SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst

Transcrição

SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst
SÜDWESTRUNDFUNK
SWR2 Wissen – Manuskriptdienst
Pestizidweltmeister Brasilien
Autorin: Gudrun Fischer
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Carola Preuß
Sendung: Montag, 4. April 2011, 8.30 Uhr, SWR 2
Bitte beachten Sie:
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Dieses Manuskript enthält Textpassagen in [Klammern], die aus Zeitgründen in
der ausgestrahlten Sendung gekürzt wurden.
MANUSKRIPT
Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinwegbraust
Cut 1: Luiz Claudio Meirelles
Tem setores no Brasil que comemoram, acham que isto tem a ver com a produção.
Não é para comemorar que nós somos o campeao mundial de agrotóxicos.
Übersetzer:
Einige Leute in Brasilien klatschen in die Hände, weil wir Pestizidweltmeister sind. Das
würde doch beweisen, wie erfolgreich unsere Landwirtschaft wäre.
Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinwegbraust
Cut 2: Gabriel Fernandes
Os dados no ano passado tem indicado algo em torno de 700 mil toneladas de
agrotóxicos que foram usados em 2009 no Brasil. Se a gente divide isto pela população
total do Brasil dá mais ou menos 4 kilos de venenos agrícolas por brasileiro. O
presidente da CTNBio, da comissão técnica nacional de biosegurança que é o órgão
brasileiro encarregado de tomar decisoes sobre organismos transgênicos, ele chegou a
dizer que a pessoa poderia até ingerir, beber o gliphosato, que não teria nenhum
problema de saúde que não morreria.
Übersetzer:
In Brasilien wurden im Jahr 2009 etwa 700 Millionen Kilo Pestizide auf die Äcker
gebracht. Wenn wir die Zahl auf die brasilianische Bevölkerung hochrechnen, landen in
jedem Jahr pro Person vier Kilo Pestizide in der Natur. Unsere biologische
Sicherheitskommission, die über die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen
entscheidet, hält das hier flächendeckend verwendete Herbizid Glyphosat für
ungefährlich. Der Präsident dieser Kommission sagte sogar, Glyphosat sei so harmlos,
dass man es trinken könne. Man würde weder krank davon, noch würde man sterben.
Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinwegbraust
Ansage:
Pestizidweltmeister Brasilien.
Eine Sendung von Gudrun Fischer
Atmo 2: Grillen, leises Plätschern, dann leises Motorboot
Sprecher:
Nachts am Fluss Paraná, dem Grenzfluss zwischen Brasilien und Paraguay. Ein
Motorboot fährt ohne Beleuchtung vom paraguayischen in Richtung des brasilianischen
Ufers. Es wird von zwei kleineren Booten begleitet. Darin sitzen maskierte Männer; sie
tragen Waffen im Anschlag. Langsam nähern sich die Boote einer im Schilf
verborgenen Anlegestelle. Es ist dunkel, nichts regt sich. Das größere der drei Boote
legt an. Plötzlich tauchen zwei Männer an der Böschung auf. Sie helfen dem
Bootsfahrer, schwere Pakete zu entladen. Die Ware verbreitet einen stechenden
Geruch. Nach dem Entladen verschwinden die Boote im nächtlichen Dunst des Flusses.
Die Männer am Ufer packen die Kisten in einen Kleinlaster. Vor die stinkenden Pakete
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stellen sie andere Kisten. Dann fahren sie los. Ihr Ziel: der brasilianische Bundesstaat
Bahia, der vom Bundesstaat Paraná über 2.000 km entfernt ist. Dort warten Landwirte
auf die Schmuggelware aus Paraguay.
Atmo 3: Türen schlagen, Lastwagen fährt los
Sprecher:
Zwei Tage später titelt die brasilianische Tageszeitung Folha de São Paulo: „Mehrere
Männer in Paraná und Bahia festgenommen. Der Vorwurf lautet: Verkauf von illegalen
Pestiziden. Die Festgenommenen erwarten Strafen von ein bis vier Jahren.“ Was nicht
in dem Artikel steht: Die illegalen Pestizide kommen aus Paraguay und sind dort
zugelassen. Sie wurden in China produziert. Es handelt sich um hoch konzentrierte
Nachahmersubstanzen von kommerziellen Pestiziden. Einige sind auch in Brasilien
legal zu haben, geschmuggelt kosten sie allerdings nur ein Zehntel des Preises.
Atmo 4: Verkehrslärm, Autos, Lastwagen fahren an
Sprecher:
Am brasilianisch-paraguayischen Grenzübergang sitzt der brasilianische Zollbeamte
Gilberto Tragansin in Anzug und Krawatte in seinem großen, klimatisierten Büro. Über
diese südamerikanische Grenze werden viele Arten von Waren geschmuggelt, sagt er.
Neuerdings sind es Pestizide.
Cut 3: Gilberto Tragansin
Foi numa operação a sessenta kilometros daqui da cidade. Em que foi apreendido um
carregamento de agroquímicos escondido dentro de um caixão que estava sendo
transportado num carro funerário. Nesta situação foi sessenta kilos de produtos, estes
produtos vem em altíssima concentração.
