Nordlicht 04_2003.qxd

Transcrição

Nordlicht 04_2003.qxd
04 | 2003
Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Nordlicht
30. Juni 2003
A
K
T
U
E
L
NEUER HVM:
Die Diät-Reform
L
Ihre Impfstoff-Apotheke
Testen Sie uns!
> komplettes Impfstoffsortiment
> lückenlose Chargendokumentation
> dokumentierte Kühlkette
> gebührenfreie Bestellung
per Tel. & Fax
> keine Transportkosten
> Direktabrechnung mit den
Krankenkassen zum AEP
> Zustellung per UPS-Express
innerhalb 24 h
> Freiumschlag für Ihre Rezepte
> persönliche Betreuung
Fordern Sie
kostenlos an:
●
●
Impfstoffkatalog
persönliche Beratung
PARKPLATZ AN DER POST 1
49545 TECKLENBURG
Tel.:
Günstige Direktbestellung mit Komfort!
0800 - 18 45 390 · Fax:
0800 - 18 45 391
www.berg-apotheke.de
Editorial
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
gesetz (GMG). Wird das 370 Seiten Werk
tatsächlich zum 01.01.04 Realität, wird sich
das Gesundheitswesen in Deutschland radikal verändern. Angestrebte Einsparungen
werden nicht erreicht, wie schon bei vorausgegangenen Reformgesetzen – dennoch
wird es zu weiterer Leistungsrationierung
und Zerschlagung wohnortnaher Versorgung, insbesondere durch Fachärzte, kommen. Ein pseudoneutrales Institut für Qualität in der Medizin wird zum Vehikel staatlicher Kontrolle und Steuerung. Inwieweit
dies ganze verlogene Konstrukt auf dem
Wege durch Bundesrat und Vermittlungsausschuss liberale Züge und tatsächliche
Patientenorientierung gewinnen kann, bleibt
vorerst fraglich.
Dieses Heft befasst sich schwerpunktmäßig mit dem neuen
HVM, der ebenfalls von der Abgeordnetenversammlung am 11.06.
verabschiedet wurde und ab 01.07.03 gelten soll.
Einen kleinen Rückblick erlaube ich mir auf unser letztes Nordlicht-Sonderheft. Es wurde über unsere Kampagne „Ärzte und
Patienten in Aktion“ berichtet, unerwartet erfolgreich ist der
Landarztroman über Dr. Hartmut von Dernsdorff! Aus ganz
Deutschland werden Exemplare angefordert, es gibt kaum ein
öffentliches Medium ohne Berichterstattung. Selbst die FAZ widmet dem Autor, den wir unter seinem Pseudonym Bodo Schnurrhahn kennen, eine halbe Seite! Es wird anerkannt, dass Information über die Auswirkungen der Gesundheitsgesetz-Planungen
durch diesen Groschenroman weitaus besser den Zielgruppen
vermittelt wird als durch Protestkundgebungen oder SchlagwortPlakate. Der Autor arbeitet bereits an einer Fortsetzung. Wir teilen dieses mit freudiger Erwartung mit, insbesondere weil bereits
die Aufmerksamkeit des Bundesgesundheitsministeriums erreicht
wurde!
Mit diesem NORDLICHT verabschieden wir uns in die redaktionelle Sommerpause – wir wünschen den Urlaubern gute Erholung und ungetrübten Abstand von den Sorgen und Lasten unseres
Alltags.
Mit kollegialen Grüßen
Nordlicht A K T U E L L
Foto: Böters
12. Juni 2003 gegen 22 Uhr – der erste
DMP-Vertrag in Schleswig-Holstein nach
gesetzlicher Vorgabe der RisikostrukturAusgleichsverordnung wird unterzeichnet
zwischen Herrn Buschmann für alle Primärkassen und mir für die KVSH! Dieser Vertrag
zur strukturierten Versorgung chronisch
Kranker mit Diabetes mellitus Typ II ist nach
gut sechs Monaten intensivster Verhandlungen am Vortage von der Abgeordnetenversammlung der KVSH genehmigt worden.
Unsere Vorgaben: Reduzierung der umfangreichen Datensätze, Schutz der vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung,
weitestgehender Erhalt der Qualitätsparameter sowie extrabudgetäre Honorierung
– sie wurden von den Vertragspartnern respektiert und in gemeinsamer Anstrengung verwirklicht.
Dies ist der Betonung im Editorial würdig aus folgenden Gründen:
Nach meiner Erfahrung hat die Abgeordnetenversammlung der
KVSH noch nie in so tiefgreifender und ernsthafter Diskussion
mit Hinterfragung unserer Verantwortung und Würde einen Vertragsabschluss entschieden.
Erstmals wurde allen deutlich, dass ein Versorgungskonzept
wie hier für die Diabetiker kaum Flexibilität und Spielraum für ärztliche Qualitäts- und Strukturvorstellungen lässt, wenn es sich um
eine Rechtsverordnung und damit quasi um staatliche Vorgabe
handelt.
Das sonst dominante Honorarergebnis trat weitgehend in den
Hintergrund bei der schmerzhaften Frage, wie ab jetzt und in Zukunft ärztliches Selbstverständnis, Vertragsfreiheit und unsere
Würde verteidigt werden können.
In Verantwortung gegenüber der Ärzteschaft, zur Verhinderung
einer chaotischer Versorgungslandschaft für unsere Patienten und
mit dem Wissen um das maximal Erreichbare hat die Abgeordnetenversammlung in Abwägung aller Konsequenzen und größtenteils mit schwerem Herzen diesem Vertrag mit den Primärkassen zugestimmt.
Ab 18. Juni befasst sich in kurzer Folge und mit Sondersitzungen der Bundestag mit dem von der Bundesgesundheitsministerin unbeirrt eingebrachten Gesundheitssystem-Modernisierungs-
4 | 2003
3
Inhalt
■ Titelthema
7
12 Neuer HVM beschlossen
HVM - In Zukunft Individualbudgets
Hauptsache gesund
„Auf die Einnahmen
kommt es an“
15 Von der Honorarverteilung zur
Leistungsverteilung
von Dr. Klaus Bittmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen
Vereinigung Schleswig-Holstein
3
6
■ Editorial
■ Forum
■ Gastkommentar
7 Entscheidend ist die Einnahmeseite
von Prof. Dr. med. Fritz Beske
■ Aktuelles
Sparen im Gesundheitswesen
15 Jahre KIBIS in Schleswig
KV-mobil
9 Mehr Kollegen arbeitslos
Verfassungsklage NAV VirchowBund
Krankenkassen bezahlen
willkürlich
10 Versicherungsfremden Leistungen
KVSH hilft
Finanzielle Lage der Ärzte
11 Dithmarschen: Notdienstmodell
modifiziert
Diskussion mit MdBs in Pinneberg
Dithmarschen: Probleme mit dem
Nachwuchs
Foto: Beske-Institut
8 „Prävention zum Anfassen“
Prof. Dr. med. Fritz Beske erläutert in seinem
Gastkommentar die Finanzsituation der Gesetzlichen
Krankenversicherung.
24
Warten auf ein
■ Abgeordnetenversammlung
16 Parlament billigt erstes DMP
Dreiviertelmehrheit nach kontroverser Diskussion für
DMP-Diabetes Vertrag - HVM-Streit
Mein Problem mit dem Diabetes-DMP
Foto: Kienitz
von Dr. Hans Köhler
■ Bericht
18 Zertifizierte Online-Fortbildung
Universität Witten/Herdecke geht neue Wege in der
ärztlichen Fort- und Weiterbildung
4
So wie Günter Schulz aus Kiel geht es vielen: Tausende von
Patienten warten auf ein Organ. Aber die Spendenfreudigkeit nimmt in
Deutschland immer mehr ab.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
29
■ Bericht
Hilfe für den Arzt
22 „Nicht der große Wurf“
Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik in Rendsburg:
Enttäuschung über Gesundheitsreform
22 Innovationen frisch auf den Tisch
Projektbörse zum Gesundheitsstandort SchleswigHolstein am Norwegenkai in Kiel
23 Podiumsdiskussion
Gesundheitsexperten trafen sich in Bad Segeberg
24 Warten auf ein Herz
Bedarf und Realität: Die dramatische Situation im Bereich
Organtransplantationen
26 „Spendenwilligkeit ist rückläufig“
Interview mit Prof. Gundolf Gubernaitis, Geschäftsführender Arzt der Region Nord der Deutschen
Stiftung Organtransplantation
Foto: Quentin
27 Entdecke die Möglichkeiten
EDV-Vernetzung im Gesundheitsnetzwerk Flensburg
28 Immer ein offenes Ohr
Um seine Praxis möglichst gut zu organisieren, braucht jeder Arzt gut
ausgebildete Arzthelferinnen: Ein Modellprojekt soll die Ausbildung verbessern.
Service Patiententelefon kommt gut an
29 Die Praxismanagerinnen kommen
Modellprojekt bringt Entlastung
■ Reportage
30 Dr. von Dernsdorff: Der Stoff taugt
für’s TV
Foto:Wilder
Herz
Patiententelefon:
Positive Bilanz
Wie der Roman verfilmt wurde
■ Bericht
32 Nachdenkliches
Dr. Klaus Bittmann im NDR-Info Radio
■ Ärztegenossenschaft
34 Generalversammlung 2003
28
Anja Benz ist seit einem
halben Jahr für die Anfragen
von Patienten zuständig.
Wir ziehen Bilanz.
35
36
37
■ Kolumne
38
39
■ Termine
40
■ Kreisstellen
■ Buchecke
■ Tipps
■ Telefon/Impressum
DMP-Diabetes
Leitsätze
Organspendeausweise
Beilagen:
Abrechungshinweise 3/2003
HVM
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
5
Forum
Einkünfte
Ruchbare Geschäfte
Sie haben sicherlich alle das Schreiben der
Kollegin aus der orthopädischen Klinik Pinneberg GmbH zur Kenntnis genommen. Nach
reichlicher Überlegung denken wir, dass dieses Schreiben nicht ganz ohne Kommentar
bleiben darf.
In diesem Schreiben wird uns als einweisende oder überweisende Kollegen angeboten, für jeden Patienten mit einer bestimmten
Erkrankung eine so genannte Kooperationsgebühr zu erhalten. Wir dürfen erinnern, dass
vor ca. zwei Jahren in ähnlicher Weise auch
die chirurgische Klinik des Krankenhauses Wedel eine Offerte machte bezüglich Überweisungen zur endoprothetischen Versorgung unserer Patienten. Vergleichbares ist auch von
einer Augenklinik in Kiel bekannt. Die qualitativ hochwertige Arbeit unserer Kollegen an
dem einen oder anderen Standort ist außer
Zweifel und daher stellt sich natürlich die Frage,
tut ein derartiges Verhalten not?
Da nutzt es auch nicht, wenn man die finanzielle Zuwendung begründet mit unspezifischer Mehrarbeit des Einweisenden, wobei nicht klar ist, um welche Mehrarbeit oder
Aufwendung es sich da handelt oder – was
die andere Seite betrifft, mit der Notwendigkeit irgendwelcher Nachsorgeuntersuchungen, die dann statistisch vielleicht ausgewertet werden können, wobei wir doch
wissen, dass retrospektive Untersuchungen
nur eine eingeschränkte wissenschaftliche
Bedeutung haben.
Es drängt sich daher auf, dass es sich um
Kopfpauschalen handelt. Wir meinen, dass
diese Entwicklung nicht ungefährlich ist. Kann
hier nicht von anderer Seite vermutet werden, dass unsere Indikationsstellung zu operativen Leistungen oder auch die Verteilung
von Patienten zu diesem oder jedem Leistungsanbieter beeinflusst sind?
Was haben wir als Zuweiser in diesem Falle
zu verlieren?
Zunächst stellt sich die Frage der Legitimität eines solchen Ansinnens oder eines solchen Verfahrens. Zweitens stellt sich die Frage:
Sind wir nun käuflich geworden und sollen
in Zukunft Überweisungen an Geldzuweisungen gebunden sein? Und eine noch viel
wichtigere Frage: Untergraben wir nicht mit
solch einer Prozedur das Vertrauen unserer
Patienten?
Wenn diese hinter den Kulissen ablaufenden Geschäfte ruchbar werden, werden wir es
sicherlich nicht leicht haben, unsere Unabhängigkeit in unserem medizinischen Denken und Handeln zu begründen.
Ein weiterer Sachverhalt gilt zu bedenken:
Wenn derartig hohe Prämien für die Zuweisung von Patienten gegeben werden, legt
das den Verdacht nah, dass die Vergütung
für operative Leistungen sehr hoch ist. Es
bleibt zu hoffen, dass den Krankenkassen ein
derartiges Verfahren nicht zu Ohren kommt.
In diesem Zusammenhang ist aber festzuhalten, dass die Vergütung von operativen
Leistungen äußerst unterschiedlich ist, je nachdem, ob diese Maßnahmen stationär in einer eigenen Klinik durchgeführt und pauschal
vergütet werden, oder die Leistung ambulant oder belegärztlich erbracht wird. So kann
eine Fachklinik z. B. für eine Kreuzbandplastik
am Knie ungefähr eine achtmal so hohe Vergütung erzielen wie ein Operateur, der die
gleiche Leistung im belegärztlichen oder ambulanten Bereich erbringt. Es gibt viele Beispiele, die eine solche Asymmetrie belegen.
Lassen Sie uns zusammenfassen:
• operative Leistungen werden unterschiedlich vergütet (klinikstationär versus ambulant/belegärztlich),
• ambulante Operateure und belegärztliche
Kollegen können, auch wenn sie wollten,
keine Kopfpauschalen für Zuweisungen anbieten,
• Kopfpauschalen sind eine Unkultur unter
Medizinern; der moralische Schaden, der
dabei angerichtet werden kann, ist immens
• wehret den Anfängen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir denken, dass dieses vertraulich zu behandelnde
Diskussionspapier uns alle wachrütteln muss.
Bei einer guten und vertrauensvollen sowie leistungsorientierten Zusammenarbeit
sind solche bemerkenswerten Offerten wie
aus Pinneberg oder Wedel oder von sonst wo
nicht erforderlich, unpässlich und gefährlich.
Dres. Thomas Wolf, Olaf Herzog, Christoph Hansens, Orthopäden, Elmshorn
Vergleich
Die „tollen Honorare“ der
Kassenärzte
Bekanntermaßen gibt es für jeden ersten
Arzt-Patienten-Kontakt im Quartal die Ordinationsgebühr. Jeder weitere Besuch des Patienten in der Praxis wird mit der Konsultationsgebühr honoriert.
Leistung Preis
Leistung Preis
Infusion
6,50
Maß Bier
6,50
Inhalation
2,25
Saunabad
9,00
Epikutan-Testung
der Haut
1,50
Maniküre
25,00
Rektale
Untersuchung 4,50
Geld abheben bei
fremder Bank 5,00
Therapie von
Akne-Knoten
5,00
Tatoo auf
Haut
70/150,00
11,25
Passbilder 10/15,00
EKG
Erstellen eines
Kurplanes
10,15
Reisepass
Punktion
Kiefernhöhle
7,00
Nasenpiercing 40,00
Hausbesuch
(30 min)
20,40
Besuch
Klempner 40/60,00
Ausführliches
Therapiegespräch
27,00
Beratung
beim Rechtsanwalt 100/200,00
26,00
Mit diesen Leistungen sind alle „normalen“ ärztlichen Leistungen wie einfache Beratung, Spritze, kleine Verbände, Rezepte,
Krankschreibungen usw. abgegolten – ganz zu
schweigen von der uns verordneten Bürokratie. Was darüber hinaus noch berechnungsfähig ist, soll in der vorstehenden Tabelle
mit Leistungen aus dem gesellschaftlichen
Leben verglichen werden. Sie sehen, welchen
Stellenwert der ärztlichen Leistung beigemessen wird. Ebenso sei angemerkt, dass sich
die Punktzahl der einzelnen Leistungen schon
seit Jahren nicht geändert hat. Als Punktwert
werden 4,5 Cent pro Punkt gerechnet. Es
zeigt nur, wie wenig Ahnung die Ministerin
von dem hat, was in den meisten Praxen in
Wirklichkeit abläuft.
Dr. Manfred Simon, Allgemeinarzt,
Kronshagen
6
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Gastkommentar
Entscheidend ist die Einnahmeseite
von Prof. Dr. med. Fritz Beske, Beske-Institut, Kiel
ie Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung wird
durch Ausgaben und Einnahmen
bestimmt. Im Vordergrund der gesundheitspolitischen Diskussion steht
die Ausgabenseite, stehen die Schlagworte Über-, Unter- und Fehlversorgung, stehen vermutete Einsparpotenziale durch mehr Qualität, mehr Wettbewerb und mehr Effizienz, stehen
Strukturfragen wie die Gestaltung der
fachärztlichen Versorgung und der Sicherstellungsauftrag der kassenärztlichen Vereinigungen. Der Problematik
der Einnahmeseite der gesetzlichen
Krankenversicherung wird dagegen nur
wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei wird mehr und mehr deutlich, dass
die prekäre Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung nicht
durch die gesetzliche Krankenversicherung selbst und damit intern verursacht worden ist, sondern dass es in
erster Linie externe und im Wesentlichen politisch vorgegebene Entscheidungen sind, die als ursächlich für die
Finanzsituation der GKV angesehen werden müssen.
D
Unbestritten sind die Auswirkungen
der Arbeitsmarktsituation auf die Einnahmen der GKV. Daneben ist aber
auch deutlich geworden, dass zwei
weitere Faktoren die Finanzsituation
der GKV negativ beeinflussen: Die
Fremdleistungen und der „Verschiebebahnhof“. Fremdleistungen oder
versicherungsfremde Leistungen sind
Leistungen, die der gesetzlichen Krankenversicherung aus sozial- oder familienpolitischen Gründen übertragen
worden sind und die nicht der Krankenbehandlung dienen. Finanzvolumen: Mindestens drei Milliarden Euro
jährlich. Der „Verschiebebahnhof“ beinhaltet die Belastung der gesetzlichen
Krankenversicherung durch Entscheidungen der Politik bei gleichzeitiger
Entlastung anderer Zweige der Sozialversicherung und des Staates. Finanzvolumen: 30 Milliarden Euro von 1995
bis 2003, fortlaufend rund 5 Milliarden Euro jährlich.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Schon seit langem wird darüber hinaus vermutet, dass auch die Wiedervereinigung die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung beeinflusst hat, ohne dass diese Vermutung jedoch konkretisiert werden
konnte. Unser Institut konnte jetzt anhand eines ökonometrischen Modells
auf der Grundlage von empirischen
Fakten und Methoden nachweisen,
dass vor dem Hintergrund der maroden
DDR-Wirtschaft die Wiedervereinigung die Wachstumsrate bei Löhnen,
Gehältern und Renten in den alten
Bundesländern so negativ beeinflusst
hat und in einem solchen Umfang zu
höheren Arbeitslosenzahlen führte,
dass unter Einschluss der Auswirkungen
des Risikostrukturausgleichs der Beitragssatz in den alten Bundesländern
ohne Wiedervereinigung im Jahre 2003
dem Beitragssatz von 1991 entsprochen hätte – 12,2 Prozent. In Euro ausgedrückt bedeutet das heute eine Differenz von rund 24 Milliarden Euro.
Das Ergebnis dieser Arbeit unterstreicht eindeutig die Feststellung, dass
die gesetzliche Krankenversicherung
ein Einnahmeproblem hat. Es sind vorrangig und in erster Linie externe Einflüsse und politische Entscheidungen
verantwortlich für die defizitäre Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung. Ohne eine grundlegende Sicherstellung der Einnahmeseite wird die gesetzliche Krankenversicherung ihre defizitäre Finanzsituation kaum überwinden können.
7
Aktuelles
Präventionswoche
„Prävention zum Anfassen“
im Lübecker Rathaus
Lübeck (jw) - Alle reden davon,
dass eine konzertierte Aktion der
im Gesundheitsbereich tätigen
Kräfte nicht möglich sei - in Lübeck
bewiesen das Gesundheitsamt,
mehrere örtliche Beratungsstellen
und Selbsthilfegruppen vom 07. bis
11. April das Gegenteil.
Unter dem Motto „fit for life“
organisierten alle zum zweiten Mal
speziell für die achten Klassen der
Haupt- und Förderschulen eine
Präventionswoche. An verschiedenen Ausstellungsständen informierten Fachleute die Jugendlichen
über Themen wie „Alkohol“, „illegale Drogen“, „Verhütung/HIV“,
„Zahngesundheit“ und „Impfschutz“.
An allen Ständen hatten die
Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und
auf einem begleiteten Rundgang
„Prävention zum Anfassen“ zu erleben. Es gab alkoholfreie Mixgetränke, eine Ausstellung von
Schülerplakaten zum Thema
„Cannabis Sünde sein?“, an einem
Modell konnte das Überziehen eines Kondoms geübt werden, der
bewährte Prophylaxetunnel der
Zahnärztekammer Schleswig-Holstein stand zum Ausprobieren zur
Verfügung und zum Thema Hörschäden wurde eine Lärmsäule aufgebaut. Außerdem wurden kostenlos Impfpässe ausgewertet. Auf
dem Lübecker Marktplatz zeigte die
DEKRA einen Crashtest zum Thema
„Verkehrssicherheit“.
Die gemeinsame Aktion war
durch die Vernetzung und enge Kooperation der wichtigsten in Lübeck
tätigen Beratungsstellen und Selbsthilfeorganisationen gekennzeichnet. „Wir wollten zeigen, dass es
auch in Zeiten knapper öffentlicher
Kassen möglich ist, hochinformative und auf die Jugendlichen abgestimmte Prävention zum Anfassen zu bieten“, so Dr. Olaf Schoeniger-Peters, Hauptorganisator der
Präventionswoche und Leiter des
Zahnärztlichen Dienstes/ Jugendzahnpflege beim Gesundheitsamt
Lübeck.
Jubiläum
15 Jahre KIBIS in
Schleswig
Schleswig (jw) - Die Schleswiger
Kontaktstelle KIBIS blickte im April
2003 auf 15 Jahre engagierten Wirkens für die Selbsthilfe zurück. Tausende Menschen suchten und fanden hier Hilfe zur Selbsthilfe.
Während andernorts die Kontaktstelle an bestehende Organisationen übertragen wurde, gründeten
KV-Kampagne
Alle Hände voll zu tun hatten die vielen ehrenamtlichen
Fachleute auf der Präventionswoche in Lübeck.
8
Foto: Schoeniger-Peters
Herz-Kreislauf auf
Touren in Kiel
Am 9. Juli macht der Image-Bus
der KVen auf dem Kieler AsmusBremer-Platz Station. Ein Team von
sechs Medizinern wird die Menschen am KV-Mobil über Risikofaktoren und Vorbeugung von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren. Insgesamt drei Monate lang
wird die Tour der Kassenärztlichen
Vereinigungen mit ihrem Infobus
dauern. Die Tour startete am 11.
Juni in Berlin und endet am 17. September in Potsdam. An jeder der
insgesamt dreißig Stationen steht
ein Ärzteteam für Gespräche zur
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
hier Selbsthilfegruppen, Ärzte und
Verantwortliche aus Politik Verwaltung den Verein. Mit KIBIS bekamen Selbsthilfeinteressierte und
bestehende Gruppen nicht nur professionelle Unterstützung, sondern
auch eine starke und agierende
Lobby. Man ist sehr zuversichtlich,
dass den Menschen nochmals weitere 15 Jahre geholfen werden
kann. Kontakt zu KIBIS:
04621 - 277 48
[email protected]
Verfügung und bietet Service wie
zum Beispiel Blutdruck- und Blutzuckermessen an. Außerdem können interessierte Bürgerinnen und
Bürger mit Mitarbeitern der örtlichen Kassenärztlichen Vereinigung
(KV) über die Auswirkungen der
bevorstehenden Gesundheitsreform
diskutieren. „Politik und Gesellschaft reden viel vom ‚mündigen
Patienten’“, erläutert Dr. Leonhard
Hansen, Zweiter Vorsitzender der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) und Allgemeinmediziner aus
Aachen, den Hintergrund der Aktion. „Mit dem KV-Mobil wollen
wir dazu einen Beitrag leisten und
die gemeinsame Verantwortung
von Ärzten und Patienten stärken.
