemühen sich 50 weitere Schulen um den Titel und werden ein Jahr lang von den oben genannten Institutionen beraten. Für das kommende Schuljahr 2008/09 besteht für interessierte Schulen die Möglichkeit, das Zertifikat zu erwerben. Schulen können sich bis zum 1. Mai bei der Unfallkasse Sachsen in Meißen bewerben.= Weitere Informationen und die Teilnahmeunterlagen erhalten Sie bei: Unfallkasse Sachsen Rosa-Luxemburg-Str. 17a | 01662 Meißen Telefon: 03521 72 40 Fax: 03521 72 43 33 www.unfallkassesachsen.de rechtsecke Qualm ade! Zum Rauchverbot an allen sächsischen Schulen Von Anett Stromer, Redaktion Nach wie vor stellt das Rauchen einen der größten Risikofaktoren für die Gesundheit dar. Etwa 70 Prozent aller deutschen Schüler haben schon mal zur Zigarette gegriffen. Mit dem am 1. Februar in Kraft getretenen Sächsischen Nichtraucherschutzgesetz (Sächs NSG) gilt für alle Schulen in Sachsen das Rauchverbot. Betroffen sind auch Schulen in freier Trägerschaft, berufsbildende Schulen und Schulen des zweiten Bildungsweges wie Abendschulen oder Kollegs sowie Schullandheime. Das Verbot erstreckt sich nicht nur auf das Schulgebäude nebst dazugehörigen Einrichtungen wie beispielsweise Cafeterien, sondern auch auf den umfriedeten Außenbereich. Demnach sind dort die bisher üblichen Raucherinseln nicht mehr zulässig. Auf das Rauchverbot ist deutlich sichtbar hinzuweisen; bei Verstößen gegen das Rauchverbot ist das Rauchen zu unterbinden. Auch wenn das Rauchen auf dem Schulgelände tabu ist, wird es einige Unbelehrbare geben, die trotzdem versuchen werden, in der Pause zu rauchen. Wie mit dem Rauchen außerhalb des oben beschriebenen Schulgeländes, also »vor dem Zaun« umgegangen wird, sollte mit dem Schulträger abgestimmt werden. Ist das Rauchen in diesem Bereich erlaubt, dann gilt es vor allem, eine Lösung für den anfallenden Schmutz zu finden. Regeln für Lehrer Auch Lehrkräften ist es gemäß des Sächs NSG nicht gestattet, in der Schule zu rauchen. Raucherräume für Lehrer wie auch für Hausmeister sind nicht möglich. Das Rauchen von Lehrkräften in Gegenwart der Schülerinnen und Schülern widerspricht Das Gesetz zum Nachlesen: www.sms.sachsen.de/download/ Nichtraucherschutz_2007-Heft.pdf Hier finden Sie Hilfe und Unterstützung: • Fachstellen für Suchtprävention in Sachsen www. suchtpraevention-sachsen.de • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Leitfaden »Auf dem Weg zur rauchfreien Schule« und Curriculum »Anti-Rauchkurs« unter www.bzga.de • Be Smart – Don’t Start – Wettbewerb zur Förderung des Nichtrauchens www.bestmart.infp oder Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung www.slfg.de dem Grundgedanken der rauchfreien Schule. Gleiches gilt für Fremdnutzer (zum Beispiel Volkshochschulen), die am Nachmittag oder Abend die Räumlichkeiten der Schule nutzen. Das Rauchverbot kann nicht aufgehoben werden und so heißt es nunmehr auch bei Festen oder anderen Veranstaltungen in der Schule für alle Beteiligten: Rauchen verboten. Rauchen auf Klassenfahrten Schülerinnen und Schülern unter 18 Jahren kann das Rauchen in der Öffentlichkeit auf Klassenreisen und bei Ausflügen auf Grund des Jugendschutzgesetzes nicht erlaubt werden – für volljährige Schüler kann eine einvernehmliche Regelung gefunden werden. Hier ist die Schulkonferenz gefragt, praktikable Vorschläge zu entwickeln und diese unter allen Beteiligten zu kommunizieren. Zudem erscheint es hilfreich, Eltern beziehungsweise volljährige Schüler bereits bei der Anmeldung für die Schule über das Programm der Schule zu informieren und um ihre Zustimmung zu bitten. So gibt es später für Auseinandersetzungen über die schulischen Rauchverbote weniger Raum für Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte. Umsetzung Gemäß § 32 des Schulgesetzes (SchulG) ist jede öffentliche Schule dazu berechtigt, erforderliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Schulbetriebes durchzusetzen. Gemäß § 4 SächsNSG obliegt dem Inhaber des Hausrechts und seinen Beauftragten die Durchsetzung des Rauchverbotes. Demnach ist der Schulleiter für die Einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes verantwortlich. In der Praxis sollte sich die Schulkonferenz darauf verständigen, wie mit Verstößen umzugehen ist: Auf welche Reaktionen einigen wir uns, wenn gegen das Rauchverbot verstoßen wird? Welche pädagogischen Maßnahmen benötigen wir, um das Nichtrauchen zu fördern? Eine wirksame Kontrolle ist nur möglich, wenn alle Beteiligten die Regeln und die möglichen Sanktionen kennen. = Sie können kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartnerin für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der ist Anja Niemke, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: 03 51 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente). Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Redaktionsschluss: 3/2008. Redaktion V. i. S. P.: Dirk Reelfs, Tel.: 03 51 564 25 13, E-Mail: [email protected], Fotos: Michel Sandstein GmbH, Frank Grätz, SMK Auflagenhöhe: 40 000 Exemplare, Gestaltung: Michel Sandstein GmbH, Druck: Papier Grimm GmbH, Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. I MP RESS UM 1/2008 15 www.praxiselite.sachsen.de Die Praxiselite. Schon 2012 können in Sachsen mehr als 19 000 Ausbildungsplätze nicht mehr besetzt werden. Die sächsische Wirtschaft braucht dringend Nachwuchs. Sie setzt deshalb auf die Mittelschule mit ihrem vielseitigen Unterrichtsangebot, dem hohen Praxisbezug und engen Kontakten zu den Unternehmen vor Ort. Die Mittelschule ist das Sprungbrett für eine Berufsausbildung mit besten Karrierechancen, zum Beispiel als spezialisierter Facharbeiter oder nach dem Abitur am Beruflichen Gymnasium als Ingenieur. Viele Wege, alle Chancen. Die Mittelschule.