Übersetzer:
Während eines Einsatzes 60 Kilometer von hier beschlagnahmten wir kürzlich
Chemikalien in einem Bestattungswagen. Sie lagen im Sarg versteckt. Es waren nur 60
Kilo. Doch besonders gefährlich ist, dass die geschmuggelten Agrar-Chemikalien in
extrem hohen Konzentrationen vorliegen.
Sprecher:
Auf den neutralen Verpackungen der Schmuggelware stehen weder Mengen- und
Inhaltsangaben, noch Sicherheitshinweise. Ein Kilo Ackergifte lassen sich im doppelten
Boden eines Wagens leicht verstecken. Diese Menge reicht aus, um 400 bis 500 Hektar
Land zu besprühen, sagt Zolloffizier Gilberto Tragansin.
Cut 4: Gilberto Tragansin
Se o Paraguay utilizasse todo o agroquímico que ele importa nas suas terras ele seria
suficiente para atender seis vezes a área plantada no Paraguay. Ou seja mais de
oitenta porcento que o Paraguay importa acaba vindo para o Brasil. Na média o que se
comenta é que o mercado clandestino ja estaria tomando conta de 20 a 30 porcento do
consumo brasileiro de agroquimicos. Por envolver muito dinheiro as quadrilhas estão
cada vez mais especializadas e cada vez mais perigosas. Na grande maioria se a
pessoa que está transportando não estar armada mas sempre tem um batedor ou outro
pessoal que está dando cobertura e estas pessoas sempre estão armadas.
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Übersetzer:
Wenn Paraguay all die Pestizide benützte, die es importiert, könnten die Gifte für ein
sechsmal so großes Land ausreichen! Aber die Pestizide bleiben nicht in Paraguay. Sie
sind zu achtzig Prozent für Brasilien gedacht. Wir vermuten, dass in Brasilien der
illegale Pestizid-Verkauf schon 20 bis 30 Prozent des Bedarfs deckt. Weil bei dem
Geschäft viel Geld fließt, sind die Banden gut organisiert und gefährlich. Meist sind die
Leute, die die Ackergifte schmuggeln, nicht bewaffnet, aber es sind immer bewaffnete
Leute in der Nähe, die sie bewachen.
Sprecher:
Das wirksamste Mittel gegen den Schmuggel wären einheitliche Verbote für
gesundheitsgefährdende Pestizide, sagt der Grenzoffizier. Noch sind in Paraguay viel
mehr Chemikalien und Ackergifte erlaubt als in Brasilien. Das weckt die
Begehrlichkeiten der brasilianischen Landwirte. Gabriel Fernandes aus Rio de Janeiro,
arbeitet in der nicht-staatlichen Organisation ASPTA und berät kleinbäuerliche
Organisationen. Der Agraringenieur blickt auf einen Soja-Acker im Staat Paraná in
Südbrasilien. Ein warmer Wind weht über das Feld. In alle Himmelsrichtungen
erstrecken sich Pflanzungen, nirgendwo steht mehr ein Baum oder eine Hecke.
Atmo 5: Traktor, Sprühgeräusch
Cut 5: Gabriel Fernandes
É que a cultura que mais leva agrotóxicos no Brasil é a soja. E dentro dos diferentes
tipos de produtos que existem os mais usados são os herbicidas. O que a gente tem
observado que seis, sete, oito anos depois da adoção da semente transgenicas do tipo
Roundup Ready o que vem a acontecer é o seguinte: O mato ele vem ganhando
resistência a este herbicida Roundup cujo ingrediente ativo é o glifosato. A gente ve
uma contradição muito grande entre o discurso da indústria de agrotóxicos com a
realidade. As empresas sempre disseram que a adoção das semente transgênicas
levaria a uma redução, a uma quase eliminação do uso de venenos nas lavouras. O
que a gente vê é exatamente o contrário.
Übersetzer:
Ganz besonders sind es Sojaplantagen, die immer mehr Ackergifte brauchen. Seit etwa
acht Jahren pflanzen Landwirte hier in Brasilien die gentechnisch veränderte Soja mit
Namen Roundup Ready. Zusammen mit dem Saatgut kaufen sie das Herbizid Roundup
mit seinem Wirkstoff Glyphosat, und genau dagegen werden Wildpflanzen resistent. Wir
sehen einen großen Widerspruch in den Versprechungen der Chemie- und
Saatgutfirmen. Sie haben immer davon geschwärmt, dass gentechnisch veränderte
Pflanzen weniger Pestizide brauchen würden. Wir beobachten genau das Gegenteil.
Sprecher:
In Brasilien versorgt die familiäre Landwirtschaft die Bevölkerung mit etwa 70 Prozent
der benötigten Nahrungsmittel. Den Rest liefert die Agro-Industrie. Die industrialisierte
Landwirtschaft orientiert sich allerdings am internationalen Markt. Und da ist Soja ein
Erfolgsmodell. Die eiweißhaltige, runde Bohne verschafft Brasilien Devisen und steuert
erheblich zum Wachstum des Landes bei. Weil die Agro-Industrie so wuchs, darf sich
Brasilien seit ein paar Jahren „Pestizidweltmeister“ nennen. Jahrzehntelang waren es
die USA, die weltweit die größte Menge an Ackergiften einsetzten. Doch in den letzten
Jahren stieg in Brasilien der Pestizid-Verbrauch sprunghaft an um 25 Prozent.