Jobsuche
Mehr Kollegen
arbeitslos
Kiel (guso) – Aus einer Antwort
der schleswig-holsteinischen Landesregierung auf eine kleine Anfrage (Drucksache 15/2681) der
FDP geht hervor, dass die Zahl der
arbeitslosen Ärzte im Land nach
Schätzungen des Landesarbeitsamtes Nord aktuell 272 beträgt. Bei
13.251 registrierten Ärztinnen und
Ärzten entspricht das einer Quote
von 2,05 Prozent. Im Vorjahr waren
247 Ärzte (1,86 Prozent) ohne Job.
2001 lag die Quote noch bei 1,76
Prozent (229). Zwischen 1998 und
2002 stieg die Zahl der in Schleswig-Holstein niedergelassenen
Ärzte von 3.960 auf 4.186. An
Krankenhäusern waren im vergangenen Jahr 4.962 Ärzte beschäftigt
(1998: 4.613). Anfang 2003 blieben 70 Hausarztpraxen unbesetzt:
Dithmarschen (8), Kreis SchleswigFlensburg (14), Herzogtum Lauenburg (6), Pinneberg (10), Plön (6),
Segeberg (8), Steinburg (15), Stormarn (5). Zudem geht aus dem Papier hervor, dass die flächendeckende Patientenversorgung
Virchow-Bund klagt
gegen Nullrunde
Kiel (Q) - Der Landesverband des
NAV Virchow-Bundes hat jetzt seine
Klage gegen die Nullrunde durch
das BMGS in Karlsruhe eingereicht.
In der Klage wird die Unverhältnismässigkeit der Mittel angeprangert.
„Bevor solche Massnahmen ergriffen werden, müssten versicherungsfremde Leistungen erst in die
GKV zurückgeführt werden“, sagt
Ralf Büchner, Vorsitzender des Landesverbandes.
Foto: Sommer
Bezahlung
Krankenkassen
bezahlen willkürlich
(fs) - Wenn ein Rollstuhlfahrer
zum Arzt oder zur Krankengymnastik muss, braucht er nicht selten ein Transportfahrzeug. Fährt
er mit einem Behindertentransportwagen, hängt die Bezahlung
durch die Krankenkasse in hohem
Maße von seinem Wohnort ab.
Denn obwohl die Erstattung von
Fahrkosten bundeseinheitlich im
V. Sozialgesetzbuch geregelt ist,
entscheiden die Kassen nicht selten
nach Belieben über die Kostenübernahme.
Das kann Anja Z. berichten, die
an Multipler Sklerose leidet, durch
die Krankheit geh- und sprachbehindert wurde und seit einem Jahr
in einem Hamburger Pflegeheim
lebt. Noch im September 2002 bezahlte ihr die Techniker Krankenkasse (TK) die Fahrten mit dem
Behindertentransportwagen (BTW)
zur ihrem Arzt. Von dem Fahrpreis
(61,28 Euro) zahlte die ehemalige
Angestellte lediglich 26 Euro Eigenanteil. Im November nutzte sie
erneut einen BTW. Wochen später flatterte ihr eine Rechnung über
den vollen Preis ins Haus. Die TK
hatte heimlich, ohne ihre Mitglieder zu informieren, die Bezahlung
für Versicherte eingestellt, die nicht
von den Zuzahlungen befreit waren.
Die Leistungsminderung durch
die Hintertür erklärt TK-Sprecher
Hermann Bärenfänger. „Die Bezahlung der BTW-Transporte für
zuzahlungspflichtige Patienten war
in der Vergangenheit fehlerhaft.“
Erst im Herbst, als ein externer
Verfassungsklage
nach Auffassung der Landesregierung mittel- und langfristig nicht
beeinträchtigt sei. „Angesichts einer
in fast allen Regionen des Landes
bestehenden Überversorgung mit
niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzten sieht die Landesregierung
die Patientenversorgung derzeit gesichert.“ Für auftretende negative
Veränderungen könnte auf Nachsteuerungsinstrumente zu-rückgegriffen werden.
Darüber hinaus müsse man die
Entwicklung beobachten, um rechtzeitig Vorkehrungen treffen zu können.
Ein alltägliches Bild: Aber die Krankenkassen bezahlen Transportkosten für Rollstuhlfahrzeuge sehr willkürlich
Dienstleister das Abrechnungswesen übernahm, sei der Irrtum aufgefallen. Jetzt halte man sich an
die gesetzlichen Bestimmungen,
die eine Kostenübernahme nicht
vorsehen. Auch die Barmer Ersatzkasse macht den Gesetzgeber
für den Geiz verantwortlich. „Bei
nicht zuzahlungsbefreiten Versicherten gibt es für Fahrten zur ambulanten Behandlung keine rechtliche Möglichkeit zur Kostenübernahme“, sagt Pressesprecher der
Schleswig-Holsteinischen Barmer
Wolfgang Klink.
Seltsam. Denn in Köln, Dresden
oder Bochum gibt es bei der Bezahlung keine Schwierigkeiten.
„Bei uns bezahlen alle Kassen die
Transporte mit dem BTW, auch die
TK und die Barmer“, erklärt Udo
Pockowietz. Der Geschäftsführer
des Bochumer Krankenbeförderungsunternehmens Sani-Car legt
nach: „In der Regel zahlen die Kassen spätestens nach der ersten
Mahnung.“ Auch in Bremen sind
Zahlungsschwierigkeiten unbekannt. „Hier gibt es keine Krankenkasse, die den BTW nicht bezahlen würde“, sagt Hartmut Höfermann, Leiter des Behindertenfahrdienstes des Deutschen Roten
Kreuzes. „Auch wir haben keine
Probleme mit der Bezahlung unserer Behindertenbeförderungen“,
erklärt Werner Obermeier, Chef
der Firmengruppe MKT (Münchener Krankentransport). Sein
Unternehmen, nach Eigenangaben das größte in der Branche,
führt bayernweit Rollstuhltransporte durch.
In Frankfurt a.M., Kiel und Han-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
nover sind die Kassen dagegen genauso sparsam wie in Hamburg
und lassen zuzahlungspflichtige
Patienten den gesamten Transport
aus eigener Tasche zahlen. „Leider stehen die TK und die Barmer
mit ihrer Haltung nicht allein“, bedauert Leif Fiege. Der Hamburger
Unternehmer, der sich mit seiner
„Mobilen Hilfe für Behinderte“
(MHB) auf den Transport von Rollstuhlfahrern spezialisiert hat, beobachtet seit langem eine zunehmende Sparpolitik zu Lasten gehbehinderter Patienten. Die Kosten
für ambulante Fahrten würden immer stärker auf die Versicherten
abgewälzt. „Auch die BKK Mobil
Oil, die Hamburg-Münchener und
die Gmünder Ersatzkasse verweigern inzwischen die Bezahlung der
Transporte“, so der MHB-Chef.
Gegen den Trend schwimmen
die Innungskrankenkasse, AOK
und DAK. Warum, erklärt DAKVertragschef Egbert Schuhr. „Wir
haben gültige Verträge mit den
Transportunternehmern und tragen diese Kosten“, sagt Schuhr,
der zudem befürchtet, die Rollstuhlfahrer könnten vom BTW auf
die erheblich teureren Krankenwagen umsteigen. „Unterm Strich
könnte uns eine Zahlungsweigerung noch viel teurer kommen“,
sagt der DAK-Mann. Denn ein
Krankenwagen ist mit über 60
Euro pro Fahrt doppelt so teuer
wie ein BTW. Und diese Kosten
muss jede Kasse zahlen, wenn eine
ärztliche Verordnung vorliegt. Dagegen könnte das Gesundheitswesen Millionen Euro sparen, würden alle Kassen die Nutzung der
bundesweit 4200 BTW befolgen.
9
Aktuelles
Die versicherungsfremden Leistungen
KVSH hilft
Was machen mit
KK, MDK und
BehördenAnfragen
Wie gehe ich mit Anfragen von
Krankenkassen oder Behörden um?
Eine Problematik, vor der viele Niedergelassene regelmäßig stehen. Die
KVSH zeigt Ihnen in einer Übersicht,
welche Anfragen Sie unter welchen
Voraussetzungen beantworten müssen und wie Sie den entstandenen
Aufwand abrechnen können.
Sie können den Gesamttext der
Broschüre oder eine Kurzübersicht
unter www.kvsh.de einsehen und
downloaden. Oder Sie bestellen die
Info-Blätter einfach per E-Mail unter [email protected]
Kümmerexistenz in Weiß
Die Mär vom
Reichtum der Ärzte
(guso) – „Die wirtschaftliche
Ausgangsbasis ist für die Ärzteschaft in den vergangenen Jahren
immer schwieriger geworden“, sagt
einer, der es wissen muss: HansRudolf Algier, gelernter Banker und
seit Anfang der 90er Jahre Niederlassungsberater bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)
Hamburg.
Nach über vier Jahrzehnten im
Finanzgeschäft steht für den Endfünfziger fest: „Die meisten Ärzte
gehören nicht zu den Großverdienern, weil ein massives Problem
auf der Einnahmenseite und folglich beim frei verfügbaren Monatseinkommen besteht.“
Das bekam auch Kay Lüders zu
spüren, der 1998 in Pinneberg eine
Praxis übernahm und sich als Hals-,
Nasen- und Ohrenarzt selbstständig machte. Fünf Jahre später ist
die Existenz des 41-Jährigen geschlossen. Denn statt der kalkulierten Einnahme von etwa 42 Euro
pro Patient und Quartal, kam er
am Ende nur noch auf 30 Euro.
Gleichzeitig stiegen die Kosten für
Miete, Strom und seine beiden Angestellten um etwa zehn Prozent.
Der Gewinn wurde immer kleiner,
zum Schluss drohte Insolvenz.
Nach Abzug der Betriebskosten,
Steuern, Vorsorgezahlungen und
10
Kredittilgungen bleibt von den Umsätzen kaum etwas übrig. Eine Nervenärztin, die im südlichen Schleswig-Holstein eine Praxis übernehmen und ein monatliches Nettoeinkommen von 1.500 Euro erreichen
wollte, müsste einen Jahresumsatz
von rund 116.000 Euro erzielen. Bei
einem geschätzten Fallwert von 60
Euro pro Patient, bräuchte sie rund
460 Patienten im Quartal. Dabei
spielt ein 140.000 Euro-Darlehn für
die Praxisübernahme (75.000 Euro)
und die Modernisierung (65.000),
nur eine Nebenrolle. „An einer Investition ist noch niemand Pleite gegangen“, meint Algier und rechnet
vor, was passieren würde, wenn die
Frau „die Praxis geschenkt bekommt“. Um den angepeilten Nettoverdienst zu erreichen, müsste sich
der Jahres-umsatz bei 112.000 Euro
einpendeln. Zwar würde der Kredit
mit 65.000 Euro niedriger ausfallen,
dafür läge aber das zu versteuernde
Einkommen höher. Das Finanzamt
greift zu und das Geld ist weg. Deshalb sollte sich jeder Arzt genau über
die Einkommenssituation informieren. „Was unterm Strich bleibt ist
interessant.“ Auch gegenüber der
Öffentlichkeit, die den Mediziner als
Spitzenverdiener mit Porsche, Bungalow und Motorjacht sieht. Die
Wahrheit sieht anders aus. Algier:
„Der niedergelassene Arzt von heute
führt eine Kümmerexistenz.“
Nach einer Kostenstrukturanalyse
aus dem Jahr 1999 für die alten Bun-
desländer betrug das durchschnittliche frei verfügbare Einkommen aus
vertragsärztlicher Tätigkeit von Allgemeinärzten 1.743 bis 4.221 Euro im
Monat. Der Verdienst von Augenärzten, Gynäkologen und Urologen bewegte sich in ähnlichen Größen. Etwas schlechter sah es bei Hautärzten
(1.364 bis 3.603 Euro), Chirurgen
(1.044 bis 4.050 Euro) und Nervenärzten (1.555 bis 4.003 Euro) aus.
In der Spitze erreichte keine der
Fachgruppen einen durchschnittlichen Nettoverdienst von 5.000 oder
mehr Euro. „Das dürfte sich noch
weiter nach unten verschoben haben“, glaubt Roland Ilzhöfer von
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Daher, so vermutet
der stellvertretende KBV-Sprecher,
stecken viele Mediziner in einem
wirtschaftlichen Schlamassel.
Das in Thüringen bereits 1997
über 50 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern an die 60 Prozent aller niedergelassenen Ärzte
ihre Gagen an Geldanstalten verabfolgt hatten, darf als Indiz gelten.
Sollte es künftig zu Direktverträgen
zwischen Ärzten und Krankenkasse
kommen, dürfte das Honorar als Sicherheit ausgedient haben. Denn
schließlich weiß niemand, was bei
den Verträgen am Ende rausspringt.
Hans-Rudolf Algier hält die Lösung per Direktkontrakt für so aufwändig, dass er nicht an sie glaubt.
Auch bei den Geldinstituten erwartet er kurzfristig keine gravierenden
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Verhaltensänderungen. Der Arzt
wäre schließlich ein guter Kunde
und die Zahlenjongleure nur daran
interessiert, ihr Geld zu kriegen.
„Solange Tilgung und Zins befriedigt werden“, sagt Algier, „ist die
Welt des Bankers in Ordnung“.
Und trotzdem gibt es im medizinischen Bereich eine Reihe von
Insolvenzen. Nach Informationen
aus dem Statistischen Bundesamt
suchten im vergangenen Jahr fast
500 Praxen, Krankenhäuser und
andere soziale und medizinische
Einrichtungen ihr Heil in der Insolvenz. Darunter waren 40 Allgemeinmediziner und 32 Fachärzte.
59 Verfahren wurden eröffnet,
dreizehn mangels Masse abgelehnt. Die Gesamtforderungen beliefen sich auf über 47 Millionen
Euro. Noch öfter gingen Zahnärzte
den Weg zum Amtsgericht: 65. Die
Gläubiger wollten 43 Millionen
(Zahlen vom Stat. Bundesamt
2002).
Finanzexperte Algier befürchtet
dennoch keine Pleitewelle, sondern
prognostiziert grundsätzliche Änderungen: „Die Kassenbeiträge sind
nicht beliebig zu steigern und an
den Ärzten kann man nicht beliebig sparen. Für mich ist klar: Der
Patient zahlt künftig noch mehr
Leistungen aus eigener Tasche. Die
Medizin wird dann das, was sie
schon ist: Zu einer weitestgehend,
marktwirtschaftlich orientierten
Dienstleistung.“
Aktuelles aus den Kreisen
Dithmarschen
Notdienstmodell
wird modifiziert
Q - Das in der Öffentlichkeit
umstrittene neue Wochenend-Notdienstmodell mit Anlaufpraxen und
mobilen Ärzten für Dithmarschen
soll ergänzt werden. Das kündigte
die verantwortliche Arbeitsgruppe
Anfang Juni in Heide an.
So sollen sechs Ärzte nicht nur
im Sommer, sondern auch im Winter für die Bevölkerung im Einsatz
Pinneberg
Bundestagsabgeordnete
zur Gesundheitsreform
Q - Mit so viel Ungemach hatten
die Mitglieder der Kreisstelle Pinneberg wohl doch nicht gerechnet.
Grosse Sorgenfalten konnte man
in den Gesichtern der fast 50 Kolleginnen und Kollegen sehen, die
sein, davon drei in Anlaufpraxen
und drei mobil mit dem Taxi unterwegs. Außerdem sollen zwei
Kollegen als „Feuerwehr“ bereitstehen, falls es zu Engpässen in der
Notdienstversorgung kommt. „Wir
sind sicher, dass sich das Modell
trotzdem für alle rentieren wird“,
verspricht Dr. Dieter Kuntze, Sprecher der Modell-Arbeitsgruppe.
Besonders durch den Druck vieler Gemeinden, die eine Unterversorgung der Bevölkerung fürchten,
wird das Modell noch mal überar-
Dienst am
Patienten: Das
Notdienstmodell in
Dithmarschen wird
umgeändert
Ende Mai in Elmshorn die Pinneberger Mitglieder des Bundestages
von Bündnis 90/Die Grünen und
CDU, Rainder Steenblock und Ole
Schröder, zur bevorstehenden Gesundheitsreform befragten. Und
was ihnen dann noch Kreisstellenleiter Dr. Michael Renner an Unsäglichkeiten auftischte, hatten sich
viele bisher nicht ausgemalt: Das
Zentrum für Qualität in der Medizin, Facharztzentren, Unveräußer-
lichkeit der Praxen - die Reform hat
es in sich.
Gleich zu Anfang wurde es hitzig: „Wir haben eines der schlechtesten und ineffizientesten Systeme
der Welt“, heizte Steenblock die
Diskussion an. Doch im weiteren
Verlauf wurde der Grüne, der auf
der Podiumsdiskussion viel einstecken musste, immer leiser und
gab am Ende zu verstehen, dass er
einiges gelernt hätte und dies auch
beitet. Die Gruppe ist sich
aber sicher, dass auch die
zweite Abstimmung eine
Mehrheit für das Anlaufpraxenmodell bringen wird. Die erste war
durch einen Formfehler ungültig.
mit nach Berlin nähme.
Der CDU-Abgeordnete Schröder konnte den Eindruck nicht zerstreuen, dass der Kollege Seehofer
ihm das Rüstzeug geschnürt hatte.
Vieles klang soufliert.
Fazit des Abends: Die Entscheidungsträger im Bundestag wissen
oft nicht, worüber sie eigentlich genau abstimmen. Für das Publikum
war diese Tatsache allerdings sehr
erhellend.
Die KVSH ist in den Kreisen mit 15 Kreisstellen
vertreten. An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen
in regelmäßiger Folge die jeweiligen Vorsitzenden
und informieren über Probleme, Gelungenes
und Zukünftiges in der jeweiligen Kreisstelle.
Heute: Dithmarschen.
Q - Erst vier Wochen im Amt,
doch für eine Eingewöhnungszeit
hat Dr. Wolf-Günter Riesenkampff keine Zeit. Eine neue Notdienstregelung macht dem
59jährigen das Leben schwer. Das
neue Wochenend-Notdienst-Modell sieht für das ganze Jahr drei
Anlaufpraxen und drei mobile
Ärzte vor. Gleichzeitig sollen zwei
Kollegen als „Feuerwehr“ in Bereitschaft stehen und Hausbesuche übernehmen, wenn die Wartezeiten für die Patienten zu lang
werden. Für die Mehrheit der Kollegen ist dies ein Zukunftsmodell,
für die Bevölkerung eine Verschlechterung der Versorgung.
Nun macht auch noch die Lokalpolitik gegen das Modell mobil
und die Medien gestalten die
Durchsetzbarkeit auch nicht einfacher. „Wir werden sicher nach-
bessern müssen“, räumt der Allgemeinarzt und Chiropraktiker
ein, „aber dann wird es für diese
Region mit seinen Nachwuchsproblemen die beste Lösung
sein.“
Genau das ist die nächste Baustelle für den Mann aus Wesselburen: Der Nachwuchs. Die Attraktivität eines Landarztsitzes im
küstennahen Dithmarschen ist
schon lange kein ausreichendes
Prädikat mehr für eine Niederlassung. Der Mediziner nennt die
Gründe: „Ständige Erreichbarkeit
und eine stagnierende Bezahlung
schreckt Jungmediziner ab, auf
das platte Land zu gehen“. Deshalb sei es so wichtig, einen Notdienst einzurichten, der Planbarkeit gewährleiste, meint Riesenkampff.
Denn die Situation sei drama-
Foto: Wilder
Probleme mit dem Nachwuchs
Dr. Wolf-Günter Riesenkampff, neuer Leiter der
Kreisstelle Dithmarschen
tisch. 72 Prozent der Dithmarscher Kolleginnen und Kollegen
sind über 50. Bei den Allgemeinmedizinern sieht es noch schlechter aus: Mehr als 50 Prozent sind
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
über 60 Jahre alt. Und so lange
das Image des ländlichen Praxisarztes nicht verbessert wird,
hoffen viele vielleicht vergeblich
darauf, ihren Arztsitz in Dithmarschen zu verkaufen. Riesenkampff: „Es muss damit Schluss
sein, auf den Ärztinnen und Ärzten ständig herumzuhacken. So
ist es nämlich kein Wunder, wenn
von 100 ausgebildeten Ärzten nur
zehn Prozent in die Praxis gehen.“ Von der KVSH würde sich
Riesenkampff ein Programm
wünschen, dass die Attraktivität
des Standortes Dithmarschen für
eine Niederlassung erhöht.
Als Positiv bewertet er die Arbeit des MQW (Medizinisches
Qualitätsnetz Westküste). 70 der
über 120 Dithmarscher Ärzte sind
Mitglied in diesem Verbund. „Das
Miteinander hat sich unter den
Kollegen einfach verbessert.“ Es
sei jetzt viel einfacher, sich gegenseitig zu vertreten. Das MQW
trägt mit dazu bei, die Einigkeit
untereinander zu fördern, „und
das“, versichert Riesenkampff,
„ist mein Ziel.“
11
Titelthema
HVM:
Sorgfältige Geburt
Mit einigen Ergänzungen und Änderungen
hat die Abgeordnetenversammlung
am 11. Juni ohne Gegenstimme
bei einigen Enthaltungen den neuen
HVM beschlossen.
Er tritt damit am 1. Juli 2003 in Kraft.
s war insgesamt eine sehr „sorgfältige“
Geburt, da das Thema in insgesamt
vier Abgeordnetenversammlungen mit
jeweiliger Vorbereitung durch den HVM-Ausschuss behandelt wurde. Dabei wurde seitens der Abgeordneten besonderer Wert darauf gelegt, die von den betroffenen Praxen
geäußerten Kritikpunkte nach Möglichkeit zu
berücksichtigen. Entsprechend ist es zu einigen Änderungen im Zusammenhang mit den
Sonderregelungen für geänderte Praxisstrukturen gekommen.
E
Modifikationen der
Sonderregelungen
Die wichtigste Veränderung gegenüber
dem Ursprungskonzept ist, dass echte neue
Praxen innerhalb von fünf anstelle von drei
Jahren den Fachgruppenschnitt erreichen können, ehe eine Festschreibung auf dem erreichten Abrechnungsniveau erfolgt. Demgegenüber bleibt es z. B. bei übernommenen
unterdurchschnittlichen Praxen dabei, dass
hier ein Anpassungszeitraum von drei Jahren
bestehen bleibt.
Eine weitere Veränderung betrifft den
Punktwert, mit dem neu gegründete Praxen während der Anpassungsphase vergütet
werden. Sie erhalten anstelle des ursprünglich vorgesehenen Durchschnittspunktwertes der Fachgruppe eine Vergütung mit dem
(besseren) Referenzpunktwert, welcher um
4,5 Cent liegen wird. Mit Überschreiten des
Fachgruppendurchschnitts erfolgt dann aber
eine Vergütung mit dem floatenden Punktwert.
Geändert wurden ferner die Bestimmungen für Gemeinschaftspraxen, bei denen ein
Partner seine Zulassung ohne Nachfolger
zurückgibt und solche, die einen neu zugelassenen Arzt aufnehmen. Gegenüber den
12
ursprünglichen Fassungen handelt es sich aus
Sicht der betroffenen Praxen durchweg um
Verbesserungen. Für die Details verweise ich
auf die Regelungen nach § 12.4.4 der Beilage dieser Nordlicht-Ausgabe
Abstaffelungsregelung
für Radiologen und
Psychotherapeuten
Aufgrund des Wortlauts der Vorgaben des
erweiterten Bewertungsausschusses sind für
alle Arztgruppen (ggf. zusätzliche) Abstaffelungen der Punktwerte bei mehr als 5 prozentigem Punktzahlzuwachs gegenüber dem
Vorjahr vorzusehen. Warum dieser Beschluss
auch Arztgruppen ohne Praxisbudget einschließt, ist nicht so recht erklärlich. Allerdings
ist die Vorgabe bindend, so dass der neue
HVM für diese Fachgruppen eine Regelung
unter § 12.3.3 vorsieht. Es handelt sich um
eine „milde“ Umsetzung der Vorgabe, so dass
Ärzte mit einem Zuwachs um z. B. 20 Prozent lediglich einen Abstaffelungseffekt von
1 Prozent bis 2 Prozent erfahren.
Umsetzung
BSG-Urteil Praxisbudget
Wie viele Leser mit Interesse verfolgt haben
werden, hat das Bundessozialgericht eine Prüfung der Kostensätze (insbesondere der
Hautärzte) laut Praxisbudget vorgeschrieben.
