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04 | 2003 Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Nordlicht 30. Juni 2003 A K T U E L NEUER HVM: Die Diät-Reform L Ihre Impfstoff-Apotheke Testen Sie uns! > komplettes Impfstoffsortiment > lückenlose Chargendokumentation > dokumentierte Kühlkette > gebührenfreie Bestellung per Tel. & Fax > keine Transportkosten > Direktabrechnung mit den Krankenkassen zum AEP > Zustellung per UPS-Express innerhalb 24 h > Freiumschlag für Ihre Rezepte > persönliche Betreuung Fordern Sie kostenlos an: ● ● Impfstoffkatalog persönliche Beratung PARKPLATZ AN DER POST 1 49545 TECKLENBURG Tel.: Günstige Direktbestellung mit Komfort! 0800 - 18 45 390 · Fax: 0800 - 18 45 391 www.berg-apotheke.de Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, gesetz (GMG). Wird das 370 Seiten Werk tatsächlich zum 01.01.04 Realität, wird sich das Gesundheitswesen in Deutschland radikal verändern. Angestrebte Einsparungen werden nicht erreicht, wie schon bei vorausgegangenen Reformgesetzen – dennoch wird es zu weiterer Leistungsrationierung und Zerschlagung wohnortnaher Versorgung, insbesondere durch Fachärzte, kommen. Ein pseudoneutrales Institut für Qualität in der Medizin wird zum Vehikel staatlicher Kontrolle und Steuerung. Inwieweit dies ganze verlogene Konstrukt auf dem Wege durch Bundesrat und Vermittlungsausschuss liberale Züge und tatsächliche Patientenorientierung gewinnen kann, bleibt vorerst fraglich. Dieses Heft befasst sich schwerpunktmäßig mit dem neuen HVM, der ebenfalls von der Abgeordnetenversammlung am 11.06. verabschiedet wurde und ab 01.07.03 gelten soll. Einen kleinen Rückblick erlaube ich mir auf unser letztes Nordlicht-Sonderheft. Es wurde über unsere Kampagne „Ärzte und Patienten in Aktion“ berichtet, unerwartet erfolgreich ist der Landarztroman über Dr. Hartmut von Dernsdorff! Aus ganz Deutschland werden Exemplare angefordert, es gibt kaum ein öffentliches Medium ohne Berichterstattung. Selbst die FAZ widmet dem Autor, den wir unter seinem Pseudonym Bodo Schnurrhahn kennen, eine halbe Seite! Es wird anerkannt, dass Information über die Auswirkungen der Gesundheitsgesetz-Planungen durch diesen Groschenroman weitaus besser den Zielgruppen vermittelt wird als durch Protestkundgebungen oder SchlagwortPlakate. Der Autor arbeitet bereits an einer Fortsetzung. Wir teilen dieses mit freudiger Erwartung mit, insbesondere weil bereits die Aufmerksamkeit des Bundesgesundheitsministeriums erreicht wurde! Mit diesem NORDLICHT verabschieden wir uns in die redaktionelle Sommerpause – wir wünschen den Urlaubern gute Erholung und ungetrübten Abstand von den Sorgen und Lasten unseres Alltags. Mit kollegialen Grüßen Nordlicht A K T U E L L Foto: Böters 12. Juni 2003 gegen 22 Uhr – der erste DMP-Vertrag in Schleswig-Holstein nach gesetzlicher Vorgabe der RisikostrukturAusgleichsverordnung wird unterzeichnet zwischen Herrn Buschmann für alle Primärkassen und mir für die KVSH! Dieser Vertrag zur strukturierten Versorgung chronisch Kranker mit Diabetes mellitus Typ II ist nach gut sechs Monaten intensivster Verhandlungen am Vortage von der Abgeordnetenversammlung der KVSH genehmigt worden. Unsere Vorgaben: Reduzierung der umfangreichen Datensätze, Schutz der vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung, weitestgehender Erhalt der Qualitätsparameter sowie extrabudgetäre Honorierung – sie wurden von den Vertragspartnern respektiert und in gemeinsamer Anstrengung verwirklicht. Dies ist der Betonung im Editorial würdig aus folgenden Gründen: Nach meiner Erfahrung hat die Abgeordnetenversammlung der KVSH noch nie in so tiefgreifender und ernsthafter Diskussion mit Hinterfragung unserer Verantwortung und Würde einen Vertragsabschluss entschieden. Erstmals wurde allen deutlich, dass ein Versorgungskonzept wie hier für die Diabetiker kaum Flexibilität und Spielraum für ärztliche Qualitäts- und Strukturvorstellungen lässt, wenn es sich um eine Rechtsverordnung und damit quasi um staatliche Vorgabe handelt. Das sonst dominante Honorarergebnis trat weitgehend in den Hintergrund bei der schmerzhaften Frage, wie ab jetzt und in Zukunft ärztliches Selbstverständnis, Vertragsfreiheit und unsere Würde verteidigt werden können. In Verantwortung gegenüber der Ärzteschaft, zur Verhinderung einer chaotischer Versorgungslandschaft für unsere Patienten und mit dem Wissen um das maximal Erreichbare hat die Abgeordnetenversammlung in Abwägung aller Konsequenzen und größtenteils mit schwerem Herzen diesem Vertrag mit den Primärkassen zugestimmt. Ab 18. Juni befasst sich in kurzer Folge und mit Sondersitzungen der Bundestag mit dem von der Bundesgesundheitsministerin unbeirrt eingebrachten Gesundheitssystem-Modernisierungs- 4 | 2003 3 Inhalt ■ Titelthema 7 12 Neuer HVM beschlossen HVM - In Zukunft Individualbudgets Hauptsache gesund „Auf die Einnahmen kommt es an“ 15 Von der Honorarverteilung zur Leistungsverteilung von Dr. Klaus Bittmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein 3 6 ■ Editorial ■ Forum ■ Gastkommentar 7 Entscheidend ist die Einnahmeseite von Prof. Dr. med. Fritz Beske ■ Aktuelles Sparen im Gesundheitswesen 15 Jahre KIBIS in Schleswig KV-mobil 9 Mehr Kollegen arbeitslos Verfassungsklage NAV VirchowBund Krankenkassen bezahlen willkürlich 10 Versicherungsfremden Leistungen KVSH hilft Finanzielle Lage der Ärzte 11 Dithmarschen: Notdienstmodell modifiziert Diskussion mit MdBs in Pinneberg Dithmarschen: Probleme mit dem Nachwuchs Foto: Beske-Institut 8 „Prävention zum Anfassen“ Prof. Dr. med. Fritz Beske erläutert in seinem Gastkommentar die Finanzsituation der Gesetzlichen Krankenversicherung. 24 Warten auf ein ■ Abgeordnetenversammlung 16 Parlament billigt erstes DMP Dreiviertelmehrheit nach kontroverser Diskussion für DMP-Diabetes Vertrag - HVM-Streit Mein Problem mit dem Diabetes-DMP Foto: Kienitz von Dr. Hans Köhler ■ Bericht 18 Zertifizierte Online-Fortbildung Universität Witten/Herdecke geht neue Wege in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung 4 So wie Günter Schulz aus Kiel geht es vielen: Tausende von Patienten warten auf ein Organ. Aber die Spendenfreudigkeit nimmt in Deutschland immer mehr ab. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 29 ■ Bericht Hilfe für den Arzt 22 „Nicht der große Wurf“ Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik in Rendsburg: Enttäuschung über Gesundheitsreform 22 Innovationen frisch auf den Tisch Projektbörse zum Gesundheitsstandort SchleswigHolstein am Norwegenkai in Kiel 23 Podiumsdiskussion Gesundheitsexperten trafen sich in Bad Segeberg 24 Warten auf ein Herz Bedarf und Realität: Die dramatische Situation im Bereich Organtransplantationen 26 „Spendenwilligkeit ist rückläufig“ Interview mit Prof. Gundolf Gubernaitis, Geschäftsführender Arzt der Region Nord der Deutschen Stiftung Organtransplantation Foto: Quentin 27 Entdecke die Möglichkeiten EDV-Vernetzung im Gesundheitsnetzwerk Flensburg 28 Immer ein offenes Ohr Um seine Praxis möglichst gut zu organisieren, braucht jeder Arzt gut ausgebildete Arzthelferinnen: Ein Modellprojekt soll die Ausbildung verbessern. Service Patiententelefon kommt gut an 29 Die Praxismanagerinnen kommen Modellprojekt bringt Entlastung ■ Reportage 30 Dr. von Dernsdorff: Der Stoff taugt für’s TV Foto:Wilder Herz Patiententelefon: Positive Bilanz Wie der Roman verfilmt wurde ■ Bericht 32 Nachdenkliches Dr. Klaus Bittmann im NDR-Info Radio ■ Ärztegenossenschaft 34 Generalversammlung 2003 28 Anja Benz ist seit einem halben Jahr für die Anfragen von Patienten zuständig. Wir ziehen Bilanz. 35 36 37 ■ Kolumne 38 39 ■ Termine 40 ■ Kreisstellen ■ Buchecke ■ Tipps ■ Telefon/Impressum DMP-Diabetes Leitsätze Organspendeausweise Beilagen: Abrechungshinweise 3/2003 HVM Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 5 Forum Einkünfte Ruchbare Geschäfte Sie haben sicherlich alle das Schreiben der Kollegin aus der orthopädischen Klinik Pinneberg GmbH zur Kenntnis genommen. Nach reichlicher Überlegung denken wir, dass dieses Schreiben nicht ganz ohne Kommentar bleiben darf. In diesem Schreiben wird uns als einweisende oder überweisende Kollegen angeboten, für jeden Patienten mit einer bestimmten Erkrankung eine so genannte Kooperationsgebühr zu erhalten. Wir dürfen erinnern, dass vor ca. zwei Jahren in ähnlicher Weise auch die chirurgische Klinik des Krankenhauses Wedel eine Offerte machte bezüglich Überweisungen zur endoprothetischen Versorgung unserer Patienten. Vergleichbares ist auch von einer Augenklinik in Kiel bekannt. Die qualitativ hochwertige Arbeit unserer Kollegen an dem einen oder anderen Standort ist außer Zweifel und daher stellt sich natürlich die Frage, tut ein derartiges Verhalten not? Da nutzt es auch nicht, wenn man die finanzielle Zuwendung begründet mit unspezifischer Mehrarbeit des Einweisenden, wobei nicht klar ist, um welche Mehrarbeit oder Aufwendung es sich da handelt oder – was die andere Seite betrifft, mit der Notwendigkeit irgendwelcher Nachsorgeuntersuchungen, die dann statistisch vielleicht ausgewertet werden können, wobei wir doch wissen, dass retrospektive Untersuchungen nur eine eingeschränkte wissenschaftliche Bedeutung haben. Es drängt sich daher auf, dass es sich um Kopfpauschalen handelt. Wir meinen, dass diese Entwicklung nicht ungefährlich ist. Kann hier nicht von anderer Seite vermutet werden, dass unsere Indikationsstellung zu operativen Leistungen oder auch die Verteilung von Patienten zu diesem oder jedem Leistungsanbieter beeinflusst sind? Was haben wir als Zuweiser in diesem Falle zu verlieren? Zunächst stellt sich die Frage der Legitimität eines solchen Ansinnens oder eines solchen Verfahrens. Zweitens stellt sich die Frage: Sind wir nun käuflich geworden und sollen in Zukunft Überweisungen an Geldzuweisungen gebunden sein? Und eine noch viel wichtigere Frage: Untergraben wir nicht mit solch einer Prozedur das Vertrauen unserer Patienten? Wenn diese hinter den Kulissen ablaufenden Geschäfte ruchbar werden, werden wir es sicherlich nicht leicht haben, unsere Unabhängigkeit in unserem medizinischen Denken und Handeln zu begründen. Ein weiterer Sachverhalt gilt zu bedenken: Wenn derartig hohe Prämien für die Zuweisung von Patienten gegeben werden, legt das den Verdacht nah, dass die Vergütung für operative Leistungen sehr hoch ist. Es bleibt zu hoffen, dass den Krankenkassen ein derartiges Verfahren nicht zu Ohren kommt. In diesem Zusammenhang ist aber festzuhalten, dass die Vergütung von operativen Leistungen äußerst unterschiedlich ist, je nachdem, ob diese Maßnahmen stationär in einer eigenen Klinik durchgeführt und pauschal vergütet werden, oder die Leistung ambulant oder belegärztlich erbracht wird. So kann eine Fachklinik z. B. für eine Kreuzbandplastik am Knie ungefähr eine achtmal so hohe Vergütung erzielen wie ein Operateur, der die gleiche Leistung im belegärztlichen oder ambulanten Bereich erbringt. Es gibt viele Beispiele, die eine solche Asymmetrie belegen. Lassen Sie uns zusammenfassen: • operative Leistungen werden unterschiedlich vergütet (klinikstationär versus ambulant/belegärztlich), • ambulante Operateure und belegärztliche Kollegen können, auch wenn sie wollten, keine Kopfpauschalen für Zuweisungen anbieten, • Kopfpauschalen sind eine Unkultur unter Medizinern; der moralische Schaden, der dabei angerichtet werden kann, ist immens • wehret den Anfängen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir denken, dass dieses vertraulich zu behandelnde Diskussionspapier uns alle wachrütteln muss. Bei einer guten und vertrauensvollen sowie leistungsorientierten Zusammenarbeit sind solche bemerkenswerten Offerten wie aus Pinneberg oder Wedel oder von sonst wo nicht erforderlich, unpässlich und gefährlich. Dres. Thomas Wolf, Olaf Herzog, Christoph Hansens, Orthopäden, Elmshorn Vergleich Die „tollen Honorare“ der Kassenärzte Bekanntermaßen gibt es für jeden ersten Arzt-Patienten-Kontakt im Quartal die Ordinationsgebühr. Jeder weitere Besuch des Patienten in der Praxis wird mit der Konsultationsgebühr honoriert. Leistung Preis Leistung Preis Infusion 6,50 Maß Bier 6,50 Inhalation 2,25 Saunabad 9,00 Epikutan-Testung der Haut 1,50 Maniküre 25,00 Rektale Untersuchung 4,50 Geld abheben bei fremder Bank 5,00 Therapie von Akne-Knoten 5,00 Tatoo auf Haut 70/150,00 11,25 Passbilder 10/15,00 EKG Erstellen eines Kurplanes 10,15 Reisepass Punktion Kiefernhöhle 7,00 Nasenpiercing 40,00 Hausbesuch (30 min) 20,40 Besuch Klempner 40/60,00 Ausführliches Therapiegespräch 27,00 Beratung beim Rechtsanwalt 100/200,00 26,00 Mit diesen Leistungen sind alle „normalen“ ärztlichen Leistungen wie einfache Beratung, Spritze, kleine Verbände, Rezepte, Krankschreibungen usw. abgegolten – ganz zu schweigen von der uns verordneten Bürokratie. Was darüber hinaus noch berechnungsfähig ist, soll in der vorstehenden Tabelle mit Leistungen aus dem gesellschaftlichen Leben verglichen werden. Sie sehen, welchen Stellenwert der ärztlichen Leistung beigemessen wird. Ebenso sei angemerkt, dass sich die Punktzahl der einzelnen Leistungen schon seit Jahren nicht geändert hat. Als Punktwert werden 4,5 Cent pro Punkt gerechnet. Es zeigt nur, wie wenig Ahnung die Ministerin von dem hat, was in den meisten Praxen in Wirklichkeit abläuft. Dr. Manfred Simon, Allgemeinarzt, Kronshagen 6 Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Gastkommentar Entscheidend ist die Einnahmeseite von Prof. Dr. med. Fritz Beske, Beske-Institut, Kiel ie Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung wird durch Ausgaben und Einnahmen bestimmt. Im Vordergrund der gesundheitspolitischen Diskussion steht die Ausgabenseite, stehen die Schlagworte Über-, Unter- und Fehlversorgung, stehen vermutete Einsparpotenziale durch mehr Qualität, mehr Wettbewerb und mehr Effizienz, stehen Strukturfragen wie die Gestaltung der fachärztlichen Versorgung und der Sicherstellungsauftrag der kassenärztlichen Vereinigungen. Der Problematik der Einnahmeseite der gesetzlichen Krankenversicherung wird dagegen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei wird mehr und mehr deutlich, dass die prekäre Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung nicht durch die gesetzliche Krankenversicherung selbst und damit intern verursacht worden ist, sondern dass es in erster Linie externe und im Wesentlichen politisch vorgegebene Entscheidungen sind, die als ursächlich für die Finanzsituation der GKV angesehen werden müssen. D Unbestritten sind die Auswirkungen der Arbeitsmarktsituation auf die Einnahmen der GKV. Daneben ist aber auch deutlich geworden, dass zwei weitere Faktoren die Finanzsituation der GKV negativ beeinflussen: Die Fremdleistungen und der „Verschiebebahnhof“. Fremdleistungen oder versicherungsfremde Leistungen sind Leistungen, die der gesetzlichen Krankenversicherung aus sozial- oder familienpolitischen Gründen übertragen worden sind und die nicht der Krankenbehandlung dienen. Finanzvolumen: Mindestens drei Milliarden Euro jährlich. Der „Verschiebebahnhof“ beinhaltet die Belastung der gesetzlichen Krankenversicherung durch Entscheidungen der Politik bei gleichzeitiger Entlastung anderer Zweige der Sozialversicherung und des Staates. Finanzvolumen: 30 Milliarden Euro von 1995 bis 2003, fortlaufend rund 5 Milliarden Euro jährlich. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Schon seit langem wird darüber hinaus vermutet, dass auch die Wiedervereinigung die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung beeinflusst hat, ohne dass diese Vermutung jedoch konkretisiert werden konnte. Unser Institut konnte jetzt anhand eines ökonometrischen Modells auf der Grundlage von empirischen Fakten und Methoden nachweisen, dass vor dem Hintergrund der maroden DDR-Wirtschaft die Wiedervereinigung die Wachstumsrate bei Löhnen, Gehältern und Renten in den alten Bundesländern so negativ beeinflusst hat und in einem solchen Umfang zu höheren Arbeitslosenzahlen führte, dass unter Einschluss der Auswirkungen des Risikostrukturausgleichs der Beitragssatz in den alten Bundesländern ohne Wiedervereinigung im Jahre 2003 dem Beitragssatz von 1991 entsprochen hätte – 12,2 Prozent. In Euro ausgedrückt bedeutet das heute eine Differenz von rund 24 Milliarden Euro. Das Ergebnis dieser Arbeit unterstreicht eindeutig die Feststellung, dass die gesetzliche Krankenversicherung ein Einnahmeproblem hat. Es sind vorrangig und in erster Linie externe Einflüsse und politische Entscheidungen verantwortlich für die defizitäre Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung. Ohne eine grundlegende Sicherstellung der Einnahmeseite wird die gesetzliche Krankenversicherung ihre defizitäre Finanzsituation kaum überwinden können. 7 Aktuelles Präventionswoche „Prävention zum Anfassen“ im Lübecker Rathaus Lübeck (jw) - Alle reden davon, dass eine konzertierte Aktion der im Gesundheitsbereich tätigen Kräfte nicht möglich sei - in Lübeck bewiesen das Gesundheitsamt, mehrere örtliche Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen vom 07. bis 11. April das Gegenteil. Unter dem Motto „fit for life“ organisierten alle zum zweiten Mal speziell für die achten Klassen der Haupt- und Förderschulen eine Präventionswoche. An verschiedenen Ausstellungsständen informierten Fachleute die Jugendlichen über Themen wie „Alkohol“, „illegale Drogen“, „Verhütung/HIV“, „Zahngesundheit“ und „Impfschutz“. An allen Ständen hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und auf einem begleiteten Rundgang „Prävention zum Anfassen“ zu erleben. Es gab alkoholfreie Mixgetränke, eine Ausstellung von Schülerplakaten zum Thema „Cannabis Sünde sein?“, an einem Modell konnte das Überziehen eines Kondoms geübt werden, der bewährte Prophylaxetunnel der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein stand zum Ausprobieren zur Verfügung und zum Thema Hörschäden wurde eine Lärmsäule aufgebaut. Außerdem wurden kostenlos Impfpässe ausgewertet. Auf dem Lübecker Marktplatz zeigte die DEKRA einen Crashtest zum Thema „Verkehrssicherheit“. Die gemeinsame Aktion war durch die Vernetzung und enge Kooperation der wichtigsten in Lübeck tätigen Beratungsstellen und Selbsthilfeorganisationen gekennzeichnet. „Wir wollten zeigen, dass es auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen möglich ist, hochinformative und auf die Jugendlichen abgestimmte Prävention zum Anfassen zu bieten“, so Dr. Olaf Schoeniger-Peters, Hauptorganisator der Präventionswoche und Leiter des Zahnärztlichen Dienstes/ Jugendzahnpflege beim Gesundheitsamt Lübeck. Jubiläum 15 Jahre KIBIS in Schleswig Schleswig (jw) - Die Schleswiger Kontaktstelle KIBIS blickte im April 2003 auf 15 Jahre engagierten Wirkens für die Selbsthilfe zurück. Tausende Menschen suchten und fanden hier Hilfe zur Selbsthilfe. Während andernorts die Kontaktstelle an bestehende Organisationen übertragen wurde, gründeten KV-Kampagne Alle Hände voll zu tun hatten die vielen ehrenamtlichen Fachleute auf der Präventionswoche in Lübeck. 