Agraringenieur Gabriel Fernandes:
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Atmo 5: Traktor, Sprühgeräusch (liegt schon unter dem vorherigen Sprecherinnentext)
Cut 6: Gabriel Fernandes
Para este ano está se esperando uma safra récorde de soja em torno de 140 milhoes
de toneladas. No Brasil dentro dos diferentes tipos de produtos que existem os mais
usados são os herbicidas.
Übersetzer:
Wir hatten letztes Jahr eine Rekordernte. Bei Soja waren es 140 Millionen Tonnen. Von
den verschiedenen Sorten von Pestiziden sind in Brasilien hauptsächlich Herbizide im
Einsatz.
Sprecher:
Unter den Begriff „Pestizide“ fallen unterschiedliche Arten von Ackergiften: Insektizide,
die Insekten töten, Fungizide, die gegen Pilzbefall wirken, und Herbizide, die
Ackerkräuter vernichten. Glyphosat wirkt auf Pflanzen und wird mit dem
Rückensprühgerät, vom Traktor oder vom Flugzeug aus auf die Felder gespritzt. Die
Firma Monsanto hatte bis vor ein paar Jahren das Patent auf Glyphosat, inzwischen
verkaufen auch viele andere Chemiefirmen das Gift. Das Sojasaatgut Roundup Ready
kommt aber immer noch hauptsächlich aus dem Hause Monsanto.
Atmo 6: Traktor, Sprühgeräusch, Hacke
Cut 7: Gabriel Fernandes
Alguns estão voltando a enxada para controlar este mato e tem gente quando tem mão
de obra disponível poe os trabalhadores rurais para arrancar com a mão este tipo de
mato. A própria Embrapa já registra onde occorre a infestação de buva que ficou
resistente ao veneno. Os produtores perdem de 30 até setenta porcento da produção
de soja.
Übersetzer:
Manche Leute nehmen wieder die Hacke in die Hand, um die Kräuter, die gegen
Glyphosat resistent werden, zu entfernen. Oder sie engagieren Saisonarbeiter, um sie
von Hand ausreißen zu lassen. Sogar unser staatliches landwirtschaftliches
Forschungsinstitut „Embrapa“ gibt zu, dass es in den letzten Jahren zur Verseuchung
der Äcker mit resistenten Kräutern kam. Die Landwirte verlieren bis zu 30 Prozent ihrer
Ernte.
Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinwegbraust
Sprecher:
Am liebsten nehmen Großbauern das Flugzeug, um Glyphosat auf ihre riesigen Felder
auszubringen. Sie halten es für unbedenklich, wenn Glyphosat auf Menschen oder
Tiere fällt. Glyphosat, eine Kohlenstoff-Verbindung mit einem Phosphor- und einem
Stickstoffelement, wirkt auf die grünen Teile von Pflanzen. Es hemmt in den
Pflanzenzellen hemmt es ein Enzym mit dem Namen EPSP-Synthetase. Das steuert
die Bildung von aromatisch Verbindungen wie Phenylalanin, [das lebenswichtig ist].
Eine Pflanze ohne Phenylalanin wird innerhalb von ein paar Tagen gelb und stirbt ab.
Glyphosat gilt zwar als umweltgefährlich, ist aber nicht nur in Brasilien, sondern auch in
Europa zugelassen. In Deutschland verwenden es viele Leute in ihren Gärten.
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Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinwegbraust
Sprecher:
Nur wenn eine Pflanze gentechnisch verändert wurde, stirbt sie nach der GlyphosatDusche nicht ab. Denn die so veränderte Pflanze hat in ihre DNA ein bakterielles Gen
eingebaut bekommen, das das Enzym Phenylalanin nachproduziert. So kann das
Sojafeld beliebig mit dem Herbizid besprüht werden. Die gentechnisch veränderte
Sojapflanze lebt, alle anderen Pflanzen gehen zugrunde.
Atmo 7: Büroatmosphäre, ein Drucker druckt im Hintergrund etwas aus
Sprecher:
Die Biologin Gesine Schütte, am Botanischen Institut in Hamburg, arbeitet an ihrem
Computer. Dahinter ein großes Bücherregal. Gesine Schütte beschäftigte sich für die
Europäische Union mit den Risiken von Glyphosat-resistenten Pflanzen. In Deutschland
wie in der gesamten EU ist der kommerzielle Anbau solcher Pflanzen bislang nicht
gestattet. Zwar beantragte Monsanto 2007 bei der EU die Zulassung einer Glyphosatresistenten Zuckerrübe. Über den Antrag wurde aber noch immer nicht entschieden.
Um sich auf eine EU-Anhörung vorzubereiten, gab das deutsche Bundesamt für
Naturschutz bei Gesine Schütte und einer Kollegin eine Risikobewertungsstudie in
Auftrag.