Nun sind diese zwar mit Wirkung zum 1. Juli
nicht mehr im EBM enthalten. Die Fachgruppenkontingente des HVM wurden allerdings 1997 und in Wiederholung 1999 unter
Berücksichtigung dieser Kostensätze geschnitten. Da die Fachgruppenkontingente
im HVM bestehen bleiben, wirkt das Urteil
auf die Bemessung der Kontingente fort.
Nach Sichtung und Beurteilung der zur Ver-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
fügung stehenden Datenquellen hat die Abgeordnetenversammlung entschieden, das
Kontingent der Hautärzte zu korrigieren. Diese
Korrektur geht – unvermeidlicherweise – zu
Lasten der fachärztlichen (Gesamt-)Vergütung und belastet diese mit knapp 0,25 Prozent. Andere Korrekturen sind nicht vorgesehen worden.
Wie geht es
jetzt weiter?
Wir hatten Ihnen im Schreiben von Ende
März lediglich vorläufige Werte Ihrer Punktzahlvolumina für das dritte Quartal 2003 mitgeteilt. Wir teilen Ihnen Ende Juni schriftlich
die für Ihre Praxis geltenden Volumina für die
Quartale III/2003 bis II/2004 mit. Mit Erscheinen dieser Nordlicht-Ausgabe werden
Sie den Brief vielleicht schon erhalten haben.
Bearbeitung
Härtefallanträge
Die bislang eingegangenen Härtefallanträge werden in einer Vorstandskommission
beraten und entschieden. Der Grossteil dieser
Fälle wird bis Ende Juni behandelt worden
sein. Selbstverständlich erhalten Sie darüber
umgehend eine schriftliche Information.
Fazit
Alle Gremien sind sich bewusst, dass der
neu beschlossene HVM kein goldener Weg
ist. Das einzig faire System wäre das einer
Honorierung mit festen Preisen und mit einer Finanzierung entsprechend des medizinischen Bedarfs. Die Forderung nach festen
Preisen ist mit der Verankerung eines Referenzpunktwerts von 4,5 Cent partiell umgesetzt. Allerdings entsprechen die Ihnen zugerechneten Volumina eben nicht dem Bedarf. Sie sind vielmehr Ausdruck der mangelhaften Finanzierung des ambulanten Systems. Wir wissen, dass die Erwartungen in
die Zukunft, gerade was die politischen Implikationen dieses HVM angeht, hoch sind.
Erste Effekte werden wir schon in einigen
Quartalen beurteilen können. Eines steht aber
schon heute fest: Wir werden über die Entwicklung massiv berichten und zudem in geeigneter Weise gerade im Nordlicht die Diskrepanz zwischen Vergütungshöhe und Leistungsanspruch dokumentieren. Nicht vergessen werden darf schließlich, dass die Vergütungsmisere eine maßgebliche Ursache in
der fragwürdigen Höhe der Kopfpauschalen
hat. Das passt nun einmal nicht zu einem einheitlichen Leistungsanspruch der Versicherten.
Dr. Ralph Ennenbach,
KVSH
HVM:
In Zukunft Individualbudget
Was lange währt wird endlich gut? Zwar mit großer Mehrheit
beschlossen, aber die HVM-Entscheidung war nicht unstrittig.
in Paradigmenwechsel in der Landschaft
der vertragsärztlichen Versorgung. Wohl
mehr als nur eine Übergangslösung bis
die Selbstverwaltung die Auflage eines neuen
EBM 2000+ erfüllt.
Den Vertragsärztinnen und -ärzten steht
ein individuelles Punktzahlvolumen zur Verfügung, auf der Basis eines Zielpunktwertes
von 4,5 Cent.
Wenn bisher die unbekannte Variable der
Preis der ärztlichen Leistung war, ist es jetzt die
Leistungsmenge, die den Gegebenheiten unseres ärztlichen Handelns angepasst wird.
Die Vergangenheit zeigte, dass das Geld
der Leistung nicht folgt. Mit der Konsequenz,
die Leistungen werden jetzt der vorhandenen
Geldmenge angepasst! Ein schwerer Schritt
für jeden Vertragsarzt. Wer in Zukunft in die
Menge geht, hat die Folgen selber zu tragen
und zu verantworten!
Dieser HVM 2003 erfordert ein nicht unerhebliches Maß an Solidarität und Kollegialität im Umgang mit diesen Gegebenheiten
in der hausärztlichen - und fachärztlichen Versorgung.
Die Vertragsärzteschaft in Schleswig-Holstein legt die Last des Morbiditätsrisikos
schrittweise ab. Hiermit wird der Mangel in
der ambulanten ärztlichen Versorgung offensichtlich.
E
Nutzen wir diese Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit und Diskussion mit unseren
Bürgern und Politikern. Mengenentwicklungen und/oder medizinische Innovation sind
nur in Zukunft durch ergänzende Verträge
mit den Kostenträgern zu erfüllen.
Sicherlich ein unbequemer Weg, aber ein
notwendiger, weil längst überfällig. Dies ist
das eigentliche Ziel einer Mangelverwaltung,
dieses Honorarverteilungsmaßstabes.
Die Diskussion mit den Ärzten für Kinderund Jugendpsychiatrie zeigt auch, dass die
Vergangenheit mit diesem zukünftigen HVM
nicht gelöst wurde. Insbesondere der Zuschnitt der Fachgruppentöpfe seit Mitte der
neunziger Jahre macht mittlerweile Ungerechtigkeiten der Honorarverteilung der einzelnen Fachgruppen deutlich. Hier wurde nun
eine Vergangenheit als Ist-Situation zementiert
für ein künftiges Individualbudget und somit
Ungerechtigkeiten in die Zukunft übertragen.
Dieser HVM wird die Verwaltung des Mangels in der ambulanten Versorgung sehr deutlich machen, wenn die bisherigen Umsonstleistungen nicht erbracht werden und notgedrungen Kosten in den Praxen reduziert
werden müssen!
Dies setzt allerdings in der Tat voraus, dass
bei zunehmenden Wartezeiten in der fachärztlichen Versorgung der Hausarzt und Lotse
Hauptsache gesund
Eine Bewertung des neuen
Honorarverteilungsmaßstabs (HVM)
ls ich vor einigen Jahren meine neugeborene zweite Tochter durchs Viertel schob, begegneten wir dem türkischen Gemüsehändler. Der schaute zunächst
interessiert, dann mit bedauerndem Blick in
den Kinderwagen und stellte mit einem leicht
tröstenden Unterton in der Stimme fest:
„Wieder ein Mädchen. Na, macht nichts.
Hauptsache gesund!“
Gesundheit möchte man seinen Mitmenschen in diesen Tagen der klammen Kassen
A
besonders wünschen. In vielen medizinischen
Bereichen werden Leistungen für Kassenpatienten rationiert: Elektive Operationen
werden verschoben, fachärztliche Termine
sind mit langen Wartezeiten verbunden und
gelegentlich wird auch an der notwendigen
Medikation geknausert. Wir Ärzte beklagen
dies zu Recht. Und nun tritt ein HVM in Kraft,
der auf den ersten Blick gesehen potentiell
ebenfalls Leistungen reduziert.
Es ist kein Sophismus, wenn man feststellt,
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
dieses System solidarisch mitträgt und nicht
neue Behandlungsebenen in der fachärztlichen Versorgung an Kliniken und Ambulanzen (Gesundheitszentren) über zunehmende
Ermächtigungen (Vorwegabzug bei definiertem Punktwert von 3,2 Cent) fordert oder
fördert.
Eine Verantwortung und Kompetenz kommt
hier der Selbstverwaltung KV und dem Zulassungsausschuss zu, in der Steuerung der
„Fehl-, Unter- und Überversorgung“.
Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz
(GMG) räumt in Zukunft lediglich den Krankenkassen für die fachärztliche Versorgung
den alleinigen Sicherstellungsauftrag ein. Bei
Sicherstellungslücken können Krankenhäuser u. a. in die ambulante Versorgung einbezogen werden.
Mit diesem HVM haben wir eine Chance,
auf die Mängel in diesem Gesundheitssystem
aufmerksam zu machen.
Lassen Sie uns mit diesem HVM Freiräume
nutzen für medizinische Leistungen, die von
unseren Mitbürgern gewünscht werden, weil
sie sinnvoll sind und auch honoriert werden.
Wir sind nicht nur Vertragsärztinnen – und
Vertragsärzte, sondern Ärzte und Freiberufler.
Dr. Axel Schroeder,
Urologe,
Neumünster
dass dieser neue HVM lediglich offenlegt, in
welchen Bereichen der ambulanten Medizin
starke Nachfrage und ein besonderer Mangel
an Honorar besteht. Der HVM beschreibt
zwar diesen Mangelzustand, er erzeugt ihn
aber nicht. Dieser Punkt verdient deswegen
besondere Betonung, weil uns von Kassenund politischer Seite vorgehalten werden wird,
dies sei ein politischer HVM, er gieße unnötigerweise Öl ins Feuer und verschärfe mutwillig die bereits angespannte Situation. Nicht
von ungefähr haben die Krankenkassen das
Benehmen zu diesem neuen HVM nicht hergestellt, was aber für das Inkrafttreten des
neuen HVM keine Konsequenzen hat.
Das erste grundlegende Prinzip des neuen
HVM – ein einheitlicher Punktwert (4,5 Cent)
für alle ärztlichen Leistungen – stellt seine
13
Titelthema
eigentliche Stärke dar. Ein einheitlicher Punktwert ist keine Selbstverständlichkeit, wenn
man die zurückliegenden Jahre mit Budgetierung und floatenden Punktwerten betrachtet. Es ist vielmehr ein Meilenstein auf
dem Weg zu einer kalkulierbaren und gerechten Honorierung und erkennt zudem an,
dass ärztliche Leistungen dem Grunde nach
einheitlich zu bewerten sind. Die bisherige
Situation mit unterschiedlicher Vergütung
gleicher Leistungen in Abhängigkeit von der
Fachgruppenzugehörigkeit ist ohne fachliche
Gründe und hat mir nie eingeleuchtet. Ich
hätte mir allerdings auch in Schleswig-Holstein wegen des historischen Bezugs die mutigere Berliner Variante mit einem einheitlichen Punktwert von 5,1 Cent gewünscht.
fach verbieten, schon gar nicht in einer
Wachstumsbranche wie dem Gesundheitsmarkt:
Auf den ersten Blick ist der Gedanke, den
Arzt auf sein bisheriges Durchschnittshonorar
einzufrieren, nahe liegend. Der Glaube aber,
ein Arzt werde sein früheres Honorar, nur
weil es ihm jetzt quasi als Festgehalt zusteht,
als gerecht empfinden und sich damit zufrieden geben, wird der Realität in vielen Fällen
nicht standhalten. Da die Individualbudgetierung vollständig auf der Vergangenheit
aufsetzt, übertragen sich alle Fehler, Zufälle
und Ungerechtigkeiten der Honorarverteilung aus der Vergangenheit in die Gegenwart
und Zukunft. Diese Problematik wird durch
frühere Eingriffe
Zu wenig Mut
Leider kommt der einheitliche
Punktwert spät, wahrscheinlich zu
spät, um noch ein Signal für eine
bessere honorarpolitische Zukunft
geben zu können. Unsere Vertragsärzteschaft war in früheren
Jahren nicht mutig genug, diesen Weg zu gehen. Anläufe in
diese Richtung hat es in Schleswig-Holstein bereits 1997 und
2000 gegeben.
Sollten die gesundheitspolischen Pläne der Bundesregierung
umgesetzt werden, wird mit Sicherheit nach Kassenlage bezahlt
und die Honorierung als ein wirkungsvolles Druckmittel gegen die
Freiheit unseres Berufsstandes eingesetzt. Es ist daher wichtig, den
Wert ärztlicher Leistung noch einmal definiert zu haben. Die Zukunft
mit Hausarzt-KV, Einzelverträgen für
Fachärzte in Verbindung mit DMP verlagern
die Honorarverteilung in die Zuständigkeit
der Krankenkassen. Am Rande: Ich schlage
an dieser Stelle vor, DMP in Zukunft mit KVP
(„KrankheitsVerwaltungsProgramm“) zu
übersetzen. Der Verwaltungsaufwand wird
sich für Ärzte und Kassen gleichermaßen
enorm erhöhen. Das dafür notwendige Geld
wird der Patientenversorgung entzogen.
Wer’s nicht glaubt, möge sich bitte mit dem
gerade verabschiedeten KVP „Diabetes“ vertraut machen.
Honorarpolitischer Sprengstoff
Das zweite Hauptprinzip des neuen HVM
– die Individualbudgetierung – birgt honorarpolitischen Sprengstoff in sich und wird
nur vorübergehend Bestand haben. In meinen
Augen handelt es sich um eine Notstandsmaßnahme. Wachstum kann man nicht ein-
14
des Gesetzgebers in die Honorarverteilung
verschärft (z. B. Hausarzt-Facharzt-Trennung
und Bestjahresregelung). Das bedeutet, dass
sich auch der Streit um ein als gerecht empfundenes Honorar fortsetzen wird. Diese Auseinandersetzung wird sich auf Fachgruppenund der Einzelpraxisebene abspielen.
Honorardynamik ein Blindflug
Dass der neue HVM der einzelnen Praxis
kaum noch Möglichkeiten einer dynamischen
Entwicklung ermöglicht, (nur drei Prozent des
Honorars stehen dafür zur Verfügung), ist innerhalb der Systematik bei einer real sinkenden Gesamthonorierung noch hinzunehmen.
Dass aber die Praxis, die Honorardynamik
sucht, dieses sozusagen im „Blindflug“ tut,
ohne Wissen, ob sich die Mehrleistung für
sie auch lohnen wird, ist nicht einzusehen
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
und aus meiner Sicht ein zu korrigierender
Fehler.
Auch die Regelung für neue Praxen, die
nur bis zum Fachgruppendurchschnitt wachsen dürfen, wird sich nicht halten lassen. Die
Benachteiligung gegenüber den Altpraxen,
die in der Vergangenheit wachsen durften,
wie sie wollten ist offensichtlich. Es ist ein
weit verbreiteter Irrglaube anzunehmen, eine
Verteilung werde dann gerecht gelöst, wenn
alle den Durchschnitt erhalten.
Flächenversorgung wird
lückenhaft
Ein Problem, das aus dem neuen HVM erwächst, wird für viele Betroffene nicht leicht
zu lösen sein und wird wenig diskutiert: Wie
soll der einzelne Arzt im Lande mit der ihm
auferlegten Rationierung umgehen? Die bisher unbudgetierten Fachgruppen (z.
B. fachärztliche Internisten oder Kinder- und Jugendpsychiater) mit einem traditionell niedrigen Punktwert sind jetzt am stärksten betroffen, haben aber bereits jetzt
schon die längsten Wartelisten.
Ich fordere die Krankenkassen
auf, der Realität ins Auge zu
sehen und entweder die nötigen Honorarmittel für die Versorgung zu Verfügung zu stellen oder aber präzise darzulegen, auf welchen Feldern sie die
Versorgung einschränken wollen.
Der neue HVM stellt klar, was Nullrunde de facto bedeutet: Die flächendeckende Sicherstellung vor allem im
höherspezialisierten Bereich wird
lückenhaft.
Ich als betroffener Kardiologe
werde etwa 30 Prozent meiner Leistungen einsparen, mich deswegen aber nicht
auf selbstquälerische Ethikdebatten einlassen. Echte Notfälle werde ich unabhängig
von meinem Punktzahlvolumen kostenlos behandeln. Die Routinekontrolle muss warten
oder wird zum Selbstzahler. Ich sehe in der
aktuellen Entwicklung durchaus auch Chancen für die Facharztpraxis außerhalb des GKVSystems. Aber das ist ein anderes Thema.
Ein neuer HVM ist ein wenig wie ein frisch
erschlossener Steinbruch. Die Struktur erscheint zunächst noch relativ glatt und übersichtlich. Das ändert sich mit dem ersten
Werktag. Schon nach der ersten Sprengung
liegen überall Trümmer herum, die dann von
fleißigen Arbeitsbienen behauen werden.
Schlagen sie nicht zu fest zu. Denken sie
daran:
Hauptsache gesund!
Dr. Peter Boll, Kardiologe,
Rendsburg
Titelthema: Kommentar
Von der Honorarverteilung
zur Leistungsverteilung
von Dr. Klaus Bittmann, KVSH
Seit Eröffnung meiner Praxis im Jahre
1977 lebe ich in einem Konflikt mit der
quartalsmäßigen braunen Tüte, mit der mir
die KV das finanzielle Ergebnis meiner Arbeit aus dem Vorvorquartal zur Kenntnis
gibt. Zum einen öffne ich diese Tüte unverändert mit innerer Unruhe und Spannung, zum anderen fällt mir die Analyse
und Hinterfragung dieser Berechnungssystematik trotz notwendig erworbenem
Insiderwissen außerordentlich schwer!
Wird die abschließende Zahlung alle Kosten einschließlich der anstehenden Steuerforderung abdecken? Kann ich Schulden
tilgen oder gar ein wenig Geld zur Seite legen? Ist der Punktwert in grün, gelb oder
rot wieder inflationär? Wo und warum sind
mir wieder Punkte gestrichen worden?
Am Ende des Blattes mit dem Honorarbescheid steht die alles entscheidende
Summe, steter Schwankung unterworfen,
trotz inzwischen meist konstanter Patientenzahl und durch Routine und Pflicht auf
das Notwendige begrenzter Behandlung.
In den Jahren hat es immer wieder neue
Honorarverteilungsmaßstäbe gegeben, zunehmend wurde diese Aufgabe der KV zur
Mangelverwaltung. Mein schönster Traum
ist es, dass wir auf jeglichen HVM verzichten könnten und eine ordentliche ärztliche Leistung auch mit ordentlichem normalem Geld bezahlt wird!
Aber da dem nicht so ist, habe ich mir
schon seit langem gewünscht, zumindest
für den Kern meiner Leistungen ein kalkulierbares Entgelt zu erhalten, eine leistungsorientierte Honorarverteilung. Und
genau dies hat nach umfangreicher Vorarbeit des HVM-Ausschusses und von Dr. Ennenbach die Abgeordnetenversammlung
am 11. Juni beschlossen! Damit gibt es
nicht mehr Geld, aber es wird neu zugeordnet. Für ein je Praxis individuelles
Punktzahlvolumen erhalte ich einen möglichst festen und vertretbaren Punktwert,
dieser Teil meines Honorars ist kalkulierbar! Darüber hinaus gehende Leistungsmengen lohnen sich finanziell nicht – das
Risiko trage ich aber lieber selbst, als das ich
für Leistungszuwachs anderer Praxen
Punktwertminderungen für mein eigenes
ärztliches Tun hinnehmen muss.
Die Umsetzung dieses neuen Systems
wird für viele nicht einfach sein. Bedeutet
es doch auch aus ökonomischen Gründen
Leistungen einzuschränken und gleichzeitig
das Maß des Notwendigen zu beachten.
Es wird zur Rationierung von Leistungen
kommen, das ist jedoch ehrlicher als die
versteckte Rationierung zu Lasten der Praxis.
Das Risiko der Morbidität und der Innovation können wir nicht mehr kompensieren, hätten wir nie auf uns nehmen dürfen! Den Vorwurf der Überversorgung wird
man uns nicht mehr unterstellen können,
zur Fehlversorgung haben weitestgehend
politische Entscheidungen geführt, Fehlversorgung wird durch das neue Reformgesetz potenziert, eine Unterversorgung
haben wir ebenfalls nicht zu verantworten
- dies ist eine Systemfrage.
Die Krankenkassen haben diesem neuen
HVM verständlicherweise nicht zugestimmt, das Benehmen ist dennoch hergestellt. Trotz Beachtung der erstaunlichen
Pluralität aller Praxisformen wird es noch
manche Holperigkeit geben, bereits auf
dem Vorwege haben uns zahlreiche sorgenvolle Zuschriften erreicht, es wird noch
mancher Feinschliff und manche individuelle Problemlösung folgen.
Insgesamt wird das Prinzip der neuen
Leistungshonorierung nicht nur von der
Abgeordnetenversammlung, sondern auch
von der breiten Ärzteschaft und den Berufsverbänden befürwortet. Mein Traum
ist damit längst nicht erfüllt, aber vielleicht
ist es ein Weg dorthin.
Und damit sind wir bei dem politischen
Hintergrund unserer HVM-Novellierung,
die zur Zeit in nahezu allen KVen stattfindet: Wir müssen Kostenträgern und Sozialpolitik zeigen, dass die zunehmend begrenzten Mittel auch nur für ein begrenztes Leistungsgeschehen ausreichend sind.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
15
Abgeordnetenversammlung
Parlament billigt erstes DMP
Dreiviertelmehrheit nach kontroverser Diskussion
für DMP-Diabetes Vertrag
ach langen Diskussionen hat die Abgeordnetenversammlung dem ersten
DMP-Vertrag Diabetes in SchleswigHolstein zugestimmt. Mit dieser Entscheidung
ebnet das Gremium auch den Weg für weitere
Disease-Management-Programme,
wie
Mamma-Ca und Herz-Kreislauf Erkrankungen. Außerdem wurde in der letzten Sitzung
vor der Sommerpause der neue HVM beschlossen und verabschiedet.
N
Erklärungsbedarf
Bereits in einer Sitzung vor vier Wochen
hatte das Parlament darauf bestanden, über
den Vertragsentwurf umfassender informiert
zu werden. Damals wurde lediglich einer Absichtserklärung zugestimmt. Sie regelt den
Umgang mit dem Vertrag in der Akkreditierungsphase und ist bereits von der AOK unterschrieben.
Dem ausgehandelten DMP-Diabetes Vertrag ging eine lange und kontroverse Diskussion voraus, in der nicht klar war, wie sich die
Abgeordneten entscheiden würden. Vielen
bereitete Magenschmerzen, dass sich die Versorgung der Patienten gegenüber dem Diabetes-Strukturvertrag nicht verbessert, der
bürokratische Aufwand immens ist und das
besonders die Krankenkassen über den Risikostrukturausgleich finanziell stark profitieren
und das Honorar für die Leistungserbringer
im Verhältnis eher gering ausfällt.
Wenig Spielraum genutzt
Der DMP-Diabetes Vertrag unterliegt den
Leitlinien der Rechtsverordnung, wie sie der
Gesetzgeber festgeschrieben hat. Daher war
der Verhandlungsspielraum der Vertragsparteien auch sehr gering, wie Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Bittmann klar machte. „Im
Grunde ging es nur um Honorarfragen“,
räumte Bittmann ein. Die Qualität habe der
Gesetzgeber ja bereits im Vorfeld festgelegt.
Dabei hat die KVSH im Vergleich zu den ersten
DMP-Entwürfen viele ihrer Argumente durchsetzen können. Der Transfer sensibler Daten
war eine große Hürde, die die KVSH aber mit
Bravour übersprungen und ausgeräumt hat.
Die Datenlieferung von Ärzten an die Kassen
findet nicht statt. Nicht die Kasse sondern der
Arzt steuert den Patienten und ein Eingriff der
Kasse in das Arzt-Patienten-Verhältnis ist abgewendet. Die ärztliche Qualitätskontrolle
liegt bei der KVSH, die des Patienten bei der
Kasse.
Keine Alternative
Trotzdem blieb der Vertrag für viele eine
Kröte, die geschluckt werden musste und nicht
gut schmecken würde – das war vielen klar.
Denn, argumentierte nicht nur der Vorstand,
was wäre die Alternative? Das Szenario konnte
sich jeder ausmalen. Die Kasse würde versuchen, mit einzelnen Ärzten Verträge zu
schließen und die KVSH wäre als Vertragspartner aus dem Rennen (nicht nur für DMPVerträge). Zumal die dann zu erwartenden
Verträge nach den Erfahrungen anderer KVen
erst recht kritikwürdig wären.