8 Foto: Schoeniger-Peters Herz-Kreislauf auf Touren in Kiel Am 9. Juli macht der Image-Bus der KVen auf dem Kieler AsmusBremer-Platz Station. Ein Team von sechs Medizinern wird die Menschen am KV-Mobil über Risikofaktoren und Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren. Insgesamt drei Monate lang wird die Tour der Kassenärztlichen Vereinigungen mit ihrem Infobus dauern. Die Tour startete am 11. Juni in Berlin und endet am 17. September in Potsdam. An jeder der insgesamt dreißig Stationen steht ein Ärzteteam für Gespräche zur Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 hier Selbsthilfegruppen, Ärzte und Verantwortliche aus Politik Verwaltung den Verein. Mit KIBIS bekamen Selbsthilfeinteressierte und bestehende Gruppen nicht nur professionelle Unterstützung, sondern auch eine starke und agierende Lobby. Man ist sehr zuversichtlich, dass den Menschen nochmals weitere 15 Jahre geholfen werden kann. Kontakt zu KIBIS: 04621 - 277 48 [email protected] Verfügung und bietet Service wie zum Beispiel Blutdruck- und Blutzuckermessen an. Außerdem können interessierte Bürgerinnen und Bürger mit Mitarbeitern der örtlichen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) über die Auswirkungen der bevorstehenden Gesundheitsreform diskutieren. „Politik und Gesellschaft reden viel vom ‚mündigen Patienten’“, erläutert Dr. Leonhard Hansen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Allgemeinmediziner aus Aachen, den Hintergrund der Aktion. „Mit dem KV-Mobil wollen wir dazu einen Beitrag leisten und die gemeinsame Verantwortung von Ärzten und Patienten stärken. Jobsuche Mehr Kollegen arbeitslos Kiel (guso) – Aus einer Antwort der schleswig-holsteinischen Landesregierung auf eine kleine Anfrage (Drucksache 15/2681) der FDP geht hervor, dass die Zahl der arbeitslosen Ärzte im Land nach Schätzungen des Landesarbeitsamtes Nord aktuell 272 beträgt. Bei 13.251 registrierten Ärztinnen und Ärzten entspricht das einer Quote von 2,05 Prozent. Im Vorjahr waren 247 Ärzte (1,86 Prozent) ohne Job. 2001 lag die Quote noch bei 1,76 Prozent (229). Zwischen 1998 und 2002 stieg die Zahl der in Schleswig-Holstein niedergelassenen Ärzte von 3.960 auf 4.186. An Krankenhäusern waren im vergangenen Jahr 4.962 Ärzte beschäftigt (1998: 4.613). Anfang 2003 blieben 70 Hausarztpraxen unbesetzt: Dithmarschen (8), Kreis SchleswigFlensburg (14), Herzogtum Lauenburg (6), Pinneberg (10), Plön (6), Segeberg (8), Steinburg (15), Stormarn (5). Zudem geht aus dem Papier hervor, dass die flächendeckende Patientenversorgung Virchow-Bund klagt gegen Nullrunde Kiel (Q) - Der Landesverband des NAV Virchow-Bundes hat jetzt seine Klage gegen die Nullrunde durch das BMGS in Karlsruhe eingereicht. In der Klage wird die Unverhältnismässigkeit der Mittel angeprangert. „Bevor solche Massnahmen ergriffen werden, müssten versicherungsfremde Leistungen erst in die GKV zurückgeführt werden“, sagt Ralf Büchner, Vorsitzender des Landesverbandes. Foto: Sommer Bezahlung Krankenkassen bezahlen willkürlich (fs) - Wenn ein Rollstuhlfahrer zum Arzt oder zur Krankengymnastik muss, braucht er nicht selten ein Transportfahrzeug. Fährt er mit einem Behindertentransportwagen, hängt die Bezahlung durch die Krankenkasse in hohem Maße von seinem Wohnort ab. Denn obwohl die Erstattung von Fahrkosten bundeseinheitlich im V. Sozialgesetzbuch geregelt ist, entscheiden die Kassen nicht selten nach Belieben über die Kostenübernahme. Das kann Anja Z. berichten, die an Multipler Sklerose leidet, durch die Krankheit geh- und sprachbehindert wurde und seit einem Jahr in einem Hamburger Pflegeheim lebt. Noch im September 2002 bezahlte ihr die Techniker Krankenkasse (TK) die Fahrten mit dem Behindertentransportwagen (BTW) zur ihrem Arzt. Von dem Fahrpreis (61,28 Euro) zahlte die ehemalige Angestellte lediglich 26 Euro Eigenanteil. Im November nutzte sie erneut einen BTW. Wochen später flatterte ihr eine Rechnung über den vollen Preis ins Haus. Die TK hatte heimlich, ohne ihre Mitglieder zu informieren, die Bezahlung für Versicherte eingestellt, die nicht von den Zuzahlungen befreit waren. Die Leistungsminderung durch die Hintertür erklärt TK-Sprecher Hermann Bärenfänger. „Die Bezahlung der BTW-Transporte für zuzahlungspflichtige Patienten war in der Vergangenheit fehlerhaft.“ Erst im Herbst, als ein externer Verfassungsklage nach Auffassung der Landesregierung mittel- und langfristig nicht beeinträchtigt sei. „Angesichts einer in fast allen Regionen des Landes bestehenden Überversorgung mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sieht die Landesregierung die Patientenversorgung derzeit gesichert.“ Für auftretende negative Veränderungen könnte auf Nachsteuerungsinstrumente zu-rückgegriffen werden. Darüber hinaus müsse man die Entwicklung beobachten, um rechtzeitig Vorkehrungen treffen zu können. Ein alltägliches Bild: Aber die Krankenkassen bezahlen Transportkosten für Rollstuhlfahrzeuge sehr willkürlich Dienstleister das Abrechnungswesen übernahm, sei der Irrtum aufgefallen. Jetzt halte man sich an die gesetzlichen Bestimmungen, die eine Kostenübernahme nicht vorsehen. Auch die Barmer Ersatzkasse macht den Gesetzgeber für den Geiz verantwortlich. „Bei nicht zuzahlungsbefreiten Versicherten gibt es für Fahrten zur ambulanten Behandlung keine rechtliche Möglichkeit zur Kostenübernahme“, sagt Pressesprecher der Schleswig-Holsteinischen Barmer Wolfgang Klink. Seltsam. Denn in Köln, Dresden oder Bochum gibt es bei der Bezahlung keine Schwierigkeiten. „Bei uns bezahlen alle Kassen die Transporte mit dem BTW, auch die TK und die Barmer“, erklärt Udo Pockowietz. Der Geschäftsführer des Bochumer Krankenbeförderungsunternehmens Sani-Car legt nach: „In der Regel zahlen die Kassen spätestens nach der ersten Mahnung.“ Auch in Bremen sind Zahlungsschwierigkeiten unbekannt. „Hier gibt es keine Krankenkasse, die den BTW nicht bezahlen würde“, sagt Hartmut Höfermann, Leiter des Behindertenfahrdienstes des Deutschen Roten Kreuzes. „Auch wir haben keine Probleme mit der Bezahlung unserer Behindertenbeförderungen“, erklärt Werner Obermeier, Chef der Firmengruppe MKT (Münchener Krankentransport). Sein Unternehmen, nach Eigenangaben das größte in der Branche, führt bayernweit Rollstuhltransporte durch. In Frankfurt a.M., Kiel und Han- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 nover sind die Kassen dagegen genauso sparsam wie in Hamburg und lassen zuzahlungspflichtige Patienten den gesamten Transport aus eigener Tasche zahlen. „Leider stehen die TK und die Barmer mit ihrer Haltung nicht allein“, bedauert Leif Fiege. Der Hamburger Unternehmer, der sich mit seiner „Mobilen Hilfe für Behinderte“ (MHB) auf den Transport von Rollstuhlfahrern spezialisiert hat, beobachtet seit langem eine zunehmende Sparpolitik zu Lasten gehbehinderter Patienten. Die Kosten für ambulante Fahrten würden immer stärker auf die Versicherten abgewälzt. „Auch die BKK Mobil Oil, die Hamburg-Münchener und die Gmünder Ersatzkasse verweigern inzwischen die Bezahlung der Transporte“, so der MHB-Chef. Gegen den Trend schwimmen die Innungskrankenkasse, AOK und DAK. Warum, erklärt DAKVertragschef Egbert Schuhr. „Wir haben gültige Verträge mit den Transportunternehmern und tragen diese Kosten“, sagt Schuhr, der zudem befürchtet, die Rollstuhlfahrer könnten vom BTW auf die erheblich teureren Krankenwagen umsteigen. „Unterm Strich könnte uns eine Zahlungsweigerung noch viel teurer kommen“, sagt der DAK-Mann. Denn ein Krankenwagen ist mit über 60 Euro pro Fahrt doppelt so teuer wie ein BTW. Und diese Kosten muss jede Kasse zahlen, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt. Dagegen könnte das Gesundheitswesen Millionen Euro sparen, würden alle Kassen die Nutzung der bundesweit 4200 BTW befolgen. 9 Aktuelles Die versicherungsfremden Leistungen KVSH hilft Was machen mit KK, MDK und BehördenAnfragen Wie gehe ich mit Anfragen von Krankenkassen oder Behörden um? Eine Problematik, vor der viele Niedergelassene regelmäßig stehen. Die KVSH zeigt Ihnen in einer Übersicht, welche Anfragen Sie unter welchen Voraussetzungen beantworten müssen und wie Sie den entstandenen Aufwand abrechnen können. Sie können den Gesamttext der Broschüre oder eine Kurzübersicht unter www.kvsh.de einsehen und downloaden. Oder Sie bestellen die Info-Blätter einfach per E-Mail unter [email protected] Kümmerexistenz in Weiß Die Mär vom Reichtum der Ärzte (guso) – „Die wirtschaftliche Ausgangsbasis ist für die Ärzteschaft in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden“, sagt einer, der es wissen muss: HansRudolf Algier, gelernter Banker und seit Anfang der 90er Jahre Niederlassungsberater bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg. Nach über vier Jahrzehnten im Finanzgeschäft steht für den Endfünfziger fest: „Die meisten Ärzte gehören nicht zu den Großverdienern, weil ein massives Problem auf der Einnahmenseite und folglich beim frei verfügbaren Monatseinkommen besteht.“ Das bekam auch Kay Lüders zu spüren, der 1998 in Pinneberg eine Praxis übernahm und sich als Hals-, Nasen- und Ohrenarzt selbstständig machte. Fünf Jahre später ist die Existenz des 41-Jährigen geschlossen. Denn statt der kalkulierten Einnahme von etwa 42 Euro pro Patient und Quartal, kam er am Ende nur noch auf 30 Euro. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Miete, Strom und seine beiden Angestellten um etwa zehn Prozent. Der Gewinn wurde immer kleiner, zum Schluss drohte Insolvenz. Nach Abzug der Betriebskosten, Steuern, Vorsorgezahlungen und 10 Kredittilgungen bleibt von den Umsätzen kaum etwas übrig. Eine Nervenärztin, die im südlichen Schleswig-Holstein eine Praxis übernehmen und ein monatliches Nettoeinkommen von 1.500 Euro erreichen wollte, müsste einen Jahresumsatz von rund 116.000 Euro erzielen. Bei einem geschätzten Fallwert von 60 Euro pro Patient, bräuchte sie rund 460 Patienten im Quartal. Dabei spielt ein 140.000 Euro-Darlehn für die Praxisübernahme (75.000 Euro) und die Modernisierung (65.000), nur eine Nebenrolle. „An einer Investition ist noch niemand Pleite gegangen“, meint Algier und rechnet vor, was passieren würde, wenn die Frau „die Praxis geschenkt bekommt“. Um den angepeilten Nettoverdienst zu erreichen, müsste sich der Jahres-umsatz bei 112.000 Euro einpendeln. Zwar würde der Kredit mit 65.000 Euro niedriger ausfallen, dafür läge aber das zu versteuernde Einkommen höher. Das Finanzamt greift zu und das Geld ist weg. Deshalb sollte sich jeder Arzt genau über die Einkommenssituation informieren. „Was unterm Strich bleibt ist interessant.“ Auch gegenüber der Öffentlichkeit, die den Mediziner als Spitzenverdiener mit Porsche, Bungalow und Motorjacht sieht. Die Wahrheit sieht anders aus. Algier: „Der niedergelassene Arzt von heute führt eine Kümmerexistenz.“ Nach einer Kostenstrukturanalyse aus dem Jahr 1999 für die alten Bun- desländer betrug das durchschnittliche frei verfügbare Einkommen aus vertragsärztlicher Tätigkeit von Allgemeinärzten 1.743 bis 4.221 Euro im Monat. Der Verdienst von Augenärzten, Gynäkologen und Urologen bewegte sich in ähnlichen Größen. Etwas schlechter sah es bei Hautärzten (1.364 bis 3.603 Euro), Chirurgen (1.044 bis 4.050 Euro) und Nervenärzten (1.555 bis 4.003 Euro) aus. In der Spitze erreichte keine der Fachgruppen einen durchschnittlichen Nettoverdienst von 5.000 oder mehr Euro. „Das dürfte sich noch weiter nach unten verschoben haben“, glaubt Roland Ilzhöfer von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Daher, so vermutet der stellvertretende KBV-Sprecher, stecken viele Mediziner in einem wirtschaftlichen Schlamassel. Das in Thüringen bereits 1997 über 50 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern an die 60 Prozent aller niedergelassenen Ärzte ihre Gagen an Geldanstalten verabfolgt hatten, darf als Indiz gelten. Sollte es künftig zu Direktverträgen zwischen Ärzten und Krankenkasse kommen, dürfte das Honorar als Sicherheit ausgedient haben. Denn schließlich weiß niemand, was bei den Verträgen am Ende rausspringt. Hans-Rudolf Algier hält die Lösung per Direktkontrakt für so aufwändig, dass er nicht an sie glaubt. Auch bei den Geldinstituten erwartet er kurzfristig keine gravierenden Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Verhaltensänderungen. Der Arzt wäre schließlich ein guter Kunde und die Zahlenjongleure nur daran interessiert, ihr Geld zu kriegen. „Solange Tilgung und Zins befriedigt werden“, sagt Algier, „ist die Welt des Bankers in Ordnung“. Und trotzdem gibt es im medizinischen Bereich eine Reihe von Insolvenzen. Nach Informationen aus dem Statistischen Bundesamt suchten im vergangenen Jahr fast 500 Praxen, Krankenhäuser und andere soziale und medizinische Einrichtungen ihr Heil in der Insolvenz. Darunter waren 40 Allgemeinmediziner und 32 Fachärzte. 59 Verfahren wurden eröffnet, dreizehn mangels Masse abgelehnt. Die Gesamtforderungen beliefen sich auf über 47 Millionen Euro. Noch öfter gingen Zahnärzte den Weg zum Amtsgericht: 65. Die Gläubiger wollten 43 Millionen (Zahlen vom Stat. Bundesamt 2002). Finanzexperte Algier befürchtet dennoch keine Pleitewelle, sondern prognostiziert grundsätzliche Änderungen: „Die Kassenbeiträge sind nicht beliebig zu steigern und an den Ärzten kann man nicht beliebig sparen. Für mich ist klar: Der Patient zahlt künftig noch mehr Leistungen aus eigener Tasche. Die Medizin wird dann das, was sie schon ist: Zu einer weitestgehend, marktwirtschaftlich orientierten Dienstleistung.“ Aktuelles aus den Kreisen Dithmarschen Notdienstmodell wird modifiziert Q - Das in der Öffentlichkeit umstrittene neue Wochenend-Notdienstmodell mit Anlaufpraxen und mobilen Ärzten für Dithmarschen soll ergänzt werden. Das kündigte die verantwortliche Arbeitsgruppe Anfang Juni in Heide an. So sollen sechs Ärzte nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter für die Bevölkerung im Einsatz Pinneberg Bundestagsabgeordnete zur Gesundheitsreform Q - Mit so viel Ungemach hatten die Mitglieder der Kreisstelle Pinneberg wohl doch nicht gerechnet. Grosse Sorgenfalten konnte man in den Gesichtern der fast 50 Kolleginnen und Kollegen sehen, die sein, davon drei in Anlaufpraxen und drei mobil mit dem Taxi unterwegs. Außerdem sollen zwei Kollegen als „Feuerwehr“ bereitstehen, falls es zu Engpässen in der Notdienstversorgung kommt. „Wir sind sicher, dass sich das Modell trotzdem für alle rentieren wird“, verspricht Dr. Dieter Kuntze, Sprecher der Modell-Arbeitsgruppe. Besonders durch den Druck vieler Gemeinden, die eine Unterversorgung der Bevölkerung fürchten, wird das Modell noch mal überar- Dienst am Patienten: Das Notdienstmodell in Dithmarschen wird umgeändert Ende Mai in Elmshorn die Pinneberger Mitglieder des Bundestages von Bündnis 90/Die Grünen und CDU, Rainder Steenblock und Ole Schröder, zur bevorstehenden Gesundheitsreform befragten. Und was ihnen dann noch Kreisstellenleiter Dr. Michael Renner an Unsäglichkeiten auftischte, hatten sich viele bisher nicht ausgemalt: Das Zentrum für Qualität in der Medizin, Facharztzentren, Unveräußer- lichkeit der Praxen - die Reform hat es in sich. Gleich zu Anfang wurde es hitzig: „Wir haben eines der schlechtesten und ineffizientesten Systeme der Welt“, heizte Steenblock die Diskussion an. Doch im weiteren Verlauf wurde der Grüne, der auf der Podiumsdiskussion viel einstecken musste, immer leiser und gab am Ende zu verstehen, dass er einiges gelernt hätte und dies auch beitet. Die Gruppe ist sich aber sicher, dass auch die zweite Abstimmung eine Mehrheit für das Anlaufpraxenmodell bringen wird. Die erste war durch einen Formfehler ungültig. mit nach Berlin nähme. Der CDU-Abgeordnete Schröder konnte den Eindruck nicht zerstreuen, dass der Kollege Seehofer ihm das Rüstzeug geschnürt hatte. Vieles klang soufliert. Fazit des Abends: Die Entscheidungsträger im Bundestag wissen oft nicht, worüber sie eigentlich genau abstimmen. Für das Publikum war diese Tatsache allerdings sehr erhellend. Die KVSH ist in den Kreisen mit 15 Kreisstellen vertreten. An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen in regelmäßiger Folge die jeweiligen Vorsitzenden und informieren über Probleme, Gelungenes und Zukünftiges in der jeweiligen Kreisstelle. Heute: Dithmarschen. Q - Erst vier Wochen im Amt, doch für eine Eingewöhnungszeit hat Dr. Wolf-Günter Riesenkampff keine Zeit. Eine neue Notdienstregelung macht dem 59jährigen das Leben schwer. Das neue Wochenend-Notdienst-Modell sieht für das ganze Jahr drei Anlaufpraxen und drei mobile Ärzte vor. Gleichzeitig sollen zwei Kollegen als „Feuerwehr“ in Bereitschaft stehen und Hausbesuche übernehmen, wenn die Wartezeiten für die Patienten zu lang werden. Für die Mehrheit der Kollegen ist dies ein Zukunftsmodell, für die Bevölkerung eine Verschlechterung der Versorgung. Nun macht auch noch die Lokalpolitik gegen das Modell mobil und die Medien gestalten die Durchsetzbarkeit auch nicht einfacher. „Wir werden sicher nach- bessern müssen“, räumt der Allgemeinarzt und Chiropraktiker ein, „aber dann wird es für diese Region mit seinen Nachwuchsproblemen die beste Lösung sein.“ Genau das ist die nächste Baustelle für den Mann aus Wesselburen: Der Nachwuchs. Die Attraktivität eines Landarztsitzes im küstennahen Dithmarschen ist schon lange kein ausreichendes Prädikat mehr für eine Niederlassung. Der Mediziner nennt die Gründe: „Ständige Erreichbarkeit und eine stagnierende Bezahlung schreckt Jungmediziner ab, auf das platte Land zu gehen“. Deshalb sei es so wichtig, einen Notdienst einzurichten, der Planbarkeit gewährleiste, meint Riesenkampff. Denn die Situation sei drama- Foto: Wilder Probleme mit dem Nachwuchs Dr. Wolf-Günter Riesenkampff, neuer Leiter der Kreisstelle Dithmarschen tisch. 72 Prozent der Dithmarscher Kolleginnen und Kollegen sind über 50. Bei den Allgemeinmedizinern sieht es noch schlechter aus: Mehr als 50 Prozent sind Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 über 60 Jahre alt. Und so lange das Image des ländlichen Praxisarztes nicht verbessert wird, hoffen viele vielleicht vergeblich darauf, ihren Arztsitz in Dithmarschen zu verkaufen. Riesenkampff: „Es muss damit Schluss sein, auf den Ärztinnen und Ärzten ständig herumzuhacken. So ist es nämlich kein Wunder, wenn von 100 ausgebildeten Ärzten nur zehn Prozent in die Praxis gehen.“ Von der KVSH würde sich Riesenkampff ein Programm wünschen, dass die Attraktivität des Standortes Dithmarschen für eine Niederlassung erhöht. Als Positiv bewertet er die Arbeit des MQW (Medizinisches Qualitätsnetz Westküste). 70 der über 120 Dithmarscher Ärzte sind Mitglied in diesem Verbund. „Das Miteinander hat sich unter den Kollegen einfach verbessert.“ Es sei jetzt viel einfacher, sich gegenseitig zu vertreten. Das MQW trägt mit dazu bei, die Einigkeit untereinander zu fördern, „und das“, versichert Riesenkampff, „ist mein Ziel.