Cut 8: Gesine Schütte
Was ich aus wissenschaftlicher Sicht sagen kann ist, dass Glyphosat im Vergleich mit
anderen Herbiziden, was seine Wirkung auf menschliche Gesundheit betrifft, bislang als
das Bessere von Vielen eingestuft wurde. Und dass die WHO es als nicht
krebserregend eingestuft hat. Es ist als schädigend für Wasserorganismen eingestuft
und darf in der Nähe von Oberflächengewässern nicht eingesetzt werden.
Sprecher:
Auf jedem Behältnis mit Glyphosat muss vermerkt werden, dass es für Menschen
hautreizend ist. Besonders gefährdet sind die Augen. Deshalb muss, wer Glyphosat
ausbringt, eine Schutzbrille tragen. Trotz seiner akuten Wirkung ist Glyphosat im Boden
nach 30 bis 40 Tagen abgebaut, so Gesine Schütte.
Cut 9: Gesine Schütte
Was die Toxizität anbetrifft, haben wir herausgefunden, dass in den letzten drei, vier
Jahren doch eine Menge Studien erschienen sind, die die ursprünglich sehr positive
Bewertung im Vergleich zu anderen Herbiziden relativieren. Das sind z.B. Studien zu
Amphibien, die zeigen, dass höhere Mortalitätsraten auftauchen, als was man in
Kurzzeitstudien gefunden hat. Das sind auch Studien zur Embryonalentwicklung bei
Amphibien, wobei man festgestellt hat, dass die Embryonen geschädigt wurden. Wo
einige Forscher Schlüsse ziehen, dass es möglicherweise auch für andere Wirbeltiere
nicht ungefährlich ist.
Sprecher:
Wie die Entscheidung für die Glyphosat-resistente Zuckerrübe in der EU ausgehen
wird, ist noch offen. Glyphosat wird hierzulande nur in Maßen eingesetzt. In den USA, in
Argentinien und in Brasilien ist in den letzten Jahren so massenhaft viel Glyphosat
ausgebracht worden, dass immer mehr Ackerkräuter die Glyphosat-Dusche überleben.
Das liegt daran, sagt Agraringenieur Gabriel Fernandes, dass innerhalb einer Art
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natürlicherweise viele genetische Varietäten vorkommen. Einige dieser zufällig etwas
anders gearteten Ackerkräuter reagieren weniger empfindlich. Sie überleben die
Giftattacke und vermehren sich. Der brasilianische Agraringenieur Gabriel Fernandes:
Atmo 6: Traktor, Sprühgeräusch, Hacke
Cut 10 Gabriel Fernandes
Hoje em dia na área de soja uma das principais préocupação é uma planta chamada
buva. O genero é Coniza e tem dois tipos, Coniza canadensis e Coniza bonariensis. No
Brasil tem uma lista, são oito espécies que os pesquizadores já classificaram como
sendo resistenetes ao Roundup. Entre elas tem a buva, tem o amarantus, o caruru,
corda de viola e trapoeiraba.
Übersetzer:
[Kopfzerbrechen bereiten uns im Anbaugebiet der gentechnisch veränderten Soja vor
allem Buva-Arten, das sogenannte Berufkraut. In Brasilien haben wir zwei Buva-Arten.
Sie heißen auf Latein Coniza canadensis und Coniza bonariensis, das
Südamerikanische und das Kanadische Berufkraut.] Insgesamt identifizierte die
Wissenschaft bereits acht Kräuter als resistent gegen das Gift Roundup. Neben Buva
gehören dazu eine Amarant-Art, eine Ackerwinden-Art und eine Tradescantia-Art.
Atmo 8: Dröhnen und Rauschen einer Chemiefabrik
Sprecher:
Wir besuchen eine Pestizidfabrik im brasilianischen Bundesstaat Paraná. In der Halle
stinkt es unangenehm nach chemischen Stoffen. Riesige Kessel reihen sich dicht an
dicht. Maschinen dröhnen, es ist warm. Agraringenieur und Toxikologe Luiz Claudio
Meirelles, Leiter der Toxikologischen Abteilung der brasilianischen Gesundheitsbehörde
„Anvisa“, arbeitet normalerweise in der Hauptstadt Brasília. Nun ist er in den Süden
gefahren, um eine große Chemiefabrik zu überprüfen. Begleitet wird er von zwei
Kolleginnen und drei Polizisten. Seit Monaten kontrolliert die Gesundheitsbehörde
Chemiefabriken in Brasilien. Bei allen Kontrollen wurden Unregelmäßigkeiten
festgestellt. Unter den überprüften Firmen waren brasilianische Niederlassungen von
BASF, Bayer, Syngenta, Dow Agrosciences, Monsanto und andere. Toxikologe Luiz
Claudio Meirelles:
Cut 11 Luiz Claudio Meirelles
Foi uma realidade nova com a qual a gente se deparou de, do ano passado para cá. O
que nós fizemos é visitar as fábricas e nos deparamos com muita inconformidade,
encontramos formulaçoes bem diferentes que aquelas que foram autorizadas pelo
órgão regulador. Prazos de validades, lotes com datas erradas, tem rotulo com
classificação errada, a gente deu uma classificação e a classificação que estão
divulgando é outra. Tem uma série de incongruências que estão sendo encontradas.