Die Qualität stagniert, der Profit für die Kassen steigt – damit kamen einige Abgeordnete
Mein Problem mit dem Diabetes DMP
arum musste unser bundesweit
hoch geachteter Diabetes-Strukturvertrag mit den Primärkassen abgelöst werden durch den nun verabschiedeten DMP-Diabetes-Vertrag mit
der AOK? Die stringente Auslegung der
Rechtsverordnung zum Risikostrukturausgleich ließ dies nicht zu. Sie ließ leider auch
nicht zu, dass der gleiche Qualitätsstandard erhalten blieb (HBA1C-Zielwert unter
7,5 Prozent, dafür nun ein "individuell zu
vereinbarender Zielwert" ohne feste Größe!
sowie weitere fachlich nicht mehr nach-
W
16
vollziehbare schlechtere Qualitätskriterien wie
z. B. Mikroalbumin-Test nur bei vorliegender
Retinopathie!) Allerdings ist es gelungen, in
der Zusatzvereinbarung der Anlage 17 den
ökonomischen Anteil der bisherigen Vereinbarung in gleicher Höhe zu überführen. Die
Rechtsverordnung des RSAV wurde novelliert und dadurch war es möglich, den ursprünglichen großen Datensatz auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, insbesondere
der Daten, die das intime Verhältnis zwischen
Arzt und Patient belastet hätten. Die ursprünglich beabsichtigte Steuerung der Pati-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
in ärztliche Gewissenskonflikte. Wer stimmt
schon gern einer vertraglich zementierten Stagnation zu? Daher regten Geschäftsführung
und Vorstand an, die Qualität aus eigener Verantwortung zu verbessern. Der HBA1C-Wert
für Diabetiker soll daher immer noch der
Schwellenwert sein und nicht ein vom Hausarzt festgelegter individueller Wert. Dies soll
auch in den Qualitätszirkeln dahingehend diskutiert werden. Langfristig will sich der Vorstand dafür einsetzen, mehr Geld zu bekommen als bisher ausgehandelt.
Abstimmung eindeutig
Am Ende der Diskussion stimmten dann
doch dreiviertel der Abgeordneten für den
DMP-Diabetes Vertrag, nach dem ein Gegenantrag abgelehnt worden war. Darin wrude
eine Wiederaufnahme der Verhandlungen gefordert. So richtige Erleichterung kam nach
der Abstimmung beim Vorstand auf, Freude jedoch nicht. Das war nicht verwunderlich. Die
Kuh war zwar vom Eis, aber schließlich wurde
dadurch nur weiteres Ungemach ferngehalten, aber keine verbesserte Versorgung hergestellt.
HVM-Streit
Einen für eine Abgeordnetenversammlung
etwas ungewöhnlichen Auftritt hatten die Vertreter der Kinder- und Jugendpsychiater. Symbolisch bekam jeder Parlamentarier eine Sanduhr geschenkt. Die Zeit sei abgelaufen, hieß es
da. Angespielt wurde damit auf den juristischen Streit zwischen KVSH und dem Kinder-
enten allein durch die Krankenkassen kann
mit Hilfe der gemeinsamen Einrichtung partnerschaftlich zwischen Krankenkassen und
KV geregelt werden, die Qualitätssicherung
wird hiernach auch über die gemeinsame Einrichtung durch die Kassenärztliche Vereinigung durchgeführt.
Gehen wir davon aus, dass auch Ärzte primär
ohne Qualifikation nach dem DMP diabetologisch tätig werden können, so können sie
durch Zusatzqualifikation die Möglichkeit erhalten, an der Zusatzvereinbarung mit höherem Qualitätsstandard teilzunehmen. Eher
noch schlimmer als schon in unserer bisherigen Diabetes-Vereinbarung ist die Doku-
und Jugendpschiater Verband. Nach einem
Urteil des Oberlandesgerichts Schleswig muss
die KVSH im HVM rückwirkend seit 1997 die
Kinder- und Jugendpsychiater neu bescheiden. Der Sprecher des Verbandes, Wolfgang
Burr, erhielt von der Versammlung Rederecht
und forderte für seine Klientel eine Gleichbehandlung mit den psychotherapeutischen
Fachärzten, also kein individuelles Budget.
Der neue HVM hätte also noch mal aufgeschnürt werden müssen. Dagegen votierten
allerdings die Abgeordneten. Zwar nahmen
sie die Empfehlung des HVM-Ausschusses zur
Kenntnis, entschieden aber, dass die Topfgröße der Kinder- und Jugendpsychiater ausreichend seien.
Bericht zur Lage
eben seine Praxis verlassen“ könne. Eine errudierte KV bliebe am Ende übrig: Weniger
Mitglieder, Verhältniswahlrecht mit eigener
Hausarztliste und einer 10 prozentigen Psychotherapeutenquote. Die Fachärzte wären
freiwillige Mitglieder.
Im Rahmen des zu besprechenden neuen
HVM ging Bittmann auf die gesonderte Problematik der Strahlentherapeuten ein. Überlastetete Praxen, lange Wartezeiten, ein durch
Morbidität geschrumpfter Punktwert, den die
Krankenkassen nicht stützen werden. „Wir
müssen diese Entwicklung aufhalten, bevor
die Versorgung von Patienten mit lebensbedrohlichen Krebserkrankungen gefährdet
wird.“ Bittmann machte den Abgeordneten
in seiner Rede deshalb einen Vorschlag: KV
und Strahlentherapeuten richten eine Koordinierungsstelle ein, die die Patienten im Land
nach freien Kapazitäten verteilt. „Dazu richten
wir einen Fahrdienst ein und finanzieren das
Projekt über den Sicherstellungsfond.“ Die
Öffentlichkeit soll damit auf die Notsituation
aufmerksam gemacht werden.
Zum Abschluss des DMP-Diabetes Vertrages forderte Bittmann, dass unahängig von
dem RSAV-Geschachere die Ärzteschaft für
die Qualität sorge. „Wir haben Qualitätszirkel
und Schulungsprogramme gefördert, also zeigen wir es auch der Öffentlichkeit.“ Die Ärzteschaft könne nicht die Qualitätsdefizite im
DMP-Diabetes verantworten. Daher schlug
Bittmann eine definierte Förderung der Qualitätsanforderungen aus dem Sicherstellungsfond vor. „Fortbildung, Schulung und Qualitätszirkel als eine in diesem System notwendige Initiative der KVSH.“
Der Vorstandsvorsitzende thematisierte in
seinem Bericht zur Lage die bevorstehende
Reform der Regierungskoalition. Er wies nach
der Aufzählung aller Einsparungsmaßnahmen
darauf hin, dass es ein Kassendefizit von über
20 Milliarden Euro gibt. „Damit sind alle Einsparungsvorschläge der Rürup-Kommission
bereits verbraucht“ und aus den Beitragssenkungen auf unter 13 Prozent werde wohl eher
nichts. In dieser Phase, so Bittmann weiter,
wo die Gesundheitspolitik sich völlig neu orientiert, führe nur die Geschlossenheit der Ärzteschaft zu Erfolgen. So sei über das Vertragsmonopol in Berlin das letzte Wort noch
nicht gesprochen. Doch seine weiteren Ausführungen über die Gestaltung einer neuen
KBV-Struktur sprechen eine andere Sprache.
Nach Vorstellungen des BMGS bekommt
die Bundesvereinigung die Struktur der Krankenkassen übergestülpt. Hauptamtlicher Vorstand, dreiköpfig für sechs Jahre gewählt.
„Dieser Vorstand hätte nichts mehr mit einer
berufsständischen ärztlichen Körperschaft zu
tun“, so Bittmann. Natürlich gelte diese Regelung dann auch für die Länder KVen. Es
stelle sich die Frage, „wer für sechs Jahre mal
Die KVSH steht ebenfalls in Verhandlungen über DMP-Mamma-Karzinom. Die Vergütungen über einzelne Leistungen sind so
weit ausgehandelt. Wenn bei festgelegten
EBM-Ziffern eine Leistungssteigerung in Punk-
mentation und regelmäßige Befunddarstellung und -übermittlung an die Datenstelle,
die vermutlich nur mit Hilfe einer entsprechenden praxisnahen Software möglich sein
wird. Hieran arbeitet bereits die KBV und werden wir auch Erhebliches noch leisten müssen.
Tröstlich ist, dass nicht nur die KVSH sich
bemühen wird, für bessere Qualität analog
unseres bisherigen Vertrages Geld einzuwerben, sondern auch einen Datenabgleich herstellen wird zwischen der Basisversorgung
DMP und der besseren Qualität in der Zusatzvereinbarung. Dann wird man sehen, ob
die evidenz-basierten Ergebnisse dieser Prüfung standhalten werden. Wissen muss man,
dass bis zur endgültigen Akkreditierung des
Diabetes-DMP-Vertrages die bisherige Primärkassen-Vereinbarung weiter läuft, aber dann
abgelöst wird. Ausgenommen hiervon ist ganz
offensichtlich die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die nicht der Risikostrukturausgleichs-Verordnung unterliegt. Hier gilt der
bisherige Vertrag weiter, er ist nicht gekündigt
worden. Inwieweit die Ersatzkassen diesem
Diabetes-DMP beitreten, ist wohl grundsätzlich entschieden, jedoch noch nicht vertraglich vereinbart. Inwieweit die bisherigen Diabetes-Verträge der Schwerpunktpraxen darin
weiterhin Gültigkeit haben, muss ebenfalls
noch vereinbart werden. Vereinbart werden
Weiteres DMP-Ca
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
ten um mehr als drei Prozent festgestellt wird,
soll die budgetierte Gesamtvergütung entsprechend angehoben werden. Der über drei
Prozent hinausgehende Punktzahlanstieg wird
mit 4,5 Cent bewertet und der budgetierten
Gesamtvergütung sockelwirksam hinzugefügt.
Ambulantes Operieren
Im Ambulanten Operieren gibt es Probleme
beim Vertrag mit Primärkassen hinsichtlich der
Finanzierung. Die Kassen wollen nun eine
Übergangsvereinbarung unterzeichnen, in die
alle Leistungen eingehen, die bisher verhandelt wurden. Wird es bis zum Juli keine neuen
Vereinbarungen geben, wollen die Ersatzkassen die alte Vereinbarung weiter gelten lassen. Die KVSH will sich in dieser Sache mit
den Berufsverbänden beraten. Bei der Integrierten Versorgung liegen die Verträge zwischen der Techniker Krankenkasse, KVSH und
dem Operationszentrum Kronshagen auf dem
Tisch zur Unterschrift. Vergütet wird hier über
Fallpauschalen. Die Abgeordnetenversammlung stimmt für eine Fortführung der Verhandlungen in dieser Richtung.
QuaMaDi wächst
Die IKK will eine flächendeckende Versorgung durch das Modellprojekt der Qualitätsgesicherten Mamma Diagnostik (QuaMaDi) in
Schleswig-Holstein einführen. In rascher Folge
sollen die Regionen Lübeck/Ostholstein, der
Norden um Flensburg und der Südwesten des
Landes integriert werden. Lübeck/Ostholstein
will bereits am 1. Juli beginnen, Flensburg
Ende August. Die Ausweitung der Region wird
als Vorbereitung auf das bundesweite
Mamma-Screening betrachtet.
Einen ausführlichen Bericht über die Verabschiedung des neuen HVM lesen Sie ab
Seite 12.
Robert Quentin, KVSH
muss auch noch in der Anlage 17 das Schulungsprogramm Medias zwo, das natürlich alternativ zu dem ZI-Schulungsprogramm für alle Ärzte zugänglich sein muss.
Dies kann nicht nur der Versorgungsebene
II im Zusatzvertrag allein überlassen bleiben.
Auch die Hypertonie-Schulungen müssen
noch mit entsprechenden Honorierungen
ausgestaltet werden.
Wir werden die Teilnehmer am Strukturvertrag jetzt sofort über DMP-Diabetes
informieren. Die anderen erhalten Bögen
für eine Teilnahme. Sie wird der Abrechnung beiliegen.
Dr. Hans Köhler, KVSH
17
Bericht
Zertifizierte Online-Fortbildung d
Eine kontinuierliche Fortbildung wird in der Zukunft wesentlicher
Baustein eines modernen Gesundheitswesens sein. Zur Zeit wird die
Frage der Verbindlichkeit einer ärztlichen Zertifizierung intensiv
diskutiert (Stichwort: „Ärzte-TÜV“). Der derzeitige Gesetzesentwurf des
Bundesgesundheitsministeriums sieht bereits eine verbindliche
ärztliche Zertifizierung vor. Verbindlich oder nicht – sinnvolle und
qualitätsgeprüfte E-Learning-Plattformen können individuelles
Lernen erweitern bzw. ergänzen (aber sicher nicht ersetzen).
Das medizinische Wissensnetzwerk evidence.de der Universität
Witten/Herdecke bietet einen qualitativ hochwertigen Einstieg in die
internetbasierte ärztliche Fortbildung: unter der Internetadresse
www.medizinerwissen.de ist seit dem 27. Mai 2003 die neue
Fortbildungsplattform erreichbar. Sie wurde von Ärzten für Ärzte
konzipiert.
Abbildung 1
18
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
der Universität Witten/Herdecke
Die Lerninhalte
Seit dem Jahr 2000 publiziert das Wissensnetzwerk der Fakultät für Medizin evidenzbasierte und interaktive Leitlinien von
hoher Qualität im Internet unter www.evidence.de. Derzeit sind neun wichtige Indikationsgebiete in einheitlicher Gliederung kostenfrei abrufbar:
• Herzinsuffizienz • Dekubitusprävention
• Hypertonie
• Kopfschmerzen und Mi• Harnwegsinfekt gräne
• Otitis media
• Kolorektales Karzinom,
• Gallensteine
Prävention & Screening
• Demenz
Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Rückenschmerzen und weitere
Themen sind in Vorbereitung. Auf Grund der
wissenschaftlichen Tiefe in den Themengebieten ist die Plattform für niedergelassene
und Klinik-Ärzte gleichermaßen interessant.
Die Leitlinien des Wissensnetzwerkes evidence.de gehören, bezogen auf die jeweiligen
Erkrankungen, zu den meist gefragten medizinischen Informationsquellen im deutschsprachigen Internet. Sie sind an vielen renommierten Kliniken im täglichen Einsatz und
erfreuen sich stetig wachsender Zugriffszahlen (einschließlich der zugehörigen Patientenleitlinien derzeit mehr als 40.000 Abrufe im
Monat).
Die Fortbildungs-Plattform
Zusammen mit dem Dortmunder IT-Dienstleister Materna GmbH wurde eine internetbasierte Zertifizierungsplattform entwickelt.
Ärzte können nach dem Studium der zugehörigen Leitlinien auf 14 Quiz-Module zu
den oben aufgeführten Krankheitsbildern zugreifen. Jedes einzelne Modul ist von der Ärztekammer Westfalen-Lippe anerkannt und
besteht aus zehn Fragen. Verschiedenartige
Fragetypen sollen für Abwechslung, Aufmerksamkeit und Spaß beim Lernen sorgen.
Während der Bearbeitung eines Quiz-Moduls zeigt ein Fortschrittsbalken („Leistungstacho“) die aktuelle Leistung an. Der Lernerfolg kann direkt nach jeder Frage überprüft
werden; die eigene und die richtige Antwort
werden unmittelbar angezeigt. Mit einer Verknüpfung kann der Nutzer bei Bedarf per
Mausklick unmittelbar an die jeweilige Stelle
der Leitlinie springen.
Die Fragen werden nach einem internen
Punktesystem bewertet, die Bestehensgrenze
liegt bei 60 Prozent. Hat der Teilnehmer die
60 Prozent-Hürde genommen, so kann er am
Ende eines Quiz-Moduls sofort eine individuelle Teilnahmebescheinigung abrufen, die
online erstellt wird und unmittelbar ausgedruckt werden kann. Es ist keinerlei Schriftoder Fax-Verkehr notwendig.
Abbildung 2
Die Teilnahmebescheinigung/ das
Fortbildungszertifikat
Die Teilnahmebescheinigung im fälschungssicheren PDF-Format dokumentiert
die erfolgreiche Beteiligung am jeweiligen
Quiz. Sie hat für den Teilnehmer den Wert
eines Fortbildungspunktes, bestätigt durch
die Ärztekammer Westfalen-Lippe. 30 solcher online erworbenen Fortbildungspunkte
können innerhalb von drei Jahren bei der zuständigen Ärztekammer eingereicht werden
(zukünftig 60 Punkte). Ein Fortbildungszertifikat wird für 150 Punkte ausgestellt; d. h.
40 Prozent der Punkte können zukünftig online erworben werden.
Mit dem Fortbildungszertifikat kann jeder
Arzt seine Fortbildung gegenüber den Patienten dokumentieren – in Hessen sogar als
„TÜV-Stempel“ fürs Praxisschild.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Der Ablauf
Aus der Perspektive des Benutzers gestaltet sich die Online-Fortbildung wie folgt:
1. Lektüre einer Leitlinie auf www.evidence.de
2. Anmeldung mit frei wählbarem Benutzernamen und Kennwort bei www.medizinerwissen.de
3. Auswahl des zugehörigen Quiz-Themas
4. Eingabe des Nummern-Codes (PIN) (zur
19
Bericht
Abbildung 3
Bezahlung der Quiz-Teilnahme)
5. Beantwortung der zehn Quizfragen (Single
Choice, Multiple Choice, Tabellenzuordnungen, Drop-Down- und Bild-Zuordnungen) (Abbildung 3)
6. Kontrolle der eigenen Leistung anhand des
Fortschrittsbalkens und der richtigen Antworten, ggf. Kontrolle im Leitliniendokument. Eine Korrektur der einmal gegebenen
Antworten ist nicht möglich (Abbildung 4)
7. Bei Bestehen (60 Prozent richtig): Vervollständigung der persönlichen Daten
8. Abruf und Ausdruck der Teilnahmebescheinigung
9. Beurteilung des Quiz-Themas zur Evaluation (Abbildung 5).
Die Sicherheit
Für die technische Realisierung, die Datenund Systemsicherheit sorgt das renommierte
Systemhaus Materna, welches das Quiz-Portal komplett neu auf der Basis eines ContentManagement-Systems entwickelt hat. Versehentliche oder in betrügerischer Absicht
auftretende Fehlfunktionen sind technisch
weitgehend ausgeschlossen. Die Benutzerdaten sind auf einem gesicherten Server untergebracht. Verwertbare Teilnahmebescheinigungen können nur durch einmalig erfolgreiche Teilnahme am Quiz erlangt werden.
Abbildung 4
Abbildung 5
20
Die Zugangsberechtigung
(Bezahlung)
einzelnes Modul pro Arzt mit einer Kostenbeteiligung von 5 Euro veranschlagt.
Zu Beginn jedes Quiz-Moduls erfolgt der
Zugang durch Eingabe eines Nummern-Codes (PIN) der Firma paysafecard, den die Teilnehmer von Kooperationspartnern (z. B. Pharmareferenten) erhalten oder selber käuflich
erwerben können. Damit entfällt ein Geldtransfer über das Internet. Zur Zeit wird ein
Evaluation und Feedback
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Jeder angemeldete Nutzer kann eine aktuelle Statistik abrufen und diese nach Arztgruppen und Themenblöcken sortieren lassen. So kann z. B. jeder Arzt in anonymisierter Form überprüfen, wie er im Vergleich zu
Abbildung 6
seiner Facharzt-Prüfung bei einem bestimmten Themengebiet abgeschlossen hat.
Um die Fortbildungsplattform fortlaufend zu
verbessern, wurde ein Evaluationsbogen mit
acht Fragen entwickelt, der den Nutzern am
Endes eines Quiz-Blockes eingeblendet wird.
Das Feedback der ersten 150 Nutzer (Stand
17.06.03) war weitgehend positiv und ist der
Abbildung 7 zu entnehmen.
Ein Ausblick
Die hier vorgestellte Fortbildungs-Plattform
soll für eine wachsende Anzahl von interessierten Ärzten einen neuartigen, dezentralen
und persönlichen Zugang zu qualitativ hochwertiger Fortbildung aufzeigen.
Nachhaltiges und intensives Lernen wird
auch weiterhin vor allem dort stattfinden, wo
sich Menschen, Ärzte, Kollegen begegnen:
im direkten Dialog, in der Diskussion, mitun-
ter im wissenschaftlich Streit. Die Möglichkeit zur Online-Fortbildung soll diesen persönlichen Lernprozess keinesfalls ersetzen,
sondern um eine sinnvolle und individuelle
Lernmöglichkeit ergänzen. Im Gegensatz zum
Qualitätszirkel, zur Vortragsveranstaltung
oder zum Kongress kann diese Art der Fortbildung direkt in der Praxis oder zu Hause im
Arbeitszimmer stattfinden - auch noch abends
um 22:00 Uhr, wenn die Kinder schon im Bett
sind.
Wissenschaftliches Denken umfasst immer
auch das Infragestellen des Vorgegebenen.
Deshalb ist eine zeitnahe und selbstkritische
Evaluation des Wissenstransfers gefordert: Die
Universität Witten/Herdecke will diesen Evaluations- und Entwicklungsprozess mitgestalten und Lösungswege erarbeiten, wie ein effizienter und angemessener medizinischer Wissenstransfer in Zukunft auszubauen ist.
Dr. Martin Butzlaff, Witten
Abbildung 7
Für Anregungen, Fragen und Diskussion stehen wir gerne zur Verfügung.
Dr. med. Martin Butzlaff, MPH, Prodekan
Vorstand der Fakultät für Medizin
Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 Witten
Tel: 02302 / 926-714
E-Mail: [email protected]
Dr. med. Horst Christian Vollmar
Facharzt für Allgemeinmedizin,
Med. Informatik
Medizinisches Wissensnetzwerk
evidence.de der
Universität Witten/Herdecke
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Internetreferenzen
Fortbildungs-Plattform:
www.medizinerwissen.de
Leitlinien:
www.evidence.de
Patienteninformationen:
www.patientenleitlinien.de
paysafecard-Vertriebsstellen:
paysafecard.com/de/de/wo
21
Bericht
„Nicht der große Wurf“
eftiger Gegenwind am Nord-OstseeKanal: Einen schweren Stand hatte
der SPD-Gesundheitsexperte Dr.
Wolfgang Wodarg auf der sehr gut besuchten Veranstaltung der Rendsburger Sozialdemokraten. Die Wogen schlugen hoch, als Wodarg seine Ausführungen zur aktuellen Lage
in der Gesundheitspolitik beendet hatte. „Das
ist nicht der große Wurf, auf den wir alle gewartet haben“, so formulierten es Hans-J.
Tümmler vom Sozialverband Deutschland
und Lutz Bär von der AOK.
Wodarg hatte zuvor die Reformvorhaben
der Bundesregierung erläutert. Die fatale
Kombination aus hoher Arbeitslosigkeit und
schlechter wirtschaftlicher Lage brächten die
Gesetzliche Krankenversicherung an die
Grenze der Belastbarkeit und deshalb müsse
jetzt gegengesteuert werden, so Wodarg.
Seine Gegenmittel: Hausarztmodell, Prävention, integrierte Versorgung, Erhöhung der
Tabaksteuer und die Erhebung einer Gebühr
von 15 Euro für den Besuch beim Facharzt
ohne Überweisung durch den Hausarzt. Die
H
GKV müsse auf ihre Kernaufgaben reduziert
werden. Deshalb sei vorgesehen, Mutterschaftsgeld und andere versicherungsfremde
Leistungen künftig über Steuern zu finanzieren, so Wodarg.
Besonderen Unmut zog sich Wodarg zu,
als er sagte, dass in Deutschland das Verhältnis zwischen aufgewändeten Geldern und
erbrachter Qualität im Gesundheitswesen
nicht stimme. Deshalb gelte es, ein Institut
zur Überwachung der Qualität im Gesundheitswesen zu schaffen, das verbindliche Therapienormen erarbeiten solle. Mehrere Ärzte
widersprachen an diesem Punkt heftig. Dr.
Rüdiger von Forstner: „Aus Skandinavien und
England kommen Heerscharen von Patienten, um sich bei uns behandeln zu lassen. Ist
das ein Indiz für schlechte Qualität?“ Der
Chirurg aus Rendsburg befürchtet mehr staatliche Bevormundung und eine Entmachtung
der gut funktionierenden Selbstverwaltung
im Gesundheitswesen. „Wir Ärzte wollen keinen Wettbewerb unter Kartellbedingungen
der Krankenkassen“, so seine Meinung zu
Foto: Wilder
Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik im ConventGarten in Rendsburg: Patienten, Ärzte und
Kassenvertreter enttäuscht über die Gesundheitsreform der Bundesregierung
Dr. Wolfgang
Wodarg
(SPD) erläuterte die
Reformen in
Rendsburg.
den von Wodarg favorisierten Einzelverträgen zwischen den Kassen und Fachärzten.
Auch Andreas Stanisak, Allgemeinarzt aus
Schacht-Audorf, warf Wodarg vor, die Ärzteschaft zu diffamieren, zeigte sich aber
gleichzeitig dazu bereit, mit der Politik verbindliche Gesundheitsziele zu erarbeiten.