“ 11 Titelthema HVM: Sorgfältige Geburt Mit einigen Ergänzungen und Änderungen hat die Abgeordnetenversammlung am 11. Juni ohne Gegenstimme bei einigen Enthaltungen den neuen HVM beschlossen. Er tritt damit am 1. Juli 2003 in Kraft. s war insgesamt eine sehr „sorgfältige“ Geburt, da das Thema in insgesamt vier Abgeordnetenversammlungen mit jeweiliger Vorbereitung durch den HVM-Ausschuss behandelt wurde. Dabei wurde seitens der Abgeordneten besonderer Wert darauf gelegt, die von den betroffenen Praxen geäußerten Kritikpunkte nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Entsprechend ist es zu einigen Änderungen im Zusammenhang mit den Sonderregelungen für geänderte Praxisstrukturen gekommen. E Modifikationen der Sonderregelungen Die wichtigste Veränderung gegenüber dem Ursprungskonzept ist, dass echte neue Praxen innerhalb von fünf anstelle von drei Jahren den Fachgruppenschnitt erreichen können, ehe eine Festschreibung auf dem erreichten Abrechnungsniveau erfolgt. Demgegenüber bleibt es z. B. bei übernommenen unterdurchschnittlichen Praxen dabei, dass hier ein Anpassungszeitraum von drei Jahren bestehen bleibt. Eine weitere Veränderung betrifft den Punktwert, mit dem neu gegründete Praxen während der Anpassungsphase vergütet werden. Sie erhalten anstelle des ursprünglich vorgesehenen Durchschnittspunktwertes der Fachgruppe eine Vergütung mit dem (besseren) Referenzpunktwert, welcher um 4,5 Cent liegen wird. Mit Überschreiten des Fachgruppendurchschnitts erfolgt dann aber eine Vergütung mit dem floatenden Punktwert. Geändert wurden ferner die Bestimmungen für Gemeinschaftspraxen, bei denen ein Partner seine Zulassung ohne Nachfolger zurückgibt und solche, die einen neu zugelassenen Arzt aufnehmen. Gegenüber den 12 ursprünglichen Fassungen handelt es sich aus Sicht der betroffenen Praxen durchweg um Verbesserungen. Für die Details verweise ich auf die Regelungen nach § 12.4.4 der Beilage dieser Nordlicht-Ausgabe Abstaffelungsregelung für Radiologen und Psychotherapeuten Aufgrund des Wortlauts der Vorgaben des erweiterten Bewertungsausschusses sind für alle Arztgruppen (ggf. zusätzliche) Abstaffelungen der Punktwerte bei mehr als 5 prozentigem Punktzahlzuwachs gegenüber dem Vorjahr vorzusehen. Warum dieser Beschluss auch Arztgruppen ohne Praxisbudget einschließt, ist nicht so recht erklärlich. Allerdings ist die Vorgabe bindend, so dass der neue HVM für diese Fachgruppen eine Regelung unter § 12.3.3 vorsieht. Es handelt sich um eine „milde“ Umsetzung der Vorgabe, so dass Ärzte mit einem Zuwachs um z. B. 20 Prozent lediglich einen Abstaffelungseffekt von 1 Prozent bis 2 Prozent erfahren. Umsetzung BSG-Urteil Praxisbudget Wie viele Leser mit Interesse verfolgt haben werden, hat das Bundessozialgericht eine Prüfung der Kostensätze (insbesondere der Hautärzte) laut Praxisbudget vorgeschrieben. Nun sind diese zwar mit Wirkung zum 1. Juli nicht mehr im EBM enthalten. Die Fachgruppenkontingente des HVM wurden allerdings 1997 und in Wiederholung 1999 unter Berücksichtigung dieser Kostensätze geschnitten. Da die Fachgruppenkontingente im HVM bestehen bleiben, wirkt das Urteil auf die Bemessung der Kontingente fort. Nach Sichtung und Beurteilung der zur Ver- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 fügung stehenden Datenquellen hat die Abgeordnetenversammlung entschieden, das Kontingent der Hautärzte zu korrigieren. Diese Korrektur geht – unvermeidlicherweise – zu Lasten der fachärztlichen (Gesamt-)Vergütung und belastet diese mit knapp 0,25 Prozent. Andere Korrekturen sind nicht vorgesehen worden. Wie geht es jetzt weiter? Wir hatten Ihnen im Schreiben von Ende März lediglich vorläufige Werte Ihrer Punktzahlvolumina für das dritte Quartal 2003 mitgeteilt. Wir teilen Ihnen Ende Juni schriftlich die für Ihre Praxis geltenden Volumina für die Quartale III/2003 bis II/2004 mit. Mit Erscheinen dieser Nordlicht-Ausgabe werden Sie den Brief vielleicht schon erhalten haben. Bearbeitung Härtefallanträge Die bislang eingegangenen Härtefallanträge werden in einer Vorstandskommission beraten und entschieden. Der Grossteil dieser Fälle wird bis Ende Juni behandelt worden sein. Selbstverständlich erhalten Sie darüber umgehend eine schriftliche Information. Fazit Alle Gremien sind sich bewusst, dass der neu beschlossene HVM kein goldener Weg ist. Das einzig faire System wäre das einer Honorierung mit festen Preisen und mit einer Finanzierung entsprechend des medizinischen Bedarfs. Die Forderung nach festen Preisen ist mit der Verankerung eines Referenzpunktwerts von 4,5 Cent partiell umgesetzt. Allerdings entsprechen die Ihnen zugerechneten Volumina eben nicht dem Bedarf. Sie sind vielmehr Ausdruck der mangelhaften Finanzierung des ambulanten Systems. Wir wissen, dass die Erwartungen in die Zukunft, gerade was die politischen Implikationen dieses HVM angeht, hoch sind. Erste Effekte werden wir schon in einigen Quartalen beurteilen können. Eines steht aber schon heute fest: Wir werden über die Entwicklung massiv berichten und zudem in geeigneter Weise gerade im Nordlicht die Diskrepanz zwischen Vergütungshöhe und Leistungsanspruch dokumentieren. Nicht vergessen werden darf schließlich, dass die Vergütungsmisere eine maßgebliche Ursache in der fragwürdigen Höhe der Kopfpauschalen hat. Das passt nun einmal nicht zu einem einheitlichen Leistungsanspruch der Versicherten. Dr. Ralph Ennenbach, KVSH HVM: In Zukunft Individualbudget Was lange währt wird endlich gut? Zwar mit großer Mehrheit beschlossen, aber die HVM-Entscheidung war nicht unstrittig. in Paradigmenwechsel in der Landschaft der vertragsärztlichen Versorgung. Wohl mehr als nur eine Übergangslösung bis die Selbstverwaltung die Auflage eines neuen EBM 2000+ erfüllt. Den Vertragsärztinnen und -ärzten steht ein individuelles Punktzahlvolumen zur Verfügung, auf der Basis eines Zielpunktwertes von 4,5 Cent. Wenn bisher die unbekannte Variable der Preis der ärztlichen Leistung war, ist es jetzt die Leistungsmenge, die den Gegebenheiten unseres ärztlichen Handelns angepasst wird. Die Vergangenheit zeigte, dass das Geld der Leistung nicht folgt. Mit der Konsequenz, die Leistungen werden jetzt der vorhandenen Geldmenge angepasst! Ein schwerer Schritt für jeden Vertragsarzt. Wer in Zukunft in die Menge geht, hat die Folgen selber zu tragen und zu verantworten! Dieser HVM 2003 erfordert ein nicht unerhebliches Maß an Solidarität und Kollegialität im Umgang mit diesen Gegebenheiten in der hausärztlichen - und fachärztlichen Versorgung. Die Vertragsärzteschaft in Schleswig-Holstein legt die Last des Morbiditätsrisikos schrittweise ab. Hiermit wird der Mangel in der ambulanten ärztlichen Versorgung offensichtlich. E Nutzen wir diese Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit und Diskussion mit unseren Bürgern und Politikern. Mengenentwicklungen und/oder medizinische Innovation sind nur in Zukunft durch ergänzende Verträge mit den Kostenträgern zu erfüllen. Sicherlich ein unbequemer Weg, aber ein notwendiger, weil längst überfällig. Dies ist das eigentliche Ziel einer Mangelverwaltung, dieses Honorarverteilungsmaßstabes. Die Diskussion mit den Ärzten für Kinderund Jugendpsychiatrie zeigt auch, dass die Vergangenheit mit diesem zukünftigen HVM nicht gelöst wurde. Insbesondere der Zuschnitt der Fachgruppentöpfe seit Mitte der neunziger Jahre macht mittlerweile Ungerechtigkeiten der Honorarverteilung der einzelnen Fachgruppen deutlich. Hier wurde nun eine Vergangenheit als Ist-Situation zementiert für ein künftiges Individualbudget und somit Ungerechtigkeiten in die Zukunft übertragen. Dieser HVM wird die Verwaltung des Mangels in der ambulanten Versorgung sehr deutlich machen, wenn die bisherigen Umsonstleistungen nicht erbracht werden und notgedrungen Kosten in den Praxen reduziert werden müssen! Dies setzt allerdings in der Tat voraus, dass bei zunehmenden Wartezeiten in der fachärztlichen Versorgung der Hausarzt und Lotse Hauptsache gesund Eine Bewertung des neuen Honorarverteilungsmaßstabs (HVM) ls ich vor einigen Jahren meine neugeborene zweite Tochter durchs Viertel schob, begegneten wir dem türkischen Gemüsehändler. Der schaute zunächst interessiert, dann mit bedauerndem Blick in den Kinderwagen und stellte mit einem leicht tröstenden Unterton in der Stimme fest: „Wieder ein Mädchen. Na, macht nichts. Hauptsache gesund!“ Gesundheit möchte man seinen Mitmenschen in diesen Tagen der klammen Kassen A besonders wünschen. In vielen medizinischen Bereichen werden Leistungen für Kassenpatienten rationiert: Elektive Operationen werden verschoben, fachärztliche Termine sind mit langen Wartezeiten verbunden und gelegentlich wird auch an der notwendigen Medikation geknausert. Wir Ärzte beklagen dies zu Recht. Und nun tritt ein HVM in Kraft, der auf den ersten Blick gesehen potentiell ebenfalls Leistungen reduziert. Es ist kein Sophismus, wenn man feststellt, Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 dieses System solidarisch mitträgt und nicht neue Behandlungsebenen in der fachärztlichen Versorgung an Kliniken und Ambulanzen (Gesundheitszentren) über zunehmende Ermächtigungen (Vorwegabzug bei definiertem Punktwert von 3,2 Cent) fordert oder fördert. Eine Verantwortung und Kompetenz kommt hier der Selbstverwaltung KV und dem Zulassungsausschuss zu, in der Steuerung der „Fehl-, Unter- und Überversorgung“. Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) räumt in Zukunft lediglich den Krankenkassen für die fachärztliche Versorgung den alleinigen Sicherstellungsauftrag ein. Bei Sicherstellungslücken können Krankenhäuser u. a. in die ambulante Versorgung einbezogen werden. Mit diesem HVM haben wir eine Chance, auf die Mängel in diesem Gesundheitssystem aufmerksam zu machen. Lassen Sie uns mit diesem HVM Freiräume nutzen für medizinische Leistungen, die von unseren Mitbürgern gewünscht werden, weil sie sinnvoll sind und auch honoriert werden. Wir sind nicht nur Vertragsärztinnen – und Vertragsärzte, sondern Ärzte und Freiberufler. Dr. Axel Schroeder, Urologe, Neumünster dass dieser neue HVM lediglich offenlegt, in welchen Bereichen der ambulanten Medizin starke Nachfrage und ein besonderer Mangel an Honorar besteht. Der HVM beschreibt zwar diesen Mangelzustand, er erzeugt ihn aber nicht. Dieser Punkt verdient deswegen besondere Betonung, weil uns von Kassenund politischer Seite vorgehalten werden wird, dies sei ein politischer HVM, er gieße unnötigerweise Öl ins Feuer und verschärfe mutwillig die bereits angespannte Situation. Nicht von ungefähr haben die Krankenkassen das Benehmen zu diesem neuen HVM nicht hergestellt, was aber für das Inkrafttreten des neuen HVM keine Konsequenzen hat. Das erste grundlegende Prinzip des neuen HVM – ein einheitlicher Punktwert (4,5 Cent) für alle ärztlichen Leistungen – stellt seine 13 Titelthema eigentliche Stärke dar. Ein einheitlicher Punktwert ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man die zurückliegenden Jahre mit Budgetierung und floatenden Punktwerten betrachtet. Es ist vielmehr ein Meilenstein auf dem Weg zu einer kalkulierbaren und gerechten Honorierung und erkennt zudem an, dass ärztliche Leistungen dem Grunde nach einheitlich zu bewerten sind. Die bisherige Situation mit unterschiedlicher Vergütung gleicher Leistungen in Abhängigkeit von der Fachgruppenzugehörigkeit ist ohne fachliche Gründe und hat mir nie eingeleuchtet. Ich hätte mir allerdings auch in Schleswig-Holstein wegen des historischen Bezugs die mutigere Berliner Variante mit einem einheitlichen Punktwert von 5,1 Cent gewünscht. fach verbieten, schon gar nicht in einer Wachstumsbranche wie dem Gesundheitsmarkt: Auf den ersten Blick ist der Gedanke, den Arzt auf sein bisheriges Durchschnittshonorar einzufrieren, nahe liegend. Der Glaube aber, ein Arzt werde sein früheres Honorar, nur weil es ihm jetzt quasi als Festgehalt zusteht, als gerecht empfinden und sich damit zufrieden geben, wird der Realität in vielen Fällen nicht standhalten. Da die Individualbudgetierung vollständig auf der Vergangenheit aufsetzt, übertragen sich alle Fehler, Zufälle und Ungerechtigkeiten der Honorarverteilung aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft. Diese Problematik wird durch frühere Eingriffe Zu wenig Mut Leider kommt der einheitliche Punktwert spät, wahrscheinlich zu spät, um noch ein Signal für eine bessere honorarpolitische Zukunft geben zu können. Unsere Vertragsärzteschaft war in früheren Jahren nicht mutig genug, diesen Weg zu gehen. Anläufe in diese Richtung hat es in Schleswig-Holstein bereits 1997 und 2000 gegeben. Sollten die gesundheitspolischen Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden, wird mit Sicherheit nach Kassenlage bezahlt und die Honorierung als ein wirkungsvolles Druckmittel gegen die Freiheit unseres Berufsstandes eingesetzt. Es ist daher wichtig, den Wert ärztlicher Leistung noch einmal definiert zu haben. Die Zukunft mit Hausarzt-KV, Einzelverträgen für Fachärzte in Verbindung mit DMP verlagern die Honorarverteilung in die Zuständigkeit der Krankenkassen. Am Rande: Ich schlage an dieser Stelle vor, DMP in Zukunft mit KVP („KrankheitsVerwaltungsProgramm“) zu übersetzen. Der Verwaltungsaufwand wird sich für Ärzte und Kassen gleichermaßen enorm erhöhen. Das dafür notwendige Geld wird der Patientenversorgung entzogen. Wer’s nicht glaubt, möge sich bitte mit dem gerade verabschiedeten KVP „Diabetes“ vertraut machen. Honorarpolitischer Sprengstoff Das zweite Hauptprinzip des neuen HVM – die Individualbudgetierung – birgt honorarpolitischen Sprengstoff in sich und wird nur vorübergehend Bestand haben. In meinen Augen handelt es sich um eine Notstandsmaßnahme. Wachstum kann man nicht ein- 14 des Gesetzgebers in die Honorarverteilung verschärft (z. B. Hausarzt-Facharzt-Trennung und Bestjahresregelung). Das bedeutet, dass sich auch der Streit um ein als gerecht empfundenes Honorar fortsetzen wird. Diese Auseinandersetzung wird sich auf Fachgruppenund der Einzelpraxisebene abspielen. Honorardynamik ein Blindflug Dass der neue HVM der einzelnen Praxis kaum noch Möglichkeiten einer dynamischen Entwicklung ermöglicht, (nur drei Prozent des Honorars stehen dafür zur Verfügung), ist innerhalb der Systematik bei einer real sinkenden Gesamthonorierung noch hinzunehmen. Dass aber die Praxis, die Honorardynamik sucht, dieses sozusagen im „Blindflug“ tut, ohne Wissen, ob sich die Mehrleistung für sie auch lohnen wird, ist nicht einzusehen Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 und aus meiner Sicht ein zu korrigierender Fehler. Auch die Regelung für neue Praxen, die nur bis zum Fachgruppendurchschnitt wachsen dürfen, wird sich nicht halten lassen. Die Benachteiligung gegenüber den Altpraxen, die in der Vergangenheit wachsen durften, wie sie wollten ist offensichtlich. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube anzunehmen, eine Verteilung werde dann gerecht gelöst, wenn alle den Durchschnitt erhalten. Flächenversorgung wird lückenhaft Ein Problem, das aus dem neuen HVM erwächst, wird für viele Betroffene nicht leicht zu lösen sein und wird wenig diskutiert: Wie soll der einzelne Arzt im Lande mit der ihm auferlegten Rationierung umgehen? Die bisher unbudgetierten Fachgruppen (z. B. fachärztliche Internisten oder Kinder- und Jugendpsychiater) mit einem traditionell niedrigen Punktwert sind jetzt am stärksten betroffen, haben aber bereits jetzt schon die längsten Wartelisten. Ich fordere die Krankenkassen auf, der Realität ins Auge zu sehen und entweder die nötigen Honorarmittel für die Versorgung zu Verfügung zu stellen oder aber präzise darzulegen, auf welchen Feldern sie die Versorgung einschränken wollen. Der neue HVM stellt klar, was Nullrunde de facto bedeutet: Die flächendeckende Sicherstellung vor allem im höherspezialisierten Bereich wird lückenhaft. Ich als betroffener Kardiologe werde etwa 30 Prozent meiner Leistungen einsparen, mich deswegen aber nicht auf selbstquälerische Ethikdebatten einlassen. Echte Notfälle werde ich unabhängig von meinem Punktzahlvolumen kostenlos behandeln. Die Routinekontrolle muss warten oder wird zum Selbstzahler. Ich sehe in der aktuellen Entwicklung durchaus auch Chancen für die Facharztpraxis außerhalb des GKVSystems. Aber das ist ein anderes Thema. Ein neuer HVM ist ein wenig wie ein frisch erschlossener Steinbruch. Die Struktur erscheint zunächst noch relativ glatt und übersichtlich. Das ändert sich mit dem ersten Werktag. Schon nach der ersten Sprengung liegen überall Trümmer herum, die dann von fleißigen Arbeitsbienen behauen werden. Schlagen sie nicht zu fest zu. Denken sie daran: Hauptsache gesund! Dr. Peter Boll, Kardiologe, Rendsburg Titelthema: Kommentar Von der Honorarverteilung zur Leistungsverteilung von Dr. Klaus Bittmann, KVSH Seit Eröffnung meiner Praxis im Jahre 1977 lebe ich in einem Konflikt mit der quartalsmäßigen braunen Tüte, mit der mir die KV das finanzielle Ergebnis meiner Arbeit aus dem Vorvorquartal zur Kenntnis gibt. Zum einen öffne ich diese Tüte unverändert mit innerer Unruhe und Spannung, zum anderen fällt mir die Analyse und Hinterfragung dieser Berechnungssystematik trotz notwendig erworbenem Insiderwissen außerordentlich schwer! Wird die abschließende Zahlung alle Kosten einschließlich der anstehenden Steuerforderung abdecken? Kann ich Schulden tilgen oder gar ein wenig Geld zur Seite legen? Ist der Punktwert in grün, gelb oder rot wieder inflationär? Wo und warum sind mir wieder Punkte gestrichen worden? Am Ende des Blattes mit dem Honorarbescheid steht die alles entscheidende Summe, steter Schwankung unterworfen, trotz inzwischen meist konstanter Patientenzahl und durch Routine und Pflicht auf das Notwendige begrenzter Behandlung. In den Jahren hat es immer wieder neue Honorarverteilungsmaßstäbe gegeben, zunehmend wurde diese Aufgabe der KV zur Mangelverwaltung. Mein schönster Traum ist es, dass wir auf jeglichen HVM verzichten könnten und eine ordentliche ärztliche Leistung auch mit ordentlichem normalem Geld bezahlt wird! Aber da dem nicht so ist, habe ich mir schon seit langem gewünscht, zumindest für den Kern meiner Leistungen ein kalkulierbares Entgelt zu erhalten, eine leistungsorientierte Honorarverteilung. Und genau dies hat nach umfangreicher Vorarbeit des HVM-Ausschusses und von Dr. Ennenbach die Abgeordnetenversammlung am 11. Juni beschlossen! Damit gibt es nicht mehr Geld, aber es wird neu zugeordnet. Für ein je Praxis individuelles Punktzahlvolumen erhalte ich einen möglichst festen und vertretbaren Punktwert, dieser Teil meines Honorars ist kalkulierbar! Darüber hinaus gehende Leistungsmengen lohnen sich finanziell nicht – das Risiko trage ich aber lieber selbst, als das ich für Leistungszuwachs anderer Praxen Punktwertminderungen für mein eigenes ärztliches Tun hinnehmen muss. Die Umsetzung dieses neuen Systems wird für viele nicht einfach sein. Bedeutet es doch auch aus ökonomischen Gründen Leistungen einzuschränken und gleichzeitig das Maß des Notwendigen zu beachten. Es wird zur Rationierung von Leistungen kommen, das ist jedoch ehrlicher als die versteckte Rationierung zu Lasten der Praxis. Das Risiko der Morbidität und der Innovation können wir nicht mehr kompensieren, hätten wir nie auf uns nehmen dürfen! Den Vorwurf der Überversorgung wird man uns nicht mehr unterstellen können, zur Fehlversorgung haben weitestgehend politische Entscheidungen geführt, Fehlversorgung wird durch das neue Reformgesetz potenziert, eine Unterversorgung haben wir ebenfalls nicht zu verantworten - dies ist eine Systemfrage. Die Krankenkassen haben diesem neuen HVM verständlicherweise nicht zugestimmt, das Benehmen ist dennoch hergestellt. Trotz Beachtung der erstaunlichen Pluralität aller Praxisformen wird es noch manche Holperigkeit geben, bereits auf dem Vorwege haben uns zahlreiche sorgenvolle Zuschriften erreicht, es wird noch mancher Feinschliff und manche individuelle Problemlösung folgen. Insgesamt wird das Prinzip der neuen Leistungshonorierung nicht nur von der Abgeordnetenversammlung, sondern auch von der breiten Ärzteschaft und den Berufsverbänden befürwortet. Mein Traum ist damit längst nicht erfüllt, aber vielleicht ist es ein Weg dorthin. Und damit sind wir bei dem politischen Hintergrund unserer HVM-Novellierung, die zur Zeit in nahezu allen KVen stattfindet: Wir müssen Kostenträgern und Sozialpolitik zeigen, dass die zunehmend begrenzten Mittel auch nur für ein begrenztes Leistungsgeschehen ausreichend sind. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 15 Abgeordnetenversammlung Parlament billigt erstes DMP Dreiviertelmehrheit nach kontroverser Diskussion für DMP-Diabetes Vertrag ach langen Diskussionen hat die Abgeordnetenversammlung dem ersten DMP-Vertrag Diabetes in SchleswigHolstein zugestimmt. Mit dieser Entscheidung ebnet das Gremium auch den Weg für weitere Disease-Management-Programme, wie Mamma-Ca und Herz-Kreislauf Erkrankungen. Außerdem wurde in der letzten Sitzung vor der Sommerpause der neue HVM beschlossen und verabschiedet. N Erklärungsbedarf Bereits in einer Sitzung vor vier Wochen hatte das Parlament darauf bestanden, über den Vertragsentwurf umfassender informiert zu werden. Damals wurde lediglich einer Absichtserklärung zugestimmt. Sie regelt den Umgang mit dem Vertrag in der Akkreditierungsphase und ist bereits von der AOK unterschrieben. Dem ausgehandelten DMP-Diabetes Vertrag ging eine lange und kontroverse Diskussion voraus, in der nicht klar war, wie sich die Abgeordneten entscheiden würden. Vielen bereitete Magenschmerzen, dass sich die Versorgung der Patienten gegenüber dem Diabetes-Strukturvertrag nicht verbessert, der bürokratische Aufwand immens ist und das besonders die Krankenkassen über den Risikostrukturausgleich finanziell stark profitieren und das Honorar für die Leistungserbringer im Verhältnis eher gering ausfällt. Wenig Spielraum genutzt Der DMP-Diabetes Vertrag unterliegt den Leitlinien der Rechtsverordnung, wie sie der Gesetzgeber festgeschrieben hat. Daher war der Verhandlungsspielraum der Vertragsparteien auch sehr gering, wie Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Bittmann klar machte. „Im Grunde ging es nur um Honorarfragen“, räumte Bittmann ein. Die Qualität habe der Gesetzgeber ja bereits im Vorfeld festgelegt. Dabei hat die KVSH im Vergleich zu den ersten DMP-Entwürfen viele ihrer Argumente durchsetzen können. Der Transfer sensibler Daten war eine große Hürde, die die KVSH aber mit Bravour übersprungen und ausgeräumt hat. Die Datenlieferung von Ärzten an die Kassen findet nicht statt. Nicht die Kasse sondern der Arzt steuert den Patienten und ein Eingriff der Kasse in das Arzt-Patienten-Verhältnis ist abgewendet. Die ärztliche Qualitätskontrolle liegt bei der KVSH, die des Patienten bei der Kasse. Keine Alternative Trotzdem blieb der Vertrag für viele eine Kröte, die geschluckt werden musste und nicht gut schmecken würde – das war vielen klar. Denn, argumentierte nicht nur der Vorstand, was wäre die Alternative? Das Szenario konnte sich jeder ausmalen. Die Kasse würde versuchen, mit einzelnen Ärzten Verträge zu schließen und die KVSH wäre als Vertragspartner aus dem Rennen (nicht nur für DMPVerträge). Zumal die dann zu erwartenden Verträge nach den Erfahrungen anderer KVen erst recht kritikwürdig wären. Die Qualität stagniert, der Profit für die Kassen steigt – damit kamen einige Abgeordnete Mein Problem mit dem Diabetes DMP arum musste unser bundesweit hoch geachteter Diabetes-Strukturvertrag mit den Primärkassen abgelöst werden durch den nun verabschiedeten DMP-Diabetes-Vertrag mit der AOK? Die stringente Auslegung der Rechtsverordnung zum Risikostrukturausgleich ließ dies nicht zu. Sie ließ leider auch nicht zu, dass der gleiche Qualitätsstandard erhalten blieb (HBA1C-Zielwert unter 7,5 Prozent, dafür nun ein "individuell zu vereinbarender Zielwert" ohne feste Größe! sowie weitere fachlich nicht mehr nach- W 16 vollziehbare schlechtere Qualitätskriterien wie z. B. Mikroalbumin-Test nur bei vorliegender Retinopathie!) Allerdings ist es gelungen, in der Zusatzvereinbarung der Anlage 17 den ökonomischen Anteil der bisherigen Vereinbarung in gleicher Höhe zu überführen. Die Rechtsverordnung des RSAV wurde novelliert und dadurch war es möglich, den ursprünglichen großen Datensatz auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, insbesondere der Daten, die das intime Verhältnis zwischen Arzt und Patient belastet hätten. Die ursprünglich beabsichtigte Steuerung der Pati- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 in ärztliche Gewissenskonflikte. Wer stimmt schon gern einer vertraglich zementierten Stagnation zu? Daher regten Geschäftsführung und Vorstand an, die Qualität aus eigener Verantwortung zu verbessern. Der HBA1C-Wert für Diabetiker soll daher immer noch der Schwellenwert sein und nicht ein vom Hausarzt festgelegter individueller Wert. Dies soll auch in den Qualitätszirkeln dahingehend diskutiert werden. Langfristig will sich der Vorstand dafür einsetzen, mehr Geld zu bekommen als bisher ausgehandelt. Abstimmung eindeutig Am Ende der Diskussion stimmten dann doch dreiviertel der Abgeordneten für den DMP-Diabetes Vertrag, nach dem ein Gegenantrag abgelehnt worden war. Darin wrude eine Wiederaufnahme der Verhandlungen gefordert. So richtige Erleichterung kam nach der Abstimmung beim Vorstand auf, Freude jedoch nicht. Das war nicht verwunderlich. Die Kuh war zwar vom Eis, aber schließlich wurde dadurch nur weiteres Ungemach ferngehalten, aber keine verbesserte Versorgung hergestellt. HVM-Streit Einen für eine Abgeordnetenversammlung etwas ungewöhnlichen Auftritt hatten die Vertreter der Kinder- und Jugendpsychiater. Symbolisch bekam jeder Parlamentarier eine Sanduhr geschenkt. Die Zeit sei abgelaufen, hieß es da. Angespielt wurde damit auf den juristischen Streit zwischen KVSH und dem Kinder- enten allein durch die Krankenkassen kann mit Hilfe der gemeinsamen Einrichtung partnerschaftlich zwischen Krankenkassen und KV geregelt werden, die Qualitätssicherung wird hiernach auch über die gemeinsame Einrichtung durch die Kassenärztliche Vereinigung durchgeführt. Gehen wir davon aus, dass auch Ärzte primär ohne Qualifikation nach dem DMP diabetologisch tätig werden können, so können sie durch Zusatzqualifikation die Möglichkeit erhalten, an der Zusatzvereinbarung mit höherem Qualitätsstandard teilzunehmen. Eher noch schlimmer als schon in unserer bisherigen Diabetes-Vereinbarung ist die Doku- und Jugendpschiater Verband. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Schleswig muss die KVSH im HVM rückwirkend seit 1997 die Kinder- und Jugendpsychiater neu bescheiden. Der Sprecher des Verbandes, Wolfgang Burr, erhielt von der Versammlung Rederecht und forderte für seine Klientel eine Gleichbehandlung mit den psychotherapeutischen Fachärzten, also kein individuelles Budget. Der neue HVM hätte also noch mal aufgeschnürt werden müssen. Dagegen votierten allerdings die Abgeordneten. Zwar nahmen sie die Empfehlung des HVM-Ausschusses zur Kenntnis, entschieden aber, dass die Topfgröße der Kinder- und Jugendpsychiater ausreichend seien. Bericht zur Lage eben seine Praxis verlassen“ könne. Eine errudierte KV bliebe am Ende übrig: Weniger Mitglieder, Verhältniswahlrecht mit eigener Hausarztliste und einer 10 prozentigen Psychotherapeutenquote. Die Fachärzte wären freiwillige Mitglieder. Im Rahmen des zu besprechenden neuen HVM ging Bittmann auf die gesonderte Problematik der Strahlentherapeuten ein. Überlastetete Praxen, lange Wartezeiten, ein durch Morbidität geschrumpfter Punktwert, den die Krankenkassen nicht stützen werden. „Wir müssen diese Entwicklung aufhalten, bevor die Versorgung von Patienten mit lebensbedrohlichen Krebserkrankungen gefährdet wird.“ Bittmann machte den Abgeordneten in seiner Rede deshalb einen Vorschlag: KV und Strahlentherapeuten richten eine Koordinierungsstelle ein, die die Patienten im Land nach freien Kapazitäten verteilt. „Dazu richten wir einen Fahrdienst ein und finanzieren das Projekt über den Sicherstellungsfond.“ Die Öffentlichkeit soll damit auf die Notsituation aufmerksam gemacht werden. Zum Abschluss des DMP-Diabetes Vertrages forderte Bittmann, dass unahängig von dem RSAV-Geschachere die Ärzteschaft für die Qualität sorge. „Wir haben Qualitätszirkel und Schulungsprogramme gefördert, also zeigen wir es auch der Öffentlichkeit.“ Die Ärzteschaft könne nicht die Qualitätsdefizite im DMP-Diabetes verantworten. Daher schlug Bittmann eine definierte Förderung der Qualitätsanforderungen aus dem Sicherstellungsfond vor. „Fortbildung, Schulung und Qualitätszirkel als eine in diesem System notwendige Initiative der KVSH.“ Der Vorstandsvorsitzende thematisierte in seinem Bericht zur Lage die bevorstehende Reform der Regierungskoalition. Er wies nach der Aufzählung aller Einsparungsmaßnahmen darauf hin, dass es ein Kassendefizit von über 20 Milliarden Euro gibt. „Damit sind alle Einsparungsvorschläge der Rürup-Kommission bereits verbraucht“ und aus den Beitragssenkungen auf unter 13 Prozent werde wohl eher nichts. In dieser Phase, so Bittmann weiter, wo die Gesundheitspolitik sich völlig neu orientiert, führe nur die Geschlossenheit der Ärzteschaft zu Erfolgen. So sei über das Vertragsmonopol in Berlin das letzte Wort noch nicht gesprochen. Doch seine weiteren Ausführungen über die Gestaltung einer neuen KBV-Struktur sprechen eine andere Sprache. Nach Vorstellungen des BMGS bekommt die Bundesvereinigung die Struktur der Krankenkassen übergestülpt. Hauptamtlicher Vorstand, dreiköpfig für sechs Jahre gewählt. „Dieser Vorstand hätte nichts mehr mit einer berufsständischen ärztlichen Körperschaft zu tun“, so Bittmann. Natürlich gelte diese Regelung dann auch für die Länder KVen. Es stelle sich die Frage, „wer für sechs Jahre mal Die KVSH steht ebenfalls in Verhandlungen über DMP-Mamma-Karzinom. Die Vergütungen über einzelne Leistungen sind so weit ausgehandelt. Wenn bei festgelegten EBM-Ziffern eine Leistungssteigerung in Punk- mentation und regelmäßige Befunddarstellung und -übermittlung an die Datenstelle, die vermutlich nur mit Hilfe einer entsprechenden praxisnahen Software möglich sein wird. Hieran arbeitet bereits die KBV und werden wir auch Erhebliches noch leisten müssen. Tröstlich ist, dass nicht nur die KVSH sich bemühen wird, für bessere Qualität analog unseres bisherigen Vertrages Geld einzuwerben, sondern auch einen Datenabgleich herstellen wird zwischen der Basisversorgung DMP und der besseren Qualität in der Zusatzvereinbarung. Dann wird man sehen, ob die evidenz-basierten Ergebnisse dieser Prüfung standhalten werden. Wissen muss man, dass bis zur endgültigen Akkreditierung des Diabetes-DMP-Vertrages die bisherige Primärkassen-Vereinbarung weiter läuft, aber dann abgelöst wird. Ausgenommen hiervon ist ganz offensichtlich die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die nicht der Risikostrukturausgleichs-Verordnung unterliegt. Hier gilt der bisherige Vertrag weiter, er ist nicht gekündigt worden. Inwieweit die Ersatzkassen diesem Diabetes-DMP beitreten, ist wohl grundsätzlich entschieden, jedoch noch nicht vertraglich vereinbart. Inwieweit die bisherigen Diabetes-Verträge der Schwerpunktpraxen darin weiterhin Gültigkeit haben, muss ebenfalls noch vereinbart werden. Vereinbart werden Weiteres DMP-Ca Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 ten um mehr als drei Prozent festgestellt wird, soll die budgetierte Gesamtvergütung entsprechend angehoben werden. Der über drei Prozent hinausgehende Punktzahlanstieg wird mit 4,5 Cent bewertet und der budgetierten Gesamtvergütung sockelwirksam hinzugefügt. Ambulantes Operieren Im Ambulanten Operieren gibt es Probleme beim Vertrag mit Primärkassen hinsichtlich der Finanzierung. Die Kassen wollen nun eine Übergangsvereinbarung unterzeichnen, in die alle Leistungen eingehen, die bisher verhandelt wurden. Wird es bis zum Juli keine neuen Vereinbarungen geben, wollen die Ersatzkassen die alte Vereinbarung weiter gelten lassen. Die KVSH will sich in dieser Sache mit den Berufsverbänden beraten. Bei der Integrierten Versorgung liegen die Verträge zwischen der Techniker Krankenkasse, KVSH und dem Operationszentrum Kronshagen auf dem Tisch zur Unterschrift. Vergütet wird hier über Fallpauschalen. Die Abgeordnetenversammlung stimmt für eine Fortführung der Verhandlungen in dieser Richtung. QuaMaDi wächst Die IKK will eine flächendeckende Versorgung durch das Modellprojekt der Qualitätsgesicherten Mamma Diagnostik (QuaMaDi) in Schleswig-Holstein einführen. In rascher Folge sollen die Regionen Lübeck/Ostholstein, der Norden um Flensburg und der Südwesten des Landes integriert werden. Lübeck/Ostholstein will bereits am 1. Juli beginnen, Flensburg Ende August. Die Ausweitung der Region wird als Vorbereitung auf das bundesweite Mamma-Screening betrachtet. Einen ausführlichen Bericht über die Verabschiedung des neuen HVM lesen Sie ab Seite 12. Robert Quentin, KVSH muss auch noch in der Anlage 17 das Schulungsprogramm Medias zwo, das natürlich alternativ zu dem ZI-Schulungsprogramm für alle Ärzte zugänglich sein muss. Dies kann nicht nur der Versorgungsebene II im Zusatzvertrag allein überlassen bleiben. Auch die Hypertonie-Schulungen müssen noch mit entsprechenden Honorierungen ausgestaltet werden. Wir werden die Teilnehmer am Strukturvertrag jetzt sofort über DMP-Diabetes informieren. Die anderen erhalten Bögen für eine Teilnahme. Sie wird der Abrechnung beiliegen. Dr. Hans Köhler, KVSH 17 Bericht Zertifizierte Online-Fortbildung d Eine kontinuierliche Fortbildung wird in der Zukunft wesentlicher Baustein eines modernen Gesundheitswesens sein. Zur Zeit wird die Frage der Verbindlichkeit einer ärztlichen Zertifizierung intensiv diskutiert (Stichwort: „Ärzte-TÜV“). Der derzeitige Gesetzesentwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht bereits eine verbindliche ärztliche Zertifizierung vor. Verbindlich oder nicht – sinnvolle und qualitätsgeprüfte E-Learning-Plattformen können individuelles Lernen erweitern bzw. ergänzen (aber sicher nicht ersetzen). Das medizinische Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke bietet einen qualitativ hochwertigen Einstieg in die internetbasierte ärztliche Fortbildung: unter der Internetadresse www.medizinerwissen.de ist seit dem 27. Mai 2003 die neue Fortbildungsplattform erreichbar. Sie wurde von Ärzten für Ärzte konzipiert. Abbildung 1 18 Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 der Universität Witten/Herdecke Die Lerninhalte Seit dem Jahr 2000 publiziert das Wissensnetzwerk der Fakultät für Medizin evidenzbasierte und interaktive Leitlinien von hoher Qualität im Internet unter www.evidence.de. Derzeit sind neun wichtige Indikationsgebiete in einheitlicher Gliederung kostenfrei abrufbar: • Herzinsuffizienz • Dekubitusprävention • Hypertonie • Kopfschmerzen und Mi• Harnwegsinfekt gräne • Otitis media • Kolorektales Karzinom, • Gallensteine Prävention & Screening • Demenz Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Rückenschmerzen und weitere Themen sind in Vorbereitung. Auf Grund der wissenschaftlichen Tiefe in den Themengebieten ist die Plattform für niedergelassene und Klinik-Ärzte gleichermaßen interessant. Die Leitlinien des Wissensnetzwerkes evidence.de gehören, bezogen auf die jeweiligen Erkrankungen, zu den meist gefragten medizinischen Informationsquellen im deutschsprachigen Internet. Sie sind an vielen renommierten Kliniken im täglichen Einsatz und erfreuen sich stetig wachsender Zugriffszahlen (einschließlich der zugehörigen Patientenleitlinien derzeit mehr als 40.000 Abrufe im Monat). Die Fortbildungs-Plattform Zusammen mit dem Dortmunder IT-Dienstleister Materna GmbH wurde eine internetbasierte Zertifizierungsplattform entwickelt. Ärzte können nach dem Studium der zugehörigen Leitlinien auf 14 Quiz-Module zu den oben aufgeführten Krankheitsbildern zugreifen. Jedes einzelne Modul ist von der Ärztekammer Westfalen-Lippe anerkannt und besteht aus zehn Fragen. Verschiedenartige Fragetypen sollen für Abwechslung, Aufmerksamkeit und Spaß beim Lernen sorgen. Während der Bearbeitung eines Quiz-Moduls zeigt ein Fortschrittsbalken („Leistungstacho“) die aktuelle Leistung an. Der Lernerfolg kann direkt nach jeder Frage überprüft werden; die eigene und die richtige Antwort werden unmittelbar angezeigt. Mit einer Verknüpfung kann der Nutzer bei Bedarf per Mausklick unmittelbar an die jeweilige Stelle der Leitlinie springen. Die Fragen werden nach einem internen Punktesystem bewertet, die Bestehensgrenze liegt bei 60 Prozent. Hat der Teilnehmer die 60 Prozent-Hürde genommen, so kann er am Ende eines Quiz-Moduls sofort eine individuelle Teilnahmebescheinigung abrufen, die online erstellt wird und unmittelbar ausgedruckt werden kann. Es ist keinerlei Schriftoder Fax-Verkehr notwendig. Abbildung 2 Die Teilnahmebescheinigung/ das Fortbildungszertifikat Die Teilnahmebescheinigung im fälschungssicheren PDF-Format dokumentiert die erfolgreiche Beteiligung am jeweiligen Quiz. Sie hat für den Teilnehmer den Wert eines Fortbildungspunktes, bestätigt durch die Ärztekammer Westfalen-Lippe. 30 solcher online erworbenen Fortbildungspunkte können innerhalb von drei Jahren bei der zuständigen Ärztekammer eingereicht werden (zukünftig 60 Punkte). Ein Fortbildungszertifikat wird für 150 Punkte ausgestellt; d. h. 40 Prozent der Punkte können zukünftig online erworben werden. Mit dem Fortbildungszertifikat kann jeder Arzt seine Fortbildung gegenüber den Patienten dokumentieren – in Hessen sogar als „TÜV-Stempel“ fürs Praxisschild. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Der Ablauf Aus der Perspektive des Benutzers gestaltet sich die Online-Fortbildung wie folgt: 1. Lektüre einer Leitlinie auf www.evidence.de 2. Anmeldung mit frei wählbarem Benutzernamen und Kennwort bei www.medizinerwissen.de 3. Auswahl des zugehörigen Quiz-Themas 4. Eingabe des Nummern-Codes (PIN) (zur 19 Bericht Abbildung 3 Bezahlung der Quiz-Teilnahme) 5. Beantwortung der zehn Quizfragen (Single Choice, Multiple Choice, Tabellenzuordnungen, Drop-Down- und Bild-Zuordnungen) (Abbildung 3) 6. Kontrolle der eigenen Leistung anhand des Fortschrittsbalkens und der richtigen Antworten, ggf. Kontrolle im Leitliniendokument. Eine Korrektur der einmal gegebenen Antworten ist nicht möglich (Abbildung 4) 7. Bei Bestehen (60 Prozent richtig): Vervollständigung der persönlichen Daten 8. Abruf und Ausdruck der Teilnahmebescheinigung 9. Beurteilung des Quiz-Themas zur Evaluation (Abbildung 5). Die Sicherheit Für die technische Realisierung, die Datenund Systemsicherheit sorgt das renommierte Systemhaus Materna, welches das Quiz-Portal komplett neu auf der Basis eines ContentManagement-Systems entwickelt hat. Versehentliche oder in betrügerischer Absicht auftretende Fehlfunktionen sind technisch weitgehend ausgeschlossen. Die Benutzerdaten sind auf einem gesicherten Server untergebracht. Verwertbare Teilnahmebescheinigungen können nur durch einmalig erfolgreiche Teilnahme am Quiz erlangt werden. Abbildung 4 Abbildung 5 20 Die Zugangsberechtigung (Bezahlung) einzelnes Modul pro Arzt mit einer Kostenbeteiligung von 5 Euro veranschlagt. Zu Beginn jedes Quiz-Moduls erfolgt der Zugang durch Eingabe eines Nummern-Codes (PIN) der Firma paysafecard, den die Teilnehmer von Kooperationspartnern (z. B. Pharmareferenten) erhalten oder selber käuflich erwerben können. Damit entfällt ein Geldtransfer über das Internet. Zur Zeit wird ein Evaluation und Feedback Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Jeder angemeldete Nutzer kann eine aktuelle Statistik abrufen und diese nach Arztgruppen und Themenblöcken sortieren lassen. So kann z. B. jeder Arzt in anonymisierter Form überprüfen, wie er im Vergleich zu Abbildung 6 seiner Facharzt-Prüfung bei einem bestimmten Themengebiet abgeschlossen hat. Um die Fortbildungsplattform fortlaufend zu verbessern, wurde ein Evaluationsbogen mit acht Fragen entwickelt, der den Nutzern am Endes eines Quiz-Blockes eingeblendet wird. Das Feedback der ersten 150 Nutzer (Stand 17.06.03) war weitgehend positiv und ist der Abbildung 7 zu entnehmen. Ein Ausblick Die hier vorgestellte Fortbildungs-Plattform soll für eine wachsende Anzahl von interessierten Ärzten einen neuartigen, dezentralen und persönlichen Zugang zu qualitativ hochwertiger Fortbildung aufzeigen. Nachhaltiges und intensives Lernen wird auch weiterhin vor allem dort stattfinden, wo sich Menschen, Ärzte, Kollegen begegnen: im direkten Dialog, in der Diskussion, mitun- ter im wissenschaftlich Streit. Die Möglichkeit zur Online-Fortbildung soll diesen persönlichen Lernprozess keinesfalls ersetzen, sondern um eine sinnvolle und individuelle Lernmöglichkeit ergänzen. Im Gegensatz zum Qualitätszirkel, zur Vortragsveranstaltung oder zum Kongress kann diese Art der Fortbildung direkt in der Praxis oder zu Hause im Arbeitszimmer stattfinden - auch noch abends um 22:00 Uhr, wenn die Kinder schon im Bett sind. Wissenschaftliches Denken umfasst immer auch das Infragestellen des Vorgegebenen. Deshalb ist eine zeitnahe und selbstkritische Evaluation des Wissenstransfers gefordert: Die Universität Witten/Herdecke will diesen Evaluations- und Entwicklungsprozess mitgestalten und Lösungswege erarbeiten, wie ein effizienter und angemessener medizinischer Wissenstransfer in Zukunft auszubauen ist. Dr. Martin Butzlaff, Witten Abbildung 7 Für Anregungen, Fragen und Diskussion stehen wir gerne zur Verfügung. Dr. med. Martin Butzlaff, MPH, Prodekan Vorstand der Fakultät für Medizin Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50 58448 Witten Tel: 02302 / 926-714 E-Mail: [email protected] Dr. med. Horst Christian Vollmar Facharzt für Allgemeinmedizin, Med. Informatik Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Internetreferenzen Fortbildungs-Plattform: www.medizinerwissen.de Leitlinien: www.evidence.de Patienteninformationen: www.patientenleitlinien.de paysafecard-Vertriebsstellen: paysafecard.com/de/de/wo 21 Bericht „Nicht der große Wurf“ eftiger Gegenwind am Nord-OstseeKanal: Einen schweren Stand hatte der SPD-Gesundheitsexperte Dr. Wolfgang Wodarg auf der sehr gut besuchten Veranstaltung der Rendsburger Sozialdemokraten. Die Wogen schlugen hoch, als Wodarg seine Ausführungen zur aktuellen Lage in der Gesundheitspolitik beendet hatte. „Das ist nicht der große Wurf, auf den wir alle gewartet haben“, so formulierten es Hans-J. Tümmler vom Sozialverband Deutschland und Lutz Bär von der AOK. Wodarg hatte zuvor die Reformvorhaben der Bundesregierung erläutert. Die fatale Kombination aus hoher Arbeitslosigkeit und schlechter wirtschaftlicher Lage brächten die Gesetzliche Krankenversicherung an die Grenze der Belastbarkeit und deshalb müsse jetzt gegengesteuert werden, so Wodarg. Seine Gegenmittel: Hausarztmodell, Prävention, integrierte Versorgung, Erhöhung der Tabaksteuer und die Erhebung einer Gebühr von 15 Euro für den Besuch beim Facharzt ohne Überweisung durch den Hausarzt. Die H GKV müsse auf ihre Kernaufgaben reduziert werden. Deshalb sei vorgesehen, Mutterschaftsgeld und andere versicherungsfremde Leistungen künftig über Steuern zu finanzieren, so Wodarg. Besonderen Unmut zog sich Wodarg zu, als er sagte, dass in Deutschland das Verhältnis zwischen aufgewändeten Geldern und erbrachter Qualität im Gesundheitswesen nicht stimme. Deshalb gelte es, ein Institut zur Überwachung der Qualität im Gesundheitswesen zu schaffen, das verbindliche Therapienormen erarbeiten solle. Mehrere Ärzte widersprachen an diesem Punkt heftig. Dr. Rüdiger von Forstner: „Aus Skandinavien und England kommen Heerscharen von Patienten, um sich bei uns behandeln zu lassen. Ist das ein Indiz für schlechte Qualität?