Übersetzer:
Das hat uns völlig überrascht. Wir trafen seit 2009 immer wieder auf starke
Unregelmäßigkeiten bei unseren Kontrollen in den Chemiefabriken. Manchmal waren
es chemische Produktionsreihen, die wir von der Gesundheitsbehörde nicht zugelassen
hatten. Oder es waren Haltbarkeitsdaten abgelaufen. Es gab Substanzen mit falschen
Beschriftungen. Einige Male waren die Gefährlichkeitsklassifizierungen, die von uns
7
definiert worden waren, von den Firmen durch andere Einstufungen ersetzt worden. Es
zeigten sich viele verschiedene Unstimmigkeiten.
Atmo 8: Dröhnen und Rauschen einer Chemiefabrik
Sprecher:
Die Gesundheitsbehörde Anvisa erscheint unangemeldet zu den Fabrikkontrollen.
Danach untersagte sie in den letzten Jahren den Verkauf von Hunderttausenden Litern
Chemikalien. Einigen der Firmen wurden hohe Strafgebühren angedroht. Die
Überprüfung der Chemiefabriken fand in der brasilianischen Presse ein großes Echo.
Atmo 8: Dröhnen und Rauschen einer Chemiefabrik
Sprecher:
Auf Nachfrage bei BASF Deutschland räumt Sprecherin Elise Kissling ein, dass bei der
Kontrolle der BASF-Fabrik in Guaratinguetá im Staat São Paulo tatsächlich das
Haltbarkeitsdatum einer Chemikalie in drei Produkten abgelaufen war. Außerdem
stimmten die Mengen der Vormixturen nicht mit den Mengen der Endprodukte überein.
Auf die Frage, warum abgelaufene Chemikalien verwendet worden seien, sagt BASFSprecherin Kissling, das wisse sie nicht, dazu könne sie nichts sagen. Die
brasilianische Gesundheitsbehörde hatte berichtet, bei ihrer dreitägigen Kontrollarbeit in
der BASF-Fabrik behindert worden zu sein. Das sei nach ihren Informationen nicht
richtig, so Elise Kissling. Es hätte keinerlei Behinderungen gegeben, die Kontrolleure
durften die Chemiefabrik sofort betreten und überprüfen, was sie wollten. Im März 2010,
als die Kontrolle bei BASF in Brasilien stattfand, seien bereits viele andere große
Chemiefirmen im Land wie Syngenta, Bayer und Dow überprüft gewesen, BASF hätte
den Besuch der Gesundheitsbehörde längst erwartet. „Wir waren die letzten in einer
Reihe von Fabrikkontrollen“, betont Elise Kissling.
Atmo 8: Dröhnen und Rauschen einer Chemiefabrik
Sprecher:
Erst seit 2009 hat die brasilianische Gesundheitsbehörde alle Vollmachten für die
Kontrollen in Chemiefabriken. Deshalb stellt sich die Frage, ob nicht schon in den
Jahren zuvor Chemiekonzerne in Brasilien irreguläre Ware produziert hatten.
Toxikologe Luiz Claudio Meirelles:
Cut 12 Luiz Claudio Meirelles
A gente está encontrando uma série de alterações que podem nos levar a pensar desta
maneira. Esta multa que foi divulgada na imprensa foi em trono de dois milhoes e
quatro centos mil reais.
Übersetzer:
Wir entdeckten so viele Abweichungen, dass die Vermutung nahe liegt, die Praxis sei
alt. Künftig verlangen wir drastische Strafgebühren zur Abschreckung. Einmal waren es
über zwei Millionen Real, das sind etwa eine Million Euro.
Sprecher:
Der Strafbescheid ging an die Firma Milenia im Staat Paraná, [die ihn inzwischen
akzeptiert hat.] Auf die Frage, ob Pestizide aus Brasilien eines Tages auch auf
europäischen Tellern landen, winkt Luiz Claudio Meirelles [von der
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Gesundheitsbehörde] ab. Die Firmen aus dem Ausland, die Nahrungsmittel aus
Brasilien beziehen, träfen Vorsorge:
Cut 13 Luiz Claudio Meirelles
O japonês chega, eu quero suco de laranja, mas não bota Cyhexatina. O produtor de
laranja vai produzir sem Cyhexatina para exportar para o Japão. Mas ele vai com
certeza usar Cyhexatina para vender no mercado interno. Por exemplo melão, uva,
manga que é exportado para a Europa toda ela passa por monitoramento de resíduo.
Se tiver resíduos que o europeu não aceite o produto nem sai daqui.
