Bei der kleinsten Anstrengung steigt mein Puls enorm an!

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Bei der kleinsten Anstrengung steigt mein Puls enorm an!
Bei der kleinsten Anstrengung steigt mein Puls enorm an!
Kurzantwort: Ein absolut unregelmässiger Puls deutet auf ein Vorhofflimmern (VHF)
hin. Bei dieser Herzrhythmusstörung kommt es üblicherweise unter Belastung zu
einem raschen hohen Pulsanstieg. Beim Vorhofflimmern gilt es, zwei prinzipielle
Probleme zu lösen: Zum einen geht es um die Frequenzkontrolle und zum anderen um
die Verhütung von thromboembolischen Ereignissen (Embolien). Leider gibt es dafür
keine pflanzliche Therapie, meint Dr. med. Renato Schwendener, Kardiologie FMH,
Luzern, Belegarzt Hirslanden-Klinik St. Anna, Luzern.
Ich (67, w.) habe seit zwei Jahren einen unregelmässigen Puls. Es kann sein, dass er bereits
am Morgen über 100 anzeigt. Bei der kleinsten Anstrengung steigt er bis 160 an. Mein Arzt
sagte, dass man dies nur mit Medikamenten regulieren könne. Ich möchte indes keine
Medikamente einnehmen. Gibt es eventuell etwas auf pflanzlicher Basis, das ich einnehmen
könnte? S. M. in E.
Dr. med. Renato Schwendener, Kardiologie FMH, Belegarzt Hirslanden-Klinik St. Anna,
Luzern
Auch wenn ich es nicht mit Sicherheit belegen kann, so denke ich doch, dass bei Ihnen eine
ernsthafte Herzrhythmusstörung vorliegen könnte. Ein absolut unregelmässiger Puls deutet
am ehesten auf ein Vorhofflimmern (VHF) hin. Bei dieser Herzrhythmusstörung kommt es
üblicherweise unter Belastung zu einem raschen hohen Pulsanstieg, wie Sie es bei sich
festgestellt haben.
Das Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und nimmt mit zunehmendem
Alter zu. Man nimmt an, dass zirka 10 Prozent der über 80-Jährigen ein Vorhofflimmern
aufweisen.
Beim Vorhofflimmern gilt es, zwei prinzipielle Probleme zu lösen: Zum einen geht es um die
Frequenzkontrolle und zum anderen um die Verhütung von thromboembolischen
Ereignissen.
Herzrhythmus wieder herstellen
Tritt ein Vorhofflimmern erstmalig auf, so wird man Bestrebungen unternehmen, das
Vorhofflimmern so zu behandeln, dass der ursprüngliche Herzrhythmus, der so genannte
Sinusrhythmus, wieder hergestellt werden kann. Dies gelingt jedoch nicht in allen Fällen.
Bleibt das Vorhofflimmern bestehen, so geht es darum, die Frequenz des Vorhofflimmerns in
Ruhe und unter Belastung zu kontrollieren. Dies kann praktisch nur mit Medikamenten
geschehen.
Zusätzlich ein Herzschrittmacher
In gewissen Fällen - wenn die Frequenz unter der Medikation zu stark absinkt - muss
gelegentlich zusätzlich ein Herzschrittmacher implantiert werden, um eine minimale
Herzfrequenz zu garantieren. Das Beherrschen der Belastungsfrequenz ist oft schwierig und
gelingt nicht in allen Fällen. Bei jüngeren Patienten mit intermittierend (zeitweise)
auftretendem Vorhofflimmern und sehr störenden Beschwerden gibt es heutzutage auch
eine interventionelle Möglichkeit, das Vorhofflimmern durch eine so genannte Ablation
(lokalisierte Verödung) zu behandeln.
Blut verdünnen
Bleibt bei einem Patienten das Vorhofflimmern bestehen, so muss dafür gesorgt werden,
dass durch die unregelmässige Herztätigkeit keine Gerinnsel entstehen, welche dann als
Embolie in den Körper fahren können. Dazu muss eine orale Antikoagulation (so genannte
Blutverdünnung) eingeleitet werden. In speziellen Fällen kann auch Aspirin cardio verwendet
werden, welches jedoch nicht gleich effizient ist in der Verhinderung von Embolien wie die
orale Antikoagulation.
Keine pflanzliche Therapie
Sie sollten sich nochmals mit Ihrem Hausarzt in Verbindung setzen und - falls ein
Vorhofflimmern vorliegt - eine Behandlung durchführen lassen. Leider gibt es keine
pflanzliche Therapie, um die Nachteile des Vorhofflimmerns zu behandeln.
Dr. Renato Schwendener, Luzern
Quelle: Neue Luzerner Zeitung vom 26.03.2008