Jakob Wilder, KVSH
Innovationen frisch auf den Tisch
Projektbörse Norwegenkai Kiel - Der Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein stellte sich vor
W
22
man fündig. Da die Aufnahme im Arztfindex
kostenfrei ist, sind inzwischen (bis auf wenige Ausnahmen) alle Ärzte mit ihrem Angebot verzeichnet.
der Ärztekammer Schleswig-Holstein) lassen
sich detaillierte Informationen abfragen. Vielleicht nicht in der gleichen Breite, wie beim
Portal des RPN Kiel, dafür aber sehr speziell in
der Tiefe. Ziel ist es, für Patienten und Interessierte eine qualitätsgesicherte Arzt-Suche
im Internet für die Region Schleswig-Holstein
anzubieten. Ein italienisch sprechender Augenarzt im Postleitzahlbereich „23“ – kein
Problem für den Arztfindex. In Lübeck wird
Information über den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein in Kiel.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
In die Entwicklung einer Gesundheits-Chipkarte als Prototyp eines elektronischen Patientenausweises sind das Praxisnetz Flensburg,
die KVSH und die AOK Schleswig-Holstein
intensiv eingebunden. Als kurzfristige Ziele
werden die Qualitätsverbesserung der medizinischen Behandlung und ein sicherer Umgang mit Notfalldaten verfolgt. Mittelfristig
soll auch eine höhere Sicherheit bei den Arzneimitteln realisiert werden. Das Praxisnetz
Flensburg steht als Pilotregion zur Verfügung
und wird mit ca. 170 Praxen, zwei Krankenhäusern und diversen Apotheken die Entwicklung vorantreiben.
Foto: Wilkening
ww.med-in-sh.de, www.arztfindex.de und die Gesundheitskarte
für die Region Flensburg - Frau Ministerpräsidentin Simonis war beeindruckt.
Hatte sie doch im März 2001 die Gesundheitsinitiative Schleswig-Holstein auf den Weg
gebracht und wollte sich bei der Projektbörse
mit über 30 Ausstellern im Norwegenkai über
den Stand der Dinge informieren.
Das RPN Kiel (Regionales Praxisnetz Kiel)
stellte eine Gesundheitssuchmaschine für den
Norden vor. Hier können sich alle Interessierten kostenfrei eintragen, die eine Homepage
im Bereich Gesundheit betreiben. Ärzte und
Kliniken, Apotheker und Zahnärzte – medizinische Themen werden von vielen InternetNutzern gerne selber recherchiert. Der Gedanke an ein eigenständiges Portal liegt also
nahe. Kategorien sind direkt abfragbar oder
es kann eine gezielte Suche angestoßen werden. Die ersten Auswertungen der Page-Impressions (Seiten-Wahrnehmungen) von
www.med-in-sh.de zeigen, dass die Inhalte
zunehmend abgefragt werden.
Auch unter www.arztfindex.de (ein Projekt
Fazit: Praxisnetze, Vertragsärzte und die
Ärztekammer gestalten die Gesundheitsregion Schleswig-Holstein aktiv mit. Der Patient
wird es sicherlich zu schätzen wissen.
Karsten Wilkening, KVSH
Hochkarätig besetzte
Podiumsdiskussion
zur aktuellen
Gesundheitspolitik in
Bad Segeberg
as alte System weiterentwickeln oder
ein neues aufbauen? Mit vielen oder
mit wenigen staatlichen Eingriffen?
Und welche Rolle soll die Selbstverwaltung
spielen? Das waren die Kardinalsfragen auf
der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion
zur aktuellen Gesundheitspolitik, zu der Ärztekammer und KVSH in Bad Segeberg eingeladen hatten.
Die Wogen schlugen an dem Punkt besonders hoch, als die Politikerin in der Runde,
Gudrun Schaich-Walch (SPD), andeutete, es
könne im Zuge der neuen Gesetzgebung in
bestimmten Fällen doch ein Kostenerstattungsprinzip geben. Zwar gelte nach wie vor
das Sachleistungsprinzip, angesichts von neu
auszuhandelnden Verträgen zwischen Ärzten und Kassen könnte es dort jedoch zu Problemfällen kommen. Dann müsse sich der
Patient eben einen Arzt seiner Wahl suchen,
der vielleicht keinen Vertrag mit seiner Kasse
habe – und dann greife das Kostenerstattungsprinzip. Dieser Vorschlag elektrisierte
offenbar KV-Chef Dr. Klaus Bittmann. Er begrüßte das Statement und forderte die Gesundheitspolitikerin auf, dieses Prinzip auch
festzuschreiben.
Foto: KIenitz
System verbessern oder ganz ersetzen?
D
Thema Selbstverwaltung
Bei der Eingangsfrage von Moderator Dr.
Eckhard Weisner - „Was erwarten Sie von einer gut funktionierenden Selbstverwaltung“
– waren die Antworten noch relativ homogen geblieben. Prof. Dr. Fritz Beske vom Institut für Gesundheits-Systemforschung Kiel
und Prof. Dr. Wolf Schäfer, Volkswirtschaftstheoretiker an der Bundeswehruniversität
Hamburg, und auch Peter Buschmann, AOKChef von Schleswig-Holstein, plädierten für
eine staatsferne Selbstverwaltung mit großem
Sachverstand und großer Bürgernähe. Auch
Ralf Hermes (IKK Nord) beklagte, dass heute
vom Bund zuviel vorgeschrieben werde: „Regionale Entscheidungen müssen vor Ort gefällt werden.“
Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer, vertrat hingegen die
Ansicht, die Selbstverwaltung sei „degeneriert worden“. Früher habe es funktioniert,
Moderator Dr. Eckhard Weisner im Gespräch mit (v.l.) Prof. Wolf Schäfer, Prof. Fritz
Beske, Prof. Jörg-Dietrich Hoppe.
seit 1976 würden jedoch nur noch die Symptome des erkrankten Systems behandelt.
Den schwersten Stand auf dem Podium
hatte Gudrun Schaich-Walch, stellvertretende
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und
dort zuständig für den Bereich „Gesundheit,
Soziale Ordnung und Petitionen“. Sie vertrat
die Meinung, dass es offenbar sehr unterschiedliche Wahrnehmungen im Hinblick auf
unser Gesundheitssystem gebe. Konkret sagte
sie außerdem: „Ich bin nicht dafür, den Sicherstellungsauftrag an die Kassen zu übergeben, weil ich nicht glaube, dass die es besser machen.“
Fehler in der Selbstverwaltung
Schärfer wurde die Diskussion im Verlauf
der zweiten Fragerunde, in der es vor allem
um die Fehler und Probleme der Selbstverwaltung ging. Die Finanzen und die Verteilung
der vorhandenen Gelder rückten dabei in den
Vordergrund. Nach Ansicht der meisten Teilnehmer stimme das Vergütungssystem nicht.
Daher geht nach Ansicht von Prof. Beske
kaum noch ein niedergelassener Arzt das Risiko ein, viel Geld in neue und schonendere
Technologien zu investieren. Außerdem könne
es auch keine integrierte Versorgung geben,
solange die Budgets für stationäre und ambulante Versorgung getrennt seien.
Prof. Schäfer beleuchtete den ökonomischen
Aspekt des Gesundheitswesens und forderte
mehr Marktwirtschaft. Frau Schaich-Walch
hingegen sieht keine Alternative zum Arbeitgeberanteil an der Krankenversicherung.
„Sonst müssten wir etwa 30 Milliarden Euro
über Steuern finanzieren.“ Und auch die PKV
sei keine wirkliche Alternative zum System.
Nordlicht
AKTUELL
4 | 2003
KV-Vorstandsmitglied Dr. Uwe Bannert,
der sich aus dem Plenum zu Wort gemeldet
hatte, forderte unter dem Beifall der Anwesenden von der Politik mehr Ehrlichkeit:
„Wenn das Geld fehlt, muss man auch den
Mut haben, das zu sagen. Man muss den
Bürgern sagen, dass es nicht nur nicht besser sondern vielleicht sogar schlechter wird.“
Die Diskussion führte schließlich zum Themenkreis integrierte Versorgung, Zukunft der
Fachärzte, Gesundheitszentren.
Lothar Obst, Chef des Verbandes der Krankenhausdirektoren, hatte zuvor bereits deutlich gemacht, dass die Krankenhäuser händeringend auf eine Öffnung für ambulante
Leistungen warteten. Die integrierte Versorgung hingegen scheitere vor allem auf der
Mikroebene, wo es keine praktischen Lösungen gebe. Obst kündigte ein Projekt „Integrierte Versorgung in Schleswig-Holstein“
unter Beteiligung der Krankenhäuser, der KV
und des Sozialministeriums an.
Diskussionsabschluss
Zum Abschluss Diskussion stellten die Podiumsteilnehmer sich der Frage, ob sie das
alte System erhalten und verbessern oder es
ersetzen wollen. Während sich die Mehrheit
für die Fortentwicklung des jetzigen Gesundheitssystems aussprach, vertrat der Ökonom Prof. Schäfer eine völlig andere Ansicht:
„Das Gesundheitssystem steuert falsch. Wir
müssen es grundlegend in den Fokus nehmen und über ein neues nachdenken.“ Anhand volkswirtschaftlicher Ansätze plädierte
er erneut für ein marktwirtschaftlich orientiertes Gesundheitswesen.
Dr. Dieter Kienitz
23
Fotos: Kienitz
Bericht
Warten auf ein Herz
Immer noch gibt es in Deutschland zu
wenig Organspender
Günther Schulz, Regionalgruppenleiter
des BdO in Schleswig-Holstein.
ie Symptome kamen Günther Schulz
bekannt vor, als morgens um halb
acht sein linker Arm schmerzte, ihm
Schweiß auf der Stirn stand. Doch nach einem Kaffee war alles wieder in Ordnung.
Dachte er. Die Symptome kehrten zurück.
Aber erst vier Wochen später folgte der Gang
zum Hausarzt und später die Einweisung in
die Klinik. Bereits das Belastungs-EKG erschien
dem Kardiologen zu gefährlich. Strikte Bettruhe und völlige Vermeidung von Stress verordnete er dem ungeduldigen Patienten, der
D
noch nicht ahnte, dass er bereits zwei Herzinfarkte hinter sich hatte und ein dritter tödlich enden würde.
Es war der Beginn dessen, was Günther
Schulz heute seine „Herzkarriere“ nennt. Es
folgten Bypass-Operationen und schließlich die
unausweichliche Diagnose: „Sie brauchen ein
neues Herz!“ In der Nacht vom 30. auf den
31. Dezember war es dann soweit. Chirurgen
des Universitätskrankenhauses tauschten das
defekte Herz des Kielers aus. Das war vor zehn
Jahren. Seitdem genießt der heute 61-jährige
das Leben mehr denn je, freut sich über das
frische Grün in jedem Frühling – und engagiert
sich mit seiner ganzen Tatkraft im Bundesverband der Organtransplantierten (BDO).
Mehr als 11.500 Patientinnen
und Patienten auf der
Warteliste für eine
Organtransplantation
Stagnation bei den OP’s
Günther Schulz hatte noch Glück im Unglück. Nicht immer kommt ein passendes Organ zur rechten Zeit. Obwohl die Operationstechniken ständig perfektioniert werden
und immer mehr Ärzte zu Transplantationen
in der Lage sind, stagniert die Zahl der entsprechenden OP’s. Der Grund: Es fehlt an
Spendern. Von 1999 bis 2002 dümpelt die
Abb. 2 Die Anzahl der Menschen, die auf
eine Organtransplantation warten,
steigt seit Jahren
Zahl der Menschen, die aufgrund von Verfügungen zu Lebzeiten nach ihrem Tod Organe
spendeten, bei gut 1.000 im Jahr dahin. Hinzu
kommen die Lebenden, die einem nahen Verwandten eine Niere oder eine Leber spendeten.
Organtransplantationen sind ein erfolgreiches und etabliertes Behandlungsverfahren
Anzahl der durchgeführten Transplantationen (ohne Leberspende)
Abb. 1 Die Zahl der entsprechenden Operationen stagniert seit Jahren.
24
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
- oder auf den Tod
Durchgeführte Transplantationen und tatsächlicher Bedarf 2002
Informationen
und Materialien
Unter der gebührenfreien Rufnummer
0800 / 90 40 400 können Organspendeausweise und Infomaterial beim „Infotelefon Organspende“ bestellt werden.
Ärzte und Apotheker können Infomaterial, Poster und Aufsteller für ihre Praxen
oder Läden anfordern.
Günther Schulz vom Bundesverband der
Organtransplantierten (BDO), Regionalgruppenleiter für Schleswig-Holstein, ist
per E-Mail unter [email protected] zu
erreichen.
Organisationen im Internet:
Deutsche Stiftung Organtransplantation
www.dso.de
Bundesverband der
Organtransplantierten e.V.
www.bdo-ev.de
Abb. 3 Wachsende Kluft: Große Diskrepanz zwischen durchgeführten Transplantationen und dem tatsächlichen Bedarf.
Und auch die anderen Zahlen der Statistik
müssen erschrecken: Nach Auskunft der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)
stehen zur Zeit ungefähr 11.500 Menschen
auf der Warteliste für ein Organ, etwa 9.500
davon sind Nierenpatienten. Täglich werden
elf Menschen transplantiert. Aber: Täglich
sterben auch drei Menschen, weil sie nicht
rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen
konnten.
Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz - Info Gesundheit e.V. (BGV)
www.bgv-transplantation.de
Deutsche Transplantations-Gesellschaft
(DTG)
www.d-t-g.org
Arbeitskreis Organspende
www.akos.de
Verband Organtransplantierter Deutschlands e.V.
http://www.vod-ev.de/
Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH)
www.kfh-online.de
Spender fehlen
Günter Schulz wünscht sich von den niedergelassenen Ärzten mehr Unterstützung
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Das ständige Warten auf ein neues, lebensrettendes Organ zehrt an den Nerven
der Patienten und ihrer Angehörigen. Günther
Schulz, inzwischen Regionalgruppenleiter von
Schleswig-Holstein und Mitglied im Vorstand
des Bundesverbandes der Organtransplantierten betreut die Wartenden, die sich in ihrer seelischen Not an ihn wenden. Die Betreuung ist jedoch nicht das Hauptproblem.
Vielmehr fehlt es an Spendern. Zwar stehen
82 Prozent der Bevölkerung laut einer von
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Auftrag gegebenen Umfrage einer Organspende positiv gegenüber, jedoch
haben nur etwa 12 Prozent diese Bereitschaft
25
Bericht/Interview
auch in einem Ausweis dokumentiert. Viel zu
wenig, finden die Verbände – und rühren die
Werbetrommel.
Eindeutige Regelung
Die Organentnahme ist in Deutschland eindeutig gesetzliche geregelt (Transplantationsgesetz): Damit einem verstorbenen Patienten Organe entnommen werden können,
muss zuvor der Hirntod zweifelsfrei festgestellt werden. Dazu führen zwei Fachärzte,
die weder in die Organentnahme noch in die
nachfolgende Transplantation eingebunden
sein dürfen, unabhängig voneinander umfangreiche klinische und apparative Untersuchungen durch und dokumentieren das Ergebnis dieser Untersuchungen in einem Hirntodprotokoll. Darüber hinaus muss die Einwilligung des Verstorbenen zur Organspende
oder die Einwilligung der nächsten Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen
des Verstorbenen vorliegen.
Doch die Bedenken sitzen offenbar tiefer,
als bei der Umfrage zum Ausdruck kam. „Immer wenn ich auf einer Veranstaltung bin
oder eine Fernsehsendung sehe, die zunächst
gut für uns läuft, kommt zum Schluss immer
das Beispiel einer Frau, die ihr Organ verkauft
hat. Oder aber jemand meint, ein fremdes
Herz verändere den Menschen. So ein Unsinn! Damit werden alle unsere Bemühungen
in wenigen Minuten zunichte gemacht.“
Doch trotz solcher frustrierenden Erfahrungen will Günther Schulz nicht aufgeben. Von
den niedergelassenen Ärzten erhofft er
• eine besser Aufklärung der Patienten,
• Aufklärungsmaterial und Organspendeausweise in den Praxen und
• bessere Informationen über Wechselwirkungen bei Medikamenten im Zusammenhang mit der Betreuung organtransplantierter Menschen.
Arbeitskreis in SH gegründet
Die Organisationen im nördlichsten Bundesland haben in Zusammenarbeit mit der
KVSH und dem Sozialministerium inzwischen
einen „Arbeitskreis zur Förderung der Organspenden in Schleswig-Holstein“ gegründet. Ziel des Zusammenschlusses sind eine
bessere Aufklärung der Bevölkerung und eine
tiefergehende Information der Ärzte. Doch
alle mühselige Aufklärungsarbeit und PRKampagnen haben bislang wenig gefruchtet. Eine nicht letzte, aber doch große Hoffnung setzen die Organisationen nun in die
Ärzteschaft in Kliniken und Praxen. Sie sollen die Spendeausweise unters Volk bringen.
Mehr Ausweise - mehr Spender. So lautet die
einfache Wahrheit.
Dr. Dieter Kienitz
26
„Spendenwilligkeit
ist rückläufig“
Interview mit
Professor Gundolf
Gubernatis,
Geschäftsführender
Arzt der Region Nord
der Deutschen
Stiftung Organtransplantation
Nordlicht: Herr Prof. Gubernatis, die
bundesweiten Organspendezahlen haben
sich im Vergleich zum Vorjahr kaum
verändert. Wo steht im Ländervergleich
Schleswig-Holstein?
Gubernatis: 34 Menschen haben im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein ihre Organe nach dem Tode gespendet, das sind 13
weniger als in 2001. Insgesamt hat die DSORegion Nord, also Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen, eine
Spenderate von 12,61 Spendern pro Million
Einwohner und liegt damit knapp über dem
Bundesdurchschnitt.
Nordlicht: Was können die Kassenärztlichen Vereinigungen bzw. Ärztekammern
tun, um die Spendenfreudigkeit
anzuregen?
Gubernatis: Die Spendenbereitschaft in der
Bevölkerung ist, wie wir aus einer Umfrage
wissen, erfreulich hoch. Das Problem liegt
darin, dass manchmal trotz Bereitschaft zur
Organspende kein Organspendeausweis vorliegt und damit den Angehörigen in einer
schwierigen Situation die Frage nach der Zustimmung zur Organspende zugemutet werden muss. Es ist daher ein besonderes Anliegen der Aufklärung, das Ausfüllen der Spendeerklärung zu fördern. Die Menschen sollten
insbesondere dort angesprochen werden, wo
sie bereit sind, sich mit dem Thema Krankheit auseinander zu setzen. Insofern ist für
mich der ideale Ort für das Bereithalten von
Information und Organspendeausweisen das
Wartezimmer der Arztpraxen.
Nordlicht: Was fordern Sie von der Politik?
Gubernatis: Die Politik ist zur aktiven Teilnahme an der Gemeinschaftsaufgabe Or-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Professor Gundolf Gubernatis erläutert
die Situation in Schleswig-Holstein
ganspende aufgefordert. Sie muss ihren Teil
dazu beitragen, die gesetzlich verfügte Meldepflicht möglicher Organspender durch die
Krankenhäuser auch umzusetzen und somit
die Zahl der Organspenden in den Krankenhäusern und Unikliniken zu einer regelmäßig
nachgefragten Größe werden zu lassen. Diese
gesetzlichen Vorgaben haben aber nur Sinn,
wenn deren Nichteinhaltung zu einer Sanktionierung führt.
Das Interview führte: Dr. Dieter Kienitz,
Journalist
Rezeptdiebstahl
Nach Auskunft der AOK
Schleswig-Holstein häufen
sich in letzter Zeit Rezeptfälschungen.
Wir möchten Sie daher bitten
die Rezeptformulare so sorgfältig aufzubewahren, dass
eine missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen ist
(siehe § 37 Abs. 4 Bundesmantelvertrag).
Thomas Frohberg, KVSH
Praxisnetze
Entdecke die Möglichkeiten
ie elektronische Welt nimmt mehr und
mehr Einzug in allen Bereichen des
gesellschaftlichen Lebens. In dieser
„neuen Welt“ besteht die Möglichkeit, sich
über Produkte, Fahrpläne oder beispielsweise
über aktuelle Themen des Gesundheitswesens schnell zu informieren. Die Information
per E-Mail ist aus den Büros kaum noch wegzudenken.
In den Arztpraxen ist die Nutzung einer
solchen Technologie für die elektronische
Kommunikation untereinander bisher nicht
sehr stark verbreitet, obwohl nahezu 80 Prozent der Praxen in Schleswig-Holstein ein Praxisverwaltungssystem einsetzen.
Als Gründe hierfür ist sicherlich der bisherige fehlende Nutzen für Praxen zu sehen,
ein weiterer Hemmschuh ist die fehlende Integration von Kommunikationsmöglichkeiten in den Praxisverwaltungssystemen, die
oftmals mangelnde Interoperabilität der verschiedenen Praxiscomputersysteme untereinander bzw. die bislang nicht ausreichende
sichere Telekommunikationsinfrastruktur in
den Praxen.
Dabei ist der Kommunikationsbedarf bereits vorhanden. Die bisherige Kommunikation
zwischen Praxen und in Praxisnetzen, bzw.
zwischen dem ambulanten und stationären
Bereich, zeigt dieses deutlich. Überbringer
der Informationen sind hier das Telefon, Fax,
die Post und natürlich der Patient. Das Gesundheitsnetzwerk Flensburg erprobt zur Zeit
im Rahmen eines Projektes die praktische Anwendung einer patientenbezogenen elektronischen Datenkommunikation
Im Verbund von Praxisnetz, den örtlichen
Krankenhäusern, der KV Schleswig-Holstein,
der AOK Schleswig-Holstein und der IKK
Schleswig-Holstein wurde hier die Verzahnung aller Gesundheitspartner in der ambulant/stationären Patientenbehandlung realisiert.
Entstanden ist die Idee der elektronischen
Vernetzung im September 1999. Seinerzeit
konzipierten und konzeptionierten das regionale Praxisnetz Flensburg (180 im Netz
organisierte Ärzte) gemeinsam mit den Krankenhäusern Diakonissenanstalt und Malteserkrankenhaus Flensburg das Gesundheitsnetzwerk Flensburg: Ein elektronisches
Netzwerk, welches eine gesicherte Datenübertragung zwischen den Partnern ermöglichen sollte.
D
Zum heutigen Stand
In einer Testgruppe wird dieser Weg der
Kommunikation nun auch praktisch vollzo-
EDV-Vernetzung im
Gesundheitsnetzwerk Flensburg
Vernetzung als Ziel: Die Mitglieder des Gesundheitsnetzwerkes Flensburg
gen. 13 niedergelassene Ärzte tauschen Befund- und Berichtdaten aus, und stellen den
beteiligten Krankenhäusern digitale Daten
vor der Einweisung des Patienten zur Verfügung. Von den teilnehmenden Krankenhäusern erhalten sie nach der Entlassung des Patienten den Krankenhausentlassungsbrief in
digitaler Form bereitgestellt. Voraussetzung
hierfür ist das Einverständnis des Patienten.
Durch das Fehlen des elektronischen Arztausweis (HPC) ist bisher eine elektronische
Signatur bzw. eine Authentifizierung dieser
Daten nicht möglich, so dass zur Zeit alle Daten noch parallel in Papierform den Beteiligten zur Verfügung gestellt werden müssen.
Das Projekt wird unterstützt durch das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein und arbeitet eng mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes zusammen.
Als Kommunikationsmedium dient ein Virtual Private Network (VPN). Ein solches VPN
wird mit Hilfe von Sicherheitsmechanismen
und Verschlüsselungstechnologien vor dem
öffentlichen Netzwerk abgeschottet. Somit
ist ein sicherer Datenverkehr gewährleistet.
Die bisherigen Funktionalitäten sind die ersten Schritte in diesem elektronischen Netzwerk. Als Folgefunktionalitäten sind die Online-Einbestellungsmöglichkeit für Patienten
in den beteiligten Krankenhäusern sowie die
Implementierung einer zentralen Notfallakte
angedacht.
Als Zugangsschlüssel zur Notfallakte bzw.
zentralen Patientenakte könnte zukünftig die
Gesundheitskarte Schleswig-Holstein fungieren. Die Funktionalität dieser Karte wird der-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
zeit in einem parallelen Projekt durch die Anwendergruppe des GNWFL erprobt.