“ Der Chirurg aus Rendsburg befürchtet mehr staatliche Bevormundung und eine Entmachtung der gut funktionierenden Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. „Wir Ärzte wollen keinen Wettbewerb unter Kartellbedingungen der Krankenkassen“, so seine Meinung zu Foto: Wilder Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik im ConventGarten in Rendsburg: Patienten, Ärzte und Kassenvertreter enttäuscht über die Gesundheitsreform der Bundesregierung Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) erläuterte die Reformen in Rendsburg. den von Wodarg favorisierten Einzelverträgen zwischen den Kassen und Fachärzten. Auch Andreas Stanisak, Allgemeinarzt aus Schacht-Audorf, warf Wodarg vor, die Ärzteschaft zu diffamieren, zeigte sich aber gleichzeitig dazu bereit, mit der Politik verbindliche Gesundheitsziele zu erarbeiten. Jakob Wilder, KVSH Innovationen frisch auf den Tisch Projektbörse Norwegenkai Kiel - Der Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein stellte sich vor W 22 man fündig. Da die Aufnahme im Arztfindex kostenfrei ist, sind inzwischen (bis auf wenige Ausnahmen) alle Ärzte mit ihrem Angebot verzeichnet. der Ärztekammer Schleswig-Holstein) lassen sich detaillierte Informationen abfragen. Vielleicht nicht in der gleichen Breite, wie beim Portal des RPN Kiel, dafür aber sehr speziell in der Tiefe. Ziel ist es, für Patienten und Interessierte eine qualitätsgesicherte Arzt-Suche im Internet für die Region Schleswig-Holstein anzubieten. Ein italienisch sprechender Augenarzt im Postleitzahlbereich „23“ – kein Problem für den Arztfindex. In Lübeck wird Information über den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein in Kiel. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 In die Entwicklung einer Gesundheits-Chipkarte als Prototyp eines elektronischen Patientenausweises sind das Praxisnetz Flensburg, die KVSH und die AOK Schleswig-Holstein intensiv eingebunden. Als kurzfristige Ziele werden die Qualitätsverbesserung der medizinischen Behandlung und ein sicherer Umgang mit Notfalldaten verfolgt. Mittelfristig soll auch eine höhere Sicherheit bei den Arzneimitteln realisiert werden. Das Praxisnetz Flensburg steht als Pilotregion zur Verfügung und wird mit ca. 170 Praxen, zwei Krankenhäusern und diversen Apotheken die Entwicklung vorantreiben. Foto: Wilkening ww.med-in-sh.de, www.arztfindex.de und die Gesundheitskarte für die Region Flensburg - Frau Ministerpräsidentin Simonis war beeindruckt. Hatte sie doch im März 2001 die Gesundheitsinitiative Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht und wollte sich bei der Projektbörse mit über 30 Ausstellern im Norwegenkai über den Stand der Dinge informieren. Das RPN Kiel (Regionales Praxisnetz Kiel) stellte eine Gesundheitssuchmaschine für den Norden vor. Hier können sich alle Interessierten kostenfrei eintragen, die eine Homepage im Bereich Gesundheit betreiben. Ärzte und Kliniken, Apotheker und Zahnärzte – medizinische Themen werden von vielen InternetNutzern gerne selber recherchiert. Der Gedanke an ein eigenständiges Portal liegt also nahe. Kategorien sind direkt abfragbar oder es kann eine gezielte Suche angestoßen werden. Die ersten Auswertungen der Page-Impressions (Seiten-Wahrnehmungen) von www.med-in-sh.de zeigen, dass die Inhalte zunehmend abgefragt werden. Auch unter www.arztfindex.de (ein Projekt Fazit: Praxisnetze, Vertragsärzte und die Ärztekammer gestalten die Gesundheitsregion Schleswig-Holstein aktiv mit. Der Patient wird es sicherlich zu schätzen wissen. Karsten Wilkening, KVSH Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zur aktuellen Gesundheitspolitik in Bad Segeberg as alte System weiterentwickeln oder ein neues aufbauen? Mit vielen oder mit wenigen staatlichen Eingriffen? Und welche Rolle soll die Selbstverwaltung spielen? Das waren die Kardinalsfragen auf der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zur aktuellen Gesundheitspolitik, zu der Ärztekammer und KVSH in Bad Segeberg eingeladen hatten. Die Wogen schlugen an dem Punkt besonders hoch, als die Politikerin in der Runde, Gudrun Schaich-Walch (SPD), andeutete, es könne im Zuge der neuen Gesetzgebung in bestimmten Fällen doch ein Kostenerstattungsprinzip geben. Zwar gelte nach wie vor das Sachleistungsprinzip, angesichts von neu auszuhandelnden Verträgen zwischen Ärzten und Kassen könnte es dort jedoch zu Problemfällen kommen. Dann müsse sich der Patient eben einen Arzt seiner Wahl suchen, der vielleicht keinen Vertrag mit seiner Kasse habe – und dann greife das Kostenerstattungsprinzip. Dieser Vorschlag elektrisierte offenbar KV-Chef Dr. Klaus Bittmann. Er begrüßte das Statement und forderte die Gesundheitspolitikerin auf, dieses Prinzip auch festzuschreiben. Foto: KIenitz System verbessern oder ganz ersetzen? D Thema Selbstverwaltung Bei der Eingangsfrage von Moderator Dr. Eckhard Weisner - „Was erwarten Sie von einer gut funktionierenden Selbstverwaltung“ – waren die Antworten noch relativ homogen geblieben. Prof. Dr. Fritz Beske vom Institut für Gesundheits-Systemforschung Kiel und Prof. Dr. Wolf Schäfer, Volkswirtschaftstheoretiker an der Bundeswehruniversität Hamburg, und auch Peter Buschmann, AOKChef von Schleswig-Holstein, plädierten für eine staatsferne Selbstverwaltung mit großem Sachverstand und großer Bürgernähe. Auch Ralf Hermes (IKK Nord) beklagte, dass heute vom Bund zuviel vorgeschrieben werde: „Regionale Entscheidungen müssen vor Ort gefällt werden.“ Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, vertrat hingegen die Ansicht, die Selbstverwaltung sei „degeneriert worden“. Früher habe es funktioniert, Moderator Dr. Eckhard Weisner im Gespräch mit (v.l.) Prof. Wolf Schäfer, Prof. Fritz Beske, Prof. Jörg-Dietrich Hoppe. seit 1976 würden jedoch nur noch die Symptome des erkrankten Systems behandelt. Den schwersten Stand auf dem Podium hatte Gudrun Schaich-Walch, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und dort zuständig für den Bereich „Gesundheit, Soziale Ordnung und Petitionen“. Sie vertrat die Meinung, dass es offenbar sehr unterschiedliche Wahrnehmungen im Hinblick auf unser Gesundheitssystem gebe. Konkret sagte sie außerdem: „Ich bin nicht dafür, den Sicherstellungsauftrag an die Kassen zu übergeben, weil ich nicht glaube, dass die es besser machen.“ Fehler in der Selbstverwaltung Schärfer wurde die Diskussion im Verlauf der zweiten Fragerunde, in der es vor allem um die Fehler und Probleme der Selbstverwaltung ging. Die Finanzen und die Verteilung der vorhandenen Gelder rückten dabei in den Vordergrund. Nach Ansicht der meisten Teilnehmer stimme das Vergütungssystem nicht. Daher geht nach Ansicht von Prof. Beske kaum noch ein niedergelassener Arzt das Risiko ein, viel Geld in neue und schonendere Technologien zu investieren. Außerdem könne es auch keine integrierte Versorgung geben, solange die Budgets für stationäre und ambulante Versorgung getrennt seien. Prof. Schäfer beleuchtete den ökonomischen Aspekt des Gesundheitswesens und forderte mehr Marktwirtschaft. Frau Schaich-Walch hingegen sieht keine Alternative zum Arbeitgeberanteil an der Krankenversicherung. „Sonst müssten wir etwa 30 Milliarden Euro über Steuern finanzieren.“ Und auch die PKV sei keine wirkliche Alternative zum System. Nordlicht AKTUELL 4 | 2003 KV-Vorstandsmitglied Dr. Uwe Bannert, der sich aus dem Plenum zu Wort gemeldet hatte, forderte unter dem Beifall der Anwesenden von der Politik mehr Ehrlichkeit: „Wenn das Geld fehlt, muss man auch den Mut haben, das zu sagen. Man muss den Bürgern sagen, dass es nicht nur nicht besser sondern vielleicht sogar schlechter wird.“ Die Diskussion führte schließlich zum Themenkreis integrierte Versorgung, Zukunft der Fachärzte, Gesundheitszentren. Lothar Obst, Chef des Verbandes der Krankenhausdirektoren, hatte zuvor bereits deutlich gemacht, dass die Krankenhäuser händeringend auf eine Öffnung für ambulante Leistungen warteten. Die integrierte Versorgung hingegen scheitere vor allem auf der Mikroebene, wo es keine praktischen Lösungen gebe. Obst kündigte ein Projekt „Integrierte Versorgung in Schleswig-Holstein“ unter Beteiligung der Krankenhäuser, der KV und des Sozialministeriums an. Diskussionsabschluss Zum Abschluss Diskussion stellten die Podiumsteilnehmer sich der Frage, ob sie das alte System erhalten und verbessern oder es ersetzen wollen. Während sich die Mehrheit für die Fortentwicklung des jetzigen Gesundheitssystems aussprach, vertrat der Ökonom Prof. Schäfer eine völlig andere Ansicht: „Das Gesundheitssystem steuert falsch. Wir müssen es grundlegend in den Fokus nehmen und über ein neues nachdenken.“ Anhand volkswirtschaftlicher Ansätze plädierte er erneut für ein marktwirtschaftlich orientiertes Gesundheitswesen. Dr. Dieter Kienitz 23 Fotos: Kienitz Bericht Warten auf ein Herz Immer noch gibt es in Deutschland zu wenig Organspender Günther Schulz, Regionalgruppenleiter des BdO in Schleswig-Holstein. ie Symptome kamen Günther Schulz bekannt vor, als morgens um halb acht sein linker Arm schmerzte, ihm Schweiß auf der Stirn stand. Doch nach einem Kaffee war alles wieder in Ordnung. Dachte er. Die Symptome kehrten zurück. Aber erst vier Wochen später folgte der Gang zum Hausarzt und später die Einweisung in die Klinik. Bereits das Belastungs-EKG erschien dem Kardiologen zu gefährlich. Strikte Bettruhe und völlige Vermeidung von Stress verordnete er dem ungeduldigen Patienten, der D noch nicht ahnte, dass er bereits zwei Herzinfarkte hinter sich hatte und ein dritter tödlich enden würde. Es war der Beginn dessen, was Günther Schulz heute seine „Herzkarriere“ nennt. Es folgten Bypass-Operationen und schließlich die unausweichliche Diagnose: „Sie brauchen ein neues Herz!“ In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember war es dann soweit. Chirurgen des Universitätskrankenhauses tauschten das defekte Herz des Kielers aus. Das war vor zehn Jahren. Seitdem genießt der heute 61-jährige das Leben mehr denn je, freut sich über das frische Grün in jedem Frühling – und engagiert sich mit seiner ganzen Tatkraft im Bundesverband der Organtransplantierten (BDO). Mehr als 11.500 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Organtransplantation Stagnation bei den OP’s Günther Schulz hatte noch Glück im Unglück. Nicht immer kommt ein passendes Organ zur rechten Zeit. Obwohl die Operationstechniken ständig perfektioniert werden und immer mehr Ärzte zu Transplantationen in der Lage sind, stagniert die Zahl der entsprechenden OP’s. Der Grund: Es fehlt an Spendern. Von 1999 bis 2002 dümpelt die Abb. 2 Die Anzahl der Menschen, die auf eine Organtransplantation warten, steigt seit Jahren Zahl der Menschen, die aufgrund von Verfügungen zu Lebzeiten nach ihrem Tod Organe spendeten, bei gut 1.000 im Jahr dahin. Hinzu kommen die Lebenden, die einem nahen Verwandten eine Niere oder eine Leber spendeten. Organtransplantationen sind ein erfolgreiches und etabliertes Behandlungsverfahren Anzahl der durchgeführten Transplantationen (ohne Leberspende) Abb. 1 Die Zahl der entsprechenden Operationen stagniert seit Jahren. 24 Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 - oder auf den Tod Durchgeführte Transplantationen und tatsächlicher Bedarf 2002 Informationen und Materialien Unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 / 90 40 400 können Organspendeausweise und Infomaterial beim „Infotelefon Organspende“ bestellt werden. Ärzte und Apotheker können Infomaterial, Poster und Aufsteller für ihre Praxen oder Läden anfordern. Günther Schulz vom Bundesverband der Organtransplantierten (BDO), Regionalgruppenleiter für Schleswig-Holstein, ist per E-Mail unter [email protected] zu erreichen. Organisationen im Internet: Deutsche Stiftung Organtransplantation www.dso.de Bundesverband der Organtransplantierten e.V. www.bdo-ev.de Abb. 3 Wachsende Kluft: Große Diskrepanz zwischen durchgeführten Transplantationen und dem tatsächlichen Bedarf. Und auch die anderen Zahlen der Statistik müssen erschrecken: Nach Auskunft der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) stehen zur Zeit ungefähr 11.500 Menschen auf der Warteliste für ein Organ, etwa 9.500 davon sind Nierenpatienten. Täglich werden elf Menschen transplantiert. Aber: Täglich sterben auch drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen konnten. Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz - Info Gesundheit e.V. (BGV) www.bgv-transplantation.de Deutsche Transplantations-Gesellschaft (DTG) www.d-t-g.org Arbeitskreis Organspende www.akos.de Verband Organtransplantierter Deutschlands e.V. http://www.vod-ev.de/ Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) www.kfh-online.de Spender fehlen Günter Schulz wünscht sich von den niedergelassenen Ärzten mehr Unterstützung Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Das ständige Warten auf ein neues, lebensrettendes Organ zehrt an den Nerven der Patienten und ihrer Angehörigen. Günther Schulz, inzwischen Regionalgruppenleiter von Schleswig-Holstein und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes der Organtransplantierten betreut die Wartenden, die sich in ihrer seelischen Not an ihn wenden. Die Betreuung ist jedoch nicht das Hauptproblem. Vielmehr fehlt es an Spendern. Zwar stehen 82 Prozent der Bevölkerung laut einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Auftrag gegebenen Umfrage einer Organspende positiv gegenüber, jedoch haben nur etwa 12 Prozent diese Bereitschaft 25 Bericht/Interview auch in einem Ausweis dokumentiert. Viel zu wenig, finden die Verbände – und rühren die Werbetrommel. Eindeutige Regelung Die Organentnahme ist in Deutschland eindeutig gesetzliche geregelt (Transplantationsgesetz): Damit einem verstorbenen Patienten Organe entnommen werden können, muss zuvor der Hirntod zweifelsfrei festgestellt werden. Dazu führen zwei Fachärzte, die weder in die Organentnahme noch in die nachfolgende Transplantation eingebunden sein dürfen, unabhängig voneinander umfangreiche klinische und apparative Untersuchungen durch und dokumentieren das Ergebnis dieser Untersuchungen in einem Hirntodprotokoll. Darüber hinaus muss die Einwilligung des Verstorbenen zur Organspende oder die Einwilligung der nächsten Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen vorliegen. Doch die Bedenken sitzen offenbar tiefer, als bei der Umfrage zum Ausdruck kam. „Immer wenn ich auf einer Veranstaltung bin oder eine Fernsehsendung sehe, die zunächst gut für uns läuft, kommt zum Schluss immer das Beispiel einer Frau, die ihr Organ verkauft hat. Oder aber jemand meint, ein fremdes Herz verändere den Menschen. So ein Unsinn! Damit werden alle unsere Bemühungen in wenigen Minuten zunichte gemacht.“ Doch trotz solcher frustrierenden Erfahrungen will Günther Schulz nicht aufgeben. Von den niedergelassenen Ärzten erhofft er • eine besser Aufklärung der Patienten, • Aufklärungsmaterial und Organspendeausweise in den Praxen und • bessere Informationen über Wechselwirkungen bei Medikamenten im Zusammenhang mit der Betreuung organtransplantierter Menschen. Arbeitskreis in SH gegründet Die Organisationen im nördlichsten Bundesland haben in Zusammenarbeit mit der KVSH und dem Sozialministerium inzwischen einen „Arbeitskreis zur Förderung der Organspenden in Schleswig-Holstein“ gegründet. Ziel des Zusammenschlusses sind eine bessere Aufklärung der Bevölkerung und eine tiefergehende Information der Ärzte. Doch alle mühselige Aufklärungsarbeit und PRKampagnen haben bislang wenig gefruchtet. Eine nicht letzte, aber doch große Hoffnung setzen die Organisationen nun in die Ärzteschaft in Kliniken und Praxen. Sie sollen die Spendeausweise unters Volk bringen. Mehr Ausweise - mehr Spender. So lautet die einfache Wahrheit. Dr. Dieter Kienitz 26 „Spendenwilligkeit ist rückläufig“ Interview mit Professor Gundolf Gubernatis, Geschäftsführender Arzt der Region Nord der Deutschen Stiftung Organtransplantation Nordlicht: Herr Prof. Gubernatis, die bundesweiten Organspendezahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Wo steht im Ländervergleich Schleswig-Holstein? Gubernatis: 34 Menschen haben im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein ihre Organe nach dem Tode gespendet, das sind 13 weniger als in 2001. Insgesamt hat die DSORegion Nord, also Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen, eine Spenderate von 12,61 Spendern pro Million Einwohner und liegt damit knapp über dem Bundesdurchschnitt. Nordlicht: Was können die Kassenärztlichen Vereinigungen bzw. Ärztekammern tun, um die Spendenfreudigkeit anzuregen? Gubernatis: Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist, wie wir aus einer Umfrage wissen, erfreulich hoch. Das Problem liegt darin, dass manchmal trotz Bereitschaft zur Organspende kein Organspendeausweis vorliegt und damit den Angehörigen in einer schwierigen Situation die Frage nach der Zustimmung zur Organspende zugemutet werden muss. Es ist daher ein besonderes Anliegen der Aufklärung, das Ausfüllen der Spendeerklärung zu fördern. Die Menschen sollten insbesondere dort angesprochen werden, wo sie bereit sind, sich mit dem Thema Krankheit auseinander zu setzen. Insofern ist für mich der ideale Ort für das Bereithalten von Information und Organspendeausweisen das Wartezimmer der Arztpraxen. Nordlicht: Was fordern Sie von der Politik? Gubernatis: Die Politik ist zur aktiven Teilnahme an der Gemeinschaftsaufgabe Or- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Professor Gundolf Gubernatis erläutert die Situation in Schleswig-Holstein ganspende aufgefordert. Sie muss ihren Teil dazu beitragen, die gesetzlich verfügte Meldepflicht möglicher Organspender durch die Krankenhäuser auch umzusetzen und somit die Zahl der Organspenden in den Krankenhäusern und Unikliniken zu einer regelmäßig nachgefragten Größe werden zu lassen. Diese gesetzlichen Vorgaben haben aber nur Sinn, wenn deren Nichteinhaltung zu einer Sanktionierung führt. Das Interview führte: Dr. Dieter Kienitz, Journalist Rezeptdiebstahl Nach Auskunft der AOK Schleswig-Holstein häufen sich in letzter Zeit Rezeptfälschungen. Wir möchten Sie daher bitten die Rezeptformulare so sorgfältig aufzubewahren, dass eine missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen ist (siehe § 37 Abs. 4 Bundesmantelvertrag). Thomas Frohberg, KVSH Praxisnetze Entdecke die Möglichkeiten ie elektronische Welt nimmt mehr und mehr Einzug in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. In dieser „neuen Welt“ besteht die Möglichkeit, sich über Produkte, Fahrpläne oder beispielsweise über aktuelle Themen des Gesundheitswesens schnell zu informieren. Die Information per E-Mail ist aus den Büros kaum noch wegzudenken. In den Arztpraxen ist die Nutzung einer solchen Technologie für die elektronische Kommunikation untereinander bisher nicht sehr stark verbreitet, obwohl nahezu 80 Prozent der Praxen in Schleswig-Holstein ein Praxisverwaltungssystem einsetzen. Als Gründe hierfür ist sicherlich der bisherige fehlende Nutzen für Praxen zu sehen, ein weiterer Hemmschuh ist die fehlende Integration von Kommunikationsmöglichkeiten in den Praxisverwaltungssystemen, die oftmals mangelnde Interoperabilität der verschiedenen Praxiscomputersysteme untereinander bzw. die bislang nicht ausreichende sichere Telekommunikationsinfrastruktur in den Praxen. Dabei ist der Kommunikationsbedarf bereits vorhanden. Die bisherige Kommunikation zwischen Praxen und in Praxisnetzen, bzw. zwischen dem ambulanten und stationären Bereich, zeigt dieses deutlich. Überbringer der Informationen sind hier das Telefon, Fax, die Post und natürlich der Patient. Das Gesundheitsnetzwerk Flensburg erprobt zur Zeit im Rahmen eines Projektes die praktische Anwendung einer patientenbezogenen elektronischen Datenkommunikation Im Verbund von Praxisnetz, den örtlichen Krankenhäusern, der KV Schleswig-Holstein, der AOK Schleswig-Holstein und der IKK Schleswig-Holstein wurde hier die Verzahnung aller Gesundheitspartner in der ambulant/stationären Patientenbehandlung realisiert. Entstanden ist die Idee der elektronischen Vernetzung im September 1999. Seinerzeit konzipierten und konzeptionierten das regionale Praxisnetz Flensburg (180 im Netz organisierte Ärzte) gemeinsam mit den Krankenhäusern Diakonissenanstalt und Malteserkrankenhaus Flensburg das Gesundheitsnetzwerk Flensburg: Ein elektronisches Netzwerk, welches eine gesicherte Datenübertragung zwischen den Partnern ermöglichen sollte. D Zum heutigen Stand In einer Testgruppe wird dieser Weg der Kommunikation nun auch praktisch vollzo- EDV-Vernetzung im Gesundheitsnetzwerk Flensburg Vernetzung als Ziel: Die Mitglieder des Gesundheitsnetzwerkes Flensburg gen. 13 