Übersetzer:
Ein japanischer Importeur sagt zum Beispiel: „Ich möchte Orangensaft. Aber spritzen
Sie bitte kein Cyhexatin.“ Dann wird der Orangensaftproduzent kein Cyhexatin
einsetzen, um nach Japan zu exportieren. Aber natürlich wird er Cyhexatin in Plantagen
spritzen, die Orangensaft für unseren nationalen Markt liefern. Melonen, Mangos oder
Trauben, die nach Europa exportiert werden, unterliegen Rückstandskontrollen. Sie
werden zu uns zurückgeschickt, wenn Grenzwerte überschritten werden.
Sprecher:
Cyhexatin ist eine organische Zinnverbindung und wirkt als Acarizid. Das heißt, es tötet
Milben und Zecken ab. Eingesetzt wird es im Zitrusanbau und gilt als extrem giftig. Die
Gesundheitsbehörde hat vor Kurzem erwirkt, dass Cyhexatin in Brasilien nur noch
eingeschränkt erlaubt und demnächst ganz verboten wird.
Cut 14 Luiz Claudio Meirelles
Poderá ser vendido aqui, a gente não sabe. Eu acho que a gente tem que ter estes
dados de monitoramento. Para saber o que está acontecendo com esta produção,
quando ela é rejeitada, ela não atingiu o grau de conformidade exigida pelo mercado.
Übersetzer:
Natürlich können die aus Europa zurückgewiesenen Nahrungsmittel anschließend hier
verkauft werden. Ich bin der Meinung, dass wir Zugang zu diesen Kontrolldaten haben
müssten. Damit wir erfahren, was mit der zurückgeschickten Ware passiert.
Sprecher:
Wie in Europa wappnen sich inzwischen auch die brasilianischen Verbraucher gegen
pestizidbelastete Nahrungsmittel und meiden zu bestimmten Jahreszeiten Erdbeeren,
Paprika oder Tomaten. Die Gesundheitsbehörde veröffentlicht regelmäßig eine Liste mit
den Ergebnissen ihrer Rückstandsmessungen in Gemüse und Obst.
Atmo 1: einmotoriges niedrig fliegendes Flugzeug, das über ein Feld hinweg braust
Sprecher:
Wir werfen einen Blick ins Nachbarland Argentinien. Auch dort werden Unmengen von
Glyphosat per Flugzeug auf Sojafelder gesprüht. Im Gegensatz zu Brasilien, wo etwa
die Hälfte der angebauten Soja noch natürlich ist, steht auf den Äckern in Argentinien
zu über 95 Prozent gentechnisch veränderte Soja. Professor Andrés Carrasco von der
Medizinischen Fakultät der Universität Buenos Aires griff Hinweise auf auf einen
schädlichen Einfluss von Glyphosat in Hühner- und Froschembryonen. Er beobachtete,
wie sie auf geringe Konzentrationen von Glyphosat reagierten. Die Embryonen erleiden
Schäden, stellte der Molekularembryologe fest. Mit diesem Ergebnis reist Professor
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Andrés Carrasco seitdem durch das Land und hält Vorträge. Als er im August 2010
nach La Leonesa in der Privinz Chaco kam, um dort die Bevölkerung zu informieren,
kam es zu einem Eklat. Als er aus dem Auto stieg, umringt wurde von interessierten
Menschen, prügelte plötzlich eine Gruppe von Männern auf die Versammlung ein. Es
kam zu schweren Verletzungen. Andrés Carrasco und sein Kollege verschanzten sich
in ihrem Auto und warteten zwei Stunden auf die Polizei. Im Herbst 2010 reiste Andrés
Carrasco auf eine Tagung zum Thema gentechnikfreie Regionen nach Brüssel. Dort
erklärte der Wissenschaftler:
Cut 15 Andrés Carrasco
We have a very good information, even if it’s not sistematical, epidemiological. We have
a region where they have detected 300% increase of cancer and 400% increase of
malformations. The glyphosate stops the metabolic of vitamin A.
Übersetzer:
Wir haben inzwischen viele Daten, auch wenn sie noch nicht epidemiologisch
systematisiert wurden. In einer bestimmten Region in Argentinien haben wir ein
Anwachsen von Krebsfällen um 300 Prozent und ein Anwachsen von Fehlbildungen bei
Neugeborenen von 400 Prozent. Glyphosat wirkt bei Menschen auf den Metabolismus
des Vitamin A.
Sprecher:
Ein Gerichtsurteil gibt dem argentinischen Forscher mit seinen Warnungen nun recht. In
der Umgebung der Kleinstadt San Jorge im argentinischen Bundesstaat Santa Fe
waren in der Nähe von besprühten Feldern wohnende Familien vor Gericht gegangen.
Sie klagten über Atembeschwerden und Übelkeit. Die lokale Justiz entschied, dass
Sojabohnenproduzenten in einem Radius von 800 Metern um San Jorge kein Glyphosat
mehr sprühen dürfen und dass diejenigen, die Glyphosat ausbringen wollen, zuvor
einen Nachweis der Unbedenklichkeit erbringen müsen.