Ausblick
Die Idee der elektronischen Vernetzung ist
mindestens so alt wie die Praxisnetze in
Schleswig-Holstein. Dass die elektronische
Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenhäusern bislang über gesicherte E-Mails
nicht hinausgegangen ist, liegt an unterschiedlichen Computersystemen und den Arbeitsabläufen in Praxis und Krankenhaus. Der
Dokumentations- und Kommunikationsaufwand in Disease-Managemant-Programmen
kann über elektronische Medien sicherlich reduziert werden. Mit der Einführung der DRG
in den Krankenhäusern haben Krankenhäuser ein großes Interesse, die Patienten nahezu „fertig diagnostiziert“ zu erhalten. Ein
hoher Durchsatz im OP ist wohl nur durch
intensivere und schnellere Kommunikation
mit ihren ambulanten Zuweisern und Nachsorgern zu erreichen.
Bei integrierten Versorgungen, wie derzeit
in Flensburg entwickelt, wird die elektronische Kommunikation unverzichtbare Infrastruktur werden. Zusammengeführte ambulante und stationäre Budgetanteile, abgestimmte Versorgungspfade und arbeitsteilige
Vergütungen werden nur mit IT-Unterstützung sinnvoll umgesetzt und verwaltet werden können. Die in Flensburg gemachten Erfahrungen werden für weitere Projekte in
Schleswig-Holstein hilfreich sein.
Timo Rickers, KVSH
27
KV intern
Immer ein offenes Ohr
nja Benz betreut seit dem 1. Dezember 2002 für die Kassenärztliche Vereinigung das Patiententelefon . Unter
04551- 803 308 geben sie und Caroline Wangari-Dose von der Ärztekammer SchleswigHolstein Auskunft über Mediziner mit speziellen Qualifikationen, unterstützen Patienten
bei der Suche nach einem Klinik- oder Therapieplatz und erläutern Therapie- und Diagnoseverfahren. „Wir sind aber keine Teleärzte oder Seelsorger“, betont Benz. Sie weiß,
warum sie das so sagen muss: „Manche
könnten glauben, wir würden am Telefon
therapieren oder über gute und schlechte
Ärzte oder Psychotherapeuten informieren.“
Das ist natürlich nicht so, denn am Patiententelefon wird keine Ferndiagnose gestellt
und es wird auch keine Therapieempfehlung
gegeben.
Anja Benz kennt aber in jedem Fall die
Adressen der gesuchten Ärzte und Psychotherapeuten. „Natürlich kann ich auch Spezialisten für bestimmte Erkrankungen wie das
Guillian-Barre-Syndrom oder Sklerodermie
ausfindig machen, die mit dieser Qualifikation
noch nicht im Arztfindex aufgeführt sind.“
Außerden kennt sie Ärzte oder Psychotherapeuten mit speziellen Fremdsprachenkenntnissen wie arabisch oder türkisch, die bei Bedarf weiter vermittelt werden können.
Außerdem kann die gelernte Arzthelferin,
die lange Zeit in einem Telefon-Service-Center gearbeitet hat, Auskunft zu speziellen Therapien und Untersuchungsmethoden geben.
„Das ist den Patienten sehr wichtig. Und da
kommen dann doch schon mal sehr interes-
A
sante Anfragen. Beispielsweise wollen Patienten wissen, wo sie eine Blutegeltherapie,
eine Gürtelrosenbesprechung, eine spezielle
Laserbehandlung oder einen Vega-Test machen können.“
Resümee fällt positiv aus
Ihre Bilanz nach einem halben Jahr Patiententelefon: „Der neue Service wird sehr gut
angenommen. Dabei fällt auf, dass die Anzahl der weiblichen Anrufer klar überwiegt.
Die Männer greifen erst später zum Telefon,
um sich weiterhelfen zu lassen.“
Der neue Service der KVSH und der Ärztekammer ist ihrer Einschätzung nach dringend nötig: „Die KV braucht ein Medium als
Draht zu den Betroffenen, denn immer mehr
Patienten beschweren sich darüber, dass ihnen trotz steigender Krankenkassenbeiträge
immer weniger Leistungen geboten werden.
Da müssen wir klar machen, dass daran nicht
der Arzt oder Psychotherapeut schuld ist“,
sagt Benz.
Konflikte und Beschwerden
Sie sieht ihre Rolle deshalb vor allem in der
einer Vermittlerin. So konnte sie auch schon
den einen oder anderen Rechtsstreit durch
ein vermitteltes Gespräch zwischen Arzt und
Patient abwenden. Meistens geht es bei
Rechtsfragen um das Herausgeben von Krankenunterlagen, Zuzahlungen für Medikamente, das Erstellen einer Patientenverfügung oder um ärztliche Gutachten. „Die Pa-
Hier werden Sie
verbunden...
Ärztekammer Schleswig-Holstein
Das Patienten-Telefon ist ein gemeinsamer Service der Ärztekammer Schleswig-Holstein
und der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Bad Segeberg.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
28
Die gelernte Arzthelferin Anja Benz im
Einsatz für die Patienten
tienten sind selbstbewusster geworden und
fordern ihre Rechte konsequent ein.“ Deshalb geht auch nicht jedes Telefonat ohne
Konflikt ab. „Einige Patienten sind schon
ziemlich emotionalisiert, wenn sie anrufen.
Kein Wunder, wenn es um den sensiblen Bereich Gesundheit geht“, bemerkt Benz. Häufigste Patientenbeschwerden sind in diesem
Zusammenhang:
• der Arzt macht keine Hausbesuche
• Behandlungsfehler
• der diensthabende Bereitschaftsarzt kommt
am Wochenende nicht raus
• Abrechungsunklarheiten
• der Arzt lehnt die Behandlung eines Patienten ab
• der Arzt will Patientenunterlagen nicht
herausgeben
Dauerthema K.O.-Leistungen
PatientenTelefon
04551/8 03 30 8
Sie suchen einen Arzt der türkisch spricht? Sie wollen mehr über eine Selbsthilfegruppe wissen?
Suchen Sie Hilfe bei einer Drogenberatungsstelle?
Und wüßten Sie gerne ob eine Verhaltenstherapie von der Krankenkasse bezahlt wird?
Rufen Sie an, wir sagen es Ihnen.
Foto: Wilder
Nach einem halben Jahr Patiententelefon: Service kommt gut an
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Besonders das Thema K.O.-Leistungen hat
zu starkem Unmut geführt, so Benz. „Das ist
ein Dauerthema, das für viel Unmut und Verärgerung gesorgt hat. Die Patienten verstehen
nicht, warum ihr Hausarzt auf einmal nicht
mehr koloskopieren darf. Längere Wartezeiten von bis zu sechs Monaten und weitere
Anfahrtswege wollen viele nicht in Kauf nehmen. Besonders für ältere Menschen ist das
ein echtes Problem.“
Da hilft nur eins. „Das Gespräch auf eine
sachliche Ebene ziehen, den Sachverhalt ruhig darlegen und eine Lösung aufzeigen“,
sagt sie. Dann klingelt das Telefon.
Jakob Wilder, KVSH
Bericht
Modellprojekt bringt
Entlastung für den
niedergelassenen Arzt
Foto: Quentin
Die Praxismanagerinnen kommen
iedergelassener Arzt zu sein bedeutet zusätzlich Personalmanager, Qualitätsbeauftragter, EDV-Fachmann,
Ausbilder und Betriebswirt zu sein. Hinzu
kommt der neue, mächtige „zweite Gesundheitsmarkt“, der – wenn der Arzt auch
davon profitieren möchte – betriebswirtschaftliches Denken und Handeln erfordert.
Ebenso zwingt die Lockerung des ärztlichen
Werbeverbotes den Arzt dazu, über Marketingmaßnahmen nachzudenken, wenn er
nicht das Nachsehen haben will. Und ausserdem geht die Tendenz zu größeren Organisationseinheiten.
N
Kompetente Partner
Der Tag eines Arztes hat aber auch nur 24
Stunden. Wie soll er neben seiner täglichen,
ärztlichen Tätigkeit diese vielfältigen Aufgaben bewältigen? Zumal die ärztliche Ausbildung für diese Tätigkeiten nicht ausgelegt
ist. Es liegt also auf der Hand: Der Arzt
braucht in Zukunft immer mehr einen kompetenten Partner, der entscheidungsvorbereitend in der Praxis mitwirkt.
Das Management einer Arztpraxis wird zunehmend komplexer und zudem entsteht eine
Marktsituation, in der der Arzt sich behaupten muss. Wie soll er also diese vielfältigen
„fachfremden“ Aufgaben bewältigen? Entweder er opfert noch mehr seiner Freizeit und
besucht entsprechende Seminare. Er kauft
die Dienstleistungen extern ein oder aber er
beschäftigt eine dafür qualifizierte Fachkraft
– eine Praxismanagerin – die ihn entlastet
und unterstützt und ihm damit ermöglicht,
sich wieder voll seinem Beruf als Mediziner
und damit seinen Patienten zuzuwenden.
Projekt „Praxismanagerin“ läuft
Die ÄK Schleswig-Holstein führt zur Zeit einen Modellversuch zur Weiterbildung als Praxismanagerin durch und setzt sich ehrgeizige
Ziele: „Die Teilnehmerinnen sollen eine berufliche Qualifikation erwerben, die sie befähigt,
die betriebswirtschaftlichen Ziele des „Unternehmens Arztpraxis“ in enger Abstimmung
mit der ärztlichen Entscheidungsebene zu realisieren sowie eigenverantwortliche Führungsund Managementaufgaben zu erfüllen!“
So mancher Arzt wünscht sich eine entlastende Hand beim täglichen Alltag in der
Praxis: In einem Modellprojekt werden geeignete Fachkräfte ausgebildet.
Der erste Durchgang mit 23 Teilnehmerinnen aus acht Bundesländern ist im Februar
dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen worden. Die Teilnehmerinnen vertiefen und festigen ihre erworbenen Kenntnisse in Form eines Qualitätszirkels, wobei hier eine Anlehnung an die „Grundsätze des Vorstandes der
KVSH“ für die Ärzte statt findet.
Die jetzigen Praxismanagerinnen haben in
insgesamt 800 Unterrichtsstunden einschließlich Praktikum und Erstellen einer Hausarbeit
Kenntnisse auf sechs Sachgebieten erworben:
• Ausbildung der Ausbilder
• Qualitätsmanagement
• betriebswirtschaftliche Praxisführung
• betriebliches Rechnungs- und Finanzwesen
• Personalmanagement und
• Informations- und Kommunikationstechnologien.
Das Gute dabei ist der enge Bezug der Wei-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
terbildung zur Arztpraxis und der enorme
Vorteil, dass die meisten Absolventinnen ausgebildete und erfahrene Arztfachhelferinnen
sind, also immer den Bezug zur Basis haben.
Delegieren ist gefragt
Allerdings muss der Arzt bereit sein, Aufgaben an kompetente Mitarbeiterinnen zu
delegieren und ihnen Verantwortung zu übertragen. Die Angst, dass durch hoch qualifizierte Mitarbeiter eventuell die lieb gewonnene Hierarchie ins Wanken geraten könnte,
sollte einem neuen „Freiheitsgefühl“ weichen, von mühsamen aber notwendigen Managementaufgaben befreit zu sein.
Mehr Informationen zum Ausbildungsgang „Praxismanagement“erhalten Sie
über: [email protected]
[email protected]
29
Reportage
Der Stoff taugt für’s TV
Dr. v. Dernsdorff arztet sich durch deutsche Gazetten. Jetzt wird der
Roman auch noch geadelt: Der NDR drehte Szenen für das S-H Magazin.
ie Finger knattern über die Laptoptasten. Links und rechts vom Gerät stapeln sich Notizen und Groschenheftchen. Mal hält der Autor inne, grübelt, lächelt
– dann geht das Klackern weiter.
„Und noch einmal, bitte“, sagt eine quirliege Stimme. Die Kamera schwenkt wieder
von der Arzttasche über den Tisch auf den
Autor und zurück. Dann eine Closeeinstellung, Schulterschuss und: „Danke, das war´s“,
die erste Szene ist im Kasten.
„Wer hätte das gedacht, Dr. Hartmut von
Dernsdorff macht TV-Karriere“, sagt der Vater des Romanhelden, Bodo Schnurrhahn –
im richtigen Leben Dr. Bodo Kosanke. Ein
Team vom NDR Schleswig-Holstein Magazin
ist angereist und dreht den Autor Zuhause in
seiner Schreibwerkstatt, hat noch drei Szenen auf dem Zettel und will von dem geistigen Erzeuger wissen: Warum? „Es kann doch
garnicht besser sein, dass man den Menschen
in dieser Verpackung klar macht, was auf sie
D
Letzte Regieanweisung für Dr. von Dernsdorff und Heike (Michael Sohre,
Trixie Spies). Beide wurden durch Zufall zu Romanfiguren, machten ihre Sache
aber auch als Darsteller sehr gut.
in nächster Zeit zu kommt“, sagt Schnurrhahn „und das im Wartezimmer zu lesen, da
braucht der Arzt nichts mehr hinzuzufügen.
Also ein richtiger Mehrwert für den Doktor.“
Triviale Aufmachung
Bodo Schnurrhahn gibt eine Leseprobe
und macht auch als Märchenonkel eine
gute Figur. Sein Stil ist nicht ohne
schauspielerisches Talent.
30
In der Aufmachung eines trivialen Arztromans kommt er daher, der Dr. von Dernsdorff. Übernimmt in Vertretung eine Landarztpraxis und wird zum ersten Mal mit den
Auswüchsen einer Gesundheitsreform mit
Facharztzentren, Einschreibprogrammen und
Lotsenärzten konfrontiert. Das macht ihm das
Leben schwer. Aber die Welt der Groschenheftchen ist nicht schwarz. Vielmehr ist
sie hell und rosa, denn die Triebfehder allen
männlichen Handelns – das weibliche Geschlecht, hier Heike genannt – spielt auch hier
eine entscheidende Rolle.
„Die beiden (Heike und v. Dernsdorff) kennen sich ja schon, aber die Liebe blieb unerfüllt“, erklärt Schnurrhahn vor der Kamera
und macht damit Lust auf mehr, die er auch
anschließend gleich befriedigt, als er als Mär-
Nordlicht
AKTUELL
4 | 2003
chenonkel kameragerecht Textpassagen zum
besten gibt. „Von Dernsdorff übernahm die
Praxis, in der ihm vieles fremd war, aber auch
vieles vertraut. Z. B. die beiden Krügers Töchter, mit denen ihn einst so viel verband...“
Nach dem dritten Versuch ist man zufrieden. Für Schnurrhahn keine besonders aufwändige Performance, ist der doch den Brettern, die die Welt bedeuten stets eng verbunden geblieben.
Weiter geht es, nächster Drehort Supermarkt. Hier blättert sich Schnurrhahn durch
das satte Angebot an Herz- und Schmerzschnulzen im Groschenheftformat. Recherche
nennt er das. Den Schreibstil, das mäandrierende Auf und Ab der Spannungen und Höhepunkte will er kopieren. Ja, er muss es sogar,
denn Schnurrhahn ist ausgebildeter Soziologe und daher anderes Lesegut gewöhnt.
„Es ist ja garnicht so schwer“, meldet er
der NDR-Redakteurin. „Die selben Bilder kehren immer wieder, die Spannungen werden
in immer gleichen Abständen aufgebaut und
es muss halt ordentlich menscheln.“ Fertig
sei der Schmusebrei.
Und wieder geht die Fahrt weiter zum
nächsten Drehort: Eine echte Landarztpraxis
in Pönitz bei Scharbeutz. Und ein echter Mediziner betritt das Set. Dr. Michael Sonntag
sieht auch wirklich aus wie ein TV-Doc. Weiße
Haare, gebräuntes Gesicht, sportliches Erscheinen – ihm nimmt man die Rolle Dr. Krügers ohne zögern ab. Und er nimmt sie auch
ernst. Steht auf den Stufen zu seiner Praxis
und versucht aus dem Wort „Fuhlsbüttel“
keinen Zungenbrecher werden zu lassen, wie
etwa „Fuhsbüddel“ oder so. „Ja, wenn ich
da man nicht hängen bleib“, sagt er und übt
unter lautem Lachen der anderen Leiendarsteller bis das Wörtchen seine ursprüngliche
Bedeutung völlig verloren hat.
....Die erste Szene: Sonntag ist noch etwas
unsicher. Schaut mal in die Kamera oder vergisst seinen Einsatz. Aber nach dem dritten
Versuch ist die Begrüßung der beiden Ärzte im
Kasten und weiter geht es in die Arztpraxis.
Hier packt den echten Arzt wieder der Praxisalltag. „Also, das muss anders heißen“,
gibt er zu bedenken. „Hier muss ein „wirklich“ rein. Das würde ich im wahren Alltag
auch so sagen.“ Die Redakteurin Daniela Barrera ist dankbar für jeden Hinweis, der die
Sache so autentisch wie möglich macht. Und
mit diesem kleinen Wörtchen flutscht die
Szene gleich besser. Nur kritisiert jetzt der Au-
Dr Michael Sonntag alis Dr. Krüger.
Die Rolle war dem Hausarzt aus Pönitz
auf den Leib geschrieben.
tor selbst an den Einlassungen einer originären
Sprechstundenhilfe, die als gebieterische Fr.
Mehrlich daherkommen soll: „Ein bisschen
forscher, bitte“, fordert Schnurrhahn, was die
korpulente Dame etwas aus dem soliden
Gleichgewicht bringt, aber nach zwei weitern Versuchen auch das gewünschte Ergebnis zeitigt.
Szene zwei transportiert dann auch die zentrale Botschaft des Arztromans. Dernsdorff
rettet einem Jungen das kleine Leben, weil
Kollegen es vorher durch Bürokratismus und
Leitlinien-Wahn verschlampt haben. „Leitlinien“, bläut Schnurrhahn wieder der Darstellerin einer ängstlichen Mutter ein, „das
ist der zentrale Begriff. Der muss fallen!“ Und
als Dernsdorff dann einen Rettungshubschrauber ordert, fordert der Autor noch mal
mehr begeisterte Angst. Nach mehreren Einstellungen ist auch diese vorletzte Szene abgedreht.
Am Ende stehen sich die Liebenden Dernsdorff und Heike gegenüber und planen eine
romantische Radtour durch die holsteinischen
Rapsfelder. Dabei bleibt es dem Zuschauer
überlassen, ob die Fahrt vielleicht im Geiste
doch zwischen Raps und Straps endet.
Nachklapp: Bodo Schnurrhahn arbeitet bereits an einem Fortsetzungsroman. Nur soviel: Die Zustände in Deutschland werden für
Ärztinnen und Ärzt unerträglich. Da zieht es
auch Heike nach Fidschi. Ob es dann dort zu
einem Happy End kommt? Wir werden sehen und sind in Erwartung...
Robert Quentin, KVSH
Bericht
„Der arme Patient“
Wird Krankheit teurer? hieß das Thema auf NDR-Info Radio
in der Sendung Redezeit. Prof. Karl Lauterbach, Ellis Huber und
Dr. Klaus Bittmann diskutierten mit Zuhörern. Auszüge.
Moderator: Nehmen wir mal an, ich gehe
zum Arzt und bekomme dann wie bei der
Autoreparatur so einen Auszug, das und das
wurde gemacht. Was ändert das, wenn ich
dann so eine Abrechnung bekomme.
Lauterbach: Die große Gefahr, die damit
einhergeht, ist die folgende: wenn also die
Untersuchung meinetwegen 20 Euro kostet,
dann gehen also die Ärzte hin und sagen, die
Kasse erstattet Ihnen die 20 Euro, ich kann
die Untersuchung aber noch eine Spur gründlicher machen, dann kostet es 30 Euro. Legen Sie die 10 Euro drauf, 20 Euro erstattet Ihnen die Kasse, dann haben Sie die Untersuchung, die ich Ihnen eigentlich empfehlen
würde. Der Patient wird im Prinzip erpressbar in der Untersuchung, weil jeder Arzt geht
hin und sagt „darf es ein bisschen mehr sein?“
und wir kommen dann in eine Situation hinein, wo Sie überhaupt nicht mehr unterscheiden können, ob jetzt die über die Kostenerstattung hinausgehende Leistung, die
angeboten wird, medizinisch wirklich notwendig ist oder ob Sie dem Arzt dient. Und
wer wagt schon in der Situation, wo er augezogen vor dem Arzt steht, dem Arzt den
Gefallen auszuschlagen, noch einmal 10, 20
Euro zuzulegen.
Huber: Also, die ärztliche Entscheidungen
dürfen nicht mit Geldflüssen zu Gunsten des
Entscheiders verknüpft werden, das korrumpiert und das führt auf Dauer zu einem nicht
gesundmachenden System. Wir brauchen ein
völlig anderes Honorarsystem.
Moderator: Herr Dr. Bittmann schüttelt hier
den Kopf an dieser Stelle:
Bittmann: Weil ich feststelle, dass hier eine
derartige Voreingenommenheit gegenüber
der Beziehung des Arztes zu seinem Patienten besteht. Es gibt wie in jedem Gewerbe
vermutlich missbräuchliche Nutzung, wie sie
auch jetzt in diesem System noch viel viel
mehr unterstellt und auch bestehen können,
aber wenn ich Transparenz will und wenn ich
eine wirtschaftliche Konkurrenz will, ja dann
muss ich entsprechende Schritte einleiten und
kann nicht auf der anderen Seite eine Regulierung bis sonst wohin mit einer noch zusätzlich vielleicht noch aufgebauten Gesundheitspolizei etablieren.
Huber: Also ich reguliere nicht, sondern die
KV reguliert gegenwärtig mit einem völlig
32
desolaten Regulationsschnitt. Ich bin für mehr
Freiheit.
Anruferin: Also wollen wir mal die Herren
wieder ein bisschen mal vom Geld wegholen. Hausarztmodell ist mein großes Problem.
Ich lebe sehr viel in England, und da gibt es
den so genannten General Positioner, das ist
der Hausarzt, der aus allen möglichen Fachrichtungen kommt. Dieser Hausarzt bestimmt,
wann und zu welcher Zeit der Patient zu einem Spazialisten geschickt wird, das kann
sein in sechs Wochen, acht Wochen. Und
darf ich mal bitte Herrn Lauterbach fragen,
was macht er, wenn er den Verdacht hat eines Herzinfaktes, was Gott verhüten möge,
oder wenn er einen Beinbruch hat. Rennt er
dann erst zum Hausarzt oder wie geht das?
Lauterbach: Das jetzt von der Ministerin
vorgeschlagene Hausarztsystem sieht vor,
dass jeder Notfall also nicht nur so schwere
Notfälle wie Herzinfarkt, sondern jeder Notfall kann sofort zum Facharzt, kann sofort ins
Krankenhaus. Notfälle sind von der Hausarztregelung überhaupt nicht betroffen.
Anruferin: Das müssen Sie bitte aber der
allgemeinen Bevölkerung dann auch erklären.
Lauterbach: Ja das wird so dargestellt, die
Fachärzte sind ja gegen das Hausarztmodell
und daher stellen die Fachärzte es häufig so
dar, als wenn im Notfall erstmal der Hausarzt
besucht werden müsste. Das ist aber abwegig, das Gesetz sieht klar vor, jeder Form eines Notfalls sofort zum Facharzt, sofort zum
Krankenhaus.
Anruferin: Entschuldigung, wo kann ich
denn als Laie dieses Gesetz einsehen. Gucken
Sie mal die ganze verbreitete Meinung in der
Bevölkerung ist, dass ich in jedem Falle zuerst zum Hausarzt gehen muss, und wenn
ich jetzt ein Bein gebrochen habe, dann gehe
ich ...
Lauterbach: Das ist Polemik gegen dieses
Gesetz.
Anruferin:Das ist keine Polemik, sondern
wir wissen es nicht.
Lauterbach: Gegen dieses Gesetzt wird
natürlich von den Gruppen, die durch dieses
Gesetz glauben Einkommen zu verlieren polemisch vorgegangen, wird argumentiert, aber
davon kann keine Rede sein, jeder Notfall kann
optimal versorgt sein. Und woran wird ein Notfall erkannt – daran ändert sich ja nichts.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Huber: Und die Patienten brauchen ja auch
einen Arzt, dem sie vertrauen können, sie
brauchen jemand, der die vielfältigen medizinischen Möglichkeiten tatsächlich koordiniert, der aufklärt, was recht und was nicht so
recht ist. Deshalb braucht man einen Arzt des
persönlichen Vertrauens. Und der muss gewählt werden. -Der Arzt in der Einzelpraxis,
nicht eingebunden in ein Netzwerk, das ist
nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen kollegialen Austausch, wir brauchen Miteinander.
Aber wir brauchen auch die Bescheidenheit
nur das zu tun, was wirklich notwendig ist.
Moderator: Wie wollen Sie das denn schaffen, dass die Privaten Versicherungen sich
selbst auflösen?