niedergelassene Ärzte tauschen Befund- und Berichtdaten aus, und stellen den beteiligten Krankenhäusern digitale Daten vor der Einweisung des Patienten zur Verfügung. Von den teilnehmenden Krankenhäusern erhalten sie nach der Entlassung des Patienten den Krankenhausentlassungsbrief in digitaler Form bereitgestellt. Voraussetzung hierfür ist das Einverständnis des Patienten. Durch das Fehlen des elektronischen Arztausweis (HPC) ist bisher eine elektronische Signatur bzw. eine Authentifizierung dieser Daten nicht möglich, so dass zur Zeit alle Daten noch parallel in Papierform den Beteiligten zur Verfügung gestellt werden müssen. Das Projekt wird unterstützt durch das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein und arbeitet eng mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes zusammen. Als Kommunikationsmedium dient ein Virtual Private Network (VPN). Ein solches VPN wird mit Hilfe von Sicherheitsmechanismen und Verschlüsselungstechnologien vor dem öffentlichen Netzwerk abgeschottet. Somit ist ein sicherer Datenverkehr gewährleistet. Die bisherigen Funktionalitäten sind die ersten Schritte in diesem elektronischen Netzwerk. Als Folgefunktionalitäten sind die Online-Einbestellungsmöglichkeit für Patienten in den beteiligten Krankenhäusern sowie die Implementierung einer zentralen Notfallakte angedacht. Als Zugangsschlüssel zur Notfallakte bzw. zentralen Patientenakte könnte zukünftig die Gesundheitskarte Schleswig-Holstein fungieren. Die Funktionalität dieser Karte wird der- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 zeit in einem parallelen Projekt durch die Anwendergruppe des GNWFL erprobt. Ausblick Die Idee der elektronischen Vernetzung ist mindestens so alt wie die Praxisnetze in Schleswig-Holstein. Dass die elektronische Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenhäusern bislang über gesicherte E-Mails nicht hinausgegangen ist, liegt an unterschiedlichen Computersystemen und den Arbeitsabläufen in Praxis und Krankenhaus. Der Dokumentations- und Kommunikationsaufwand in Disease-Managemant-Programmen kann über elektronische Medien sicherlich reduziert werden. Mit der Einführung der DRG in den Krankenhäusern haben Krankenhäuser ein großes Interesse, die Patienten nahezu „fertig diagnostiziert“ zu erhalten. Ein hoher Durchsatz im OP ist wohl nur durch intensivere und schnellere Kommunikation mit ihren ambulanten Zuweisern und Nachsorgern zu erreichen. Bei integrierten Versorgungen, wie derzeit in Flensburg entwickelt, wird die elektronische Kommunikation unverzichtbare Infrastruktur werden. Zusammengeführte ambulante und stationäre Budgetanteile, abgestimmte Versorgungspfade und arbeitsteilige Vergütungen werden nur mit IT-Unterstützung sinnvoll umgesetzt und verwaltet werden können. Die in Flensburg gemachten Erfahrungen werden für weitere Projekte in Schleswig-Holstein hilfreich sein. Timo Rickers, KVSH 27 KV intern Immer ein offenes Ohr nja Benz betreut seit dem 1. Dezember 2002 für die Kassenärztliche Vereinigung das Patiententelefon . Unter 04551- 803 308 geben sie und Caroline Wangari-Dose von der Ärztekammer SchleswigHolstein Auskunft über Mediziner mit speziellen Qualifikationen, unterstützen Patienten bei der Suche nach einem Klinik- oder Therapieplatz und erläutern Therapie- und Diagnoseverfahren. „Wir sind aber keine Teleärzte oder Seelsorger“, betont Benz. Sie weiß, warum sie das so sagen muss: „Manche könnten glauben, wir würden am Telefon therapieren oder über gute und schlechte Ärzte oder Psychotherapeuten informieren.“ Das ist natürlich nicht so, denn am Patiententelefon wird keine Ferndiagnose gestellt und es wird auch keine Therapieempfehlung gegeben. Anja Benz kennt aber in jedem Fall die Adressen der gesuchten Ärzte und Psychotherapeuten. „Natürlich kann ich auch Spezialisten für bestimmte Erkrankungen wie das Guillian-Barre-Syndrom oder Sklerodermie ausfindig machen, die mit dieser Qualifikation noch nicht im Arztfindex aufgeführt sind.“ Außerden kennt sie Ärzte oder Psychotherapeuten mit speziellen Fremdsprachenkenntnissen wie arabisch oder türkisch, die bei Bedarf weiter vermittelt werden können. Außerdem kann die gelernte Arzthelferin, die lange Zeit in einem Telefon-Service-Center gearbeitet hat, Auskunft zu speziellen Therapien und Untersuchungsmethoden geben. „Das ist den Patienten sehr wichtig. Und da kommen dann doch schon mal sehr interes- A sante Anfragen. Beispielsweise wollen Patienten wissen, wo sie eine Blutegeltherapie, eine Gürtelrosenbesprechung, eine spezielle Laserbehandlung oder einen Vega-Test machen können.“ Resümee fällt positiv aus Ihre Bilanz nach einem halben Jahr Patiententelefon: „Der neue Service wird sehr gut angenommen. Dabei fällt auf, dass die Anzahl der weiblichen Anrufer klar überwiegt. Die Männer greifen erst später zum Telefon, um sich weiterhelfen zu lassen.“ Der neue Service der KVSH und der Ärztekammer ist ihrer Einschätzung nach dringend nötig: „Die KV braucht ein Medium als Draht zu den Betroffenen, denn immer mehr Patienten beschweren sich darüber, dass ihnen trotz steigender Krankenkassenbeiträge immer weniger Leistungen geboten werden. Da müssen wir klar machen, dass daran nicht der Arzt oder Psychotherapeut schuld ist“, sagt Benz. Konflikte und Beschwerden Sie sieht ihre Rolle deshalb vor allem in der einer Vermittlerin. So konnte sie auch schon den einen oder anderen Rechtsstreit durch ein vermitteltes Gespräch zwischen Arzt und Patient abwenden. Meistens geht es bei Rechtsfragen um das Herausgeben von Krankenunterlagen, Zuzahlungen für Medikamente, das Erstellen einer Patientenverfügung oder um ärztliche Gutachten. „Die Pa- Hier werden Sie verbunden... Ärztekammer Schleswig-Holstein Das Patienten-Telefon ist ein gemeinsamer Service der Ärztekammer Schleswig-Holstein und der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Bad Segeberg. Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein 28 Die gelernte Arzthelferin Anja Benz im Einsatz für die Patienten tienten sind selbstbewusster geworden und fordern ihre Rechte konsequent ein.“ Deshalb geht auch nicht jedes Telefonat ohne Konflikt ab. „Einige Patienten sind schon ziemlich emotionalisiert, wenn sie anrufen. Kein Wunder, wenn es um den sensiblen Bereich Gesundheit geht“, bemerkt Benz. Häufigste Patientenbeschwerden sind in diesem Zusammenhang: • der Arzt macht keine Hausbesuche • Behandlungsfehler • der diensthabende Bereitschaftsarzt kommt am Wochenende nicht raus • Abrechungsunklarheiten • der Arzt lehnt die Behandlung eines Patienten ab • der Arzt will Patientenunterlagen nicht herausgeben Dauerthema K.O.-Leistungen PatientenTelefon 04551/8 03 30 8 Sie suchen einen Arzt der türkisch spricht? Sie wollen mehr über eine Selbsthilfegruppe wissen? Suchen Sie Hilfe bei einer Drogenberatungsstelle? Und wüßten Sie gerne ob eine Verhaltenstherapie von der Krankenkasse bezahlt wird? Rufen Sie an, wir sagen es Ihnen. Foto: Wilder Nach einem halben Jahr Patiententelefon: Service kommt gut an Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Besonders das Thema K.O.-Leistungen hat zu starkem Unmut geführt, so Benz. „Das ist ein Dauerthema, das für viel Unmut und Verärgerung gesorgt hat. Die Patienten verstehen nicht, warum ihr Hausarzt auf einmal nicht mehr koloskopieren darf. Längere Wartezeiten von bis zu sechs Monaten und weitere Anfahrtswege wollen viele nicht in Kauf nehmen. Besonders für ältere Menschen ist das ein echtes Problem.“ Da hilft nur eins. „Das Gespräch auf eine sachliche Ebene ziehen, den Sachverhalt ruhig darlegen und eine Lösung aufzeigen“, sagt sie. Dann klingelt das Telefon. Jakob Wilder, KVSH Bericht Modellprojekt bringt Entlastung für den niedergelassenen Arzt Foto: Quentin Die Praxismanagerinnen kommen iedergelassener Arzt zu sein bedeutet zusätzlich Personalmanager, Qualitätsbeauftragter, EDV-Fachmann, Ausbilder und Betriebswirt zu sein. Hinzu kommt der neue, mächtige „zweite Gesundheitsmarkt“, der – wenn der Arzt auch davon profitieren möchte – betriebswirtschaftliches Denken und Handeln erfordert. Ebenso zwingt die Lockerung des ärztlichen Werbeverbotes den Arzt dazu, über Marketingmaßnahmen nachzudenken, wenn er nicht das Nachsehen haben will. Und ausserdem geht die Tendenz zu größeren Organisationseinheiten. N Kompetente Partner Der Tag eines Arztes hat aber auch nur 24 Stunden. Wie soll er neben seiner täglichen, ärztlichen Tätigkeit diese vielfältigen Aufgaben bewältigen? Zumal die ärztliche Ausbildung für diese Tätigkeiten nicht ausgelegt ist. Es liegt also auf der Hand: Der Arzt braucht in Zukunft immer mehr einen kompetenten Partner, der entscheidungsvorbereitend in der Praxis mitwirkt. Das Management einer Arztpraxis wird zunehmend komplexer und zudem entsteht eine Marktsituation, in der der Arzt sich behaupten muss. Wie soll er also diese vielfältigen „fachfremden“ Aufgaben bewältigen? Entweder er opfert noch mehr seiner Freizeit und besucht entsprechende Seminare. Er kauft die Dienstleistungen extern ein oder aber er beschäftigt eine dafür qualifizierte Fachkraft – eine Praxismanagerin – die ihn entlastet und unterstützt und ihm damit ermöglicht, sich wieder voll seinem Beruf als Mediziner und damit seinen Patienten zuzuwenden. Projekt „Praxismanagerin“ läuft Die ÄK Schleswig-Holstein führt zur Zeit einen Modellversuch zur Weiterbildung als Praxismanagerin durch und setzt sich ehrgeizige Ziele: „Die Teilnehmerinnen sollen eine berufliche Qualifikation erwerben, die sie befähigt, die betriebswirtschaftlichen Ziele des „Unternehmens Arztpraxis“ in enger Abstimmung mit der ärztlichen Entscheidungsebene zu realisieren sowie eigenverantwortliche Führungsund Managementaufgaben zu erfüllen!“ So mancher Arzt wünscht sich eine entlastende Hand beim täglichen Alltag in der Praxis: In einem Modellprojekt werden geeignete Fachkräfte ausgebildet. Der erste Durchgang mit 23 Teilnehmerinnen aus acht Bundesländern ist im Februar dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen worden. Die Teilnehmerinnen vertiefen und festigen ihre erworbenen Kenntnisse in Form eines Qualitätszirkels, wobei hier eine Anlehnung an die „Grundsätze des Vorstandes der KVSH“ für die Ärzte statt findet. Die jetzigen Praxismanagerinnen haben in insgesamt 800 Unterrichtsstunden einschließlich Praktikum und Erstellen einer Hausarbeit Kenntnisse auf sechs Sachgebieten erworben: • Ausbildung der Ausbilder • Qualitätsmanagement • betriebswirtschaftliche Praxisführung • betriebliches Rechnungs- und Finanzwesen • Personalmanagement und • Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Gute dabei ist der enge Bezug der Wei- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 terbildung zur Arztpraxis und der enorme Vorteil, dass die meisten Absolventinnen ausgebildete und erfahrene Arztfachhelferinnen sind, also immer den Bezug zur Basis haben. Delegieren ist gefragt Allerdings muss der Arzt bereit sein, Aufgaben an kompetente Mitarbeiterinnen zu delegieren und ihnen Verantwortung zu übertragen. Die Angst, dass durch hoch qualifizierte Mitarbeiter eventuell die lieb gewonnene Hierarchie ins Wanken geraten könnte, sollte einem neuen „Freiheitsgefühl“ weichen, von mühsamen aber notwendigen Managementaufgaben befreit zu sein. Mehr Informationen zum Ausbildungsgang „Praxismanagement“erhalten Sie über: [email protected] [email protected] 29 Reportage Der Stoff taugt für’s TV Dr. v. Dernsdorff arztet sich durch deutsche Gazetten. Jetzt wird der Roman auch noch geadelt: Der NDR drehte Szenen für das S-H Magazin. ie Finger knattern über die Laptoptasten. Links und rechts vom Gerät stapeln sich Notizen und Groschenheftchen. Mal hält der Autor inne, grübelt, lächelt – dann geht das Klackern weiter. „Und noch einmal, bitte“, sagt eine quirliege Stimme. Die Kamera schwenkt wieder von der Arzttasche über den Tisch auf den Autor und zurück. Dann eine Closeeinstellung, Schulterschuss und: „Danke, das war´s“, die erste Szene ist im Kasten. „Wer hätte das gedacht, Dr. Hartmut von Dernsdorff macht TV-Karriere“, sagt der Vater des Romanhelden, Bodo Schnurrhahn – im richtigen Leben Dr. Bodo Kosanke. Ein Team vom NDR Schleswig-Holstein Magazin ist angereist und dreht den Autor Zuhause in seiner Schreibwerkstatt, hat noch drei Szenen auf dem Zettel und will von dem geistigen Erzeuger wissen: Warum? „Es kann doch garnicht besser sein, dass man den Menschen in dieser Verpackung klar macht, was auf sie D Letzte Regieanweisung für Dr. von Dernsdorff und Heike (Michael Sohre, Trixie Spies). Beide wurden durch Zufall zu Romanfiguren, machten ihre Sache aber auch als Darsteller sehr gut. in nächster Zeit zu kommt“, sagt Schnurrhahn „und das im Wartezimmer zu lesen, da braucht der Arzt nichts mehr hinzuzufügen. Also ein richtiger Mehrwert für den Doktor.“ Triviale Aufmachung Bodo Schnurrhahn gibt eine Leseprobe und macht auch als Märchenonkel eine gute Figur. Sein Stil ist nicht ohne schauspielerisches Talent. 30 In der Aufmachung eines trivialen Arztromans kommt er daher, der Dr. von Dernsdorff. Übernimmt in Vertretung eine Landarztpraxis und wird zum ersten Mal mit den Auswüchsen einer Gesundheitsreform mit Facharztzentren, Einschreibprogrammen und Lotsenärzten konfrontiert. Das macht ihm das Leben schwer. Aber die Welt der Groschenheftchen ist nicht schwarz. Vielmehr ist sie hell und rosa, denn die Triebfehder allen männlichen Handelns – das weibliche Geschlecht, hier Heike genannt – spielt auch hier eine entscheidende Rolle. „Die beiden (Heike und v. Dernsdorff) kennen sich ja schon, aber die Liebe blieb unerfüllt“, erklärt Schnurrhahn vor der Kamera und macht damit Lust auf mehr, die er auch anschließend gleich befriedigt, als er als Mär- Nordlicht AKTUELL 4 | 2003 chenonkel kameragerecht Textpassagen zum besten gibt. „Von Dernsdorff übernahm die Praxis, in der ihm vieles fremd war, aber auch vieles vertraut. Z. B. die beiden Krügers Töchter, mit denen ihn einst so viel verband...“ Nach dem dritten Versuch ist man zufrieden. Für Schnurrhahn keine besonders aufwändige Performance, ist der doch den Brettern, die die Welt bedeuten stets eng verbunden geblieben. Weiter geht es, nächster Drehort Supermarkt. Hier blättert sich Schnurrhahn durch das satte Angebot an Herz- und Schmerzschnulzen im Groschenheftformat. Recherche nennt er das. Den Schreibstil, das mäandrierende Auf und Ab der Spannungen und Höhepunkte will er kopieren. Ja, er muss es sogar, denn Schnurrhahn ist ausgebildeter Soziologe und daher anderes Lesegut gewöhnt. „Es ist ja garnicht so schwer“, meldet er der NDR-Redakteurin. „Die selben Bilder kehren immer wieder, die Spannungen werden in immer gleichen Abständen aufgebaut und es muss halt ordentlich menscheln.“ Fertig sei der Schmusebrei. Und wieder geht die Fahrt weiter zum nächsten Drehort: Eine echte Landarztpraxis in Pönitz bei Scharbeutz. Und ein echter Mediziner betritt das Set. Dr. Michael Sonntag sieht auch wirklich aus wie ein TV-Doc. Weiße Haare, gebräuntes Gesicht, sportliches Erscheinen – ihm nimmt man die Rolle Dr. Krügers ohne zögern ab. Und er nimmt sie auch ernst. Steht auf den Stufen zu seiner Praxis und versucht aus dem Wort „Fuhlsbüttel“ keinen Zungenbrecher werden zu lassen, wie etwa „Fuhsbüddel“ oder so. „Ja, wenn ich da man nicht hängen bleib“, sagt er und übt unter lautem Lachen der anderen Leiendarsteller bis das Wörtchen seine ursprüngliche Bedeutung völlig verloren hat. ....Die erste Szene: Sonntag ist noch etwas unsicher. Schaut mal in die Kamera oder vergisst seinen Einsatz. Aber nach dem dritten Versuch ist die Begrüßung der beiden Ärzte im Kasten und weiter geht es in die Arztpraxis. Hier packt den echten Arzt wieder der Praxisalltag. „Also, das muss anders heißen“, gibt er zu bedenken. „Hier muss ein „wirklich“ rein. Das würde ich im wahren Alltag auch so sagen.“ Die Redakteurin Daniela Barrera ist dankbar für jeden Hinweis, der die Sache so autentisch wie möglich macht. Und mit diesem kleinen Wörtchen flutscht die Szene gleich besser. Nur kritisiert jetzt der Au- Dr Michael Sonntag alis Dr. Krüger. Die Rolle war dem Hausarzt aus Pönitz auf den Leib geschrieben. tor selbst an den Einlassungen einer originären Sprechstundenhilfe, die als gebieterische Fr. Mehrlich daherkommen soll: „Ein bisschen forscher, bitte“, fordert Schnurrhahn, was die korpulente Dame etwas aus dem soliden Gleichgewicht bringt, aber nach zwei weitern Versuchen auch das gewünschte Ergebnis zeitigt. Szene zwei transportiert dann auch die zentrale Botschaft des Arztromans. Dernsdorff rettet einem Jungen das kleine Leben, weil Kollegen es vorher durch Bürokratismus und Leitlinien-Wahn verschlampt haben. „Leitlinien“, bläut Schnurrhahn wieder der Darstellerin einer ängstlichen Mutter ein, „das ist der zentrale Begriff. Der muss fallen!“ Und als Dernsdorff dann einen Rettungshubschrauber ordert, fordert der Autor noch mal mehr begeisterte Angst. Nach mehreren Einstellungen ist auch diese vorletzte Szene abgedreht. Am Ende stehen sich die Liebenden Dernsdorff und Heike gegenüber und planen eine romantische Radtour durch die holsteinischen Rapsfelder. Dabei bleibt es dem Zuschauer überlassen, ob die Fahrt vielleicht im Geiste doch zwischen Raps und Straps endet. Nachklapp: Bodo Schnurrhahn arbeitet bereits an einem Fortsetzungsroman. Nur soviel: Die Zustände in Deutschland werden für Ärztinnen und Ärzt unerträglich. Da zieht es auch Heike nach Fidschi. Ob es dann dort zu einem Happy End kommt? Wir werden sehen und sind in Erwartung... Robert Quentin, KVSH Bericht „Der arme Patient“ Wird Krankheit teurer? hieß das Thema auf NDR-Info Radio in der Sendung Redezeit. Prof. Karl Lauterbach, Ellis Huber und Dr. Klaus Bittmann diskutierten mit Zuhörern. Auszüge. Moderator: Nehmen wir mal an, ich gehe zum Arzt und bekomme dann wie bei der Autoreparatur so einen Auszug, das und das wurde gemacht. Was ändert das, wenn ich dann so eine Abrechnung bekomme. Lauterbach: Die große Gefahr, die damit einhergeht, ist die folgende: wenn also die Untersuchung meinetwegen 20 Euro kostet, dann gehen also die Ärzte hin und sagen, die Kasse erstattet Ihnen die 20 Euro, ich kann die Untersuchung aber noch eine Spur gründlicher machen, dann kostet es 30 Euro. Legen Sie die 10 Euro drauf, 20 Euro erstattet Ihnen die Kasse, dann haben Sie die Untersuchung, die ich Ihnen eigentlich empfehlen würde. Der Patient wird im Prinzip erpressbar in der Untersuchung, weil jeder Arzt geht hin und sagt „darf es ein bisschen mehr sein?“ und wir kommen dann in eine Situation hinein, wo Sie überhaupt nicht mehr unterscheiden können, ob jetzt die über die Kostenerstattung hinausgehende Leistung, die angeboten wird, medizinisch wirklich notwendig ist oder ob Sie dem Arzt dient. Und wer wagt schon in der Situation, wo er augezogen vor dem Arzt steht, dem Arzt den Gefallen auszuschlagen, noch einmal 10, 20 Euro zuzulegen. Huber: Also, die ärztliche Entscheidungen dürfen nicht mit Geldflüssen zu Gunsten des Entscheiders verknüpft werden, das korrumpiert und das führt auf Dauer zu einem nicht gesundmachenden System. Wir brauchen ein völlig anderes Honorarsystem. Moderator: Herr Dr. Bittmann schüttelt hier den Kopf an dieser Stelle: Bittmann: Weil ich feststelle, dass hier eine derartige Voreingenommenheit gegenüber der Beziehung des Arztes zu seinem Patienten besteht. Es gibt wie in jedem Gewerbe vermutlich missbräuchliche Nutzung, wie sie auch jetzt in diesem System noch viel viel mehr unterstellt und auch bestehen können, aber wenn ich Transparenz will und wenn ich eine wirtschaftliche Konkurrenz will, ja dann muss ich entsprechende Schritte einleiten und kann nicht auf der anderen Seite eine Regulierung bis sonst wohin mit einer noch zusätzlich vielleicht noch aufgebauten Gesundheitspolizei etablieren. Huber: Also ich reguliere nicht, sondern die KV reguliert gegenwärtig mit einem völlig 32 desolaten Regulationsschnitt. Ich bin für mehr Freiheit. Anruferin: Also wollen wir mal die Herren wieder ein bisschen mal vom Geld wegholen. Hausarztmodell ist mein großes Problem. Ich lebe sehr viel in England, und da gibt es den so genannten General Positioner, das ist der Hausarzt, der aus allen möglichen Fachrichtungen kommt. Dieser Hausarzt bestimmt, wann und zu welcher Zeit der Patient zu einem Spazialisten geschickt wird, das kann sein in sechs Wochen, acht Wochen. Und darf ich mal bitte Herrn Lauterbach fragen, was macht er, wenn er den Verdacht hat eines Herzinfaktes, was Gott verhüten möge, oder wenn er einen Beinbruch hat. Rennt er dann erst zum Hausarzt oder wie geht das? Lauterbach: Das jetzt von der Ministerin vorgeschlagene Hausarztsystem sieht vor, dass jeder Notfall also nicht nur so schwere Notfälle wie Herzinfarkt, sondern jeder Notfall kann sofort zum Facharzt, kann sofort ins Krankenhaus. Notfälle sind von der Hausarztregelung überhaupt nicht betroffen. Anruferin: Das müssen Sie bitte aber der allgemeinen Bevölkerung dann auch erklären. Lauterbach: Ja das wird so dargestellt, die Fachärzte sind ja gegen das Hausarztmodell und daher stellen die Fachärzte es häufig so dar, als wenn im Notfall erstmal der Hausarzt besucht werden müsste. Das ist aber abwegig, das Gesetz sieht klar vor, jeder Form eines Notfalls sofort zum Facharzt, sofort zum Krankenhaus. Anruferin: Entschuldigung, wo kann ich denn als Laie dieses Gesetz einsehen. Gucken Sie mal die ganze verbreitete Meinung in der Bevölkerung ist, dass ich in jedem Falle zuerst zum Hausarzt gehen muss, und wenn ich jetzt ein Bein gebrochen habe, dann gehe ich ... Lauterbach: Das ist Polemik gegen dieses Gesetz. Anruferin:Das ist keine Polemik, sondern wir wissen es nicht. Lauterbach: Gegen dieses Gesetzt wird natürlich von den Gruppen, die durch dieses Gesetz glauben Einkommen zu verlieren polemisch vorgegangen, wird argumentiert, aber davon kann keine Rede sein, jeder Notfall kann optimal versorgt sein. Und woran wird ein Notfall erkannt – daran ändert sich ja nichts. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Huber: Und die Patienten brauchen ja auch einen Arzt, dem sie vertrauen können, sie brauchen jemand, der die vielfältigen medizinischen Möglichkeiten tatsächlich koordiniert, der aufklärt, was recht und was nicht so recht ist. Deshalb braucht man einen Arzt des persönlichen Vertrauens. Und der muss gewählt werden. -Der Arzt in der Einzelpraxis, nicht eingebunden in ein Netzwerk, das ist nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen kollegialen Austausch, wir brauchen Miteinander. Aber wir brauchen auch die Bescheidenheit nur das zu tun, was wirklich notwendig ist. Moderator: Wie wollen Sie das denn schaffen, dass die Privaten Versicherungen sich selbst auflösen? Huber: Das hat die Schweiz gemacht vor sieben Jahren, man hat einfach die gesetzliche und die private gleichgestellt und hat gesagt, wir brauchen eine Bürgerversicherung, die eine solidarische Regelversorgung für alle sicherstellt und da ist jeder drin und das kostet etwa zehn Prozent aller Einkünfte. Nicht nur der Lohneinkünfte sondern auch der Einkünfte aus Mieten, Zins und Verpachtung, also eine Pflichtversicherung für alle, zehn Prozent der Einkünfte als Regelversorgung und Solidarität ist nicht teilbar. Wenn die Gesellschaft gesund bleiben soll, dann müssen auch alle beitragen, wir brauchen also diese soziale Krankenversicherung als Solidarkasse auch im Interesse der gesellschaftlichen, der sozialen Gesundheit. Moderator: Herr Dr. Bittmann, halten Sie sowas für durchsetzbar? Bittmann: Nein. Huber: CDU bis Grüne sind alle der gleichen Meinung, so etwas muss gemacht werden. Wenn die Ärzteschaft endlich bereit wäre da mit zu ziehen, dann ließe sich das auch durchsetzen und genau an der Stelle sind die Kassenärztlichen Vereinigungen verantwortungslos. Moderator: Ich würde gern noch das Nein von Dr. Bittmann begründet hören. Bittmann: Ich möchte in diesem Zusammenhang noch mal sagen, ich finde es korrekt, wenn man hier über dieses System sich Sorgen macht, wenn man sich wirklich Gedanken macht. Ich glaube, ich bin der einzige, der mit Patienten auch zu tun hat in dieser Runde. Die Sorgen dieser Patienten und Versicherten – ich spreche hier auch nicht für die Kassenärztliche Vereinigung, um diese Funktion zu erhalten, sondern ich spreche als Arzt und ich habe die Funktion zusätzlich in diesem Haus dort. Huber: Und Sie sind für private Krankenkassen? Bittmann: Ich bin für eine Freiheit in diesem System und nicht für eine staatliche dirigistische Maßnahme, die bis hinein in jede Entscheidung geht. Wir haben ein gewachsenes System. Ich muss mal andersherum fragen: Warum gehen soviele Patienten und Versicherte aus der GKV heraus. Doch nicht nur (Huber und Lauterbach intervenieren) – lasst mich doch mal ausreden, ich weiß nicht, warum ihr mich angreift, ihr seid beide Theoretiker und habt beide eine ganz bestimmt soziale Strukturvorstellung. Moderator: Gibt es zukünftig Schilder, wo dann die Kassenzulassung draufsteht? Lauterbach: Fachärzte hätten mit den Krankenkassen einen Vertrag. Der Hausarzt nennt dem Patienten eine Liste mit Fachärzten, wo er hingehen kann. Moderator: Ist das das Ende der KV? Bittmann: KVen wird es für Fachärzte jetzt und in Zukunft für Hausärzte geben. Ich glaube nicht, dass die Krankenkassen die fachärztliche Versorgung regeln können. Bisher ist die fachärztliche Versorgung flächendeckend geregelt. Man soll doch ehrlich sein, dass man aus Kostengründen die Versorgungsdichte drosseln möchte (Huber murrt). Egal, Herr Huber, Herr Lauterbach, die Patienten merken doch schon, dass sie längere Wege gehen müssen, länger warten müssen. Huber: Unter dem KV-System. Bittmann: Nicht unter dem KV-System. Ärzte schränken Leistungen ein, weil das Geld nicht reicht. Aber die Voreingenommenheit, dass man etwas macht, weshalb man früher die KVen gegründet hat, um mit Einzelvertragslösung jetzt alles abzulösen, kann doch nicht sein. Die Krankenkassen vertreten nicht das Interesse der Patienten, sondern der Versicherten. Moderator: Direktverträge – was ändert das am Arzt-Patienten-Verhältnis? Lauterbach: Die KVen schaffen es nicht, Ärzte dorthin zu verteilen, wo sie gebraucht werden. Bittmann: Wir haben eine gesetzliche Bedarfsplanung, erzählen Sie doch nichts. Lauterbach: Wir haben eine gesetzliche Vorgabe, dass eine Bedarfsplanung stattfindet, aber nicht der Staat macht die Bedarfsplanung. Moderator: Stichwort Wettbewerb, wie sieht das aus Sicht der Patienten aus? Bittmann: Wettbewerb soll es so, dass Dienstleistung transparent wird. Jetzt ist es so, dass keine Transparenz besteht. Die Lö- sung wäre direkte Kostenerstattung. Die Krankenkasse wäre dann diejenige, die die Überprüfung und Abrechnung übernimmt. Huber: Man sollte noch weiter gehen. Versicherte sollten ihr individuelles Vorsorgebudget mit ihrem Arzt verwalten. Lauterbach: Fachärzte wären besser verteilt. Und die Verträge sind von Krankheit abhängig, es wird nur gemacht, was notwendig ist. Huber: Menschen rufen bei uns an, wo können wir hingehen? Krankenkassen und Ärzte müssen an einem Strang ziehen. Wir brauchen integrierte Versorgung, also Kassen und Versorgung aus einer Hand. Die KVen sind brauchbar, wenn sie ihre soziale Verantwortung kultivieren. Moderator: Haben BKKen noch Chancen im freien System? Huber: Selbstverständlich, weil wir beson- dere Ärzte haben. Wir suchen sie. Moderator: Möglich, dass verschiedene Krankenkassen bessere Ärzte haben. Lauterbach: Wenn das System über Jahre läuft, unterscheiden sich die Krankenkassen mit ihren Ärzten, der Qualität ... Bittmann: Der arme Patient. Lauterbach: Bessere Ärzte wären für alle Krankenkassen, schlechte nur für wenige. Bessere Ärzte bekommen so mehr Patienten. Bittmann: Der Patient hat keine Durchsicht. (Huber und Lauterbach stöhnen) Ich wundere mich, wie ihr das so schön macht, wie bei Kindern. Ihr habt die Patienten nicht befragt. Ich will mündige Patienten. Ihr dominiert die Versorgungsstruktur aus rein ökonomischen Gesichtspunkten. Huber: Quatsch. Wir sind für mehr Freiheit der Patienten. Die KV will das verhindern. Betonköpfe Ursache für das Finanzdefizit der GKV verantwortlich zu machen. Die KV sei nicht in der Lage, dies zu verhindern – und daher gehört sie abgeschafft! So simpel sieht es auch Ellis Huber, unbelehrbar, realitätsfremd, mit diesen Köpfen ist eine sachliche Auseinander-setzung bei gemeinsamer Verantwortung unmöglich! Die Fragen der Anrufer, von denen leider nur wenige zu Wort kamen, wurden ausschweifend, die bestehende und zukünftige Struktur beschönigend, beantwortet, immer am Thema „wird krank sein teurer“ vorbei. An den Redebeiträgen meiner beiden für jeden Hörer sofort erkennbaren Gegner offenbarte und demaskierte sich eine tiefe und erschütterte Aversion gegen die freiheitlichen Elemente in unserer Gesellschaft! Bevormundung und Dirigismus für unsere Patienten und Versicherten, Geringschätzung freier Arztwahl, Missachtung der Arzt-Patienten-Beziehung, offene Feindschaft gegenüber der Ärzteschaft und ihrer Selbstverwaltung – mit diesem Gedankengut wird eine Strukturreform gefüttert und vorangetrieben. So deutlich ist mir dies bei aller Kenntnis meiner Gesprächspartner noch nicht vorgeführt worden, ich zweifle an verfassungsrechlichem Bewusstsein und elementaren Überzeugungen für unsere freiheitliche Demokratie. Unter der Notwendigkeit des Handelns für die ökonomischen und strukturellen Defizite unseres Gesundheitssystems wird öffentlich und ohne Selbstzweifel der Weg in eine staatsdirigistische medizinische Versorgung angestrebt und wohl auch vom Bundestag übernommen. Welcher Schaden und welche Gefahren für unsere Gesellschaft, ich mag nicht weiter darüber nachdenken. Klaus Bittmann über die Begegnung mit zwei Hardlinern Podiumsdiskussionen, Pressekonferenzen, Fernsehinterviews – es ist mir nicht fremd, vor öffentlichen Medien Meinung zu beziehen für Anliegen und Stellungnahme abzugeben über die verschiedensten Themen unserer Versorgungslandschaften, über Erfolge, Misserfolge und auch Selbstkritik. Am 17.06.03 war ich geladen zur Sendung Redezeit beim NDR in Hamburg. Gemeinsam mit den illustren Persönlichkeiten Ellis Huber, BKK-Securvita, und Prof. Karl Lauterbach, politischer Berater der Bundesgesundheitsministerin und mitverantwortlich für geplanten Systemwandel. Hörer durften Fragen stellen – das Ergebnis macht mich nicht nur nachdenklich, es war ein Erlebnis der besonderen Art. Es mag ja noch angehen, dass Inhalt und Perspektiven der Gesundheitsstrukturmoderni-sierungsgesetzgebung mit schönen Worten als Heilmittel für ein schwerkrankes System dargestellt wurde. Aber noch nie ist mir so deutlich geworden, wie zwei Theoretiker mit unglaublicher Vermessenheit öffentlich Fragen von besorgten Anrufern und Patienten in Verblendung vorgefasster Meinung beantworten. Die ökonomische Technokratie des Herrn Lauterbach, die bisher in nichts objektivierbare Erfolge nachweisen kann, entblödet sich nicht, klischeehaft die Raffgier der Ärzteschaft immer wieder als Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 33 Generalversammlung 2003 der Ärztegenossenschaft SH eG Generalversammlung Bericht des Aufsichtsrates Q-Pharm AG Die diesjährige Generalversammlung der Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein eG fand am 26. April im Kulturzentrum in Rendsburg statt. Fast alle Stühle des ca. 200 Personen fassenden Saales waren besetzt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Thomas stellte in seinem Bericht fest, dass sich die wirtschaftliche Situation der Ärztegenossenschaft stabilisiert hat. Dies geht auch aus dem Prüfungsbericht des Genossenschaftsverbandes hervor, der eine positive Entwicklung der ÄGSH bestätigt. Auch bestätigt der Verband der Geschäftsstelle die ordnungsgemäße Mitgliederverwaltung und Abwicklung der Rahmenvereinbarungen. Buchführung und Jahresabschluss wurden ebenfalls ohne Beanstandungen akzeptiert. Zur Q-Pharm AG berichtete der Vorstandssprecher Christoph Meyer, dass im zweiten Wirtschaftsjahr bereits ein Gewinn von knapp € 170.000 erzielt werden konnte. Dennoch ist er mit der Entwicklung nicht zufrieden, da die vorhandenen Potentiale deutlich höher liegen. Aufgrund der zwischen ÄGSH und Q-Pharm bestehenden Verträge fließen hiervon über € 110.000 der Genossenschaft zu. Weitere € 55.000 werden aufgrund des Beschlusses der Generalversammlung in 2001 zur Erhaltung der Netzstrukturen in Schleswig-Holstein eingesetzt. Thomas stellte nochmals die aus Sicht des Aufsichtsrates zufriedenstellende Entwicklung der Ärztegenossenschaft dar, verband dies aber erneut mit der Aufforderung, die Angebote der ÄGSH noch konsequenter zu nutzen und die Genossenschaft insbesondere bei den politischen Aktivitäten (Plakataktion, Aufruf zur Demonstration in Berlin, etc.) noch stärker zu unterstützen. Die Steigerung des in Schleswig-Holstein erzielten Umsatzes auf über € 1,5 Mio ist nur zu einem Teil in der Zunahme an Verordnern begründet, insbsondere hat sich hier die sehr erfreuliche Zunahme der Produktpalette (zwischenzeitlich über 30 Präparate) positiv ausgewirkt. Nicht zuletzt deshalb fordert Meyer die Anwesenden auf, auch für die Q-Pharm AG bei den Kollegen zu werben. Neben dem positiven Effekt der Entlastung der Arzneimittelbudgets erwartet Meyer hierdurch eine Steigerung des Gewinns in 2003 auf nahezu € 250.000. Bericht des Vorstandes Der Vorstandsvorsitzende Dr. Klaus Bittmann berichtete im Rahmen seines Rückblickes auf das Jahr 2002 über die Aktivitäten seit der letzten Generalversammlung: • Schulungen zu IGeL-Leistungen wurden fortgesetzt. • Weitere Seminare gemeinsam mit der APOBank. • Erarbeitung und Verbreitung von Handlungsanleitungen zu IGeL bei K.O.-Leistungen. • Mehrseitige Verhandlungen zur Realisierung der Vereinbarung zum ambulanten Operieren für Augenärzte. • Erarbeitung der Grundidee des Modells zur integrierten Versorgung mit dem Marienkrankenhaus in Lübeck – partnerschaftliche Abgabe an die KVSH. • Ebenfalls eine Zuführung an die KVSH erfolgte hinsichtlich des Wunsches von Psychotherapeuten für eine Vereinbarung zur Behandlung von Essstörungen. • Abschluss eines Vertrages für kostengünstige Belieferung aller Vertragsärzte in SH mit Impfstoffen. • Initiierung und Durchführung der sehr medienwirksamen Stempelaktion. • Gemeinsame Initiierung mit Berufsverbänden und Dachverband der Netze sowie Durchführung der Plakataktion. • Kleinanzeigen zur Gesundheitspolitik in schleswig-holsteinischen Anzeigenblättern. Großen Raum nahm die Darstellung der gesundheitspolitischen Situation ein, natürlich immer mit Blickrichtung auf das angekündigte Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG). Bittmann machte deutlich, dass allein aus der hieraus resultierenden Bedrohung von Vorstand und Aufsichtsrat dringend die Notwendigkeit gesehen wurde, die unter einem folgenden TOP angekündigte Satzungsänderung zur Diskussion zu stellen, um die Handlungsfähigkeit der ÄGSH zu gewährleisten. 34 Jahresergebnis und Prognose Das wirtschaftliche Jahresergebnis für das Jahr 2002 ist erfreulicherweise noch besser als prognostiziert. Geschäftsführer Thomas Rampoldt machte deutlich, dass der ausgewiesene Jahresfehlbetrag in Höhe von ca. € 48.000 noch deutlich geringer ausgefallen wäre, sofern die Q-Pharm AG die hoch gesteckten Erwartungen in vollem Umfang hätte erfüllen können. Für das Wirtschaftsjahr 2003 prognostiziert Rampoldt erstmalig einen Gewinn in Höhe von knapp € 5.000 für das Unternehmen. Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen führte er aus, dass diese weiter steigen, allerdings nur sehr langsam. Er hofft jedoch, dass der zunehmende politische Druck noch zögernde Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten von der Notwendigkeit der ÄGSH überzeugen wird und dadurch in 2003 eine deutlichere Zunahme bei den Mitgliedern zu verzeichnen sein wird. Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Satzung Breiten Raum nahm die Diskussion um die angekündigte Satzungsänderung als Reaktion auf das GMG ein. Im Ergebnis wurde bei nur zwei Enthaltungen eine Änderung der Satzung im § 17 Abs. 3 mit folgendem Wortlaut beschlossen: Werden durch den Vorstand Verträge auf der Grundlage des SGB V verhandelt, soll dies gemeinsam und mit Zustimmung der KVSH geschehen, soweit die KVSH als Vertragspartner zu derartigen Verhandlungen befugt ist. Dies gilt nicht, wenn die Geschäfte der KVSH nicht mehr durch einen von der Abgeordnetenversammlung gewählten Vorstand geführt werden. Thomas Rampoldt Den Arztroman Dr. Hartmut von Dernsdorff „Im wunderschönen Monat Mai“ erhalten Sie bei der Ärztegenossenschaft. Nähere Informationen unter www.aegsh.de oder direkt per Telefon: 04551/9 99 90 KV intern: Kolumne SERIE: Selbsthilfegruppen in Schleswig-Holstein Dr. Michael Drews Wie ich es sehe ... iner der bekanntesten und immer wieder gern zitierten Sätze aus der Asterix-Comic-Reihe ist die Aussage: „Die spinnen – die Römer!“ Eine ähnliche Kommentierung fällt mir bei den Plänen zur Neuund Umgestaltung unseres ambulanten Gesundheitssystems ein, wenn nach dem Willen der Politiker Vertragsärzte nur noch für fünf Jahre ihre Lizenz zur Patientenbehandlung erhalten und dann durch eine neuerliche Prüfung beweisen sollen, ob man sie auch fürderhin guten Gewissens auf die Patientenmenschheit loslassen darf. E Deutsche Rheuma-Liga Schleswig-Holstein e.V. rungspunkte, wenn dies alles offensichtlich nach dem Willen der Politik immer noch bei weitem nicht ausreicht?! Bei all diesen Plänen der Regierung muss ich mich wirklich über die vornehme Zurückhaltung unserer Ärztekammern in dieser Frage wundern. Beim Bekanntwerden dieser politisch angedachten Vertragsarztlizenz für nur fünf Jahre hätte ich mir eigentlich eine breite und medienwirksame Initiative aller Ärztekammern gewünscht, dass die jetzt schon etablierte Fortbildungs-Punktesammelei über drei Jahre zugunsten einer neuen Fortbildungszertifi- VERTRAGSARZT FÜR NUR FÜNF JAHRE: „DIE SPINNEN, DIE POLITIKER!" Seltsam – irgendwelche Pläne zum Leistungsnachweis oder zur beruflichen Rezertifizierung etwa bei Juristen, Pädagogen, Beamten, Polizis-ten (geschweige denn bei Politkern...) wollen mir spontan nicht so recht einfallen. Bei all diesen politischen Forderungen nach immer neuen Qualitätsnachweisen durch Medizinexamina im Fünf-Jahrestakt kann man eigentlich nur logisch folgern, dass die Bevölkerung in der Vergangenheit wohl offensichtlich durch ein Heer von vertragsärztlichen Stümpern und medizinischen Halblaien versorgt worden sein muss. Nur – wozu haben wir Ärzte denn eigentlich als einziger Berufsstand in dieser Gesellschaft eine Berufsordnung, in der die Pflicht zu einer lebenslangen Fort- und Weiterbildung verankert ist? Warum traben wir denn ferner seit einigen Jahren nach dem Willen der Ärztekammern im Rahmen einer „freiwilligen Pflichtfortbildung“ in entsprechende Fortbildungsveranstaltungen und sammeln unsere Fortbildungs-Rabattmarken-Zertifizie- zierungs-Initiative über fünf Jahre abgelöst wird. Wer nach fünf Jahren sein von der Ärztekammer bestätigtes Fortbildungsdiplom nachweisen kann, erfüllt automatisch die Kriterien der von der Politik gewünschten Qualitätskontrolle. Bei einer solchen Ärztekammerinitiative würde der Politik von vornherein der Wind aus den Segeln genommen werden – zum anderen würde dann auch einer Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen in diesem Lande zu vermitteln sein, warum die Ärztekammer Schleswig-Holstein in einer Zeit des staatlichen Nullrundendiktats die Ärzteschaft in Schleswig-Holstein mit einem 2,5 Millionen teuren Neubau der Fortbildungsakademie beglücken möchte. Solange jedoch die Pläne für eine Vertragsarztlizenz für einen Zeitraum von nur fünf Jahren im Raume stehen, die jegliche Investitionen in moderne Diagnose- und Therapieverfahren in der ambulanten Praxis zum ökonomischen Harakiri machen, bleibt der alte Asterix-Spruch gültig: „Die spinnen die Gesundheitspolitiker!“ Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Die Deutsche Rheuma-Liga SchleswigHolstein ist mit über 10.000 Mitgliedern eine der größten Selbsthilfeorganisationen im nördlichsten Bundesland. In über 31 örtlichen Arbeitsgemeinschaften und 650 aktiven Therapiegruppen bietet der Verband neben rehabilitativen Behandlungen auch Freizeitaktivitäten und Patientenschulungen an. Bundesweit zählt die Liga mittlerweile über 240.000 Mitglieder. „Unsere Zielvorstellung ist der mündige, aufgeklärte Patient, der aktiv mit seiner Erkrankung umgeht und als gleichberechtigter Partner des behandelnden Arztes auftritt“, so Susann Schrader, Geschäftsführerin der Rheuma-Liga Schleswig-Holstein. „Leider müssen wir feststellen, dass sich die Situation für chronisch Kranke, also auch für Rheumakranke, verschlechtert hat: Viele therapeutische Maßnahmen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr erstattet. Außerdem verbleiben zuviele Patienten noch zu lange beim Hausarzt, bevor sie zu einem Facharzt überwiesen werden“, bemerkt Frau Schrader. Die Zusammenarbeit zwischen Rheumatologen und Rheuma-Liga funktioniert insgesamt sehr gut, die Fachveranstaltungen und Fortbildungsprogramme für niedergelassene Ärzte sind sehr gut besucht. „Es gibt hervorragende Rheumatologen im Land, die sich sehr für ihre Patienten einsetzen. Wir müssen aber feststellen, dass insgesamt zu wenig Fachärzte für Rheumatologie in Schleswig-Holstein vorhanden sind. Lange Wartezeiten von mehrere Monaten sind deshalb leider die Regel Es fehlt uns schon jetzt der Nachwuchs und gerade in ländlichen Gebieten sind Chroniker und ältere Patienten benachteiligt“, so Frau Schrader Deutsche Rheuma-Liga Schleswig-Holstein e.V. Holstenstr. 