Sprecher:
Von solch einer Umkehr der Beweislast ist Brasilien weit entfernt. In mühevoller
Kleinarbeit versuchen zwei Wissenschaftlerinnen des brasilianischen Krebsinstituts
nachzuweisen, welche Ackergifte die Gesundheit der Landbevölkerung angreifen. Die
Epidemiologin Ubirani Otero und ihre Kollegin Paula Brito sitzen in einem kleinen
Konferenzraum ihrer Krebs-Behörde in Rio de Janeiro. Ubirani Otero leitet die Abteilung
Krebsüberwachung am Arbeitsplatz.
Cut 16 Ubirani Otero
A grande parte dos agrotóxicos ainda não está no grupo dos reconhecidamente
cancerígenos, ele está no grupo como possível, provável carcinogénico. Mas a gente
tem interesse porque a cada ano novos estudos estão sendo feitos no mundo inteiro e
a gente tem acompanhado isso, apontando esta correlação, do causalidade do
agrotóxico relacionado ao cancer.
Übersetzerin:
Die Mehrzahl der Pestizide wurde immer noch nicht in die Gruppe der krebserregenden
Substanzen aufgenommen. Die Liste, die das internationale Krebsforschungsinstitut
IARC aus Lyon herausgibt, verzeichnet Ackergifte nur als „wahrscheinlich
krebserregend“. Aber jedes Jahr tauchen überall auf der Welt neue Studien auf, die den
Zusammenhang zwischen Krebs und Pestiziden nachweisen.
10
Sprecher:
Das brasilianische Krebsinstitut führte vor ein paar Jahren zum Thema Krebs und
Pestizide im südlichsten Bundesland Brasiliens, in Rio Grande do Sul, eine eigene
Studie durch. Epidemiologin Paula Brito:
Cut 17 Paula Brito
A pesquiza foi feita em 1.580 domicílios e nós entrevistamos cerca de 2.000 pessoas. A
média de idade de trabalho na lavoura é onze anos de idade. A gente tem aqui
crianças que com dois anos estão indo para a lavoura! Eles usam uma gama de
agrotóxicos. 50 porcento das pessoas que participaram do estudo conheciam alguem
que já tinha se intoxicado, e 25 porcento delas dissem que já tinham sido intoxicados.
Eles usam muito pouco o equipamento de proteção. As luvas específicas
emborrachadas, um macacão, bota, máscara específica, tem um óculo também que é
recomendado. Um boné e um chapéu. Eles se sentem mal, muitos relatam que
desmaiam na lavoura.
Übersetzerin:
Wir befragten 2.000 Personen in 1.580 Haushalten. Das durchschnittliche Alter derer,
die auf dem Feld arbeiten, ist 11 Jahre. Schockierend ist, dass wir Kinder antrafen, die
schon mit zwei Jahren auf das Feld gingen! Wir zählten 15 bis 20 eingesetzte
Pflanzengifte. Die Hälfte der Befragten hatten Vergiftungen beobachtet. Ein Viertel
berichtete sogar, dass sie sich selbst schon einmal vergiftet hatten. Die Ausstattung, die
sie beim Ausbringen der Gifte zu ihrem Schutz tragen sollen, umfasst
Gummihandschuhe, verschiedene Masken, wasserdichte Overalls, Brillen und Stiefel.
Kaum jemand benutzt diese Schutzkleidung. Es sei zu heiß, ihnen würde darin schlecht
werden; wegen der Schutzkleidung würden sie sogar auf dem Feld ohnmächtig,
erzählen die Landarbeiterinnen und Landarbeiter.
Sprecher:
In ihrer Studie fragten die Epidemiologinnen auch nach Symptomen, die die Vergifteten
spürten. Die häufigsten Beschwerden waren Kopfschmerzen, Gefühllosigkeit in Händen
und Füßen, Schwächeanfälle, Schlafstörungen, Schwindel, Appetitlosigkeit, Juckreiz
und Zitteranfälle. [Ubirani Otero und ihre Mitarbeiterin Paula Brito betreiben nun
umfangreiche Literaturstudien, um zu erfahren, was Wissenschaftler heute wissen über
die Zusammenhänge von Ackergiften und Krebs. Die Forschung in Brasilien läuft dazu
erst seit 2004, sagt Ubirani Otero.
Cut 18 Ubirani Otero
Nós aqui fazemos estudos voltados para a saúde pública, então o que norteia os
nossos estudos é, a maioria dos estudos são estudos epidemiológicos, populacionais e
com vistas a prevenção e controle do cancer mesmo. A questão dos agrotóxicos ele
surgiu como uma demanda externa muito grande. Outras pessoas buscam muito
informações do Inca que é a instituição que responde por cancer, perguntando sobre a
relação, associação de agrotóxicos em relação do câncer.
Übersetzerin:
Wir arbeiten für den Bereich der öffentlichen Gesundheit und führen
Bevölkerungsstudien durch. Da ist es sehr schwer, die Wirkung eines einzigen Mittels
zu beschreiben, wenn es doch um eine Mischung von Ackergiften geht. Wir wollen mit
unseren Studien Krebsprävention ermöglichen. Wir erhalten neuerdings mehr und mehr
11
Anfragen zum Zusammenhang zwischen Krebs und Pestiziden. Dieser Zusammenhang
ist hier ein neues, dringendes Thema.]