Huber: Das hat die Schweiz gemacht vor
sieben Jahren, man hat einfach die gesetzliche und die private gleichgestellt und hat gesagt, wir brauchen eine Bürgerversicherung,
die eine solidarische Regelversorgung für alle
sicherstellt und da ist jeder drin und das kostet etwa zehn Prozent aller Einkünfte. Nicht
nur der Lohneinkünfte sondern auch der Einkünfte aus Mieten, Zins und Verpachtung,
also eine Pflichtversicherung für alle, zehn
Prozent der Einkünfte als Regelversorgung
und Solidarität ist nicht teilbar. Wenn die Gesellschaft gesund bleiben soll, dann müssen
auch alle beitragen, wir brauchen also diese
soziale Krankenversicherung als Solidarkasse
auch im Interesse der gesellschaftlichen, der
sozialen Gesundheit.
Moderator: Herr Dr. Bittmann, halten Sie
sowas für durchsetzbar?
Bittmann: Nein.
Huber: CDU bis Grüne sind alle der gleichen Meinung, so etwas muss gemacht werden. Wenn die Ärzteschaft endlich bereit wäre
da mit zu ziehen, dann ließe sich das auch
durchsetzen und genau an der Stelle sind die
Kassenärztlichen Vereinigungen verantwortungslos.
Moderator: Ich würde gern noch das Nein
von Dr. Bittmann begründet hören.
Bittmann: Ich möchte in diesem Zusammenhang noch mal sagen, ich finde es korrekt, wenn man hier über dieses System sich
Sorgen macht, wenn man sich wirklich Gedanken macht. Ich glaube, ich bin der einzige, der mit Patienten auch zu tun hat in
dieser Runde. Die Sorgen dieser Patienten
und Versicherten – ich spreche hier auch nicht
für die Kassenärztliche Vereinigung, um diese
Funktion zu erhalten, sondern ich spreche als
Arzt und ich habe die Funktion zusätzlich in
diesem Haus dort.
Huber: Und Sie sind für private Krankenkassen?
Bittmann: Ich bin für eine Freiheit in diesem
System und nicht für eine staatliche dirigistische Maßnahme, die bis hinein in jede Entscheidung geht. Wir haben ein gewachsenes
System. Ich muss mal andersherum fragen:
Warum gehen soviele Patienten und Versicherte aus der GKV heraus. Doch nicht nur
(Huber und Lauterbach intervenieren) – lasst
mich doch mal ausreden, ich weiß nicht,
warum ihr mich angreift, ihr seid beide Theoretiker und habt beide eine ganz bestimmt
soziale Strukturvorstellung.
Moderator: Gibt es zukünftig Schilder, wo
dann die Kassenzulassung draufsteht?
Lauterbach: Fachärzte hätten mit den Krankenkassen einen Vertrag. Der Hausarzt nennt
dem Patienten eine Liste mit Fachärzten, wo
er hingehen kann.
Moderator: Ist das das Ende der KV?
Bittmann: KVen wird es für Fachärzte jetzt
und in Zukunft für Hausärzte geben. Ich
glaube nicht, dass die Krankenkassen die
fachärztliche Versorgung regeln können. Bisher ist die fachärztliche Versorgung flächendeckend geregelt. Man soll doch ehrlich sein,
dass man aus Kostengründen die Versorgungsdichte drosseln möchte (Huber murrt).
Egal, Herr Huber, Herr Lauterbach, die Patienten merken doch schon, dass sie längere
Wege gehen müssen, länger warten müssen.
Huber: Unter dem KV-System.
Bittmann: Nicht unter dem KV-System.
Ärzte schränken Leistungen ein, weil das Geld
nicht reicht. Aber die Voreingenommenheit,
dass man etwas macht, weshalb man früher
die KVen gegründet hat, um mit Einzelvertragslösung jetzt alles abzulösen, kann doch
nicht sein. Die Krankenkassen vertreten nicht
das Interesse der Patienten, sondern der Versicherten.
Moderator: Direktverträge – was ändert
das am Arzt-Patienten-Verhältnis?
Lauterbach: Die KVen schaffen es nicht,
Ärzte dorthin zu verteilen, wo sie gebraucht
werden.
Bittmann: Wir haben eine gesetzliche Bedarfsplanung, erzählen Sie doch nichts.
Lauterbach: Wir haben eine gesetzliche
Vorgabe, dass eine Bedarfsplanung stattfindet,
aber nicht der Staat macht die Bedarfsplanung.
Moderator: Stichwort Wettbewerb, wie
sieht das aus Sicht der Patienten aus?
Bittmann: Wettbewerb soll es so, dass
Dienstleistung transparent wird. Jetzt ist es
so, dass keine Transparenz besteht. Die Lö-
sung wäre direkte Kostenerstattung. Die Krankenkasse wäre dann diejenige, die die Überprüfung und Abrechnung übernimmt.
Huber: Man sollte noch weiter gehen. Versicherte sollten ihr individuelles Vorsorgebudget mit ihrem Arzt verwalten.
Lauterbach: Fachärzte wären besser verteilt.
Und die Verträge sind von Krankheit abhängig, es wird nur gemacht, was notwendig ist.
Huber: Menschen rufen bei uns an, wo
können wir hingehen? Krankenkassen und
Ärzte müssen an einem Strang ziehen. Wir
brauchen integrierte Versorgung, also Kassen und Versorgung aus einer Hand. Die KVen
sind brauchbar, wenn sie ihre soziale Verantwortung kultivieren.
Moderator: Haben BKKen noch Chancen
im freien System?
Huber: Selbstverständlich, weil wir beson-
dere Ärzte haben. Wir suchen sie.
Moderator: Möglich, dass verschiedene
Krankenkassen bessere Ärzte haben.
Lauterbach: Wenn das System über Jahre
läuft, unterscheiden sich die Krankenkassen
mit ihren Ärzten, der Qualität ...
Bittmann: Der arme Patient.
Lauterbach: Bessere Ärzte wären für alle
Krankenkassen, schlechte nur für wenige.
Bessere Ärzte bekommen so mehr Patienten.
Bittmann: Der Patient hat keine Durchsicht. (Huber und Lauterbach stöhnen) Ich
wundere mich, wie ihr das so schön macht,
wie bei Kindern. Ihr habt die Patienten nicht
befragt. Ich will mündige Patienten. Ihr dominiert die Versorgungsstruktur aus rein ökonomischen Gesichtspunkten.
Huber: Quatsch. Wir sind für mehr Freiheit
der Patienten. Die KV will das verhindern.
Betonköpfe
Ursache für das Finanzdefizit der GKV verantwortlich zu machen. Die KV sei nicht in
der Lage, dies zu verhindern – und daher
gehört sie abgeschafft! So simpel sieht es
auch Ellis Huber, unbelehrbar, realitätsfremd,
mit diesen Köpfen ist eine sachliche Auseinander-setzung bei gemeinsamer Verantwortung unmöglich!
Die Fragen der Anrufer, von denen leider
nur wenige zu Wort kamen, wurden ausschweifend, die bestehende und zukünftige
Struktur beschönigend, beantwortet, immer
am Thema „wird krank sein teurer“ vorbei.
An den Redebeiträgen meiner beiden für
jeden Hörer sofort erkennbaren Gegner offenbarte und demaskierte sich eine tiefe und
erschütterte Aversion gegen die freiheitlichen Elemente in unserer Gesellschaft! Bevormundung und Dirigismus für unsere Patienten und Versicherten, Geringschätzung
freier Arztwahl, Missachtung der Arzt-Patienten-Beziehung, offene Feindschaft gegenüber der Ärzteschaft und ihrer Selbstverwaltung – mit diesem Gedankengut wird
eine Strukturreform gefüttert und vorangetrieben. So deutlich ist mir dies bei aller
Kenntnis meiner Gesprächspartner noch
nicht vorgeführt worden, ich zweifle an verfassungsrechlichem Bewusstsein und elementaren Überzeugungen für unsere freiheitliche Demokratie.
Unter der Notwendigkeit des Handelns
für die ökonomischen und strukturellen Defizite unseres Gesundheitssystems wird öffentlich und ohne Selbstzweifel der Weg in
eine staatsdirigistische medizinische Versorgung angestrebt und wohl auch vom Bundestag übernommen. Welcher Schaden und
welche Gefahren für unsere Gesellschaft, ich
mag nicht weiter darüber nachdenken.
Klaus Bittmann über
die Begegnung mit
zwei Hardlinern
Podiumsdiskussionen, Pressekonferenzen,
Fernsehinterviews – es ist mir nicht fremd,
vor öffentlichen Medien Meinung zu beziehen für Anliegen und Stellungnahme abzugeben über die verschiedensten Themen unserer Versorgungslandschaften, über Erfolge,
Misserfolge und auch Selbstkritik.
Am 17.06.03 war ich geladen zur Sendung Redezeit beim NDR in Hamburg. Gemeinsam mit den illustren Persönlichkeiten
Ellis Huber, BKK-Securvita, und Prof. Karl
Lauterbach, politischer Berater der Bundesgesundheitsministerin und mitverantwortlich für geplanten Systemwandel. Hörer durften Fragen stellen – das Ergebnis macht mich
nicht nur nachdenklich, es war ein Erlebnis
der besonderen Art.
Es mag ja noch angehen, dass Inhalt und
Perspektiven der Gesundheitsstrukturmoderni-sierungsgesetzgebung mit schönen
Worten als Heilmittel für ein schwerkrankes
System dargestellt wurde. Aber noch nie ist
mir so deutlich geworden, wie zwei Theoretiker mit unglaublicher Vermessenheit öffentlich Fragen von besorgten Anrufern und
Patienten in Verblendung vorgefasster Meinung beantworten. Die ökonomische Technokratie des Herrn Lauterbach, die bisher in
nichts objektivierbare Erfolge nachweisen
kann, entblödet sich nicht, klischeehaft die
Raffgier der Ärzteschaft immer wieder als
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
33
Generalversammlung 2003
der Ärztegenossenschaft SH eG
Generalversammlung
Bericht des Aufsichtsrates
Q-Pharm AG
Die diesjährige Generalversammlung der
Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein eG
fand am 26. April im Kulturzentrum in Rendsburg statt. Fast alle Stühle des ca. 200 Personen fassenden Saales waren besetzt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Thomas stellte in seinem Bericht fest, dass sich
die wirtschaftliche Situation der Ärztegenossenschaft stabilisiert hat. Dies geht auch aus
dem Prüfungsbericht des Genossenschaftsverbandes hervor, der eine positive Entwicklung der ÄGSH bestätigt. Auch bestätigt der
Verband der Geschäftsstelle die ordnungsgemäße Mitgliederverwaltung und Abwicklung der Rahmenvereinbarungen. Buchführung und Jahresabschluss wurden ebenfalls
ohne Beanstandungen akzeptiert.
Zur Q-Pharm AG berichtete der Vorstandssprecher Christoph Meyer, dass im
zweiten Wirtschaftsjahr bereits ein Gewinn
von knapp € 170.000 erzielt werden konnte.
Dennoch ist er mit der Entwicklung nicht zufrieden, da die vorhandenen Potentiale deutlich höher liegen. Aufgrund der zwischen
ÄGSH und Q-Pharm bestehenden Verträge
fließen hiervon über € 110.000 der Genossenschaft zu. Weitere € 55.000 werden aufgrund des Beschlusses der Generalversammlung in 2001 zur Erhaltung der Netzstrukturen in Schleswig-Holstein eingesetzt.
Thomas stellte nochmals die aus Sicht des
Aufsichtsrates zufriedenstellende Entwicklung
der Ärztegenossenschaft dar, verband dies
aber erneut mit der Aufforderung, die Angebote der ÄGSH noch konsequenter zu nutzen und die Genossenschaft insbesondere bei
den politischen Aktivitäten (Plakataktion, Aufruf zur Demonstration in Berlin, etc.) noch
stärker zu unterstützen.
Die Steigerung des in Schleswig-Holstein
erzielten Umsatzes auf über € 1,5 Mio ist nur
zu einem Teil in der Zunahme an Verordnern
begründet, insbsondere hat sich hier die sehr
erfreuliche Zunahme der Produktpalette (zwischenzeitlich über 30 Präparate) positiv ausgewirkt. Nicht zuletzt deshalb fordert Meyer
die Anwesenden auf, auch für die Q-Pharm
AG bei den Kollegen zu werben. Neben dem
positiven Effekt der Entlastung der Arzneimittelbudgets erwartet Meyer hierdurch eine
Steigerung des Gewinns in 2003 auf nahezu
€ 250.000.
Bericht des Vorstandes
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Klaus Bittmann berichtete im Rahmen seines Rückblickes auf das Jahr 2002 über die Aktivitäten
seit der letzten Generalversammlung:
• Schulungen zu IGeL-Leistungen wurden
fortgesetzt.
• Weitere Seminare gemeinsam mit der APOBank.
• Erarbeitung und Verbreitung von Handlungsanleitungen zu IGeL bei K.O.-Leistungen.
• Mehrseitige Verhandlungen zur Realisierung der Vereinbarung zum ambulanten
Operieren für Augenärzte.
• Erarbeitung der Grundidee des Modells zur
integrierten Versorgung mit dem Marienkrankenhaus in Lübeck – partnerschaftliche Abgabe an die KVSH.
• Ebenfalls eine Zuführung an die KVSH erfolgte hinsichtlich des Wunsches von Psychotherapeuten für eine Vereinbarung zur
Behandlung von Essstörungen.
• Abschluss eines Vertrages für kostengünstige Belieferung aller Vertragsärzte in SH
mit Impfstoffen.
• Initiierung und Durchführung der sehr medienwirksamen Stempelaktion.
• Gemeinsame Initiierung mit Berufsverbänden und Dachverband der Netze sowie
Durchführung der Plakataktion.
• Kleinanzeigen zur Gesundheitspolitik in
schleswig-holsteinischen Anzeigenblättern.
Großen Raum nahm die Darstellung der
gesundheitspolitischen Situation ein, natürlich immer mit Blickrichtung auf das angekündigte Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG). Bittmann machte deutlich, dass allein aus der hieraus resultierenden Bedrohung von Vorstand und Aufsichtsrat dringend die Notwendigkeit gesehen
wurde, die unter einem folgenden TOP angekündigte Satzungsänderung zur Diskussion zu stellen, um die Handlungsfähigkeit
der ÄGSH zu gewährleisten.
34
Jahresergebnis
und Prognose
Das wirtschaftliche Jahresergebnis für das
Jahr 2002 ist erfreulicherweise noch besser
als prognostiziert. Geschäftsführer Thomas
Rampoldt machte deutlich, dass der ausgewiesene Jahresfehlbetrag in Höhe von ca.
€ 48.000 noch deutlich geringer ausgefallen
wäre, sofern die Q-Pharm AG die hoch gesteckten Erwartungen in vollem Umfang hätte
erfüllen können. Für das Wirtschaftsjahr 2003
prognostiziert Rampoldt erstmalig einen Gewinn in Höhe von knapp € 5.000 für das Unternehmen.
Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen führte
er aus, dass diese weiter steigen, allerdings
nur sehr langsam. Er hofft jedoch, dass der
zunehmende politische Druck noch zögernde
Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten von der Notwendigkeit der ÄGSH überzeugen wird und
dadurch in 2003 eine deutlichere Zunahme
bei den Mitgliedern zu verzeichnen sein wird.
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Satzung
Breiten Raum nahm die Diskussion um die
angekündigte Satzungsänderung als Reaktion auf das GMG ein. Im Ergebnis wurde bei
nur zwei Enthaltungen eine Änderung der
Satzung im § 17 Abs. 3 mit folgendem Wortlaut beschlossen:
Werden durch den Vorstand Verträge auf
der Grundlage des SGB V verhandelt, soll dies
gemeinsam und mit Zustimmung der KVSH
geschehen, soweit die KVSH als Vertragspartner zu derartigen Verhandlungen befugt
ist. Dies gilt nicht, wenn die Geschäfte der
KVSH nicht mehr durch einen von der Abgeordnetenversammlung gewählten Vorstand
geführt werden.
Thomas Rampoldt
Den Arztroman Dr. Hartmut von Dernsdorff „Im wunderschönen Monat Mai“ erhalten Sie bei der Ärztegenossenschaft.
Nähere Informationen unter www.aegsh.de
oder direkt per Telefon: 04551/9 99 90
KV intern: Kolumne
SERIE: Selbsthilfegruppen
in Schleswig-Holstein
Dr. Michael Drews
Wie ich
es sehe ...
iner der bekanntesten und immer wieder gern zitierten Sätze aus der Asterix-Comic-Reihe ist die Aussage: „Die
spinnen – die Römer!“ Eine ähnliche Kommentierung fällt mir bei den Plänen zur Neuund Umgestaltung unseres ambulanten Gesundheitssystems ein, wenn nach dem Willen der Politiker Vertragsärzte nur noch für
fünf Jahre ihre Lizenz zur Patientenbehandlung erhalten und dann durch eine neuerliche Prüfung beweisen sollen, ob man sie
auch fürderhin guten Gewissens auf die Patientenmenschheit loslassen darf.
E
Deutsche Rheuma-Liga
Schleswig-Holstein e.V.
rungspunkte, wenn dies alles offensichtlich
nach dem Willen der Politik immer noch bei
weitem nicht ausreicht?! Bei all diesen Plänen
der Regierung muss ich mich wirklich über
die vornehme Zurückhaltung unserer Ärztekammern in dieser Frage wundern. Beim
Bekanntwerden dieser politisch angedachten Vertragsarztlizenz für nur fünf Jahre hätte
ich mir eigentlich eine breite und medienwirksame Initiative aller Ärztekammern gewünscht, dass die jetzt schon etablierte Fortbildungs-Punktesammelei über drei Jahre
zugunsten einer neuen Fortbildungszertifi-
VERTRAGSARZT
FÜR NUR FÜNF JAHRE:
„DIE SPINNEN, DIE POLITIKER!"
Seltsam – irgendwelche Pläne zum Leistungsnachweis oder zur beruflichen Rezertifizierung etwa bei Juristen, Pädagogen, Beamten, Polizis-ten (geschweige denn bei Politkern...) wollen mir spontan nicht so recht
einfallen. Bei all diesen politischen Forderungen nach immer neuen Qualitätsnachweisen durch Medizinexamina im Fünf-Jahrestakt kann man eigentlich nur logisch folgern, dass die Bevölkerung in der Vergangenheit wohl offensichtlich durch ein Heer
von
vertragsärztlichen Stümpern und medizinischen
Halblaien versorgt worden sein muss. Nur –
wozu haben wir Ärzte denn eigentlich als
einziger Berufsstand in dieser Gesellschaft
eine Berufsordnung, in der die Pflicht zu einer lebenslangen Fort- und Weiterbildung
verankert ist? Warum traben wir denn ferner
seit einigen Jahren nach dem Willen der Ärztekammern im Rahmen einer „freiwilligen
Pflichtfortbildung“ in entsprechende Fortbildungsveranstaltungen und sammeln unsere Fortbildungs-Rabattmarken-Zertifizie-
zierungs-Initiative über fünf Jahre abgelöst
wird. Wer nach fünf Jahren sein von der Ärztekammer bestätigtes Fortbildungsdiplom
nachweisen kann, erfüllt automatisch die
Kriterien der von der Politik gewünschten
Qualitätskontrolle. Bei einer solchen Ärztekammerinitiative würde der Politik von vornherein der Wind aus den Segeln genommen
werden – zum anderen würde dann auch
einer Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen in diesem Lande zu vermitteln sein,
warum die Ärztekammer Schleswig-Holstein
in einer Zeit des staatlichen Nullrundendiktats die Ärzteschaft in Schleswig-Holstein
mit einem 2,5 Millionen teuren Neubau der
Fortbildungsakademie beglücken möchte.
Solange jedoch die Pläne für eine Vertragsarztlizenz für einen Zeitraum von nur fünf
Jahren im Raume stehen, die jegliche Investitionen in moderne Diagnose- und Therapieverfahren in der ambulanten Praxis zum
ökonomischen Harakiri machen, bleibt der
alte Asterix-Spruch gültig: „Die spinnen die Gesundheitspolitiker!“
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Die Deutsche Rheuma-Liga SchleswigHolstein ist mit über 10.000 Mitgliedern eine
der größten Selbsthilfeorganisationen im
nördlichsten Bundesland. In über 31 örtlichen Arbeitsgemeinschaften und 650 aktiven Therapiegruppen bietet der Verband neben rehabilitativen Behandlungen auch Freizeitaktivitäten und Patientenschulungen an.
Bundesweit zählt die Liga mittlerweile über
240.000 Mitglieder.
„Unsere Zielvorstellung ist der mündige,
aufgeklärte Patient, der aktiv mit seiner Erkrankung umgeht und als gleichberechtigter
Partner des behandelnden Arztes auftritt“,
so Susann Schrader, Geschäftsführerin der
Rheuma-Liga Schleswig-Holstein.
„Leider müssen wir feststellen, dass sich
die Situation für chronisch Kranke, also auch
für Rheumakranke, verschlechtert hat: Viele
therapeutische Maßnahmen werden von den
gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr erstattet. Außerdem verbleiben zuviele Patienten noch zu lange beim Hausarzt, bevor sie zu
einem Facharzt überwiesen werden“, bemerkt Frau Schrader.
Die Zusammenarbeit zwischen Rheumatologen und Rheuma-Liga funktioniert insgesamt sehr gut, die Fachveranstaltungen und
Fortbildungsprogramme für niedergelassene
Ärzte sind sehr gut besucht. „Es gibt hervorragende Rheumatologen im Land, die sich
sehr für ihre Patienten einsetzen.
Wir müssen aber feststellen, dass insgesamt zu wenig Fachärzte für Rheumatologie
in Schleswig-Holstein vorhanden sind. Lange
Wartezeiten von mehrere Monaten sind deshalb leider die Regel Es fehlt uns schon jetzt
der Nachwuchs und gerade in ländlichen Gebieten sind Chroniker und ältere Patienten
benachteiligt“, so Frau Schrader
Deutsche Rheuma-Liga
Schleswig-Holstein e.V.
Holstenstr. 88-90; 24103 Kiel
Telefon: 0431 - 535 490
Telefax: 04 31 - 535 4910
E-Mail: [email protected]
Internet: www.rlsh.de
Jakob Wilder (KVSH)
35
KV intern: Buch-Tipps
Alzheimer-Demenz
Je älter die Menschen werden und je mehr ältere Menschen es gibt, desto höher ist
auch der ohnehin schon recht
hohe Anteil an Senioren in der
alltäglichen Praxis. Und desto
mehr Menschen mit einer Alzheimer-Demenz müssen behandelt werden. Doch handelt es sich jeweils um eine
vaskulär bedingte Demenz
oder etwa um eine Depression?
Der umfassende Band „Alzheimer-Demenz.
Klinische Verläufe, diagnostische Möglichkeiten, moderne Therapiestrategien“ bietet da
mehr als nur einen Einblick in das Themenfeld.
In elf Kapiteln befassen sich Mitarbeiter oder
ehemalige Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie der Ludwig-MaximiliansUniversität – also der Universität, an der auch
Alois Alzheimer lehrte – mit den wichtigsten
Aspekten der tückischen Krankheit.
Neben einer Einführung in den historischen
Hintergrund, der für die
traditionsbewussten
Münchner wohl zum
„Muss“ gehört, wird auf
etwa 500 Seiten der
jüngste Stand der Forschung abgebildet. Neben Fragen der Epidemiologie, Pathogenese,
Diagnose und Therapie
ist auch der Angehörigen- und Sozialbetreuung ein wichtiges Kapitel gewidmet. Die Autoren setzen sich mit der
medizinischen Mythenbildung auseinander, in
der die Alzheimer-Demenz häufig als „schicksalhafte, nicht behandelbare“ Krankheit angesehen wird.
Das Buch wendet sich zunächst an Fachärzte,
die in Klinik und Praxis verstärkt mit der Alzheimer-Demenz konfrontiert werden, also an
Neurologen, Geriater und Psychiater. Für die
Spezialisten sind an jedes Kapitel umfangreiche
Listen angehängt, die auf überwiegend englischsprachige, weitergehende Literatur verweisen.
Doch auch für Allgemeinmediziner kann das
Buch als praktischer Leitfaden für Diagnostik
und Behandlung der Patienten dienen. Auch
und besonders das Kapitel „Angehörigen- und
Sozialbetreuung“ gibt wertvolle Hinweise für
die alltägliche Praxis.