88-90; 24103 Kiel Telefon: 0431 - 535 490 Telefax: 04 31 - 535 4910 E-Mail: [email protected] Internet: www.rlsh.de Jakob Wilder (KVSH) 35 KV intern: Buch-Tipps Alzheimer-Demenz Je älter die Menschen werden und je mehr ältere Menschen es gibt, desto höher ist auch der ohnehin schon recht hohe Anteil an Senioren in der alltäglichen Praxis. Und desto mehr Menschen mit einer Alzheimer-Demenz müssen behandelt werden. Doch handelt es sich jeweils um eine vaskulär bedingte Demenz oder etwa um eine Depression? Der umfassende Band „Alzheimer-Demenz. Klinische Verläufe, diagnostische Möglichkeiten, moderne Therapiestrategien“ bietet da mehr als nur einen Einblick in das Themenfeld. In elf Kapiteln befassen sich Mitarbeiter oder ehemalige Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-MaximiliansUniversität – also der Universität, an der auch Alois Alzheimer lehrte – mit den wichtigsten Aspekten der tückischen Krankheit. Neben einer Einführung in den historischen Hintergrund, der für die traditionsbewussten Münchner wohl zum „Muss“ gehört, wird auf etwa 500 Seiten der jüngste Stand der Forschung abgebildet. Neben Fragen der Epidemiologie, Pathogenese, Diagnose und Therapie ist auch der Angehörigen- und Sozialbetreuung ein wichtiges Kapitel gewidmet. Die Autoren setzen sich mit der medizinischen Mythenbildung auseinander, in der die Alzheimer-Demenz häufig als „schicksalhafte, nicht behandelbare“ Krankheit angesehen wird. Das Buch wendet sich zunächst an Fachärzte, die in Klinik und Praxis verstärkt mit der Alzheimer-Demenz konfrontiert werden, also an Neurologen, Geriater und Psychiater. Für die Spezialisten sind an jedes Kapitel umfangreiche Listen angehängt, die auf überwiegend englischsprachige, weitergehende Literatur verweisen. Doch auch für Allgemeinmediziner kann das Buch als praktischer Leitfaden für Diagnostik und Behandlung der Patienten dienen. Auch und besonders das Kapitel „Angehörigen- und Sozialbetreuung“ gibt wertvolle Hinweise für die alltägliche Praxis. Hampel, Harald; Frank Padberg, Hans-Jürgen Möller (Hrsg.): AlzheimerDemenz. Klinische Verläufe, diagnostische Möglichkeiten, moderne Therapiestrategien,Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003, 39,- Euro. 36 Case-Management in der Kinder- und Jugendmedizin Solange das Schlagwort „Integrierte Versorgung“ lediglich in Politikerreden zu finden ist oder allenfalls in Ansätzen geprobt wird, gibt es einen Bruch zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Besonders chronisch kranke Kinder müssen zu ihrer Krankheit noch das „Hin und Her“ zwischen Klinik und häuslicher Umgebung verkraften. Bereits vor zehn Jahren erkannte ein kleiner Kreis aus engagierten Mitarbeitern der Augsburger Kinderklinik und betroffener Eltern das Problem und schufen unter dem Namen „Bunter Kreis“ ein Nachsorgemodell, das Kindern und Familien gerecht werden sollte. Inzwischen arbeiten in der Einrichtung 70 Mitarbeiter, die mehr als 1.500 Familien im Jahr betreuen. Im vorliegenden, von Friedrich Porz und Horst Erhard herausgegebenen Band stellt eine Autorengruppe das Augsburger Modell vor, das als Modellprojekt für Case-Manage- Praktisches Qualitätsmanagement in der Arztpraxis Auch wenn die Belastung in der Praxis noch so groß, das Budget noch so klein ist, alle niedergelassenen Ärzte in Deutschland werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, früher oder später ein QualitätsmanagementSystem zu installieren. Dieses zukünftige Szenario vor Augen, sind bereits etliche Buchautoren bzw. Verlage aktiv geworden und haben dementsprechend Wegweiser, Ratgeber und Arbeitshilfen auf den Markt gebracht. Zu den durchweg besseren Beispielen zählt dabei „Praktisches Qualitätsmanagement in der Arztpraxis“ von Dr. med. Matthias Frank, einem Allgemeinmediziner aus Karlsruhe. Der Autor gibt auf mehr als 240 Seiten einen gut verständlichen Überblick über die Problema- Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 ment in der Kinderheilkunde gilt – ergänzt von anderen inzwischen ins Leben gerufenen Beispielen. Dabei wird das Nachsorgemodell erläutert und wissenschaftlich unterfüttert. Großen Wert legen die Autoren auf die Systematik und die organisatorischen Besonderheiten des CaseManagements, das sie nicht mit „Disease-Management“ oder „Care-Management“ gleichgesetzt wissen wollen. Am interessantesten wird das Buch jedoch, wenn es um konkrete Krankheiten und die Nachsorge geht, also z. B. in den Kapiteln „CaseManagement bei Kindern mit Diabetes“ oder „CaseManagement in der pädiatrischen Onkologie/Hämatologie“. Leider fehlt das eine oder andere Fallbeispiel, aber das kann der weitergehenden Literatur vorbehalten bleiben. Porz, Friedrich; Horst Erhardt (Hrsg.): CaseManagement in der Kinder- und Jugendmedizin, Neue Wege in der Nachsorge, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2003, 19,95 Euro. tik, zahlreiche Hilfen für die Planung und Umsetzung eines Qualitätskonzepts, das sich an realen Verhältnissen im medizinischen Alltag orientiert. Im Buch werden daher auch die Schwierigkeiten deutlich, wenn sich ein Praxischef auf das Thema Qualitätsmanagement einlässt. Doch: Bange machen gilt nicht! Die Erarbeitung einer Homepage, um die Kommunikation mit dem Patienten zu modernisieren, oder die Einführung einer regelmäßigen Teambesprechung dürfen bereits als Einstieg in die QM angesehen werden. Qualitätshandbuch und die Norm DIN ISO 9001:2000 können später folgen. Frank, Matthias: Praktisches Qualitäts-management in der Arztpraxis. Arbeitshilfen und Checklisten, Schattauer Verlag, 24,95 Euro. KV intern: Tipps EDV-Tipp TV-guide 17.03 Uhr Betroffene und Experten diskutieren ein medizi- ZDF montags bis donnerstags ARD Sonnabend, 17.03 Uhr • Thrombosen - Gefahr im Gefäß • Schock im Rücken - Hexenschuss und Ischias28.06. N3 Dienstag, 01.07. 20.15 Uhr Dienstag, 08.07. 20.15 Uhr Dienstag, 15.07. 20.15 Uhr Dienstag, 22.07. 20.15 Uhr Dienstag, 29.07. 20.15 Uhr Praxis – das Gesundheitsmagazin nisches Thema. Filmeinspielungen aus Kliniken und Operationssälen erklären Zusammenhänge. „Gesundheit extra“ stellt Verfahren und Tendenzen in der medizinischen Praxis vor. Ratgeber: Gesundheit Visite schmerz • Pflanzliche Arzneimittel - Vorsicht: Nebenwirkung • Parkinson - Hilfe durch Muskeltraining • Mordspfunde - vom Risiko, zu dick zu sein • Sturzgefahr im Alter - Training für mehr Sicherheit • Lebensbedrohliche Herzschwäche - Künstliche Pumpe statt Transplantation? • Flugangst - Therapien gegen die Panikattacken • Lavendel - beruhigend und entspannend • Asiatische Medizin - Heilung aus dem Fernen Osten • Tennisarm - Wirksame Hilfe gegen Gelenkschmerzen • Die Gefahr lauert im Essen - Lebensmittel-Infektion • Kraft aus der Dose - Was bringt Zusatzkost für Freizeitsportler? • Ein riskantes Duo - Medikamente und Autofahren • Gefährlich schön - nur mit Checkliste zum Chirurgen • Klostermedizin - Traditionelle Heilpflanzen neu entdeckt • Brennen, Kribbeln, Nervenschmerzen - Polyneuropathie • Augenlicht in Gefahr: Grauer und grüner Star • Wein und Olivenöl - Mittelmeerkost gegen Herzinfarkt • Algen als Heilmittel • Eingeengter Nerv - was hilft gegen Schmerzen in der Hand? • Künstliches Hüftgelenk - neues Therapiekonzept • Akne - ein heilbares Problem • Hühneraugen - Tipps gegen ein lästiges Fußleiden • Sekundenschlaf am Steuer - neues Warnsystem • Problemgelenk Schulter • Kranke Bandscheibe: Sanfte Therapie • Kurzsichtig - Laser schärft den Blick • Bittere Heilkräuter - Wohltat für Magen und Darm • Wenn die Nieren versagen - Hoffnung auf Organspende • Senioren am Steuer - fit für den Straßenverkehr? • Schlüsselbeinbruch - schnelle Heilung durch Therapie • Rheuma - Neue Hilfen? • Volksleiden Sodbrennen • Altersflecken - die Haut zeigt Spuren der Zeit suche – biete Orthopädiepraxis, innovativ, umsatzstark, im Süden Berlins, sucht kurzfristig PartnerIn Diese Anzeige n sind kostenlo s für Gemeinschaftspraxis. KV-Sitz vorhanden - Einstieg variabel. Chiffre 42003 Hätten Sie’s gewusst? Kennzeichnung mit "N" bei dokumentiertem Aufenthalt im Vollkrankenhaus mit Nr. 9211 Hier darf es sich nur um solche Leistungen handeln, die im direkten Zusammenhang mit dem dokumentierten Krankenhausaufenthalt stehen. Diese Leistungen allein sollen dann nur innerhalb der sich nach der Entlassung direkt anschließenden 14 Tage mit einem "N" gekennzeichnet werden. Danach noch anfallende und auch im Zusammenhang stehende Leistungen gehören nicht dazu. Ernst Sievers, KVSH Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Gesundheitsrisiko Computerarbeitsplatz Eigentlich sollte eine Arztpraxis ein Vorbild in Punkto Ergonomie sein. Zu diesem Thema haben wir im letzten Heft beschrieben, welche Haltungsschäden Folge von nicht ergonomisch eingerichteten Arbeitsplätzen sein können. Heute fahren wir fort mit RSI Repetitive Strain Injuries (RSI) haben bereits das Ausmaß einer Epidemie angenommen jedenfalls sehen das so die Arbeitsmediziner. RSI entstehen durch mikroskopische Läsionen, hervorgerufen durch ständiges Tippen auf der Tastatur und Klicken mit der Maus. Gelenke, Sehnen und Muskeln sind betroffen, die durch schnelle und täglich tausendfach wiederholte Bewegungen geschädigt werden. Minimale Schädigungen überfordern in den nächtlichen Regenerationsphasen die körpereigenen Reparaturprozesse und führen zu Vernarbungen, die Schmerzen und Funktionsstörungen nach sich ziehen. Symptomverstärkend wirken falsche Sitzhaltung und unergonomische Arbeitsweise sowie falsche Ausweichbewegungen. Selbst Jugendliche, die stundenlang am Computer spielen, sind immer häufiger von RSI betroffen. Anfangs als Ziehen in Gelenken und Muskeln bemerkbar, können im Laufe des Berufslebens starke Schmerzen und Taubheitsgefühle, Sensitivitätsverluste in Fingern, bis zu Kraftverlusten und Missempfindungen dazukommen. Schmerzbehandlung bei unverminderter Weiterarbeit führt zur Chronifizierung der Symptome. Nicht selten liefern Händler zu Systemen für sehr viel Geld nur Billigtastaturen. Dabei ist die Tastatur das wichtigste Medium zur Dateneingabe. Herkömmliche Tastaturen sind eigentlich an allen Schreibplätzen deplatziert, an denen am Tag schnell viele Daten eingegeben werden. Hier sollten ergonomische Tastaturen eingesetzt werden, um Zwangshaltungen und Belastungen - wie verdrehte Handgelenke, mit der Folge von Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich - zu reduzieren und RSI vorzubeugen: Diese Tastaturen sind geteilt, damit Unterarm und Handgelenk eine gerade Linie bilden, in der Mitte erhöht, so dass die Hände natürlich gehalten werden können. Integrierte Handstützen dienen zur Ablage des Handballens. Behandlungsprogramme zur Beschwerdereduktion haben prophylaktischen Charakter, zielen auf Erkenntnis und Verhaltensänderungen der Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz. Jörg Garritzmann, Steinfurt 37 Termine/Vorschau KVSH Bad Segeberg, Bismarckallee 1-6 13. August 14. s. t. - 17.00 h Grüner Saal VG II, KVSH, Bad Segeberg 20. August 14. s. t. - 17.00 h Seminar für Arzthelferinnen „Telefontraining“ „Kuba I“ im Sitzungszentrum, KVSH, Bad Segeberg 20. August 16. s. t. - 19.00 h Sitzungssaal im VG II, KVSH, Bad Segeberg 27. August 14. s. t. - 17.00 h Holstenhallen, Neumünster Info: Mareike Ralf Tel. 04551- 883 332 Fax 04551 - 883 374 Seminar für Ärzte „Migräne: Auswirkungen auf die Lebensqualität“ Seminar für Arzthelferinnen „Die Arztabrechnung – Sie fragen, wir antworten“ Zu allen Veranstaltungen wird gesondert eingeladen! Aus den Kreisen Ärztegenossenschaft 27. August 15.00 - 19.00 h Die Gemeinschaftspraxis: Das Multitalent richtig nutzen!“ Best Western Hotel Prisma, Max-Johannsen-Brücke 1, Neumünster Info: Anja Pagels Tel. 04551 - 99 99 0 Fax 04551 - 99 99 19 Schleswig-Holstein 25. Oktober Info: Helga Pecnik Tel. 04551 8030 Mail: [email protected] Bad Segeberg „Leitlinien oder Leidlinien?“ 24. - 27. September 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie Hamburg 25. Oktober Urinzytologie Medizinische Hochschule, Lübeck Leitung Frau PD Fehrmann-Zumpe 01. November Männergesundheitstag Schleswig-Holstein Info: Dr. Axel Schroeder Tel. 04321 - 27 91 Fax 04321 - 27 92 Flensburg, Rendsburg, Neumünster, Itzehoe, Kiel, Lübeck Laienveranstaltungen zum Thema Prostata und Potenz 01. November 09.00 - 13.30 h 9. Schleswiger Schmerztagung Schmerz und Psyche – der (chronisch) Schmerzkranke 38 Thema im nächsten Heft: Gesundheitsreform Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 Vorschau Vorschau Casino - Fachklinik, Schleswig Info: Dr. Harald T. Ludius Tel. 04621 - 83 11 20 Fax 04621 - 83 48 74 mail: [email protected] Dr. Andreas Gremmelt Tel: 04621 - 8121341 Fax 04621 - 13 99 mail: [email protected] Telefon Impressum Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Bismarckallee 1 - 6 · 23795 Bad Segeberg · Hauptanschluss: 04551 / 883-0 · Fax: 04551 / 883-209 Vorsitzender Stellv. Vorsitzender Hauptgeschäftsführer Stellv. Hauptgeschäftsführer Abrechnung – Leiter Abrechnungs-Hotline Amb. Operieren/Arthroskopie (QS) Arznei-/Heilmittelbudget /Praxisbesond. Arznei-Beratung Arznei (Prüfung Ausschuss) Arznei (Prüfung Beschwerde) Arztregister Assistenz-Genehmigung Beratungskommission Drogensubstitution Betriebswirtschaftliche Beratung Chirotherapie (Genehmigung) Dialyse-Kommission/LDL; QS Diabetes-Kommission (QS) Diabetes-Vereinbarung /Genehmigungen EDV in der Arztpraxis ESWL Finanzbuchhaltung Formularausgabe Fortbildung f. Ärzte / Arzthelferinnen Heilmittel Herzschrittmacherkontrollen Honorar (Prüfung) Honorar (Vereinbarung) - Leiter Honorarverteilungsmaßstab Invasive Kardiologie Justitiar Kernspintomographie-Komm./Genehm. Koloskopie-Kommission Krankengeldzahlungen Kurarztvertrag Laborleistung (O III) Kommission Langzeit-EKG (Genehmigung) Mammographie Niederlassung / Zulassung Niederlassungsberatung NORDLICHT AKTUELL Öffentlichkeitsarbeit Onkologie-Kommission Otoakustische Emissionen Personalabteilung Pharmakotherapie-Beratung Phys-Med. Leistungen (Genehmig.) Plausibilitätsausschuss Praxisbesonderheiten Presse-Informationen Psychotherapie Qualitätssicherung – Leiter Qualitätszirkel Quamadi Radiologie-Kommission Rechtsabteilung – Leiter Rechtsabteilung Röntgen (Anträge) Röntgen Ärztl. Stelle Röntgen (Qualitätssicherung) Rückforderungen der Kostenträger Schlafapnoe Schmerztherapie Sonographie-Kommission Sozialpsychiatrie-Vereinbarung Sprechstundenbedarf/Arznei Struktur der Versorgung Teilzahlungen Umweltmedizin / Umweltausschuss Verordnungen (Arznei/Heilmittel) Verträge (Sonstige) Widersprüche (Rechtsabt.) Zulassung – Leiter Zytologie (Kommission) Dr. Klaus Bittmann Dr. Hans-H. Köhler Dr. Bodo Kosanke Dr. Ralph Ennenbach Peter Tietgen (Fax: -322) Aenne Villwock / Viktoria Miller Dr. Johannes Packenius Elsbeth Kampen / Dr. Marion Damarowsky Jörg Schröder (Fax: -390) Thomas Frohberg Katja Fiehn / Anja Reimer / Dorit Scheske Petra Fitzner / Brigitte Gottwald Astrid Patscha (Fax: -392) Marion Grosse Helga Hartz Marion Rampoldt Aenne Villwock Helga Hartz / Caroline Polonji Timo Rickers Marion Rampoldt Erich Neugebauer / Erhard Stadie Sylvia Warzecha Mareike Ralf Dr. Johannes Packenius Helga Hartz Dr. Ingrid Bindeballe (Fax: -390) Karl-Heinz Buthmann Ekkehard Becker / Karl-Heinz Buthmann Helga Hartz Klaus-Henning Sterzik Andrea Schless Melanie Krille Doris Eppel Evelyn Kreker Marion Rampoldt Helga Hartz Angelika Masuch Susanne Bach-Nagel / Bianca Hartz / Evelyn Kreker Manfred Diehl / Evelyn Kreker / Susanne Bach-Nagel Hildegard Laitenberger (Fax: -396) Robert Quentin (Fax: -396) Aenne Villwock Andrea Schless Monique Müller / Anke Tonn / Anke Siemers (Fax: -451) Elsbeth Kampen / Dr. Marion Damarowsky Helga Hartz Ulrike Moszeik Dr. Johannes Packenius (Fax: -390) Robert Quentin (Fax: -396) Melanie Krille Dietrich Bartz (Fax: -374) Regina Steffen / Kathrin Zander (Fax: -374) Kathrin Zander / Dietrich Bartz Dietrich Bartz / Monika Vogt / Anja Lange Klaus-Henning Sterzik Maria Behrenbeck / Dagmar Lüder / Tom-Christian Brümmer Monika Vogt Dietrich Bartz / Angelika Rott / Kerstin Weber / Kerstin Thedens Anja Lange Heinz Szardenings Marion Rampoldt Monika Vogt Christina Bernhardt / Susanne Paap Melanie Krille Heidi Dabelstein Ekkehard Becker (Fax: -488) Brunhild Böttcher / Dirk Ludwig Marion Rampoldt Dr. Johannes Packenius / Elsbeth Kampen Martin Maisch Gudrun Molitor Manfred Diehl (Fax: -276) Marion Rampoldt Nordlicht A K T U E L L 4 | 2003 217/486 217/486 218/355 218/355 267/388 388 369/445 305 352/351 342 304 254 384/255 340 343/383 453 444 369 453 / 280 286 444 241/237 250 332 305 453 306 208 229/208 453 230/251 459 321 220 346 444 453 458 378/303/346 255/346/378 356 381 369 453 275/295 352/351 453 336 305 381/356 321 266/262 292/382 382 / 266 266/366/360 230 251/265/474 366 266/386/393 360 323 444 366 485/228 321 353 331 231/233 444 305/352 244 439 255/358 444 NORDLICHT AKTUELL Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Herausgeber Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Dr. Klaus Bittmann (Vorsitzender, v.i.S.d.P.) Redaktion Robert Quentin (Leitung) Hildegard Laitenberger Jakob Wilder Redaktionsbeirat Dr. Hans-Herbert Köhler Dr. Bodo Kosanke Dr. Ralph Ennenbach Dr. Michael Drews Anschrift Bismarckallee 1–6 23795 Bad Segeberg Tel.: 04551 / 883-356 Fax: 04551 / 883-396 http//www.kvsh.de Email: [email protected] Grafik Layout Deluxe Felix Bittmann Deichstr. 29, c/o Kontor 11 20459 Hamburg Druck G+D Grafik + Druck Rendsburger Landstraße 181, 24113 Kiel Erscheinungsweise Die Zeitschrift erscheint elf mal im Jahr (Redaktionsschluss: zwei Wochen vor Erscheinungsdatum). Die Zeitschrift wird von allen Vertragsärzten und Psychotherapeuten aufgrund ihrer Mitgliedschaft zur Kassenärztlichen Vereinigung kostenfrei bezogen. Zuschriften bitte ausschließlich an die Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Leserbriefe geben nicht immer die Meinung des Herausgebers wieder; sie dienen dem freien Meinungsaustausch. Jede Einsendung behandelt die Redaktion sorgfältig. 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Ärztin, Tel.: 0461 / 516 01 Fax: 0461 / 58 11 12 mail: [email protected] Ostholstein Neumünster Steinburg Segeberg Lübeck Pinneberg Lübeck Kreisstelle: Parade 5, 23552 Lübeck, Tel.: 0451 / 722 40 Fax: 0451 / 706 31 79 Dr. Wolfgang Reiter, Chirurg, Tel.: 0451 / 772 78 Fax: 0451 / 706 878 mail: [email protected] Plön Stormarn Herzogtum Lauenburg Kreis Nordfriesland Ralf W. Büchner, Allgemeinarzt Tel.: 04668 / 211 Fax: 04668 / 212 mail: [email protected] Kreis Ostholstein Kreis Schleswig-Flensburg Bernd Thomas, Augenarzt Tel.: 04362 / 90 04 40 Fax: 04362 / 90 04 41 mail: [email protected] Dr. Hans-Joachim Commentz, prakt. Arzt, Tel.: 04308 / 18 21 61 Fax: 04308 / 18 21 62 mail: [email protected] Neumünster Kreis Pinneberg Kreis Segeberg Dr. Wolfhard Bindeballe, Internist, Tel.: 04321 / 450 50 Fax: 04321 / 412 30 mail: [email protected] Dr. Michael Renner, Radiologe, Tel.: 04121 / 48 29 29 Fax: 04121 / 48 29 29 mail: [email protected] Dr. Dieter Freese, Allgemeinarzt, Tel.: 04551 / 40 55 Fax: 04551 / 922 05 mail: [email protected] Kreis Dithmarschen Kreis Plön Kreis Steinburg Dr. Wolf-Günter Riesenkampff, Tel.: 04833 / 457 50 Fax: 04833 / 23 11 mail: [email protected] Dr. Hans-Joachim Wirtz, Chirurg, Tel.: 04342 / 71 97 97 Fax: 04342 / 71 97 99 mail: [email protected] Dr. August Palatsik, Allgemeinarzt Tel.: 04828 / 91 14 Fax: 04828 / 585 mail: [email protected] Kreis Herzogtum Lauenburg Kreis Rendsburg-Eckernförde Kreis Stormarn Dr. Monika Schliffke, Allgemeinärztin Tel.: 04541 / 35 85 Fax: 04541 / 843 91 mail: [email protected] Dr. Rüdiger von Forstner, Chirurg, Tel.: 04351 / 422 06 Fax: 04351 / 456 49 mail: [email protected] Dr. Ernst-Christian Krüger, HNO-Arzt, Tel.: 04102 / 534 74 Fax: 04102 / 549 67 mail: [email protected]