Abschlussbericht – Carolin - Lion of Judah Academy
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Abschlussbericht – Carolin - Lion of Judah Academy
Abschlussbericht – Carolin - Lion of Judah Academy - Tansania Schon lange vor meinem Abitur war mit klar, dass ich nach dem Beenden meiner Schulzeit nicht direkt studieren, sondern ein Jahr im Ausland verbringen möchte. Ich fing an mich über ein Jahr als Aupair in den USA, oder work and travel in Australien zu informieren, doch schnell wurde mir bewusst, dass mir dies nicht reicht. Infolgedessen suchte ich nach Projekten in Afrika und stieß schnell auf die Lion of Judah Academy, eine vor zehn Jahren von US- Amerikanern gegründete Primary-, Secondary- und Highschool, die seit vier Jahren Freiwillige aus Deutschland aufnimmt, um dort in der Grundschule als Lehrer auszuhelfen. Sofort war ich begeistert, denn dies war genau das wonach ich gesucht hatte! Am 27. Juli 2012 machte ich mich mit meinen zwei Teammitgliedern (ab September waren wir dann zu viert) auf den Weg zu meinem Einsatzort, einem kleinen Dorf namens Bulima, 1,5 Stunden entfernt von der nächsten Stadt Mwanza, direkt am Viktoriasee in Tansania. Die meisten der rund 600 Schüler der Schule schlafen und leben in den Gebäuden der Schule und fahren nur für die Ferien Heim, einige kommen jedoch auch aus der Nähe und gehen nach den Schulstunden wieder. Wir wurden sehr offen und herzlich aufgenommen, viele Menschen kamen auf uns zu, um sich mit uns zu unterhalten, was es sehr einfach machte sich in das Lehrerkollegium zu integrieren. Lediglich die Sprache machte mir zu Beginn ein wenig zu schaffen, denn Kiswahili lernte ich erst im Laufe des Jahres und das Englisch der Tansanier unterschied sich sehr von meinem Schulenglisch. Zu Beginn habe ich mich in Tansania oft als Fremdkörper gefühlt, denn ich sah nicht nur anders aus als die Afrikaner, sondern ich habe mich auch komplett anders verhalten. Viele Verhaltensweisen der Tansanier habe ich nicht verstanden und wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Zum Glück habe ich fast überall nette und geduldige Menschen gefunden, die bereit waren mir viele Sachen zu erklären, sodass ich manche Dinge sehr zu schätzen gelernt habe und mir wünsche auch in Deutschland beizubehalten. Meine Arbeit als zweite Klassenlehrerin der ersten Klassen hat mir von Beg inn an sehr viel Spass gemacht, aber auch herausgefordert, schliesslich war es das erste Mal für mich vor einer Klasse zu stehen und nicht selber Schüler zu sein. In meinen Fächern Mathematik, Sport, Kunst und Musik hatte ich die Chance sehr kreativ zu werden und mit spielerischen Methoden meinen 36 Kindern etwas beizubringen. Auch gerade die Zusammenarbeit mit dem anderen Klassenlehrer, einem Tansanier, hat sehr gut funktioniert. Wir haben uns gut ergänzt und konnten viel voneinander lernen. In dem ersten Halbjahr habe ich außerdem Computerunterricht in der 5. und 6. Klasse gegeben, was sich jedoch als sehr schwierig herausstellte, denn gelegentlich 80 Schülern gleichzeitig, ohne Strom an circa neun Computern etwas beizubringen hat mich als nicht studierte Lehrerin zu sehr gefordert. Dennoch war es rückblickend eine gute und einmalige Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Sehr gefreut hat mich außerdem die Chance einmal den Geschichtsunterricht in der elften Klasse gestalten zu können. Dies hat nicht nur die Schüler sehr gefreut, sondern war für mich neben dem Plus und Minus rechnen in der ersten Klasse eine tolle Abwechslung. Im zweiten Halbjahr habe ich außerdem angefangen dem Direktor ein wenig als Sekretärin zu unterstützen. Alles in allem konnte ich in diesem Jahr sehr viel lernen, neues entdecken und wachsen. Gerade die tansanische Kultur und Lebensweise hat mich oft ins nachdenken gebracht und mich verändert. Die meisten Menschen sind sehr arm, leben mit ihrer Familie in einer Lehmhütte und arbeiten täglich sehr hart um Essen für den nächsten Tag zu haben. Dennoch erscheinen viele dieser Menschen mir viel dankbarer und glücklicher als manch ein Europäer. Ich hatte oft die Chance eine tansanische Familie in solch einer Hütte zu besuchen und habe eine enorme Gastfreundlichkeit erfahren dürfen. Es wurde viel gelacht und erzählt und die Menschen haben einem stolz ihr bescheidenes Zuhause gezeigt. Es wurde extra gekocht und jegliche Arbeit liegen gelassen, damit man Zeit hatte mit mir zu reden und mich herzlich willkommen zu heißen. Ich habe gelernt selbstständiger zu sein und Verantwortung, nicht nur für mich, sondern auch für viele Andere, zu übernehmen. Wir Freiwilligen haben in einer kleinen abgetrennten Wohnung im Schlafgebäude der Mädchen gelebt und waren dementsprechend Ansprechpartner für jegliche Art von Problemen. Ob es nur um ein kleines Pflaster ging, jemand Heimweh hatte oder ins Krankenhaus gebracht werden musste, wir haben versucht rund um die Uhr für die Kinder und Jugendlichen da zu sein. Die Nähe zu den Schülern habe ich als eine große Chance wahrgenommen, wir hatten die Möglichkeit auch nachmittags mit ihnen zu spielen, oder mit den Älteren zu reden, Theater zu spielen, Sport zu machen oder zu singen. Es sind sehr enge Beziehungen entstanden und es war einfach nur genial an den Reaktionen der Kinder und Jugendlichen zu merken, dass es genau das Richtige ist was ich mache! Jedes "Ich hab dich lieb", oder jede Umarmung war etwas ganz besonderes. Es war nicht nur eine Bestätigung der Arbeit der Freiwilligen, sondern eine Verbindung zwischen zwei komplett unterschiedlichen Kulturen, die viel voneinander lernen können. Jetzt zurück in Deutschland vermisse ich Tansania sehr. Die gelassene Einstellung, füreinander da zu sein und zu helfen steht dort einfach viel mehr im Vordergrund. Ich vermisse so viele Menschen, meine Kinder aus der ersten Klasse, für die ich eine Art "Mutter" werden konnte und meine Freunde mit denen ich traurige und schöne Momente teilen konnte! Mein Jahr an der Lion of Judah Academy hat mich sehr geprägt. Ich habe nicht nur eine neue Orientierung für meine Zukunft, sondern auch echte Freunde und eine zweite Familie finden können! Ich konnte über meinen Horizont schauen und habe gelernt ein dankbarer Mensch zu werden. Einfach mal DANKE sagen, danke für die Menschen in meine m Umfeld, danke für das Essen, danke für das Wasser und all das was wir haben dürfen ist mir sehr wichtig geworden und wird meiner Meinung nach in Deutschland viel zu selten getan. Carolin