Hampel, Harald; Frank Padberg,
Hans-Jürgen Möller (Hrsg.): AlzheimerDemenz. Klinische Verläufe, diagnostische
Möglichkeiten, moderne Therapiestrategien,Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft,
Stuttgart 2003, 39,- Euro.
36
Case-Management in der
Kinder- und Jugendmedizin
Solange das Schlagwort „Integrierte Versorgung“ lediglich in Politikerreden zu finden ist
oder allenfalls in Ansätzen geprobt wird, gibt
es einen Bruch zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Besonders chronisch
kranke Kinder müssen zu ihrer Krankheit noch
das „Hin und Her“ zwischen Klinik und häuslicher Umgebung verkraften. Bereits
vor zehn Jahren erkannte ein kleiner
Kreis aus engagierten Mitarbeitern
der Augsburger Kinderklinik und betroffener Eltern das Problem und
schufen unter dem Namen „Bunter
Kreis“ ein Nachsorgemodell, das Kindern und Familien gerecht werden
sollte. Inzwischen arbeiten in der
Einrichtung 70 Mitarbeiter, die mehr
als 1.500 Familien im Jahr betreuen.
Im vorliegenden, von Friedrich
Porz und Horst Erhard herausgegebenen Band stellt eine Autorengruppe das Augsburger Modell vor,
das als Modellprojekt für Case-Manage-
Praktisches Qualitätsmanagement in der Arztpraxis
Auch wenn die Belastung in der Praxis noch
so groß, das Budget noch so klein ist, alle niedergelassenen Ärzte in Deutschland werden
sich an den Gedanken gewöhnen müssen,
früher oder später ein QualitätsmanagementSystem zu installieren.
Dieses zukünftige Szenario
vor Augen, sind bereits etliche
Buchautoren bzw. Verlage aktiv geworden und haben dementsprechend Wegweiser, Ratgeber und Arbeitshilfen auf
den Markt gebracht. Zu den
durchweg besseren Beispielen
zählt dabei „Praktisches Qualitätsmanagement in der Arztpraxis“ von Dr. med. Matthias
Frank, einem Allgemeinmediziner aus Karlsruhe. Der Autor gibt auf mehr als 240 Seiten einen gut verständlichen
Überblick über die Problema-
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
ment in der Kinderheilkunde gilt – ergänzt von
anderen inzwischen ins Leben gerufenen Beispielen. Dabei wird das Nachsorgemodell erläutert und wissenschaftlich unterfüttert. Großen
Wert legen die Autoren auf die Systematik und
die organisatorischen Besonderheiten des CaseManagements, das sie nicht mit „Disease-Management“ oder „Care-Management“ gleichgesetzt wissen wollen.
Am interessantesten
wird das Buch jedoch,
wenn es um konkrete
Krankheiten und die
Nachsorge geht, also z. B.
in den Kapiteln „CaseManagement bei Kindern
mit Diabetes“ oder „CaseManagement in der pädiatrischen Onkologie/Hämatologie“.
Leider fehlt das eine oder
andere Fallbeispiel, aber das
kann der weitergehenden
Literatur vorbehalten bleiben.
Porz, Friedrich;
Horst Erhardt
(Hrsg.): CaseManagement in
der Kinder- und
Jugendmedizin,
Neue Wege in der
Nachsorge,
Georg Thieme
Verlag, Stuttgart,
New York 2003,
19,95 Euro.
tik, zahlreiche Hilfen für die Planung und Umsetzung eines Qualitätskonzepts, das sich an
realen Verhältnissen im medizinischen Alltag
orientiert. Im Buch werden daher auch die
Schwierigkeiten deutlich, wenn sich ein Praxischef auf das Thema Qualitätsmanagement einlässt. Doch: Bange machen gilt nicht! Die Erarbeitung einer Homepage, um
die Kommunikation mit dem
Patienten zu modernisieren,
oder die Einführung einer regelmäßigen Teambesprechung
dürfen bereits als Einstieg in
die QM angesehen werden.
Qualitätshandbuch und die
Norm DIN ISO 9001:2000
können später folgen.
Frank, Matthias:
Praktisches Qualitäts-management in der
Arztpraxis. Arbeitshilfen
und Checklisten,
Schattauer Verlag,
24,95 Euro.
KV intern: Tipps
EDV-Tipp
TV-guide
17.03 Uhr Betroffene und Experten diskutieren ein medizi-
ZDF
montags
bis
donnerstags
ARD
Sonnabend, 17.03 Uhr • Thrombosen - Gefahr im Gefäß
• Schock im Rücken - Hexenschuss und Ischias28.06.
N3
Dienstag,
01.07.
20.15 Uhr
Dienstag,
08.07.
20.15 Uhr
Dienstag,
15.07.
20.15 Uhr
Dienstag,
22.07.
20.15 Uhr
Dienstag,
29.07.
20.15 Uhr
Praxis – das
Gesundheitsmagazin
nisches Thema. Filmeinspielungen aus Kliniken
und Operationssälen erklären Zusammenhänge.
„Gesundheit extra“ stellt Verfahren und Tendenzen in der medizinischen Praxis vor.
Ratgeber:
Gesundheit
Visite
schmerz
• Pflanzliche Arzneimittel - Vorsicht: Nebenwirkung
• Parkinson - Hilfe durch Muskeltraining
• Mordspfunde - vom Risiko, zu dick zu sein
• Sturzgefahr im Alter - Training für mehr Sicherheit
• Lebensbedrohliche Herzschwäche - Künstliche
Pumpe statt Transplantation?
• Flugangst - Therapien gegen die Panikattacken
• Lavendel - beruhigend und entspannend
• Asiatische Medizin - Heilung aus dem Fernen Osten
• Tennisarm - Wirksame Hilfe gegen Gelenkschmerzen
• Die Gefahr lauert im Essen - Lebensmittel-Infektion
• Kraft aus der Dose - Was bringt Zusatzkost für
Freizeitsportler?
• Ein riskantes Duo - Medikamente und Autofahren
• Gefährlich schön - nur mit Checkliste zum Chirurgen
• Klostermedizin - Traditionelle Heilpflanzen neu entdeckt
• Brennen, Kribbeln, Nervenschmerzen - Polyneuropathie
• Augenlicht in Gefahr: Grauer und grüner Star
• Wein und Olivenöl - Mittelmeerkost gegen Herzinfarkt
• Algen als Heilmittel
• Eingeengter Nerv - was hilft gegen Schmerzen
in der Hand?
• Künstliches Hüftgelenk - neues Therapiekonzept
• Akne - ein heilbares Problem
• Hühneraugen - Tipps gegen ein lästiges Fußleiden
• Sekundenschlaf am Steuer - neues Warnsystem
• Problemgelenk Schulter
• Kranke Bandscheibe: Sanfte Therapie
• Kurzsichtig - Laser schärft den Blick
• Bittere Heilkräuter - Wohltat für Magen und Darm
• Wenn die Nieren versagen - Hoffnung auf Organspende
• Senioren am Steuer - fit für den Straßenverkehr?
• Schlüsselbeinbruch - schnelle Heilung durch Therapie
• Rheuma - Neue Hilfen?
• Volksleiden Sodbrennen
• Altersflecken - die Haut zeigt Spuren der Zeit
suche – biete
Orthopädiepraxis, innovativ, umsatzstark,
im Süden Berlins, sucht kurzfristig PartnerIn
Diese Anzeige
n
sind kostenlo
s
für Gemeinschaftspraxis. KV-Sitz vorhanden - Einstieg variabel. Chiffre 42003
Hätten Sie’s gewusst?
Kennzeichnung mit "N" bei dokumentiertem Aufenthalt
im Vollkrankenhaus mit Nr. 9211
Hier darf es sich nur um solche Leistungen handeln, die im direkten Zusammenhang mit dem dokumentierten Krankenhausaufenthalt stehen. Diese Leistungen allein sollen dann nur innerhalb der sich nach der Entlassung direkt
anschließenden 14 Tage mit einem "N" gekennzeichnet werden. Danach noch
anfallende und auch im Zusammenhang stehende Leistungen gehören nicht
dazu.
Ernst Sievers, KVSH
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Gesundheitsrisiko
Computerarbeitsplatz
Eigentlich sollte eine Arztpraxis ein Vorbild
in Punkto Ergonomie sein. Zu diesem Thema
haben wir im letzten Heft beschrieben, welche
Haltungsschäden Folge von nicht ergonomisch
eingerichteten Arbeitsplätzen sein können.
Heute fahren wir fort mit
RSI
Repetitive Strain Injuries (RSI) haben bereits
das Ausmaß einer Epidemie angenommen jedenfalls sehen das so die Arbeitsmediziner.
RSI entstehen durch mikroskopische Läsionen,
hervorgerufen durch ständiges Tippen auf der
Tastatur und Klicken mit der Maus. Gelenke,
Sehnen und Muskeln sind betroffen, die durch
schnelle und täglich tausendfach wiederholte
Bewegungen geschädigt werden. Minimale
Schädigungen überfordern in den nächtlichen
Regenerationsphasen die körpereigenen Reparaturprozesse und führen zu Vernarbungen,
die Schmerzen und Funktionsstörungen nach
sich ziehen. Symptomverstärkend wirken
falsche Sitzhaltung und unergonomische Arbeitsweise sowie falsche Ausweichbewegungen. Selbst Jugendliche, die stundenlang am
Computer spielen, sind immer häufiger von
RSI betroffen. Anfangs als Ziehen in Gelenken
und Muskeln bemerkbar, können im Laufe des
Berufslebens starke Schmerzen und Taubheitsgefühle, Sensitivitätsverluste in Fingern,
bis zu Kraftverlusten und Missempfindungen
dazukommen. Schmerzbehandlung bei unverminderter Weiterarbeit führt zur Chronifizierung der Symptome. Nicht selten liefern
Händler zu Systemen für sehr viel Geld nur Billigtastaturen. Dabei ist die Tastatur das wichtigste Medium zur Dateneingabe. Herkömmliche Tastaturen sind eigentlich an allen Schreibplätzen deplatziert, an denen am Tag schnell
viele Daten eingegeben werden. Hier sollten ergonomische Tastaturen eingesetzt werden, um
Zwangshaltungen und Belastungen - wie verdrehte Handgelenke, mit der Folge von Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich
- zu reduzieren und RSI vorzubeugen: Diese
Tastaturen sind geteilt, damit Unterarm und
Handgelenk eine gerade Linie bilden, in der
Mitte erhöht, so dass die Hände natürlich gehalten werden können. Integrierte Handstützen dienen zur Ablage des Handballens.
Behandlungsprogramme zur Beschwerdereduktion haben prophylaktischen Charakter, zielen auf Erkenntnis und Verhaltensänderungen der Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz.
Jörg Garritzmann, Steinfurt
37
Termine/Vorschau
KVSH Bad Segeberg, Bismarckallee 1-6
13. August
14. s. t. - 17.00 h
Grüner Saal VG II, KVSH,
Bad Segeberg
20. August
14. s. t. - 17.00 h
Seminar für Arzthelferinnen
„Telefontraining“
„Kuba I“ im Sitzungszentrum, KVSH, Bad Segeberg
20. August
16. s. t. - 19.00 h
Sitzungssaal im VG II, KVSH,
Bad Segeberg
27. August
14. s. t. - 17.00 h
Holstenhallen, Neumünster
Info: Mareike Ralf
Tel. 04551- 883 332
Fax 04551 - 883 374
Seminar für Ärzte
„Migräne: Auswirkungen auf die Lebensqualität“
Seminar für Arzthelferinnen
„Die Arztabrechnung – Sie fragen, wir antworten“
Zu allen Veranstaltungen wird gesondert eingeladen!
Aus den Kreisen
Ärztegenossenschaft
27. August
15.00 - 19.00 h
Die Gemeinschaftspraxis: Das Multitalent richtig nutzen!“
Best Western Hotel Prisma,
Max-Johannsen-Brücke 1,
Neumünster
Info: Anja Pagels
Tel. 04551 - 99 99 0
Fax 04551 - 99 99 19
Schleswig-Holstein
25. Oktober
Info: Helga Pecnik
Tel. 04551 8030
Mail: [email protected]
Bad Segeberg
„Leitlinien oder Leidlinien?“
24. - 27. September
55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Hamburg
25. Oktober
Urinzytologie
Medizinische Hochschule,
Lübeck
Leitung Frau PD Fehrmann-Zumpe
01. November
Männergesundheitstag Schleswig-Holstein
Info: Dr. Axel Schroeder
Tel. 04321 - 27 91
Fax 04321 - 27 92
Flensburg, Rendsburg,
Neumünster, Itzehoe, Kiel,
Lübeck
Laienveranstaltungen zum Thema Prostata und Potenz
01. November
09.00 - 13.30 h
9. Schleswiger Schmerztagung
Schmerz und Psyche – der (chronisch) Schmerzkranke
38
Thema im nächsten Heft:
Gesundheitsreform
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
Vorschau
Vorschau
Casino - Fachklinik,
Schleswig
Info: Dr. Harald T. Ludius
Tel. 04621 - 83 11 20
Fax 04621 - 83 48 74
mail: [email protected]
Dr. Andreas Gremmelt
Tel: 04621 - 8121341
Fax 04621 - 13 99
mail: [email protected]
Telefon
Impressum
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Bismarckallee 1 - 6 · 23795 Bad Segeberg · Hauptanschluss: 04551 / 883-0 · Fax: 04551 / 883-209
Vorsitzender
Stellv. Vorsitzender
Hauptgeschäftsführer
Stellv. Hauptgeschäftsführer
Abrechnung – Leiter
Abrechnungs-Hotline
Amb. Operieren/Arthroskopie (QS)
Arznei-/Heilmittelbudget /Praxisbesond.
Arznei-Beratung
Arznei (Prüfung Ausschuss)
Arznei (Prüfung Beschwerde)
Arztregister
Assistenz-Genehmigung
Beratungskommission Drogensubstitution
Betriebswirtschaftliche Beratung
Chirotherapie (Genehmigung)
Dialyse-Kommission/LDL; QS
Diabetes-Kommission (QS)
Diabetes-Vereinbarung /Genehmigungen
EDV in der Arztpraxis
ESWL
Finanzbuchhaltung
Formularausgabe
Fortbildung f. Ärzte / Arzthelferinnen
Heilmittel
Herzschrittmacherkontrollen
Honorar (Prüfung)
Honorar (Vereinbarung) - Leiter
Honorarverteilungsmaßstab
Invasive Kardiologie
Justitiar
Kernspintomographie-Komm./Genehm.
Koloskopie-Kommission
Krankengeldzahlungen
Kurarztvertrag
Laborleistung (O III) Kommission
Langzeit-EKG (Genehmigung)
Mammographie
Niederlassung / Zulassung
Niederlassungsberatung
NORDLICHT AKTUELL
Öffentlichkeitsarbeit
Onkologie-Kommission
Otoakustische Emissionen
Personalabteilung
Pharmakotherapie-Beratung
Phys-Med. Leistungen (Genehmig.)
Plausibilitätsausschuss
Praxisbesonderheiten
Presse-Informationen
Psychotherapie
Qualitätssicherung – Leiter
Qualitätszirkel
Quamadi
Radiologie-Kommission
Rechtsabteilung – Leiter
Rechtsabteilung
Röntgen (Anträge)
Röntgen Ärztl. Stelle
Röntgen (Qualitätssicherung)
Rückforderungen der Kostenträger
Schlafapnoe
Schmerztherapie
Sonographie-Kommission
Sozialpsychiatrie-Vereinbarung
Sprechstundenbedarf/Arznei
Struktur der Versorgung
Teilzahlungen
Umweltmedizin / Umweltausschuss
Verordnungen (Arznei/Heilmittel)
Verträge (Sonstige)
Widersprüche (Rechtsabt.)
Zulassung – Leiter
Zytologie (Kommission)
Dr. Klaus Bittmann
Dr. Hans-H. Köhler
Dr. Bodo Kosanke
Dr. Ralph Ennenbach
Peter Tietgen
(Fax: -322)
Aenne Villwock / Viktoria Miller
Dr. Johannes Packenius
Elsbeth Kampen / Dr. Marion Damarowsky
Jörg Schröder
(Fax: -390)
Thomas Frohberg
Katja Fiehn / Anja Reimer / Dorit Scheske
Petra Fitzner / Brigitte Gottwald
Astrid Patscha
(Fax: -392)
Marion Grosse
Helga Hartz
Marion Rampoldt
Aenne Villwock
Helga Hartz / Caroline Polonji
Timo Rickers
Marion Rampoldt
Erich Neugebauer / Erhard Stadie
Sylvia Warzecha
Mareike Ralf
Dr. Johannes Packenius
Helga Hartz
Dr. Ingrid Bindeballe
(Fax: -390)
Karl-Heinz Buthmann
Ekkehard Becker / Karl-Heinz Buthmann
Helga Hartz
Klaus-Henning Sterzik
Andrea Schless
Melanie Krille
Doris Eppel
Evelyn Kreker
Marion Rampoldt
Helga Hartz
Angelika Masuch
Susanne Bach-Nagel / Bianca Hartz / Evelyn Kreker
Manfred Diehl / Evelyn Kreker / Susanne Bach-Nagel
Hildegard Laitenberger
(Fax: -396)
Robert Quentin
(Fax: -396)
Aenne Villwock
Andrea Schless
Monique Müller / Anke Tonn / Anke Siemers
(Fax: -451)
Elsbeth Kampen / Dr. Marion Damarowsky
Helga Hartz
Ulrike Moszeik
Dr. Johannes Packenius
(Fax: -390)
Robert Quentin
(Fax: -396)
Melanie Krille
Dietrich Bartz
(Fax: -374)
Regina Steffen / Kathrin Zander
(Fax: -374)
Kathrin Zander / Dietrich Bartz
Dietrich Bartz / Monika Vogt / Anja Lange
Klaus-Henning Sterzik
Maria Behrenbeck / Dagmar Lüder / Tom-Christian Brümmer
Monika Vogt
Dietrich Bartz / Angelika Rott / Kerstin Weber / Kerstin Thedens
Anja Lange
Heinz Szardenings
Marion Rampoldt
Monika Vogt
Christina Bernhardt / Susanne Paap
Melanie Krille
Heidi Dabelstein
Ekkehard Becker
(Fax: -488)
Brunhild Böttcher / Dirk Ludwig
Marion Rampoldt
Dr. Johannes Packenius / Elsbeth Kampen
Martin Maisch
Gudrun Molitor
Manfred Diehl
(Fax: -276)
Marion Rampoldt
Nordlicht A K T U E L L
4 | 2003
217/486
217/486
218/355
218/355
267/388
388
369/445
305
352/351
342
304
254
384/255
340
343/383
453
444
369
453 / 280
286
444
241/237
250
332
305
453
306
208
229/208
453
230/251
459
321
220
346
444
453
458
378/303/346
255/346/378
356
381
369
453
275/295
352/351
453
336
305
381/356
321
266/262
292/382
382 / 266
266/366/360
230
251/265/474
366
266/386/393
360
323
444
366
485/228
321
353
331
231/233
444
305/352
244
439
255/358
444
NORDLICHT AKTUELL
Offizielles Mitteilungsblatt der
Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
Herausgeber
Kassenärztliche Vereinigung
Schleswig-Holstein
Dr. Klaus Bittmann
(Vorsitzender, v.i.S.d.P.)
Redaktion
Robert Quentin (Leitung)
Hildegard Laitenberger
Jakob Wilder
Redaktionsbeirat
Dr. Hans-Herbert Köhler
Dr. Bodo Kosanke
Dr. Ralph Ennenbach
Dr. Michael Drews
Anschrift
Bismarckallee 1–6
23795 Bad Segeberg
Tel.: 04551 / 883-356
Fax: 04551 / 883-396
http//www.kvsh.de
Email: [email protected]
Grafik
Layout Deluxe Felix Bittmann
Deichstr. 29, c/o Kontor 11
20459 Hamburg
Druck
G+D Grafik + Druck
Rendsburger Landstraße 181,
24113 Kiel
Erscheinungsweise
Die Zeitschrift erscheint elf mal
im Jahr (Redaktionsschluss:
zwei Wochen vor Erscheinungsdatum). Die Zeitschrift
wird von allen Vertragsärzten
und Psychotherapeuten aufgrund ihrer Mitgliedschaft zur
Kassenärztlichen Vereinigung
kostenfrei bezogen.
Zuschriften bitte ausschließlich an die Redaktion.
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge und Leserbriefe geben
nicht immer die Meinung des
Herausgebers wieder; sie dienen dem freien Meinungsaustausch. Jede Einsendung behandelt die Redaktion sorgfältig. Die Redaktion behält sich
die Auswahl der Zuschriften sowie deren sinnwahrende Kürzung ausdrücklich vor. Die Zeitschrift, alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur
mit schriftlichem Einverständnis
des Herausgebers. Wenn aus
Gründen der Lesbarkeit die
männliche Form eines Wortes
genutzt wird („der Arzt“), ist
hiermit selbstverständlich auch
die weibliche Form gemeint
(„die Ärztin“). Die Redaktion
bittet um Verständnis der Leserinnen und Leser.
Preis je Heft: 6 Euro plus Porto
39
Ihre Ansprechpartner in den Kreisstellen der
Flensburg
Nordfriesland
SchleswigFlensburg
Kiel
Helgoland
RendsburgEckernförde
Dithmarschen
Kiel
Kreisstelle:
Herzog Friedrich Str. 49,
24103 Kiel,
Tel.: 0431 / 932 22
Fax: 0431 / 971 96 82
Dr. Heiko Giesel, Frauenarzt,
Tel.: 0431 / 931 31
Fax: 0431 / 974 13 22
mail: [email protected]
Flensburg
Kreisstelle: Meisenstr. 16, 24939 Flensburg,
Tel.: 0461 / 429 39
Fax: 0461 / 468 91
Frau Dr. Ingeborg Kreuz, Prakt. Ärztin,
Tel.: 0461 / 516 01
Fax: 0461 / 58 11 12
mail: [email protected]
Ostholstein
Neumünster
Steinburg
Segeberg
Lübeck
Pinneberg
Lübeck
Kreisstelle: Parade 5, 23552 Lübeck,
Tel.: 0451 / 722 40
Fax: 0451 / 706 31 79
Dr. Wolfgang Reiter, Chirurg,
Tel.: 0451 / 772 78
Fax: 0451 / 706 878
mail: [email protected]
Plön
Stormarn
Herzogtum
Lauenburg
Kreis Nordfriesland
Ralf W. Büchner, Allgemeinarzt
Tel.: 04668 / 211
Fax: 04668 / 212
mail: [email protected]
Kreis Ostholstein
Kreis Schleswig-Flensburg
Bernd Thomas, Augenarzt
Tel.: 04362 / 90 04 40
Fax: 04362 / 90 04 41
mail: [email protected]
Dr. Hans-Joachim Commentz, prakt. Arzt,
Tel.: 04308 / 18 21 61
Fax: 04308 / 18 21 62
mail: [email protected]
Neumünster
Kreis Pinneberg
Kreis Segeberg
Dr. Wolfhard Bindeballe, Internist,
Tel.: 04321 / 450 50
Fax: 04321 / 412 30
mail: [email protected]
Dr. Michael Renner, Radiologe,
Tel.: 04121 / 48 29 29
Fax: 04121 / 48 29 29
mail: [email protected]
Dr. Dieter Freese, Allgemeinarzt,
Tel.: 04551 / 40 55
Fax: 04551 / 922 05
mail: [email protected]
Kreis Dithmarschen
Kreis Plön
Kreis Steinburg
Dr. Wolf-Günter Riesenkampff,
Tel.: 04833 / 457 50
Fax: 04833 / 23 11
mail: [email protected]
Dr. Hans-Joachim Wirtz, Chirurg,
Tel.: 04342 / 71 97 97
Fax: 04342 / 71 97 99
mail: [email protected]
Dr. August Palatsik, Allgemeinarzt
Tel.: 04828 / 91 14
Fax: 04828 / 585
mail: [email protected]
Kreis Herzogtum Lauenburg
Kreis Rendsburg-Eckernförde
Kreis Stormarn
Dr. Monika Schliffke, Allgemeinärztin
Tel.: 04541 / 35 85
Fax: 04541 / 843 91
mail: [email protected]
Dr. Rüdiger von Forstner, Chirurg,
Tel.: 04351 / 422 06
Fax: 04351 / 456 49
mail: [email protected]
Dr. Ernst-Christian Krüger, HNO-Arzt,
Tel.: 04102 / 534 74
Fax: 04102 / 549 67
mail: [email protected]