Sprecher:
Die häufigste in der Literatur erwähnte Krebsarte im Zusammenhang mit Pestiziden,
sagen die Epidemiologinnen, ist Blutkrebs. Doch auch Brustkrebs wird inzwischen mit
der Vergiftung durch organische Chlorverbindungen in Pestiziden in Zusammenhang
gebracht. Vermutlich werden auch Prostatakrebs und Leberkrebs von Pestiziden
verursacht. Das Herbizid Glyphosat wird mit dem Non-Hodgkin-Lymphom, einem
Lymphknotenkrebs, und mit Blutkrebs in Verbindung gebracht. Außerdem mit dem
multiplen Myelom, einem Knochenmarkskrebs.
In Brasilien fürchten die Gesundheitsbehörde und die Umweltbewegung ein Gift
besonders: Dioxin. Es entsteht unter anderem bei der Herstellung des Herbizids 2,4-D.
Cut 19 Luiz Claudio Meirelles
O 2,4-D para poder matar aquela que hoje é resistente ao glifosato. A
carcinogenicidade dele é muito associada a uma impureza chamada Dioxina. Lembra,
tem a família do 2,4,5-T, que é o Trichlorophenoxiacetico, que era o chamado agente
laranja, o 2,4-D, que segundo a indústria é uma purificação boa. A gente inclusive pede
laudos de Dioxinas e Furanos, que a Dioxina é a substância mais tóxica que o homem
já sintetizou. Ela é mutagenica, teratrogenica, carcinogenica, embryofetotoxica,
neurotoxica, ela é um toxico universal. Um dos problemas é controlar este teor de
Dioxina na fabricação de 2,4- D.
Übersetzer:
Das Herbizid 2,4-D kann Pflanzen, die gegen Glyphosat immun geworden sind, töten.
Doch von diesem Herbizid geht eine Krebsgefahr aus. Denn es ist mit Dioxin
verunreinigt. Sie erinnern sich bestimmt an das als “Agent Orange” bekannte
Entlaubungsmittel 2,4,5-T, das Trichlorphenylacetat. Es gehört in dieselbe chemische
Familie wie das 2,4-D. Die chemische Industrie behauptet, 2,4-D sei reiner als das
2,4,5-T. Wir verlangen von den Chemiefirmen trotzdem Dioxinanalysen, denn Dioxin ist
die giftigste Substanz, die der Mensch je entwickelt hat. Dioxin ist krebserregend,
schädigt den Embryo, ist neurotoxisch, verändert das Erbgut, kurz: Es ist ein
universelles Gift. Leider können wir den Dioxingehalt im 2,4-D nur schwer kontrollieren.
Sprecher:
Das Pflanzengift 2,4-D ist in Brasilien zugelassen. Allerdings darf es nicht mehr mit dem
Rückensprühgerät ausgebracht werden, weil die Landarbeiter zu viel von dem Giftnebel
abbekamen. Auch Agraringenieur Gabriel Fernandes warnt ausdrücklich.
Cut 20 Gabriel Fernandes
O 2,4-D é um dos herbicidas mais antigos. O nome comercial dele no Brasil é Tordon.
Ele é produzido pela Dow, que é uma empresa americana. A CTNBio já aprovou
pesquizas de campo de soja da Dow modificado genéticamente para ser resistente ao
2,4-D. A CTNBio nunca recusou nenhum pedido de liberação, tudo que caiu nas mãos
da CTNBio para ser votado eles votaram a favor, liberaram tudo. Isso mesmo com o
Ministério do Meio Ambiente votando contra, e o Ministério da Saúde ao mesmo tempo
votando contra e alertando para os problemas de saúde resultante das plantas
transgênicas.
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Übersetzer:
Das 2,4-D ist eines der ältesten Herbizide, es heißt im Handel in Brasilien „Tordon“.
Dow AgroSciences stellt es her, eine US-amerikanische Firma. Nun hat unsere
Kommission für Biosicherheit experimentelle Freisetzungsversuche für eine
gentechnisch veränderte Soja genehmigt, die resistent ist gegen das 2,4-D. Unsere
nationale Biosicherheitskommission lehnte noch nie einen Antrag auf Zulassung einer
gentechnisch veränderten Pflanze ab. Auch wenn das Umweltministerium und das
Gesundheitsministerium dagegen stimmten, weil sie Risiken für Umwelt und
Gesundheit sahen.
Sprecher:
Umweltgruppen in Brasilien befürchten, dass bei Zulassung einer 2,4-D resistenten
Soja-Sorte das Herbizid Glyphosat durch 2,4-D ersetzt wird. Enorme Mengen des
dioxinhaltigen Gifts würden in die Umwelt gelangen. Denn es würde wirkungsvoller als
Glyphoshat Unkräuter vernichten. In Brasilien wird auf ungefähr 16 Millionen Hektar
gentechnisch veränderte Soja angebaut; das ist eine Fläche fast halb so groß wie
Deutschland. Ein guter Teil der brasilianischen Soja landet in der EU und damit auch in
Deutschland in den Futtertrögen von Rindern, Schweinen und Geflügel.
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